Das Playbook für schlanke Präsentationen
Manche Präsentationen sind großartig – die meisten jedoch leider einfallslos, langweilig und ohne klare Message. Obwohl sie mit großem Aufwand erstellt wurden, verfehlen sie die gewünschte Wirkung und verschwinden sang- und klanglos – als ob es sie nie gegeben hätte.
Warum ist das so? Was macht eine wirklich gute Präsentation aus? Und wie machen wir es besser?
Antworten darauf liefert Daisers neues Buch. Der Professor und Berater räumt mit dem Irrglauben auf, dass Präsentationen vollständige Informationsunterlagen sein müssen und nur wunderschön gestylte Folien enthalten dürfen, die Emotionen transportieren. Er beschreitet einen anderen Weg. Mit seiner einfachen, systematischen und praxiserprobten Vorgehensweise lassen sich zügig inhaltlich und visuell überzeugende Präsentationen gestalten – selbst zu komplexen Sachverhalten.
In diesem Playbook steckt das geballte Erfahrungswissen für schlanke Präsentationen, die begeistern.
5. Inhalt
Über den Autor .................................................................................................................................... 7
1. Warum viele Präsentationen langweilig und wirkungslos sind .............................................................. 9
2. Lean Presentation: Die einfache, effiziente Methode für bessere Präsentationen ................................ 15
Die sieben Todsünden des Präsentierens................................................................................................... 20
The Good, the Bad and the Ugly............................................................................................................. 32
Der schmale Grat zwischen Theorie und Praxis .......................................................................................... 41
Vom Ziel zur Wirkung: Die Schritte im Kommunikationsprozess .................................................................... 45
3. Erster Schritt: Konzeption ............................................................................................................... 53
Wirklich? Schon wieder Präsentation? ..................................................................................................... 58
Denke nicht in Folien! .......................................................................................................................... 61
Gute Konzepte leben von den richtigen Fragen ........................................................................................ 71
Wie sieht deine Handlung aus? Pyramide, Trichter oder Linie? ..................................................................... 84
4. Zweiter Schritt: Design.................................................................................................................. 103
Leitlinie des leanen Designs: Simplicity ................................................................................................ 110
Doing better with less ........................................................................................................................ 111
Eine Grafik sagt mehr als tausend Worte ............................................................................................... 122
Zahlen, Daten, Fakten auf Folien ......................................................................................................... 127
Visuelle Harmonie, Kontrast und Stilbruch ............................................................................................. 142
Lean Design im Team.......................................................................................................................... 170
6. 5. Dritter Schritt: Kommunikation ..................................................................................................... 179
Vortragsfalle: Schlechte Vorbereitung .................................................................................................... 181
Vortragsfalle: Nicht verstanden werden ................................................................................................. 183
Vortragsfalle: Der vergebliche Versuch, charismatisch zu sein ................................................................... 184
Vortragsfalle: Fehlende Präsenz ............................................................................................................ 186
Vortragsfalle: Präsentationsunterlage .................................................................................................... 193
Vortragsfalle: Lampenfieber und Versagensängste ................................................................................... 194
Der richtige Satz zur richtigen Zeit ....................................................................................................... 198
Einwände lean bewältigen ................................................................................................................... 202
Killerphrasen aushebeln mit System ..................................................................................................... 207
6. Nächste Schritte für bessere Präsentationen .................................................................................. 217
7. Deine Präsentation von morgen .................................................................................................... 235
Quellenverzeichnis ........................................................................................................................... 241
Stichwortverzeichnis ........................................................................................................................ 243
7. Über den Autor | 7
konzepte zu entwerfen. Sein Fokus liegt hierbei stets
auf effizienter, wirkungsvoller Kommunikation. Anstatt
in detailverliebten Darstellungen zu versinken, strebt er
nach Nutzen- und Umsetzungsorientierung. Präsentie-
ren ist für ihn ein systematischer, kreativer Prozess und
vor allem eine erlernbare Form des schlanken, ergeb-
nisorientierten Kommunizierens. Er versteht das Konzept
der Lean Presentation daher nicht nur als eine Methode
zur Gestaltung schlichter, ansprechender Folien. Für ihn
verkörpert das Konzept die Gesamtheit der Denkprinzi-
pien, Methoden und Arbeitsweisen des wirkungsvollen
Präsentierens. Sein Credo für leanes Präsentieren lautet:
»Weniger ist besser«.
