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Meinungen, Analysen, Fakten
Nr. 8 / 19.06.2016
Volkswirtschaft special
Meinungen, Analysen, Fakten
Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik
Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00
Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · volkswirtschaft@bvr.de
Deutsche Konjunktur trotz des Brexit-Votums weiter aufwärtsgerichtet
- Die deutsche Wirtschaft zeigt sich im Frühsommer 2016 nach wie vor in einer guten konjunk-
turellen Verfassung. Angesichts der gestiegenen Unsicherheiten im Zuge des britischen EU-
Referendums dürfte das preisbereinigte Wirtschaftswachstum in 2016 allerdings mit 1,5 %
etwas schwächer ausfallen, als noch zum Jahresende 2015 vom BVR erwartet worden war
(1,6 %).
- Auch in 2017 ist mit einer Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs zu rechnen. Das Wirtschafts-
wachstum dürfte aber wegen der globalen Unsicherheiten und aufgrund von Kalendereffekten
lediglich bei etwa 1,25 % liegen. Zentraler Motor des gesamtwirtschaftlichen Wachstums wer-
den weiterhin die Konsumausgaben sein. Demgegenüber dürften von den Investitionen und
vom Außenhandel abermals nur wenige Impulse ausgehen.
- Für die hier skizzierte Prognose bestehen erhebliche Abwärtsrisiken. Kann bei den Verhandlun-
gen über die künftigen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU keine
Einigung zeitnah erreicht werden, könnte das Wirtschaftswachstum erheblich stärker gedämpft
werden, als in der Prognose unterstellt. Auch besteht die Gefahr, dass das Wachstum in China
und anderen Schwellenländern schwächer ausfällt, als angenommen. Schließlich ist denkbar,
dass es in Europa zu weiteren massiven Terroranschlägen kommt oder dass die geopolitischen
Spannungen im Nahen Osten wieder stärker aufflammen und das Wirtschaftswachstum hierzu-
lande dämpfen.
- Andererseits ist aber auch denkbar, dass die genannten Risiken nicht eintreten und dass die glo-
balen Unsicherheiten deutlicher zurückgehen als erwartet. Vor diesem Hintergrund könnte das
weltweite Wachstum merklich stärker ausfallen als in der Prognose angenommen. In diesem Fall
dürften die deutschen Ausfuhren in größerem Umfang zulegen und zusätzliche Investitionsaus-
gaben und damit ein höheres Wirtschaftswachstum nach sich ziehen.
Meinung
2
Deutsche Konjunktur trotz des Brexit-Votums
weiter aufwärtsgerichtet
Im Frühsommer 2016 zeigt sich die deutsche Wirt-
schaft nach wie vor in einer guten konjunkturellen
Verfassung. Angesichts der gestiegenen Unsicher-
heiten im Zuge des britischen EU-Referendums
dürfte der Anstieg des preisbereinigten Bruttoin-
landsprodukts (BIP) in 2016 allerdings mit 1,5 %
etwas schwächer ausfallen, als noch zum Jahres-
ende 2015 vom BVR erwartet worden war (1,6 %).
Auch in 2017 ist mit einer Fortsetzung des Kon-
junkturaufschwungs zu rechnen. Das BIP-Wachs-
tum dürfte aber wegen der globalen Unsicherhei-
ten und aufgrund von Kalendereffekten lediglich
bei etwa 1,25 % liegen.
Günstiger Jahresauftakt
Das BIP Deutschlands ist zuletzt, im ersten Quartal
2016, gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender-
und saisonbereinigt um 0,7 % gestiegen (siehe Ab-
bildung 1). Zum kräftigen Anstieg trugen einige
Sonderfaktoren bei. So sind die Ölpreise zu Beginn
des Jahres nochmals deutlich gesunken, was Privat-
haushalte und Unternehmen von der Kostenseite
her entlastete. Zudem wurde die gesamtwirt-
schaftliche Entwicklung durch die milde Witterung
gestützt, die insbesondere die Aktivitäten im Bau-
gewerbe begünstigten.
Im zweiten Quartal dürfte das Wirtschaftswachs-
tum dann merklich an Schwung eingebüßt haben,
nicht zuletzt weil die übliche Frühjahrsbelebung
beim Bau witterungsbedingt schon früher ein-
setzte. Modellbasierten Schätzungen des BVR zu-
folge expandierte das BIP lediglich mit einer Ver-
laufsrate von 0,1 %. Auf eine Wachstumsabschwä-
chung im Frühjahrsquartal deuten auch die jüngs-
ten Daten zur Industrieproduktion und zum in-
dustriellen Auftragseingang hin, die – wie im hinte-
ren Teil dieser Ausgabe von „Volkswirtschaft spe-
cial“ gezeigt – im Mai eher verhalten ausfielen.
Die im Frühjahr feststellbare Aufhellung wichtiger
Stimmungsindikatoren wie des ifo Geschäfts-
klimaindexes und der ZEW-Konjunkturerwartun-
gen lässt jedoch erwarten, dass die konjunkturellen
Auftriebskräfte in der zweiten Jahreshälfte wieder
moderat an Kraft gewinnen werden. Der Terroran-
schlag in Nizza vom 14. Juli dürfte die gesamtwirt-
schaftliche Dynamik hierzulande kaum belasten.
BIP-Anstieg in 2017 geringer als in 2016
Gemäß der vorliegenden Konjunkturprognose des
BVR ist für das gesamte Jahr 2016 mit einem An-
stieg des preisbereinigten BIP um 1,5 % zu rech-
nen. Im kommenden Jahr 2017 wird die Wachs-
tumsrate voraussichtlich bei etwa 1,25 % liegen.
Maßgeblich für den erwarteten Rückgang der BIP-
Jahresrate in 2017 sind zum einen die Folgen des
Brexit-Referendums. Die Entscheidung der briti-
schen Bürger vom 23. Juni 2016, die EU zu verlas-
sen, wirkt sich aufgrund der hohen Unsicherheiten
über die künftigen Beziehungen zwischen beiden
Wirtschaftsräumen negativ auf das Wirtschafts-
wachstum aus. Der Dämpfungseffekt, der von dem
Referendum über den Außenhandels- und Investi-
tionskanal auf das deutsche BIP ausgeht, wird vom
Meinung
3
BVR für 2016 auf -0,1 Prozentpunkte und für 2017
auf -0,25 Prozentpunkte veranschlagt. Die dämp-
fende Wirkung dürfte sich dabei im Prognosezeit-
raum auf die Quartalswachstumsraten in etwa
gleichermaßen erstrecken.
Zum anderen werden in 2017 weniger Arbeitstage
zur Verfügung stehen als im Vorjahr, in dem viele
Feiertage auf ein Wochenende fallen. Die im lang-
jährigen Vergleich hohe Zahl von Arbeitstagen
dürfte in 2016 dafür sorgen, dass die Wachstums-
rate um 0,1 Prozentpunkte höher ausfällt. Im Jahr
2017 werden die Kalendereffekte den BIP-Anstieg
hingegen voraussichtlich um 0,2 Prozentpunkte
vermindern.
Zentraler Motor des BIP-Wachstums werden im
Prognosezeitraum weiterhin die Konsumausgaben
sein (siehe Abbildung 2). Demgegenüber dürften
von den Investitionen und vom Außenhandel aber-
mals nur wenige Impulse ausgehen.
Ausgangspunkt für diese Prognose ist die An-
nahme, dass das globale Wirtschaftswachstum an-
zieht, gleichwohl aber unter seinem langjährigen
Trend bleibt. In den USA wird sich das Wachstum
annahmegemäß etwas beschleunigen; in China
und in den rohstoffexportierenden Staaten dürfte
es verhalten bleiben. Im Euroraum setzt sich unge-
achtet des Brexit-Votums die konjunkturelle Erho-
lung fort. Ferner wird angenommen, dass sich der
Brent-Ölpreis oberhalb der Marke von 50 US-Dollar
pro Barrel stabilisiert, dass der Wechselkurs des
Euro in Relation zu den Währungen wichtiger Part-
nerländer im Wesentlichen stabil bleibt, dass es zu
keiner Zuspitzung der schwelenden geopolitischen
Konflikte kommt und dass die Zuwanderung nach
Deutschland abnimmt.
Außenbeitrag leicht negativ
Der grenzüberschreitende Handel der deutschen
Wirtschaft hat im ersten Quartal an Fahrt aufge-
0,7 -0,1
0,2
0,6 0,4 0,4 0,3 0,3
0,7
0,1 0,3 0,3 0,4 0,4 0,4 0,4
-1
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Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
2014 2015 2016 2017
Wachstum zum Vorquartal (%, rechte Skala) BIP (Kettenindex 2010 = 100) Jahresdurchschnitt
Quelle: Destatis, abdem zweiten Quartal 2016: Prognose des BVR
Wachstumsdelle vomFrühjahr 2016 dürfte überwundenwerden
preis-, saison- und kalenderbereinigtes Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Abbildung 1
Meinung
4
nommen, nachdem er zum Jahresende 2015 deut-
lich an Dynamik verloren hatte. Die Ausfuhren
wurden dabei vor allem durch die steigende Nach-
frage aus den EU-Partnerländern befördert, wäh-
rend von den USA und den asiatischen Staaten
keine nennenswerten Impulse ausgingen. Die Ex-
porte sind in preis-, kalender- und saisonbereinigter
Rechnung gegenüber dem Vorquartal um 1,0 %
gestiegen; die Importe legten noch stärker zu
(1,4 %). Auch auf Jahressicht dürfte der Anstieg
der Importe höher ausfallen als der Exportzuwachs,
sodass der Außenbeitrag das BIP-Wachstum ver-
mindern wird.
Im kommenden Jahr dürfte der Außenhandel
trotz der erwarteten Belebung der Weltkonjunktur
das Wirtschaftswachstum Deutschlands ebenfalls
dämpfen. Zwar werden die Exporte angesichts der
Wachstumsbeschleunigung in den USA und der
weiter voranschreitenden Erholung im Euroraum
stärker zulegen als im Vorjahr. Wegen der robusten
Binnennachfrage dürfte es aber auch bei den Im-
porten zu einem stärkeren Anstieg kommen.
Konsum bleibt zentraler Wachstumsmotor
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind
im Jahresauftaktquartal mit einer Verlaufsrate von
0,4 % genauso stark gestiegen wie im Vorquartal.
Sie wurden dabei weiterhin durch die nach oben
tendierende Beschäftigungs- und Lohnentwicklung
angeregt. Zudem gingen von den rückläufigen Öl-
preisen kaufkraftsteigernde Effekte aus. Das merk-
liche Konsumwachstum dürfte sich im Sommer-
halbjahr fortsetzen, wozu auch die im Juli erfolgte
kräftige Anpassung der gesetzlichen Renten bei-
tragen wird. Im Jahresdurchschnitt 2016 werden
die privaten Konsumausgaben voraussichtlich ähn-
lich stark wie im Vorjahr expandieren.
In 2017 ist abermals mit einem spürbaren Anstieg
des Privatkonsums zu rechnen. Bremsende Fakto-
-7
-5
-3
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1
3
5
7
2008
2009
2010
2011
2012
2013
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2015
2016
2017
Außenbeitrag Bruttoinvestitionen Konsumausgaben
*Die Beiträge berechnen sich aus dem Vorjahresanteil der Verwendungskomponente amBIP (auf Basis jeweiliger Preise)
multipliziert mit der jeweiligen Veränderungsrate (auf Basis preisbereinigter Angaben).
