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Die Biofarm der Königsfamilie, des Maharaja von Karauli Reisebericht über Rajastan, Indien Februar 2014 Johann HUMER
1. Die Biofarm der Königsfamilie, des Maharaja von Karauli
Reisebericht zur Landwirtschaftlichen Fachreise der LK Niederösterreich nach Indien
vom 18. – 27. Februar 2014 verfasst von
DI. J. HUMER, LK NÖ
Die Betriebszweige der Bioplantage des Maharaja von Karauli sind folgende:
Hühner: 8 verschiedene Hühnerrassen mit Eierproduktion
Pferdegestüt: mit 5 Stuten
Milchproduktion für Süßigkeitsgaben (weiße Kugeln) die in Hindu-Tempeln an Gläubige
verschenkt werden
Ackerbau mit Raps, Weizen, Hirse, Ackergrünfutter
Der Milchviehbetrieb besteht aus einem Freilaufstall mit 35 Kühen mit Rohrmelkanlage.
Zebu – Wasserbüffelkreuzung
Grünfutter in Schneidmaschine
Hirse und gehächseltes Grünfutter
Verfüttert wurde am Vormittag des 24.Feber 2014 eine händische Mischung von trockener
gehäckselter Hirse und lattich-ähnlichem Grünfutter, das mit einer händischen
Futterschneidmaschine, wie bei uns früher Futter geschnitten wurde. Die Futterkomponenten
werden in Körben am Kopf zum Barren getragen und dort händisch mit bloßen Händen gemischt.
Die Hirse vom überdachten Lager wird vorher mit Reitern gesiebt. Die dort relativ festen Kuhfladen
werden ebenfalls mit Körben am Kopf aus dem Stall getragen. Gereinigt wird der Boden mit langen
Reisbesen. Der Viehbestand bestand aus Kreuzungs- und Reintypen von Zebu und Wasserbüffel.
ZUR INFO: Das Zebu oder Buckelrind (Bos primigenius indicus) ist ein im Bereich des indischen
Subkontinents domestiziertes Hausrind, das vor allem in anderen tropischen und subtropischen
2. Klimaten gehalten wird. Das Zebu ist auch der Rindertyp, den man in Indien als „“Heilige Kühe“ so gut
wie in allen Städten auf den Straßenrändern frei herumlaufend antrifft. Der Wasserbüffel (Bubalus
arnee) ist die am weitesten verbreitete und bekannteste Art der Asiatischen Büffel. Der Wasserbüffel
war im besuchten Gebiet eher häufiger als das Zebu zu beobachten.
Tägliche Milchproduktion: 100 Liter
Betriebsgröße: 200 Bighas = 50 ha (Wikipedia: Die Größe einer Bigha schwankt in Indien und Nepal
stark und wird mit zwischen 1500 und 6771 Quadratmetern angegeben. In Rajasthan entspricht ein
Bigha 2500 m².)
Besichtigung der Felder
Rapsfelder: es gibt immer 2 Ernten/Jahr, Hirse wird gern als Zweitfrucht angebaut.
Am 24.Feber 2014 erfolgte die Ernte eines Rapsfeldes mit einer Sichel durch eine einzelne junge Frau
mit etwa 20 Jahren. Auf die Frage, wie die Bezahlung einer solchen Arbeitskraft erfolgt, teilte unser
Reiseführer PRADEEP mit, dass hier die Bezahlung über die Leistung einer Gruppe, einen Familienclan
erfolgt, so dass man den Tageslohn schwer berechnen könne. Auf die Frage was vergleichsweise ein
Bauarbeiter täglich verdient war die Antwort 300 – 350 Rupien. Das sind etwa 4 Euro. Als stehende
Hauptkulturen waren Sommerraps und Sommerweizen zu sehen. Raps wie Weizen zeigten dort ein
sehr gutes und reichliches Wachstum. Auch auf der ganzen Reise waren fast nur diese Hauptkulturen
zu beobachten. Alle auf dieser Fachreise beobachteten Raps- wie Weizen-Bestände waren sehr gut
entwickelt, fast unkrautfrei und machten einen sehr guten Eindruck. In der Regel werden aber
Mineraldünger und chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt, informierte der Reiseführer. Auf
meine Nachfrage hin, bestätigte der Reiseführer, dass in Indien die Ernte der Felder traditionell nur
Frauen auf händische Weise machen.