Peter beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren intensiv
mit Gestaltung, Kommunikation und Präsentation. Weg-
weisend waren für ihn hierbei insbesondere seine be-
ruflichen Erfahrungen im Krisenmanagement sowie der
Strategie- und Restrukturierungsberatung. Mit seinen
Über den Autor
Peter ist Professor, Berater und leidenschaftlicher Vor-
tragsredner. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler
liebt es, strategische und operative Herausforderungen
zu analysieren und maßgeschneiderte Kommunikations-
8. 8 | Über den Autor
Teams musste er stets in kurzer Zeit komplexe Proble-
me analysieren, kreative Lösungen finden, wirkungsvolle
Storys entwickeln und überzeugend präsentieren. Heute
lehrt und berät er zur digitalen Transformation und be-
gleitet die Aus- und Weiterbildung von Fach- und Füh-
rungskräften in den Bereichen »Digitalisierung«, »Kom-
munikation« und »Management«.
Kontakt
E-Mail: kontakt@daiser.de
Web: www.daiser.de
10. 10 | Warum viele Präsentationen langweilig und wirkungslos sind
Die Fähigkeit, wirkungsvoll zu kommunizieren, ist ein
bedeutender Erfolgsfaktor in Schule, Studium und Beruf.
Ein großer Teil dieser Kommunikation findet heute im
Rahmen von Präsentationen statt: Präsentationen mit
Mitschülern, mit Kommilitonen, mit Kollegen, mit Vor-
gesetzten, mit Vorständen, mit Eigentümern, mit Kun-
den, mit Lieferanten, mit Bankern, mit Beratern oder
mit Investoren. Gute Präsentationen sind wichtig für
deine Karriere und bieten dir die Möglichkeit, deine Zu-
hörer zu fesseln und damit deine Ziele schnell und effi-
zient zu erreichen.
Hinter jeder Präsentation steckt daher eine Chance: Die
Chance, bei anderen Menschen Wirkung zu erzielen. Eine
Chance, die leider oft ungenutzt bleibt. Die Vortragen-
den quälen sich durch schwere Kost – dicke Foliensätze,
in die tagelang Arbeit investiert wurde. Häufig mit dem
Resultat, dass es kein konkretes Ergebnis gibt. Das ist
weder effizient noch effektiv.
Ich finde, dass das Leben nicht nur zu kurz für schlech-
ten Wein, sondern auch für schlechte Präsentationen ist.
Leider sieht der Präsentationsalltag oft anders aus. Jetzt
mal Hand aufs Herz, wie bekannt sind dir Situationen
wie die folgende:
»Die Präsentation für das Meeting mache ich direkt. Ich
habe eine Vorlage, die ich lediglich etwas anpasse. Schnell
noch die Inhalte einfügen und fertig. Sieht doch gut aus
– oder nicht?«
Sieht es dann wirklich gut aus und geht es wirklich
schnell? Eher nicht. Beim ersten Durchblättern stelle ich
fest, dass die Präsentation noch nicht so rund ist, wie
ich es mir vorgestellt hatte. Die Präsentation wird über-
arbeitet. Das neue Ergebnis ist schon deutlich besser
und endlich so weit, dass ich es einer Kollegin zeigen
kann. Allerdings erhalte ich nicht das erhoffte Feedback:
Es finden sich zahlreiche Schwächen in der Struktur, lo-
gische Brüche, Fehler auf den Folien und so weiter. Wir
sprechen die Punkte durch und ich überarbeite die Prä-
11. Warum viele Präsentationen langweilig und wirkungslos sind | 11
sentation erneut – mithilfe der Anmerkungen und Tipps
der Kollegin, die so freundlich war, ihre Zeit in meine
verbesserungsbedürftige Unterlage zu investieren. Mit
jedem Schritt wird die Präsentation umfangreicher; ins-
besondere der Anhang wächst von Stunde zu Stunde und
langsam beschleicht mich das Gefühl, dass der verfüg-
bare Präsentationsslot vielleicht nicht ausreicht. Vierzig
Folien für zwanzig Minuten und dreißig Folien im An-
hang: »Houston, we have a problem.« Was kann ich nur
aus der Präsentation rausnehmen? Irgendwie ist alles
wichtig. Aber ich habe keine Wahl: die Unterlage ist zu
lang. Am Tag vor dem Präsentationstermin habe ich die
Unterlage auf zwanzig Folien gekürzt – eigentlich immer
noch zu lang, aber es sind ja auch ein paar Folien mit
recht wenig Inhalt dabei. Einfach ein bisschen auf die
Tube drücken, dann klappt das schon.
