1. Oktober 2010
Das ist eine Aufgabe der Kommunikation – das werde ich
Exklusiv im Oktober unterstützen, weil es mir wichtig ist.
Viele bezeichnen Sie als Botschafter der Musik. Wie sehen
Interview mit Sie sich selbst?
Ich habe in der Türkei Beethoven und Mozart gespielt –
Fazil Say Musik, die dort selten gehört wird. Und hier integriere ich
Musik aus der Türkei in meine Kompositionen. Ob man
mich nun Botschafter nennt oder nicht: Ich mache das
Orient und Okzident, Klassik, Jazz und türkische Kunstmusik: sowieso. Es ist meine Natur, das passiert von ganz alleine.
Der in Ankara geborene Pianist ist ein Wanderer zwischen den
In Dortmund konnten Sie bereits einige Erfahrungen
Welten. Als Artist in Residence bleibt er dem Konzerthaus eine
innerhalb einer Residency sammeln, kommunikativ wie auch
ganze Saison lang verbunden.
programmatisch.
Von 1990 bis 1995 haben Sie in Berlin gelebt. Wie haben Sie Ja, das ging immerhin über fünf Jahre. Im Konzerthaus Berlin
die Stadt damals empfunden? habe ich 13 Konzerte, allerdings in sehr viel dichterer Folge.
Nach meinem Konzertexamen in Düsseldorf Wer mich kennt, wird ein Porträt herauslesen können: Die
habe ich an der damaligen HdK gelehrt, Residency umfasst alle Facetten meiner Person, es hat einen
Kammermusik gemacht, Liedbegleitung, inneren Zusammenhang. Sozusagen ein Porträt von mir als
Rezitals, Privatschüler unterrichtet. Ich habe Komponist und Interpret, mit Solo, Kammermusik, Rezital
in Schöneberg gewohnt. Es war eine und Jazz.
wahnsinnig interessante Zeit nach der
Im Oktober spielen Sie ein Klavierquintett von Ulvi Cemal
Wiedervereinigung. Aber es hat eine ganze Generation
Erkin.
gedauert, bis Berlin wirklich eins geworden ist. Die Stadt hat
eine ganz besondere Aura und deswegen ist sie die Lieblings- Zugegeben ein noch sehr unbekannter Name in Deutschland.
stadt vieler Menschen. Berlin hat seine eigene Melancholie. Umso mehr freue ich mich, dass wir ihn vorstellen können.
Erkin ist ein genialer Komponist, ein großer unbekannter Mann.
Auch kulturell ö nete sich die Stadt … Als der Präsident meines Verlages dessen Quintett in Dortmund
Ja, ich konnte die verschiedenen Berliner Orchester hören, hörte, war er sofort begeistert. Ich bin gespannt darauf, dieses
das frühere Radio-Symphonie-Orchester Berlin (heute DSO), Stück mit den Konzerthaus-Musikern zu erarbeiten. Die übrigen
die Philharmoniker: mit Wand und Abbado und auch das Werke stammen aus der Klassik, Haydn und Schubert – das passt
ehemalige Berliner Sinfonie-Orchester (heute Konzerthaus- sehr gut. Jeder wird das kennen, und wir werden viel Spaß haben!
orchester Berlin). Es gab natürlich ein riesiges Interesse am siehe Konzert am 31.10.2010
Konzerthaus; ich habe viele große Abende und sehr schöne
Sachen erlebt. Später habe ich dann regelmäßig hier gespielt,
solo und Kammermusik.
Wie wichtig ist Ihnen die Ansprache des türkischen
Publikums während Ihrer Residency?
Sehr wichtig. In Berlin leben über 200.000 Türken, was fast
sieben Prozent der Einwohner ausmacht. Das Problem ist, dass
die Türken fast ausschließlich ihre eigenen Zeitungen lesen
und türkische Kanäle im Fernsehen schauen, in denen vom
Berliner Kulturleben wenig gesprochen wird. Ich werde mir
für die türkischen Presseagenturen, Zeitungen und TV-Sender
Zeit nehmen und mit ihnen sprechen, damit sie mich während
dieser Zeit begleiten. Als z.B. in Dortmund und Hamburg, wo
ich regelmäßig gespielt habe, die Konzerte gut annonciert
wurden, waren teilweise bis zu 50 Prozent Türken im Konzert!
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