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Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
Design-based Research:
Auftakt für eine methodologische Diskussion
entwicklungsorientierter Bildungsforschung
E-teaching.org
Themenspecial
E-Learning-Forschung
Gabi Reinmann
Zeppelin Universität
Friedrichshafen
Online-Vortrag 30. April 2014
Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
│ Design-based Research ist keine
Methode, eher ein Forschungsrahmen.
│ Ziel ist eine Forschung, mit der man
innovative Lösungen für praktische
Bildungsprobleme entwickelt und
wissenschaftliche Erkenntnisse
theoretischer Art gewinnt.
│ Entwicklungsorientierte Bildungs-
forschung als deutscher Begriff
│ Die klangliche Nähe zur empirischen
Bildungsforschung ist beabsichtigt.
│ Zwei Hoffnungsträger könnten nicht
schaden.
│ Wir sprechen wenig darüber, was
Empirie eigentlich bedeutet, und in
welchem Verhältnis die Empirie zur
Theorie und beides zur Praxis steht.
│ Wir brachen aber eine solche
methodologische Reflexion und
Diskussion.
Meine Fragen: Inwiefern ist die ent-
wicklungsorientierte Bildungsforschung
│ empirisch,
│ theoretisch,
│ praktisch und
│ kreativ?
Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
 Inwiefern ist entwicklungsorientierte
Bildungsforschung empirisch?
│ Empirie als Beobachten:
ohne theoretische Vorannahmen oder
anhand von Fragen und Annahmen 
Beschreibungen und vielleicht erste Ideen
für Erklärungen
│ Empirie als Experimentieren:
mit Theorien bzw. abgeleiteten
Hypothesen, die überprüft werden 
neben Beschreibungen auch Erklärungen
(Gesetze, Regeln)
│ Empirie als Evaluieren:
Veränderungen im Feld, deren Urheber
der Forscher nicht ist, werden beobachtet
und bewertet
│ Empirie als Entwickeln:
Veränderungen im Feld nimmt der
Forscher selber vor, implementiert und
evaluiert
│ Empirische Grundoperationen:
- rezeptiv aufnehmend:
beobachten – evaluieren
- produktiv eingreifend
experimentieren - entwickeln
Entwicklung gehört zur Besonderheit der
entwicklungsorientierten Bildungs-
forschung.
Sie arbeitet an vielen Stellen empirisch:
- bei der Analyse des Ausgangsproblems
- bei der Evaluation der Lösung
- bei der Entwicklung derselben
Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
 Inwiefern ist entwicklungsorientierte
Bildungsforschung theoretisch?
│ Theorie als Aussagesystem:
- Verknüpfung von Konzepten zur Be-
schreibung und Erklärung
- Abstraktionen mit variablem Geltungs-
bereich: empirisch überprüfbar
│ Theorie als Werkzeug:
- Beschreibungen und Erklärungen zum
Handeln und Problemlösen
- Theoretischer Status von Be-
schreibungs- und Erklärungsvorgängen
│ Bildung von Theorie:
- Unklar, wie man vor allem zu neuen
Theorien kommt
- Grounded Theory: Theorien aus
Empirie gewinnen
│ Beziehung Theorie - Empirie:
- Empirie als Theorieprüfung
- Empirie zur Theoriebildung
- Theorie als statisches Aussagesystem
- Theorie als Problemlöse-Werkzeug
Theoretische Fundierung kennzeichnet
die entwicklungsorientierten Bildungs-
forschung in mindestens zweifacher
Hinsicht:
- durch Sichtung und Nutzung von
Theorien für die Entwicklung
- durch die Generalisierung empirischer
Erkenntnisse zu lokalen Theorien oder
Gestaltungsprinzipien
Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
 Inwiefern ist entwicklungsorientierte
Bildungsforschung praktisch?
│ Ausgangsfrage aus der Praxis:
Wie kann man ein erstrebenswertes Ziel
in einem gegebenen Bildungskontext
durch eine noch zu entwickelnde
Intervention am besten erreichen?
│ Daran anknüpfende Frage:
Unter welchen Bedingungen kann die
entwickelte Intervention auch in anderen
Kontexten zum Erreichen vergleichbarer
Ziele eingesetzt werden?
│ Spannungsverhältnis:
Wie verträgt sich wissenschaftliche
Strenge (Theorie/Empirie) mit praktischer
Relevanz?