Bereits auf der fünften Folie merke ich, wie mir die Zeit
davon läuft. Ich werde schneller und schneller, um die
Präsentation wenigstens halbwegs zu Ende zu bringen.
Vergeblich. Während ich mich für die Aufmerksamkeit
bedanke, schaue ich in müde Gesichter, die mit einem
Höflichkeitslächeln versehen sind, und erhalte im bes-
ten Fall einige Anstandsklopfer.
Hat sich das gelohnt? Ich habe eine Menge Zeit und
Arbeit in die Präsentation gesteckt und was war das Er-
gebnis? Eine weitere Datei auf dem Server. Vielleicht
kann ich daraus irgendwann mal eine Folie verwenden
– in diesem Fall wäre die Mühe wenigstens nicht ganz
umsonst gewesen.
Woran hat es gelegen? Was war das Problem?
Leider gab es nicht nur ein Problem. Der computerba-
sierte Arbeitsprozess der Präsentationserstellung lebt
von der Illusion, mal eben schnell ein paar Folien zu
malen. Wer allerdings keine oder falsche Vorstellungen
davon hat, was er tut oder tun möchte, der läuft Ge-
fahr, in einem oder mehreren der vielen Fallstricke des
Präsentierens hängenzubleiben.
12. 12 | Warum viele Präsentationen langweilig und wirkungslos sind
Damit dir solche Situationen erspart bleiben, stelle ich
in diesem Buch meine Erkenntnisse aus meiner über
zwanzigjährigen Präsentationserfahrung vor. Es geht
mir nicht darum, dir neue rhetorische oder visuelle
Zaubertricks ans Herz zu legen. Das haben andere hin-
reichend versucht. Es gibt Bücher zum Präsentieren mit
PowerPoint und Bücher, die das Gegenteil empfehlen.
Bei mir kannst du etwas anderes entdecken. Ich gebe
dir Einblicke in den Arbeitsprozess, der zu bewältigen
ist, wenn man ein bestimmtes Kommunikationsziel er-
reichen möchte. Mein Anspruch ist, dir dabei zu helfen,
inhaltlich und visuell überzeugende Präsentationen zu
gestalten und Sachverhalte leicht verständlich und wir-
kungsvoll vorzustellen.
Insbesondere in der Praxis ist die Kenntnis der wesent-
lichen Dos und Don’ts meist wichtiger als die Suche nach
dem alles entscheidenden Wow-Effekt oder die Kenntnis
sämtlicher Präsentationsraffinessen. Das Motto des vor-
liegenden Buches könnte man salopp als »Präsentiere
lieber grob richtig als exakt falsch« beschreiben. Ein Ziel
dieses Buches ist daher, auf häufig vorkommende Fehler
aufmerksam zu machen, Techniken zu deren Vermeidung
vorzustellen und elementare Arbeitsweisen und Metho-
den zu vermitteln.
Oft sind bei Vorträgen weder Ziel noch Konzept erkenn-
bar und es wird zum Teil mit unverständlichen und über-
ladenen Darstellungen gearbeitet. Im Zuge der Techno-
logisierung tritt häufig das Problem auf, dass eine gute
Präsentation mit dem Einsatz visueller Effekte gleich-
gesetzt wird. Dahingegen werden sicheres Auftreten und
überzeugende Rhetorik oft vernachlässigt. Gerade die-
se Aspekte schaffen jedoch den Unterschied zwischen
einem miserablen und einem gelungenen Vortrag. Denn
Kommunikation mit einem Publikum ist nicht nur der
Austausch rationaler Argumente; Emotionen und das
Unterbewusstsein spielen eine überaus wichtige Rolle.
