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Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
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Sajjad K.
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Wie wird man als Designerin Kritikerin?
Der Moment, als mir der Chefredakteur des Designreport 2004 nach der Verleihung
des BF-Preises verheißungsvoll seine Visitenkarte in die Hand drückte erhob mich das
von der Designerin in den Status der Design-Kritikerin. Obwohl ich dem Bildungsstand
natürlich ambitionierte Amateurin im Bereich des Journalismus war und geblieben bin.
Was mich mit vielen Designe rInnen und Studierenden heute verbindet: Perspektive /
Zweifel und dem Nachgehen der Zweifel aus der Praxis und Lebenswelt heraus.
Designkritik als Betrachten und Reflektieren der eigenen Arbeits- und Lebenswelt.
Designkritik.dk 2009: Perspektive von Studierenden – Bücher, Texte und Übung,
Ausprobieren.
Seit 2012 lehre ich an der HTW Berlin mit der Aufgabe, genau diese Perspektive
zwischen Theorie und Praxis einzubringen.
Donald Schön mit seiner Idee vom „Reflective Practicioner“ ist deshalb ja so beliebt,
weil wir immer wieder die Erfahrung machen, dass wir angesichts dessen, was in der
Welt passiert dieses Ziel noch gar nicht umgesetzt haben oder wissen, was es
bedeutet.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Designmethodik
3. Semester
Grundlagen
Designprozesse
Perspektiven auf
Design:
…Kreativität
…als Problemlösung
…als Vorgehensmodell
Designdiskurs 1
4. Semester 

Grundlagen Diskurse
Argumente
Recherche
Diskurse
Designdiskurs 2
5. Semester 

Vertiefung
Designdiskurs
wissenschaftliches
Arbeiten
kritische Reflexion
eigene Position zu
aktuellen Debatten
kritischer Diskurs … ForschungPerspektiven / Argumente / AkteureDesign als Begriff/Modell/Praxis
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Designmethodik
3. Semester
Grundlagen
Designprozesse
Perspektiven auf
Design:
…Kreativität
…als Problemlösung
…als Vorgehensmodell
Designdiskurs 1
4. Semester 

Grundlagen Diskurse
Argumente
Recherche
Diskurse
Designdiskurs 2
5. Semester 

Vertiefung
Designdiskurs
wissenschaftliches
Arbeiten
kritische Reflexion
eigene Position zu
aktuellen Debatten
kritischer Diskurs … ForschungPerspektiven / Argumente / AkteureDesign als Begriff/Modell/Praxis
Hier sehen Sie den derzeitigen Plan dieser Modulreihe, ich werde heute auf das dritte
Modul in der Reihe eingehen, weil es besonders auf die Urteilsfähigkeit in
Grundlegenden Designdebatten eingeht.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Manifest zur Bauhaus Frage
(projekt bauhaus 2015)
„Kann Gestaltung die Gesellschaft
verändern?“
5. Semester 2 SWS über 9 Wochen; 40 TN
Kommunikationsdesign
Lektüre
Diskussion
Wissenschaftliche Skills
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Manifest zur Bauhaus Frage
(projekt bauhaus 2015)
„Kann Gestaltung die Gesellschaft
verändern?“
5. Semester 2 SWS über 9 Wochen; 40 TN
Kommunikationsdesign
Lektüre
Diskussion
Wissenschaftliche Skills
Was Sajjad Khaitbi (artsalve.eu) wunderbar mit dem 130. Geburtstag von Hugo Ball
verbunden hat, war eine Aufgabe, die ich an der HTW Berlin in einem Theorie-Kurs
gebe.
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Texte: „Kann Gestaltung die Gesellschaft verändern?“
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Texte: „Kann Gestaltung die Gesellschaft verändern?“
Wir lasen Textpassagen, Manifeste und Programme, die alle mit dem
emanzipatorischen im Design zu tun haben. Es gab Referate zu den Texten und
Sekundärquellen, auch Videos von Vorträgen, zum besseren Verstehen.
Es sollten Referenzen und Linien zu den großen Designdebatten gezeigt werden.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
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Warum Manifeste?
Die Fähigkeit, an kritischen Debatten teilzunehmen, erfordert das Erlernen und
Erproben von wissenschaftlichen Skills – aber eben auch der Reflexionsfähigkeit.
Design hat sich verändert – die Rezeption und die Rolle von Geschriebenem hat sich
verändert. Trotzdem halten wir hier oft an Lehr-Formaten fest, die wir kennen.
Diskrepanzen gibt es auch inhaltlich:
An vielen Schulen ist das Studium stark berufsorientiert, ein Training von Skills, wie
Portfolio, Anwendung von Techniken, Praktika, Corporate Design und Marketing.
