Medienbildung als Schulentwicklung oder: Wie man ein trojanisches Pferd zähmt
Workshop: Grundaspekte qualitativer Forschung
1. Dr. Benjamin Jörissen
http://joerissen.name
benjamin@joerissen.name
Grundaspekte
Qualitativer Forschung
Workshop im Rahmen des interdisziplinären
Promotionskollegs "Gestalten und erkennen -
Kompetenzbildung in den künstlerischen Fächern und
Fachbereichen der Schule"
Erlangen, 3.11.2011
2. Forschungsstile
quantitativ
? versus qualitativ
Dirk Hülst: Grounded Theory. In: Friebertshäuser/Langer/Prengel: Handbuch Qualitative
Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim/München (3) 2010, S. 281-300.
3. Forschungsstile
hypothesenprüfend theoriegenerierend
deduktiv versus abduktiv
nomologisch interpretativ
Dirk Hülst: Grounded Theory. In: Friebertshäuser/Langer/Prengel: Handbuch Qualitative
Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim/München (3) 2010, S. 281-300.
4. Forschungsstile
„Und natürlich, und das ist bekannt, ruht jede quantitative
Untersuchung einer qualitativen Basis auf und natürlich muss
sie im Verlauf der Arbeit immer wieder interpretieren –
weshalb in quantitativen Untersuchungen immer und
notwendigerweise mit den Prämissen qualitativer Forschung
gearbeitet wird.“
Reichertz, Jo (2008). Wer nur einen Hammer hat, dem gerät die Welt leicht zum Nagel. 4. Berliner
Methodentreffen Qualitative Forschung, 4.-5 Juli 2008. Verfügbar über: http://www.qualitative-
forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2008/reichertz.pdf - S. 7f.
5. Forschungsstile
„Und natürlich, und das ist bekannt, ruht jede quantitative
Untersuchung einer qualitativen Basis auf und natürlich muss
sie im Verlauf der Arbeit immer wieder interpretieren –
weshalb in quantitativen Untersuchungen immer und
notwendigerweise mit den Prämissen qualitativer Forschung
gearbeitet wird.“
„ Und natürlich, und das ist weit weniger
bekannt, ruht jede qualitative Untersuchung einer quantitativen Basis
auf (z.B. dann, wenn sie "Normalität" bestimmen will) und natürlich
muss sie im Verlauf der Arbeit immer wieder die Relevanz, die
Wichtigkeit, die Häufigkeit "intuitiv" ermitteln – weshalb in qualitativen
Untersuchungen immer und notwendigerweise mit den Prämissen
quantitativer Forschung gearbeitet wird. “
Reichertz, Jo (2008). Wer nur einen Hammer hat, dem gerät die Welt leicht zum Nagel. 4. Berliner
Methodentreffen Qualitative Forschung, 4.-5 Juli 2008. Verfügbar über: http://www.qualitative-
forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2008/reichertz.pdf - S. 7f.
6. Forschungsstile
„Es gibt sie also nicht, die klare Trennung der quantitativen
und qualitativen Forschung entlang von bestimmten
Merkmalen, Phasen, Perspektiven oder
Reichenweitenanspruch.“
Reichertz, Jo (2008). Wer nur einen Hammer hat, dem gerät die Welt leicht zum Nagel. 4. Berliner
Methodentreffen Qualitative Forschung, 4.-5 Juli 2008. Verfügbar über: http://www.qualitative-
forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2008/reichertz.pdf - S. 7f.
7. Forschungsstile
„Es gibt sie also nicht, die klare Trennung der quantitativen
und qualitativen Forschung entlang von bestimmten
Merkmalen, Phasen, Perspektiven oder
Reichenweitenanspruch.“
„ Was die beiden Forschungsrichtungen allerdings trennt, das ist der
Umstand, dass jede Richtung eine eigene Kultur besitzt und dass
diese Kulturen nicht so viele inhaltliche Gemeinsamkeiten aufweisen.
[...] Quantitative und qualitative Forschung sind nicht nur durch die
Methoden getrennt, sondern vor allem und wesentlich:
durch die Kultur, deren Ausdruck die Methoden sind.“
Reichertz, Jo (2008). Wer nur einen Hammer hat, dem gerät die Welt leicht zum Nagel. 4. Berliner
Methodentreffen Qualitative Forschung, 4.-5 Juli 2008. Verfügbar über: http://www.qualitative-
forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2008/reichertz.pdf - S. 7f.
