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Meinungen, Analysen, Fakten
Nr. 4 / 27.04.2016
Volkswirtschaft special
Meinungen, Analysen, Fakten
Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik
Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00
Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · volkswirtschaft@bvr.de
Anstieg der Inflation in Sicht, Geldpolitik sollte sich auf einen Kurswechsel in 2017
vorbereiten
- Vor dem Hintergrund eines abermaligen Ölpreisrückgangs befinden sich die Inflationsraten in
Deutschland und im Euroraum derzeit noch immer nahe der Null-Prozent-Marke. Schätzungen
des BVR lassen für die Zukunft jedoch eine zunehmende Preisdynamik erwarten.
- Gemäß dem mittleren Szenario der Schätzungen wird sich der Anstieg der Verbraucherpreise in
Deutschland von 0,3 % im Jahresdurchschnitt 2016 auf 1,2 % in 2017 erhöhen. Ausgangspunkt
für diese Prognose ist die Annahme, dass der Preis der Rohölsorte Brent von rund 40 US-Dollar
je Barrel im laufenden Jahr auf etwa 50 US-Dollar je Barrel im kommenden Jahr steigen wird.
- Angesichts der voranschreitenden wirtschaftlichen Erholung im Euroraum und der Perspektive
auf ein Anziehen der Verbraucherpreise sollte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Kurs kri-
tisch überprüfen. Von Seiten der Preisaussichten spricht wenig für eine Beibehaltung der extrem
expansiv ausgerichteten Geldpolitik. Im Gegenteil: festigt sich das Bild einer robust aufwärtsge-
richteten Konjunktur weiter, sollte sich die EZB auf einen geldpolitischen Kurswechsel im kom-
menden Jahr vorbereiten.
Meinung
2
Anstieg der Inflation in Sicht, Geldpolitik sollte
sich auf einen Kurswechsel in 2017 vorbereiten
Im Frühjahr 2016 befinden sich die Inflationsraten
in Deutschland und im Euroraum noch immer nahe
der Null-Prozent-Marke. Schätzungen des BVR
lassen für die Zukunft jedoch eine zunehmende
Preisdynamik erwarten. Gemäß dem mittleren
Szenario der Schätzungen wird sich der Anstieg
der Verbraucherpreise in Deutschland von 0,3 %
im Jahresdurchschnitt 2016 auf 1,2 % in 2017 erhö-
hen.
Angesichts der voranschreitenden wirtschaftlichen
Erholung im Euroraum und der Perspektive auf ein
Anziehen der Verbraucherpreise sollte die Europäi-
sche Zentralbank (EZB) ihren Kurs kritisch überprü-
fen. Von Seiten der Preisaussichten spricht wenig
für eine Beibehaltung der extrem expansiv ausge-
richteten Geldpolitik. Im Gegenteil: festigt sich das
Bild einer robust aufwärtsgerichteten Konjunktur
weiter, sollte sich die EZB auf einen geldpolitischen
Kurswechsel im kommenden Jahr vorbereiten.
Ölpreis hält die Inflationsraten niedrig
Die allgemeine Preisdynamik ist in Deutschland
und im Euroraum als Ganzes nach wie vor sehr
schwach. In Deutschland lag die Inflationsrate, ge-
messen an der jährlichen Veränderung des Ver-
braucherpreisindexes, im März wie auch im Durch-
schnitt des ersten Quartals lediglich bei 0,3 %
(Abbildung 1). Im Euroraum war basierend auf der
jährlichen Veränderung des Harmonisierten Ver-
braucherpreisindexes im März eine Inflationsrate
von 0,0 % zu verzeichnen.
Die Gesamtraten werden dabei weiterhin vor allem
durch die Energiepreise gedämpft. Diese haben zu-
letzt entgegen den allgemeinen Erwartungen be-
schleunigt nachgegeben. Im März hat sich Energie
in Deutschland auf der Verbraucherstufe um 8,9 %
verbilligt. Insbesondere leichtes Heizöl (-28,3 %)
und Kraftstoffe (-13,5 %) waren im Vorjahresver-
gleich spürbar billiger. Hauptgrund hierfür ist der
abermalige Preisrutsch bei Rohöl. So hat sich der
Rohölpreis der Nordsee-Sorte Brent im Durch-
schnitt des ersten Quartals gegenüber dem Vor-
jahr um rund ein Drittel verbilligt (Abbildung 2).
Dies wird von Fachleuten sowohl auf die schwä-
chere globale Nachfrage als auch auf Angebots-
ausweitungen zurückgeführt. Dem aktuellen
Brennstoff-Ausblick der U.S. Energy Information
Administration (EIA) zufolge übersteigt die welt-
weite Öl-Förderung bereits seit nunmehr über ei-
nem Jahr den globalen Verbrauch des Rohstoffs
deutlich.
Den rückläufigen Energiepreisen standen jedoch
moderate Preisanhebungen in anderen Bereichen
gegenüber. So mussten die Verbraucher in
Deutschland für Nahrungsmittel (+1,3 %) und
Dienstleistungen (+1,6 %) binnen Jahresfrist mehr
Geld aufwenden. Die Kerninflationsrate, die die
Teuerung ohne Berücksichtigung der Energiepreise
misst, lag daher im März bei 1,4 %. Sie befindet
sich bereits seit Jahresbeginn 2014 sichtlich über
dem Niveau der Gesamtrate und folgt dabei mehr
oder weniger einer Seitwärtsbewegung. Auch im
Euroraum als Ganzes liegt die Kerninflationsrate
Meinung
3
seit 2014 kontinuierlich über dem Wert der Ge-
samtrate. Die Kernrate des Währungsraums
stand im März bei 1,0 %.
Preisauftrieb dürfte zunehmen
Grundlage für die neue Inflationsprognose des
BVR ist ein einfaches Zeitreihenmodell (ARX-
Modell). In diesem Modell werden die jährlichen
Veränderungsraten des Verbraucherpreisindexes
durch eigene verzögerte Werte sowie durch kon-
temporäre und verzögerte Werte der jährlichen
Veränderungen des Rohölpreises bestimmt. Die
Spezifikation des Modells wird anhand eines „ge-
neral-to-specific“-Ansatzes festgelegt. Dazu wird
die Schätzgleichung zunächst mit eins bis vier Ver-
zögerungen (Lags) von Inflationsrate und Ölpreis-
Veränderungen, mit einer Konstanten und dem
kontemporären Ölpreis-Veränderungen geschätzt.
Anschließend werden zur Verbesserung der Prog-
nosegüte die Koeffizienten mit den niedrigsten
empirischen t-Werten sukzessive eliminiert. Das
beschriebene Reduktionsverfahren wird so lange
wiederholt, bis alle verbleibenden Koeffizienten
auf einem Signifikanzniveau von 5 % als bedeut-
sam anzusehen sind. Die Schätzung mit den Daten
des Zeitraums vom ersten Quartal 1992 bis zum
ersten Quartal 2016 führt zu einem Modell, das
neben der Konstanten und den kontemporären
Ölpreis-Veränderungen auch das erste Lag der
Ölpreis-Veränderungen sowie das erste, dritte
und vierte Lag der Inflationsrate umfasst.
Nun müssen noch Annahmen über die künftige
Entwicklung des Ölpreises getroffen werden.
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
Feb.10
Jul.10
Dez.10
Mai.11
Okt.11
Mrz.12
Aug.12
Jan.13
Jun.13
Nov.13
Apr.14
Sep.14
Feb.15
Jul.15
Dez.15
Verbraucherpreise
Verbraucherpreise ohne Energie
Entwicklungder Verbraucherpreise in Deutschland
Veränderungd. Verbraucherpreisindexes gg. Vorjahr in %
Abb. 1
0
20
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80
100
120
Q12014
Q22014
Q32014
Q42014
Q12015
Q22015
Q32015
Q42015
Q12016
Q22016
Q32016
Q42016
Q12017
Q22017
Q32017
Q42017
Szenario1 Szenario2 Szenario3
Szenarien zum Verlauf des Brent-Ölpreises
US-Dollar je Barrel
Abb. 2
0,0
0,4
0,8
1,2
1,6
2,0
Q12014
Q22014
Q32014
Q42014
Q12015
Q22015
Q32015
Q42015
Q12016
Q22016
Q32016
Q42016
Q12017
Q22017
Q32017
Q42017
Szenario1 Szenario2 Szenario3
Prognosenzum Verlauf der Verbraucherpreise
Veränderungd. Verbraucherpreisindexes gg. Vorjahr in %
Quelle: Thomson Reuters Datastream, BVR
Abb. 3
Meinung
4
Hierzu werden drei ad hoc-Szenarien entwickelt
(siehe Abbildung 2). Im Szenario 1 wird davon aus-
gegangen, dass der Ölpreis bis zum Ende des Prog-
nosehorizonts auf dem niedrigen Durchschnittsni-
veau vom Jahresauftaktquartal 2016 (knapp 35 US-
Dollar je Barrel) verharren wird. Dies dürfte die Un-
tergrenze der aktuell möglichen Entwicklungen bil-
den. Im Szenario 2 wird unterstellt, dass der Ölpreis
linear steigen wird, sodass er sich Ende 2017 bei
rund 55 US-Dollar befindet. In diesem mittleren
Szenario würde sich der Brent-Preis von knapp
40 US-Dollar im Durchschnitt dieses Jahres auf
rund 50 US-Dollar im Mittel des kommenden Jah-
res verteuern. Das Eintreten dieses Szenarios wird
die höchste Wahrscheinlichkeit beigemessen, da
der Rohölpreis in den zurückliegenden Wochen
bereits über 40 US-Dollar notierte und sich der
globale Angebotsüberhang nur langsam abbauen
dürfte. Im Szenario 3 wird schließlich mit einem
ebenfalls linearen, gleichwohl aber stärker auf-
wärtsgerichteten, Anstieg gerechnet. Gemäß die-
sem Szenario würde der Ölpreis von gut 40 US-
Dollar in 2016 auf knapp 70 US-Dollar in 2017
klettern. Ein solches Szenario könnte eintreten,
wenn sich die Angebotsüberhänge schneller zu-
rückbilden als allgemein erwartet.
Auf Grundlage dieser Szenarien und des ARX-
Modells können nun verschiedene Entwicklungs-
pfade für die Inflationsrate Deutschlands generiert
werden (Abbildung 3). Für den Fall, dass das Szena-
rio 3 eintritt, prognostiziert das Modell einen steti-
gen Anstieg der Teuerungsrate von rund 0,2 % im
zweiten Quartal 2016 auf etwa 1,9 % im Jahres-
endquartal 2017. Demnach würde die Inflations-
rate von 0,5 % im Durchschnitt des laufenden
Jahres auf 1,6 % im kommenden Jahr steigen.
