1. This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement no
764717. The sole responsibility for the content of this presentation lies with its author and in no way reflects the views of the European Union.
Windenergie im Wald:
Akzeptanz und internationaler Kontext
Michael Krug
Freie Universität Berlin
Forschungszentrum für Umweltpolitik
2. Thematischer Workshop
Erfurt, 18. Oktober 2018
2. Windenergie im Wald:
Akzeptanzuntersuchungen
• Es gibt nur sehr wenig Akzeptanzuntersuchungen zum Thema.
• Regelmäßige Akzeptanzumfragen von AEE und FA Wind adressieren Thema nur
nicht bzw. sporadisch. Dasselbe gilt für das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer zur
Energiewende (IASS Potsdam).
• Keine Aussagen in den Naturbewusstseinsstudien des BMU/BfN.
• Diverse Bundesländerstudien zur Akzeptanz der Windenergie (z.B. forsa-Studie
2018 „Stimmungsbild Windkraft Thüringen“)
• Regionaluntersuchungen zur Akzeptanz von Windenergie (z.B. Pfälzer Wald)
• Untersuchungen zum Thema Windenergie/Tourismus (z.B. Schwarzwald, Eifel,
Schleswig-Holstein)
• Untersuchungen zu Akzeptanz von Windenergie in Mittelgebirgen (z.B.
Bundesverband Deutscher Mittelgebirge 2012, Grebe 2018 zu Nordhessen)
• Einzelne Akzeptanzuntersuchungen zu Windenergie und Wandern (z.B.
Langzeitstudie der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in
Kooperation mit dem Deutschen Wanderinstitut 2015)
3. Windenergie im Wald:
Akzeptanzuntersuchungen (II)
David Weiß (2015): Windkraft im Wald – Befragung zu Einstellungen,
Wahrnehmungen und Akzeptanz
• Fokus: Auswirkungen von WEA im Wald auf die Erholung
• Nicht-repräsentative Befragung (Fragebogenuntersuchung)
• Fokus: Wanderer und Erholungssuchende vorwiegend in der Nähe
von WEA-Waldstandorten in Hessen und Rheinland-Pfalz
• 444 befragte Personen
• 56,3% der Befragten gab an, dass in Waldgebieten (eher) keine
Windräder gebaut werden sollten. 39,9% befürworteten den Bau,
3,8% waren unentschlossen
• Großteil der Befürworter wünscht moderaten Ausbau (37,4%)
• Große Ablehnung durch Windkraftkritiker (96,5%)
• 48,2% der allgemeinen Windkraftbefürworter (48,2%) befürwortet
auch WEA im Wald.
• Höhere Akzeptanz bei Befragten, die in letzter Zeit in einem Wald
mit WEA unterwegs waren (43% vs. 36%), aber auch höherer Anteil
von Ablehnern (38,1% vs. 29%)
4. Windenergie im Wald:
Akzeptanzuntersuchungen (III)
Umfrage der Deutschen Wildtier-Stiftung 2015
• Emnid-Umfrage im Juli 2015, lt. DWS repräsentativ
• Befragung von ca. 1.000 Personen
• Teilweise Suggestivfragen
➢ “Für den Ausbau der Windenergie sollten generell keine Waldgebiete
verschwinden oder zerschnitten werden.” (→ Zustimmung 79%,
Ostdeutschland: 78%)
➢ “Ich finde es im Allgemeinen vertretbar, wenn für den Bau zusätzlicher
Windkraftanlagen auch Waldgebiete verschwinden oder zerschnitten
werden.” (→ Zustimmung 11 %).
• Für 65 % der Befragten sollte „im Zweifelsfall der Schutz von Vögeln und
anderen Tieren Vorrang vor dem Bau neuer WEA“ haben.
