Grauzone - Wissenschaft ist nicht schwarz oder weiß
1. grau
zone Wissenschaft ist nicht schwarz oder weiß
Magazin der Wissenschaftsjournalisten
an der Hochschule Darmstadt 2012
2.
3. ed i t or i a l
Grauzone – das ist nicht einfach schwarz oder weiß,
nicht gut oder böse. Das Gleiche gilt für die Wissenschaft: Neue Erfindungen und Tech-
nologien brauchen Rahmenbedingungen, damit sie nicht missbraucht werden. Doch
wer schafft diese Rahmenbedingungen? Muss ein Wissenschaftler während seiner For-
schungsarbeit schon über mögliche Folgen seiner Ergebnisse nachdenken? Trägt er
überhaupt eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft oder ist seine Forschung un-
abhängig davon?
Verantwortung in der Wissenschaft – das klingt erst einmal abstrakt, trocken und
irgendwie anstrengend. Auf den zweiten Blick ergeben sich viele spannende Themen-
felder, von der Militärforschung bis zu Tierversuchen. Diesen zweiten Blick haben die
Studierenden des Wissenschaftsjournalismus der Hochschule Darmstadt ein Semester
lang riskiert.
Warum gibt es für bestimmte Krankheiten keine Medikamente? Was hat die Wissen-
schaft mit Zusatzstoffen im Tabak zu tun? Und wer trägt eigentlich die Verantwortung
für die Forschungsergebnisse, die zum Bau der Atombombe führten? Wie bringen wir
Wissenschaft ans Kind und wie funktionieren Medikamente für Kinder?
Unsere Autoren recherchieren, hinterfragen und zeigen verschiedene Aspekte der
Verantwortung in wissenschaftlichen Disziplinen auf.
Projektpartner ist die »Vereinigung deutscher Wissenschaftler«, die nicht nur den
Druck finanzierten, sondern sich auch unseren Fragen stellten: Im Gespräch mit Ulrich
Bartosch und Reiner Braun geht es um Themen wie Nachhaltigkeit und den Sinn und
Unsinn von Forschungsgeldern.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre,
Christina Ress, Tabea Osthues
Wissenschaft ist nicht schwarz oder weiß 3
19. BERLINER W ISSENSCHAFTS-VERLAG
Stephan Albrecht, Hans-Joachim Bieber, Reiner Braun, Peter Croll,
Stephan Albrecht, Hans-Joachim Bieber, Reiner Braun,
Peter Croll, Henner Ehringhaus, Maria Finckh, Hartmut Graßl,
Henner Ehringhaus, Maria Finckh, Hartmut Graßl,
Ernst Ulrich von Weizsäcker (Hrsg.)
Wissenschaft – Verantwortung – Frieden:
50 Jahre VDW Ernst Ulrich von Weizsäcker (Hrsg.)
Wissenschaft – Verantwortung – Frieden: 50 Jahre VDW
Wie es sich für einen Rückblick gehört, beschreiben Zeitzeugen und die Archive auswertende und Zeit-
zeugen befragende Wissenschaftler, wie sich die VDW in fünf Jahrzehnten wandelte, welche Erfolge
sie feiern konnte und wie viel versandete. Aber auch wie VDW’ler als Berater von Regierungen, Par-
lamenten und den Vereinten Nationen Einfluss nehmen konnten. Mitglieder der VDW sind sicherlich
Beschleuniger für eine wachsende Weltinnenpolitik gewesen. Einige haben übergreifend für mehrere
globale Probleme nicht nur wissenschaftliche Durchbrüche erzielt, sondern auch politische Teillösungen
mit erarbeitet.
2009, 615 S., 14 Abb., geb. m. SU, UVP 30,– €, 978-3-8305-1704-7
eBook PDF 69,– €, 978-3-8305-2509-7
BWV • BERLINER WISSENSCHAFTS-VERLAG
Dieter Deiseroth, Annegret Falter (Hrsg.)
