Workshop Overtourismus
an der Universität Bamberg am 8. November 2019
Ausgelöst durch Bürgerproteste in Venedig, Dubrovnik, Barcelona oder auch Amsterdam und Berlin ist spätes-tens seit dem Sommer 2017 eine intensive mediale Diskussion über Overtourismus-Phänomen im Gange (vgl. z. B. Arte 2017, Müller 2017). Unvorbereitet vom „Umkippen“ der Stimmung in manchen städtetouristischen Destinationen reagiert die Tourismusszene aktuell relativ hektisch (destinet 2017, McKinsey & Company 2011) und bemüht sich etwas kurzatmig um Schadensbegrenzung.
Im Vortrag soll vor allem der Frage nachgegangen werden, wie das Entstehen von Overtourismus-Effekten aus sozialwissenschaftlicher Sicht gefasst werden kann. Damit wird weniger auf die Extrembeispiele sondern vor allem auf zwar stark von touristischen Besuchern geprägte städtetouristischen Destinationen abgestellt, in denen die öffentliche Meinung aber noch nicht vollkommen gekippt ist. Dementsprechend geht es auch darum, welche quantitativen und qualitativen nachfrageseitigen Parameter zur Akzeptanz bzw. Ablehnung des Tourismus bei der Wohnbevölkerung im Sinne einer sozialen Tragfähigkeit beitragen.
Mit Blick auf die Management-Ansätze wird damit insbesondere auf deren Beitrag zur Reduzierung der Vulne-rabilität bzw. einer Stärkung der Resilienz (vgl. Bohle & Glade 2007) abgestellt. Stabilisierung und Förderung der Akzeptanz stehen damit im Vordergrund. Hierzu wird Bezug genommen auf von der UNWTO vorgelegten Empfehlungen von Managementansätzen (UNWTO 2018 aufbauend auf Koens & Postma 2017). Diese schei-nen teilweise etwas kurz gegriffen und werden dementsprechend erweitert.
Die Grenzen der sozialen Tragfähigkeit scheinen dabei nicht nur ein reines Mengenproblem darzustellen. Die Akzeptanz von Besuchern wird einerseits stark von der Wachstumsgeschwindigkeit beeinflusst. Moderate Wachstumsraten können – auch bei bereits hoher Tourismusintensität – zu einer Art Gewöhnungseffekt führen, so dass die Toleranzschwelle nicht überschritten wird. Dies gilt andererseits insbesondere dann, wenn der Bevölkerung entsprechende Vermeidungs- und Ausweichoptionen sowie Rückzugsmöglichkeiten in wenig von Touristen beeinflussten Quartieren zur Verfügung stehen. Damit ist die Akzeptanz auch nicht direkt mit der Expositionsintensität gekoppelt, sondern wird – im Sinne des Resilienz-Konzeptes – davon beeinflusst, inwieweit Coping-Optionen verfügbar sind.
Gleichzeitig deuten erste Befunde darauf hin, dass auch das Konzept des Sozialen Kapitals nach Bourdieu (1981/2005) Ansätze bereit halten könnte, für einen umfassenden und proaktiven Ansatz mit dem Ziel des Em-powerments und der Förderung einer Locability der lokalen Bevölkerung.
Governance aspects of sustainable tourism in the Global South: evidence from...
Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen
1. Overtourismus:
Entstehungskontexte und Handlungsoptionen
Symposium Over-Tourismus in Bamberg?
IG interesSAND & Otto-Friedrich-Universität Bamberg,
8. November 2019 in Bamberg
Prof. Dr Andreas Kagermeier, Universität Trier
Entwicklung Übernachtungen 1993-2017
75
100
125
150
175
200
225
250
275
300
325
350
375
400
425
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Deutschland Großstädte
Quelle: Statistisches Bundesamt 2018
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 2
2. 75
100
125
150
175
200
225
250
275
300
325
350
375
400
425
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Großstädte Berlin München Hamburg
Entwicklung Übernachtungen 1993-2017
Quelle: Statistisches Bundesamt 2018, Amt für Statistik Berlin‐Brandenburg (2018), Statistisches Amt für Hamburg und
Schleswig‐Holstein (2004 & 2018), Tourismus München (2018)
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 3
Overtourismus Diskussion
arte: Tourist Go Home (2017)
DUBROVNIK VENEDIG BARCELONA
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3. Overtourismus Diskussion
DER SPIEGEL 33/2018
ARTE 2017
ARTE 2017
ARTE 2017
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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Overtourism
UNWTO sieht die Schwelle zum Erreichen von
Overtourism als
“the maximum number of people that may visit a
tourist destination at the same time, without causing
destruction of the physical, economic and
sociocultural environment and an unacceptable
decrease in the quality of visitors satisfaction“
(UNWTO 2018, 5).
