Hohe postoperative Schmerzen werden meist ungenügend behandelt und können die Entwicklung chronischer Schmerzen begünstigen. Die volkswirtschaftlichen Kosten von chronischen Schmerzen in der Schweiz betragen jährlich fünf Milliarden Franken. Die aktuelle Literaturanalyse zeigt einen signifikanten Einfluss der Patientenedukation auf die postoperative Schmerzintensität.
Der Workshop geht der Thematik literaturgestützt nach und zeigt Empfehlungen für die Pflegepraxis auf.
Kernfragen an das Fachpublikum:
1. Welche Erfahrungen haben Sie mit präoperative Patientenedukation bzw. präoperativen Patientenedukationsansätzen schon gemacht?
2. Haben Sie Erfahrung mit multidimensionalen Skalen in Bezug auf Erfassung der akuten Schmerzen?
4. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
Branka Djordjevic
Bedingungen BScN für HF Pflege
• Aufbaustudium für HF (60 ECTS Theorie + 30 ECTS reflektierte Praxis)
• Berufsbegleitender und modularer Studiengang
Während gesamtem Studium derselbe Präsenztag (Mo oder Di)
erlaubt regelmässige Berufstätigkeit
• Die Studiengangskonzeption orientiert sich
- an den Abschlusskompetenzen der Fachhochschulen Gesundheit
- an den Erfordernissen des Berufsfeldes
• Zulassung mit Niveau Berufsmaturität nach Abschluss HF Pflege
• Zulassung ohne Abschluss Niveau Berufsmaturität
Zugang über Nachweis von guten Kenntnissen in
Deutsch, Englisch, Mathematik
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Diese Arbeit wurde durch ein Stipendium des Careum Bildungszentrums
und der Kalaidos Fachhochschule Gesundheit ermöglicht.
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Inhalt
Ausgangssituation der BScN-Abschlussarbeit
Ziel
Methode
Diskussion der Resultate
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Diskussion im Plenum
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Ausgangssituation
Vereinigten Staaten: mehr als 75% der Patienten/Patientinnen berichten,
postoperative Schmerzen erlitten zu haben (Apfelbaum, Chen, Mehta, &
Gan, 2003).
Deutschland: 56% der Patienten/Patientinnen gaben an, inakzeptable
postoperative Schmerzen erlebt zu haben (Maier et al., 2010).
Schweiz: 17 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten berichten
über postoperative Schmerzstärken von drei und höher (Zanon, 2013).
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Ausgangssituation
Eine hohe Schmerzintensität nach einem operativen Eingriff kann
postoperativ :
zu langanhaltenden funktionellen Störungen führen (Rosenberger, Jokl, &
Ickovics, 2006)
und
die Entwicklung chronischer Schmerzen begünstigen (Hinrichs, Schulz,
Järvinen, & Neugebauer, 2007).
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Ausgangssituation
Die volkswirtschaftlichen Kosten von chronischen Schmerzen im Jahr
2007 in der Schweiz betrugen 4,3 bis 5,8 Milliarden Franken (Oggier,
2007).
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Ziel
Die Wirksamkeit der präoperativen Patienteninformation zum Thema
Schmerzen zu ermitteln, um das postoperative Schmerzmanagement bei
erwachsenen chirurgischen Patienten/Patientinnen zu optimieren und
evidenzbasierte Empfehlungen für die klinische Praxis zu geben.
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Forschungsfrage
Wie wirkt die präoperative Patienteninformation,
die auf das Thema postoperative Schmerzen fokussiert ist,
auf die Schmerzintensität nach einem operativen Eingriff
bei kognitiv-adäquaten, erwachsenen chirurgischen
Patienten/Patientinnen im Akutspital?
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Theoretischer Rahmen
Patientenedukation bezieht sich auf jede pädagogische Intervention, die
auf Verbesserung der Wissen, Gesundheitsverhalten und gesundheitlichen
Folgen ausgerichtet ist (McDonald, S., Page, MJ., Beringer, K., Wasiak, J.,
& Sprowson, A., 2014)
und beinhaltet drei Aspekte:
Information: gezielte Mitteilung, Bereitstellung verschiedener Medien.
Schulung: zielorientiertes, strukturiertes und geplantes Vermitteln von
Wissen, das evaluiert wird.
Beratung: dialogischer Prozess, indem eine Problemlösung vorbereitet
wird.
