Infolge der Pandemie sind die Teilnahmequoten bei Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs in den letzten Monaten stark zurückgegangen. Auch davor haben viele Menschen den Gang zum Arzt gescheut. Das zeigen Datenauswertungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) und die Ergebnisse einer aktuellen Versichertenbefragung, die WIdO und AOK-Bundesverband am Mittwoch (20. Oktober) präsentiert haben. Die AOK reagiert mit der Kampagne "Deutschland, wir müssen über Gesundheit reden". Ziel ist es, die Menschen zur Teilnahme an den gesetzlich vorgesehenen Untersuchungen zu motivieren.
Impfung gegen Humane Papillomviren, Teil 3. PapillomvirenWolfgang Geiler
Ähnlich wie Pressemappe zur Pressekonferenz von AOK-Bundesverband und WIdO vom 20. Oktober 2021: Viel "Luft nach oben" bei der Krebs-Früherkennung (20)
Pressemitteilung des WIdO vom 24. März 2022: Hohes Sterberisiko von Pflegehei...
Pressemappe zur Pressekonferenz von AOK-Bundesverband und WIdO vom 20. Oktober 2021: Viel "Luft nach oben" bei der Krebs-Früherkennung
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Inhalt der Pressemappe
• Ihre Gesprächspartner
• Pressemitteilung
• Statement von Dr. med. Gerhard Schillinger
Leiter des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband
• Folien zum Statement von Dr. med. Gerhard Schillinger
• Statement von Jürgen Klauber
Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
• Folien zum Statement von Jürgen Klauber
• Statement von Martin Litsch
Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes
• Krebs-Früherkennungsuntersuchungen der gesetzlichen Krankenversicherung
im Überblick
Pressekonferenz des AOK-Bundesverbandes
und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
20. Oktober 2021, Berlin
Wissenschaftliches
Institut der AOK
2. Dr. med. Gerhard Schillinger
Leiter des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband
Jürgen Klauber
Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
Martin Litsch
Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes
Pressekonferenz des AOK-Bundesverbandes
und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
20. Oktober 2021, Berlin
Ihre Gesprächspartner
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Institut der AOK
3. Wissenschaftliches
Institut der AOK
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Viel „Luft nach oben “ bei
der Krebs-Früherkennung
Nach Einbrüchen in der Pandemie
soll AOK-Kampagne verstärkt zur
Teilnahme motivieren
Berlin, 20. Oktober 2021
Vor allem in der ersten Pandemiewelle im Frühjahr 2020, aber auch
in der zweiten Welle von Oktober 2020 bis Februar 2021 gab es
starke Einbrüche bei den Krebs-Früherkennungsuntersuchungen für
gesetzliche Versicherte. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des
Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die heute in Berlin
vorgestellt worden ist. Gleichzeitig ist in der Pandemie ein deut-
licher Rückgang bei den Krebs-OPs zu verzeichnen. Eine Lang-
zeit-Analyse des WIdO macht zudem deutlich, dass ein relevanter
Teil der anspruchsberechtigten Menschen in den vergangenen zehn
Jahren nicht von der Krebs-Früherkennung erreicht worden ist. Mit
der Kampagne „Deutschland, wir müssen über Gesundheit reden“
will die AOK gegensteuern und die Aufmerksamkeit für das Thema
Krebs-Früherkennung erhöhen, über das laut den Ergebnissen einer
aktuellen Forsa-Befragung viele Menschen nicht gern sprechen und
das oftmals verdrängt wird.
Pressemitteilung
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Deutliche Rückgänge von bis zu 20 Prozent infolge der Pandemie
Besonders starke Rückgänge waren im „Pandemie-Jahr“ 2020 bei
der Früherkennung von Hautkrebs (minus 19,8 Prozent gegenüber
2019) zu verzeichnen. Dieser Trend setzte sich auch im 1. Quartal
2021 mit minus 20,8 Prozent fort. Die WIdO-Auswertung auf Basis
der GKV-Frequenzstatistik zeigt für das Jahr 2020 auch beim
Mammografie-Screening sowie bei der Prostatakrebs-Früherkennung
deutliche Rückgänge der Teilnahmequoten gegenüber dem Vorjahr
von jeweils 8,1 Prozent. Bei der Früherkennung von Gebärmutterhals-
krebs waren es minus 5,5 Prozent. Lediglich bei den Koloskopien zur
Früherkennung von Darmkrebs war trotz Rückgängen in der ersten
Pandemiewelle in der Jahresbilanz sogar ein leichter Anstieg von
2,1 Prozent festzustellen. „Hier wäre der Anstieg ohne die Pande-
mie sicher noch höher ausgefallen, denn seit Anfang 2019 können
Männer schon ab 50 statt ab 55 Jahren an der Vorsorge teilnehmen.
Zudem werden seit Mitte 2019 Anspruchsberechtigte per Anschrei-
ben von ihrer Krankenkasse zu dieser Vorsorge eingeladen“, erläutert
Jürgen Klauber, Geschäftsführer des WIdO, die Ergebnisse. Wenn
man neben den Früherkennungs-Koloskopien auch alle diagnosti-
schen Darmspiegelungen im ambulanten und stationären Bereich
in die Betrachtung einbeziehe, ergebe sich aber im Jahr 2020 insge-
samt ein Rückgang von 6,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2019.
Ausgebliebene Diagnostik lässt schwerere Erkrankungen
und mehr Tote befürchten
Diese ausgebliebene Diagnostik in der Pandemie dürfte nach
Einschätzung der Experten gesundheitliche Folgen haben, wenn
Tumore erst später erkannt werden. Darauf deutet auch eine aktu-
elle WIdO-Analyse zur Entwicklung der Darm- und Brustkrebs-
operationen hin. Die Auswertung der AOK-Abrechnungsdaten aus
den Kliniken zeigt im gesamten Pandemie-Zeitraum von März 2020
bis Juli 2021 einen Rückgang der Darmkrebs-Operationen von 13
Prozent gegenüber 2019. Bei den Brustkrebs-OPs ist ein Rückgang
von 4 Prozent zu verzeichnen. „Mittelfristig könnte sich dies in einem
größeren Anteil höherer Schweregrade bei den Erkrankungen zeigen
und auf die Sterblichkeit auswirken“, erläutert WIdO-Geschäftsfüh-
rer Jürgen Klauber.