Whistleblowing im nuklear-industriellen Komplex
Dieter Deiseroth, Annegret Falter (Hrsg.)
Preisverleihung 2011 – Dr. Rainer Moormann
Hochtemperatur-Reaktoren werden von interessierten Kreisen in der Fachwelt, in der Wirtschaft und in
Whistleblower
im nuklear-industriellen Komplex der Politik bis heute dafür gerühmt, dass sie „inhärent sicher“ seien: Bei ihnen bestehe nicht das Risiko
Preisverleihung 2011 einer Kernschmelze. Nukleare Katastrophen seien also nicht zu befürchten. Mit diesem Argument wird
seit längerem der Export des Reaktortyps auch in Länder mit niedrigeren Sicherheitsstandards betrie-
ben. Dr. Moormann ist in seinen Untersuchungen demgegenüber zu dem Schluss gelangt, dass mit der
Kugelhaufen-HTR-Technologie andere, nicht minder bedrohliche Störfallmöglichkeiten und Risiken
mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt verbunden sind. Seine Hinweise begründen zudem
den Verdacht, dass wesentliche Umstände und Folgen eines Störfalls 1978 im Reaktor Jülich bisher
Rainer Moormann verschleiert worden sind.
2011, 122 S., 11 Abb., kart., 12,80 €, 978-3-8305-3021-3
BWV • BERLINER WISSENSCHAFTS-VERLAG Kombipaket Print E-Book-PDF: 19,– €, 978-3-8305-2731-2
Dieter Deiseroth, Annegret Falter (Hrsg.)
Whistleblower in der Steuerfahndung
Preisverleihung 2009 – Rudolf Schmenger, Frank Wehrheim
Rudolf Schmenger ist nicht „paranoid-querulatorisch“. Er hat nur mehr Zivilcourage als andere. Er
war als Steuerfahnder am Finanzplatz Frankfurt am Main mit Ermittlungsverfahren gegen Großbanken Dieter Deiseroth, Annegret Falter (Hrsg.)
befasst. Er wurde 2006 gegen seinen Willen von seinem Dienstherrn in den Ruhestand versetzt. Die Whistleblower in der Steuerfahndung
Zwangspensionierung erfolgte auf der Grundlage eines psychiatrischen Gutachtens. Schmenger setzte Preisverleihung 2009
sich zur Wehr. Ein Berufsgericht verurteilte den Gutachter unlängst wegen vorsätzlicher, grober Verlet-
zung fachlicher Standards. Auch das hessische Finanzministerium handelte rechtswidrig. Es versäum-
te die eigenständige Prüfung des Gutachtens. Wie Schmenger ging es noch drei Fahndern derselben
Abteilung. Zehn weitere KollegInnen, darunter Frank Wehrheim, wurden versetzt oder zu Tätigkeiten
abgeordnet, die nicht ihrer Qualifikation als Steuerfahnder entsprachen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass
sie begründete Einwände gegen eine Verwaltungsanordnung vorgebracht hatten, die sie ihrer Ansicht Rudolf Schmenger Frank Wehrheim
nach in ihren Ermittlungen gegen Großanleger in Luxemburg und Liechtenstein behinderte. In der Folge
sahen sie sich Mobbing, Schikanen und Disziplinierungsmaßnahmen ausgesetzt. – Es steht hier auch das
Beamten- und Dienstrecht in der Kritik. BWV • BERLINER WISSENSCHAFTS-VERLAG
2010, 149 S., 17 Abb., kart., 14,80 €, 978-3-8305-1756-6
Whistleblowerpreis 2003 – Den Whistleblower-Preis 2003 erhielt der Amerikaner Daniel Ellsberg – für sein Lebenswerk.
