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Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 1
Stand: 05.05.2019
Ingraban D. Simon
M. v. Othegraven
Ein Maler im 19./20. Jahrhundert mit Berliner Wohnsitz
Moses von Othegraven, ● Hugo Eugen Friedrich Maria von Othegraven, ● Max von Othegraven?
Max von Othegraven
*30.07.1860 in Driesen - † 09.04.1924 in Berlin
.
Titelbild I: „Der Schwälmer“ (s. Abb. 6) Titelbild II: Birken am Weiher (s. Abb. 17)
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 2
M. v. Othegraven
Ein Maler im 19./20. Jahrhundert mit Berliner Wohnsitz
1. Das rätselhafte „M.“
Signiert sind seine Bilder mit „M. v. Othegraven“ (Abb. 1). In den Museen sucht
man sie bisher vergeblich. Zahlreiche Bilder sind als geschätzte Objekte in Pri-
vatbesitz. Weder bei Thieme-Becker, noch bei Vollmer, noch bei Dressler ist der
Maler erwähnt. In den Auktionskatalogen der Jahre 1901 bis 1945 aus Deutsch-
land, der Schweiz und Österreich („German Sales 1901-1945“) ist der auf „M.“
gekürzte Vorname nicht entschlüsselt. „M. v. Othegraven“ ist in diesen Katalogen
im Zeitraum von 1903 bis 1943 elfmal vertreten mit insgesamt 14 Objekten und
zwar mit zwei Ausnahmen bei Berliner Auktionshäusern. Im Angebot waren die
Gemälde ohne Abbildung mit folgenden Bildbeschreibungen und Größenangaben
(s. nebenstehende Tabelle).
Abb. 1; Signaturen
Heute und schon seit vielen Jahren werden im Internet von Auktionshäusern und
von Privatverkäufern die mit „M. v. Othegraven“ signierten Bilder mit einem das
„M.“ ergänzenden vollständigen Vornamen angeboten, mal mit „Max“, mal mit
„Moses“, neuerdings auch mit dem männlichen Vornamen „Maria“. Die Signie-
rungen unterscheiden sich im Schriftbild kaum, sodass stets vom selben Maler
ausgegangen werden kann. Einig ist man sich allerdings in der Annahme, dass es
sich um einen Berliner Maler handele, bisweilen mit dem Zusatz „Autodidakt“.
Belegt ist bisher keiner der Vornamen.
1.1 „Moses“ und „Maria“ von Othegraven
Ein „Moses“ von Othegraven ist in keinem der Berliner Adressbücher und Tele-
fonbücher verzeichnet. Moses ist ein bei den Juden bis heute sehr beliebter Vor-
name, der Name passt aber nicht in den Stammbaum der Familie „von Othegra-
ven“, soweit er aus den Angaben in Wikipedia ersichtlich ist. Unter Kunstmarkt,
Auktionen und Künstlerpreise - artprice.com https://de.artprice.com/ wird „M. v.
Othegraven“ fast nur mit Moses von Othegraven aufgeführt (seit 1995 30mal),
ein Max erscheint nicht, jedoch ist bei einem Bild, mit demselben Signum wie bei
den Moses von Othegraven zugeordneten Bildern, „Hugo Eugen Friedrich Ma-
rie [sic] von Othegraven (1873-1942)“ als der Maler ausgewiesen (Kunstaukti-
onshaus Leipzig, 30.11.2013). Unter diesem Namen, allerdings mit „Maria“, ist
ein weiteres Bild 2017 im Internet gehandelt worden.
Auktionshaus im Jahr Bildbeschreibung
01 Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin>
[Hrsg.]
Versteigerung: 12. - 14. Mai 1903 (Katalog Nr. 1342)
— Berlin, 1903
155 M. v. Othegraven. Waldpartie mit Bach.
Leinwand, signiert. H. 20. Br. 30. Gerahmt. .
02 Kunstsalon Keller und Reiner <Berlin> [Hrsg.]
Versteigerung im Kunstsalon Keller & Reiner, Berlin
W., 9. und 10. Mai 1912 — Berlin, 1912
186 M. v. OTHEGRAVEN.
Waldinneres. Mehrere Rinder am Ufer eines
Waldbaches. Ölgem. auf Leinw. sign. H. 49 cm.
Br. 68 cm. Goldrahmen
03 Gebrüder Heilbron <Berlin> [Hrsg.]
: Versteigerung: Dienstag, den 17. Dezember und
Mittwoch, den 18. Dezember 1912 (Katalog Nr. 18) —
Berlin, 1912
• 377. ÖLGEMÄLDE VON M. v.
OTHEGRAVEN. Herbstlicher Wald. Be-
zeichnet. Goldrahmen.
• 485. GOBELINGEMÄLDE VON M. v.
OTHEGRAVEN. Lustige Kavaliere. Be-
zeichnet. Eichenrahmen.
04 Gebrüder Heilbron <Berlin> [Hrsg.]
Versteigerung: 31. März 1914 (Katalog Nr. 62) —
Berlin, 1914
M. v. OTHEGRAVEN
42. Landschaft. Waldinneres mit hohen Bäu-
men. Auf einem Pfade Spaziergänger. Bez.: M.
v. Othegraven. Leinwand. 80X106 cm. Gold-
rahmen.
05 Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin>
[Hrsg.]
Versteigerung: Dienstag, den 11. Mai 1915 (Katalog
Nr. 1731) — Berlin, [1915]
M. von OTHEGRAVEN.
• 7. Landschaft mit Wasser und Baumgrup-
pe. Leinwand, signiert. H. 25 cm, B. 36
cm. S. R.
• 17. Norwegische Fjordansicht. Leinwand,
bezeichnet. H. 29 cm, B. 35 cm. S. R.
• 18. Im Hafen bei Mondschein. Leinwand,
bezeichnet. H. 35 cm, B. 28 cm. S. R.
• 26. Kiefernwald mit Bach.
Leinwand, bezeichnet, H. 30 cm, B. 36
cm. S. R.
06 Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg>
[Hrsg.]
Versteigerung am 25., 26. und 27. November 1919 —
Hamburg, 1919
M. v. Othegraven
„Abfahrt zum nächtlichen Fischfang“, Oelge-
mälde auf Leinewand, in schwarzem
Rahmen, Grösse 40X60 cm, bezeichnet M. v.
Othegraven.
07 Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg>
[Hrsg.]
Versteigerung am 27., 28. und 29. Januar 1920 —
Hamburg, 1920
M. v. Othegraven
„Fischerboote im Mondschein“, Oelgemälde
auf Leinewand in schwarzem Rahmen,
Grösse 40X60 cm, bez. M. v. Othegraven.
08 Internationales Kunst- und Auktions-Haus [Hrsg.]
Berlin, 1930 VERSTEIGERUNG
KURFÜRSTENSTRASSE 79 (Ecke Keithstraße)
Dienstag, den 21. Januar 1930, 10-2 und 4-7 Uhr
455 M. v. OTHEGRAVEN. Fjordlandschaft.
Im Vordergrund ein Dampfer. Sign. Lwd. G.-R.
80 : 120 cm.
09 Internationales Kunst- und Auktions-Haus <Berlin>
[Hrsg.]
[21. Juni 1933] (Katalog Nr. 165) — Berlin, 1933
335 M. v. OTHEGRAVEN: Wasserlandschaft
mit Windmühlen.
Aquarell. S. R. 39 : 58 cm.
10 Nassauisches Kunstauktionshaus Witte & Co <Wies-
baden> [Hrsg.]
Versteigerung 2. bis 4. Mai 1933 — Wiesbaden, 1933
481. Tiergarten. Von Othegraven. Oel auf
Leinen. 48X70 cm.
11 Kunstversteigerungshaus Union <Berlin> [Hrsg.]
Inhaber Leo Spik, Berlin
11. Februar und 12. Februar 1943 — Berlin, 1943
302. M. van Othegraven: Herbstlicher Buchen-
wald mit Bach. Bez.: M. v. Othegraven. Lwd.,
81 : 121 cm.
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 3
Hugo von Othegraven – so wird behauptet – habe für die Signierung seiner Bilder einen seiner
drei weiteren Vornamen, nämlich Maria, mit dem Kürzel „M.“ gewählt. Es fehlt allerdings ein
dokumentarischer Beweis für diese Annahme.
In der Tat ist Hugo von Othegraven ohne weitere Vornamen in Berliner Adressbüchern verzeich-
net, 1911 noch als „Privatier“ (Urbanstr. 183, Kreuzberg). Als Privatier gilt allgemein eine Person,
die finanziell so gut gestellt ist, dass sie nicht darauf angewiesen ist, zur Deckung ihrer materiellen
Bedürfnisse einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, unabhängig davon, wie sie zu dem Vermögen
gekommen ist. In der Zeit von 1916 bis 1918 ist Hugo von Othegraven in Berliner Adressbüchern
als Kunstmaler (Babelsberger Str. 66, Wilmersdorf) und 1920 als „Marinemaler“ (Holsteinische
Str. 24, Wilmersdorf) eingetragen. 1943 taucht er dann noch einmal im Berliner Telefonbuch im
Nachtrag zu 1941 als „Afrikaforscher“, jedoch nicht als „Kunstmaler“, auf mit der Anschrift Net-
telbeckstr. 6 (Wilmersdorf). Sein Interesse für Afrika ist mehrfach benannt, aber Konkretes findet
man wenig. So ist er mit der ca. 1880 geborenen Gerta von Othegraven (seiner ersten Ehefrau) am
10. April 1901 an die Westküste Afrika gefahren, wie sich aus einer Passagierliste ergibt. In der
Sammlung des Ethnologischen Museums in Berlin befindet sich eine Konustrommel, die er als
„Sammler“ aus Kamerun mitgebracht hat. Als „Afrikaforscher und Maler“ wird Hugo von
Othegraven auch in dem Buch „Der Mann in der schwarzen Robe“ (1965) von Curt Riess über den
berühmten Strafverteidiger in der Weimarer Zeit Max Alsberg bezeichnet. Dort wird die Ge-
schichte aus dem Jahr 1932 mit dem Leoparden ausführlich geschildert: Den Leoparden hatte Hu-
go von Othegraven von einer Reise 1928 aus Afrika als Jungtier mitgebracht. Seine wirtschaftli-
chen Verhältnisse werden 1932 als ganz schlecht beurteilt. Früher soll er, so berichtet Curt Riess,
reich gewesen sein, 1928 hat er mit seinem restlichen Kapital die Reise im Auftrag einer Filmge-
sellschaft unternommen. Er ist dann mittellos mit dem Leoparden nach Berlin zurückgekehrt, die
Filmgesellschaft hatte nicht gezahlt. Am 29. Januar 1932 ereignete sich das Unglück in der Woh-
nung in der Kaiserallee (heute: Bundesallee, Wilmersdorf): Der als zahm geltende Leopard zer-
fleischte das Kind der Portiersfrau. Der Bericht in der BZ vom 30. Januar 1932 zu dem Vorfall
enthält keine Berufsbezeichnung für Hugo von Othegraven. Das Prager Tagesblatt vom 8. Februar
1932 (S. 5) erwähnt in diesem Zusammenhang nebenbei, dass des Malers „Schiffs- und Meeres-
bilder nicht viel zahlungsfähige Liebhaber fanden“. Im Prozess 1932 ist er zu einem Jahr Gefäng-
nis und 150 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Ob die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde,
geht aus der Schilderung von Curt Riess nicht hervor. Der Strafverteidiger Max Alsfeld hatte das
Fell des Leoparden im Prozess ausgebreitet und auf ihn als den Täter verwiesen. Von dieser Szene
hat der Gerichtsfotograf Leo Rosenthal (1884-1969) ein Foto gemacht, das 2011 in einer Fotoaus-
stellung in Berlin gezeigt wurde und auch im Internet zu finden ist.