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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4. Overtourism
• Physische Tragfähigkeitsgrenze (zu viel)
• Direkte negative Effekte der Touristen
(überlastete Infrastruktur, Lärm, Störung, Irritation)
• Indirekte Effekte
(Strukturwandel durch Tourismus, Nutzungskonkurrenz)
Nach: Koens & Postma (2017, S. 9)
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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Tourismusintensität (Ü./Ew.) 2017
0 20 40 60 80 100
Dubrovnik
Venedig
Barcelona
Amsterdam
Berlin
München
Hamburg
Übernachtungen pro Einwohner 2017
Quelle: ZEDNIK 2018 & STATISTISCHES AMT FÜR HAMBURG UND SCHLESWIG-HOLSTEIN 2018
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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5. Medialer Diskurs: Berlin
AUMSTADTION.TUMBLR.COM 2016
SPIEGEL ONLINE 2011
STORS 2012
WUCHOLD 2014
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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Medialer Diskurs: München
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, Teil 1: Samstag, 13. April 2019
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen
Bamberg, 8. November 2019, F.
10
6. 0 20 40 60 80 100
Dubrovnik
Venedig
Barcelona
Amsterdam
Berlin
München
Hamburg
Bamberg
Übernachtungen pro Einwohner 2017
Tourismusintensität (Ü./Ew.) 2017 - Bamberg
Quelle: ZEDNIK 2018 & STATISTISCHES AMT FÜR HAMBURG UND SCHLESWIG-HOLSTEIN 2018
Bayerisches Landesamt für Statistik (2019
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Medialer Diskurs Bamberg
https://www.infranken.de/regional/bamberg/Erreicht-die-Gastfreundschaft-in-Bamberg-ihre-Grenzen;art212,798076
Fränkischer Tag 16.09.2019 / 30.09.2019
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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7. Perzeptuelle Tragfähigkeit bei Bewohnern
München & Bamberg
Quelle: München: eigene Erhebungen 2018, N=84; Bamberg: Wittig 2017, S. 8, N=456
0% 20% 40% 60% 80% 100%
München
Bamberg
viel zu hoch etwas zu hoch genau richtig
etwas zu niedrig viel zu niedrig
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Resilienz im Kontext des Vulnerabilitätskonzepts
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an TURNER et al. (2003, S. 8077)
Exposure Sensitivity
Resilience
Coping
response
Adjustment
& Adaption
Impact
response
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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8. Physische ≠ perzeptuelle Tragfähigkeit
(vgl. WALTER 1982)
• Physische Tragfähigkeit ist einschätzbar
• Perzeptuelle Tragfähigkeit ist extrem komplex &
individuell
Ziel: Optimierung der perzeptuellen Tragfähigkeit
Resilienzförderung touristischer Destinationen
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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Perzeptuelle Tragfähigkeitsgrenze in München
„Da ist vielleicht zumindest auch hier temporär mittelbar große
Touristenströme gelernt durch das Oktoberfest, da hast einfach die
ganze Stadt voll und das gehört zu München, da wird ja auch viel
toleriert und auch mal irgendwie die Luft angehalten“ (DMO)
„Vielleicht ist da … ein gewisses Verständnis auch da und solang man im
Biergarten noch einen Platz kriegt" (POLITIK)
„Wenn diese letzten kleinen Biergärten, wo tatsächlich der Münchner
sitzt und nach der Arbeit gemütlich sein Maß Bier oder seine Halbe Bier
trinken kann, wenn dann da auch immer mehr Touristen kommen. Da
sind wir bei einer Diskussion, die mit Airbnb schon losging" (WISS1)
„Manche haben das ganz gut geschafft auch die Stadt dann trotzdem
noch positiv zu erleben. Ecken zu finden, wo sie sagen, da ist es noch
schön und so muss man halt bestimmte Ecken vielleicht meiden“
(WISS2)
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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9. Erklärungsansätze für Resilienz und Sensitivität
• Lange touristische Tradition
• Organisches Wachstum und keine disruptive
Entwicklung
• Kompakte Hotspots, aber relativ großräumiges
Kerngebiet
• Leistungsfähige Infrastruktur
• Keine großen Lebensstil-Gaps zwischen
Mantelbevölkerung und Besuchern
• Lokalstolz
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 17
1) Dispersal of visitors within the city and beyond
2) Time-based dispersal of visitors
3) Stimulate new itineraries and attractions
4) Review and adapt regulation
5) Enhance visitor’s segmentation
6) Ensure local communities benefit from tourism
7) Create city experiences for both residents and visitors
8) Improve city infrastructure and facilities
9) Communicate with and engage local stakeholders
10) Communicate with and engage visitors
11) Set monitoring and response measures
Quelle: UNWTO 2018, S. 27ff.
