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Dr. I.S. Krestinsky
Das 16. Jahrhundert
auf deutschem Boden
Reformation und Glaubensspaltung
Der Reformator Martin Luther
Periodisierung der Weltgeschichte
• Das Altertum (von den Anfängen bis 476)
• Das Mittelalter (476 – 1492)
o Frühmittelalter (6. – 9. Jh.)
o Hochmittelalter (10. – 13. Jh.)
o Spätmittelalter (Mitte 13. – Ende 15. Jh.).
• Die frühe Neuzeit (1500 – 1789)
– Die jüngere Neuzeit (1789 – 1918)
– Die Zeitgeschichte (seit 1918)
Die frühe Neuzeit (1500 – 1789)
- Habsburger (1438 – 1806) / spanisch-österreichische
Herrscher / Regierungssitz: Wien
- 1450: Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen
Lettern von Johannes Gutenberg in Mainz
- 1492: Ende des Mittelalters. Kolumbus entdeckt
Amerika, Anfang europäischer Expansion
- Italienische Renaissance (16. Jh.), europäische
Aufklärung, europäischer Klassizismus und
aufgeklärter Absolutismus (17.-18. Jh.).
Filme zur Epoche
16. Jh.
• Die Deutschen I. Folge 4. Luther und die Nation
• Die Deutschen II. Folge 5. Thomas Müntzer und
der Krieg der Bauern
17. Jh.
Die Deutschen I. Folge 5. Wallenstein und der Krieg
(der 30jährige Krieg)
Das Christentum
1. Römisch-katholische Kirche („allumfassend“)
2. Griechisch-orthodoxe Kirchen (ab 1054,
„rechtgläubig“)
3. Evagelische Kirche (ab 1517, nach Luthers
Reformation)
Reformationstag am 31.10 in evangelischen
Bundesländern
4. Freikirchen
Martin Luther (1483 – 1546): ambivalente Figur
für die Entstehung deutscher Nation
Fördernde Faktoren
• Stärkung des Nationalgefühls durch sprachliche
Einigung der Deutschen.
• Beitrag zur religiösen Emanzipation, zur
Gewissensfreiheit und – langfristig – zur
politischen Bürgerfreiheit.
• Gründung der Schulen und Universitäten,
Bibellektüre, „Bildungsschub“, Nachdenken über
nationale Identität; die Menschen verstehen sich
zunehmend national.
• Entstehung der protestantischen Ethik und
Arbeitsmoral.
Hemmende Faktoren
• Teilung der Deutschen in zwei konfessionelle Lager und
nachhaltige Verhinderung nationaler Einigung
(Katholiken vs. Protestanten).
• Der Egoismus der Fürsten, die auf die Sicherung und
Mehrung ihrer Macht bedacht waren, blockiert eine
nationale Staatsbildung. Der Gedanke an eine geeinte
Nation hätte ihre Macht gefährdet.
• Der Augsburger Religionsfrieden 1555 blockiert zwar
die Einheit der Deutschen für lange Zeit: Wem das Land
gehört, der bestimmt die Religion. Wer sich dem vom
Staat/Fürsten verordnete Bekenntnis nicht beugen will,
der muss auswandern (keine individuelle
Glaubensfreiheit). Das Prinzip hat die Einheit der
Deutschen für lange Zeit blockiert. Aber er sichert dem
Reich eine Verschnaufpause. Die Lutheraner werden
anerkannt.
Zur Entwicklung der deutschen Sprache
• Germanische Sprachen (z.B. Gotisch /
Wulfilabibel)
• Sprachstufen der deutschen Sprache
– Althochdeutsch (750 – 1050)
• Schriftliche Zeugnisse: Codex Abrogans.
– Mittelhochdeutsch (1050 – 1350)
• Schriftliche Zeugnisse: Nibelungenlied, Sachsenspiegel.
– Frühneuhochdeutsch (1350 – 1650)
• Schriftliche Zeugnisse: Luther-Bibel.
– Neuhochdeutsch (1650 bis Gegenwart)
Luthers sprachliche Bedeutung
• Luthers Rolle in der Entwicklungsgeschichte der
deutschen Sprache ist nicht zu unterschätzen. Zwar
ist er nicht der Schöpfer des „Neuhochdeutschen“,
wie einst behauptet wurde. Er hat jedoch,
ausgehend von der ostmitteldeutschen
Schreibtradition, sich bemüht, lebendig und für alle
verständlich zu schreiben, und hat durch seine
Tätigkeit als Reformator seine Sprache zum
Gemeingut und zum Vorbild machen können.
