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Das Analekzem und seine benignen Simulatoren
Article  in  Der Hautarzt · March 2004
DOI: 10.1007/s00105-004-0700-0
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Wolfgang Hartschuh
Universität Heidelberg
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Das Analekzem ist eine der häufigsten
Diagnosen in der Proktologie.Dabei
handelt es sich hierbei nicht um eine ei-
genständige Erkrankung,sondern um
eine Folgeerscheinung verschiedener
dermatologischer,proktologischer oder
mikrobiologischerVorgänge,am häu-
figsten um eine Folge einer anderweiti-
gen Erkrankung des Anus oder des Rek-
tums [19].Nur die gezielte ätiopathoge-
netische Einordnung führt zur wir-
kungsvollenTherapie.
Ätiologie und Klinik des Analekzems
ApokrineundekkrineSchweißdrüsenim
intertriginösen Raum der Perianalregion
führen zu einem Feuchtraummilieu, das
irritativ-toxischen,konstitutionellen und
kontaktallergischen Krankheitsauslösern
ein ideales Terrain bietet. Anatomische
Besonderheiten wie Trichteranus oder
verstärkte Querfältelung sind zusätzlich
begünstigende Faktoren. Die Sekretab-
sonderung peranal im Rahmen prokto-
logischer Erkrankungen bei aneinander
liegenden Anokruralfalten führt zu Ma-
zerationsvorgängen und Epithelabschil-
ferung.Daher ist das klinische Bild sämt-
licher Dermatosen in der Perianalregion
nicht wie am übrigen Integument schup-
pend,sondern häufig erosiv-nässend.
Entsprechend der Ätiopathogenese
werdendiefolgenden3Ekzemformenun-
terschieden,die durchaus auch gleichzei-
tig oder in sequenziellem Ablauf einan-
der beeinflussend auftreten können. Da-
Leitthema
S.Proske1 · B.H.Lenhard2 ·W.Hartschuh1
1 Universitäts-Hautklinik Heidelberg,Heidelberg
2 Praxis für Enddarmerkrankungen Heidelberg,Heidelberg
Das Analekzem und seine
benignen Simulatoren
beilässtdermorphologischeBefundnicht
sicher auf die jeweilige Ätiopathogenese
des Analekzems schließen. Ein akutes
Analekzem imponiert als ein eher glän-
zend-nässendesErythem.Daschronische
Analekzem zeigt Lichenifikation mitun-
ter wie bei einem Lichen chronicusVidal.
Das Anoderm als nicht verhornendes
Plattenepithel desAnalkanals ist eher sel-
ten in die Ekzemmorphe mit einbezogen.
Jedoch können insbesondere chronische
Verlaufsformen beim atopischenAnalek-
zem zur Ausbildung intraanaler Rhaga-
den führen,die gelegentlich bis zur Linea
dentata reichen.Ebenso vermag die aku-
te Diarrhö mazerativ-erosive Anoderm-
veränderungenauslösen,diedemBildvon
Analfissuren ähnlich sind,verbunden mit
Schmerzen und Blutungen.Diese Verän-
derungen sind jedoch im Sinne einer irri-
tativ-toxischen Reaktion des analen Ka-
nals ohne kryptoglandulären Bezug zu
verstehen.
Irritativ-toxisches Analekzem
Exogen einwirkende, irritative Substan-
zen führen bevorzugt an der perianalen
Haut zu einer Entzündung,die nicht im-
munologisch im Sinne einer allergischen
Reaktion determiniert ist. So besitzt fä-
kales Sekret ein hohes Irritationspoten-
zial und ruft eine direkte Schädigung der
epidermalenBarrierehervor.Dasirritativ-
toxischeEkzemtrittentsprechendzumeist
in Folge proktologischer Erkrankungen
auf, die den Feinschluss des Afters oder
die Stuhlhaltefähigkeit beeinträchtigen,
z. B. bei einem Hämorrhoidalleiden, bei
Prolapsen oder durch direkte Absonde-
rungen ausAnalfisteln.Auch Entzündun-
gen der anorektalen Übergangszone
(Proktitis,Anitis,Kryptitis) oder Tumore
des distalen Rektums sowie der Analre-
gionkönnendieKontinenzeinschränken.
> Ursachen für ein irritativ-toxi-
sches Analekzem sind anale Kon-
tinenzeinschränkung,sezernie-
rende Analerkrankungen
und/oder falsche Analhygiene
Eine irritative Beeinflussung im Sinne ei-
ner mechanisch-traumatisierendenWir-
kung kommt beispielsweise der übermä-
ßigenAnwendungvonToilettenpapierzu.
AuchexzessiveReinigungsprozedurenmit
hautirritierenden Detergenzien wie Sei-
fen oder feuchten Toilettentüchern, die
Konzentration der Noxe, die Dauer der
Einwirkung sowie die individuelle Dispo-
sition bestimmen den Schädigungsgrad
der Haut und damit das Ausmaß des Ek-
zems.DieseFormdesAnalekzemskommt
mit über 50% der analen Ekzemformen
am häufigsten vor [8].
Atopisches Analekzem
Atopie bezeichnet die genetisch fixierte
Disposition für Überempfindlichkeitsre-
aktionen,diesichklinischindenverschie-
denenErkrankungendesatopischenFor-
menkreises manifestieren kann [11]. Die
Analregionisteinetypische,aberweniger
bekannte Prädilektionsstelle für das ato-
Der Hautarzt 3 · 2004 | 259
Hautarzt 2004 · 55:259–264
DOI 10.1007/s00105-004-0700-0
Online publiziert: 13.Februar 2004
© Springer-Verlag 2004
Leitthema
| Der Hautarzt 3 · 2004
260
Tabelle 2
Seltenere Simulatoren
des Analekzems
Morbus Hailey Hailey
Pemphigus vegetans
Akrodermatitis enteropathica
Oxyuriasis
Tabelle 1
Therapie des Analekzems
Sanierung der proktologischen Grund-
bzw.Begleiterkrankung
Meidung von Irritanzien und potenziellen
Allergenen
Seifenfreie Reinigung des Afters mit klarem
Wasser
Anwendung von Zinkzubereitungen und
Adstringenzien
Kurzfristig Steroide
Pimecrolimus,Tacrolimus beim atopischen
Analekzem
pische Ekzem, ebenso wie Ellenbeugen
und Kniekehlen,bei denen Haut an Haut
liegt, sodass davon auszugehen ist, dass
das Feuchtraummilieu mit der Absonde-
rung von Schweiß für die Ekzementste-
hung auch in der Analregion ursächlich
diewesentlicheRollespielt.Sezernierende
proktologischeErkrankungenwieeinHä-
morrhoidalleidenkönnenhierbeizusätz-
lich eine Triggerfunktion übernehmen.
Leitsymptom des atopischen Analek-
zems ist der außerordentliche Juckreiz.
Hervorzuheben ist dabei,dass bei Atopi-
kern oft auch bei diskretem Hämorrhoi-
dalbefund ein massiver analer Pruritus
beklagt wird.Bei einer auffallenden Dis-
krepanz zwischen einem relativ wenig
ausgeprägten klinischen Befund und der
AngabeeinesquälendenJuckreizeseiner-
seitssowiebeieinemextremlichenifizier-
tem Ekzem sollte deshalb an diesen Ek-
zemtyp gedacht werden.