UNWTO-Managementansätze
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 18
10. 1) Dispersal of visitors within the city and beyond
2) Time-based dispersal of visitors
3) Stimulate new itineraries and attractions
4) Review and adapt regulation
5) Enhance visitor’s segmentation
6) Ensure local communities benefit from tourism
7) Create city experiences for both residents and visitors
8) Improve city infrastructure and facilities
9) Communicate with and engage local stakeholders
10) Communicate with and engage visitors
11) Set monitoring and response measures
Quelle: UNWTO 2018, S. 27ff.
UNWTO-Managementansätze
Direct impact
on crowding
(Physische
Tragfähigkeitsgrenze )
Direct impact
on encounter
(Direkte negative
Effekte der Touristen)
Indirect impact
on livelihood
(Indirekte Effekte)
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
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Direkte Reduzierung der Belastung
Exposure Sensitivity
Resilience
Coping
response
Impact
response
Quelle: Eigene Darstellung
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 20
1) Dispersal beyond the city
2) Time-based dispersal
3) New itineraries
4) Adapt regulation
11. Direkte Reduzierung der Belastung
- Minderung von Vermeidungsoptionen
Exposure Sensitivity
Resilience
Coping
response
Impact
response
Quelle: Eigene Darstellung
1) Dispersal beyond the city
2) Time-based dispersal
3) New itineraries
4) Adapt regulation
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 21
Direkte Reduzierung der Belastung
- Durch Sensibilisierung der Besucher?
Exposure Sensitivity
Resilience
Coping
response
Impact
response
Quelle: Eigene Darstellung
1) Dispersal beyond the city
2) Time-based dispersal
3) New itineraries
4) Adapt regulation
10) Communicate with visitors
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 22
12. Direkte Reduzierung der Belastung
durch Sensibilisierung der Besucher?
Oben: Rotlicht Milieu in
Amsterdam
Rechts: Pantomimen-Projekte in
Berlin, um Partytouristen auf die
Bedürfnisse der Anwohner
aufmerksam zu machen
AMSTERDDAM (Der Spiegel 2018)
rbb-online.de & Tagesspiegel.de 2015
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 23
Direkte Reduzierung der Belastung
durch Sensibilisierung der Besucher?
Im Reuterkiez Berlin:
auffällige
Sensibilisierung der
Gäste über die Nutzung
des Viertels als
Wohnquartier
Photos: Stors
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 24
13. Direkte Reduzierung der Belastung
- Reduzierung von Vermeidungsoptionen
Exposure Sensitivity
Resilience
Coping
response
Adjustment
& Adaption
5) Enhance segmentation
8) Improve infrastructure
Impact
response
Quelle: Eigene Darstellung
1) Dispersal beyond the city
2) Time-based dispersal
3) New itineraries
4) Adapt regulation
10) Communicate with visitors
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 25
Direkte Reduzierung der Belastung
- Reduzierung von Vermeidungsoptionen
Exposure Sensitivity
Resilience
Coping
response
Adjustment
& Adaption
Impact
response
Quelle: Eigene Darstellung
1) Dispersal beyond the city
2) Time-based dispersal
3) New itineraries
4) Adapt regulation
10) Communicate with visitors
5) Enhance segmentation
8) Improve infrastructure
6) Ensure benefit from tourism
7) Create city experiences for all
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 26
14. Direkte Reduzierung der Belastung
- Reduzierung von Vermeidungsoptionen
Quelle: Eigene Darstellung
Exposure Sensitivity
Resilience
Coping
response
Adjustment
& Adaption
9) Communicate with local stakeholders
6) Ensure benefit from tourism
7) Create city experiences for all
Impact
response
11) Set monitoring
1) Dispersal beyond the city
2) Time-based dispersal
3) New itineraries
4) Adapt regulation
10) Communicate with visitors
5) Enhance segmentation
8) Improve infrastructure
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 27
Strukturierung von Managementansätzen unter
Einbeziehung des Resilienzansatzes