Sollte sich hingegen das mittlere Ölpreis-Szenario
realisieren, so wird es gemäß dem ARX-Modell zu
einem weniger dynamischen Anstieg der Verbrau-
cherpreise kommen. Die Inflationsrate dürfte in
diesem Fall von 0,3 % in 2016 auf 1,2 % in 2017
steigen. Selbst im Fall eines stagnierenden Ölpreis-
Verlaufs (Szenario 1) wäre mit einer Beschleuni-
gung des Preisauftriebs zu rechnen. Für diesen
Fall legen die Modellschätzungen einen Anstieg
der Inflationsrate von 0,3 % in 2016 auf 0,9 % in
2017 nahe.
Geldpolitischer Kurs sollte überprüft werden
Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden stär-
keren Anstiegs der Verbraucherpreise in Deutsch-
land, der größten Volkswirtschaft des Euroraums,
ist die EZB gefordert, ihren geldpolitischen Kurs
kritisch zu überprüfen. Von Seiten der Preisent-
wicklung spricht wenig dafür, dass die Notenbank
ihren extrem expansiven Kurs mittelfristig beibe-
hält. Die meisten Fachleute gehen wie der BVR
derzeit davon aus, dass die Phase sehr niedriger
Inflationsraten bald auslaufen wird. Falls sich die
konjunkturelle Entwicklung im Euroraum weiter
festigt, sollte ein behutsamer Ausstieg aus der
extrem lockeren Geldpolitik erfolgen.
Auch die Ergebnisse des BVR Zins-Tachos sprechen
dafür, dass die EZB ihren geldpolitischen Kurs ver-
ändern sollte. Der Zins-Tacho konnte in der Zeit
vor der großen Finanz- und Vertrauenskrise der
Jahre 2008/2009 den EZB-Leitzins generell gut
Meinung
5
beschreiben. In der jüngeren Vergangenheit zeig-
ten der Zins-Tacho und der Leitzins aber deutlich
divergierende Trends. Gemäß dem Zins-Tacho
sollte der Leitzins im Euroraum derzeit nicht bei
0,0 % sondern eher bei 2,0 % liegen.
Autor:
Dr. Gerit Vogt
Mail: g.vogt@bvr.de
Geldmenge
6
Moderates Kreditwachstum
Die Kredite an den privaten Sektor haben im Euro-
raum ihr moderates Wachstum fortgesetzt. Im
März lag der Bestand, bereinigt um Verkäufe und
Verbriefungen sowie um saisonale Schwankungen,
0,9 % höher als ein Jahr zuvor, nachdem im vergan-
genen Jahr noch die Bestände zurückgeführt wor-
den waren. Ein deutlich höheres Wachstum war zu-
letzt im Jahr 2011 verzeichnet worden. Angesichts
hoher Schuldenstände des privaten Sektors und ei-
ner noch nicht gefestigten Erholung fällt in zahlrei-
chen Ländern des Euroraums die Kreditnachfrage
noch sehr schwach aus, obwohl die Finanzierungs-
kosten günstig sind.
Die Kredite an Private Haushalte erhöhten sich mit
1,6 % überdurchschnittlich, während das Kredit-
wachstum bei den nichtfinanziellen Unternehmen
mit 1,1 % geringer ausfiel und sich die Kredite an
Versicherungen und andere Finanzunternehmen
zurückgeführt wurden. Besonders dynamisch
wachsen bei den Privathaushalten die Konsumen-
tenkredite mit 5,0 % und die Immobilienkredite
mit 2,3 %, während die sonstigen Kredite, zu de-
nen auch die Dispositionskredite zählen, leicht zu-
rückgeführt wurden (-0,4 %).
Solides Wachstum der Geldmenge
Die für die monetäre Analyse der EZB zentrale
Geldmenge M3 lag im März saisonbereinigt um
5,0 % höher als ein Jahr zuvor. Damit setzte sich
der Trend eines soliden Geldmengenwachstums,
der im vergangenen Frühjahr begonnen hatte, fort.
Besonders dynamisch wächst die Geldhaltung in
Bargeld, Sichteinlagen und Geldmarktfonds mit
5,9 %, 11,0 % und 7,5 %, während insbesondere
die Termineinlagen mit -6,7% deutlich zurückge-
führt werden. Leichte Zuwächse (0,6 %) werden
trotz der niedrigen Zinsen bei Spareinlagen mit
einer Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten
verzeichnet.
EZB legt Verschnaufpause ein
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich im April
nach dem breiten Strauß an geldpolitischen (Son-
der-) Maßnahmen im vergangenen Monat eine
Atempause gegönnt. So beschloss der EZB-Rat auf
seiner Sitzung vom 21. April keine weitergehenden
expansiven Maßnahmen. Damit blieb der Leitzins
für den Euroraum unverändert auf seinem Rekord-
-5,0
0,0
5,0
10,0
07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Marktfähige Finanzinstrumente (M3-M2)
Termin- und Spareinlagen (M2-M1)
Bargeld und Sichteinlagen (M1)
M3 insgesamt
Kredite an Privatsektor
Beiträge zum M3-Wachstum
in Prozentpunkten, saisonbereinigt
Quelle: Thomson Reuters Datastream, BVR
Geldpolitik und Geldmarkt
7
tief von 0 % und der Einlagenzins bei -0,4 %. EZB-
Präsident Mario Draghi ließ auf der Pressekonfe-
renz im Nachgang zur Ratssitzung keinen Zweifel
daran, dass die Zinsen noch für eine längere Zeit
auf einem sehr niedrigen Niveau bleiben werden,
zumindest gilt dies für die bis März 2017 reichende
Laufzeit des Wertpapierkaufprogramms.
Draghi betonte in diesem Zusammenhang noch
einmal den Nutzen der aktuellen Geldpolitik der
EZB. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
hatte zuvor eindringlich vor den negativen Folgen
dauerhaft niedriger Leitzinsen gewarnt. Weitere
geldpolitische Schritte seien möglich, wenn es der
Notenbank im Rahmen ihres Mandats notwendig
erscheine. Die Einschätzung der Preisaussichten
durch den EZB-Rat lässt allerdings erkennen, dass
die EZB wohl in den kommenden Monaten keine
weiteren tiefgreifenden Lockerungsmaßnahmen
ergreifen dürfte.
Spekulationen über eine direkte Erhöhung der
Geldmenge in Form von Helikopter-Geld, d. h.
das bloße Verschenken von Geld durch die Noten-
bank an die Bevölkerung, wies Mario Draghi aller-
dings zurück. Das Thema sei im Rat bislang nicht
diskutiert worden. EZB-Präsident Draghi gab über-
dies nähere Informationen zum Ankauf von Unter-
nehmensanleihen. Im März hatte der Rat dieses
Programm unter dem Namen corporate sector
purchase program (CSPP) beschlossen. Ab Juni
plant die EZB den Ankauf von Unternehmensanlei-
hen. Besonders engen Grenzen hatte sich die EZB
dabei nicht gesetzt. Unter anderem sind Käufe von
Anleihen aus dem Unternehmenssektor mit einer
Laufzeit von bis zu 30 Jahren möglich. Die Anleihen
müssen allerdings in Euro geführt werden. Zudem
dürfen die Anleihen nur von Firmen außerhalb
des Bankensektors stammen und müssen ein Kre-
ditrating im Investment-Grade-Bereich ausweisen.
Feb 16 Mrz 16 Apr 16
BVR Zins-Tacho 46 47 48
Konjunktur (50 %) 55 55 55
Preise/Kosten (40 %) 35 37 38
Liquidität (10 %) 51 49 50
BVR Zins-Tacho
Der BVR Zins-Tacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende,
eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im
BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007
0,00
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BVR Zins-Tacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala)
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50
Geldpolitik und Geldmarkt
8
Mittelfristiger Inflationsdruck moderat
Auf mittlere Sicht dürfte sich die Inflation im Euro-
raum erhöhen. Dies zeigt nicht nur die im Mei-
nungsteil dieser Ausgabe dargestellte Analyse für
unterschiedliche Ölpreisszenarien, sondern auch
der BVR Zins-Tacho. Gemessen an der Geldpolitik
der EZB seit der Einführung des Euro wäre in der
aktuellen Situation eher ein Leitzins von 2 % statt
des aktuellen Leitzinses von Null angemessen. Et-
was über dem langfristigen Durchschnitt liegen die
Indikatoren für die konjunkturelle Lage, während
die Indikatoren für die Preis- und Kostenentwick-
lung auch aufgrund der niedrigen Rohstoffpreise
einen deutlich geringeren Inflationsdruck signalisie-
ren. In der Mitte liegen die monetären Indikatoren,
bei denen sich das solide Geldmengenwachstum
und die nur moderate Kreditvergabe neutralisie-
ren.
Leichter Rückgang der Terminzinsen
Die Zinsen auf dem europäischen Geldmarkt sind
im April noch einmal leicht zurückgegangen. Aus-
schlaggebend hierfür waren Impulse, die von der
umfassenden geldpolitischen Lockerung im März
ausgingen. Der 3-Monats-Euribor fiel im April um
1 Basispunkte auf -0,25 %. Der Zins für Jahresgel-
der verzeichnete einen Rückgang um ebenfalls
1 Basispunkt. Er lag zum Monatsende bei -0,01 %.
Der Tagesgeldsatz sank im gleichen Zeitraum im
Monatsschnitt um 4 Basispunkte auf -0,34 %.
-0,5
0,0
0,5
A M J J A S O N D J F M A
Wichtige Zinsen im Euroraum
Zinssätze in %
Spitzenrefinanzierungssatz
Tagesgeld(EONIA)
Hauptrefinanzierungssatz
Einlagenfazilität
-0,25
0,00
0,25
0,50
0,75
A M J J A S O N D J F M A
Notenbankzinseninternational
in %
Japan**
USA*
Eurozone
*Die Federal Reserve hat seit 16.12.2008einen Zielbereich
von 0-0,25 % für die Federal Funds Target Rate festge-
setzt. **Die Bank of Japan hat seit 19.12.2008 ein Tages-
geld-Zielbereich von rund 0,1 % festgesetzt.