Quelle: Destatis, 2015 und2016: Prognose des BVR
Konsum weiterhinzentraler Wachstumsmotor
Beiträge der Verwendungskomponenten zum Anstiegdes preisbereinigten BIP in Prozentpunkten*
Abbildung 2
Meinung
5
ren wie das Auslaufen der stimulierenden Ölpreis-
effekte und die sich abzeichnende Erhöhung des
kumulierten Sozialversicherungs-Beitragssatzes
dürften den Zuwachs nur leicht vermindern. Auch
die Konsumausgaben des Staates werden voraus-
sichtlich nochmals deutlich ausgeweitet. Hier dürf-
ten zusätzliche Gesundheitsausgaben und höhere
Personalaufwendungen unter anderem in den Be-
reichen Kinderbetreuung und Bildung zu einem
Anstieg führen. Die Nachfrageimpulse durch die
Flüchtlingsmigration dürften aber angesichts der
abnehmenden Zuwanderungszahlen schwächer
werden.
Kraftlose Investitionsdynamik
Die Ausrüstungsinvestitionen haben sich nach der
Schwächephase vom Sommerhalbjahr 2015 im
Winterhalbjahr belebt. Sie nahmen im Jahresend-
quartal 2015 um 1,0 % und im ersten Quartal 2016
um 1,9 % zu. Wegen der gestiegenen Unsicherhei-
ten über die Folgen des Brexit-Votums und über
die weltwirtschaftliche Entwicklung insgesamt
zeichnet sich für das laufende Sommerhalbjahr
aber bestenfalls eine Stagnation ab. So ist der von
den US-Ökonomen Baker, Bloom und Davis für
Deutschland berechnete Index der wirtschaftspoli-
tischen Unsicherheit (EPU) zuletzt, im Juni, gegen-
über dem Vormonat um überaus kräftige 305
Punkte auf 437 Punkte gestiegen. Er befindet sich
damit auf dem höchsten Stand seit der Zuspitzung
der Euro-Staatsschuldenkrise vom Herbst 2011. In
der Vergangenheit gingen derart starke Anstiege
des Unsicherheits-Indikators häufig mit einer nach-
folgenden merklichen Dämpfung der Investitions-
ausgaben einher. Die Ausrüstungsinvestitionen
dürften daher im Jahresdurchschnitt 2016 nur mo-
derat zulegen. In 2017 dürfte die Investitionsdyna-
mik weiterhin verhalten bleiben, da die Unsicher-
heiten über die Weltkonjunktur und das künftige
Verhältnis des Vereinigten Königreichs zur EU zu-
nächst hoch bleiben werden. Zudem sind die an-
stehenden Investitionen in die Digitalisierung und
die Vernetzung offenbar weniger kapitalintensiv
als bei traditionellen Technologien.
Bei den Bauinvestitionen hat sich das Wachstum im
ersten Quartal beschleunigt. Befördert durch das
vergleichsweise milde Winterwetter legten sie um
kräftige 2,3 % zu. Im weiteren Verlauf diesen Jah-
res und im kommenden Jahr werden die Bauinves-
titionen angesichts der nach wie vor ausgespro-
chen günstigen Finanzierungsbedingungen, der zu-
nehmenden öffentlichen Infrastrukturausgaben
und der hohen Nachfrage nach Wohnraum weiter
expandieren. Der Investitionszuwachs dürfte in
2017 aber unter anderem wegen des voranschrei-
tenden demographischen Trends und der nachlas-
senden Zuwanderung nach Deutschland schwä-
cher ausfallen als in 2016.
Weiterer Beschäftigungsaufbau
Am deutschen Arbeitsmarkt dürfte sich der Be-
schäftigungsaufbau im Prognosezeitraum fortset-
zen. Der Stellenzuwachs dürfte im kommenden
Jahr jedoch wegen der zunehmenden Knappheit
von Fachkräften weniger stark ausfallen als im lau-
fenden Jahr. Die Anzahl der Erwerbstätigen mit
Arbeitsort in Deutschland dürfte im Jahresdurch-
Meinung
6
schnitt 2016 um rund 500.000 und in 2017 um
rund 400.000 auf dann knapp 43,9 Mio. Menschen
steigen. Ungeachtet des andauernden Beschäfti-
gungswachstums dürfte sich die Zahl der Arbeits-
losen infolge der Migration nach Deutschland
leicht erhöhen. Für die Arbeitslosenquote in Ab-
grenzung der Bundesagentur für Arbeit wird ein
leichter Anstieg von 6,3 % im laufenden Jahr auf
6,4 % im kommenden Jahr prognostiziert.
Inflationsrate zieht an
Der allgemeine Preisanstieg wird nach wie vor
stark durch die sinkenden Energiepreise gedämpft.
Die Inflationsrate, gemessen am nationalen Ver-
braucherpreisindex, lag zuletzt, im Juni, bei 0,3 %.
Im Prognosezeitraum wird sich der Preisauftrieb
aber voraussichtlich spürbar verstärken. Die dämp-
fende Wirkung der Ölpreise dürfte Ende 2016
weitgehend auslaufen. Im Zuge dessen wird der
durch das Lohnwachstum und die zunehmende
Kapazitätsauslastung angelegte inländische Preis-
druck stärker zum Tragen kommen. Wie bereits in
der „Volkswirtschaft special“-Ausgabe 4/2016 dar-
gestellt, dürfte die Inflationsrate von 0,3 % im Jah-
resdurchschnitt 2016 auf 1,2 % in 2017 steigen.
Deutliche Abwärtsrisiken
Für die hier skizzierte Prognose bestehen erhebli-
che Abwärtsrisiken. So ist die Unsicherheit über die
künftige Entwicklung des Euroraums nach dem
Brexit-Referendum merklich gestiegen. Kann bei
den Verhandlungen über die künftigen Beziehun-
gen zwischen dem Vereinigten Königreich und der
EU keine Einigung zeitnah erreicht werden, könnte
das Wirtschaftswachstum erheblich stärker ge-
dämpft werden, als in der Prognose unterstellt.
Ein schwächeres Wachstum ist auch zu befürchten,
wenn es in Europa zu weiteren massiven Terroran-
schlägen kommen sollte. Zudem besteht die Ge-
fahr, dass das Wachstum in China und anderen
Schwellenländern schwächer ausfällt, als in der
Prognose angenommen. Schließlich ist denkbar,
dass die geopolitischen Spannungen im Nahen
Osten wieder stärker aufflammen und die Welt-
konjunktur dämpfen. Sollte sich die globale Kon-
junktur deutlich abschwächen, würde das Wirt-
schaftswachstum auch hierzulande sichtlich an
Schwung einbüßen.
Günstigere Entwicklung möglich, aber weniger
wahrscheinlich
Andererseits ist aber auch eine günstigere Entwick-
lung vorstellbar, wenngleich per Saldo die Ab-
wärtsrisiken überwiegen. So ist denkbar, dass die
genannten Risiken nicht eintreten und dass die
globalen Unsicherheiten deutlicher zurückgehen
als erwartet. Vor diesem Hintergrund könnte das
weltweite Wirtschaftswachstum merklich stärker
ausfallen, als in der Prognose angenommen. In die-
sem Fall dürften die deutschen Ausfuhren in grö-
ßeren Umfang zulegen und zusätzliche Investiti-
onsausgaben und einen höheren BIP-Anstieg nach
sich ziehen.
Autor:
Dr. Gerit Vogt
Mail: g.vogt@bvr.de
Geldpolitik und Geldmarkt
7
Inflationsrisiken bleiben moderat
Die Verbraucherpreisrisiken im europäischen Wäh-
rungsraum bleiben ausgewogen. Das zeigt der
Zins-Tacho des BVR. Aktuell liegt das Barometer
zur Messung des mittelfristigen Inflationsrisikos bei
49 von 100 möglichen Punkten. Der Index zeigt
damit weder ein übermäßiges Inflations- noch ein
erhöhtes Deflationsrisiko für den Euroraum an.
In den vergangenen zwei Monaten ist es zu einem
leichten Anstieg des Tachos von 47 auf 49 Punkte
gekommen. Ausschlaggebend hierfür war der An-
stieg aller drei Unterindikatoren seit Mai 2016. Zum
einen erhöhten sich die Subindikator Preise und
Kosten von 37 auf 39 Zähler. Zum anderen kletter-
ten der Liquiditätsindikator und der Konjunkturin-
dikator um jeweils 1 Zähler auf 50 bzw. 56 Punkte.
Der Konjunkturindikator wurde in erster Linie von
deutlich höheren Auftragseingängen und dem un-
term Strich etwas besseren Einkaufsmanagerindex
für die deutsche Gesamtwirtschaft getragen. Der
Liquiditätsindikator profitierte von der dynami-
scheren Entwicklung der Geldmenge M3 sowie der
Buchkredite im Euroraum. Der Subindikator zur
Messung der Preise und Kosten verdankte seinen
Anstieg vor allem den steigenden Rohstoffpreisen.
Mai 16 Jun 16 Jul 16
BVR Zins-Tacho 47 49 49
Konjunktur (50 %) 55 56 56
Preise/Kosten (40 %) 37 39 39
Liquidität (10 %) 49 48 50
BVR Zins-Tacho
Der BVR Zins-Tacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende,
eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im
BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007
-0,50
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0,50
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65
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BVR Zins-Tacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala)
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50
Geldpolitik und Geldmarkt
8
Leichter Rückgang der Geldmarktzinsen
Die Zinsen auf dem europäischen Geldmarkt sind
in der ersten Julihälfte leicht nach unten gerutscht.
Über alle Laufzeiten hinweg kam es zu einem leich-
ten Zinsrückgang in Höhe von jeweils 1 Basispunkt.
Im Vergleich zum Vormonatsultimo fiel der 3-Mo-
nats-Euribor um 1 Basispunkt auf -0,29 %. Am lan-
gen Ende der Zinsstruktur verzeichnete der 12-Mo-
nats-Euribor einen Rückgang auf -0,06 %. Der Ta-
gesgeldsatz lag im Schnitt der ersten Monatshälfte
bei knapp -0,33 %. Das war ähnlich hoch wie im
Durchschnitt der ersten zwei Juniwochen.
Grund für den leichten Rückgang der Zinsen dürf-
ten die sich leicht veränderten geldpolitischen Er-
wartungen im Euroraum gewesen sein. Viele Anle-
ger erwarten im Zuge der Austrittsverhandlungen
Großbritanniens aus der EU eine leicht schwächere
Konjunktur im Euroraum sowie eine hoch blei-
bende Unsicherheit an den Finanzmärkten. Vor
diesem Hintergrund nahmen die Spekulationen zu,
die EZB könne in den kommenden Monaten ver-
sucht sein, ihre Geldpolitik noch expansiver zu ge-
stalten, um mögliche Negativeffekte des Brexit auf
die Euro-Konjunktur abzufedern.
-0,5
0,0
0,5
J A S O N D J F M A M J J
Wichtige Zinsen im Euroraum
Zinssätze in %
Spitzenrefinanzierungssatz
Tagesgeld(EONIA)
Hauptrefinanzierungssatz
Einlagenfazilität
-0,25
0,00
0,25
0,50
0,75
J A S O N D J F M A M J J
Notenbankzinseninternational
in %
Japan**
USA*
Eurozone
*Die Federal Reserve hat seit 16.12.2008einen Zielbereich
von 0-0,25 % für die Federal Funds Target Rate festge-
setzt. **Die Bank of Japan hat seit 19.12.2008 ein Tages-
geld-Zielbereich von rund 0,1 % festgesetzt.