10. epistemologische Differenzen
soziale/
objektive historische/
Realität
versus diskursive
Realität
„Wirklichkeit wird als eine zu interpretierende verstanden, und zwar nicht nur
in der Weise, dass sie in hohem Maße interpretationsbedürftig ist,
sondern sie konstituiert sich erst in den Interpretationen der Akteure.“
Marotzki, Winfried (2006): Forschungsmethoden und -methodologie der
Erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung. In: Krüger/Marotzki (Hrsg.): Handbuch
erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. Wiesbaden (2) 2006, S. 111-136.
11. Erkenntnisinteressen
Was versus Wie
ist der Fall? verstehen Subjekte ihre Welt (und
(H0 oder H1) verändern sie damit)?
wird im sozialen Handeln
Sinn erzeugt?
12. 4 Felder der QF
Frage nach den subjektiven
Sinnwelten von Handlungen
Reichertz, Jo (2008). Wer nur einen Hammer hat, dem gerät die Welt leicht zum Nagel. 4. Berliner
Methodentreffen Qualitative Forschung, 4.-5 Juli 2008. Verfügbar über: http://www.qualitative-
forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2008/reichertz.pdf - S. 5.
13. 4 Felder der QF
Frage nach den subjektiven
Sinnwelten von Handlungen
Deskription sozialen Handelns
und sozialer Milieus
Reichertz, Jo (2008). Wer nur einen Hammer hat, dem gerät die Welt leicht zum Nagel. 4. Berliner
Methodentreffen Qualitative Forschung, 4.-5 Juli 2008. Verfügbar über: http://www.qualitative-
forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2008/reichertz.pdf - S. 5.
14. 4 Felder der QF
Frage nach den subjektiven
Sinnwelten von Handlungen
Deskription sozialen Handelns
und sozialer Milieus
Rekonstruktion deutungs- und
handlungsgenerierender Strukturen
Reichertz, Jo (2008). Wer nur einen Hammer hat, dem gerät die Welt leicht zum Nagel. 4. Berliner
Methodentreffen Qualitative Forschung, 4.-5 Juli 2008. Verfügbar über: http://www.qualitative-
forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2008/reichertz.pdf - S. 5.
15. 4 Felder der QF
Frage nach den subjektiven
Sinnwelten von Handlungen
Deskription sozialen Handelns
und sozialer Milieus
Rekonstruktion deutungs- und
handlungsgenerierender Strukturen
(Re)Konstruktion historisch und
sozial vortypisierter Deutungsarbeit
Reichertz, Jo (2008). Wer nur einen Hammer hat, dem gerät die Welt leicht zum Nagel. 4. Berliner
Methodentreffen Qualitative Forschung, 4.-5 Juli 2008. Verfügbar über: http://www.qualitative-
forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2008/reichertz.pdf - S. 5.
16. 4 Felder der QF
Qualitative Forschung ist
die interpretative oder rekonstruktive
Beobachtung von Beobachtern.
17. Qualitative Forschung als zirkulärer Prozess
Bennewitz Helga (2010). Entwicklungslinien und Situation des qualitativen Forschungsansatzes in der
Erziehungswissenschaft. In: Friebertshäuser/Langer/Prengel (Hrsg.): Handbuch Qualitative
Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim/München (3) 2010, S. 43-59.
33. Vorurteile
Perspektiven Erfahrungen
Theorien Interessen
Problem
Gegenstandsbestimmung
Fragestellung
Methodologie
Fo-Design
Feldzugang
Erhebung
Auswertung
Schlussverfahren: qual. Induktion? Abduktion?
Interpretation
(Theorieentwicklung)
Reichertz, Jo (2011): Abduktion: Die Logik der Entdeckung der Grounded Theory.
In: Mey/Mruck (Hrsg.): Grounded Theory Reader. Wiesbaden (2) 2011.
