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44
Frankfurter Presserunde®
Experten, Anwender, Berater und Anbieter
diskutierten in Berlin am Stand des Antares
Computer Verlags über die Messung und
Vermittlung von Effizienzvorteilen durch
den Einsatz von IT.
Inwiefern steigern IT-Lösungen die Effi-
zienz im „Unternehmen Krankenhaus“? Für
den IT-Bereich selbst sind über ITIL und
ITSM Methoden und Werkzeuge zur Mes-
sung vorhanden, stellte Prof. Dr. Britta
Böckmann klar. Eine spannende Frage sei
jedoch, ob die IT den Anwendern in den
Kernprozessen die erhofften Vorteile bringt,
so die Dekanin von der Fachhochschule
Dortmund, Fachbereich Informatik. Soft-
warelösungen im Markt, Orgware und nicht
zuletzt die Kompetenz der IT-Mitarbeiter
sind dazu da, eine Effizienzsteigerung her-
beizuführen, erläuterte Helmut Schlegel.
Eine Beschreibung dieser Vorzüge, so der
IT-Leiter im Klinikum Nürnberg weiter, er-
möglicht das Benchmarking-Framework,
das der Arbeitskreis kommunaler Groß-
krankenhäuser erstellt hat.
Standardisierung und Automatisierung
sind die Wegbereiter für höhere Effizienz,
sagte Christian Köth. Unter diesen Aspekten,
so der Geschäftsbereichsleiter Gesundheits-
wirtschaft bei Microsoft, hinkt unser Sektor
rund zehn Jahre hinterher. Den „Business Va-
lue“ der IT nachzuweisen, hat sich nicht nur
Intel seit langem auf die Fahne geschrieben;
Anwenderberichte, die diesen Unterneh-
menswert nachweisen, gibt es in relevanter
Zahl. Den dokumentierten Business Value
muss man dem Geschäftsführer gegenüber, in
die Vorstandsetage hinein transportieren, un-
terstrich Jens Seeliger. Die Entscheider benö-
tigen betriebswirtschaftliche, weniger die tech-
nischen Informationen … hier liegt laut dem
Strategic Relations Manager bei der Intel Di-
gital Health Group die aktuelle Herausforde-
rung. Für die einzelne Anwendung, die neue
Prozessorgeneration, den remote-managed
Desktop mag dies relativ einfach zu leisten
sein; deutlich komplexer wird es, den Nach-
weis bei Infrastrukturprojekten wie der mo-
bilen Datenerfassung zu erbringen.
Der Grad der Effizienzsteigerung, ar-
gumentierte Dr. Walter F. Müller, ist eines
der herausragenden Unterscheidungskrite-
rien für die Lösungen im Markt. In einer
Zeit, in der Entscheidern und Anwendern
die Unterscheidung von Features in ange-
botenen Produkten zunehmend schwer fällt,
ist es für Anbieter immer wichtiger, an-
hand von Prozessanalysen den Effizienz-
gewinn zu belegen. Mit entsprechenden
Produkten lässt sich die Marktposition von
Leistungserbringern – ebenso wie die Ver-
sorgung der Patienten – erheblich verbes-
sern, beschrieb der Senior Sales Director
Germany von Carestream Health. Wo be-
ginnt die Steigerung von Effizienz, wo be-
ginne ich zu messen? Und – lässt ein sol-
cher Ansatz ggf. den Menschen außen vor?
Diese Fragen warf Gerry Wallner, Mitglied
der Geschäftsleitung von Beck et al. Ser-
vices, als Advocatus Diaboli in die Runde.