• Quelle: https://www.deutschewildtierstiftung.de/aktuelles/emnid-umfrage-
belegt-80-prozent-der-befragten-gegen-windkraft-im-wald
5. Windenergie im Wald:
Akzeptanzuntersuchungen (IV)
Umfrage der Deutschen Wildtier-Stiftung 2016
• Emnid-Umfrage im Oktober 2016, laut DWS repräsentativ
• Befragung von ca. 1.000 Personen
• Teilweise Suggestivfragen
➢ “Für den Ausbau der Windenergie sollten generell keine
Waldgebiete verschwinden oder zerschnitten werden.”
(Zustimmung 80%, Ostdeutschland: 87%)
➢ “Ich finde es im Allgemeinen vertretbar, wenn für den Bau
zusätzlicher Windkraftanlagen auch Waldgebiete verschwinden
oder zerschnitten werden.” (Zustimmung 11 %)
• Ablehnung der Bürger in Ostdeutschland steigt von 78% (2015) auf 87%
(2016)
• Für 67 % der Befragten sollte „im Zweifelsfall der Schutz von Vögeln und
anderen Tieren Vorrang vor dem Bau neuer WEA“ haben.
6. Windenergie im Wald:
Die WinWind Ziel- und Modellregionen in DE
Land
Waldanteil
an der
Landes-
fläche*
Zahl der WEA
auf Waldflächen
(Ende 2017)
Zulässigkeit
Thüringen 34 %
2
(6 MW)
Lt. Windenergieerlass (2016) nicht grundsätzlich ausgeschlossen,
Bezug auf die Rechtsprechung (BVerwG, ThOVG). Schutz- und
Erholungswälder als harte Tabuzonen für die WE-Nutzung.
Sachsen 29 %
29
(50 MW)
Vor 2009 noch zulässig; Lt. Landesentwicklungsplan (2013) soll
die Nutzung von Waldgebieten durch die Windenergie
vermieden werden (gilt v.a. für Waldflächen mit Schutzstatus
nach Naturschutzrecht und mit ausgewählten Waldfunktionen)
Brandenburg 37 %
320
(818 MW) In 3 der 5 Planungsregionen zulässig.
Schleswig-
Holstein
11 % 0
Waldumwandlung zur Errichtung von WEA > 10 m Höhe ist seit
der Änderung des Landeswaldgesetzes 2016 untersagt. Vorher
war Wald durch den Landesentwicklungsplan 2010 als
Ausschlussgebiet von der WE-Nutzung ausgenommen.
Quellen: FA Wind 2018, Kress 2018; * lt. Bundeswaldinventur 2012
7. Windenergie im Wald:
Situation in den WinWind-Partnerländern (I)
Land
Waldanteil an
Landesfläche
(2015)*
Zahl der WEA auf
Waldflächen
Zulässigkeit
IT 31.6%
2014: ca. 415
(6,34 % der
insgesamt
installierten WEA)
• Nicht grundsätzlich ausgeschlossen
• Regionen definieren Ausschlusskriterien/Pufferzonen
• Einzelfallbetrachtung
• Zuständigkeit Genehmigung: 30 MW (national), < 30 MW
regional
LV 54.0%
Einzelne
Projektplanungen,
kein öffentlicher
Diskurs
• Nicht grundsätzlich ausgeschlossen, Gestaltungsspielraum
der Raumordnungsplanung und kommunalen
Bauleitplanung
• Vgl. Allgemeine Bestimmmungen zur Raumplanung (2013)
“It shall be allowed to place wind power plants >20 kW, in an
industrial building territory (R), technical building territory
(TA) and agricultural territory (L) or in the sites indicated in
spatial plans and local plans”.
NO 33.2% k.A. k.A.
* Quelle: Welternährungsorganisation (FAO), Vereinte Nationen
8. Windenergie im Wald:
Situation in den WinWind-Partnerländern (II)
Land Waldanteil an
der
Landesfläche
(2015)*
Zahl der WEA auf
Waldflächen
(Ende 2017)
Zulässigkeit
PL 30.8%
1
(2014)
• Unklare Rechtslage
• Restriktive Abstandsregeln (10H-Regel gilt auch für Wälder)
• Angeblich WE-Pläne des staatlichen Forstbetriebs
• Kein öffentlicher Diskurs
SP 36.8%
k.A.