Theoriekurse konfrontieren die Lernenden dann oft mit kritischen Texten, die mit dem
Erleben in den anderen Fächern rein gar nichts zu tun haben. Das Nachdenken über
die persönliche Motivation geht in der Fülle des eng getakteten Studiums und
Wettbewerbs unter.
Die Manifeste sind eine Möglichkeit in der Lehre, eigene Perspektiven im
Zusammenspiel mit Texten zu erproben.
Nebenbei erfahren wir, wie die ja noch sehr jungen Menschen mit den Anforderungen
an kritisches Denken und die Veränderungen des Designbegriffs umgehen.
Denn ist es nicht zwingend, dass angesichts des Weltgeschehens Menschen
gleichzeitig DesignerInnen sind und aber auch mit Distanz darauf schauen können?
Was erzählen uns die Manifeste?
Viele gaben natürlich auch wieder, was in anderen Kursen gelernt wurde, waren auf
technische Aspekte des Designs bezogen. Für andere war es die Möglichkeit einer
Bestandsaufnahme.
Ich möchte Ihnen einige Eindrücke zeigen –
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Was tue ich nun als noch junge, naive, unerfahrene
Designstudentin, die in dieser Welt arbeiten möchte? Will ich
die Welt verbessern? Will ich mich besonders darstellen […]
als Königin des Designs? Beeinflussen, ändern, verbessern?
Was nun? Bin ich dieser Verantwortung wirklich gewachsen? Will
ich mich dieser überhaupt stellen mit der Aussicht es höchst
wahrscheinlich mit diesem Beruf nicht bis ins hohe Rentenalter
zu schaffen und im Endeffekt mit wenig Geld in der Tasche zu
überleben? Ist die Selbstverwirklichung so viel wert?
Rebecca R.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Was tue ich nun als noch junge, naive, unerfahrene
Designstudentin, die in dieser Welt arbeiten möchte? Will ich
die Welt verbessern? Will ich mich besonders darstellen […]
als Königin des Designs? Beeinflussen, ändern, verbessern?
Was nun? Bin ich dieser Verantwortung wirklich gewachsen? Will
ich mich dieser überhaupt stellen mit der Aussicht es höchst
wahrscheinlich mit diesem Beruf nicht bis ins hohe Rentenalter
zu schaffen und im Endeffekt mit wenig Geld in der Tasche zu
überleben? Ist die Selbstverwirklichung so viel wert?
Rebecca R.
Warum noch Designerin werden?
Ein großes Thema war angesichts der Lage von Design zwischen Anspruch (in den
Texten) und ökonomischer Wirklichkeit (in Beiträgen von z.B. Berufsverbänden) die
Angst vor der Prekarisierung – in vielen Manifesten wurde Bestandsaufnahme der
eigenen Ansprüche gemacht.
[ … die Texte haben ] mich sehr stark verunsichert in der Hinsicht, warum ich
eigentlich dann noch Designerin sein möchte, wenn ich höchstwahrscheinlich in
Zukunft diesen Beruf nicht mehr nachgehen kann aufgrund von schlechter Bezahlung,
zu viel Konkurrenz oder dem zu schnell wachsenden technischen Wandel. Ein erster
Schritt zu einer persönlichen Motivation – Rebecca: Unverständliche
Bedienungsanleitung, bewegende Ansprache.
[ … ] unverständliche Anleitungen wird es immer geben bzw. es wird immer eine
Gruppe individueller Menschen geben, für die es Wert ist [ … ] ein Verständnis
aufzubauen. 
Rebecca R.
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Design-Manifeste
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Design-Manifeste
Form spielte für die Designer_innen eine große Rolle, auch wenn es ein Theoriekurs
war.
Die Form half, bestimmte Konflikte im Diskurs sichtbar zu machen.
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Leonie K.
Form Zunächst einmal ist der Designbegriff universell geworden. Diese Erkenntnis trifft
viele wie der Schlag.
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Leonie K.
Form
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Milan V.
Form
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Milan V.
Form Beispiel: Differenzen in der Wahrnehmung gestalterischer Praxis und Suche in der
Unschärfe des Designbegriffs.
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Cornelius C.
Form
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Cornelius C.
Form Cornelius C.
Beispiel: Mittels Algorithmus generiertes Manifest aus Aussagen zum Design.
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Trust through design
A Manifesto
Current design has no future.
[…]
Seulki L.
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Trust through design
A Manifesto
Current design has no future.
[…]
Seulki L.
Die Beschäftigung mit den Zweifeln und Widersprüchen im Design führte zu radikalen
Aussagen.
Dabei sind diese Aussagen durchaus in der kritischen Debatte haltbar. Clive Dilnot
z.B. polemisierte einmal, Design sei "dead "– der Designer als Sozialtypus hingegen
lebendig und wichtiger denn je.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Franziska B.