Kontaktallergisches Ekzem
Streuherde bei scharf begrenztem Ekzem
weisen auf ein kontaktallergisches Ge-
schehen hin.Dieser Ekzemform liegt ein
spezifischer immunologisch vermittelter
Vorgang,eine allergische Typ-IV-Reakti-
on nach Coombs und Gell,zugrunde.Als
auslösende Agenzien kommen Inhalts-
stoffevonHautpflegemitteln,Intimsprays,
ToilettentüchernundProktologikainFra-
ge. Besonders häufig sind Duftstoffe die
Auslöser.Weitere Beispiele sind Mafenid,
Hexylresorcin, Lidocain, Albothyl®, Ka-
millenextrakt,Chininsulfat,Menthol [17]
undBufexamac[13].BeimToilettenpapier
sind Kathon C6 und Euxyl K400 poten-
zielle Auslöser [5]. Eine Sensibilisierung
ist entsprechend dem immunologischen
Vorgang vor allem nach jahrelangem Ge-
brauch der jeweiligen Substanz möglich.
Diagnostik
BeiallenAnalekzemenmussgenerelleine
proktologische Abklärung mit rektal-di-
gitalerAustastung,ProktoskopieundRek-
toskopie erfolgen.RoutinemäßigeAbstri-
che auf pathogene Keime sind hingegen
überflüssig und sollten ggf.speziellen er-
regerbedingtenKrankheitsbildernvorbe-
halten bleiben.
Irritativ-toxisches Analekzem
Beim irritativ-toxischenAnalekzem liegt
nahezu immer eine proktologische
Grunderkrankung vor,die abgeklärt wer-
den muss.
Atopisches Analekzem
Zum Nachweis einer atopischen Diathese
kann der ErlangerAtopiescore eingesetzt
werden. Eine Untersuchung des gesam-
ten Integuments ist unerlässlich.
Allergisches Kontaktekzem
EineausführlicheAnamneseübermögliche
zeitliche Zusammenhänge zwischen der
Anwendung eines Externums und dem
Auftreten der Hautveränderungen ist das
wichtigste diagnostische Instrument. Die
Bestätigung einer Sensibilisierung erfolgt
imerscheinungsfreienIntervallmittelsEpi-
kutantestung entsprechend den Richtlini-
en der Deutschen Kontaktallergiegruppe
(DKG). Gängige Externa der Analregion
stehenimTestblockExterna/Salbengrund-
lagensowiedemTestblockAnaltherapeu-
tikaderDKGzurVerfügung.Nebendenzu
testendenSubstanzensolltedieStandard-
reihemitgeführtwerden.EineAblesungist
nach 48 h und nach 72 h erforderlich.
Therapie
Bei allen Ekzemformen ist ggf.die Sanie-
rung der proktologischen Grunderkran-
kung erforderlich (⊡ Tabelle 1)!
Irritativ-toxisches Ekzem
Grundvoraussetzung ist dieVermeidung
irritativer Faktoren.Zur Elimination von
Sekretempfiehltsichdasregelmäßigesei-
fenfreie Reinigen des Afters mit klarem
Wasser. Bei der lokalen Anwendung von
Zinkzubereitungen sollte generell Lotio-
nen und Pasten derVorzug gegeben wer-
den,da fetthaltige Externa das Okklusiv-
milieu der Anokruralregion verstärken.
Die adstringierende Wirkung syntheti-
scherGerbstoffe(Tannolact®,Tannosynt®)
führt zur Schorfbildung und Reduktion
der Schweißbildung. Beim nässenden
AnalekzemmindertdieSchorfbildungdie
übermäßige Feuchtigkeitsentwicklung
und verringert somit die Möglichkeit ei-
ner bakteriellen und/oder mykotischen
Superinfektion.Darüberhinaushabensie
einen antipruriginösen und antiinflam-
matorischen Effekt [18]. In Einzelfällen
kann auch ein niedrig dosiertes lokales
Steroid (1% Hydrocortison) zur kurzfris-
tigen Anwendung kommen.
Atopisches Analekzem
Auch bei einem vergleichsweise minima-
len Hämorrhoidalbefund kann probato-
rischeinSklerosierungsversuchangezeigt
sein. Kommt es nach maximal 3 Sklero-
sierungen zu keiner Befundbesserung,
sollten weitere Sklerosierungsversuche
unterbleiben (cave:Gefahr der Überskle-
rosierung!). Bei bereits lange bestehen-
dem Ekzem mit dem Bild eines Lichen
simplex chronicus kann im Allgemeinen
keine Befundbesserung mehr durch eine
Sklerosierungstherapie erwartet werden.
Aufgrund des chronisch-rezidivierenden
VerlaufsdiesesEkzemtypsempfiehltsich,
diePatientenineineIntervalltherapieein-
zuweisen,beiderTeerpräparateundkurz-
fristig schwache bis mittelstarke lokale
Kortikosteroide (Hydrocortison bzw.Be-
tamethason) zur Anwendung kommen.
Zusammenfassung · Abstract
Hautarzt 2004 · 55:259–264
DOI 10.1007/s00105-004-0700-0
© Springer-Verlag 2004
S.Proske · B.H.Lenhard ·W.Hartschuh
Das Analekzem und seine
benignen Simulatoren
Zusammenfassung
In der proktologischen Sprechstunde ist das
Analekzem eine der am häufigsten gestellten Di-
agnosen.Entsprechend der Ätiopathogenese
werden 3 Ekzemformen unterschieden: das am
häufigsten vorkommende irritativ-toxisch be-
dingte Kontaktekzem,das konstitutionelle (ato-
pische) Ekzem und das allergische Kontaktek-
zem.Nur die korrekte diagnostische Einordnung
führt zu einer kausalen und damit letztlich wirk-
samenTherapie.Differenzialdiagnostisch müssen
benigne und maligne Erkrankungen abgegrenzt
werden,die ein Analekzem simulieren können.
Bei therapieresistenten ekzemartigen Krank-
heitsbildern sollte immer eine histologische Ab-
klärung erfolgen.
Schlüsselwörter
Analekzem · Irritativ-toxisches Kontaktekzem ·
Kontaktallergisches Ekzem · Konstitutionelles
Ekzem · Simulatoren
Perianal dermatitis and its benign
simulants
Abstract
Perianal dermatitis is one of the most common
proctological disorders.Concerning the etiology,
three different types of dermatitis must be dis-
tinguished – the most common irritative contact
dermatitis,atopic dermatitis and allergic contact
dermatitis.The correct diagnosis is essential for
adequate and successful treatment.A variety of
benign and malignant disorders must be con-
sidered in the differential diagnosis of anal der-
matitis.Dermatitic clinical disorders which do not
respond to therapy should always be biopsied.
Keywords
Anal dermatitis · Irritative contact dermatitis ·
Allergic contact dermatitis · Atopic dermatitis ·
Simulators
Topische Immunmodulatoren wie Tacro-
limus(Protopic®)oderPimecrolimus(Eli-
del®) stellen heute eine interessante und
wirksame Therapieoption dar [10, 15],
ebensohochenergetischesUVA-Licht[11].
DaekzematöseHautgenerelleinewesent-
lich höhere Sensibilisierungsbereitschaft
aufweist,müssen potenzielle Sensibilisa-
toren, wie z. B. duftstoffhaltige Externa,
unbedingt vermieden werden.
Kontaktallergisches Analekzem
Beim akuten, nässenden Kontaktekzem
sollten alle Externa, insbesondere das
anamnestisch eruierteAllergen abgesetzt
und ausschließlich feuchte Umschläge
(z.B.Schwarztee) angewandt werden.Bis
zur Testung dürfen ausschließlich indif-
ferente Externa wie Pasta zinci mollis
(DAB 10) oder Unguentum emulsificans
aquosum zur Anwendung kommen.
Zinkoxid werden gering ausgeprägte an-
timikrobielle, antiphlogistische und ad-
stringierendeWirkungen zugeschrieben,
und es enthält im Gegensatz zu den meis-
ten offiziellen Präparaten keinen Woll-
wachsalkohol als potenzielles Allergen.
Bei ausgeprägtem Befund kann bei der
Initialbehandlung kurzfristig ein lokales
Kortikosteroid eingesetzt werden,ggf.un-
terstützend Sitzbäder mit Adstringenzi-
en.
Differenzialdiagnosen
des Analekzems
Die nachfolgenden Dermatosen können
sich mitunter monolokulär in der Anal-
region manifestieren und müssen als Si-
mulatoren des Analekzems differenzial-
diagnostisch abgegrenzt werden. Auch
hierbei kann ein Hämorrhoidalleiden
oder eine andere sezernierende prokto-
logische Erkrankung im Sinne einer Trig-
gerfunktion oder als Köbner-Phänomen
(s.unten) in Frage kommen.Zur Diagno-
sesicherung ist im Einzelfall eine histolo-
gische Sicherung sinnvoll, insbesondere
bei Therapieresistenz oder Progredienz
des Krankheitsbildes.
▃ Biopsien im analen Bereich erfordern
prinzipiell keine Hautnaht,sondern sollen
der Sekundärheilung überlassen werden
Der Hautarzt 3 · 2004 | 261
Die ⊡ Abb.1,2,3,4,5,6,7 zeigenAnalekze-
me und Simulatoren desAnalekzems,die
entsprechenden Diagnosen finden Sie am
Ende des Textes in einer Infobox.
Psoriasis inversa
Die Psoriasis inversa imponiert als scharf
begrenzte,hochrote,oft erosive Dermati-
tis, da die sonst so charakteristische
groblamelläre silbergraue Schuppung
fehlt. Pathognomonisch ist eine mittel-
ständigeRhagadeinderRimaani.ImSin-
ne des sog.isomorphen Reizeffektes wer-
den Psoriasisherde in den Intertrigines
durch Faktoren wie Sekret oder Schweiß
provoziert. Zur Sicherung der Diagnose
ist eine Untersuchung des gesamten Inte-
guments im Hinblick auf weitere psoria-
tische Stigmata unentbehrlich.
Für die kleinflächige lokalisierte ana-
lePsoriasisistCalcitriol(Silkis3µg/g® Sal-
be) ein potentes Mittel.Zur Langzeitthe-
rapie der Wahl hat sich Dithranol-Zink-
paste (Cignolin®) bewährt.Lokale Korti-
kosteroidesollten–wennüberhaupt–nur
kurzfristig appliziert werden. Alternativ
isteinelokalePUVA-Behandlungsinnvoll
[14].
Lichen sclerosus et atrophicus
DerLichensclerosusetatrophicusisteine
kutane Bindegewebserkrankung unbe-
kannter Ätiologie. Das initial entzündli-
che Stadium wird geprägt von zunächst
erythematösen Papeln,die sich zu porzel-
lanartigen bläulich weißen,atrophischen
Plaques weiterentwickeln.Die Hautober-
flächefühltsichaufgrundvonHyperkera-
tosen reibeisenartig an. Die epidermale
Atrophie und dermale Sklerosierung be-
dingen einenAbbau der perianalen radi-
ären Falten.
Die Diagnose wird histologisch gesi-
chert, zumal klinisch oftmals keine Un-
terscheidung zum Lichen simplex chro-
nicus möglich ist. Verlaufsbeobachtun-
gen,ggf.mitVerlaufsbiopsien,sind unbe-
dingt indiziert, da es nach Beobachtun-
gendesgenitalenLichensclerosusetatro-
phicus weiblicher Patienten bei ca. 3–5%
der Patienten zu einem Übergang in ein
Carcinoma spinocellulare kommen kann
[3].Bei analer Lokalisation ist von einem
vergleichbarhohenMalignitätsrisikoaus-
Leitthema
| Der Hautarzt 3 · 2004
262
Abb. 1 ▲57-jähriger Patient.Juckend-nässende
Hautveränderungen perianal seit vielen Jahren
Abb. 2 47-jähriger Pati-
ent.Juckende Hautverän-
derungen seit vielen Jah-
ren,vor ca.10 Jahren
schmerzhafte Schwellung
am After
Abb. 3 48-jährige Pati-
entin.Akut aufgetretenes,
leuchtend rotes makulopa-
pulöses Exanthem anoge-
nital/gluteal und dissemi-
nierte erythromatöse Ma-
kulae am Stamm,aufge-
treten einigeTage nach
Anwendung eines Hämor-
rhoidaltherapeutikums
Abb. 4 ▲45-jährigerPatient.Seitlangembeste-
henderheftigsterJuckreizamAfter,seitderKind-
heitbekannteallergischeRhinokonjunktivitis
Abb. 5 ▲39-jähriger Patient.Isolierter rötlicher
plaque an der Rima ani,wenig juckend,am üb-
rigen Integument keine Hautveränderungen
Abb. 6 ▲ 55-jährige Patientin.Seit ca.6 Mona-
ten perianal mäßig juckende Hautveränderun-
gen
zugehen; es fehlt hierzu jedoch eine gesi-
cherte Datenlage.
▃ Risiko beim anogenitalen Lichen sclero-
sus et atrophicus: Übergang in ein Carci-
noma spinocellulare
InErgänzungzudenherkömmlicheneher
unbefriedigenden Therapiemöglichkei-
tendesLichensclerosusetatrophicusstellt
Tacrolimus eine neue interessante Thera-
pieoption dar [16],deren langfristiger Er-
folg an größeren Fallzahlen einer genaue-
ren Beurteilung bedarf.
Lichen ruber planus
Beim Lichen ruber planus kann neben
den Prädilektionsstellen an den Unterar-
men,dem Malleolarbereich und den Un-
terschenkeln – für die Proktologie be-
deutsam – auch die Sakral-,Gluteal- oder
die Anogenitalregion befallen sein. Die
Diagnose wird ebenfalls histologisch ge-
sichert.KlinischeVerlaufskontrollen mit
Kontrollbiopsien bei therapieresistentem
Verlauf,insbesondere aber bei Progredi-
enz,sind aufgrund des möglichen Über-
gangs in ein Carcinoma spinocellulare
unbedingt erforderlich.Auch beim ana-
len Lichen ruber gibt es keine gesicherte
Datenlage zum Risiko einer karzinoma-
tösen Entartung im Gegensatz zum ora-
len Lichen ruber,bei dem in der Literatur
ein Entartungsrisiko von weniger als 1%
[2] bis 10% [1] angegeben wird.Dabei ent-
stammen die hohen Prozentangaben in
der Regel Studien mit kleinen Fallzahlen,
während bei größeren Untersuchungen
an über 200 Patienten die Häufigkeit
deutlich unter 10%,teilweise sogar unter
1% lag [6,9,20].
▃ Gefahr der karzinomatösen Entartung bei
analem Lichen ruber planus!
Erste Ergebnisse sprechen dafür,dass Ta-
crolimusauchhiereinewirkungsvolleBe-
handlungsmöglichkeit darstellt [16].
Tinea perianalis
Das sich gelegentlich symmetrisch über
beide Glutäen zentrifugal ausbreitende
Erythem ist durch einen aktiven
Randsaum charakterisiert.Bedingt durch
Mazerationseffekte fehlt auch hier häufig
die sonst typische Schuppung.Der Nach-
weis der doppelkonturierten und septier-
ten Myzelen kann schnell im Nativpräpa-
rat vom aktiven Randsaum oder mit ei-
nem Flachbiopsat histologisch (PAS-Fär-
bung) erfolgen, die Differenzierung ggf.
in der Kultur.
DieTherapiebestehtinderlokalenAp-
plikation ketoconazolhaltiger Cremes
oder ggf.einer systemischen Therapie.
Anale Candidose
Charakteristisch für eine Candidamykose
sind multiple kleine Satellitenläsionen im
Randbereich des scharf begrenzten Ery-
thems. Der Erregernachweis erfolgt mit-
telseinesAbstriches,mikroskopischimDi-
rektpräparat oder kulturell. Beim Gesun-
densindCandidamykosenäußerstselten.
Ein Immundefekt und ein Diabetes melli-
tusmüssendaherausgeschlossenwerden.
Die Behandlung der analen Candido-
se besteht im Auftragen nystatinhaltiger
Pasten oder Lotionen. Eine gleichzeitig
bestehende intestinale Candidose sollte
intern mitbehandelt werden.
Erythrasma
Eine Infektion mit dem Pigment produ-
zierenden Corynebacterium minutissi-
mum führt zu einem scharf begrenzten
Erythem,das Pruritus oder Brennen ver-
ursachen kann. Unter der Wood-Lampe
(UVA-Licht, 366 nm) kommt es zu einer
charakteristischen korallen- oder lachs-
roten Fluoreszenz des Porphyrins in der
Haut. Bei Patienten, die eine gründliche
Analhygiene praktizieren,kann die Fluo-
reszenz fehlen, wenn die wasserlöslichen
Porphyrineabgewaschenwurden.Deshalb
sollte die Untersuchung mit der Wood-
LampeidealerweisemorgensvordemWa-
schen durchgeführt werden. Behandelt
wirdmiteinemerythromycinhaltigenGel
odereinerimidazolhaltigenCreme,imFal-
le eines Rezidivs mit Erythromycin per-
oral4-mal250mgtäglichüber14Tage[17].
Perianale Streptokokkendermatitis
Bei der perianalen streptogenen Derma-
titis handelt es sich um eine ausschließ-
lich kutane Erkrankung im Perianalbe-
reich,dievorzugsweiseKinderbetrifft.Sie
zeigt sich als scharf begrenztes Erythem,
gelegentlich mit randständigen Pusteln,
häufig in Assoziation mit einem Impe-
tigoherd an einer anderen Körperstelle
[4].Der Nachweis der betahämolysieren-
den Streptokokken der Gruppe A erfolgt
in der Kultur. Der Allgemeinzustand des
Patienten ist im Gegensatz zum Erysipel
nicht beeinträchtigt (kein Fieber, kein
Schüttelfrost). Die Therapie der Wahl ist
PenicillinVperoral100.000IE/kgKG/Tag
über 10–14 Tage [12].Bei einer Penicillin-
allergie wird Erythromycin empfohlen.
Seltenere Simulatoren
des Analekzems
In ⊡ Tabelle 2 finden sich weitere, aller-
dings deutlich seltener auftretende Er-
krankungen,die ein Analekzem simulie-
ren können.
Fazit für die Praxis
Zur präzisen diagnostischen Einordnung ei-
nes Analekzems und seiner Simulatoren ist
neben der Anamnese und Inspektion auch
eine vollständige proktologische Untersu-
chung einschließlich Proktoskopie und Rek-
toskopie,ggf.mit histologischer Untersu-
chung,in vielen Fällen auch eine klinische
Untersuchung des gesamten Integuments
unbedingt erforderlich.Beim Analekzem,der
Psoriasis inversa,dem Lichen ruber und dem
Lichen sclerosus et atrophicus steht aufgrund
des möglichenTriggereffektes,bei den 3
Der Hautarzt 3 · 2004 | 263
Abb. 7 ▲59-jährige Patientin.Seit mehreren
Jahren Juckreiz am After;weißliche Hautverän-
derungen langsam progredient
letztgenannten Erkrankungen im Sinne des
Köbner-Phänomens [7] zunächst die Sanie-
rung des Hämorrhoidalleidens oder einer an-
deren proktologischen Grunderkrankung im
Vordergrund.Bei einer symptomatischen Lo-
kalbehandlung sind allgemein Lotionen und
Pasten gegenüber fetthaltigenTopika zu be-
vorzugen,da Letztere den Effekt der feuchten
Kammer verstärken.Bei therapieresistentem,
ekzemartigemVerlauf des Analekzems oder
Progredienz sollte unbedingt eine histologi-
sche Abklärung angestrebt werden,um die
diagnostische Einschätzung zu überprüfen.
Korrespondierender Autor
Dr.S.Proske
Universitäts-Hautklinik
Heidelberg,
Voßstraße 2,69115 Heidelberg
E-Mail: Sylvia_Proske@
med.uni-heidelberg.de
Interessenkonflikt: Der korrespondierende Autor
versichert,dass keineVerbindungen mit einer Firma,
deren Produkt in dem Artikel genannt ist,oder einer
Firma,die ein Konkurrenzprodukt vertreibt,bestehen.
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16. Watsky KL (2003) Erosive perianal lichen planus re-
sponsive to tacrolimus.Int J Derm 42:217–218
17. WienertV (2003) Interdisziplinäre Leitlinie: Analekzem
(Entwicklungsstufe S1).Coloproctology 25:190–193
18. WienertV (2003) Externa-Grundstoffe proktologischer
Zubereitungen.Coloproctology 25:39–41
19. WienertV (1985) Diagnose undTherapie des Analek-
zems.Hautarzt 36:232–233
20. Wörheide J,Bonsmann G,Kolde G,Hamm H (1991) Plat-
tenepithelkarzinom auf dem Boden eines Lichen ruber
hypertrophicus an der Glans penis.Hautarzt
42:112–115
| Der Hautarzt 3 · 2004
264
Infobox
Diagnosen der in Abbildung 1–7
dargestellten Fälle
Abb.1: Irritativ-toxisches Analekzem
bei Hämorrhoiden Grad III
Abb.2: Irritativ-toxisches Analekzem mit
spaltförmiger Fistelöffnung bei 7 Uhr SSL
Abb.3: Allergisches Kontaktekzem bei
Typ-IV-Sensibilisierung gegen Bufexamac
Abb.4: Chronisch lichenifiziertes Analekzem
(Maximalform) bei Atopie
Abb.5: Psoriasis inversa
Abb.6: Analer Lichen sclerosus et atrophicus
Abb.7: Genitoanaler Lichen ruber planus
Hautkrebs: Auch Chemotherapie
spornt das Immunsystem an
Im Kampf gegen den schwarzen Hautkrebs
(Melanom) spielt das Immunsystem eine maß-
gebliche Rolle.Den Patienten wird darum häu-
fig Interleukin-2 verabreicht,ein körpereigener
Botenstoff,der dieT-Zellen des Immunsystems
aufTrab bringt.Dieser Effekt tritt offenbar auch
im Zuge einer Chemotherapie auf.Dies ist das
Ergebnis einer von derWilhelm-Sander-Stif-
tung geförderten Studie an der Hautklinik der
UniWürzburg („IdenticalT-cell ReceptorTrans-
cripts in Multiple Melanoma Metastases”
,Can-
cer Research 2002,62(20),5664-5667).
Interleukin-2 fungiert im Immunsystem als
Wachstumsfaktor für dieT-Zellen.VonTiermo-
dellen ist bekannt,dass eine Behandlung mit
diesem Botenstoff die bereits existierende Im-
munantwort gegen Melanome verstärkt.Das
Interleukin bewirkt außerdem,dass identische
T-Zellen nicht auf eine einzelne Metastase be-
grenzt bleiben,sondern auch in anderen Meta-
stasen auffindbar sind.Dass dies auch beim
Menschen so ist,haben dieWürzburgerWis-
senschaftler an verschiedenen Melanomen
nachgewiesen.Zusätzlich fanden sie heraus,
dass diese Effekte auch bei Patienten auftre-
ten,die kein Interleukin-2,sondern nur eine
Chemotherapie erhalten hatten.
Die Krebsbehandlung mit Interleukin-2 wird
dadurch jedoch nicht überflüssig.In derWürz-
burger Studie wurden nur dieT-Zellen betrach-
tet und nicht die anderen Faktoren,die das Im-
munsystem beeinflussen.Außerdem unter-
suchten die Forscher zwar dieVerteilung derT-
Zellen,nicht aber deren Aktivierungszustand.
Hierzu laufen zurzeit mit Unterstützung durch
die Sander-Stiftung weitere Analysen.
Quelle:UniversitätWürzburg
Fachnachricht
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25b Dermatologie. Das einfache Analekzem und seine benignen Simulatoren.

  • 1. See discussions, stats, and author profiles for this publication at: https://www.researchgate.net/publication/225778240 Das Analekzem und seine benignen Simulatoren Article  in  Der Hautarzt · March 2004 DOI: 10.1007/s00105-004-0700-0 CITATIONS 15 READS 10,381 3 authors, including: Some of the authors of this publication are also working on these related projects: Aktuelle Dermatologie 2016; 42: 194-197 View project Dermatosurgery and Acne inversa View project Bernhard H Lenhard Praxis Für Enddarmerkrankungen 56 PUBLICATIONS   218 CITATIONS    SEE PROFILE Wolfgang Hartschuh Universität Heidelberg 340 PUBLICATIONS   7,011 CITATIONS    SEE PROFILE All content following this page was uploaded by Bernhard H Lenhard on 31 May 2014. The user has requested enhancement of the downloaded file.
  • 2. Das Analekzem ist eine der häufigsten Diagnosen in der Proktologie.Dabei handelt es sich hierbei nicht um eine ei- genständige Erkrankung,sondern um eine Folgeerscheinung verschiedener dermatologischer,proktologischer oder mikrobiologischerVorgänge,am häu- figsten um eine Folge einer anderweiti- gen Erkrankung des Anus oder des Rek- tums [19].Nur die gezielte ätiopathoge- netische Einordnung führt zur wir- kungsvollenTherapie. Ätiologie und Klinik des Analekzems ApokrineundekkrineSchweißdrüsenim intertriginösen Raum der Perianalregion führen zu einem Feuchtraummilieu, das irritativ-toxischen,konstitutionellen und kontaktallergischen Krankheitsauslösern ein ideales Terrain bietet. Anatomische Besonderheiten wie Trichteranus oder verstärkte Querfältelung sind zusätzlich begünstigende Faktoren. Die Sekretab- sonderung peranal im Rahmen prokto- logischer Erkrankungen bei aneinander liegenden Anokruralfalten führt zu Ma- zerationsvorgängen und Epithelabschil- ferung.Daher ist das klinische Bild sämt- licher Dermatosen in der Perianalregion nicht wie am übrigen Integument schup- pend,sondern häufig erosiv-nässend. Entsprechend der Ätiopathogenese werdendiefolgenden3Ekzemformenun- terschieden,die durchaus auch gleichzei- tig oder in sequenziellem Ablauf einan- der beeinflussend auftreten können. Da- Leitthema S.Proske1 · B.H.Lenhard2 ·W.Hartschuh1 1 Universitäts-Hautklinik Heidelberg,Heidelberg 2 Praxis für Enddarmerkrankungen Heidelberg,Heidelberg Das Analekzem und seine benignen Simulatoren beilässtdermorphologischeBefundnicht sicher auf die jeweilige Ätiopathogenese des Analekzems schließen. Ein akutes Analekzem imponiert als ein eher glän- zend-nässendesErythem.Daschronische Analekzem zeigt Lichenifikation mitun- ter wie bei einem Lichen chronicusVidal. Das Anoderm als nicht verhornendes Plattenepithel desAnalkanals ist eher sel- ten in die Ekzemmorphe mit einbezogen. Jedoch können insbesondere chronische Verlaufsformen beim atopischenAnalek- zem zur Ausbildung intraanaler Rhaga- den führen,die gelegentlich bis zur Linea dentata reichen.Ebenso vermag die aku- te Diarrhö mazerativ-erosive Anoderm- veränderungenauslösen,diedemBildvon Analfissuren ähnlich sind,verbunden mit Schmerzen und Blutungen.Diese Verän- derungen sind jedoch im Sinne einer irri- tativ-toxischen Reaktion des analen Ka- nals ohne kryptoglandulären Bezug zu verstehen. Irritativ-toxisches Analekzem Exogen einwirkende, irritative Substan- zen führen bevorzugt an der perianalen Haut zu einer Entzündung,die nicht im- munologisch im Sinne einer allergischen Reaktion determiniert ist. So besitzt fä- kales Sekret ein hohes Irritationspoten- zial und ruft eine direkte Schädigung der epidermalenBarrierehervor.Dasirritativ- toxischeEkzemtrittentsprechendzumeist in Folge proktologischer Erkrankungen auf, die den Feinschluss des Afters oder die Stuhlhaltefähigkeit beeinträchtigen, z. B. bei einem Hämorrhoidalleiden, bei Prolapsen oder durch direkte Absonde- rungen ausAnalfisteln.Auch Entzündun- gen der anorektalen Übergangszone (Proktitis,Anitis,Kryptitis) oder Tumore des distalen Rektums sowie der Analre- gionkönnendieKontinenzeinschränken. > Ursachen für ein irritativ-toxi- sches Analekzem sind anale Kon- tinenzeinschränkung,sezernie- rende Analerkrankungen und/oder falsche Analhygiene Eine irritative Beeinflussung im Sinne ei- ner mechanisch-traumatisierendenWir- kung kommt beispielsweise der übermä- ßigenAnwendungvonToilettenpapierzu. AuchexzessiveReinigungsprozedurenmit hautirritierenden Detergenzien wie Sei- fen oder feuchten Toilettentüchern, die Konzentration der Noxe, die Dauer der Einwirkung sowie die individuelle Dispo- sition bestimmen den Schädigungsgrad der Haut und damit das Ausmaß des Ek- zems.DieseFormdesAnalekzemskommt mit über 50% der analen Ekzemformen am häufigsten vor [8]. Atopisches Analekzem Atopie bezeichnet die genetisch fixierte Disposition für Überempfindlichkeitsre- aktionen,diesichklinischindenverschie- denenErkrankungendesatopischenFor- menkreises manifestieren kann [11]. Die Analregionisteinetypische,aberweniger bekannte Prädilektionsstelle für das ato- Der Hautarzt 3 · 2004 | 259 Hautarzt 2004 · 55:259–264 DOI 10.1007/s00105-004-0700-0 Online publiziert: 13.Februar 2004 © Springer-Verlag 2004