• Luthers Übersetzung des Neuen Testaments 1522
hatte einen außerordentlichen Erfolg und wurde ins
Niederländische, Niederdeutsche, Dänische und
1524 ins Schwedische übersetzt. Das Alte Testament
erschien seit 1523 in fortlaufenden Teilen, und 1534
wurde in Wittenberg die ganze Bibel
herausgegeben.
• Luther hatte eine seltene Sprachbegabung. Seine
Sprache ist neu in dem Sinne, dass sie verschiedene
Traditionen und Tendenzen vereinigt. Einerseits
schließt er sich einer überlandschaftlichen
Sprachform an und folgt, wie er selbst sagt, der
Sprache der sächsischen Kanzlei, so dass ihn sowohl
Ober- als auch Niederdeutsche verstehen können.
• Andererseits betrifft dies jedoch nur
Rechtschreibung, Lautstand, Formen und teilweise
Wortwahl. Er übernimmt aber nicht den vom Latein
abhängigen Satzbau und die Wortbildung der
Kanzleisprache, sondern bemüht sich um einen
klaren, versländlichen Stil. Hierbei lernte er viel von
der gesprochenen Volkssprache: den einfachen Stil,
den Gebrauch von einfühlenden Modalpartikeln
(allein, ja. doch. denn, schon usw.) und die Vorliebe
für eine bildhafte Ausdrucksweise mit Metaphern,
Redensarten und Sprichwörtern, die man auch in der
polemischen Literatur jener Zeit wiederfindet
• Luther legte selbst eine Sammlung von Sprichwörtern an,
und manche seiner Formulierungen sind auch zu
Sprichwörtern geworden. (Der Geist ist willig, aber das
Fleisch ist schwach.)
• Luthers Stil ist aber auch durchdacht: er verwendete
geschickt die Stilmittel der Rhetorik wie Hervorhebung
durch synonyme Ausdrücke, Steigerung, rhetorische
Fragen usw.
• Luthers Wortschatz war außergewöhnlich groß. Von
seinem umfassenden Studium her kannte er u.a. die
Rechtssprache und die Sprache der Mystiker, die ihn zu
vielen neuen Wortbildungen inspirierte: Feuereifer,
friedfertig, gastfrei, gottselig, Herzenslust, kleingläubig,
lichterloh, Sündenangst.
• Manche mitteldeutsche und niederdeutsche Wörter
sind durch Luther in den nhd. Wortschatz
aufgenommen worden. Anfangs mussten im
alemannischen Raum noch Wortlisten zu seiner
Bibelübersetzung herausgegeben werden, bald aber
wurden Luthers Wörter auch auf obd. Gebiet
verstanden:
- fett (Luther) – feist (Oberdeutsch) freien – werben
- heucheln- gleisen Hügel – Bühel
- Lippe – Lefze tauchen – tunken
- Topf – Hafen Träne – Zäher
• Obwohl Luther keine sprachlichen Regeln aufstellte,
hatte seine Sprache eine normative Kraft. Seine
Werke könnten mit einem heutigen Massenmedium
verglichen werden: Die Bibelübersetzung (1534 –
1547, wohl 100.000 Exemplare gedruckt), seine
Kirchenlieder, der Katechismus und die Postille
(Auslegung von biblischen Texten) sind mehr als
andere Bücher gelesen, vorgelesen und auswendig
gelernt worden, und ihre Sprache erlangte außerdem
durch den religiösen Inhalt eine besondere Geltung.
Verbreitung reformatorischer Bekenntnisse im 16. Jh.
Die Sprache verbindet: Chronik der Lutherzeit
• 1517 – Martin Luthers Thesen gegen den
Ablasshandel markieren den Beginn der
Reformation. Die Luther-Bibel (auf der
Wartburg übersetzt) macht den Reformator
zum Mitbegründer der deutschen Sprache.
• 1529/1530 (Reichstage zu Speyer und
Augsburg) – Entstehung der Bezeichnung
„Protestant“, Formulierung des
Glaubensverständnisses.
