Vortrag am 8. März 2016 am Swiss eGovernment Forum im Rahmen der InfoSocietyDays
Das Prinzip der digitalen Nachhaltigkeit zeigt auf, wie nachhaltige Entwicklung auch bei Informations- und Kommunikationstechnologien umgesetzt werden kann. Durch mehr Offenheit der Technologien, Austausch von Wissen mit Communities und Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Stellen wird der Nutzen der digitalen Transformation für die Gesellschaft maximiert. Konkrete Beispiele aus der Schweiz und dem Ausland zeigen, wie die digital nachhaltige Zukunft aussieht.
Presentation at IRSPM: Heaven for grumblers or the road to better public serv...
Digital nachhaltige Transformation: ein sinnvolles Rezept für die Zukunft
1. Swiss eGoverment Forum
Digital nachhaltige Transformation:
ein sinnvolles Rezept für die Zukunft
Dr. Matthias Stürmer
Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit
Institut für Wirtschaftsinformatik
Universität Bern
InfoSocietyDays 2016, BERNEXPO, 8. März 2016
2. Swiss eGoverment Forum – InfoSocietyDays 2016
Digital nachhaltige Transformation: ein sinnvolles Rezept für die Zukunft
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Matthias Stürmer
> Seit 2013 Oberassistent an der Universität Bern und
Leiter der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit
> 2010 bis 2013 bei EY (Ernst & Young) als Senior Consultant/Managermit
Beratung zu Open Source Software, Open Data und Social Media
> 2009 bis 2010 Business Development und Projektleiter beim Liip AG
> 2006 bis 2009 Assistent an der ETH Zürich am Lehrstuhl für Strategisches
Management und Innovation doktoriert über Zusammenarbeit zwischen
Open Source Communities und Technologie-Unternehmen
> 2000 bis 2005 Studium Betriebswirtschaft und Informatik an
Universität Bern, Lizenziatsarbeit zu Open Source Community Building
> Präsident tcbe.ch – ICT Cluster Bern, Switzerland
> Vorstandsmitglied Swiss Open Systems User Group /ch/open
> Mitgründer und Vorstandsmitglied Verein Opendata.ch
> Geschäftsleiter Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit
> Stadtrat von Bern (EVP)
Dr. Matthias Stürmer
Oberassistent,
Leiter Forschungsstelle
Digitale Nachhaltigkeit
Universität Bern
Institut für Wirtschaftsinformatik
Raum 309 (3. Stock)
Engehaldenstrasse 8
CH-3012 Bern
Telefon: +41 31 631 38 09
Mobile: +41 76 368 81 65
Tel: +41 31 631 38 79 (Sekretariat)
Twitter: @maemst
matthias.stuermer@iwi.unibe.ch
www.digitale-nachhaltigkeit.unibe.ch
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Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit
Team von 8 Mitarbeitenden und 2 Doktoranden
Forschung, Lehre und Beratung zu
> Open Source Software: Community Governance,
Business Models, Maturitätsmodelle etc.
> Open Data: Open Data Apps, Interaktive
Visualisierung, Open Aid, Linked Open Data etc.
> Open Government: Transparenz und Partizipation,
Impact Models, Participatory Apps etc.
> ICT-Beschaffungen: Agile Software-Entwicklung,
Requirements Engineering, Herstellerabhängigkeiten,
freihändige Vergaben, WTO-Regeln etc.
> Digitale Nachhaltigkeit: Theorie, Kriterien etc.
www.digitale-nachhaltigkeit.unibe.ch
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Digital nachhaltige Transformation: ein sinnvolles Rezept für die Zukunft
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Nachhaltigkeit
> Ursprüngliche Idee: Nur so viele Bäume
fällen wie nachwachsen können.
(Hans Carl von Carlowitz, 1713)
> Definition im Brundtland Bericht, 1987:
„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung,
die die Bedürfnisse der Gegenwart
befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige
Generationen ihre eigenen Bedürfnisse
nicht befriedigen können.“
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Digital nachhaltige Transformation: ein sinnvolles Rezept für die Zukunft
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Nachhaltige Entwicklung
Umwelt Menschen
Wirtschaft Wissen
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Wissen, Information, Daten
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Digitales Wissen wächst exponentiell
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Digitale Nachhaltigkeit
Ökosystem
Digitales
Gut
9 Voraussetzungen für digitale Nachhaltigkeit:
1. Freie Lizenz
2. Transparente Strukturen
3. Ausgereiftheit
4. Semantische Informationen
5. Verteilte Standorte
6. Geteiltes Wissen
7. Partizipations-Kultur
8. Verteilte Kontrolle
9. Breit abgestützte Finanzierung
Quelle: Stürmer, Abu-Tayeh, Myrach 2016 “Digital sustainability: Maximizing knowledge for our society” working paper
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1. Freie Lizenz
> Allen ist erlaubt, digitales Gut zu nutzen und zu verändern
> Bereits erschaffenes Wissen kann beliebig wiederverwendet
werden «Standing on the shoulders of giants»
> Gesellschaft profitiert durch freie Zugänglichkeit des digitalen
Wissens und Vermeidung von «Rad neu erfinden»
> Offene Frage: mit oder ohne Copyleft?