Auffällig ist, dass unter der Vielzahl der mit „M. v. Othegraven“ signierten Bilder keine Motive
aus Afrika nachweisbar sind, was man bei Hugo von Othegraven, dem „Afrikaforscher“, vermu-
ten könnte.
Abb. 2: Foto von Leo Rosenthal. (Ausschnitt): Der Afrikaforscher und Kunstmaler Hugo
von Othegraven auf der Anklagebank mit dem Fell des Leoparden. 1932
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 4
1.2 Max von Othegraven (1860-1924)
Gegen die Zuordnung der mit „M. v. Othegraven“ signierten Bilder zu Hugo von
Othegraven spricht insbesondere, dass es in Berliner Adressbüchern bereits seit 1893
einen „von Othegraven, M.“ gibt mit der Berufsbezeichnung „Maler“. Seine in Berlin
ausgestellte Heiratsurkunde vom 24. Dezember 1892 (Abb. 3) enthält Angaben zu sei-
ner Person: Der Maler Max Paul Berthold Othegraven ist am 30.07.1860 in Driesen,
Kreis Friedeberg in der Neumark, geboren. Seine Eltern, zum Zeitpunkt seiner Heirat
bereits verstorben, waren Friedrich Berthold Othegraven, Privatsecretair, zuletzt wohn-
haft in Leipzig, und Emilie Luise geb. Zwickert, zuletzt wohnhaft zu [Berlin-] Charlot-
tenburg. Die Eheschließung fand mit der Comptoristin Emma Auguste Friederike Gre-
be, geb. 15.03.1865 in Blankenburg im Harz, statt. Als gemeinsame Wohnanschrift ist
die Adalbertstr 40 (Kreuzberg) angegeben. Im Berliner Adressbuch ist M. von
Othegraven („v. Othegraven, M.“), eingetragen: 1893 als Maler (Adalbertstr. 10), 1894
als Maler (Prinzenstr. 17, Kreuzberg), 1896 als Genre- und Landschaftsmaler (Schles-
wiger Ufer 16, Tiergarten), 1897 als Genre- und Landschaftsmaler (Am Nordhafen 7,
Tiergarten, Wedding), 1898 als Genre- und Landschaftsmaler (Lessingstr. 39, Tiergar-
ten). Für die Jahre 1899 bis 1902 ist für M. von Othegraven kein Eintrag zu finden, für
das Jahr 1899 jedoch Emmi von Othegraven geb. Grebe, Buchhalterin (Altonaer Str.
17, Tiergarten). Vermutlich hatte sich das Ehepaar getrennt. Zu einem dramatischen
Ehestreit kam es bereits 1897 (s. den Zeitungsbericht, Abb. 32).
Ab 1903 bis 1924 finden sich dann wieder Einträge – nunmehr mit vollem Vornamen -
Max von Othegraven: 1903 als Portrait- und Landschaftsmaler (Steglitzer Str. [heute
Pohlstr.] 26, Tiergarten), 1904 als Landschaftsmaler (Katzlerstr 6, Kreuzberg). Emmy
von Othegraven geb. Grebe ist von 1904 bis 1916 mit der Anschrift Bergmannstr. 66
(Kreuzberg) eingetragen, ab 1911 ohne Berufsangabe (Buchhalterin). Max von
Othegraven wechselt weiter häufig seinen Wohnsitz: Eintrag 1905 als Landschaftsma-
ler (Levetzowstr. 23, Tiergarten), 1906 als Portrait- und Landschaftsmaler (Jagowstr.
17, Tiergarten), 1908 und 1909 als Portrait- und Landschaftsmaler (Paulstr. 33, Tier-
garten). Dann entsteht eine Lücke bis 1914. 1915 taucht Max von Othegraven wieder
auf, und zwar im Berliner Telefonbuch als Kunstmaler mit der Anschrift Eylauer Str.
20 (Kreuzberg). Unter dieser Anschrift ist er von 1916 bis 1924 kontinuierlich als
Kunstmaler im Berliner Adressbuch verzeichnet. Am 9. April 1924 ist er dort im Alter
von 63 Jahren verstorben (s. Urkunde Abb. 33).
Bei dieser Sachlage ist anzunehmen, dass Hugo von Othegraven das Vorhandensein
eines Malers Max von Othegraven in Berlin kannte und nicht gleichwohl eigene Bilder
mit „M. v. Othegraven“ unter Verwendung des Kürzels „M“ für seinen weiteren Vor-
namen Maria signiert hat.
Abb. 3: Heiratsurkunde des Malers Max Otthegraven und der Comptoristin Emma Grebe
vom 24. Dezember 1892
Quelle: Berlin, Deutschland, Heiratsregister, 1874-1920 für Max Paul Berthold Othegraven
Berlin VI 1892 (Zurückgeführtes Erstregister)
Max von Othegraven
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2. Gemälde von Max von Othegraven
Letzte Zweifel an der Zuordnung sämtlicher mit „M. v. Othegraven“ signierter Bilder zu Max von Othegraven könnten sich aus der Tatsache ergeben, dass sich
unter diesen – nach den bisherigen Erkenntnissen zwei – Ölbilder befinden, die in der Signierung der Form nach von der in Abbildung 1 gezeigten Signierung:
abweichen: Abb. 4. Das eine Bild zeigt eine in Öl auf Leinwand gemalte Fjordlandschaft (Abb. 5).
Abb. 4: Seltene Signatur (bisher nur von den
Bildern Abb. 5 und 6 bekannt) und „Normal-
signatur“(wie Abb.1) Abb. 5: M.[ax] v. Othegraven. Norwegische Fjordlandschaft mit Häusern. Im Vordergrund ein Fischerboot. Im Hintergrund Segelboote und ein Dampfschiff.
Öl/Leinwand. 150x100 cm. Signiert (wie auf Abb. 4) unten rechts. Privatbesitz
Max von Othegraven
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Das zweite Bild mit der Signierung wie Abbildung 4 wurde in der Familie des Erstbesitzers stets als „Der Schwälmer“ bezeichnet. Es ist das Brustbild eines Man-
nes mit Hut und rotem Halstuch (Abbildung 6). Dieses ist das einzige bekannte mit „M. v. Othegraven“ signierte Bild, das auch datiert ist (1894). Die Datierung
ergibt sich vielleicht aus einer Sondersituation des Porträtierten: Das von ihm getragene rote Halstuch zeigt große Ähnlichkeit mit dem Halstuch des 1853 als
Brustbild vom Maler Erwin Preuschen dargestellten Schwälmer Bauern (Abb. 7). Derartige Halstücher sind in Farbe und Muster wohl auf anderen Bildern aus der
Schwalm nicht vertreten und gehörten wohl nicht zur gängigen Tracht. So kann man bei der gewissen Ähnlichkeit der Porträtierten spekulieren, dass es sich bei
ihnen um ein und dieselbe Person in verschiedenen Altersstufen handelt, die auf das Festhalten der Biografie durch eine Jahreszahl wert legte. Der Altersunter-
schied würde dann 41 Jahre betragen.
Abb. 6: M.[ax] v. Othegraven. „Der Schwälmer“.
Brustbild mit rundem Hut und rotem Halstuch. Öl/Leinwand. 48x62 cm.
Signiert (wie auf Abb. 4) und datiert „94“oben rechts. Privatbesitz
Abb. 7: Erwin Franz Preuschen (1823-1868) Schwälmer
Bauer mit Pfeife und Dreispitz-Hut, Brustbild in Medaillon
7x7 cm 1853 (1855?)
Hessisches StaatsarchivDarmstadt, R 4, 36696/44
Abb. 8: M.[ax] v. Othegraven. Brustbild eines Pfeife rauchenden Schwälmers
(Dreispitz-Hut) mit Trinkglas auf dem Tisch. Öl/Leinwand. 37x43 cm.
Signiert oben rechts.
Privatbesitz
Der Zuordnung dieser Form der Signierung zu Hugo (Maria) von Othegraven steht entgegen, dass dieser sich noch 1911 als „Privatier“ und in der Folgezeit nicht
speziell als Porträtmaler bezeichnet hat. Das Brustbild (Abb. 6) ist auch von einer Qualität, die dem 34jährigen Max von Othegraven eher zuzusprechen ist als
dem jüngeren 21jährigen Hugo von Othegraven. Dass Max von Othegraven im Berliner Adressbuch 1895 nicht verzeichnet ist (s. o. S. 4), kann mit seinem Aufent-
halt 1894/95 in der Schwalm und vielleicht auch in Norwegen zusammen hängen. Vermutlich ist die Signierung in Form von Abb. 4 nur eine kurzfristige Variante
der „üblichen“ Signierung – aus welchen Gründen auch immer. Ein weiteres Brustbild eines Schwälmers (Abb. 8) ist der Form nach wie „üblich“ (Abb. 1) sig-
niert, und zwar wie bei dem Bild Abb. 6 oben rechts. Die Berufsbezeichnung „Genremaler“ hat Max von Othegraven nur in den Jahren 1896- 1898 gewählt.
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 7
Mit seinen wenigen bekannten Porträtbildern erweist sich Max von
Othegraven zwar als Genremaler, aber das ausdrucksvolle Porträt steht
dabei ganz im Vordergrund (Abb. 6, 8, 9).
Ein kleines Aquarell zeigt das Brustbild eines Mannes, der wissend mit
seiner Brille auf einen Damenschuh in seinen Händen schaut, auf des-
sen Sohle bereits lose ein großes Lederstück zum Flicken ruht (Abb. 9).
Es ist ein im 19. Jahrhundert bekanntes und beliebtes Motiv mit symbo-
lischem Gehalt. Der Schuh als Vulvasymbol diente bereits bei dem
griechischen Komödiendichter Aristophanes (450-385 v. Chr.) in sei-
nem Lustspiel Lysistrate zu derb-erotischen Anspielungen. Der schad-
hafte Schuh ist immer wieder auf Bildern, so, wie der zerbrochene
Krug, ein Symbol für die „verlorene Unschuld“. Max von Othegraven
liefert nur das „Stichwort“, die narrativen Elemente lässt er weg, der
kundige Betrachter kennt sie zum Beispiel von den zahlreichen Varian-
ten der Bilder zu diesem Thema des italienischen Genremalers Antonio
Rotta (1828–1903), der 1891 auch eine Ausstellung in Berlin hatte, oder
von den Bildern anderer Maler (Abb. 10 bis 14). Doch während bei
diesen Bildern die jungen Frauen stigmatisiert sind als „Der hoffnungs-
lose Fall“ (so der Bildtitel Abb. 13), ist Max von Othegravens „Schus-
ter“ tatkräftig zuversichtlich, er findet eine gute Lösung, er repariert.
