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Im Text unveränderte Digitale Ausgabe 2018 der Buchausgabe von 1999
Ingraban D. Simon
Strohintarsien, Strohmosaik
aus dem 20. Jahrhundert
Zum Bildteil (Zweites Kapitel) wird wegen des in der Zeit von 1999
(Buchausgabe) bis 2018 (Digitale Ausgabe) stark erweiterten Materials auf die
gesondert veröffentlichten Bildtafeln verwiesen:
Deutsche Nationalbibliothek
 Bildtafeln Teil 1 – Europa –
Archivierte Netzpublikation: http://d-nb.info/116051979X/34
Katalogeintrag: http://d-nb.info/116051979X/
 Bildtafeln Teil 2 -Afrika, Amerika, Asien -
Archivierte Netzpublikation: http://d-nb.info/1162213892/34
Katalogeintrag: http://d-nb.info/1162213892/
Ingraban D. Simon
Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert
- Digitale Ausgabe 2018 -
Auszug aus der Buchausgabe von 1999 - Erstes Kapitel und Anhang -
Zum Bildteil (Zweites Kapitel) der Buchausgabe 1999 wird wegen des zwi-
schenzeitlichstark erweiterten Materials auf die gesondert veröffentlichten
Bildtafeln (s. unten) verwiesen. Diese enthalten im Anhang der Bildtafeln
Teil 1 (teilweise außerhalb der Thematik des Buches als aufzubereitendes
Arbeitsmaterial) auch Arbeiten aus dem Zweiten Weltkrieg 1939-1945:
1. (Kriegs-)Gefangenenarbeiten mit Stroh und aus Holz.
2. Erinnerungsstücke: Arbeiten der Goralen im Generalgouvernement aus
Holz; Arbeiten aus Lappland (Finnland) aus Holz.
Bildtafeln (Download: Deutschen Nationalbibliothek):
Ingraban D. Simon, Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert
Internationales Strohmuseum in Berlin
Museum of Straw Art Online 20. Jahrhundert
Bildtafeln Teil 1: Europa (586 Seiten, Stand: 01.06.2018)
Anhang:
Kriegsgefange-
nenarbeiten
Archivierte Netzpublikation: http://d-nb.info/116051979X/34
Katalogeintrag: http://d-nb.info/116051979X/
Bildtafeln Teil 2: Afrika, Amerika, Asien (255 Seiten), Stand:01.07.2018
Archivierte Netzpublikation: http://d-nb.info/1162213892/34
Katalogeintrag: http://d-nb.info/1162213892/
Strohintarsien, Strohmosaik
aus dem 20. Jahrhundert
20. Mai bis 25. Juli 1999
Veröffentlichung anläßlich der Sonderausstellung
„BUNT UND GLÄNZEND
Buntpapiere aus dem 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
(Sammlung Konrad, Berlin)
und
Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert
(Sammlung Simon, Berlin)“
im Dreieich-Museum
vom 20. Mai bis 25. Juli 1999
6303 Dreieich - Dreieichenhain. Tel.: 06103/84914. Telefax: 06103/88506
1999
Umschlagbild: Strohmosaikbild. Ehem. Sowjetunion, Weißrußland (Zhlobin). Um
1990. 34 x 23,5 cm
Titelseite: 1. Strohbild (Hersteller: Paul Stephan, Betrieb für Kunstgewerbe mit ge-
schützter Werkstatt. Neugersdorf, ehem. DDR). Um 1972. 2. Dose mit Strohmosaik.
Vermutlich Weißrußland. Um 1985. 3. Links unten: Dose mit Strohcollage. China. Um
1990. 4. Strohbild mit Farbdruck auf Papier. Polen. Um 1980
 Ingraban D. Simon
Abbildungen: Ingraban D. Simon
Gesamtherstellung: Ingraban D. Simon
Gedruckt mit Tintenstrahldrucker
Ingraban D. Simon
Strohintarsien, Strohmosaik
aus dem 20. Jahrhundert
Inhalt
Vorbemerkung
Erstes Kapitel - Strohintarsien, Strohmosaik -
I. Einführung
1. Es ist nicht alles Gold, was glänzt
2. Allgemeine Geringschätzung von Stroh
3. Soziales Umfeld bei der Herstellung von Stroharbei-
ten am Beispiel der Strohhutproduktion um 1840
II. Strohklebearbeiten
1. Strohmosaik (Strohintarsien, Strohcollage)
2. Herkunft der Strohmosaikarbeit
3. Herstellung von Strohintarsien in einem Kunstgewer-
bebetrieb - Strohbilder aus Neugersdorf -
III. Ausstellungen und Literatur
Zweites Kapitel - Bildteil -
Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert
Deutschland
Deutschland (ehem. DDR)
Österreich
Polen
Arbeiten von Kriegsgefangenen aus Osteuropa
Ehemalige Sowjetunion (Weißrußland)
Ehemalige Sowjetunion (Ukraine)
Ehemalige Sowjetunion (Rußland)
Ehemalige Sowjetunion (Mongolei)
Ehemalige Sowjetunion
Finnland
Türkei
Griechenland
Albanien
Ungarn
Rumänien
Indien
Malaysia
Indonesien
Bangladesch
Philippinen
China
7
9
9
9
10
11
14
14
16
20
26
29
29
31
37
50
52
64
70
84
92
96
97
101
102
106
110
114
115
116
119
120
122
125
126
6
Mexiko 132
Ecuador 133
Kenya 134
Uganda 137
Anhang 138
1. Grundmuster für Strohintarsien 138
2. Auszug aus Krünitz’s Encyclopädie Teil 176 aus
dem Jahr 1841: Strohfarbe
140
3. Auszug aus Johann Melchior Crökern, Der wohl
anführende Maler (zum Färben von Stroh). 1743
141
7
Vorbemerkung
Stroh wird in Deutschland heute kaum noch zu Strohmosaik oder Strohintar-
sien verarbeitet. Aber auch in anderen Ländern dürfte die gewerbsmäßige Her-
stellung von Strohintarsienarbeiten wegen des hierzu erforderlichen Zeitauf-
wandes bald der Vergangenheit angehören. Literatur über Strohintarsienarbei-
ten aus dem 20. Jahrhundert ist so gut wie nicht vorhanden. Ich beabsichtige,
hiermit vorsorglich etwas aus diesem kunsthandwerklichen Randgebiet für eine
spätere weitergehende Erfassung dieses auch volkskundlich interessanten Be-
reiches festzuhalten. Man mag es als erste Materialsammlung ansehen. Dabei
bin ich mir bewußt, wie unvollständig und vom Zufall geprägt meine Zusam-
menstellung ist. Die hier abgebildeten Gegenstände habe ich in den letzten
zehn Jahren fast ausschließlich in Berlin erworben. Es sind überwiegend Käst-
chen, Dosen, Tabletts und Bilder aus über 20 Ländern, die unter Verwendung
von geplättetem Stroh hergestellt wurden. Dabei waren für mich nicht „Schön-
heit“ oder hohe Kunstfertigkeit entscheidend. Im Vordergrund stand das Inte-
resse, zunächst - beschränkt durch das Angebot auf dem Berliner Markt - einen
Überblick zu bekommen, wo und in welcher Form sich noch im 20. Jahrhun-
dert Menschen mit der arbeitsaufwendigen Herstellung von Strohmosaik befas-
sen. Informationen zu diesen Gegenständen sind nur spärlich zu erhalten. Des-
halb wird meine zeitliche und örtliche Zuordnung der Arbeiten nicht immer
irrtumsfrei sein, obwohl ich mich um möglichst korrekte Angaben bemüht
habe. Die Publikation dieser Broschüre mit über 200 farbigen Abbildungen als
Dokumentation zu diesem Spezialgebiet war mir nur in Eigenleistung unter
Verwendung eines Tintenstrahldruckers möglich. Die hierdurch vorhandenen
Mängel im Druck möge man mir nachsehen.
An dieser Stelle danke ich meiner Ehefrau Heide, die mich bei der Vorberei-
tung und Durchführung der Arbeit mit Rat und Tat und viel Geduld unterstützt
hat. Mein besonderer Dank geht an Gerhard Heinke, Irmgard Israel und Lutz
Stephan in Neugersdorf, ohne deren Informationen „aus erster Hand“ die Auf-
zeichnungen über den ehemaligen Neugersdorfer Betrieb für Kunstgewerbe
„VEB Bild und Souvenir“ (S. 20 ff) nicht möglich gewesen wären.
Berlin, im April 1999 Ingraban D. Simon
8
Abb. 1: Vincent van Gogh. Kornfeld mit Mäher und Sonne. 1889.
Otterlo, Rijksmuseum Kröller-Müller
9
Erstes Kapitel - Strohintarsien, Strohmosaik -
I. Einführung
1. Es ist nicht alles Gold, was glänzt
„Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter.
Nun traf es sich, daß er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein An-
sehen zu geben, sagte er zu ihm: ‘Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu
Gold spinnen’.“
(Aus Grimms Märchen: Rumpelstilzchen)
Abb. 2: Illustration von A. Archipowa zum Märchen „Rumpelstilzchen“.
Aus Stroh wird Gold
Nur Rumpelstilzchen in Grimms Märchen hat die Fähigkeit, aus Stroh Gold zu
machen. Gleichwohl ist es dem Menschen gegeben, insbesondere durch Plätten
dem Stroh einen derartigen Glanz zu verleihen, daß es von fern wie Gold wirkt.
Diese Bearbeitungstechnik hatte Johann Wolfgang von Goethe so fasziniert,
daß er in seinen Aufzeichnungen über seine italienische Reise (1786) seinen
Eindruck von einem geschmückten Altar in einer Kirche in Venedig so be-
schreibt:
„...man sah nichts von Stein als die corinthischen Capitäle; alles Uebrige schien
mit einer geschmackvollen, prächtigen Stickerei nach Art der Arabesken über-
zogen und zwar so artig, als man nur etwas zu sehen wünschte. Besonders
wunderte ich mich über die breiten, goldgestickten Ranken und Laubwerke. Ich
ging näher und fand einen recht hübschen Betrug. Alles, was ich für Gold
gehalten hatte, war breit gedrücktes Stroh, nach schönen Zeichnungen auf
Papier geklebt, der Grund mit lebhaften Farben angestrichen, und das so man-
nigfaltig und geschmackvoll, daß dieser Spaß, dessen Material gar nichts werth
war, tausend Thaler müßte gekostet haben, wenn er echt hätte sein sollen. Man
könnte es gelegentlich nachahmen.“
10
2. Allgemeine Geringschätzung von Stroh
Allgemein wird Stroh als geringwertig angesehen. „Er hat Stroh im Kopf“, „er
ist ein Strohkopf“, „er ist strohdumm“ sind Redewendungen, die auf die
Dummheit eines Menschen hinweisen und so von der Wertlosigkeit des Strohs
ausgehen. Dies gilt auch für Ausdrücke wie „leeres Stroh dreschen“ und „nach
einem Strohhalm greifen“. In diesem Zusammenhang mag noch an den alten
Brauch der „Strohkranzreden“ erinnert werden. Dabei wurde der Brautkranz
der jungfräulichen Braut nach der Hochzeitsnacht mit einem Strohkranz ausge-
tauscht als Zeichen dafür, daß die Braut in der Nacht ihren „Kranz“ (Symbol
der „Unschuld“) verloren hatte, er also nichts mehr wert war. Das Universalle-
xikon von Johann Heinrich Zedler berichtet im Jahr 1744 darüber:
" Strohkrantz-Reden, solche sind bey adelichen Beylagern annoch im Gebrauch, und werden den
Tag nach der Hochzeit bey Ueberbringung eines Strohkrantzes an die neu vermählte junge Frau
gehalten. Die Absicht einer solchen Rede läufft auf einen blossen Schertz hinaus. Man will ohne
Zweifel der jungen Frauen ihren Brautkrantz oder Blumen-Schmuck abnehmen, und ihr, zum
Zeichen ihres veränderten Zustandes, den Strohkrantz übergeben. Dieses aber hat leichtsinnigen
jungen Leuten Gelegenheit gegeben, sich mit vielen, offenbaren oder doch verblümten Zoten,
wider alle Regeln der Ehrbarkeit, zu vergehen.
Wir haben so gar gedruckte Exempel solcher schändlicher Fratzen aufzuweisen, und wenn man
bedencket, daß dieselben in Gegenwart von vielen jungen Frauenzimmern gehalten werden; so
solte man sich fast einen sehr schlechten Begriff von der heutigen Tugend und Schamhafftigkeit
des weiblichen Geschlechts machen. Und freylich hat dieselbe ziemlich nachgelassen, seitdem
sich die üppigen Frantzösinnen in alle vornehmen Familien, als Hofmeisterinnen junger Fräulein
eingeschlichen. Denn diese haben ihnen theils durch das Lesen ihrer Contes und Nouvelles, Theils
durch ihre Chancons voller Zoten, die gar zu bürgerliche Schamröthe gantz abgewöhnet. Wofern
es also bey denselben nicht der Character einer adelichen Erziehung ist, über keine Zote zu er-
röthen, ja sie wohl mit einem lauten Gelächter zu beehren; so ist es wohl allen künfftigen
Strohkrantz-Rednern anzurathen, sich alles dessen zu enthalten, was wider der Regel der Ehrbar-
keit läufft, und sowohl seine eigene, als seiner Zuhörerinnen Tugend, zweifelhaft macht. Doch
muß man deswegen nicht behaupten, daß man bei einer so fröhlichen Gelegenheit, als ein Beyla-
ger ist, wie ein mürrischer Cato reden solte, nur soll das Lasterhaffte nicht die eintzige Quelle des
Lustigen und Aufgeweckten werden..."