IT-„Spielwiesen“
für Effizienzsteigerung
Der Druck, Kosteneinsparungen zu erzeu-
gen, ist im Gesundheitswesen immer grö-
ßer geworden; die Erwartungshaltung der
Klinikleitung ist laut dem Nürnberger
IT-Leiter, dass das Werkzeug IT hierzu Ein-
satz findet. Infrage kommen etwa die
Ressourcenauslastung in OPs und Funkti-
onsstellen sowie die Steigerung des
Patientendurchflusses. Vermeidbare Re-
dundanzen bei Daten und Tätigkeiten sind
ein weiteres plausibles Einsatzgebiet – wie
etwa beim Schreiben von Anforderungen
während der Visite am Patientenbett, die
im weiteren Verlauf nach Papier ins IT-
System eingegeben werden.
Was leistet die IT konkret im Kranken-
haus, was darf sie kosten, welche Ressour-
cen dürfen in die Abteilung fließen? Es gab
in deutschen Häusern keine verlässlichen
Zahlen, stellte die Dekanin aus der Dort-
munder FH fest. Vor diesem Hintergrund
startete die Hochschule mit einer Umfrage
unter IT-Leitern den Versuch einer Messbar-
machung. Nicht die Anzahl von Betten oder
Clients, sondern Parameter wie die Durch-
dringung eines KIS lieferte einen Gradmes-
ser – der sich in der Konsequenz nicht wirk-
lich festmachen ließ. Die Erwartung, dass IT
Schlüssige Aussagen von der Krankenhaus-IT TV Presserunde auf der conhIT 2010
Kontrovers und konstruktiv – die Presserunde zumThema Effizienzsteigerung (v. l.): Christian Köth, Geschäftsbereichsleiter Gesundheitswirtschaft, Microsoft; Helmut Schlegel,
IT-Leiter, Klinikum Nürnberg; Britta Böckmann, Dekanin, Fachhochschule Dortmund, FB Informatik; Michael Reiter, Krankenhaus-IT Journal; Jens Seeliger, Strategic Relations
Manager, Intel Digital Health Group; Dr.Walter F. Müller, Senior Sales Director Germany, Carestream Health; Gerry Wallner, Mitglied der Geschäftsleitung, Beck et al. Services
Effizienz durch IT – wie schafft man Transparenz?
45
Frankfurter Presserunde®
die Effizienz medizinischer Prozesse steigert,
ist vorhanden, so Prof. Dr. Böckmann – aber
nachweisbar ist dies bislang nicht; ein Bei-
spiel: Sind Effizienzgewinne nach Einfüh-
rung von Behandlungspfaden auf IT-Einsatz
oder aber auf begleitende organisatorische
Veränderungen zurückzuführen? In einem
Studienkreis liefern künftig Krankenhäuser
Daten an die Dortmunder FH, die ein Bench-
marking aufbauen will.
Erfolgreiche Projekte
und „Hausaufgaben“
Vor der Installation einer einheitlichen In-
frastruktur müssen im Haus oder sektor-
übergreifend die Hausaufgaben erledigt
werden, unterstrich Köth, damit eine si-
chere Ende-zu-Ende-Kommunikation mög-
lich wird. Für ein Arztportal müssen so
vorab innerhalb des Krankenhauses die Be-
rechtigungsstrukturen angelegt sein.
Die heutige Versorgung ist geprägt durch
eine Inflation von Patientendaten insbeson-
dere in der Bildgebung, erläuterte Dr. Mül-
ler. Der IT kommt bei der Steuerung der Da-
tenströme und bei der Optimierung von
Workflows eine herausragende Rolle zu. Ein
Beispiel: In der Röntgentechnologie war man
bislang auf stationäre Systeme angewiesen.