-0,5
0,0
0,5
1,0
A M J J A S O N D J F M A
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Geld- und Kapitalmarkt
Zinssätze in %
Umlaufsrendite
EZB-Hauptrefinanzierungssatz
3-Monatsgeld
Rentenmarkt
9
Bundesanleihen weniger gefragt
Bundesanleihen waren im April weniger stark ge-
fragt. Im Monatsvergleich verzeichneten diese da-
her ein moderates Renditeplus. Zu Beginn des Mo-
nats war die Nachfrage nach den an den Finanz-
märkten als besonders sicher klassifizierten Staats-
papieren noch gestiegen. Ausschlaggebend dafür
waren in den ersten zwei Aprilwochen verhaltene
Konjunkturerwartungen. In Deutschland blieben
die Auftragszahlen der Industrie hinter den Prog-
nosen zurück. Auf Ebene des Währungsraumes leg-
ten die Einkaufsmanagerindizes der einzelnen Län-
der nahe, dass die Gesamtwirtschaft momentan
nur verhalten wächst. Ab Mitte des Monats drehte
sich allerdings die konjunkturelle Stimmung dies-
wie jenseits des Atlantiks. Der Konjunkturoptimis-
mus konnte wieder die Oberhand gewinnen, nach-
dem die Rohölpreise auf den höchsten Stand seit
Anfang Dezember gestiegen waren. Darüber hin-
aus stützten positive Konjunktureinschätzungen
der Fed in ihrem Beige Book den vorsichtigen Opti-
mismus an den Märkten. Zum Ende des Monats
schwächten die geldpolitischen Erwartungen der
EZB die Nachfrage nach Bundesanleihen. Viele in-
terpretierten Mario Draghi so, dass die EZB wohl in
den kommenden Monaten keine zusätzlichen
Maßnahmen plane und eher eine Pause einlegen.
Die Umlaufsrendite lag am 26. April bei 0,11 %
und damit 6 Basispunkte höher als am Vormo-
natsultimo. Die Rendite zehnjähriger Bundesanlei-
hen stieg im Monatsvergleich um 15 Basispunkte
auf 0,30 %. Die Renditen von zehnjährigen US-
Staatsanleihen lagen im Vergleich zum Vormo-
natsultimo um 15 Basispunkte höher bei 1,93 %.
0,25
0,50
0,75
1,00
1,25
1,50
A M J J A S O N D J F M A
Zinsstruktur am Rentenmarkt
SpreadBundesanleihen mit Restlaufzeiten 10/1 Jahr, in %
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
A M J J A S O N D J F M A
Bedeutende Benchmarkanleihen
Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit
USA
Deutschland
Japan
0,0
1,0
2,0
3,0
A M J J A S O N D J F M A
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Ausgewählte Staatsanleihen desEuroraums
Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit
Spanien
Frankreich
Italien
Devisenmarkt
10
Euro-Dollar Kurs tendiert seitwärts
Der Euro-Dollar Kurs hat sich nach einem verhalte-
nen Auf und Ab am Monatsende nahe seinem
Vormonatsultimo eingependelt. Zum Ende des
Monats lag der Wechselkurs des Euro zum Green-
back bei rund 1,13 US-Dollar und damit knapp
1 US-Cent niedriger als Ende März.
Zu Monatsbeginn notierte der Euro-Dollar Kurs
vorübergehend über die Marke von 1,14 US-Dollar.
In den folgenden Wochen ging der Wechselkurs
des Euro zum Greenback dann stufenweise zurück.
Dabei belasteten die mäßigen Konjunkturerwar-
tungen in Deutschland und im Euroraum den Euro
den Wechselkurs. Zudem stärkten positivere Kon-
junkturaussichten in den USA den US-Dollar, was
den euro-Dollar Kurs drückte. Sie ließen die Zinser-
wartungen in den USA wieder etwas steigen.
Denn, je mehr die Konjunktur und die Verbrau-
cherpreise in den USA zulegen, desto steiler dürf-
ten in den kommenden 12 Monaten auch die Zins-
erhöhungen der Fed ausfallen. Gleichwohl blieb
die Verunsicherung über die Zinspolitik der Fed im
weiteren Monatsverlauf hoch.
In der zweiten Monatshälfte konnte der Euro dann
wieder ein wenig seine Verluste eingrenzen. Aus-
schlaggebend waren überraschend gute Konjunk-
turdaten aus Deutschland und dem Euroraum.
Darüber hinaus zeigten sich viele Händler von den
Aussagen Draghis enttäuscht. So hatten die Speku-
lationen auf weitere Hinweise auf eine erneute
Lockerung der EZB-Geldpolitik sich nicht erfüllt.
120
130
140
150
160
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
A M J J A S O N D J F M A
Euro-Wechselkurs (I)
AusländerwährungproEuro
US-Dollar
Japanischer Yen (rechte Skala)
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
A M J J A S O N D J F M A
Euro-Wechselkurs (II)
Auslandswährungpro Euro
Schweizer Franken
Britisches Pfund
85
90
95
100
M A M J J A S O N D J F M
Effektiver Wechselkurs desEuro*
in EUR, Quartal 1, 1999 = 100
*Nominale Wertentwicklungdes Eurogegenüber den 19
wichtigsten Handelspartnern des Euroraums. Eine Bewe-
gung nach oben entspricht einer Aufwertungdes Euro
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Aktienmarkt
11
DAX im Plus
Der Dax hat im April deutliche Gewinne verbucht.
Auf Monatssicht gewann der Deutsche Aktienin-
dex rund 3,0 % seines Vormonatsultimos dazu. Am
Dienstag, dem 26. April lag er damit bei 10.256
Punkten. Der US-Leitindex legte im gleichen Zeit-
raum mit 1,7 % seines Vormonatsultimos etwas
weniger stark zu. Er notierte zum Ende des Monats
bei 17.990 Punkten.
In der ersten Monatshälfte hatten noch mäßige
Konjunkturerwartungen den DAX unter der Marke
von 10.000 Punkten gehalten. Erst zur Monats-
mitte hin kam es zu einem sichtbaren Anstieg der
Kurse. Ausschlagegebend hierfür war die positive
Entwicklung der deutschen Exporte. Darüber hin-
aus dämpfte ein steigender Ölpreis die Sorgen der
Anleger um die Weltkonjunktur. In den USA beru-
higten überdies Aussagen von Janet Yellen die An-
leger. Die US-Notenbankchefin äußerte sich opti-
mistisch über die konjunkturelle Entwicklung in
den USA. Diese Einschätzung wurden dann noch
einmal in der offiziellen Konjunktureinschätzung
der US-Notenbank im Beige Book bestätigt. Die
gescheiterten Gespräche der OPEC-Staaten über
geringere Fördermengen konnten die Stimmung
nicht nachhaltig belasten. Allerdings grenzte eine
als glanzlos wahrgenommene Vorstellung des
EZB-Präsidenten Draghi im Anschluss an die EZB-
Ratssitzung vom 21. April die Gewinne zum Ende
des Monats leicht ein. Viele Anleger hatten sich
Hinweise auf weiter sinkende Zinsen oder Helikop-
ter-Geld erhofft.
8.000
9.000
10.000
11.000
12.000
13.000
A M J J A S O N D J F M A
Deutscher Aktienmarkt
Dax, 40-/200-Tagesschnitt
2.600
2.800
3.000
3.200
3.400
3.600
3.800
4.000
M A M J J A S O N D J F M
Aktien im Euroraum
Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt
15.500
16.000
16.500
17.000
17.500
18.000
18.500
A M J J A S O N D J F M A
Aktienmarkt USA
Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt
Quelle: Thomson Reuters Datastream
2.600
2.800
3.000
3.200
3.400
3.600
3.800
4.000
A M J J A S O N D J F M A
Aktien im Euroraum
Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt
Eurokonjunktur
12
Frühjahrsgutachten lässt weitere Erholung
erwarten
Die an der Gemeinschaftsdiagnose teilnehmenden
Wirtschaftsforschungsinstitute haben am 14. April
ihr neues Frühjahrsgutachten veröffentlicht. In dem
Gutachten gehen die Forschungsinstitute davon
aus, dass sich die konjunkturelle Erholung im Euro-
raum fortsetzen wird. Demnach wird das preis-
bereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Wäh-
rungsraums in 2016 um 1,4 % und in 2017 um
1,6 % steigen. Die Arbeitslosenquote dürfte von
10,2 % auf 9,9 % zurückgehen. Bei den Verbrau-
cherpreisen wird ein leichter Anstieg von 0,4 % im
laufenden Jahr auf 1,3 % im kommenden Jahr er-
wartet.
Nach Auffassung der Wirtschaftsforschungsinsti-
tute ist die Frühjahrsprognose allerdings mit erheb-
lichen Risiken behaftet. Beispielsweise könnten
steigende Inflationsraten in den USA die dortige
Notenbank zu rascheren Zinserhöhungen zwingen,
was weltweit zu deutlich fallenden Vermögens-
werten führen könnte. Speziell für Europa werden
ebenfalls erhebliche Risiken gesehen. Zwar dürften
von den teilweise wieder aufgenommenen Grenz-
kontrollen innerhalb des Schengen-Raums keine
nennenswerten konjunkturellen Effekte ausgehen.
Im Falle eines Austritts Großbritanniens aus der EU
wäre aber mit einer merklichen Investitionszurück-
haltung zu rechnen.
Wirtschaftsklima noch günstig
Der Wirtschaftsklimaindex ist im März erneut ge-
sunken. Er befindet sich mit 103,0 Punkten aber
weiterhin deutlich über seinem langjährigen Durch-
schnittswert von 100 Punkten, was insgesamt auf
eine noch immer günstige Stimmung schließen
lässt. Angaben zur Entwicklung des Wirtschaftskli-
mas im April werden voraussichtlich am 28. April
veröffentlicht.
1) Euroraum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen,
20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen
2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten)
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Wirtschaftsklima im Euroraum
60
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01/14
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Gesamt1 Dienstleister2 Verbraucher2 Einzelhandel2 Bau2Industrie2
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01/14
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01/16
Eurokonjunktur
13
Industrie mit geringerem Ausstoß
Die Ausweitung der industriellen Produktion des
Euroraums hat sich im Februar zunächst nicht fort-
gesetzt. Der Ausstoß ist gegenüber dem Vormo-
nat saisonbereinigt um 0,8 % zurückgegangen,
nachdem er im Januar noch um kräftige 1,9 % zu-
gelegt hatte. In den kommenden Monaten ist an-
gesichts der günstigen Auftragsentwicklung aber
wieder mit einem Anstieg der Industrieproduktion
zu rechnen. So nahm der Order-Indikator im März
gegenüber dem Vormonat leicht um 0,2 Punkte
auf -12,6 Punkte zu.
Inflationsrate bei 0 %
Im Währungsraum ist die Inflationsrate, gemessen
am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI),
zuletzt von -0,2 % im Februar auf 0,0 % im März
gestiegen. Für den Anstieg waren die Dienstleis-
tungspreise verantwortlich, die stärker zulegten
als zuvor. Die Erzeugpreise gewerblicher Produkte
sind jüngst, im Februar, um deutliche 4,2 % gesun-
ken, nachdem sie im Januar noch um 3,0 % nach-
gegeben hatten. Ausschlaggebend hierfür waren
die Energiepreise, die sich stärker verbilligten.