34. Dr. Benjamin Jörissen
http://joerissen.name
benjamin@joerissen.name
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
Hinweis der Redaktion
\n
Dirk Hülst 2010, 283: „Bei näherer Betrachtung erscheint es nicht sehr sinnvoll, quantitative und qualitative sozialwissenschaftliche Forschungsmethodik als Gegensätze zu betrachten, da auch die quantitative Forschung qualitative Aspekte beinhaltet wie z.B. die (Neu-) Fassung von Begriffen, Konstrukten, Indices usw.“\n
Dirk Hülst 2010, 283: „Die Besonderheit des quantitativen Ansatzes besteht nicht vor allem in seiner Orientierung an naturwissenschaftlicher Methodologie [...]. Als differentia spezifica dieser Verfahrensweise ist ihr deduktionistischer Kern, die Verpflichtung zur Axiomatisierung des Wissens und der ,kritischen Prüfung‘ von Theorien und Hypothesen zu begreifen (so die WIssenschaftslehre des ,Kritischen Rationalismus‘).\nQualitative Forschung lehnt weder Zählen noch Messen ab, sie betont jedoch den suchenden Aspekt des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses, der auf dem Weg der Begriffsbildung und geistigen Erzeugung von passenden Konstrukten, Theoremen und Theorien eine möglichst enge Nähe zur Erfahrungsrealität und insbesondere ihren situativen und strukturellen Kontexten bewahren möchte, zu deren Erfassung mengenorientierte statistische Verfahren nur wenig geeignet erscheinen bzw. sind.“\n
\n
\n
\n
\n
\n
\n
\n
\n
"Im Mittelpunkt dieser Forschungsperspektive steht das Subjekt, seine Sichtweisen, Weltbilder, lebensgeschichtlichen (Leidens-) Erfahrungen, Hoffnungen und Handlungsmöglichkeiten". Es geht um die Gewinnung der Innensicht des Subjekts, also um Eindrücke, Wünsche, Ängste, Welt- und Fremddeutungen etc. Insbesondere das Narrative Interview und die Biographieforschung gehen dieser Fragestellung nach – und die Grounded Theory.“\n
"Zu dieser hier sehr allgemein bezeichneten Forschungsperspektive gehören alle jene Ansätze, die – auf welchem Weg auch immer – letztlich beanspruchen, soziales Handeln – und damit ist unter dieser Perspektive immer gemeint: soziales Handeln in Milieus – zu beschreiben und zu verstehen" (ebd. S.93). Vor allem die Ethnografie, manchmal auch "teilnehmende Beobachtung" oder "beobachtende Teilnahme" genannt, verfolgt diese Fragestellungen – und die Grounded Theory.“\n
"Gemeinsam ist den Ansätzen dieser Forschungsperspektive der Anspruch, deutungs- und handlungsgenerierende Tiefenstrukturen rekonstruieren zu wollen" (ebd. S.95). Es sind vor allem die Objektive Hermeneutik, die Gattungsanalyse und die Konversationsanalyse, die dieser Fragerichtung nachgehen.“\n
Diese Forschungsrichtung versucht zu (re-) konstruieren, aufgrund welcher Sinnbezüge Menschen\nhandeln, wie sie handeln. Gefragt wird, wie Subjekte, hineingeboren in eine historisch und sozial vorgedeutete Welt, diese Welt permanent deuten und somit auch verändern. Diese Forschungsfragen werden vor allem von der Diskursanalyse, der dokumentarischen Methode und der hermeneutischen Wissenssoziologie verfolgt – und von der Grounded Theory.“\n
\n
\n
Marotzki (2006): „Fünf klassische Elemente eines Forschungsdesigns können unterschieden werden: Fragestellung, Objektbereich (= Gegenstandsbereich), Datenerhebungs-, Datenauswertungsmethode und Forschertagebuch.“\n
\n
\n
\n
\n
Fo-Design: Dauer, Durchführung, Einsatz von Erhebungs- und Auswertungsmethoden\nFeldzugang: Wahl der zu erhebenden Situation, der zu interviewenden Gruppen oder Personen bzw. des zu erhebenden Materials.\n
Rückwirkung auf Theorien, Gegenstandsbestimmung, Fragestellung und insofern auf das Fo-Design während des laufenden Prozesses.\n
Rückführbarkeit und Transparenz des Interpretationsprozesses: alle Schritte müssen transparent nachvollziehbar sein und ggf. auch revidiert werden.\n
\n
\n
\n
offenes IV: Biographieforschung\nhalboffenes IV: erlaubt Relevanzsetzungen innerhalb eines Themenbereiches, der aber als solcher bereits „gesetzt“ ist.\nLeitfadenIV: ggf. stark suggestiv: Items müssen vorab „durchreflektiert“ sein; nah an quantiativen Fo-Designs\n\nNarratives IV: 1) Erzähgenerierung (frei); 2) Nachfragephase (ebenfalls narrativ); 3) Bilanzierungsphase (argumentativ)\n
Bohnsack/Mannheim; konjunktiver Erfahrungsraum\n
Bohnsack/Mannheim; konjunktiver Erfahrungsraum\n
DM: Formulierende Interpretation (thematische Gliederung), Reflektierende Interpretation (Rekonstruktion der Formalstruktur), Typenbildung (Gemeinsamkeiten der Fälle)\nGTM: offenes Codieren, axiales Codieren (Konzepte und Kategorien entwickeln), selektives Kodieren (Kernkategorien, Schlüsselkategorien) - Interpetation (Abduktion)\n