(regionale
Schwerpunkte:
Galicia, Asturias, La
Rioja and Castilla y
Leon)
• Nicht grundsätzlich ausgeschlossen
• Zuständigkeit: Regionen/autonome Gemeinschaften
• UVP-Pflicht
* Quelle: Welternährungsorganisation (FAO), Vereinte Nationen
9. Windenergie im Wald:
Internationaler Kontext (I)
• Mangel an systematischen, international vergleichenden Studien
• Kurzrecherche ergibt Referenzen für folgende Länder (nicht abschließend!)
Land
Waldanteil an
der Landes-
fläche
(2015)*
Referenzen
Finnland 73,1%
https://www.lut.fi/web/en/news/-
/asset_publisher/lGh4SAywhcPu/content/current-wind-turbine-technology-
is-not-efficient-in-forest-sites
Irland 10, 9%
http://www.dpenergy.com/projects/wind-energy/republic-of-
ireland/buttevant/
Österreich 46,9%
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript428.
pdf
Schweden 68,9%
https://www.chalmers.se/en/projects/Pages/Wind-Power-in-Forest-II---
Forestwind.aspx
Schweiz 31,7%
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript428.
pdf
* Quelle: Welternährungsorganisation (FAO), Vereinte Nationen
10. Windenergie im Wald:
Internationaler Kontext (II)
Land
Waldanteil an
der
Landesfläche
(2018)*
Referenzen
Vereinigtes
Königreich
13,0 %
Schottland 19,0%
https://tethys.pnnl.gov/sites/default/files/publications/SNH-2017-Siting-
Designing-Wind.pdf
https://scotland.forestry.gov.uk/images/corporate/pdf/Renewable-
energy-schemes-on-the-National-Forest-Estate---July-2018.pdf
Wales 15,0%
https://naturalresources.wales/about-us/news-and-events/news/brechfa-
wind-energy-scheme-gets-underway/?lang=en
* Quelle: https://www.forestresearch.gov.uk/tools-and-resources/statistics/statistics-by-topic/woodland-statistics/
11. Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
mikru@zedat.fu-berlin.de
12. This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement no
764717. The sole responsibility for the content of this presentation lies with its author and in no way reflects the views of the European Union.
http://winwind-project.eu
info@winwind-project.eu
Increasing the social acceptance for wind
energy in wind energy scarce regions
13. Akzeptanzuntersuchungen
Fachagentur Wind (2016): Umfrage zur Akzeptanz der Windenergie an Land -
Frühjahr 2016
• Repräsentative Umfrage zur Akzeptanz der Nutzung und des Ausbaus der
Windenergie an Land in Deutschland
• Durchführung: Forsa im Auftrag der FA Wind.
• Befragungszeitraum: 16. Mai - 1. Juni 2016
• 1.002 Personen > 18 Jahre, computergestützte Telefoninterviews
• Frage nach den Erfahrungen der Befragten mit WEA im Wohnumfeld und
Waldgebieten
• DE: 29% der Befragten geben an, dass in ihrer Nähe WEA in Waldgebieten
befinden (Süden: 36 %, Mitte: 26 %, Norden 17 %).
• Quelle: FA Wind (2016): Umfrage zur Akzeptanz der Windenergie an Land –
Frühjahr 2016, Berlin. https://www.fachagentur-
windenergie.de/fileadmin/files/Veroeffentlichungen/FA_Wind_Umfrageergebnis
se_Fruehjahr_2016.pdf
17. Einflußfaktoren der lokalen
Akzeptanz (II)
Faktor Beschreibung
Sozioökonomische
Auswirkungen
Persönliche Vor-/Nachteile
Vor-/Nachteile für die Gemeinde
(→ z.B. Auswirkungen auf Immobilienpreise,
Boden-/Pachtpreise, Tourismus)
Verteilungsgerechtigkeit
Wahrgenommene Gerechtigkeit der Verteilung
von Kosten/Nutzen
Verfahrensgerechtigkeit
Wahrnehmung des Planungs-
Entscheidungsprozesses
(→ frühzeitige Information, Beteiligung,
Berücksichtigung von Interessen, Bedürfnissen,
Einwänden)
Vertrauen Vertrauen in die Schlüsselakteure und Prozesse
18. Aktuelle Initiativen auf Bundesebene
Koalitionsvertrag CDU, CSU und SPD (14.3.2018)
• Einführung einer besseren regionalen Steuerung des EE-Ausbaus
der Erneuerbaren Energien
• Sicherstellung der Akteursvielfalt, aber ausschließlich Zulassung
bundesimmissionsschutzrechtlich genehmigter Projekte.
