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Marketing & Vertrieb

Online-Marketing

Social Commerce – das
Business über Soziale Netzwerke
Auch wenn es der Name vermuten lässt, ein neuer Trend ist Social Commerce nicht. Dabei
ist die Fusion von Social Commerce und E-Commerce in einigen Bereichen und Branchen
schon Alltag seit etwa drei Jahren; die Intensität hat, einhergehend mit der Nutzung Sozialer Netzwerke, allerdings zugenommen.

››Roger Basler
Bei Social Commerce involvieren wir den
Kunden beim Design, Verkauf und Marketing (zum Beispiel über Kaufempfehlungen oder Kommentare) und nutzen
Soziale Netzwerke zur Verbreitung die­ser Einbindung. So werden Social Media
Tools und Plattformen in den Such-, Entscheidungs- und Kaufprozess integriert
und die Kunden werden somit zu weiteren Kommunikations- und Verbreitungspfeilern der eigenen Marketing- und Absatzbemühungen.
Die Fusion von Social Media und E-Commerce wurde, wenn auch entfernt bereits
2001 im «The Cluetrain Manifesto» der
US-Autoren Rick Levine, Christopher
Locke, Doc Searls und David Weinberger
vorausgesehen und in These 11 folgendermassen festgehalten: «Die Menschen
in vernetzten Märkten haben herausgefunden, dass sie sich weit bessere Information und Unterstützung gegenseitig
bieten können, als sie von ihren Verkäufern erhalten».
Heute kennt man neben dem S-Commerce (social commerce) auch F-Commerce (facebook commerce), da sich das
Netzwerk sehr stark bemüht, seine Nut-

KMU-Magazin Nr. 3, März 2014

zerinnen und Nutzer längerfristig auf der
jeweiligen Plattform zu halten und dabei
zur eigentlichen Suchmaschine wird.

merce erstmals formuliert hat, zwischen
sieben verschiedenen Formen von Social
Commerce:

7 Formen von Social Commerce

1.  Peer-to-peer sales Plattformen
(Ebay, Etsy, Amazon Marketplace): Community-basierende Marktplätze mit dem
Ziel User2User-Verkauf.

Wir unterscheiden heute, fünf Jahre
nachdem Yahoo den Begriff Social Com-

! ››

kurz & bündig
Social Commerce, also die Verbindung von Social Media und
E-Commerce, wird künftig ein
zunehmend wichtigeres Instrument für das Marketing­
.
Der sogenannte «soziale Verkaufsprozess» be­innt bei der
g
Involvierung der Kommunikation
(Blog mit Kommentar und LikeFunktion), geht weiter zur Präsentation von Produkten inklusive Favoriten, Bewertungen und
Empfehlungen und wird ergänzt
durch Social-Logins und Schnittstellen wie Facebook, Google+
Twitter, Pinterest, Polyvore und
E-Mail.

››

2.  Social Network-driven sales
(Facebook, Pinterest, Twitter): Kommerzielle Produktanpreisungen inklusive
Kaufauslösung.
3.  Group buying
(Groupon, LivingSocial, Crowdstorm.
com) Produkte, welche man gemeinsam
günstiger kauft.
4.  Peer Recommendations
(Amazon, Yelp, JustBoughtIt): Plattformen, welche Empfehlungen und Reviews
sammeln und dadurch Shopperinnen
und Shoppern den Entscheid zum Kauf
erleichtern.
5.  User-Curated Shopping
(The Fancy, Lyst, Supply): User kreieren
Shoppinglisten und stellen sie anderen
zur Verfügung.
51

Marketing & Vertrieb

6.  Participatory Commerce
(Threadless, Kickstarter, CutOnYourBias): Kunden werden bei Aufbau, Design
und Implementation der Produkte ein­
gebunden (crowdsourcing).
7.  Shopping Socially
(Motilo, Fashism, GoTryItOn). Plattformen, auf denen man mit «echten Freunden» das Offline-Erlebnis des Kaufens hat
und sich austauscht dabei.