Der mobile Detektor des Anbieters kommu-
niziert im WLAN mit dem RIS; in der Not-
aufnahme, die größtmögliche Schnelligkeit
erfordert, kann nun ein Bild aufgenommen
und innerhalb weniger Sekunden ortsunab-
hängig befundenden Ärzten zur Verfügung
gestellt werden. Solche Vorteile der mobi-
len Datenerfassung am Behandlungsort –
mit mobilen Endgeräten und WLAN-Infra-
struktur – hat Intel weltweit in einer Rei-
he von Projekten umgesetzt. Spannender
als die häufig aufgestellte Rechnung ein-
gesparter Wegezeiten – mit der Frage, was
sich mit der eingesparten Arbeitszeit tat-
sächlich anfangen lässt – sind laut Seeliger
indirekte Effekte wie erhöhte Behand-
lungsqualität und Patientensicherheit. Dass
als Begleiteffekt etwa bei Vermeidung von
Fehlmedikation auch Folgekosten eliminiert
werden, liegt dabei auf der Hand ... eine
ganzheitliche Betrachtung mit weiteren er-
möglichten Diensten vermittelt dann auch
den Business Value. Die Akzeptanz, dass in
eine Infrastruktur investiert werden muss,
ist in den USA deutlich größer als in
Deutschland, wo sofort nach der sofortigen
direkten Einsparung gefragt wird, sagte der
Vertreter von Intel.
„Every fool with a tool is still a fool“
Mit diesem Sinnspruch forderte Wallner
eine „Top-Down“-Sicht – was ist denn die
Zielsetzung im Zusammenhang mit Effi-
zienzgewinnen … geht es um reduzierte
Ressourcennutzung, verminderte Kosten,
gleich bleibende oder höhere Qualität? Oh-
ne Einbezug der betroffenen Personen las-
sen sich jedenfalls keine Ziele erreichen,
so Wallner. Das prozessorientierte Denken
muss auch beim Anwender stattfinden –
mitunter wird sonst durch die Anschaffung
einer Softwarelösung ein Problem zemen-
tiert, statt dass man es löst, betonte Schle-
gel: Voraussetzung für ein neu zu errich-
tendes Haus ist ein fertiges Fundament …
in diesem Kontext die prozessorientierte
Untersuchung einer angedachten Anwen-
dungslandschaft. IT Business Alignment
muss Teil der Geschäftsführungsstrategie
sein, ergänzte Seeliger.
Die wirtschaftlichen Vorteile gesteigerter
Effizienz – verstanden als positiveres Kos-
ten-Nutzen-Verhältnis – liegen nun einmal
entweder in einer Personaleinsparung oder
Verweildauerverkürzung, griff Prof. Dr. Böck-
mann den Punkt auf. Valide Zahlen für eine
Planung fehlen hier zumeist, wie die Exper-
tin am Beispiel der Pflegeplanung ausführ-
te. Der Nutzen für Lösungen wie diese ergibt
sich allein durch eine abteilungsübergrei-
fende Implementierung. Die Ist-Analyse wird
oft übersehen, pflichtete Wallner bei; bud-
getintensive Investitionen rechnen sich häu-
fig daher nicht. Solange die IT im Unterneh-
men Krankenhaus nicht den gebührenden
strategischen Stellenwert hat, ist – so Köth –
eine Bewusstseinsschaffung für Potenziale
der Prozessoptimierung durch IT vonnöten.
Im Einzelfall gemessen, im
Großen und Ganzen geschätzt
Gemessen wird bei Einzelszenarios schon
länger, argumentierte Seeliger. Tools für
die übergreifende Analyse im Unterneh-
men fehlen allerdings. Eine Bewusstseins-
schaffung lässt sich etwa durch die „Ent-
scheiderfabrik“ und Asklepios Future
Hospital voranbringen. Auch intersektoral
ist diese Bewertung notwendig, unterstrich
Prof. Dr. Böckmann.