2004, 65 S., kart., 9,80 €, 978-3-8305-0973-8
Whistleblower in Gentechnik und Rüstungsforschung – Preisverleihung 2005: Theodore A. Postol / Arpad Pusztai
2006, 158 S., 12 Abb., kart., dt./engl., 17,90 €, 978-3-8305-1262-2
Whistleblower in Altenpflege und Infektionsforschung – Preisverleihung 2007: Brigitte Heinisch / Liv Bode
eBook PDF 2007, 80 S., 17 Abb., kart., 9,80 €, 978-3-8305-1455-8
BWV • BERLINER WISSENSCHAFTS-VERLAG
Markgrafenstraße 12–14 • 10969 Berlin • Tel. 030 / 841770-0 • Fax 030 / 841770-21
E-Mail: bwv@bwv-verlag.de
www.bwv-verlag.de
20. K l i n i sch e F o r s c h ung an Kindern
Studieren geht
über probieren
In Deutschland sind zu wenige Medikamente an Kindern getestet
und für sie zugelassen. Bei der Behandlung tappen die Ärzte
daher oft im Dunkeln. Um Medikamente optimal auf sie abzu-
stimmen, sind klinische Studien an Kindern notwendig.
Doch Forschung an Minderjährigen ist ein sensibles Thema.
Sie können nicht selbst einwilligen und sind dennoch
gewissen Risiken und Belastungen ausgesetzt. Außerdem ist
da noch die Angst, Kinder könnten als Versuchskaninchen
missbraucht werden.
D
ie dreijährige Leonie ist krank. Sie Das ist in Deutschland keine Seltenheit. Obwohl es kein passendes Medika-
kommt ins Krankenhaus und die Bis zu 70 Prozent der Medikamente, die ment gibt, ist Nichtbehandeln keine Op-
Diagnose ist schnell klar. Wäre Le- Kinder in stationärer Behandlung erhalten, tion. Auch in Leonies Fall nicht. Der Arzt
onie erwachsen, hätte der Arzt das pas- sind nicht für sie zugelassen. Auf Neugebo- entscheidet sich für ein Medikament, mit
sende Medikament für sie. Doch für Kin- renenstationen sind es teilweise mehr als dem er bei Erwachsenen gute Erfahrungen
der ihres Alters hat er kein zugelassenes 90 Prozent. Ambulant ist etwa jeder sech- gemacht hat. Doch wie soll er es dosieren?
Arzneimittel. Also bekommt Leonie ein ste Wirkstoff nicht für diese Altersgruppe Wäre Leonie erwachsen, wäre auch das kein
Medikament, das nur an Erwachsenen ge- bestimmt. Die Zahlen schwanken je nach Problem. Dann ließe sich die Menge, die sie
prüft und für diese zugelassen wurde. Art und Häufigkeit der Erkrankung. braucht, anhand ihres Körpergewichts be-
rechnen. Doch Kinder sind keine kleinen
Erwachsenen. Ihr Stoffwechsel und Kör-
perbau verändert sich im Laufe der Kind-
»Off-label« und »unlicensed« heit und Jugend erheblich. Die notwendige
Dosis in den einzelnen Entwicklungspha-
Beim »off-label«-Gebrauch werden Medikamente außerhalb ihres Zulassungsbe- sen schwankt dabei stark (s. Grafik). Ein
reichs angewendet. Kinder bekommen häufig Medikamente, die aufgrund ihres Al- Neugeborenes braucht beispielsweise eine
ters »off-label« sind. Entweder ist das Arzneimittel für eine andere Altersgruppe (z.B. viel geringere Dosis als man aufgrund des
18-50 Jahre) zugelassen oder Angaben zum Alter fehlen. Auch wenn der Arzt die Do- Körpergewichts annehmen würde. Säug-
sierung oder die Darreichungsform ändert, um die Behandlung dem Kind anzupas- linge und Kleinkinder hingegen brauchen
sen, spricht man von »off-label«-Gebrauch. oftmals eine überraschend hohe Menge,
Im Krankenhaus-Alltag kommen auch »unlicensed«-Medikamente zum Einsatz. damit das Medikament wirkt.
