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1. September 1939
Kriegsausbruch und Räumung der „Roten Zone“
Lisdorfer ein Jahr fern der Heimat
Erinnerungen
Treck der Lisdorfer Bauern in die Evakuierung nach Thüringen vor 80 Jahren
1. September 1939
Kriegsausbruch und Räumung der „Roten Zone“
Lisdorfer ein Jahr fern der Heimat
Erinnerungen
Treck der Lisdorfer Bauern in die Evakuierung nach Thüringen vor 80 Jahren
Nr. 28 Oktober 2019 Preis 3,00 Euro
Impressum: Herausgeber: Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V.
	 Am Ginsterberg 13, 66740 Saarlouis−Lisdorf, Tel.: 06831/ 4 16 94, Fax: 06831/ 12 87 53
Redaktion: Heiner Groß (verantwortlich), G. Groß, Agnes Groß, Gabi Feld, Marie-Luise Groß, Manfred Nebelung,		
Fotos: Harald Weiler, Archiv VHL, privat
www.heimatkunde.lisdorf.de
Druck: Krüger Druck + Verlag, Handwerkerstraße 8-10, 66663 Merzig
Bankverbindungen:Kreissparkasse Saarlouis IBAN: DE26 5935 0110 0074 3008 80
		 Vereinigte Volksbank e.G. Saarlouis-Sulzbach/Saar IBAN: DE21 5909 2000 6721 7502 03
Bezugspreis: 3 Euro je Heft, Vereinsmitglieder erhalten es kostenlos
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt der Redaktion, wieder.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers			
Verehrte Leserinnen und Leser,
liebe Heimatfreunde!
Dieses Heft Nr. 28 befasst sich schwerpunktmäßig mit einem historischen
Ereignis, das nun genau 80 Jahre zurückliegt und für unseren Ort sowie unsere
nähere und weitere Heimat tiefgreifende Veränderungen brachte. Durch den
deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 wurde im Osten der 2.
Weltkrieg ausgelöst. Aufgrund des Beistandspaktes von Frankreich und
England mit Polen musste auch im Westen unseres Vaterlandes mit Krieg
gerechnet werden. Die Nazis hatten den Westfeldzug bereits einige Jahre zuvor vorbereitet. Zum
einen durch den Bau des Westwalls ab 1937/38, zum anderen durch die Ausweisung eines etwa 10
km breiten Streifens entlang der deutschen Westgrenze von der Schweiz bis nach Holland, der als
„Rote Zone“ bezeichnet wurde und im Kriegsfall als Aufmarschgebiet für die deutschen Truppen
geräumt werden sollte. Lisdorf lag innerhalb dieser „Roten Zone“. Am 29. August 1939 kam der
Befehl zur Räumung dieser Zone. Für die Bevölkerung von Lisdorf und die Nachbargemeinden
war Thüringen als Bergungs- bzw. Evakuierungsgebiet vorgesehen. Unser Ort Lisdorf musste
bis zum 1. Sept. 1939 abends geräumt sein. Alte, Kranke, Mütter mit kleinen Kindern und
Frauen, deren Ehemänner bereits zum Kriegsdienst eingezogen waren, wurden zuerst mit
der Eisenbahn, mit Bussen und LKWs weggebracht. Bauern und Nebenerwerbslandwirte, die
über ein Pferdefuhrwerk oder ein Kuhgespann verfügten, wurden verpflichtet, damit in die
Evakuierung zu ziehen. In Lisdorf bildete sich eine Kolonne von mehr als 120 Pferdefuhrwerken,
deren wochenlanger Treck nach Thüringen im Einzelnen in diesem Heft beschrieben ist. Die
Stadtverwaltung wurde nach Halberstadt im heutigen Sachsen-Anhalt evakuiert. Lisdorf gehörte
bekanntlich seit der Eingemeindung am 1.4.1936 zur Stadt mit dem neuen Namen „Saarlautern“.
Das fluchtartige Verlassen der Heimat auf unbestimmte Zeit, die dann fast 1 Jahr andauerte,
war für alle eine schlimme Erfahrung. Heute nach 80 Jahren leben nur noch wenige der damals
Evakuierten. Die meisten davon, zu denen auch ich als jetzt 81-jähriger gehöre, waren damals
noch zu jung, um die Geschehnisse bewusst zu erleben.
Vor 20 Jahren, als wir im November 1999 das erste Lisdorfer Heimatblatt herausbrachten, war das
noch anders. Viele der damals 65- bis 80-jährigen erinnerten sich noch sehr gut an die Evakuierung.
Bei den vielen Treffen unseres 1997 gegründeten Heimatkundevereins waren die Nazizeit, der
Kriegsausbruch 1939, die Evakuierung, der Kriegsverlauf bis zur vernichtenden Niederlage, die
Flucht in den Stollen Rosenthal kurz vor Kriegsende die beherrschenden Gesprächsthemen. Im
ersten Heimatblatt 1999 wurden deshalb auch mehrere Beiträge zur Evakuierung veröffentlicht,
die wir nun zum 80. Jahrestag in das vorliegende Heft übernommen haben.
Weitere Beiträge befassen sich mit Nordhausen und seinem Dom zum Hl. Kreuz, in dem während
der Evakuierungszeit einige Lisdorfer getauft, zu Ersten Hl. Kommunion gingen, gefirmt und
auch getraut wurden. Auch das von uns 2001 herausgegebene sog. Stollenbuch und das von
Agnes Groß 2018 verfasste Kriegstotenbuch befassen sich mit dem verheerenden 2. Weltkrieg.
Diese Ausgabe enthält wieder einen Mundartbeitrag unserer Expertin Marianne Faust und einen
Bildbericht von Harald Weiler über das 16. Lisdorfer Open-Air-Konzert, das wiederum fast 1500
Besucher anlockte, sowie Familienkunde aus unserem großen Verein. Die Jubiläen und größeren
Feste mehrerer befreundeter Lisdorfer Vereine, die von Harald Weiler auf vielen schönen Fotos
festgehalten wurden, werden in der nächsten Ausgabe des Heimatblattes erscheinen.
Ich wünsche viel Freude bei der Lektüre und Ansicht der Fotos.
										 Ihr/Euer Heiner Groß
Inhaltsverzeichnis
Vorwort													3
Abdruck aus Heimatblatt Nr. 1 /November 1999 VOR 60 JAHREN – Lisdorfer verlassen ihre Heimat	 4
Erinnerung an die Evakuierung 1939										6
Abdruck aus „Geschichte der Kreisstadt Saarlouis Band V Lisdorf – Von der Steinzeit bis zur Gegenwart (1996)“ 8
Nordhausen/Thüringen und sein Dom zum Heiligen Kreuz					 12
Herzlich willkommen! 14
Beiträge zur Lisdorfer Mundart 15
Historische Hochzeitsbilder aus dem Archiv des Heimatkundevereins 18
Abdruck aus Heimatblatt Nr. 4 /Dezember 2001 S.6-12 Auf den Spuren der Evakuierten 1939/40	 20
In eigener Sache 27
16. Lisdorfer Open-Air-Konzert am 21. Juni 2019 28
Fußballverein SV 1929 Lisdorf feierte 90 jähriges Jubiläum 30
Wir gratulieren und berichten mit Wort und Bild 31
Heimatkundeverein Lisdorf gratuliert seinen Jungvermählten 32
VHL-Vorständler feierten ihre Ehejubiläen 33
Nachruf 34
Zwei Bücher des Heimatkundevereins Lisdorf,die in jedes Lisdorfer Haus gehören! 35
Einzigartig in Stadt, Kreis, Land und Bund! 35
Beitrittserklärung zum Verein für Heimatkunde Lisdorf e. V.
Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum Verein für Heimatkunde Lisdorf e. V. und verpflichte
mich zur Zahlung des Mitgliedsbeitrages von .............€ (Mindestbeitrag je Monat bei Einzel- 2,-€
und 3,- € bei Familienmitgliedschaft)
Vor- und Zuname:............................................................................................ Geb. Datum:.......................
Anschrift:.........................................................................................................................................................
Datum............................................Unterschrift:...........................................................................................
Bei Familienmitgliedschaft erklären folgende weitere Personen ihren Beitritt:
Name................................................geb.:......................N a m e:.............................................geb.:.............
Name................................................geb.:......................N a m e:.............................................geb.:.............
Ich/ Wir ermächtigen den Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. jährlich den Beitrag mittels SE-
PA-Lastschrift bis auf Widerruf von meinem/ unserem nachstehend genannten Konto einzuziehen
Bank........................................................................IBAN:..........................................BIC:........................
Datum.....................................................................Unterschrift....................................................................
2 3
Wolfgang Mang
Vor sechzig Jahren, im Herbst 1939, war Lisdorf
fast leer von seinen Bewohnern. Nur Soldaten
waren im Dorf zu sehen. Deutschland befand
sich im Zweiten Weltkrieg. Hinter der Saar lag,
mehrere Kilometer tief gestaffelt, der Westwall,
etwa 15 bis 20 Kilometer weiter westwärts Frank-
reichs Ostwall, die Maginotlinie. Die meisten
Bewohner Lisdorfs befanden sich weit weg „im
Reich“. Sie waren dorthin evakuiert worden. Be-
reits im Mai 1939 waren anlässlich einer West-
wall–Inspektion des Saar–Abschnitts durch
Adolf Hitler diesem Evakuierungspläne vorge-
legt worden. Diese sahen vor, im Kriegsfalle aus
einer bis 10 Kilometer hinter die Grenze reichen-
den „Roten Zone“ die gesamte Bevölkerung vo-
rübergehend zu entfernen. Um das unschöne
Wort „Flucht“ zu vermeiden, nannte man diese
Aktion „Evakuierung“. Als nun im Sommer 1939
wegen Hitlers Forderungen an Polen und Eng-
lands Beistandsgarantie Polen gegenüber erneut
Kriegsgefahr bestand, hofften die Menschen an
der Saar, dass alles, wie schon im Vorjahr an-
lässlich der Sudetenkrise, sich in Wohlgefallen
auflösen würde. Vor allem hoffte man, dass sich
Frankreich in seiner „Mourir à Danzig“ (Sterben
für Danzig) Stimmung nicht von England in ei-
nen Krieg hineinziehen lassen würde. Aber am
25. August wurden Wehrmachtseinheiten Rich-
tung Westwall in Marsch gesetzt. In der darauf-
folgenden Nacht erfolgte die Einberufung der
Wehrpflichtigen. Am 27. August wurden dann
sogenannte „Bewirtschaftungskarten“ auf Le-
bensmittel, Bekleidung und Gebrauchsgüter aus-
gegeben. Nun dämmerte es auch den Letzten,
dass es doch Krieg geben würde, und die Ersten
machten sich auf den Weg zu Verwandten „im
Reich“. Am 29. August begann dann die Evaku-
ierung der Insassen der Krankenhäuser. Bald da-
rauf folgten Alte, Gebrechliche und Mütter mit
Kleinkindern. Sie wurden zunächst noch mit
Bussen und Lastwagen zu den Sammellagern im
Hinterland gebracht. Als am 1. September deut-
sche Truppen Polen angriffen, wurde der Rest
der Bevölkerung evakuiert. Das ging schubwei-
se vonstatten. Zuerst kamen die Dörfer an der
Grenze, Ihn, Leidingen, Rammelfangen u.s.w.
an die Reihe. Dann folgten Berus, Bisten, Düren,
dann Felsberg, Überherrn, Neuforweiler, schließ-
lich Lisdorf. Das geschah alles noch am 1.Sep-
tember. Die Dörfer am linken Saarufer wurden
einen Tag später evakuiert und am
3. September war die gesamte „Rote
Zone“ verlassen. In Lisdorf hatten be-
reits am Morgen die Ersten das Dorf
verlassen. Zum Teil waren die Leu-
te von der Polizei geweckt worden.
Gegen Mittag setzte sich der Haupt-
teil der Bewohner in Marsch. Am spä-
ten Nachmittag folgten die Letzten
– meist mit Ziehwägelchen.
Sehr viele Lisdorfer verließen aber
mit Pferdefuhrwerken das Dorf. Etwa
ein Drittel der Dorfbevölkerung wa-
ren Bauern und sie nahmen auf ih-
ren Fuhrwerken zum Teil Verwandete
und Bekannte mit.¹) Ansonsten wurde
ein großer Teil der Lisdorfer mit Om-
nibussen und Lastwagen transportiert. Es gab in
Lisdorf nämlich drei oder vier Lastwagen von
Gemüsehändlern. Sie fuhren mehrmals am Tag
zu den Sammellagern im Hinterland. Hier – im
Raum Lebach / Tholey – waren die Flüchtlinge
teils in mit Stroh ausgelegten Schul- und Gast-
haussälen untergebracht. Einige haben auch im
Freien kampiert, wo sie am 3. September von
einem schweren Gewitter überrascht wurden.
Erst am 3. und 4. September wurden die Lis-
dorfer dann zu den Bahnhöfen gebracht. Doch
von einer komfortablen Reise konnte keine Rede
sein. Obwohl jeder nur 15 kg Marschausrüstung
mitnehmen durfte – Marschverpflegung, Ess-
besteck und Essgeschirr, Decken, Leibwäsche,
Wetterschutz, Wasch- Putz- und Nähzeug, Ta-
schenlampe und nicht zuvergessen, die Gas-
maske – waren die Eisenbahnabteile völlig
überbelegt. Viele Leute landeten auch in Vieh-
und Güterwaggons, die aber dann wenigstens
mit Stroh ausgelegt waren. Es ging auch nicht so
zügig voran, da die Militärtransporte von und
nach der Front Vorrang hatten. Wohin es genau
ging, wusste niemand.
Währenddessen zogen die Lisdorfer Bauern in
einem schier endlos scheinenden Wagentreck in
einer fast dreiwöchigen Reise in den Kreis Nord-
hausen in Thüringen.
Dorthin und nach Sachsen-Anhalt waren die Be-
wohner der „Roten Zone“ im Kreis Saarlouis
(damals Saarlautem) im wesentlichen evaku-
iert worden. Das gesamte „Bergungsgebiet“
erstreckte sich etwa von Hannover bis in die
Oberpfalz und von Hessen bis zur Elbe. Als zent-
raler Punkt galt Kassel. Dort befand sich auch ein
Suchdienst. Denn durch die vorzeitige Evakuie-
rung der Kranken, Alten und jungen Mütter wa-
ren viele Familien auseinandergerissen worden.
Auch sonst suchte die NSDAP den Evakuier-
ten den Aufenthalt in der Fremde so angenehm
wie möglich zu machen. So wurden Stammti-
sche organisiert und es gab Betreuungsstellen.
Nicht immer nämlich war das Verhältnis der
Flüchtlinge zur eingesessenen Bevölkerung sehr
gut. Aufenthaltsorte der Evakuierten waren im
allgemeinen kleine Dörfer, wo sie dann bei Fa-
milien zwangseingewiesen worden waren. Das
musste, zumindest in der ersten Zeit, zu Rei-
bereien führen. Da gab es Mietwucher, und oft
mussten sich die Menschen, die wegen des Krie-
ges mit Frankreich ihre Heimat hatten verlassen
Abdruck aus Heimatblatt Nr. 1 /November 1999
VOR 60 JAHREN – Lisdorfer verlassen ihre Heimat
müssen, als „Saarfranzosen“ beschimpfen
lassen. Der ganze Winter ging so im frem-
den Land dahin und auch das Frühjahr.
Dann streckte Frankreich am 22. Juni 1940
die Waffen, und nun hiess es allerorten:
„Nix wie hemm!“. So schnell ging es aber
dann doch nicht. Wer vorzeitig heimkehr-
te wurde zurückgeschickt, verlor gar einen
Entschädigungsanspruch für während der
Evakuierungszeit entstandene Sachschä-
den. Das hatte auch seinen Grund. Die Dör-
fer lagen immerhin 10 Monate zwischen
den Fronten. In Lisdorf hatte es zwar keine
Bodenkämpfe gegeben, doch es befanden
sich militärische Anlagen im Dorf, und Lis-
dorf hatte täglich Artilleriefeuer erhalten. Folg-
lich mussten die Kriegsschäden ausgebessert
werden. Vor allem musste Wasser– und Strom-
versorgung wiederhergestellt werden. Sollten
die Einheimischen nicht schnell genug allein mit
diesen Arbeiten fertig werden, wurden, damit
es schneller ging, extra Installateure aus „dem
Reich“ engagiert. So waren denn Handwerker,
darunter auch Bäcker und Metzger, und Behör-
den die ersten, die zurückkehren durften. Im
Laufe des Monats August trafen dann die übri-
gen Bewohner ein. Am Saarlauterner Bahnhof
wurden sie mit Fahnen, Girlanden, Blumen-
schmuck und Musikkapellen empfangen. In Lis-
dorf angekommen konnten sie dann feststellen,
dass sich die Kriegsschäden im Rahmen gehalten
hatten. Das Inventar war meist noch in gutem
Zustand, denn während der Abwesenheit hatte
die Polizei Plündern streng bekämpft. Plünde-
rer waren laut Befehl auf der Stelle zu erschies-
sen. Als am 15. September 1940 der Unterricht in
der Schule begann, war das ein Zeichen dafür,
das alles wieder seine Ordnung hatte. Niemand
aber hat damals geahnt, das sich alles unter er-
heblich chaotischeren Umständen in nur vier Jah-
ren wiederholen sollte. Doch das ist eine andere
Geschichte.
¹) Der abenteuerliche Treck der Lisdorfer Land-
wirte mit Pferdefuhrwerken nach Thüringen
ist von Arnt Finkenberg in seinem Lisdorfer
Geschichtsbuch (S.233–S.238) aufgrund von
Beiträgen von Paul Morguet nach Tagebuchauf-
zeichnungen des später gefallenen Richard Ecker
und von Rosa Klein–Rullang ausführlich behan-
delt.
4 5
Rudolf Lonsdorfer
Die Rückführung der
Lisdorfer Landwirte
ist im Heimatbuch von
Lisdorf (Band V der
Geschichte der Kreis-
stadt Saarlouis aus-
führlich beschrieben).
Meine Erlebnisse be-
ginnen mit dem Tag der
Ankunft in Nordhau-
sen/Nord-Thüringen. Am Morgen des 20.09.1939
wurden unsere Pferde nebst drei Planwagen aus
dem Zug entladen. Wir wurden mit den Wagen
in Richtung Großwerther geschickt, begleitet
von einem ortskundigen Helfer. Der erste Wa-
gen war der der Familie Johann Schmitt–Weiler,
sie kamen auf das Rittergut in Kleinwerther. Der
zweite Wagen war der unsrige, der der Familie
Josef Lonsdorfer–Kreutzer. Meine Eltern, mei-
ne Schwester Rosa, mein Bruder Josef (1944 in
Rußland gefallen) und ich, damals 11 Jahre alt,
mußten noch vier Kilometer weiter zum Ritter-
gut in Großwerther. Der dritte Wagen der Fa-
milie Josef Lonsdorfer–Lonsdorfer fuhr ca. 10
Kilometer weiter nach Wollersleben. Auf dem
Rittergut in Großwerther wurden wir von den
Einheimischen sehr freundlich begrüßt und auf-
genommen. Zuerst wurden die Pferde versorgt,
dann wurde meiner Familie eine Wohnung mit
drei Zimmern zugewiesen. Nach einigen Ruhe-
tagen für Mensch und Tier wurden mein Vater,
Bruder und Schwester gegen Entgelt auf dem
Rittergut beschäftigt; ich ging zur Schule, mei-
ne Mutter besorgte den Haushalt und half mit
in der Gutsküche.
Das Rittergut gehörte damals der Firma Frank
& Kathreiner (»Kathreiner Kaffee«), war ca. 2500
Morgen groß und beschäftigte ungefähr 60 Men-
schen. Verwaltet wurde das Gut von einem Ad-
ministrator namens Hermann Ebert, zusätzlich
von einem Hof– und einem Feldverwalter. Der
Maschinenpark umfasste 3 Traktoren und eine
Raupe (Kettenfahrzeug). Der Viehbestand belief
sich auf ca. 30 Arbeitspferde, 10 Reit– und Kut-
schenpferde, 200 Milchkühe, 200 Schweine und
zwei große Schafherden. Angebaut wurden Ge-
treide, Zuckerrüben und Kartoffeln. Mein Vater
führte in der Großgärtnerei gravierende Ände-
rungen im Gemüseanbau ein, was auf dem Rit-
tergut zu einem florierenden Gemüseverkauf
führte. Langsam kam alles in seine geregelte Bah-
nen, natürlich war das Heimweh sehr groß. Um
unser Heimweh zu lindern, fuhren wir in unse-
rer Freizeit mit Fahrrädern zu unseren Verwand-
ten und Freunden, die in der näheren Umgebung
evakuiert waren. Einmal wöchentlich trafen wir
uns alle bei Peter Morguet in Nordhausen, der
dort die Gaststätte »Zum Mohr« gepachtet hatte.
In diesem Gasthaus hatte der »Emmes Pitt«, ein
Lisdorfer Hobbymaler, Lisdorfer Heimatmotive
an eine Wand gemalt mit der Beschriftung: »Am
grünen Saum der Saar«. Sonntags fuhren wir
mit zwei oder drei Kutschen in den Dom nach
Nordhausen, um dort die Hl. Messe zu feiern.
Ich selbst wurde in diesem Dom gefirmt, mein
Firmpate war Nikolaus Weiler–Luxenburger.
Große Sorgen machten wir uns um unsere Fami-
lienmitglieder, die sich nicht in Thüringen befan-
den. So meine Schwester Greta, die in Lothringen
verheiratet war, ihr Ehemann war im Krieg; sie
war mit ihrer einjährigen Tochter Jaqueline in
Cognac in Frankreich evakuiert. Ferner hielt sich
meine Schwester Bertchen mit ihrer Tochter Mar-
lene in Dittfurt auf, ihr Ehemann Peter Stein er-
füllte seine Soldatenpflicht. Mitte Oktober 1939
fuhr meine Schwester Rosa in die Heimat zu
ihrem Verlobten Alois Stutz, der als Soldat in
Piesbach stationiert war (Reg. Nr. 70 und 125).
Beide wurden am 9.November 1939 in Nalbach
»kriegsgetraut«, die kirchliche Trauung fand in
der Katholischen Pfarrkirche in Piesbach statt.
Die vierte Schwester, Maria, verheiratet in Wad-
gassen, war mit ihren vier Kindern in der Nähe
von Berlin evakuiert. Ihr Ehemann Philipp Kie-
fer war ebenfalls Soldat. An Weihnachten 1939
wurden alle Mitarbeiter des Rittergutes mit ih-
ren Familien im Herrenhaus beschenkt, verbun-
den mit einer schönen Weihnachtsfeier. Unter
einem großen Weihnachtsbaum wurde gebetet
und gesungen, anschließend gab es für alle ein
Festessen. Dann fuhren wir gegen 20 Uhr mit den
links unser Wohnhaus - rechts der Kornspeicher und Stal-
lungen
Kutschen durch den hohen
Schnee – der Winter 1939/40
war sehr kalt – nach Nordhau-
sen zur Christmette. Langsam
nahte das Frühjahr heran, alles
drehte sich nur noch um die
Heimkehr in unsere geliebte
Heimat. Endlich, im Sommer
1940, durften wir alle wieder
nach Hause. »Nix wie hemm«
stand an den Bahnsteigen und
an den Zügen, die uns zurück-
gebracht haben.
Nach der Wiedervereinigung
1989 fuhren meine Nachbarn,
Paul und Lena Morguet, mei-
ne verstorbene Frau Regina
und ich nach Pützlingen, Elende, Ilsenburg und
Groß–Werther. Überall wurden wir freundlich
aufgenommen. Das Rittergut Groß-Werther war
in einem desolaten Zustand. Das Herrenhaus
wurde 1946 von den Russen gesprengt. Die herz-
lichen Kontakte zwischen Lisdorf und der Fa-
milie Hanna und Erich Müller in Groß–Werther
bestehen bis zum heutigen Tag, auch schon über
die nächste Generation hinaus.
Erinnerung an die Evakuierung 1939
Auf der Hinfahrt, 05.09.1939, Zwischenstation in der Schule von Züsch/ Hunsück
von rechts nach links: Leonie Franz, Albert Schmitt, Erna Klein, Erika Lonsdorfer, Alma Rullang, Anni Adam, Ot-
tilia Lonsdorfer, Rudolf Lonsdorfer, Marianne Lonsdorfer, Erich Lonsdorfer
6 7
Der II. Weltkrieg in Lisdorf (1939 - 1945)
Die Evakuierung 1939
Für die Lisdorfer Bevölkerung war die Entfes-
selung des II. Weltkrieges durch den Einfall
Deutscher Truppen in Polen am 1. September
1939 ein einschneidendes Ereignis. Die gesamte
Stadt Saarlautern lag in der sogenannten „Roten
Zone“, einem Streifen zwischen der deutsch-fran-
zösischen Grenze und der Hauptkampflinie des
Westwalls. Dieser Geländestreifen zog sich von
der Schweizer Grenze bis hinein in die Südeifel.
Im Kriegsfall hatte die Wehrmacht alle in diesem
Geländestreifen liegenden Dörfer und Städte zur
Räumung vorgesehen. Die von der Wehrmacht
im Zusammenspiel mit der Kreisleitung durch-
geführte Evakuierungsaktion funktionierte rei-
bungslos.
Die Weiterleitung der Evakuierten war jedoch
trotz detaillierter Planungen mit großen Schwie-
rigkeiten verbunden. Insgesamt mussten aus der
„Roten Zone“ rund eine Million Menschen um-
quartiert und in den „Bergungsgebieten“ un-
tergebracht werden.1
Bei den Transporten mit
Zügen, Autos und Pferdekarren, kam es zu Ver-
sorgungsproblemen und langen Wartezeiten in-
folge von Transportproblemen oder Unfällen.
Am 1. September 1939 begann auch in Lisdorf
die Evakuierung, die im Amtsdeutsch jener Tage
als „Rückführung“ bezeichnet wurde. Die aben-
teuerliche zwanzig tägige Reise mit Pferd und
Wagen von Lisdorf nach Nordhausen und Blei-
cherode in Thüringen wird im folgenden im Ta-
gesbuchstil geschildert.