Das dem Leitfaden zugrunde liegende Konzept der
Lean Presentation orientiert sich an den Lean-Manage-
ment-Methoden sowie der Arbeits- und Vorgehensweise
13. Warum viele Präsentationen langweilig und wirkungslos sind | 13
zahlreicher Präsentationsprofis. Im Wesentlichen gibt
Lean Presentation eine Methodik an die Hand, mit der
sich gute, wirkungsvolle Präsentationen einfach und
systematisch erstellen lassen. Lean Presentation basiert
auf den Konzepten der Fehlervermeidung, Schlichtheit,
Standardisierung und kontinuierlichen Verbesserung. Die
Grundidee besteht darin, mit weniger Input bessere Er-
gebnisse zu erreichen.
Ich möchte dir allerdings nichts vormachen: Die vor uns
liegende Aufgabe ist anspruchsvoll. Sie wird von eini-
gen Lesern eine grundlegende Änderung ihrer Arbeits-
weise verlangen: Gewohnte Routinen sind abzulegen,
bestehende Verhaltensmuster müssen durchbrochen und
neue Abläufe angenommen werden. Darüber hinaus ist
Präsentieren keine exakte Wissenschaft. Es gibt grund-
sätzliche Regeln, die Vortragende für die ziel- und emp-
fängerorientierte Kommunikation ihrer Informationen an
die Zuhörer als Leitlinien verwenden können. Doch jede
Präsentation ist letzten Endes eine maßgeschneiderte
Leistung, die von zahlreichen Faktoren abhängt.
Vor diesem Hintergrund eine Bitte an dich: Interpretie-
re die vorgestellten Methoden und Empfehlungen nicht
blindlings als allumfassende, allgemeingültige Ratschlä-
ge, die sich für jede erdenkliche Situation und persön-
liche Befindlichkeit eignen. Was ich dir in diesem Buch
versuche näherzubringen, sind Arbeits- und Vorgehens-
weisen sowie Tipps und Tricks von Präsentationsprofis,
mit denen du künftig in kürzerer Zeit noch bessere Prä-
sentationen erstellen und halten wirst. Du bekommst
Anleitungen, Hilfestellungen und Leitplanken für das
eigene Denken und Schablonen für produktives Arbei-
ten. Das Denken für die eigene Präsentation verbleibt
aber bei dir. Schau dir daher die Inhalte im Buch an und
reflektiere sie in Bezug auf deine persönliche Situation.
Nutze, was dir nützt, und schiebe weniger Relevantes
zur Seite: love it, change it or leave it.
Bevor ich in das Thema einsteige, möchte ich noch ei-
nigen Menschen danken, die einen wesentlichen Beitrag
zu diesem Werk geleistet haben; denn ein Buch ist kein
Einzelkämpferprojekt. Die vorliegenden Seiten konnten
14. 14 | Warum viele Präsentationen langweilig und wirkungslos sind
nur mit der Unterstützung einiger Personen entstehen,
die mich während des Schreibprozesses begleitet und
unterstützt haben und die mir den Freiraum gaben, die-
ses Herzensprojekt umzusetzen.
Mein Dank geht an meine liebe Freundin Alexandra und
meine guten Freunde Kathi und Marc-Julian, die sich
durch vorangegangene Manuskriptversionen gekämpft
und mir tolle Impulse und Verbesserungsvorschläge
mit auf den Weg gegeben haben. Ebenfalls möchte ich
meinen Eltern und ihren Lebenspartnern für ihre bedin-
gungslose Unterstützung und ihr Verständnis danken.
Obwohl sie der Meinung sind, dass »der Junge viel zu
viel am Computer sitzt und öfter mal rausgehen und in
Urlaub fahren sollte«, stehen sie bei allen Projekten
hinter mir. Last but not least, herzlichen Dank an Frau
Sabine Kempke, Herrn Christian Hoffmann und Herrn
Jens Grübner von BusinessVillage. Ohne die zahlreichen
Telefonate mit Herrn Hoffmann bei der Vorbereitung des
Buchprojektes und ohne sein Vertrauen in meine Per-
son hätte ich dieses Buch nicht verfasst. Und ohne Frau
Kempke und Herrn Grübner, die dafür Sorge tragen, dass
die Worte, die ich schreibe, in ein ansprechendes Ge-
samtwerk und in den Handel kommen, gäbe es dieses
Buch schlichtweg nicht. Herzlichen Dank!