Max von Othegraven greift damit das Thema in einer neuen Variante
auf: nicht Stigmatisierung und Abweisung, sondern Zuwendung. Sein
Motiv dafür dürfte die Vorgeschichte seiner Ehefrau sein: Sieben Jahre
vor der Eheschließung des Malers Max von Othegraven und der Comp-
toristin Emma Grebe im Jahr 1892 wurde diese als Dienstmädchen im
Alter von 19 Jahren geschwängert: Die Universitätsfrauenklinik in Ber-
lin meldet am 3. März 1885 dem Standesamt, dass die unverehelichte
Emma Auguste Friederike Grebe, Dienstmädchen, ein Kind weiblichen
Geschlechts geboren habe, welches die Vornamen Anna Elisabeth er-
halten habe (Abb. 11a). Schwangerschaften der in sozialer Abhängig-
keit lebenden Dienstmädchen waren damals für diese oft unvermeidbar.
Kunsthistorisch bemerkenswert ist es, wie selbstverständlich Max von
Othegraven die im 19. Jahrhundert insbesondere durch Antonio Rotta
fortgesetzte Symbolik aus der holländischen Genremalerei des 17. Jahr-
hunderts (Abb. 11) zum eigenen Bildthema macht, während in den
70ern Jahren des 20. Jahrhunderts man diese „Sprache der Bilder“ erst
zu entdecken glaubt (Stichwort: „Tot Lering en Vermaak“ 1976).
Abb. 9: M.[ax] v. Othegraven. Der “Schuster”
Aquarell. 12x17 cm. Signiert unten links. Privatbesitz
Abb. 10: Antonio Rotta (? ) oder nach Antonio Rotta.
Beim Schuster. Öl auf Kupferplatte 11,5x19,5 cm.
Nicht signiert (s. auch Abb. 14). Privatbesitz
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 8
Abb. 11: Matthijs Naiveu (1647-1726) Der Schuster (Cobbler working on the
street);
Amsterdam Historisches Museum
Abb. 11a: Anzeige der Universitäts-Frauenklinik in Berlin 1885
zur Geburt des nichtehelichen Kindes des Dienstmädchens Emma Grebe
Abb. 12: L’ Aventure fréquente oder Verspätete Reue. Kupferstich von Halbou (1730-
1805?) nach einer Zeichnung von Schönau/Schenau (1737-1806).
Der schadhaft aufklaffende Pantoffel in der linken Hand des Mädchens weist auf die
gerade „verlorene Unschuld“ hin
Abb. 13: Antonio Rotta (1828-1903). Der hoffnungslose
Fall.
1871. Walters Art Museum, Baltimore, Maryland, United
States ,
Abb. 14: s. Abb. 10. Mit Rahmen 24,5x 32 cm
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 9
Max von Othegraven verdient es, als begabter Künstler in die Reihe der Maler aufgenommen zu werden, die in der Schwalm gemalt haben. Es sind von ihm
Landschaftsbilder vorhanden, die vermutlich noch vor der vom Maler Otto Ubbelohde (1867-1922) in einem Brief aus Willingshausen an Carl Bantzer (1857-
1941) vom 23. Oktober 1903 geschilderten Landschaftszerstörung entstanden sind: „Es sind uns in diesen Tagen viele traurige Gedanken durch den Kopf gegangen und wir sind
ziemlich entschlossen, auf etwa zwei Jahre von hier fort zu gehen und unser Häusel leer stehen zu lassen (…) Ich kann´s nicht mehr mit ansehen, wie hier alles vernichtet wird, an dem wir jahre-
lang unsere Freude und einen hohen künstlerischen Genuss gehabt haben. Ich glaube, es bleibt hier unten im Tal auch nicht einer von den großen Bäumen stehen, die kleinen Altwasser werden
zugeschüttet und unglaublich scheußliche Wege führen zu den Verkoppelungsmotiven. Ich möchte immerfort heulen wie ein Kettenhund und ich gehe ganz kaputt in ohnmächtigem Zorn.“
Abb. 15: M.[ax] v. Othegraven. Heidelandschaft mit Mühle im Hintergrund. Öl/Leinwand. 120x80 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz.
Das Bild entspricht noch ganz der Landschaftsschilderung, die Carl Bantzer in Erinnerung an die Zeit in der Schwalm um 1900 beschreibt:
„…dazwischen wuchs Heidekraut, Wachholder, Birken und Kiefern, die hier und da kleine Wäldchen bildeten.“(Carl Bantzer; Hessen in der Deutschen Malerei, 1979, S. 130.)
Max von Othegraven
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Abb. 16 M.[ax] v. Othegraven. Schneelandschaft. Öl/Leinwand. 37x29 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz.
Provenienz: Wie Abb. 20
Abb. 17: M.[ax] v. Othegraven. Birken am Weiher. Öl/Leinwand. 29x36 cm.
Signiert unten rechts. Privatbesitz
Max von Othegraven
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Abb. 18: M.[ax] v. Othegraven. Dorfstraße an Altwasser mit Mühle.72,5x49,5 cm. Öl/Leinwand. Signiert unten rechts. Privatbesitz
Max von Othegraven
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Die Schwalm war noch um 1900 ein von Malern aus allen Teilen Deutschlands bevorzugtes
Gebiet. Auf die Gründung der Künstlerkolonie Willingshausen und deren Geschichte wird
hier nicht eingegangen. In Ausstellungskatalogen und Monografien ist das Thema immer
wieder behandelt worden. In dieser Literatur sind Listen mit Namen von Malern zu finden,
von denen bekannt ist, dass sie in der Schwalm gemalt haben. Die Listen erheben nicht den
Anspruch auf Vollständigkeit. Ein „M. v. Othegraven“ ist nicht dabei. Zwei dort festgehalte-
ne Namen sollen jedoch hier erwähnt werden, weil sie möglicherweise Bezug zu Max von
Othegraven haben: Carl Saltzmann und Fritz Grebe.
Fritz Grebe (1850-1924) war in den 1870ern Jahren mehrmals in der Schwalm. Bei Kunst-
ausstellungen in Berlin war er von 1888 bis 1908 regelmäßig vertreten. Er war Mitglied im
Berliner Künstlerverein und Mitbegründer der Ahrenshooper Künstlerkolonie. Im Berliner
Adressbuch ist er z. B. 1890 als Landschaftsmaler mit der Anschrift Kurfürstendamm 111a
verzeichnet. Denkbar ist, dass Max von Othegraven ihn in Berlin kennengelernt hat, auch,
dass zwischen Fritz Grebe und Emma Grebe, der Ehefrau von Max von Othegraven, ver-
wandtschaftliche Beziehungen bestanden. Emma Grebe hielt sich bereits 1885 in Berlin auf.
Carl Saltzmann (1847-1923), Landschafts- und Marinemaler, war 1873 in der Schwalm, seit
1896 Professor an der Berliner Kunstakademie und von 1904 bis 1912 auch Vorsitzender des
Vereins der Berliner Künstler. Fritz Grebe und Carl Saltzmann kannten sich mit großer
Wahrscheinlichkeit persönlich, zumindest über den Verein Berliner Künstler. Dass beide
Max von Othegraven kannten, ist möglich, aber nicht sicher. Die Beziehung von Max von
Othegraven zu Carl Saltzmann kann wegen eines Ölgemäldes vermutet werden, das mit „M.
v. Othegraven“ signiert ist mit dem Zusatz „ cop.“, Abb. 19. Aus dem Gemälde ist nicht er-
kennbar, welches Original der Kopie zugrunde liegt. Bekannt ist jedoch ein Holzstich, der
mit der Unterschrift „Carl Saltzmann: Auf der Ostmole in Swinemünde“ als Beilage zu „Mo-
derne Kunst. Illustrierte Zeitschrift VIII 15“ im „Verlag Rich. Bong in Berlin“ erschienen ist.
Dieser weit verbreitete Holzstich ist dann auch mit individueller Kolorierung einzeln in den
Handel gekommen, Abb. 19a. Der Swinemünder Hafen war stets durch Sturm gefährdet*
und verlor 1880 durch den Kaiserkanal („Kaiserfahrt“) zum Stettiner Hafen an Bedeutung.
Ob die Kopie von Max von Othegraven nach dem Holzstich gefertigt wurde oder nach einem
heute unbekannten Ölbild von Carl Saltzmann, lässt sich nicht feststellen. Im Katalog zur
Versteigerung am 4. und 5. November 1924 bietet Jac. Hecht, Kunst- und Auktionshaus in
Berlin, Tauentzienstr. 18, ein von Carl Saltzmann mit „87“ datiertes Bild auf Leinen im
Format 54x43 cm an mit der Beschreibung: „Die alte Mole von Swinemünde. Auf der sturm-
bewegten See führt ein Lotsendampfer ein deutsches Schulschiff in den Hafen. Auf der Mole
Gruppe von Schiffern.“
* s. hierzu die ausführliche Schilderung in: Theodor Brügge, Novellen: Swinemünde und Rügen. Leipzig, F.A. Brockhaus
1843
Abb. 19: M.[ax] v. Othegraven. Auf der Ostmole in Swinemünde. Öl/Leinwand. 74x50 cm. Sig-
niert unten rechts mit dem Zusatz „cop.“(nach Carl Saltzmann, s. Abb. 19a). Privatbesitz
Abb. 19a: Carl Saltzmann: „Auf der Ostmole in Swinemünde“ als Beilage zu „Moderne Kunst.
Illustrierte Zeitschrift VIII 15“im „Verlag Rich. Bong in Berlin“ Nachträglich koloriert
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 13
In seinen Landschaftsgemälden ist Max von Othegraven ganz Kind seiner Zeit, aber
noch den späten Jahren des 19. Jahrhunderts verhaftet, ein stimmungsvoller deutscher
Impressionist, wenn man denn derartige nachträglich ersonnene Einordnungsbegriffe
verwenden will. Wie bei Carl Saltzmann und Fritz Grebe und vielen anderen Malern
werden bei ihm die norwegischen Fjorde mehrmals zum Bildmotiv. In Deutschland
setzte die Landschaftsmalerei insbesondere in Form des Malens in freier Natur erst in
der späten ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. An den Kunstakademien bedurfte
es viel Kraft gegenüber den akademischen Historienmalern und Architekturmalern,
die Gründung von Klassen für Landschaftsmalerei durchzusetzen. Es ist dann auch
die Zeit des innigen Naturerlebnisses. Spiegelungen auf Wasser, das Leuchten der
untergehenden Sonne am bewölkten Himmel, der Mondschein zwischen den Wol-
ken, der dichte vom Sonnenlicht erhellte Laubwald mit Bachlauf, die Stille und Er-
habenheit der Bergwelt und insbesondere die damals schon zum Sterben verurteilten
Windmühlen als Beiwerk sind Erlebnisse, die Max von Othegraven zur Wiedergabe
drängen. Die farbliche Darstellung von Schnee in der Landschaft mit allen erdenkli-
chen Zwischentönen ist ein besonderes Anliegen der Maler dieser Zeit. Selbst der
röhrende Hirsch ist für Max von Othegraven noch das, was es ist: Ein ganz besonde-
res Naturereignis. Themen, die später durch verflachte Darstellung und häufige Wahl
und Missbrauch für touristische Zwecke zum Kitsch erstarrten, sind bei Max von
Othegraven noch stets durchdrungen mit dem Fluidum, das den Betrachter die Bilder
wahrhaftig erscheinen lässt.
