Während das eine Kind ganz in seinen Interessen aufgeht und hierin bemerkenswerte Fähigkeiten entwickelt, scheint das andere eher lustlos und desinteressiert. Die Forschung ist sich längst einig: Motivation ist ein treibender Faktor, wenn sich Potenzial in Kreativität und Lernen umsetzten soll. So verschieden junge Menschen sind, so unterschiedlich sehen auch ihre Motivationsprofile aus. Familie, Freunde, Lehrkräfte – sie alle beeinflussen die Entwicklung von Lernmotivation. Diese kann durch einfühlsame Bezugspersonen gefördert werden oder in schwierigen Lebensphasen gedämpft sein. Wie kann es gelingen, angesichts dieser unterschiedlichen Voraussetzungen, Kinder und Jugendliche zu unterstützen, Motivation zu entwickeln und sie zu regulieren? Wie können Schule oder außerschulische Lernorte mit diesen Motivationsprozessen umgehen? Welche Hilfen können angeboten werden?
Motivation, Selbstregulation und Potentialentfaltung
1. 1
Motivation, Selbstregulation und
Potenzialentfaltung
Prof. Dr. Thomas Martens
Medical School Hamburg
University of Applied Sciences and Medical University
www.thomas-martens.de
thomas.martens@medicalschool-hamburg.de
Netzwerktagung Hochbegabung:
„Begabtenförderung zwischen Inklusion und Separation“
03.04.2017
4. 44
• hoher Erwartungsdruck (auch indirekt)
• mangelnde motivationale Unterstützung
• oberflächliche Beobachtung von Lernprozessen
Hochbegabung:
Herausforderungen für die Lernmotivation
aus Sicht der Eltern
5. 55
• keine Differenzierung und Ausprägung von Interessen
• keine Ausbildung von spezifischen Lernstrategien
• keine Ausbildung von Selbstregulation
• keine Lerngruppen
• keine Ausreifung von Selbstregulationsstrategien
Hochbegabung:
Herausforderungen für die Lernmotivation
aus Sicht der Lernenden
6. 66
• mangelnde motivationale Unterstützung
• keine Förderung von individuellen Lernstrategien
• oberflächliche Beobachtung von Lernprozessen
(Pygmalion-Effekt)
• Bezugsnormorientierung
Hochbegabung:
Herausforderungen für die Lernmotivation
aus Sicht der Lehrenden
6
28. 28
Fordert mich das Lernen
heraus?
nein
ja
Gehe ich offen mit
dieser Herausforderung um?
ja
Fühle ich mich selbst verantwortlich,
zu lernen?
ja
Kenne ich eine Lernhandlung, die mir
erfolgsversprechend erscheint?
Passt diese Lernhandlung zu mir?
ja
Führe ich diese Lernhandlung dann
tatsächlich aus?
jaja
Vertiefte Lernprozesse
nein
nein
nein
Oberflächliche
Lernprozesse
Lernen als “Handlungskette“
29. 29
cgtr tgr g huj
Motivierungsphase
(Entstehung einer
Lernmotivation)
Intentionsphase
(Ausbildung einer
Lernintention)
Volitionsphase
(Ausführung einer
Lernhandlung)
Das Integrierte Lern- und Handlungsmodell (ILHM)
37. 3737
• Bereitstellung von weiterreichenden Informationen über das
Lernthema im Vorfeld
• Transparente Vermittlung der Lernziele und der
Lernherausforderungen (ohne Ängste zu wecken)
• Bereitstellung von Instrumenten zur Selbstdiagnose von Vorwissen
• Angebote von verschiedenen Lernthemen (zur freien Auswahl)
• Schaffung einer angstfreien Lernatmosphäre
• Phasen der Entspannung in den Lernprozess einbauen
• Berücksichtigung der Heterogenität von Lernmotivationen
Diskussionshypothesen für die Motivationsphase
Welche Verantwortung für die Motivationsphase sollten
die Lehrenden übernehmen?
38. 3838
• Unterstützung bei der Suche nach neuen Arbeits- und
Lernmethoden
• Angebote verschiedener Lernmethoden (zur freien Auswahl)
• Vermittlung welche Lernmethoden effektiv sein könnten
• Zeit und Muße für Methodenreflexion
• Phasen der Entspannung in den Lernprozess einbauen
• Berücksichtigung von unterschiedlichen Lernstrategien
Diskussionshypothesen für die Intentionsphase
Welche Verantwortung für die Intentionsphase sollten
die Lehrenden übernehmen?