Sofern das „Kind noch nicht in den Brunnen gefallen“ ist
(dann zunächst kurative Maßnahmen notwendig)
PROAKTIVER umfassender partizipativer Ansatz, der die SENSITIVITY
in den Mittelpunkt stellt
• Basis: breit angelegtes Monitoring als Vorwarngenerator
• Einbeziehung aller lokalen Akteure, Ziel: die „Sensitivity“ positiv
beeinflussen
• Schaffung / Erhaltung von „Rückzugsräumen“ (Stadtviertelfeste)
• Dabei erscheint eine Orientierung auf die Identifikation mit den
lokalen Attraktoren vielversprechend
– Segmentierung mit dem Ziel der Minimierung von Lebensstil-Gaps
– Betonung der positiven Wirkungen für die Bevölkerung als Ausgangspunkt für
partizipative Ansätze
– Begünstigend: Anpassung der Infrastruktur
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 28
15. Ein kurzer Blick auf Bamberg
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 29
Ankünfte in gewerblichen Beherbergungsbetrieben
in Bamberg 1993-2018
Datenquellen Bayerisches Statistisches Landesamt 2019 / www.statistikdaten.bayern.de
0
50.000
100.000
150.000
200.000
250.000
300.000
350.000
400.000
450.000
1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 30
UNESCO
1993
16. Index Entwicklung Übernachtungen 1993-2017
D-Top 3 und Bamberg
Quelle: Statistisches Bundesamt 2018, Amt für Statistik Berlin‐Brandenburg (2018), Statistisches Amt für Hamburg und
Schleswig‐Holstein (2004 & 2018), Tourismus München (2018), Bayerisches Landesamt für Statistik (2019)
75
100
125
150
175
200
225
250
275
300
325
350
375
400
425
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
BAMBERG Berlin München Hamburg
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 31
Kreuzfahrtpassagiere und Kreuzfahrtschiffe in Bamberg
2 Flusskreuzfahrtschiffe 1992 (Clemens 2016)
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 32
17. Flußkreuzfahrtstandort
Bayernhafen betreibt am
Standort Bamberg
seit 2007 eine moderne
Anlegestelle , an der bis
zu neun Kreuzfahrtschiffe
gleichzeitig anlegen
können.
https://www.bayernhafen.de/hafen/bamberg/
Quelle: Karte: www.bayernhafen.de/hafen/bamberg/
Photos: eigene Aufnahmen
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 33
Kreuzfahrtpassagiere und Kreuzfahrtschiffe in Bamberg
Datenquellen:
2018: https://www.bayernhafen.de/mediathek/downloads/#statistikflyer
2006‐2017: https://blog.bamberg.info/wp‐content/uploads/2018/02/Jahresbericht‐2017.pdf
2 Flusskreuzfahrtschiffe 1992 (Clemens 2016)
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
0
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
140.000
160.000
180.000
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
Passagiere Schiffe
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 34
19. Status-Quo
Fakten und Wahrnehmung
• ca. 700.000 Übernachtungen
• ca. 7,8 Mio. Tagesgäste (2017 Quelle: dwif 2018)
• ca. 130.000 Kreuzfahrtgäste 2017
Kognitives Wissen um ökonomische Relevanz kompensiert
nicht
• Wahrnehmung einer hohen Wachstumsgeschwindigkeit
• Unwohlgefühl im Alltag und in der Freizeit
• Crowding-Gefühl
• Wenig Vermeidungsoptionen
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 37
Bereits unternommene Handlungsansätze
• Verlagerung der Bustransfers von Flusskreuzfahrtschiffen von der südlichen
Promenade an den regulären Bushaltepunkt „Mußstraße“
• Limitierung der Gruppengröße auf 25 Teilnehmer je Gästeführer, was auch von allen
mit dem TKS kooperierenden Führungsanbietern so übernommen wurde, und auch für
die Flusskreuzfahrtpassagiere mit drahtlosen Headsets gilt
• Aufteilen auf unterschiedliche Routen zur Entzerrung und Vermeidung von Pulk-
Bildung https://blog.bamberg.info/2016/04/flusskreuzfahrer-die-neue-saison-beginnt/#more-1450
https://blog.bamberg.info/2016/10/rauf‐aufs‐schiff‐tage‐des‐offenen‐
kreuzfahrtschiffs‐12‐13‐november/#more‐1596
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 38
20. Aktuelle Handlungsansätze 1/2
Besucherlenkung und Entzerrung
• Intensivierung der Kooperation mit dem Landkreis und damit gezielte Ausweitung der
