1. Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Ein Sortierungsversuch
Andreas Vohns
Institut für Didaktik der Mathematik
Alpen-Adria Universität Klagenfurt
GDM Jahrestagung, 11.03.2016
2. Tripelfugen sind dreistimmig aus drei gleichwertigen
Themen, vor allem linear entwickelt – eigenständig,
manchmal gegenläufig und doch ein Ganzes bildend.
Das bedeutet nicht nur Wohlklang = Harmonie,
sondern auch Irritation = Dissonanz.
Erst dadurch wird das Projekt spannend, fördert Neugier,
Aufmerksamkeit und Resonanz.
http://www.lohmart.eu/html/tripelfuge.html
5. Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 4
Falsche Dichotomien
(01.03.2015)
„Man muss nur noch wissen, wo es steht“ Statt Inhalten
vermitteln Schule und Hochschule nur noch Kompetenzen.
Wer Lesen und Texte verstehen kann, hat Hochschulreife.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
7. Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6
Rekurs: Klafki (1985)
Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch
1. „Formatio“ als Komplementarität von
Selbst-Formung des Menschen
An-Formung an die Gesellschaft
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
8. Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6
Rekurs: Klafki (1985)
Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch
1. „Formatio“ als Komplementarität von
Selbst-Formung des Menschen
An-Formung an die Gesellschaft
2. Inkongruente Hintergrundtheorien
Christentum (Vorbild Gott)
Aufklärung (Vertrauen in Ratio)
Idealismus (das Wahre, Gute und Schöne)
Humanismus (Menschwerdung des Menschen)
Klassizismus (Fetisch Antike)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
9. Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6
Rekurs: Klafki (1985)
Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch
1. „Formatio“ als Komplementarität von
Selbst-Formung des Menschen
An-Formung an die Gesellschaft
2. Inkongruente Hintergrundtheorien
Christentum (Vorbild Gott)
Aufklärung (Vertrauen in Ratio)
Idealismus (das Wahre, Gute und Schöne)
Humanismus (Menschwerdung des Menschen)
Klassizismus (Fetisch Antike)
3. Widerspruch Ideale vs. Realitäten (Schleiermacher, Pestalozzi)
Gleichheit als Voraussetzung und Ziel von Bildung
Radikaldemokratisch, egalitäre Programmatik (Pestalozzi)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
10. Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7
Exposition
Thema/These 1:
Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept nie
gegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstradition
gibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder die
konsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensu
originali zu behaupten.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
11. Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7
Exposition
Thema/These 1:
Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept nie
gegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstradition
gibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder die
konsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensu
originali zu behaupten.
Thema/These 2:
Es ist unredlich und gleichsam leer, das Ideal einer Bildung gegen
die Realisierung einer anderen Bildung ausspielen zu wollen.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
12. Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7
Exposition
Thema/These 1:
Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept nie
gegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstradition
gibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder die
konsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensu
originali zu behaupten.
Thema/These 2:
Es ist unredlich und gleichsam leer, das Ideal einer Bildung gegen
die Realisierung einer anderen Bildung ausspielen zu wollen.
Thema/These 3:
Gut gemeint ist nicht gut gemacht und konzeptionelle Überlegungen
können prinzipiell nicht von der Verantwortung für ihre faktischen
Realisierungen entbunden werden.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
13. 1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 8
Bildung von Individuum und Gesellschaft
Bildung ist die selbstreflexive Gestaltung
von Individuen und Kollektiven
in wechselseitiger Bezugnahme
Fischer (2012a)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
14. 1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 9
Fächerorientierte Allgemeinbildung:
Entscheidungskompetenz und Kommunikationsfähigkeit
Mathematik
Wozu Modellieren? Position 3: Fischer
Was soll man (im Prozess der Bildung) getan haben?
vs.
Was soll (als Ergebnis des Prozesses) über bleiben?
Expertenausbildung
Grundwissen
Begriffe, Konzepte,
Darstellungen
Expertenausbildung
Operatives
Wissen und Können
Generierung von Wissen,
Problemlösung, Beweise
Reflexion(swiss)en
Bedeutung/Grenzen von
Begriffen/Methoden
Allgemeinbildung
Fischer (2001, 2012b)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
15. 1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 10
Grundbildungsspektrum (= Kompetenzspektrum(?))
im Detail festlegbar offen
Grundwissen operatives Wissen und Können Reflexion
Wissen
Fertigkeiten
Kulturtechniken
Anwendung (kreative)
Problemlösung
Kritik
Bewertung
messbar
prüfbar
nicht
messbar
nicht
prüfbar
Fischer (2009, 2012a) bzw. Peschek (2009)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
16. 1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11
Bildung von Individuum und Gesellschaft
Bildung als Aushandlung von Bildung
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
17. 1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11
Bildung von Individuum und Gesellschaft
Bildung als Aushandlung von Bildung
Zentrale Vorgaben sind wichtig
Widerstand ist erwünscht
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
18. 1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11
Bildung von Individuum und Gesellschaft
Bildung als Aushandlung von Bildung
Zentrale Vorgaben sind wichtig
Widerstand ist erwünscht
mehr Verbindlichkeiten
mehr Freiraum
Fischer (2012a)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
20. 2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 12
Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP)
Baumert (2002)
Deutschland im internationalen Bildungsvergleich
Messner (2003)
PISA und Allgemeinbildung
Tenorth (2004)
Stichwort: „Grundbildung“ und „Basiskompetenzen“
Benner (2005)
Schulische Allgemeinbildung versus allgemeine
Menschenbildung?
Koch (2004)
Allgemeinbildung und Grundbildung, Identität oder
Alternative?
Ladenthin (2002)
Bildung als Aufgabe der Gesellschaft: Prinzpien der
Bildungsplanung nach PISA
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
21. 2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13
Schulische Allgemeinbildung versus allgemeine
Menschenbildung?
1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeiner
Menschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere auf
Grundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,
letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb und
jenseits der Schule ausgelegt wird.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
22. 2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13
Schulische Allgemeinbildung versus allgemeine
Menschenbildung?
1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeiner
Menschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere auf
Grundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,
letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb und
jenseits der Schule ausgelegt wird.
2. Es gibt durchaus die Gefahr einer Beschädigung allgemeiner
Menschenbildung durch Schulbildung.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
23. 2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13
Schulische Allgemeinbildung versus allgemeine
Menschenbildung?
1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeiner
Menschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere auf
Grundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,
letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb und
jenseits der Schule ausgelegt wird.
2. Es gibt durchaus die Gefahr einer Beschädigung allgemeiner
Menschenbildung durch Schulbildung.
3. Umgekehrt: Auch grundlegende Schulbildung kann durch
Konzepte allgemeiner Menschenbildung beschädigt werden.
Dies ist immer dann der Fall, wenn [. . . ] es zu einer
Überdehnung der Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen
schulischer Bildung kommt.
Benner (2005)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
25. 3. Variation Mathematical Literacies (WIP) GDM Jahrestagung 2016 14
Mathematical Literacies (WIP)
Mathematical literacy by
progressive
mathematization and
theorizing mathematics
teaching modelling and
applications
using mathematics as a
means for social critique
using ethnomathematics
as cultural critique
analyzing and evaluating
the social use of
mathematics
Gellert, Jablonka, Keitel (2001)
Mathematical literacy for
developing human capital
cultural identity
social change
environmental awareness
evaluating mathematics
Jablonka (2003)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen