Mit engagierten, neugierigen Studierenden können wir als Lehrende gut arbeiten. Doch wenn parallel zur Lehrveranstaltung spannende Projekte laufen, das Thema möglicherweise nicht im Zentrum der Disziplin ist oder die Ablenkungen außerhalb des Studiums die Aufmerksamkeit der Studierenden auf sich ziehen, wird das Unterrichten mühsam. Wie können Lehrende Einfluss auf die Motivation der Studierenden nehmen?
Wie kann ich zur Motivation meiner Studierenden beitragen?
1. Wie kann ich zur Motivation meiner
Studierenden beitragen?
Workshop an der FH JOANNEUM am 16.7.2019
Jutta Pauschenwein
ZML – Innovative Lernszenarien
2. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Junge freiwillige Helfer gesucht
Artikel auf derstandard, 13/14. Juli 2019
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3. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Aus dem Artikel
… vor allem Jugendliche seien schwer zu gewinnen
… Junge zum freiwilligen Engagement zu motivieren
… Punkte, Rewards, Belohnungen
…Pizzagutschein, Eintrittskarten, Interrail-Ticket, Helikopterflug
… zusätzlich ein Bestätigung über das Engagement, kann dem
Lebenslauf beigelegt werden
„Solche Anreizsysteme sind ja eine Art von Entlohnung. Und die
ursprüngliche Definition von Freiwilligenarbeit ist ja, dass man es
unentgeltlich macht.“ meint Expertin More-Hollerweger
Die Gefahr sei, dass die Helfer ihre Tätigkeit mit einer entlohnten
Arbeit vergleichen und dadurch die Motivation dafür sinkt.
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4. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Generationen Y und Z
World Café beim Didaktik Tag 2018
Experte - Zusammenfassung der studentischen GastgeberInnen
Die „Generation Z“ braucht klare Strukturen, sie sind es so gewöhnt.
Sie möchten Sicherheit und akzeptieren Kontrolle.
- Die „Generation Z“ benötigt Sicherheit, wobei Struktur
Sicherheit gibt, Freiheit Unsicherheit schafft. Gibt Struktur
Sicherheit? Könnten Strukturen schrittweise weggelassen werden?
Verhindert Struktur Flexibilität und Selbständigkeit?
- Es gibt keine Pauschallösung für alle. In Lehrveranstaltungen mit
wenigen Herausforderungen haben Studierende auch weniger
Erfolgserlebnisse.
- Ist Scheitern für die „Generation Z“ schlecht?
Sie beziehen sich auf sich selbst (Selbstreferenzialität).
5. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Generationen Y und Z
Von den Lehrenden erwarten sie Lob, gemäß der Aussage „Everyone
gets a trophy“. Sie haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne.
- In dieser Generation muss die Aufmerksamkeit immer neu
fokussiert werden, dies bedeutet einen Mehraufwand für
Lehrende.
- Studierendengerechte Lehre fördert Selbstverantwortung und
Erfahrungsaustausch und ist praxisbezogen.
Als Creators können sie Dinge schaffen.
- Studierende sollten in der Lehrveranstaltung konsumieren und
produzieren.
- Vielfältige Methoden im Unterricht einzusetzen, fordert die
Lehrenden heraus.
In einer schönen Umgebung fühlen sie sich wohl. In ihrer Gruppe soll
es harmonisch zugehen.
6. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Selbstbestimmungstheorie
Selfdetermination Theory
(Deci, Ryan)
Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2000). Self-determination theory and the facilitation of
intrinsic motivation, social development, and well-being. American psychologist, 55(1),
68.
Legault, L. (2017). Self-determination theory. Encyclopedia of Personality and Individual
Differences, 1-9.
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Darstellung von Stefan Braun
7. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Faktoren
Kompetenz
- to feel effective and masterful
- Nach passenden Herausforderungen suchen, sich weiterentwickeln
wollen
Autonomie
- self-direction: Personen handeln selbstgerichtet/selbstbestimmt
- self-endorsement: Selbstbestätigung hängt mit dem Selbstbild &
dem Selbstbewusstsein zusammen, Personen erkennen die
eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten an, sind stolz auf das
Getane
Relatedness: In Beziehung mit anderen
- Kompetenz und Autonomie werden im sozialen Umfeld
wahrgenommen.
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8. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Einstieg
Fundamentale humanistische Annahme: individuals naturally and
actively orient themselves toward growth and self-organization
(Legault, 2017, p 1)
Allerdings kann dieser natürliche Wunsch nach Wachstum
gebrochen werden, wenn ihre inhärentes Bedürfnis nach
Autonomie, Kompetenz und in Beziehung Stehen durch
ein defizitäres soziales Umfeld unterminiert ist =>
people can become controlled, fragmented, and
alienated
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9. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Intrinsische Motivation
- in sich befriedigendes Verhalten
- Engagement/Verhaltensweisen aus Freude und Interesse und nicht
wegen der Konsequenzen oder Anreize
Extrinsische Motivation
- fundamentally instrumental (Legault, 2017, p 2)
- Aktivitäten werden durchgeführt wegen der damit verbundenen
Konsequenzen/Auswirkungen
- Verhalten hängt davon, ob ein Ergebnis erhalten oder vermieden
werden soll. (Dieses Ergebnis ist vom Verhalten selbst trennbar.)
Bilder von https://www.pexels.com
Motivation
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10. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
CET – Cognitive Evaluation Theory
CET – Cognitive Evaluation Theory erklärt die Auswirkungen von
internen und externen Effekten auf die interne Motivation
Intrinsische Motivation kann verstärkt oder vermindert werden, je
nachdem wie die folgenden Aspekte die Selbstwahrnehmung des
Individuums seiner/ihrer Autonomie und Kompetenz beeinflussen:
- externe Events wie Rewards oder Bestrafungen
- Zwischenmenschlicher Kontext wie Kritik oder Lob durch eine
nahestehende Person
- interne Neigungen (Präferenzen, Stil, …)
Wenn externe, soziale und interpersonelle sowie interne Konditionen
das Bedürfnis eines Individuums nach Autonomie und Kompetenz
befriedigen, steigt die intrinsische Motivation.
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11. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
CET – Cognitive Evaluation Theory
Die intrinsische Motivation geht zurück, wenn
- Autonomie behindert wird (durch zu viel Kontrolle, zu großer
Druck, Deadlines, Überwachung)
- Extrinsische Motivation, etwa durch Geld, verringert die
instrinsische Motivation (Deci, 1971)
Allerdings hängt es von der Interpretation des Individuums ab, etwa
in Bezug auf den zwischenmenschlichen Kontext:
- positives Feedback verstärkt normalerweise die Wahrnehmung der
eigenen Kompetenz
- Wird damit allerdings Druck aufgebaut, kann es als manipulierend
und kontrollierend wahrgenommen werden
Interne Events, die eigenen Wahrnehmungen, Gefühle und
Erkenntnisse, beeinflussen die Motivation.
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12. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
OIT – Organismic Integration Theory
Wann machen Menschen etwas, dass für sie nicht intrinsisch
interessant ist oder ihnen Freude bereitet?
=> Dafür braucht es einen extrinsischen Anlass.
OIT liefert eine genaue Analyse extrinsischer Motivationsanlässe:
- äußere Regulierung
- Introjektion,
- Identifizierung
- Integration
Diese Anlässe bilden ein Kontinuum an Internalisierung.
OIT postulates that people will tend to integrate their experiences
by internalizing, reflecting on, and endorsing the values and
behaviors that are salient in their surroundings. (Legault, 2017, p 3)
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13. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
OIT – Organismic Integration Theory
Je mehr ein Verhalten internalisiert wird, desto besser wird es in das
eigene Selbst integriert und dient somit als Element für
selbstbestimmte Motivation => Individuen fühlen sich dann
kompetent und autonom in der Ausführung dieses Verhaltens.
Beziehung spielt hier eine große Rolle! Menschen internalisieren eher
Verhaltensweisen von Personen, die ihnen nahe stehen.
Um ein Verhalten zu internalisieren, müssen Menschen seine
Wichtigkeit verstehen und es mit den eigenen Bedürfnissen, Werten
und anderen Verhaltensweisen in Übereinstimmung bringen.
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14. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
COT – Causality Oriented Theory
COT beschäftigt sich mehr mit den inneren Ressourcen eines
Menschen.
Autonomes „Funktionieren“ (Weinstein et al. 2012): ein Individuum
versucht sein Verhalten abzustimmen
- unter Berücksichtigung von eigenen Interessen und Werten und
- basierend auf intrinsischer Motivation und autonomen Formen
extrinsischer Motivation
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15. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019 15
Zusammenfassend:
Umgebung und
soziale Einbettung
unterstützen
Autonomie
Umgebung und
soziale Einbettung
unterstützen
Kompetenzerwerb
Umgebung und
soziale Einbettung
unterstützen
Beziehungen
Wahrgenommene
Autonomie
Wahrgenommene
Kompetenzen
Wahrgenommene
Beziehungen
Grund-
bedürfnis-
se sind
befrie-
digt
Intrin-
sische
Motivation
und
selbst-
bestimmte
extrin-
sische
Motivation
Übersetzung Fig. 2 The role of need satisfaction in motivation according to self-determination theory - Legault (2017), p8
16. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Weitere Überlegungen
- Studierende erwarten von den Lehrenden Lob,
gemäß der Aussage „Everyone gets a trophy“.
- Extrinsische Motivatoren können die intrinsische
Motivation verkleinern.
Eigene Lehre Dezember 2018: #jupidustern auf Twitter
Nudgen?
Furtmüller: Studierende haben eine mangelnde
Aktivierungsenergie, da es keine spürbare bzw.
sichtbare Belohnung für Tätigkeiten strategischer
Natur gibt.
Nudgen: 0,7 Punkte pro Hausübung (von 120!)
motivieren 40% der WU-Studierenden, die freiwillige
Hausübung zu machen.
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17. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Selbstbestimmungs-
theorie
Selfdetermination Theory
(Deci, Ryan, Legault)
Das bedeutet für die Lehre:
- Kompetenz der Studierenden abfragen und einbinden: etwa als
Experte/Expertin (Lernen durch Lehren) oder offene Aufgaben (Video
statt Paper)
- Online-Sozialisierung, Online-Gruppen, Online-Gruppendynamik
- Autonomie: es braucht Vertrauen in die Online-Gruppe, einen klaren
Rahmen (emergent learning) und Feedback
Selbstmotivierte, autonome Studierende lernen härter, sind
aufmerksamer und bekommen bessere Noten. (Vansteenkiste et al.
2004)
18. Jutta Pauschenwein: WS zur Motivation der Studierenden, 16.7.2019
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Jutta Pauschenwein
zml.fh-joanneum.at
zmldidaktik.wordpress.com
oerzml.wordpress.com
Legault, L. (2017). Self-determination theory. Encyclopedia of Personality and Individual
Differences, 1-9.
Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2000). Self-determination theory and the facilitation of intrinsic
motivation, social development, and well-being. American psychologist, 55(1), 68.
Vansteenkiste, M., Simons, J., Lens,W., Sheldon, K. M., & Deci, E. L. (2004). Motivating learning,
performance, and persistence: The synergistic role of intrinsic goals and autonomy-support.
Journal of Personality and Social Psychology, 87, 246–260.
Weinstein, N., Przybylski, A. K., & Ryan, R. M. (2012). The index of autonomous functioning:
Development of a scale of human autonomy. Journal of Research in Personality, 46(4), 397–413.
"Schubs mich nicht!" – Nudging als politisches Gestaltungsmittel
Even Tiny Rewards Can Motivate People to Go the Extra Mile
Der Crowding-In-Effekt – Motivationsaufbau durch Nudging
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