Die Wertschätzung der IT wird immer
dann deutlich, wenn sie nicht zur Verfügung
steht, sagte Schlegel: Ohne IT für OP-Pla-
nung und -Dokumentation wäre der OP-
Durchsatz im Klinikum Nürnberg um 20–25
Prozent geringer, zitierte er einen ehemali-
gen Anästhesie-Chef. Großkrankenhäuser, so
Schlegels Beispiel, haben ein IT-Budget von
1,5 bis 2 Prozent; 24 bis 26 Prozent hiervon
fließen in Investitionen. Der Löwenanteil hie-
raus, 75 Prozent, geht jedoch in Reinvesti-
tionen, also den Ersatz alter Systeme. Mit
dem Restbudget für Neuinvestitionen sollte
sorgfältig umgegangen werden – dies als
Überleitung zu einem
Fazit
Die strategische Bedeutung der IT muss
noch im Hinblick auf ihre Nutzeneffekte
erkannt werden, so Wallner. Der offene
Dialog zwischen Leistungserbringern und
Anbietern sowie projektbegleitendes Mo-
nitoring von Zielen, ein Benchmarking und
ganzheitliche Prozessbetrachtung sind von-
nöten, fasste Dr. Müller zusammen. IT-Bud-
gets müssen auf ein international ver-
gleichbares Niveau wachsen und ein Blick
auf die gesamte Versorgungskette bis ins
Zuhause des Patienten hat stattzufinden,
forderte Seeliger perspektivisch. Wie kön-
nen wir neue Wege finden, um in Ver-
bundkonzepten zusammenzuarbeiten und
neue Patienten zu gewinnen? Diese Fra-
gestellung schlug Köth den Leistungser-
bringern vor – neben der Klarstellung, dass
Einsparungswünsche nun einmal Investi-
tionen erfordern. Drei Szenarien sollte die
Softwareindustrie besser unterstützen, be-
tonte Schlegel: die Integration von Daten
der Medizintechnik in die IT; bei intersek-
toraler Kommunikation muss noch Inter-
operabilität geschaffen werden; und
funktionsorientierte Lösungen, etwa KIS,
müssen auf Workflowunterstützung um-
schwenken. Nur durch valide Zahlen hin-
sichtlich Effizienz lässt sich der Stellen-
wert der IT verbessern, unterstrich Prof. Dr.
Böckmann. Die Häuser sollen hierzu in
Transparenz investieren und sich einem
Benchmarking öffnen, indem sie – bei-
spielsweise an das Studiennetzwerk –
Daten liefern; die Anbieter sollten solche
Initiativen mittragen … auch wenn dies
nicht direkt dem eigenen Produkt dient.
mr

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Effizienz durch it

  • 1. 44 Frankfurter Presserunde® Experten, Anwender, Berater und Anbieter diskutierten in Berlin am Stand des Antares Computer Verlags über die Messung und Vermittlung von Effizienzvorteilen durch den Einsatz von IT. Inwiefern steigern IT-Lösungen die Effi- zienz im „Unternehmen Krankenhaus“? Für den IT-Bereich selbst sind über ITIL und ITSM Methoden und Werkzeuge zur Mes- sung vorhanden, stellte Prof. Dr. Britta Böckmann klar. Eine spannende Frage sei jedoch, ob die IT den Anwendern in den Kernprozessen die erhofften Vorteile bringt, so die Dekanin von der Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Informatik. Soft- warelösungen im Markt, Orgware und nicht zuletzt die Kompetenz der IT-Mitarbeiter sind dazu da, eine Effizienzsteigerung her- beizuführen, erläuterte Helmut Schlegel. Eine Beschreibung dieser Vorzüge, so der IT-Leiter im Klinikum Nürnberg weiter, er- möglicht das Benchmarking-Framework, das der Arbeitskreis kommunaler Groß- krankenhäuser erstellt hat. Standardisierung und Automatisierung sind die Wegbereiter für höhere Effizienz, sagte Christian Köth. Unter diesen Aspekten, so der Geschäftsbereichsleiter Gesundheits- wirtschaft bei Microsoft, hinkt unser Sektor rund zehn Jahre hinterher. Den „Business Va- lue“ der IT