Der Verkaufsprozess
Dabei fängt der eigentlich «soziale Verkaufsprozess» (Social Commerce) bei der
Involvierung der Kommunikation an
(Blog mit Kommentar und Like-Funktion), geht weiter zur Präsentation von
Produkten inklusive Favoriten, Bewertungen und Empfehlungen und wird ergänzt durch Social-Logins und zu Schnittstellen zu beispielsweise Facebook, Twit­
ter, Pinterest, Polyvore, Google+ und EMail-Applikationen.
Auch nach dem tatsächlichen Kaufvorgang spielt Social Commerce eine Rolle.
So sind Kunden, die ein Produkt gekauft
haben, häufiger dazu geneigt, dieses mit
ihren Freunden zu teilen. Ein Punkt, der
in vielen Shops vergessen wird. Dabei hat
AddShoppers ermittelt, dass ein durchschnittliches Teilen, also ein «Share» 2,04
US-Dollar wert ist. Meistens sind es gemäss dieser Studie sogar männliche Kunden zwischen 25 und 34 Jahren, und das
beliebteste Netzwerk ist Facebook, über
welches geteilt wird. Gemäss der veröffentlichten Rangliste erfolgen 39 Prozent
der Shares auf Facebook, gefolgt von
Twitter (20 Prozent), der guten alten EMail (16 Prozent), Pinterest (13 Prozent)
und Google+ (6,55 Prozent).
Wie viel Umsatz mit einem Share am
Ende des Tages jedoch generiert wird, ist
eine andere Story. Denn überraschenderweise liegt auf Platz eins die E-Mail mit
knapp 18 US-Dollar. Der Grund liegt wohl
darin, dass eine E-Mail sehr zielgerich­
tet wirkt und auch vom Timing her oft
stimmt, da wir uns zweimal überlegen,

wem wir jetzt eine doch verbindliche
Empfehlung ins Postfach legen. Auf Platz
zwei liegt Google+ mit 10,78 US-Dollar.
Das Netzwerk profitiert von einem engen
Vertrautenkreis und hoher Glaubwürdigkeit. Und obwohl in der Beliebtheit auf
Platz eins, hier nur auf Platz drei: Facebook mit 2,35 US-Dollar.
Dabei gibt es zahlreiche Formen und
Möglichkeiten, die Kunden in den Kaufund Marketingprozess zu integrieren:

Phobie, keinen Internetempfang im Laden, nicht einmal eine Webseite mit einer
entsprechenden Kontaktseite inklusive
Adresse wird gepflegt. Dabei sind gerade
diese Adressen und damit verbunden die
Google-Places-Konten ein idealer Marke­
ting­­
kanal, suchen doch immer mehr
Leute gerade solche Informationen via
Smartphone.

chen Einkaufslisten mit Lieblingsan­
geboten in ihren Weblogs
Vorschlag ähnliche Produkte («Leute,
die Milch gekauft haben, kauften auch
Zucker»)
Komplett individualisierte Shops
Lokalisierte Empfehlungen (Freund xy
war auch hier)
Empfehlungen für den Handel

››

Stellen wir uns nun vor, dieser GoogleEintrag wird begleitet von freundlichen,
positiven Kundenstimmen via Facebook,
Yelp und anderen Internetkanälen? Stellen wir uns weiter vor, Freundinnen und
Freunde von uns haben das Geschäft bereits besucht, sind begeistert und empfehlen es weiter oder haben Fotos von Artikeln reingestellt. Und stellen wir uns
weiter vor, alsbald wir dieses Geschäft betreten, wird das Online-Bild durch ein
freundliches, charmantes Ladenpersonal
komplettiert? Wird dadurch das Einkaufserlebnis nicht ein ganzes Stück
menschlicher, gar sozialer? Und wollen
wir das am Ende des Tages nicht alle?
Geld verdienen mit Aktionen, die uns und
unserem Umfeld guttun?

Der Handel tut gut daran, sich den neuen
Mechanismus besser nicht zu verschlies­
sen. Viel zu oft erlebt man eine Technik-

Investieren Sie heute, online wie offline
und die Kundinnen und Kunden von morgen werden es Ihnen danken. 

››Käufer- und Verkäuferbewertungen
››Bewertung der Produkte oder Dienstleistungen

››Kundenrezensionen der Produkte oder
Dienstleistungen

››Social Navigation Kunden veröffentli››
››
››

«

Porträt
Roger Basler
Berater
Roger Basler ist Betriebsökonom FH und «Unternehmens-Architekt». Seine Fachspezialisierungen sind Business-Development, New Media, Social-Commerce und
Digitales Marketing. Er ist Marketingleiter bei preloved
AG, leitete bis vor Kurzem die WebComTV AG in Winterthur, unterrichtet an der Swiss School for International Business, der BFS Winterthur und ist im Vorstand der MSM Investorenvereinigung, welche Start-ups
berät und finanziert.