-0,5
0,0
0,5
1,0
J A S O N D J F M A M J J
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Geld- und Kapitalmarkt
Zinssätze in %
Umlaufsrendite
EZB-Hauptrefinanzierungs-
satz
3-Monatsgeld
Rentenmarkt
9
Ab und Auf am Rentenmarkt
Die Renditen von Staatspapieren folgten in den
ersten beiden Juliwochen einem spürbaren Ab und
Auf. Nachdem es zunächst zu einem deutlichen
Renditerückgang gekommen war, waren Staatsan-
leihen ab der zweiten Juliwoche deutlich weniger
stark gefragt. Unterm Strich blieb nach den ersten
zwei Wochen ein sichtbarer Renditerückgang. Im
Vergleich zum Vormonatsultimo verzeichnete die
Umlaufsrendite börsennotierter Bundeswertpa-
piere bis zum 15. Juli einen Anstieg um 2 Basis-
punkte auf -0,19 %. Die Rendite von Bundesanlei-
hen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren stieg im
gleichen Zeitraum um 13 Basispunkte auf 0,01 %.
Staatspapiere aus den USA mit einer Restlaufzeit
von 10 Jahren kletterten um 10 Basispunkte auf
1,59 %. In der ersten Juliwoche war in erster Linie
eine hohe Verunsicherung an den Anleihemärkten
die renditedrückende Kraft. Unsicherheit über den
weiteren Verlauf des Brexit sowie Spekulationen
auf weitere geldpolitische Maßnahmen der EZB
als Reaktion auf den drohenden Brexit und dessen
Folgen für die Euro-Wirtschaft spielten dabei die
maßgebliche Rolle. Darüber hinaus sorgten vor al-
lem die Probleme im italienischen Bankensektor für
Unruhe. Erst zur Monatsmitte hin entspannte sich
die Lage spürbar. Während in Großbritannien sich
mit der neuen Regierung unter Theresa May ein
klarer Fahrplan für den EU-Austritt abzeichnete,
festigte sich in Europa die Erwartung, dass sich
die Kommission und Italien auf eine Verschonung
der Privatanleger bei einem „Bail in“ geeinigt hät-
ten. Die Bankenkrise in Italien verlor daraufhin ein
wenig ihren Schrecken.
0,25
0,50
0,75
1,00
1,25
J A S O N D J F M A M J J
Zinsstruktur am Rentenmarkt
SpreadBundesanleihen mit Restlaufzeiten 10/1 Jahr, in %
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
J A S O N D J F M A M J J
Bedeutende Benchmarkanleihen
Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit
USA
Deutschland
Japan
0,0
1,0
2,0
3,0
J A S O N D J F M A M J J
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Ausgewählte Staatsanleihen desEuroraums
Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit
Spanien
Frankreich
Italien
Devisenmarkt
10
Euro bei 1,11 US-Dollar
Der Euro-Dollar Kurs hat sich in den ersten beiden
Juliwochen kaum von der Stelle bewegt. Während
der Dollarkurs des Euro in der ersten Woche des
Monats noch leicht zurückging, zeigte sich die Ge-
meinschaftswährung in der zweiten Woche wieder
stärker. Im Vergleich zum Vormonatsultimo kam es
zu keiner spürbaren Veränderungen des Wechsel-
kurses. Der Euro-Dollar Kurs pendelte sich zum
15. Juli bei 1,11 US-Dollar wieder ein. Ein Treiber
des Wechselkurses waren dabei die geldpolitischen
Erwartungen. Während zu Monatsbeginn noch
Spekulationen auf eine zukünftig noch expansivere
Geldpolitik der EZB im Zuge der wirtschaftlichen
Belastungen eines Brexit den Wechselkurs des Euro
drückten, half dem Euro neben einer zuversichtli-
cheren Stimmung in Europa auch der geldpoliti-
sche Ausblick in den USA. So wurde an den Märk-
ten zunehmend Gewissheit, dass die zinspolitische
Wende in den USA wohl weniger dynamisch aus-
fallen dürfte, als noch vor dem Brexit-Votum er-
wartet worden war. Mittlerweile wird die Wahr-
scheinlichkeit für eine Zinsanhebung in den USA
bis Jahresende auf rund 30 % taxiert. Gegenüber
dem britischen Pfund konnte der Euro hingegen
ein Kursplus von 1 Pence auf 0,83 Pfund je Euro
verzeichnen. Zunächst hatte die Unsicherheit dar-
über, wie sich die Beziehungen zwischen Großbri-
tannien und der EU im Zuge eines Brexit in den
kommenden Jahren entwickeln werden, das Pfund
belastet. Zur Monatsmitte hin nahmen der Regie-
rungsantritt der neuen Premierministerien Theresa
May und ihre klare Linie in puncto Brexit einen
Großteil der Unsicherheit aus dem Markt.
110
120
130
140
150
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
J A S O N D J F M A M J J
Euro-Wechselkurs (I)
AusländerwährungproEuro
US-Dollar
Japanischer Yen (rechte Skala)
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
J A S O N D J F M A M J J
Euro-Wechselkurs (II)
Auslandswährungpro Euro
Schweizer Franken
Britisches Pfund
85
90
95
100
J J A S O N D J F M A M J
Effektiver Wechselkurs desEuro*
in EUR, Quartal 1, 1999 = 100
*Nominale Wertentwicklungdes Eurogegenüber den 19
wichtigsten Handelspartnern des Euroraums. Eine Bewe-
gung nach oben entspricht einer Aufwertungdes Euro
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Aktienmarkt
11
Aktienmärkte im Plus
Der DAX zeigte im Laufe der ersten Julihälfte klare
Erholungstendenzen. Zwar kam es in den ersten
Julitagen im Zuge einer ausgeprägten Verunsiche-
rung unter den Anlegern zu deutlichen Kursrück-
gängen. Im weiteren Monatsverlauf kam es jedoch
zu einer Kehrtwende an den Aktienmärkten dies-
wie jenseits des Atlantiks. Im Vergleich zum Vor-
monatsultimo konnten sowohl der Dow Jones als
auch der DAX ein Kursplus verzeichnen. Der DAX
stieg um 4,0 % auf 10.067 Punkte. Damit lag der
deutsche Leitindex am 15. Juli erstmals seit dem
Brexit-Votum vom 24. Juni über der Marke von
10.000 Punkten. Der Dow Jones stieg im gleichen
Zeitraum um 3,3 % auf 18.517 Punkte. Für Unruhe
an den Aktienmärkten hatten zunächst Brexit- und
Konjunktursorgen gesorgt. In Europa belasteten
zudem die Sorgen um den italienischen Bankensek-
tor sowie die anhaltend hohen Defizite in Portugal
und Spanien. Darüber hinaus verunsicherte die un-
übersichtliche Lage bei der Regierungsbildung in
Spanien die Anleger in Europa. Spätestens ab der
zweiten Juliwoche ging die Unsicherheit an den Fi-
nanzmärkten spürbar zurück. Grund war zum ei-
nen der Amtsantritt der neuen britischen Premier-
ministerin Theresa May, die mit einem eindeutigen
Bekenntnis zum Brexit für mehr Klarheit sorgte.
Zum anderen kam es zu einer Entspannung in
der Krise um die italienischen Banken. Hier festigte
sich die Annahme, dass Privatanleger im Falle eines
„Bail-in“ verschont bleiben sollen. In den USA über-
zeugten zudem positive Konjunkturdaten.
15.500
16.000
16.500
17.000
17.500
18.000
18.500
19.000
J A S O N D J F M A M J J
Aktienmarkt USA
Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt
Quelle: Thomson Reuters Datastream
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J A S O N D J F M A M J J
Aktien im Euroraum
Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt
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J A S O N D J F M A M J J
Deutscher Aktienmarkt
Dax, 40-/200-Tagesschnitt
Eurokonjunktur
12
Aufschwung dürfte sich fortsetzen
Ungeachtet der im Zuge des britischen EU-
Referendums deutlich gestiegenen Risiken wird
sich der Konjunkturaufschwung im Euroraum
fortsetzen. Dies legt zumindest der jüngste Wirt-
schaftsausblick nahe, den das ifo Institut zusam-
men mit den Statistikämtern Insee und Istat erstellt
hat. Gemäß dem Wirtschaftsausblick wird der kurz-
fristige negative Einfluss des Referendums vom
Umfang her begrenzt blieben. Nach Einschätzung
der drei Institute ist das preis-, saison- und arbeits-
täglich bereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) des
Euroraums im zweiten Quartal gegenüber dem
Vorquartal um 0,3 % gestiegen. Das Wachstum
hätte sich damit gegenüber dem Jahresauftakt-
quartal (+0,6 %) halbiert. Für das laufende dritte
Quartal wird allerdings eine leichte Beschleunigung
des BIP-Wachstums auf 0,4 % prognostiziert. Im ge-
samten Jahr 2016 ist dem Wirtschaftsausblick zu-
folge mit einem preisbereinigten BIP-Anstieg von
1,6 % zu rechnen. Die wichtigste Stütze der wirt-
schaftlichen Aktivität wird in der Binnennachfrage
gesehen, die durch die verbesserte Arbeitsmarkt-
lage und die niedrigen Zinsen Wachstumsimpulse
erhält. Die Auslandsnachfrage dürfte sich nach
Auffassung der Institute hingegen wegen der wirt-
schaftlichen Schwierigkeiten in den Schwellenlän-
dern abschwächen und eher dämpfend wirken.
Stabiles Wirtschaftsklima
Auf eine Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs
lässt auch der Wirtschaftsklimaindex schließen. Der
Stimmungsindikator ist im Juni gegenüber dem
Vormonat im Wesentlichen unverändert geblieben.
Er befindet sich mit 104,4 Punkten weiterhin deut-
lich über seinem langjährigen Durchschnittswert
von 100 Punkten. Die Folgen des Brexit-Votums
sind in den Daten allerdings noch nicht erfasst.
1) Euroraum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen,
20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen
2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten)
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Wirtschaftsklima im Euroraum
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Gesamt1 Dienstleister2 Verbraucher2 Einzelhandel2 Bau2Industrie2
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01/15
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01/16
Eurokonjunktur
13
Industrielle Erzeugung gibt nach
Die Aufwärtsbewegung in den amtlichen Daten
zur Industrieproduktion des Euroraums hat sich im
Mai nicht fortgesetzt. Der Ausstoß ist gegenüber
dem Vormonat saisonbereinigt um 1,2 % zurück-
gegangen. Im April hatte die industrielle Erzeu-
gung noch um 1,4 % zugelegt. Für die nächsten
Monate lassen Frühindikatoren wie der Order-Indi-
kator der EU-Kommission tendenziell eine Produk-
tionszunahme erwarten. Der Order-Indikator ist im
Juni um 0,9 Punkte auf -10,6 Punkten gestiegen.
Etwas höhere Inflationsrate
Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI)
des Euroraums lag im Juni um 0,1 % über seinem
Vorjahresniveau. Die Inflationsrate hat sich damit
gegenüber Mai (-0,1 %) etwas erhöht. Angesichts
der jüngsten Erholung der Ölpreise ist in den kom-
menden Monaten mit einem Auslaufen der dämp-
fenden Wirkung der Energiepreise zu rechnen. Die
Inflationsrate dürften vor diesem Hintergrund wei-
ter steigen. Die Erzeugerpreise sind zuletzt, im Mai,
um 3,9 % gesunken und damit weniger deutlich als
noch im April (-4,4 %).