• 1547 – die protestantischen Fürsten unterliegen
in der Schlacht bei Mühlberg dem kaiserlich-
katholischen Heer; der Schmalkaldische Bund, die
Allianz der lutherischen Reichsstände, löst sich
auf.
• 1555 – der Augsburger Religionsfrieden
markiert die konfessionelle Spaltung
Deutschlands. Das Luthertum wird als Konfession
anerkannt. Landesherren können ihren Glauben
frei wählen. Keine individuelle Glaubensfreiheit,
die Religion der Landeskinder richtet sich nach
der religiösen Überzeugung des Herrschers. Wer
dem nicht folgen mag, muss auswandern.
Zusammenfassung
• Bedeutende Ereignisse, Namen und Orte: Große
Geographische Entdeckungen (ab 1492), Erfindung des
Buchdrucks (Mitte des 15. Jh.), Thesenanschlag,
Wormser Reichstag, Reichstag zu Speyer, Reichstag zu
Augsburg / Augsburger Bekenntnis, Schmalkaldischer
Bund, Bauernkriege, Augsburger Religionsfriede,
Martin Luther, Friedrich der Weise, Karl V.,
Wittenberg, die Wartburg, Worms, Speyer, Augsburg,
Mühlberg an der Elbe
• Adelsdynastien auf deutschem Boden: Habsburger,
Hohenzollern, Wittelsbacher (Bayern), Wettiner
(Sachsen, Lande der Eidgenossen).
Zitate zur Einschätzung
der Persönlichkeit M. Luthers
„Die beginnende Europäisierung der Welt läuft an den in
konfessionelle Händel verstrickten Teilstaaten des
Reichs vorbei. Die großen Entscheidungen fielen
anderswo. Indes die Holländer ihre Republik
gründeten, die erste freie Staatenföderation in
modernen Zeiten, indes England sein heroisches Duell
mit Spanien kämpfte, belauerten sich in Deutschland
die protestantischen und katholischen Teilmächte. In
dem Augenblick, in dem die angelsächsische
Kolonisierung Nordamerikas im Ernst einsetzte, die
schicksalsträchtigste Entwicklung der modernen
Geschichte, begann Deutschland seinen
Dreißigjährigen Krieg.“
(Golo Mann „Deutsche Ge­schichte des 19. und 20.
Jahrhunderts“)
„Luthers langfristige Wirkung für Deutschland und die
Deutschen ist sicherlich differenziert zu sehen. Da ist
zum einen die kulturelle, insbesondere sprachliche
Leistung, die durch seine Bibelübersetzung weit über
den Bereich der Protestanten und der Territorien
hinausgreift. Auf der anderen Seite die politische
Wirkung: Dort stützt er nicht die Vereinheitlichung,
sondern er treibt voran, das, was sich im Mittelalter
angebahnt hat, die Herausbildung des frühmodernen
Staates nicht auf der Ebene des Reiches, ­ keine
gesamtdeutsche Reichsnation ­, sondern die
Entstehung von frühmodernen Territorialstaaten. Und
in diesem Sinne könnte man formulieren, dass Luther
die Föderalisierung Deutschlands vorangetrieben hat“.
(Prof. Luise Schorn­Schütte 2008)
„Luther hat selber immer gesagt, er wolle keine Spaltung,
er wolle die Reform der Kirche und möglichst alle von
seiner Lehre überzeugen. Sein Anliegen war, die
Christenheit zu bewahren. Es war kein nationales
Anliegen, es war ein theologisches. Als diese Spaltung
nicht zu verhindern war, wollte er sie auch
entschlossen realisieren. Insofern ist er sicher ein
kämpferischer Spalter gewesen. Ranke, der große
Historiker, hat gesagt, die Spaltung der deutschen
Nation geht auf die Reformation zurück. Durch seine
Übersetzungsleistung, seine sprachgestaltende Kraft
hat Luther sicher auch für die katholischen Regionen
ein einheitsstiftendes Element geschaffen.“
(nach Prof. Luise Schorn­Schütte 2008)
Protestantische Ethik und
der Geist des Kapitalismus
Auswirkung des Protestantismus auf den
Werdegang der modernen europäischen
Gesellschaft
Max Weber „Die protestantische Ethik und der
Geist des Kapitalismus“
• Entstehung der asketischen protestantischen und
calvinistischen Philosophie
Wichtige Elemente dieser Moraltheologie sind:
• die sittliche Gefahr der Versuchung durch
Reichtum
• das Verwerfliche des Ausruhens auf dem
vorhandenen Besitz
• das Tätigsein als Wille Gottes zur Mehrung seines
Ruhmes
• Arbeit als alterprobtes asketisches Mittel
• Einflussnahme auf die Gesinnung / die Mentalität der
Menschen
• Entwicklung einer besonderen Ethik
• Feststellung und Anlass zur Studie:
die wohlhabendsten Familien stammten fast
nur aus protestantischen Verhältnissen.
