NPK2012 - Thomas Künzel: Von der Pflege für die Pflege - Lymphologie
NPK2011: Ambulante Krankenversorgung aus Sicht von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen
1. Ambulante Krankenversorgung
aus Sicht von
Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen
Christine Dörge MPH, M.A. | 12.10.2011 | 3. Niederrheinische Pflegekonferenz Krefeld |
2. Gliederung
• Hintergründe/ Problemlagen ambulanter
Krankenversorgung
• Belastungen pflegender Angehörige
• Belastungen von Pflegebedürftigen
• Unterstützung durch professionelle Gesundheitsberufe
• Zufriedenheit, Ängste und Kritik der Betroffenen
| Folie 2 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
3. Hintergründe/ Problemlagen ambulanter Krankenversorgung
Problemlagen
• Demografischer Faktor
• Wandel des Krankheitspanoramas
• Finanzierungskrise des Gesundheitswesens
• ….
Dilemma
ambulanter
Paradigmenwechsel in der Krankenversorgung
Krankenversorgung
• Ambulant vor Stationär
• Subsidaritätsprinzip statt Vollkasko-Versorgung
Gleichzeitig
• Hohe Anspruchserwartungen an die Krankenversorgung
• Wegbrechen familialer und sozialer Unterstützung
• Wachsende Altersarmut
• …
| Folie 3 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
4. A) Zur Situation der häuslichen Pflege
Kurzer Faktencheck
Anzahl der Pflegedienste: 12.026
Personal in ambulanten
Pflegediensten: 269.000 Personen
• ca. 71% davon teilzeitbeschäftigt
• Heterogene Zusammensetzung
Anzahl betreuter Pflegebedürftiger
• ca. 44 Pflegebedürftige/ Pflegedienst
Leistungen (SGB V / SGB XI )
Grund- und Behandlungspflege
• Hauswirtschaftliche Leistungen
• Beratung
• Teilweise zusätzliche Betreuungs-
angebote (Demenzgruppe u.ä.)
Quellen: BKK 2011, BMG 2011; Stat. Bundesamt 2011 u.a
| Folie 4 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
5. B) Zur Situation der ambulant-ärztl. Krankenversorgung
Kurzer Faktencheck
Niedergelassene Ärzte: 121.414 (47,1 % Hausärzte)
Einwohner je Vertragsarzt: 674 Personen
Aktuelle Versorgungsdichte: Ca. 108%
Anzahl der ambulanten Arztkontakte: Ca. 15 im Jahr 2009
----------------------------- ---------------------------
Ort der vorgehaltenen Dienstleistung von 85% in den Praxisräumen
Hausärzten: 15% in Form von Hausbesuchen u.ä.
Anzahl an Patienten pro Tag: ca. 45/ Tag
Durchschnittliche Dauer der Knapp 8 Minuten
Patientenkontakte:
Inanspruchnahme hausärztlicher Versorg.: ca. 95 % der Bevölkerung
Quellen: BMG 2011; WIdO 2009; 2010 Barmer GEK Report 2010 u.a .
| Folie 5 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
6. Pflege durch Angehörige - zur aktuellen Lage
Quelle: BKK 2011
| Folie 6 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
7. Motivation für die Übernahme häuslicher Pflege
• Verfügbarkeit/ Zusammenwohnen
• Normativ-moralische Selbstverständlichkeit// Pflichtgefühl
• Ersehnte Anerkennung
• Familientradition/ Mythos
• Liebe
• Wiedergutmachung
• Einhalten eines gegebenen Versprechens
• Finanzielle Motive
| Folie 7 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
8. Belastungserleben pflegender Angehöriger
Zeitliche Belastung
Gesundheitliche Belastung
durchschnittlich 36,6 h/Woche
Großteil der Pflegepersonen 55
Umfang und Dauer häufig Jahre und älter
unterschätzt
Überschreiten der Grenzen
keine Zeit für sich und andere körperlicher Leistungsfähigkeit
Psychosomatische Belastungen,
Emotionale Belastung
Depression
Persönlichkeitsveränderungen
Überschreitung der Scham-
und Ekelgrenze Soziale Belastung
Schuldgefühle Rollentausch/ -umkehr
Trauer, Verlust, Tod Soziale Isolierung
Finanzielle Belastung
Spannungen im Familienleben
Lohnausfall/ Rente
Zuschüsse für Pflegesach-
leistungen,….
| Folie 8 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
9. Belastungen Pflegebedürftiger in der ambulanten Versorgung
• Erfahrung von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit als Lebenskrise
• Wachsende Abhängigkeit/ Angewiesenheit auf die Solidarität
und Hilfe Anderer
• Bedrohung der Person in ihrer Ganzheit
• Kontrollverluste
• Auseinandersetzung mit den möglichen Begrenzungen des
eigenen Lebens
• Soziale Isolation
• Angst vorm Pflegeheimeintritt und um die Stabilität der
häuslichen Versorgung
• Hausärztliche Versorgung mit Hausbesuch, ...
• …
| Folie 9 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
10. Unterstützung durch professionelle Gesundheitsberufe
• Gesetzlich geregelt, aber nicht bedarfsdeckend vorgehalten
• defizit- bzw. problemfokussiert
• stark Verrichtungsorientiert/ fehlende Berücksichtigung von
kommunikativen Aufgaben
• Pflegeversicherung: Verbesserung oder Verschlechterung?
• Professionelle nur unzureichend für die spezifischen
Versorgungsbedarfe ambulanter Betreuung ausgebildet
• Finanziell für die Anbieter wenig attraktiv
• Problem der Sicherstellung der „Rundumversorgung“
| Folie 10 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
11. Zufriedenheit, Ängste und Kritik der Betroffenen
• Insgesamt hohe Zufriedenheit mit den betreuenden Hausärzten und Pflegekräften
– Wahrgenommene Wertschätzung
– Sicherstellung der Möglichkeit in den eigenen Wänden zu verbleiben
– Sozialer Kontakt nach außen
– aber: Einsatz der Professionellen sprengt den beruflichen Rahmen, privates Engagement
• Kritik an der Facharztversorgung
• Fachlichkeit der Akteure ist kein Thema
• Hoher psychosozialer Gesprächsbedarf
• Angst um Sicherstellung der eigenen Versorgung in der Zukunft
• Ambulante Versorgung funktioniert nur, wenn engagierte Angehörige einspringen
• Bedarfe der Angehörigen finden wenig Beachtung
• Problematik fehlender therapeutischer Angebote (Krankengymnastik, Logopädie,….)
| Folie 11 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld
12. Kontakt:
Christine Dörge MPH, M.A.
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
Abt. Soziologie/ Studiengänge Gesundheitsförderung
73525 Schwäbisch Gmünd
Oberbettringer Str. 200
E-mail: christine.doerge@ph-gmuend.de
| Folie 12 | 12.10.2011 | C. Dörge I 3. Niederrheinische Pflegekongress Krefeld