Arbeitslosenquote bei 10,1 %
Im Euroraum hat sich die Arbeitsmarktlage weiter
entspannt. Darauf deutet zumindest die saisonbe-
reinigte Arbeitslosenquote hin, die im Mai gegen-
über dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf
10,1 % im Mai gesunken ist. Im Mai 2015 lag die
Quote noch bei 11,0 %.
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Aufträge und Produktion
Euroraum, 2010=100, saisonbereinigt
Produktion
Aufträge*
*rechte Skala, Order-Indikator der EU-Kommission,
Saldenwerte
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Arbeitslosenquote
Euroraum, in %, saisonbereinigt
Quelle: Thomson Reuters Datastream
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Verbraucher- undErzeugerpreise
Euroraum, in % gg. Vorjahr
Kerninflation*
Erzeugerpreise (rechte Skala)
Verbraucherpreise
*ohne Energie undunbearbeitete Lebensmittel
Deutsche Konjunktur
14
Wachstumsprognose nach unten revidiert
Der BVR hat, wie bereits zu Beginn dieser Aus-
gabe von „Volkswirtschaft special“ dargelegt, vor
dem Hintergrund des Brexit-Votums seine Wachs-
tumsprognose für Deutschland etwas vermindert.
Demnach ist im Jahresdurchschnitt 2016 mit ei-
nem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlands-
produkts (BIP) um 1,5 % zu rechnen. Im Dezember
2015 und auch im April 2016 war der BVR noch
von einem Wirtschaftswachstum um 1,6 % ausge-
gangen. Mit seiner aktuellen Einschätzung befin-
det sich der BVR eher am unteren Rand des Prog-
nosespektrums. Die meisten Prognosen lassen ei-
nen etwas höheren BIP-Anstieg erwarten. Hierbei
ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese Prog-
nosen noch vor Bekanntgabe des Referendum-Er-
gebnisses veröffentlicht wurden.
Grundsätzlich lassen sich über die ökonomischen
Folgen des Brexit-Votums nur schwer belastbare
Aussagen treffen. Der sich abzeichnende Austritt
Großbritanniens aus der EU würde ein Ereignis
darstellen, für das es in Wirtschaftsgeschichte bis-
her noch keine Analogien gibt, aus denen Rück-
schlüsse für die künftige Entwicklung getroffen
werden könnten. Zudem ist momentan noch völ-
lig unklar, wie das Verhältnis zwischen der EU und
Großbritannien nach einem Austritt geregelt wird.
Dennoch gibt es Studien, die versuchen die Aus-
wirkungen eines Brexit quantitativ abzuschätzen.
Diese Studien basieren in der Regel auf gewissen
Annahmen/Szenarien über die Entwicklung des
Waren- und Kapitalverkehrs sowie der Investitio-
nen und lassen negative Folgen für das Wirt-
schaftswachstum in Großbritannien, in der EU
und in Deutschland erwarten.
Schwache Industrie- und Außenhandelsdaten
Die Verlaufsdaten zur Entwicklung der deutschen
Industrie und des deutschen Außenhandels fielen
OECD
Bbk; DIW
RWI
IfW
HWWI
1,0
1,5
2,0
2,5
Apr 16 Mai 16 Jun 16 Jul 16
Quelle: BVR
OECDKOM
IMF; IW
BVR; GD
ifo; IWH
BVR
REG
Bbk - Deutsche Bundesbank
DIW - Deutsches Institut für
Wirtschaftsforschung, Berlin
GD - Gemeinschaftsdiagnose
(Frühjahrs- bzw. Herbstprognose)
HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut
ifo - Institut für Wirtschaftsforschung,
München
IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel
IMF - Internationaler Währungsfonds
IMK - Institut für Makroökonomie und
Konjunkturforschung
IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle
KOM - Europäische Kommission
OECD - Organisation für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
REG - Bundesregierung
RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für
Wirtschaftsforschung, Essen
SVR - Sachverständigenrat
Konjunktur 2016 - Prognosen für Deutschland
Jahreswachstumsratedes BIP in %, preisbereinigt
Deutsche Konjunktur
15
im Mai überwiegend verhalten aus. Wie das Statis-
tische Bundesamt anhand vorläufiger Schätzun-
gen mitteilte, gab die preis-, kalender- und saison-
bereinigte Industrieproduktion gegenüber dem
Vormonat um 1,8 % nach. Der Rückgang ist zum
Teil auf eine überdurchschnittliche Zahl von Brü-
ckentagen zurückzuführen, die von dem verwen-
deten Saisonbereinigungsverfahren nicht geson-
dert berücksichtigt wird. Aber auch in dem von
kurzfristigen Schwankungen weniger stark be-
troffenen Zweimonatsvergleich Februar/März ge-
genüber April/Mai war die industrielle Erzeugung
rückläufig (-0,4 %). Im Baugewerbe ist die Produk-
tion im Mai ebenfalls gesunken (-0,9 %), nicht zu-
letzt weil die übliche Frühjahresbelebung witte-
rungsbedingt schon früher einsetzte.
Auch der industrielle Auftragseingang entwickelte
sich zuletzt eher schleppend. Die Bestellungen
blieben im Mai gegenüber dem Vormonat unver-
ändert (0,0 %), nachdem sie im April um 1,9 %
zurückgegangen waren. Dabei standen geringere
Orders aus dem Inland (-1,9 %) und dem Nicht-
Euroraum (-0,3 %) einem abermals deutlich zuneh-
menden Auftragseingang aus den Partnerländern
des Euroraums (+4,0 %) gegenüber. Das Export-
geschäft der deutschen Wirtschaft hat im Mai wei-
ter an Schwung verloren. Die kalender- und sai-
sonbereinigten Ausfuhren sind gegenüber dem
Vormonat um 1,8 % gesunken, nachdem sie im
März (+2,1 %) und April (+0,1 %) noch aufwärts-
gerichtet waren. Die Einfuhren nach Deutschland,
die in den beiden Vormonaten noch nachgege-
ben hatten, sind im Mai hingegen geringfügig um
0,1 % gestiegen. Alles in allem deuten die jüngs-
90
100
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120
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Aufträge
2010=100, preis-und saisonbereinigt
Aufträge aus dem Inland
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Produktion
2010=100, preis-und saisonbereinigt
Baugewerbe
Industrie
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Außenhandel
in Mrd. Euro, saisonbereinigt
Ausfuhren
Einfuhren
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Deutsche Konjunktur
16
ten Industrie- und Außenhandelsdaten darauf hin,
dass sich das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt
Deutschlands nach dem günstigen Jahresauftakt
im zweiten Quartal merklich verlangsamt hat. Die
Entwicklung wichtiger Frühindikatoren wie des ifo
Geschäftsklimaindexes und der ZEW-Konjunktur-
erwartungen lässt für den weiteren Jahresverlauf
aber wieder einen stärkeren Anstieg der gesamt-
wirtschaftlichen Produktion erwarten.
Stimmungsindikatoren tendieren aufwärts
Über die Entwicklung des ifo Geschäftsklimainde-
xes und der ZEW-Konjunkturerwartungen liegen
für Juli noch keine Angaben vor. Die beiden Stim-
mungsindikatoren haben sich allerdings in den
vergangenen Monaten sichtlich aufgehellt, trotz
der Sorgen um die Folgen eines möglichen Brexits
und die globale Wirtschaftsentwicklung.
Inflationsrate auf 0,3 % gestiegen
In Deutschland hat sich die Inflationsrate, basie-
rend auf der jährlichen Veränderung des nationa-
len Verbraucherpreisindexes, von 0,1 % im Mai auf
0,3 % im Juni erhöht. Wie bereits in den Vormona-
ten wurde die Entwicklung des Gesamtindexes er-
neut stark durch die Energiepreise beeinflusst.
Energie hat sich im Juni allerdings weniger deut-
lich verbilligt als zuvor (-6,4 % gegenüber -7,9 %).
Zum leichten Anstieg der Inflationsraten trugen
aber auch die Nahrungsmittelpreise bei, die nach
einer Stagnation im Mai im Juni minimal zulegten
(+0,1 %). Die Dienstleistungspreise haben sich im
Juni etwas stärker verteuert als im Mai (+1,4 %
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Verbraucher
Unternehmen
Insolvenzen
Monatliche Fallzahlen
Quelle: Thomson Reuters Datastream
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1
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Verbraucherpreise
Kerninflation*
Erzeugerpreise (rechte Skala)
Verbraucher- undErzeugerpreise
gg. Vorjahr in %
*ohne Energie undLebensmittel
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01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Wirtschaftliche Einschätzung
Saldenwerte, saisonbereinigt
ZEW-Konjunkturerwartungen
ifo Geschäfts-
klimaindex*
*rechte Skala, 2010=100
Deutsche Konjunktur
17
gegenüber +1,2 %) und damit ebenfalls zum An-
stieg der Inflationsrate beigetragen. Zur Entwick-
lung der Erzeugerpreise sind für Juni momentan
noch keine Daten verfügbar. Die Erzeugerpreise
waren im Mai mit einer Jahresrate von 2,7 % ge-
sunken, nachdem sie im März und April um 3,1 %
nachgegeben hatten.
Zahl der Firmenpleiten gibt erneut nach
Die amtlichen Daten zu den Unternehmensinsol-
venzen tendiert in Deutschland weiter nach un-
ten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes
wurden zuletzt, im April, von den Amtsgerichten
1.882 Firmenpleiten gemeldet. Ihre Anzahl hat
sich damit gegenüber dem entsprechenden Vor-
jahresmonat um 8,9 % vermindert. Die meisten In-
solvenzen waren abermals im Bereich Handel, In-
standhaltung und Reparatur von Kfz (331 Fälle)
sowie im Baugewerbe (322 Fälle) zu verzeichnen.
Im Zeitraum der Monate Januar bis April sind die
Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vor-
jahr um 4,2 % zurückgegangen. Die Zahl der Ver-
braucherinsolvenzen gab in ähnlicher Größenord-
nung nach (-4,0 %).
Arbeitslosigkeit nimmt weiter ab
Der deutsche Arbeitsmarkt präsentiert sich wei-
terhin in einer insgesamt günstigen Verfassung.
Nach aktuellen Angaben der Bundesagentur für
Arbeit (BA) ist die Arbeitslosenzahl im Juni erneut
gesunken. Sie ging im Zuge der auslaufenden
Frühjahrsbelebung gegenüber dem Vormonat um
50.000 auf 2,614 Mio. Menschen zurück. Auch in
der um die üblichen jahreszeitlichen Schwankun-
gen bereinigten Rechnung war ein Rückgang zu
verzeichnen (-6.000), der jedoch etwas schwächer
ausfiel als noch im Mai (-11.000). Die saisonberei-
nigte Arbeitslosenquote blieb im Juni unverändert
bei 6,1 %. Auf eine günstige Grundverfassung des
Arbeitsmarktes lassen auch die jüngsten Daten zur
Erwerbstätigkeit und zur sozialversicherungspflich-
tigen Beschäftigung schließen. So ist die Anzahl
der Erwerbstätigen von April auf Mai saisonberei-
nigt um 45.000 Personen gestiegen. Binnen Jah-
resfrist legte sie im Mai um 559.000 auf 43,56 Mio.
zu. Die Beschäftigtenzahl kletterte jüngst, im April,
gegenüber dem Vorjahresmonat um 681.000 auf
31,33 Mio. Menschen. In naher Zukunft dürfte sich
der Beschäftigungsaufbau fortsetzen. Dies lässt
zumindest der BA-Stellenindex BA-X erwarten,
der die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutsch-
land misst. Der BA-X lag im Juni bei 216 Punkten
und damit um 25 Punkte über seinem Vorjahres-
wert.