Kontakt
basler@unternehmens-architekt.ch
www.unternehmens-architekt.ch

KMU-Magazin Nr. 3, März 2014

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  • 1. 50 Marketing & Vertrieb Online-Marketing Social Commerce – das Business über Soziale Netzwerke Auch wenn es der Name vermuten lässt, ein neuer Trend ist Social Commerce nicht. Dabei ist die Fusion von Social Commerce und E-Commerce in einigen Bereichen und Branchen schon Alltag seit etwa drei Jahren; die Intensität hat, einhergehend mit der Nutzung Sozialer Netzwerke, allerdings zugenommen. ››Roger Basler Bei Social Commerce involvieren wir den Kunden beim Design, Verkauf und Marketing (zum Beispiel über Kaufempfehlungen oder Kommentare) und nutzen Soziale Netzwerke zur Verbreitung die­ser Einbindung. So werden Social Media Tools und Plattformen in den Such-, Entscheidungs- und Kaufprozess integriert und die Kunden werden somit zu weiteren Kommunikations- und Verbreitungspfeilern der eigenen Marketing- und Absatzbemühungen. Die Fusion von Social Media und E-Commerce wurde, wenn auch entfernt bereits 2001 im «The Cluetrain Manifesto» der US-Autoren Rick Levine, Christopher Locke, Doc Searls und David Weinberger vorausgesehen und in These 11 folgendermassen festgehalten: «Die Menschen in vernetzten Märkten haben herausgefunden, dass sie sich weit bessere Information und Unterstützung gegenseitig bieten können, als sie von ihren Verkäufern erhalten». Heute kennt man neben dem S-Commerce (social commerce) auch F-Commerce (facebook commerce), da sich das Netzwerk sehr stark bemüht, seine Nut- KMU-Magazin Nr. 3, März 2014 zerinnen und Nutzer längerfristig auf der jeweiligen Plattform zu halten und dabei zur eigentlichen Suchmaschine wird. merce erstmals formuliert hat, zwischen sieben verschiedenen Formen von Social Commerce: 7 Formen von Social Commerce 1.  Peer-to-peer sales Plattformen (Ebay, Etsy, Amazon Marketplace): Community-basierende Marktplätze mit dem Ziel User2User-Verkauf. Wir unterscheiden heute, fünf Jahre nachdem Yahoo den Begriff Social Com- ! ›› kurz & bündig Social Commerce, also die Verbindung von Social Media und E-Commerce, wird künftig ein zunehmend wichtigeres Instrument für das Marketing­ . Der sogenannte «soziale Verkaufsprozess» be­innt bei der g Involvierung der Kommunikation (Blog mit Kommentar und LikeFunktion), geht weiter zur Präsentation von Produkten inklusive Favoriten, Bewertungen und Empfehlungen und wird ergänzt durch Social-Logins und Schnittstellen wie Facebook, Google+ Twitter, Pinterest, Polyvore und E-Mail. ›› 2.  Social Network-driven sales (Facebook, Pinterest, Twitter): Kommerzielle Produktanpreisungen inklusive Kaufauslösung. 3.  Group buying (Groupon, LivingSocial, Crowdstorm. com) Produkte, welche man gemeinsam günstiger kauft. 4.  Peer Recommendations (Amazon, Yelp, JustBoughtIt): Plattformen, welche Empfehlungen und Reviews sammeln und dadurch Shopperinnen und Shoppern den Entscheid zum Kauf erleichtern. 5.  User-Curated Shopping (The Fancy, Lyst, Supply): User kreieren Shoppinglisten und stellen sie anderen zur Verfügung.
  • 2. 51 Marketing & Vertrieb 6.  Participatory Commerce (Threadless, Kickstarter, CutOnYourBias): Kunden werden bei Aufbau, Design und Implementation der Produkte ein­ gebunden (crowdsourcing). 7.  