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Digital nachhaltige Transformation: ein sinnvolles Rezept für die Zukunft
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2. Transparente Strukturen
> Technische Offenheit des digitalen Guts:
— Detaillierte Spezifikation der Datenstrukturen und Formate
— Offen zugänglicher Software-Quellcode
— Offen zugängliche Informations-Architektur und Dokumentation
> Transparenz ermöglicht Kontrolle und Verbesserungen durch die
Öffentlichkeit was zu mehr Vertrauen und weniger Fehler führt
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3. Ausgereiftheit
> Ausgereiftheit umfasst Verständlichkeit, Vollständigkeit,
Korrektheit, Modularität, Integrität, Präzision, Sicherheit etc. von
digitalen Gütern
> Hohe Qualität von digitalen Gütern schafft direkten Nutzen von
deren Anwendern und erleichert künftige Verbesserungen
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4. Semantische Informationen
> Semantische Informationen (Meta-Daten, Ontologien) sind
maschinenlesbare und/oder für Menschen verständliche Angaben
über ein digitales Gut
> Mit semantischen Informationen kann Wissen besser absorbiert,
weiterverarbeitet, interpretiert und weiterentwickelt werden
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5. Verteilte Standorte
> Digitale Güter sind bspw. als redundate Server oder Peer-to-Peer
mehrfach an physisch unterschiedlichen Orten gespeichert
> Abhängigkeit von einem einzigen Standort wird reduziert
> Langfristige Verfügbarkeit der digitalen Güter
Bild-Quelle: Paul Baran 1964 "On distributed communications networks." Communications Systems, IEEE Transactions
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6. Geteiltes Wissen
> Know-How, Kenntnisse und Erfahrungen über digitale Güter sind
verteilt auf viele Personen aus unterschiedlichen Organisationen
> «Wissens-Abhängigkeit» von wenigen Personen, Firmen und
anderen Organisationen wird reduziert
> Beiträge von vielen zu digitalen Gütern werden ermöglicht
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7. Partizipations-Kultur
> Alle kompetenten Leute mit konstruktiven Beiträgen können an
Weiterentwicklung des digitalen Guts partizipieren (Community)
> Peer-review Prozesse stellen Qualität sicher
> Ökosystem um digitales Gut stellt Partizipations-Kultur sicher
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8. Verteilte Kontrolle
> Kontrolle über digitales Gut liegt nicht bei einer Person oder
Organisation sondern ist dezentral organisiert
> Governance-Prozesse (Wahlen etc.) regeln Verantwortlichkeiten
> Offene Frage: Je grösser der Beitrag, umso grösser die Kontrolle
(Meritokratie)?
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9. Breit abgestützte Finanzierung
> Finanzierung der technischen Infrastruktur, Personal etc. erfolgt
durch verschiedene Akteure
> Breit abgestützte Finanzierung schafft Unabhängigkeit von einer
einzelnen Organisation und reduziert Interessenskonflikte
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5 Beispiele:
beinahe digital nachhaltige
Güter und deren Ökosysteme
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Digital nachhaltige Transformation: ein sinnvolles Rezept für die Zukunft
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Linux Kernel
Top 10 Firmen, die vom 02.09.2013 bis 07.12.2014 zur
Linux Kernel Entwicklung beigetragen haben:
Quelle: Linux Foundation, February 2015 „Linux Kernel Development How Fast is it Going, Who is Doing It,
What Are They Doing and Who is Sponsoring the Work“
http://www.linuxfoundation.org/publications/linux-foundation/who-writes-linux-2015
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Wikipedia
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OpenStreetMap
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Bitcoin und Blockchain-Technologien
Quelle: Reuters Graphics
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CAMAC
> Open Source Baugesuchsverwaltung von 8 Schweizer Kantonen
> www.camac.ch
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Spannende Fragestellungen der Zukunft
> Sind die 9 genannten Voraussetzungen überhaupt erreichbar?
Nein, wahrscheinlich nicht – so wie auch vollkommene Nachhaltigkeit in der
Ökologie unerreichbar ist. Die Richtung ist entscheidend!
> Werden digital nachhaltige Güter immer für sinnvolle Zwecke eingesetzt?
Nein, böswillige Hackers nutzen Open Source Tools oder es gibt offen
verfügbare Anleitungen für Sprengstoff-Herstellung und Waffen aus 3D-
Printer. Ethische Regeln im Umgang mit freiem Wissen sind nötiger denn je.
> Kann man mit digital nachhaltigen Gütern ein erfolgreiches Geschäftsmodell
aufbauen?
Ja, selbstverständlich! Aber nicht basierend auf Lock-in, sondern mit
Innovation und Mehrwert durch Knowhow und Services, wie die Beispiele
gezeigt haben.
> Und viele weitere Fragen sind noch offen…