• Religion und ihre Rolle in der Entstehung des
Kapitalismus und der Moderne
• Gesinnung der Protestanten und der
Katholiken. Protestantische Arbeitsmoral
(„Bete und arbeite“ vs. „bete und du wirst
erlöst“).
• Max Weber hat genau den Typus des
erfolgreichen europäischen Unternehmers einer
Analyse unterzogen und untersucht, wie dieser
Unternehmertyp überhaupt erst entstehen
konnte.
• Dementsprechend durchleuchtet Weber die
grundlegenden Schriften der protestantischen
Religionsstifter wie Luther und Calvin und kommt
dabei zum Schluss, daß durch entsprechend
extreme Auslegung der Bibel erfolgreiches
Arbeiten mit göttlicher Berufung gleichgesetzt
wurde. Arbeit erhält somit einen Wert an sich,
wird zur verabsolutierten Tugend.
Der Lebenssinn eines Calvinisten
Sinnvolle Arbeit in Askese
Geld/Gewinn
Gesellschaftlicher Nutzen
Calvinismus (Abzweig des Protestantismus)
• Johannes Calvin, französisch-schweizerischer Reformator,
1509 - 1564; wirkte seit 1536 bes. in Genf, wo er eine
strenge Kirchenzucht einführte. Der Calvinismus verbreitete
sich über Westdeutschland, die Niederlande, Frankreich
(Hugenotten), England (Puritaner) und Nordamerika.
• Verbrechen und Armut unbekannt, Pflichterfüllung,
Sittenreinheit, Mildtätigkeit, Askese durch Arbeit. Der
Mensch soll die Zeit nicht für Eitelkeiten verschwenden, denn
wenn er das tut, ist das ein Zeichen, dass er zu den
Verdammten gehört. Nutzt er sie dagegen für sinnvolle
Arbeit, deutet das darauf hin, dass er zu den Erwählten
gehört. Mehrt sich deswegen sein Geld als schöne
Nebenwirkung der Arbeit, ist das auch ein Zeichen der
Erwähltheit, was auf jeden Fall die Erfolgreichen überzeugt.
Der Calvinismus passte sehr gut zum
Kapitalismus und zum amerikanischen
Erfolgsdenken. Ermöglichte das Luthertum die
Ehe zwischen Religion und Staat (wie in
Preußen), ermöglichte der Calvinismus die Ehe
zwischen Religion und Geld. So wird
Reformation zur Hebamme der Moderne und
fördert die Entstehung frühmoderner
Territorialstaaten mit kapitalistischer
Wirtschaft sowie arbeitet auf die
Untergrabung der alten Ordnung hin.
Der Mönch wollte die Kirche reformieren
Martin Luther (1483-1546) lebte in einer Epoche
des Umbruchs: Mächtige Territorialstaaten
gewannen an Einfluss, die "Humanisten" stellten
das kirchliche Bildungsmonopol in Frage, und per
Buchdruck verbreiteten sich ihre Ideen so schnell
wie nie zuvor. Ob gewollt oder nicht, letztendlich
legte Luther die Axt an die Wurzel kirchlicher und
weltlicher Macht. Mit dem Kampf gegen Papst
und Kaiser spaltete er die Deutschen religiös für
Jahrhunderte, schuf aber mit seiner
Bibelübersetzung kulturell einen gemeinsamen
Sprachschatz.
Gesellschaftliche Umbrüche boten Nährboden für Luthers
Denken und Handeln
Eigentlich wollte der Mönch und gelehrte Theologe
Martin Luther zunächst nur Missstände in der
Kirche anprangern und keine Politik betreiben.