Form
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Franziska B.
Form Kann man sich dieses Gefühls ermächtigen?
Viele thematisieren auch die Ohnmacht, die sie angesichts ihrer Um- und Mitwelt
empfinden – die eben auch im krassen Gegensatz zu den Aussagen vieler kritischer
Texte über die Wirkmacht und Verantwortung von Gestaltern, von „Maker“-Narrativen
steht.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Samuel W.
Form
Rolle
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Samuel W.
Form
Rolle
Aber jede Dekonstruktion mündet in neuen Perspektiven, die sehr vorsichtig formuliert
werden – hier auch kaum sichtbar in der Form.
Designbegriff: Das heißt aber auch, dass die Studierenden sich nicht unbedingt in der
Rolle sehen, den Designbegriff über intellektuelle Prozesse zu formen. Vielmehr
äußern sie, dass wenn alle Designer sind, die persönliche Integrität an Bedeutung
gewinnt.
Samuel Weber
mich
die gesellschaft
nichts
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Wie soll man Wertvolles erschaffen, Leistungen erbringen, wenn man
selbst kein bewusstes Wertesystem hat?
Katharina B.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto schwieriger stelle ich es mir vor,
mit Design eine ehrliche Arbeit zu machen.
Carina F.
Werte
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Wie soll man Wertvolles erschaffen, Leistungen erbringen, wenn man
selbst kein bewusstes Wertesystem hat?
Katharina B.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto schwieriger stelle ich es mir vor,
mit Design eine ehrliche Arbeit zu machen.
Carina F.
Werte Die Konfrontation mit Texten von Papanek, dem First-Things-First-Manifesten und der
Kritik des Kreativitätsdispositivs kann man hier besonders ablesen.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Sveta S.
…
Doppelmoral
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Sveta S.
…
Doppelmoral Ken GArlands First-Things-First war die Vorlage für diese harte Bestandsaufnahme, die
so manchem Design-Gehabe die Maske herunterreißt.
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Lisa M.
Kreativität
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Lisa M.
Kreativität Es wird begonnen, Dispositive von „Kreativität“ zu hinterfragen. Die Prägung durch
den gesellschaftlichen Imperativ der Kreativität ist für die Studierenden ein Konflikt –
denn bedeutet die Abkehr von diesen symbolischen Handlungen (Avocadotoast) nicht
auch eine Reise in die Unsicherheit?
Weltdesigner bezieht sich auf Friedrich von Borries* gleichzeitig erschienenes Buch.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
IN EINER WELT DER
SELBSTDARSTELLUNG IST ES KEINE KUNST MEHR
FAMOUS ZU WERDEN.
DIE KUNST IST ES UNSICHTBAR ZU BLEIBEN.
#inkognito
Fee B.
Selbstdarstellung
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IN EINER WELT DER
SELBSTDARSTELLUNG IST ES KEINE KUNST MEHR
FAMOUS ZU WERDEN.
DIE KUNST IST ES UNSICHTBAR ZU BLEIBEN.
#inkognito
Fee B.
Selbstdarstellung Rückzug in die Unsichtbarkeit, raus aus der Mühle der Selbstdarstellung – als was
viele Plattformen im Web empfunden werden. Der Traum des – auch kritischen –
Austauschs im Web scheint überkommen.
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Werte
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Werte Plötzlich kommen Begriffe auf, die wir vor allem im Bezug auf die Arbeit in der von
Leistung und Individualität geprägten Designwelt kaum gehört haben. Hier sind zwar
Klischees enthalten – aber die Arbeitswelt in Form der Begriffe „Arbeitnehmer“ und
„Kollegen“ taucht auf. Diese Studentin war es satt, „Einzelkämpferin“ sein zu müssen.
Überhaupt war ein neuer Blick auf die Arbeitswelt und die Mythen von Start-Up-Kultur
ein großes Thema.
Das im Design oft strapazierte Wort „Verantwortung“ nimmt Formen an – 
Dass die Selbstständigkeit und Unternehmertum evt. doch nicht die Verheißung von
Freiheit sind und dass unternehmerische Verantwortung nicht nur in „Obstkörben und
Pubcrawls“ besteht, gehörte zu den Diagnosen.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Sebastian S.
Werte
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Sebastian S.
Werte Wie man mit der Enttäuschung umgehen kann, äussert Sebastian mit „Großer Klappe
folgt große Erwartungshaltung“ dass der Begriff „Verantwortung“ ihn nervt, auch weil
GestalterInnen ihm in seinen Augen sowieso seit jeher nicht gerecht werden.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
[ … ]sich aus dem bequemen kreativen Nest zu
lösen, auf ambitionierte Mitmenschen aller
Disziplinen zuzugehen und gemeinsam über
die Verantwortung unserer Generation zu reden,
statt in immer neu aufgewärmten Manifesten
der eigenen Gattung einen Stempel aufdrücken
zu wollen.