Shopping Socially (Motilo, Fashism, GoTryItOn). Plattformen, auf denen man mit «echten Freunden» das Offline-Erlebnis des Kaufens hat und sich austauscht dabei. Der Verkaufsprozess Dabei fängt der eigentlich «soziale Verkaufsprozess» (Social Commerce) bei der Involvierung der Kommunikation an (Blog mit Kommentar und Like-Funktion), geht weiter zur Präsentation von Produkten inklusive Favoriten, Bewertungen und Empfehlungen und wird ergänzt durch Social-Logins und zu Schnittstellen zu beispielsweise Facebook, Twit­ ter, Pinterest, Polyvore, Google+ und EMail-Applikationen. Auch nach dem tatsächlichen Kaufvorgang spielt Social Commerce eine Rolle. So sind Kunden, die ein Produkt gekauft haben, häufiger dazu geneigt, dieses mit ihren Freunden zu teilen. Ein Punkt, der in vielen Shops vergessen wird. Dabei hat AddShoppers ermittelt, dass ein durchschnittliches Teilen, also ein «Share» 2,04 US-Dollar wert ist. Meistens sind es gemäss dieser Studie sogar männliche Kunden zwischen 25 und 34 Jahren, und das beliebteste Netzwerk ist Facebook, über welches geteilt wird. Gemäss der veröffentlichten Rangliste erfolgen 39 Prozent der Shares auf Facebook, gefolgt von Twitter (20 Prozent), der guten alten EMail (16 Prozent), Pinterest (13 Prozent) und Google+ (6,55 Prozent). Wie viel Umsatz mit einem Share am Ende des Tages jedoch generiert wird, ist eine andere Story. Denn überraschenderweise liegt auf Platz eins die E-Mail mit knapp 18 US-Dollar. Der Grund liegt wohl darin, dass eine E-Mail sehr zielgerich­ tet wirkt und auch vom Timing her oft stimmt, da wir uns zweimal überlegen, wem wir jetzt eine doch verbindliche Empfehlung ins Postfach legen. Auf Platz zwei liegt Google+ mit 10,78 US-Dollar. Das Netzwerk profitiert von einem engen Vertrautenkreis und hoher Glaubwürdigkeit. Und obwohl in der Beliebtheit auf Platz eins, hier nur auf Platz drei: Facebook mit 2,35 US-Dollar. Dabei gibt es zahlreiche Formen und Möglichkeiten, die Kunden in den Kaufund Marketingprozess zu integrieren: Phobie, keinen Internetempfang im Laden, nicht einmal eine Webseite mit einer entsprechenden Kontaktseite inklusive Adresse wird gepflegt. Dabei sind gerade diese Adressen und damit verbunden die Google-Places-Konten ein idealer Marke­ ting­­ kanal, suchen doch immer mehr Leute gerade solche Informationen via Smartphone. chen Einkaufslisten mit Lieblingsan­ geboten in ihren Weblogs Vorschlag ähnliche Produkte («Leute, die Milch gekauft haben, kauften auch Zucker») Komplett individualisierte Shops Lokalisierte Empfehlungen (Freund xy war auch hier) Empfehlungen für den Handel ›› Stellen wir uns nun vor, dieser GoogleEintrag wird begleitet von freundlichen, positiven Kundenstimmen via Facebook, Yelp und anderen Internetkanälen? Stellen wir uns weiter vor, Freundinnen und Freunde von uns haben das Geschäft bereits besucht, sind begeistert und empfehlen es weiter oder haben Fotos von Artikeln reingestellt. Und stellen wir uns weiter vor, alsbald wir dieses Geschäft betreten, wird das Online-Bild durch ein freundliches, charmantes Ladenpersonal komplettiert? Wird dadurch das Einkaufserlebnis nicht ein ganzes Stück menschlicher, gar sozialer? Und wollen wir das am Ende des Tages nicht alle? Geld verdienen mit Aktionen, die uns und unserem Umfeld guttun? Der Handel tut gut daran, sich den neuen Mechanismus besser nicht zu verschlies­ sen. Viel zu oft erlebt man eine Technik- Investieren Sie heute, online wie offline und die Kundinnen und Kunden von morgen werden es Ihnen danken.  ››Käufer- und Verkäuferbewertungen ››Bewertung der Produkte oder Dienstleistungen ››Kundenrezensionen der Produkte oder Dienstleistungen ››Social Navigation Kunden veröffentli›› ›› ›› « Porträt Roger Basler Berater Roger Basler ist Betriebsökonom FH und «Unternehmens-Architekt». Seine Fachspezialisierungen sind Business-Development, New Media, Social-Commerce und Digitales Marketing. Er ist Marketingleiter bei preloved AG, leitete bis vor Kurzem die WebComTV AG in Winterthur, unterrichtet an der Swiss School for International Business, der BFS Winterthur und ist im Vorstand der MSM Investorenvereinigung, welche Start-ups berät und finanziert. Kontakt basler@unternehmens-architekt.ch www.unternehmens-architekt.ch KMU-Magazin Nr. 3, März 2014