Die Aufzeichnungen wurden von Paul Morguet
aus Lisdorf zusammengestellt und entstammen
einem Tagebuch von Richard Ecker, der bei der
1) Als Bergungsgebiete waren für die „Rückgeführten“
folgende Gaue vorgesehen: Bayerische Ostmark, Franken,
Halle-Merseburg, Kurhessen, Magdeburg-Anhalt, Main-
franken, Ost-Hannover, Schwaben, Südhannover-Braun-
schweig, Thüringen, Weser-Ems, Westfalen-Nord, Würt-
tenberg-Hohenzollem, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau,
Salzburg, Steiermark, Tirol-Vorarlberg und Wien.
Vgl. dazu: HERRMANN Hans-Walter: Die Freimachung
der Roten Zone 1939/40, S. 65.	
Evakuierung dabei war und später im Krieg ge-
fallen ist:
Rückführung der Lisdorfer Bauern 1939 - 1940
Von Lisdorf nach Nordhausen und Bleicherode/
Thüringen - mit Pferd und Wagen 20 Tage auf
der Landstraße
1939
Heute, am 1.September, Kriegsbeginn; Einmarsch
der Deutschen in Polen. Dadurch wurde entlang der
Grenze zu Frankreich unsere Heimat von der Bevöl-
kerung geräumt, da die Heimat Aufmarschgebiet der
Wehrmacht würde.
01. September Freitag
In der Kleinstraße stellten sich die Lisdorfer mit 120
Pferdegespannen auf: Zum Kolonnenführer war Jo-
hann Seidel von der Provinzialstraße ernannt. Um
12.00 Uhr wurde dann das Dorf verlassen. Es ging
über Ensdorf; Hülzweiler nach Saarwellingen. An-
kunft 16.00 Uhr am Ausgang von Saarwellingen; es
wurde im Freien übernachtet.
02. September, Samstag
6.00 Uhr Weiterfahrt über Nalbach, Körprich,
Schmelz nach Nunkirchen. Ankunft 2.30 Uhr; Über-
nachtung auf den Wagen und in Scheunen.
03. September,Sonntag
Abfahrt Nunkirchen 8.00 Uhr nach Wadern; Ankunft
10.30 Uhr auf einer Wiese am Bach. Am Nachmittag
ein schweres Gewitter 17.00 Uhr Abfahrt von Wa-
dern nach Wadrill und Reidelsbacherhof: Ankunft
20.00 Uhr
04. September, Montag
7.00 Uhr Abfahrt Reidelsbacherhof nach Kell; Ankunft
10.30 Uhr; Übernachtungauf dem Sportplatz
05. September, Dienstag
6.00 Uhr Abfahrt Kell über Reinsfeld. Hermeskeil
nach Züsch: Ankunft 12.00 Uhr. Übernachtet wurde
in der Schule und in der Kirche auf Stroh.
06. September, Mittwoch
Abfahrt 15.00 Uhr von Züsch über Mühl, Hüttgeswa-
sen, Allenbach nach Senzweiler; Ankunft 20.30 Uhr.
07. September, Donnerstag
Abfahrt 9.30 Uhr von Senzweiler über Schäure, Hot-
tenbach, Sulzbach nach Raunen; Ankunft 13.00 Uhr.
08. September, Freitag
8.00 Uhr Abfahrt von Raunen über Wöppersroth
nach Gemünden; 11.00 Uhr Ruhepause. 14.00 Uhr
Weiterfahrt über Holzbach nach Simmern; Ankunft
17.00 Uhr auf dem Sportplatz. Dechant Spengler be-
suchte uns.
09. September, Samstag
Abfahrt 8.00 Uhr von Simmern über Steinfeld nach
Kisselbach; Ankunft 11.00 Uhr, Ruhepause. Weiter-
fahrt 14.00 Uhr von Kisselbach nach Perschelt; An-
kunft 17.00 Uhr.
10. September, Sonntag
Abfahrt 13.00 Uhr von Perschelt über Wiebelsheim,
Polzdorf nach Halsenbach; Ankunft 19.00 Uhr.
11. September, Montag
Ruhetag
12. September, Dienstag
Ruhetag
13. September, Mittwoch
Abfahrt 4.30 Uhr von Halsenbach nach St. Goar; 7.30
Uhr Rheinübergang über eine Pionierbrücke nach St.
Goarshausen bis Bogel; Ankunft 11.00 Uhr: Über-
nachtung im Arbeitsdienstlager.
14. September, Donnerstag
Ruhetag in Bogel
15. September, Freitag
Abfahrt 8.00 Uhr von Bogel über Natstätten nach
Rettert; 11.00 Uhr Ankunft; Pause bis 14.00 Uhr;
Weiterfahrt von Rettert über Katzenellenbogen nach
Hahnstätten.
16. September, Samstag
Abfahrt 8.00 Uhr Hahnstätten über Kirberg nach Er-
bach; Ankunft 11.00 Uhr; Pause bis 14.00 Uhr, Wei-
terfahrt von Erbach nach Rod.
17. September, Sonntag
Abfahrt 8.00 Uhr von Rod über Neuweil, Hundstal
nach Anspach; Ankunft 12.00 Uhr, Pause bis 14.00
Uhr; Weiterfahrt über Werheim nach Rodheim v.d.H.;
Ankunft 17.00 Uhr.
18. September, Montag
Abfahrt 9.00 Uhr von Rodheim nach Halberstadt; An-
kunft 11.30 Uhr, Pause bis 14.00 Uhr; Weiterfahrt
nach Altenstadt; Ankunft 17.00 Uhr.
19. September, Dienstag
In Altenstadt Verladung der 120 Planwagen mit Pfer-
den und Leuten auf 2 Güterzüge;
I. Zug: Abfahrt 15.00 Uhr über Fulda-Bebra-Eschwe-
ge nach Nordhausen im Südharz; Ankunft 24.00 Uhr.
2. Zug: Abfahrt 18.00 Uhr über Fulda-Bebra-Eschwe-
ge nach Bleicherode-Ost bei Nordhausen;
Ankunft 4.30 Uhr.
Von hier wurden die Lisdorfer auf die umliegenden
Dörfer verteilt.
Im August 1940 wurden wir mit der Bahn zurück-
gebracht.
Futter für die Pferde war in gut organisierter Weise
an den jeweiligen Tagesquartieren reichlich vorhan-
den. Feldküchen haben zur Mittags- oder zur Abend-
zeit für eine gute Verpflegung gesorgt. Quartiere für
die Leute waren Schulen, Kirchen oder Privat. Die
Räume waren mit Stroh ausgelegt zum Schlafen. An
vielen Orten sorgte die NSV auch während der Fahrt
für Marschverpflegung (belegte Brote). Schmieden
waren dazu verpflichtet den Hufbeschlag der Pferde
vorzugsweise zu tätigen.2
Bemerkung: NSV = Nationalsozialistische Volkswohlfahrt
Der Treck nach Thüringen
Neben diesen Tagebuchaufzeichnungen über die
Rückführung der Lisdorfer Bevölkerung existiert
auch ein Erlebnisbericht der Lisdorferin Rosa
Klein-Rullang aus dem Jahr 1991. Rückblickend
schildert die damals 12 Jahre alte Autorin dann
sowohl ihre Erinnerungen an den Treck nach
Thüringen, als auch an ihren und einjährigen Auf-
enthalt in der Südharzgemeinde Schiedungen.
Weil diese ereignisreiche Zeit in den Erinnerun-
gen der Beteiligten einen tiefen Eindruck hinter-
lassen hat und für die heutige junge Generation
der Lisdorfer nur schwer nachzuempfinden ist,
soll an dieser Stelle auch ihr Bericht in Auszügen
zu Wort kommen:
... „Am 1. September 1939 brach der zweite Weltkrieg
aus. An diesem Tag mussten wir unseren Heimatort
2) MORGUET Paul: Rückführung der Lisdorfer Bauern
1939-1940; nach den Tagebuchaufzeichnungen
von Richard Ecker.
Abdruck aus „Geschichte der Kreisstadt Saarlouis Band V
Lisdorf – Von der Steinzeit bis zur Gegenwart (1996)“
von Arnt Finkenberg S. 233 –238
8 9
Lisdorf wegen der zu erwartenden Kriegshandlungen
verlassen und uns auf einen Weg ins Ungewisse be-
geben. Ich war damals zwölfeinhalb Jahre alt.
Die Landwirte von Lisdorf und der Holzmühle mit
ihren Familien hatten einen Treck von ungefähr 120
Wagen mit Pferdefuhrwerke zusammengestellt. Eine
Gasmaske für jeden musste im Wogen mitgeführt
werden. Unser Wegführte uns über Schmelz, Her-
meskeil und Simmern. Zwischenzeitlich wurden alte
und kranke Leute und auch Frauen mit Kleinkindern
vom Roten Kreuz von den Wagen genommen. Auch
sie erwartete eine ungewisse Zukunft.
Unsere letzte Station vor Überqueren des Rheins war
Halsenbach, seitlich der Hunsrückhöhenstraße gele-
gen. Dort mussten wir 3 Tage warten, denn zwischen
St. Goar und St. Goarshausen wurde von deutschen
Pioniereinheiten für uns eine Schiffsbrücke gebaut.
Schließlich ging es weiter; täglich erreichte man an-
dere Orte, wo wir auf Wiesen und Sportplätzen über-
nachteten oder Privatquartiere bezogen. - Weil wir
aber mit unseren Wagen, einer langen Karawane ähn-
lich, die Straßen des militärischen Nachschubs blo-
ckierten, wurden wir in Altenstadt in Oberhessen
auf 2 Züge der Reichsbahn verladen. Auch zu diesem
Zeitpunkt wusste niemand von uns, wo es hinge-
hen sollte! In der Nacht hielt der Zug in Fulda, und
am nächsten Tag waren wir in Bleicherode. Von dort
wurden wir auf die umliegenden Dörfer verteilt. Un-
ser Bestimmungsort nach fast 3wöchiger Tortur für
Mensch und Tier war Schiedungen, ein kleines Bau-
erndorf etwa 18 Kilometer von Bleicherode und 22 Ki-
lometer von Nordhausen entfernt.
Dort waren wir insgesamt 1 Jahr lang. Da wir aus ei-
nem bäuerlichen Betrieb kamen, arbeiteten die Eltern
mit dem mitgebrachten Pferdegespann in der Land-
wirtschaft mit. Nachdem der „Frankreichfeldzug“ be-
endet war, durften wir wieder heim.“3
...
Die Zwangsevakuierung der „roten Zone“ ende-
te am 1. Juli 1940. Daraufhin kehrten im August
und September nach und nach so viele Lisdor-
fer aus den Rückführungsgebieten in Thürin-
gen wieder in ihrer Heimat zurück, dass am 15.
September der Schulunterricht in Saarlautern 4,
wie Lisdorf offiziell hieß, wiederaufgenommen
werden konnte. Da in Lisdorf weder Behörden
noch öffentliche Betriebe in der Evakuierungszeit
3) Klein-Rullang, Rosa: Unsere Kleine Harzreise - Erleb-
nisbericht aus 2 Lebensabschnitten; 2 S.; im Schularchiv
Lisdorf
vorhanden waren bzw. weitergearbeitet hatten,
war der Ort ein Jahr lang von seinen Einwohnern
geradezu entvölkert. Stattdessen war 1939 Vor-
ort ein Feldlazarett eingerichtet worden, das bis
1940 bestand. Auch waren zur Verbesserung der
Luftabwehr über Saarlautern 1939 eine Schein-
werferstellung im Oberbruch sowie eine Flakstel-
lung an der alten Banngrenze zu Saarlouis und
zwei Flakgeschütze am Flurkreuz an der Wegga-
bel Neuforweiler - Geisberg eingerichtet worden.
Als Truppenstandort in der ,,roten Zone“ waren
in Lisdorf außerdem 1939/40 drei Artillerie-Stel-
lungen eingerichtet worden, die sich auf dem
Sportplatz Rosenthal, im Ortsteil Holzmühle und
bei der Villa Ruff befanden.
In der Zwischenzeit hatten zusammengestell-
te Arbeitskommandos die Ernte des Jahres 1939
eingebracht und im Frühjahr 1940 auch einen
großen Teil des Ackerlandes bestellt. 4
Weil die
Häuser, Gärten und Viehbestände vor der Eva-
kuierung nicht vollständig gesichert werden
konnten, fanden die Lisdorfer ihr Eigentum teil-
weise in einem relativ verwahrlosten Zustand
wieder vor. Der Rindviehbestand war sogar um
80% zurückgegangenen.5
4) vgl.: KRETSCHMER. R,: ... Saarlouis 1680 - 1980; S.
738.
5) II.Weltkrieg im Kreis Saarlautern: Fragebogen der Kom-
mission für Saarländische Landesgeschichte und Volksfor-
schung über die Schicksale der saarländischen Gemeinden
und ihrer Bevölkerung im II.Weltkrieg; Gemeinde Lisdorf;
v. 6.Oktober 1955; beantwortet von den Lisdorfer Bürgern
Mary Lonsdorfer, Bezirksvorsteher Weiler, Herrn Deichler
und Felix Schwarz
Lisdorfer Bauern beim Dreschen während des Erntekommandoeinsatzes 1939, zur Zeit der Evakuierung.
Zur Zeit der Evakuierung glich Lisdorf einer „Geisterstadt“. Hier ein Bild aus der Provinzialstraße.
10 11
Am 1. September 1939, also vor 80 Jahren, wur-
de der verheerende zweite Weltkrieg durch den
deutschen Überfall auf Polen ausgelöst und die
Bewohner in der sogenannten „Roten Zone“
mussten ihre Heimat für knapp ein Jahr ver-
lassen. Die „Rote Zone“ war ein Grenzstreifen
von mehreren Kilometern entlang der deutschen
Westgrenze (Frankreich, Luxemburg, Belgien
und Holland), der als Aufmarschgebiet für den
vorgesehenen Westfeldzug der Deutschen zuvor
von den Nazis ausgewiesen worden war. Lisdorf
lag vollständig in der „Roten Zone“ und musste
demzufolge ab Ende August/Anfang September
1939 geräumt werden. Als Evakuierungsgebiet
waren Thüringen, Nordhessen und die Gegend
südlich und östlich des Harzes, heute Nieder-
sachsen und Sachsen-Anhalt, vorgesehen. Der
weite Weg wurde mit Eisenbahn, Lastwagen und
für die Bauern verpflichtend mit Pferdefuhr-
werken zurückgelegt. Dies geschah ortsweise in
geschlossenen Trecks von bis zu mehreren Hun-
dert Pferdefuhrwerken. Nur das Allernötigste
durfte mitgenommen werden. Die Fuhrwerks-
besitzer waren verpflichtet, auch Nachbarn, Ver-
wandte und Bekannte mitzunehmen, soweit auf
ihren Wagen Platz war.
Rudolf Lonsdorfer aus der Holzmühler Stra-
ße und Heiner Groß haben als 11-jähriger bzw.
1-jähriger den wochenlangen Treck auf Acker-
wagen mit ihren Familien miterlebt. Der Lisdor-
fer Pferdefuhrwerkstreck umfasste mehr als 100
Wagen, davon allein von der Holzmühle etwa 20.
Die von Pferden gezogenen Ackerwagen waren
zum Schutz vor Regen mit Planen überzogen. Als
1-jähriger damals habe ich (Heiner Groß) keine
konkreten Erinnerungen daran im Gegensatz zu
meiner damals 3-jährigen Schwester Agnes und
dem 11-jährigen Rudolf Lonsdorfer.
Im Lisdorfer Heimatblatt Nr. 1 vom November
1999 ist die Evakuierung nach Thüringen von
Wolfgang Mang und Rudolf Lonsdorfer einge-
hend beschrieben. Der Trierer Historiker Arnt
Finkenberg hat in seinem sehr empfehlenswerten
Band 5 der Stadtgeschichte von Saarlouis „Lis-
dorf von der Steinzeit bis zur Gegenwart (1996)“
den Treck der Lisdorfer Landwirte nach Thürin-
gen anhand von Aufzeichnungen der Treckteil-
nehmer Richard Ecker (als Soldat gefallen), Paul
Morguet † und Rosa Klein-Rullang † auf den Sei-
ten 232 bis 238 ebenfalls ausführlich geschildert.
Rudolf Lonsdorfer (91) kam als damals 11-jäh-
riger mit seiner Familie am 29. September 1939
in Nordhausen mit weiteren Lisdorfern an. Dort
wurden sie auf dem wenige Kilometer entfern-
ten Rittergut Großwerther einquartiert. Dieses
Rittergut gehörte damals der Firma Frank und
Kathreiner („Kathreiner Kaffee“), war 2500 Mor-
gen groß und beschäftigte ca. 60 Personen. Seine
Eltern Josef Lonsdorfer und Berta geb. Kreut-
zer, seine Schwester Rosa, später verheiratet mit
Alois Stutz aus Lisdorf und sein Bruder Josef
(1944 in Russland gefallen) fanden Beschäfti-
gung auf dem Hofgut. Auch ihre beiden Pferde
wurden eingesetzt. Rudolf besuchte die dorti-
ge Volksschule. Die kirchentreuen katholischen
Lisdorfer besuchten auch fern von der Heimat
den sonntäglichen Gottesdienst. Die nächstge-
legene Kirche mit katholischen Messen in der
überwiegend evangelischen Bevölkerung um
Nordhausen war der Dom zum Heiligen Kreuz
Nordhausen/Thüringen und sein Dom zum Heiligen Kreuz
Erinnerungsorte für Evakuierte aus Lisdorf vor 80 Jahren
Dom zum Hl. Kreuz in Nordhausen mit sonntäglichen
katholischen Messen. Hier wurden während der Evaku-
ierung Lisdorfer getauft, gefirmt, getraut und zur Erst-
kommunion geführt.
in Nordhausen, knapp 10 km entfernt. Für den
Weg zum Gottesdienst stellte das Rittergut eine
Kutsche zur Verfügung. Dort trafen sie auch die
anderen Lisdorfer, die in der Umgebung unterge-
bracht waren. Rudolf, der noch vor Kriegsbeginn
im Jahr 1937 seine Erstkommunion zu Hause
gefeiert hatte, wurde als 12-jähriger im Dom zu
Nordhausen gefirmt. Seine Erinnerung daran ist
auch heute noch sehr
lebendig. Ebenso die
wöchentlichen Besuche
mit seiner Familie in
der Nordhauser Gast-
stätte „Zum Mohr“, die
von dem Lisdorfer Pe-
ter Morguet (Emmes
Pitt) betrieben wur-
de. Dort trafen sich re-
gelmäßig auch andere
Lisdorfer aus der Um-
gebung. Peter Mor-
guet habe die von ihm
gepachtete Gaststätte
mit Lisdorfer Heimat-
motiven bemalt und mit großen Lettern darun-
ter geschrieben: „Lisdorf, am grünen Saum der
Saar“, so berichteten Rudolf Lonsdorfer und die
Tochter von Peter Morguet, Hilde Speicher aus
Schwalbach. Dies brachte den Evakuierten ein
wenig Heimatgefühl.
Aber nicht nur Rudolf Lonsdorfer hat gute Er-
innerungen an Nordhausen und seinen Dom,
sondern auch Manfred Nebelung und seine
Schwester Heidi Dzakovic geb. Nebelung. Ihre
Mutter Theresia Rullang aus der Feldstraße (Re-
schen Rullang) hatte während des Krieges ihren
späteren Ehemann aus Appenrode bei Nordhau-
sen kennengelernt und geheiratet. Tochter Heidi
wurde 1944 und Sohn Manfred 1945 in Appen-
rode geboren und im Dom in Nordhausen ge-
tauft. Nach ihrer Trennung 1947 kehrte Theresia
Nebelung geb. Rullang mit ihren Kindern Heidi
und Manfred wieder nach Lisdorf zurück. Wäh-
rend einer Reise des VHL im Sommer 2001 in
die Evakuierungsgebiete der Lisdorfer in Thü-
ringen, die im Heimatblatt Nr. 4 vom Dezem-
ber 2001 eingehend beschrieben ist, stellten sich
weitere Lisdorfer Beziehungen zu Nordhausen
und seinem Dom heraus. Einige ältere Mitrei-
senden erinnerten sich bei der Besichtigung des
Doms an ihre sonntäglichen Gottesdienstbesuche
vor mehr als 60 Jahren. Die Mitreisende Chris-
ta Schwarz-Schmitt berichtete, dass ihre Eltern
während der Evakuierungszeit im Nordhause-
ner Dom getraut wurden. Die Mitreisenden Ma-
ria von Maurice-Weiler und Monika Wilke, die
nach dem Krieg aus ihrer Geburtsstadt Nordhau-
sen nach Lisdorf gekommen war, trafen sich mit
dort heute noch lebenden Verwandten.
Seit der Gründung des VHL im Jahr 1997 beste-
hen gute Kontakte zur Familie Wolfgang und
Margarete Gebler aus Hohenstein-Trebra, ca. 35
km westlich von Nordhausen. Margaretes Mut-
ter, Greta Spaniol aus Lisdorf, lernte während
der Evakuierung 1939/40 in Thüringen den Ho-
ferben Oskar Kohlrabe aus Trebra kennen, den
sie später im Standesamt von Andernach/Rhein,
wo ihr Bruder Alois Spaniol damals Oberbürger-
meister war, heiratete. Bei der Fahrt der Lisdorfer
Reisegruppe 2001 mit mehr als 50 Personen wur-
den wir von Familie Gebler auf ihrem Hof in Tre-
bra herzlich empfangen und köstlich bewirtet.
Alle Teilnehmer erinnern sich sehr gerne daran.
Obwohl weitere Reisen des VHL nach Thüringen
geplant waren, ist es bisher aus verschiedenen
Gründen nicht dazu gekommen. Inzwischen sind
auch viele der damals Evakuierten verstorben
oder aufgrund ihres Alters nicht mehr reisefähig.
Rudolf Lonsdorfer wurde
1940 im Dom zum Hl. Kreuz
als zwölfjähriger gefirmt.
Heidi Dzakovic-Nebelung (2 J.) und Manfred Nebelung
(1) mit ihrer Mutter Reschen Nebelung-Rullang 1946 in
Apperode bei Nordhausen. Heidi und Manfred wurden
im Dom zum Hl Kreuz getauft.
Heidi mit ihrer inzwischen verstorbener Mutter „Re-
schen Rullang“ und ihren Söhnen Sascha und Dragan
12 13
Trotzdem ist eine Reise für die verbliebenen In-
teressenten immer noch in Planung.
Nachzutragen bleibt noch, dass wir damals auf
der Rückreise von Trebra in Arnstadt für mehre-
re Tage Station machten, um in der Umgebung
mehrere Orte zu besuchen, an denen Lisdorfer
evakuiert waren; so in Kleinberndten, ca. 40 km
südwestlich von Nordhausen, wo unsere Mitrei-
senden Alfons Welsch und seine Schwester Ma-
rianne damals mit ihrer Familie und weiteren
Lisdorfern untergebracht waren. Das Anwesen
in Kleinberndten und das Schulgebäude, das Al-
fons Welsch als schulpflichtiges Kind besuchte,
waren schnell gefunden.
Zu den inzwischen bei uns Verstorbenen, die un-
mittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung
1989 Besuche bei ihren damaligen Quartierge-
bern in Thüringen machten, gehören u.a. Regi-
na Lonsdorfer, die Ehefrau von Rudolf, und die
Ehepaare Paul und Lena Morguet sowie Erich
Klein und Rosa geb. Rullang.
Trotz der zurückliegenden 80 Jahre sind un-
sere Kindheitserinnerungen an die damaligen
Geschehnisse noch allgegenwärtig. Als Heimat-
kundler sind wir in besonderem Maße verpflich-
tet, die Erinnerungskultur zu pflegen, besonders
am 1. September 2019 anlässlich des 80. Gedenk-
tages der Evakuierung 1939.
Heiner Groß
Franz Schmitt und Anna geb. Franz aus Lisdorf haben
während der Evakuierung 1940 in Thüringen geheiratet;
standesamtlich im Standesamt Crimderode und kirchlich
im Dom zum Hl. Kreuz in Nordhausen.
Herzlich willkommen!
Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. begrüßt als neue Mitglieder:
Sabine Becker, Lisdorf
Christian Beyer, Lisdorf
Amelie Beyer, Lisdorf
Moritz Beyer, Lisdorf
Josefa Wolff, Lisdorf
Martin Lonsdorfer, Frankfurt/ Main
Albert Lonsdorfer, Chemnitz
Anna Hanisch, Chemnitz
Christian Greis, Lisdorf
Ulrike Schindelbeck, Wadgassen
Beiträge zur Lisdorfer Mundart
von Marianne Faust
Zwai Lééíschdrowwa em Himmel
Da Pitt on da Schang, senn en dè Zwanzija Jòaren gestorf,
sè senn dòmòòls metenanna furtgang aus èm Dorf.
Weil änes Dach‘s es off da Gruuf èn Onngléck pasiat,
on wie da Deiwel èt well, senn die Zween en dè Himmel maschiat.
Zwanzich Jòa hòdden sè kään Vidduz fó vann Lééischdroff äppes sè
heeren,
se wollten en den Jòaren ia Róu hann, on kääner durft sè steeren.
Awwa en dè väazija Jóaren, òh watt èn Wonna,
hann sè zóum Petrus gesaad: „ Scheff, ma lóun moll gäa ronna.“
Zaad hat da Petrus dè Himmelsfenschda offgehall,
dò senn die Zween ball en Ohnmacht gefall.
Sè hann gegräscht: „Watt wòa dann lò ,lò es jò so vill kapput,
gätt lò wòa Kréijch, mä lò leit jò haufenweis Schutt.
Watt sè lò gemach hann, hät net méßden senn,
datt lò kann em Lewen neischt mä genn.
Draurich machen sè dè Fenschda zóu, èt es ach bässa so,
watt sè lò onnen gesinn hann, datt macht käänen froh.
Da Pitt männt, fò sich lò hin sè wenschen datt wäa domm,
nä, nä, ma senn léij sèfridden, komm èt wird Louija gesong.
