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     Vortrag zum
  Niederrheinischen
 Pflegekongress 2012
         von
Dr. med. Rainer Zerfaß
Was ist eine Demenz?


1. Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit


2. Dauer mindestens 6 Monate


3. Beeinträchtigung des täglichen Lebens

 Mod. nach:   Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM IV), APA, 1994
Symptome wie bei einer Demenz
können auftreten bei

 Tumorerkrankungen
 Nach  Operationen
 Als Medikamentennebenwirkung
 Bei entzündlichen Erkrankungen
 Anderen Psychiatrischen Erkrankungen
 Diabetes mellitus
 Und, und, und …..
Alzheimer Krankheit
als häufigste Demenzursache
                 7.528 untersuchte Patienten (55 - 106 Jahre):
               Demenz: n = 474; davon Alzheimer Demenz n = 339


                                                                                 Alzheimer Demenz
                                                                                 Demenz bei M. Parkinson


                                              72%
                                                                                 Vaskuläre Demenz
                       16%                   6%                                  Sonstige

          6%




Quelle:   Ott A. et al.: Prevalence of Alzheimer‘s Disease and Vascular Dementia: Association with Education.
          The Rotterdam Study. British Medical Journal 310, 970-973 (1995)
Verlauf der Alzheimer-Demenz


  Asymptomatische
  Krankheitsprogression    LKS
                                     leichte
                                                 mittlere
                                                            schwere
                                               Demenz




-10/-20 Jahre ?      -3 Jahre    0        3 Jahre       6 Jahre
Alzheimer-Demenz:
 Klinische Symptomatik

• Gedächtnisverlust
• Wortfindungsstörungen
• Schwierigkeiten bei komplexen   • Störung des Tag-/Nachtrhythmus
 Tätigkeiten (Kochen etc.)        • Sprachstörungen
• Räumliche und zeitliche         • Schwierigkeiten bei einfacher
  Desorientierung                   Hausarbeit
                                  • Verhaltensprobleme (z.B.
                                   Umherwandern, Aggressivität)
                                  • Depression
     •   Halluzinationen
     •   Agitiertheit
     •   Inkontinenz
     •   Totale Abhängigkeit
Veränderungen des Gehirns

                       Amyloid-
                       Ablagerungen
                       (Plaques)

        normales
        Gehirn




          Atrophie
Tau-Pathologie
Alzheimer-Demenz: typisches CCT



                      Atrophie beginnend im
                       Hippocampus-Bereich
Differentialdiagnose
vaskuläre Demenz

    100%       Alzheimer-Demenz         100%               vaskuläre Demenz
    80%                                   80%
    60%                                   60%
    40%                                   40%
    20%                                   20%
     0%                                     0%
kogn.                                   kogn.
Leistung   1    2   3   4   5   6   7   Leistung   1   2     3   4   5   6      7
                                Jahre                                        Jahre

   schleichender Beginn                   abrupter Beginn
   allmähliche                            stufenweise Verschlechterung
    Verschlechterung
                                           zeitlicher Zusammenhang
   progredienter Verlauf                   zwischen ischämischem
                                            Ereignis und Ver-schlechterung
Vaskuläre Demenz
Definitionen
 Brain-at-risk

 Territorialinfarkte

 Kognitive Störungen unmittelbar nach einem
 Schlaganfall
 Zerebrale Mikroangiopathie

 Multi-Infarkt-Demenz
Vaskuläre Demenz:
„SAE“




57 J., Gang- u. Blasenstörung, Hypertonus, MMSE 21
Medikamente
gegen Demenz

die Situation bis
vor wenigen
Jahren
Medikamentöse Behandlungsstrategien
- Ein Überblick -
  Nootropika                              Sonstige                     Zukünftige

      Piracetam
                                              Vitamin E                Impfung
                                              Selegilin                Sekretase-
      Propentophyllin
                                              Östrogene               hemmstoffe
      Gingko biloba                          Antiphlogistika
                                              Cholesterin-
                                               Senker
         Cholinergika
                                                        NMDA-Rezeptor-
   Acetylcholinesterase-
                                                        Antagonist Memantine
    Hemmer
   Cholinerge Agonisten
Mod. nach: Schneider L.S.: J. Clin. Psychiatry 57 (Suppl. 14), 30-36
Vaskuläre Risikofaktoren erhöhen das
Risiko sowohl für vaskuläre Demenzen
als auch für die Alzheimer Demenz