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Langzeit-Auswertung: „Luft nach oben“ vor allem
beim Darmkrebs-Screening
Eine Langzeit-Auswertung auf Basis der AOK-Abrechnungsdaten für
die Jahre 2009 bis 2020 macht zudem deutlich, dass es bei der regel-
mäßigen Teilnahme an den Krebs-Früherkennungsuntersuchungen
schon vor der Pandemie „Luft nach oben“ gab. „Sie zeigt, dass die
Teilnahmeraten bei allen Untersuchungen zur Krebs-Früherkennung
erhöht werden sollten“, sagt Gerhard Schillinger, Leiter des Berei-
ches Medizin im AOK-Bundesverband. So wurde nur etwa die Hälfte
der anspruchsberechtigten Menschen, die im vergangenen Jahr
65 Jahre alt waren, in den vergangenen zehn Jahren von der Darm-
krebs-Früherkennung erreicht. Auch bei der Prostatakrebs-Früh-
erkennung wurden die anspruchsberechtigten Männer insgesamt
zu selten oder zu spät erreicht: So nahmen in der Altersgruppe
zwischen 54 und 70 nur knapp ein Drittel der Männer in mindestens
drei der vergangenen zehn Jahre an der Früherkennung teil. Beim
Hautkrebs-Screening nahmen 13 Prozent der Männer und 16 Prozent
der Frauen zwischen 45 und 70 Jahren im betrachteten Zehn-Jah-
res-Zeitraum die Früherkennung mindestens vier Mal in Anspruch.
Besser sieht es bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
aus: Über 80 Prozent der Frauen zwischen 29 und 40 haben den
Empfehlungen entsprechend in mindestens drei von zehn Jahren an
der Vorsorge teilgenommen. „Diese Früherkennung ist eine Erfolgs-
geschichte. Vor der Einführung 1971 war der Gebärmutterhalskrebs
mit 16.000 Neuerkrankungen pro Jahr der häufigste bösartige Tumor
bei jungen Frauen, inzwischen konnte die Neuerkrankungs-Zahl auf
4.300 Fälle reduziert werden.“ Auch beim Mammographie-Screening
zur Früherkennung von Brustkrebs, das in Deutschland schon seit
2009 flächendeckend umgesetzt wird, sind recht hohe Teilnahme-
quoten zu verzeichnen: Nur ein Viertel der anspruchsberechtigen
Frauen nahm im betrachteten Zeitraum nicht teil.
AOK-Kampagne rückt Krebs-Früherkennung in den Fokus
Mit einer Kampagne will die AOK das Thema Krebs-Früherken-
nung noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und die
Menschen motivieren, die gesetzlich vorgesehenen Untersuchun-
gen wahrzunehmen. Die Kampagne „Deutschland, wir müssen über
Gesundheit reden“ umfasst unter anderem TV-Spots und Anzeigen
zum Thema Früherkennung.
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„Mit diesen Kommunikationsmaßnahmen wollen wir gerade jetzt, in
der nach wie vor andauernden Pandemie, einen Anstoß geben, einen
Termin bei seinem Arzt oder bei der Ärztin zu vereinbaren und gege-
benenfalls versäumte Untersuchungen nachzuholen“, erklärt Martin
Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. Die Ergeb-
nisse einer aktuellen Forsa-Befragung im Auftrag des AOK-Bundes-
verbandes zeigten, dass es sich hier oft um schambesetzte Untersu-
chungen handele, zu denen man sich überwinden müsse und über die
Menschen nicht gern sprechen. So geben 42 Prozent der Befragten
an, selten oder nie im persönlichen Umfeld über Gesundheitsvorsorge
oder Vorsorgeuntersuchungen zu sprechen. Etwa jedem fünften
Befragten (21 Prozent) ist es sehr beziehungsweise ein wenig unan-
genehm oder peinlich, im Bekannten-, Freundes- oder Kollegenkreis
darüber zu sprechen. Bei Männern unter 45 Jahren trifft dies fast auf
jeden Dritten zu (31 Prozent). 35 Prozent der Befragten erklärten,
dass die Beschäftigung mit Früherkennung und Vorsorge nach ihrer
Einschätzung durch Tabus beeinträchtigt wird.
Forsa-Befragung zeigt generell große Offenheit
für Krebs-Früherkennung
Ein überwiegender Teil der Menschen in Deutschland steht dem
Thema Krebsvorsorge laut den Ergebnissen der Forsa-Befragung
jedoch sehr offen gegenüber. Zwei Drittel der Befragten stimmen der
Aussage zu, dass sie regelmäßig zu Krebsvorsorgeuntersuchungen
gehen. Auf der anderen Seite gibt fast jeder vierte Befragte an, dass
er sich nicht für Krebsvorsorge interessiert. Die Ergebnisse zeigen,
dass Frauen dem Thema grundsätzlich offener gegenüberstehen als
Männer. Im Rahmen der Online-Studie wurden vom 21. bis zum
29. September 2021 insgesamt 3.225 Männer und Frauen ab
18 Jahren befragt.
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Pressekonferenz des AOK-Bundesverbandes
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20. Oktober 2021, Berlin
Statement von Dr. med. Gerhard Schillinger,
Leiter des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband
Regelmäßige Inanspruchnahme
von Krebs-Früherkennung:
„Luft nach oben“
Es gilt das gesprochene Wort!
Krebsfrüherkennung ist eine wichtige Maßnahme im Kampf gegen Krebs. Krebs kann damit in
einem frühen Stadium erkannt werden, in dem man ihn noch gut behandeln kann. Bei Gebärmutter-
halskrebs und Darmkrebs kann man Krebs sogar verhindern indem Vorformen entfernt werden,
bevor sie sich zum Krebs entwickeln.
Begonnen hat diese Strategie in Deutschland mit der Einführung Gebärmutterhalskrebs-
Früherkennung 1971, die eine Erfolgsgeschichte ist. 1971 war der Gebärmutterhalskrebs mit
16.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland noch der häufigste bösartige Tumor von jungen
Frauen. Die Neuerkrankungsrate konnte inzwischen auf 4.300 und damit fast auf ein Viertel
reduziert werden. Dreimal höher ist die Zahl der in den Krebsregistern erfassten fortgeschrittenen
Krebs-Vorstufen, die fast ausschließlich im Rahmen der
Früherkennung erkannt und entfernt
werden.
Nicht jede Krebsfrüherkennung hat einen Nutzen, der die möglichen Risiken und Neben
wirkungen
überwiegt. Daher entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss aufgrund der wissenschaftlichen
Evidenz darüber, welche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen zu Lasten der gesetzlichen Kranken-
kassen erfolgen. Bei Frauen sind das die Krebsfrüherkennung für Frauen, die mit dem Alter von 20
beginnt und die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung einschließt, das Hautkrebsscreening ab dem
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Alter von 35, die Brustkrebsfrüherkennung durch Mammographie von 50 bis 69 sowie die Darm-
krebsfrüherkennung ab 50. Bei Männern beginnen die Krebsfrüherkennungen mit dem Hautkrebs-
screening ab 35, ab 45 folgt die Krebsfrüherkennung bei Männern, die die Prostatakrebsfrüherken-
nung beinhaltet, und ab dem Alter von 50 das Darmkrebsscreening.