Dass sein Wirken dazu beitrug, Deutschland,
Europa und in gewisser Weise auch die Welt zu
revolutionieren, konnte er nicht voraussehen. Bei
allem Personenkult, der schon zu seinen
Lebzeiten um ihn betrieben wurde, war doch
gerade er getragen von einer Epoche, die von
gesellschaftlichen Umbrüchen gekennzeichnet
war. Sie waren die Voraussetzung, dass Luthers
Denken und Handeln eine solche Wirkung
entfalten konnten.

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  • 1. Dr. I.S. Krestinsky Das 16. Jahrhundert auf deutschem Boden Reformation und Glaubensspaltung Der Reformator Martin Luther
  • 2. Periodisierung der Weltgeschichte • Das Altertum (von den Anfängen bis 476) • Das Mittelalter (476 – 1492) o Frühmittelalter (6. – 9. Jh.) o Hochmittelalter (10. – 13. Jh.) o Spätmittelalter (Mitte 13. – Ende 15. Jh.). • Die frühe Neuzeit (1500 – 1789) – Die jüngere Neuzeit (1789 – 1918) – Die Zeitgeschichte (seit 1918)
  • 3. Die frühe Neuzeit (1500 – 1789) - Habsburger (1438 – 1806) / spanisch-österreichische Herrscher / Regierungssitz: Wien - 1450: Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern von Johannes Gutenberg in Mainz - 1492: Ende des Mittelalters. Kolumbus entdeckt Amerika, Anfang europäischer Expansion - Italienische Renaissance (16. Jh.), europäische Aufklärung, europäischer Klassizismus und aufgeklärter Absolutismus (17.-18. Jh.).
  • 4. Filme zur Epoche 16. Jh. • Die Deutschen I. Folge 4. Luther und die Nation • Die Deutschen II. Folge 5. Thomas Müntzer und der Krieg der Bauern 17. Jh. Die Deutschen I. Folge 5. Wallenstein und der Krieg (der 30jährige Krieg)
  • 5. Das Christentum 1. Römisch-katholische Kirche („allumfassend“) 2. Griechisch-orthodoxe Kirchen (ab 1054, „rechtgläubig“) 3. Evagelische Kirche (ab 1517, nach Luthers Reformation) Reformationstag am 31.10 in evangelischen Bundesländern 4. Freikirchen
  • 6. Martin Luther (1483 – 1546): ambivalente Figur für die Entstehung deutscher Nation Fördernde Faktoren • Stärkung des Nationalgefühls durch sprachliche Einigung der Deutschen. • Beitrag zur religiösen Emanzipation, zur Gewissensfreiheit und – langfristig – zur politischen Bürgerfreiheit. • Gründung der Schulen und Universitäten, Bibellektüre, „Bildungsschub“, Nachdenken über nationale Identität; die Menschen verstehen sich zunehmend national. • Entstehung der protestantischen Ethik und Arbeitsmoral.
  • 7. Hemmende Faktoren • Teilung der Deutschen in zwei konfessionelle Lager und nachhaltige Verhinderung nationaler Einigung (Katholiken vs. Protestanten). • Der Egoismus der Fürsten, die auf die Sicherung und Mehrung ihrer Macht bedacht waren, blockiert eine nationale Staatsbildung. Der Gedanke an eine geeinte Nation hätte ihre Macht gefährdet. • Der Augsburger Religionsfrieden 1555 blockiert zwar die Einheit der Deutschen für lange Zeit: Wem das Land gehört, der bestimmt die Religion. Wer sich dem vom Staat/Fürsten verordnete Bekenntnis nicht beugen will, der muss auswandern (keine individuelle Glaubensfreiheit). Das Prinzip hat die Einheit der Deutschen für lange Zeit blockiert. Aber er sichert dem Reich eine Verschnaufpause. Die Lutheraner werden anerkannt.
  • 8. Zur Entwicklung der deutschen Sprache • Germanische Sprachen (z.B. Gotisch / Wulfilabibel) • Sprachstufen der deutschen Sprache – Althochdeutsch (750 – 1050) • Schriftliche Zeugnisse: Codex Abrogans. – Mittelhochdeutsch (1050 – 1350) • Schriftliche Zeugnisse: Nibelungenlied, Sachsenspiegel. – Frühneuhochdeutsch (1350 – 1650) • Schriftliche Zeugnisse: Luther-Bibel. – Neuhochdeutsch (1650 bis Gegenwart)
  • 9. Luthers sprachliche Bedeutung • Luthers Rolle in der Entwicklungsgeschichte der deutschen Sprache ist nicht zu unterschätzen. Zwar ist er nicht der Schöpfer des „Neuhochdeutschen“, wie einst behauptet wurde. Er hat jedoch, ausgehend von der ostmitteldeutschen Schreibtradition, sich bemüht, lebendig und für alle verständlich zu schreiben, und hat durch seine Tätigkeit als Reformator seine Sprache zum Gemeingut und zum Vorbild machen können.