(Deutscher Verein für Pflegewissenschaft, 2003).
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Theoretischer Rahmen
Sensorische Informationen: erläutern, was der Patient/Patientin
postoperativ fühlen wird und beziehen sich ausschliesslich auf
körperliche Eindrücke.
Prozedurale Informationen: liefern die Beschreibung des
Operationsablaufs und praktischen Übungen (skill teaching).
Schiemann & Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege
(2005)
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Methode
Die Literatur wurde in den Datenbanken Cinahl und PubMed
recherchiert.
Schlagwörter: „preoperative education“ OR „preoperative patient
information“ AND „postoperative pain“.
Limit : zehn Jahren, RCTs
Ausschlusskriterien:
Kinder
Erwachsene mit einer kognitiven Einschränkung
notfalloperierte Patienten/Patientinnen
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Methode
Insgesamt wurden sechs Studien in der Datenbank Pubmed und zwei in
der Datenbank Cinahl zur Thematik gefunden.
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Diskussion der Resultate in Bezug auf
die postoperative Schmerzintensität und
Operationsarten
In 7 Studien mit eindimensionale Skalen (VAS, NRS, VRS) gemessen
Eine Studie mit Multidimensionale Skala (McGill Pain Questionnare)
gemessen
Verschiedene Operationsarten, daher nur bedingt ein Vergleich möglich
Ob der Verbrauch von Analgetika ein zuverlässiger Parameter ist und eine
Aussage über die Schmerzintensität machen kann, ist zu hinterfragen.
(Vorurteile gegen Analgetika seitens Patienten/Patientinnen, lückenhafte
Dokumentation oder Zeitmangel in der pflegerischen Versorgung)
in zwei (Crabtree et al., 2012; Gräwe et al., 2010) von acht analysierten
Studien wurde nicht genannt, ob die Schmerzen in Ruhe oder bei
Aktivitäten oder in beiden gemessen wurde. (Schmerzen bei Aktivitäten
sind höher).
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Diskussion der Resultate in Bezug auf
verschiedene Arten der präoperativen
Patienteninformation
Die mündliche Information allein hat den gleichen Effekt auf die
postoperative Schmerzintensität wie die Kombination der schriftlichen und
mündlichen Informationsform. Keine der acht Studien hat ausschliesslich
die schriftlichen Informationen verwendet, daher lässt sich nicht
bestimmen, welche Wirkung die schriftliche Information allein auf
postoperative Schmerzen hat.
Kombination den sensorische und prozedurale Informationen reduziert
signifikant postoperative Schmerzintensität.
Dauer der Übermittlung der präoperativen Informationen wenig
Bedeutung hinsichtlich der Reduktion von postoperativen Schmerzen.
18. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
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Diskussion der Resultate nach der
Definition von Patientenedukation
Kategorien „Informieren“, „Schulen“ und „Beraten“
Eine systematische Patientenedukation wurde in keiner der acht Studien
durchgeführt.
Die niedrige Schmerzintensität in allen acht Studien zeigt einen positiven
Effekt der durchgeführten edukativen Ansätze. Es ist anzunehmen, dass
eine, nach systematisch durchgeführte Patientenedukation mit
schriftlichem Konzept und Evaluation, statistisch hoch signifikante
Resultate erzielt hätte.
19. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
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Beantwortung der Forschungsfrage
Ein hoher bis sehr hoher statistisch signifikanter Einfluss von präoperativer
Information auf postoperative Schmerzen wurde in sieben der acht
analysierten Studien festgestellt.
In der achten Studie wurde über eine nicht signifikante niedrigere
Schmerzintensität in der Interventionsgruppe berichtet.
20. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
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Schlussfolgerungen und
Empfehlungen für die Pflegepraxis I
Anwendung der präoperativen Patienteninformation sollte ergänzend und
keinesfalls als Ersatz für die medikamentöse Schmerztherapie eingesetzt
werden.
Individuelle präoperative Patientenberatung nach jeder präoperativen
Patientenschulung einbauen, um den noch bestehenden Lernbedarf,
Unsicherheiten und Ängste zu eruieren.
Die alleinige Abgabe einer Patientenbroschüre zum Thema postoperative
Schmerzen ist nicht ausreichend und soll durch eine Schulung und/oder
Beratung ergänzt werden
Der Inhalt einer Patienteninformation sollte sensorische und prozedurale
Informationen beinhalten, da sich diese Kombination in
den analysierten Studien als wirksam erwies.
21. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
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Schlussfolgerungen und
Empfehlungen für die Pflegepraxis II
Hinsichtlich der Subjektivität der Schmerzen scheint es wichtig zu sein,
eine ausführliche Anamnese bei Eintritt der Patienten/Patientinnen in
den Spital zu erheben, um die Faktoren, die das Schmerzerleben
beeinflussen zu identifizieren.
Aufgrund der Komplexität der Schmerzen und ihrer Beeinflussbarkeit
durch verschiedene interne und externe Faktoren scheint die Messung
der postoperativen Schmerzen mit einer eindimensionalen Skala nicht
ausreichend zu sein, besser eine mehrdimensionale Skala einsetzen.
22. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
Branka Djordjevic
Empfehlung für die Pflegeforschung I
Die aktuelle wissenschaftliche Literatur definiert den Terminus
Patientenedukation nicht einheitlich, was den Vergleich der Wirksamkeit
dieser Intervention innerhalb einer systematischen Review erschwert.
Für die zukünftige Forschung bezüglich der Auswirkungen der
schriftlichen Patienteninformation auf postoperative Schmerzen sind
methodologisch starke randomisierte kontrollierte Studien (RCTs)
geeignet.
23. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
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Empfehlung für die Pflegeforschung II
Um die Risikofaktoren, die das Schmerzerleben beeinflussen, zu
erforschen, wird empfohlen die Kohortenstudien durchzuführen. Mit den
Erkenntnissen aus den Studien mit solchem Design können gezielte
Fragen in die pflegerische Anamnese eingebaut werden, die helfen,
individuelle Risiken, die die Schmerzintensität nach der Operation
beeinflussen, besser zu erfassen.
Diese Erkenntnisse sind hilfreich, um gezielte und wirksame Massnahmen
im Pflegeprozess zu definieren und durchzuführen.
24. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
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Mehrwert der präoperative
Patientenedukation in der Praxis
Präoperative Patientenedukation:
ist eine angstreduzierende Massnahme (Gammon & Mulholland, 1996)
hat positive Einfluss auf das postoperative Erleben (Bjorklund & Fridlund,
1999, p. 208; Richter, Schmid-Ott, & Muthny, 2011)
erhöht die Wirksamkeit der postoperativen, medikamentösen Therapie
(Mahomed et al. , 2002)
wirkt der Entwicklung den chronischen Schmerzen entgegen
senkt die Kosten für die medikamentöse Therapie
25. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
Branka Djordjevic
Mehrwert der präoperative
Patientenedukation in der Praxis
vermeidet Spitalwiedereinweisungen
verkürzt die Hospitalisationsdauer
erhöht die Zufriedenheit der Patienten/Patientinnen
Aktuelle Studien berichten, dass Patienten/Patientinnen zukünftig Spitäler
nach der Qualität des Schmerzmanagements auswählen werden
(Simanski et al., 2006).
26. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
Branka Djordjevic
Diskussion im Plenum
1. Welche Erfahrungen haben Sie mit präoperative Patientenedukation
bzw. präoperativen Patientenedukationsansätzen schon gemacht?
2. Haben Sie Erfahrung mit multidimensionalen Skalen in Bezug auf
Erfassung der akuten Schmerzen?
27. 6.5.2015, Montreux SBK Kongress
Branka Djordjevic
Quellenverzeichnis
Apfelbaum, J. L., Chen, C., Mehta, S. S., & Gan, and T. J. (2003). Postoperative Pain Experience: Results from a National Survey Suggest Postoperative Pain Continues to Be
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Bjorklund, & Fridlund. (1999). Cancer patients’ experiences of nurses’ behaviour and health promotion activities: a critical incident analysis. European
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Crabtree, T. D., Puri, V., Bell, J. M., Bontumasi, N., Patterson, G. A., Kreisel, D., Meyers, B. F. (2012). Outcomes and Perception of Lung Surgery with mplementation of a Patient Video
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Zanon, D., (2013). Akute Schmerzen: Evaluation der schmerzlindernden Pflege bei Patientinnen und Patienten nach Hüftendoprothesenversorgung im Vergleich zu Pflegedokumentation.
Retreived from http://gesundheit.zhaw.ch/fileadmin/user_upload/gesundheit/studium/masterstudiengaenge/Pflege/MScAbschlussarbeiten/zhaw_abstractband2_pflege_Web.pdf