Arbeitslosenquote erneut gesunken
Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist im Euro-
raum weiter zurückgegangen. Sie sank von 10,4 %
im Januar auf 10,3 % im Februar.
10,0
11,0
12,0
13,0
01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Arbeitslosenquote
Euroraum, in %, saisonbereinigt
Quelle: Thomson Reuters Datastream
-6,0
-4,0
-2,0
0,0
2,0
4,0
6,0
-2,0
-1,0
0,0
1,0
2,0
01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Verbraucher- undErzeugerpreise
Euroraum, in % gg. Vorjahr
Kerninflation*
Erzeugerpreise (rechte Skala)
Verbraucherpreise
*ohne Energie undunbearbeitete Lebensmittel
-80
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Aufträge und Produktion
Euroraum, 2010=100, saisonbereinigt
Produktion
Aufträge*
*rechte Skala, Order-Indikator der EU-Kommission,
Saldenwerte
Deutsche Konjunktur
14
Wirtschaftsforscher prognostizieren
anhaltenden Aufschwung
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute se-
hen die deutsche Wirtschaft weiterhin in einem
moderaten Konjunkturaufschwung. Ihrem neuen
Frühjahrsgutachten zufolge dürfte das preisberei-
nigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands in
2016 um 1,6 % und in 2017 zum 1,5 % steigen.
Gegenüber dem Gutachten vom Herbst 2015
wurde der BIP-Prognosewert für das laufende
Jahr allerdings leicht um 0,2 Prozentpunkte zu-
rückgenommen. Zur Begründung der Abwärts-
korrektur verweisen die Forschungsinstitute auf
die globale Konjunkturentwicklung, die zum Jah-
resende 2015 etwas schwächer verlaufen sei als
erwartet.
Gemäß dem Frühjahrsgutachten profitiert die
deutsche Wirtschaft weiterhin vor allem vom Pri-
vatkonsum, der durch die steigende Beschäfti-
gung, zunehmende Lohn- und Transfereinkom-
men sowie durch Kaufkraftgewinne infolge der
gesunkenen Energiepreise befeuert wird. Zudem
dürfe der Bauboom angesichts der niedrigen Zin-
sen andauern und Wachstumsimpulse liefern. Von
den Ausrüstungsinvestitionen und dem Außen-
handel seien aber nur wenige Impulse zu erwar-
ten. Dem Gutachten zufolge wird die öffentliche
Hand trotz der zusätzlichen Ausgaben für die
Flüchtlinge sowohl in 2016 als auch in 2017 deutli-
che Überschüsse erzielen. Die Verbraucherpreise
dürften im laufenden Jahr um 0,5 % und im kom-
menden Jahr um 1,5 % steigen. Der BVR teilt die
Wachstumseinschätzung der Forschungsinstitute
im Wesentlichen und geht für 2016 ebenfalls von
einem BIP-Anstieg um 1,6 % aus.
Industriekonjunktur moderat aufwärtsgerichtet
Der Auftragseingang und die Produktion der
deutschen Industrie tendieren zu Jahresbeginn
HWWI
IWH; SVR
RWI
OECD
1,0
1,5
2,0
2,5
Jan 16 Feb 16 Mrz 16 Apr 16
Quelle: BVR
OECD
KOM
IMF; REG
IMF; IW
BVR; GD
REGDIW
IfW
Konjunktur 2016 - Prognosen für Deutschland
Jahreswachstumsratedes BIP in %, preisbereinigt
Bbk - Deutsche Bundesbank
DIW - Deutsches Institut für
Wirtschaftsforschung, Berlin
GD - Gemeinschaftsdiagnose
(Frühjahrs- bzw. Herbstprognose)
HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut
ifo - Institut für Wirtschaftsforschung,
München
IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel
IMF - Internationaler Währungsfonds
IMK - Institut für Makroökonomie und
Konjunkturforschung
IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle
KOM - Europäische Kommission
OECD - Organisation für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
REG - Bundesregierung
RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für
Wirtschaftsforschung, Essen
SVR - Sachverständigenrat
Deutsche Konjunktur
15
leicht nach oben. Die Industrieproduktion ist zwar
zuletzt, im Februar, nach vorläufigen amtlichen
Angaben gegenüber dem Vormonat preis-, kalen-
der- und saisonbereinigt um 0,5 % zurückgegan-
gen. Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich
Januar/Februar gegenüber November/Dezember
war jedoch ein deutlicher Anstieg um 2,0 % zu
verzeichnen. Auch im Baugewerbe expandierte
die Produktion im Zweimonatsvergleich spürbar
(+4,4 %), wozu die milde Witterung und brücken-
tagebedingte Produktionsverlagerungen beige-
tragen haben dürften. Der industrielle Auftrags-
eingang ist im Februar mit einer Verlaufsrate
von -1,2 % gesunken, nachdem er im Vormonat
noch um 0,5 % zugelegt hatte. Grund hierfür war
ein stark unterdurchschnittlicher Eingang von
Großaufträgen sowie ein Rückgang der Auslands-
orders (-2,7 %), der durch einen Anstieg der inlän-
dischen Bestellungen (+0,9 %) nur zum Teil ausge-
glichen werden konnte. Ohne Berücksichtigung
der schwankenden Großaufträge lag der Auf-
tragseingang aber leicht im Plus (+0,3 %). Insge-
samt legen die neuen Daten für das erste Quartal
einen merklichen Anstieg der Industrie- und Bau-
produktion nahe.
Außenhandel legt zu
Trotz der vielfach verhaltenen Nachrichten zur
globalen Konjunkturentwicklung konnte die deut-
sche Wirtschaft ihren grenzüberschreitenden Han-
del im Februar etwas ausweiten. Gegenüber dem
Vormonat sind die Ausfuhren saison- und kalen-
derbereinigt um 1,3 % gestiegen. Dadurch konnte
der leichte Rückgang vom Januar (-0,6 %) mehr als
70
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90
100
110
01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Außenhandel
in Mrd. Euro, saisonbereinigt
Ausfuhren
Einfuhren
Quelle: Thomson Reuters Datastream
90
100
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Produktion
2010=100, preis-und saisonbereinigt
Baugewerbe
Industrie
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Aufträge
2010=100, preis-und saisonbereinigt
Aufträge aus dem Inland
Aufträge aus dem Ausland
Deutsche Konjunktur
16
ausgeglichen werden. Die Einfuhren expandierten
im Februar leicht mit einer Verlaufsrate von 0,4 %
nachdem sie sich zuvor um 1,3 % erhöht hatten.
Konjunkturerwartungen erneut gestiegen
Trotz der anhaltenden Sorgen vor einem mögli-
chen Austritt Großbritanniens aus der EU werden
die wirtschaftlichen Aussichten Deutschlands von
Finanzmarktfachleuten wieder mit etwas mehr
Zuversicht bewertet. Die auf einer monatlichen
Expertenumfrage des Zentrums für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) basierenden ZEW-
Konjunkturerwartungen sind im April zum zwei-
ten Mal in Folge gestiegen. Der Indikator legte ge-
genüber März um 6,9 Punkte auf 11,2 Punkte zu.
Zur weiteren Aufhellung der Perspektiven dürften
unter anderem günstige Wirtschaftsnachrichten
aus China beigetragen haben. Auch von den vom
ifo Institut befragten Unternehmen werden die
wirtschaftlichen Aussichten insgesamt etwas opti-
mistischer beurteilt. Der Index der Geschäftser-
wartungen ist leicht von 100,0 Punkten im März
auf 100,4 Punkte im April geklettert. Der ifo
Geschäftsklimaindex ist allerdings minimal von
106,7 Punkten auf 106,6 Punkte gesunken, da
die aktuelle Lage etwas weniger positiv bewertet
wurde als zuvor.
Etwas höhere Inflationsrate
Nicht nur im Euroraum, auch in Deutschland ist
die Inflationsrate im März etwas gestiegen. Wie
bereits auf den ersten Seiten dieser Ausgabe von
„Volkswirtschaft special“ erwähnt, lag der Ver-
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Verbraucher
Unternehmen
Insolvenzen
Monatliche Fallzahlen
Quelle: Thomson Reuters Datastream
-10
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-4
-2
0
2
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1
2
3
4
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Verbraucherpreise
Kerninflation*
Erzeugerpreise (rechte Skala)
Verbraucher- undErzeugerpreise
gg. Vorjahr in %
*ohne Energie undLebensmittel
95
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Wirtschaftliche Einschätzung
Saldenwerte, saisonbereinigt
ZEW-Konjunkturerwartungen
ifo Geschäfts-
klimaindex*
*rechte Skala, 2010=100
Deutsche Konjunktur
17
braucherpreisindex (VPI) um 0,3 % über seinem
Vorjahresstand. Im Februar hatten die Verbrauch-
preise noch stagniert (0,0 %). Ausschlaggebend
für den Anstieg der Inflationsrate waren die
Dienstleistungspreise. Diese legten im März stärker
zu als im Februar (+1,6 % gegenüber +0,9 %),
wozu unter anderem höhere Preise für Pauschal-
reisen wegen des früheren Osterfests beigetragen
haben dürften. Von Seiten der Energiepreise ging
hingegen weiterhin eine dämpfende Wirkung auf
die Gesamtentwicklung aus. Die Energiepreise ha-
ben sich im März sogar etwas deutlicher verbilligt
als im Februar (-8,9 % gegenüber -8,5 %). Auf der
Erzeugerstufe sind die Preise im März mit einer
Jahresrate von -3,1 % so stark gesunken wie seit
Januar 2010 nicht mehr. Hauptgrund für Preisver-
fall war die Entwicklung im Energiebereich. Im
März sind die Erzeugerpreise für Energie um 9,2 %
gesunken.
Erneute weniger Insolvenzen
In Deutschland ist die Anzahl der Insolvenzen zu
Jahresbeginn weiter zurückgegangen. Von den
Amtsgerichten wurden im Januar 1.692 Unterneh-
mens- und 5.946 Verbraucherinsolvenzen gemel-
det. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die
Firmenpleiten um 2,7 % gesunken. Die Zahl der
Verbraucherinsolvenzen hat sich sogar mit einer
Jahresrate von -7,1 % vermindert.
Arbeitsmarkt mit saisonalem Rückenwind
Befördert durch die allgemeine Frühjahrsbelebung
und die gute Konjunktur zeigt sich der deutsche
Arbeitsmarkt nach wie vor in einer insgesamt gu-
ten Verfassung. Im März ist die Zahl der arbeitslo-
sen Menschen nach ersten Berechnungen der
Bundesagentur für Arbeit (BA) gegenüber dem
Vormonat um 66.000 auf 2,845 Mio. gesunken.