Abb. 3: Strohmosaik auf rotlackiertem
Holzkästchen. Weißrußland (Brest).
Um 1990. 14,5 x 12 x 8,5 cm
11
3. Soziales Umfeld bei der Herstellung von Stroharbeiten am Beispiel der
Strohhutproduktion um 1840
Von den vielfältigen Gegenständen, die in unterschiedlichster Technik aus
Stroh gefertigt wurden oder auch noch werden, sollen hier nur einige genannt
werden. In Krünitz’s Encyklopädie wird im Jahre 1841 hierzu verständlicher-
weise am ausführlichsten über die Strohhutherstellung berichtet. Mit Strohhü-
ten wurde damals im europäischen Raum ein lebhafter Handel betrieben. Die
feinsten Strohhüte wurden in Italien, insbesondere in der Toscana gefertigt,
aber auch in England, Frankreich, der Schweiz. In der Schweiz gibt heute das
Strohmuseum in Wohlen ein eindrucksvolles Zeugnis der Geschichte und der
Herstellungstechnik des Strohhutes bis in die neueste Zeit. Im deutschen Raum
war insbesondere Sachsen ein Zentrum der Strohhutherstellung. Um Dresden
herum fand sich das für die Strohhutproduktion geeignete feine Weizenstroh
besonderer Qualität, die sonst nur in der Toscana und in bestimmten Gegenden
von England und Frankreich anzutreffen war. Für Sachsen wird für die damali-
ge Zeit berichtet, daß jährlich über 100 000 Hüte in den Handel kamen, und
daß der Vertrieb, den die Leipziger Messe mit diesem Artikel nach allen euro-
päischen Ländern machte, noch weit größer war. In Sachsen „beschäftigten
sich gegen 5000 Menschen in den müßigen Stunden des Winters“ mit der Pro-
duktion, heißt es bei Krünitz.
Abb. 4: Strohintarsien auf der Oberseite des Deckels
eines Pappkästchens. Österreich. Um 1920. 16 x 11,8
cm
Die arbeitsintensive Herstellung der Artikel aus Stroh erforderte schon damals
billige Arbeitskräfte. Für die Strohhutherstellung spielte der Handel mit einem
Halbfertigprodukt, nämlich mit dem Strohgeflecht, eine bedeutende Rolle. Der
einzelne Strohhalm wurde mit den sternförmigen eisernen, stäh-
12
lernen oder beinernen Spaltinstrumenten für drei, vier, sechs oder mehr Strah-
len in Streifen geschnitten. Das Strohflechten, bei dem man drei bis elf,
manchmal auch mehr, Strohstreifen gleichzeitig verarbeitete, war „die müh-
samste und eine sehr schmerzhafte Arbeit, da das Einbiegen und Niederdrü-
cken der harten Halme blutige Finger macht.“ Da man das Material leicht mit-
nehmen konnte, wurde an allen möglichen Orten und sogar im Gehen gefloch-
ten. „Eine Gebirgsgegend, wo der Boden zur Erzeugung von gutem Stroh san-
dig ist und die Arbeiter wohlfeil zu haben sind,“ sollte sich nach Krünitz für die
Strohhutproduktion am besten eignen. „Man hat“, so berichtet Krünitz weiter,
„die Strohhutproduktion in Deutschland hin und wieder auch in den öffentli-
chen - und Arbeitshäusern zur Beschäftigung der Inwohner eingeführt. So z.B.
in dem Armenhaus zu Kreuzburg, zwölf Meilen vor Breslau, dicht an der
Grenze von Oberschlesien. Die Kinder flechten darin unter Aufsicht einer
Lehrerin, die von ihrer Tochter unterstützt wird, Strohhüte, oder wie man sie in
Schlesien nennt: Strohhauben. Die Kleinsten lesen das Stroh aus, schneiden die
Knoten aus den Halmen, und binden es zusammen. Die Erwachsenen flechten
die Schnüre zu den Hüten, deren eine, nach Maßgabe der Feinheit, von 15 bis
zu 50 Ellen lang ist, die Funfzehner von der schlechtesten Sorte Kosten 1 Gr.,
die vierziger 16 Gr. und die feinsten Funfziger von schönem Stroh, denn auch
nach diesem richtet sich der Preis, bis 1 Rthlr. 8 Gr. Ein Kind macht, außer den
Schulstunden, wöchentlich wohl zwei Schnüre Funfzehner, ein sehr geübtes
eine Schnur von 40 bis 50 Ellen. Die Strohhüte, die hier angefertigt werden,
betragen jährlich, außer den verschiedenen anderen Arbeiten, weit über tausend
Stück.“
Abb. 5: Unter Ver-
wendung von ge-
plättetem Stroh
hergestellter
Schmuck: Armrin-
ge, Ohrclips, An-
hänger. Um 1991
Neben den Strohhüten sind weitere Gegenstände in feinerer Arbeit aus Stroh
allgemein bekannt: Strohteller, -körbchen und -decken. Sie sind meist aus ge-
flochtenem Stroh.
13
Abb. 6: Kästchen aus geflochtenem und geplättetem Stroh. Weißrußland.
Um 1991. 17 x 8 x 17 cm
Abb. 7: Kästchen, Dose und Schale aus Stroh. Weißrußland. Um 1991.
14
II. Strohklebearbeiten
1. Strohmosaik (Strohintarsien, Strohcollage)
Hier soll auf eine spezielle kunsthandwerkliche Verwendung des Strohs näher
eingegangen werden, nämlich auf die Strohmosaik- oder Strohintarsienarbei-
ten. Es handelt sich dabei um Arbeiten, bei denen die Oberfläche von Käst-
chen, Truhen, Vasen, Flaschen, Etuis, Bilder- und Spiegelrahmen, Tabletts und
anderen Gegenständen durch Aufkleben von geplättetem Stroh schmuckvoll
ausgestaltet wird. Auch Bilder unterschiedlichster Art werden in der Strohmo-
saiktechnik hergestellt. Das Stroh kann in natürlicher Farbe, gebleicht oder
durch stärkere Hitzeeinwirkung beim Plätten in verschiedenen Gold- bis
Brauntönen oder auch bunt gefärbt verwendet werden. Wie kompliziert das
Färben von Stroh noch Mitte des 19. Jahrhunderts war, können wir den aus-
führlichen Schilderungen in Krünitz’s Encyklopädie entnehmen. Zusätzliche
Effekte können z.B. durch Einbrennen von Ornamenten oder durch gleichzeiti-
ges Verwenden von anderem Material wie Stanniol oder Buntpapier erreicht
werden. Eine Besonderheit sind die polnischen Arbeiten, bei denen die Aus-
schnitte von farbigen Drucken bekannter Marienbilder mit Stroh kombiniert
sind.
Abb. 8: Strohintarsienbild auf
schwarzem Untergrund. Gesicht
und Hände Farbdruck auf Pa-
pier. Polen, Czestochowa. Um
1990.
19,5 x 14,5 cm
Das Stroh kann den Gegenstand voll oder nur teilweise bedecken. Wird das
geplättete Stroh lückenlos auf den Gegenstand geklebt, so spricht man von
„Strohintarsien“, in den anderen Fällen von „Strohmosaik“. Während beim
Strohintarsien und Strohmosaik die einzelnen Strohteile eine Ebene bilden,
werden bei der „Strohcollage“ einzelne Strohteile übereinander geklebt.
15
Selbstverständlich können diese Herstellungstechniken auch kombiniert wer-
den. Eine strenge begriffliche Trennung ist deshalb bisher auch nicht üblich. Im
folgenden werden die Begriffe - wenn nicht ausdrücklich etwas anderes gesagt
wird - synonym gebraucht.
Der Zauber der so gestalteten Gegenstände geht von dem unterschiedlichen
Glanz des geplätteten Strohs aus. Die Kunst des Herstellers besteht insbesonde-
re darin, beim Aufkleben der Strohteile die unterschiedliche Glanzwirkung des
Strohs je nach Richtung der Fasern unter Berücksichtigung der Richtung des
Lichteinfalls zu nutzen. Die lebendige Wirkung entsteht dadurch, daß der
Glanz und damit die Farbabstufung des Strohs ganz anders ausfällt, wenn es
gegen gerade laufende Partien in schräger Linie aufgesetzt wird. Werden bei-
spielsweise zwei Streifen von schräg geleimtem Stroh so nebeneinander gelegt,
daß die Halme von beiden in spitzen Winkeln zusammenlaufen und ein "V"
bilden, so lassen sich damit wellenförmige Partien bilden. Auf diese Weise
kann man auch auf quadratischen Flächen schachbrettartige Muster bilden. Die
besondere optische Wirkung des geplätteten Strohs läßt sich auf Abbildungen
kaum wiedergeben, man muß sie am Gegenstand erleben. Ganz wesentlich ist
dabei der Lichteinfall, unter dem auch das Hervortreten und Zurücktreten be-
stimmter Partien deutlich wird und der den zuvor tot und unbeachtlich erschei-
nenden Gegenständen Leben verleiht.
Auf die Technik der Strohmosaikherstellung soll hier nicht weiter eingegangen
werden.
Abb. 9: Strohintarsien (Strohcollage) auf der Oberseite
einer Dose . China. Um 1985. 12,5 x 12,5 cm
16
2. Herkunft der Strohmosaikarbeiten
Während man das mühselige und arbeitsaufwendige Strohflechten mit der
Hand als Vorstufe für die Herstellung der Strohhüte schon im 19. Jahrhundert
weitgehend durch Maschinen ersetzen konnte, ist die Strohmosaikarbeit Hand-
arbeit geblieben. Es sind sehr zeitaufwendige Arbeiten, so daß derartige Ge-
genstände unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in der Regel nur dort herge-
stellt wurden und werden, wo der Zeitaufwand keine Rolle spielt. Hinzu
kommt, daß das Stroh als Material in der Regel billig ist.
Abb. 10: Strohbild auf schwarzem Stoff. Reisstroh. Indonesien
Um 1980. 35 x 25 cm
Über die Geschichte des Strohmosaiks ist wenig bekannt. Die ältesten Gegen-
stände dieser Art, die sich in europäischen Museen befinden, stammen wohl
aus dem 16. Jahrhundert. Die Blütezeit der kunsthandwerklichen Stroheinlege-
arbeiten waren - gemessen an den erhaltenen Stücken in Europa - das 17. und
18. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen so hervorragende Stücke wie das
Memento mori-Bild des A. F. Langgreber von 1635 im Museum Österreichi-
sche Kultur in Eisenstadt, die großartige Theaterkulisse von 1680 des Augusti-
ner Chorherrenstiftes Neuenstift bei Brixen und die Strohintarsienbilder aus
dem 18. Jahrhundert im Diözesanmuseum in Wien nach den Passionsdarstel-
lungen von Peter Paul Rubens.
Eine geradezu verblüffende Zusammenstellung von Strohintarsienobjekten -
überwiegend aus dem 17. bis 19. Jahrhundert aus Frankreich - war Ende 1990
in Paris und Ende 1993 im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien
zu sehen. Die wissenschaftliche Autorin dieser Ausstellung mit dem Titel „La
Marqueterie de Paille“ war Lison de Caunes (Paris), die sich als Restauratorin
und Kunsthandwerkerin und auch als Sammlerin hochwertiger
17
Strohintarsia auf dieses Gebiet spezialisiert hat. In der Ausstellung zeigten sich
nicht nur kleinere Gegenstände wie Schatullen, Brettspiele, Brillenetuis, Dosen
und Flaschen im Glanze des meist eingefärbten Strohs aus jeder Richtung an-
ders, bewundert werden konnten auch Einrichtungsgegenstände wie Kommo-
den, Truhen, Sekretäre, meist vollständig belegt mit Strohintarsia feinster Art.
Die fast ausschließlich aus Frankreich stammenden Arbeiten lassen darauf
schließen, daß sie im 18. Jahrhundert zumindest teilweise in Handwerksbetrie-
ben gefertigt wurden. Die Stücke sind fast nie vom Hersteller signiert, Jahres-
zahlen finden sich nur ausnahmsweise, zum Beispiel bei Liebesgaben als Zei-
chen der Erinnerung. Umfassende Bestandsaufnahmen in den Museen sind
bisher nicht vorgenommen worden, zumindest nicht bekannt. Eine gründliche
länderübergreifende Erfassung dieses Zweiges des Kunsthandwerkes steht noch
aus. Auch dürften sich die Vergänglichkeit des Materials - mit Leim meist auf
Holz oder Pappe geklebte Strohteile, die sich bei Gebrauch und mit zunehmen-
dem Alter von der Unterfläche lösen können - und die allgemeine Geringschät-
zung von Stroh auf die Bestandssicherung durch Museen ausgewirkt haben.
Vergleichbare - zum Teil sehr alte - Techniken finden wir unter den Bezeich-
nungen wie Mosaik, Inkrustation, Intarsien, Marqueterie, Tauschierung bei
Verwendung unterschiedlichster Materialien, zum Beispiel Glas, Stein, Holz,
Leder, Schildpatt, Perlmutter, Metall. Zur Volkskunst entwickelte sich wegen
des billigeren Materials allein das Herstellen von Strohmosaik. Gemeinsam ist
allen diesen Techniken, daß sie sehr zeitaufwendig sind.