  • 10. • Luthers Übersetzung des Neuen Testaments 1522 hatte einen außerordentlichen Erfolg und wurde ins Niederländische, Niederdeutsche, Dänische und 1524 ins Schwedische übersetzt. Das Alte Testament erschien seit 1523 in fortlaufenden Teilen, und 1534 wurde in Wittenberg die ganze Bibel herausgegeben. • Luther hatte eine seltene Sprachbegabung. Seine Sprache ist neu in dem Sinne, dass sie verschiedene Traditionen und Tendenzen vereinigt. Einerseits schließt er sich einer überlandschaftlichen Sprachform an und folgt, wie er selbst sagt, der Sprache der sächsischen Kanzlei, so dass ihn sowohl Ober- als auch Niederdeutsche verstehen können.
  • 11. • Andererseits betrifft dies jedoch nur Rechtschreibung, Lautstand, Formen und teilweise Wortwahl. Er übernimmt aber nicht den vom Latein abhängigen Satzbau und die Wortbildung der Kanzleisprache, sondern bemüht sich um einen klaren, versländlichen Stil. Hierbei lernte er viel von der gesprochenen Volkssprache: den einfachen Stil, den Gebrauch von einfühlenden Modalpartikeln (allein, ja. doch. denn, schon usw.) und die Vorliebe für eine bildhafte Ausdrucksweise mit Metaphern, Redensarten und Sprichwörtern, die man auch in der polemischen Literatur jener Zeit wiederfindet
  • 12. • Luther legte selbst eine Sammlung von Sprichwörtern an, und manche seiner Formulierungen sind auch zu Sprichwörtern geworden. (Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.) • Luthers Stil ist aber auch durchdacht: er verwendete geschickt die Stilmittel der Rhetorik wie Hervorhebung durch synonyme Ausdrücke, Steigerung, rhetorische Fragen usw. • Luthers Wortschatz war außergewöhnlich groß. Von seinem umfassenden Studium her kannte er u.a. die Rechtssprache und die Sprache der Mystiker, die ihn zu vielen neuen Wortbildungen inspirierte: Feuereifer, friedfertig, gastfrei, gottselig, Herzenslust, kleingläubig, lichterloh, Sündenangst.
  • 13. • Manche mitteldeutsche und niederdeutsche Wörter sind durch Luther in den nhd. Wortschatz aufgenommen worden. Anfangs mussten im alemannischen Raum noch Wortlisten zu seiner Bibelübersetzung herausgegeben werden, bald aber wurden Luthers Wörter auch auf obd. Gebiet verstanden: - fett (Luther) – feist (Oberdeutsch) freien – werben - heucheln- gleisen Hügel – Bühel - Lippe – Lefze tauchen – tunken - Topf – Hafen Träne – Zäher
  • 14. • Obwohl Luther keine sprachlichen Regeln aufstellte, hatte seine Sprache eine normative Kraft. Seine Werke könnten mit einem heutigen Massenmedium verglichen werden: Die Bibelübersetzung (1534 – 1547, wohl 100.000 Exemplare gedruckt), seine Kirchenlieder, der Katechismus und die Postille (Auslegung von biblischen Texten) sind mehr als andere Bücher gelesen, vorgelesen und auswendig gelernt worden, und ihre Sprache erlangte außerdem durch den religiösen Inhalt eine besondere Geltung.
  • 16.
  • 17. Die Sprache verbindet: Chronik der Lutherzeit • 1517 – Martin Luthers Thesen gegen den Ablasshandel markieren den Beginn der Reformation. Die Luther-Bibel (auf der Wartburg übersetzt) macht den Reformator zum Mitbegründer der deutschen Sprache. • 1529/1530 (Reichstage zu Speyer und Augsburg) – Entstehung der Bezeichnung „Protestant“, Formulierung des Glaubensverständnisses.