Der Betrieb hat einen imposanten Brunnen, mit dem die Felder bewässert werden. Der Brunnen ist
offen und ungeschützt ohne Geländer, hat ca. 4 Meter Durchmesser und ist bis zu 22 Metern Tiefe
aus Sandsteinziegeln gemauert. Der Zutritt erfolgt über eine etwa ein Meter erhöhte Plattform aus
Sandsteinplatten. Das Beregnungswasser wird mit einer nur 7 PS starken Unterwasserpumpe mit
einem zwei Zoll starken Rohr auf die Felder geleitet. Die Bewässerung erfolgte bei Raps in Form eines
leicht aufgestauten Dammes. Bei einer Kultur konnte man noch die ca. ein Meter hohen dünnen
Stangen mit Feinberegnern sehen.
3. Noch vor 5 Jahren war der Grundwasserstand auf 30 Meter Tiefe. Da es allgemein in dieser Region
seit Jahren immer dramatisch weniger regnet, ist der Grundwasserstand bisher auf 70 Meter Tiefe
abgefallen. Die Niederschlagshöhe beträgt dort heute etwa 600 mm im Jahr. Früher war sie 1000
mm. Bei Regen steigt der Grundwasserstand.
Die Ernteerträge betragen bei Weizen 8 bis 9 Quintal/Bigha, das sind nach adhoc Umrechnung 6400
bis 7000 kg/ha nach Bernhard Ratzinger. Die Rapserträge liegen demnach dort bei 2400 kg/ha. Im
biologisch gebauten Weizen fand ich Gelbklee als Durchwurchs bzw. als Untersaat. Der Betrieb baut
als Grünfutter für das Milchvieh eine Kultur an, die an Lattich bzw. Salatarten erinnert und zur
Besuchszeit etwa 10 cm Aufwuchshöhe zeigte.
Sommerweizen mit gutem Ertragspotential
4. Als Pflanzenschutzmittel werden selbst hergestellte biologische Präparate aus Kuhdung und
Buttermilch mit weiteren Zusätzen verwendet. Dabei erfolgt der Ansatz 21 Tage lang. Es werden auch
Präparate vom NIEMBAUM oder NEEM (Azadirachta indica), Wolfsmilch und Urin mit 21-tägigem
Ansatz verwendet.
ZUR INFO: Das NEEMÖL oder NIEMÖL ist auch bei uns als biologisches Pflanzenschutzmittel
zugelassen. Der wirksame Inhaltsstoff ist das insektizid wirkende AZADIRACHTIN. Er wird aus dem
NIEMÖL gewonnen, welches man aus den Samen des NIEMBAUMES presst.
AZADIRACHTIN, C35H44O16
Insektizid aus dem NIEMÖL, Der Stoff hemmt die
Larvenentwicklung zahlreicher Insekten (Ecdysonartige Wirkung), und soll für Säugetiere dagegen
relativ unschädlich sein.
Die biologischen Pflanzenschutzmittel werden mit einer Rückenspritze ausgebracht, wobei je 20 Liter
Spritzenfüllung 100 ml Präparat eingesetzt wird. Unser Reiseführer PRADEEP sagt, dass im
Gemüsebau organische Pflanzenschutzmittel noch im Probierstadium stehen. PRADEEP zeigt uns die
kugelartige Frucht eines Kanonenkugelbaumes (Couroupita guianensis). Den Saft dieser Frucht kann
man als kühlendes und erfrischendes Getränk verwenden.
Am Betrieb wird auch Kalk als Dünger verwendet.
Am Betrieb wurde bis 1970 vom Maharaja auch Fischzucht betrieben. Das heute leere
Fischzuchtbecken zeigt, dass sich die Fischzucht wegen Wassermangels nicht mehr rentiert.
Die landwirtschaftlichen Maschinen des Betriebes konnten wir nicht sehen, da sie derzeit über eine
Art Maschinenring ausgeborgt waren. Die Monsum-Regenzeit ist hier Juli und August. 2013 gab es
erstmals auch Regen bis September, was sehr ungewöhnlich ist und als Klimawandelindiz gesehen
wird.
Der Betrieb kultiviert im Gemüsegarten des Schlosses auch folgende Reihe an Gemüsearten: Salat,
Mangold, Brokkoli, Kraut, Koriander, Blumenkohl, Gurken, Tomaten, Rote Rübe, Französische
Filetbohnen (Fisolen), Erbsen und Kichererbsen.