Jòaren droff hann sè genäselt, on wòren vapicht fò ronna sè lóuen,
datt hòt schon èn ganz Patzion met Voawätz sè dóuen.
Wie wäad èt jitz lò onnen ausgesinn, datt weßden ma gäa,
sè machen èm Petrus èt Lewen ganz scheen schwäa.
A saad, dia kannen meich ganz scheen kuranzen on blòòn,
awwa schließlich hadda èn doch dè Wellen gedòòn.
Am Aafang hann sè geschillkst, on hann ihren Auen net gedraut,
dann hann sè geróuf, Petrus mach off,lò es jò alles nòmmòl offgebaut.
Dè Stròßen, dè Heisa, dè Kirch, alles es nòmmòl en de Reih,
Pitt lóu moll on èt schdeht noch vill Naues dabei.
Am Kirrjoff, on bei da Kirch, datt es èn ganz naua Äkken,
èt Kloschda es nemmä dò, awwa watt es datt èn scheena Fläkken.
Lò séngen jò Kenna en dem Gaaten drenn,
jò datt wäad die nau Spillschóól senn.
												
On richtriwwa dò steht aach èn scheen Haus,
dò kommt äna memm schwarzen Räckel raus.
Ob dè èt glawscht òdda net, awwa èt kommt ma fòa,
datt es dè Behausung vamm Herr Paschdoa.
Alles es anascht awwa èt es villes nau on aach scheen,
nò dem Uwwerasch vann fòa Johren, kann ma datt kaum vaschdehn.
14 15
Schang lóu moll segutzen lò hennen naus,
mä lò kännt ma sich jò ganemmä aus.
Sa, wo es dann nua dè Holzmill, lóu moll ronderemm,
mä die scheen nau Heisa lò, datt wäad dè Holzmill senn.
Oh, lò hängt jò èn Stròòs en da Lóft, dò kannscht dè neischt mä saan,
mä eich glaaf, datt Dengen lò drenna nännen sè Autobaan.
Dè gesischt nua Auto an Auto lò fahren on iwwerall schdeen,
eich glaaf die Leit lò brauchen nemmä sè Fóuß sè geen.
Zóu den Wehikeln hann mia jò fréija gesaad Automobill,
nua zóu usa Zeit lò onnen wòaren èt lang net so vill.
Lò hennen senn dè Gäaten, dò gesinn eich kään Salat on kään Kappes,
Pitt gesischt dè dann net hell, dò es doch aach gebaut du Dappes.
Oh je, vann da Äläktrisch nò Waagassen es aach neischt mä sè gesinn,
dò faaren jitz bèschdemmt nua noch die dick Bussen lò hin.
On off däa anna Seit vann da Schoßä wòa moll èn Schinnengläß,
dò es doch fréija dè Kläänbaan gefah, sovill wie eich wäß.
Dè Eisenbaansbreck iwwa dè Saa hann se aach abgeroppt,
dò dróff hann ma us als Kenna doch met dè Änschdrowwa vaklòppt
Schang, eich lóuen lò èt Landwäakreiz roff,
hennam Baaija seina Mill, dò fällt ma äppes off.
Haschde lò moll èn Bleck hingeworf,
dò schdeht jò èn richdich scheen klään Dorf.
Dò wòa doch fréija Groß on Kläändroo,
nää watt die alles vaännat hann lò.
En da Guttboawies senn groß Hallen gebaut,
fò datt Land lò sè vakaafen, hann die sich gedraut.
Die Wiesen wòren doch émma gutt naß,
dò es Zellrei so dick wie èn Kòpp drenn gewaaß.
Pitt eich männ lò hennen wäa dè Lééischdrowwa Au,
ódda es datt vakéat, komm lóu dau moll genau.
Jò, lò es jó dè Saa, mä bénn eich dann domm,
die es jò jitz richt, die wòa fréija doch kromm.
Lò faht èn Scheff, wo kommt datt dann häa,
on wo faht èt hin, datt weßt eich moll gäa.
Eich menn dè Brecken schdeen aach nemmä an ihrem Plätz,
on off nauen Weejen, senn sè met Fahräda off da Hätz.
Dè Leit hann komisch Hälmen an, on hukken schbaßich om Saddel,
wo die ló en da Au remm fahren, wòa doch fréija nua Schmaddel.
Wo da Lähmpaad wòa, es èn Schtròß, datt fällt ma jitz off,
dò lòschtwandeln dè Leit met dè Hendcha droff.
On vòa da Au, wo da Wallgrawen wòa,
dò schdehn aweil èn ganz Patzion Heisa davòa.
Oh Schang, lò kännen mia us nemmä aus,
dòfòa senn ma lò schon vill sè lang drauß.
Datt lò senn jò alles scheen gutt Sachen,
awwa datt koscht vill Geld watt die lò machen.
Pitt eich männ dè Leit geht èt jitz gutt em Dorf,
eich glaaw mia zween senn sè fréij geschtorf.
Wenn mia nòmmòl lò kennten ronna gehn,
oh, wie wäa datt fò us zween so scheen.
Nua met dem villen Vakea, datt meßden ma leeren,
on watt sonscht noch wäa, dò gääwen ma us weeren.
Dò hòt da Petrus dè Nas voll on wòa om Schbrong,
jitz es Schluß, Fenschda zou, aweil wird Louia gesong.
Wie alles kapput wòa, dò wollten da gäa lò owen bleiwen,
awwa aweil manen da ronna, fò auch dè Zeit sè vadreiwen.
Jo, Jo, sè sengen jò Louia, ònä sich sè beschwären,
awwa èm Pedrus wòa èt, als wenn sè traurich wären.
On traurich Leit, machen em Himmel de Stimmung kapput,
sè sollen froh senn lò owen, èt geht èn jò gutt.
En paa Jäacha, hann se draurich ia Louija gesong,
se wären so gäa onnen geween, do woa da Pedrus gezwong,
do hat a em Joa 2005 zou den Zween gesaad,
komm louen nòmmòl raus, dodroff hann se jo gewaad.
															
Schandi senn sè an dè Fenschda gang,
on off ämòòl saad da Schang:
Pitt, lò fällt mia die Tua lò off,
Eich menn dè Leid senn nemmä so gutt droff.
Se senn nemmä so froh, wie noch fòa Joaren,
eich weßd gäa fò watt, awwa ma well jò net boaren.
Wäschde, sad da Pitt, watt mia lò haut offällt,
Off dè Wärka on dè Gruwen dämpen kämmä Schorschden,onn de Leid schennen iwwad nau
Gälld.
Da Pedrus däa schmunseld on dänkt jitz hann eich mei Roou,
on a macht ganz glegglich sei Fenschda zoou.
Hennendran die Zween, a hat seinen Oren net gedraud,
sengen freiwellich ia Louija, deidlich, froh on laud.
Die zween saan zounanna, haud hann ma et lädscht mol mem Pedrus gefochd,
ma wäsen jitz, lò onnen bei denen geffd ach nua met Wassa gekochd.
16 17
Jakob Schmitt oo1908 Maria Berdin
*1881		 *1887
†1958		 †1957
Peter Schönberger oo 1920 Marg. Otto
*1892 *1896
†1981 †1985
Franz Schmitt oo 1940 Anna Franz
*1912		 *1919
†1980 	†1998
Alfred Hesidens oo Marianne Winter
Historische Hochzeitsbilder aus dem Archiv des Heimatkundevereins
Karl Kröning oo 1917 Maria Busert
*1885 *1891
†1952		 †1967
Josef Berdin oo1935 Agnes Groß
1928
Goldene Hochzeit der Eheleute
Anton Port und Katharina geb.Schmitt
Auf der Holzmühle
Johann Morguet oo 1944 Irmina Ecker
*1919 *1920
†2002		 †1979
18 19
Im Juli 2001 besuchte eine Reisegruppe des Ver-
eins für Heimatkunde Lisdorf mit 50 Personen
die ehemaligen Evakuierungsgebiete in Thürin-
gen. Für die meisten der überwiegend älteren
Reiseteilnehmer war es eine Reise in die Vergan-
genheit zu den Orten, wohin sie als Kinder oder
Jugendliche zu Beginn des 2. Weltkrieges vor
mehr als 60 Jahren mit ihren Familien zwangseva-
kuiert wurden und etwa ein Jahr bleiben muss-
ten. Lisdorf gehörte - wie alle Orte zwischen dem
Westwall und der französischen Grenze - zur so-
genannten Roten Zone“. Diese sollte im Kriegsfall
mit Frankreich total freigemacht und die Bevöl-
kerung in das Reichsinnere gebracht werden.
Ende August /Anfang September 1939 war es so-
weit. Mit dem Beginn des 2. Weltkrieges durch
den deutschen Überfall in Polen am 1. September
1939 mussten die Lisdorfer den zum Teil abenteu-
erlichen und auch gefahrvollen Weg in die Eva-
kuierung antreten.
Für die Lisdorfer war der nördliche Teil Thürin-
gens als Bergungsgebiet bestimmt worden. Regio-
nale Schwerpunkte der Unterbringung waren die
Gegenden um Nordhausen, Sondershausen, San-
gershausen, Bleicherode, Wernigerode/Harz und
für die Evakuierten von der Holzmühle verschie-
dene Dörfer im westlichen Teil des Kreises Go-
tha. Darüber hinaus waren einzelne Familien und
Personen aus Lisdorf auch in anderen Gebieten
und Städten Thüringens sowie in Sachsen-Anhalt
und in Hessen untergebracht. Zum überwiegen-
den Teil waren die Lisdorfer in kleinen ländlichen
Gemeinden auf Bauernhöfen einquartiert. Dort
arbeiteten sie in der Regel in der Landwirtschaft.
Die schulpflichtigen Kinder aus Lisdorf gingen
mit den Einheimischen gemeinsam zur Schule.
Ein ganzer Lisdorfer Jahrgang ist in der Evakuie-
rung eingeschult und fast alle aus dem Jahrgang
1939/40 in den Evakuierungsorten geboren wor-
den. Eine ganze Reihe männlicher Evakuierter
Abdruck aus Heimatblatt Nr. 4 /Dezember 2001 S.6-12
Auf den Spuren der Evakuierten 1939/40
von Heiner Groß
im wehrpflichtigen Alter ist in Thüringen zum
Kriegsdienst einberufen worden; einige davon
haben ihre Lisdorfer Heimat nie wieder gesehen.
Obwohl in Thüringen vom Krieg fast nichts zu
spüren war, wartete man doch sehnsüchtig auf
die Rückkehr in die Heimat. Als Ende Juni 1940
Frankreich kapitulierte und an der Westgrenze
des Deutschen Reiches zunächst kaum noch Ge-
fahr drohte, bekamen auch die Evakuierten aus
dem Saarland schnell ihre „Heimkehrerauswei-
se“, die für eine Rückkehr Voraussetzung waren.
„Nix wie hemm“ hieß es nun, und bis September
1940 waren die Lisdorfer wieder in der ersehn-
ten Heimat. 1944, als unsere Heimat erneut zum
Frontgebiet wurde, begaben sich einige Lisdorfer
wieder in die Evakuierung nach Thüringen. Doch
bald rückte die Kriegsfront auch dorthin vor. Fast
allen Lisdorfern gelang die Flucht vor den ein-
rückenden sowjetischen Truppen in die Heimat
oder in die Zonen der Westalliierten. Nach Kriegs-
ende wurde Thüringen bekanntlich russische Be-
satzungszone und später Teil der DDR, die sich
mehr und mehr durch einen „Eisernen Vorhang“
hermetisch vom Westen Deutschlands abriegelte,
so dass es bis zur “Wende“ 1989/90 über 45 Jahre
lang kaum Kontakte gab. Viele Freundschaften
oder familiäre Bindungen, die während der Eva-
kuierungen entstanden waren, konnten lediglich
durch Briefwechsel gepflegt werden. Inzwischen
sind die meisten Quartiergeber und auch Eva-
kuierten, soweit sie die Kriegshandlungen über-
haupt überlebt hatten, verstorben. Lediglich die
ganz jungen Erwachsenen und Jugendlichen so-
wie die Kinder von damals sind heute noch über-
wiegend am Leben.
Einige inzwischen mehr oder weniger betagte
Lisdorfer unterhalten noch gute Kontakte nach
Thüringen zu ihren ehemaligen Quartiergebern
oder Schulkameraden. Seit der Wende sind die-
se Freundschaften wieder belebt worden, nicht
zuletzt durch gegenseitige Besuche. Unter den
zahlreichen Mitgliedern des Heimatkundever-
eins Lisdorf ist festzustellen, dass bei den meisten
noch vielfältige Erinnerungen an die Evakuie-
rungszeit in Thüringen bestehen. Damit verknüpft
werden - so konnte ich wiederholt feststellen
auch Sehnsüchte an unbekümmerte Kindheits-
und Jugendtage in der Fremde. Die anderen, die
die Zeit nicht selbst miterlebt haben, erinnern
sich an die vielen Erzählungen ihrer Eltern und
Großeltern über deren Erlebnisse in Thüringen.
Während der Gespräche über diesen Abschnitt
unserer Zeitgeschichte wurde immer wieder der
Wunsch geäußert, gemeinsam die ehemaligen
Evakuierungsgebiete zu bereisen. Diese Wünsche
wurden bald in die Tat umgesetzt. Zum ersten
Reisetermin Ende Juli 2001 gingen so viele Mel-
dungen ein, dass nicht alle berücksichtigt werden
konnten und auf folgende Reisen nach Thüringen
vertröstet werden musste. Mit einem modernen
Reisebus wurde am 27. Juli 2001 die Fahrt mit 50
Personen angetreten. Nach zügiger Fahrt über die
Autobahn erreichten wir schon nach 6 Stunden
Eisenach in Thüringen. Der Evakuierungstreck
der Lisdorfer Landwirte mit Pferdefuhrwerken
benötigte 1939 dagegen fast 3 Wochen. In Eise-
nach besichtigte die Lisdorfer Reisegruppe die
Wartburg und die historische Altstadt mit dem
Luther Haus und dem J.-S.-Bach-Haus. Über die
“Deutsche Klassiker-Straße“ ging es weiter in die
historische Residenzstadt Gotha, um dort das im-
posante Schloss Friedenstein und die sehr schön
restaurierte Altstadt zu besuchen. Mit vielen Ein-
drücken beladen wurde dann Arnstadt, „das Tor
zum Thüringer Wald“ angesteuert. Diesen ältes-
ten Ort Thüringens hatten wir uns als zentralen
Übernachtungsort während unserer mehrtägigen
Reise ausgewählt, weil dadurch neben den Eva-
kuierungsgebieten auch die großen kulturhistori-
schen Stätten in Erfurt, Weimar, Eisenach, Gotha
und der Thüringer Wald mit dem Zentrum Ober-
hof gut erreichbar waren. Außerdem bietet Arn-
stadt selbst viel Sehenswertes. Schließlich war
auch das dem Verfasser bekannte 3-SterneHo-
tel am Bahnhof, das sowohl von seiner zentralen
Lage, seinem Ambiente, seiner Küche und sei-
nem PreisLeistungs-Verhältnis empfehlenswert
ist, ausschlaggebend.
Als erstes Lisdorfer Evakuierungsgebiet wur-
den die Orte Weingarten, Metebach, Brüheim,
Eberstädt und Sonneborn, westlich von Gotha
gelegen, besucht. 1939/40 waren dies reine Bau-
erndörfer mit großbäuerlicher Struktur und vielen
Fachwerkbauten. Jetzt gibt es nur noch verein-
zelt bäuerliche Anwesen innerhalb dieser Orte.
Die Wohngebäude dieser früheren großbäuerli-
chen Betriebe sind überwiegend in schlechtem
Zustand; die großräumigen landwirtschaftli-
chen Wirtschaftsgebäude stehen größtenteils leer
und sind teilweise verfallen. Viele der früheren
Bauernhäuser sind auch abgerissen und durch
Ein- oder Zweifamilienhäuser ersetzt worden.
Desweiteren sind auch viele neue Wohngebäude
zu sehen, die aus DDR-Zeiten stammen. An den
Ortsrändern entstehen seit der Wende kleine Neu-
baugebiete mit schmucken Häusern. Die land-
wirtschaftlichen Nutzflächen werden in großen
Schlägen bewirtschaftet. Brachland war nicht zu
20 21
sehen. Es wurde uns erzählt, dass die Landwirt-
schaft in den genannten Orten zu DDR-Zeiten von
wenigen großen Landwirtschaftlichen Produkti-
onsgemeinschaften (LPG)“ betrieben wurde, in
denen ein großer Teil der Bevölkerung gearbei-
tet habe. Diese LPG’s befanden sich meistens au-
ßerhalb der Ortslagen. Nach der Wende erhielten
die ehemaligen Grundeigentümer ihr Land wie-
der zurück, haben es aber in der Regel an große
landwirtschaftliche Gesellschaften verpachtet, de-
ren Betriebsgröße oftmals die der sozialistischen
LPG’s bei weitem übersteigt. Die neuen, privat-
wirtschaftlich organisierten Betriebe sind sowohl
in der Innnenwirtschaft (Tierhaltung) als auch in
der Außenwirtschaft (Anbau) derart hoch techni-
siert, dass nur noch wenige Arbeitskräfte benötigt
werden. Deshalb ist heute der überwiegende Teil
der Bevölkerung in der gewerblichen Wirtschaft
und im Dienstleistungsbereich tätig.
Im Laufe unserer Gespräche mit den Einwohnern
der besuchten Orte trafen wir in Sonneborn den
ehemaligen Rektor der dortigen Schule. Dieser
wusste uns viel zu erzählen, zumal er sich selbst
mit Heimatforschung beschäftigt und 1985 anläss-
lich der 1200-Jahrfeier von Sonneborn die Schrift
“Sonneborn im Wandel der Zeiten“ verfasst hat.
Der 73 jährige Karl Langlotz, so der Name des
überaus gastfreundlichen Sonneborners, kam
durch Einheirat in das Bauerngehöft Stedefeld
erst einige Jahre nach Kriegsende nach Sonne-
born, so dass er über die Einquartierung der Lis-
dorfer bzw. Holzmühler in den Jahren 1939/40
nur wenig wusste. Er schenkte uns übrigens meh-
rere Exemplare seiner Schrift über Sonneborn.
Während ein kleiner Teil im Hof des Anwesens
Stedefeld mit Karl Langlotz im Gespräch ver-
tieft war, besuchte der Rest der Lisdorfer Rei-
segruppe ein Eiscafe nebenan und schleckten
recht preisgünstig so viel leckeres
Eis, dass fast alle Eisvorräte auf-
gebraucht waren. Bei Außentem-
peraturen von über 35° brachte
dies eine willkommene innere Ab-
kühlung. Die Inhaberin des Eisca-
fes, eine Schwägerin unseres
Gesprächspartners Kurt Langlotz,
machte an diesem Tag wohl „das
Geschäft des Jahres“.
Eine weitere nette Begebenheit
ist erwähnenswert. Auf die Fra-
ge, ob man sich in Sonneborn an
Kriegsevakuierte aus dem fernen
Saargebiet erinnere, antwortete uns
ein freundlicher junger Mann un-
bekümmert: „Ja, ich habe gehört, dass auch hier
Fremdarbeiter, Zigeuner und Saarfranzosen ein-
quartiert waren“, aber mehr wisse er nicht dar-
über. Wir nahmen diese Antwort schmunzelnd
zur Kenntnis.
Als nächsten Evakuierungsort steuerten wir Son-
dershausen an. Uns war bekannt, dass die Stadt
gegen Ende des Krieges total zerbomt wurde und
später, während der DDR-Zeit, nur zögerlich wie-
der aufgebaut wurde. Um so mehr waren wir über-
rascht, als wir das dortige große Schloss und auch
den historischen Stadtkern in einem ansehnlichen
Zustand vorfanden. Das Hotel „Thüringer Hof“, in
dem 1939/40 unser Reiseteilnehmer Robert Schütz
mit seiner Familie einquartiert war, hat sich wieder
zu einem örtlichen Spitzenhaus entwickelt.
Der Ort Werther bei Nordhausen war unser
nächstes Ziel. Im Ortsteil Schate wurden wir be-
reits von Familie Müller, zu der unser Mitreisen-
der Rudolf Lonsdorfer seit 1940 freundschaftliche
Kontakte unterhält, freudig empfangen. Der Auf-
enthalt dort dauerte wesentlich länger als geplant,
so viel hatte man sich zu erzählen. In Werther
gab es zwei große Rittergüter, auf denen Lisdor-
fer untergebracht waren. Auf dem Rittergut im
nördlich gelegenen Klein-Werther war u.a. die
Familie Johann Schmitt-Weiler einquartiert, auf
dem Rittergut Groß-Werther u.a. die Familie Josef
Lonsdorfer-Kreutzer. Beide Rittergüter wurden
zu DDR-Zeiten verstaatlicht und zu LPG’s umge-
wandelt. Die herrschaftlichen Gebäudeteile sind
von den Russen gesprengt worden. Der verblie-
bene Teil ist heute in einem sehr unordentlichen
Zustand. Auch hier sind die Verhältnisse ähnlich
wie im Raum Gotha. In der Landwirtschaft sind
nur noch wenig Beschäftigte. Die früheren bäu-
erlichen Strukturen wurden von den Kommu-
nisten zerschlagen. Obwohl das Grundeigentum
heute wieder weitgehend an seine früheren Be-
sitzer übergegangen ist, sind diese Flächen an
große Agrar- Gesellschaften verpachtet. Land-
wirtschaftliche Familienbetriebe, wie bei uns und
auch nach Kriegsende noch im Raum Nordhau-
sen, sind auch 11 Jahre nach der Wende in Thü-
ringen nur selten anzutreffen.
Erfrischt durch kühle Getränke und aufgemun-
tert durch den bekannten Nordhäuser Doppel-
korn verabschiedeten wir uns herzlich von der
Gastgeberfamilie um Frau Hanna Müller mit dem
Versprechen, sich bald in Lisdorf wiederzusehen.
Nordhausen, damals und heute Zentrum Nordt-
hüringens, war während der Evakuierung Treff-
punkt vieler Lisdorfer. Peter Morguet, dessen
Tochter Hilde Speicher aus Schwalbach auch zur
Reisegruppe gehörte, hatte während der Evakuie-
rung dort die Gaststätte „Zum Mohr“ gepachtet.
Westlicher Teil des Kreises Gotha mit den Orten Metebach, Weingarten,
Brüheim, Sonneborn und Eberstädt
Lisdorfer im Gespräch mit einer Sonnebornerin
Gruppenfoto mit Familie Hanna Müller in Werther-Schate bei Nordhausen
„Emmes Pitt“, ein Lisdorfer Hobbymaler, hatte
die Wände des Gasthauses mit Lisdorfer Motiven
bemalt, so dass in diesem Treffpunkt der Lisdor-
fer stets eine heimatliche Atmosphäre herrschte.
Dieses Gasthaus wurde zerstört, als am 3. und 4.
April 1945 alliierte Bomber die Stadt in Schutt und
Asche legten. Es war die schlimmste Katastrophe,
die Nordhausen je erlebt hatte. Bei diesem furcht-
baren Luftangriff starben in Nordhausen inner-
halb weniger Stunden mehr als 8.000 Menschen.
Diesen Luftangriff überlebte damals auch unsere
Mitreisende Monika Wilke als Kleinkind, die nach
dem Krieg mit ihren Eltern aus Nordhausen nach
Lisdorf kam. Heute ist Nordhausen wieder weit-
gehend aufgebaut und besitzt wieder eine schöne
Altstadt mit schmucken Fachwerkhäusern.
Als die Lisdorfer Gruppe den Nordhauser Dom
besuchte, erinnerten sich einige ältere Mitreisende
an die sonntäglichen Messbesuche dort vor mehr
als 60 Jahren. Christa Schwarz-Schmitt wusste
zu berichten, dass ihre Eltern während der Eva-
kuierung dort getraut worden waren. Nordhau-
sen war auch bei dieser Reise Treffpunkt. So kam
es zu verabredeten Treffs mit Verwandten unse-
rer Mitreisenden Maria von Maurice–Weiler und
Monika Wilke. Von Nordhausen ging die Fahrt
weiter in westlicher Richtung nach Trebra, wo die
Lisdorfer Gruppe auf dem Hof der Familie Gebler
bereits erwartet wurde. Wolfgang Gebler, der in
Lisdorf etliche Verwandte und Bekannte hat und
den auch ich einige Wochen zuvor kennenlern-
te, kam uns bis Pützlingen entgegen, ein Ort, ca.
6 km von Trebra entfernt, in dem auch mehrere
Lisdorfer ihre Evakuierungszeit verbracht hatten.
Er zeigte uns während der Fahrt nach Trebra über
Schiedungen, wo und in welchen Anwesen Lis-
dorfer untergebracht waren.
22 23
Auf dem weitläufigen Gehöft der Familie Wolf-
gang Gebler und Margarete geb. Kohlhase wur-
den wir nicht nur besonders herzlich empfangen,
sondern auch fürstlich bewirtet. Im Innenhof des
heute nicht mehr landwirtschaftlich genutzten
Anwesens war zu unserem Empfang ein vorzüg-
liches und reichhaltiges Buffet aufgebaut, und
zwar für mehr als 50 Personen. Wir waren über
die Großzügigkeit - ebenso wie bei Familie Hanna
Müller in Werther-Schate - fast sprachlos. Wolf-
gang und Margarete Gebler fühlen sich Lisdorf
besonders verbunden, da Margaretes Mutter,
Greta Spaniol, aus der bekannten Lisdorfer Fami-
lie Spaniol stammte und sich während der Evaku-
ierung 1939/40 in Trebra in den Hoferben Oskar
Kohlhase verliebte und heiratete. Aus dieser Ehe
gingen die beiden Töchter Margarete und Karin
hervor. Tochter Margarete lernte während ihrer
Ausbildung zur Krankenschwester in Dresden
ihren Mann Wolfgang Gebler kennen, mit dem
sie später zu ihren Eltern auf den Hof nach Trebra
zurückkehrte.