42.000
42.500
43.000
43.500
44.000
6,0
6,5
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7,5
01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
Arbeitslosenquote undErwerbstätige
in %, saisonbereinigt
Arbeitslosenquote
Erwerbstätige*
*rechte Skala, in Tsd.
Quelle: Thomson Reuters Datastream

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Deutsche Konjunktur trotz des Brexit-Votums weiter aufwärtsgerichtet

  • 1. Meinungen, Analysen, Fakten Nr. 8 / 19.06.2016 Volkswirtschaft special Meinungen, Analysen, Fakten Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · volkswirtschaft@bvr.de Deutsche Konjunktur trotz des Brexit-Votums weiter aufwärtsgerichtet - Die deutsche Wirtschaft zeigt sich im Frühsommer 2016 nach wie vor in einer guten konjunk- turellen Verfassung. Angesichts der gestiegenen Unsicherheiten im Zuge des britischen EU- Referendums dürfte das preisbereinigte Wirtschaftswachstum in 2016 allerdings mit 1,5 % etwas schwächer ausfallen, als noch zum Jahresende 2015 vom BVR erwartet worden war (1,6 %). - Auch in 2017 ist mit einer Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs zu rechnen. Das Wirtschafts- wachstum dürfte aber wegen der globalen Unsicherheiten und aufgrund von Kalendereffekten lediglich bei etwa 1,25 % liegen. Zentraler Motor des gesamtwirtschaftlichen Wachstums wer- den weiterhin die Konsumausgaben sein. Demgegenüber dürften von den Investitionen und vom Außenhandel abermals nur wenige Impulse ausgehen. - Für die hier skizzierte Prognose bestehen erhebliche Abwärtsrisiken. Kann bei den Verhandlun- gen über die künftigen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU keine Einigung zeitnah erreicht werden, könnte das Wirtschaftswachstum erheblich stärker gedämpft werden, als in der Prognose unterstellt. Auch besteht die Gefahr, dass das Wachstum in China und anderen Schwellenländern schwächer ausfällt, als angenommen. Schließlich ist denkbar, dass es in Europa zu weiteren massiven Terroranschlägen kommt oder dass die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten wieder stärker aufflammen und das Wirtschaftswachstum hierzu- lande dämpfen. - Andererseits ist aber auch denkbar, dass die genannten Risiken nicht eintreten und dass die glo- balen Unsicherheiten deutlicher zurückgehen als erwartet. Vor diesem Hintergrund könnte das weltweite Wachstum merklich stärker ausfallen als in der Prognose angenommen. In diesem Fall dürften die deutschen Ausfuhren in größerem Umfang zulegen und zusätzliche Investitionsaus- gaben und damit ein höheres Wirtschaftswachstum nach sich ziehen.
  • 2. Meinung 2 Deutsche Konjunktur trotz des Brexit-Votums weiter aufwärtsgerichtet Im Frühsommer 2016 zeigt sich die deutsche Wirt- schaft nach wie vor in einer guten konjunkturellen Verfassung. Angesichts der gestiegenen Unsicher- heiten im Zuge des britischen EU-Referendums dürfte der Anstieg des preisbereinigten Bruttoin- landsprodukts (BIP) in 2016 allerdings mit 1,5 % etwas schwächer ausfallen, als noch zum Jahres- ende 2015 vom BVR erwartet worden war (1,6 %). Auch in 2017 ist mit einer Fortsetzung des Kon- junkturaufschwungs zu rechnen. Das BIP-Wachs- tum dürfte aber wegen der globalen Unsicherhei- ten und aufgrund von Kalendereffekten lediglich bei etwa 1,25 % liegen. Günstiger Jahresauftakt Das BIP Deutschlands ist zuletzt, im ersten Quartal 2016, gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,7 % gestiegen (siehe Ab- bildung 1). Zum kräftigen Anstieg trugen einige Sonderfaktoren bei. So sind die Ölpreise zu Beginn des Jahres nochmals deutlich gesunken, was Privat- haushalte und Unternehmen von der Kostenseite her entlastete. Zudem wurde die gesamtwirt- schaftliche Entwicklung durch die milde Witterung gestützt, die insbesondere die Aktivitäten im Bau- gewerbe begünstigten. Im zweiten Quartal dürfte das Wirtschaftswachs- tum dann merklich an Schwung eingebüßt haben, nicht zuletzt weil die übliche Frühjahrsbelebung beim Bau witterungsbedingt schon früher ein- setzte. Modellbasierten Schätzungen des BVR zu- folge expandierte das BIP lediglich mit einer Ver- laufsrate von 0,1 %. Auf eine Wachstumsabschwä- chung im Frühjahrsquartal deuten auch die jüngs- ten Daten zur Industrieproduktion und zum in- dustriellen Auftragseingang hin, die – wie im hinte- ren Teil dieser Ausgabe von „Volkswirtschaft spe- cial“ gezeigt – im Mai eher verhalten ausfielen. Die im Frühjahr feststellbare Aufhellung wichtiger Stimmungsindikatoren wie des ifo Geschäfts- klimaindexes und der ZEW-Konjunkturerwartun- gen lässt jedoch erwarten, dass die konjunkturellen Auftriebskräfte in der zweiten Jahreshälfte wieder moderat an Kraft gewinnen werden. Der Terroran- schlag in Nizza vom 14. Juli dürfte die gesamtwirt- schaftliche Dynamik hierzulande kaum belasten. BIP-Anstieg in 2017 geringer als in 2016 Gemäß der vorliegenden Konjunkturprognose des BVR ist für das gesamte Jahr 2016 mit einem An- stieg des preisbereinigten BIP um 1,5 % zu rech- nen. Im kommenden Jahr 2017 wird die Wachs- tumsrate voraussichtlich bei etwa 1,25 % liegen. Maßgeblich für den erwarteten Rückgang der BIP- Jahresrate in 2017 sind zum einen die Folgen des Brexit-Referendums. Die Entscheidung der briti- schen Bürger vom 23. Juni 2016, die EU zu verlas- sen, wirkt sich aufgrund der hohen Unsicherheiten über die künftigen Beziehungen zwischen beiden Wirtschaftsräumen negativ auf das Wirtschafts- wachstum aus. Der Dämpfungseffekt, der von dem Referendum über den Außenhandels- und Investi- tionskanal auf das deutsche BIP ausgeht, wird vom
  • 3. Meinung 3 BVR für 2016 auf -0,1 Prozentpunkte und für 2017 auf -0,25 Prozentpunkte veranschlagt. Die dämp- fende Wirkung dürfte sich dabei im Prognosezeit- raum auf die Quartalswachstumsraten in etwa gleichermaßen erstrecken. Zum anderen werden in 2017 weniger Arbeitstage zur Verfügung stehen als im Vorjahr, in dem viele Feiertage auf ein Wochenende fallen. Die im lang- jährigen Vergleich hohe Zahl von Arbeitstagen dürfte in 2016 dafür sorgen, dass die Wachstums- rate um 0,1 Prozentpunkte höher ausfällt. Im Jahr 2017 werden die Kalendereffekte den BIP-Anstieg hingegen voraussichtlich um 0,2 Prozentpunkte vermindern. Zentraler Motor des BIP-Wachstums werden im Prognosezeitraum weiterhin die Konsumausgaben sein (siehe Abbildung 2). Demgegenüber dürften von den Investitionen und vom Außenhandel aber- mals nur wenige Impulse ausgehen. Ausgangspunkt für diese Prognose ist die An- nahme, dass das globale Wirtschaftswachstum an- zieht, gleichwohl aber unter seinem langjährigen Trend bleibt. In den USA wird sich das Wachstum annahmegemäß etwas beschleunigen; in China und in den rohstoffexportierenden Staaten dürfte es verhalten bleiben. Im Euroraum setzt sich unge- achtet des Brexit-Votums die konjunkturelle Erho- lung fort. Ferner wird angenommen, dass sich der Brent-Ölpreis oberhalb der Marke von 50 US-Dollar pro Barrel stabilisiert, dass der Wechselkurs des Euro in Relation zu den Währungen wichtiger Part- nerländer im Wesentlichen stabil bleibt, dass es zu keiner Zuspitzung der schwelenden geopolitischen Konflikte kommt und dass die Zuwanderung nach Deutschland abnimmt. Außenbeitrag leicht negativ Der grenzüberschreitende Handel der deutschen Wirtschaft hat im ersten Quartal an Fahrt aufge- 0,7 -0,1 0,2 0,6 0,4 0,4 0,3 0,3 0,7 0,1 0,3 0,3 0,4 0,4 0,4 0,4 -1 0 1 2 3 4 5 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2014 2015 2016 2017 Wachstum zum Vorquartal (%, rechte Skala) BIP (Kettenindex 2010 = 100) Jahresdurchschnitt Quelle: Destatis, abdem zweiten Quartal 2016: Prognose des BVR Wachstumsdelle vomFrühjahr 2016 dürfte überwundenwerden preis-, saison- und kalenderbereinigtes Bruttoinlandsprodukt (BIP) Abbildung 1
  • 4. Meinung 4 nommen, nachdem er zum Jahresende 2015 deut- lich an Dynamik verloren hatte. Die Ausfuhren wurden dabei vor allem durch die steigende Nach- frage aus den EU-Partnerländern befördert, wäh- rend von den USA und den asiatischen Staaten keine nennenswerten Impulse ausgingen. Die Ex- porte sind in preis-, kalender- und saisonbereinigter Rechnung gegenüber dem Vorquartal um 1,0 % gestiegen; die Importe legten noch stärker zu (1,4 %). Auch auf Jahressicht dürfte der Anstieg der Importe höher ausfallen als der Exportzuwachs, sodass der Außenbeitrag das BIP-Wachstum ver- mindern wird. Im kommenden Jahr dürfte der Außenhandel trotz der erwarteten Belebung der Weltkonjunktur das Wirtschaftswachstum Deutschlands ebenfalls dämpfen. Zwar werden die Exporte angesichts der Wachstumsbeschleunigung in den USA und der weiter voranschreitenden Erholung im Euroraum stärker zulegen als im Vorjahr. Wegen der robusten Binnennachfrage dürfte es aber auch bei den Im- porten zu einem stärkeren Anstieg kommen. Konsum bleibt zentraler Wachstumsmotor Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind im Jahresauftaktquartal mit einer Verlaufsrate von 0,4 % genauso stark gestiegen wie im Vorquartal. Sie wurden dabei weiterhin durch die nach oben tendierende Beschäftigungs- und Lohnentwicklung angeregt. Zudem gingen von den rückläufigen Öl- preisen kaufkraftsteigernde Effekte aus. Das merk- liche Konsumwachstum dürfte sich im Sommer- halbjahr fortsetzen, wozu auch die im Juli erfolgte kräftige Anpassung der gesetzlichen Renten bei- tragen wird. Im Jahresdurchschnitt 2016 werden die privaten Konsumausgaben voraussichtlich ähn- lich stark wie im Vorjahr expandieren. In 2017 ist abermals mit einem spürbaren Anstieg des Privatkonsums zu rechnen. Bremsende Fakto- -7 -5 -3 -1 1 3 5 7 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Außenbeitrag Bruttoinvestitionen Konsumausgaben *Die Beiträge berechnen sich aus dem Vorjahresanteil der Verwendungskomponente amBIP (auf Basis jeweiliger Preise) multipliziert mit der jeweiligen Veränderungsrate (auf Basis preisbereinigter Angaben). Quelle: Destatis, 2015 und2016: Prognose des BVR Konsum weiterhinzentraler Wachstumsmotor Beiträge der Verwendungskomponenten zum Anstiegdes preisbereinigten BIP in Prozentpunkten* Abbildung 2
