Als Projektleiter verantworte ich die Umsetzung von individuellen Softwareentwicklungen im Auftrag unserer Kunden. Die Anforderungen sind sehr oft zahlreich und gefühlt endlos. Das zeigt sich vor allem Umfang und an der Häufigkeit der Änderungswünsche. Dazu haben die Anforderungen eine sehr stark schwankende Detailtiefe. Wie begleitet man einen Kunden bei der Umsetzung seiner Wünsche, die natürlich innerhalb einer festen Zeit und einem festen Budget realisiert werden sollen?
Der Vortrag basiert auf der Erfahrung in einem Kundenprojekt, dass als Ziel die Weiterentwicklung eines Produktes für den externen Markt zum Ziel hat. Der Ansprechpartner auf Kundenseite hatte wenig Erfahrung im Produktmanagement und dadurch Schwierigkeiten die Anforderungen so zu strukturieren um sie priorisieren zu können. Das war aber die Voraussetzung für die Definition des Projekt-Scopes und dem erforderlichen Budget.
Auf Basis eines Artikels von Dr. Monika Schubert im Objektspektrum März/April 2016 haben wir die Methode "Von der Impact Map zur User Story" in diesem Projekt angewandt, um gemeinsame mit dem Kunden einen Project-Scope definierbar zu machen, den wir im Agilen Festpreis umsetzen wollten.
Hat das Vorgehen geholfen? Welche Ansätze sind erfolgsversprechend? Welche Fehler sollte man vermeiden? Wie konnte der Kunde mit einbezogen werden und wo sah er Vorteile für sich?
1. Von der Impact Map zur User Story
Anforderungsmanagement in einem
langlaufenden Kundenprojekt
Modern RE
Tassilo Kubitz – akquinet AG
20.09.2017
2. Tassilo Kubitz
Tassilo Kubitz
• 1969 / Berlin
• Meteorologe
• 20 Jahre – IT / Softwareentwicklung / Teamleitung / Projektleitung
• Leiter Competence Center
Projektmanagement
akquinet tech@spree GmbH
3. akquinet tech@spree GmbH
• Teil der akquinet AG (IT-Beratungsunternehmen)
• Individuelle Software-Entwicklungs-Projekte
• Branchenübergreifend
• Industrie 4.0 / Enterprise Mobility, z.B.
• Produktionsplanung
• Fernwartung
• Flottenmanagement
• Flexibles Projektmanagement notwendig (von klassisch bis agil)
4. Agenda
• Das Projekt
Was bisher geschah – oder – wo entstehen die Probleme bei unklaren Anforderungen
• Die Herausforderung
Den Fehlstart vermeiden – oder – das Déjà-vu von der Komplexität der Anforderungen
• Die Lösung
Der Artikel von Dr. Monika Schubert „Von der Impact Map zur User Story“
• Die Erfahrungen
Welche Ansätze sind erfolgsversprechend? Wie konnte der Kunde mit einbezogen werden?
• Das Fazit
5. Agenda
• Das Projekt
Was bisher geschah – oder – wo entstehen die Probleme bei unklaren Anforderungen
• Die Herausforderung
Den Fehlstart vermeiden – oder – das Déjà-vu von der Komplexität der Anforderungen
• Die Lösung
Der Artikel von Dr. Monika Schubert „Von der Impact Map zur User Story“
• Die Erfahrungen
Welche Ansätze sind erfolgsversprechend? Wie konnte der Kunde mit einbezogen werden?
• Das Fazit
6. Das Projekt – was bisher geschah
• Der Auftraggeber
• ist ein traditionsreiches deutsches Unternehmen im Maschinenbau
• möchte eine Altanwendung ablösen und erweitern
• strebt eine Individuelle Softwareentwicklung an
• hat keinerlei Erfahrungen mit Agilen Vorgehensmodellen
• Vorprojekt
• 2012-2013
• Machbarkeitsstudie
• Umfang 500PT
• Hauptprojekt 2013-2015
• Ablösung der Altanwendungen
• Umfang 2500PT
7. Das Projekt – die ersten Komplikationen
• Vorprojekt 2012-2013
• Ziele
• Viele technische Schnittstellen zu Maschinen und anderen Software-Komponenten
• Interaktions-Konzepte der neuen UI als Prototypen umsetzen
• RE
• Workshops
• Personas / User Stories
• Wireframes / Style-Guide
• Usability Tests
• Schwierigkeiten (unklare Anforderungen)
• Domäne kennenlernen
• Mengengerüste beliebig
• Anforderungen als Zeilen in einer XLS
8. Das Projekt – die größeren Komplikationen
• Hauptprojekt 2013-2015
• Ziele
• Ablösung der Altanwendung und weitere Erweiterungen
• RE
• Workshops
• Personas / User Stories
• Wireframes / Style-Guide
• Usability-Tests
• Schwierigkeiten (zu viele Anforderungen)
• Rollenübergreifende Funktionalitäten
• Das Budget wurde von 2500 auf 1100 und dann auf 500PT gekürzt
• Alles sollte umgesetzt werden – nur kleiner. Kürzung – aber wie?