Zum Empfang der Lisdorfer Reisegruppe waren
neben Wolfgang und Margarete Gebler auch ihre
Schwiegertoch-
ter Ulla und zwei
Enkelkinder (die
übrigen Familien-
mitglieder waren
verreist) sowie die
aus Neuforweiler
stammende 80 jäh-
rige Hildegard Kiel
geb. Schuck mit
Sohn und Schwie-
gertochter gekom-
men. Hildegard
Schuck lernte eben-
falls während der
Evakuierung ihren
Ehemann kennen
und wohnt seitdem
in Kleinbodungen,
ein Nachbarort von
Trebra.
Während des mehr-
stündigen Aufent-
haltes bei Geblers
konnten die Lisdor-
fer das Anwesen aus-
giebig besichtigen. Es
gab sehr schön mu-
seal ausgestattete
Räume, u. a. eine Bau-
ernstube, ein Jagd-
zimmer und einen
prächtigen Hofgarten
zu bestaunen. In Ge-
sprächen mit unseren
Gastgebern erfuhren
wir, dass auch in Tre-
bra der Krieg furcht-
bar gewütet hatte.
Kurz vor Kriegsende
1945 hatte sich eine
Einheit der Waffen-SS
bei Trebra eingegra-
ben. Das veranlasste die angreifenden alliierten
Truppen, Trebra in Brand zu setzen und anschlie-
ßend zu bombardieren. Dabei sind fast alle Häu-
ser und Höfe bis auf die Grundmauern zerstört
worden. Unter der Zivilbevölkerung gab es zahl-
reiche Opfer.
Die Landwirtschaft in Treba ist heute genauso
strukturiert wie im Raum Gotha und Nordhau-
sen und in den neuen Bundesländern überall. Die
Reiseleiter Heiner Groß dankt Margarete und Wolfgang Gebler (rechts) für den Empfang auf ihrem Hof in Trebra
Lisdorfer in Geblers Hof in Trebra. Hinten stehend Gastgeber Wolfgang Gebler
Lisdorfer vor der Staatskanzlei von Ministerpräsident Bernard Vogel in Erfurt
früheren Grundeigentümer erhielten ihr Land
wieder zurück, aber nur in den seltensten Fällen
bewirtschafteten sie es selbst. Die Flächen sind
überwiegend an große Agrar-Gesellschaften ver-
pachtet, die teilweise auch die Betriebsstätten der
LPG’s übernommen haben. Das Land um Tre-
bra war wegen seiner guten Bodenqualität sehr
begehrt und für ca. 300 DM pro Hektar an eine
niedersächsische Firma verpachtet. Nach eini-
gen Stunden bei
Geblers in Tre-
bra hieß es Ab-
schied nehmen,
da wir noch eine
weite Fahrt durch
Thüringen vor
uns hatten. Wir
waren überwäl-
tigt von so viel
Herzlichkeit und
Großzügigkeit,
das hatte nie-
mand erwartet.
Die vorgesehenen
Besichtigungen
in Mühlhausen
(Thomas-Mün-
tzer-Stadt) und
Bad Langensalza
waren bereits aus
Zeitmangel ge-
strichen worden.Ein Teil der Lisdorfer Reisegruppe vor dem Hotel in Arnstadt
24 25
Der Empfang bei Geblers war ein Höhepunkt
dieser Reise, darüber waren sich alle Teilnehmer
einig. Wolfgang Gebler begleitete uns auf der
Rückfahrt von Trebra im Bus durch viele klei-
ne Orte über Bleicherode bis zur Hainleite im
Kyffhäuserkreis und gab uns dabei interessan-
te Informationen über Land und Leute. Auf der
weiteren Rückfahrt legten wir noch einen kurzen
Stopp ein in Kleinberndten, wo unser Mitreisen-
der Alfons Welsch und seine Schwester Marianne
Welsch mit ihren Eltern und weiteren Lisdorfern
ihre Evakuierungszeit verbrachten. Das damalige
Schulgebäude und das Haus, in dem sie Quartier
gefunden hatten, war auch nach 61 Jahren schnell
gefunden, zumal wir sie fast unverändert vor-
fanden. Leider trafen wir keine Angehörigen der
Quartiergeber mehr.
Nach diesem anstrengenden, aber erlebnisreichen
Tag erreichten wir ziemlich spät unser Hotel in
Arnstadt. Nach dem gemeinsamen Abendessen
unternahmen dennoch einige einen Nachtbummel
durch die Stadt. Die anderen gingen zeitig zu Bett,
um am nächsten Tag für die Heimreise mit wei-
teren Besichtigungen fit zu sein. Die Heimreise
ging durch schöne Gebiete des Thüringer Waldes
nach Oberhof mit Besichtigung des Rennsteiggar-
tens. Weiter fuhren wir durch das bezaubernde
Werra-Tal mit kurzem Stopp und Besichtigung in
Meiningen, weiter entlang der fränkischen Saa-
le zur Autobahn bei Würzburg. Nach bequemer
Autobahnfahrt kamen wir relativ schnell wieder
zu Hause in Lisdorf an. Man war einhellig der
Meinung, dass die Reise wegen der großen Hit-
ze zwar anstrengend, aber sehr interessant und
höchst informativ war.
Aufgrund zahlreicher Nachfragen beabsichtigen
wir, im Jahr 2002 eine weitere Reise in die Eva-
kuierungsgebiete Thüringens und in den Harz
durchzuführen.
Raum Nordhausen mit Schiedungen, Pützlingen, Tebra, Kleinbodungen, Bleicherode, Kleinberndten
1. Mitgliedsbeitrag für 2019
Vor einigen Wochen hat Agnes Groß (83), gewis-
senhafte Schatzmeisterin und Kassierin unseres
großen Vereins, den Mitgliedsbeitrag für das Jahr
2019 mittels eines EDV-Programms der KSK ein-
gezogen. Bei annähernd 600 Mitgliedern, wobei
viele im Rahmen einer Familienmitgliedschaft
unserem Verein angehören, ist das immer mit
einem umfangreichen Arbeitsaufwand verbun-
den. Bei einer Familienmitgliedschaft wird nur
von einem Familienmitglied der Familien-Min-
destbeitrag von 36 Euro pro Jahr eingezogen, bei
einem Einzelmitglied der Mindestbeitrag von 24
Euro. Da Agnes Groß keine PC-Erfahrung hat,
übernimmt mit Zustimmung des VHL-Vorstan-
des Marie-Luise Groß diese Aufgabe. Sie wird
außerdem von einer KSK-Mitarbeiterin beraten
(Hotline Medialer Vertrieb, Abt. Sparkasse di-
rekt), die ebenfalls Vereinsmitglied ist.
Probleme beim Beitragseinzug treten z.B. dann
auf, wenn Mitglieder eine Änderung ihrer Kon-
toverbindung verspätet mitteilen, eine Familien-
mitgliedschaft sich in eine Einzelmitgliedschaft
ändert oder die Angabe der IBAN fehlerhaft ist.
In diesen Fällen wird der Einzug von der Bank
zurückgewiesen bzw. kommt es zu einer Rück-
erstattung, die uns jeweils mit 3 Euro pro Fall
angelastet wird. So entstanden allein in 2019 auf-
grund von fast 50 Fällen Kosten in Höhe von 150
Euro und eine Menge Zusatzarbeit.
Die Neumitglieder, bei denen irrtümlicherwei-
se der doppelte Jahresbeitrag eingezogen wur-
de (inzwischen aber zurückerstattet) bitte ich
um Entschuldigung. Mitglieder, deren Beitrag
noch nicht eingezogen wurde, bitte ich um bal-
dige Überweisung auf eines unserer Vereinskon-
ten: KSK Saarlouis, BIC KRSADE55XXX, IBAN
DE26 5935 0110 0074 3008 80 oder VVB Saarlou-
is-Losheim am See-Sulzbach/Saar, BIC GENO-
DE51SB2, IBAN DE21 5909 2000 6721 7502 03.
2. Wahl eines neuen Vorstandes
Die längst fällige Wahl eines neuen Vorstandes
beim VHL soll bis spätestens Ende November
diesen Jahres stattfinden. Da die Vorbereitungen
und Gespräche mit möglichen Vorstands-Aspi-
ranten noch nicht abgeschlossen sind, kann noch
kein Termin für die Mitgliederversammlung fest-
gelegt werden. Selbstverständlich ergeht eine
Einladung fristgerecht.
Aus dem jetzigen Vorstand scheidet etwa die
Hälfte aus Alters- bzw. Gesundheitsgründen
aus. Dazu gehört auch der langjährige Vorsit-
zende und VHL-Gründer Heiner Groß. Aller-
dings ist er bereit, sofern gewünscht, weiterhin
begrenzt mitzuarbeiten. Glücklicherweise hat
Georg Jungmann, Staatssekretär a.D. und jet-
ziger EVS-Chef, Mitbegründer und Vorstands-
mitglied des VHL, seine Bereitschaft erklärt, den
Vorsitz zu übernehmen. Seine politischen Füh-
rungsämter als Vorsitzender des CDU-Stadtver-
bandes Saarlouis hat er am 25. September 2019
abgegeben; den Vorsitz der CDU-Lisdorf wird
er demnächst abgeben. Herbert Germann, eben-
falls VHL-Mitbegründer und Vorstandsmitglied
will einen der beiden Stellvertreterposten über-
nehmen. Die beiden Vereine „Lisdorf alles im
grünen Bereich“ und „Lisdorf de“, deren Vorsit-
zender er ist, sollen später ggffls. mit dem VHL
zusammengeführt werden. Im künftigen Vor-
stand soll die Arbeit mehr als bisher auf die ein-
zelnen Vorstandsmitglieder aufgeteilt werden.
Auch das Amt des Schatzmeisters und des Orga-
nisationsleiters sollen neu besetzt werden. In der
Überlegung ist auch die Schaffung eines teilho-
norierten Geschäftsführerpostens. Alle Mitglie-
der, die bereit und befähigt sind, im Vorstand
unseres größten Lisdorfer Vereins mitzuarbeiten,
werden herzlichst gebeten, sich zu melden. (hg)
IN EIGENER SACHE
Veranstaltungen des Heimatkundevereins Lisdorf
Lisdorfer Mundartfest im Saal Schulden am Sonntag, 20. Oktober, 16.00 Uhr, Eintritt frei
Weinprobe im Weingut Klostermühle in Ockfen/Saar am Samstag, 9. November, Bus ab 18.00
Uhr Preis für Weinprobe, Winzervesper und Busfahrt : 30 Euro; Anmeldung bei H. Groß, Tel.:
06831/4 16 94 oder D.Freichel, Tel.: 06831/ 3501
Busfahrt ins Staatstheater Saarbrücken zum Besuch der Oper „La Bohème“ von Puccini, Frei-
tag, 6. Dezember, Busfahrt: 18.30 Uhr Preis: 31 Euro, Anmeldungen bei Heiner Groß
26 27
In der eigens zwischen Kirche, Pfarrheim und
Kindergarten aufgebauten Konzertarena war
auch die 16. Auflage des Lisdorfer Open-Air-Kon-
zertes ein voller Erfolg. Über 1.400 Besuchern
wurde ein bunter Strauß zauberhafter Melodien
von rund 300 Musikerinnen und Musikern, Sän-
gerinnen und Sängern, überwiegend aus dem
Landkreis Saarlouis, geboten. Es war wieder das
kulturelle Ereignis des Jahres im Raum Saarlouis.
Was die Organisatoren des Fördervereins „Klin-
gende Kirche“ Lisdorf, des Stadtverbandes der
kulturellen Vereine Saarlouis (SdkV), der Kreis-
stadt Saarlouis und der Kreismusikschule Saar-
louis vorbereitet hatten, das konnte sich echt sehen
und hören lassen. Dem künstlerischen Leiter Gün-
ter Donie war es wieder gelungen, ein äußerst
anspruchsvolles Programm mit Künstlern aus un-
serer Region zu präsentieren. Auf dem Programm
standen Opern- und Operettenmelodien sowie
Musical-, Jazz- und Filmmusik. Moderiert wurde
die Veranstaltung von Hans Werner Strauß.
Es wirkten mit: Anne Kathrin Fetik (Sopran), Ta-
nit Heiser (Sopran), Judith Braun (Mezzosopran),
Manuel Horras (Tenor), Johannes Hilt (Fagott),
der Jazzchor United Voices unter der Leitung
von Ruth und Dietmar Strauß, der Chor des Ro-
bert-Schuman-Gymnasiums (RSG) unter dem Di-
rigenten Daniel Franke, Lehrer für Mathematik
und Musik am RSG, sowie das Kreisjugendsinfo-
nieorchester des Landkreises Saarlouis (Leitung
Günter Donie, Lehrer im Unruhestand).
In der ersten Hälfte standen bekannte Lieder
aus Musical, Oper und Operette auf dem Pro-
gramm. Alle Interpreten konnten überzeugen:
Ob Anne-Katrin Fetik oder Manual Horras, oder
Judith Braun oder der Saarlouiser Jazzchor, das
Publikum honorierte alle Darbietungen mit kräf-
tigem Applaus.
Im zweiten Teil wurde Musical- und Filmmu-
sik geboten oder auch Interpretationen bekann-
ter Schlager, die vom Dirigenten Michael Franke
für den RSG-Chor mit Begleitung durch eine
Musik-Combo eigens arrangiert wurden. Über-
zeugen konnten auch Johannes Hilt mit einer
Komposition für Fagott und Orchester und Tanit
Heiser, die in Lisdorf nicht zum ersten male auf
der Bühne stand.
Auch das Wetter spielte mit und bedachte uns
mit einer milden Sommernacht. Dank vieler un-
entgeltlicher Helfer aus Lisdorf und Umgebung
und auch dankenswerterweise  vieler Sponsoren
konnten die Tickets für das hochkarätige Konzert
zu einem moderaten Preis angeboten werden.
Wie in den Vorjahren war die Veranstaltung aus-
verkauft, sodass beste Voraussetzungen für einen
gelungenen Konzertabend gegeben waren.
Mitternacht auf dem Kirchplatz in Lisdorf: Künst-
ler und Veranstalter sagen „Time to say Goodbye“
und wir dürfen uns heute bereits auf die 17. Auf-
lage des Lisdorfer Open-Air-Konzertes freuen,
das voraussichtlich am Freitag, den 26. Juni 2020,
veranstaltet wird.
Der Jazzchor „United Voices“ unter seinem Dirigenten Dr. Dietmar Strauß (stehend vorne links) sang vier unter-
haltsame Jazz-Lieder und wurde mit starkem Beifall bedacht.
16. Lisdorfer Open-Air-Konzert am 21. Juni 2019
Musikkultur vom Feinsten
Anne-Katrin Fetik und Manual Horras
Johannes Hilt
Judith Braun Tanit Heiser		 Text und Fotos:Harald Weiler
Das Kreisjugendsinfonieorchester des Landkreises Saarlouis (Leitung Günter Donie), der Chor des Robert-Schu-
man-Gymnasiums (RSG) unter dem Dirigenten Daniel Franke und Moderator Hans Werner Strauß
28 29
Fußballverein SV 1929 Lisdorf feierte 90 jähriges Jubiläum
Am 13. und 14.September 2019 wurde auf der Sportanlage Rosenthal das 90 jäh-
rige Vereinsjubiläum mit Empfang, Kameradschaftsabend, Ehrungen, Fußball-
turnieren von Jugend- Hobby- und AH-Mannschaften sowie zum sportlichen
Abschluss und Höhepunkt das Spiel der FSC-Traditionsmannschaft gegen die
Elf der CDU im Landtag, das 3:2 endete, durchgeführt.
SV Vorstand und Gäste (v.l.n.r.): MdL Raphael Schäfer, SV-Vorstand Edmund Theobald, SV-Vorsitzender Josef Gör-
gen, Bürgermeisterin Marion Jost, Heiner Groß, Georg Jungmann ,Herbert Germann
Geehrte längjährige Vereinsfunktionäre (v.l.n.r.): Wilfried Eibes, Udo Marmit, Josef Görgen, SFV-Kreisvorsitzender
Josef Kreis, Herbert Weirich, Sascha Emmes, Edmund Theobald, Bernd Weiß, 		 Fotos: Harald Weiler
Wir gratulieren und berichten mit Wort und Bild
Theresia Lonsdorfer-Faust vollendete am 23. Mai
2019 in geistiger Frische und guter körperlicher Ver-
fassung ihr 90. Lebensjahr. Maria Scholly und Hei-
ner Groß gratulierten ihr in ihrem Hause, das als
Altenteilerwohnung neben dem Gemüsebaubetrieb
ihres Sohnes Thomas und seiner Ehefrau Petra im
Lisdorfer Ortsteil Obstgarten steht. Ihr verstorbener
Ehemann Erich hatte den Betrieb aus der Saarstraße
in den Obstgarten ausgesiedelt. Er war ehrenamtlich
tätig in der CDU, dem Stadtrat und dem Genossen-
schaftswesen.
VHL-Vorstandsmietglied August Balthasar vollende-
te am 8. Mai 2019 in körperlicher und geistiger Fri-
sche sein 85. Lebensjahr. Er hat den VHL 1997 mit
gegründet und ist seither als aktives Mitglied unun-
terbrochen im Vorstand. Daneben pflegt er noch den
Gesang in der Chorgemeinschaft MGV 1859 als in-
zwischen ältestes Mitglied. Für den VHL gratulierten
ihm Harald Weiler, Maria Scholly und Heiner Groß.
Anlässlich des diesjährigen Brunnenfestes hatte der
Maler Bernd Freichel am 6. Juli 2019 zur Vernissage
seiner ausgestellten Bilder in sein Haus in der Groß-
straße eingeladen. Unter den vielen Gästen, die die
Werke von Bernd Freichel bewunderten waren auch
MdL Raphael Schäfer und VHL-Vorsitzender Heiner
Groß, die sich für ein Foto postierten.
Die diesjährigen Tage der offenen Tür beim Löschbe-
zirk Lisdorf der FFW Saarlouis am 10. und 11. Au-
gust 2019 wurden mit einem zünftigen Fassanstich
durch MdL Raphael Schäfer eröffnet. Nach dem ge-
lungenen Fassanstich prosteten die Gastgeber FFW-
Chef Knut Kempeni, LBF Albert Bernard, Schirmherr
Raphael Schäfer und die StVO Frederic Becker, Cars-
ten Quirin, Dr. Sabine Hartnack und Kirsten Cortez
de Loboa sowie weitere Gäste den übrigen Gästen zu.
30 31
VHL-Vorständler feierten ihre Ehejubiläen
Am 29. Juni feierten Hans
Podewin und Marianne geb.
Strauß aus Lisdorf ihre „Di-
amantene Hochzeit“ für 60
Ehejahre. Hans stammt aus
Saarbrücken und wohnt seit
der Hochzeit mit Marianne in
Lisdorf. Kurz nach der Ehe-
gründung und der Geburt der
beiden Töchtern engagierte sich
Hans im örtlichen Vereinsleben.
So im Berg- und Hüttenarbei-
terverein dessen Vorsitzender
er seit 50 Jahren ist, der Chor-
gemeinschaft MGV 1859, der
SPD, dem Spielmannszug, als
Schiedsmann und dem VHL,
dessen Vorstand er seit mehr als
20 Jahren angehört. Für seine
Verdienste wurde er 2012 mit
der Bundesverdienstmedail-
le ausgezeichnet.VHL-Vorsit-
zender Heiner Groß gratulierte
Hans und Marianne an ihrem
Ehrentag.			
	 Foto: Harald Weiler
Am 3. August feierten
VHL-Vorsitzender Heiner Groß
und Marie-Luise geb. Horn ihre
„Goldene Hochzeit“ im engsten
Familienkreis, der – wie das Foto
zeigt – immerhin aus 16 Perso-
nen besteht. Heiner stammt aus
dem Lisdorfer Ortsteil Holz-
mühle, Marie-Luise aus Nier-
stein am Rhein bei Mainz. Sie
ist Grund- und Hauptschulleh-
rerin und war nach Schulen in
Saarburg und Fraulautern zu-
letzt mehr als 20 Jahre Rektorin
in Neuforweiler und Beauma-
rais. Heiner ist Diplom-Agra-
ringenieur und war als Referent
für Bewertung und Besteue-
rung der Land- und Forstwirt-
schaft überwiegend bei der OFD
Saarbrücken und zuletzt im Fi-
nanzministerium tätig. Neben-
beruflich ist er mehr als 60 Jahre
tätig, so in JU, CDU, 41 Jahre Stadtrat, ehrenamtlicher Beigeordneter, in Pfarrgremien, mehreren Vereinen und seit
22 Jahren VHL-Vorsitzender. 2002 wurde Heiner mit dem Bundesverdienstkreuz und der Freiherr vom Stein Me-
daille ausgezeichnet. Für den VHL gratulierte Vorstandsmitglied Agnes Groß ihrem Bruder und ihrer Schwägerin.
Heimatkundeverein Lisdorf gratuliert seinen Jungvermählten
Am 31.August 2019 wurden Andrea Jacob aus Saarlouis und Markus Putze aus Roden in der Lisdorfer Pfarrkir-
che von dem aus Roden stammenden Pastor Dr. Dillschneider getraut. Andrea ist die Tochter von Jürgen Jacob und
Elisabeth geb. Faust. Markus stammt aus der Rodener Bäcker Dynastie Putze. Beide haben Betriebswirtschaftsleh-
re studiert Andrea ist derzeit als Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin bei einer Düsseldorfer Gesellschaft tätig.
Markus ist bei der Lisdorfer Firma Rietmann für das Auslandsgeschäft zuständig. Nach der Trauung gratulierten
für den VHL (v.l.n.r.) Maria Kunzler, Doris Freichel und Heiner Groß.
Am 7.September 2019 wurden Andrea Rolle aus Lisdorf-Holzmühle und Prof.Dr. David Rapp aus Saarbrücken in
der Kirche St. Gangolf in Mettlach von Diakon Christoph Nenno von der Pfarreiengemeinschaft Saarlouis links der
Saar getraut. Andrea ist die Tochter von Ingo Rolle und Elisabeth geb. Klein, wohnhaft in Lisdorf-Holzmühle. Beide
haben Betriebswirtschaftslehre studiert. Andrea ist Dozentin und arbeitet derzeit an ihrer Doktorarbeit, David ist seit
kurzem Professor an einer Pariser Universität. Nach der kirchlichen Trauung gratulierten für den VHL (v.l.n.r.) Hei-
ner Groß, Georg Jungmann (auch für den CDU-Vorstand Lisdorf) und Herbert Germann. Fotos: Harald Weiler
32 33
Nachruf
Seit der Ausgabe Nr. 26/27 des Lisdorfer Heimatblattes vom April 2019 sind folgende
Mitglieder verstorben:
Sylvia Morguet, Lisdorf
Josef Schwarz, Lisdorf
Ilse Groß-Lonsdorfer, Lisdorf-Holzmühle
Veronika Hilt-Weiler, Lisdorf
Werner Metzger, Lisdorf
Maria Scholly-Kohmann, Lisdorf
Maria Schwarz-Schmitt-Ecker, Lisdorf
Hedwig Jeibmann-Welsch, Saarlouis
Yannick Nonnweiler, Lisdorf
Manfred Sonntag, Lisdorf
Josef Rupp, Lisdorf
Gerhard Destruelle, Lisdorf
Irma Theobald-Scholly, Schwalbach
Wir halten die Verstorbenen in dankbarer Erinnerung und werden ihnen ein ehrendes
Andenken bewahren.
Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V.
Die Kriegsopfer
der beiden Weltkriege
aus Lisdorf
Gegen das Vergessen und Mahnung für den Frieden
Verfasserin: Agnes Groß, Vorstandsmitglied und Bild/Foto-Archivarin des VHL, mit Begleittexten von
Heiner Groß, VHL-Vorsitzender; Gestaltung: Bernd und Christine Hawner, VHL-Mitglieder.
Repräsentatives Buch im DIN A4-Format mit 383 Seiten und vielen Fotos, ausführlich vorgestellt im Lis-
dorfer Heimatblatt Nr. 25. Erhältlich im Buchhandel, in Lisdorfer Geschäften, in der KSK-Filiale Lisdorf
und bei Agnes Groß zum Preis von 19,50 Euro. Dieses sehr preisgünstige Buch, das der VHL wegen sei-
ner Bedeutung für die Erinnerungskultur weit unter den Herstellungskosten von ca. 26 Euro verkauft,
gehört in jedes Lisdorfer Haus, selbst wenn kein Familienangehöriger als Kriegsopfer zu beklagen ist.
Letzte Zufluchtsstätte:
Der Felsenstollen Rosenthal
Das Kriegsende in Lisdorf
Verfasser und Herausgeber: Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. (VHL)
Dieses Buch entstand aufgrund authentischer Berichte von ehemaligen Stolleninsassen über das Kriegsen-
de 1944/45 und das „Stollendrama“ und wurde 2002 vom VHL herausgegeben. Im Buch sind alle Stollenin-
sassen namentlich aufgeführt. Es wurde damals sowohl in der Presse als auch im SR lobend vorgestellt.
Im Buchhandel und in Lisdorfer Geschäften sind mehr als 800 Exemplare zum Preis von 19,80 Euro ver-
kauft worden. Wenige Restexemplare sind noch beim VHL-Vorsitzenden Heiner Groß zu erwerben.
Zwei Bücher des Heimatkundevereins Lisdorf,
die in jedes Lisdorfer Haus gehören!
Wir nahmen Abschied von unserem jungen Mitglied Yannick Nonnweiler
A m 2 2 .
August
2019 wur-
de der am
14. August
plötzlich
und un-
erwartet
im Alter
von nur
24 Jahren
verstorbe-
ne Yannick
Nonnwei-
ler aus Lis-
dorf unter
sehr gro-
ß e r A n -
teilnahme
seiner vie-
len Sportfreunde und der um ihn Trauernden
auf dem Friedhof „Neue Welt“ beigesetzt. Im
Sterbeamt in der überfüllten Lisdorfer Pfarr-
kirche, das von Sabine Becker gesanglich mit-
gestaltet wurde, würdigten Pastor Dr. Frank
Kleinjohann und der 1. Vorsitzende der Sport-
freunde Köllerbach, Dr. Michael Ernst, bei
denen Yannick zuletzt als herausragender Fuß-
baller in der Saarland-Liga aktiv war, sowie
mehrere Sportkameraden, den hoffnungsvollen
jungen Menschen und Sportler Yannick Nonn-
weiler, der nicht nur ein überaus guter Fuß-
baller, sondern auch ein gradliniger Freund
mit einem Herzen aus Gold gewesen sei. Er sei
überall beliebt, wertgeschätzt, grundehrlich,
einfach einzigartig gewesen.