So wurden Strohmosaikarbeiten mit hohem kunsthandwerklichem Können
insbesondere in Klöstern, Kriegsgefangenenlagern und Strafgefängnissen her-
gestellt. Man nennt sie auch „Geduldsarbeiten“. Dies wird verständlich, wenn
man bedenkt, daß das geplättete Stroh oft in winzigen Teilen mit der Nadel-
spitze und etwas Leim an die richtige Stelle des Gegenstandes gebracht werden
muß. Berühmtheit haben insbesondere die Strohmosaikarbeiten aus den
Kriegsgefangenenlagern in England Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts erlangt. Sie gehören zu den Gegenständen, die in England unter dem
Fachbegriff „Prisoners-of-War Work“ zusammengefaßt werden. Eindrucksvol-
le Zeugnisse aus den Lagern für napoleonische Kriegsgefangene sind heute im
City Museum Peterborough und im Museum von Luton zu sehen und im Buch
von Heinz-Peter Mielke „Kriegsgefangenenarbeiten aus zwei Jahrhunderten“
(Viersen 1987) umfangreich abgebildet. Die Arbeiten konnten damals von den
Gefangenen zu relativ hohen Preisen verkauft werden, wie Mielke berichtet.
Die Güte der Arbeiten läßt darauf schließen, daß hier nicht nur „Laien“ am
Werk waren. Unter den Gefangenen befanden sich
18
ausgebildete Handwerker, die bekannte Techniken zum Beispiel aus der Mö-
beltischlerei übertragen konnten. Schließlich dürfte sich in Strafgefängnissen
auch eine gewisse Tradition bei der kunsthandwerklichen Verwertung von
Stroh entwickelt haben, die zum Teil heute noch gepflegt wird.
Auch aus dem Zweiten Weltkrieg sind Strohmosaikarbeiten der Gefangenen
unter deutscher Besetzung bekannt, z.B. aus Athen und aus Riga. Auf der In-
nenseite des Deckels eines mit Stroh beklebten Holzkästchens lesen wir die
Widmung in russischer Sprache: „Zum ferneren Gedenken dem Unteroffizier
Walter Renner vom russischen Kriegsgefangenen Pavel Kakovski. 1.6.43 Ri-
ga“. Die zum Teil komplizierten Muster einiger dieser Strohklebearbeiten
zeigen, daß genauere Kenntnisse dieser Volkskunst gegenwärtig waren.
Abb. 11: Kriegsgefangenenarbeit. Braungebeiztes Holzkästchen mit Strohmosaik. Riga
1944.
20,8 x 14,9 cm
Zumindest seit der Mitte des 20. Jahrhunderts stammen die arbeitsaufwendigen
Strohmosaikarbeiten aus Ländern, die über ein Arbeitskräftepotential oder ein
Wirtschaftssystem verfügen, bei dem der Faktor Zeit kaum etwas gilt. In Euro-
pa sind hier insbesondere Albanien, Polen und aus der ehemaligen Sowjetunion
vorrangig Weißrußland, die Ukraine, Rußland und Lettland zu nennen, die in
diesem Zweig der Volkskunst schon eine lange Tradition haben. Hier war zu-
mindest bis Anfang der 90er Jahre die Produktion handelsmäßig ausgestaltet
und zum Teil von hohem Niveau. Ob unter den neuen
19
wirtschaftlichen Verhältnissen dieser Zweig des Kunsthandwerks fortbestehen
kann, ist äußerst zweifelhaft. Ähnliches gilt für die ehemalige DDR, in der
insbesondere Strohbilder in großer Anzahl in unterschiedlicher Qualität herge-
stellt wurden und teilweise unter „VEB Bild und Souvenir mit geschützter
Werkstatt, 8706 Neugersdorf“ (Sachsen, Oberlausitz) gerahmt in den Handel
kamen. Auf die Neugersdorfer Strohbilder wird unten gesondert eingegangen.
Im außereuropäischem Ausland steht wohl die Volksrepublik China mit der
Produktion von Strohmosaikarbeiten - insbesondere von kleinen beklebten
Schachteln, aber auch von Weihnachtsbaumschmuck für den Export - an erster
Stelle, wenn auch in den letzten Jahren ein Qualitätsverlust festzustellen ist.
Abb. 12: Seitenteil eines Kästchens mit
Strohintarsien. Kriegsgefangenenarbeit.
Hammerstein 1944 (s. Abb. 112)
15,2 x 8 cm
Aus Indonesien und Südindien sind insbesondere die Strohmosaikbilder mit
den typischen Landschaften teilweise über die ehemalige DDR nach Deutsch-
land gelangt. Aus Java kennen wir die Strohmosaikbilder mit den charakteristi-
schen tanzenden Figuren, ein Motiv, das bei entsprechender Beleuchtung der
strohgoldenen Oberfläche besonders lebendig wirken kann. In Mexiko sind es
die Strohmosaikarbeiten der Indianer mit ihren eigenartigen Farben, die als
Reiseandenken über die Touristen ihren Weg durch die Welt machen. Aus
Uganda und Kenia überwiegen die Strohbilder aus geplätteten und mit Farbe
bemalten Blättern der Bananenstaude. Ihnen fehlt der Glanz des Getreide-
strohs. Sie sind aber wegen ihrer abstrahierenden Darstellung dörflicher Moti-
ve in verschiedenen Brauntönen und Schwarz reizvoll und aufgrund ihrer Ei-
genartigkeit den Ländern leicht zuzuordnen.
Während in diesen beispielhaft aufgeführten Gegenden die Strohmosaikarbei-
ten als Handelsware dienen, kann man in Deutschland aus eigener Herstellung -
abgesehen von den erwähnten unter besonderen ökonomischen Bedingungen in
der ehem. DDR entstandenen Arbeiten - wohl kaum neue Ware dieser Art
finden. Vereinzelt wird versucht, zur Überlieferung der alten kunsthandwerkli-
chen Fertigkeiten die Strohmosaikarbeiten in speziellen Arbeitskreisen zu pfle-
gen. 1986 wurde in der Zeitschrift „Volkskunst“ unter diesem Aspekt über
„Berchtesgadener Strohklebeschachteln“ berichtet. Auch in manchen Strafge-
fängnissen werden noch Strohintarsien zum Verkauf hergestellt, z. B. in Öster-
reich im Strafgefängnis Stein bei Krems an der Donau.
20
3. Herstellung von Strohintarsien in einem Kunstgewerbebetrieb
- Strohbilder aus Neugersdorf -
Auf die Produktion von Strohbildern in der ehem. DDR in Neugersdorf (Sach-
sen, Oberlausitz) soll hier näher eingegangen werden, um die einzelnen Ar-
beitsschritte im Rahmen einer organisierten Herstellung beispielhaft festzuhal-
ten. Entsprechende Fakten konnten aus anderen Ländern, in denen ebenfalls
Strohbilder und andere Strohklebearbeiten in kunsthandwerklichen Gewerbe-
betrieben zumindest bis 1990 erstellt wurden (z.B. in Polen und in zahlreichen
Ländern der Sowjetunion) bisher nicht ermittelt werden.
Abb. 13 und 14: Strohbilder aus Neugersdorf (ehem. DDR). Um 1974.
19,5 x 41,5 cm
Anfang der 60er Jahre gründete der Neugersdorfer Kunsterzieher und Ge-
brauchsgrafiker Paul Stephan in Neugersdorf einen Handwerksbetrieb für
Kunstgewerbe. Er spezialisierte sich vor allem auf „Strohbilder“, wie die gän-
gige Bezeichnung lautete. Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte Paul Stephan
mit seiner Ehefrau Ursula zuvor in einer Krankheitsphase als Heimar-
21
beiter für einen entsprechenden kleinen Betrieb in Dresden erworben, in dem
Strohbilder einfachster Art - einfache Blumenmotive und primitive Landschaf-
ten, geschnitten aus geplättetem Stroh und geklebt auf schwarzes Velourpapier
- hergestellt wurden. Paul Stephan war mit seinen wesentlich anspruchsvolleren
Bildern nach eigenen Entwürfen (zum Beispiel Strohbilder nach bekannten
Bauwerken) bald so erfolgreich, daß er zur Befriedigung der Nachfrage auf
weitere Arbeitskräfte angewiesen war. 1968 kam es zu einer vertraglichen
Vereinbarung der Firma Paul Stephan und den Vereinigten Gesundheitseinrich-
tungen Löbau - und in diesem Zusammenhang mit dem Fachkrankenhaus für
Psychatrie und Neurologie Großschweidnitz -, aufgrund derer in der Firma
Paul Stephan 20 Arbeitsplätze für Rehabilitanden geschaffen wurden. 1969 war
der Betrieb auf ca. 55 Beschäftigte angewachsen. Das Planziel gegenüber dem
des Jahres 1968 sollte in diesem „Jubiläumsjahr“ der DDR um 110 000 Mark
höher liegen. 1970 verlieh die Handwerkskammer des Bezirkes Dresden dem
Firmeninhaber eine Urkunde mit folgendem Wortlaut:
HERRN Paul Stephan
STROHINTARSIEN
NEUGERSDORF
WIRD FÜR
HERVORRAGENDE LEISTUNGEN IM HANDWERK
ZUR STÄRKUNG DER
DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK
DIESE URKUNDE VERLIEHEN.
Abb. 15: Strohbild aus Neugers-
dorf
(ehem. DDR). Um 1974. 20 x20 cm
Mittlerweile standen fast 300 verschiedene Motive von Stadtwappen, histori-
schen Bauwerken sowie Mahn- und Gedenkstätten in der Produktion zum Ab-
ruf bereit. Künstlerische Gestalter der Bilder in dieser Zeit waren neben Paul
Stephan auch sein Sohn Lutz und die ehemalige Modegestalterin Eva Seidel,
die seit 1964 dem Betrieb angehörte und Rosemarie Häntsch - insbesondere als
Gestalterin von Stadtwappen, während Ursula Stephan den wirtschaftlichen
Fragen des Betriebes vorstand.
Aus späterer Zeit sind die freischaffende Volkskünstlerin Herta Rehm -
insbesondere mit Zeichnungsentwürfen von christlichen Motiven und Mär-
chenmotiven - und für Auftragsarbeiten und Erstgestaltung Elke Bahr und
Irmgard Israel aus Neugersdorf bekannt. Mit Strohbildern wurden auch Eh-
22
rengäste der DDR in Berlin, Leipzig, Dresden und Weimar beschenkt. Auslän-
dische Delegationen erhielten als Erinnerung ein Strohbild mit dem Motiv des
Berliner Rathauses und dem Stadtwappen der Hauptstadt. Botschaften wurden
mit Sonderanfertigungen ausgestattet. Der Betrieb war regelmäßig auf der
Leipziger Messe vertreten. 1972 wurde der Betrieb verstaatlicht und zunächst
Paul Stephan zum Betriebsleiter des nunmehr „volkseigenen Betriebes“ er-
nannt. Der Firmenstempel auf der Rückseite der Strohbilder lautete nun nicht
mehr Paul Stephan, sondern „VEB Bild u. Souvenir mit geschützter Werkstatt
8706 Neugersdorf.“ Da mit den Strohbildern Exporterlöse zu erzielen waren,
wurde der Betrieb ständig weiter vergrößert. 1974 arbeiteten - folgt man Zei-
tungsberichten - u.a. 105 Rehabilitanden für den Betrieb.
Abb. 16 und 17: Strohbilder aus
Neugersdorf (ehem. DDR). Um
1985. 41,5 x 18,5 und 31,5 x 22,5
cm
Exportiert wurde nach der Bundesrepublik Deutschland, nach Frankreich,
Österreich und in geringem Umfang nach der Schweiz, den Niederlanden,
Skandinavien, Japan und den USA. Mitte der 70er Jahre waren bis zu 220
Personen im Betrieb beschäftigt. Außer Strohbildern und zeitbezogenen Stroh-
arbeiten wie Weihnachtssterne - es werden als Jahresproduktion in Heimarbeit
200 000 Strohsterne genannt - produzierte man unter anderem auch
23
sogenannte Blütenbilder aus gepreßten Pflanzen, kunstgewerblich Siebdrucke
und Wechselrahmen. Den wirtschaftlichen Hauptanteil der Produktion bildeten
aber stets die Strohbilder. 1980 wurde die Familie Stephan aus ihrem verstaat-
lichten Betrieb entfernt. 1983 wurde der Betrieb dem Dresdner „VEB Künst-
lerpuppen“ angegliedert, die gerahmten Strohbilder sind nun auf der Rückseite
gestempelt mit „VEB Künstlerpuppen Dresden Werk 2 VEB Bild und Souve-
nir 8706 Neugersdorf“. Mit Beginn der 80er Jahre war die traditionelle Hand-
arbeit immer mehr zu Gunsten einer besser planbaren industriellen Fertigung
eingeschränkt worden. Steigende Kosten und ein immer größerer Verwaltungs-
aufwand sowie mangelhafte künstlerische und wirtschaftliche Entscheidungen
machten den Betrieb Ende der 80er Jahre unrentabel, obwohl von manchen
Motiven mehrere Tausend Stück verkauft wurden. Der Einheitsverkaufspreis
der Strohbilder zum Beispiel mit historischen Bauten (19,5 x 41,5 cm) war 20
Mark. Nach Angliederung des Betriebes an den VEB Künstlerpuppen Dresden
kosteten die Strohbilder zum Beispiel aus den Serien Tier- und Märchenbilder
(ca. 22,5 x 31,5 cm) 35,50 Mark. Der Betrieb hat die „Wende“ nicht überlebt.