  • 5. Meinung 5 ren wie das Auslaufen der stimulierenden Ölpreis- effekte und die sich abzeichnende Erhöhung des kumulierten Sozialversicherungs-Beitragssatzes dürften den Zuwachs nur leicht vermindern. Auch die Konsumausgaben des Staates werden voraus- sichtlich nochmals deutlich ausgeweitet. Hier dürf- ten zusätzliche Gesundheitsausgaben und höhere Personalaufwendungen unter anderem in den Be- reichen Kinderbetreuung und Bildung zu einem Anstieg führen. Die Nachfrageimpulse durch die Flüchtlingsmigration dürften aber angesichts der abnehmenden Zuwanderungszahlen schwächer werden. Kraftlose Investitionsdynamik Die Ausrüstungsinvestitionen haben sich nach der Schwächephase vom Sommerhalbjahr 2015 im Winterhalbjahr belebt. Sie nahmen im Jahresend- quartal 2015 um 1,0 % und im ersten Quartal 2016 um 1,9 % zu. Wegen der gestiegenen Unsicherhei- ten über die Folgen des Brexit-Votums und über die weltwirtschaftliche Entwicklung insgesamt zeichnet sich für das laufende Sommerhalbjahr aber bestenfalls eine Stagnation ab. So ist der von den US-Ökonomen Baker, Bloom und Davis für Deutschland berechnete Index der wirtschaftspoli- tischen Unsicherheit (EPU) zuletzt, im Juni, gegen- über dem Vormonat um überaus kräftige 305 Punkte auf 437 Punkte gestiegen. Er befindet sich damit auf dem höchsten Stand seit der Zuspitzung der Euro-Staatsschuldenkrise vom Herbst 2011. In der Vergangenheit gingen derart starke Anstiege des Unsicherheits-Indikators häufig mit einer nach- folgenden merklichen Dämpfung der Investitions- ausgaben einher. Die Ausrüstungsinvestitionen dürften daher im Jahresdurchschnitt 2016 nur mo- derat zulegen. In 2017 dürfte die Investitionsdyna- mik weiterhin verhalten bleiben, da die Unsicher- heiten über die Weltkonjunktur und das künftige Verhältnis des Vereinigten Königreichs zur EU zu- nächst hoch bleiben werden. Zudem sind die an- stehenden Investitionen in die Digitalisierung und die Vernetzung offenbar weniger kapitalintensiv als bei traditionellen Technologien. Bei den Bauinvestitionen hat sich das Wachstum im ersten Quartal beschleunigt. Befördert durch das vergleichsweise milde Winterwetter legten sie um kräftige 2,3 % zu. Im weiteren Verlauf diesen Jah- res und im kommenden Jahr werden die Bauinves- titionen angesichts der nach wie vor ausgespro- chen günstigen Finanzierungsbedingungen, der zu- nehmenden öffentlichen Infrastrukturausgaben und der hohen Nachfrage nach Wohnraum weiter expandieren. Der Investitionszuwachs dürfte in 2017 aber unter anderem wegen des voranschrei- tenden demographischen Trends und der nachlas- senden Zuwanderung nach Deutschland schwä- cher ausfallen als in 2016. Weiterer Beschäftigungsaufbau Am deutschen Arbeitsmarkt dürfte sich der Be- schäftigungsaufbau im Prognosezeitraum fortset- zen. Der Stellenzuwachs dürfte im kommenden Jahr jedoch wegen der zunehmenden Knappheit von Fachkräften weniger stark ausfallen als im lau- fenden Jahr. Die Anzahl der Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland dürfte im Jahresdurch-
  • 6. Meinung 6 schnitt 2016 um rund 500.000 und in 2017 um rund 400.000 auf dann knapp 43,9 Mio. Menschen steigen. Ungeachtet des andauernden Beschäfti- gungswachstums dürfte sich die Zahl der Arbeits- losen infolge der Migration nach Deutschland leicht erhöhen. Für die Arbeitslosenquote in Ab- grenzung der Bundesagentur für Arbeit wird ein leichter Anstieg von 6,3 % im laufenden Jahr auf 6,4 % im kommenden Jahr prognostiziert. Inflationsrate zieht an Der allgemeine Preisanstieg wird nach wie vor stark durch die sinkenden Energiepreise gedämpft. Die Inflationsrate, gemessen am nationalen Ver- braucherpreisindex, lag zuletzt, im Juni, bei 0,3 %. Im Prognosezeitraum wird sich der Preisauftrieb aber voraussichtlich spürbar verstärken. Die dämp- fende Wirkung der Ölpreise dürfte Ende 2016 weitgehend auslaufen. Im Zuge dessen wird der durch das Lohnwachstum und die zunehmende Kapazitätsauslastung angelegte inländische Preis- druck stärker zum Tragen kommen. Wie bereits in der „Volkswirtschaft special“-Ausgabe 4/2016 dar- gestellt, dürfte die Inflationsrate von 0,3 % im Jah- resdurchschnitt 2016 auf 1,2 % in 2017 steigen. Deutliche Abwärtsrisiken Für die hier skizzierte Prognose bestehen erhebli- che Abwärtsrisiken. So ist die Unsicherheit über die künftige Entwicklung des Euroraums nach dem Brexit-Referendum merklich gestiegen. Kann bei den Verhandlungen über die künftigen Beziehun- gen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU keine Einigung zeitnah erreicht werden, könnte das Wirtschaftswachstum erheblich stärker ge- dämpft werden, als in der Prognose unterstellt. Ein schwächeres Wachstum ist auch zu befürchten, wenn es in Europa zu weiteren massiven Terroran- schlägen kommen sollte. Zudem besteht die Ge- fahr, dass das Wachstum in China und anderen Schwellenländern schwächer ausfällt, als in der Prognose angenommen. Schließlich ist denkbar, dass die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten wieder stärker aufflammen und die Welt- konjunktur dämpfen. Sollte sich die globale Kon- junktur deutlich abschwächen, würde das Wirt- schaftswachstum auch hierzulande sichtlich an Schwung einbüßen. Günstigere Entwicklung möglich, aber weniger wahrscheinlich Andererseits ist aber auch eine günstigere Entwick- lung vorstellbar, wenngleich per Saldo die Ab- wärtsrisiken überwiegen. So ist denkbar, dass die genannten Risiken nicht eintreten und dass die globalen Unsicherheiten deutlicher zurückgehen als erwartet. Vor diesem Hintergrund könnte das weltweite Wirtschaftswachstum merklich stärker ausfallen, als in der Prognose angenommen. In die- sem Fall dürften die deutschen Ausfuhren in grö- ßeren Umfang zulegen und zusätzliche Investiti- onsausgaben und einen höheren BIP-Anstieg nach sich ziehen. Autor: Dr. Gerit Vogt Mail: g.vogt@bvr.de
  • 7. Geldpolitik und Geldmarkt 7 Inflationsrisiken bleiben moderat Die Verbraucherpreisrisiken im europäischen Wäh- rungsraum bleiben ausgewogen. Das zeigt der Zins-Tacho des BVR. Aktuell liegt das Barometer zur Messung des mittelfristigen Inflationsrisikos bei 49 von 100 möglichen Punkten. Der Index zeigt damit weder ein übermäßiges Inflations- noch ein erhöhtes Deflationsrisiko für den Euroraum an. In den vergangenen zwei Monaten ist es zu einem leichten Anstieg des Tachos von 47 auf 49 Punkte gekommen. Ausschlaggebend hierfür war der An- stieg aller drei Unterindikatoren seit Mai 2016. Zum einen erhöhten sich die Subindikator Preise und Kosten von 37 auf 39 Zähler. Zum anderen kletter- ten der Liquiditätsindikator und der Konjunkturin- dikator um jeweils 1 Zähler auf 50 bzw. 56 Punkte. Der Konjunkturindikator wurde in erster Linie von deutlich höheren Auftragseingängen und dem un- term Strich etwas besseren Einkaufsmanagerindex für die deutsche Gesamtwirtschaft getragen. Der Liquiditätsindikator profitierte von der dynami- scheren Entwicklung der Geldmenge M3 sowie der Buchkredite im Euroraum. Der Subindikator zur Messung der Preise und Kosten verdankte seinen Anstieg vor allem den steigenden Rohstoffpreisen. Mai 16 Jun 16 Jul 16 BVR Zins-Tacho 47 49 49 Konjunktur (50 %) 55 56 56 Preise/Kosten (40 %) 37 39 39 Liquidität (10 %) 49 48 50 BVR Zins-Tacho Der BVR Zins-Tacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende, eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007 -0,50 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 99 01 03 05 07 09 11 13 15 BVR Zins-Tacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala) 0 10 20 30 40 60 70 80 90 100 50
  • 8. Geldpolitik und Geldmarkt 8 Leichter Rückgang der Geldmarktzinsen Die Zinsen auf dem europäischen Geldmarkt sind in der ersten Julihälfte leicht nach unten gerutscht. Über alle Laufzeiten hinweg kam es zu einem leich- ten Zinsrückgang in Höhe von jeweils 1 Basispunkt. Im Vergleich zum Vormonatsultimo fiel der 3-Mo- nats-Euribor um 1 Basispunkt auf -0,29 %. Am lan- gen Ende der Zinsstruktur verzeichnete der 12-Mo- nats-Euribor einen Rückgang auf -0,06 %. Der Ta- gesgeldsatz lag im Schnitt der ersten Monatshälfte bei knapp -0,33 %. Das war ähnlich hoch wie im Durchschnitt der ersten zwei Juniwochen. Grund für den leichten Rückgang der Zinsen dürf- ten die sich leicht veränderten geldpolitischen Er- wartungen im Euroraum gewesen sein. Viele Anle- ger erwarten im Zuge der Austrittsverhandlungen Großbritanniens aus der EU eine leicht schwächere Konjunktur im Euroraum sowie eine hoch blei- bende Unsicherheit an den Finanzmärkten. Vor diesem Hintergrund nahmen die Spekulationen zu, die EZB könne in den kommenden Monaten ver- sucht sein, ihre Geldpolitik noch expansiver zu ge- stalten, um mögliche Negativeffekte des Brexit auf die Euro-Konjunktur abzufedern. -0,5 0,0 0,5 J A S O N D J F M A M J J Wichtige Zinsen im Euroraum Zinssätze in % Spitzenrefinanzierungssatz Tagesgeld(EONIA) Hauptrefinanzierungssatz Einlagenfazilität -0,25 0,00 0,25 0,50 0,75 J A S O N D J F M A M J J Notenbankzinseninternational in % Japan** USA* Eurozone *Die Federal Reserve hat seit 16.12.2008einen Zielbereich von 0-0,25 % für die Federal Funds Target Rate festge- setzt. **Die Bank of Japan hat seit 19.12.2008 ein Tages- geld-Zielbereich von rund 0,1 % festgesetzt. -0,5 0,0 0,5 1,0 J A S O N D J F M A M J J Quelle: Thomson Reuters Datastream Geld- und Kapitalmarkt Zinssätze in % Umlaufsrendite EZB-Hauptrefinanzierungs- satz 3-Monatsgeld
