Durch den ständigen Wandel in der Berufswelt sind wir Menschen gefordert, uns weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Wie bekommen wir den Spagat allerdings hin? Der Text gibt hierzu Hinweise und Tipps.
1. 48 personalSCHWEIZ Sonderausgabe «Weiterbildung» März 2015
Work+
Die Welt dreht sich immer schneller.
Was gestern noch hip war, kann
übermorgen schon wieder aus der Mode
gekommen sein. Dieser Wandel zwingt
uns, uns den ständigen Herausforderun-
gen zu stellen, und bedingt letztendlich
ein lebenslanges Lernen. Ehrgeizige und
tüchtige Menschen nehmen diese Her-
ausforderung gerne an und nutzen jede
Möglichkeit, sich weiterzubilden. Am
Abend, in der Mittagspause oder an Wo-
chenenden. Verschnaufpausen kennen
diese Menschen nicht. Sie sind stattdes-
sen ständig dabei, ihre Wissenslücken zu
schliessen, denn ihre Karriere ist ihnen
wichtig.
Neben dem Job kann die ständige Wei-
terbildung aber auch zur Belastung wer-
den. Und genau hier sehe ich eine Gefahr
für jeden Einzelnen, der sich keine Ruhe
gönnt. Denn wer ständig auf höchstem
Niveau seinen Geist und Körper fordert,
der kann ausbrennen. Um diese Gefahr
einzudämmen, möchte ich Ihnen hier
7 Punkte vorstellen, wie Sie mit die-
ser Doppelbelastung besser umgehen
können, zum Wohle Ihrer Gesundheit.
Schliesslich ist das Schlittern in einen Burn-
out das Letzte, was wir brauchen können.
1. Druck abbauen
Die Doppelbelastung von Job und Wei-
terbildung baut einen gewaltigen Druck
auf. Im Job sein Bestes geben, die Wei-
terbildung mit Bravour bestehen und
dann das Gelernte noch umsetzen – je
mehr Themen aufschlagen, desto stärker
steigt der Druckpegel. Infolge des hohen
Arbeitsaufwands steigt möglicherwei-
se die Fehlerquote, die Nächte werden
kürzer und die Schlafqualität leidet. Ein
unausgeglichener erschöpfter Mensch
begegnet morgens missmutig seinen
Mitmenschen. Eine endlose Schleife mit
gesundheitlichen Auswirkungen beginnt.
Treten Sie rechtzeitig auf das Bremspedal
und entlarven Sie Ihre Druckmacher! Hin-
ter dem Druckmacher steckt ein lausiger
Antreiber, der Sie piesackt und unentwegt
peitscht. Lassen Sie das nicht zu. Laden
Sie Ihre gegenteiligen Persönlichkeitsan-
teile ein, die Leichtig- und Lässigkeit, und
schliessen Sie mit diesen Anteilen einen
Pakt gegen den Druckmacher. Immer
dann, wenn der Druck in Ihnen aufsteigt,
sagen Sie innerlich stopp, nehmen ein
paar Atemzüge und laden Ihre Komplizen
der Leichtigkeit ein!
Machen Sie bewusst Pausen und ruhen
Sie sich auf Ihren verdienten Lorbeeren
aus. Das Leben besteht nicht nur aus Ler-
nen und Arbeit. Das Leben ist ein Spiel
mit allen Facetten: Vor der Arbeit kommt
Freude am Nichtstun.
2. Sich selbst lieben
Wer sich selbst annimmt und sich selbst
liebt, geht mit sich sorg- und achtsam
um. Welche Mutter würde ihr Kind
missbrauchen? Diese provokante Frage
soll Ihnen klarmachen, dass wir mit uns
selbst häufig schlimmer umgehen, als wir
es mit anderen jemals tun würden. Zwar
heisst es: Liebe deinen Nächsten wie dich
selbst. Doch für manche von Ihnen muss
es heissen: Liebe dich selbst wie deinen
Nächsten.
Dies gilt insbesondere für die Menschen-
typen, die sich bis zum Exzess fordern,
Leistung nach Strich und Faden abrufen,
unter Anerkennungsdefiziten leiden und
sich keine Pausen, keinen Feierabend
gönnen. Mangels Selbstliebe verküm-
mern sie, bleiben auf der Strecke und
kritisieren sich masslos selbst.
Anspruchsvolle Doppelbelastung — der Spagat zwischen Job und Weiterbildung ist nicht einfach.
Vereinbarkeit von Job und Weiterbildung
So gelingt der Spagat
Job und Weiterbildung sind nicht leicht unter einen Hut zu bringen. Der Spagat zwischen Arbeit
und Lernen kann an den Kräften zehren. Folgende sieben Tipps helfen Ihnen, souveräner mit
der Doppelbelastung umzugehen.
Von Heike Eberle
2. 49personalSCHWEIZ Sonderausgabe «Weiterbildung» März 2015
Work+
Machen Sie Schluss mit dieser Selbstaus-
beutung! Machen Sie Termine mit sich
selbst. Tragen Sie in Ihren Kalender eine
Stunde mit sich selbst ein: Eine nette Ver-
abredung zum Plaudern, eine Sportstun-
de, eine Tee-Session bei Kerzenlicht, ein
wohlduftendes Bad. Statt Weiterbilden
einfach zwischendurch mal Wellnessen.
Lassen Sie sich diese Termine aber nicht
durch fremde Eindringlinge zerstören.
3. «Heilige Zonen» schaffen
Das oben beschriebene «Selbstliebe-Pro-
gramm» führt automatisch zu den «hei-
ligen Zonen». Smartphone aus, Sonn-
tagsruhe, Tür hinter sich zu. Dazu gehört
natürlich eine Portion Abgrenzung: Denn
ein Nein zu anderen heisst ein Ja zu sich
selbst. Das ist für Menschen mit minde-
rem Selbstwert ein Quantensprung. Aber
ein schöner und befreiender! Denn die
heiligen Zeitinseln, die Sie sich reservie-
ren, sind wahre Kraftquellen, aus denen
Sie schöpfen.
