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CAS Medienpädagogik
Modul 4: Mediendidaktik - das multimediale Lernen
“eLearning”: Geschichte Begriffe Ausprägungen
10.3.2017
Frank Weber
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[2]
Lernen mit Medien: Der Traum des Comenius?
Ziel aller Pädagogik:
Ein Lernen, bei dem “die Lehrer weniger
zu lehren brauchen, die Schüler dennoch
mehr lernen; in den Schulen weniger
Lärm, Überdruss und unnütze Mühe
herrsche, dafür mehr Freiheit,
Vergnügen und wahrhafter Fortschritt...” [1]
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Aus einer englischen Übersetzung (1672)
[3]
[4]
Ein “Neues Medium”: Lerntexte mit Bildern!
aus:“Orbis sensualium pictus”
erschienen 1658
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“Nürnberger Trichter” = scherzhafte bzw.
spöttische Bezeichnung für eine Lehrmethode,
bei der sich der Lernende nicht anzustrengen
braucht, weil ihm der Lernstoff mechanisch
beigebracht (»eingetrichtert«) wird.
Poetischer Trichter. Die Teutsche Dicht- und Reimkunst, ohne
behuf der lateinischen Sprache in VI Stunden einzugießen.
(erschienen 1647)[5]
[6]
Lernen mit Medien: Ein “Nürnberger Trichter”?
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“Neue Medien” haben es schwer...
"Wie ich alle Pflichten von den Kindern fernhalte, so nehme ich ihnen die Werkzeuge ihres
größten Unglücks: die Bücher. Die Lektüre ist die Geißel der Kindheit und dabei fast
die einzige Beschäftigung die man ihnen zu geben versteht."
5
Aus: Rousseau, Jean-Jacques (1993): Emile oder über die
Erziehung. Stuttgart: Reclam (= Universal-Bibliothek).
Roman stammt ursprünglich aus aus dem Jahre 1762
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“Neue Medien” haben es schwer...
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Quelle: http://de.slideshare.net/netexplorer/neue-medien-zwischen-euphorie-und-skepsis?ref=http://lern-welten.ch/author/admin/#btnNext
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“Neue Medien” haben es schwer...
Um welches “neue Medium” geht es hier?
“Die Pädagogen, die - - - - in ihren Unterricht einführten, wurden zu Beginn mit
Berufsverbot belegt (..) - - - - - machte sozial-kommunikative Unterrichtsprozesse
möglich, die imVergleich zum herkömmlichen Unterricht (...) als subversiv erlebt
wurden.”
7
Aus: Wagner, Wolf-Rüdiger (2004): Medienkompetenz
revisited: Medien als Werkzeuge der Weltaneignung:
ein pädagogisches Programm. München: kopaed
Lösung: Die Wandtafel!
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“Neue Medien” haben es schwer...
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Jean-Marc Côté / um 1900: Aus einer Postkarten-Serie Frankreich im Jahr 2000
Quelle: http://publicdomainreview.org/collections/france-in-the-year-2000-1899-1910/
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eLearning:Wurzeln [13]
•Lernmaschinen
•Distance Education (Fernlernen)
Wurzeln liegen in den Fernkursen welche in USA, F, D, und UK ab ca. Mitte des 19. Jhds.
entstanden sind.
=> ermöglichte Weiterbildung trotz Entfernung oder Berufstätigkeit.
•Telelearning (Telelernen)
in den USA bereits in den 1940ern => Nutzung der TV-Technologie für das Lernen.
(Telekolleg usw.)
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Gesucht: die (perfekte) Lernmaschine
“Leserad” von Agostino Ramelli[7]
konzipiert 1588
früherVorläufer der Hypertext-Idee
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[7]
Presseys Test- und Lernmaschine 1926[8]
Maschine präsentierte Frage, User wählte aus 5 möglichen Antworten.
Zielsetzung: Lehrende von
Drill-and-Practice befreien:
“Lift from her [the teacher's] shoulders
as much as possible of this burden and
make her free for those inspirational
and thought-stimulating activities
which are, presumably,
the real function of the teacher.”
Lernmaschinen
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Quelle: http://hackeducation.com/2015/02/04/the-automatic-teacher
12. “Memex” von Vannevar Bush[9]
Juli 1945
Konzeption der Hyperlink-Idee
im Aufsatz “As we may think”.
Dokumente auf Microfilm-Basis,
die individuell miteinander verknüpft
werden können.