• Besserer Interessenausgleich zwischen Erneuerbaren-Branche
und Naturschutz- und Anwohneranliegen
• durch bundeseinheitliche Regelung (…) die Standortgemeinden
stärker an der Wertschöpfung von EE-Anlagen beteiligen und die
Möglichkeiten einer Projektbeteiligung von Bürgerinnen und Bürgern
verbessern, ohne dass dies insgesamt zu Kostensteigerungen beim
EE-Ausbau führt.
19. Aktuelle Initiativen auf Bundesebene
Initiator Inhalt Höhe
AGORA/IKEM
(2018)
Bundesweite zweckgebundene Sonderabgabe an
umliegende Kommunen
Professionalisierung Öffentlichkeitsbeteiligung
➢ Öffentlichkeitsbeteiligung bereits vor der
förmlichen Antragstellung
➢ Verpflichtende Beteiligung ab Nabenhöhe
100m
➢ Einrichtung von zentralen Stellen zur
Unterstützung der Projektkommunikation
➢ Bürgervertrauenspersonen
Einmalzahlung:
6 EUR/kW, 100 EUR/m
Anlagenhöhe
→ 36.808 EUR/WEA (Mittelwert)
Jährliche Zahlung:
0,0004 EUR/kWh, 10 EUR/m
Anlagenhöhe
→ 5.158 EUR/WEA (Mittelwert)
WMK/
Wirtschaftsmini-
sterium BB (2017)
Bundesweite, nicht zweckgebundene
Sonderabgabe an Kommunen im Umkreis von 3-4
km
0,001 EUR/kWh
1 WEA, 3,6 MW, 150 m
Nabenhöhe, 2.000 VLS,
7,2 Mio. kWh
→7.200 EUR/WEA
Städte-
/Gemeindebund
BB (2017)
Reform der Konzessionsabgaben
Ergänzung der bisherige Verbrauchs-
Konzessionsabgabe durch sog. „Einspeise-
Konzessionsabgabe
0,33 ct/kWh, d.h. ca.
5.700 EUR/MW
Prof. Schmidt-
Eichstaedt
Konzessionierung der WE-Nutzung analog zum
Bergbaurecht (Windnutzungsabgabe) Quelle: Fachagentur Wind
20. Elemente des AGORA-Vorschlags 2018
• Einrichtung „Zentraler Stellen“ auf Landesebene
➢ Unterstützung die Vorhabenträger und Genehmigungsbehörden
➢ Umfeldanalysen und Konflikt-Scoping im Rahmen der frühen
Öffentlichkeitsbeteiligung, Materialien und Trainings zur professionellen
Durchführung von Öffentlichkeitsbeteiligungen.
➢ Rechtliche Umsetzung durch die Länder, aber politische Unabhängigkeit
• Bürgervertrauenspersonen
➢ Vertretung der direkt betroffenen Anwohner und aller Einwohner
➢ Kontinuierliche Begleitung des Verfahrens durch Teilnahme an Terminen der
Verfahrensbeteiligten
➢ Kommunikation zum Stand des Verfahrens durch Dialog mit der und in die
Öffentlichkeit, Sicherstellung der Einhaltung von Dialogregeln
➢ Bestellung auf Grundlage einer landesrechtlichen Regelung
➢ Möglichkeit zur Beteiligung in der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung und im
weiteren Genehmigungsverfahren (Umsetzung in 9. BImSchV)