nachzuweisen, hat sich nicht nur Intel seit langem auf die Fahne geschrieben; Anwenderberichte, die diesen Unterneh- menswert nachweisen, gibt es in relevanter Zahl. Den dokumentierten Business Value muss man dem Geschäftsführer gegenüber, in die Vorstandsetage hinein transportieren, un- terstrich Jens Seeliger. Die Entscheider benö- tigen betriebswirtschaftliche, weniger die tech- nischen Informationen … hier liegt laut dem Strategic Relations Manager bei der Intel Di- gital Health Group die aktuelle Herausforde- rung. Für die einzelne Anwendung, die neue Prozessorgeneration, den remote-managed Desktop mag dies relativ einfach zu leisten sein; deutlich komplexer wird es, den Nach- weis bei Infrastrukturprojekten wie der mo- bilen Datenerfassung zu erbringen. Der Grad der Effizienzsteigerung, ar- gumentierte Dr. Walter F. Müller, ist eines der herausragenden Unterscheidungskrite- rien für die Lösungen im Markt. In einer Zeit, in der Entscheidern und Anwendern die Unterscheidung von Features in ange- botenen Produkten zunehmend schwer fällt, ist es für Anbieter immer wichtiger, an- hand von Prozessanalysen den Effizienz- gewinn zu belegen. Mit entsprechenden Produkten lässt sich die Marktposition von Leistungserbringern – ebenso wie die Ver- sorgung der Patienten – erheblich verbes- sern, beschrieb der Senior Sales Director Germany von Carestream Health. Wo be- ginnt die Steigerung von Effizienz, wo be- ginne ich zu messen? Und – lässt ein sol- cher Ansatz ggf. den Menschen außen vor? Diese Fragen warf Gerry Wallner, Mitglied der Geschäftsleitung von Beck et al. Ser- vices, als Advocatus Diaboli in die Runde. IT-„Spielwiesen“ für Effizienzsteigerung Der Druck, Kosteneinsparungen zu erzeu- gen, ist im Gesundheitswesen immer grö- ßer geworden; die Erwartungshaltung der Klinikleitung ist laut dem Nürnberger IT-Leiter, dass das Werkzeug IT hierzu Ein- satz findet. Infrage kommen etwa die Ressourcenauslastung in OPs und Funkti- onsstellen sowie die Steigerung des Patientendurchflusses. Vermeidbare Re- dundanzen bei Daten und Tätigkeiten sind ein weiteres plausibles Einsatzgebiet – wie etwa beim Schreiben von Anforderungen während der Visite am Patientenbett, die im weiteren Verlauf nach Papier ins IT- System eingegeben werden. Was leistet die IT konkret im Kranken- haus, was darf sie kosten, welche Ressour- cen dürfen in die Abteilung fließen? Es gab in deutschen Häusern keine verlässlichen Zahlen, stellte die Dekanin aus der Dort- munder FH fest. Vor diesem Hintergrund startete die Hochschule mit einer Umfrage unter IT-Leitern den Versuch einer Messbar- machung. Nicht die Anzahl von Betten oder Clients, sondern Parameter wie die Durch- dringung eines KIS lieferte einen Gradmes- ser – der sich in der Konsequenz nicht wirk- lich festmachen ließ. Die Erwartung, dass IT Schlüssige Aussagen von der Krankenhaus-IT TV Presserunde auf der conhIT 2010 Kontrovers und konstruktiv – die Presserunde zumThema Effizienzsteigerung (v. l.): Christian Köth, Geschäftsbereichsleiter Gesundheitswirtschaft, Microsoft; Helmut Schlegel, IT-Leiter, Klinikum Nürnberg; Britta Böckmann, Dekanin, Fachhochschule Dortmund, FB Informatik; Michael Reiter, Krankenhaus-IT Journal; Jens Seeliger, Strategic Relations Manager, Intel Digital Health Group; Dr.Walter F. Müller, Senior Sales Director Germany, Carestream Health; Gerry Wallner, Mitglied der Geschäftsleitung, Beck et al. Services Effizienz durch IT – wie schafft man Transparenz?