"There should be a tool that would enhance human memory and thinking and that
allows people to retrieve information from a computer in many of the same
ways in which retrieval is accomplished within human memory.”[10]
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[10]
Lernmaschinen
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“Memex” vonVannevar Bush[9]
Juli 1945
Konzeption der Hyperlink-Idee
im Aufsatz “As we may think”.
Dokumente auf Microfilm-Basis,
die individuell miteinander verknüpft
werden können.
"There should be a tool that would enhance human memory and thinking and that
allows people to retrieve information from a computer in many of the same ways in
which retrieval is accomplished within human memory.”[10]
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Der PC als Lernmaschine [14]
Programmed Instruction (progammierte Unterweisung, PU):
in den 50ern von Skinner/Holland entwickelt
Computer Aided Instruction (CAI) / Computerunterstützter
Unterricht (CUU):
in den 60igern:Wichtiges Grossprojekt: PLATO (Programmed Logic for Automatic
Teaching Operation)[15]
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Web Based Training (WBT)
WBT: mit der Entwicklung des Internets zu einem Massenmedium wird das CBT
vom WBT abgelöst
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[17]
Beispiel:
Grundbegriffe des
Programmierens
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eLearning
Jay Cross prägte 1998 für das
Lernen mit dem “Neuen
Medium” Internet einen
neuen Begriff:[18]
eLearning
(e-learning, E-Learning, Elearning...)
20
[19]
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eLearning: Definitionsversuche
eLearning = ein Schlagwort, es gibt keine verbindliche Definition!
eLearning = elektronisches Lernen (easy, effective, entertaining, elaborated)[20]
eLearning = “using internet technologies (...) to impact learning (..)”[21]
eLearning = Lehr- und Informationspakete (...) die auf elektronischen
Weg als Online-Produkte oder über CD-ROM angeboten werden.[22]
eLearning = “Bildungsmaßnahmen die nicht unter der kontinuierlichen
und unmittelbaren Kontrolle von Lehrenden stehen und nicht an einem
gemeinsamen Ort stattfinden, aber dennoch von einer
Bildungsinstitution durch Planung, Anleitung und Beratung unterstützt
werden”.[23]
“eLearning kann (...) definiert werden als die Anwendung von Informations- und
Kommunikationstechnologien im Lernprozess.”[24]
21
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Definition
Wir sprechen von “eLearning”, wenn ein Lernprozess durch digitale Medien
oder Werkzeuge unterstützt wird.[25]
Was heisst “unterstützen”?
•unterstützen = ermöglichen
•unterstützen = vereinfachen
•unterstützen = beschleunigen
•unterstützen = anreichern
•unterstützen = verbilligen
•unterstützen = verbessern
•...
WICHTIG: eLearning umfasst Informationen, Konzepte,Aktivitäten, Interaktionen
zwischen Menschen - und nicht nur Technologien!
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Verwandte Begriffe
“Blended Learning” = “Gemischtes” Lernen
Begriff etablierte sich 2001 nach dem Zusammenbruch des Hypes um eLearning.
Blended Learning = “(...) ein integriertes Lernkonzept, das die (..) Möglichkeiten der
Vernetzung (...) inVerbindung mit »klassischen« Lernmethoden und - medien in
einem sinnvollen Lernarrangement optimal nutzt.[26]
“eLearning 2.0”: Nutzung von Web 2.0 - Werkzeuge für Lernprozesse
CBT = Computer Based Training / WBT = Web Based Training /
NBL = Netzbasiertes Lernen / CMC = Computer Mediated Communication / CSCL = Computersupported
Collaborative Learning / Computer Assisted Instruction (CAI), Computer Based Instruction (CBI), Computer
Managed Instruction (CMI), Interactive Multimedia Instruction (IMI),Technology Based Learning (TBL),Technology
Enhanced Learning (TEL), Computer Aided Teaching (CAT), Computer Aided Instruction bzw. Computer Assisted
Instruction (CAI), Computer Aided Learning bzw. Computer Assisted Learning (CAL), Computerunterstütztes
Lernen (CUL), Computer Based Learning/ Computerbasiertes Lernen (CBL),Virtuelles Lernen, etc. usw. ...[27]
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Aufgabe 1: meine eLearning-Erfahrung(en)
Notieren Sie einige Erscheinungsformen von eLearning, vorzugsweise solche mit
denen Sie schon selbst (positive wie negative) Erfahrungen gemacht haben.