  • 3. Leitthema | Der Hautarzt 3 · 2004 260 Tabelle 2 Seltenere Simulatoren des Analekzems Morbus Hailey Hailey Pemphigus vegetans Akrodermatitis enteropathica Oxyuriasis Tabelle 1 Therapie des Analekzems Sanierung der proktologischen Grund- bzw.Begleiterkrankung Meidung von Irritanzien und potenziellen Allergenen Seifenfreie Reinigung des Afters mit klarem Wasser Anwendung von Zinkzubereitungen und Adstringenzien Kurzfristig Steroide Pimecrolimus,Tacrolimus beim atopischen Analekzem pische Ekzem, ebenso wie Ellenbeugen und Kniekehlen,bei denen Haut an Haut liegt, sodass davon auszugehen ist, dass das Feuchtraummilieu mit der Absonde- rung von Schweiß für die Ekzementste- hung auch in der Analregion ursächlich diewesentlicheRollespielt.Sezernierende proktologischeErkrankungenwieeinHä- morrhoidalleidenkönnenhierbeizusätz- lich eine Triggerfunktion übernehmen. Leitsymptom des atopischen Analek- zems ist der außerordentliche Juckreiz. Hervorzuheben ist dabei,dass bei Atopi- kern oft auch bei diskretem Hämorrhoi- dalbefund ein massiver analer Pruritus beklagt wird.Bei einer auffallenden Dis- krepanz zwischen einem relativ wenig ausgeprägten klinischen Befund und der AngabeeinesquälendenJuckreizeseiner- seitssowiebeieinemextremlichenifizier- tem Ekzem sollte deshalb an diesen Ek- zemtyp gedacht werden. Kontaktallergisches Ekzem Streuherde bei scharf begrenztem Ekzem weisen auf ein kontaktallergisches Ge- schehen hin.Dieser Ekzemform liegt ein spezifischer immunologisch vermittelter Vorgang,eine allergische Typ-IV-Reakti- on nach Coombs und Gell,zugrunde.Als auslösende Agenzien kommen Inhalts- stoffevonHautpflegemitteln,Intimsprays, ToilettentüchernundProktologikainFra- ge. Besonders häufig sind Duftstoffe die Auslöser.Weitere Beispiele sind Mafenid, Hexylresorcin, Lidocain, Albothyl®, Ka- millenextrakt,Chininsulfat,Menthol [17] undBufexamac[13].BeimToilettenpapier sind Kathon C6 und Euxyl K400 poten- zielle Auslöser [5]. Eine Sensibilisierung ist entsprechend dem immunologischen Vorgang vor allem nach jahrelangem Ge- brauch der jeweiligen Substanz möglich. Diagnostik BeiallenAnalekzemenmussgenerelleine proktologische Abklärung mit rektal-di- gitalerAustastung,ProktoskopieundRek- toskopie erfolgen.RoutinemäßigeAbstri- che auf pathogene Keime sind hingegen überflüssig und sollten ggf.speziellen er- regerbedingtenKrankheitsbildernvorbe- halten bleiben. Irritativ-toxisches Analekzem Beim irritativ-toxischenAnalekzem liegt nahezu immer eine proktologische Grunderkrankung vor,die abgeklärt wer- den muss. Atopisches Analekzem Zum Nachweis einer atopischen Diathese kann der ErlangerAtopiescore eingesetzt werden. Eine Untersuchung des gesam- ten Integuments ist unerlässlich. Allergisches Kontaktekzem EineausführlicheAnamneseübermögliche zeitliche Zusammenhänge zwischen der Anwendung eines Externums und dem Auftreten der Hautveränderungen ist das wichtigste diagnostische Instrument. Die Bestätigung einer Sensibilisierung erfolgt imerscheinungsfreienIntervallmittelsEpi- kutantestung entsprechend den Richtlini- en der Deutschen Kontaktallergiegruppe (DKG). Gängige Externa der Analregion stehenimTestblockExterna/Salbengrund- lagensowiedemTestblockAnaltherapeu- tikaderDKGzurVerfügung.Nebendenzu testendenSubstanzensolltedieStandard- reihemitgeführtwerden.EineAblesungist nach 48 h und nach 72 h erforderlich. Therapie Bei allen Ekzemformen ist ggf.die Sanie- rung der proktologischen Grunderkran- kung erforderlich (⊡ Tabelle 1)! Irritativ-toxisches Ekzem Grundvoraussetzung ist dieVermeidung irritativer Faktoren.Zur Elimination von Sekretempfiehltsichdasregelmäßigesei- fenfreie Reinigen des Afters mit klarem Wasser. Bei der lokalen Anwendung von Zinkzubereitungen sollte generell Lotio- nen und Pasten derVorzug gegeben wer- den,da fetthaltige Externa das Okklusiv- milieu der Anokruralregion verstärken. Die adstringierende Wirkung syntheti- scherGerbstoffe(Tannolact®,Tannosynt®) führt zur Schorfbildung und Reduktion der Schweißbildung. Beim nässenden AnalekzemmindertdieSchorfbildungdie übermäßige Feuchtigkeitsentwicklung und verringert somit die Möglichkeit ei- ner bakteriellen und/oder mykotischen Superinfektion.Darüberhinaushabensie einen antipruriginösen und antiinflam- matorischen Effekt [18]. In Einzelfällen kann auch ein niedrig dosiertes lokales Steroid (1% Hydrocortison) zur kurzfris- tigen Anwendung kommen. Atopisches Analekzem Auch bei einem vergleichsweise minima- len Hämorrhoidalbefund kann probato- rischeinSklerosierungsversuchangezeigt sein. Kommt es nach maximal 3 Sklero- sierungen zu keiner Befundbesserung, sollten weitere Sklerosierungsversuche unterbleiben (cave:Gefahr der Überskle- rosierung!). Bei bereits lange bestehen- dem Ekzem mit dem Bild eines Lichen simplex chronicus kann im Allgemeinen keine Befundbesserung mehr durch eine Sklerosierungstherapie erwartet werden. Aufgrund des chronisch-rezidivierenden VerlaufsdiesesEkzemtypsempfiehltsich, diePatientenineineIntervalltherapieein- zuweisen,beiderTeerpräparateundkurz- fristig schwache bis mittelstarke lokale Kortikosteroide (Hydrocortison bzw.Be- tamethason) zur Anwendung kommen.
  • 4. Zusammenfassung · Abstract Hautarzt 2004 · 55:259–264 DOI 10.1007/s00105-004-0700-0 © Springer-Verlag 2004 S.Proske · B.H.Lenhard ·W.Hartschuh Das Analekzem und seine benignen Simulatoren Zusammenfassung In der proktologischen Sprechstunde ist das Analekzem eine der am häufigsten gestellten Di- agnosen.Entsprechend der Ätiopathogenese werden 3 Ekzemformen unterschieden: das am häufigsten vorkommende irritativ-toxisch be- dingte Kontaktekzem,das konstitutionelle (ato- pische) Ekzem und das allergische Kontaktek- zem.Nur die korrekte diagnostische Einordnung führt zu einer kausalen und damit letztlich wirk- samenTherapie.Differenzialdiagnostisch müssen benigne und maligne Erkrankungen abgegrenzt werden,die ein Analekzem simulieren können. Bei therapieresistenten ekzemartigen Krank- heitsbildern sollte immer eine histologische Ab- klärung erfolgen. Schlüsselwörter Analekzem · Irritativ-toxisches Kontaktekzem · Kontaktallergisches Ekzem · Konstitutionelles Ekzem · Simulatoren Perianal dermatitis and its benign simulants Abstract Perianal dermatitis is one of the most common proctological disorders.Concerning the etiology, three different types of dermatitis must be dis- tinguished – the most common irritative contact dermatitis,atopic dermatitis and allergic contact dermatitis.The correct diagnosis is essential for adequate and successful treatment.A variety of benign and malignant disorders must be con- sidered in the differential diagnosis of anal der- matitis.Dermatitic clinical disorders which do not respond to therapy should always be biopsied. Keywords Anal dermatitis · Irritative contact dermatitis · Allergic contact dermatitis · Atopic dermatitis · Simulators Topische Immunmodulatoren wie Tacro- limus(Protopic®)oderPimecrolimus(Eli- del®) stellen heute eine interessante und wirksame Therapieoption dar [10, 15], ebensohochenergetischesUVA-Licht[11]. DaekzematöseHautgenerelleinewesent- lich höhere Sensibilisierungsbereitschaft aufweist,müssen potenzielle Sensibilisa- toren, wie z. B. duftstoffhaltige Externa, unbedingt vermieden werden. Kontaktallergisches Analekzem Beim akuten, nässenden Kontaktekzem sollten alle Externa, insbesondere das anamnestisch eruierteAllergen abgesetzt und ausschließlich feuchte Umschläge (z.B.Schwarztee) angewandt werden.Bis zur Testung dürfen ausschließlich indif- ferente Externa wie Pasta zinci mollis (DAB 10) oder Unguentum emulsificans aquosum zur Anwendung kommen. Zinkoxid werden gering ausgeprägte an- timikrobielle, antiphlogistische und ad- stringierendeWirkungen zugeschrieben, und es enthält im Gegensatz zu den meis- ten offiziellen Präparaten keinen Woll- wachsalkohol als potenzielles Allergen. Bei ausgeprägtem Befund kann bei der Initialbehandlung kurzfristig ein lokales Kortikosteroid eingesetzt werden,ggf.un- terstützend Sitzbäder mit Adstringenzi- en. Differenzialdiagnosen des Analekzems Die nachfolgenden Dermatosen können sich mitunter monolokulär in der Anal- region manifestieren und müssen als Si- mulatoren des Analekzems differenzial- diagnostisch abgegrenzt werden. Auch hierbei kann ein Hämorrhoidalleiden oder eine andere sezernierende prokto- logische Erkrankung im Sinne einer Trig- gerfunktion oder als Köbner-Phänomen (s.unten) in Frage kommen.Zur Diagno- sesicherung ist im Einzelfall eine histolo- gische Sicherung sinnvoll, insbesondere bei Therapieresistenz oder Progredienz des Krankheitsbildes. ▃ Biopsien im analen Bereich erfordern prinzipiell keine Hautnaht,sondern sollen der Sekundärheilung überlassen werden Der Hautarzt 3 · 2004 | 261 Die ⊡ Abb.1,2,3,4,5,6,7 zeigenAnalekze- me und Simulatoren desAnalekzems,die entsprechenden Diagnosen finden Sie am Ende des Textes in einer Infobox. Psoriasis inversa Die Psoriasis inversa imponiert als scharf begrenzte,hochrote,oft erosive Dermati- tis, da die sonst so charakteristische groblamelläre silbergraue Schuppung fehlt. Pathognomonisch ist eine mittel- ständigeRhagadeinderRimaani.ImSin- ne des sog.isomorphen Reizeffektes wer- den Psoriasisherde in den Intertrigines durch Faktoren wie Sekret oder Schweiß provoziert. Zur Sicherung der Diagnose ist eine Untersuchung des gesamten Inte- guments im Hinblick auf weitere psoria- tische Stigmata unentbehrlich. Für die kleinflächige lokalisierte ana- lePsoriasisistCalcitriol(Silkis3µg/g® Sal- be) ein potentes Mittel.Zur Langzeitthe- rapie der Wahl hat sich Dithranol-Zink- paste (Cignolin®) bewährt.Lokale Korti- kosteroidesollten–wennüberhaupt–nur kurzfristig appliziert werden. Alternativ isteinelokalePUVA-Behandlungsinnvoll [14]. Lichen sclerosus et atrophicus DerLichensclerosusetatrophicusisteine kutane Bindegewebserkrankung unbe- kannter Ätiologie. Das initial entzündli- che Stadium wird geprägt von zunächst erythematösen Papeln,die sich zu porzel- lanartigen bläulich weißen,atrophischen Plaques weiterentwickeln.Die Hautober- flächefühltsichaufgrundvonHyperkera- tosen reibeisenartig an. Die epidermale Atrophie und dermale Sklerosierung be- dingen einenAbbau der perianalen radi- ären Falten. Die Diagnose wird histologisch gesi- chert, zumal klinisch oftmals keine Un- terscheidung zum Lichen simplex chro- nicus möglich ist. Verlaufsbeobachtun- gen,ggf.mitVerlaufsbiopsien,sind unbe- dingt indiziert, da es nach Beobachtun- gendesgenitalenLichensclerosusetatro- phicus weiblicher Patienten bei ca. 3–5% der Patienten zu einem Übergang in ein Carcinoma spinocellulare kommen kann [3].Bei analer Lokalisation ist von einem vergleichbarhohenMalignitätsrisikoaus-
  • 5. Leitthema | Der Hautarzt 3 · 2004 262 Abb. 1 ▲57-jähriger Patient.Juckend-nässende Hautveränderungen perianal seit vielen Jahren Abb. 2 47-jähriger Pati- ent.Juckende Hautverän- derungen seit vielen Jah- ren,vor ca.10 Jahren schmerzhafte Schwellung am After Abb. 3 48-jährige Pati- entin.Akut aufgetretenes, leuchtend rotes makulopa- pulöses Exanthem anoge- nital/gluteal und dissemi- nierte erythromatöse Ma- kulae am Stamm,aufge- treten einigeTage nach Anwendung eines Hämor- rhoidaltherapeutikums Abb. 4 ▲45-jährigerPatient.Seitlangembeste- henderheftigsterJuckreizamAfter,seitderKind- heitbekannteallergischeRhinokonjunktivitis Abb. 5 ▲39-jähriger Patient.Isolierter rötlicher plaque an der Rima ani,wenig juckend,am üb- rigen Integument keine Hautveränderungen Abb. 6 ▲ 55-jährige Patientin.Seit ca.6 Mona- ten perianal mäßig juckende Hautveränderun- gen
  • 6. zugehen; es fehlt hierzu jedoch eine gesi- cherte Datenlage. ▃ Risiko beim anogenitalen Lichen sclero- sus et atrophicus: Übergang in ein Carci- noma spinocellulare InErgänzungzudenherkömmlicheneher unbefriedigenden Therapiemöglichkei- tendesLichensclerosusetatrophicusstellt Tacrolimus eine neue interessante Thera- pieoption dar [16],deren langfristiger Er- folg an größeren Fallzahlen einer genaue- ren Beurteilung bedarf. Lichen ruber planus Beim Lichen ruber planus kann neben den Prädilektionsstellen an den Unterar- men,dem Malleolarbereich und den Un- terschenkeln – für die Proktologie be- deutsam – auch die Sakral-,Gluteal- oder die Anogenitalregion befallen sein. Die Diagnose wird ebenfalls histologisch ge- sichert.KlinischeVerlaufskontrollen mit Kontrollbiopsien bei therapieresistentem Verlauf,insbesondere aber bei Progredi- enz,sind aufgrund des möglichen Über- gangs in ein Carcinoma spinocellulare unbedingt erforderlich.Auch beim ana- len Lichen ruber gibt es keine gesicherte Datenlage zum Risiko einer karzinoma- tösen Entartung im Gegensatz zum ora- len Lichen ruber,bei dem in der Literatur ein Entartungsrisiko von weniger als 1% [2] bis 10% [1] angegeben wird.Dabei ent- stammen die hohen Prozentangaben in der Regel Studien mit kleinen Fallzahlen, während bei größeren Untersuchungen an über 200 Patienten die Häufigkeit deutlich unter 10%,teilweise sogar unter 1% lag [6,9,20]. ▃ Gefahr der karzinomatösen Entartung bei analem Lichen ruber planus! Erste Ergebnisse sprechen dafür,dass Ta- crolimusauchhiereinewirkungsvolleBe- handlungsmöglichkeit darstellt [16]. Tinea perianalis Das sich gelegentlich symmetrisch über beide Glutäen zentrifugal ausbreitende Erythem ist durch einen aktiven Randsaum charakterisiert.Bedingt durch Mazerationseffekte fehlt auch hier häufig die sonst typische Schuppung.Der Nach- weis der doppelkonturierten und septier- ten Myzelen kann schnell im Nativpräpa- rat vom aktiven Randsaum oder mit ei- nem Flachbiopsat histologisch (PAS-Fär- bung) erfolgen, die Differenzierung ggf. in der Kultur. DieTherapiebestehtinderlokalenAp- plikation ketoconazolhaltiger Cremes oder ggf.einer systemischen Therapie. Anale Candidose Charakteristisch für eine Candidamykose sind multiple kleine Satellitenläsionen im Randbereich des scharf begrenzten Ery- thems. Der Erregernachweis erfolgt mit- telseinesAbstriches,mikroskopischimDi- rektpräparat oder kulturell. Beim Gesun- densindCandidamykosenäußerstselten. Ein Immundefekt und ein Diabetes melli- tusmüssendaherausgeschlossenwerden. Die Behandlung der analen Candido- se besteht im Auftragen nystatinhaltiger Pasten oder Lotionen. Eine gleichzeitig bestehende intestinale Candidose sollte intern mitbehandelt werden. Erythrasma Eine Infektion mit dem Pigment produ- zierenden Corynebacterium minutissi- mum führt zu einem scharf begrenzten Erythem,das Pruritus oder Brennen ver- ursachen kann. Unter der Wood-Lampe (UVA-Licht, 366 nm) kommt es zu einer charakteristischen korallen- oder lachs- roten Fluoreszenz des Porphyrins in der Haut. Bei Patienten, die eine gründliche Analhygiene praktizieren,kann die Fluo- reszenz fehlen, wenn die wasserlöslichen Porphyrineabgewaschenwurden.Deshalb sollte die Untersuchung mit der Wood- LampeidealerweisemorgensvordemWa- schen durchgeführt werden. Behandelt wirdmiteinemerythromycinhaltigenGel odereinerimidazolhaltigenCreme,imFal- le eines Rezidivs mit Erythromycin per- oral4-mal250mgtäglichüber14Tage[17]. Perianale Streptokokkendermatitis Bei der perianalen streptogenen Derma- titis handelt es sich um eine ausschließ- lich kutane Erkrankung im Perianalbe- reich,dievorzugsweiseKinderbetrifft.Sie zeigt sich als scharf begrenztes Erythem, gelegentlich mit randständigen Pusteln, häufig in Assoziation mit einem Impe- tigoherd an einer anderen Körperstelle [4].Der Nachweis der betahämolysieren- den Streptokokken der Gruppe A erfolgt in der Kultur. Der Allgemeinzustand des Patienten ist im Gegensatz zum Erysipel nicht beeinträchtigt (kein Fieber, kein Schüttelfrost). Die Therapie der Wahl ist PenicillinVperoral100.000IE/kgKG/Tag über 10–14 Tage [12].Bei einer Penicillin- allergie wird Erythromycin empfohlen. Seltenere Simulatoren des Analekzems In ⊡ Tabelle 2 finden sich weitere, aller- dings deutlich seltener auftretende Er- krankungen,die ein Analekzem simulie- ren können. Fazit für die Praxis Zur präzisen diagnostischen Einordnung ei- nes Analekzems und seiner Simulatoren ist neben der Anamnese und Inspektion auch eine vollständige proktologische Untersu- chung einschließlich Proktoskopie und Rek- toskopie,ggf.mit histologischer Untersu- chung,in vielen Fällen auch eine klinische Untersuchung des gesamten Integuments unbedingt erforderlich.Beim Analekzem,der Psoriasis inversa,dem Lichen ruber und dem Lichen sclerosus et atrophicus steht aufgrund des möglichenTriggereffektes,bei den 3 Der Hautarzt 3 · 2004 | 263 Abb. 7 ▲59-jährige Patientin.Seit mehreren Jahren Juckreiz am After;weißliche Hautverän- derungen langsam progredient
  • 7. letztgenannten Erkrankungen im Sinne des Köbner-Phänomens [7] zunächst die Sanie- rung des Hämorrhoidalleidens oder einer an- deren proktologischen Grunderkrankung im Vordergrund.Bei einer symptomatischen Lo- kalbehandlung sind allgemein Lotionen und Pasten gegenüber fetthaltigenTopika zu be- vorzugen,da Letztere den Effekt der feuchten Kammer verstärken.Bei therapieresistentem, ekzemartigemVerlauf des Analekzems oder Progredienz sollte unbedingt eine histologi- sche Abklärung angestrebt werden,um die diagnostische Einschätzung zu überprüfen. Korrespondierender Autor Dr.S.Proske Universitäts-Hautklinik Heidelberg, Voßstraße 2,69115 Heidelberg E-Mail: Sylvia_Proske@ med.uni-heidelberg.de Interessenkonflikt: Der korrespondierende Autor versichert,dass keineVerbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist,oder einer Firma,die ein Konkurrenzprodukt vertreibt,bestehen. Literatur 1. 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Interleukin-2 fungiert im Immunsystem als Wachstumsfaktor für dieT-Zellen.VonTiermo- dellen ist bekannt,dass eine Behandlung mit diesem Botenstoff die bereits existierende Im- munantwort gegen Melanome verstärkt.Das Interleukin bewirkt außerdem,dass identische T-Zellen nicht auf eine einzelne Metastase be- grenzt bleiben,sondern auch in anderen Meta- stasen auffindbar sind.Dass dies auch beim Menschen so ist,haben dieWürzburgerWis- senschaftler an verschiedenen Melanomen nachgewiesen.Zusätzlich fanden sie heraus, dass diese Effekte auch bei Patienten auftre- ten,die kein Interleukin-2,sondern nur eine Chemotherapie erhalten hatten. Die Krebsbehandlung mit Interleukin-2 wird dadurch jedoch nicht überflüssig.In derWürz- burger Studie wurden nur dieT-Zellen betrach- tet und nicht die anderen Faktoren,die das Im- munsystem beeinflussen.Außerdem unter- suchten die Forscher zwar dieVerteilung derT- Zellen,nicht aber deren Aktivierungszustand. Hierzu laufen zurzeit mit Unterstützung durch die Sander-Stiftung weitere Analysen. Quelle:UniversitätWürzburg Fachnachricht
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