=> Unterschiedliches Verständnis über Inhalte von Arbeitspaketen
=> Budgetüberschreitungen durch Nachforderungen
=> Massive Eskalationen
9. Das Projekt – das Ergebnis
• Es gab ein Nachbesserungs-Budget zum Finalisieren einer Light-Variante
• Sowohl AG als auch AN haben viel Lehrgeld bezahlt
• Danach verlangsamte Entwicklung über den Wartungsvertrag…
10. Agenda
• Das Projekt
Was bisher geschah – oder – wo entstehen die Probleme bei unklaren Anforderungen
• Die Herausforderung
Den Fehlstart vermeiden – oder – das Déjà-vu von der Komplexität der Anforderungen
• Die Lösung
Der Artikel von Dr. Monika Schubert „Von der Impact Map zur User Story“
• Die Erfahrungen
Welche Ansätze sind erfolgsversprechend? Wie konnte der Kunde mit einbezogen werden?
• Das Fazit
11. Die Herausforderung – Der Start…
Die Weiterentwicklung zum Ausbau der Anwendung war zwingend notwendig,
allerdings waren sich beide Seiten einig
• nicht so, wie bisher!
• das Budget war begrenzt als auch die Termine fest
12. Die Herausforderung – den Fehlstart vermeiden
April 2016 September 2016
Die Anforderungen sind nur grob skizziert und sehr veränderlich – das Déjà-vu!
13. Agenda
• Das Projekt
Was bisher geschah – oder – wo entstehen die Probleme bei unklaren Anforderungen
• Die Herausforderung
Den Fehlstart vermeiden – oder – das Déjà-vu von der Komplexität der Anforderungen
• Die Lösung
Der Artikel von Dr. Monika Schubert „Von der Impact Map zur User Story“
• Die Erfahrungen
Welche Ansätze sind erfolgsversprechend? Wie konnte der Kunde mit einbezogen werden?
• Das Fazit
14. Die Lösung
• OBJEKTspektrum März/April 2016 Nr. 2
Modernes Requirements Management
• Von der Impact Map zu User-Storys:
Wie Stakeholder und Entwickler gemeinsam eine Strategie
verfolgen (Seite 20-25)
• Dr. Monika Schubert (Opitz Consulting)
15. Die Lösung – Von Impact Mapping zur User Story
OBJEKTspektrum 2016 Nr 2 - Dr. Monika Schubert
16. Die Lösung – Von Impact Mapping zur User Story
OBJEKTspektrum 2016 Nr 2 - Dr. Monika Schubert
17. Die Lösung – Von Impact Mapping zur User Story
OBJEKTspektrum 2016 Nr 2 - Dr. Monika Schubert
18. Die Lösung – das Zusammenspiel
OBJEKTspektrum 2016 Nr 2 - Dr. Monika Schubert
19. Die Lösung – mein Eindruck – durchweg positiv!
• Vom Großen zum Kleinen
• Mehrwert-Betrachtung
• Berücksichtigung von Prozessen
• Nutzer-Betrachtung
• Release-Planung
=> Damit könnte ich die Anforderungen zielführender steuern!
20. Agenda
• Das Projekt
Was bisher geschah – oder – wo entstehen die Probleme bei unklaren Anforderungen
• Die Herausforderung
Den Fehlstart vermeiden – oder – das Déjà-vu von der Komplexität der Anforderungen
• Die Lösung
Der Artikel von Dr. Monika Schubert „Von der Impact Map zur User Story“
• Die Erfahrungen
Welche Ansätze sind erfolgsversprechend? Wie konnte der Kunde mit einbezogen werden?