In saisonbereinigter Rechnung stagnierte die Ar-
beitslosenzahl allerdings, nachdem sie im Februar
noch um 9.000 zurückgegangen war. Die saison-
bereinigte Arbeitslosenquote blieb unverändert
bei 6,2 %. In den jüngsten Monatsdaten zur Er-
werbstätigkeit und zur sozialversicherungspflichti-
gen Beschäftigung setzten sich die Aufwärts-
trends fort. So ist die Erwerbstätigenzahl nach
vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesam-
tes im Februar gegenüber dem Vormonat saison-
bereinigt um 52.000 gestiegen. Die Beschäftigten-
zahl legte gemäß der aktuellen BA-Hochrechnung
von Dezember auf Januar saisonbereinigt um
55.000 Personen zu.
42.000
42.500
43.000
43.500
6,0
6,5
7,0
7,5
01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Arbeitslosenquote undErwerbstätige
in %, saisonbereinigt
Arbeitslosenquote
Erwerbstätige*
*rechte Skala, in Tsd.
Quelle: Thomson Reuters Datastream

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Volkswirtschaft Special zur Entwicklung der Inflation

  • 1. Meinungen, Analysen, Fakten Nr. 4 / 27.04.2016 Volkswirtschaft special Meinungen, Analysen, Fakten Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · volkswirtschaft@bvr.de Anstieg der Inflation in Sicht, Geldpolitik sollte sich auf einen Kurswechsel in 2017 vorbereiten - Vor dem Hintergrund eines abermaligen Ölpreisrückgangs befinden sich die Inflationsraten in Deutschland und im Euroraum derzeit noch immer nahe der Null-Prozent-Marke. Schätzungen des BVR lassen für die Zukunft jedoch eine zunehmende Preisdynamik erwarten. - Gemäß dem mittleren Szenario der Schätzungen wird sich der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland von 0,3 % im Jahresdurchschnitt 2016 auf 1,2 % in 2017 erhöhen. Ausgangspunkt für diese Prognose ist die Annahme, dass der Preis der Rohölsorte Brent von rund 40 US-Dollar je Barrel im laufenden Jahr auf etwa 50 US-Dollar je Barrel im kommenden Jahr steigen wird. - Angesichts der voranschreitenden wirtschaftlichen Erholung im Euroraum und der Perspektive auf ein Anziehen der Verbraucherpreise sollte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Kurs kri- tisch überprüfen. Von Seiten der Preisaussichten spricht wenig für eine Beibehaltung der extrem expansiv ausgerichteten Geldpolitik. Im Gegenteil: festigt sich das Bild einer robust aufwärtsge- richteten Konjunktur weiter, sollte sich die EZB auf einen geldpolitischen Kurswechsel im kom- menden Jahr vorbereiten.
  • 2. Meinung 2 Anstieg der Inflation in Sicht, Geldpolitik sollte sich auf einen Kurswechsel in 2017 vorbereiten Im Frühjahr 2016 befinden sich die Inflationsraten in Deutschland und im Euroraum noch immer nahe der Null-Prozent-Marke. Schätzungen des BVR lassen für die Zukunft jedoch eine zunehmende Preisdynamik erwarten. Gemäß dem mittleren Szenario der Schätzungen wird sich der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland von 0,3 % im Jahresdurchschnitt 2016 auf 1,2 % in 2017 erhö- hen. Angesichts der voranschreitenden wirtschaftlichen Erholung im Euroraum und der Perspektive auf ein Anziehen der Verbraucherpreise sollte die Europäi- sche Zentralbank (EZB) ihren Kurs kritisch überprü- fen. Von Seiten der Preisaussichten spricht wenig für eine Beibehaltung der extrem expansiv ausge- richteten Geldpolitik. Im Gegenteil: festigt sich das Bild einer robust aufwärtsgerichteten Konjunktur weiter, sollte sich die EZB auf einen geldpolitischen Kurswechsel im kommenden Jahr vorbereiten. Ölpreis hält die Inflationsraten niedrig Die allgemeine Preisdynamik ist in Deutschland und im Euroraum als Ganzes nach wie vor sehr schwach. In Deutschland lag die Inflationsrate, ge- messen an der jährlichen Veränderung des Ver- braucherpreisindexes, im März wie auch im Durch- schnitt des ersten Quartals lediglich bei 0,3 % (Abbildung 1). Im Euroraum war basierend auf der jährlichen Veränderung des Harmonisierten Ver- braucherpreisindexes im März eine Inflationsrate von 0,0 % zu verzeichnen. Die Gesamtraten werden dabei weiterhin vor allem durch die Energiepreise gedämpft. Diese haben zu- letzt entgegen den allgemeinen Erwartungen be- schleunigt nachgegeben. Im März hat sich Energie in Deutschland auf der Verbraucherstufe um 8,9 % verbilligt. Insbesondere leichtes Heizöl (-28,3 %) und Kraftstoffe (-13,5 %) waren im Vorjahresver- gleich spürbar billiger. Hauptgrund hierfür ist der abermalige Preisrutsch bei Rohöl. So hat sich der Rohölpreis der Nordsee-Sorte Brent im Durch- schnitt des ersten Quartals gegenüber dem Vor- jahr um rund ein Drittel verbilligt (Abbildung 2). Dies wird von Fachleuten sowohl auf die schwä- chere globale Nachfrage als auch auf Angebots- ausweitungen zurückgeführt. Dem aktuellen Brennstoff-Ausblick der U.S. Energy Information Administration (EIA) zufolge übersteigt die welt- weite Öl-Förderung bereits seit nunmehr über ei- nem Jahr den globalen Verbrauch des Rohstoffs deutlich. Den rückläufigen Energiepreisen standen jedoch moderate Preisanhebungen in anderen Bereichen gegenüber. So mussten die Verbraucher in Deutschland für Nahrungsmittel (+1,3 %) und Dienstleistungen (+1,6 %) binnen Jahresfrist mehr Geld aufwenden. Die Kerninflationsrate, die die Teuerung ohne Berücksichtigung der Energiepreise misst, lag daher im März bei 1,4 %. Sie befindet sich bereits seit Jahresbeginn 2014 sichtlich über dem Niveau der Gesamtrate und folgt dabei mehr oder weniger einer Seitwärtsbewegung. Auch im Euroraum als Ganzes liegt die Kerninflationsrate
  • 3. Meinung 3 seit 2014 kontinuierlich über dem Wert der Ge- samtrate. Die Kernrate des Währungsraums stand im März bei 1,0 %. Preisauftrieb dürfte zunehmen Grundlage für die neue Inflationsprognose des BVR ist ein einfaches Zeitreihenmodell (ARX- Modell). In diesem Modell werden die jährlichen Veränderungsraten des Verbraucherpreisindexes durch eigene verzögerte Werte sowie durch kon- temporäre und verzögerte Werte der jährlichen Veränderungen des Rohölpreises bestimmt. Die Spezifikation des Modells wird anhand eines „ge- neral-to-specific“-Ansatzes festgelegt. Dazu wird die Schätzgleichung zunächst mit eins bis vier Ver- zögerungen (Lags) von Inflationsrate und Ölpreis- Veränderungen, mit einer Konstanten und dem kontemporären Ölpreis-Veränderungen geschätzt. Anschließend werden zur Verbesserung der Prog- nosegüte die Koeffizienten mit den niedrigsten empirischen t-Werten sukzessive eliminiert. Das beschriebene Reduktionsverfahren wird so lange wiederholt, bis alle verbleibenden Koeffizienten auf einem Signifikanzniveau von 5 % als bedeut- sam anzusehen sind. Die Schätzung mit den Daten des Zeitraums vom ersten Quartal 1992 bis zum ersten Quartal 2016 führt zu einem Modell, das neben der Konstanten und den kontemporären Ölpreis-Veränderungen auch das erste Lag der Ölpreis-Veränderungen sowie das erste, dritte und vierte Lag der Inflationsrate umfasst. Nun müssen noch Annahmen über die künftige Entwicklung des Ölpreises getroffen werden. 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Feb.10 Jul.10 Dez.10 Mai.11 Okt.11 Mrz.12 Aug.12 Jan.13 Jun.13 Nov.13 Apr.14 Sep.14 Feb.15 Jul.15 Dez.15 Verbraucherpreise Verbraucherpreise ohne Energie Entwicklungder Verbraucherpreise in Deutschland Veränderungd. Verbraucherpreisindexes gg. Vorjahr in % Abb. 1 0 20 40 60 80 100 120 Q12014 Q22014 Q32014 Q42014 Q12015 Q22015 Q32015 Q42015 Q12016 Q22016 Q32016 Q42016 Q12017 Q22017 Q32017 Q42017 Szenario1 Szenario2 Szenario3 Szenarien zum Verlauf des Brent-Ölpreises US-Dollar je Barrel Abb. 2 0,0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0 Q12014 Q22014 Q32014 Q42014 Q12015 Q22015 Q32015 Q42015 Q12016 Q22016 Q32016 Q42016 Q12017 Q22017 Q32017 Q42017 Szenario1 Szenario2 Szenario3 Prognosenzum Verlauf der Verbraucherpreise Veränderungd. Verbraucherpreisindexes gg. Vorjahr in % Quelle: Thomson Reuters Datastream, BVR Abb. 3
  • 4. Meinung 4 Hierzu werden drei ad hoc-Szenarien entwickelt (siehe Abbildung 2). Im Szenario 1 wird davon aus- gegangen, dass der Ölpreis bis zum Ende des Prog- nosehorizonts auf dem niedrigen Durchschnittsni- veau vom Jahresauftaktquartal 2016 (knapp 35 US- Dollar je Barrel) verharren wird. Dies dürfte die Un- tergrenze der aktuell möglichen Entwicklungen bil- den. Im Szenario 2 wird unterstellt, dass der Ölpreis linear steigen wird, sodass er sich Ende 2017 bei rund 55 US-Dollar befindet. In diesem mittleren Szenario würde sich der Brent-Preis von knapp 40 US-Dollar im Durchschnitt dieses Jahres auf rund 50 US-Dollar im Mittel des kommenden Jah- res verteuern. Das Eintreten dieses Szenarios wird die höchste Wahrscheinlichkeit beigemessen, da der Rohölpreis in den zurückliegenden Wochen bereits über 40 US-Dollar notierte und sich der globale Angebotsüberhang nur langsam abbauen dürfte. Im Szenario 3 wird schließlich mit einem ebenfalls linearen, gleichwohl aber stärker auf- wärtsgerichteten, Anstieg gerechnet. Gemäß die- sem Szenario würde der Ölpreis von gut 40 US- Dollar in 2016 auf knapp 70 US-Dollar in 2017 klettern. Ein solches Szenario könnte eintreten, wenn sich die Angebotsüberhänge schneller zu- rückbilden als allgemein erwartet. Auf Grundlage dieser Szenarien und des ARX- Modells können nun verschiedene Entwicklungs- pfade für die Inflationsrate Deutschlands generiert werden (Abbildung 3). Für den Fall, dass das Szena- rio 3 eintritt, prognostiziert das Modell einen steti- gen Anstieg der Teuerungsrate von rund 0,2 % im zweiten Quartal 2016 auf etwa 1,9 % im Jahres- endquartal 