  • 18. • 1547 – die protestantischen Fürsten unterliegen in der Schlacht bei Mühlberg dem kaiserlich- katholischen Heer; der Schmalkaldische Bund, die Allianz der lutherischen Reichsstände, löst sich auf. • 1555 – der Augsburger Religionsfrieden markiert die konfessionelle Spaltung Deutschlands. Das Luthertum wird als Konfession anerkannt. Landesherren können ihren Glauben frei wählen. Keine individuelle Glaubensfreiheit, die Religion der Landeskinder richtet sich nach der religiösen Überzeugung des Herrschers. Wer dem nicht folgen mag, muss auswandern.
  • 19. Zusammenfassung • Bedeutende Ereignisse, Namen und Orte: Große Geographische Entdeckungen (ab 1492), Erfindung des Buchdrucks (Mitte des 15. Jh.), Thesenanschlag, Wormser Reichstag, Reichstag zu Speyer, Reichstag zu Augsburg / Augsburger Bekenntnis, Schmalkaldischer Bund, Bauernkriege, Augsburger Religionsfriede, Martin Luther, Friedrich der Weise, Karl V., Wittenberg, die Wartburg, Worms, Speyer, Augsburg, Mühlberg an der Elbe • Adelsdynastien auf deutschem Boden: Habsburger, Hohenzollern, Wittelsbacher (Bayern), Wettiner (Sachsen, Lande der Eidgenossen).
  • 20. Zitate zur Einschätzung der Persönlichkeit M. Luthers
  • 21. „Die beginnende Europäisierung der Welt läuft an den in konfessionelle Händel verstrickten Teilstaaten des Reichs vorbei. Die großen Entscheidungen fielen anderswo. Indes die Holländer ihre Republik gründeten, die erste freie Staatenföderation in modernen Zeiten, indes England sein heroisches Duell mit Spanien kämpfte, belauerten sich in Deutschland die protestantischen und katholischen Teilmächte. In dem Augenblick, in dem die angelsächsische Kolonisierung Nordamerikas im Ernst einsetzte, die schicksalsträchtigste Entwicklung der modernen Geschichte, begann Deutschland seinen Dreißigjährigen Krieg.“ (Golo Mann „Deutsche Ge­schichte des 19. und 20. Jahrhunderts“)
  • 22. „Luthers langfristige Wirkung für Deutschland und die Deutschen ist sicherlich differenziert zu sehen. Da ist zum einen die kulturelle, insbesondere sprachliche Leistung, die durch seine Bibelübersetzung weit über den Bereich der Protestanten und der Territorien hinausgreift. Auf der anderen Seite die politische Wirkung: Dort stützt er nicht die Vereinheitlichung, sondern er treibt voran, das, was sich im Mittelalter angebahnt hat, die Herausbildung des frühmodernen Staates nicht auf der Ebene des Reiches, ­ keine gesamtdeutsche Reichsnation ­, sondern die Entstehung von frühmodernen Territorialstaaten. Und in diesem Sinne könnte man formulieren, dass Luther die Föderalisierung Deutschlands vorangetrieben hat“. (Prof. Luise Schorn­Schütte 2008)
  • 23. „Luther hat selber immer gesagt, er wolle keine Spaltung, er wolle die Reform der Kirche und möglichst alle von seiner Lehre überzeugen. Sein Anliegen war, die Christenheit zu bewahren. Es war kein nationales Anliegen, es war ein theologisches. Als diese Spaltung nicht zu verhindern war, wollte er sie auch entschlossen realisieren. Insofern ist er sicher ein kämpferischer Spalter gewesen. Ranke, der große Historiker, hat gesagt, die Spaltung der deutschen Nation geht auf die Reformation zurück. Durch seine Übersetzungsleistung, seine sprachgestaltende Kraft hat Luther sicher auch für die katholischen Regionen ein einheitsstiftendes Element geschaffen.“ (nach Prof. Luise Schorn­Schütte 2008)
  • 24. Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
  • 25. Auswirkung des Protestantismus auf den Werdegang der modernen europäischen Gesellschaft Max Weber „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“
  • 26. • Entstehung der asketischen protestantischen und calvinistischen Philosophie Wichtige Elemente dieser Moraltheologie sind: • die sittliche Gefahr der Versuchung durch Reichtum • das Verwerfliche des Ausruhens auf dem vorhandenen Besitz • das Tätigsein als Wille Gottes zur Mehrung seines Ruhmes • Arbeit als alterprobtes asketisches Mittel • Einflussnahme auf die Gesinnung / die Mentalität der Menschen • Entwicklung einer besonderen Ethik
  • 27. • Feststellung und Anlass zur Studie: die wohlhabendsten Familien stammten fast nur aus protestantischen Verhältnissen. • Religion und ihre Rolle in der Entstehung des Kapitalismus und der Moderne • Gesinnung der Protestanten und der Katholiken. Protestantische Arbeitsmoral („Bete und arbeite“ vs. „bete und du wirst erlöst“).