  • 2. 45 Frankfurter Presserunde® die Effizienz medizinischer Prozesse steigert, ist vorhanden, so Prof. Dr. Böckmann – aber nachweisbar ist dies bislang nicht; ein Bei- spiel: Sind Effizienzgewinne nach Einfüh- rung von Behandlungspfaden auf IT-Einsatz oder aber auf begleitende organisatorische Veränderungen zurückzuführen? In einem Studienkreis liefern künftig Krankenhäuser Daten an die Dortmunder FH, die ein Bench- marking aufbauen will. Erfolgreiche Projekte und „Hausaufgaben“ Vor der Installation einer einheitlichen In- frastruktur müssen im Haus oder sektor- übergreifend die Hausaufgaben erledigt werden, unterstrich Köth, damit eine si- chere Ende-zu-Ende-Kommunikation mög- lich wird. Für ein Arztportal müssen so vorab innerhalb des Krankenhauses die Be- rechtigungsstrukturen angelegt sein. Die heutige Versorgung ist geprägt durch eine Inflation von Patientendaten insbeson- dere in der Bildgebung, erläuterte Dr. Mül- ler. Der IT kommt bei der Steuerung der Da- tenströme und bei der Optimierung von Workflows eine herausragende Rolle zu. Ein Beispiel: In der Röntgentechnologie war man bislang auf stationäre Systeme angewiesen. Der mobile Detektor des Anbieters kommu- niziert im WLAN mit dem RIS; in der Not- aufnahme, die größtmögliche Schnelligkeit erfordert, kann nun ein Bild aufgenommen und innerhalb weniger Sekunden ortsunab- hängig befundenden Ärzten zur Verfügung gestellt werden. Solche Vorteile der mobi- len Datenerfassung am Behandlungsort – mit mobilen Endgeräten und WLAN-Infra- struktur – hat Intel weltweit in einer Rei- he von Projekten umgesetzt. Spannender als die häufig aufgestellte Rechnung ein- gesparter Wegezeiten – mit der Frage, was sich mit der eingesparten Arbeitszeit tat- sächlich anfangen lässt – sind laut Seeliger indirekte Effekte wie erhöhte Behand- lungsqualität und Patientensicherheit. Dass als Begleiteffekt etwa bei Vermeidung von Fehlmedikation auch Folgekosten eliminiert werden, liegt dabei auf der Hand ... eine ganzheitliche Betrachtung mit weiteren er- möglichten Diensten vermittelt dann auch den Business Value. Die Akzeptanz, dass in eine Infrastruktur investiert werden muss, ist in den USA deutlich größer als in Deutschland, wo sofort nach der sofortigen direkten Einsparung gefragt wird, sagte der Vertreter von Intel. „Every fool with a tool is still a fool“ Mit diesem Sinnspruch forderte Wallner eine „Top-Down“-Sicht – was ist denn die Zielsetzung im Zusammenhang mit Effi- zienzgewinnen … geht es um reduzierte Ressourcennutzung, verminderte Kosten, gleich bleibende oder höhere Qualität? Oh- ne Einbezug der betroffenen Personen las- sen sich jedenfalls keine Ziele erreichen, so Wallner. Das prozessorientierte Denken muss auch beim Anwender stattfinden – mitunter wird sonst durch die Anschaffung einer Softwarelösung ein Problem zemen- tiert, statt dass man es löst, betonte Schle- gel: Voraussetzung für ein neu zu errich- tendes Haus ist ein fertiges Fundament … in diesem Kontext die prozessorientierte Untersuchung einer angedachten Anwen- dungslandschaft. IT Business Alignment muss Teil der Geschäftsführungsstrategie sein, ergänzte Seeliger. Die wirtschaftlichen Vorteile gesteigerter Effizienz – verstanden als positiveres