• Das Fazit
21. Die Erfahrungen – wie führt man das Tool ein?
• Der Ansprechpartner wollte
das Projekt zum Erfolg führen, fühlte sich aber alleine gelassen
=> Unterstützung bei der Erhöhung der Akzeptanz im Unternehmen
=> Einbeziehung der Zielgruppen Management und Vertrieb
• Der Ansprechpartner wollte
aktiv mitarbeiten und legte Wert auf Transparenz
=> Gemeinsame Projekt-Ablage war ein webbasiertes Collaboration-Tool
• Der Ansprechpartner wollte
alle seine Gedanken loswerden
=> Die Struktur musste alle Abstraktionsebenen abbilden
22. Die Erfahrungen – jede Menge Probleme mehr…
• Übertragung der bisher formulierten Anforderungen
in die neue Struktur war erkenntnisreich,
da das Pferd von hinten aufgezäumt werden musste
23. Die Erfahrungen - Erkenntnis #1: Das Oversizing
• Eine Anforderung ist zu klein, um eine Impact Map oder Story Map zu erstellen
• Kennzeichen
• Man denkt sich ein Geschäftsziel aus
• „es könnte sein,…“
• Beispiel
• „Erweiterung der Tabelle um Feld X“
• Erkenntnis
• Wir lassen die obere Stufe(n) bei Bedarf weg
• Die Anforderung ist wohl nicht so wichtig
A
24. Die Erfahrungen - Erkenntnis #2 – Die Vergangenheitsbewältigung
• Eine Anforderung ist sehr allgemein und zieht sich durch alles hindurch
• Kennzeichen
• Man beschreibt die ganze Zeit das bereits Vorhandene
• Bei der Suche nach dem Geschäftsziel landet man
bei einer Selbstverständlichkeitsanforderung
• Beispiel
• Benutzerberechtigungen
• Erkenntnis
• Verlagerung der Anforderung in die Kernarchitektur
• Behandlung als Selbstverständlichkeitsanforderung
A ?
25. Die Erfahrungen - Erkenntnis #3 – Die Explosion
• Eine Anforderung ist zu groß
• Kennzeichen
• Die Impact Map wird immer größer und größer
• Beispiel
• Eine Anforderung die eigentlich ein (Teil-)Geschäftsziel ist
• Erkenntnis
• Das Konzept funktioniert!
• Wir können uns bei der Ausarbeitung von Details
fokussieren
A
26. Die Erfahrungen – Eigene Erweiterungen
• Klassifikation innerhalb der Impact Map und Story Map nach Kano
=> Die Roadmap lässt sich dem Vertrieb leichter „verkaufen“
=> Selbstverständlichkeitsanforderungen sind planbar
• Iterative Schätzungen auf jeder Ebene
Neukunden
Bestandskunden
Maintenance
27. Die Erfahrungen – Zitate des Kunden
• „Das Verfahren scheint gut strukturiert – das können wir gerne mal ausprobieren“
• „Die Methode scheint geeignet zu sein, die wirklich richtigen Dinge anzugehen“
• „Das müssen wir jetzt nicht weiter betrachten, das kommt dann später“
• „Als ich unseren Plan dem Vorstand zeigte, waren alle verblüfft –
und haben ihn gleich durchgewunken“
28. Agenda
• Das Projekt
Was bisher geschah – oder – wo entstehen die Probleme bei unklaren Anforderungen
• Die Herausforderung
Den Fehlstart vermeiden – oder – das Déjà-vu von der Komplexität der Anforderungen
• Die Lösung
Der Artikel von Dr. Monika Schubert „Von der Impact Map zur User Story“
• Die Erfahrungen
Welche Ansätze sind erfolgsversprechend? Wie konnte der Kunde mit einbezogen werden?
• Das Fazit
29. Das Fazit – (1/2)
• Die Methode benötigt einiges an Einarbeitung und Erfahrung
=> Es gibt keine feste Regel, wo der Schnitt zwischen Impact Map und Story Map liegt
• Die Struktur ermöglicht es, an alles zu denken,
dieses aber nicht sofort auszuarbeiten
=> frühzeitiges Erkennen von komplexen Anforderungen
=> Iterative Schätzungen auf unterschiedlichen Ebenen
=> gezielte Vertiefung auf Basis von Nutzwertbetrachtungen
• Stringentes Rollenverständnis
=> Vermeidung von Function-Overloading
=> Sicherstellung der UX
=> Vertriebliche Stories möglich
30. Das Fazit – (2/2)
• Der umgekehrte Weg (Von der User Story zur Impact Map) ist auch möglich
=> Erleichtert das Verstehen der Kundendomäne
=> Ermöglicht das Hinterfragen von Anforderungen
• Weglassen oder Hinzunehmen?
=> Scope-Änderungen werden Transparent am Nutzen
ausgerichtet
=> Kommunikation die das Top-Management versteht
• Das Verfahren ist ein Grundbestandteil des
Produktmanagements!
31. Agenda
• Das Projekt
Was bisher geschah – oder – wo entstehen die Probleme bei unklaren Anforderungen
• Die Herausforderung
Den Fehlstart vermeiden – oder – das Déjà-vu von der Komplexität der Anforderungen
• Die Lösung
Der Artikel von Dr. Monika Schubert „Von der Impact Map zur User Story“
• Die Erfahrungen
Welche Ansätze sind erfolgsversprechend? Wie konnte der Kunde mit einbezogen werden?
• Das Fazit
32. This is the end…
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