Abb. 18: Strohbild aus Neugersdorf (ehem. DDR).
Um 1985. 31,5 x 22,5 cm
Vom Entwurf bis zum fertigen Strohbild war ein recht komplizierter technolo-
gischer Prozeß abzuarbeiten. Der Arbeitsaufwand war enorm groß. Versuche,
den Herstellungsvorgang maschinell, etwa durch Stanzen von Strohteilen, zu
unterstützen, schlugen wegen der Sprödigkeit des Materials fehl. Aus ökono-
mischen und praktischen Gesichtspunkten mußte mit möglichst wenigen Stroh-
teilen ausgekommen werden.
Die Arbeit am Entwurf schildert Irmgard Israel anschaulich wie folgt: „Ich
fertigte von dem gewünschten Motiv eine Zeichnung an. Dazu nahm ich ein
24
Foto oder zum Beispiel bei den Märchen eine vorhandene Skizze (Herta
Rehm) und setzte diese in Stroh um mit Hilfe von Strohfärbung und Strohver-
lauf. Dabei mußte darauf geachtet werden, daß technisch alles nachvollziehbar
ist. Auf meiner Zeichnung durfte ich auch nur alles Wesentliche aufzeigen,
damit es machbar blieb. Ich zerlegte sozusagen das Motiv in einzelne Teile.
Diese übertrug ich dann auf Material für Schablonen, zunächst stand nur Pappe
zur Verfügung, später Plaste. Nun wurden die Schablonen exakt, wieder mit
einer Schere, ausgeschnitten und mit Angaben für Strohfärbung und Strohver-
lauf versehen. Anschließend probierte ich das „Werk“ selber aus und fertigte
Muster an. Außerdem erstellte ich eine „Klebehilfe“, mit welcher sich die Kol-
leginnen Zeichen auf das Velourpapier machen konnten, um beim Aufkleben
die richtigen Stellen zu treffen. Das Muster fertigte ich mit der „Stopuhr“ an,
um eine vorläufige Arbeitsnorm zu finden. Manchmal dauerte so ein Entwurf
nur ein paar Stunden, aber es konnte auch eine ganze Woche vergehen, bis ich
mit dem Ergebnis zufrieden war.“
Zur Herstellung der Strohbilder benötigte man geeignetes, insbesondere unge-
spritztes Stroh. Dazu wurden von dem Betrieb ca. 2 Hektar Roggen mit einem
alten Mähbinder geerntet und mit einer ebenso alten Stiftdreschmaschine aus-
gedroschen, um unbeschädigte Halme zu erhalten.
Abb. 19: „Strohernte“ 1982 für VEB Bild und Souvenir Neugersdorf
mit einem alten Mähbinder, mit dem man unbeschädigte Halme für die
Strohintarsienbilder gewinnen konnte
Für die Einlagerung sorgten Heimarbeiter, bei denen eine entsprechende
Scheune vorhanden war. Sie schnitten die Halme in gleichmäßige Längen und
bündelten sie. Diese Aufgabe wurde in den letzten Jahren des Betriebes
25
zum Teil auch in einer Strafvollzugsanstalt in Dresden erledigt. Die Bündel
wurden dann in einem einfachen Backofen geröstet, damit die Strohhalme
verschiedene Brauntöne erhielten, oder sie wurden weiß gebleicht. Dann waren
die „Strohplattenkleber" an der Reihe. Sie mußten die einzelnen Halme der
Länge nach aufschneiden, sie bügeln und dann auf dünnes Papier nebeneinan-
der ohne Lücken aufkleben. Dabei mußten die Farbtöne sortiert werden. An-
schließend kamen die Strohplatten in eine Presse zum Trocknen. Damit lag das
Ausgangsmaterial für die Strohbilder, die Strohplatte mit einer Länge von ca.
22 cm und einer Breite von ca. 16 cm, vor. Die Verantwortung für die einzelne
Strohplatte dokumentierten die Plattenkleber mit ihrem Namensstempel auf der
Rückseite. Mit Hilfe der in Handarbeit vervielfältigten Schablonen zeichneten
nun andere Beschäftigte die Einzelteile der Bilder auf die Rückseite der Stroh-
platten und schnitten sie mit einer spitzen Schere aus. Dabei mußte auf die
Strohfärbung ebenso wie auf den Verlauf der Halme geachtet werden. Die
vorgefertigten Teile wurden dann in der Regel durch andere Personen nach
Bildmuster und der „Klebehilfe“ auf Velourpapier geklebt. Zuletzt wurden die
Bilder gerahmt.
Der größte Teil der Arbeit wurde in Heimarbeit durchgeführt. Aufträge und
Material wurden wöchentlich oder zweiwöchentlich an die Heimarbeiter aus-
gegeben und die fertige Arbeit entgegengenommen. Heimarbeiter aus Neu-
gersdorf und unmittelbarer Umgebung kamen dazu in den Betrieb, weiter ent-
fernt wohnende wurden mit Kleintransporter angefahren. Es war generell
Lohnarbeit im Leistungslohn (Akkord). Dazu wurden für jeden technologi-
schen Arbeitsgang Normzeiten erarbeitet und monatlich abgerechnet.
Der Vertrieb erfolgte in der DDR durch die damaligen Sozialistischen Groß-
handelsbetriebe Kulturwaren und im Export durch den Außenhandelsbetrieb
Demusa Suhl.
Abb. 20: Strohbild aus Neugersdorf (ehem. DDR). Um 1985. 31,5 x 22,5 cm
26
III. Ausstellungen und Literatur
Im Jahr 1991 ist das Interesse an Strohintarsienarbeiten durch eine Ausstellung in Paris belebt
worden. Diese Ausstellung hatte dann das Österreichische Museum für Volkskunde in Wien für
die Zeit vom 23. September 1993 bis 9. Januar 1994 in Rahmen des Programms der gemischten
Kulturkomitees Österreich - Frankreich übernommen.
Es war die erste - und wohl bisher einzige - Ausstellung, die sich ausschließlich mit Strohintarsia -
und zwar aus Europa, vorwiegend aus Frankreich - befaßt hat. Das zu der Ausstellung erschienene
Begleitheft in französischer Sprache wurde zu der Ausstellung in Wien mit einer Übersetzung ins
Deutsche in Form einer Beilage versehen. Auf 24 Seiten mit durchweg farbigen Abbildungen wird
zunächst eine kurze Einführung in die Technik der Strohintarsien gegeben. Dann wird der Ver-
such gemacht, Licht in das Dunkel der Geschichte der Strohintarsien zu bringen. Das Begleitbuch
befaßt sich entsprechend der Ausstellung mit kunsthandwerklich hochwertigen Gegenständen bis
in das 19. Jahrhundert; das 20. Jahrhundert ist nur mit wenigen Erneuerungsbestrebungen in
Frankreich belegt (ISBN 2-9506311).
Von Lison de Caunes und Serge Goldszal, die selbst eine umfangreiche Sammlung von Gegens-
tänden mit Strohintarsien aus den vergangenen Jahrhunderten besitzen und die die zuvor genannte
Ausstellung in Paris und Wien aufbereitet hatten, ist 1993 in französischer Sprache das Buch „LA
MARQUETERIE DE PAILLE“ im Verlag Les Editions de l`Amateur, Paris, erschienen. Das Buch kann
zur Zeit als das Standardwerk zu diesem Gebiet bezeichnet werden. Auf 192 Seiten mit 152
Abbildungen wird wesentlich ausführlicher das dargestellt, was in dem Begleitheft zu der Ausstel-
lung in Paris und Wien nur kurz angesprochen werden konnte. Am Schluß des Buches werden
Museen in Frankreich, England, Belgien, Deutschland, Österreich, Italien, in der Schweiz und in
der ehem. Sowjetunion (Kiew, Moskau, Riga) und in den USA genannt, in deren Sammlungsbe-
stand die Autoren Strohintarsienarbeiten ermittelt haben. Allerdings sind auch hier nur spärliche
Hinweise auf Gegenstände aus dem 20. Jahrhundert zu finden. Zum Inhalt s. Abb. 21.
(ISBN 2-85917-146-0).
Zu der genannten Ausstellung sind Besprechungen erschienen:
 Klaus Beitl, „Stroh-Intarsia“, Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 1993, 315-316
 Helga Högl, Strohintarsien. Sammler-Journal 1994, 1703-1704 (Heft12).
Im Buch von Heinz-Peter Mielke, KRIEGSGEFANGENENARBEITEN AUS ZWEI JAHRHUNDERTEN,
Viersen 1987, sind u.a. Strohintarsienarbeiten von Kriegsgefangenen, vorwiegend aus den napole-
onischen Kriegen, insbesondere aus Beständen englischer Museen (City Museum Peterborough
und Museum in Luton) umfangreich abgebildet.
Zu Strohklebearbeiten in Berchtesgaden:
 Josef M. Ritz, Datierte Volkskunst. Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1959, 162-164;
 Manfred Bachmann, Berchtesgadener Volkskunst (Abb. 31-35). VEB E. A. Seemann Verlag
Leipzig und Rosenheimer Verlagsanstalt, Rosenheim 1986;
 Gertud Benker, nach Angaben von Maria Dreyer, Berchtesgadener Strohklebeschachteln.
Volkskunst 3/1986, 49-52. Es wird die Herstellung von Strohintarsien beschrieben.
Anleitungen zu Strohintarsienarbeiten:
 Hertha und Herbert Kürth, Werken mit Stroh (S. 38, 39). Rudolf Arnold Verlag Leipzig. 8.
erw. und verb. Auflage 1968.
 Milli von Socher, Kempers großes Stroh-Arbeitsbuch. Kemper Verlag Heidelberg. 1968.
 Susanne Ströse, Stroh-Intarsien. Don Bosco-Verlag. München 1978.
 Christel Claudius, Stroh-Intarsien. Otto Maier Verlag Ravensburg. 1980.
27
 Karl Kracht, Stroh-Intarsien-Bilder aus ungefärbtem Naturstroh. Frech-Verlag Stuttgart.
2. Auflage 1980.
Ältere Literatur
 Zum Färben von Stroh im 18. und 19. Jahrhundert s. Anhang 2. und 3.
 „Über Stroharbeiten“ in: „Zweites Toiletten-Geschenk für Damen“ (Außentitel). „Ein Jahr-
buch für Damen. 1806“ (Innentitel), S. 166-169. Leipzig bei Georg Voß.
Abb. 21: Inhaltsverzeichnis aus: Lison de Caunes und Serge Goldszal, LA MARQUETERIE DE
PAILLE, Paris 1993 (s. o. unter III.)
 Zu Seite 29: Abb. 22 bis 27: Deckel von Dosen mit Strohmosasik. Links: Weißrußland,
Brest (s. Abb. 133). Rechts: Ukraine, Kiew (s. Abb. 152). Um 1991.  13,5 cm
Zum Bildteil wird wegen des zwischenzeitlich stark
erweiterten Materials auf die gesondert veröffent-
lichten Bildtafeln Teil 1 – Europa –
und Teil 2-Afrika, Amerika, Asien
verwiesen
29
Zweites Kapitel
Bildteil
138
ANHANG
1. Grundmuster für Strohintarsien
Abb. 242: Strohplatten. Sie sind für viele Strohintarsienarbeiten Grundmaterial. Strohhalme werden
zuvor in heißem Wasser eingeweicht, dann der Länge nach mit einer spitzen Schere oder einem schar-
fen Messer aufgeschlitzt und von beiden Seiten geplättet (Bügeleisen, Falzbein), gerade geschnitten
und lückenlos nebeneinander auf dünnes Papier geklebt und anschließend gepreßt.
Die Strohhalme können zuvor gebleicht werden (z.B. 30%iges Wasserstoffsuperoxyd, für goldgelbe
Färbung unter Zugabe von etwas Ammoniak). Verschiedene Gold- und Brauntöne werden durch Hitze-
einwirkung (Bügeleisen, Backofen) erreicht. Zur sonstigen Färbung werden heute Stoffarben und
wasserlösliche Holzbeizen verwendet (Strohhalme stehend in einer weithalsigen Flasche mit
Verschluß). Zum Färben in früherer Zeit siehe Seite 140, 141.
Abb. 243: Strohplatten dieser Art werden für Flächenmuster aus verschobenen Streifen erstellt:
Mehrere Strohplatten verschiedener Färbung werden quer zur Laufrichtung des Strohs in Streifen
gleicher Länge geschnitten. Diese Streifen werden farblich abwechselnd wieder nebeneinander auf
dünnem Papier zu einer neuen (gestreiften) Strohplatte geklebt. Diese wird in Laufrichtung des Strohs
in schmale Streifen zerschnitten. Die Streifen werden dann nach rechts oder links verschoben neben-
einander entweder als Strohplatte auf dünnes Papier oder direkt auf den Untergrund geklebt (s. unten):
139
Abb. 244: „Treppen“effekt. Z. B. werden aus der Strohplatte Abb. 242 zur gedachten Linie in der
Mitte (von links nach rechts) schräg im Winkel von 45 ° von unten nach links außen und von oben
nach links außen gleich breite Streifen geschnitten und diese jeweils in unterschiedlicher Laufrichtung
nebeneinandergeklebt.