  • 9. Rentenmarkt 9 Ab und Auf am Rentenmarkt Die Renditen von Staatspapieren folgten in den ersten beiden Juliwochen einem spürbaren Ab und Auf. Nachdem es zunächst zu einem deutlichen Renditerückgang gekommen war, waren Staatsan- leihen ab der zweiten Juliwoche deutlich weniger stark gefragt. Unterm Strich blieb nach den ersten zwei Wochen ein sichtbarer Renditerückgang. Im Vergleich zum Vormonatsultimo verzeichnete die Umlaufsrendite börsennotierter Bundeswertpa- piere bis zum 15. Juli einen Anstieg um 2 Basis- punkte auf -0,19 %. Die Rendite von Bundesanlei- hen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren stieg im gleichen Zeitraum um 13 Basispunkte auf 0,01 %. Staatspapiere aus den USA mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren kletterten um 10 Basispunkte auf 1,59 %. In der ersten Juliwoche war in erster Linie eine hohe Verunsicherung an den Anleihemärkten die renditedrückende Kraft. Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Brexit sowie Spekulationen auf weitere geldpolitische Maßnahmen der EZB als Reaktion auf den drohenden Brexit und dessen Folgen für die Euro-Wirtschaft spielten dabei die maßgebliche Rolle. Darüber hinaus sorgten vor al- lem die Probleme im italienischen Bankensektor für Unruhe. Erst zur Monatsmitte hin entspannte sich die Lage spürbar. Während in Großbritannien sich mit der neuen Regierung unter Theresa May ein klarer Fahrplan für den EU-Austritt abzeichnete, festigte sich in Europa die Erwartung, dass sich die Kommission und Italien auf eine Verschonung der Privatanleger bei einem „Bail in“ geeinigt hät- ten. Die Bankenkrise in Italien verlor daraufhin ein wenig ihren Schrecken. 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25 J A S O N D J F M A M J J Zinsstruktur am Rentenmarkt SpreadBundesanleihen mit Restlaufzeiten 10/1 Jahr, in % -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 J A S O N D J F M A M J J Bedeutende Benchmarkanleihen Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit USA Deutschland Japan 0,0 1,0 2,0 3,0 J A S O N D J F M A M J J Quelle: Thomson Reuters Datastream Ausgewählte Staatsanleihen desEuroraums Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit Spanien Frankreich Italien
  • 10. Devisenmarkt 10 Euro bei 1,11 US-Dollar Der Euro-Dollar Kurs hat sich in den ersten beiden Juliwochen kaum von der Stelle bewegt. Während der Dollarkurs des Euro in der ersten Woche des Monats noch leicht zurückging, zeigte sich die Ge- meinschaftswährung in der zweiten Woche wieder stärker. Im Vergleich zum Vormonatsultimo kam es zu keiner spürbaren Veränderungen des Wechsel- kurses. Der Euro-Dollar Kurs pendelte sich zum 15. Juli bei 1,11 US-Dollar wieder ein. Ein Treiber des Wechselkurses waren dabei die geldpolitischen Erwartungen. Während zu Monatsbeginn noch Spekulationen auf eine zukünftig noch expansivere Geldpolitik der EZB im Zuge der wirtschaftlichen Belastungen eines Brexit den Wechselkurs des Euro drückten, half dem Euro neben einer zuversichtli- cheren Stimmung in Europa auch der geldpoliti- sche Ausblick in den USA. So wurde an den Märk- ten zunehmend Gewissheit, dass die zinspolitische Wende in den USA wohl weniger dynamisch aus- fallen dürfte, als noch vor dem Brexit-Votum er- wartet worden war. Mittlerweile wird die Wahr- scheinlichkeit für eine Zinsanhebung in den USA bis Jahresende auf rund 30 % taxiert. Gegenüber dem britischen Pfund konnte der Euro hingegen ein Kursplus von 1 Pence auf 0,83 Pfund je Euro verzeichnen. Zunächst hatte die Unsicherheit dar- über, wie sich die Beziehungen zwischen Großbri- tannien und der EU im Zuge eines Brexit in den kommenden Jahren entwickeln werden, das Pfund belastet. Zur Monatsmitte hin nahmen der Regie- rungsantritt der neuen Premierministerien Theresa May und ihre klare Linie in puncto Brexit einen Großteil der Unsicherheit aus dem Markt. 110 120 130 140 150 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 J A S O N D J F M A M J J Euro-Wechselkurs (I) AusländerwährungproEuro US-Dollar Japanischer Yen (rechte Skala) 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 J A S O N D J F M A M J J Euro-Wechselkurs (II) Auslandswährungpro Euro Schweizer Franken Britisches Pfund 85 90 95 100 J J A S O N D J F M A M J Effektiver Wechselkurs desEuro* in EUR, Quartal 1, 1999 = 100 *Nominale Wertentwicklungdes Eurogegenüber den 19 wichtigsten Handelspartnern des Euroraums. Eine Bewe- gung nach oben entspricht einer Aufwertungdes Euro Quelle: Thomson Reuters Datastream
  • 11. Aktienmarkt 11 Aktienmärkte im Plus Der DAX zeigte im Laufe der ersten Julihälfte klare Erholungstendenzen. Zwar kam es in den ersten Julitagen im Zuge einer ausgeprägten Verunsiche- rung unter den Anlegern zu deutlichen Kursrück- gängen. Im weiteren Monatsverlauf kam es jedoch zu einer Kehrtwende an den Aktienmärkten dies- wie jenseits des Atlantiks. Im Vergleich zum Vor- monatsultimo konnten sowohl der Dow Jones als auch der DAX ein Kursplus verzeichnen. Der DAX stieg um 4,0 % auf 10.067 Punkte. Damit lag der deutsche Leitindex am 15. Juli erstmals seit dem Brexit-Votum vom 24. Juni über der Marke von 10.000 Punkten. Der Dow Jones stieg im gleichen Zeitraum um 3,3 % auf 18.517 Punkte. Für Unruhe an den Aktienmärkten hatten zunächst Brexit- und Konjunktursorgen gesorgt. In Europa belasteten zudem die Sorgen um den italienischen Bankensek- tor sowie die anhaltend hohen Defizite in Portugal und Spanien. Darüber hinaus verunsicherte die un- übersichtliche Lage bei der Regierungsbildung in Spanien die Anleger in Europa. Spätestens ab der zweiten Juliwoche ging die Unsicherheit an den Fi- nanzmärkten spürbar zurück. Grund war zum ei- nen der Amtsantritt der neuen britischen Premier- ministerin Theresa May, die mit einem eindeutigen Bekenntnis zum Brexit für mehr Klarheit sorgte. Zum anderen kam es zu einer Entspannung in der Krise um die italienischen Banken. Hier festigte sich die Annahme, dass Privatanleger im Falle eines „Bail-in“ verschont bleiben sollen. In den USA über- zeugten zudem positive Konjunkturdaten. 15.500 16.000 16.500 17.000 17.500 18.000 18.500 19.000 J A S O N D J F M A M J J Aktienmarkt USA Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt Quelle: Thomson Reuters Datastream 2.600 2.800 3.000 3.200 3.400 3.600 3.800 J A S O N D J F M A M J J Aktien im Euroraum Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt 8.000 9.000 10.000 11.000 12.000 13.000 J A S O N D J F M A M J J Deutscher Aktienmarkt Dax, 40-/200-Tagesschnitt
  • 12. Eurokonjunktur 12 Aufschwung dürfte sich fortsetzen Ungeachtet der im Zuge des britischen EU- Referendums deutlich gestiegenen Risiken wird sich der Konjunkturaufschwung im Euroraum fortsetzen. Dies legt zumindest der jüngste Wirt- schaftsausblick nahe, den das ifo Institut zusam- men mit den Statistikämtern Insee und Istat erstellt hat. Gemäß dem Wirtschaftsausblick wird der kurz- fristige negative Einfluss des Referendums vom Umfang her begrenzt blieben. Nach Einschätzung der drei Institute ist das preis-, saison- und arbeits- täglich bereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % gestiegen. Das Wachstum hätte sich damit gegenüber dem Jahresauftakt- quartal (+0,6 %) halbiert. Für das laufende dritte Quartal wird allerdings eine leichte Beschleunigung des BIP-Wachstums auf 0,4 % prognostiziert. Im ge- samten Jahr 2016 ist dem Wirtschaftsausblick zu- folge mit einem preisbereinigten BIP-Anstieg von 1,6 % zu rechnen. Die wichtigste Stütze der wirt- schaftlichen Aktivität wird in der Binnennachfrage gesehen, die durch die verbesserte Arbeitsmarkt- lage und die niedrigen Zinsen Wachstumsimpulse erhält. Die Auslandsnachfrage dürfte sich nach Auffassung der Institute hingegen wegen der wirt- schaftlichen Schwierigkeiten in den Schwellenlän- dern abschwächen und eher dämpfend wirken. Stabiles Wirtschaftsklima Auf eine Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs lässt auch der Wirtschaftsklimaindex schließen. Der Stimmungsindikator ist im Juni gegenüber dem Vormonat im Wesentlichen unverändert geblieben. Er befindet sich mit 104,4 Punkten weiterhin deut- lich über seinem langjährigen Durchschnittswert von 100 Punkten. Die Folgen des Brexit-Votums sind in den Daten allerdings noch nicht erfasst. 1) Euroraum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen, 20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen 2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten) Quelle: Thomson Reuters Datastream Wirtschaftsklima im Euroraum 60 70 80 90 100 110 120 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 -40 -30 -20 -10 0 10 20 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Gesamt1 Dienstleister2 Verbraucher2 Einzelhandel2 Bau2Industrie2 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16
  • 13. Eurokonjunktur 13 Industrielle Erzeugung gibt nach Die Aufwärtsbewegung in den amtlichen Daten zur Industrieproduktion des Euroraums hat sich im Mai nicht fortgesetzt. Der Ausstoß ist gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 1,2 % zurück- gegangen. Im April hatte die industrielle Erzeu- gung noch um 1,4 % zugelegt. Für die nächsten Monate lassen Frühindikatoren wie der Order-Indi- kator der EU-Kommission tendenziell eine Produk- tionszunahme erwarten. Der Order-Indikator ist im Juni um 0,9 Punkte auf -10,6 Punkten gestiegen. Etwas höhere Inflationsrate Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) des Euroraums lag im Juni um 0,1 % über seinem Vorjahresniveau. Die Inflationsrate hat sich damit gegenüber Mai (-0,1 %) etwas erhöht. Angesichts der jüngsten Erholung der Ölpreise ist in den kom- menden Monaten mit einem Auslaufen der dämp- fenden Wirkung der Energiepreise zu rechnen. Die Inflationsrate dürften vor diesem Hintergrund wei- ter steigen. Die Erzeugerpreise sind zuletzt, im Mai, um 3,9 % gesunken und damit weniger deutlich als noch im April (-4,4 %). Arbeitslosenquote bei 10,1 % Im Euroraum hat sich die Arbeitsmarktlage weiter entspannt. Darauf deutet zumindest die saisonbe- reinigte Arbeitslosenquote hin, die im Mai gegen- über dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 10,1 % im Mai gesunken ist. Im Mai 2015 lag die Quote noch bei 11,0 %. -80 -60 -40 -20 0 20 90 100 110 120 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Aufträge und Produktion Euroraum, 2010=100, saisonbereinigt Produktion Aufträge* *rechte Skala, Order-Indikator der EU-Kommission, Saldenwerte 9,0 10,0 11,0 12,0 13,0 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Arbeitslosenquote Euroraum, in %, saisonbereinigt Quelle: Thomson Reuters Datastream -6,0 -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Verbraucher- undErzeugerpreise Euroraum, in % gg. Vorjahr Kerninflation* Erzeugerpreise (rechte Skala) Verbraucherpreise *ohne Energie undunbearbeitete Lebensmittel