Ich hoffe, dass dir das Buch beim Lesen so viel Freude
macht, wie es mir beim Schreiben bereitet hat. Ferner
wünsche ich mir, dass du aus diesem Buch zahlreiche
neue Einblicke und lehrreiche Inhalte für deine zukünf-
tigen Präsentationen mitnehmen kannst.
Viel Erfolg bei deinen Präsentationen von morgen.
Dein Prof. Dr. Peter Daiser
16. 16 | Lean Presentation: Die einfache, effiziente Methode für bessere Präsentationen
Bevor wir zur Sache kommen, möchte ich sicherstellen,
dass wir ein einheitliches Verständnis von dem Begriff
»Präsentation« und deren Zweck haben. In vielen In-
formationsquellen findest du Beschreibungen wie »Eine
Präsentation ist ein mündlicher Vortrag, der mithilfe von
visuellen Darstellungen erfolgt«, »Eine Präsentation ist
die mündliche und visuelle Darbietung von Inhalten an
ein Publikum« oder »Eine Präsentation ist ein informie-
render und überzeugender Vortrag«. Laut dem Duden
ist eine Präsentation »eine [öffentliche] Dar- oder Vor-
stellung von etwas«. Auch wenn diese Beschreibungen
sicherlich richtig sind, fehlen mir für den vorliegenden
Zweck dieses Buches einige wesentliche Merkmale: Für
mich ist eine Präsentation eine Kommunikationsform,
bei der Inhalte mündlich und visuell einem bestimmten
Publikum zielgerichtet und empfängerorientiert mit dem
Zweck vermittelt werden, zu informieren und/oder eine
Entscheidung und/oder eine Aktion anzustoßen.
Da ich den Begriff »Kommunikationsform« verwende,
erahnst du vielleicht schon, dass die Präsentation nur
eine unter vielen Möglichkeiten der Kommunikation dar-
stellt. Sie ist ein Kommunikationswerkzeug, das uns in
spezifischen Anwendungsfällen beim Erreichen unseres
Kommunikationsziels unterstützt. Falsch eingesetzt,
kann eine Präsentation die Zielerreichung jedoch massiv
behindern.
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Slideware-gestützte
Präsentationen oft der falsche Weg sind, um die darin
enthaltenen Informationen zu kommunizieren (ich nutze
in diesem Buch den von Edward Tufte geprägten Begriff
»Slideware«, der unterschiedliche Präsentationssoftware
wie Apple Keynote, Microsoft PowerPoint, OpenOffice
Impress oder Prezi umschreibt). Mein Bauchgefühl be-
gründet sich in der vielfachen Beobachtung, dass lei-
der bei unzähligen Präsentationen Aufwand und Nutzen
in keinem sinnvollen Verhältnis stehen. Und mit dieser
Meinung bin ich keineswegs ein Exot. Auch andere Prä-
sentationsexperten kommen zu demselben ernüchtern-
den Ergebnis (vergleiche beispielsweise Tufte 2006 oder
Reynolds 2013). Und obwohl Präsentationen oftmals
17. Lean Presentation: Die einfache, effiziente Methode für bessere Präsentationen | 17
ihrer Aufgabe gar nicht gerecht werden können, weil sie
in vielen Situationen das falsche Werkzeug für die zu
transportierenden Informationen sind, hat sich dieses
Format in Summe durchgesetzt.
Heute gilt der Einsatz von Slideware – vermutlich hast
du genau aus diesem Grunde dieses Buch gekauft – als
unverzichtbare Basiskompetenz. Die Nutzung von Power-
Point und Co. wird heute in Schule, Studium und Beruf
vorausgesetzt wie Lesen und Schreiben. Das Positive an
der Situation ist, dass du als Präsentierender eine re-
lativ klare Vorgabe hast, was die Empfänger erwarten;
das »Ob« ist somit grundsätzlich geklärt. Das ist nicht
immer hilfreich, aber faktisch stellt sich in der Praxis
grundsätzlich nur die Frage nach dem »Wie«: Auf welche
Art und Weise kommunizieren wir unsere Botschaften
an unsere Empfänger, damit wir unser Präsentationsziel
möglichst effizient erreichen?