Destination samt des dazugehörigen Marketings auf die Region Bamberg
• Steigerung des Besucherzuspruchs in „Randgebieten“ und außerhalb der
Hauptsaison
• Schaffung von unterschiedlichen Treffpunkten, Abwandlung der Routenverläufe
sowie Reduzierung der Gruppengrößen bei Stadtführungen
• Kreation und verstärkte Kommunikation von Themenwegen und Sehenswertem
außerhalb der Altstadt
Generierung finanzieller Beiträge zum Erhalt des Welterbes
• Spenden an die Stiftung Weltkulturerbe Bamberg, generiert durch den „Welterbe-
Euro“ bei unseren öffentlichen Führungen - seit 2011 insgesamt 151.000 €
• Spenden an die Stiftung Weltkulturerbe und das Historische Museum mit dem
„Welterbefünfer“ bei Gruppenführungen (51.000 € seit 2017)
• Spenden an die Stiftung Weltkulturerbe über den Spendentrichter in der Tourist
Information https://blog.bamberg.info/wp‐content/uploads/2019/05/Tourismus‐
in‐Bamberg‐2019‐Entwicklung‐Effekte‐Vertr%C3%A4glichkeit.pdf
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 39
Angesichts der Befindlichkeiten der
Bevölkerung
Limitierungsansätze
Flusskreuzfahrtschiffe noch stringenter
angehen
(ggf. in Kooperation mit Würzburg, Regensburg, Passau)
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 40
21. Aktuelle Handlungsansätze 2/2
Sensibilisierung von Leistungsträgern und Gästen
• Intensive Kooperation und ständiger Austausch insbesondere mit den Gästeführern
• Einführung eines Verhaltens-Kodex für neue Erlebnisangebote
• gezielte Gästeansprache zur Achtsamkeit gegenüber dem Welterbe und seinen
Bewohnern
Information und Partizipation der Bürger
• Aktionstage zur Förderung der Tourismusakzeptanz
• kostenfreie Führungen für Bamberger
• Publikationen und Studien zum Tourismus
• Einwohnerbefragungen
• Diskussionsforen
• Tourismusblog blog.bamberg.info
https://blog.bamberg.info/wp‐content/uploads/2019/05/Tourismus‐
in‐Bamberg‐2019‐Entwicklung‐Effekte‐Vertr%C3%A4glichkeit.pdf
Overtourismus Resilienz UNWTO BA‐Situation BA‐Optionen
Prof. Dr. A. Kagermeier Overtourismus: Entstehungskontexte und Handlungsoptionen Bamberg, 8. November 2019, F. 41
Beteiligung / Partizipation ???
Quelle: Wittig 2017, S. 13
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22. Erweiterung um das Konzept des Sozialkapitals
Vulnerability
(Social)SustainableDevelopment
SocialChange/Risk
Social Capital
Relational
(Trust)
Structural
(Institution & Power)
Cognitive
(Knowledge & Understanding)
Social
Carrying
Capacity
Community
Resilience
• Anticipate
• Learn & Plan
• Recover
• Adapt & Improve
IntentiontoParticipate
Motivation
Ability
Opportunity
Exposure Sensitivity Resilience
COMMUNITY / DESTINATION
ENTWURF: EVA ERDMNGER
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Erweiterung um den Blickwinkel auf Social Capital
COGNITIVE (Knowledge and Understanding)
• Intensive und gleichzeitige offene Kommunikation (auch unter intensiver
Nutzung von Multiplikatoren, Medien, etc.)
• Förderung von „Lokalstolz“
• Schaffung von Interaktionsplattformen zwischen Bewohnern und Besuchern
RELATIONAL (Trust)
• Vertrauensbasis durch offene Kommunikation und gleichzeitiges
Ernstnehmen aller Stakeholder, einschließlich der Bevölkerung schaffen
• Eingehen auf Artikulationen, Ernstnehmen der artikulierten Befindlichkeiten
STRUCTURAL (Institution & Power)
• Strukturiertes Einbeziehen aller Stakeholder, einschließlich der Bevölkerung
im Vorfeld von Entscheidungsprozessen (analog vorgezogene
Bürgerbeteiligung bei Planungsvorhaben)
• Ziel des Empowerments und der Förderung von Locability
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23. Indirekte Herangehensweisen
• Offene Kommunikation (Rolle der Medien)
• Vertrauensbasis
• Erhalt / Schaffung von Rückzugsoptionen
(z. B.: Sand-Kerwa vs. Bockbierfeste)
• Empowerment / Inklusion
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Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit …
… und freue mich auf
eine angeregte
Diskussion