Hypertonie
Adipositas
Hyperlipidämie
Diabetes mellitus
Rauchen
Hoher Homocysteinspiegel

u.a. Wolf et al. 2007, Irie et al. 2008, Xu et al. 2009, Naderali et al. 2009
Risikofaktor und Differenzialdiagnose
             Depression
  Jede schwere Depression führt auch zu Schwächen der
  geistigen Leistungsfähigkeit




Depressionen sind ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz,
gehen einer Demenz oft voraus,
treten gehäuft in frühen Demenzstadien auf
und sollten frühzeitig behandelt werden.
Nicht (bzw. kaum) beeinflußbare
Risikofaktoren

 Alter
 Apolipoprotein E4
 Presenilin-Mutationen
 Zahlreiche weitere genetische Faktoren




u.a. Oswald et al. 2001, Aksari & Stoppe 1998,
Weitere Risikofaktoren

 Operationen
 Schädel-Hirn-Traumata
 Noxen  (auch Rauchen)
 Schlafapnoe-Syndrom
 (unsinnige) Krankenhausaufenthalte
Aktive Prävention

 Physische  Aktivität
 Geistige Aktivität
 Anspruchsvolle Berufstätigkeit
 Soziale Kontakte
 Ernährung (mediterrane Küche)
 Vermeidung von Dauerstreß
 Täglich ein kleines Glas Rotwein (nicht
  mehr!)
u.a. Lindsay et al. 2002, Wilson et al. 2002
(Fragwürdige) Medikamentöse
Demenzprävention

 Vitamin E
 Antiphlogistika
 Hormone
 Ginkgo
 Antidementiva
 Impfung
Beeinflussung des
Krankheitsverlaufs

 Medikamente
 Psychosoziale       Maßnahmen




DGPPN, DGN: S3 Leitlinie Demenz 2009
Antidementiva: Acetylcholinesterase-
Hemmstoffe

 Donepezil,  Galantamin, Rivastigmin
 Seit mehr als 15 Jahren zur Behandlung der
  leichten bis mittelschweren Alzheimer-
  Demenz zugelassen
 Wirken durch Erhöhung des Überträgerstoffs
  Acetylcholin
 z.T. generisch verfügbar
 Vorbeugende Wirkung konnte nicht
  nachgewiesen werden
Zeit bis zur Pflegeheim-Einweisung

                     A = mit ChE-I
                     B = ohne ChE-I




 Lopez et al. 2002
Antidementiva - Memantine

 Memantine   (NMDA-Antagonist)
 Wirkt durch Beeinflussung des Glutamat-
  Stoffwechsels
 Zugelassen zur Behandlung der moderaten
  bis schweren Alzheimer-Demenz
Psychosoziale Interventionen

   Der Fokus liegt auf den Ressourcen, nicht auf den
    Defiziten
   Die Hilfe zur Adaptation an sich verändernde
    Lebensbedingungen ist wichtiger als wenig
    erfolgversprechende Versuche, bestehende
    kognitive Verluste durch ein Training auszugleichen
   Die nahen Bezugspersonen sind stets in die
    Behandlung zu integrieren


    Romero & Zerfaß 2012
Rahmenkonzept : Beispiel
Selbsterhaltungstherapie (SET)

 Erlernen bestätigender
  Kommunikationsformen
 Aufbau geeigneter Aktivitäten
 Behandlungsprogramme für Betroffene,
  Angehörige und Betroffene und für
  Angehörige alleine
 Medizinische Therapie
 Transfer in den Alltag

 Romero 2004
Literaturempfehlung

Müller F, Romero B, Wenz M: Alzheimer und
 andere Demenzformen. Ratgeber für
 Angehörige Heel Verlag, 2010


Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil,
  Hanser Verlag, 2011

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NPK2012 - Dr. med. Rainer Zerfaß: Demenzrisiko senken!