Die Teilnahme an diesen Untersuchungen ist freiwillig, die Wahrnehmung kostet etwas Überwin-
dung, denn die Untersuchungen sind teilweise unangenehm und schambehaftet. Zu den Teilnahme-
raten gibt es einige Daten. Dabei handelt es sich meist um Querschnittserhebungen, also um Aus-
wertungen, wie viele Menschen in einem Jahr teilnehmen. Diese Daten bilden damit nur einen
Durchschnitt aus den Menschen, die die Untersuchungen regelmäßig in Anspruch nehmen und
denen, die das selten oder nie tun. Über den Anteil der Menschen, die regelmäßig, einigermaßen
regelmäßig oder gar nicht teilnehmen, geben Querschnittserhebungen keinen Aufschluss. Daneben
gibt es Befragungsstudien, die zwar die Regelmäßigkeit der Teilnahme abfragen können, aber
dafür andere Nachteile haben – zum Beispiel sozial erwünschte Antworten oder Missverständnisse
bei den Befragten.
Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat daher die Teilnahme der anspruchs
berechtigten
AOK-Versicherten im Längsschnitt von zehn Jahren untersucht. Mit den Daten, wie viele der Versi-
cherten in diesen zehn Jahren die Krebs-Früherkennungsunter
suchung wie häufig wahrgenommen
haben, lässt sich eine recht gute Aussage über die Regelmäßigkeit der Teilnahme treffen.
Die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung ist – wie bereits dargestellt – eine Erfolgs
geschichte. Bis
2019 war diese Untersuchung für alle Altersgruppen jährlich vorgesehen, ab dem Alter von 35 wird
inzwischen die Untersuchung mit einem Test auf die HPV-Viren kombiniert und dann nur noch alle
drei Jahre durchgeführt. Als regelmäßig jährlich teilnehmend haben wir alle Frauen gezählt, bei
denen diese Untersuchung in mindestens acht von zehn Jahren durchgeführt wurde. Das trifft auf
jede vierte Frau zu. Für den Erfolg dieser Früherkennung dürfte aber entscheidend sein, dass über
80 Prozent der Frauen im Alter von 29 bis 40 Jahren in mindestens drei der vergangenen zehn Jahre
teilgenommen haben. Nebenbei bemerkt: Diese Frequenz entspricht auch den Empfehlungen der
evidenzbasierten Europäischen Leitlinie.
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Anders sieht es bei den Männern hinsichtlich der Prostatakrebs-Früherkennung aus. Auch diese
Untersuchung soll ab 45 Jahren jährlich erfolgen. Profitieren würden vor allem die jüngeren von
diesem Krebs betroffenen Altersgruppen zwischen 45 und 70 Jahren, bei denen ein viel größeres
Risiko besteht, dass ein Prostatakrebs während ihres Lebens zu ernsthaften Problemen führt.
Gerade bei diesen jüngeren Männern ist die Teilnahme aber sehr gering. Nur knapp jeder dritte
Mann, der im Jahr 2020 54 bis 70 Jahre alt wurde, nahm zumindest in drei der zehn Jahre an dieser
Untersuchung teil, bei den über-70-jährigen war es knapp jeder zweite.
Die Darmkrebs-Früherkennung kann man als Erfolgsgeschichte bezeichnen. Durch die Koloskopie,
die erstmalig im Alter von 50 bis 65 beim Mann und zwischen 55 und 65 bei der Frau durchgeführt
werden soll, können sogar Vorformen des Krebses, die Adenome, erkannt und entfernt werden und
somit nicht nur Krebs früh erkannt, sondern sogar verhindert werden. Die Auswertung von Register-
daten zur Darmkrebs-Früherkennung ergab, dass mit dem Koloskopie-Screening in den ersten zehn
Jahren 180.000 Dickdarmkarzinome verhindert werden konnten, das entspricht einer ersparten
Darmkrebserkrankung bei 28 Untersuchungen. Dabei muss noch bedacht werden, dass die Früh-
erkennungs-Koloskopien auch in dem für die Früherkennung vorgesehenen Alter nur einen Teil der
Darmspiegelungen ausmachen. Koloskopien werden überwiegend als diagnostische Darmspiege-
lung zur Abklärung von Beschwerden abgerechnet – und werden dann in der Regel nicht nochmals
für ein Screening wiederholt. Vor allem in ländlichen Regionen finden diese Untersuchungen auch
ambulant oder stationär im Krankenhaus statt.
Wenn man wissen will, wie viele Menschen in dem hierfür vorgesehenen Zeitintervall eine Darm-
spiegelung in Anspruch nehmen, dann muss man all diese möglichen Optionen gemeinsam auswer-
ten. Solche Daten gibt es bislang nur vom WIdO. Die AOK-Datenanalyse zeigt, dass insgesamt nur
41 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen in den vorgesehenen ersten zehn Jahren der
Inanspruchnahme diese Untersuchung auch wahrgenommen haben. Nimmt man noch eine einiger-
maßen regelmäßige Inanspruchnahme des alternativ angebotenen Tests auf verborgenes Blut im
Stuhl dazu, kommt man auf 46 Prozent der Männer und 55 Prozent der Frauen bis 65 Jahre, die in
den letzten zehn Jahren durch die Darmkrebs-
Früherkennung erreicht worden sind. Hier ist also
noch viel Luft nach oben: Könnte man mehr Menschen motivieren, so könnten noch viel mehr Darm-
krebserkrankungen verhindert werden. Es ist abzuwarten, ob das neu eingeführte Einladungswesen
zu einer Erhöhung der Teilnahmeraten führen wird.
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Noch geringer ist die Zahl der Menschen, die von der Hautkrebsfrüherkennung erreicht werden. In
vier von zehn Jahren nehmen gerade einmal 16 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer
zwischen 45 und 70 Jahren teil.
Die Brustkrebsfrüherkennung durch Mammographie war die erste Krebsfrüherkennungsuntersu-
chung in Deutschland, die mit einem Einladungswesen eingeführt wurde. In vier von zehn Jahren
werden immerhin 50 Prozent der Frauen zwischen 65 und 69 Jahren erreicht. 25 Prozent der Frauen
nehmen überhaupt nicht teil.
Im Fazit ist festzuhalten, dass bei allen Krebs-Früherkennungsuntersuchungen die Teilnahmeraten
erhöht werden sollten und dass bei diesem wichtigen Thema insgesamt sehr viel „Luft nach oben“
besteht. Es gilt daher weiterhin, die Menschen zur Teilnahme an den Krebs-Früherkennungsunter
suchungen zu motivieren und sich im Kampf gegen den Krebs weiter anzustrengen.
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13. Prostatakrebs-Früherkennung:
Männer werden zu selten und zu spät erreicht
3
Prostatakrebs-Früherkennung
Teilnahme in mindestens drei der
vergangenen zehn Jahre:
• 54 bis 70 Jahre: 30 Prozent
• über 70 Jahre: 48 Prozent
(Altersangaben beziehen sich auf das Alter
der Versicherten im Jahr 2020)
20.10.2021
Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
14. Darmspiegelungen erfolgen überwiegend diagnostisch in
Arztpraxen und am Krankenhaus.
4
• Die Darmspiegelung zur Krebsfrüherkennung soll innerhalb von 10 Jahren erfolgen.
• Früherkennungskoloskopien machen in dem für die Früherkennung vorgesehenen Alter nur
ein Drittel der Darmspiegelungen aus.
• Koloskopien werden überwiegend als diagnostische Darmspiegelungen zur Abklärung von
Beschwerden abgerechnet, jeweils zur Hälfte in Arztpraxen (39 %) bzw. stationär oder
ambulant am Krankenhaus (28 %). Diese werden dann in der Regel nicht nochmals für ein
Screening wiederholt.
• Wenn man wissen will, wie viele Menschen in dem hierfür vorgesehenen Zeitintervall eine
Darmspiegelung in Anspruch genommen haben, muss man alle diese Koloskopien in die
Analyse einschließen.
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15. 5
Darmkrebs-Früherkennung
Inanspruchnahme in den
vergangenen zehn Jahren bei den
65-Jährigen:
Koloskopie:
• Frauen: 45 Prozent
• Männer: 41 Prozent
Koloskopie oder FOBT* (Test auf
verborgenes Blut im Stuhl):
• Frauen: 55 Prozent
• Männer: 46 Prozent
(Altersangaben beziehen sich auf das Alter
der Versicherten im Jahr 2020)
Darmkrebs-Früherkennung: Etwa die Hälfte der 65-Jährigen wurde in
den vergangenen 10 Jahren nicht erreicht
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Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
*FOBT= Fäkaler okkulter Blut-Test
16. Hautkrebs-Früherkennung:
Insgesamt nur geringe regelmäßige Teilnahme
6
Hautkrebs-Früherkennung
Teilnahme im Alter von
45 bis 70 Jahren in mindestens
vier der vergangenen zehn Jahre:
• Frauen: 16 Prozent
• Männer: 13 Prozent
(Altersangaben beziehen sich auf das Alter
der Versicherten im Jahr 2020)
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17. Mammographie-Screening:
Jede vierte Frau nimmt nicht teil
7
Mammographie-Screening
Teilnahme in mindestens vier der
vergangenen zehn Jahre bei
Frauen im Alter von
65 bis 69 Jahren:
50 Prozent
Ein Viertel der Frauen nimmt nicht
am Mammographie-Screening teil.
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Krebsfrüherkennung: Entwicklung in
der Pandemie und Einstellungen in der
Bevölkerung
Es gilt das gesprochene Wort!
Entwicklung in der Pandemie
Als Ergänzung zu den eben vorgestellten Langzeit-Auswertungen zur Teilnahme an der Krebsfrüh-
erkennung will ich Ihnen nun die Entwicklung der Inanspruchnahme während der Covid-19-Pande-
mie vorstellen.
Wie in anderen Leistungsbereichen der Gesundheitsversorgung zeigen sich auch bei Krebsvorsor-
geuntersuchungen im Pandemiejahr 2020 Fallzahleinbrüche bei den Versicherten der Gesetzlichen
Krankenversicherung (Folie 3). Am stärksten betroffen von den Einbrüchen war das Hautkrebs-
screening (minus 19,8 Prozent), gefolgt vom Mammographie-Screening und der Tastuntersuchung
der Prostata (jeweils minus 8,1 Prozent) und dem Screening auf Gebärmutterhalskrebs (minus 5,5
Prozent). Lediglich Koloskopien zur Früherkennung von Darmkrebs verzeichneten in 2020 ein leich-
tes Plus von 2,1 Prozent.
Diese Zahlen bedürfen allerdings einer differenzierten Einordnung. Der Vergleich zum jeweiligen
Vorjahresquartal zeigt, dass die Einbrüche der Fallzahlen vor allem in der ersten Welle der Pande-
mie, partiell aber auch wieder in der zweiten Welle von Oktober 2020 bis Februar 2021 aufgetreten
sind.
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Die Mammographie ist im zweiten Quartal 2020 besonders stark eingebrochen, weil das Mammo-
graphie-Screening in der ersten Pandemiewelle von Ende März bis Anfang Mai komplett ausgesetzt
worden ist. Danach wurde es wieder aufgenommen. Die weitere Entwicklung lässt vermuten, dass
hier versäumte Untersuchungen nachgeholt worden sind.
Das Screening auf Gebärmutterhalskrebs bei der Frau und die Tastuntersuchung der Prostata beim
Mann zeigen schwächere, aber gleichfalls deutliche Einbrüche in der ersten Welle der Pandemie.
Nachholeffekte im zweiten Halbjahr 2020 sind hier nicht zu erkennen. Zudem kommt es in der
zweiten Welle erneut zu Rückgängen im Vergleich zu 2019.
Die deutlichen Rückgänge bei der Hautkrebs-Früherkennung haben nicht nur mit den Auswirkungen
der Pandemie zu tun. Sie hängen auch damit zusammen, dass dieses Screening in zwei Drittel der
Fälle beim Hausarzt und im Rahmen der „Allgemeinen Gesundheitsuntersuchung“ stattfindet. Auf
diese Untersuchung besteht seit Mitte 2019 alle drei Jahre ein Anspruch (zuvor alle zwei Jahre).
Auch die Entwicklung bei den Koloskopien zur Darmkrebs-Früherkennung ist durch verschiedene
Effekte beeinflusst, die sich überlagern. Zum einen können seit Anfang 2019 Männer schon ab 50
Jahren (bis dahin 55 Jahre) Früherkennungskoloskopien in Anspruch nehmen, und zum anderen
werden alle berechtigten Versicherten seit Mitte 2019 vom neu eingeführten Einladungswesen
erfasst. Die Veränderungsraten enthalten also einerseits einen fallzahlsteigerden Neuregelungs-
effekt und andererseits einen fallzahlsenkenden Pandemieeffekt. Eine Abgrenzung dieser beiden
Effekte ist auf Basis der vorliegenden Daten leider nicht möglich.
Um die tatsächlichen Auswirkungen der Pandemie auf die Versorgung zu betrachten, reicht es
allerdings nicht aus, den Blick ausschließlich auf die Früherkennungs-Koloskopien zu richten. Denn
auf diese Koloskopien entfallen – wie vom Kollegen Gerhard Schillinger dargelegt – nur ein Drittel
aller Koloskopien im Anspruchsalter beziehungsweise weniger als ein Fünftel aller durchgeführten
Koloskopien (17 Prozent). Gerade dann, wenn Koloskopien zu diagnostischen oder therapeutischen
Zwecken und nicht zur Früherkennung durchgeführt werden, sind negative Auswirkungen von Fall-
zahl-Rückgängen auf die Versorgung wahrscheinlicher. Während die Koloskopien zur Früherken-
nung bei AOK-Versicherten gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent zunehmen, sinkt die Zahl der
diagnostisch-therapeutischen Koloskopien im ambulanten Bereich oder im Krankenhaus (Folie
4). Insgesamt sinkt damit die Zahl der Koloskopien im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 6,5
Prozent. Das könnte Effekte auf die Sterblichkeit der Patienten haben, weil Tumore, Vorstufen oder
andere Erkrankungen später entdeckt und behandelt werden.