2017. Demnach würde die Inflations- rate von 0,5 % im Durchschnitt des laufenden Jahres auf 1,6 % im kommenden Jahr steigen. Sollte sich hingegen das mittlere Ölpreis-Szenario realisieren, so wird es gemäß dem ARX-Modell zu einem weniger dynamischen Anstieg der Verbrau- cherpreise kommen. Die Inflationsrate dürfte in diesem Fall von 0,3 % in 2016 auf 1,2 % in 2017 steigen. Selbst im Fall eines stagnierenden Ölpreis- Verlaufs (Szenario 1) wäre mit einer Beschleuni- gung des Preisauftriebs zu rechnen. Für diesen Fall legen die Modellschätzungen einen Anstieg der Inflationsrate von 0,3 % in 2016 auf 0,9 % in 2017 nahe. Geldpolitischer Kurs sollte überprüft werden Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden stär- keren Anstiegs der Verbraucherpreise in Deutsch- land, der größten Volkswirtschaft des Euroraums, ist die EZB gefordert, ihren geldpolitischen Kurs kritisch zu überprüfen. Von Seiten der Preisent- wicklung spricht wenig dafür, dass die Notenbank ihren extrem expansiven Kurs mittelfristig beibe- hält. Die meisten Fachleute gehen wie der BVR derzeit davon aus, dass die Phase sehr niedriger Inflationsraten bald auslaufen wird. Falls sich die konjunkturelle Entwicklung im Euroraum weiter festigt, sollte ein behutsamer Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik erfolgen. Auch die Ergebnisse des BVR Zins-Tachos sprechen dafür, dass die EZB ihren geldpolitischen Kurs ver- ändern sollte. Der Zins-Tacho konnte in der Zeit vor der großen Finanz- und Vertrauenskrise der Jahre 2008/2009 den EZB-Leitzins generell gut
  • 5. Meinung 5 beschreiben. In der jüngeren Vergangenheit zeig- ten der Zins-Tacho und der Leitzins aber deutlich divergierende Trends. Gemäß dem Zins-Tacho sollte der Leitzins im Euroraum derzeit nicht bei 0,0 % sondern eher bei 2,0 % liegen. Autor: Dr. Gerit Vogt Mail: g.vogt@bvr.de
  • 6. Geldmenge 6 Moderates Kreditwachstum Die Kredite an den privaten Sektor haben im Euro- raum ihr moderates Wachstum fortgesetzt. Im März lag der Bestand, bereinigt um Verkäufe und Verbriefungen sowie um saisonale Schwankungen, 0,9 % höher als ein Jahr zuvor, nachdem im vergan- genen Jahr noch die Bestände zurückgeführt wor- den waren. Ein deutlich höheres Wachstum war zu- letzt im Jahr 2011 verzeichnet worden. Angesichts hoher Schuldenstände des privaten Sektors und ei- ner noch nicht gefestigten Erholung fällt in zahlrei- chen Ländern des Euroraums die Kreditnachfrage noch sehr schwach aus, obwohl die Finanzierungs- kosten günstig sind. Die Kredite an Private Haushalte erhöhten sich mit 1,6 % überdurchschnittlich, während das Kredit- wachstum bei den nichtfinanziellen Unternehmen mit 1,1 % geringer ausfiel und sich die Kredite an Versicherungen und andere Finanzunternehmen zurückgeführt wurden. Besonders dynamisch wachsen bei den Privathaushalten die Konsumen- tenkredite mit 5,0 % und die Immobilienkredite mit 2,3 %, während die sonstigen Kredite, zu de- nen auch die Dispositionskredite zählen, leicht zu- rückgeführt wurden (-0,4 %). Solides Wachstum der Geldmenge Die für die monetäre Analyse der EZB zentrale Geldmenge M3 lag im März saisonbereinigt um 5,0 % höher als ein Jahr zuvor. Damit setzte sich der Trend eines soliden Geldmengenwachstums, der im vergangenen Frühjahr begonnen hatte, fort. Besonders dynamisch wächst die Geldhaltung in Bargeld, Sichteinlagen und Geldmarktfonds mit 5,9 %, 11,0 % und 7,5 %, während insbesondere die Termineinlagen mit -6,7% deutlich zurückge- führt werden. Leichte Zuwächse (0,6 %) werden trotz der niedrigen Zinsen bei Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten verzeichnet. EZB legt Verschnaufpause ein Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich im April nach dem breiten Strauß an geldpolitischen (Son- der-) Maßnahmen im vergangenen Monat eine Atempause gegönnt. So beschloss der EZB-Rat auf seiner Sitzung vom 21. April keine weitergehenden expansiven Maßnahmen. Damit blieb der Leitzins für den Euroraum unverändert auf seinem Rekord- -5,0 0,0 5,0 10,0 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Marktfähige Finanzinstrumente (M3-M2) Termin- und Spareinlagen (M2-M1) Bargeld und Sichteinlagen (M1) M3 insgesamt Kredite an Privatsektor Beiträge zum M3-Wachstum in Prozentpunkten, saisonbereinigt Quelle: Thomson Reuters Datastream, BVR
  • 7. Geldpolitik und Geldmarkt 7 tief von 0 % und der Einlagenzins bei -0,4 %. EZB- Präsident Mario Draghi ließ auf der Pressekonfe- renz im Nachgang zur Ratssitzung keinen Zweifel daran, dass die Zinsen noch für eine längere Zeit auf einem sehr niedrigen Niveau bleiben werden, zumindest gilt dies für die bis März 2017 reichende Laufzeit des Wertpapierkaufprogramms. Draghi betonte in diesem Zusammenhang noch einmal den Nutzen der aktuellen Geldpolitik der EZB. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte zuvor eindringlich vor den negativen Folgen dauerhaft niedriger Leitzinsen gewarnt. Weitere geldpolitische Schritte seien möglich, wenn es der Notenbank im Rahmen ihres Mandats notwendig erscheine. Die Einschätzung der Preisaussichten durch den EZB-Rat lässt allerdings erkennen, dass die EZB wohl in den kommenden Monaten keine weiteren tiefgreifenden Lockerungsmaßnahmen ergreifen dürfte. Spekulationen über eine direkte Erhöhung der Geldmenge in Form von Helikopter-Geld, d. h. das bloße Verschenken von Geld durch die Noten- bank an die Bevölkerung, wies Mario Draghi aller- dings zurück. Das Thema sei im Rat bislang nicht diskutiert worden. EZB-Präsident Draghi gab über- dies nähere Informationen zum Ankauf von Unter- nehmensanleihen. Im März hatte der Rat dieses Programm unter dem Namen corporate sector purchase program (CSPP) beschlossen. Ab Juni plant die EZB den Ankauf von Unternehmensanlei- hen. Besonders engen Grenzen hatte sich die EZB dabei nicht gesetzt. Unter anderem sind Käufe von Anleihen aus dem Unternehmenssektor mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren möglich. Die Anleihen müssen allerdings in Euro geführt werden. Zudem dürfen die Anleihen nur von Firmen außerhalb des Bankensektors stammen und müssen ein Kre- ditrating im Investment-Grade-Bereich ausweisen. Feb 16 Mrz 16 Apr 16 BVR Zins-Tacho 46 47 48 Konjunktur (50 %) 55 55 55 Preise/Kosten (40 %) 35 37 38 Liquidität (10 %) 51 49 50 BVR Zins-Tacho Der BVR Zins-Tacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende, eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 99 01 03 05 07 09 11 13 15 BVR Zins-Tacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala) 0 10 20 30 40 60 70 80 90 100 50
  • 8. Geldpolitik und Geldmarkt 8 Mittelfristiger Inflationsdruck moderat Auf mittlere Sicht dürfte sich die Inflation im Euro- raum erhöhen. Dies zeigt nicht nur die im Mei- nungsteil dieser Ausgabe dargestellte Analyse für unterschiedliche Ölpreisszenarien, sondern auch der BVR Zins-Tacho. Gemessen an der Geldpolitik der EZB seit der Einführung des Euro wäre in der aktuellen Situation eher ein Leitzins von 2 % statt des aktuellen Leitzinses von Null angemessen. Et- was über dem langfristigen Durchschnitt liegen die Indikatoren für die konjunkturelle Lage, während die Indikatoren für die Preis- und Kostenentwick- lung auch aufgrund der niedrigen Rohstoffpreise einen deutlich geringeren Inflationsdruck signalisie- ren. In der Mitte liegen die monetären Indikatoren, bei denen sich das solide Geldmengenwachstum und die nur moderate Kreditvergabe neutralisie- ren. Leichter Rückgang der Terminzinsen Die Zinsen auf dem europäischen Geldmarkt sind im April noch einmal leicht zurückgegangen. Aus- schlaggebend hierfür waren Impulse, die von der umfassenden geldpolitischen Lockerung im März ausgingen. Der 3-Monats-Euribor fiel im April um 1 Basispunkte auf -0,25 %. Der Zins für Jahresgel- der verzeichnete einen Rückgang um ebenfalls 1 Basispunkt. Er lag zum Monatsende bei -0,01 %. Der Tagesgeldsatz sank im gleichen Zeitraum im Monatsschnitt um 4 Basispunkte auf -0,34 %. -0,5 0,0 0,5 A M J J A S O N D J F M A Wichtige Zinsen im Euroraum Zinssätze in % Spitzenrefinanzierungssatz Tagesgeld(EONIA) Hauptrefinanzierungssatz Einlagenfazilität -0,25 0,00 0,25 0,50 0,75 A M J J A S O N D J F M A Notenbankzinseninternational in % Japan** USA* Eurozone *Die Federal Reserve hat seit 16.12.2008einen Zielbereich von 0-0,25 % für die Federal Funds Target Rate festge- setzt. **Die Bank of Japan hat seit 19.12.2008 ein Tages- geld-Zielbereich von rund 0,1 % festgesetzt. -0,5 0,0 0,5 1,0 A M J J A S O N D J F M A Quelle: Thomson Reuters Datastream Geld- und Kapitalmarkt Zinssätze in % Umlaufsrendite EZB-Hauptrefinanzierungssatz 3-Monatsgeld