Unserem VHL gehörte er mit seinen Eltern
Alexander und Anja Nonnweiler und seinen
beiden Brüdern Lars und Jens seit seiner Kind-
heit an, als sie noch in der Holzmühler Straße
in Lisdorf wohnten. Yannick war vor knapp
einem Jahr in der Lisdorfer Pfarrkirche von
Pastor Dr. Frank Kleinjohann mit Tina aus
Stuttgart vermählt worden. Seither wohnten
sie in der Feldstraße.
Wir werden Yannick in guter Erinnerung behal-
ten. Seiner Ehefrau Tina, seiner Eltern Alexan-
der und Anja und seinen Brüdern Lars und Jens
sowie seiner Oma sprechen wir nochmals unser
herzlichstes Beileid aus.
Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V.
Yannick Nonnweiler
Einzigartig in Stadt, Kreis, Land und Bund!
5 VHL-Mitglieder mit dem Bundesverdienstkreuz auzgezeichnet
Fünf Mitglieder des Heimat-
kundevereins Lisdorf sind im
Zeitraum von 1987 bis 2014
mit dem Bundesverdienstkreuz
bzw. der Bundesverdienstme-
daille ausgezeichnet worden.
Das dürfte wohl einzigartig
sein.
V.l.n.r.:
Klemens Port,2013, BVK
Manfred Boßmann, 2014, BVK
Wolfgang Hermann, 2001, BVK
Heiner Groß, 2002, BVK
Hans Podewin, 2012, BVM
34 35
SaarlouiserHeimatkundleraufderGrimburgbeiHermeskeilam19.Juli2019Foto:HaraldWeiler

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Heimatheft 28 red

  • 1. 1. September 1939 Kriegsausbruch und Räumung der „Roten Zone“ Lisdorfer ein Jahr fern der Heimat Erinnerungen Treck der Lisdorfer Bauern in die Evakuierung nach Thüringen vor 80 Jahren 1. September 1939 Kriegsausbruch und Räumung der „Roten Zone“ Lisdorfer ein Jahr fern der Heimat Erinnerungen Treck der Lisdorfer Bauern in die Evakuierung nach Thüringen vor 80 Jahren Nr. 28 Oktober 2019 Preis 3,00 Euro
  • 2. Impressum: Herausgeber: Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. Am Ginsterberg 13, 66740 Saarlouis−Lisdorf, Tel.: 06831/ 4 16 94, Fax: 06831/ 12 87 53 Redaktion: Heiner Groß (verantwortlich), G. Groß, Agnes Groß, Gabi Feld, Marie-Luise Groß, Manfred Nebelung, Fotos: Harald Weiler, Archiv VHL, privat www.heimatkunde.lisdorf.de Druck: Krüger Druck + Verlag, Handwerkerstraße 8-10, 66663 Merzig Bankverbindungen:Kreissparkasse Saarlouis IBAN: DE26 5935 0110 0074 3008 80 Vereinigte Volksbank e.G. Saarlouis-Sulzbach/Saar IBAN: DE21 5909 2000 6721 7502 03 Bezugspreis: 3 Euro je Heft, Vereinsmitglieder erhalten es kostenlos Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt der Redaktion, wieder. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers Verehrte Leserinnen und Leser, liebe Heimatfreunde! Dieses Heft Nr. 28 befasst sich schwerpunktmäßig mit einem historischen Ereignis, das nun genau 80 Jahre zurückliegt und für unseren Ort sowie unsere nähere und weitere Heimat tiefgreifende Veränderungen brachte. Durch den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 wurde im Osten der 2. Weltkrieg ausgelöst. Aufgrund des Beistandspaktes von Frankreich und England mit Polen musste auch im Westen unseres Vaterlandes mit Krieg gerechnet werden. Die Nazis hatten den Westfeldzug bereits einige Jahre zuvor vorbereitet. Zum einen durch den Bau des Westwalls ab 1937/38, zum anderen durch die Ausweisung eines etwa 10 km breiten Streifens entlang der deutschen Westgrenze von der Schweiz bis nach Holland, der als „Rote Zone“ bezeichnet wurde und im Kriegsfall als Aufmarschgebiet für die deutschen Truppen geräumt werden sollte. Lisdorf lag innerhalb dieser „Roten Zone“. Am 29. August 1939 kam der Befehl zur Räumung dieser Zone. Für die Bevölkerung von Lisdorf und die Nachbargemeinden war Thüringen als Bergungs- bzw. Evakuierungsgebiet vorgesehen. Unser Ort Lisdorf musste bis zum 1. Sept. 1939 abends geräumt sein. Alte, Kranke, Mütter mit kleinen Kindern und Frauen, deren Ehemänner bereits zum Kriegsdienst eingezogen waren, wurden zuerst mit der Eisenbahn, mit Bussen und LKWs weggebracht. Bauern und Nebenerwerbslandwirte, die über ein Pferdefuhrwerk oder ein Kuhgespann verfügten, wurden verpflichtet, damit in die Evakuierung zu ziehen. In Lisdorf bildete sich eine Kolonne von mehr als 120 Pferdefuhrwerken, deren wochenlanger Treck nach Thüringen im Einzelnen in diesem Heft beschrieben ist. Die Stadtverwaltung wurde nach Halberstadt im heutigen Sachsen-Anhalt evakuiert. Lisdorf gehörte bekanntlich seit der Eingemeindung am 1.4.1936 zur Stadt mit dem neuen Namen „Saarlautern“. Das fluchtartige Verlassen der Heimat auf unbestimmte Zeit, die dann fast 1 Jahr andauerte, war für alle eine schlimme Erfahrung. Heute nach 80 Jahren leben nur noch wenige der damals Evakuierten. Die meisten davon, zu denen auch ich als jetzt 81-jähriger gehöre, waren damals noch zu jung, um die Geschehnisse bewusst zu erleben. Vor 20 Jahren, als wir im November 1999 das erste Lisdorfer Heimatblatt herausbrachten, war das noch anders. Viele der damals 65- bis 80-jährigen erinnerten sich noch sehr gut an die Evakuierung. Bei den vielen Treffen unseres 1997 gegründeten Heimatkundevereins waren die Nazizeit, der Kriegsausbruch 1939, die Evakuierung, der Kriegsverlauf bis zur vernichtenden Niederlage, die Flucht in den Stollen Rosenthal kurz vor Kriegsende die beherrschenden Gesprächsthemen. Im ersten Heimatblatt 1999 wurden deshalb auch mehrere Beiträge zur Evakuierung veröffentlicht, die wir nun zum 80. Jahrestag in das vorliegende Heft übernommen haben. Weitere Beiträge befassen sich mit Nordhausen und seinem Dom zum Hl. Kreuz, in dem während der Evakuierungszeit einige Lisdorfer getauft, zu Ersten Hl. Kommunion gingen, gefirmt und auch getraut wurden. Auch das von uns 2001 herausgegebene sog. Stollenbuch und das von Agnes Groß 2018 verfasste Kriegstotenbuch befassen sich mit dem verheerenden 2. Weltkrieg. Diese Ausgabe enthält wieder einen Mundartbeitrag unserer Expertin Marianne Faust und einen Bildbericht von Harald Weiler über das 16. Lisdorfer Open-Air-Konzert, das wiederum fast 1500 Besucher anlockte, sowie Familienkunde aus unserem großen Verein. Die Jubiläen und größeren Feste mehrerer befreundeter Lisdorfer Vereine, die von Harald Weiler auf vielen schönen Fotos festgehalten wurden, werden in der nächsten Ausgabe des Heimatblattes erscheinen. Ich wünsche viel Freude bei der Lektüre und Ansicht der Fotos. Ihr/Euer Heiner Groß Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 Abdruck aus Heimatblatt Nr. 1 /November 1999 VOR 60 JAHREN – Lisdorfer verlassen ihre Heimat 4 Erinnerung an die Evakuierung 1939 6 Abdruck aus „Geschichte der Kreisstadt Saarlouis Band V Lisdorf – Von der Steinzeit bis zur Gegenwart (1996)“ 8 Nordhausen/Thüringen und sein Dom zum Heiligen Kreuz 12 Herzlich willkommen! 14 Beiträge zur Lisdorfer Mundart 15 Historische Hochzeitsbilder aus dem Archiv des Heimatkundevereins 18 Abdruck aus Heimatblatt Nr. 4 /Dezember 2001 S.6-12 Auf den Spuren der Evakuierten 1939/40 20 In eigener Sache 27 16. Lisdorfer Open-Air-Konzert am 21. Juni 2019 28 Fußballverein SV 1929 Lisdorf feierte 90 jähriges Jubiläum 30 Wir gratulieren und berichten mit Wort und Bild 31 Heimatkundeverein Lisdorf gratuliert seinen Jungvermählten 32 VHL-Vorständler feierten ihre Ehejubiläen 33 Nachruf 34 Zwei Bücher des Heimatkundevereins Lisdorf,die in jedes Lisdorfer Haus gehören! 35 Einzigartig in Stadt, Kreis, Land und Bund! 35 Beitrittserklärung zum Verein für Heimatkunde Lisdorf e. V. Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum Verein für Heimatkunde Lisdorf e. V. und verpflichte mich zur Zahlung des Mitgliedsbeitrages von .............€ (Mindestbeitrag je Monat bei Einzel- 2,-€ und 3,- € bei Familienmitgliedschaft) Vor- und Zuname:............................................................................................ Geb. Datum:....................... Anschrift:......................................................................................................................................................... Datum............................................Unterschrift:........................................................................................... Bei Familienmitgliedschaft erklären folgende weitere Personen ihren Beitritt: Name................................................geb.:......................N a m e:.............................................geb.:............. Name................................................geb.:......................N a m e:.............................................geb.:............. Ich/ Wir ermächtigen den Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. jährlich den Beitrag mittels SE- PA-Lastschrift bis auf Widerruf von meinem/ unserem nachstehend genannten Konto einzuziehen Bank........................................................................IBAN:..........................................BIC:........................ Datum.....................................................................Unterschrift.................................................................... 2 3
  • 3. Wolfgang Mang Vor sechzig Jahren, im Herbst 1939, war Lisdorf fast leer von seinen Bewohnern. Nur Soldaten waren im Dorf zu sehen. Deutschland befand sich im Zweiten Weltkrieg. Hinter der Saar lag, mehrere Kilometer tief gestaffelt, der Westwall, etwa 15 bis 20 Kilometer weiter westwärts Frank- reichs Ostwall, die Maginotlinie. Die meisten Bewohner Lisdorfs befanden sich weit weg „im Reich“. Sie waren dorthin evakuiert worden. Be- reits im Mai 1939 waren anlässlich einer West- wall–Inspektion des Saar–Abschnitts durch Adolf Hitler diesem Evakuierungspläne vorge- legt worden. Diese sahen vor, im Kriegsfalle aus einer bis 10 Kilometer hinter die Grenze reichen- den „Roten Zone“ die gesamte Bevölkerung vo- rübergehend zu entfernen. Um das unschöne Wort „Flucht“ zu vermeiden, nannte man diese Aktion „Evakuierung“. Als nun im Sommer 1939 wegen Hitlers Forderungen an Polen und Eng- lands Beistandsgarantie Polen gegenüber erneut Kriegsgefahr bestand, hofften die Menschen an der Saar, dass alles, wie schon im Vorjahr an- lässlich der Sudetenkrise, sich in Wohlgefallen auflösen würde. Vor allem hoffte man, dass sich Frankreich in seiner „Mourir à Danzig“ (Sterben für Danzig) Stimmung nicht von England in ei- nen Krieg hineinziehen lassen würde. Aber am 25. August wurden Wehrmachtseinheiten Rich- tung Westwall in Marsch gesetzt. In der darauf- folgenden Nacht erfolgte die Einberufung der Wehrpflichtigen. Am 27. August wurden dann sogenannte „Bewirtschaftungskarten“ auf Le- bensmittel, Bekleidung und Gebrauchsgüter aus- gegeben. Nun dämmerte es auch den Letzten, dass es doch Krieg geben würde, und die Ersten machten sich auf den Weg zu Verwandten „im Reich“. Am 29. August begann dann die Evaku- ierung der Insassen der Krankenhäuser. Bald da- rauf folgten Alte, Gebrechliche und Mütter mit Kleinkindern. Sie wurden zunächst noch mit Bussen und Lastwagen zu den Sammellagern im Hinterland gebracht. Als am 1. September deut- sche Truppen Polen angriffen, wurde der Rest der Bevölkerung evakuiert. Das ging schubwei- se vonstatten. Zuerst kamen die Dörfer an der Grenze, Ihn, Leidingen, Rammelfangen u.s.w. an die Reihe. Dann folgten Berus, Bisten, Düren, dann Felsberg, Überherrn, Neuforweiler, schließ- lich Lisdorf. Das geschah alles noch am 1.Sep- tember. Die Dörfer am linken Saarufer wurden einen Tag später evakuiert und am 3. September war die gesamte „Rote Zone“ verlassen. In Lisdorf hatten be- reits am Morgen die Ersten das Dorf verlassen. Zum Teil waren die Leu- te von der Polizei geweckt worden. Gegen Mittag setzte sich der Haupt- teil der Bewohner in Marsch. Am spä- ten Nachmittag folgten die Letzten – meist mit Ziehwägelchen. Sehr viele Lisdorfer verließen aber mit Pferdefuhrwerken das Dorf. Etwa ein Drittel der Dorfbevölkerung wa- ren Bauern und sie nahmen auf ih- ren Fuhrwerken zum Teil Verwandete und Bekannte mit.¹) Ansonsten wurde ein großer Teil der Lisdorfer mit Om- nibussen und Lastwagen transportiert. Es gab in Lisdorf nämlich drei oder vier Lastwagen von Gemüsehändlern. Sie fuhren mehrmals am Tag zu den Sammellagern im Hinterland. Hier – im Raum Lebach / Tholey – waren die Flüchtlinge teils in mit Stroh ausgelegten Schul- und Gast- haussälen untergebracht. Einige haben auch im Freien kampiert, wo sie am 3. September von einem schweren Gewitter überrascht wurden. Erst am 3. und 4. September wurden die Lis- dorfer dann zu den Bahnhöfen gebracht. Doch von einer komfortablen Reise konnte keine Rede sein. Obwohl jeder nur 15 kg Marschausrüstung mitnehmen durfte – Marschverpflegung, Ess- besteck und Essgeschirr, Decken, Leibwäsche, Wetterschutz, Wasch- Putz- und Nähzeug, Ta- schenlampe und nicht zuvergessen, die Gas- maske – waren die Eisenbahnabteile völlig überbelegt. Viele Leute landeten auch in Vieh- und Güterwaggons, die aber dann wenigstens mit Stroh ausgelegt waren. Es ging auch nicht so zügig voran, da die Militärtransporte von und nach der Front Vorrang hatten. Wohin es genau ging, wusste niemand. Währenddessen zogen die Lisdorfer Bauern in einem schier endlos scheinenden Wagentreck in einer fast dreiwöchigen Reise in den Kreis Nord- hausen in Thüringen. Dorthin und nach Sachsen-Anhalt waren die Be- wohner der „Roten Zone“ im Kreis Saarlouis (damals Saarlautem) im wesentlichen evaku- iert worden. Das gesamte „Bergungsgebiet“ erstreckte sich etwa von Hannover bis in die Oberpfalz und von Hessen bis zur Elbe. Als zent- raler Punkt galt Kassel. Dort befand sich auch ein Suchdienst. Denn durch die vorzeitige Evakuie- rung der Kranken, Alten und jungen Mütter wa- ren viele Familien auseinandergerissen worden. Auch sonst suchte die NSDAP den Evakuier- ten den Aufenthalt in der Fremde so angenehm wie möglich zu machen. So wurden Stammti- sche organisiert und es gab Betreuungsstellen. Nicht immer nämlich war das Verhältnis der Flüchtlinge zur eingesessenen Bevölkerung sehr gut. Aufenthaltsorte der Evakuierten waren im allgemeinen kleine Dörfer, wo sie dann bei Fa- milien zwangseingewiesen worden waren. Das musste, zumindest in der ersten Zeit, zu Rei- bereien führen. Da gab es Mietwucher, und oft mussten sich die Menschen, die wegen des Krie- ges mit Frankreich ihre Heimat hatten verlassen Abdruck aus Heimatblatt Nr. 1 /November 1999 VOR 60 JAHREN – Lisdorfer verlassen ihre Heimat müssen, als „Saarfranzosen“ beschimpfen lassen. Der ganze Winter ging so im frem- den Land dahin und auch das Frühjahr. Dann streckte Frankreich am 22. Juni 1940 die Waffen, und nun hiess es allerorten: „Nix wie hemm!“. So schnell ging es aber dann doch nicht. Wer vorzeitig heimkehr- te wurde zurückgeschickt, verlor gar einen Entschädigungsanspruch für während der Evakuierungszeit entstandene Sachschä- den. Das hatte auch seinen Grund. Die Dör- fer lagen immerhin 10 Monate zwischen den Fronten. In Lisdorf hatte es zwar keine Bodenkämpfe gegeben, doch es befanden sich militärische Anlagen im Dorf, und Lis- dorf hatte täglich Artilleriefeuer erhalten. Folg- lich mussten die Kriegsschäden ausgebessert werden. Vor allem musste Wasser– und Strom- versorgung wiederhergestellt werden. Sollten die Einheimischen nicht schnell genug allein mit diesen Arbeiten fertig werden, wurden, damit es schneller ging, extra Installateure aus „dem Reich“ engagiert. So waren denn Handwerker, darunter auch Bäcker und Metzger, und Behör- den die ersten, die zurückkehren durften. Im Laufe des Monats August trafen dann die übri- gen Bewohner ein. Am Saarlauterner Bahnhof wurden sie mit Fahnen, Girlanden, Blumen- schmuck und Musikkapellen empfangen. In Lis- dorf angekommen konnten sie dann feststellen, dass sich die Kriegsschäden im Rahmen gehalten hatten. Das Inventar war meist noch in gutem Zustand, denn während der Abwesenheit hatte die Polizei Plündern streng bekämpft. Plünde- rer waren laut Befehl auf der Stelle zu erschies- sen. Als am 15. September 1940 der Unterricht in der Schule begann, war das ein Zeichen dafür, das alles wieder seine Ordnung hatte. Niemand aber hat damals geahnt, das sich alles unter er- heblich chaotischeren Umständen in nur vier Jah- ren wiederholen sollte. Doch das ist eine andere Geschichte. ¹) Der abenteuerliche Treck der Lisdorfer Land- wirte mit Pferdefuhrwerken nach Thüringen ist von Arnt Finkenberg in seinem Lisdorfer Geschichtsbuch (S.233–S.238) aufgrund von Beiträgen von Paul Morguet nach Tagebuchauf- zeichnungen des später gefallenen Richard Ecker und von Rosa Klein–Rullang ausführlich behan- delt. 4 5
  • 4. Rudolf Lonsdorfer Die Rückführung der Lisdorfer Landwirte ist im Heimatbuch von Lisdorf (Band V der Geschichte der Kreis- stadt Saarlouis aus- führlich beschrieben). Meine Erlebnisse be- ginnen mit dem Tag der Ankunft in Nordhau- sen/Nord-Thüringen. Am Morgen des 20.09.1939 wurden unsere Pferde nebst drei Planwagen aus dem Zug entladen. Wir wurden mit den Wagen in Richtung Großwerther geschickt, begleitet von einem ortskundigen Helfer. Der erste Wa- gen war der der Familie Johann Schmitt–Weiler, sie kamen auf das Rittergut in Kleinwerther. Der zweite Wagen war der unsrige, der der Familie Josef Lonsdorfer–Kreutzer. Meine Eltern, mei- ne Schwester Rosa, mein Bruder Josef (1944 in Rußland gefallen) und ich, damals 11 Jahre alt, mußten noch vier Kilometer weiter zum Ritter- gut in Großwerther. Der dritte Wagen der Fa- milie Josef Lonsdorfer–Lonsdorfer fuhr ca. 10 Kilometer weiter nach Wollersleben. Auf dem Rittergut in Großwerther wurden wir von den Einheimischen sehr freundlich begrüßt und auf- genommen. Zuerst wurden die Pferde versorgt, dann wurde meiner Familie eine Wohnung mit drei Zimmern zugewiesen. Nach einigen Ruhe- tagen für Mensch und Tier wurden mein Vater, Bruder und Schwester gegen Entgelt auf dem Rittergut beschäftigt; ich ging zur Schule, mei- ne Mutter besorgte den Haushalt und half mit in der Gutsküche. Das Rittergut gehörte damals der Firma Frank & Kathreiner (»Kathreiner Kaffee«), war ca. 2500 Morgen groß und beschäftigte ungefähr 60 Men- schen. Verwaltet wurde das Gut von einem Ad- ministrator namens Hermann Ebert, zusätzlich von einem Hof– und einem Feldverwalter. Der Maschinenpark umfasste 3 Traktoren und eine Raupe (Kettenfahrzeug). Der Viehbestand belief sich auf ca. 30 Arbeitspferde, 10 Reit– und Kut- schenpferde, 200 Milchkühe, 200 Schweine und zwei große Schafherden. Angebaut wurden Ge- treide, Zuckerrüben und Kartoffeln. Mein Vater führte in der Großgärtnerei gravierende Ände- rungen im Gemüseanbau ein, was auf dem Rit- tergut zu einem florierenden Gemüseverkauf führte. Langsam kam alles in seine geregelte Bah- nen, natürlich war das Heimweh sehr groß. Um unser Heimweh zu lindern, fuhren wir in unse- rer Freizeit mit Fahrrädern zu unseren Verwand- ten und Freunden, die in der näheren Umgebung evakuiert waren. Einmal wöchentlich trafen wir uns alle bei Peter Morguet in Nordhausen, der dort die Gaststätte »Zum Mohr« gepachtet hatte. In diesem Gasthaus hatte der »Emmes Pitt«, ein Lisdorfer Hobbymaler, Lisdorfer Heimatmotive an eine Wand gemalt mit der Beschriftung: »Am grünen Saum der Saar«. Sonntags fuhren wir mit zwei oder drei Kutschen in den Dom nach Nordhausen, um dort die Hl. Messe zu feiern. Ich selbst wurde in diesem Dom gefirmt, mein Firmpate war Nikolaus Weiler–Luxenburger. Große Sorgen machten wir uns um unsere Fami- lienmitglieder, die sich nicht in Thüringen befan- den. So meine Schwester Greta, die in Lothringen verheiratet war, ihr Ehemann war im Krieg; sie war mit ihrer einjährigen Tochter Jaqueline in Cognac in Frankreich evakuiert. Ferner hielt sich meine Schwester Bertchen mit ihrer Tochter Mar- lene in Dittfurt auf, ihr Ehemann Peter Stein er- füllte seine Soldatenpflicht. Mitte Oktober 1939 fuhr meine Schwester Rosa in die Heimat zu ihrem Verlobten Alois Stutz, der als Soldat in Piesbach stationiert war (Reg. Nr. 70 und 125). Beide wurden am 9.November 1939 in Nalbach »kriegsgetraut«, die kirchliche Trauung fand in der Katholischen Pfarrkirche in Piesbach statt. Die vierte Schwester, Maria, verheiratet in Wad- gassen, war mit ihren vier Kindern in der Nähe von Berlin evakuiert. Ihr Ehemann Philipp Kie- fer war ebenfalls Soldat. An Weihnachten 1939 wurden alle Mitarbeiter des Rittergutes mit ih- ren Familien im Herrenhaus beschenkt, verbun- den mit einer schönen Weihnachtsfeier. Unter einem großen Weihnachtsbaum wurde gebetet und gesungen, anschließend gab es für alle ein Festessen. Dann fuhren wir gegen 20 Uhr mit den links unser Wohnhaus - rechts der Kornspeicher und Stal- lungen Kutschen durch den hohen Schnee – der Winter 1939/40 war sehr kalt – nach Nordhau- sen zur Christmette. Langsam nahte das Frühjahr heran, alles drehte sich nur noch um die Heimkehr in unsere geliebte Heimat. Endlich, im Sommer 1940, durften wir alle wieder nach Hause. »Nix wie hemm« stand an den Bahnsteigen und an den Zügen, die uns zurück- gebracht haben. Nach der Wiedervereinigung 1989 fuhren meine Nachbarn, Paul und Lena Morguet, mei- ne verstorbene Frau Regina und ich nach Pützlingen, Elende, Ilsenburg und Groß–Werther. Überall wurden wir freundlich aufgenommen. Das Rittergut Groß-Werther war in einem desolaten Zustand. Das Herrenhaus wurde 1946 von den Russen gesprengt. Die herz- lichen Kontakte zwischen Lisdorf und der Fa- milie Hanna und Erich Müller in Groß–Werther bestehen bis zum heutigen Tag, auch schon über die nächste Generation hinaus. Erinnerung an die Evakuierung 1939 Auf der Hinfahrt, 05.09.1939, Zwischenstation in der Schule von Züsch/ Hunsück von rechts nach links: Leonie Franz, Albert Schmitt, Erna Klein, Erika Lonsdorfer, Alma Rullang, Anni Adam, Ot- tilia Lonsdorfer, Rudolf Lonsdorfer, Marianne Lonsdorfer, Erich Lonsdorfer 6 7