Die Vielzahl und die teilweise originale opulente Rahmung der heute noch vorhan-
denen Gemälde zeigen, dass Max von Othegraven zu seiner Zeit hohe Wertschätzung
genossen hat. Einige Bilder haben eine Größe, die bei den Erwerbern gehobene
Wohnverhältnisse mit großen Räumen voraussetzten.
Das Berliner Tiergartenviertel, in dem zeitweise Max von Othegraven wohnte, mit
dem Atelierhaus Sigmunds Hof 11 war in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert
allgemein eine von Künstlern jeder Art bevorzugte Wohngegend. Wer dort wohnte
und sich zeitgemäß regelmäßig zu Fuß auf den Straßen und Uferwegen bewegte, be-
gegnete zwangsläufig immer wieder auch denselben Personen. Es dürften sich daraus
gegenseitig befruchtende Bekanntschaften ergeben haben, von denen wir heute nichts
wissen. War es beispielsweise Zufall oder Bekanntschaft, dass Anfang des 20. Jahr-
hunderts der künstlerisch ganz anders geartete 10 Jahre jüngere Hans Baluschek
(1870-1936) und Max von Othegraven in der etwas abseits gelegenen Steglitzer Stra-
ße in Tiergarten wohnten, der eine Nr. 46, der andere Nr. 26? Hatten sie sich vorher
in ihrer früheren Wohngegend in der Umgebung von Sigmunds Hof kennengelernt?
-
Abb. 20: M.[ax] v. Othegraven. Kiefernwald mit Bachlauf (Schwalm?) Öl/Leinwand. 29x35 cm.
Signiert unten links. Privatbesitz
Provenienz: Wie Abb. 9a
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 14
Abb. 21: M.[ax] v. Othegraven. Kiefernlandschaft im Abendrot mit Gewässer. Öl/Leinwand. 95x67 cm. Signiert unten in der Mitte. Privatbesitz
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 15
Abb. 22: M.[ax] v. Othegraven. Herbstliche Landschaft mit Gewässer. Öl/Leinwand. 58x38 cm. Signiert unten links. Privatbesitz. Provenienz wie Abb. 23. .
Gerahmt bei M. Krieger, Bilderrahmung in der Steinstr. 48, Brandenburg an der Havel. Ab 1900 nannte sich der Betrieb des Glasermeisters M. Krieger „Kunst. und Bauglaserei und Einrahmung von Bildern“, später noch „Kunsthandlung,
Spiegelmanufaktur“. Ab der Zeit 1913/14 wird die „Bilderrahmung“ nicht mehr als Tätigkeitsfeld erwähnt. (Quelle: Brandenburger Adressbücher)
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 16
Abb. 23: M.[ax] v. Othegraven. Moorlandschaft bei Dämmerung. Öl/Leinwand. 58x38 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz. Provenienz wie Abb. 22
Gerahmt bei M. Krieger, Bilderrahmung in der Steinstr. 48, Brandenburg an der Havel. Ab 1900 nannte sich der Betrieb des Glasermeisters M. Krieger „Kunst. und Bauglaserei und Einrahmung von Bildern“, später noch „Kunsthandlung,
Spiegelmanufaktur“. Ab der Zeit 1913/14 wird die „Bilderrahmung“ nicht mehr als Tätigkeitsfeld erwähnt. (Quelle: Brandenburger Adressbücher).
Zur Bezeichnung des Bildes siehe auch die Bezeichnung zu Abb. 23 a, mit dem sehr ähnlichen Bildmotiv(Uferpartie bei Ferch am Schwielowsee)
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 17
Abb. 23a: M.[ax] v. Othegraven. Uferpartie bei Ferch am Schwielowsee, Öl/Leinwand, 63 x 42 cm, signiert unten links.Auf dem Rahmen unten in der Mitte Metallschild. „M. v. Othegraven“. Privatbesitz
(Bezeichnung des Bildes nach Auktionshaus Historia Katalog 142 - 23.-25. Januar 2019 - zu Lot 7073. Das Auktionshaus hat die Bezeichnung des Bildes vom Einlieferer übernommen).
Max von Othegraven ist danach auch den Künstlern zuzuordnen, die um 1900 am Schwielowsee gemalt haben und denen sich heute das „Museum der Havelländischen Malerkolonie“in Ferch widmet.
Siehe auch Abb. 23 mit dem sehr ähnlichen Bildmotiv.
Das von Karl Hagemeister in der Gegend von Ferch gemalte Ölbild „Waldteich“(1908) gibt vermutlich als Ausschnitt dieselbe Gegend wieder
(s. Ausstellungskatalog Abb. 50 zur Ausstellung Berlin 1976 „Malerei der deutschen Impressionisten“; Staatliche Musseen zu Berlin, Nationalgalerie)
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 18
Abb. 24: M.[ax] v. Othegraven. Lichtung am Waldhang im aufsteigenden Nebel mit röhrendem Hirsch. Öl/Leinwand. 100x70 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz
Das zu einem späteren Zeitpunkt zum Inbegriff des „Kitsches“ verkommene Thema „röhrender Hirsch“ist bei Max von Othegraven nur ein zeichengebender „Baustein“bei der künstlerischen Erfassung einer Gesamtlandschaft. an einem
frühen Morgen: Der feuchte Atem der Natur. Für die Ortsbestimmung können die zahlreichen Quarzitsteine richtungsweisend sein.
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 19
Abb. 25: M.[ax] v. Othegraven. Boote im Mondschein auf dem Wasser. Öl/Leinwand. 30x37cm.
Signiert unten rechts. Privatbesitz.
Abb. 26: M.[ax] v. Othegraven. Bootshafen mit Kirche und Windmühle bei Mondschein.
Öl/Leinwand. 69x99 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 20
Abb. 27: M.[ax] v. Othegraven. Windmühle am Steilufer auf Rügen, Mönchsgut, Mariendorf, Middelhagen. Öl/Leinwand. 56x70 cm. Signiert unten links. Privatbesitz
Anm.: Die Ortsbestimmung erfolgte von „Mühlenexperten“auf Rügen anhand einer alten Karte mit „Mühlenzeichen“
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 21
Abb. 28: M.[ax] v. Othegraven. Heidelandschaft mit blühender Erika und Kate. Öl/Leinwamd. 36x30 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 22
Abb. 29: M.[ax] v. Othegraven. Alpenlandschaft. Öl/Leinwand. 75x49 cm. Signiert unten links. Privatbesitz
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 23
Abb. 30: M.[ax] v. Othegraven. Herbstlicher Buchenwald mit Bachlauf. Öl/Leinwand. 120x80 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 24
Abb. 31: M.(ax) von Othegraven, Ansicht eines norwegischen Fjordes, Öl/Leinwand, signiert unten links. 42 x 67 cm, Privatbesitz
Max von Othegraven
©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 25
3. Schlussbemerkung
Dieser Beitrag ist ein erster Versuch, den Kunstmaler „M. v. Othegraven“ aus seinem biografischen Dunkel ans Licht zu bringen.
Gemalt hat Max von Othegraven (*1860 Driesen, †1924 Berlin) unter anderen an Orten, die heute als Künstlerkolonien seiner Zeit
in die Geschichte eingegangen sind: In der Schwalm mit den Malerorten Willingshausen, Kleinsassen; bei Ferch am Schwielowsee,
einer Gegend, der sich heute das „Museum der Havelländischen Malerkolonie“ widmet; an der Ostsee, wo sich die Malerkolonie
Ahrenshoop gründete unter Mitwirkung des Malers Fritz Grebe, zu dem vielleicht die Ehefrau von Max von Othegraven, eine gebo-
rene Grebe, verwandtschaftliche Beziehung hatte. Er gehört nicht zu den Malern, die aus den Namenslisten dieser Malerkolonien
bekannt sind. Aber wie er, waren auch viele dieser Maler – zum Teil eine Generation früher - in Norwegen, man denke an Ferdi-
nand Konrad Bellermann (1840 mit Friedrich Preller d. Ä. in Norwegen, 1874 in Kleinsassen), Carl Saltzmann (1873 in Kleinsas-
sen, ab 1888 mehrmals in Norwegen), Fritz Grebe (1874 und 1875 in Willingshausen, mehrmals in Kleinsassen, nach 1916? in
Norwegen). Die Insel Rügen, zwar ohne Künstlerkolonie, auf der zahlreiche Bilder von Max von Othegraven entstanden sind, war
zu seinen Lebzeiten ein Sammelpunkt für Maler: So malten in den Sommermonaten der 1870-1890er Jahre die Hochschullehrer
Friedrich Preller d. Ä., Friedrich Preller d. J., Eugen Dücker, Hans Fredrik Gude, Eugen Bracht und andere mit ihren Schülern auf
Rügen. Walter Leistikow und Karl Hagemeister, der, wie Eugen Bracht, eng mit der „Havelländischen Künstlerkolonie“ verbunden
war, malten ebenfalls wiederholt auf Rügen. (s. Melanie Ehler, Rückzug ins Paradies. Die Künstlerkolonien Worpswede - Ahrenshoop – Schwaan, 2001, S. 17, 18)..
Preller d. Ä. hatte bereits 1839 den jungen Ferdinand Bellermann mit nach Rügen genommen, und Bellermann war es wiederum,
der später den Schüler Karl Hagemeister im Park von Schloss Schönhausen beim Malen beobachtete und ihn überredete, sich nicht
zum Zeichenlehrer, sondern zum Landschaftsmaler ausbilden zu lassen, und ihn an das Atelier von Preller vermittelte.
Vielleicht war Max von Ohtegraven ein Einzelgänger, der sich in den damals verbreiteten Kunstbetrieb nicht einordnen wollte. Vie-
le Fragen sind unbeantwortet. Ist er tatsächlich „Autodidakt“ gewesen? Wo war Max von Othegraven, bevor er im Alter von 32
Jahren 1892 als „Maler“ in Berlin geheiratet hat und bevor er ab 1893 mit kurzen Unterbrechungen bis 1924 in den Berliner Ad-
ressbüchern verzeichnet ist? Aufschluss könnten Nachforschungen an Orten geben, die damals mit ihren Akademien zu den Zentren
der künstlerischen Ausbildung gehörten. Auf welchem Wege hat Max von Othegraven seine Bilder verkauft? Waren es beispiels-
weise Kunstvereine, über deren Ankäufe und „Verlosungen“ zur damaligen Zeit viele Künstler den Absatz ihrer Bilder fanden?
Also: Für weitere Nachforschungen bleibt noch viel Raum.
Abb. 32: Auszug aus der „Reichspost“. Wien , 19. Juli 1897, zum dramatischen Ehestreit zwischen Emmi und Max von Othegraven. Im Berliner Tageblatt vom 14. Juli 1897 ist zu
dem Vorfall „M. v. Othegraven“ als „Genre- und Landschaftsmaler aus der Lessingstr. 39“ benannt. Hugo von Othegraven als Maler mit dem angeblichen Kürzel „M.“ scheidet
schon altersmäßig aus (zu dem Zeitpunkt ist er 16 Jahre alt). Die Berichte in den Tageszeitungen weichen von der Zeitangabe und dem Verlauf des Vorfalls her etwas voneinander
ab.