  • 9. Rentenmarkt 9 Bundesanleihen weniger gefragt Bundesanleihen waren im April weniger stark ge- fragt. Im Monatsvergleich verzeichneten diese da- her ein moderates Renditeplus. Zu Beginn des Mo- nats war die Nachfrage nach den an den Finanz- märkten als besonders sicher klassifizierten Staats- papieren noch gestiegen. Ausschlaggebend dafür waren in den ersten zwei Aprilwochen verhaltene Konjunkturerwartungen. In Deutschland blieben die Auftragszahlen der Industrie hinter den Prog- nosen zurück. Auf Ebene des Währungsraumes leg- ten die Einkaufsmanagerindizes der einzelnen Län- der nahe, dass die Gesamtwirtschaft momentan nur verhalten wächst. Ab Mitte des Monats drehte sich allerdings die konjunkturelle Stimmung dies- wie jenseits des Atlantiks. Der Konjunkturoptimis- mus konnte wieder die Oberhand gewinnen, nach- dem die Rohölpreise auf den höchsten Stand seit Anfang Dezember gestiegen waren. Darüber hin- aus stützten positive Konjunktureinschätzungen der Fed in ihrem Beige Book den vorsichtigen Opti- mismus an den Märkten. Zum Ende des Monats schwächten die geldpolitischen Erwartungen der EZB die Nachfrage nach Bundesanleihen. Viele in- terpretierten Mario Draghi so, dass die EZB wohl in den kommenden Monaten keine zusätzlichen Maßnahmen plane und eher eine Pause einlegen. Die Umlaufsrendite lag am 26. April bei 0,11 % und damit 6 Basispunkte höher als am Vormo- natsultimo. Die Rendite zehnjähriger Bundesanlei- hen stieg im Monatsvergleich um 15 Basispunkte auf 0,30 %. Die Renditen von zehnjährigen US- Staatsanleihen lagen im Vergleich zum Vormo- natsultimo um 15 Basispunkte höher bei 1,93 %. 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25 1,50 A M J J A S O N D J F M A Zinsstruktur am Rentenmarkt SpreadBundesanleihen mit Restlaufzeiten 10/1 Jahr, in % -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 A M J J A S O N D J F M A Bedeutende Benchmarkanleihen Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit USA Deutschland Japan 0,0 1,0 2,0 3,0 A M J J A S O N D J F M A Quelle: Thomson Reuters Datastream Ausgewählte Staatsanleihen desEuroraums Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit Spanien Frankreich Italien
  • 10. Devisenmarkt 10 Euro-Dollar Kurs tendiert seitwärts Der Euro-Dollar Kurs hat sich nach einem verhalte- nen Auf und Ab am Monatsende nahe seinem Vormonatsultimo eingependelt. Zum Ende des Monats lag der Wechselkurs des Euro zum Green- back bei rund 1,13 US-Dollar und damit knapp 1 US-Cent niedriger als Ende März. Zu Monatsbeginn notierte der Euro-Dollar Kurs vorübergehend über die Marke von 1,14 US-Dollar. In den folgenden Wochen ging der Wechselkurs des Euro zum Greenback dann stufenweise zurück. Dabei belasteten die mäßigen Konjunkturerwar- tungen in Deutschland und im Euroraum den Euro den Wechselkurs. Zudem stärkten positivere Kon- junkturaussichten in den USA den US-Dollar, was den euro-Dollar Kurs drückte. Sie ließen die Zinser- wartungen in den USA wieder etwas steigen. Denn, je mehr die Konjunktur und die Verbrau- cherpreise in den USA zulegen, desto steiler dürf- ten in den kommenden 12 Monaten auch die Zins- erhöhungen der Fed ausfallen. Gleichwohl blieb die Verunsicherung über die Zinspolitik der Fed im weiteren Monatsverlauf hoch. In der zweiten Monatshälfte konnte der Euro dann wieder ein wenig seine Verluste eingrenzen. Aus- schlaggebend waren überraschend gute Konjunk- turdaten aus Deutschland und dem Euroraum. Darüber hinaus zeigten sich viele Händler von den Aussagen Draghis enttäuscht. So hatten die Speku- lationen auf weitere Hinweise auf eine erneute Lockerung der EZB-Geldpolitik sich nicht erfüllt. 120 130 140 150 160 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 A M J J A S O N D J F M A Euro-Wechselkurs (I) AusländerwährungproEuro US-Dollar Japanischer Yen (rechte Skala) 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 A M J J A S O N D J F M A Euro-Wechselkurs (II) Auslandswährungpro Euro Schweizer Franken Britisches Pfund 85 90 95 100 M A M J J A S O N D J F M Effektiver Wechselkurs desEuro* in EUR, Quartal 1, 1999 = 100 *Nominale Wertentwicklungdes Eurogegenüber den 19 wichtigsten Handelspartnern des Euroraums. Eine Bewe- gung nach oben entspricht einer Aufwertungdes Euro Quelle: Thomson Reuters Datastream
  • 11. Aktienmarkt 11 DAX im Plus Der Dax hat im April deutliche Gewinne verbucht. Auf Monatssicht gewann der Deutsche Aktienin- dex rund 3,0 % seines Vormonatsultimos dazu. Am Dienstag, dem 26. April lag er damit bei 10.256 Punkten. Der US-Leitindex legte im gleichen Zeit- raum mit 1,7 % seines Vormonatsultimos etwas weniger stark zu. Er notierte zum Ende des Monats bei 17.990 Punkten. In der ersten Monatshälfte hatten noch mäßige Konjunkturerwartungen den DAX unter der Marke von 10.000 Punkten gehalten. Erst zur Monats- mitte hin kam es zu einem sichtbaren Anstieg der Kurse. Ausschlagegebend hierfür war die positive Entwicklung der deutschen Exporte. Darüber hin- aus dämpfte ein steigender Ölpreis die Sorgen der Anleger um die Weltkonjunktur. In den USA beru- higten überdies Aussagen von Janet Yellen die An- leger. Die US-Notenbankchefin äußerte sich opti- mistisch über die konjunkturelle Entwicklung in den USA. Diese Einschätzung wurden dann noch einmal in der offiziellen Konjunktureinschätzung der US-Notenbank im Beige Book bestätigt. Die gescheiterten Gespräche der OPEC-Staaten über geringere Fördermengen konnten die Stimmung nicht nachhaltig belasten. Allerdings grenzte eine als glanzlos wahrgenommene Vorstellung des EZB-Präsidenten Draghi im Anschluss an die EZB- Ratssitzung vom 21. April die Gewinne zum Ende des Monats leicht ein. Viele Anleger hatten sich Hinweise auf weiter sinkende Zinsen oder Helikop- ter-Geld erhofft. 8.000 9.000 10.000 11.000 12.000 13.000 A M J J A S O N D J F M A Deutscher Aktienmarkt Dax, 40-/200-Tagesschnitt 2.600 2.800 3.000 3.200 3.400 3.600 3.800 4.000 M A M J J A S O N D J F M Aktien im Euroraum Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt 15.500 16.000 16.500 17.000 17.500 18.000 18.500 A M J J A S O N D J F M A Aktienmarkt USA Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt Quelle: Thomson Reuters Datastream 2.600 2.800 3.000 3.200 3.400 3.600 3.800 4.000 A M J J A S O N D J F M A Aktien im Euroraum Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt
  • 12. Eurokonjunktur 12 Frühjahrsgutachten lässt weitere Erholung erwarten Die an der Gemeinschaftsdiagnose teilnehmenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben am 14. April ihr neues Frühjahrsgutachten veröffentlicht. In dem Gutachten gehen die Forschungsinstitute davon aus, dass sich die konjunkturelle Erholung im Euro- raum fortsetzen wird. Demnach wird das preis- bereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Wäh- rungsraums in 2016 um 1,4 % und in 2017 um 1,6 % steigen. Die Arbeitslosenquote dürfte von 10,2 % auf 9,9 % zurückgehen. Bei den Verbrau- cherpreisen wird ein leichter Anstieg von 0,4 % im laufenden Jahr auf 1,3 % im kommenden Jahr er- wartet. Nach Auffassung der Wirtschaftsforschungsinsti- tute ist die Frühjahrsprognose allerdings mit erheb- lichen Risiken behaftet. Beispielsweise könnten steigende Inflationsraten in den USA die dortige Notenbank zu rascheren Zinserhöhungen zwingen, was weltweit zu deutlich fallenden Vermögens- werten führen könnte. Speziell für Europa werden ebenfalls erhebliche Risiken gesehen. Zwar dürften von den teilweise wieder aufgenommenen Grenz- kontrollen innerhalb des Schengen-Raums keine nennenswerten konjunkturellen Effekte ausgehen. Im Falle eines Austritts Großbritanniens aus der EU wäre aber mit einer merklichen Investitionszurück- haltung zu rechnen. Wirtschaftsklima noch günstig Der Wirtschaftsklimaindex ist im März erneut ge- sunken. Er befindet sich mit 103,0 Punkten aber weiterhin deutlich über seinem langjährigen Durch- schnittswert von 100 Punkten, was insgesamt auf eine noch immer günstige Stimmung schließen lässt. Angaben zur Entwicklung des Wirtschaftskli- mas im April werden voraussichtlich am 28. April veröffentlicht. 1) Euroraum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen, 20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen 2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten) Quelle: Thomson Reuters Datastream Wirtschaftsklima im Euroraum 60 70 80 90 100 110 120 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 -40 -30 -20 -10 0 10 20 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Gesamt1 Dienstleister2 Verbraucher2 Einzelhandel2 Bau2Industrie2 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
  • 13. Eurokonjunktur 13 Industrie mit geringerem Ausstoß Die Ausweitung der industriellen Produktion des Euroraums hat sich im Februar zunächst nicht fort- gesetzt. Der Ausstoß ist gegenüber dem Vormo- nat saisonbereinigt um 0,8 % zurückgegangen, nachdem er im Januar noch um kräftige 1,9 % zu- gelegt hatte. In den kommenden Monaten ist an- gesichts der günstigen Auftragsentwicklung aber wieder mit einem Anstieg der Industrieproduktion zu rechnen. So nahm der Order-Indikator im März gegenüber dem Vormonat leicht um 0,2 Punkte auf -12,6 Punkte zu. Inflationsrate bei 0 % Im Währungsraum ist die Inflationsrate, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), zuletzt von -0,2 % im Februar auf 0,0 % im März gestiegen. Für den Anstieg waren die Dienstleis- tungspreise verantwortlich, die stärker zulegten als zuvor. Die Erzeugpreise gewerblicher Produkte sind jüngst, im Februar, um deutliche 4,2 % gesun- ken, nachdem sie im Januar noch um 3,0 % nach- gegeben hatten. Ausschlaggebend hierfür waren die Energiepreise, die sich stärker verbilligten. Arbeitslosenquote erneut gesunken Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist im Euro- raum weiter zurückgegangen. Sie sank von 10,4 % im Januar auf 10,3 % im Februar. 10,0 11,0 12,0 13,0 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Arbeitslosenquote Euroraum, in %, saisonbereinigt Quelle: Thomson Reuters Datastream -6,0 -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Verbraucher- undErzeugerpreise Euroraum, in % gg. Vorjahr Kerninflation* Erzeugerpreise (rechte Skala) Verbraucherpreise *ohne Energie undunbearbeitete Lebensmittel -80 -60 -40 -20 0 20 90 100 110 120 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Aufträge und Produktion Euroraum, 2010=100, saisonbereinigt Produktion Aufträge* *rechte Skala, Order-Indikator der EU-Kommission, Saldenwerte