Abb. 245: Rhomben und Rhom-
boide in unterschiedlicher
Laufrichtung des Strohs
Abb. 246: Rhomben in unter-
schiedlicher Laufrichtung des
Strohs (s. Abb. 247)
Abb. 247: Puderdose mit
Strohintarsien (s. Abb.
246). Polen . Um 1990.
7 x 8 cm
140
2. Auszug aus Krünitz’s Encyclopädie Teil 176, S. 65 ff aus dem Jahr 1841
141
3. Auszug aus: Johann Melchior Crökern, Der wohl anführende Mahler
(S. 454 ff zum Färben von Stroh). Jena 1743
... S. 459...

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Strohintarsien 20 jahrhundert_buch_auszug1999dig2018(1)

  • 1. Im Text unveränderte Digitale Ausgabe 2018 der Buchausgabe von 1999 Ingraban D. Simon Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert Zum Bildteil (Zweites Kapitel) wird wegen des in der Zeit von 1999 (Buchausgabe) bis 2018 (Digitale Ausgabe) stark erweiterten Materials auf die gesondert veröffentlichten Bildtafeln verwiesen: Deutsche Nationalbibliothek  Bildtafeln Teil 1 – Europa – Archivierte Netzpublikation: http://d-nb.info/116051979X/34 Katalogeintrag: http://d-nb.info/116051979X/  Bildtafeln Teil 2 -Afrika, Amerika, Asien - Archivierte Netzpublikation: http://d-nb.info/1162213892/34 Katalogeintrag: http://d-nb.info/1162213892/
  • 2. Ingraban D. Simon Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert - Digitale Ausgabe 2018 - Auszug aus der Buchausgabe von 1999 - Erstes Kapitel und Anhang - Zum Bildteil (Zweites Kapitel) der Buchausgabe 1999 wird wegen des zwi- schenzeitlichstark erweiterten Materials auf die gesondert veröffentlichten Bildtafeln (s. unten) verwiesen. Diese enthalten im Anhang der Bildtafeln Teil 1 (teilweise außerhalb der Thematik des Buches als aufzubereitendes Arbeitsmaterial) auch Arbeiten aus dem Zweiten Weltkrieg 1939-1945: 1. (Kriegs-)Gefangenenarbeiten mit Stroh und aus Holz. 2. Erinnerungsstücke: Arbeiten der Goralen im Generalgouvernement aus Holz; Arbeiten aus Lappland (Finnland) aus Holz. Bildtafeln (Download: Deutschen Nationalbibliothek): Ingraban D. Simon, Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert Internationales Strohmuseum in Berlin Museum of Straw Art Online 20. Jahrhundert Bildtafeln Teil 1: Europa (586 Seiten, Stand: 01.06.2018) Anhang: Kriegsgefange- nenarbeiten Archivierte Netzpublikation: http://d-nb.info/116051979X/34 Katalogeintrag: http://d-nb.info/116051979X/ Bildtafeln Teil 2: Afrika, Amerika, Asien (255 Seiten), Stand:01.07.2018 Archivierte Netzpublikation: http://d-nb.info/1162213892/34 Katalogeintrag: http://d-nb.info/1162213892/
  • 3. Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert 20. Mai bis 25. Juli 1999
  • 4. Veröffentlichung anläßlich der Sonderausstellung „BUNT UND GLÄNZEND Buntpapiere aus dem 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Sammlung Konrad, Berlin) und Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert (Sammlung Simon, Berlin)“ im Dreieich-Museum vom 20. Mai bis 25. Juli 1999 6303 Dreieich - Dreieichenhain. Tel.: 06103/84914. Telefax: 06103/88506 1999 Umschlagbild: Strohmosaikbild. Ehem. Sowjetunion, Weißrußland (Zhlobin). Um 1990. 34 x 23,5 cm Titelseite: 1. Strohbild (Hersteller: Paul Stephan, Betrieb für Kunstgewerbe mit ge- schützter Werkstatt. Neugersdorf, ehem. DDR). Um 1972. 2. Dose mit Strohmosaik. Vermutlich Weißrußland. Um 1985. 3. Links unten: Dose mit Strohcollage. China. Um 1990. 4. Strohbild mit Farbdruck auf Papier. Polen. Um 1980  Ingraban D. Simon Abbildungen: Ingraban D. Simon Gesamtherstellung: Ingraban D. Simon Gedruckt mit Tintenstrahldrucker
  • 5. Ingraban D. Simon Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert
  • 6. Inhalt Vorbemerkung Erstes Kapitel - Strohintarsien, Strohmosaik - I. Einführung 1. Es ist nicht alles Gold, was glänzt 2. Allgemeine Geringschätzung von Stroh 3. Soziales Umfeld bei der Herstellung von Stroharbei- ten am Beispiel der Strohhutproduktion um 1840 II. Strohklebearbeiten 1. Strohmosaik (Strohintarsien, Strohcollage) 2. Herkunft der Strohmosaikarbeit 3. Herstellung von Strohintarsien in einem Kunstgewer- bebetrieb - Strohbilder aus Neugersdorf - III. Ausstellungen und Literatur Zweites Kapitel - Bildteil - Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert Deutschland Deutschland (ehem. DDR) Österreich Polen Arbeiten von Kriegsgefangenen aus Osteuropa Ehemalige Sowjetunion (Weißrußland) Ehemalige Sowjetunion (Ukraine) Ehemalige Sowjetunion (Rußland) Ehemalige Sowjetunion (Mongolei) Ehemalige Sowjetunion Finnland Türkei Griechenland Albanien Ungarn Rumänien Indien Malaysia Indonesien Bangladesch Philippinen China 7 9 9 9 10 11 14 14 16 20 26 29 29 31 37 50 52 64 70 84 92 96 97 101 102 106 110 114 115 116 119 120 122 125 126
  • 7. 6 Mexiko 132 Ecuador 133 Kenya 134 Uganda 137 Anhang 138 1. Grundmuster für Strohintarsien 138 2. Auszug aus Krünitz’s Encyclopädie Teil 176 aus dem Jahr 1841: Strohfarbe 140 3. Auszug aus Johann Melchior Crökern, Der wohl anführende Maler (zum Färben von Stroh). 1743 141
  • 8. 7 Vorbemerkung Stroh wird in Deutschland heute kaum noch zu Strohmosaik oder Strohintar- sien verarbeitet. Aber auch in anderen Ländern dürfte die gewerbsmäßige Her- stellung von Strohintarsienarbeiten wegen des hierzu erforderlichen Zeitauf- wandes bald der Vergangenheit angehören. Literatur über Strohintarsienarbei- ten aus dem 20. Jahrhundert ist so gut wie nicht vorhanden. Ich beabsichtige, hiermit vorsorglich etwas aus diesem kunsthandwerklichen Randgebiet für eine spätere weitergehende Erfassung dieses auch volkskundlich interessanten Be- reiches festzuhalten. Man mag es als erste Materialsammlung ansehen. Dabei bin ich mir bewußt, wie unvollständig und vom Zufall geprägt meine Zusam- menstellung ist. Die hier abgebildeten Gegenstände habe ich in den letzten zehn Jahren fast ausschließlich in Berlin erworben. Es sind überwiegend Käst- chen, Dosen, Tabletts und Bilder aus über 20 Ländern, die unter Verwendung von geplättetem Stroh hergestellt wurden. Dabei waren für mich nicht „Schön- heit“ oder hohe Kunstfertigkeit entscheidend. Im Vordergrund stand das Inte- resse, zunächst - beschränkt durch das Angebot auf dem Berliner Markt - einen Überblick zu bekommen, wo und in welcher Form sich noch im 20. Jahrhun- dert Menschen mit der arbeitsaufwendigen Herstellung von Strohmosaik befas- sen. Informationen zu diesen Gegenständen sind nur spärlich zu erhalten. Des- halb wird meine zeitliche und örtliche Zuordnung der Arbeiten nicht immer irrtumsfrei sein, obwohl ich mich um möglichst korrekte Angaben bemüht habe. Die Publikation dieser Broschüre mit über 200 farbigen Abbildungen als Dokumentation zu diesem Spezialgebiet war mir nur in Eigenleistung unter Verwendung eines Tintenstrahldruckers möglich. Die hierdurch vorhandenen Mängel im Druck möge man mir nachsehen. An dieser Stelle danke ich meiner Ehefrau Heide, die mich bei der Vorberei- tung und Durchführung der Arbeit mit Rat und Tat und viel Geduld unterstützt hat. Mein besonderer Dank geht an Gerhard Heinke, Irmgard Israel und Lutz Stephan in Neugersdorf, ohne deren Informationen „aus erster Hand“ die Auf- zeichnungen über den ehemaligen Neugersdorfer Betrieb für Kunstgewerbe „VEB Bild und Souvenir“ (S. 20 ff) nicht möglich gewesen wären. Berlin, im April 1999 Ingraban D. Simon
  • 9. 8 Abb. 1: Vincent van Gogh. Kornfeld mit Mäher und Sonne. 1889. Otterlo, Rijksmuseum Kröller-Müller
  • 10. 9 Erstes Kapitel - Strohintarsien, Strohmosaik - I. Einführung 1. Es ist nicht alles Gold, was glänzt „Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, daß er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein An- sehen zu geben, sagte er zu ihm: ‘Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen’.“ (Aus Grimms Märchen: Rumpelstilzchen) Abb. 2: Illustration von A. Archipowa zum Märchen „Rumpelstilzchen“. Aus Stroh wird Gold Nur Rumpelstilzchen in Grimms Märchen hat die Fähigkeit, aus Stroh Gold zu machen. Gleichwohl ist es dem Menschen gegeben, insbesondere durch Plätten dem Stroh einen derartigen Glanz zu verleihen, daß es von fern wie Gold wirkt. Diese Bearbeitungstechnik hatte Johann Wolfgang von Goethe so fasziniert, daß er in seinen Aufzeichnungen über seine italienische Reise (1786) seinen Eindruck von einem geschmückten Altar in einer Kirche in Venedig so be- schreibt: „...man sah nichts von Stein als die corinthischen Capitäle; alles Uebrige schien mit einer geschmackvollen, prächtigen Stickerei nach Art der Arabesken über- zogen und zwar so artig, als man nur etwas zu sehen wünschte. Besonders wunderte ich mich über die breiten, goldgestickten Ranken und Laubwerke. Ich ging näher und fand einen recht hübschen Betrug. Alles, was ich für Gold gehalten hatte, war breit gedrücktes Stroh, nach schönen Zeichnungen auf Papier geklebt, der Grund mit lebhaften Farben angestrichen, und das so man- nigfaltig und geschmackvoll, daß dieser Spaß, dessen Material gar nichts werth war, tausend Thaler müßte gekostet haben, wenn er echt hätte sein sollen. Man könnte es gelegentlich nachahmen.“
  • 11. 10 2. Allgemeine Geringschätzung von Stroh Allgemein wird Stroh als geringwertig angesehen. „Er hat Stroh im Kopf“, „er ist ein Strohkopf“, „er ist strohdumm“ sind Redewendungen, die auf die Dummheit eines Menschen hinweisen und so von der Wertlosigkeit des Strohs ausgehen. Dies gilt auch für Ausdrücke wie „leeres Stroh dreschen“ und „nach einem Strohhalm greifen“. In diesem Zusammenhang mag noch an den alten Brauch der „Strohkranzreden“ erinnert werden. Dabei wurde der Brautkranz der jungfräulichen Braut nach der Hochzeitsnacht mit einem Strohkranz ausge- tauscht als Zeichen dafür, daß die Braut in der Nacht ihren „Kranz“ (Symbol der „Unschuld“) verloren hatte, er also nichts mehr wert war. Das Universalle- xikon von Johann Heinrich Zedler berichtet im Jahr 1744 darüber: " Strohkrantz-Reden, solche sind bey adelichen Beylagern annoch im Gebrauch, und werden den Tag nach der Hochzeit bey Ueberbringung eines Strohkrantzes an die neu vermählte junge Frau gehalten. Die Absicht einer solchen Rede läufft auf einen blossen Schertz hinaus. Man will ohne Zweifel der jungen Frauen ihren Brautkrantz oder Blumen-Schmuck abnehmen, und ihr, zum Zeichen ihres veränderten Zustandes, den Strohkrantz übergeben. Dieses aber hat leichtsinnigen jungen Leuten Gelegenheit gegeben, sich mit vielen, offenbaren oder doch verblümten Zoten, wider alle Regeln der Ehrbarkeit, zu vergehen. Wir haben so gar gedruckte Exempel solcher schändlicher Fratzen aufzuweisen, und wenn man bedencket, daß dieselben in Gegenwart von vielen jungen Frauenzimmern gehalten werden; so solte man sich fast einen sehr schlechten Begriff von der heutigen Tugend und Schamhafftigkeit des weiblichen Geschlechts machen. Und freylich hat dieselbe ziemlich nachgelassen, seitdem sich die üppigen Frantzösinnen in alle vornehmen Familien, als Hofmeisterinnen junger Fräulein eingeschlichen. Denn diese haben ihnen theils durch das Lesen ihrer Contes und Nouvelles, Theils durch ihre Chancons voller Zoten, die gar zu bürgerliche Schamröthe gantz abgewöhnet. Wofern es also bey denselben nicht der Character einer adelichen Erziehung ist, über keine Zote zu er- röthen, ja sie wohl mit einem lauten Gelächter zu beehren; so ist es wohl allen künfftigen Strohkrantz-Rednern anzurathen, sich alles dessen zu enthalten, was wider der Regel der Ehrbar- keit läufft, und sowohl seine eigene, als seiner Zuhörerinnen Tugend, zweifelhaft macht. Doch muß man deswegen nicht behaupten, daß man bei einer so fröhlichen Gelegenheit, als ein Beyla- ger ist, wie ein mürrischer Cato reden solte, nur soll das Lasterhaffte nicht die eintzige Quelle des Lustigen und Aufgeweckten werden..." Abb. 3: Strohmosaik auf rotlackiertem Holzkästchen. Weißrußland (Brest). Um 1990. 14,5 x 12 x 8,5 cm