Abb. 33: Standesamtliche Sterbeanzeige für den Kunst-
maler Max Othegraven vom 9. April 1924,
zuletzt wohnhaft in der Eylauer Str. 20 in Berlin

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M. v. Othegraven Ein Maler im 19./20. Jahrhundert mit Berliner Wohnsitz Moses von Othegraven, ● Hugo Eugen Friedrich Maria von Othegraven, ● Max von Othegraven? Max von Othegraven *30.07.1860 in Driesen - † 09.04.1924 in Berlin

  • 1. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 1 Stand: 05.05.2019 Ingraban D. Simon M. v. Othegraven Ein Maler im 19./20. Jahrhundert mit Berliner Wohnsitz Moses von Othegraven, ● Hugo Eugen Friedrich Maria von Othegraven, ● Max von Othegraven? Max von Othegraven *30.07.1860 in Driesen - † 09.04.1924 in Berlin . Titelbild I: „Der Schwälmer“ (s. Abb. 6) Titelbild II: Birken am Weiher (s. Abb. 17)
  • 2. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 2 M. v. Othegraven Ein Maler im 19./20. Jahrhundert mit Berliner Wohnsitz 1. Das rätselhafte „M.“ Signiert sind seine Bilder mit „M. v. Othegraven“ (Abb. 1). In den Museen sucht man sie bisher vergeblich. Zahlreiche Bilder sind als geschätzte Objekte in Pri- vatbesitz. Weder bei Thieme-Becker, noch bei Vollmer, noch bei Dressler ist der Maler erwähnt. In den Auktionskatalogen der Jahre 1901 bis 1945 aus Deutsch- land, der Schweiz und Österreich („German Sales 1901-1945“) ist der auf „M.“ gekürzte Vorname nicht entschlüsselt. „M. v. Othegraven“ ist in diesen Katalogen im Zeitraum von 1903 bis 1943 elfmal vertreten mit insgesamt 14 Objekten und zwar mit zwei Ausnahmen bei Berliner Auktionshäusern. Im Angebot waren die Gemälde ohne Abbildung mit folgenden Bildbeschreibungen und Größenangaben (s. nebenstehende Tabelle). Abb. 1; Signaturen Heute und schon seit vielen Jahren werden im Internet von Auktionshäusern und von Privatverkäufern die mit „M. v. Othegraven“ signierten Bilder mit einem das „M.“ ergänzenden vollständigen Vornamen angeboten, mal mit „Max“, mal mit „Moses“, neuerdings auch mit dem männlichen Vornamen „Maria“. Die Signie- rungen unterscheiden sich im Schriftbild kaum, sodass stets vom selben Maler ausgegangen werden kann. Einig ist man sich allerdings in der Annahme, dass es sich um einen Berliner Maler handele, bisweilen mit dem Zusatz „Autodidakt“. Belegt ist bisher keiner der Vornamen. 1.1 „Moses“ und „Maria“ von Othegraven Ein „Moses“ von Othegraven ist in keinem der Berliner Adressbücher und Tele- fonbücher verzeichnet. Moses ist ein bei den Juden bis heute sehr beliebter Vor- name, der Name passt aber nicht in den Stammbaum der Familie „von Othegra- ven“, soweit er aus den Angaben in Wikipedia ersichtlich ist. Unter Kunstmarkt, Auktionen und Künstlerpreise - artprice.com https://de.artprice.com/ wird „M. v. Othegraven“ fast nur mit Moses von Othegraven aufgeführt (seit 1995 30mal), ein Max erscheint nicht, jedoch ist bei einem Bild, mit demselben Signum wie bei den Moses von Othegraven zugeordneten Bildern, „Hugo Eugen Friedrich Ma- rie [sic] von Othegraven (1873-1942)“ als der Maler ausgewiesen (Kunstaukti- onshaus Leipzig, 30.11.2013). Unter diesem Namen, allerdings mit „Maria“, ist ein weiteres Bild 2017 im Internet gehandelt worden. Auktionshaus im Jahr Bildbeschreibung 01 Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.] Versteigerung: 12. - 14. Mai 1903 (Katalog Nr. 1342) — Berlin, 1903 155 M. v. Othegraven. Waldpartie mit Bach. Leinwand, signiert. H. 20. Br. 30. Gerahmt. . 02 Kunstsalon Keller und Reiner <Berlin> [Hrsg.] Versteigerung im Kunstsalon Keller & Reiner, Berlin W., 9. und 10. Mai 1912 — Berlin, 1912 186 M. v. OTHEGRAVEN. Waldinneres. Mehrere Rinder am Ufer eines Waldbaches. Ölgem. auf Leinw. sign. H. 49 cm. Br. 68 cm. Goldrahmen 03 Gebrüder Heilbron <Berlin> [Hrsg.] : Versteigerung: Dienstag, den 17. Dezember und Mittwoch, den 18. Dezember 1912 (Katalog Nr. 18) — Berlin, 1912 • 377. ÖLGEMÄLDE VON M. v. OTHEGRAVEN. Herbstlicher Wald. Be- zeichnet. Goldrahmen. • 485. GOBELINGEMÄLDE VON M. v. OTHEGRAVEN. Lustige Kavaliere. Be- zeichnet. Eichenrahmen. 04 Gebrüder Heilbron <Berlin> [Hrsg.] Versteigerung: 31. März 1914 (Katalog Nr. 62) — Berlin, 1914 M. v. OTHEGRAVEN 42. Landschaft. Waldinneres mit hohen Bäu- men. Auf einem Pfade Spaziergänger. Bez.: M. v. Othegraven. Leinwand. 80X106 cm. Gold- rahmen. 05 Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.] Versteigerung: Dienstag, den 11. Mai 1915 (Katalog Nr. 1731) — Berlin, [1915] M. von OTHEGRAVEN. • 7. Landschaft mit Wasser und Baumgrup- pe. Leinwand, signiert. H. 25 cm, B. 36 cm. S. R. • 17. Norwegische Fjordansicht. Leinwand, bezeichnet. H. 29 cm, B. 35 cm. S. R. • 18. Im Hafen bei Mondschein. Leinwand, bezeichnet. H. 35 cm, B. 28 cm. S. R. • 26. Kiefernwald mit Bach. Leinwand, bezeichnet, H. 30 cm, B. 36 cm. S. R. 06 Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Hrsg.] Versteigerung am 25., 26. und 27. November 1919 — Hamburg, 1919 M. v. Othegraven „Abfahrt zum nächtlichen Fischfang“, Oelge- mälde auf Leinewand, in schwarzem Rahmen, Grösse 40X60 cm, bezeichnet M. v. Othegraven. 07 Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Hrsg.] Versteigerung am 27., 28. und 29. Januar 1920 — Hamburg, 1920 M. v. Othegraven „Fischerboote im Mondschein“, Oelgemälde auf Leinewand in schwarzem Rahmen, Grösse 40X60 cm, bez. M. v. Othegraven. 08 Internationales Kunst- und Auktions-Haus [Hrsg.] Berlin, 1930 VERSTEIGERUNG KURFÜRSTENSTRASSE 79 (Ecke Keithstraße) Dienstag, den 21. Januar 1930, 10-2 und 4-7 Uhr 455 M. v. OTHEGRAVEN. Fjordlandschaft. Im Vordergrund ein Dampfer. Sign. Lwd. G.-R. 80 : 120 cm. 09 Internationales Kunst- und Auktions-Haus <Berlin> [Hrsg.] [21. Juni 1933] (Katalog Nr. 165) — Berlin, 1933 335 M. v. OTHEGRAVEN: Wasserlandschaft mit Windmühlen. Aquarell. S. R. 39 : 58 cm. 10 Nassauisches Kunstauktionshaus Witte & Co <Wies- baden> [Hrsg.] Versteigerung 2. bis 4. Mai 1933 — Wiesbaden, 1933 481. Tiergarten. Von Othegraven. Oel auf Leinen. 48X70 cm. 11 Kunstversteigerungshaus Union <Berlin> [Hrsg.] Inhaber Leo Spik, Berlin 11. Februar und 12. Februar 1943 — Berlin, 1943 302. M. van Othegraven: Herbstlicher Buchen- wald mit Bach. Bez.: M. v. Othegraven. Lwd., 81 : 121 cm.