Sie wurden nicht klinisch getestet und besitzen daher keine Produktlizenz. Die nicht Also muss der Arzt festlegen, welche
zugelassenen Medikamente werden beispielsweise importiert oder in der Klinikapo- Menge des Medikaments Leonie bekommt.
theke hergestellt. Ob er diese Dosis errechnet, schätzt oder
rät, macht keinen Unterschied. Denn wis-
20 GRAUZONE
23. NEU: WELTINNENPOLITISCHE COLLOQUIEN
Ulrich Bartosch; Gerd Litfin; Reiner Braun; Ulrich Bartosch; Klaudius Gansczyk (Hrsg.) Stephan Albrecht; Ulrich Bartosch;
Götz Neuneck (Hrsg.) Weltinnenpolitik für das 21. Jahrhundert Reiner Braun (Hrsg.)
Verantwortung von Wissenschaft und Forschung Carl-Friedrich von Weizsäcker verpflichtet Zur Verantwortung der Wissenschaft – Carl
in einer globalisierten Welt Zu Ehren des am 28. April 2007 verstorbenen Physikers, Friedrich von Weizsäcker zu Ehren
Forschen – Erkennen – Handeln Philosophen und Friedensforschers Carl Friedrich von Beiträge des 1. Hamburger Carl Friedrich von
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Weizsäcker, der 1963 den Begriff „Weltinnenpolitik“ in die
öffentliche Diskussion einbrachte und sich Jahrzehnte lang
Weizsäcker-Forums
Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) diskutier- Vom 21. bis 22. September 2007 fand an der Univer-
ten 2009 über Fragen von Sicherheit und Nachrüstung, in Verantwortung für Frieden mit friedlichen Mitteln, glo-
sität Hamburg das 1. Hamburger Carl Friedrich von
Umwelt und Nachhaltigkeit, Wissenschaft und Verantwor- bale Gerechtigkeit und Bewahrung der Natur engagiert hat,
Weizsäcker-Forum statt. Es wurde getragen von der Verei-
tung, Bildung und Wissenschaft. tragen zu diesem Themengeflecht im vorliegenden Buch
nigung Deutscher Wissenschaftler gemeinsam mit der Uni-
Der Band enthält die Beiträge von Stephan Albrecht, Ger- namhafte Autoren ihre Sicht auf das 21. Jahrhundert vor:
versität Hamburg, dem Philosophischen Seminar, dem Carl
hard Barkleit, Nina Buchmann, Christopher Coenen, Ja- zu Weltwirtschaft, Weltpolitk, Weltethos und Interkulturel-
Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft
yantha Dhanapala, Christian Forstner, Klaudius Gansczyk, ler Philosophie in Anbetracht planetarischer Bedrohungen
und Friedensforschung und dem Institut für Friedensfor-
Hartmut Grassl, Manfred Hampe, Hans R. Herren, Frank durch Klimawandel, Armut, Kriege u.a.m.
schung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg.
von Hippel, Martin Ka-linowski, Konrad Kleinknecht, Ke- 376 S., 29,90 €, br., ISBN 978-3-8258-0808-2 In kritischer Würdigung der Lebensleistung, in dankbarer
vin Knobloch, Wolfgang Liebert, Klaus Mayer, Heidi Mey- Erinnerung an seine Verdienste für die veranstaltenden In-
er, Wolfgang Neef, Götz Neuneck, Frank Schilling, Jürgen Ulrich Bartosch; Jochen Wagner (Hrsg..)