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Rückgänge bei der Inanspruchnahme von Krebs-Früherkennung und Diagnostik sowie bei den
Krankenhauseinweisungen aufgrund von Krebserkrankungen seit Pandemiebeginn sind inzwi-
schen international durch Studien belegt – beispielsweise für die USA, Brasilien, Großbritannien
oder Spanien (Folie 5). Für Deutschland hat das WIdO bereits mehrere Analysen zum Rückgang
der Krankenhauseinweisungen bei Krebs vorgelegt, und Johannes Diers et al haben vor einigen
Monaten Ergebnisse zum Rückgang in der ersten Pandemiewelle im Deutschen Ärzteblatt publi-
ziert.
Eine aktuelle Auswertung des WIdO zeigt, wie sich bei den AOK-Versicherten die fallzahlstärksten
Eingriffe im Krankenhaus bei Darm- und Brustkrebs seit Pandemiebeginn bis Juli 2021 entwickelt
haben (Folie 6). Beim Darmkrebs zeigen sich deutliche Fallzahleinbrüche in allen drei Pandemiewel-
len. Nachholeffekte sind bisher nicht zu erkennen. Im gesamten Pandemie-Zeitraum von März 2020
bis Juli 2021 kommt es zu einem Rückgang der Darmkrebsoperationen um 13 Prozent. Die weniger
starken Einbrüche beim Brustkrebs zeigen sich vor allem im Jahr 2020. Hier beträgt der Rückgang
im gesamten Pandemie-Zeitraum vier Prozent.
Generell führt eine verzögerte Krebsbehandlung zu erhöhter Sterblichkeit. Der Effekt der Pande-
mie auf die Sterblichkeit in Deutschland kann jedoch gegenwärtig noch nicht beziffert werden. Die
gezeigten Rückgänge bei den Krebsoperationen müssen nicht per se dramatisch sein. Sie sind zum
Beispiel weniger problematisch zu bewerten, wenn planbare Operationen verschoben oder thera-
peutische Alternativen gewählt worden sind. Ein ernsthaftes Problem dürfte aber durch die ausge-
bliebene Diagnostik entstehen: Auch Fälle, bei denen dringender Behandlungsbedarf besteht,
sind dadurch in den letzten Monaten nicht erkannt worden. Mittelfristig könnte sich dies in einem
Anstieg höherer Schweregrade in den Krebsregistern zeigen und auf die Sterblichkeit auswirken.
Die Rückgänge bei der Inanspruchnahme der Krebs-Früherkennung werden auch durch eine
aktuelle Forsa-Befragung bestätigt, die vom 21. bis zum 29. September 2021 im Auftrag des
AOK-Bundesverbandes durchgeführt worden ist. Für diese bevölkerungsrepräsentative Studie zur
Krebs-Früherkennung wurden mehr als 3.200 Personen ab 18 Jahren befragt.
56 Prozent der Befragten hatten im bisherigen Verlauf der Pandemie mindestens einen Termin zur
Krebsvorsorge geplant. 14 Prozent der Befragten, das heißt ein Viertel der Personen mit Termin-
planung, gaben an, dass ihr Krebsvorsorgetermin nicht wie vorgesehen stattgefunden hat (Folie
8). In den weitaus meisten dieser Fälle erfolgte die Terminabsage mit Bezug zur Corona-Pandemie
(elf Prozentpunkte). Bis September 2021 wurde nur ein Drittel (33 Prozent) der im Pandemiezeit-
raum verpassten Termine zur Krebsvorsorge nachgeholt (Folie 9). 44 Prozent gaben an, den Termin
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nachholen zu wollen, aber noch keinen Termin vereinbart zu haben. Sechs Prozent der Betroffenen
wollen auf ein Nachholen des Termins verzichten. Hier zeigt sich, dass Termine in der Regel wohl
nachgeholt werden dürften – aber dass gleichzeitig auch die Gefahr besteht, dass Termine wegen
der Ausnahmesituation in der Pandemie auf der Strecke bleiben.
Einstellungen zur Krebsfrüherkennung in der Bevölkerung
Unabhängig von der aktuellen Pandemie-Situation haben wir in der Forsa-Befragung auch nach
den generellen Einstellungen der Bevölkerung zur Krebs-Früherkennung gefragt. Hier zeigt sich
zunächst eine große Offenheit für das Thema bei einem überwiegenden Teil der Menschen in
Deutschland: Zwei Drittel der Befragten stimmen der Aussage zu, dass sie regelmäßig zu Krebs-
vorsorgeuntersuchungen gehen. Für ein knappes Drittel gilt dies aber nicht (Folie 11). Fast jeder
Vierte gibt an, dass er sich nicht für Krebsvorsorge interessiert. Die Affinität ist bei Frauen deutlich
stärker als bei Männern. Das dürfte allerdings auch mit den früher greifenden geschlechtsspezi-
fischen Früherkennungs-Programmen zusammenhängt. Mit dem Alter steigt auch bei Männern
die Compliance deutlich an. 43 Prozent der Befragten haben Angst, dass bei einer Vorsorgeunter-
suchung tatsächlich auch Krebs entdeckt wird. Bedenken, dass eine Krebsvorsorgeuntersuchung
unangenehm oder schmerzhaft sein könnte, geben 23 Prozent der Befragten an.
Die aktuelle Befragung beleuchtet auch die Frage, inwieweit die Auseinandersetzung mit dem
Thema Krebs-Früherkennung durch Schamgefühle und Tabus beeinträchtigt wird.
Es zeigt sich: Gespräche über Gesundheitsvorsorge beziehungsweise Vorsorgeuntersuchungen im
persönlichen Umfeld haben 42 Prozent der Bevölkerung ab 18 Jahren selten oder nie (Folie 12).
Deutlicher ausgeprägt ist dieses Phänomen bei Männern. Mit zunehmendem Alter wird Gesund-
heitsvorsorge eher zum Gesprächsthema. Vor allem bei den unter 45 Jahre alten Männern ist
Gesundheitsvorsorge selten oder nie Gesprächsgegenstand im persönlichen Umfeld.
Für Teile der Bevölkerung ist das Gespräch über Vorsorgeuntersuchungen auch mit Schamgefüh-
len verbunden. Etwa jedem fünften Befragten (21 Prozent) ist es sehr beziehungsweise ein wenig
unangenehm oder peinlich, im Bekannten-, Freundes oder Kollegenkreis darüber zu sprechen (Folie
13). Bei Männern unter 45 Jahre trifft dies fast auf jeden Dritten zu (31 Prozent). Auch hier sind die
Männer eher im Blick – und die Scham sinkt mit dem Alter.
Ein Teil der Bevölkerung vertritt die Auffassung, dass die öffentliche Beschäftigung mit gesund-
heitlicher Früherkennung und Vorsorge durch Tabus beeinträchtigt wird (Folie 14). Diesen Eindruck
23. Seite 5 von 5
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Wissenschaftliches
Institut der AOK
teilt etwa jeder dritte Befragte (35 Prozent). Am ehesten teilen wiederum die jüngeren Befragten
und vor allem die Männer diesen Eindruck. Der Wert für die unter 45 Jahre alten Männer erreicht bei
dieser Frage 52 Prozent.