  • 28. • Max Weber hat genau den Typus des erfolgreichen europäischen Unternehmers einer Analyse unterzogen und untersucht, wie dieser Unternehmertyp überhaupt erst entstehen konnte. • Dementsprechend durchleuchtet Weber die grundlegenden Schriften der protestantischen Religionsstifter wie Luther und Calvin und kommt dabei zum Schluss, daß durch entsprechend extreme Auslegung der Bibel erfolgreiches Arbeiten mit göttlicher Berufung gleichgesetzt wurde. Arbeit erhält somit einen Wert an sich, wird zur verabsolutierten Tugend.
  • 29. Der Lebenssinn eines Calvinisten Sinnvolle Arbeit in Askese Geld/Gewinn Gesellschaftlicher Nutzen
  • 30. Calvinismus (Abzweig des Protestantismus) • Johannes Calvin, französisch-schweizerischer Reformator, 1509 - 1564; wirkte seit 1536 bes. in Genf, wo er eine strenge Kirchenzucht einführte. Der Calvinismus verbreitete sich über Westdeutschland, die Niederlande, Frankreich (Hugenotten), England (Puritaner) und Nordamerika. • Verbrechen und Armut unbekannt, Pflichterfüllung, Sittenreinheit, Mildtätigkeit, Askese durch Arbeit. Der Mensch soll die Zeit nicht für Eitelkeiten verschwenden, denn wenn er das tut, ist das ein Zeichen, dass er zu den Verdammten gehört. Nutzt er sie dagegen für sinnvolle Arbeit, deutet das darauf hin, dass er zu den Erwählten gehört. Mehrt sich deswegen sein Geld als schöne Nebenwirkung der Arbeit, ist das auch ein Zeichen der Erwähltheit, was auf jeden Fall die Erfolgreichen überzeugt.
  • 31. Der Calvinismus passte sehr gut zum Kapitalismus und zum amerikanischen Erfolgsdenken. Ermöglichte das Luthertum die Ehe zwischen Religion und Staat (wie in Preußen), ermöglichte der Calvinismus die Ehe zwischen Religion und Geld. So wird Reformation zur Hebamme der Moderne und fördert die Entstehung frühmoderner Territorialstaaten mit kapitalistischer Wirtschaft sowie arbeitet auf die Untergrabung der alten Ordnung hin.
  • 32. Der Mönch wollte die Kirche reformieren Martin Luther (1483-1546) lebte in einer Epoche des Umbruchs: Mächtige Territorialstaaten gewannen an Einfluss, die "Humanisten" stellten das kirchliche Bildungsmonopol in Frage, und per Buchdruck verbreiteten sich ihre Ideen so schnell wie nie zuvor. Ob gewollt oder nicht, letztendlich legte Luther die Axt an die Wurzel kirchlicher und weltlicher Macht. Mit dem Kampf gegen Papst und Kaiser spaltete er die Deutschen religiös für Jahrhunderte, schuf aber mit seiner Bibelübersetzung kulturell einen gemeinsamen Sprachschatz.
  • 33. Gesellschaftliche Umbrüche boten Nährboden für Luthers Denken und Handeln Eigentlich wollte der Mönch und gelehrte Theologe Martin Luther zunächst nur Missstände in der Kirche anprangern und keine Politik betreiben. Dass sein Wirken dazu beitrug, Deutschland, Europa und in gewisser Weise auch die Welt zu revolutionieren, konnte er nicht voraussehen. Bei allem Personenkult, der schon zu seinen Lebzeiten um ihn betrieben wurde, war doch gerade er getragen von einer Epoche, die von gesellschaftlichen Umbrüchen gekennzeichnet war. Sie waren die Voraussetzung, dass Luthers Denken und Handeln eine solche Wirkung entfalten konnten.