stitutionen und mit dem Wunsch seine Denkansätze für die
Schneider, Jack Steinberger, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Weltinnenpolitik
aktuellen Fragestellungen fruchtbar zu nutzen, wurde ein
Manuela Welzel-Breuer, Albert Zeyer. Handeln auf Wegen in der Gefahr. Carl Friedrich Diskussionsrahmen geschaffen, der künftig regelmäßig in
400 S., 24,90 €, br., ISBN 978-3-643-11285-9 Weizsäcker zum 85. Geburtstag. Neuauflage Hamburg realisiert wird. Das Buch dokumentiert Beiträge
„Überfällige Weltinnenpolitik. Ein politisches und kompe- des ersten Forums. Ergänzend wurde ein Vortrag und ein
tentes Gegengewicht zur wirtschaftlichen Globalisierung Streitgespräch aufgenommen, die zum 91. Geburtstag Carl
fehlt bislang“, überschrieb die Süddeutsche Zeitung ih- Friedrich von Weizsäckers an der Katholischen Universi-
ren Bericht zur internationalen Tagung 1997 anlässlich tät Eichstätt-Ingolstadt entstanden sind. Ein bewegendes
des 85. Geburtstages von Carl Friedrich von Weizsäcker Zeitdokument beschliesst den Band. Die Predigt zur Trau-
in der Evangelischen Akademie Tutzing. Mit dem „Den- erfeier in Starnberg im Rahmen der Beisetzung von Carl
ker der Weltinnenpolitik“ (Die Zeit) trafen Experten aus Friedrich von Weizsäcker eröffnet – voller Zuneigung – die
Wissenschaft und Politik zusammen und diskutierten über persönliche, private Sicht des Schwiegersohnes Konrad
Chancen und Gefahren im Zeitalter der Globalisierung. Raiser auf das Leben und auf das Sterben des großen Ge-
11 Jahre nach der großen Tutzinger Tagung zur Weltinnen- lehrten.
politik erfährt die Dokumentation der dortigen Vorträge 192 S., 19,90 €, br., ISBN 978-3-8258-1769-5
eine Neuauflage.
Am 28. April 2007 ist der große deutsche Physiker, Frie-
densforscher und Philosoph im 95. Lebensjahr gestorben.
Mit dem vorliegenden Buch sind jene Texte wieder verfüg-
Beachten Sie den Fachkatalog
bar, die das direkte Gespräch mit Weizsäcker dokumen- Politikwissenschaft
tieren und seine eigenen Beiträge lebendig werden lassen. unter:
Sie unterstreichen die bleibende Gültigkeit und sichtbare
Fortentwicklung einer weltinnenpolitischen Sichtweise und http://www.lit-verlag.de/kataloge
Zielsetzung.
Mit Beiträgen von Ulrich Bartosch, Chris Brown, Seyom
Brown, Jost Delbrück, Hans Peter Dürr, Friedemann Grei-
ner, Ingomar Hauchler, Peter Hennicke, Knut Ipsen, Hans Beachten Sie den Fachkatalog
Joas, Hans Küng, Dieter S. Lutz, Hermann von Loewe-
nich, Klaus M. Meyer-Abich, Michael Müller, Franz Josef
Philosophie
Radermacher, Eugeen Verhellen, Jochen Wagner, Carl unter:
Christian von Weizsäcker, Carl Friedrich von Weizsäcker
und Ernst Ulrich von Weizsäcker.
http://www.lit-verlag.de/kataloge
288 S., 24,90 €, br., ISBN 978-3-8258-1475-5
LIT Verlag Berlin – Münster – Wien – Zürich – London
Auslieferung: D: LIT Verlag Fresnostr. 2, D-48159 Münster, Mail: vertrieb@lit-verlag.de
A: Medienlogistik Pichler-ÖBZ GmbH Co KG, Mail: mlo@medien-logistik.at CH: B + M Buch- und Medienvertriebs AG, Mail: order@buch-medien.ch
30. Bericht des Weltklimarats und forscht als merksam machen, mehrere Meinungen Ausschreibungen. Die Forscher bewerben
Ozeanograph am Leibniz-Institut für Mee- präsentieren, und ob sie deutlich machen, sich mit einem Vorschlag, wie sie an das
reswissenschaften. Doch als Politikberater wenn Erkenntnisse vage sind«. Die Ver- Problem herangehen würden und was es
sehe er sich nicht: »Ein Wissenschaftler waltungswissenschaftlerin hat bereits ge- kosten würde. Auch außeruniversitäre Ein-
braucht nicht zu glauben, dass er die Po- meinsam mit Kollegen ein Gutachten für richtungen, wie die Helmholtz-Gemein-
litiker zum Handeln bringen kann«, sagt das europäische Parlament geschrieben: schaft, beraten mittels Publikationen und
Riebesell. Für ihn seien die Bürger die trei- »Man fragt sich, wird das so verstanden, Auftragsforschung die Politik.