Fazit
In der Pandemie erweist sich die Früherkennung mit Fallzahlrückgängen als eine der fragilen Berei-
che der Gesundheitsversorgung. Insbesondere in den Einbrüchen bei den Koloskopien zur Früh-
erkennung oder Diagnostik von Darmkrebs ist ein Problem zu sehen, das sich möglicherweise in
einer Steigerung der Sterblichkeit zeigen wird. Die vom Kollegen Schillinger angemahnte generelle
Steigerung der Teilnahmeraten setzt entsprechende Einstellungen in der Bevölkerung voraus. Trotz
breiter allgemeiner gesellschaftlicher Akzeptanz der Krebsfrüherkennung bedarf es der weiteren
Auseinandersetzung mit partiellem Desinteresse, Ängsten und der möglichen Beeinträchtigung
durch Schamgefühle und Tabus. Letztlich gilt es, in der Bevölkerung eine informierte Entscheidung
zu befördern, wie wir dies vor zwei Jahren im Rahmen der Vorstellung des Versorgungs-Reportes
Früherkennung des WIdO ausgeführt haben.
Kontakt und Information
Kai Behrens | AOK-Bundesverband | 030 346 46 2309 | presse@bv.aok.de
24. Krebs-Früherkennung:
Entwicklung in der Pandemie und
Einstellungen in der Bevölkerung
Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
Berlin, 20. Oktober 2021
Jürgen Klauber
26. Krebs-Früherkennung in der Pandemie: Einbrüche vor allem in der
ersten Welle
3
Entwicklung der Krebs-Vorsorgeuntersuchungen in 2020 gegenüber 2019 und in den
Quartalen 1/2020 bis 1/2021 gegenüber den Quartalen 1/2019 bis 4/2019
Quelle: GKV-Frequenzstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und eigene Berechnungen. WIdO 2021
2020 Q1/20 Q2/20 Q3/20 Q4/20 Q1/21
Mammographie-
Screening -8,1 % -9,5 % -41,4 % 12,2 % 5,7 % 5,3 %
Früherkennung
Gebärmutterhalskrebs -5,5 % -9,4 % -13,9 % 2,2 % 1,8 % -14,0 %
Früherkennung
Prostatakrebs -8,1 % -10,5 % -18,2 % -0,5 % -0,7 % -5,9 %
Früherkennung
Hautkrebs -19,8 % -25,3 % -31,8 % -15,0 % -1,0 % -20,8 %
Koloskopie zur Früher-
kennung von Darmkrebs 2,1% 16,4 % -6,9 % 1,5 % -2,4 % 12,3 %
Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
Anmerkung: Rückgang um mehr als 10 %, Rückgang zwischen 5 % und 10 %, Änderung zwischen -5 % und +5 %, Anstieg zwischen 5 % und 10 %, Anstieg größer als 10 %.
20.10.2021
27. Darmspiegelungen: Insgesamt deutlicher Rückgang im "Pandemiejahr" 2020
4
Koloskopien bei AOK-Versicherten im Jahr 2020 nach Anlass und Ort der Versorgung -
Veränderung gegenüber 2019 in Prozent
Quelle: Abrechnungsdaten nach §§ 295 und 301 SGB V von Versicherten der AOK. WIdO 2021
Diagnostisch/therapeutisch
in der Arztpraxis
Ambulant im Krankenhaus
Früherkennung
in der Arztpraxis
Stationär im
Krankenhaus
- 15,6 %
- 14,1 %
+ 3,2 %
- 2,9 %
Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
Rückgang insgesamt:
-6,5 Prozent
20.10.2021
28. Covid-19-Pandemie führt in vielen Ländern zu Rückgängen von
Vorsorge-Untersuchungen und Hospitalisierungen bei Krebserkrankungen
Studien zu Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Krebsbehandlungen
• Erheblicher Rückgang der Krebsvorsorgeuntersuchungen
(Patt et al. 2020: USA, Medicare-Bevölkerung)
• Rückgang von Biopsien, Koloskopien, Mammographien, Rückgang der Hospitalisierungen
(Fonseca et al. 2020: Brasilien)
• Rückgang von Endoskopien und weniger Patienten mit Krebs (insgesamt), aber Nachweisrate von Krebs
bei Endoskopien gestiegen durch selektivere Auswahl der Patienten (Rutter et al. 2020: UK)
• Rückgang von Krankenhauseinweisungen
(Amador et al. 2020: Spanien; Diers et al. 2021/Günster et al. 2020/Kuhlen et al. 2020: Deutschland)
5 Pressekonferenz Krebs-Früherkennung 20.10.2021
29. Deutlicher Fallzahlrückgang bei OPs von Darmkrebs während der Pandemie
– bei OPs von Brustkrebs vor allem in der ersten Pandemiewelle
6
Vergleich Fallzahlen im Jahr 2020/2021 mit 2019 bei bösartigen Neubildungen, Veränderung in Prozent
3. Pandemiewelle
2. Pandemiewelle
1. Pandemiewelle
-3%
-10%
-5%
-6%
-2%
1%
-4%
-17%
-5%
-18%
-12%
-10%
-20%
-15%
-10%
-5%
0%
5%
Jan 20
bis Feb 20
Mrz 20
bis Mai 20
Jun 20
bis Sep 20
Okt 20
bis Feb 21
Mrz 21
bis Mai 21
Jun 21
bis Jul 21
Operative Entfernung von Brustkrebs Operative Entfernung von Darmkrebs
Anmerkung: Aufgrund unterschiedlicher Anzahl von Wochenenden oder Feiertagen können einige Monate etwas fallzahlschwächer/-stärker sein als der Vergleichsmonat. Vergleich Fälle
im Aufnahmemonat 2020/2021 mit entsprechendem Monat 2019. Dargestellt wird Veränderung in Prozent.
Pressekonferenz Krebs-Früherkennung 20.10.2021
30. Forsa-Befragung zur Krebs-Früherkennung
• Repräsentative Befragung der forsa Politik- und Sozialforschung GmbH
im Auftrag des AOK-Bundesverbandes
• Online-Befragung von 3.225 Männern und Frauen ab 18 Jahren
• Zeitraum: 21. bis 29. September 2021
• Themen: Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen seit Beginn der Pandemie und
generelle Einstellungen zu Krebs-Vorsorgeuntersuchungen
7 Pressekonferenz Krebs-Früherkennung 20.10.2021
31. 14 Prozent der Befragten haben seit Beginn der Pandemie einen
vorgesehenen Termin zur Krebsvorsorge nicht wahrgenommen
8
Quelle: Forsa-Befragung zu „Vorsorge und Prävention“, 21. bis 29. September 2021, Online-Panel, Bevölkerung ab 18 Jahre (n=3225)
Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
7
14
11
10
17
14
43
70
56
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Männer
Frauen
Insgesamt
Männer
Frauen
Insgesamt
Männer
Frauen
Insgesamt
Anteil der Befragten, die einen geplanten Termin zur Krebsvorsorge im Zusammenhang mit der Corona-
Pandemie nicht wahrgenommen haben (in Prozent)
Anteil der Befragten, die einen geplanten Termin zur Krebsvorsorge nicht wahrgenommen haben (in Prozent)
Anteil der Befragten mit geplantem Termin zur Krebsvorsorge im Pandemiezeitraum (in Prozent)
20.10.2021
32. Bis September 2021 wurde erst ein Drittel der in der Pandemie nicht
wahrgenommenen Krebsvorsorgetermine nachgeholt
9 Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
Quelle: Forsa-Befragung zu „Vorsorge und Prävention“, 21. bis 29. September 2021, Online-Panel, Bevölkerung ab 18 Jahre (n=3225)
1
6
44
16
33
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
Weiß nicht.