  • 3. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 3 Hugo von Othegraven – so wird behauptet – habe für die Signierung seiner Bilder einen seiner drei weiteren Vornamen, nämlich Maria, mit dem Kürzel „M.“ gewählt. Es fehlt allerdings ein dokumentarischer Beweis für diese Annahme. In der Tat ist Hugo von Othegraven ohne weitere Vornamen in Berliner Adressbüchern verzeich- net, 1911 noch als „Privatier“ (Urbanstr. 183, Kreuzberg). Als Privatier gilt allgemein eine Person, die finanziell so gut gestellt ist, dass sie nicht darauf angewiesen ist, zur Deckung ihrer materiellen Bedürfnisse einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, unabhängig davon, wie sie zu dem Vermögen gekommen ist. In der Zeit von 1916 bis 1918 ist Hugo von Othegraven in Berliner Adressbüchern als Kunstmaler (Babelsberger Str. 66, Wilmersdorf) und 1920 als „Marinemaler“ (Holsteinische Str. 24, Wilmersdorf) eingetragen. 1943 taucht er dann noch einmal im Berliner Telefonbuch im Nachtrag zu 1941 als „Afrikaforscher“, jedoch nicht als „Kunstmaler“, auf mit der Anschrift Net- telbeckstr. 6 (Wilmersdorf). Sein Interesse für Afrika ist mehrfach benannt, aber Konkretes findet man wenig. So ist er mit der ca. 1880 geborenen Gerta von Othegraven (seiner ersten Ehefrau) am 10. April 1901 an die Westküste Afrika gefahren, wie sich aus einer Passagierliste ergibt. In der Sammlung des Ethnologischen Museums in Berlin befindet sich eine Konustrommel, die er als „Sammler“ aus Kamerun mitgebracht hat. Als „Afrikaforscher und Maler“ wird Hugo von Othegraven auch in dem Buch „Der Mann in der schwarzen Robe“ (1965) von Curt Riess über den berühmten Strafverteidiger in der Weimarer Zeit Max Alsberg bezeichnet. Dort wird die Ge- schichte aus dem Jahr 1932 mit dem Leoparden ausführlich geschildert: Den Leoparden hatte Hu- go von Othegraven von einer Reise 1928 aus Afrika als Jungtier mitgebracht. Seine wirtschaftli- chen Verhältnisse werden 1932 als ganz schlecht beurteilt. Früher soll er, so berichtet Curt Riess, reich gewesen sein, 1928 hat er mit seinem restlichen Kapital die Reise im Auftrag einer Filmge- sellschaft unternommen. Er ist dann mittellos mit dem Leoparden nach Berlin zurückgekehrt, die Filmgesellschaft hatte nicht gezahlt. Am 29. Januar 1932 ereignete sich das Unglück in der Woh- nung in der Kaiserallee (heute: Bundesallee, Wilmersdorf): Der als zahm geltende Leopard zer- fleischte das Kind der Portiersfrau. Der Bericht in der BZ vom 30. Januar 1932 zu dem Vorfall enthält keine Berufsbezeichnung für Hugo von Othegraven. Das Prager Tagesblatt vom 8. Februar 1932 (S. 5) erwähnt in diesem Zusammenhang nebenbei, dass des Malers „Schiffs- und Meeres- bilder nicht viel zahlungsfähige Liebhaber fanden“. Im Prozess 1932 ist er zu einem Jahr Gefäng- nis und 150 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Ob die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, geht aus der Schilderung von Curt Riess nicht hervor. Der Strafverteidiger Max Alsfeld hatte das Fell des Leoparden im Prozess ausgebreitet und auf ihn als den Täter verwiesen. Von dieser Szene hat der Gerichtsfotograf Leo Rosenthal (1884-1969) ein Foto gemacht, das 2011 in einer Fotoaus- stellung in Berlin gezeigt wurde und auch im Internet zu finden ist. Auffällig ist, dass unter der Vielzahl der mit „M. v. Othegraven“ signierten Bilder keine Motive aus Afrika nachweisbar sind, was man bei Hugo von Othegraven, dem „Afrikaforscher“, vermu- ten könnte. Abb. 2: Foto von Leo Rosenthal. (Ausschnitt): Der Afrikaforscher und Kunstmaler Hugo von Othegraven auf der Anklagebank mit dem Fell des Leoparden. 1932
  • 4. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 4 1.2 Max von Othegraven (1860-1924) Gegen die Zuordnung der mit „M. v. Othegraven“ signierten Bilder zu Hugo von Othegraven spricht insbesondere, dass es in Berliner Adressbüchern bereits seit 1893 einen „von Othegraven, M.“ gibt mit der Berufsbezeichnung „Maler“. Seine in Berlin ausgestellte Heiratsurkunde vom 24. Dezember 1892 (Abb. 3) enthält Angaben zu sei- ner Person: Der Maler Max Paul Berthold Othegraven ist am 30.07.1860 in Driesen, Kreis Friedeberg in der Neumark, geboren. Seine Eltern, zum Zeitpunkt seiner Heirat bereits verstorben, waren Friedrich Berthold Othegraven, Privatsecretair, zuletzt wohn- haft in Leipzig, und Emilie Luise geb. Zwickert, zuletzt wohnhaft zu [Berlin-] Charlot- tenburg. Die Eheschließung fand mit der Comptoristin Emma Auguste Friederike Gre- be, geb. 15.03.1865 in Blankenburg im Harz, statt. Als gemeinsame Wohnanschrift ist die Adalbertstr 40 (Kreuzberg) angegeben. Im Berliner Adressbuch ist M. von Othegraven („v. Othegraven, M.“), eingetragen: 1893 als Maler (Adalbertstr. 10), 1894 als Maler (Prinzenstr. 17, Kreuzberg), 1896 als Genre- und Landschaftsmaler (Schles- wiger Ufer 16, Tiergarten), 1897 als Genre- und Landschaftsmaler (Am Nordhafen 7, Tiergarten, Wedding), 1898 als Genre- und Landschaftsmaler (Lessingstr. 39, Tiergar- ten). Für die Jahre 1899 bis 1902 ist für M. von Othegraven kein Eintrag zu finden, für das Jahr 1899 jedoch Emmi von Othegraven geb. Grebe, Buchhalterin (Altonaer Str. 17, Tiergarten). Vermutlich hatte sich das Ehepaar getrennt. Zu einem dramatischen Ehestreit kam es bereits 1897 (s. den Zeitungsbericht, Abb. 32). Ab 1903 bis 1924 finden sich dann wieder Einträge – nunmehr mit vollem Vornamen - Max von Othegraven: 1903 als Portrait- und Landschaftsmaler (Steglitzer Str. [heute Pohlstr.] 26, Tiergarten), 1904 als Landschaftsmaler (Katzlerstr 6, Kreuzberg). Emmy von Othegraven geb. Grebe ist von 1904 bis 1916 mit der Anschrift Bergmannstr. 66 (Kreuzberg) eingetragen, ab 1911 ohne Berufsangabe (Buchhalterin). Max von Othegraven wechselt weiter häufig seinen Wohnsitz: Eintrag 1905 als Landschaftsma- ler (Levetzowstr. 23, Tiergarten), 1906 als Portrait- und Landschaftsmaler (Jagowstr. 17, Tiergarten), 1908 und 1909 als Portrait- und Landschaftsmaler (Paulstr. 33, Tier- garten). Dann entsteht eine Lücke bis 1914. 1915 taucht Max von Othegraven wieder auf, und zwar im Berliner Telefonbuch als Kunstmaler mit der Anschrift Eylauer Str. 20 (Kreuzberg). Unter dieser Anschrift ist er von 1916 bis 1924 kontinuierlich als Kunstmaler im Berliner Adressbuch verzeichnet. Am 9. April 1924 ist er dort im Alter von 63 Jahren verstorben (s. Urkunde Abb. 33). Bei dieser Sachlage ist anzunehmen, dass Hugo von Othegraven das Vorhandensein eines Malers Max von Othegraven in Berlin kannte und nicht gleichwohl eigene Bilder mit „M. v. Othegraven“ unter Verwendung des Kürzels „M“ für seinen weiteren Vor- namen Maria signiert hat. Abb. 3: Heiratsurkunde des Malers Max Otthegraven und der Comptoristin Emma Grebe vom 24. Dezember 1892 Quelle: Berlin, Deutschland, Heiratsregister, 1874-1920 für Max Paul Berthold Othegraven Berlin VI 1892 (Zurückgeführtes Erstregister)
  • 5. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 5 2. Gemälde von Max von Othegraven Letzte Zweifel an der Zuordnung sämtlicher mit „M. v. Othegraven“ signierter Bilder zu Max von Othegraven könnten sich aus der Tatsache ergeben, dass sich unter diesen – nach den bisherigen Erkenntnissen zwei – Ölbilder befinden, die in der Signierung der Form nach von der in Abbildung 1 gezeigten Signierung: abweichen: Abb. 4. Das eine Bild zeigt eine in Öl auf Leinwand gemalte Fjordlandschaft (Abb. 5). Abb. 4: Seltene Signatur (bisher nur von den Bildern Abb. 5 und 6 bekannt) und „Normal- signatur“(wie Abb.1) Abb. 5: M.[ax] v. Othegraven. Norwegische Fjordlandschaft mit Häusern. Im Vordergrund ein Fischerboot. Im Hintergrund Segelboote und ein Dampfschiff. Öl/Leinwand. 150x100 cm. Signiert (wie auf Abb. 4) unten rechts. Privatbesitz
  • 6. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 6 Das zweite Bild mit der Signierung wie Abbildung 4 wurde in der Familie des Erstbesitzers stets als „Der Schwälmer“ bezeichnet. Es ist das Brustbild eines Man- nes mit Hut und rotem Halstuch (Abbildung 6). Dieses ist das einzige bekannte mit „M. v. Othegraven“ signierte Bild, das auch datiert ist (1894). Die Datierung ergibt sich vielleicht aus einer Sondersituation des Porträtierten: Das von ihm getragene rote Halstuch zeigt große Ähnlichkeit mit dem Halstuch des 1853 als Brustbild vom Maler Erwin Preuschen dargestellten Schwälmer Bauern (Abb. 7). Derartige Halstücher sind in Farbe und Muster wohl auf anderen Bildern aus der Schwalm nicht vertreten und gehörten wohl nicht zur gängigen Tracht. So kann man bei der gewissen Ähnlichkeit der Porträtierten spekulieren, dass es sich bei ihnen um ein und dieselbe Person in verschiedenen Altersstufen handelt, die auf das Festhalten der Biografie durch eine Jahreszahl wert legte. Der Altersunter- schied würde dann 41 Jahre betragen. Abb. 6: M.[ax] v. Othegraven. „Der Schwälmer“. Brustbild mit rundem Hut und rotem Halstuch. Öl/Leinwand. 48x62 cm. Signiert (wie auf Abb. 4) und datiert „94“oben rechts. Privatbesitz Abb. 7: Erwin Franz Preuschen (1823-1868) Schwälmer Bauer mit Pfeife und Dreispitz-Hut, Brustbild in Medaillon 7x7 cm 1853 (1855?) Hessisches StaatsarchivDarmstadt, R 4, 36696/44 Abb. 8: M.[ax] v. Othegraven. Brustbild eines Pfeife rauchenden Schwälmers (Dreispitz-Hut) mit Trinkglas auf dem Tisch. Öl/Leinwand. 37x43 cm. Signiert oben rechts. Privatbesitz Der Zuordnung dieser Form der Signierung zu Hugo (Maria) von Othegraven steht entgegen, dass dieser sich noch 1911 als „Privatier“ und in der Folgezeit nicht speziell als Porträtmaler bezeichnet hat. Das Brustbild (Abb. 6) ist auch von einer Qualität, die dem 34jährigen Max von Othegraven eher zuzusprechen ist als dem jüngeren 21jährigen Hugo von Othegraven. Dass Max von Othegraven im Berliner Adressbuch 1895 nicht verzeichnet ist (s. o. S. 4), kann mit seinem Aufent- halt 1894/95 in der Schwalm und vielleicht auch in Norwegen zusammen hängen. Vermutlich ist die Signierung in Form von Abb. 4 nur eine kurzfristige Variante der „üblichen“ Signierung – aus welchen Gründen auch immer. Ein weiteres Brustbild eines Schwälmers (Abb. 8) ist der Form nach wie „üblich“ (Abb. 1) sig- niert, und zwar wie bei dem Bild Abb. 6 oben rechts. Die Berufsbezeichnung „Genremaler“ hat Max von Othegraven nur in den Jahren 1896- 1898 gewählt.