Kos- ten-Nutzen-Verhältnis – liegen nun einmal entweder in einer Personaleinsparung oder Verweildauerverkürzung, griff Prof. Dr. Böck- mann den Punkt auf. Valide Zahlen für eine Planung fehlen hier zumeist, wie die Exper- tin am Beispiel der Pflegeplanung ausführ- te. Der Nutzen für Lösungen wie diese ergibt sich allein durch eine abteilungsübergrei- fende Implementierung. Die Ist-Analyse wird oft übersehen, pflichtete Wallner bei; bud- getintensive Investitionen rechnen sich häu- fig daher nicht. Solange die IT im Unterneh- men Krankenhaus nicht den gebührenden strategischen Stellenwert hat, ist – so Köth – eine Bewusstseinsschaffung für Potenziale der Prozessoptimierung durch IT vonnöten. Im Einzelfall gemessen, im Großen und Ganzen geschätzt Gemessen wird bei Einzelszenarios schon länger, argumentierte Seeliger. Tools für die übergreifende Analyse im Unterneh- men fehlen allerdings. Eine Bewusstseins- schaffung lässt sich etwa durch die „Ent- scheiderfabrik“ und Asklepios Future Hospital voranbringen. Auch intersektoral ist diese Bewertung notwendig, unterstrich Prof. Dr. Böckmann. Die Wertschätzung der IT wird immer dann deutlich, wenn sie nicht zur Verfügung steht, sagte Schlegel: Ohne IT für OP-Pla- nung und -Dokumentation wäre der OP- Durchsatz im Klinikum Nürnberg um 20–25 Prozent geringer, zitierte er einen ehemali- gen Anästhesie-Chef. Großkrankenhäuser, so Schlegels Beispiel, haben ein IT-Budget von 1,5 bis 2 Prozent; 24 bis 26 Prozent hiervon fließen in Investitionen. Der Löwenanteil hie- raus, 75 Prozent, geht jedoch in Reinvesti- tionen, also den Ersatz alter Systeme. Mit dem Restbudget für Neuinvestitionen sollte sorgfältig umgegangen werden – dies als Überleitung zu einem Fazit Die strategische Bedeutung der IT muss noch im Hinblick auf ihre Nutzeneffekte erkannt werden, so Wallner. Der offene Dialog zwischen Leistungserbringern und Anbietern sowie projektbegleitendes Mo- nitoring von Zielen, ein Benchmarking und ganzheitliche Prozessbetrachtung sind von- nöten, fasste Dr. Müller zusammen. IT-Bud- gets müssen auf ein international ver- gleichbares Niveau wachsen und ein Blick auf die gesamte Versorgungskette bis ins Zuhause des Patienten hat stattzufinden, forderte Seeliger perspektivisch. Wie kön- nen wir neue Wege finden, um in Ver- bundkonzepten zusammenzuarbeiten und neue Patienten zu gewinnen? Diese Fra- gestellung schlug Köth den Leistungser- bringern vor – neben der Klarstellung, dass Einsparungswünsche nun einmal Investi- tionen erfordern. Drei Szenarien sollte die Softwareindustrie besser unterstützen, be- tonte Schlegel: die Integration von Daten der Medizintechnik in die IT; bei intersek- toraler Kommunikation muss noch Inter- operabilität geschaffen werden; und funktionsorientierte Lösungen, etwa KIS, müssen auf Workflowunterstützung um- schwenken. Nur durch valide Zahlen hin- sichtlich Effizienz lässt sich der Stellen- wert der IT verbessern, unterstrich Prof. Dr. Böckmann. Die Häuser sollen hierzu in Transparenz investieren und sich einem Benchmarking öffnen, indem sie – bei- spielsweise an das Studiennetzwerk – Daten liefern; die Anbieter sollten solche Initiativen mittragen … auch wenn dies nicht direkt dem eigenen Produkt dient. mr