Präsentation von Eva Gottmann (Universität Augsburg, Twitter: @Evsche), bei der Fortbildung "Soziale Netzwerke in der kirchlichen Arbeit", Landau 19.-21.11.2012
2. KURZE VORSTELLUNG
Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft in Erfurt,
Augsburg und Barcelona
Tätigkeit als freie Journalistin und Referentin
Themenschwerpunkte: Mediennutzung und –wirkung
Twitter: @Evsche
3. ZUM ANFANG…
Wie viele Personen in Deutschland nutzen 2012 zumindest gelegentlich
das Internet?
53,4 Millionen (75,9 % der dt. Bevölkerung)
Diese Zahl hat sich innerhalb von 12 Jahre verdreifacht!
(2000: 18,4 Millionen)
4. ZUM ANFANG…
Welche Altersgruppe wächst dabei am Stärksten?
In der Gruppe der ab 50-Jährigen kamen 1,7 Millionen Internetnutzer
hinzu.
5.
6. ZUM ANFANG…
Wie lange wird das Internet 2012 durchschnittlich an einem Tag genutzt?
Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei 133 Minuten pro Tag.
Fernsehen (242 Minuten) und Radio (200 Minuten) werden immer noch
deutlich länger rezipiert.
7. ZUM ANFANG…
Wie viele Personen sind 2012 in einem sozialen Netzwerk aktiv?
Insgesamt 22,9 Millionen Menschen haben ein mindestens ein Profil in
einem sozialen Netzwerk (ca. 43 % aller Onliner)
Facebook ist die mit Abstand am meisten genutzte Community (19,77
Millionen Nutzer)
Auf Twitter gibt es rund 825.000 Accounts in deutscher Sprache (1)
(1) Quelle: http://webevangelisten.de/825-000-twitteraccounts-auf-deutsch/
8. MEDIATISIERUNG VON KOMMUNIKATION
Kernfrage: Wie verändern sich Kommunikationsprozesse durch neue
technische Möglichkeiten, die das Internet und Social Media bieten?
Merkmale der Veränderung
Bereiche
gesellschaftliche Folgen
9. (MASSEN-)KOMMUNIKATION VOR DEM INTERNET
Massenkommunikation ist eine Form der Kommunikation, bei der Aussagen
öffentlich, durch technische Verbreitungsmittel, indirekt und einseitig an ein
disperses Publikum vermittelt werden. (Gerhard Maletzke)
medial
Kommunikator vermittelte Empfänger
Botschaft
One-to-many Kommunikation
14. NEUE ÖFFENTLICHKEITEN UND
MEINUNGSVIELFALT DURCH SOCIAL MEDIA
Technische Entwicklung von browsergestützten Anwendungen und
sozialen Netzwerken:
Zur Erstellung von Webseiten und Beiträgen sind (fast) keine
Programmierkenntnisse mehr nötig
15. NEUE ÖFFENTLICHKEITEN UND
MEINUNGSVIELFALT DURCH SOCIAL MEDIA
Vorteile ggü. Massenmedien:
geringe Kosten
unkomplizierte Produktionsprozesse (Usability)
einfache Zugänglichkeit der Werkzeuge
Veröffentlichung und Verbreitung von Inhalten jeder Art (Multimedialität)
Aktualität und Geschwindigkeit
Unabhängigkeit (z.B. von Blattlinien, Zensur usw.)
Internationalisierung (v.a. von Bild-Kommunikation)
16. NEUE ÖFFENTLICHKEITEN UND
MEINUNGSVIELFALT DURCH SOCIAL MEDIA
Grenzen zwischen Produzenten und Konsumenten verschwindet:
Internetnutzer werden zu PROSUMENTEN
Nutzer schließen sich aufgrund von Interessen und gemeinsamen Zielen
zusammen
Entstehung einer Vielzahl von Interessensgruppen, die für gesellschaftliche
Themen Öffentlichkeit herstellen können
17. NEUE ÖFFENTLICHKEITEN UND
MEINUNGSVIELFALT DURCH SOCIAL MEDIA
Social Media übernimmt Funktion dessen, was früher Flugblätter (z.B.
Weiße Rose) und Piratensender (z.B. Radio Caroline) geleistet haben
18. NEUE ÖFFENTLICHKEITEN UND
MEINUNGSVIELFALT DURCH SOCIAL MEDIA
NEU: Multifunktionalität
Organisation der eigenen Gruppe
Warnung / Hinweise an Mitglieder
Austausch mit anderen Gruppen
Veröffentlichung von Informationen, die von klassischen Medien nicht
berücksichtigt werden
Gewinn neuer Mitglieder
Beobachtung / Kontrolle anderer Akteure
19. NEUE ÖFFENTLICHKEITEN UND
MEINUNGSVIELFALT DURCH SOCIAL MEDIA
Reaktion etablierter Akteure
Zensur
Verfolgung / Druck
Verleumdung
Herunterspielen der Bedeutung
Einbindung
Interaktion
20. NEUE ÖFFENTLICHKEITEN UND
MEINUNGSVIELFALT DURCH SOCIAL MEDIA
Politische Bedeutung von Social Media:
Herstellung von Gegenöffentlichkeit(en)
Instrument der Opposition
Aktvierung / Einbindung von neuen Interessensgruppen
ABER:
führende Informationsseiten gehören etablierten Verlagshäusern
es gibt unzählige Blogs, aber wenige Meinungsführer
Relevanz entsteht meistens dann, wenn klassische Medien Themen aus
dem Social Web aufgreifen
21. JUGENDLICHE IM INTERNET
Anstieg innerhalb von 10 Jahren von 66% auf 96%
Internetnutzung: 13 h / Wo
Nutzung von Social Communitys: 78 % Prozent der Jugendlichen sind
täglich oder mehrmals die Woche angemeldet
Kein Geheimnis: Facebook ist die mit Abstand am meisten genutzte
Community
22.