  • 14. Deutsche Konjunktur 14 Wirtschaftsforscher prognostizieren anhaltenden Aufschwung Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute se- hen die deutsche Wirtschaft weiterhin in einem moderaten Konjunkturaufschwung. Ihrem neuen Frühjahrsgutachten zufolge dürfte das preisberei- nigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands in 2016 um 1,6 % und in 2017 zum 1,5 % steigen. Gegenüber dem Gutachten vom Herbst 2015 wurde der BIP-Prognosewert für das laufende Jahr allerdings leicht um 0,2 Prozentpunkte zu- rückgenommen. Zur Begründung der Abwärts- korrektur verweisen die Forschungsinstitute auf die globale Konjunkturentwicklung, die zum Jah- resende 2015 etwas schwächer verlaufen sei als erwartet. Gemäß dem Frühjahrsgutachten profitiert die deutsche Wirtschaft weiterhin vor allem vom Pri- vatkonsum, der durch die steigende Beschäfti- gung, zunehmende Lohn- und Transfereinkom- men sowie durch Kaufkraftgewinne infolge der gesunkenen Energiepreise befeuert wird. Zudem dürfe der Bauboom angesichts der niedrigen Zin- sen andauern und Wachstumsimpulse liefern. Von den Ausrüstungsinvestitionen und dem Außen- handel seien aber nur wenige Impulse zu erwar- ten. Dem Gutachten zufolge wird die öffentliche Hand trotz der zusätzlichen Ausgaben für die Flüchtlinge sowohl in 2016 als auch in 2017 deutli- che Überschüsse erzielen. Die Verbraucherpreise dürften im laufenden Jahr um 0,5 % und im kom- menden Jahr um 1,5 % steigen. Der BVR teilt die Wachstumseinschätzung der Forschungsinstitute im Wesentlichen und geht für 2016 ebenfalls von einem BIP-Anstieg um 1,6 % aus. Industriekonjunktur moderat aufwärtsgerichtet Der Auftragseingang und die Produktion der deutschen Industrie tendieren zu Jahresbeginn HWWI IWH; SVR RWI OECD 1,0 1,5 2,0 2,5 Jan 16 Feb 16 Mrz 16 Apr 16 Quelle: BVR OECD KOM IMF; REG IMF; IW BVR; GD REGDIW IfW Konjunktur 2016 - Prognosen für Deutschland Jahreswachstumsratedes BIP in %, preisbereinigt Bbk - Deutsche Bundesbank DIW - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin GD - Gemeinschaftsdiagnose (Frühjahrs- bzw. Herbstprognose) HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut ifo - Institut für Wirtschaftsforschung, München IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel IMF - Internationaler Währungsfonds IMK - Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle KOM - Europäische Kommission OECD - Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung REG - Bundesregierung RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen SVR - Sachverständigenrat
  • 15. Deutsche Konjunktur 15 leicht nach oben. Die Industrieproduktion ist zwar zuletzt, im Februar, nach vorläufigen amtlichen Angaben gegenüber dem Vormonat preis-, kalen- der- und saisonbereinigt um 0,5 % zurückgegan- gen. Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich Januar/Februar gegenüber November/Dezember war jedoch ein deutlicher Anstieg um 2,0 % zu verzeichnen. Auch im Baugewerbe expandierte die Produktion im Zweimonatsvergleich spürbar (+4,4 %), wozu die milde Witterung und brücken- tagebedingte Produktionsverlagerungen beige- tragen haben dürften. Der industrielle Auftrags- eingang ist im Februar mit einer Verlaufsrate von -1,2 % gesunken, nachdem er im Vormonat noch um 0,5 % zugelegt hatte. Grund hierfür war ein stark unterdurchschnittlicher Eingang von Großaufträgen sowie ein Rückgang der Auslands- orders (-2,7 %), der durch einen Anstieg der inlän- dischen Bestellungen (+0,9 %) nur zum Teil ausge- glichen werden konnte. Ohne Berücksichtigung der schwankenden Großaufträge lag der Auf- tragseingang aber leicht im Plus (+0,3 %). Insge- samt legen die neuen Daten für das erste Quartal einen merklichen Anstieg der Industrie- und Bau- produktion nahe. Außenhandel legt zu Trotz der vielfach verhaltenen Nachrichten zur globalen Konjunkturentwicklung konnte die deut- sche Wirtschaft ihren grenzüberschreitenden Han- del im Februar etwas ausweiten. Gegenüber dem Vormonat sind die Ausfuhren saison- und kalen- derbereinigt um 1,3 % gestiegen. Dadurch konnte der leichte Rückgang vom Januar (-0,6 %) mehr als 70 80 90 100 110 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Außenhandel in Mrd. Euro, saisonbereinigt Ausfuhren Einfuhren Quelle: Thomson Reuters Datastream 90 100 110 120 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Produktion 2010=100, preis-und saisonbereinigt Baugewerbe Industrie 90 100 110 120 130 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Aufträge 2010=100, preis-und saisonbereinigt Aufträge aus dem Inland Aufträge aus dem Ausland
  • 16. Deutsche Konjunktur 16 ausgeglichen werden. Die Einfuhren expandierten im Februar leicht mit einer Verlaufsrate von 0,4 % nachdem sie sich zuvor um 1,3 % erhöht hatten. Konjunkturerwartungen erneut gestiegen Trotz der anhaltenden Sorgen vor einem mögli- chen Austritt Großbritanniens aus der EU werden die wirtschaftlichen Aussichten Deutschlands von Finanzmarktfachleuten wieder mit etwas mehr Zuversicht bewertet. Die auf einer monatlichen Expertenumfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) basierenden ZEW- Konjunkturerwartungen sind im April zum zwei- ten Mal in Folge gestiegen. Der Indikator legte ge- genüber März um 6,9 Punkte auf 11,2 Punkte zu. Zur weiteren Aufhellung der Perspektiven dürften unter anderem günstige Wirtschaftsnachrichten aus China beigetragen haben. Auch von den vom ifo Institut befragten Unternehmen werden die wirtschaftlichen Aussichten insgesamt etwas opti- mistischer beurteilt. Der Index der Geschäftser- wartungen ist leicht von 100,0 Punkten im März auf 100,4 Punkte im April geklettert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist allerdings minimal von 106,7 Punkten auf 106,6 Punkte gesunken, da die aktuelle Lage etwas weniger positiv bewertet wurde als zuvor. Etwas höhere Inflationsrate Nicht nur im Euroraum, auch in Deutschland ist die Inflationsrate im März etwas gestiegen. Wie bereits auf den ersten Seiten dieser Ausgabe von „Volkswirtschaft special“ erwähnt, lag der Ver- 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Verbraucher Unternehmen Insolvenzen Monatliche Fallzahlen Quelle: Thomson Reuters Datastream -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 -1 0 1 2 3 4 5 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Verbraucherpreise Kerninflation* Erzeugerpreise (rechte Skala) Verbraucher- undErzeugerpreise gg. Vorjahr in % *ohne Energie undLebensmittel 95 100 105 110 115 120 -20 0 20 40 60 80 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Wirtschaftliche Einschätzung Saldenwerte, saisonbereinigt ZEW-Konjunkturerwartungen ifo Geschäfts- klimaindex* *rechte Skala, 2010=100
  • 17. Deutsche Konjunktur 17 braucherpreisindex (VPI) um 0,3 % über seinem Vorjahresstand. Im Februar hatten die Verbrauch- preise noch stagniert (0,0 %). Ausschlaggebend für den Anstieg der Inflationsrate waren die Dienstleistungspreise. Diese legten im März stärker zu als im Februar (+1,6 % gegenüber +0,9 %), wozu unter anderem höhere Preise für Pauschal- reisen wegen des früheren Osterfests beigetragen haben dürften. Von Seiten der Energiepreise ging hingegen weiterhin eine dämpfende Wirkung auf die Gesamtentwicklung aus. Die Energiepreise ha- ben sich im März sogar etwas deutlicher verbilligt als im Februar (-8,9 % gegenüber -8,5 %). Auf der Erzeugerstufe sind die Preise im März mit einer Jahresrate von -3,1 % so stark gesunken wie seit Januar 2010 nicht mehr. Hauptgrund für Preisver- fall war die Entwicklung im Energiebereich. Im März sind die Erzeugerpreise für Energie um 9,2 % gesunken. Erneute weniger Insolvenzen In Deutschland ist die Anzahl der Insolvenzen zu Jahresbeginn weiter zurückgegangen. Von den Amtsgerichten wurden im Januar 1.692 Unterneh- mens- und 5.946 Verbraucherinsolvenzen gemel- det. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Firmenpleiten um 2,7 % gesunken. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen hat sich sogar mit einer Jahresrate von -7,1 % vermindert. Arbeitsmarkt mit saisonalem Rückenwind Befördert durch die allgemeine Frühjahrsbelebung und die gute Konjunktur zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt nach wie vor in einer insgesamt gu- ten Verfassung. Im März ist die Zahl der arbeitslo- sen Menschen nach ersten Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) gegenüber dem Vormonat um 66.000 auf 2,845 Mio. gesunken. In saisonbereinigter Rechnung stagnierte die Ar- beitslosenzahl allerdings, nachdem sie im Februar noch um 9.000 zurückgegangen war. Die saison- bereinigte Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 6,2 %. In den jüngsten Monatsdaten zur Er- werbstätigkeit und zur sozialversicherungspflichti- gen Beschäftigung setzten sich die Aufwärts- trends fort. So ist die Erwerbstätigenzahl nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesam- tes im Februar gegenüber dem Vormonat saison- bereinigt um 52.000 gestiegen. Die Beschäftigten- zahl legte gemäß der aktuellen BA-Hochrechnung von Dezember auf Januar saisonbereinigt um 55.000 Personen zu. 42.000 42.500 43.000 43.500 6,0 6,5 7,0 7,5 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Arbeitslosenquote undErwerbstätige in %, saisonbereinigt Arbeitslosenquote Erwerbstätige* *rechte Skala, in Tsd. Quelle: Thomson Reuters Datastream