  • 12. 11 3. Soziales Umfeld bei der Herstellung von Stroharbeiten am Beispiel der Strohhutproduktion um 1840 Von den vielfältigen Gegenständen, die in unterschiedlichster Technik aus Stroh gefertigt wurden oder auch noch werden, sollen hier nur einige genannt werden. In Krünitz’s Encyklopädie wird im Jahre 1841 hierzu verständlicher- weise am ausführlichsten über die Strohhutherstellung berichtet. Mit Strohhü- ten wurde damals im europäischen Raum ein lebhafter Handel betrieben. Die feinsten Strohhüte wurden in Italien, insbesondere in der Toscana gefertigt, aber auch in England, Frankreich, der Schweiz. In der Schweiz gibt heute das Strohmuseum in Wohlen ein eindrucksvolles Zeugnis der Geschichte und der Herstellungstechnik des Strohhutes bis in die neueste Zeit. Im deutschen Raum war insbesondere Sachsen ein Zentrum der Strohhutherstellung. Um Dresden herum fand sich das für die Strohhutproduktion geeignete feine Weizenstroh besonderer Qualität, die sonst nur in der Toscana und in bestimmten Gegenden von England und Frankreich anzutreffen war. Für Sachsen wird für die damali- ge Zeit berichtet, daß jährlich über 100 000 Hüte in den Handel kamen, und daß der Vertrieb, den die Leipziger Messe mit diesem Artikel nach allen euro- päischen Ländern machte, noch weit größer war. In Sachsen „beschäftigten sich gegen 5000 Menschen in den müßigen Stunden des Winters“ mit der Pro- duktion, heißt es bei Krünitz. Abb. 4: Strohintarsien auf der Oberseite des Deckels eines Pappkästchens. Österreich. Um 1920. 16 x 11,8 cm Die arbeitsintensive Herstellung der Artikel aus Stroh erforderte schon damals billige Arbeitskräfte. Für die Strohhutherstellung spielte der Handel mit einem Halbfertigprodukt, nämlich mit dem Strohgeflecht, eine bedeutende Rolle. Der einzelne Strohhalm wurde mit den sternförmigen eisernen, stäh-
  • 13. 12 lernen oder beinernen Spaltinstrumenten für drei, vier, sechs oder mehr Strah- len in Streifen geschnitten. Das Strohflechten, bei dem man drei bis elf, manchmal auch mehr, Strohstreifen gleichzeitig verarbeitete, war „die müh- samste und eine sehr schmerzhafte Arbeit, da das Einbiegen und Niederdrü- cken der harten Halme blutige Finger macht.“ Da man das Material leicht mit- nehmen konnte, wurde an allen möglichen Orten und sogar im Gehen gefloch- ten. „Eine Gebirgsgegend, wo der Boden zur Erzeugung von gutem Stroh san- dig ist und die Arbeiter wohlfeil zu haben sind,“ sollte sich nach Krünitz für die Strohhutproduktion am besten eignen. „Man hat“, so berichtet Krünitz weiter, „die Strohhutproduktion in Deutschland hin und wieder auch in den öffentli- chen - und Arbeitshäusern zur Beschäftigung der Inwohner eingeführt. So z.B. in dem Armenhaus zu Kreuzburg, zwölf Meilen vor Breslau, dicht an der Grenze von Oberschlesien. Die Kinder flechten darin unter Aufsicht einer Lehrerin, die von ihrer Tochter unterstützt wird, Strohhüte, oder wie man sie in Schlesien nennt: Strohhauben. Die Kleinsten lesen das Stroh aus, schneiden die Knoten aus den Halmen, und binden es zusammen. Die Erwachsenen flechten die Schnüre zu den Hüten, deren eine, nach Maßgabe der Feinheit, von 15 bis zu 50 Ellen lang ist, die Funfzehner von der schlechtesten Sorte Kosten 1 Gr., die vierziger 16 Gr. und die feinsten Funfziger von schönem Stroh, denn auch nach diesem richtet sich der Preis, bis 1 Rthlr. 8 Gr. Ein Kind macht, außer den Schulstunden, wöchentlich wohl zwei Schnüre Funfzehner, ein sehr geübtes eine Schnur von 40 bis 50 Ellen. Die Strohhüte, die hier angefertigt werden, betragen jährlich, außer den verschiedenen anderen Arbeiten, weit über tausend Stück.“ Abb. 5: Unter Ver- wendung von ge- plättetem Stroh hergestellter Schmuck: Armrin- ge, Ohrclips, An- hänger. Um 1991 Neben den Strohhüten sind weitere Gegenstände in feinerer Arbeit aus Stroh allgemein bekannt: Strohteller, -körbchen und -decken. Sie sind meist aus ge- flochtenem Stroh.
  • 14. 13 Abb. 6: Kästchen aus geflochtenem und geplättetem Stroh. Weißrußland. Um 1991. 17 x 8 x 17 cm Abb. 7: Kästchen, Dose und Schale aus Stroh. Weißrußland. Um 1991.
  • 15. 14 II. Strohklebearbeiten 1. Strohmosaik (Strohintarsien, Strohcollage) Hier soll auf eine spezielle kunsthandwerkliche Verwendung des Strohs näher eingegangen werden, nämlich auf die Strohmosaik- oder Strohintarsienarbei- ten. Es handelt sich dabei um Arbeiten, bei denen die Oberfläche von Käst- chen, Truhen, Vasen, Flaschen, Etuis, Bilder- und Spiegelrahmen, Tabletts und anderen Gegenständen durch Aufkleben von geplättetem Stroh schmuckvoll ausgestaltet wird. Auch Bilder unterschiedlichster Art werden in der Strohmo- saiktechnik hergestellt. Das Stroh kann in natürlicher Farbe, gebleicht oder durch stärkere Hitzeeinwirkung beim Plätten in verschiedenen Gold- bis Brauntönen oder auch bunt gefärbt verwendet werden. Wie kompliziert das Färben von Stroh noch Mitte des 19. Jahrhunderts war, können wir den aus- führlichen Schilderungen in Krünitz’s Encyklopädie entnehmen. Zusätzliche Effekte können z.B. durch Einbrennen von Ornamenten oder durch gleichzeiti- ges Verwenden von anderem Material wie Stanniol oder Buntpapier erreicht werden. Eine Besonderheit sind die polnischen Arbeiten, bei denen die Aus- schnitte von farbigen Drucken bekannter Marienbilder mit Stroh kombiniert sind. Abb. 8: Strohintarsienbild auf schwarzem Untergrund. Gesicht und Hände Farbdruck auf Pa- pier. Polen, Czestochowa. Um 1990. 19,5 x 14,5 cm Das Stroh kann den Gegenstand voll oder nur teilweise bedecken. Wird das geplättete Stroh lückenlos auf den Gegenstand geklebt, so spricht man von „Strohintarsien“, in den anderen Fällen von „Strohmosaik“. Während beim Strohintarsien und Strohmosaik die einzelnen Strohteile eine Ebene bilden, werden bei der „Strohcollage“ einzelne Strohteile übereinander geklebt.
  • 16. 15 Selbstverständlich können diese Herstellungstechniken auch kombiniert wer- den. Eine strenge begriffliche Trennung ist deshalb bisher auch nicht üblich. Im folgenden werden die Begriffe - wenn nicht ausdrücklich etwas anderes gesagt wird - synonym gebraucht. Der Zauber der so gestalteten Gegenstände geht von dem unterschiedlichen Glanz des geplätteten Strohs aus. Die Kunst des Herstellers besteht insbesonde- re darin, beim Aufkleben der Strohteile die unterschiedliche Glanzwirkung des Strohs je nach Richtung der Fasern unter Berücksichtigung der Richtung des Lichteinfalls zu nutzen. Die lebendige Wirkung entsteht dadurch, daß der Glanz und damit die Farbabstufung des Strohs ganz anders ausfällt, wenn es gegen gerade laufende Partien in schräger Linie aufgesetzt wird. Werden bei- spielsweise zwei Streifen von schräg geleimtem Stroh so nebeneinander gelegt, daß die Halme von beiden in spitzen Winkeln zusammenlaufen und ein "V" bilden, so lassen sich damit wellenförmige Partien bilden. Auf diese Weise kann man auch auf quadratischen Flächen schachbrettartige Muster bilden. Die besondere optische Wirkung des geplätteten Strohs läßt sich auf Abbildungen kaum wiedergeben, man muß sie am Gegenstand erleben. Ganz wesentlich ist dabei der Lichteinfall, unter dem auch das Hervortreten und Zurücktreten be- stimmter Partien deutlich wird und der den zuvor tot und unbeachtlich erschei- nenden Gegenständen Leben verleiht. Auf die Technik der Strohmosaikherstellung soll hier nicht weiter eingegangen werden. Abb. 9: Strohintarsien (Strohcollage) auf der Oberseite einer Dose . China. Um 1985. 12,5 x 12,5 cm
  • 17. 16 2. Herkunft der Strohmosaikarbeiten Während man das mühselige und arbeitsaufwendige Strohflechten mit der Hand als Vorstufe für die Herstellung der Strohhüte schon im 19. Jahrhundert weitgehend durch Maschinen ersetzen konnte, ist die Strohmosaikarbeit Hand- arbeit geblieben. Es sind sehr zeitaufwendige Arbeiten, so daß derartige Ge- genstände unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in der Regel nur dort herge- stellt wurden und werden, wo der Zeitaufwand keine Rolle spielt. Hinzu kommt, daß das Stroh als Material in der Regel billig ist. Abb. 10: Strohbild auf schwarzem Stoff. Reisstroh. Indonesien Um 1980. 35 x 25 cm Über die Geschichte des Strohmosaiks ist wenig bekannt. Die ältesten Gegen- stände dieser Art, die sich in europäischen Museen befinden, stammen wohl aus dem 16. Jahrhundert. Die Blütezeit der kunsthandwerklichen Stroheinlege- arbeiten waren - gemessen an den erhaltenen Stücken in Europa - das 17. und 18. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen so hervorragende Stücke wie das Memento mori-Bild des A. F. Langgreber von 1635 im Museum Österreichi- sche Kultur in Eisenstadt, die großartige Theaterkulisse von 1680 des Augusti- ner Chorherrenstiftes Neuenstift bei Brixen und die Strohintarsienbilder aus dem 18. Jahrhundert im Diözesanmuseum in Wien nach den Passionsdarstel- lungen von Peter Paul Rubens. Eine geradezu verblüffende Zusammenstellung von Strohintarsienobjekten - überwiegend aus dem 17. bis 19. Jahrhundert aus Frankreich - war Ende 1990 in Paris und Ende 1993 im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien zu sehen. Die wissenschaftliche Autorin dieser Ausstellung mit dem Titel „La Marqueterie de Paille“ war Lison de Caunes (Paris), die sich als Restauratorin und Kunsthandwerkerin und auch als Sammlerin hochwertiger