  • 1. D emenzrisiko enken ! Vortrag zum Niederrheinischen Pflegekongress 2012 von Dr. med. Rainer Zerfaß
  • 2. Was ist eine Demenz? 1. Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit 2. Dauer mindestens 6 Monate 3. Beeinträchtigung des täglichen Lebens Mod. nach: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM IV), APA, 1994
  • 3.
  • 4.
  • 5.
  • 6.
  • 7. Symptome wie bei einer Demenz können auftreten bei  Tumorerkrankungen  Nach Operationen  Als Medikamentennebenwirkung  Bei entzündlichen Erkrankungen  Anderen Psychiatrischen Erkrankungen  Diabetes mellitus  Und, und, und …..
  • 8. Alzheimer Krankheit als häufigste Demenzursache 7.528 untersuchte Patienten (55 - 106 Jahre): Demenz: n = 474; davon Alzheimer Demenz n = 339 Alzheimer Demenz Demenz bei M. Parkinson 72% Vaskuläre Demenz 16% 6% Sonstige 6% Quelle: Ott A. et al.: Prevalence of Alzheimer‘s Disease and Vascular Dementia: Association with Education. The Rotterdam Study. British Medical Journal 310, 970-973 (1995)
  • 9. Verlauf der Alzheimer-Demenz Asymptomatische Krankheitsprogression LKS leichte mittlere schwere Demenz -10/-20 Jahre ? -3 Jahre 0 3 Jahre 6 Jahre
  • 10. Alzheimer-Demenz: Klinische Symptomatik • Gedächtnisverlust • Wortfindungsstörungen • Schwierigkeiten bei komplexen • Störung des Tag-/Nachtrhythmus Tätigkeiten (Kochen etc.) • Sprachstörungen • Räumliche und zeitliche • Schwierigkeiten bei einfacher Desorientierung Hausarbeit • Verhaltensprobleme (z.B. Umherwandern, Aggressivität) • Depression • Halluzinationen • Agitiertheit • Inkontinenz • Totale Abhängigkeit
  • 11. Veränderungen des Gehirns Amyloid- Ablagerungen (Plaques) normales Gehirn Atrophie
  • 13. Alzheimer-Demenz: typisches CCT  Atrophie beginnend im Hippocampus-Bereich
  • 14.
  • 15. Differentialdiagnose vaskuläre Demenz 100% Alzheimer-Demenz 100% vaskuläre Demenz 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% kogn. kogn. Leistung 1 2 3 4 5 6 7 Leistung 1 2 3 4 5 6 7 Jahre Jahre  schleichender Beginn  abrupter Beginn  allmähliche  stufenweise Verschlechterung Verschlechterung  zeitlicher Zusammenhang  progredienter Verlauf zwischen ischämischem Ereignis und Ver-schlechterung
  • 16. Vaskuläre Demenz Definitionen Brain-at-risk Territorialinfarkte Kognitive Störungen unmittelbar nach einem Schlaganfall Zerebrale Mikroangiopathie Multi-Infarkt-Demenz
  • 17. Vaskuläre Demenz: „SAE“ 57 J., Gang- u. Blasenstörung, Hypertonus, MMSE 21
  • 18. Medikamente gegen Demenz die Situation bis vor wenigen Jahren
  • 19. Medikamentöse Behandlungsstrategien - Ein Überblick - Nootropika Sonstige Zukünftige  Piracetam  Vitamin E  Impfung  Selegilin  Sekretase-  Propentophyllin  Östrogene hemmstoffe  Gingko biloba  Antiphlogistika  Cholesterin- Senker Cholinergika NMDA-Rezeptor-  Acetylcholinesterase- Antagonist Memantine Hemmer  Cholinerge Agonisten Mod. nach: Schneider L.S.: J. Clin. Psychiatry 57 (Suppl. 14), 30-36
  • 20. Vaskuläre Risikofaktoren erhöhen das Risiko sowohl für vaskuläre Demenzen als auch für die Alzheimer Demenz Hypertonie Adipositas Hyperlipidämie Diabetes mellitus Rauchen Hoher Homocysteinspiegel u.a. Wolf et al. 2007, Irie et al. 2008, Xu et al. 2009, Naderali et al. 2009
  • 21. Risikofaktor und Differenzialdiagnose Depression Jede schwere Depression führt auch zu Schwächen der geistigen Leistungsfähigkeit Depressionen sind ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz, gehen einer Demenz oft voraus, treten gehäuft in frühen Demenzstadien auf und sollten frühzeitig behandelt werden.
  • 22. Nicht (bzw. kaum) beeinflußbare Risikofaktoren  Alter  Apolipoprotein E4  Presenilin-Mutationen  Zahlreiche weitere genetische Faktoren u.a. Oswald et al. 2001, Aksari & Stoppe 1998,
  • 23. Weitere Risikofaktoren  Operationen  Schädel-Hirn-Traumata  Noxen (auch Rauchen)  Schlafapnoe-Syndrom  (unsinnige) Krankenhausaufenthalte
  • 24. Aktive Prävention  Physische Aktivität  Geistige Aktivität  Anspruchsvolle Berufstätigkeit  Soziale Kontakte  Ernährung (mediterrane Küche)  Vermeidung von Dauerstreß  Täglich ein kleines Glas Rotwein (nicht mehr!) u.a. Lindsay et al. 2002, Wilson et al. 2002
  • 25. (Fragwürdige) Medikamentöse Demenzprävention  Vitamin E  Antiphlogistika  Hormone  Ginkgo  Antidementiva  Impfung
  • 26. Beeinflussung des Krankheitsverlaufs  Medikamente  Psychosoziale Maßnahmen DGPPN, DGN: S3 Leitlinie Demenz 2009
  • 27. Antidementiva: Acetylcholinesterase- Hemmstoffe  Donepezil, Galantamin, Rivastigmin  Seit mehr als 15 Jahren zur Behandlung der leichten bis mittelschweren Alzheimer- Demenz zugelassen  Wirken durch Erhöhung des Überträgerstoffs Acetylcholin  z.T. generisch verfügbar  Vorbeugende Wirkung konnte nicht nachgewiesen werden
  • 28. Zeit bis zur Pflegeheim-Einweisung A = mit ChE-I B = ohne ChE-I Lopez et al. 2002
  • 29. Antidementiva - Memantine  Memantine (NMDA-Antagonist)  Wirkt durch Beeinflussung des Glutamat- Stoffwechsels  Zugelassen zur Behandlung der moderaten bis schweren Alzheimer-Demenz
  • 30. Psychosoziale Interventionen  Der Fokus liegt auf den Ressourcen, nicht auf den Defiziten  Die Hilfe zur Adaptation an sich verändernde Lebensbedingungen ist wichtiger als wenig erfolgversprechende Versuche, bestehende kognitive Verluste durch ein Training auszugleichen  Die nahen Bezugspersonen sind stets in die Behandlung zu integrieren Romero & Zerfaß 2012
  • 31. Rahmenkonzept : Beispiel Selbsterhaltungstherapie (SET)  Erlernen bestätigender Kommunikationsformen  Aufbau geeigneter Aktivitäten  Behandlungsprogramme für Betroffene, Angehörige und Betroffene und für Angehörige alleine  Medizinische Therapie  Transfer in den Alltag Romero 2004
  • 32.
  • 33. Literaturempfehlung Müller F, Romero B, Wenz M: Alzheimer und andere Demenzformen. Ratgeber für Angehörige Heel Verlag, 2010 Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil, Hanser Verlag, 2011