  • 5. Der II. Weltkrieg in Lisdorf (1939 - 1945) Die Evakuierung 1939 Für die Lisdorfer Bevölkerung war die Entfes- selung des II. Weltkrieges durch den Einfall Deutscher Truppen in Polen am 1. September 1939 ein einschneidendes Ereignis. Die gesamte Stadt Saarlautern lag in der sogenannten „Roten Zone“, einem Streifen zwischen der deutsch-fran- zösischen Grenze und der Hauptkampflinie des Westwalls. Dieser Geländestreifen zog sich von der Schweizer Grenze bis hinein in die Südeifel. Im Kriegsfall hatte die Wehrmacht alle in diesem Geländestreifen liegenden Dörfer und Städte zur Räumung vorgesehen. Die von der Wehrmacht im Zusammenspiel mit der Kreisleitung durch- geführte Evakuierungsaktion funktionierte rei- bungslos. Die Weiterleitung der Evakuierten war jedoch trotz detaillierter Planungen mit großen Schwie- rigkeiten verbunden. Insgesamt mussten aus der „Roten Zone“ rund eine Million Menschen um- quartiert und in den „Bergungsgebieten“ un- tergebracht werden.1 Bei den Transporten mit Zügen, Autos und Pferdekarren, kam es zu Ver- sorgungsproblemen und langen Wartezeiten in- folge von Transportproblemen oder Unfällen. Am 1. September 1939 begann auch in Lisdorf die Evakuierung, die im Amtsdeutsch jener Tage als „Rückführung“ bezeichnet wurde. Die aben- teuerliche zwanzig tägige Reise mit Pferd und Wagen von Lisdorf nach Nordhausen und Blei- cherode in Thüringen wird im folgenden im Ta- gesbuchstil geschildert. Die Aufzeichnungen wurden von Paul Morguet aus Lisdorf zusammengestellt und entstammen einem Tagebuch von Richard Ecker, der bei der 1) Als Bergungsgebiete waren für die „Rückgeführten“ folgende Gaue vorgesehen: Bayerische Ostmark, Franken, Halle-Merseburg, Kurhessen, Magdeburg-Anhalt, Main- franken, Ost-Hannover, Schwaben, Südhannover-Braun- schweig, Thüringen, Weser-Ems, Westfalen-Nord, Würt- tenberg-Hohenzollem, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark, Tirol-Vorarlberg und Wien. Vgl. dazu: HERRMANN Hans-Walter: Die Freimachung der Roten Zone 1939/40, S. 65. Evakuierung dabei war und später im Krieg ge- fallen ist: Rückführung der Lisdorfer Bauern 1939 - 1940 Von Lisdorf nach Nordhausen und Bleicherode/ Thüringen - mit Pferd und Wagen 20 Tage auf der Landstraße 1939 Heute, am 1.September, Kriegsbeginn; Einmarsch der Deutschen in Polen. Dadurch wurde entlang der Grenze zu Frankreich unsere Heimat von der Bevöl- kerung geräumt, da die Heimat Aufmarschgebiet der Wehrmacht würde. 01. September Freitag In der Kleinstraße stellten sich die Lisdorfer mit 120 Pferdegespannen auf: Zum Kolonnenführer war Jo- hann Seidel von der Provinzialstraße ernannt. Um 12.00 Uhr wurde dann das Dorf verlassen. Es ging über Ensdorf; Hülzweiler nach Saarwellingen. An- kunft 16.00 Uhr am Ausgang von Saarwellingen; es wurde im Freien übernachtet. 02. September, Samstag 6.00 Uhr Weiterfahrt über Nalbach, Körprich, Schmelz nach Nunkirchen. Ankunft 2.30 Uhr; Über- nachtung auf den Wagen und in Scheunen. 03. September,Sonntag Abfahrt Nunkirchen 8.00 Uhr nach Wadern; Ankunft 10.30 Uhr auf einer Wiese am Bach. Am Nachmittag ein schweres Gewitter 17.00 Uhr Abfahrt von Wa- dern nach Wadrill und Reidelsbacherhof: Ankunft 20.00 Uhr 04. September, Montag 7.00 Uhr Abfahrt Reidelsbacherhof nach Kell; Ankunft 10.30 Uhr; Übernachtungauf dem Sportplatz 05. September, Dienstag 6.00 Uhr Abfahrt Kell über Reinsfeld. Hermeskeil nach Züsch: Ankunft 12.00 Uhr. Übernachtet wurde in der Schule und in der Kirche auf Stroh. 06. September, Mittwoch Abfahrt 15.00 Uhr von Züsch über Mühl, Hüttgeswa- sen, Allenbach nach Senzweiler; Ankunft 20.30 Uhr. 07. September, Donnerstag Abfahrt 9.30 Uhr von Senzweiler über Schäure, Hot- tenbach, Sulzbach nach Raunen; Ankunft 13.00 Uhr. 08. September, Freitag 8.00 Uhr Abfahrt von Raunen über Wöppersroth nach Gemünden; 11.00 Uhr Ruhepause. 14.00 Uhr Weiterfahrt über Holzbach nach Simmern; Ankunft 17.00 Uhr auf dem Sportplatz. Dechant Spengler be- suchte uns. 09. September, Samstag Abfahrt 8.00 Uhr von Simmern über Steinfeld nach Kisselbach; Ankunft 11.00 Uhr, Ruhepause. Weiter- fahrt 14.00 Uhr von Kisselbach nach Perschelt; An- kunft 17.00 Uhr. 10. September, Sonntag Abfahrt 13.00 Uhr von Perschelt über Wiebelsheim, Polzdorf nach Halsenbach; Ankunft 19.00 Uhr. 11. September, Montag Ruhetag 12. September, Dienstag Ruhetag 13. September, Mittwoch Abfahrt 4.30 Uhr von Halsenbach nach St. Goar; 7.30 Uhr Rheinübergang über eine Pionierbrücke nach St. Goarshausen bis Bogel; Ankunft 11.00 Uhr: Über- nachtung im Arbeitsdienstlager. 14. September, Donnerstag Ruhetag in Bogel 15. September, Freitag Abfahrt 8.00 Uhr von Bogel über Natstätten nach Rettert; 11.00 Uhr Ankunft; Pause bis 14.00 Uhr; Weiterfahrt von Rettert über Katzenellenbogen nach Hahnstätten. 16. September, Samstag Abfahrt 8.00 Uhr Hahnstätten über Kirberg nach Er- bach; Ankunft 11.00 Uhr; Pause bis 14.00 Uhr, Wei- terfahrt von Erbach nach Rod. 17. September, Sonntag Abfahrt 8.00 Uhr von Rod über Neuweil, Hundstal nach Anspach; Ankunft 12.00 Uhr, Pause bis 14.00 Uhr; Weiterfahrt über Werheim nach Rodheim v.d.H.; Ankunft 17.00 Uhr. 18. September, Montag Abfahrt 9.00 Uhr von Rodheim nach Halberstadt; An- kunft 11.30 Uhr, Pause bis 14.00 Uhr; Weiterfahrt nach Altenstadt; Ankunft 17.00 Uhr. 19. September, Dienstag In Altenstadt Verladung der 120 Planwagen mit Pfer- den und Leuten auf 2 Güterzüge; I. Zug: Abfahrt 15.00 Uhr über Fulda-Bebra-Eschwe- ge nach Nordhausen im Südharz; Ankunft 24.00 Uhr. 2. Zug: Abfahrt 18.00 Uhr über Fulda-Bebra-Eschwe- ge nach Bleicherode-Ost bei Nordhausen; Ankunft 4.30 Uhr. Von hier wurden die Lisdorfer auf die umliegenden Dörfer verteilt. Im August 1940 wurden wir mit der Bahn zurück- gebracht. Futter für die Pferde war in gut organisierter Weise an den jeweiligen Tagesquartieren reichlich vorhan- den. Feldküchen haben zur Mittags- oder zur Abend- zeit für eine gute Verpflegung gesorgt. Quartiere für die Leute waren Schulen, Kirchen oder Privat. Die Räume waren mit Stroh ausgelegt zum Schlafen. An vielen Orten sorgte die NSV auch während der Fahrt für Marschverpflegung (belegte Brote). Schmieden waren dazu verpflichtet den Hufbeschlag der Pferde vorzugsweise zu tätigen.2 Bemerkung: NSV = Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Der Treck nach Thüringen Neben diesen Tagebuchaufzeichnungen über die Rückführung der Lisdorfer Bevölkerung existiert auch ein Erlebnisbericht der Lisdorferin Rosa Klein-Rullang aus dem Jahr 1991. Rückblickend schildert die damals 12 Jahre alte Autorin dann sowohl ihre Erinnerungen an den Treck nach Thüringen, als auch an ihren und einjährigen Auf- enthalt in der Südharzgemeinde Schiedungen. Weil diese ereignisreiche Zeit in den Erinnerun- gen der Beteiligten einen tiefen Eindruck hinter- lassen hat und für die heutige junge Generation der Lisdorfer nur schwer nachzuempfinden ist, soll an dieser Stelle auch ihr Bericht in Auszügen zu Wort kommen: ... „Am 1. September 1939 brach der zweite Weltkrieg aus. An diesem Tag mussten wir unseren Heimatort 2) MORGUET Paul: Rückführung der Lisdorfer Bauern 1939-1940; nach den Tagebuchaufzeichnungen von Richard Ecker. Abdruck aus „Geschichte der Kreisstadt Saarlouis Band V Lisdorf – Von der Steinzeit bis zur Gegenwart (1996)“ von Arnt Finkenberg S. 233 –238 8 9
  • 6. Lisdorf wegen der zu erwartenden Kriegshandlungen verlassen und uns auf einen Weg ins Ungewisse be- geben. Ich war damals zwölfeinhalb Jahre alt. Die Landwirte von Lisdorf und der Holzmühle mit ihren Familien hatten einen Treck von ungefähr 120 Wagen mit Pferdefuhrwerke zusammengestellt. Eine Gasmaske für jeden musste im Wogen mitgeführt werden. Unser Wegführte uns über Schmelz, Her- meskeil und Simmern. Zwischenzeitlich wurden alte und kranke Leute und auch Frauen mit Kleinkindern vom Roten Kreuz von den Wagen genommen. Auch sie erwartete eine ungewisse Zukunft. Unsere letzte Station vor Überqueren des Rheins war Halsenbach, seitlich der Hunsrückhöhenstraße gele- gen. Dort mussten wir 3 Tage warten, denn zwischen St. Goar und St. Goarshausen wurde von deutschen Pioniereinheiten für uns eine Schiffsbrücke gebaut. Schließlich ging es weiter; täglich erreichte man an- dere Orte, wo wir auf Wiesen und Sportplätzen über- nachteten oder Privatquartiere bezogen. - Weil wir aber mit unseren Wagen, einer langen Karawane ähn- lich, die Straßen des militärischen Nachschubs blo- ckierten, wurden wir in Altenstadt in Oberhessen auf 2 Züge der Reichsbahn verladen. Auch zu diesem Zeitpunkt wusste niemand von uns, wo es hinge- hen sollte! In der Nacht hielt der Zug in Fulda, und am nächsten Tag waren wir in Bleicherode. Von dort wurden wir auf die umliegenden Dörfer verteilt. Un- ser Bestimmungsort nach fast 3wöchiger Tortur für Mensch und Tier war Schiedungen, ein kleines Bau- erndorf etwa 18 Kilometer von Bleicherode und 22 Ki- lometer von Nordhausen entfernt. Dort waren wir insgesamt 1 Jahr lang. Da wir aus ei- nem bäuerlichen Betrieb kamen, arbeiteten die Eltern mit dem mitgebrachten Pferdegespann in der Land- wirtschaft mit. Nachdem der „Frankreichfeldzug“ be- endet war, durften wir wieder heim.“3 ... Die Zwangsevakuierung der „roten Zone“ ende- te am 1. Juli 1940. Daraufhin kehrten im August und September nach und nach so viele Lisdor- fer aus den Rückführungsgebieten in Thürin- gen wieder in ihrer Heimat zurück, dass am 15. September der Schulunterricht in Saarlautern 4, wie Lisdorf offiziell hieß, wiederaufgenommen werden konnte. Da in Lisdorf weder Behörden noch öffentliche Betriebe in der Evakuierungszeit 3) Klein-Rullang, Rosa: Unsere Kleine Harzreise - Erleb- nisbericht aus 2 Lebensabschnitten; 2 S.; im Schularchiv Lisdorf vorhanden waren bzw. weitergearbeitet hatten, war der Ort ein Jahr lang von seinen Einwohnern geradezu entvölkert. Stattdessen war 1939 Vor- ort ein Feldlazarett eingerichtet worden, das bis 1940 bestand. Auch waren zur Verbesserung der Luftabwehr über Saarlautern 1939 eine Schein- werferstellung im Oberbruch sowie eine Flakstel- lung an der alten Banngrenze zu Saarlouis und zwei Flakgeschütze am Flurkreuz an der Wegga- bel Neuforweiler - Geisberg eingerichtet worden. Als Truppenstandort in der ,,roten Zone“ waren in Lisdorf außerdem 1939/40 drei Artillerie-Stel- lungen eingerichtet worden, die sich auf dem Sportplatz Rosenthal, im Ortsteil Holzmühle und bei der Villa Ruff befanden. In der Zwischenzeit hatten zusammengestell- te Arbeitskommandos die Ernte des Jahres 1939 eingebracht und im Frühjahr 1940 auch einen großen Teil des Ackerlandes bestellt. 4 Weil die Häuser, Gärten und Viehbestände vor der Eva- kuierung nicht vollständig gesichert werden konnten, fanden die Lisdorfer ihr Eigentum teil- weise in einem relativ verwahrlosten Zustand wieder vor. Der Rindviehbestand war sogar um 80% zurückgegangenen.5 4) vgl.: KRETSCHMER. R,: ... Saarlouis 1680 - 1980; S. 738. 5) II.Weltkrieg im Kreis Saarlautern: Fragebogen der Kom- mission für Saarländische Landesgeschichte und Volksfor- schung über die Schicksale der saarländischen Gemeinden und ihrer Bevölkerung im II.Weltkrieg; Gemeinde Lisdorf; v. 6.Oktober 1955; beantwortet von den Lisdorfer Bürgern Mary Lonsdorfer, Bezirksvorsteher Weiler, Herrn Deichler und Felix Schwarz Lisdorfer Bauern beim Dreschen während des Erntekommandoeinsatzes 1939, zur Zeit der Evakuierung. Zur Zeit der Evakuierung glich Lisdorf einer „Geisterstadt“. Hier ein Bild aus der Provinzialstraße. 10 11
  • 7. Am 1. September 1939, also vor 80 Jahren, wur- de der verheerende zweite Weltkrieg durch den deutschen Überfall auf Polen ausgelöst und die Bewohner in der sogenannten „Roten Zone“ mussten ihre Heimat für knapp ein Jahr ver- lassen. Die „Rote Zone“ war ein Grenzstreifen von mehreren Kilometern entlang der deutschen Westgrenze (Frankreich, Luxemburg, Belgien und Holland), der als Aufmarschgebiet für den vorgesehenen Westfeldzug der Deutschen zuvor von den Nazis ausgewiesen worden war. Lisdorf lag vollständig in der „Roten Zone“ und musste demzufolge ab Ende August/Anfang September 1939 geräumt werden. Als Evakuierungsgebiet waren Thüringen, Nordhessen und die Gegend südlich und östlich des Harzes, heute Nieder- sachsen und Sachsen-Anhalt, vorgesehen. Der weite Weg wurde mit Eisenbahn, Lastwagen und für die Bauern verpflichtend mit Pferdefuhr- werken zurückgelegt. Dies geschah ortsweise in geschlossenen Trecks von bis zu mehreren Hun- dert Pferdefuhrwerken. Nur das Allernötigste durfte mitgenommen werden. Die Fuhrwerks- besitzer waren verpflichtet, auch Nachbarn, Ver- wandte und Bekannte mitzunehmen, soweit auf ihren Wagen Platz war. Rudolf Lonsdorfer aus der Holzmühler Stra- ße und Heiner Groß haben als 11-jähriger bzw. 1-jähriger den wochenlangen Treck auf Acker- wagen mit ihren Familien miterlebt. Der Lisdor- fer Pferdefuhrwerkstreck umfasste mehr als 100 Wagen, davon allein von der Holzmühle etwa 20. Die von Pferden gezogenen Ackerwagen waren zum Schutz vor Regen mit Planen überzogen. Als 1-jähriger damals habe ich (Heiner Groß) keine konkreten Erinnerungen daran im Gegensatz zu meiner damals 3-jährigen Schwester Agnes und dem 11-jährigen Rudolf Lonsdorfer. Im Lisdorfer Heimatblatt Nr. 1 vom November 1999 ist die Evakuierung nach Thüringen von Wolfgang Mang und Rudolf Lonsdorfer einge- hend beschrieben. Der Trierer Historiker Arnt Finkenberg hat in seinem sehr empfehlenswerten Band 5 der Stadtgeschichte von Saarlouis „Lis- dorf von der Steinzeit bis zur Gegenwart (1996)“ den Treck der Lisdorfer Landwirte nach Thürin- gen anhand von Aufzeichnungen der Treckteil- nehmer Richard Ecker (als Soldat gefallen), Paul Morguet † und Rosa Klein-Rullang † auf den Sei- ten 232 bis 238 ebenfalls ausführlich geschildert. Rudolf Lonsdorfer (91) kam als damals 11-jäh- riger mit seiner Familie am 29. September 1939 in Nordhausen mit weiteren Lisdorfern an. Dort wurden sie auf dem wenige Kilometer entfern- ten Rittergut Großwerther einquartiert. Dieses Rittergut gehörte damals der Firma Frank und Kathreiner („Kathreiner Kaffee“), war 2500 Mor- gen groß und beschäftigte ca. 60 Personen. Seine Eltern Josef Lonsdorfer und Berta geb. Kreut- zer, seine Schwester Rosa, später verheiratet mit Alois Stutz aus Lisdorf und sein Bruder Josef (1944 in Russland gefallen) fanden Beschäfti- gung auf dem Hofgut. Auch ihre beiden Pferde wurden eingesetzt. Rudolf besuchte die dorti- ge Volksschule. Die kirchentreuen katholischen Lisdorfer besuchten auch fern von der Heimat den sonntäglichen Gottesdienst. Die nächstge- legene Kirche mit katholischen Messen in der überwiegend evangelischen Bevölkerung um Nordhausen war der Dom zum Heiligen Kreuz Nordhausen/Thüringen und sein Dom zum Heiligen Kreuz Erinnerungsorte für Evakuierte aus Lisdorf vor 80 Jahren Dom zum Hl. Kreuz in Nordhausen mit sonntäglichen katholischen Messen. Hier wurden während der Evaku- ierung Lisdorfer getauft, gefirmt, getraut und zur Erst- kommunion geführt. in Nordhausen, knapp 10 km entfernt. Für den Weg zum Gottesdienst stellte das Rittergut eine Kutsche zur Verfügung. Dort trafen sie auch die anderen Lisdorfer, die in der Umgebung unterge- bracht waren. Rudolf, der noch vor Kriegsbeginn im Jahr 1937 seine Erstkommunion zu Hause gefeiert hatte, wurde als 12-jähriger im Dom zu Nordhausen gefirmt. Seine Erinnerung daran ist auch heute noch sehr lebendig. Ebenso die wöchentlichen Besuche mit seiner Familie in der Nordhauser Gast- stätte „Zum Mohr“, die von dem Lisdorfer Pe- ter Morguet (Emmes Pitt) betrieben wur- de. Dort trafen sich re- gelmäßig auch andere Lisdorfer aus der Um- gebung. Peter Mor- guet habe die von ihm gepachtete Gaststätte mit Lisdorfer Heimat- motiven bemalt und mit großen Lettern darun- ter geschrieben: „Lisdorf, am grünen Saum der Saar“, so berichteten Rudolf Lonsdorfer und die Tochter von Peter Morguet, Hilde Speicher aus Schwalbach. Dies brachte den Evakuierten ein wenig Heimatgefühl. Aber nicht nur Rudolf Lonsdorfer hat gute Er- innerungen an Nordhausen und seinen Dom, sondern auch Manfred Nebelung und seine Schwester Heidi Dzakovic geb. Nebelung. Ihre Mutter Theresia Rullang aus der Feldstraße (Re- schen Rullang) hatte während des Krieges ihren späteren Ehemann aus Appenrode bei Nordhau- sen kennengelernt und geheiratet. Tochter Heidi wurde 1944 und Sohn Manfred 1945 in Appen- rode geboren und im Dom in Nordhausen ge- tauft. Nach ihrer Trennung 1947 kehrte Theresia Nebelung geb. Rullang mit ihren Kindern Heidi und Manfred wieder nach Lisdorf zurück. Wäh- rend einer Reise des VHL im Sommer 2001 in die Evakuierungsgebiete der Lisdorfer in Thü- ringen, die im Heimatblatt Nr. 4 vom Dezem- ber 2001 eingehend beschrieben ist, stellten sich weitere Lisdorfer Beziehungen zu Nordhausen und seinem Dom heraus. Einige ältere Mitrei- senden erinnerten sich bei der Besichtigung des Doms an ihre sonntäglichen Gottesdienstbesuche vor mehr als 60 Jahren. Die Mitreisende Chris- ta Schwarz-Schmitt berichtete, dass ihre Eltern während der Evakuierungszeit im Nordhause- ner Dom getraut wurden. Die Mitreisenden Ma- ria von Maurice-Weiler und Monika Wilke, die nach dem Krieg aus ihrer Geburtsstadt Nordhau- sen nach Lisdorf gekommen war, trafen sich mit dort heute noch lebenden Verwandten. Seit der Gründung des VHL im Jahr 1997 beste- hen gute Kontakte zur Familie Wolfgang und Margarete Gebler aus Hohenstein-Trebra, ca. 35 km westlich von Nordhausen. Margaretes Mut- ter, Greta Spaniol aus Lisdorf, lernte während der Evakuierung 1939/40 in Thüringen den Ho- ferben Oskar Kohlrabe aus Trebra kennen, den sie später im Standesamt von Andernach/Rhein, wo ihr Bruder Alois Spaniol damals Oberbürger- meister war, heiratete. Bei der Fahrt der Lisdorfer Reisegruppe 2001 mit mehr als 50 Personen wur- den wir von Familie Gebler auf ihrem Hof in Tre- bra herzlich empfangen und köstlich bewirtet. Alle Teilnehmer erinnern sich sehr gerne daran. Obwohl weitere Reisen des VHL nach Thüringen geplant waren, ist es bisher aus verschiedenen Gründen nicht dazu gekommen. Inzwischen sind auch viele der damals Evakuierten verstorben oder aufgrund ihres Alters nicht mehr reisefähig. Rudolf Lonsdorfer wurde 1940 im Dom zum Hl. Kreuz als zwölfjähriger gefirmt. Heidi Dzakovic-Nebelung (2 J.) und Manfred Nebelung (1) mit ihrer Mutter Reschen Nebelung-Rullang 1946 in Apperode bei Nordhausen. Heidi und Manfred wurden im Dom zum Hl Kreuz getauft. Heidi mit ihrer inzwischen verstorbener Mutter „Re- schen Rullang“ und ihren Söhnen Sascha und Dragan 12 13
  • 8. Trotzdem ist eine Reise für die verbliebenen In- teressenten immer noch in Planung. Nachzutragen bleibt noch, dass wir damals auf der Rückreise von Trebra in Arnstadt für mehre- re Tage Station machten, um in der Umgebung mehrere Orte zu besuchen, an denen Lisdorfer evakuiert waren; so in Kleinberndten, ca. 40 km südwestlich von Nordhausen, wo unsere Mitrei- senden Alfons Welsch und seine Schwester Ma- rianne damals mit ihrer Familie und weiteren Lisdorfern untergebracht waren. Das Anwesen in Kleinberndten und das Schulgebäude, das Al- fons Welsch als schulpflichtiges Kind besuchte, waren schnell gefunden. Zu den inzwischen bei uns Verstorbenen, die un- mittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung 1989 Besuche bei ihren damaligen Quartierge- bern in Thüringen machten, gehören u.a. Regi- na Lonsdorfer, die Ehefrau von Rudolf, und die Ehepaare Paul und Lena Morguet sowie Erich Klein und Rosa geb. Rullang. Trotz der zurückliegenden 80 Jahre sind un- sere Kindheitserinnerungen an die damaligen Geschehnisse noch allgegenwärtig. Als Heimat- kundler sind wir in besonderem Maße verpflich- tet, die Erinnerungskultur zu pflegen, besonders am 1. September 2019 anlässlich des 80. Gedenk- tages der Evakuierung 1939. Heiner Groß Franz Schmitt und Anna geb. Franz aus Lisdorf haben während der Evakuierung 1940 in Thüringen geheiratet; standesamtlich im Standesamt Crimderode und kirchlich im Dom zum Hl. Kreuz in Nordhausen. Herzlich willkommen! Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. begrüßt als neue Mitglieder: Sabine Becker, Lisdorf Christian Beyer, Lisdorf Amelie Beyer, Lisdorf Moritz Beyer, Lisdorf Josefa Wolff, Lisdorf Martin Lonsdorfer, Frankfurt/ Main Albert Lonsdorfer, Chemnitz Anna Hanisch, Chemnitz Christian Greis, Lisdorf Ulrike Schindelbeck, Wadgassen Beiträge zur Lisdorfer Mundart von Marianne Faust Zwai Lééíschdrowwa em Himmel Da Pitt on da Schang, senn en dè Zwanzija Jòaren gestorf, sè senn dòmòòls metenanna furtgang aus èm Dorf. Weil änes Dach‘s es off da Gruuf èn Onngléck pasiat, on wie da Deiwel èt well, senn die Zween en dè Himmel maschiat. Zwanzich Jòa hòdden sè kään Vidduz fó vann Lééischdroff äppes sè heeren, se wollten en den Jòaren ia Róu hann, on kääner durft sè steeren. Awwa en dè väazija Jóaren, òh watt èn Wonna, hann sè zóum Petrus gesaad: „ Scheff, ma lóun moll gäa ronna.“ Zaad hat da Petrus dè Himmelsfenschda offgehall, dò senn die Zween ball en Ohnmacht gefall. Sè hann gegräscht: „Watt wòa dann lò ,lò es jò so vill kapput, gätt lò wòa Kréijch, mä lò leit jò haufenweis Schutt. Watt sè lò gemach hann, hät net méßden senn, datt lò kann em Lewen neischt mä genn. Draurich machen sè dè Fenschda zóu, èt es ach bässa so, watt sè lò onnen gesinn hann, datt macht käänen froh. Da Pitt männt, fò sich lò hin sè wenschen datt wäa domm, nä, nä, ma senn léij sèfridden, komm èt wird Louija gesong. Jòaren droff hann sè genäselt, on wòren vapicht fò ronna sè lóuen, datt hòt schon èn ganz Patzion met Voawätz sè dóuen. Wie wäad èt jitz lò onnen ausgesinn, datt weßden ma gäa, sè machen èm Petrus èt Lewen ganz scheen schwäa. A saad, dia kannen meich ganz scheen kuranzen on blòòn, awwa schließlich hadda èn doch dè Wellen gedòòn. Am Aafang hann sè geschillkst, on hann ihren Auen net gedraut, dann hann sè geróuf, Petrus mach off,lò es jò alles nòmmòl offgebaut. Dè Stròßen, dè Heisa, dè Kirch, alles es nòmmòl en de Reih, Pitt lóu moll on èt schdeht noch vill Naues dabei. Am Kirrjoff, on bei da Kirch, datt es èn ganz naua Äkken, èt Kloschda es nemmä dò, awwa watt es datt èn scheena Fläkken. Lò séngen jò Kenna en dem Gaaten drenn, jò datt wäad die nau Spillschóól senn. On richtriwwa dò steht aach èn scheen Haus, dò kommt äna memm schwarzen Räckel raus. Ob dè èt glawscht òdda net, awwa èt kommt ma fòa, datt es dè Behausung vamm Herr Paschdoa. Alles es anascht awwa èt es villes nau on aach scheen, nò dem Uwwerasch vann fòa Johren, kann ma datt kaum vaschdehn. 14 15