Ich werde den Vorsorgetermin voraussichtlich
nicht nachholen.
Ich werde den Vorsorgetermin nachholen, habe
aber noch keinen neuen Termin vereinbart.
Ich habe bereits einen neuen Termin vereinbart.
Ich konnte den Vorsorgetermin bereits nachholen.
20.10.2021
Aussagen der Befragten mit einem nicht wahrgenommenen Termin zur Krebsvorsorge in der Pandemie (in Prozent)
33. Agenda
10
① Entwicklung in der Pandemie
② Einstellungen zur Krebsfrüherkennung
Pressekonferenz Krebs-Früherkennung 20.10.2021
34. Einstellungen in der Bevölkerung: Krebsvorsorge zwischen
Teilnahmebereitschaft, mangelndem Interesse und Ängsten
11 Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
Quelle: Forsa-Befragung zu „Vorsorge und Prävention“, 21. bis 29. September 2021, Online-Panel, Bevölkerung ab 18 Jahre (n=3225)
14
24
41
27
54
12
22
46
20
78
13
23
43
23
66
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Ich habe keine Zeit für Vorsorgeuntersuchungen.
Ich habe Bedenken, dass Vorsorgeuntersuchungen
unangenehm oder schmerzhaft sein können.
Ich habe Angst, dass bei Vorsorgeuntersuchungen
tatsächlich Krebs entdeckt wird.
Ich interessiere mich nicht für das Thema Vorsor-
geuntersuchungen.
Ich gehe regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen.
Insgesamt Frauen Männer
20.10.2021
Folgenden Aussagen zu Krebs-Vorsorgeuntersuchungen stimmen "voll und ganz“ oder „eher" zu (in Prozent)
35. Gespräche über Vorsorgeuntersuchungen im persönlichen Umfeld für
42 Prozent der Bevölkerung selten
12 Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
Quelle: Forsa-Befragung zu „Vorsorge und Prävention“, 21. bis 29. September 2021, Online-Panel, Bevölkerung ab 18 Jahre (n=3225)
29
40
43
59
36
46
42
55
49
43
26
47
42
45
16
11
14
13
16
11
13
0
0
0
2
1
1
0
0 20 40 60 80 100 120
60 Jahre und älter
45 bis 59 Jahre
35 bis 44 Jahre
18 bis 34 Jahre
Frauen
Männer
Insgesamt
selten/nie ab und zu häufig/sehr häufig weiß nicht
„Es kommt vor, dass ich mich im persönlichen Umfeld über Gesundheitsvorsorge bzw. Vorsorgeuntersuchungen
unterhalte“ (in Prozent)
20.10.2021
36. Gespräche über Vorsorgeuntersuchungen für 21 Prozent der Bevölkerung
mit Schamgefühlen verbunden
13 Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
„Es ist unangenehm oder peinlich, im Bekannten-, Freundes- oder Kollegenkreis über Vorsorgeuntersuchungen
wie z. B. eine Darmspiegelung oder eine Urinprobe zu sprechen“ (in Prozent)
Quelle: Forsa-Befragung zu „Vorsorge und Prävention“, 21. bis 29. September 2021, Online-Panel, Bevölkerung ab 18 Jahre (n=3225)
11
19
24
33
18
22
21
88
79
75
66
80
76
78
1
2
1
1
2
2
1
0 20 40 60 80 100 120
60 Jahre und älter
45 bis 59 Jahre
35 bis 44 Jahre
18 bis 34 Jahre
Frauen
Männer
Insgesamt
ja, sehr/ja, ein wenig nein, gar nicht weiß nicht
20.10.2021
37. Tabus beeinträchtigen nach Einschätzung von 35 Prozent der Bevölkerung
die öffentliche Befassung mit Vorsorgeuntersuchungen
14 Pressekonferenz Krebs-Früherkennung
„Tabus beeinträchtigen in Deutschland die öffentliche Beschäftigung mit Themen wie gesundheitlicher
Früherkennung und Vorsorge“ (in Prozent)
Quelle: Forsa-Befragung zu „Vorsorge und Prävention“, 21. bis 29. September 2021, Online-Panel, Bevölkerung ab 18 Jahre (n=3225)
23
31
47
51
32
38
35
73
63
49
42
62
56
59
4
6
4
7
6
6
6
0 20 40 60 80 100 120
60 Jahre und älter
45 bis 59 Jahre
35 bis 44 Jahre
18 bis 34 Jahre
Frauen
Männer
Insgesamt
ja,eher/ja,auf jeden Fall nein, eher nicht/nein, auf keinen Fall weiß nicht
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Wissenschaftliches
Institut der AOK
Pressekonferenz des AOK-Bundesverbandes
und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
20. Oktober 2021, Berlin
Statement von Martin Litsch,
Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes
AOK-Kampagne rückt Krebs-
Früherkennung in den Fokus
Die Früherkennung von Darmkrebs, Prostatakrebs oder Gebärmutterhalskrebs kann schwere
Erkrankungen verhindern und sogar Leben retten. Die eben dargestellten Ergebnisse machen
deutlich, dass es bei der Krebs-Früherkennung schon vor der Pandemie viel „Luft nach oben“ gab.
Trotz der insgesamt recht hohen Teilnahmeraten über die Jahre wird ein relevanter Teil der
Bevölkerung noch nicht erreicht.
Die Pandemie hat dieses Problem noch verschärft. Unsere aktuellen Befragungsergebnisse zeigen,
dass offenbar viele Termine zur Früherkennung noch nicht nachgeholt wurden. Infolge der Pande-
mie sind mittel- und langfristig negative Auswirkungen durch die Nicht-Wahrnehmung von Früh-
erkennungsuntersuchungen zu befürchten: Erhöhte Erkrankungsraten und die zu späte Erkennung
von Tumoren können viel Leid für die betroffenen Patientinnen und Patienten verursachen. Der
Rückgang bei einzelnen Krebs-OPs gibt einen Hinweis darauf, dass die Entwicklung in diese Rich-
tung gehen könnte – auch wenn wir noch keine verlässlichen Daten zu einer möglichen „Bugwelle“
von Neudiagnosen und fortgeschrittenen Krebserkrankungen haben.
Und natürlich gilt auch: Jede vermiedene Krebserkrankung muss nicht behandelt werden.