Sebastian S.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
[ … ]sich aus dem bequemen kreativen Nest zu
lösen, auf ambitionierte Mitmenschen aller
Disziplinen zuzugehen und gemeinsam über
die Verantwortung unserer Generation zu reden,
statt in immer neu aufgewärmten Manifesten
der eigenen Gattung einen Stempel aufdrücken
zu wollen.
Sebastian S.
Die abgrenzende, oft elitäre Debatte um Design in der Verantwortung sieht er als oft
gebrauchte bequeme Hülse.
Den Drang, Manifeste über Design zu verfassen, übrigens auch.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Unsicherheiten formulieren und aushalten
vs. Design als Problemlöser
Design ≠ Werte
vs. Design als Prinzip der „guten“ Innovation
Don’t act just yet. It’s OK.
vs. dem Wahn des Machens und Verwirklichens und Nutzens
„Verantwortung“
Für wen? Direkt statt abstrakt. Was sind meine Möglichkeiten?
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Unsicherheiten formulieren und aushalten
vs. Design als Problemlöser
Design ≠ Werte
vs. Design als Prinzip der „guten“ Innovation
Don’t act just yet. It’s OK.
vs. dem Wahn des Machens und Verwirklichens und Nutzens
„Verantwortung“
Für wen? Direkt statt abstrakt. Was sind meine Möglichkeiten?
Zusammenfassung in Kürze:
Die Ergebnisse zeigen, dass der persönliche Bezug für die Studierenden der wichtigste
war.
Für die Sinnsuche, die die Manifeste bei den Einzelnen anstoßen können, brauchen Sie
Zeit.
Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass die Anzweiflung einiger „Design-
Mythen“ (siehe oben) ein guter Ausgangspunkt ist. Der Kurs fungiert so als
„Boxenstopp“ auf dem Weg zum Abschluss oder dem weiterführenden Studium.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Kritik üben heute?
Dass jeder ein Kritiker ist, heißt (oder sollte heißen),
dass wir allesamt in der Lage sind, gegen unsere
Vorurteile anzudenken, eine Balance zwischen Skepsis
und Aufgeschlossenheit zu finden, unsere
abgestumpften und übersättigten Sinne zu schärfen
und gegen die intellektuelle Trägheit anzukämpfen,
die uns umgibt.
A. O. Scott, 2016, Kritik Üben, Hanser
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Kritik üben heute?
Dass jeder ein Kritiker ist, heißt (oder sollte heißen),
dass wir allesamt in der Lage sind, gegen unsere
Vorurteile anzudenken, eine Balance zwischen Skepsis
und Aufgeschlossenheit zu finden, unsere
abgestumpften und übersättigten Sinne zu schärfen
und gegen die intellektuelle Trägheit anzukämpfen,
die uns umgibt.
A. O. Scott, 2016, Kritik Üben, Hanser
Kritisches Denken für diese breite Vielfalt von Designstudierenden.
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
… im Design verankerte Konflikte
für die Einzelnen formulierbar
machen!
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
… im Design verankerte Konflikte
für die Einzelnen formulierbar
machen!
Und was heißt das genau für die Lehre? Um auf die Frage der Tagung in welchem Maße
Designjournalismus und -kritik diesen veränderten, erweiterten, manchmal auch
widersprüchlichen Designbegriff reflektieren und vermitteln können:
Womöglich besteht die Rolle der Lehre heute auch darin, die im Design verankerten
Konflikte für die Einzelnen individuell formulierbar zu machen, die
Widersprüchlichkeit wahrzunehmen – und eine Situation zu bieten, die den Umgang
miteinander schult.
Je komplexer die Möglichkeiten von Design werden, desto mehr Möglichkeiten der
Lehre muss ich schaffen, dass
auch sehr junge Studierende ihre Rolle ausprobieren und finden können, beruflich wie
persönlich. Wie sich Designlehre dahingehend entwickelt, erforschen wir an der HTW
mit dem EduLab.
Wollen wir kritisch denkende Menschen begleiten, müssen wir Möglichkeiten
schaffen, die außerhalb der Spezialisierung auf akademische Formate liegen. Es ist
nicht damit getan, jegliche Beschäftigung mit Theorie in den Master zu verschieben
oder kritische Reflektion mit „Wissenschaft“ oder „Journalismus“ zu labeln – und
dann über Wahlfächer auszublenden.
Der BF-Preis hat für mich damals bewirkt, dass mein tastendes Vorgehen Bestätigung
fand – für mich eine bis heute wertvolle Erfahrung.
… und vielleicht ist die Wahrnehmung der Designwelt dann eben ein dadaistisches
Gedicht. (Sound Dada-Gedicht)
Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
Good Luck!