  • 7. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 7 Mit seinen wenigen bekannten Porträtbildern erweist sich Max von Othegraven zwar als Genremaler, aber das ausdrucksvolle Porträt steht dabei ganz im Vordergrund (Abb. 6, 8, 9). Ein kleines Aquarell zeigt das Brustbild eines Mannes, der wissend mit seiner Brille auf einen Damenschuh in seinen Händen schaut, auf des- sen Sohle bereits lose ein großes Lederstück zum Flicken ruht (Abb. 9). Es ist ein im 19. Jahrhundert bekanntes und beliebtes Motiv mit symbo- lischem Gehalt. Der Schuh als Vulvasymbol diente bereits bei dem griechischen Komödiendichter Aristophanes (450-385 v. Chr.) in sei- nem Lustspiel Lysistrate zu derb-erotischen Anspielungen. Der schad- hafte Schuh ist immer wieder auf Bildern, so, wie der zerbrochene Krug, ein Symbol für die „verlorene Unschuld“. Max von Othegraven liefert nur das „Stichwort“, die narrativen Elemente lässt er weg, der kundige Betrachter kennt sie zum Beispiel von den zahlreichen Varian- ten der Bilder zu diesem Thema des italienischen Genremalers Antonio Rotta (1828–1903), der 1891 auch eine Ausstellung in Berlin hatte, oder von den Bildern anderer Maler (Abb. 10 bis 14). Doch während bei diesen Bildern die jungen Frauen stigmatisiert sind als „Der hoffnungs- lose Fall“ (so der Bildtitel Abb. 13), ist Max von Othegravens „Schus- ter“ tatkräftig zuversichtlich, er findet eine gute Lösung, er repariert. Max von Othegraven greift damit das Thema in einer neuen Variante auf: nicht Stigmatisierung und Abweisung, sondern Zuwendung. Sein Motiv dafür dürfte die Vorgeschichte seiner Ehefrau sein: Sieben Jahre vor der Eheschließung des Malers Max von Othegraven und der Comp- toristin Emma Grebe im Jahr 1892 wurde diese als Dienstmädchen im Alter von 19 Jahren geschwängert: Die Universitätsfrauenklinik in Ber- lin meldet am 3. März 1885 dem Standesamt, dass die unverehelichte Emma Auguste Friederike Grebe, Dienstmädchen, ein Kind weiblichen Geschlechts geboren habe, welches die Vornamen Anna Elisabeth er- halten habe (Abb. 11a). Schwangerschaften der in sozialer Abhängig- keit lebenden Dienstmädchen waren damals für diese oft unvermeidbar. Kunsthistorisch bemerkenswert ist es, wie selbstverständlich Max von Othegraven die im 19. Jahrhundert insbesondere durch Antonio Rotta fortgesetzte Symbolik aus der holländischen Genremalerei des 17. Jahr- hunderts (Abb. 11) zum eigenen Bildthema macht, während in den 70ern Jahren des 20. Jahrhunderts man diese „Sprache der Bilder“ erst zu entdecken glaubt (Stichwort: „Tot Lering en Vermaak“ 1976). Abb. 9: M.[ax] v. Othegraven. Der “Schuster” Aquarell. 12x17 cm. Signiert unten links. Privatbesitz Abb. 10: Antonio Rotta (? ) oder nach Antonio Rotta. Beim Schuster. Öl auf Kupferplatte 11,5x19,5 cm. Nicht signiert (s. auch Abb. 14). Privatbesitz
  • 8. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 8 Abb. 11: Matthijs Naiveu (1647-1726) Der Schuster (Cobbler working on the street); Amsterdam Historisches Museum Abb. 11a: Anzeige der Universitäts-Frauenklinik in Berlin 1885 zur Geburt des nichtehelichen Kindes des Dienstmädchens Emma Grebe Abb. 12: L’ Aventure fréquente oder Verspätete Reue. Kupferstich von Halbou (1730- 1805?) nach einer Zeichnung von Schönau/Schenau (1737-1806). Der schadhaft aufklaffende Pantoffel in der linken Hand des Mädchens weist auf die gerade „verlorene Unschuld“ hin Abb. 13: Antonio Rotta (1828-1903). Der hoffnungslose Fall. 1871. Walters Art Museum, Baltimore, Maryland, United States , Abb. 14: s. Abb. 10. Mit Rahmen 24,5x 32 cm
  • 9. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 9 Max von Othegraven verdient es, als begabter Künstler in die Reihe der Maler aufgenommen zu werden, die in der Schwalm gemalt haben. Es sind von ihm Landschaftsbilder vorhanden, die vermutlich noch vor der vom Maler Otto Ubbelohde (1867-1922) in einem Brief aus Willingshausen an Carl Bantzer (1857- 1941) vom 23. Oktober 1903 geschilderten Landschaftszerstörung entstanden sind: „Es sind uns in diesen Tagen viele traurige Gedanken durch den Kopf gegangen und wir sind ziemlich entschlossen, auf etwa zwei Jahre von hier fort zu gehen und unser Häusel leer stehen zu lassen (…) Ich kann´s nicht mehr mit ansehen, wie hier alles vernichtet wird, an dem wir jahre- lang unsere Freude und einen hohen künstlerischen Genuss gehabt haben. Ich glaube, es bleibt hier unten im Tal auch nicht einer von den großen Bäumen stehen, die kleinen Altwasser werden zugeschüttet und unglaublich scheußliche Wege führen zu den Verkoppelungsmotiven. Ich möchte immerfort heulen wie ein Kettenhund und ich gehe ganz kaputt in ohnmächtigem Zorn.“ Abb. 15: M.[ax] v. Othegraven. Heidelandschaft mit Mühle im Hintergrund. Öl/Leinwand. 120x80 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz. Das Bild entspricht noch ganz der Landschaftsschilderung, die Carl Bantzer in Erinnerung an die Zeit in der Schwalm um 1900 beschreibt: „…dazwischen wuchs Heidekraut, Wachholder, Birken und Kiefern, die hier und da kleine Wäldchen bildeten.“(Carl Bantzer; Hessen in der Deutschen Malerei, 1979, S. 130.)
  • 10. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 10 Abb. 16 M.[ax] v. Othegraven. Schneelandschaft. Öl/Leinwand. 37x29 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz. Provenienz: Wie Abb. 20 Abb. 17: M.[ax] v. Othegraven. Birken am Weiher. Öl/Leinwand. 29x36 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz
  • 11. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 11 Abb. 18: M.[ax] v. Othegraven. Dorfstraße an Altwasser mit Mühle.72,5x49,5 cm. Öl/Leinwand. Signiert unten rechts. Privatbesitz
  • 12. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 12 Die Schwalm war noch um 1900 ein von Malern aus allen Teilen Deutschlands bevorzugtes Gebiet. Auf die Gründung der Künstlerkolonie Willingshausen und deren Geschichte wird hier nicht eingegangen. In Ausstellungskatalogen und Monografien ist das Thema immer wieder behandelt worden. In dieser Literatur sind Listen mit Namen von Malern zu finden, von denen bekannt ist, dass sie in der Schwalm gemalt haben. Die Listen erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Ein „M. v. Othegraven“ ist nicht dabei. Zwei dort festgehalte- ne Namen sollen jedoch hier erwähnt werden, weil sie möglicherweise Bezug zu Max von Othegraven haben: Carl Saltzmann und Fritz Grebe. Fritz Grebe (1850-1924) war in den 1870ern Jahren mehrmals in der Schwalm. Bei Kunst- ausstellungen in Berlin war er von 1888 bis 1908 regelmäßig vertreten. Er war Mitglied im Berliner Künstlerverein und Mitbegründer der Ahrenshooper Künstlerkolonie. Im Berliner Adressbuch ist er z. B. 1890 als Landschaftsmaler mit der Anschrift Kurfürstendamm 111a verzeichnet. Denkbar ist, dass Max von Othegraven ihn in Berlin kennengelernt hat, auch, dass zwischen Fritz Grebe und Emma Grebe, der Ehefrau von Max von Othegraven, ver- wandtschaftliche Beziehungen bestanden. Emma Grebe hielt sich bereits 1885 in Berlin auf. Carl Saltzmann (1847-1923), Landschafts- und Marinemaler, war 1873 in der Schwalm, seit 1896 Professor an der Berliner Kunstakademie und von 1904 bis 1912 auch Vorsitzender des Vereins der Berliner Künstler. Fritz Grebe und Carl Saltzmann kannten sich mit großer Wahrscheinlichkeit persönlich, zumindest über den Verein Berliner Künstler. Dass beide Max von Othegraven kannten, ist möglich, aber nicht sicher. Die Beziehung von Max von Othegraven zu Carl Saltzmann kann wegen eines Ölgemäldes vermutet werden, das mit „M. v. Othegraven“ signiert ist mit dem Zusatz „ cop.“, Abb. 19. Aus dem Gemälde ist nicht er- kennbar, welches Original der Kopie zugrunde liegt. Bekannt ist jedoch ein Holzstich, der mit der Unterschrift „Carl Saltzmann: Auf der Ostmole in Swinemünde“ als Beilage zu „Mo- derne Kunst. Illustrierte Zeitschrift VIII 15“ im „Verlag Rich. Bong in Berlin“ erschienen ist. Dieser weit verbreitete Holzstich ist dann auch mit individueller Kolorierung einzeln in den Handel gekommen, Abb. 19a. Der Swinemünder Hafen war stets durch Sturm gefährdet* und verlor 1880 durch den Kaiserkanal („Kaiserfahrt“) zum Stettiner Hafen an Bedeutung. Ob die Kopie von Max von Othegraven nach dem Holzstich gefertigt wurde oder nach einem heute unbekannten Ölbild von Carl Saltzmann, lässt sich nicht feststellen. Im Katalog zur Versteigerung am 4. und 5. November 1924 bietet Jac. Hecht, Kunst- und Auktionshaus in Berlin, Tauentzienstr. 18, ein von Carl Saltzmann mit „87“ datiertes Bild auf Leinen im Format 54x43 cm an mit der Beschreibung: „Die alte Mole von Swinemünde. Auf der sturm- bewegten See führt ein Lotsendampfer ein deutsches Schulschiff in den Hafen. Auf der Mole Gruppe von Schiffern.“ * s. hierzu die ausführliche Schilderung in: Theodor Brügge, Novellen: Swinemünde und Rügen. Leipzig, F.A. Brockhaus 1843 Abb. 19: M.[ax] v. Othegraven. Auf der Ostmole in Swinemünde. Öl/Leinwand. 74x50 cm. Sig- niert unten rechts mit dem Zusatz „cop.“(nach Carl Saltzmann, s. Abb. 19a). Privatbesitz Abb. 19a: Carl Saltzmann: „Auf der Ostmole in Swinemünde“ als Beilage zu „Moderne Kunst. Illustrierte Zeitschrift VIII 15“im „Verlag Rich. Bong in Berlin“ Nachträglich koloriert