  • 14. Deutsche Konjunktur 14 Wachstumsprognose nach unten revidiert Der BVR hat, wie bereits zu Beginn dieser Aus- gabe von „Volkswirtschaft special“ dargelegt, vor dem Hintergrund des Brexit-Votums seine Wachs- tumsprognose für Deutschland etwas vermindert. Demnach ist im Jahresdurchschnitt 2016 mit ei- nem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlands- produkts (BIP) um 1,5 % zu rechnen. Im Dezember 2015 und auch im April 2016 war der BVR noch von einem Wirtschaftswachstum um 1,6 % ausge- gangen. Mit seiner aktuellen Einschätzung befin- det sich der BVR eher am unteren Rand des Prog- nosespektrums. Die meisten Prognosen lassen ei- nen etwas höheren BIP-Anstieg erwarten. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese Prog- nosen noch vor Bekanntgabe des Referendum-Er- gebnisses veröffentlicht wurden. Grundsätzlich lassen sich über die ökonomischen Folgen des Brexit-Votums nur schwer belastbare Aussagen treffen. Der sich abzeichnende Austritt Großbritanniens aus der EU würde ein Ereignis darstellen, für das es in Wirtschaftsgeschichte bis- her noch keine Analogien gibt, aus denen Rück- schlüsse für die künftige Entwicklung getroffen werden könnten. Zudem ist momentan noch völ- lig unklar, wie das Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien nach einem Austritt geregelt wird. Dennoch gibt es Studien, die versuchen die Aus- wirkungen eines Brexit quantitativ abzuschätzen. Diese Studien basieren in der Regel auf gewissen Annahmen/Szenarien über die Entwicklung des Waren- und Kapitalverkehrs sowie der Investitio- nen und lassen negative Folgen für das Wirt- schaftswachstum in Großbritannien, in der EU und in Deutschland erwarten. Schwache Industrie- und Außenhandelsdaten Die Verlaufsdaten zur Entwicklung der deutschen Industrie und des deutschen Außenhandels fielen OECD Bbk; DIW RWI IfW HWWI 1,0 1,5 2,0 2,5 Apr 16 Mai 16 Jun 16 Jul 16 Quelle: BVR OECDKOM IMF; IW BVR; GD ifo; IWH BVR REG Bbk - Deutsche Bundesbank DIW - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin GD - Gemeinschaftsdiagnose (Frühjahrs- bzw. Herbstprognose) HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut ifo - Institut für Wirtschaftsforschung, München IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel IMF - Internationaler Währungsfonds IMK - Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle KOM - Europäische Kommission OECD - Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung REG - Bundesregierung RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen SVR - Sachverständigenrat Konjunktur 2016 - Prognosen für Deutschland Jahreswachstumsratedes BIP in %, preisbereinigt
  • 15. Deutsche Konjunktur 15 im Mai überwiegend verhalten aus. Wie das Statis- tische Bundesamt anhand vorläufiger Schätzun- gen mitteilte, gab die preis-, kalender- und saison- bereinigte Industrieproduktion gegenüber dem Vormonat um 1,8 % nach. Der Rückgang ist zum Teil auf eine überdurchschnittliche Zahl von Brü- ckentagen zurückzuführen, die von dem verwen- deten Saisonbereinigungsverfahren nicht geson- dert berücksichtigt wird. Aber auch in dem von kurzfristigen Schwankungen weniger stark be- troffenen Zweimonatsvergleich Februar/März ge- genüber April/Mai war die industrielle Erzeugung rückläufig (-0,4 %). Im Baugewerbe ist die Produk- tion im Mai ebenfalls gesunken (-0,9 %), nicht zu- letzt weil die übliche Frühjahresbelebung witte- rungsbedingt schon früher einsetzte. Auch der industrielle Auftragseingang entwickelte sich zuletzt eher schleppend. Die Bestellungen blieben im Mai gegenüber dem Vormonat unver- ändert (0,0 %), nachdem sie im April um 1,9 % zurückgegangen waren. Dabei standen geringere Orders aus dem Inland (-1,9 %) und dem Nicht- Euroraum (-0,3 %) einem abermals deutlich zuneh- menden Auftragseingang aus den Partnerländern des Euroraums (+4,0 %) gegenüber. Das Export- geschäft der deutschen Wirtschaft hat im Mai wei- ter an Schwung verloren. Die kalender- und sai- sonbereinigten Ausfuhren sind gegenüber dem Vormonat um 1,8 % gesunken, nachdem sie im März (+2,1 %) und April (+0,1 %) noch aufwärts- gerichtet waren. Die Einfuhren nach Deutschland, die in den beiden Vormonaten noch nachgege- ben hatten, sind im Mai hingegen geringfügig um 0,1 % gestiegen. Alles in allem deuten die jüngs- 90 100 110 120 130 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Aufträge 2010=100, preis-und saisonbereinigt Aufträge aus dem Inland Aufträge aus dem Ausland 90 100 110 120 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Produktion 2010=100, preis-und saisonbereinigt Baugewerbe Industrie 70 80 90 100 110 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Außenhandel in Mrd. Euro, saisonbereinigt Ausfuhren Einfuhren Quelle: Thomson Reuters Datastream
  • 16. Deutsche Konjunktur 16 ten Industrie- und Außenhandelsdaten darauf hin, dass sich das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt Deutschlands nach dem günstigen Jahresauftakt im zweiten Quartal merklich verlangsamt hat. Die Entwicklung wichtiger Frühindikatoren wie des ifo Geschäftsklimaindexes und der ZEW-Konjunktur- erwartungen lässt für den weiteren Jahresverlauf aber wieder einen stärkeren Anstieg der gesamt- wirtschaftlichen Produktion erwarten. Stimmungsindikatoren tendieren aufwärts Über die Entwicklung des ifo Geschäftsklimainde- xes und der ZEW-Konjunkturerwartungen liegen für Juli noch keine Angaben vor. Die beiden Stim- mungsindikatoren haben sich allerdings in den vergangenen Monaten sichtlich aufgehellt, trotz der Sorgen um die Folgen eines möglichen Brexits und die globale Wirtschaftsentwicklung. Inflationsrate auf 0,3 % gestiegen In Deutschland hat sich die Inflationsrate, basie- rend auf der jährlichen Veränderung des nationa- len Verbraucherpreisindexes, von 0,1 % im Mai auf 0,3 % im Juni erhöht. Wie bereits in den Vormona- ten wurde die Entwicklung des Gesamtindexes er- neut stark durch die Energiepreise beeinflusst. Energie hat sich im Juni allerdings weniger deut- lich verbilligt als zuvor (-6,4 % gegenüber -7,9 %). Zum leichten Anstieg der Inflationsraten trugen aber auch die Nahrungsmittelpreise bei, die nach einer Stagnation im Mai im Juni minimal zulegten (+0,1 %). Die Dienstleistungspreise haben sich im Juni etwas stärker verteuert als im Mai (+1,4 % 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Verbraucher Unternehmen Insolvenzen Monatliche Fallzahlen Quelle: Thomson Reuters Datastream -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 -1 0 1 2 3 4 5 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Verbraucherpreise Kerninflation* Erzeugerpreise (rechte Skala) Verbraucher- undErzeugerpreise gg. Vorjahr in % *ohne Energie undLebensmittel 95 100 105 110 115 120 -20 0 20 40 60 80 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Wirtschaftliche Einschätzung Saldenwerte, saisonbereinigt ZEW-Konjunkturerwartungen ifo Geschäfts- klimaindex* *rechte Skala, 2010=100
  • 17. Deutsche Konjunktur 17 gegenüber +1,2 %) und damit ebenfalls zum An- stieg der Inflationsrate beigetragen. Zur Entwick- lung der Erzeugerpreise sind für Juni momentan noch keine Daten verfügbar. Die Erzeugerpreise waren im Mai mit einer Jahresrate von 2,7 % ge- sunken, nachdem sie im März und April um 3,1 % nachgegeben hatten. Zahl der Firmenpleiten gibt erneut nach Die amtlichen Daten zu den Unternehmensinsol- venzen tendiert in Deutschland weiter nach un- ten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden zuletzt, im April, von den Amtsgerichten 1.882 Firmenpleiten gemeldet. Ihre Anzahl hat sich damit gegenüber dem entsprechenden Vor- jahresmonat um 8,9 % vermindert. Die meisten In- solvenzen waren abermals im Bereich Handel, In- standhaltung und Reparatur von Kfz (331 Fälle) sowie im Baugewerbe (322 Fälle) zu verzeichnen. Im Zeitraum der Monate Januar bis April sind die Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vor- jahr um 4,2 % zurückgegangen. Die Zahl der Ver- braucherinsolvenzen gab in ähnlicher Größenord- nung nach (-4,0 %). Arbeitslosigkeit nimmt weiter ab Der deutsche Arbeitsmarkt präsentiert sich wei- terhin in einer insgesamt günstigen Verfassung. Nach aktuellen Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Arbeitslosenzahl im Juni erneut gesunken. Sie ging im Zuge der auslaufenden Frühjahrsbelebung gegenüber dem Vormonat um 50.000 auf 2,614 Mio. Menschen zurück. Auch in der um die üblichen jahreszeitlichen Schwankun- gen bereinigten Rechnung war ein Rückgang zu verzeichnen (-6.000), der jedoch etwas schwächer ausfiel als noch im Mai (-11.000). Die saisonberei- nigte Arbeitslosenquote blieb im Juni unverändert bei 6,1 %. Auf eine günstige Grundverfassung des Arbeitsmarktes lassen auch die jüngsten Daten zur Erwerbstätigkeit und zur sozialversicherungspflich- tigen Beschäftigung schließen. So ist die Anzahl der Erwerbstätigen von April auf Mai saisonberei- nigt um 45.000 Personen gestiegen. Binnen Jah- resfrist legte sie im Mai um 559.000 auf 43,56 Mio. zu. Die Beschäftigtenzahl kletterte jüngst, im April, gegenüber dem Vorjahresmonat um 681.000 auf 31,33 Mio. Menschen. In naher Zukunft dürfte sich der Beschäftigungsaufbau fortsetzen. Dies lässt zumindest der BA-Stellenindex BA-X erwarten, der die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutsch- land misst. Der BA-X lag im Juni bei 216 Punkten und damit um 25 Punkte über seinem Vorjahres- wert. 42.000 42.500 43.000 43.500 44.000 6,0 6,5 7,0 7,5 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 Arbeitslosenquote undErwerbstätige in %, saisonbereinigt Arbeitslosenquote Erwerbstätige* *rechte Skala, in Tsd. Quelle: Thomson Reuters Datastream