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  • 4. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Wie wird man als Designerin Kritikerin? Der Moment, als mir der Chefredakteur des Designreport 2004 nach der Verleihung des BF-Preises verheißungsvoll seine Visitenkarte in die Hand drückte erhob mich das von der Designerin in den Status der Design-Kritikerin. Obwohl ich dem Bildungsstand natürlich ambitionierte Amateurin im Bereich des Journalismus war und geblieben bin. Was mich mit vielen Designe rInnen und Studierenden heute verbindet: Perspektive / Zweifel und dem Nachgehen der Zweifel aus der Praxis und Lebenswelt heraus. Designkritik als Betrachten und Reflektieren der eigenen Arbeits- und Lebenswelt. Designkritik.dk 2009: Perspektive von Studierenden – Bücher, Texte und Übung, Ausprobieren. Seit 2012 lehre ich an der HTW Berlin mit der Aufgabe, genau diese Perspektive zwischen Theorie und Praxis einzubringen. Donald Schön mit seiner Idee vom „Reflective Practicioner“ ist deshalb ja so beliebt, weil wir immer wieder die Erfahrung machen, dass wir angesichts dessen, was in der Welt passiert dieses Ziel noch gar nicht umgesetzt haben oder wissen, was es bedeutet.
  • 5. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Designmethodik 3. Semester Grundlagen Designprozesse Perspektiven auf Design: …Kreativität …als Problemlösung …als Vorgehensmodell Designdiskurs 1 4. Semester 
 Grundlagen Diskurse Argumente Recherche Diskurse Designdiskurs 2 5. Semester 
 Vertiefung Designdiskurs wissenschaftliches Arbeiten kritische Reflexion eigene Position zu aktuellen Debatten kritischer Diskurs … ForschungPerspektiven / Argumente / AkteureDesign als Begriff/Modell/Praxis
  • 6. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Designmethodik 3. Semester Grundlagen Designprozesse Perspektiven auf Design: …Kreativität …als Problemlösung …als Vorgehensmodell Designdiskurs 1 4. Semester 
 Grundlagen Diskurse Argumente Recherche Diskurse Designdiskurs 2 5. Semester 
 Vertiefung Designdiskurs wissenschaftliches Arbeiten kritische Reflexion eigene Position zu aktuellen Debatten kritischer Diskurs … ForschungPerspektiven / Argumente / AkteureDesign als Begriff/Modell/Praxis Hier sehen Sie den derzeitigen Plan dieser Modulreihe, ich werde heute auf das dritte Modul in der Reihe eingehen, weil es besonders auf die Urteilsfähigkeit in Grundlegenden Designdebatten eingeht.
  • 7. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Manifest zur Bauhaus Frage (projekt bauhaus 2015) „Kann Gestaltung die Gesellschaft verändern?“ 5. Semester 2 SWS über 9 Wochen; 40 TN Kommunikationsdesign Lektüre Diskussion Wissenschaftliche Skills
  • 8. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Manifest zur Bauhaus Frage (projekt bauhaus 2015) „Kann Gestaltung die Gesellschaft verändern?“ 5. Semester 2 SWS über 9 Wochen; 40 TN Kommunikationsdesign Lektüre Diskussion Wissenschaftliche Skills Was Sajjad Khaitbi (artsalve.eu) wunderbar mit dem 130. Geburtstag von Hugo Ball verbunden hat, war eine Aufgabe, die ich an der HTW Berlin in einem Theorie-Kurs gebe.
  • 9. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Texte: „Kann Gestaltung die Gesellschaft verändern?“
  • 10. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Texte: „Kann Gestaltung die Gesellschaft verändern?“ Wir lasen Textpassagen, Manifeste und Programme, die alle mit dem emanzipatorischen im Design zu tun haben. Es gab Referate zu den Texten und Sekundärquellen, auch Videos von Vorträgen, zum besseren Verstehen. Es sollten Referenzen und Linien zu den großen Designdebatten gezeigt werden.