39. 3939
• Geschützte und störungsfreie Lernumgebung schaffen
• Phasen der Entspannung in den Lernprozess einbauen
• Kollaboratives Lernen organisieren mit Hilfe von Rollenskripten,
etwa dem Gruppenpuzzle (Wechselseitiges Lehren und Lernen)
• Individuelle Zeit und Arbeitsplanung zulassen
• Berücksichtigung von unterschiedlichen Lernwegen
Diskussionshypothesen für Volitionsphase
Welche Verantwortung sollten für die Volitionsphase
sollten die Lehrenden übernehmen?
40. 4040
• Verknüpfung verschiedener Wissensbereiche
• Feedback zum individuellen Lernfortschritt
• Feedback zur Effektivität von Lernmethoden
• Bereitstellung von Instrumenten zur Selbstdiagnose
• Bereitstellung von Kriterien zur Selbstdiagnose
• Kennzeichnung von individuellen Lernfortschritten
Diskussionshypothesen für die
Rückkopplungsprozesse
Welche Verantwortung für die Rückkopplungsprozesse
sollten die Lehrenden übernehmen?
41. 4141
• Gefühl für die eigenen Lerninteressen entwickeln
• Gefühl für die eigene Lernmotivation entwickeln
• Gefühl für das eigene Kompetenzprofil entwickeln
• Zeit für das Lernen einplanen
• Ruhige Lernorte schaffen
• Aktives Einfordern von Feedback
• Lernmethoden hinterfragen
• Lernfortschritt reflektieren
• Schulische Identität reflektieren
• Ausbalancierung von eigenen Interessen und schulischen
Lernzielen
Diskussionshypothesen
Welche Eigenverantwortung sollten
die Lernenden übernehmen?
42. 4242
• Bereitstellung von weiterreichenden Informationen über den
Bildungsverlauf im Vorfeld
• Durchlässigkeit von Bildungsgängen
• Berücksichtigung der Heterogenität von Lernmotivation
• Berücksichtigung von unterschiedlichen Lernstrategien
• Berücksichtigung von unterschiedlichen Lernwegen
• Feedback zum individuellen Lernfortschritt
• Feedback zum Kompetenzerwerb
• Schaffung einer angstfreien Ausbildungsatmosphäre
• Transparente Kriterien von Bildungszielen
Diskussionshypothesen
Welche Verantwortung sollten die Schulen
übernehmen?
44. 4444
Literatur und weiterführende Quellen
Martens, T. & Metzger C. (in press). Different Transitions of Learning at University: Exploring the
Heterogeneity of Motivational Processes. Erscheint in E. Kyndt, V. Donche, K. Trigwell & S.
Lindblom-Ylänne (Eds.), Higher Education Transitions: Theory and Research. EARLI Book Series
“New Perspecitves on Learning and Instruction”. London: Routledge.
URN: [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0111-pedocs-122960] [pdf]
Martens, T. (2016). Zur Konzeptualisierung des studentischen Lernerfolgs: Die Bewältigung von
Anforderungen der Hochschule als individueller Lernprozess in A. Hopbach (Hrsg.), Gutes Lernen
und gute Lehre. Welchen Beitrag leistet die Qualitätssicherung. Beiträge zur 3. AQ Austria
Jahrestagung 2015 (S. 63 – 72). Wien : Facultas Verlags- und Buchhandels AG 2016
URN: [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0111-pedocs-120830] [pdf]
Martens, T. (2015). Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter. Schulverwaltung Bayern,
3, 71 – 73. URN: [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0111-pedocs-109762] [pdf]. (Erscheint
außerdem im Jahrbuch Schulleitung in 2016)
Metzger, C., Schulmeister, R. & Martens, T. (2012). Motivation und Lehrorganisation als Elemente von
Lernkultur. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jg.7 / Nr.3 (PDF)
Martens, T. (2012). Was ist aus dem Integrierten Handlungsmodell geworden? In W. Kempf & R.
Langeheine (Hrsg.), Item-Repsonse-Modelle in der sozialwissenschaftlichen Forschung (S. 210 -
229). Berlin: Regener. URN: [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0111-opus-84766] [pdf]
Schulmeister, R., Metzger, C. & Martens, T. (2012): Heterogenität und Studienerfolg. Lehrmethoden für
Lerner mit unterschiedlichem Lernverhalten. Paderborner Universitätsreden Heft 123. Paderborn
(PDF)
sowie www.thomas-martens.de
45. 45
Motivation, Selbstregulation und Potenzialentfaltung
Prof. Dr. Thomas Martens
Medical School Hamburg
University of Applied Sciences and Medical University
www.thomas-martens.de
thomas.martens@medicalschool-hamburg.de
Netzwerktagung Hochbegabung:
„Begabtenförderung zwischen Inklusion und Separation“
03.04.2017