Meine Art zu denken und zu arbeiten ist in hohem Maße
nutzen- und umsetzungsorientiert. Während ein vor-
wiegend kreativ denkender Mensch sich vielleicht fragt,
mit welchem Wow-Effekt er sein Publikum beeindrucken
kann, habe ich mich schon immer damit beschäftigt,
welche Ressourcen ich zur Erreichung eines bestimmten
Präsentationszieles einsetzen muss. Es hat mir nie ge-
reicht, nur eine schöne Präsentation zu haben; auch die
Kommunikationseffizienz – das Verhältnis zwischen Er-
gebnis und Input – sollte möglichst hoch sein, da ich
ansonsten mehr Zeit und Geld in das geplante Ergebnis
investieren muss als notwendig.
Den damit verbundenen systematisch-kreativen Prozess
sehe ich als eine erlernbare Form des schlanken, ergeb-
nisorientierten Kommunizierens. Das ist die Grundlage
des Lean-Presentation-Konzeptes, das dir andere Heran-
gehensweisen beim Präsentieren anbietet als inhaltsbe-
zogene, effektorientierte Ansätze. Wenn es nach mehre-
ren Dekaden PowerPoint und Co. Sinn machen soll, noch
ein Buch über das Präsentieren zu schreiben, kann die
Botschaft nicht sein, welchen neuen Aufwand wir be-
treiben können, um heute Präsentationen neu, anders
18. 18 | Lean Presentation: Die einfache, effiziente Methode für bessere Präsentationen
oder toller zu halten. Präsentierende sollten stattdessen
umdenken. Wir brauchen endlich eine Kultur des ressour-
cenorientierten Präsentierens. Präsentieren ist schließ-
lich kein Selbstzweck, sondern Arbeitswerkzeug. Zudem
ist es das Arbeitswerkzeug von meist hoch bezahlten
Fach- und Führungskräften. Die Zeit für das Vorbereiten
und Durchführen von Präsentationen kostet nicht nur
viel Geld, in Zeiten des Fachkräftemangels sind auch die
Organisationen im Vorteil, die eine schlanke Kommuni-
kationskultur etablieren können.
Das Lean-Presentation-Konzept liefert hierzu einen
wichtigen Beitrag. Die effiziente Methodik gibt Präsen-
tierenden ein wertvolles Gut zurück: Zeit. Doch hinter
dem Konzept steckt nicht nur der Gedanke, in kürzerer
Zeit eine gute Präsentation zu erstellen. Es geht vor al-
lem darum, schneller bessere, effektivere Präsentationen
zu entwerfen.
Nicht nur der Name, auch die Inhalte des Lean-Presenta-
tion-Konzeptes haben eine Nähe zum Lean Management,
das seinen Ursprung in der Produktion hat. Das Lean
Management hat in den letzten vier Jahrzehnten zahlrei-
che Produktions- und Verwaltungsprozesse und -systeme
grundlegend verändert. Das Konzept hat viele Industrien
nachhaltig geprägt und globale Lean Communities ent-
stehen lassen, die sich über Betriebsgrenzen hinweg zur
kontinuierlichen Verbesserung von Arbeitsabläufen aus-
tauschen. Ein Anliegen des Lean-Presentation-Konzeptes
ist, erfolgreiche Vorgehensweisen des Lean Management
auf die Erstellung von Präsentationen zu übertragen.
Leser, die den Begriff »Lean Management« erstmalig hö-
ren, könnten geneigt sein, ihn falsch zu verstehen. Lean
Management ist nicht einfach eine Kostenoptimierungs-
maßnahme. Lean Management ist eine durchgängige
Methodik der Vermeidung von Verschwendung und der
kontinuierlichen Optimierung. Es umfasst die effiziente
und harmonische Gestaltung eines Gesamtsystems unter
Einsatz spezifischer Denkprinzipien, Methoden und Ver-
fahrensweisen. Kerninhalte von Lean Management sind
Kundenorientierung, Fehlervermeidung, Kommunikati-
19. Lean Presentation: Die einfache, effiziente Methode für bessere Präsentationen | 19
ons- und Prozessoptimierung, Ergebnisorientierung und
stetige Verbesserung.