  • 18. 17 Strohintarsia auf dieses Gebiet spezialisiert hat. In der Ausstellung zeigten sich nicht nur kleinere Gegenstände wie Schatullen, Brettspiele, Brillenetuis, Dosen und Flaschen im Glanze des meist eingefärbten Strohs aus jeder Richtung an- ders, bewundert werden konnten auch Einrichtungsgegenstände wie Kommo- den, Truhen, Sekretäre, meist vollständig belegt mit Strohintarsia feinster Art. Die fast ausschließlich aus Frankreich stammenden Arbeiten lassen darauf schließen, daß sie im 18. Jahrhundert zumindest teilweise in Handwerksbetrie- ben gefertigt wurden. Die Stücke sind fast nie vom Hersteller signiert, Jahres- zahlen finden sich nur ausnahmsweise, zum Beispiel bei Liebesgaben als Zei- chen der Erinnerung. Umfassende Bestandsaufnahmen in den Museen sind bisher nicht vorgenommen worden, zumindest nicht bekannt. Eine gründliche länderübergreifende Erfassung dieses Zweiges des Kunsthandwerkes steht noch aus. Auch dürften sich die Vergänglichkeit des Materials - mit Leim meist auf Holz oder Pappe geklebte Strohteile, die sich bei Gebrauch und mit zunehmen- dem Alter von der Unterfläche lösen können - und die allgemeine Geringschät- zung von Stroh auf die Bestandssicherung durch Museen ausgewirkt haben. Vergleichbare - zum Teil sehr alte - Techniken finden wir unter den Bezeich- nungen wie Mosaik, Inkrustation, Intarsien, Marqueterie, Tauschierung bei Verwendung unterschiedlichster Materialien, zum Beispiel Glas, Stein, Holz, Leder, Schildpatt, Perlmutter, Metall. Zur Volkskunst entwickelte sich wegen des billigeren Materials allein das Herstellen von Strohmosaik. Gemeinsam ist allen diesen Techniken, daß sie sehr zeitaufwendig sind. So wurden Strohmosaikarbeiten mit hohem kunsthandwerklichem Können insbesondere in Klöstern, Kriegsgefangenenlagern und Strafgefängnissen her- gestellt. Man nennt sie auch „Geduldsarbeiten“. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, daß das geplättete Stroh oft in winzigen Teilen mit der Nadel- spitze und etwas Leim an die richtige Stelle des Gegenstandes gebracht werden muß. Berühmtheit haben insbesondere die Strohmosaikarbeiten aus den Kriegsgefangenenlagern in England Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahr- hunderts erlangt. Sie gehören zu den Gegenständen, die in England unter dem Fachbegriff „Prisoners-of-War Work“ zusammengefaßt werden. Eindrucksvol- le Zeugnisse aus den Lagern für napoleonische Kriegsgefangene sind heute im City Museum Peterborough und im Museum von Luton zu sehen und im Buch von Heinz-Peter Mielke „Kriegsgefangenenarbeiten aus zwei Jahrhunderten“ (Viersen 1987) umfangreich abgebildet. Die Arbeiten konnten damals von den Gefangenen zu relativ hohen Preisen verkauft werden, wie Mielke berichtet. Die Güte der Arbeiten läßt darauf schließen, daß hier nicht nur „Laien“ am Werk waren. Unter den Gefangenen befanden sich
  • 19. 18 ausgebildete Handwerker, die bekannte Techniken zum Beispiel aus der Mö- beltischlerei übertragen konnten. Schließlich dürfte sich in Strafgefängnissen auch eine gewisse Tradition bei der kunsthandwerklichen Verwertung von Stroh entwickelt haben, die zum Teil heute noch gepflegt wird. Auch aus dem Zweiten Weltkrieg sind Strohmosaikarbeiten der Gefangenen unter deutscher Besetzung bekannt, z.B. aus Athen und aus Riga. Auf der In- nenseite des Deckels eines mit Stroh beklebten Holzkästchens lesen wir die Widmung in russischer Sprache: „Zum ferneren Gedenken dem Unteroffizier Walter Renner vom russischen Kriegsgefangenen Pavel Kakovski. 1.6.43 Ri- ga“. Die zum Teil komplizierten Muster einiger dieser Strohklebearbeiten zeigen, daß genauere Kenntnisse dieser Volkskunst gegenwärtig waren. Abb. 11: Kriegsgefangenenarbeit. Braungebeiztes Holzkästchen mit Strohmosaik. Riga 1944. 20,8 x 14,9 cm Zumindest seit der Mitte des 20. Jahrhunderts stammen die arbeitsaufwendigen Strohmosaikarbeiten aus Ländern, die über ein Arbeitskräftepotential oder ein Wirtschaftssystem verfügen, bei dem der Faktor Zeit kaum etwas gilt. In Euro- pa sind hier insbesondere Albanien, Polen und aus der ehemaligen Sowjetunion vorrangig Weißrußland, die Ukraine, Rußland und Lettland zu nennen, die in diesem Zweig der Volkskunst schon eine lange Tradition haben. Hier war zu- mindest bis Anfang der 90er Jahre die Produktion handelsmäßig ausgestaltet und zum Teil von hohem Niveau. Ob unter den neuen
  • 20. 19 wirtschaftlichen Verhältnissen dieser Zweig des Kunsthandwerks fortbestehen kann, ist äußerst zweifelhaft. Ähnliches gilt für die ehemalige DDR, in der insbesondere Strohbilder in großer Anzahl in unterschiedlicher Qualität herge- stellt wurden und teilweise unter „VEB Bild und Souvenir mit geschützter Werkstatt, 8706 Neugersdorf“ (Sachsen, Oberlausitz) gerahmt in den Handel kamen. Auf die Neugersdorfer Strohbilder wird unten gesondert eingegangen. Im außereuropäischem Ausland steht wohl die Volksrepublik China mit der Produktion von Strohmosaikarbeiten - insbesondere von kleinen beklebten Schachteln, aber auch von Weihnachtsbaumschmuck für den Export - an erster Stelle, wenn auch in den letzten Jahren ein Qualitätsverlust festzustellen ist. Abb. 12: Seitenteil eines Kästchens mit Strohintarsien. Kriegsgefangenenarbeit. Hammerstein 1944 (s. Abb. 112) 15,2 x 8 cm Aus Indonesien und Südindien sind insbesondere die Strohmosaikbilder mit den typischen Landschaften teilweise über die ehemalige DDR nach Deutsch- land gelangt. Aus Java kennen wir die Strohmosaikbilder mit den charakteristi- schen tanzenden Figuren, ein Motiv, das bei entsprechender Beleuchtung der strohgoldenen Oberfläche besonders lebendig wirken kann. In Mexiko sind es die Strohmosaikarbeiten der Indianer mit ihren eigenartigen Farben, die als Reiseandenken über die Touristen ihren Weg durch die Welt machen. Aus Uganda und Kenia überwiegen die Strohbilder aus geplätteten und mit Farbe bemalten Blättern der Bananenstaude. Ihnen fehlt der Glanz des Getreide- strohs. Sie sind aber wegen ihrer abstrahierenden Darstellung dörflicher Moti- ve in verschiedenen Brauntönen und Schwarz reizvoll und aufgrund ihrer Ei- genartigkeit den Ländern leicht zuzuordnen. Während in diesen beispielhaft aufgeführten Gegenden die Strohmosaikarbei- ten als Handelsware dienen, kann man in Deutschland aus eigener Herstellung - abgesehen von den erwähnten unter besonderen ökonomischen Bedingungen in der ehem. DDR entstandenen Arbeiten - wohl kaum neue Ware dieser Art finden. Vereinzelt wird versucht, zur Überlieferung der alten kunsthandwerkli- chen Fertigkeiten die Strohmosaikarbeiten in speziellen Arbeitskreisen zu pfle- gen. 1986 wurde in der Zeitschrift „Volkskunst“ unter diesem Aspekt über „Berchtesgadener Strohklebeschachteln“ berichtet. Auch in manchen Strafge- fängnissen werden noch Strohintarsien zum Verkauf hergestellt, z. B. in Öster- reich im Strafgefängnis Stein bei Krems an der Donau.
  • 21. 20 3. Herstellung von Strohintarsien in einem Kunstgewerbebetrieb - Strohbilder aus Neugersdorf - Auf die Produktion von Strohbildern in der ehem. DDR in Neugersdorf (Sach- sen, Oberlausitz) soll hier näher eingegangen werden, um die einzelnen Ar- beitsschritte im Rahmen einer organisierten Herstellung beispielhaft festzuhal- ten. Entsprechende Fakten konnten aus anderen Ländern, in denen ebenfalls Strohbilder und andere Strohklebearbeiten in kunsthandwerklichen Gewerbe- betrieben zumindest bis 1990 erstellt wurden (z.B. in Polen und in zahlreichen Ländern der Sowjetunion) bisher nicht ermittelt werden. Abb. 13 und 14: Strohbilder aus Neugersdorf (ehem. DDR). Um 1974. 19,5 x 41,5 cm Anfang der 60er Jahre gründete der Neugersdorfer Kunsterzieher und Ge- brauchsgrafiker Paul Stephan in Neugersdorf einen Handwerksbetrieb für Kunstgewerbe. Er spezialisierte sich vor allem auf „Strohbilder“, wie die gän- gige Bezeichnung lautete. Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte Paul Stephan mit seiner Ehefrau Ursula zuvor in einer Krankheitsphase als Heimar-
  • 22. 21 beiter für einen entsprechenden kleinen Betrieb in Dresden erworben, in dem Strohbilder einfachster Art - einfache Blumenmotive und primitive Landschaf- ten, geschnitten aus geplättetem Stroh und geklebt auf schwarzes Velourpapier - hergestellt wurden. Paul Stephan war mit seinen wesentlich anspruchsvolleren Bildern nach eigenen Entwürfen (zum Beispiel Strohbilder nach bekannten Bauwerken) bald so erfolgreich, daß er zur Befriedigung der Nachfrage auf weitere Arbeitskräfte angewiesen war. 1968 kam es zu einer vertraglichen Vereinbarung der Firma Paul Stephan und den Vereinigten Gesundheitseinrich- tungen Löbau - und in diesem Zusammenhang mit dem Fachkrankenhaus für Psychatrie und Neurologie Großschweidnitz -, aufgrund derer in der Firma Paul Stephan 20 Arbeitsplätze für Rehabilitanden geschaffen wurden. 1969 war der Betrieb auf ca. 55 Beschäftigte angewachsen. Das Planziel gegenüber dem des Jahres 1968 sollte in diesem „Jubiläumsjahr“ der DDR um 110 000 Mark höher liegen. 1970 verlieh die Handwerkskammer des Bezirkes Dresden dem Firmeninhaber eine Urkunde mit folgendem Wortlaut: HERRN Paul Stephan STROHINTARSIEN NEUGERSDORF WIRD FÜR HERVORRAGENDE LEISTUNGEN IM HANDWERK ZUR STÄRKUNG DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK DIESE URKUNDE VERLIEHEN. Abb. 15: Strohbild aus Neugers- dorf (ehem. DDR). Um 1974. 20 x20 cm Mittlerweile standen fast 300 verschiedene Motive von Stadtwappen, histori- schen Bauwerken sowie Mahn- und Gedenkstätten in der Produktion zum Ab- ruf bereit. Künstlerische Gestalter der Bilder in dieser Zeit waren neben Paul Stephan auch sein Sohn Lutz und die ehemalige Modegestalterin Eva Seidel, die seit 1964 dem Betrieb angehörte und Rosemarie Häntsch - insbesondere als Gestalterin von Stadtwappen, während Ursula Stephan den wirtschaftlichen Fragen des Betriebes vorstand. Aus späterer Zeit sind die freischaffende Volkskünstlerin Herta Rehm - insbesondere mit Zeichnungsentwürfen von christlichen Motiven und Mär- chenmotiven - und für Auftragsarbeiten und Erstgestaltung Elke Bahr und Irmgard Israel aus Neugersdorf bekannt. Mit Strohbildern wurden auch Eh-
  • 23. 22 rengäste der DDR in Berlin, Leipzig, Dresden und Weimar beschenkt. Auslän- dische Delegationen erhielten als Erinnerung ein Strohbild mit dem Motiv des Berliner Rathauses und dem Stadtwappen der Hauptstadt. Botschaften wurden mit Sonderanfertigungen ausgestattet. Der Betrieb war regelmäßig auf der Leipziger Messe vertreten. 1972 wurde der Betrieb verstaatlicht und zunächst Paul Stephan zum Betriebsleiter des nunmehr „volkseigenen Betriebes“ er- nannt. Der Firmenstempel auf der Rückseite der Strohbilder lautete nun nicht mehr Paul Stephan, sondern „VEB Bild u. Souvenir mit geschützter Werkstatt 8706 Neugersdorf.“ Da mit den Strohbildern Exporterlöse zu erzielen waren, wurde der Betrieb ständig weiter vergrößert. 1974 arbeiteten - folgt man Zei- tungsberichten - u.a. 105 Rehabilitanden für den Betrieb. Abb. 16 und 17: Strohbilder aus Neugersdorf (ehem. DDR). Um 1985. 41,5 x 18,5 und 31,5 x 22,5 cm Exportiert wurde nach der Bundesrepublik Deutschland, nach Frankreich, Österreich und in geringem Umfang nach der Schweiz, den Niederlanden, Skandinavien, Japan und den USA. Mitte der 70er Jahre waren bis zu 220 Personen im Betrieb beschäftigt. Außer Strohbildern und zeitbezogenen Stroh- arbeiten wie Weihnachtssterne - es werden als Jahresproduktion in Heimarbeit 200 000 Strohsterne genannt - produzierte man unter anderem auch
  • 24. 23 sogenannte Blütenbilder aus gepreßten Pflanzen, kunstgewerblich Siebdrucke und Wechselrahmen. Den wirtschaftlichen Hauptanteil der Produktion bildeten aber stets die Strohbilder. 1980 wurde die Familie Stephan aus ihrem verstaat- lichten Betrieb entfernt. 1983 wurde der Betrieb dem Dresdner „VEB Künst- lerpuppen“ angegliedert, die gerahmten Strohbilder sind nun auf der Rückseite gestempelt mit „VEB Künstlerpuppen Dresden Werk 2 VEB Bild und Souve- nir 8706 Neugersdorf“. Mit Beginn der 80er Jahre war die traditionelle Hand- arbeit immer mehr zu Gunsten einer besser planbaren industriellen Fertigung eingeschränkt worden. Steigende Kosten und ein immer größerer Verwaltungs- aufwand sowie mangelhafte künstlerische und wirtschaftliche Entscheidungen machten den Betrieb Ende der 80er Jahre unrentabel, obwohl von manchen Motiven mehrere Tausend Stück verkauft wurden. Der Einheitsverkaufspreis der Strohbilder zum Beispiel mit historischen Bauten (19,5 x 41,5 cm) war 20 Mark. Nach Angliederung des Betriebes an den VEB Künstlerpuppen Dresden kosteten die Strohbilder zum Beispiel aus den Serien Tier- und Märchenbilder (ca. 22,5 x 31,5 cm) 35,50 Mark. Der Betrieb hat die „Wende“ nicht überlebt. Abb. 18: Strohbild aus Neugersdorf (ehem. DDR). Um 1985. 31,5 x 22,5 cm Vom Entwurf bis zum fertigen Strohbild war ein recht komplizierter technolo- gischer Prozeß abzuarbeiten. Der Arbeitsaufwand war enorm groß. Versuche, den Herstellungsvorgang maschinell, etwa durch Stanzen von Strohteilen, zu unterstützen, schlugen wegen der Sprödigkeit des Materials fehl. Aus ökono- mischen und praktischen Gesichtspunkten mußte mit möglichst wenigen Stroh- teilen ausgekommen werden. Die Arbeit am Entwurf schildert Irmgard Israel anschaulich wie folgt: „Ich fertigte von dem gewünschten Motiv eine Zeichnung an. Dazu nahm ich ein