Auch Hochleistungssportler können nicht
dauerhaft auf Höchstleistung trainieren,
sie legen auch Regenerationstage ein, an
denen sie ihren Körper zur Ruhe kommen
lassen. Und so ist es auch mit Ihnen: Ver-
planen Sie nicht alle Tage in der Woche
mit Weiterbildungen, Besprechungen
und Jobthemen. Lassen Sie Ihren Geist
zur Ruhe kommen.
4. Soziale Kontakte pflegen
Hilfreich in einer hohen Anstrengungs-
phase sind soziale Kontakte, soziale
Kontakte und nochmal soziale Kontak-
te. Menschen, die einem guttun, helfen
über anstrengende Hochleistungsphasen
hinweg. Ein Partner, der Verständnis für
Ihre Situation aufbringt, der Ihnen den
Rücken für eine gewisse Zeit freihält.
Aber auch gute Freunde, denen man sich
anvertrauen kann und die einem ihr Ohr
leihen, wenn mal etwas Kritisches zu be-
sprechen ist, tun der Seele einfach gut.
Aus diesem Grunde rate ich Ihnen, Ihre
sozialen Kontakte trotz Zeitmangel nie
einzustampfen. Denn Seelenverwandte
sind zu jeder Zeit ein segensreicher Zuge-
winn für ein ausgeglichenes und befriedi-
gendes Leben.
5. Mut zur Lücke haben
Weiterbildungsjäger haben immer
nur eines im Kopf: Nach der Weiter-
bildung ist vor der Weiterbildung. Ei-
ne Weiterbildung jagt die nächste.
Fast schon ein Weiterbildungswahn!
In der Schule hiess es: «Habe Mut zur
Lücke.» Das ist auch im Berufsleben ei-
ne sinnvolle Gegenmassnahme, um ins
Gleichgewicht zu kommen.
Insbesondere Perfektionisten, die alles
haargenau nehmen, die oft kein Ende
sehen, dazu alles in sich aufsaugen und
mit dem Geleisteten unzufrieden sind,
sollten sich diese «Lückentheorie» an-
eignen. Lernen Sie, Dinge loszulassen.
Nicht jede Weiterbildung bringt Sie per-
sönlich weiter. Und nicht jede Weiterbil-
dung ist für Sie die richtige. Fragen Sie
sich deshalb immer wieder, ob Sie die
entsprechende Weiterbildung wirklich
brauchen und welchen Nutzen sie für
Sie hat.
6. Die Intuition fördern
Fachwissen zu horten, kann auch eine
Sucht sein. Am Anfang meiner berufli-
chen Karriere habe ich auch gemeint,
mich ständig fortbilden zu müssen. Na-
türlich gibt es immer wieder Neuerungen
und Themen, an denen wir feilen müssen
und uns neues Wissen aneignen müssen.
Aber in manchen Gebieten dürfen wir
gerne unseren gesunden Menschen-
verstand einschalten – unsere Intuition,
unser Bauchhirn. Wir haben in uns ein
ungeahntes Wissenspotenzial, das wir
anzapfen können. Wenn wir uns diese
Fähigkeit bewusst machen, gehen wir
leichter durchs Leben. So weiss auch un-
sere Intuition sehr genau, welche Fort-
und Weiterbildung für uns die richtige
ist, ob unsere Arbeit für uns die richtige
ist und welches Mass an Weiterbildung
das richtige ist.
7. Achtsamkeit schulen
Achtsamkeit ist eine sehr wichtige Fä-
higkeit in unserem hektischen und
digital geprägten Zeitalter. Mit der Di-
gitalisierung verwischen die Grenzen
zwischen Beruf und Freizeit. E-Mails
werden noch spät abends abgerufen
und erinnern uns an die Arbeit und die
damit verbundenen Probleme. Durch
diese Entwicklung müssen wir uns zwin-
gen, achtsamer mit dem umzugehen,
was wir wie tun.
Achtsam ist derjenige, der seine Arbeit
im Flow macht. Achtsam ist derjenige,
der vollkommen präsent ist. Und wer
achtsam ist, der tut alles mit seinem
ganzen Herzen. Ich behaupte, ein acht-
samer Mensch kommt nicht auf Burn-
out-Abwege, weil er genau weiss, was
er und wie er es tut. Er liest nicht eine E-
Mail, während er gleichzeitig telefoniert,
sondern konzentriert sich auf das, was
ansteht. Er verliert sich nicht, sondern ist
fokussiert und konzentriert. Mit diesen
beiden Eigenschaften gewinnt er im Job
und ist effizient, weil er sich nicht ver-
zettelt. So erzielt ein achtsamer Mensch
bessere Ergebnisse. Er macht einen wun-
dervollen Job und absolviert begeistert
seine Weiterbildung.
Fazit: Die Einstellung muss stimmen
Job und Weiterbildung müssen keine
Burn-out-Fallen darstellen. Mit der rich-
tigen Einstellung und vor allem auch den
nötigen Pausen werden Sie das Beste
rausholen. Und denken Sie daran: Sie sind
bei allem Streben der wichtigste Mensch
auf diesem Planeten! Lassen Sie es sich
gut gehen!
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Wie schaffen wir es,
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Autorin
Heike Eberle ist Un-
ternehmerin, Trainerin
und Autorin. Was sie als
Geschäftsführerin im fa-
milieneigenen Baubetrieb
lebt, gibt sie in Form von
Trainings und Beratungen
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