Vorsorge ist wirtschaftlicher als Behandlung.
Vor dem Hintergrund der vorgestellten Ergebnisse engagiert sich die AOK dafür, das Thema
Krebs-Früherkennung noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Wir wollen die Versi-
cherten motivieren, die gesetzlich vorgesehenen Früherkennungsuntersuchungen wahrzunehmen.
Schon bisher haben die elf AOKs umfangreich über das Thema informiert – zum Beispiel auf dem
Versichertenportal www.aok.de. Hier gibt es zum Beispiel eine Faktenbox zur jährlichen Ultra-
40. Seite 2 von 3
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Wissenschaftliches
Institut der AOK
schall-Untersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Sie informiert darüber, dass diese
Untersuchung, die keine Kassenleistung ist, mehr Schaden anrichten kann als sie Nutzen stiftet.
Auch zu den Vor- und Nachteilen der gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen informieren wir
transparent in unserem Internetauftritt. Dazu verlinken hier auf die evidenzbasierten Patienten-
informationen des Gemeinsamen Bundesausschusses. Und jedes Jahr werden Tausende von
Männern und Frauen im entsprechenden Alter im Rahmen des Einladungswesens von den AOKs
angeschrieben und aktiv über die anstehenden Früherkennungsuntersuchungen informiert.
Mitte Oktober startet die AOK-Gemeinschaft zusätzlich zu den bisherigen umfangreichen Informa-
tionen und Erinnerungsschreiben an die Versicherten die bundesweite Kampagne „Deutschland, wir
müssen über Gesundheit reden.“ Sie umfasst unter anderem TV-Spots und Anzeigen zu den Themen-
schwerpunkten „Früherkennung“ und „Vorsorge“.
Mit unserer Kampagne wollen wir dazu beitragen, dass sich die Menschen mit dem wichtigen
Thema Krebs-Früherkennung auseinandersetzen. Die Ergebnisse der Forsa-Befragung zeigen ein-
drucksvoll, dass es sich hier oft um schambesetzte Untersuchungen handelt, zu denen man sich
überwinden muss und über die Menschen nicht gern sprechen. Wir müssen auch die Angst vor der
Untersuchung senken. Durch eine humorvolle und unkonventionelle, vielleicht auch etwas provo-
kante Art der Ansprache wollen wir Aufmerksamkeit für das Thema erzeugen. Wir werden Ihnen
gleich im Anschluss an mein Statement einen TV-Spot der AOK zeigen, damit sie sich selbst ein Bild
machen können. Zwei der Anzeigen-Motive sehen sie bereits auf den Bannern hier im Raum.
Mit diesen Kommunikationsmaßnahmen wollen wir gerade jetzt, in der nach wie vor andauernden
Pandemie, einen Anstoß geben, einen Termin bei seinem Arzt oder bei der Ärztin zu vereinbaren und
gegebenenfalls versäumte Untersuchungen nachzuholen. Denn die Arztpraxen und Kliniken sind
sichere Orte – hier ist die Infektionsgefahr durch die Hygiene- und Abstandsregeln und die gestie-
gene Impfquote sehr gering.
Wir wollen, dass die Menschen über das Thema Krebsfrüherkennung sprechen – und dass sie dies
auch mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt tun. Unsere aktuelle Forsa-Befragung zeigt ja auch, dass die
Ärztinnen und Ärzte für die Menschen die zentralen Ansprechpartner zum Thema Vorsorge sind.
Zugleich macht sie deutlich, dass bei diesem Thema noch großer Informationsbedarf bei den Men-
41. Seite 3 von 3
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Wissenschaftliches
Institut der AOK
schen besteht. Ärztinnen und Ärzte sind gefordert, ihren Patientinnen und Patienten eine fundierte
Beratung über die Vorteile anzubieten, aber auch transparent über mögliche Risiken der jeweiligen
Vorsorgeuntersuchung wie falsch positive Befunde zu informieren. Auf dieser Basis sollten die Men-
schen dann eine informierte Entscheidung zum Thema Krebs-Früherkennung treffen.
In den allermeisten Fällen überwiegen die Vorteile ganz klar die Nachteile. Das zeigen auch die
Erfolge der letzten Jahrzehnte, zum Beispiel bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Es
lohnt sich also, bei diesem Thema am Ball zu bleiben und die Menschen zur Teilnahme zur motivie-
ren.
Kontakt und Information
Kai Behrens | AOK-Bundesverband | 030 346 46 2309 | presse@bv.aok.de
42. Anspruchsalter Rhythmus Erläuterungen
20 bis 34 Jahre jährlich
Krebsfrüherkennung für Frauen: gezielte Anamnese, Abstrich vom
Gebärmutterhals, Untersuchung der inneren und äußeren Ge-
schlechtsorgane
ab 35 Jahre alle 3 Jahre
Krebsfrüherkennung für Frauen: gezielte Anamnese, Abstrich vom
Gebärmutterhals in Kombination mit einem Test auf Infektion mit
Humanen Papillomviren (HPV), Untersuchung der inneren und äuße-
ren Geschlechtsorgane
ab 30 Jahre jährlich
Erweiterte Krebsfrüherkennung für Frauen: Fragen nach einer Ver-
änderung von Haut oder Brust, zusätzliches Abtasten von Brust und
Achselhöhlen, Anleitung zur regelmäßigen Selbstuntersuchung der
Brust
ab 35 Jahre alle 2 Jahre Hautkrebs-Screening für Frauen und Männer
ab 45 Jahre jährlich
Krebsfrüherkennung für Männer: gezielte Anamnese, Tastunter-
suchung der Prostata, der regionären Lymphknoten und der äußeren
Genitale
50 bis 69 Jahre alle 2 Jahre
Brustkrebsfrüherkennung durch das Mammographie-Screening:
Einladung zum Screening in einer zertifizierten medizinischen Einrich-
tung, Röntgen der Brüste durch Mammographie
ab 50 Jahre
jährlich,
alternativ für Män-
ner: alle 10 Jahre
Darmkrebsfrüherkennung: Männer von 50 bis 54 Jahren können
zwischen einem jährlichen Test auf occultes Blut im Stuhl und einer
Darmspiegelung (Koloskopie) entscheiden.
Frauen von 50 bis 54 Jahren können sich für einen jährlichen Test auf
occultes Blut im Stuhl entscheiden.
ab 55 Jahre
alle 2 Jahre,
alternativ:
alle 10 Jahre
Darmkrebsfrüherkennung: Frauen und Männer ab 55 Jahren kön-
nen zwischen einem Test auf occultes Blut im Stuhl, der alle 2 Jahre
durchgeführt wird, und maximal 2 Früherkennungs-Darmspiegelun-
gen (Koloskopien) im Abstand von 10 Jahren entscheiden.
Stand: Oktober 2021. Quelle: Gemeinsamer Bundesausschuss
(https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/frueherkennung-krankheiten/)
Krebs-Früherkennungsuntersuchungen
der gesetzlichen Krankenversicherung im
Überblick