Die Denkprinzipien, Methoden und Verfahrensweisen des
Lean Management lassen sich auf den Präsentationser-
stellungsprozess transferieren und führen zu einer deut-
lichen Verbesserung der Präsentationserstellung. Im Fo-
kus des Lean-Presentation-Konzeptes stehen
ƒ ein ziel-, nachfrage- und ergebnisorientiertes
Arbeiten,
ƒ die Vermeidung von Fehlern, Änderungsschleifen und
Verschwendung,
ƒ die Reduzierung von Informationsüberfluss,
ƒ die Erhöhung der Folienausbeute,
ƒ die Standardisierung von Inhalten und Abläufen
ƒ sowie die kontinuierliche Verbesserung der
Arbeitsschritte und Ergebnisse.
Gleichzeitig berücksichtigt das Konzept die Prinzipien
der Schlichtheit und unterstützt eine schnelle, systema-
tische Erstellung guter, wirkungsvoller Präsentationen.
Lean Presentation ist ebenfalls eine Antwort auf die Fra-
ge, warum es nach so vielen Jahren PowerPoint und Co.
immer noch so viele schlechte Präsentationen gibt:
Das liegt nicht daran, dass die Menschen nicht mit Sli-
deware umgehen können. Das Problem liegt meist im
Arbeitsprozess »Ich erstelle eine Präsentation«, der oft
gravierende Mängel aufweist und alles andere als op-
timal verläuft. Damit wir das künftig besser machen,
bietet das Lean-Presentation-Konzept eine dreistufige
Methodik, mit der sich wirkungsvolle Präsentationen
schnell und einfach erstellen und professionell durch-
führen lassen: Konzeption, Design und Kommunikation.
An diesen drei Schritten orientiert sich ebenfalls das
vorliegende Buch.
In den folgenden Abschnitten der Einführung zeige ich
dir elementare Präsentationsprobleme und Kommunika-
tionskiller auf und nehme Stellung zu dem Spagat zwi-
schen Theorie und Praxis, den die Erstellung von Präsen-
20. 20 | Lean Presentation: Die einfache, effiziente Methode für bessere Präsentationen
tationen manchmal erfordert. Abschließend tauchen wir
in das grundlegende Konzept der Lean Presentation ein.
Die sieben Todsünden des Präsentierens
Obwohl ich schon unzählige Präsentationen begleiten,
sehen und halten durfte, habe ich meine Begeisterung
für diese Kommunikationsform nie verloren. Ich mag das
Gefühl, dieses leichte Kribbeln, das man kurz vor Vor-
tragsbeginn verspürt, freue mich, meine Erkenntnisse
mit dem Publikum zu teilen und nutze jede Gelegenheit,
mir die Präsentationen von anderen anzusehen, um neue
Einblicke und Erfahrungen zu gewinnen. Leider treffe ich
allzu oft auf Präsentationen, die weder den Aufwand
ihrer Erstellung noch die Zeit des Zuhörens rechtfertigen.
Woran liegt es, dass viele Präsentationen so schlecht
sind? Ich glaube, dass es sich in erster Linie um eine An-
einanderreihung einiger grober Fehler handelt, die dazu
führt, dass viele Präsentationen ihre Wirkung verfehlen.
Wenn du diese elementaren Fehler vermeidest, kannst
du gemäß meiner Einschätzung bereits eine Präsenta-
tion gestalten, die auf eine sehr positive Resonanz beim
Publikum stößt. Damit dir solche elementaren Präsen-
tationsprobleme und Kommunikationskiller nicht unter-
kommen, schau dir die folgenden sieben Todsünden des
Präsentierens an:
1. Formmangel
Ein Formmangel liegt vor, wenn das Thema nicht zur
Kommunikationsform der Präsentation passt. Damit ist
gemeint, dass sich nicht jedes Thema für eine Präsenta-
tion eignet. Die Präsentation ist nicht immer das beste
Mittel der Wahl. Manchmal ist es einfach effizienter und
effektiver, eine andere Form der Kommunikation zu wäh-
len. Beispielsweise kann ein kurzes formloses Treffen in
der Kaffeeküche ausreichen, um ein Thema in einer klei-
nen Gruppe zu klären.