bende Kraft. Deshalb sehe er seine Verant- wie wir es meinen? Und was passiert mit »Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein
wortung darin, der Gesellschaft korrekte den Sachen, die wir hier aufschreiben?« Gutachten komplett von einem Minister
Informationen zu vermitteln und zu ihrem Kommunikationsschwierigkeiten sind laut gelesen wird. Dafür sind Mitarbeiter da,
Wohle zu handeln: »Das Entscheidende ist, Hustedt ein Problem der Politikberatung. die dann kanalisieren und mitteilen was
was die Gesellschaft mit den Erkenntnis- Denn nicht immer werde das, was der Wis- darin steht«, sagt Hustedt. Inwiefern das
sen macht. Die Politik wird erst auf die Äu- senschaftler für eindeutige Sprache halte, Gutachten in einzelne Fragestellungen
ßerung der Gesellschaft reagieren. Siehe in der Politik auch so verstanden. eingehe, könne davon abhängen, wie das
Fukushima.« Riebesell warnte als einer der Universitäten können die Politik durch zuständige Referat es aufnehme und wei-
Ersten vor der Ozeanversauerung als Folge Gutachten beraten. Ein Gutachten steht terkommuniziere.
des Klimawandels, doch »geschehen ist in der Regel in Verbindung mit einer Auf- Auch Ressortforschungseinrichtungen
noch lange nichts«, sagt der Forscher. tragsforschung. Dafür gibt es offizielle (RFE) forschen im Auftrag der Regierung.
Politik braucht
Wissenschaft
Trotz alldem ist gerade die Klimapolitik
abhängig von der Expertise der Forscher.
»Zum Klimawandel gab es in den 1980ern
zwei Enqueten. Vor allem die Erste galt als
sehr einflussreich für die weitere diskursi-
ve Struktur des Politikfeldes«, sagt Thurid
Hustedt, Verwaltungswissenschaftlerin
der Potsdamer Universität. Sie bestätigt,
dass der Einfluss eines Abschlussberichts
immer schwer nachzuvollziehen ist. Er
werde zwar in jedem Fall in Ausschüssen
und Plenen diskutiert. Das heiße aber
nicht, dass er in einen Entscheidungs-
prozess mit eingehe. Dennoch weiß sie:
»Die Grundtendenz ist, dass Politik wis-
senschaftsabhängiger wird. Die gute poli-
tische Entscheidung soll sowohl auf einer
Wertentscheidung, wie auch nach bestem
Wissen getroffen sein.«
Da laut Hustedt der Beratene viel we-
niger als der Berater weiß, müsse Letzte-
rer sich entsprechend verhalten und den
Sachverhalt angemessen und sorgfältig
vorbringen. Die Verantwortung habe er
gegenüber den Gremien, seiner eigenen
Disziplin und dem Beratenen.
Laut Hustedt geben Wissenschaftler
ihre Fakten nicht nur wieder, sondern in-
terpretieren sie auch in ihrem sozialen
Zusammenhang. Deshalb hängt ihrer Mei-
nung nach verantwortliches Handeln der
Berater davon ab, »wie sie ihre Ergebnisse
kommunizieren, auf Streitigkeiten auf-
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