  • 25. 24 Foto oder zum Beispiel bei den Märchen eine vorhandene Skizze (Herta Rehm) und setzte diese in Stroh um mit Hilfe von Strohfärbung und Strohver- lauf. Dabei mußte darauf geachtet werden, daß technisch alles nachvollziehbar ist. Auf meiner Zeichnung durfte ich auch nur alles Wesentliche aufzeigen, damit es machbar blieb. Ich zerlegte sozusagen das Motiv in einzelne Teile. Diese übertrug ich dann auf Material für Schablonen, zunächst stand nur Pappe zur Verfügung, später Plaste. Nun wurden die Schablonen exakt, wieder mit einer Schere, ausgeschnitten und mit Angaben für Strohfärbung und Strohver- lauf versehen. Anschließend probierte ich das „Werk“ selber aus und fertigte Muster an. Außerdem erstellte ich eine „Klebehilfe“, mit welcher sich die Kol- leginnen Zeichen auf das Velourpapier machen konnten, um beim Aufkleben die richtigen Stellen zu treffen. Das Muster fertigte ich mit der „Stopuhr“ an, um eine vorläufige Arbeitsnorm zu finden. Manchmal dauerte so ein Entwurf nur ein paar Stunden, aber es konnte auch eine ganze Woche vergehen, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.“ Zur Herstellung der Strohbilder benötigte man geeignetes, insbesondere unge- spritztes Stroh. Dazu wurden von dem Betrieb ca. 2 Hektar Roggen mit einem alten Mähbinder geerntet und mit einer ebenso alten Stiftdreschmaschine aus- gedroschen, um unbeschädigte Halme zu erhalten. Abb. 19: „Strohernte“ 1982 für VEB Bild und Souvenir Neugersdorf mit einem alten Mähbinder, mit dem man unbeschädigte Halme für die Strohintarsienbilder gewinnen konnte Für die Einlagerung sorgten Heimarbeiter, bei denen eine entsprechende Scheune vorhanden war. Sie schnitten die Halme in gleichmäßige Längen und bündelten sie. Diese Aufgabe wurde in den letzten Jahren des Betriebes
  • 26. 25 zum Teil auch in einer Strafvollzugsanstalt in Dresden erledigt. Die Bündel wurden dann in einem einfachen Backofen geröstet, damit die Strohhalme verschiedene Brauntöne erhielten, oder sie wurden weiß gebleicht. Dann waren die „Strohplattenkleber" an der Reihe. Sie mußten die einzelnen Halme der Länge nach aufschneiden, sie bügeln und dann auf dünnes Papier nebeneinan- der ohne Lücken aufkleben. Dabei mußten die Farbtöne sortiert werden. An- schließend kamen die Strohplatten in eine Presse zum Trocknen. Damit lag das Ausgangsmaterial für die Strohbilder, die Strohplatte mit einer Länge von ca. 22 cm und einer Breite von ca. 16 cm, vor. Die Verantwortung für die einzelne Strohplatte dokumentierten die Plattenkleber mit ihrem Namensstempel auf der Rückseite. Mit Hilfe der in Handarbeit vervielfältigten Schablonen zeichneten nun andere Beschäftigte die Einzelteile der Bilder auf die Rückseite der Stroh- platten und schnitten sie mit einer spitzen Schere aus. Dabei mußte auf die Strohfärbung ebenso wie auf den Verlauf der Halme geachtet werden. Die vorgefertigten Teile wurden dann in der Regel durch andere Personen nach Bildmuster und der „Klebehilfe“ auf Velourpapier geklebt. Zuletzt wurden die Bilder gerahmt. Der größte Teil der Arbeit wurde in Heimarbeit durchgeführt. Aufträge und Material wurden wöchentlich oder zweiwöchentlich an die Heimarbeiter aus- gegeben und die fertige Arbeit entgegengenommen. Heimarbeiter aus Neu- gersdorf und unmittelbarer Umgebung kamen dazu in den Betrieb, weiter ent- fernt wohnende wurden mit Kleintransporter angefahren. Es war generell Lohnarbeit im Leistungslohn (Akkord). Dazu wurden für jeden technologi- schen Arbeitsgang Normzeiten erarbeitet und monatlich abgerechnet. Der Vertrieb erfolgte in der DDR durch die damaligen Sozialistischen Groß- handelsbetriebe Kulturwaren und im Export durch den Außenhandelsbetrieb Demusa Suhl. Abb. 20: Strohbild aus Neugersdorf (ehem. DDR). Um 1985. 31,5 x 22,5 cm
  • 27. 26 III. Ausstellungen und Literatur Im Jahr 1991 ist das Interesse an Strohintarsienarbeiten durch eine Ausstellung in Paris belebt worden. Diese Ausstellung hatte dann das Österreichische Museum für Volkskunde in Wien für die Zeit vom 23. September 1993 bis 9. Januar 1994 in Rahmen des Programms der gemischten Kulturkomitees Österreich - Frankreich übernommen. Es war die erste - und wohl bisher einzige - Ausstellung, die sich ausschließlich mit Strohintarsia - und zwar aus Europa, vorwiegend aus Frankreich - befaßt hat. Das zu der Ausstellung erschienene Begleitheft in französischer Sprache wurde zu der Ausstellung in Wien mit einer Übersetzung ins Deutsche in Form einer Beilage versehen. Auf 24 Seiten mit durchweg farbigen Abbildungen wird zunächst eine kurze Einführung in die Technik der Strohintarsien gegeben. Dann wird der Ver- such gemacht, Licht in das Dunkel der Geschichte der Strohintarsien zu bringen. Das Begleitbuch befaßt sich entsprechend der Ausstellung mit kunsthandwerklich hochwertigen Gegenständen bis in das 19. Jahrhundert; das 20. Jahrhundert ist nur mit wenigen Erneuerungsbestrebungen in Frankreich belegt (ISBN 2-9506311). Von Lison de Caunes und Serge Goldszal, die selbst eine umfangreiche Sammlung von Gegens- tänden mit Strohintarsien aus den vergangenen Jahrhunderten besitzen und die die zuvor genannte Ausstellung in Paris und Wien aufbereitet hatten, ist 1993 in französischer Sprache das Buch „LA MARQUETERIE DE PAILLE“ im Verlag Les Editions de l`Amateur, Paris, erschienen. Das Buch kann zur Zeit als das Standardwerk zu diesem Gebiet bezeichnet werden. Auf 192 Seiten mit 152 Abbildungen wird wesentlich ausführlicher das dargestellt, was in dem Begleitheft zu der Ausstel- lung in Paris und Wien nur kurz angesprochen werden konnte. Am Schluß des Buches werden Museen in Frankreich, England, Belgien, Deutschland, Österreich, Italien, in der Schweiz und in der ehem. Sowjetunion (Kiew, Moskau, Riga) und in den USA genannt, in deren Sammlungsbe- stand die Autoren Strohintarsienarbeiten ermittelt haben. Allerdings sind auch hier nur spärliche Hinweise auf Gegenstände aus dem 20. Jahrhundert zu finden. Zum Inhalt s. Abb. 21. (ISBN 2-85917-146-0). Zu der genannten Ausstellung sind Besprechungen erschienen:  Klaus Beitl, „Stroh-Intarsia“, Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 1993, 315-316  Helga Högl, Strohintarsien. Sammler-Journal 1994, 1703-1704 (Heft12). Im Buch von Heinz-Peter Mielke, KRIEGSGEFANGENENARBEITEN AUS ZWEI JAHRHUNDERTEN, Viersen 1987, sind u.a. Strohintarsienarbeiten von Kriegsgefangenen, vorwiegend aus den napole- onischen Kriegen, insbesondere aus Beständen englischer Museen (City Museum Peterborough und Museum in Luton) umfangreich abgebildet. Zu Strohklebearbeiten in Berchtesgaden:  Josef M. Ritz, Datierte Volkskunst. Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1959, 162-164;  Manfred Bachmann, Berchtesgadener Volkskunst (Abb. 31-35). VEB E. A. Seemann Verlag Leipzig und Rosenheimer Verlagsanstalt, Rosenheim 1986;  Gertud Benker, nach Angaben von Maria Dreyer, Berchtesgadener Strohklebeschachteln. Volkskunst 3/1986, 49-52. Es wird die Herstellung von Strohintarsien beschrieben. Anleitungen zu Strohintarsienarbeiten:  Hertha und Herbert Kürth, Werken mit Stroh (S. 38, 39). Rudolf Arnold Verlag Leipzig. 8. erw. und verb. Auflage 1968.  Milli von Socher, Kempers großes Stroh-Arbeitsbuch. Kemper Verlag Heidelberg. 1968.  Susanne Ströse, Stroh-Intarsien. Don Bosco-Verlag. München 1978.  Christel Claudius, Stroh-Intarsien. Otto Maier Verlag Ravensburg. 1980.
  • 28. 27  Karl Kracht, Stroh-Intarsien-Bilder aus ungefärbtem Naturstroh. Frech-Verlag Stuttgart. 2. Auflage 1980. Ältere Literatur  Zum Färben von Stroh im 18. und 19. Jahrhundert s. Anhang 2. und 3.  „Über Stroharbeiten“ in: „Zweites Toiletten-Geschenk für Damen“ (Außentitel). „Ein Jahr- buch für Damen. 1806“ (Innentitel), S. 166-169. Leipzig bei Georg Voß. Abb. 21: Inhaltsverzeichnis aus: Lison de Caunes und Serge Goldszal, LA MARQUETERIE DE PAILLE, Paris 1993 (s. o. unter III.)
  • 29.  Zu Seite 29: Abb. 22 bis 27: Deckel von Dosen mit Strohmosasik. Links: Weißrußland, Brest (s. Abb. 133). Rechts: Ukraine, Kiew (s. Abb. 152). Um 1991.  13,5 cm
  • 30. Zum Bildteil wird wegen des zwischenzeitlich stark erweiterten Materials auf die gesondert veröffent- lichten Bildtafeln Teil 1 – Europa – und Teil 2-Afrika, Amerika, Asien verwiesen 29 Zweites Kapitel Bildteil
  • 31. 138 ANHANG 1. Grundmuster für Strohintarsien Abb. 242: Strohplatten. Sie sind für viele Strohintarsienarbeiten Grundmaterial. Strohhalme werden zuvor in heißem Wasser eingeweicht, dann der Länge nach mit einer spitzen Schere oder einem schar- fen Messer aufgeschlitzt und von beiden Seiten geplättet (Bügeleisen, Falzbein), gerade geschnitten und lückenlos nebeneinander auf dünnes Papier geklebt und anschließend gepreßt. Die Strohhalme können zuvor gebleicht werden (z.B. 30%iges Wasserstoffsuperoxyd, für goldgelbe Färbung unter Zugabe von etwas Ammoniak). Verschiedene Gold- und Brauntöne werden durch Hitze- einwirkung (Bügeleisen, Backofen) erreicht. Zur sonstigen Färbung werden heute Stoffarben und wasserlösliche Holzbeizen verwendet (Strohhalme stehend in einer weithalsigen Flasche mit Verschluß). Zum Färben in früherer Zeit siehe Seite 140, 141. Abb. 243: Strohplatten dieser Art werden für Flächenmuster aus verschobenen Streifen erstellt: Mehrere Strohplatten verschiedener Färbung werden quer zur Laufrichtung des Strohs in Streifen gleicher Länge geschnitten. Diese Streifen werden farblich abwechselnd wieder nebeneinander auf dünnem Papier zu einer neuen (gestreiften) Strohplatte geklebt. Diese wird in Laufrichtung des Strohs in schmale Streifen zerschnitten. Die Streifen werden dann nach rechts oder links verschoben neben- einander entweder als Strohplatte auf dünnes Papier oder direkt auf den Untergrund geklebt (s. unten):
  • 32. 139 Abb. 244: „Treppen“effekt. Z. B. werden aus der Strohplatte Abb. 242 zur gedachten Linie in der Mitte (von links nach rechts) schräg im Winkel von 45 ° von unten nach links außen und von oben nach links außen gleich breite Streifen geschnitten und diese jeweils in unterschiedlicher Laufrichtung nebeneinandergeklebt. Abb. 245: Rhomben und Rhom- boide in unterschiedlicher Laufrichtung des Strohs Abb. 246: Rhomben in unter- schiedlicher Laufrichtung des Strohs (s. Abb. 247) Abb. 247: Puderdose mit Strohintarsien (s. Abb. 246). Polen . Um 1990. 7 x 8 cm
  • 33. 140 2. Auszug aus Krünitz’s Encyclopädie Teil 176, S. 65 ff aus dem Jahr 1841
  • 34. 141 3. Auszug aus: Johann Melchior Crökern, Der wohl anführende Mahler (S. 454 ff zum Färben von Stroh). Jena 1743 ... S. 459...