Edward Tufte, einer der genialsten Köpfe unserer Zeit für
die Aufbereitung und Vermittlung von Informationen,
21. Lean Presentation: Die einfache, effiziente Methode für bessere Präsentationen | 21
geht sogar noch einen Schritt weiter. Er kritisiert, dass
Slideware einen schrittweisen Denkstil fördere (Folie für
Folie), der zu einem signifikanten Informationsverlust
führe (Tufte 2006). Mit seiner Analyse legt er den Finger
in die Wunde: Slideware ist nicht dazu gedacht, Wissen
und detaillierte Information zu vermitteln. Dafür gibt
es entsprechende Dokumente, wie zum Beispiel Berich-
te oder Lehrbücher. Sie erlauben es, dem Leser tiefer
gehende und/oder weiterreichende Gedankengänge in
strukturierter Form zu vermitteln.
Memo
Achte darauf, dass sich die Inhalte für das
Präsentationsformat eignen. Ansonsten machst du dir
das Leben unnötig schwer.
Der Amazon-Gründer Jeff Bezos glaubt ebenfalls, dass
Slideware in Summe keine effektive Methode zur Kom-
munikation von Inhalten ist. Er untersagt daher den
Einsatz im Unternehmen und weist seine Mitarbeiter
an, Memos zu verfassen, die zu Beginn eines Meetings
von allen Teilnehmern konzentriert gelesen werden. An-
schließend diskutieren sie die Inhalte und suchen ge-
meinsam nach Lösungen (Standard 2018).
Auch wenn der Erfolg Amazon in vielen Dingen recht
gibt, halte ich diese Vorgehensweise für zu drakonisch,
da sich das Unternehmen mit dem generellen Verzicht
auf Präsentationen eines in manchen Fällen hilfreichen
Kommunikationsmittels beraubt. Doch Amazon macht
deutlich, dass ein unreflektierter, übermäßiger Einsatz
von Slideware, wie er in vielen Organisationen gepflegt
wird, auch nicht der richtige Weg ist. Ich halte es für
sinnvoller, die Menschen für den richtigen Einsatz von
Slideware zu sensibilisieren und sie für die Anwendung
von unterschiedlichen Kommunikationsmitteln zu quali-
fizieren, damit sie in der jeweiligen Situation das rich-
tige Kommunikationsmedium bewusst auswählen. Denn
für jemanden, der nur einen Hammer hat, sieht letzten
Endes alles aus wie ein Nagel (Maslow 1966).
Gleiches gilt für Abbildungen, Tabellen und Medienein-
satz in Präsentationen. Wenn die Darstellung nicht zu
22. »
«
I suppose it is tempting,
if the only tool you have is a
hammer, to treat everything
as if it were a nail.
Abrahm H. Maslow, Gründervater der Humanistischen Psychologie
26. Wünschst du dir, deine Ideen verständlicher und auf den Punkt zu vermitteln? Du möchtest beim Arbeiten an Lösungsstrategien die
Potenziale aller Teilnehmer voll ausschöpfen? Oder du möchtest bei Vorträgen oder Präsentationen Inhalte so vermitteln, dass deine
Zuhörer den Informationsfluten nicht durch geistige Abwesenheit trotzen? Dann ist dieses Buch die Lösung ….
… Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das gilt für die immer komplexer werdende Welt mehr denn je. Wer das Visualisieren
beherrscht, findet schnell eine gemeinsame Ebene und einen gemeinsamen Zugang, der nicht durch Worte verdeckt ist.
Du kannst gar nicht zeichnen? Du hast kein Talent? Falsch! Mit diesem Buch wirst du den Zeichner in dir entdecken. Nutze die
Visualisierung, um nachhaltiger zu erklären und als ganz neue Ressource bei der Ideenentwicklung. Der Cartoonpreisträger und
Visualisierungsexperte Malte von Tiesenhausen inspiriert dich in diesem Buch, selbst den Stift in die Hand zu nehmen und ihn nicht
wieder loszulassen. In unterhaltsamer und aufgelockerter Art und Weise stellt er Methoden und Techniken vor, wie du selbst die Kraft
der Bilder nutzt und deinen Fokus auf die Welt erweiterst.
www.BusinessVillage.de
ad hoc visualisierenad hoc visualisieren
Malte von Tiesenhausen
ad hoc visualisieren
denken sichtbar machen
3. Auflage 2018
192 Seiten; 24,80 Euro
ISBN 978-3-86980-298-5; Art.-Nr.: 930