  • 11. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer
  • 12. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Warum Manifeste? Die Fähigkeit, an kritischen Debatten teilzunehmen, erfordert das Erlernen und Erproben von wissenschaftlichen Skills – aber eben auch der Reflexionsfähigkeit. Design hat sich verändert – die Rezeption und die Rolle von Geschriebenem hat sich verändert. Trotzdem halten wir hier oft an Lehr-Formaten fest, die wir kennen. Diskrepanzen gibt es auch inhaltlich: An vielen Schulen ist das Studium stark berufsorientiert, ein Training von Skills, wie Portfolio, Anwendung von Techniken, Praktika, Corporate Design und Marketing. Theoriekurse konfrontieren die Lernenden dann oft mit kritischen Texten, die mit dem Erleben in den anderen Fächern rein gar nichts zu tun haben. Das Nachdenken über die persönliche Motivation geht in der Fülle des eng getakteten Studiums und Wettbewerbs unter. Die Manifeste sind eine Möglichkeit in der Lehre, eigene Perspektiven im Zusammenspiel mit Texten zu erproben. Nebenbei erfahren wir, wie die ja noch sehr jungen Menschen mit den Anforderungen an kritisches Denken und die Veränderungen des Designbegriffs umgehen. Denn ist es nicht zwingend, dass angesichts des Weltgeschehens Menschen gleichzeitig DesignerInnen sind und aber auch mit Distanz darauf schauen können? Was erzählen uns die Manifeste? Viele gaben natürlich auch wieder, was in anderen Kursen gelernt wurde, waren auf technische Aspekte des Designs bezogen. Für andere war es die Möglichkeit einer Bestandsaufnahme. Ich möchte Ihnen einige Eindrücke zeigen –
  • 13. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Was tue ich nun als noch junge, naive, unerfahrene Designstudentin, die in dieser Welt arbeiten möchte? Will ich die Welt verbessern? Will ich mich besonders darstellen […] als Königin des Designs? Beeinflussen, ändern, verbessern? Was nun? Bin ich dieser Verantwortung wirklich gewachsen? Will ich mich dieser überhaupt stellen mit der Aussicht es höchst wahrscheinlich mit diesem Beruf nicht bis ins hohe Rentenalter zu schaffen und im Endeffekt mit wenig Geld in der Tasche zu überleben? Ist die Selbstverwirklichung so viel wert? Rebecca R.
  • 14. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Was tue ich nun als noch junge, naive, unerfahrene Designstudentin, die in dieser Welt arbeiten möchte? Will ich die Welt verbessern? Will ich mich besonders darstellen […] als Königin des Designs? Beeinflussen, ändern, verbessern? Was nun? Bin ich dieser Verantwortung wirklich gewachsen? Will ich mich dieser überhaupt stellen mit der Aussicht es höchst wahrscheinlich mit diesem Beruf nicht bis ins hohe Rentenalter zu schaffen und im Endeffekt mit wenig Geld in der Tasche zu überleben? Ist die Selbstverwirklichung so viel wert? Rebecca R. Warum noch Designerin werden? Ein großes Thema war angesichts der Lage von Design zwischen Anspruch (in den Texten) und ökonomischer Wirklichkeit (in Beiträgen von z.B. Berufsverbänden) die Angst vor der Prekarisierung – in vielen Manifesten wurde Bestandsaufnahme der eigenen Ansprüche gemacht. [ … die Texte haben ] mich sehr stark verunsichert in der Hinsicht, warum ich eigentlich dann noch Designerin sein möchte, wenn ich höchstwahrscheinlich in Zukunft diesen Beruf nicht mehr nachgehen kann aufgrund von schlechter Bezahlung, zu viel Konkurrenz oder dem zu schnell wachsenden technischen Wandel. Ein erster Schritt zu einer persönlichen Motivation – Rebecca: Unverständliche Bedienungsanleitung, bewegende Ansprache. [ … ] unverständliche Anleitungen wird es immer geben bzw. es wird immer eine Gruppe individueller Menschen geben, für die es Wert ist [ … ] ein Verständnis aufzubauen.  Rebecca R.
  • 15. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Design-Manifeste
  • 16. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Design-Manifeste Form spielte für die Designer_innen eine große Rolle, auch wenn es ein Theoriekurs war. Die Form half, bestimmte Konflikte im Diskurs sichtbar zu machen.
  • 17. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Leonie K. Form Zunächst einmal ist der Designbegriff universell geworden. Diese Erkenntnis trifft viele wie der Schlag.
  • 18. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Leonie K. Form
  • 19. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Milan V. Form
  • 20. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Milan V. Form Beispiel: Differenzen in der Wahrnehmung gestalterischer Praxis und Suche in der Unschärfe des Designbegriffs.
  • 21. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Cornelius C. Form
  • 22. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Cornelius C. Form Cornelius C. Beispiel: Mittels Algorithmus generiertes Manifest aus Aussagen zum Design.
  • 23. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Trust through design A Manifesto Current design has no future. […] Seulki L.
  • 24. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Trust through design A Manifesto Current design has no future. […] Seulki L. Die Beschäftigung mit den Zweifeln und Widersprüchen im Design führte zu radikalen Aussagen. Dabei sind diese Aussagen durchaus in der kritischen Debatte haltbar. Clive Dilnot z.B. polemisierte einmal, Design sei "dead "– der Designer als Sozialtypus hingegen lebendig und wichtiger denn je.
