1. Die Schweiz ist kein Windstromland
Wind versorgt 10 000 Personen
Windenergie ist entlang der Atlantik- und Nordseeküsten Europas eine der kostengünstigsten
erneuerbaren Energien mit weiterhin sehr grossem Ausbaupotenzial. An guten Standorten liegen die
Kosten unter 20 Rappen pro Kilowattstunde und damit für erneuerbare Energien verhältnismässig tief
(der Schweizer Strommix aus Wasserkraft und Kernenergie kostet heute sechs bis acht Rappen pro
Kilowattstunde). In der Schweiz gibt es bezüglich Windgeschwindigkeiten, maximaler Turbinengrösse
und Erschliessungskosten aber vielerorts keine derart geeigneten Bedingungen. Heute sind
schweizweit erst etwa 30 grosse Windkraftanlagen in Betrieb. Ihre installierte Leistung beträgt nach
einem grossen Ausbauschritt 42 Megawatt und ihre Produktion gut 70 Gigawattstunden (2010). Dies
entspricht dem privaten Jahresverbrauch von knapp 10 000 Personen (ohne Energieverbrauch am
Arbeitsplatz).
Bereits heute ist der Widerstand gegen Windparks sehr gross
Der Verband Suisse Eole geht von einem langfristigen Potenzial von 4000 bis 5000 Gigawattstunden
pro Jahr für die Schweiz aus. Das ist aus technischer Sicht nicht unrealistisch. Allerdings gibt es aus
heutiger Sicht Zweifel, ob die Akzeptanz für die dafür notwendigen etwa 2000 Windkraftanlagen in der
Schweiz vorhanden sein wird, da es sich bei den potenziellen Standorten mehrheitlich um exponierte
Lagen in Schutzgebieten handelt. Da die Schweiz kein typisches Windstromland ist, kommen auf-
grund des Windaufkommens nur sehr punktuell Gebiete infrage (vor allem Jura, Unterwallis, Hoch-
gebirge). Andererseits setzt die dichte Siedlungsstruktur der Ausbreitung dieser Technologie Grenzen.
Bereits heute ist der Widerstand gegen neue Windparkprojekte teilweise sehr gross. Zudem gilt es zu
beachten, dass mit zunehmender Erschliessung die Standorte immer schwieriger zugänglich werden
und somit das Risiko besteht, dass die Stromgestehungskosten zukünftig sogar ansteigen.
Reservekraftwerke müssen die Lücke schliessen
Kommt hinzu, dass Windenergie nicht konstant anfällt. Die produzierten Strommengen können extrem
schwanken und sind nicht langfristig planbar. Selbst im windreichen Deutschland sind die Windkraft-
werke nur rund 1500 Stunden (63 Tage) pro Jahr in Betrieb und die produzierte Strommenge
2. schwankt extrem, wie die Grafik zeigt (Zahlen von 2008). Damit Windstrom genutzt werden kann,
müssen daher Reserve- und Speicherkapazitäten geschaffen werden (Gaskraftwerke,
Kohlekraftwerke, Pump-speicherkraftwerke). In Deutschland gibt es heute über 20 000
Windkraftwerke mit einer Gesamt-leistung von rund 25 000 Megawatt (dies entspricht 25 Mal der
Leistung des Kernkraftwerks Gösgen). An gewissen Tagen erzeugen sie alle zusammen weniger
Strom als ein einziges solches Kernkraft-werk, und es gab schon Monate, in denen die halbe
installierte Leistung nie überschritten wurde. Ausserdem müssen die Stromnetze bei vermehrtem
Einsatz von Windkraft massiv ausgebaut werden. In Deutschland alleine rechnet man mit dem
notwendigen Bau von 3600 Kilometern an neuen Hochspannungsleitungen. In den letzten Jahren
konnten davon gerade einmal 100 Kilometer realisiert werden. In Deutschland muss heute bei hohem
Windaufkommen eine von fünf Anlagen abgeschaltet werden, weil Netzkapazitäten fehlen.
Fazit: Das Potenzial der Windkraft kann nur teilweise ausgeschöpft werden
Windenergie kann in der Schweiz einen positiven Beitrag zur künftigen Stromversorgung leisten. Es
ist aber zu erwarten, dass das technische Potenzial aufgrund von wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Restriktionen nur zu einem Teil ausgeschöpft werden kann.