  • 9. Schang lóu moll segutzen lò hennen naus, mä lò kännt ma sich jò ganemmä aus. Sa, wo es dann nua dè Holzmill, lóu moll ronderemm, mä die scheen nau Heisa lò, datt wäad dè Holzmill senn. Oh, lò hängt jò èn Stròòs en da Lóft, dò kannscht dè neischt mä saan, mä eich glaaf, datt Dengen lò drenna nännen sè Autobaan. Dè gesischt nua Auto an Auto lò fahren on iwwerall schdeen, eich glaaf die Leit lò brauchen nemmä sè Fóuß sè geen. Zóu den Wehikeln hann mia jò fréija gesaad Automobill, nua zóu usa Zeit lò onnen wòaren èt lang net so vill. Lò hennen senn dè Gäaten, dò gesinn eich kään Salat on kään Kappes, Pitt gesischt dè dann net hell, dò es doch aach gebaut du Dappes. Oh je, vann da Äläktrisch nò Waagassen es aach neischt mä sè gesinn, dò faaren jitz bèschdemmt nua noch die dick Bussen lò hin. On off däa anna Seit vann da Schoßä wòa moll èn Schinnengläß, dò es doch fréija dè Kläänbaan gefah, sovill wie eich wäß. Dè Eisenbaansbreck iwwa dè Saa hann se aach abgeroppt, dò dróff hann ma us als Kenna doch met dè Änschdrowwa vaklòppt Schang, eich lóuen lò èt Landwäakreiz roff, hennam Baaija seina Mill, dò fällt ma äppes off. Haschde lò moll èn Bleck hingeworf, dò schdeht jò èn richdich scheen klään Dorf. Dò wòa doch fréija Groß on Kläändroo, nää watt die alles vaännat hann lò. En da Guttboawies senn groß Hallen gebaut, fò datt Land lò sè vakaafen, hann die sich gedraut. Die Wiesen wòren doch émma gutt naß, dò es Zellrei so dick wie èn Kòpp drenn gewaaß. Pitt eich männ lò hennen wäa dè Lééischdrowwa Au, ódda es datt vakéat, komm lóu dau moll genau. Jò, lò es jó dè Saa, mä bénn eich dann domm, die es jò jitz richt, die wòa fréija doch kromm. Lò faht èn Scheff, wo kommt datt dann häa, on wo faht èt hin, datt weßt eich moll gäa. Eich menn dè Brecken schdeen aach nemmä an ihrem Plätz, on off nauen Weejen, senn sè met Fahräda off da Hätz. Dè Leit hann komisch Hälmen an, on hukken schbaßich om Saddel, wo die ló en da Au remm fahren, wòa doch fréija nua Schmaddel. Wo da Lähmpaad wòa, es èn Schtròß, datt fällt ma jitz off, dò lòschtwandeln dè Leit met dè Hendcha droff. On vòa da Au, wo da Wallgrawen wòa, dò schdehn aweil èn ganz Patzion Heisa davòa. Oh Schang, lò kännen mia us nemmä aus, dòfòa senn ma lò schon vill sè lang drauß. Datt lò senn jò alles scheen gutt Sachen, awwa datt koscht vill Geld watt die lò machen. Pitt eich männ dè Leit geht èt jitz gutt em Dorf, eich glaaw mia zween senn sè fréij geschtorf. Wenn mia nòmmòl lò kennten ronna gehn, oh, wie wäa datt fò us zween so scheen. Nua met dem villen Vakea, datt meßden ma leeren, on watt sonscht noch wäa, dò gääwen ma us weeren. Dò hòt da Petrus dè Nas voll on wòa om Schbrong, jitz es Schluß, Fenschda zou, aweil wird Louia gesong. Wie alles kapput wòa, dò wollten da gäa lò owen bleiwen, awwa aweil manen da ronna, fò auch dè Zeit sè vadreiwen. Jo, Jo, sè sengen jò Louia, ònä sich sè beschwären, awwa èm Pedrus wòa èt, als wenn sè traurich wären. On traurich Leit, machen em Himmel de Stimmung kapput, sè sollen froh senn lò owen, èt geht èn jò gutt. En paa Jäacha, hann se draurich ia Louija gesong, se wären so gäa onnen geween, do woa da Pedrus gezwong, do hat a em Joa 2005 zou den Zween gesaad, komm louen nòmmòl raus, dodroff hann se jo gewaad. Schandi senn sè an dè Fenschda gang, on off ämòòl saad da Schang: Pitt, lò fällt mia die Tua lò off, Eich menn dè Leid senn nemmä so gutt droff. Se senn nemmä so froh, wie noch fòa Joaren, eich weßd gäa fò watt, awwa ma well jò net boaren. Wäschde, sad da Pitt, watt mia lò haut offällt, Off dè Wärka on dè Gruwen dämpen kämmä Schorschden,onn de Leid schennen iwwad nau Gälld. Da Pedrus däa schmunseld on dänkt jitz hann eich mei Roou, on a macht ganz glegglich sei Fenschda zoou. Hennendran die Zween, a hat seinen Oren net gedraud, sengen freiwellich ia Louija, deidlich, froh on laud. Die zween saan zounanna, haud hann ma et lädscht mol mem Pedrus gefochd, ma wäsen jitz, lò onnen bei denen geffd ach nua met Wassa gekochd. 16 17
  • 10. Jakob Schmitt oo1908 Maria Berdin *1881 *1887 †1958 †1957 Peter Schönberger oo 1920 Marg. Otto *1892 *1896 †1981 †1985 Franz Schmitt oo 1940 Anna Franz *1912 *1919 †1980 †1998 Alfred Hesidens oo Marianne Winter Historische Hochzeitsbilder aus dem Archiv des Heimatkundevereins Karl Kröning oo 1917 Maria Busert *1885 *1891 †1952 †1967 Josef Berdin oo1935 Agnes Groß 1928 Goldene Hochzeit der Eheleute Anton Port und Katharina geb.Schmitt Auf der Holzmühle Johann Morguet oo 1944 Irmina Ecker *1919 *1920 †2002 †1979 18 19
  • 11. Im Juli 2001 besuchte eine Reisegruppe des Ver- eins für Heimatkunde Lisdorf mit 50 Personen die ehemaligen Evakuierungsgebiete in Thürin- gen. Für die meisten der überwiegend älteren Reiseteilnehmer war es eine Reise in die Vergan- genheit zu den Orten, wohin sie als Kinder oder Jugendliche zu Beginn des 2. Weltkrieges vor mehr als 60 Jahren mit ihren Familien zwangseva- kuiert wurden und etwa ein Jahr bleiben muss- ten. Lisdorf gehörte - wie alle Orte zwischen dem Westwall und der französischen Grenze - zur so- genannten Roten Zone“. Diese sollte im Kriegsfall mit Frankreich total freigemacht und die Bevöl- kerung in das Reichsinnere gebracht werden. Ende August /Anfang September 1939 war es so- weit. Mit dem Beginn des 2. Weltkrieges durch den deutschen Überfall in Polen am 1. September 1939 mussten die Lisdorfer den zum Teil abenteu- erlichen und auch gefahrvollen Weg in die Eva- kuierung antreten. Für die Lisdorfer war der nördliche Teil Thürin- gens als Bergungsgebiet bestimmt worden. Regio- nale Schwerpunkte der Unterbringung waren die Gegenden um Nordhausen, Sondershausen, San- gershausen, Bleicherode, Wernigerode/Harz und für die Evakuierten von der Holzmühle verschie- dene Dörfer im westlichen Teil des Kreises Go- tha. Darüber hinaus waren einzelne Familien und Personen aus Lisdorf auch in anderen Gebieten und Städten Thüringens sowie in Sachsen-Anhalt und in Hessen untergebracht. Zum überwiegen- den Teil waren die Lisdorfer in kleinen ländlichen Gemeinden auf Bauernhöfen einquartiert. Dort arbeiteten sie in der Regel in der Landwirtschaft. Die schulpflichtigen Kinder aus Lisdorf gingen mit den Einheimischen gemeinsam zur Schule. Ein ganzer Lisdorfer Jahrgang ist in der Evakuie- rung eingeschult und fast alle aus dem Jahrgang 1939/40 in den Evakuierungsorten geboren wor- den. Eine ganze Reihe männlicher Evakuierter Abdruck aus Heimatblatt Nr. 4 /Dezember 2001 S.6-12 Auf den Spuren der Evakuierten 1939/40 von Heiner Groß im wehrpflichtigen Alter ist in Thüringen zum Kriegsdienst einberufen worden; einige davon haben ihre Lisdorfer Heimat nie wieder gesehen. Obwohl in Thüringen vom Krieg fast nichts zu spüren war, wartete man doch sehnsüchtig auf die Rückkehr in die Heimat. Als Ende Juni 1940 Frankreich kapitulierte und an der Westgrenze des Deutschen Reiches zunächst kaum noch Ge- fahr drohte, bekamen auch die Evakuierten aus dem Saarland schnell ihre „Heimkehrerauswei- se“, die für eine Rückkehr Voraussetzung waren. „Nix wie hemm“ hieß es nun, und bis September 1940 waren die Lisdorfer wieder in der ersehn- ten Heimat. 1944, als unsere Heimat erneut zum Frontgebiet wurde, begaben sich einige Lisdorfer wieder in die Evakuierung nach Thüringen. Doch bald rückte die Kriegsfront auch dorthin vor. Fast allen Lisdorfern gelang die Flucht vor den ein- rückenden sowjetischen Truppen in die Heimat oder in die Zonen der Westalliierten. Nach Kriegs- ende wurde Thüringen bekanntlich russische Be- satzungszone und später Teil der DDR, die sich mehr und mehr durch einen „Eisernen Vorhang“ hermetisch vom Westen Deutschlands abriegelte, so dass es bis zur “Wende“ 1989/90 über 45 Jahre lang kaum Kontakte gab. Viele Freundschaften oder familiäre Bindungen, die während der Eva- kuierungen entstanden waren, konnten lediglich durch Briefwechsel gepflegt werden. Inzwischen sind die meisten Quartiergeber und auch Eva- kuierten, soweit sie die Kriegshandlungen über- haupt überlebt hatten, verstorben. Lediglich die ganz jungen Erwachsenen und Jugendlichen so- wie die Kinder von damals sind heute noch über- wiegend am Leben. Einige inzwischen mehr oder weniger betagte Lisdorfer unterhalten noch gute Kontakte nach Thüringen zu ihren ehemaligen Quartiergebern oder Schulkameraden. Seit der Wende sind die- se Freundschaften wieder belebt worden, nicht zuletzt durch gegenseitige Besuche. Unter den zahlreichen Mitgliedern des Heimatkundever- eins Lisdorf ist festzustellen, dass bei den meisten noch vielfältige Erinnerungen an die Evakuie- rungszeit in Thüringen bestehen. Damit verknüpft werden - so konnte ich wiederholt feststellen auch Sehnsüchte an unbekümmerte Kindheits- und Jugendtage in der Fremde. Die anderen, die die Zeit nicht selbst miterlebt haben, erinnern sich an die vielen Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern über deren Erlebnisse in Thüringen. Während der Gespräche über diesen Abschnitt unserer Zeitgeschichte wurde immer wieder der Wunsch geäußert, gemeinsam die ehemaligen Evakuierungsgebiete zu bereisen. Diese Wünsche wurden bald in die Tat umgesetzt. Zum ersten Reisetermin Ende Juli 2001 gingen so viele Mel- dungen ein, dass nicht alle berücksichtigt werden konnten und auf folgende Reisen nach Thüringen vertröstet werden musste. Mit einem modernen Reisebus wurde am 27. Juli 2001 die Fahrt mit 50 Personen angetreten. Nach zügiger Fahrt über die Autobahn erreichten wir schon nach 6 Stunden Eisenach in Thüringen. Der Evakuierungstreck der Lisdorfer Landwirte mit Pferdefuhrwerken benötigte 1939 dagegen fast 3 Wochen. In Eise- nach besichtigte die Lisdorfer Reisegruppe die Wartburg und die historische Altstadt mit dem Luther Haus und dem J.-S.-Bach-Haus. Über die “Deutsche Klassiker-Straße“ ging es weiter in die historische Residenzstadt Gotha, um dort das im- posante Schloss Friedenstein und die sehr schön restaurierte Altstadt zu besuchen. Mit vielen Ein- drücken beladen wurde dann Arnstadt, „das Tor zum Thüringer Wald“ angesteuert. Diesen ältes- ten Ort Thüringens hatten wir uns als zentralen Übernachtungsort während unserer mehrtägigen Reise ausgewählt, weil dadurch neben den Eva- kuierungsgebieten auch die großen kulturhistori- schen Stätten in Erfurt, Weimar, Eisenach, Gotha und der Thüringer Wald mit dem Zentrum Ober- hof gut erreichbar waren. Außerdem bietet Arn- stadt selbst viel Sehenswertes. Schließlich war auch das dem Verfasser bekannte 3-SterneHo- tel am Bahnhof, das sowohl von seiner zentralen Lage, seinem Ambiente, seiner Küche und sei- nem PreisLeistungs-Verhältnis empfehlenswert ist, ausschlaggebend. Als erstes Lisdorfer Evakuierungsgebiet wur- den die Orte Weingarten, Metebach, Brüheim, Eberstädt und Sonneborn, westlich von Gotha gelegen, besucht. 1939/40 waren dies reine Bau- erndörfer mit großbäuerlicher Struktur und vielen Fachwerkbauten. Jetzt gibt es nur noch verein- zelt bäuerliche Anwesen innerhalb dieser Orte. Die Wohngebäude dieser früheren großbäuerli- chen Betriebe sind überwiegend in schlechtem Zustand; die großräumigen landwirtschaftli- chen Wirtschaftsgebäude stehen größtenteils leer und sind teilweise verfallen. Viele der früheren Bauernhäuser sind auch abgerissen und durch Ein- oder Zweifamilienhäuser ersetzt worden. Desweiteren sind auch viele neue Wohngebäude zu sehen, die aus DDR-Zeiten stammen. An den Ortsrändern entstehen seit der Wende kleine Neu- baugebiete mit schmucken Häusern. Die land- wirtschaftlichen Nutzflächen werden in großen Schlägen bewirtschaftet. Brachland war nicht zu 20 21
  • 12. sehen. Es wurde uns erzählt, dass die Landwirt- schaft in den genannten Orten zu DDR-Zeiten von wenigen großen Landwirtschaftlichen Produkti- onsgemeinschaften (LPG)“ betrieben wurde, in denen ein großer Teil der Bevölkerung gearbei- tet habe. Diese LPG’s befanden sich meistens au- ßerhalb der Ortslagen. Nach der Wende erhielten die ehemaligen Grundeigentümer ihr Land wie- der zurück, haben es aber in der Regel an große landwirtschaftliche Gesellschaften verpachtet, de- ren Betriebsgröße oftmals die der sozialistischen LPG’s bei weitem übersteigt. Die neuen, privat- wirtschaftlich organisierten Betriebe sind sowohl in der Innnenwirtschaft (Tierhaltung) als auch in der Außenwirtschaft (Anbau) derart hoch techni- siert, dass nur noch wenige Arbeitskräfte benötigt werden. Deshalb ist heute der überwiegende Teil der Bevölkerung in der gewerblichen Wirtschaft und im Dienstleistungsbereich tätig. Im Laufe unserer Gespräche mit den Einwohnern der besuchten Orte trafen wir in Sonneborn den ehemaligen Rektor der dortigen Schule. Dieser wusste uns viel zu erzählen, zumal er sich selbst mit Heimatforschung beschäftigt und 1985 anläss- lich der 1200-Jahrfeier von Sonneborn die Schrift “Sonneborn im Wandel der Zeiten“ verfasst hat. Der 73 jährige Karl Langlotz, so der Name des überaus gastfreundlichen Sonneborners, kam durch Einheirat in das Bauerngehöft Stedefeld erst einige Jahre nach Kriegsende nach Sonne- born, so dass er über die Einquartierung der Lis- dorfer bzw. Holzmühler in den Jahren 1939/40 nur wenig wusste. Er schenkte uns übrigens meh- rere Exemplare seiner Schrift über Sonneborn. Während ein kleiner Teil im Hof des Anwesens Stedefeld mit Karl Langlotz im Gespräch ver- tieft war, besuchte der Rest der Lisdorfer Rei- segruppe ein Eiscafe nebenan und schleckten recht preisgünstig so viel leckeres Eis, dass fast alle Eisvorräte auf- gebraucht waren. Bei Außentem- peraturen von über 35° brachte dies eine willkommene innere Ab- kühlung. Die Inhaberin des Eisca- fes, eine Schwägerin unseres Gesprächspartners Kurt Langlotz, machte an diesem Tag wohl „das Geschäft des Jahres“. Eine weitere nette Begebenheit ist erwähnenswert. Auf die Fra- ge, ob man sich in Sonneborn an Kriegsevakuierte aus dem fernen Saargebiet erinnere, antwortete uns ein freundlicher junger Mann un- bekümmert: „Ja, ich habe gehört, dass auch hier Fremdarbeiter, Zigeuner und Saarfranzosen ein- quartiert waren“, aber mehr wisse er nicht dar- über. Wir nahmen diese Antwort schmunzelnd zur Kenntnis. Als nächsten Evakuierungsort steuerten wir Son- dershausen an. Uns war bekannt, dass die Stadt gegen Ende des Krieges total zerbomt wurde und später, während der DDR-Zeit, nur zögerlich wie- der aufgebaut wurde. Um so mehr waren wir über- rascht, als wir das dortige große Schloss und auch den historischen Stadtkern in einem ansehnlichen Zustand vorfanden. Das Hotel „Thüringer Hof“, in dem 1939/40 unser Reiseteilnehmer Robert Schütz mit seiner Familie einquartiert war, hat sich wieder zu einem örtlichen Spitzenhaus entwickelt. Der Ort Werther bei Nordhausen war unser nächstes Ziel. Im Ortsteil Schate wurden wir be- reits von Familie Müller, zu der unser Mitreisen- der Rudolf Lonsdorfer seit 1940 freundschaftliche Kontakte unterhält, freudig empfangen. Der Auf- enthalt dort dauerte wesentlich länger als geplant, so viel hatte man sich zu erzählen. In Werther gab es zwei große Rittergüter, auf denen Lisdor- fer untergebracht waren. Auf dem Rittergut im nördlich gelegenen Klein-Werther war u.a. die Familie Johann Schmitt-Weiler einquartiert, auf dem Rittergut Groß-Werther u.a. die Familie Josef Lonsdorfer-Kreutzer. Beide Rittergüter wurden zu DDR-Zeiten verstaatlicht und zu LPG’s umge- wandelt. Die herrschaftlichen Gebäudeteile sind von den Russen gesprengt worden. Der verblie- bene Teil ist heute in einem sehr unordentlichen Zustand. Auch hier sind die Verhältnisse ähnlich wie im Raum Gotha. In der Landwirtschaft sind nur noch wenig Beschäftigte. Die früheren bäu- erlichen Strukturen wurden von den Kommu- nisten zerschlagen. Obwohl das Grundeigentum heute wieder weitgehend an seine früheren Be- sitzer übergegangen ist, sind diese Flächen an große Agrar- Gesellschaften verpachtet. Land- wirtschaftliche Familienbetriebe, wie bei uns und auch nach Kriegsende noch im Raum Nordhau- sen, sind auch 11 Jahre nach der Wende in Thü- ringen nur selten anzutreffen. Erfrischt durch kühle Getränke und aufgemun- tert durch den bekannten Nordhäuser Doppel- korn verabschiedeten wir uns herzlich von der Gastgeberfamilie um Frau Hanna Müller mit dem Versprechen, sich bald in Lisdorf wiederzusehen. Nordhausen, damals und heute Zentrum Nordt- hüringens, war während der Evakuierung Treff- punkt vieler Lisdorfer. Peter Morguet, dessen Tochter Hilde Speicher aus Schwalbach auch zur Reisegruppe gehörte, hatte während der Evakuie- rung dort die Gaststätte „Zum Mohr“ gepachtet. Westlicher Teil des Kreises Gotha mit den Orten Metebach, Weingarten, Brüheim, Sonneborn und Eberstädt Lisdorfer im Gespräch mit einer Sonnebornerin Gruppenfoto mit Familie Hanna Müller in Werther-Schate bei Nordhausen „Emmes Pitt“, ein Lisdorfer Hobbymaler, hatte die Wände des Gasthauses mit Lisdorfer Motiven bemalt, so dass in diesem Treffpunkt der Lisdor- fer stets eine heimatliche Atmosphäre herrschte. Dieses Gasthaus wurde zerstört, als am 3. und 4. April 1945 alliierte Bomber die Stadt in Schutt und Asche legten. Es war die schlimmste Katastrophe, die Nordhausen je erlebt hatte. Bei diesem furcht- baren Luftangriff starben in Nordhausen inner- halb weniger Stunden mehr als 8.000 Menschen. Diesen Luftangriff überlebte damals auch unsere Mitreisende Monika Wilke als Kleinkind, die nach dem Krieg mit ihren Eltern aus Nordhausen nach Lisdorf kam. Heute ist Nordhausen wieder weit- gehend aufgebaut und besitzt wieder eine schöne Altstadt mit schmucken Fachwerkhäusern. Als die Lisdorfer Gruppe den Nordhauser Dom besuchte, erinnerten sich einige ältere Mitreisende an die sonntäglichen Messbesuche dort vor mehr als 60 Jahren. Christa Schwarz-Schmitt wusste zu berichten, dass ihre Eltern während der Eva- kuierung dort getraut worden waren. Nordhau- sen war auch bei dieser Reise Treffpunkt. So kam es zu verabredeten Treffs mit Verwandten unse- rer Mitreisenden Maria von Maurice–Weiler und Monika Wilke. Von Nordhausen ging die Fahrt weiter in westlicher Richtung nach Trebra, wo die Lisdorfer Gruppe auf dem Hof der Familie Gebler bereits erwartet wurde. Wolfgang Gebler, der in Lisdorf etliche Verwandte und Bekannte hat und den auch ich einige Wochen zuvor kennenlern- te, kam uns bis Pützlingen entgegen, ein Ort, ca. 6 km von Trebra entfernt, in dem auch mehrere Lisdorfer ihre Evakuierungszeit verbracht hatten. Er zeigte uns während der Fahrt nach Trebra über Schiedungen, wo und in welchen Anwesen Lis- dorfer untergebracht waren. 22 23