Geben Sie dabei falls möglich sowohl das Werkzeug an als auch auf welche Art
und Weise Sie damit gelernt haben.
Beispiel: Ich habe mit Hilfe eines Instruktionsvideos auf CD-Rom gelernt, wie ich
in meinem Computer ein DVD-Laufwerk einbauen kann.
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Viele unterschiedliche Ausprägungen...
•Meiner Lehrerin ein eMail schreiben
•Durchwahl und Bürostandort meines Tutors an der Uni herausfinden
•Google benutzen, um für eine Präsentation zu recherchieren
•Mir von meiner Schulfreundin über Skype die Hausaufgabe erklären lassen
•Einen Text mit einem WIKI gemeinsam verfassen
•Mir durch einVideo erklären lassen wie ich den neuen DVD-Brenner einbaue
•An einem „webinar“ (= web seminar) teilnehmen
•Dateien in die Lernplattform hoch- bzw. herunterladen
•Eine Prüfung online ablegen
•Am Computer ein Lernspiel spielen
•Ein Experiment in einem virtuellen Labor durchführen
•Eine Antwort auf eine Frage in der Newsgroup posten
•EinenVideopodcast derVorlesung anhören
•Mit einem WBT arbeiten...
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Funktionsbereiche
Drei grosse Bereiche von eLearning:
•Administration
Lernprozesse mit Hilfe digitaler Technologien administrieren / organisieren / verwalten
•Kommunikation
Über Lernprozesse mit Hilfe von digitalen Technologien kommunizieren
•Content
Lernen durch Interaktion mit digitalen Inhalten
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Lerntheoretische Ausrichtung[28]
Die drei einflussreichsten Lerntheorien der letzten Jahrzehnte:
•Behaviorismus
Lernen = ein konditionierter Reflex, wird durch Adaption erworben.
•Kognitivismus
Lernen = Resultat von Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung
•Konstruktivismus
Lernen = aktiver, selbstgesteuerter, konstruktiver, situativer und sozialer Prozess
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Übersicht Lerntheorien
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[28]
Kategorie Behaviorismus Kognitivismus Konstruktivismus
Paradigma Stimulus-Response Instruktion Konstruktion
Das Gehirn ist passiver Behälter
informations-
verarbeitendes System
geschlossenes System
Wissen wird abgelagert verarbeitet konstruiert
Wissen bedeutet
eine korrekte Input-
Output-Relation
ein adäquater interner
Verarbeitungsprozess
mit einer Situation
richtig umgehen
können
Lernziele richtige Antworten eingebettetes Wissen Problemlösekompetenz
Strategie lehren beobachten und helfen kooperieren
Die Lehrperson ist Autorität, “Dresseur” “Stoff”-vermittler
Trainer, Moderator,
Mitspieler
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“Konnektivismus” - eine neue Lerntheorie?
Lernen besteht in der Erstellung bzw. Entfernung vonVerbindungen zwischen “Einheiten”
bzw. in derVeränderung der Stärke dieserVerbindung.[29]
Kritik: Keine Lerntheorie, sondern eine pädagogische Sichtweise auf Bildung.[30]
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George Siemens
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Aufgabe 2: Meine Erfahrungen einordnen:
Verorten Sie verschiedene konkrete Ausprägungen von “eLearning”
anhand der vorgestellten Klassifizierungen. Falls eine Klassifizierung
für eine bestimmte Ausprägung nicht möglich/sinnvoll ist,
überspringen Sie sie einfach.
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Credits
[1] Comenius, Johann Amos (2000): Didactica Magna. Stuttgart: Klett-Cotta
[2] http://www.rhs-hagen.de/bilder/comenius.jpg
[3] http://www.iupui.edu/~engwft/slide19l.gif
[4] http://www.georgpeez.de/texte/images/comenius.jpg
[5] http://nuernberg.bayern-online.de/02_Tourismus/Der_Nuernberger_Trichter/
[6] http://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%BCrnberger_Trichter
[7] Niegemann, Helmut M. et al.(2004): „Kompendium E-Learning“ Berlin: Springer
[8] http://www.coe.uh.edu/courses/cuin6373/idhistory/pressey.html
[9] http://www.ps.uni-sb.de/~duchier/pub/vbush/vbush0.shtml
[10] http://www.futureofthebook.org/blog/archives/memex-1.jpg
[11] http://en.wikipedia.org/wiki/B._F._Skinner
[12] Skinner, Burrhus Frederic (1958): „Teaching Machines“ In: Science, 128. Jg. (1958), H. 3330, S. 969–977. Online im Internet: http://
apps.fischlerschool.nova.edu/toolbox/instructionalproducts/edd8124/fall11/1958-Skinner-TeachingMachines.pdf (Zugriff am: 18.09.2014).