  • 25. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Franziska B. Form
  • 26. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Franziska B. Form Kann man sich dieses Gefühls ermächtigen? Viele thematisieren auch die Ohnmacht, die sie angesichts ihrer Um- und Mitwelt empfinden – die eben auch im krassen Gegensatz zu den Aussagen vieler kritischer Texte über die Wirkmacht und Verantwortung von Gestaltern, von „Maker“-Narrativen steht.
  • 27. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Samuel W. Form Rolle
  • 28. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Samuel W. Form Rolle Aber jede Dekonstruktion mündet in neuen Perspektiven, die sehr vorsichtig formuliert werden – hier auch kaum sichtbar in der Form. Designbegriff: Das heißt aber auch, dass die Studierenden sich nicht unbedingt in der Rolle sehen, den Designbegriff über intellektuelle Prozesse zu formen. Vielmehr äußern sie, dass wenn alle Designer sind, die persönliche Integrität an Bedeutung gewinnt. Samuel Weber mich die gesellschaft nichts
  • 29. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Wie soll man Wertvolles erschaffen, Leistungen erbringen, wenn man selbst kein bewusstes Wertesystem hat? Katharina B. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schwieriger stelle ich es mir vor, mit Design eine ehrliche Arbeit zu machen. Carina F. Werte
  • 30. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Wie soll man Wertvolles erschaffen, Leistungen erbringen, wenn man selbst kein bewusstes Wertesystem hat? Katharina B. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schwieriger stelle ich es mir vor, mit Design eine ehrliche Arbeit zu machen. Carina F. Werte Die Konfrontation mit Texten von Papanek, dem First-Things-First-Manifesten und der Kritik des Kreativitätsdispositivs kann man hier besonders ablesen.
  • 31. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Sveta S. … Doppelmoral
  • 32. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Sveta S. … Doppelmoral Ken GArlands First-Things-First war die Vorlage für diese harte Bestandsaufnahme, die so manchem Design-Gehabe die Maske herunterreißt.
  • 33. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Lisa M. Kreativität
  • 34. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Lisa M. Kreativität Es wird begonnen, Dispositive von „Kreativität“ zu hinterfragen. Die Prägung durch den gesellschaftlichen Imperativ der Kreativität ist für die Studierenden ein Konflikt – denn bedeutet die Abkehr von diesen symbolischen Handlungen (Avocadotoast) nicht auch eine Reise in die Unsicherheit? Weltdesigner bezieht sich auf Friedrich von Borries* gleichzeitig erschienenes Buch.
  • 35. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer IN EINER WELT DER SELBSTDARSTELLUNG IST ES KEINE KUNST MEHR FAMOUS ZU WERDEN. DIE KUNST IST ES UNSICHTBAR ZU BLEIBEN. #inkognito Fee B. Selbstdarstellung
  • 36. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer IN EINER WELT DER SELBSTDARSTELLUNG IST ES KEINE KUNST MEHR FAMOUS ZU WERDEN. DIE KUNST IST ES UNSICHTBAR ZU BLEIBEN. #inkognito Fee B. Selbstdarstellung Rückzug in die Unsichtbarkeit, raus aus der Mühle der Selbstdarstellung – als was viele Plattformen im Web empfunden werden. Der Traum des – auch kritischen – Austauschs im Web scheint überkommen.
  • 37. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Werte
  • 38. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Werte Plötzlich kommen Begriffe auf, die wir vor allem im Bezug auf die Arbeit in der von Leistung und Individualität geprägten Designwelt kaum gehört haben. Hier sind zwar Klischees enthalten – aber die Arbeitswelt in Form der Begriffe „Arbeitnehmer“ und „Kollegen“ taucht auf. Diese Studentin war es satt, „Einzelkämpferin“ sein zu müssen. Überhaupt war ein neuer Blick auf die Arbeitswelt und die Mythen von Start-Up-Kultur ein großes Thema. Das im Design oft strapazierte Wort „Verantwortung“ nimmt Formen an –  Dass die Selbstständigkeit und Unternehmertum evt. doch nicht die Verheißung von Freiheit sind und dass unternehmerische Verantwortung nicht nur in „Obstkörben und Pubcrawls“ besteht, gehörte zu den Diagnosen.
  • 39. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Sebastian S. Werte
  • 40. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Sebastian S. Werte Wie man mit der Enttäuschung umgehen kann, äussert Sebastian mit „Großer Klappe folgt große Erwartungshaltung“ dass der Begriff „Verantwortung“ ihn nervt, auch weil GestalterInnen ihm in seinen Augen sowieso seit jeher nicht gerecht werden.
  • 41. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer [ … ]sich aus dem bequemen kreativen Nest zu lösen, auf ambitionierte Mitmenschen aller Disziplinen zuzugehen und gemeinsam über die Verantwortung unserer Generation zu reden, statt in immer neu aufgewärmten Manifesten der eigenen Gattung einen Stempel aufdrücken zu wollen. Sebastian S.