Hinweis der Redaktion

  1. Dia 13 Vorhandenes Demenzsyndrom (wie Schritt 1) Typisch für AK ist schleichender Beginn und langsam fortschreitende kontinuierliche Verschlechterung der kognitiven Leistungen Körperliche und neurologische Befunde in den ersten Krankheitsjahren unauffällig Diagnose AK darf nur gestellt werden, wenn alle anderen möglichen Ursachen einer Demenz ausgeschlossen sind (nächstes Dia)
  2. Dia 12 Nach Erkennen des Demenzsyndroms nun Identifikation der AK als Demenz-ursache, aber vorher die Tatsache beachten: Die AK ist keine seltene Ursache der Demenz ! Wie Sie erkennen können, ist sie sogar die bei weitem häufigste Demenzursache mit über 70% ! Dies ist belegt durch groß angelegte, epidemiologische Studien; Beispiel: die Rotterdam Studie (erklären)
  3. Klinische Symptomatik: Übergang vom Anfangsstadium (oben links) zum mittleren Stadium (mitte rechts) zum schweren Stadium (unten links) (Evtl. Zeitachse erläutern: 5 - 15 Jahre)
  4. Dia 22 Nootropika: heterogene Substanzgruppe mit unterschiedlichem Wirkansatz verbessern Hirndurchblutung und Hirnstoffwechsel Wirksamkeit teilweise durch kontrollierte klinische Prüfungen belegt Sonstige: diese Gruppe enthält z.B. Substanzen mit antioxidativer Wirkung wie Vitamin E oder der MAO-B-Inhibitor Selegilin aktuelle Studienergebnisse zeigen, daß sie das Fortschreiten der Erkrankung zeitweise aufhalten können Einsatz als Adjuvans denkbar (Stellenwert von Östrogenen noch diskutiert bei Kombinationstherapie) Antiphlogistika unklar Cholinergika: Mittel erster Wahl zur symptomatischen Behandlung leichter bis mittelschwer ausgeprägter Alzheimer Demenz hierzu gehören Acetylcholinesterase-Hemmer wie Donepezil, Tacrin oder Rivastigmin cholinerge Agonisten befinden sich noch in der klinischen Prüfung