23. JUGENDLICHE IM INTERNET
Was machen Jugendliche im Internet?
Welche Bedeutung hat das Internet für Jugendliche?
Welche Gefahren gibt es bei der Nutzung des Internets, insbesondere von
Social Communitys?
Inwiefern fördern Social Communitys Mobbing und Ausgrenzung?
Welche Rolle spielt das Internet bei der
Sozialisation und Entwicklung von
Jugendlichen?
24. ENTWICKLUNGSAUFGABEN
10 Entwicklungsaufgaben nach Dreher und Dreher
1. Peer
2. Körper
3. Rolle
4. Intimität
5. Ablösung
6. Beruf
7. Partner / Familie
8. Selbst
9. Werte
10. Zukunft
25. JUGENDLICHE IM INTERNET
Freunde zu treffen ist weiterhin die wichtigste Freizeitbeschäftigung
Für Jungs ist Sport sogar noch wichtiger als das Internet
Aktivitäten im Internet spiegeln den Alltag wider: wichtigste Tätigkeit ist die
Suche nach Informationen für Schule / Ausbildung
26. JUGENDLICHE IM INTERNET
Shell Jugendstudie 2010 ermittelte vier Nutzertypen:
Gamer (24 % aller Nutzer)
Digitale Netzwerker (25 %)
Funktions-User (17 %)
Multi-User (34 %)
27. GEFAHREN IM INTERNET
„Das Netz der unbegrenzten Möglichkeiten“
Angebot legaler und illegaler Produkte
Angebot unangemessener Inhalte (FSK, USK)
Anonymität
Langlebigkeit („Das Internet vergisst nichts“)
Geschwindigkeit der Informationsverbreitung
28. GEFAHREN IM INTERNET
Illegaler Datenaustausch (BGH-Urteil)
Unerlaubte Verwendung von urheberrechtlich geschütztem Material
Download von Viren, Trojanern und Co.
Kontakt mit pornografischen Inhalten
Kontakt mit extremistischen / radikalen Inhalten
Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche in Chats
Cybermobbing (Fall Amanda Todd)
29. BEISPIEL: CYBER-MOBBING
Unterschiede zu anderen Mobbing-Formen:
Eingriffe ins Privatleben rund um die Uhr
größeres Publikum, schnelle Verbreitung
leichter, anonym zu bleiben
größere Bandbreite an Mobbing-Foren (Handy, Chatrooms, Social
Media)
Rückgängig machen / löschen wird schwerer
30. BEISPIEL: CYBER-MOBBING
Ursachen:
Entlastung
Anerkennung
Stärkung des Gemeinschaftsgefühls
Machtdemonstration
Angst
Langeweile
Veränderungen von Freundschaften und Klassengemeinschaften
31. JUGENDLICHE IM INTERNET
Jugendliche haben eine z.T. sehr klare Vorstellung davon, was mit ihren
Daten passiert
Gefahren im Internet werden nicht größer eingeschätzt als andere
Gefahrenquellen
Social Media ist Teil des kommunikativen Handelns, die virtuelle Identität
Teil der realen Identität
Problematisch: Wenn Medien andere Sozialisierungsinstanzen (Freunde,
Eltern, Vereine usw) ersetzen
Und: Jugendlichen die Kompetenz abzusprechen, sich im Internet zu
bewegen
32. JUGENDLICHE IM INTERNET
Das Internet ist Teil der jugendlichen Lebenswelt und sollte auch so
behandelt werden
Akzeptanz als Sozialisationsinstanz und Einbettung in schulische Bildung
Entdecken der Nutzungsvielfalt zulassen
Wissen über Gefahren vermitteln
Reflexion des eigenen Verhaltens fördern
Internet und Social Media als Raum und Stütze beim Durchlaufen der
Entwicklungsaufgaben
33. SCHLAGLICHTER
Fakten, für die nicht genug Platz war, aber nicht vergessen werden sollten:
jeder fünfte Deutsche ist NICHT im Internet
besonders betroffen sind davon ältere Menschen und Menschen mit
formal niedriger Bildung und geringem Einkommen
die meisten Internetnutzer sind passive Nutzer
aktive Nutzer sind meist männlich, jung und hochgebildet
34. SCHLAGLICHTER
Die Wissenskluft, die durch die Nutzung von (Massen-)Medien begünstigt
wird, tritt seit der Verbreitung des Internets noch stärker auf
Digital Divide
35. WO HAT DIE BLOß DIE GANZEN ZAHLEN HER?
ARD/ZDF Onlinestudie
KIM
JIM
Shell Jugendstudie
(N)Onliner-Atlas
MedienNutzerTypologie
Sinus-Milieu Studie
Klicksafe.de