  • 13. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 13 In seinen Landschaftsgemälden ist Max von Othegraven ganz Kind seiner Zeit, aber noch den späten Jahren des 19. Jahrhunderts verhaftet, ein stimmungsvoller deutscher Impressionist, wenn man denn derartige nachträglich ersonnene Einordnungsbegriffe verwenden will. Wie bei Carl Saltzmann und Fritz Grebe und vielen anderen Malern werden bei ihm die norwegischen Fjorde mehrmals zum Bildmotiv. In Deutschland setzte die Landschaftsmalerei insbesondere in Form des Malens in freier Natur erst in der späten ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. An den Kunstakademien bedurfte es viel Kraft gegenüber den akademischen Historienmalern und Architekturmalern, die Gründung von Klassen für Landschaftsmalerei durchzusetzen. Es ist dann auch die Zeit des innigen Naturerlebnisses. Spiegelungen auf Wasser, das Leuchten der untergehenden Sonne am bewölkten Himmel, der Mondschein zwischen den Wol- ken, der dichte vom Sonnenlicht erhellte Laubwald mit Bachlauf, die Stille und Er- habenheit der Bergwelt und insbesondere die damals schon zum Sterben verurteilten Windmühlen als Beiwerk sind Erlebnisse, die Max von Othegraven zur Wiedergabe drängen. Die farbliche Darstellung von Schnee in der Landschaft mit allen erdenkli- chen Zwischentönen ist ein besonderes Anliegen der Maler dieser Zeit. Selbst der röhrende Hirsch ist für Max von Othegraven noch das, was es ist: Ein ganz besonde- res Naturereignis. Themen, die später durch verflachte Darstellung und häufige Wahl und Missbrauch für touristische Zwecke zum Kitsch erstarrten, sind bei Max von Othegraven noch stets durchdrungen mit dem Fluidum, das den Betrachter die Bilder wahrhaftig erscheinen lässt. Die Vielzahl und die teilweise originale opulente Rahmung der heute noch vorhan- denen Gemälde zeigen, dass Max von Othegraven zu seiner Zeit hohe Wertschätzung genossen hat. Einige Bilder haben eine Größe, die bei den Erwerbern gehobene Wohnverhältnisse mit großen Räumen voraussetzten. Das Berliner Tiergartenviertel, in dem zeitweise Max von Othegraven wohnte, mit dem Atelierhaus Sigmunds Hof 11 war in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert allgemein eine von Künstlern jeder Art bevorzugte Wohngegend. Wer dort wohnte und sich zeitgemäß regelmäßig zu Fuß auf den Straßen und Uferwegen bewegte, be- gegnete zwangsläufig immer wieder auch denselben Personen. Es dürften sich daraus gegenseitig befruchtende Bekanntschaften ergeben haben, von denen wir heute nichts wissen. War es beispielsweise Zufall oder Bekanntschaft, dass Anfang des 20. Jahr- hunderts der künstlerisch ganz anders geartete 10 Jahre jüngere Hans Baluschek (1870-1936) und Max von Othegraven in der etwas abseits gelegenen Steglitzer Stra- ße in Tiergarten wohnten, der eine Nr. 46, der andere Nr. 26? Hatten sie sich vorher in ihrer früheren Wohngegend in der Umgebung von Sigmunds Hof kennengelernt? - Abb. 20: M.[ax] v. Othegraven. Kiefernwald mit Bachlauf (Schwalm?) Öl/Leinwand. 29x35 cm. Signiert unten links. Privatbesitz Provenienz: Wie Abb. 9a
  • 14. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 14 Abb. 21: M.[ax] v. Othegraven. Kiefernlandschaft im Abendrot mit Gewässer. Öl/Leinwand. 95x67 cm. Signiert unten in der Mitte. Privatbesitz
  • 15. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 15 Abb. 22: M.[ax] v. Othegraven. Herbstliche Landschaft mit Gewässer. Öl/Leinwand. 58x38 cm. Signiert unten links. Privatbesitz. Provenienz wie Abb. 23. . Gerahmt bei M. Krieger, Bilderrahmung in der Steinstr. 48, Brandenburg an der Havel. Ab 1900 nannte sich der Betrieb des Glasermeisters M. Krieger „Kunst. und Bauglaserei und Einrahmung von Bildern“, später noch „Kunsthandlung, Spiegelmanufaktur“. Ab der Zeit 1913/14 wird die „Bilderrahmung“ nicht mehr als Tätigkeitsfeld erwähnt. (Quelle: Brandenburger Adressbücher)
  • 16. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 16 Abb. 23: M.[ax] v. Othegraven. Moorlandschaft bei Dämmerung. Öl/Leinwand. 58x38 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz. Provenienz wie Abb. 22 Gerahmt bei M. Krieger, Bilderrahmung in der Steinstr. 48, Brandenburg an der Havel. Ab 1900 nannte sich der Betrieb des Glasermeisters M. Krieger „Kunst. und Bauglaserei und Einrahmung von Bildern“, später noch „Kunsthandlung, Spiegelmanufaktur“. Ab der Zeit 1913/14 wird die „Bilderrahmung“ nicht mehr als Tätigkeitsfeld erwähnt. (Quelle: Brandenburger Adressbücher). Zur Bezeichnung des Bildes siehe auch die Bezeichnung zu Abb. 23 a, mit dem sehr ähnlichen Bildmotiv(Uferpartie bei Ferch am Schwielowsee)
  • 17. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 17 Abb. 23a: M.[ax] v. Othegraven. Uferpartie bei Ferch am Schwielowsee, Öl/Leinwand, 63 x 42 cm, signiert unten links.Auf dem Rahmen unten in der Mitte Metallschild. „M. v. Othegraven“. Privatbesitz (Bezeichnung des Bildes nach Auktionshaus Historia Katalog 142 - 23.-25. Januar 2019 - zu Lot 7073. Das Auktionshaus hat die Bezeichnung des Bildes vom Einlieferer übernommen). Max von Othegraven ist danach auch den Künstlern zuzuordnen, die um 1900 am Schwielowsee gemalt haben und denen sich heute das „Museum der Havelländischen Malerkolonie“in Ferch widmet. Siehe auch Abb. 23 mit dem sehr ähnlichen Bildmotiv. Das von Karl Hagemeister in der Gegend von Ferch gemalte Ölbild „Waldteich“(1908) gibt vermutlich als Ausschnitt dieselbe Gegend wieder (s. Ausstellungskatalog Abb. 50 zur Ausstellung Berlin 1976 „Malerei der deutschen Impressionisten“; Staatliche Musseen zu Berlin, Nationalgalerie)
  • 18. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 18 Abb. 24: M.[ax] v. Othegraven. Lichtung am Waldhang im aufsteigenden Nebel mit röhrendem Hirsch. Öl/Leinwand. 100x70 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz Das zu einem späteren Zeitpunkt zum Inbegriff des „Kitsches“ verkommene Thema „röhrender Hirsch“ist bei Max von Othegraven nur ein zeichengebender „Baustein“bei der künstlerischen Erfassung einer Gesamtlandschaft. an einem frühen Morgen: Der feuchte Atem der Natur. Für die Ortsbestimmung können die zahlreichen Quarzitsteine richtungsweisend sein.
  • 19. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 19 Abb. 25: M.[ax] v. Othegraven. Boote im Mondschein auf dem Wasser. Öl/Leinwand. 30x37cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz. Abb. 26: M.[ax] v. Othegraven. Bootshafen mit Kirche und Windmühle bei Mondschein. Öl/Leinwand. 69x99 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz
  • 20. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 20 Abb. 27: M.[ax] v. Othegraven. Windmühle am Steilufer auf Rügen, Mönchsgut, Mariendorf, Middelhagen. Öl/Leinwand. 56x70 cm. Signiert unten links. Privatbesitz Anm.: Die Ortsbestimmung erfolgte von „Mühlenexperten“auf Rügen anhand einer alten Karte mit „Mühlenzeichen“
  • 21. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 21 Abb. 28: M.[ax] v. Othegraven. Heidelandschaft mit blühender Erika und Kate. Öl/Leinwamd. 36x30 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz
  • 22. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 22 Abb. 29: M.[ax] v. Othegraven. Alpenlandschaft. Öl/Leinwand. 75x49 cm. Signiert unten links. Privatbesitz
  • 23. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 23 Abb. 30: M.[ax] v. Othegraven. Herbstlicher Buchenwald mit Bachlauf. Öl/Leinwand. 120x80 cm. Signiert unten rechts. Privatbesitz
  • 24. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 24 Abb. 31: M.(ax) von Othegraven, Ansicht eines norwegischen Fjordes, Öl/Leinwand, signiert unten links. 42 x 67 cm, Privatbesitz
  • 25. Max von Othegraven ©: Ingraban D. Simon, Knausstr. 4, 14193 Berlin 25 3. Schlussbemerkung Dieser Beitrag ist ein erster Versuch, den Kunstmaler „M. v. Othegraven“ aus seinem biografischen Dunkel ans Licht zu bringen. Gemalt hat Max von Othegraven (*1860 Driesen, †1924 Berlin) unter anderen an Orten, die heute als Künstlerkolonien seiner Zeit in die Geschichte eingegangen sind: In der Schwalm mit den Malerorten Willingshausen, Kleinsassen; bei Ferch am Schwielowsee, einer Gegend, der sich heute das „Museum der Havelländischen Malerkolonie“ widmet; an der Ostsee, wo sich die Malerkolonie Ahrenshoop gründete unter Mitwirkung des Malers Fritz Grebe, zu dem vielleicht die Ehefrau von Max von Othegraven, eine gebo- rene Grebe, verwandtschaftliche Beziehung hatte. Er gehört nicht zu den Malern, die aus den Namenslisten dieser Malerkolonien bekannt sind. Aber wie er, waren auch viele dieser Maler – zum Teil eine Generation früher - in Norwegen, man denke an Ferdi- nand Konrad Bellermann (1840 mit Friedrich Preller d. Ä. in Norwegen, 1874 in Kleinsassen), Carl Saltzmann (1873 in Kleinsas- sen, ab 1888 mehrmals in Norwegen), Fritz Grebe (1874 und 1875 in Willingshausen, mehrmals in Kleinsassen, nach 1916? in Norwegen). Die Insel Rügen, zwar ohne Künstlerkolonie, auf der zahlreiche Bilder von Max von Othegraven entstanden sind, war zu seinen Lebzeiten ein Sammelpunkt für Maler: So malten in den Sommermonaten der 1870-1890er Jahre die Hochschullehrer Friedrich Preller d. Ä., Friedrich Preller d. J., Eugen Dücker, Hans Fredrik Gude, Eugen Bracht und andere mit ihren Schülern auf Rügen. Walter Leistikow und Karl Hagemeister, der, wie Eugen Bracht, eng mit der „Havelländischen Künstlerkolonie“ verbunden war, malten ebenfalls wiederholt auf Rügen. (s. Melanie Ehler, Rückzug ins Paradies. Die Künstlerkolonien Worpswede - Ahrenshoop – Schwaan, 2001, S. 17, 18).. Preller d. Ä. hatte bereits 1839 den jungen Ferdinand Bellermann mit nach Rügen genommen, und Bellermann war es wiederum, der später den Schüler Karl Hagemeister im Park von Schloss Schönhausen beim Malen beobachtete und ihn überredete, sich nicht zum Zeichenlehrer, sondern zum Landschaftsmaler ausbilden zu lassen, und ihn an das Atelier von Preller vermittelte. Vielleicht war Max von Ohtegraven ein Einzelgänger, der sich in den damals verbreiteten Kunstbetrieb nicht einordnen wollte. Vie- le Fragen sind unbeantwortet. Ist er tatsächlich „Autodidakt“ gewesen? Wo war Max von Othegraven, bevor er im Alter von 32 Jahren 1892 als „Maler“ in Berlin geheiratet hat und bevor er ab 1893 mit kurzen Unterbrechungen bis 1924 in den Berliner Ad- ressbüchern verzeichnet ist? Aufschluss könnten Nachforschungen an Orten geben, die damals mit ihren Akademien zu den Zentren der künstlerischen Ausbildung gehörten. Auf welchem Wege hat Max von Othegraven seine Bilder verkauft? Waren es beispiels- weise Kunstvereine, über deren Ankäufe und „Verlosungen“ zur damaligen Zeit viele Künstler den Absatz ihrer Bilder fanden? Also: Für weitere Nachforschungen bleibt noch viel Raum. Abb. 32: Auszug aus der „Reichspost“. Wien , 19. Juli 1897, zum dramatischen Ehestreit zwischen Emmi und Max von Othegraven. Im Berliner Tageblatt vom 14. Juli 1897 ist zu dem Vorfall „M. v. Othegraven“ als „Genre- und Landschaftsmaler aus der Lessingstr. 39“ benannt. Hugo von Othegraven als Maler mit dem angeblichen Kürzel „M.“ scheidet schon altersmäßig aus (zu dem Zeitpunkt ist er 16 Jahre alt). Die Berichte in den Tageszeitungen weichen von der Zeitangabe und dem Verlauf des Vorfalls her etwas voneinander ab. Abb. 33: Standesamtliche Sterbeanzeige für den Kunst- maler Max Othegraven vom 9. April 1924, zuletzt wohnhaft in der Eylauer Str. 20 in Berlin