  • 42. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer [ … ]sich aus dem bequemen kreativen Nest zu lösen, auf ambitionierte Mitmenschen aller Disziplinen zuzugehen und gemeinsam über die Verantwortung unserer Generation zu reden, statt in immer neu aufgewärmten Manifesten der eigenen Gattung einen Stempel aufdrücken zu wollen. Sebastian S. Die abgrenzende, oft elitäre Debatte um Design in der Verantwortung sieht er als oft gebrauchte bequeme Hülse. Den Drang, Manifeste über Design zu verfassen, übrigens auch.
  • 43. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Unsicherheiten formulieren und aushalten vs. Design als Problemlöser Design ≠ Werte vs. Design als Prinzip der „guten“ Innovation Don’t act just yet. It’s OK. vs. dem Wahn des Machens und Verwirklichens und Nutzens „Verantwortung“ Für wen? Direkt statt abstrakt. Was sind meine Möglichkeiten?
  • 44. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Unsicherheiten formulieren und aushalten vs. Design als Problemlöser Design ≠ Werte vs. Design als Prinzip der „guten“ Innovation Don’t act just yet. It’s OK. vs. dem Wahn des Machens und Verwirklichens und Nutzens „Verantwortung“ Für wen? Direkt statt abstrakt. Was sind meine Möglichkeiten? Zusammenfassung in Kürze: Die Ergebnisse zeigen, dass der persönliche Bezug für die Studierenden der wichtigste war. Für die Sinnsuche, die die Manifeste bei den Einzelnen anstoßen können, brauchen Sie Zeit. Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass die Anzweiflung einiger „Design- Mythen“ (siehe oben) ein guter Ausgangspunkt ist. Der Kurs fungiert so als „Boxenstopp“ auf dem Weg zum Abschluss oder dem weiterführenden Studium.
  • 45. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Kritik üben heute? Dass jeder ein Kritiker ist, heißt (oder sollte heißen), dass wir allesamt in der Lage sind, gegen unsere Vorurteile anzudenken, eine Balance zwischen Skepsis und Aufgeschlossenheit zu finden, unsere abgestumpften und übersättigten Sinne zu schärfen und gegen die intellektuelle Trägheit anzukämpfen, die uns umgibt. A. O. Scott, 2016, Kritik Üben, Hanser
  • 46. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Kritik üben heute? Dass jeder ein Kritiker ist, heißt (oder sollte heißen), dass wir allesamt in der Lage sind, gegen unsere Vorurteile anzudenken, eine Balance zwischen Skepsis und Aufgeschlossenheit zu finden, unsere abgestumpften und übersättigten Sinne zu schärfen und gegen die intellektuelle Trägheit anzukämpfen, die uns umgibt. A. O. Scott, 2016, Kritik Üben, Hanser Kritisches Denken für diese breite Vielfalt von Designstudierenden.
  • 47. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer … im Design verankerte Konflikte für die Einzelnen formulierbar machen!
  • 48. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer … im Design verankerte Konflikte für die Einzelnen formulierbar machen! Und was heißt das genau für die Lehre? Um auf die Frage der Tagung in welchem Maße Designjournalismus und -kritik diesen veränderten, erweiterten, manchmal auch widersprüchlichen Designbegriff reflektieren und vermitteln können: Womöglich besteht die Rolle der Lehre heute auch darin, die im Design verankerten Konflikte für die Einzelnen individuell formulierbar zu machen, die Widersprüchlichkeit wahrzunehmen – und eine Situation zu bieten, die den Umgang miteinander schult. Je komplexer die Möglichkeiten von Design werden, desto mehr Möglichkeiten der Lehre muss ich schaffen, dass auch sehr junge Studierende ihre Rolle ausprobieren und finden können, beruflich wie persönlich. Wie sich Designlehre dahingehend entwickelt, erforschen wir an der HTW mit dem EduLab. Wollen wir kritisch denkende Menschen begleiten, müssen wir Möglichkeiten schaffen, die außerhalb der Spezialisierung auf akademische Formate liegen. Es ist nicht damit getan, jegliche Beschäftigung mit Theorie in den Master zu verschieben oder kritische Reflektion mit „Wissenschaft“ oder „Journalismus“ zu labeln – und dann über Wahlfächer auszublenden. Der BF-Preis hat für mich damals bewirkt, dass mein tastendes Vorgehen Bestätigung fand – für mich eine bis heute wertvolle Erfahrung. … und vielleicht ist die Wahrnehmung der Designwelt dann eben ein dadaistisches Gedicht. (Sound Dada-Gedicht)
  • 49. Prof. Birgit Bauer HTW Berlin @Birgit_S_Bauer Good Luck!