[13] Horton,William Kendall (2000): Designing Web-Based Training. How to Teach Anyone Anything Anywhere Anytime. NewYork (u.a.):Wiley
[14] http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_virtual_learning_environments
[15] http://www.quasar.ualberta.ca/IT/research/Szabo/CMC.html
[16] http://www.teialehrbuch.de/Kostenlose-Kurse/TEIA-Internetfuehrerschein/images/6Lernen_im_WWW_Final_html_21dacb43.jpg
[17] http://www.teialehrbuch.de/Kostenlose-Kurse/TEIA-Internetfuehrerschein/images/6Lernen_im_WWW_Final_html_1266f206.jpg
[18] http://www.trainingjournal.com/tj/324.html
[19] http://www.internettime.com/admin/jay_cross_B&W.jpg
[20] Dichanz, Horst;Annette, Ernst (2002):“E-Learning - begriffliche, psychologische und didaktische Überlegungen.” In: Friedrich W. Hesse (Hrsg.): E-
Learning. Die Revolution des Lernens gewinnbringend einsetzen. Stuttgart:Klett-Cotta
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Credits II
[21] www.learningcircuits.org/2005/mar2005/rosenberg.htm
[22] http://www.bernd-schmitz.net/skripte/11_12-MM-E-Learning.pdf
[23] http://www.skripten.at/content-134-phpnukevkp.html
[24], [25] Euler, Dieter; Seufert, Sabine (Hrsg.): (2005): Learning Design: Gestaltung eLearning-gestützter Lernumgebungen in Hochschulen und
Unternehmen. St. Gallen: Institut für Wirtschaftspädagogik (= SCIL-Arbeitsbericht 5)
[26] Sauter,Annette M; Sauter,Werner (2004): Blended Learning. Effiziente IntegrationVon E-Learning Und Präsenztraining. 2.Aufl. Unterschleißheim (u.a.):
Luchterhand
[27] http://knol.google.com/k/elearning#
[28] Blumstengel,Astrid (1998): Entwicklung hypermedialer Lernsysteme. Berlin:Wiss.Verl.
[29] Siemens, George (2005): „Connectivism:A Learning Theory for the Digital Age“ In: International Journal of Instructional Technology and Distance
Learning (ITDL), (2005)Online im Internet: http://er.dut.ac.za/handle/123456789/69 (Zugriff am: 11.09.2014).
[30]Verhagen, Plon (2006): Connectivism: a new learning theory?. University of Twente. Online im Internet: http://www.surfspace.nl/nl/Redactieomgeving/
Publicaties/Documents/Connectivism%20a%20new%20theory.pdf (Zugriff am: 16.06.2010).
[31] Dittler, Martina; Gudrun Bachmann (2002): „Entscheidungsprozesse und Begleitmaßnahmen bei der Auswahl und Einführung von Lernplattformen – Ein
Praxisbericht aus dem LearnTechNet der Universität Basel.“ In: Joachim Wedekind; Katja Bett (Hrsg.): Lernplattformen in der Praxis. Münster:
Waxmann.
[32] Medosch,Armin (2011): Lernen in der Netzwerkgesellschaft. Hrsg. vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. Online im Internet: http://
pubshop.bmukk.gv.at/detail.aspx?id=423.
[33] Horton,William (2001): ABCs of WBT. Online im Internet: http://www.peoplebright.com/PDFs/The%20ABCs%20of%20WBT.pdf (Zugriff am:
11.09.2014).
[34] Wiepcke, Claudia (2006): Computergestützte Lernkonzepte und deren Evaluation in der Weiterbildung: Blended learning zur Förderung von Gender
Mainstreaming. Kovač. Hamburg.
[35] Bloh, Egon (2005): Referenzmodelle und Szenarien technologie-basierten Lehrens und Lernens (TBDL). In Lehmann, B. & Bloh, E. (2005; Hrsg.).Online-
Pädagogik, Bd. 3: Referenzmodell und Praxisbeispiele. Baltmannsweiler: Schneider, S. 47
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