  • 13. Auf dem weitläufigen Gehöft der Familie Wolf- gang Gebler und Margarete geb. Kohlhase wur- den wir nicht nur besonders herzlich empfangen, sondern auch fürstlich bewirtet. Im Innenhof des heute nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Anwesens war zu unserem Empfang ein vorzüg- liches und reichhaltiges Buffet aufgebaut, und zwar für mehr als 50 Personen. Wir waren über die Großzügigkeit - ebenso wie bei Familie Hanna Müller in Werther-Schate - fast sprachlos. Wolf- gang und Margarete Gebler fühlen sich Lisdorf besonders verbunden, da Margaretes Mutter, Greta Spaniol, aus der bekannten Lisdorfer Fami- lie Spaniol stammte und sich während der Evaku- ierung 1939/40 in Trebra in den Hoferben Oskar Kohlhase verliebte und heiratete. Aus dieser Ehe gingen die beiden Töchter Margarete und Karin hervor. Tochter Margarete lernte während ihrer Ausbildung zur Krankenschwester in Dresden ihren Mann Wolfgang Gebler kennen, mit dem sie später zu ihren Eltern auf den Hof nach Trebra zurückkehrte. Zum Empfang der Lisdorfer Reisegruppe waren neben Wolfgang und Margarete Gebler auch ihre Schwiegertoch- ter Ulla und zwei Enkelkinder (die übrigen Familien- mitglieder waren verreist) sowie die aus Neuforweiler stammende 80 jäh- rige Hildegard Kiel geb. Schuck mit Sohn und Schwie- gertochter gekom- men. Hildegard Schuck lernte eben- falls während der Evakuierung ihren Ehemann kennen und wohnt seitdem in Kleinbodungen, ein Nachbarort von Trebra. Während des mehr- stündigen Aufent- haltes bei Geblers konnten die Lisdor- fer das Anwesen aus- giebig besichtigen. Es gab sehr schön mu- seal ausgestattete Räume, u. a. eine Bau- ernstube, ein Jagd- zimmer und einen prächtigen Hofgarten zu bestaunen. In Ge- sprächen mit unseren Gastgebern erfuhren wir, dass auch in Tre- bra der Krieg furcht- bar gewütet hatte. Kurz vor Kriegsende 1945 hatte sich eine Einheit der Waffen-SS bei Trebra eingegra- ben. Das veranlasste die angreifenden alliierten Truppen, Trebra in Brand zu setzen und anschlie- ßend zu bombardieren. Dabei sind fast alle Häu- ser und Höfe bis auf die Grundmauern zerstört worden. Unter der Zivilbevölkerung gab es zahl- reiche Opfer. Die Landwirtschaft in Treba ist heute genauso strukturiert wie im Raum Gotha und Nordhau- sen und in den neuen Bundesländern überall. Die Reiseleiter Heiner Groß dankt Margarete und Wolfgang Gebler (rechts) für den Empfang auf ihrem Hof in Trebra Lisdorfer in Geblers Hof in Trebra. Hinten stehend Gastgeber Wolfgang Gebler Lisdorfer vor der Staatskanzlei von Ministerpräsident Bernard Vogel in Erfurt früheren Grundeigentümer erhielten ihr Land wieder zurück, aber nur in den seltensten Fällen bewirtschafteten sie es selbst. Die Flächen sind überwiegend an große Agrar-Gesellschaften ver- pachtet, die teilweise auch die Betriebsstätten der LPG’s übernommen haben. Das Land um Tre- bra war wegen seiner guten Bodenqualität sehr begehrt und für ca. 300 DM pro Hektar an eine niedersächsische Firma verpachtet. Nach eini- gen Stunden bei Geblers in Tre- bra hieß es Ab- schied nehmen, da wir noch eine weite Fahrt durch Thüringen vor uns hatten. Wir waren überwäl- tigt von so viel Herzlichkeit und Großzügigkeit, das hatte nie- mand erwartet. Die vorgesehenen Besichtigungen in Mühlhausen (Thomas-Mün- tzer-Stadt) und Bad Langensalza waren bereits aus Zeitmangel ge- strichen worden.Ein Teil der Lisdorfer Reisegruppe vor dem Hotel in Arnstadt 24 25
  • 14. Der Empfang bei Geblers war ein Höhepunkt dieser Reise, darüber waren sich alle Teilnehmer einig. Wolfgang Gebler begleitete uns auf der Rückfahrt von Trebra im Bus durch viele klei- ne Orte über Bleicherode bis zur Hainleite im Kyffhäuserkreis und gab uns dabei interessan- te Informationen über Land und Leute. Auf der weiteren Rückfahrt legten wir noch einen kurzen Stopp ein in Kleinberndten, wo unser Mitreisen- der Alfons Welsch und seine Schwester Marianne Welsch mit ihren Eltern und weiteren Lisdorfern ihre Evakuierungszeit verbrachten. Das damalige Schulgebäude und das Haus, in dem sie Quartier gefunden hatten, war auch nach 61 Jahren schnell gefunden, zumal wir sie fast unverändert vor- fanden. Leider trafen wir keine Angehörigen der Quartiergeber mehr. Nach diesem anstrengenden, aber erlebnisreichen Tag erreichten wir ziemlich spät unser Hotel in Arnstadt. Nach dem gemeinsamen Abendessen unternahmen dennoch einige einen Nachtbummel durch die Stadt. Die anderen gingen zeitig zu Bett, um am nächsten Tag für die Heimreise mit wei- teren Besichtigungen fit zu sein. Die Heimreise ging durch schöne Gebiete des Thüringer Waldes nach Oberhof mit Besichtigung des Rennsteiggar- tens. Weiter fuhren wir durch das bezaubernde Werra-Tal mit kurzem Stopp und Besichtigung in Meiningen, weiter entlang der fränkischen Saa- le zur Autobahn bei Würzburg. Nach bequemer Autobahnfahrt kamen wir relativ schnell wieder zu Hause in Lisdorf an. Man war einhellig der Meinung, dass die Reise wegen der großen Hit- ze zwar anstrengend, aber sehr interessant und höchst informativ war. Aufgrund zahlreicher Nachfragen beabsichtigen wir, im Jahr 2002 eine weitere Reise in die Eva- kuierungsgebiete Thüringens und in den Harz durchzuführen. Raum Nordhausen mit Schiedungen, Pützlingen, Tebra, Kleinbodungen, Bleicherode, Kleinberndten 1. Mitgliedsbeitrag für 2019 Vor einigen Wochen hat Agnes Groß (83), gewis- senhafte Schatzmeisterin und Kassierin unseres großen Vereins, den Mitgliedsbeitrag für das Jahr 2019 mittels eines EDV-Programms der KSK ein- gezogen. Bei annähernd 600 Mitgliedern, wobei viele im Rahmen einer Familienmitgliedschaft unserem Verein angehören, ist das immer mit einem umfangreichen Arbeitsaufwand verbun- den. Bei einer Familienmitgliedschaft wird nur von einem Familienmitglied der Familien-Min- destbeitrag von 36 Euro pro Jahr eingezogen, bei einem Einzelmitglied der Mindestbeitrag von 24 Euro. Da Agnes Groß keine PC-Erfahrung hat, übernimmt mit Zustimmung des VHL-Vorstan- des Marie-Luise Groß diese Aufgabe. Sie wird außerdem von einer KSK-Mitarbeiterin beraten (Hotline Medialer Vertrieb, Abt. Sparkasse di- rekt), die ebenfalls Vereinsmitglied ist. Probleme beim Beitragseinzug treten z.B. dann auf, wenn Mitglieder eine Änderung ihrer Kon- toverbindung verspätet mitteilen, eine Familien- mitgliedschaft sich in eine Einzelmitgliedschaft ändert oder die Angabe der IBAN fehlerhaft ist. In diesen Fällen wird der Einzug von der Bank zurückgewiesen bzw. kommt es zu einer Rück- erstattung, die uns jeweils mit 3 Euro pro Fall angelastet wird. So entstanden allein in 2019 auf- grund von fast 50 Fällen Kosten in Höhe von 150 Euro und eine Menge Zusatzarbeit. Die Neumitglieder, bei denen irrtümlicherwei- se der doppelte Jahresbeitrag eingezogen wur- de (inzwischen aber zurückerstattet) bitte ich um Entschuldigung. Mitglieder, deren Beitrag noch nicht eingezogen wurde, bitte ich um bal- dige Überweisung auf eines unserer Vereinskon- ten: KSK Saarlouis, BIC KRSADE55XXX, IBAN DE26 5935 0110 0074 3008 80 oder VVB Saarlou- is-Losheim am See-Sulzbach/Saar, BIC GENO- DE51SB2, IBAN DE21 5909 2000 6721 7502 03. 2. Wahl eines neuen Vorstandes Die längst fällige Wahl eines neuen Vorstandes beim VHL soll bis spätestens Ende November diesen Jahres stattfinden. Da die Vorbereitungen und Gespräche mit möglichen Vorstands-Aspi- ranten noch nicht abgeschlossen sind, kann noch kein Termin für die Mitgliederversammlung fest- gelegt werden. Selbstverständlich ergeht eine Einladung fristgerecht. Aus dem jetzigen Vorstand scheidet etwa die Hälfte aus Alters- bzw. Gesundheitsgründen aus. Dazu gehört auch der langjährige Vorsit- zende und VHL-Gründer Heiner Groß. Aller- dings ist er bereit, sofern gewünscht, weiterhin begrenzt mitzuarbeiten. Glücklicherweise hat Georg Jungmann, Staatssekretär a.D. und jet- ziger EVS-Chef, Mitbegründer und Vorstands- mitglied des VHL, seine Bereitschaft erklärt, den Vorsitz zu übernehmen. Seine politischen Füh- rungsämter als Vorsitzender des CDU-Stadtver- bandes Saarlouis hat er am 25. September 2019 abgegeben; den Vorsitz der CDU-Lisdorf wird er demnächst abgeben. Herbert Germann, eben- falls VHL-Mitbegründer und Vorstandsmitglied will einen der beiden Stellvertreterposten über- nehmen. Die beiden Vereine „Lisdorf alles im grünen Bereich“ und „Lisdorf de“, deren Vorsit- zender er ist, sollen später ggffls. mit dem VHL zusammengeführt werden. Im künftigen Vor- stand soll die Arbeit mehr als bisher auf die ein- zelnen Vorstandsmitglieder aufgeteilt werden. Auch das Amt des Schatzmeisters und des Orga- nisationsleiters sollen neu besetzt werden. In der Überlegung ist auch die Schaffung eines teilho- norierten Geschäftsführerpostens. Alle Mitglie- der, die bereit und befähigt sind, im Vorstand unseres größten Lisdorfer Vereins mitzuarbeiten, werden herzlichst gebeten, sich zu melden. (hg) IN EIGENER SACHE Veranstaltungen des Heimatkundevereins Lisdorf Lisdorfer Mundartfest im Saal Schulden am Sonntag, 20. Oktober, 16.00 Uhr, Eintritt frei Weinprobe im Weingut Klostermühle in Ockfen/Saar am Samstag, 9. November, Bus ab 18.00 Uhr Preis für Weinprobe, Winzervesper und Busfahrt : 30 Euro; Anmeldung bei H. Groß, Tel.: 06831/4 16 94 oder D.Freichel, Tel.: 06831/ 3501 Busfahrt ins Staatstheater Saarbrücken zum Besuch der Oper „La Bohème“ von Puccini, Frei- tag, 6. Dezember, Busfahrt: 18.30 Uhr Preis: 31 Euro, Anmeldungen bei Heiner Groß 26 27
  • 15. In der eigens zwischen Kirche, Pfarrheim und Kindergarten aufgebauten Konzertarena war auch die 16. Auflage des Lisdorfer Open-Air-Kon- zertes ein voller Erfolg. Über 1.400 Besuchern wurde ein bunter Strauß zauberhafter Melodien von rund 300 Musikerinnen und Musikern, Sän- gerinnen und Sängern, überwiegend aus dem Landkreis Saarlouis, geboten. Es war wieder das kulturelle Ereignis des Jahres im Raum Saarlouis. Was die Organisatoren des Fördervereins „Klin- gende Kirche“ Lisdorf, des Stadtverbandes der kulturellen Vereine Saarlouis (SdkV), der Kreis- stadt Saarlouis und der Kreismusikschule Saar- louis vorbereitet hatten, das konnte sich echt sehen und hören lassen. Dem künstlerischen Leiter Gün- ter Donie war es wieder gelungen, ein äußerst anspruchsvolles Programm mit Künstlern aus un- serer Region zu präsentieren. Auf dem Programm standen Opern- und Operettenmelodien sowie Musical-, Jazz- und Filmmusik. Moderiert wurde die Veranstaltung von Hans Werner Strauß. Es wirkten mit: Anne Kathrin Fetik (Sopran), Ta- nit Heiser (Sopran), Judith Braun (Mezzosopran), Manuel Horras (Tenor), Johannes Hilt (Fagott), der Jazzchor United Voices unter der Leitung von Ruth und Dietmar Strauß, der Chor des Ro- bert-Schuman-Gymnasiums (RSG) unter dem Di- rigenten Daniel Franke, Lehrer für Mathematik und Musik am RSG, sowie das Kreisjugendsinfo- nieorchester des Landkreises Saarlouis (Leitung Günter Donie, Lehrer im Unruhestand). In der ersten Hälfte standen bekannte Lieder aus Musical, Oper und Operette auf dem Pro- gramm. Alle Interpreten konnten überzeugen: Ob Anne-Katrin Fetik oder Manual Horras, oder Judith Braun oder der Saarlouiser Jazzchor, das Publikum honorierte alle Darbietungen mit kräf- tigem Applaus. Im zweiten Teil wurde Musical- und Filmmu- sik geboten oder auch Interpretationen bekann- ter Schlager, die vom Dirigenten Michael Franke für den RSG-Chor mit Begleitung durch eine Musik-Combo eigens arrangiert wurden. Über- zeugen konnten auch Johannes Hilt mit einer Komposition für Fagott und Orchester und Tanit Heiser, die in Lisdorf nicht zum ersten male auf der Bühne stand. Auch das Wetter spielte mit und bedachte uns mit einer milden Sommernacht. Dank vieler un- entgeltlicher Helfer aus Lisdorf und Umgebung und auch dankenswerterweise  vieler Sponsoren konnten die Tickets für das hochkarätige Konzert zu einem moderaten Preis angeboten werden. Wie in den Vorjahren war die Veranstaltung aus- verkauft, sodass beste Voraussetzungen für einen gelungenen Konzertabend gegeben waren. Mitternacht auf dem Kirchplatz in Lisdorf: Künst- ler und Veranstalter sagen „Time to say Goodbye“ und wir dürfen uns heute bereits auf die 17. Auf- lage des Lisdorfer Open-Air-Konzertes freuen, das voraussichtlich am Freitag, den 26. Juni 2020, veranstaltet wird. Der Jazzchor „United Voices“ unter seinem Dirigenten Dr. Dietmar Strauß (stehend vorne links) sang vier unter- haltsame Jazz-Lieder und wurde mit starkem Beifall bedacht. 16. Lisdorfer Open-Air-Konzert am 21. Juni 2019 Musikkultur vom Feinsten Anne-Katrin Fetik und Manual Horras Johannes Hilt Judith Braun Tanit Heiser Text und Fotos:Harald Weiler Das Kreisjugendsinfonieorchester des Landkreises Saarlouis (Leitung Günter Donie), der Chor des Robert-Schu- man-Gymnasiums (RSG) unter dem Dirigenten Daniel Franke und Moderator Hans Werner Strauß 28 29
  • 16. Fußballverein SV 1929 Lisdorf feierte 90 jähriges Jubiläum Am 13. und 14.September 2019 wurde auf der Sportanlage Rosenthal das 90 jäh- rige Vereinsjubiläum mit Empfang, Kameradschaftsabend, Ehrungen, Fußball- turnieren von Jugend- Hobby- und AH-Mannschaften sowie zum sportlichen Abschluss und Höhepunkt das Spiel der FSC-Traditionsmannschaft gegen die Elf der CDU im Landtag, das 3:2 endete, durchgeführt. SV Vorstand und Gäste (v.l.n.r.): MdL Raphael Schäfer, SV-Vorstand Edmund Theobald, SV-Vorsitzender Josef Gör- gen, Bürgermeisterin Marion Jost, Heiner Groß, Georg Jungmann ,Herbert Germann Geehrte längjährige Vereinsfunktionäre (v.l.n.r.): Wilfried Eibes, Udo Marmit, Josef Görgen, SFV-Kreisvorsitzender Josef Kreis, Herbert Weirich, Sascha Emmes, Edmund Theobald, Bernd Weiß, Fotos: Harald Weiler Wir gratulieren und berichten mit Wort und Bild Theresia Lonsdorfer-Faust vollendete am 23. Mai 2019 in geistiger Frische und guter körperlicher Ver- fassung ihr 90. Lebensjahr. Maria Scholly und Hei- ner Groß gratulierten ihr in ihrem Hause, das als Altenteilerwohnung neben dem Gemüsebaubetrieb ihres Sohnes Thomas und seiner Ehefrau Petra im Lisdorfer Ortsteil Obstgarten steht. Ihr verstorbener Ehemann Erich hatte den Betrieb aus der Saarstraße in den Obstgarten ausgesiedelt. Er war ehrenamtlich tätig in der CDU, dem Stadtrat und dem Genossen- schaftswesen. VHL-Vorstandsmietglied August Balthasar vollende- te am 8. Mai 2019 in körperlicher und geistiger Fri- sche sein 85. Lebensjahr. Er hat den VHL 1997 mit gegründet und ist seither als aktives Mitglied unun- terbrochen im Vorstand. Daneben pflegt er noch den Gesang in der Chorgemeinschaft MGV 1859 als in- zwischen ältestes Mitglied. Für den VHL gratulierten ihm Harald Weiler, Maria Scholly und Heiner Groß. Anlässlich des diesjährigen Brunnenfestes hatte der Maler Bernd Freichel am 6. Juli 2019 zur Vernissage seiner ausgestellten Bilder in sein Haus in der Groß- straße eingeladen. Unter den vielen Gästen, die die Werke von Bernd Freichel bewunderten waren auch MdL Raphael Schäfer und VHL-Vorsitzender Heiner Groß, die sich für ein Foto postierten. Die diesjährigen Tage der offenen Tür beim Löschbe- zirk Lisdorf der FFW Saarlouis am 10. und 11. Au- gust 2019 wurden mit einem zünftigen Fassanstich durch MdL Raphael Schäfer eröffnet. Nach dem ge- lungenen Fassanstich prosteten die Gastgeber FFW- Chef Knut Kempeni, LBF Albert Bernard, Schirmherr Raphael Schäfer und die StVO Frederic Becker, Cars- ten Quirin, Dr. Sabine Hartnack und Kirsten Cortez de Loboa sowie weitere Gäste den übrigen Gästen zu. 30 31
  • 17. VHL-Vorständler feierten ihre Ehejubiläen Am 29. Juni feierten Hans Podewin und Marianne geb. Strauß aus Lisdorf ihre „Di- amantene Hochzeit“ für 60 Ehejahre. Hans stammt aus Saarbrücken und wohnt seit der Hochzeit mit Marianne in Lisdorf. Kurz nach der Ehe- gründung und der Geburt der beiden Töchtern engagierte sich Hans im örtlichen Vereinsleben. So im Berg- und Hüttenarbei- terverein dessen Vorsitzender er seit 50 Jahren ist, der Chor- gemeinschaft MGV 1859, der SPD, dem Spielmannszug, als Schiedsmann und dem VHL, dessen Vorstand er seit mehr als 20 Jahren angehört. Für seine Verdienste wurde er 2012 mit der Bundesverdienstmedail- le ausgezeichnet.VHL-Vorsit- zender Heiner Groß gratulierte Hans und Marianne an ihrem Ehrentag. Foto: Harald Weiler Am 3. August feierten VHL-Vorsitzender Heiner Groß und Marie-Luise geb. Horn ihre „Goldene Hochzeit“ im engsten Familienkreis, der – wie das Foto zeigt – immerhin aus 16 Perso- nen besteht. Heiner stammt aus dem Lisdorfer Ortsteil Holz- mühle, Marie-Luise aus Nier- stein am Rhein bei Mainz. Sie ist Grund- und Hauptschulleh- rerin und war nach Schulen in Saarburg und Fraulautern zu- letzt mehr als 20 Jahre Rektorin in Neuforweiler und Beauma- rais. Heiner ist Diplom-Agra- ringenieur und war als Referent für Bewertung und Besteue- rung der Land- und Forstwirt- schaft überwiegend bei der OFD Saarbrücken und zuletzt im Fi- nanzministerium tätig. Neben- beruflich ist er mehr als 60 Jahre tätig, so in JU, CDU, 41 Jahre Stadtrat, ehrenamtlicher Beigeordneter, in Pfarrgremien, mehreren Vereinen und seit 22 Jahren VHL-Vorsitzender. 2002 wurde Heiner mit dem Bundesverdienstkreuz und der Freiherr vom Stein Me- daille ausgezeichnet. Für den VHL gratulierte Vorstandsmitglied Agnes Groß ihrem Bruder und ihrer Schwägerin. Heimatkundeverein Lisdorf gratuliert seinen Jungvermählten Am 31.August 2019 wurden Andrea Jacob aus Saarlouis und Markus Putze aus Roden in der Lisdorfer Pfarrkir- che von dem aus Roden stammenden Pastor Dr. Dillschneider getraut. Andrea ist die Tochter von Jürgen Jacob und Elisabeth geb. Faust. Markus stammt aus der Rodener Bäcker Dynastie Putze. Beide haben Betriebswirtschaftsleh- re studiert Andrea ist derzeit als Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin bei einer Düsseldorfer Gesellschaft tätig. Markus ist bei der Lisdorfer Firma Rietmann für das Auslandsgeschäft zuständig. Nach der Trauung gratulierten für den VHL (v.l.n.r.) Maria Kunzler, Doris Freichel und Heiner Groß. Am 7.September 2019 wurden Andrea Rolle aus Lisdorf-Holzmühle und Prof.Dr. David Rapp aus Saarbrücken in der Kirche St. Gangolf in Mettlach von Diakon Christoph Nenno von der Pfarreiengemeinschaft Saarlouis links der Saar getraut. Andrea ist die Tochter von Ingo Rolle und Elisabeth geb. Klein, wohnhaft in Lisdorf-Holzmühle. Beide haben Betriebswirtschaftslehre studiert. Andrea ist Dozentin und arbeitet derzeit an ihrer Doktorarbeit, David ist seit kurzem Professor an einer Pariser Universität. Nach der kirchlichen Trauung gratulierten für den VHL (v.l.n.r.) Hei- ner Groß, Georg Jungmann (auch für den CDU-Vorstand Lisdorf) und Herbert Germann. Fotos: Harald Weiler 32 33
  • 18. Nachruf Seit der Ausgabe Nr. 26/27 des Lisdorfer Heimatblattes vom April 2019 sind folgende Mitglieder verstorben: Sylvia Morguet, Lisdorf Josef Schwarz, Lisdorf Ilse Groß-Lonsdorfer, Lisdorf-Holzmühle Veronika Hilt-Weiler, Lisdorf Werner Metzger, Lisdorf Maria Scholly-Kohmann, Lisdorf Maria Schwarz-Schmitt-Ecker, Lisdorf Hedwig Jeibmann-Welsch, Saarlouis Yannick Nonnweiler, Lisdorf Manfred Sonntag, Lisdorf Josef Rupp, Lisdorf Gerhard Destruelle, Lisdorf Irma Theobald-Scholly, Schwalbach Wir halten die Verstorbenen in dankbarer Erinnerung und werden ihnen ein ehrendes Andenken bewahren. Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. Die Kriegsopfer der beiden Weltkriege aus Lisdorf Gegen das Vergessen und Mahnung für den Frieden Verfasserin: Agnes Groß, Vorstandsmitglied und Bild/Foto-Archivarin des VHL, mit Begleittexten von Heiner Groß, VHL-Vorsitzender; Gestaltung: Bernd und Christine Hawner, VHL-Mitglieder. Repräsentatives Buch im DIN A4-Format mit 383 Seiten und vielen Fotos, ausführlich vorgestellt im Lis- dorfer Heimatblatt Nr. 25. Erhältlich im Buchhandel, in Lisdorfer Geschäften, in der KSK-Filiale Lisdorf und bei Agnes Groß zum Preis von 19,50 Euro. Dieses sehr preisgünstige Buch, das der VHL wegen sei- ner Bedeutung für die Erinnerungskultur weit unter den Herstellungskosten von ca. 26 Euro verkauft, gehört in jedes Lisdorfer Haus, selbst wenn kein Familienangehöriger als Kriegsopfer zu beklagen ist. Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Rosenthal Das Kriegsende in Lisdorf Verfasser und Herausgeber: Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. (VHL) Dieses Buch entstand aufgrund authentischer Berichte von ehemaligen Stolleninsassen über das Kriegsen- de 1944/45 und das „Stollendrama“ und wurde 2002 vom VHL herausgegeben. Im Buch sind alle Stollenin- sassen namentlich aufgeführt. Es wurde damals sowohl in der Presse als auch im SR lobend vorgestellt. Im Buchhandel und in Lisdorfer Geschäften sind mehr als 800 Exemplare zum Preis von 19,80 Euro ver- kauft worden. Wenige Restexemplare sind noch beim VHL-Vorsitzenden Heiner Groß zu erwerben. Zwei Bücher des Heimatkundevereins Lisdorf, die in jedes Lisdorfer Haus gehören! Wir nahmen Abschied von unserem jungen Mitglied Yannick Nonnweiler A m 2 2 . August 2019 wur- de der am 14. August plötzlich und un- erwartet im Alter von nur 24 Jahren verstorbe- ne Yannick Nonnwei- ler aus Lis- dorf unter sehr gro- ß e r A n - teilnahme seiner vie- len Sportfreunde und der um ihn Trauernden auf dem Friedhof „Neue Welt“ beigesetzt. Im Sterbeamt in der überfüllten Lisdorfer Pfarr- kirche, das von Sabine Becker gesanglich mit- gestaltet wurde, würdigten Pastor Dr. Frank Kleinjohann und der 1. Vorsitzende der Sport- freunde Köllerbach, Dr. Michael Ernst, bei denen Yannick zuletzt als herausragender Fuß- baller in der Saarland-Liga aktiv war, sowie mehrere Sportkameraden, den hoffnungsvollen jungen Menschen und Sportler Yannick Nonn- weiler, der nicht nur ein überaus guter Fuß- baller, sondern auch ein gradliniger Freund mit einem Herzen aus Gold gewesen sei. Er sei überall beliebt, wertgeschätzt, grundehrlich, einfach einzigartig gewesen. Unserem VHL gehörte er mit seinen Eltern Alexander und Anja Nonnweiler und seinen beiden Brüdern Lars und Jens seit seiner Kind- heit an, als sie noch in der Holzmühler Straße in Lisdorf wohnten. Yannick war vor knapp einem Jahr in der Lisdorfer Pfarrkirche von Pastor Dr. Frank Kleinjohann mit Tina aus Stuttgart vermählt worden. Seither wohnten sie in der Feldstraße. Wir werden Yannick in guter Erinnerung behal- ten. Seiner Ehefrau Tina, seiner Eltern Alexan- der und Anja und seinen Brüdern Lars und Jens sowie seiner Oma sprechen wir nochmals unser herzlichstes Beileid aus. Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. Yannick Nonnweiler Einzigartig in Stadt, Kreis, Land und Bund! 5 VHL-Mitglieder mit dem Bundesverdienstkreuz auzgezeichnet Fünf Mitglieder des Heimat- kundevereins Lisdorf sind im Zeitraum von 1987 bis 2014 mit dem Bundesverdienstkreuz bzw. der Bundesverdienstme- daille ausgezeichnet worden. Das dürfte wohl einzigartig sein. V.l.n.r.: Klemens Port,2013, BVK Manfred Boßmann, 2014, BVK Wolfgang Hermann, 2001, BVK Heiner Groß, 2002, BVK Hans Podewin, 2012, BVM 34 35