 Rolle des Empirie- und Theorie-Begriffs
│ Verzahnung: Praxis - Theorie - Empirie:
Vorläufer und Verwandte in der
- Wirtschaftspädagogik (Euler / Slonae)
- Schulpädagogik (Benner / Klafki)
- Hochschuldidaktik (Flechsig)
Geringe wissenschaftliche Resonanz von
Ansätzen, die auf praktische Problem-
lösungen abzielen:
- bisherige Vernachlässigung des „Allein-
stellungsmerkmals“ der Entwicklung als
möglicher Grund
- allmähliche Fokussierung der Ent-
wicklung vor allem in Ablaufmodellen
Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
In Anlehnung an McKenney & Reeves (2012, S. 77)
Analyse
Exploration
Entwurf Evaluation
Konstruktion Reflexion
Theoretisches
Verständnis
Implementation und Verbreitung
reifer werdende
Intervention
Idealtypische Beschreibung eines Design
Research-Zyklus
Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
 Inwiefern ist entwicklungsorientierte
Bildungsforschung kreativ?
│ Zentrale Frage:
Wie kommt man zum Neuen: neue
Theorien und innovative Interventionen?
- kreative Prozesse und/oder
- logische Schlüsse?
│ Annahme:
Abduktion als kreativer Prozess, der
Lücke füllt, die Deduktion und Induktion
hinterlassen
│ Deduktion:
Prinzip der Subsumption
z.B. beim Experimentieren 
wahrheitsübertragender Schluss
│ Induktion:
Prinzip der Generalisierung
z.B. beim Beobachten 
wahrscheinlichkeitsübertragender Schluss
│ Abduktion:
Begriff bekannt durch Charles S. Peirce
Erfinden einer neuen Ordnung für etwas
Unverständliches/Erklärungsbedürftiges
 denkender Mensch als Quelle des
Neuen
Abduktion als geeignetes Prinzip in
iterativ-zyklisch ablaufenden Problemlöse-
prozessen wie in der entwicklungs-
orientierten Bildungsforschung
- Nähe zu Deweys Pragmatismus
- Verknüpfung eines Abgleichs mit
Fakten, Gedankenexperimente und
Prüfung an der Wirklichkeit inklusive
Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
Warum so schwerfällige Überlegungen
zum Gehalt von Empirie und Theorie, zu
Deduktion, Induktion und Abduktion?
Weil eine methodologische Reflexion und
Diskussion die entwicklungsorientierte
Bildungsforschung weiterbringen könnte.
Entwicklungsorientierte Bildungsforschung
konzipiert Interventionen theoriegeleitet,
überprüft sie (Erprobung und Evaluation),
lässt Erkenntnisse in Entwicklung zurück-
fließen, gestaltet den Zyklus iterativ
 liefert der Praxis nützliche Problem
lösungen und der Wissenschaft neue
theoretische Erkenntnisse
Das wirklich Neue an der entwicklungs-
orientierten Bildungsforschung bleibt
bislang unterbelichtet und unreflektiert:
die Entwicklung des Neuen. Offen ist:
- Was sind die Teilprozesse der
Entwicklung?
- Welche weiteren Prinzipien gibt es in,
mit und neben der Abduktion?
- Wie ändert sich die Rolle des
Forschers?
Vielen Dank für
Ihre
Aufmerksamkeit!
Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org
Literatur
Benner, D. (1991). Hauptströmungen der Erziehungswissenschaft. Eine Systematik traditioneller und moderner Theorien.
Weinheim: Deutscher Studien Verlag.
Dilger, A. (2012). Rigor, wissenschaftliche und praktische Relevanz (Diskussionspapier des Instituts für
Organisationsökonomik). Münster. URL: http://www.wiwi.uni-muenster.de/io/forschen/downloads/DP-IO_03_2012.pdf
Eberle, T.S. (2011). Abduktion in phänomenologischer Perspektive. In N. Schröer & O. Bidlo (Hrsg.), Die Entdeckung des
Neuen. Qualitative Sozialforschung als Hermeneutische Wissenssoziologie (S. 21-44). Wiesbaden: VS Verlag.
Euler, D. (1996). Denn sie tun nicht, was sie wissen - Über die (fehlende) Anwendung wissenschaftlicher Theorien in der
wirtschaftspädagogischen Praxis. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 92, 350 - 365.
Euler, D. (in Druck). Design Research – ein Paradigma in Entwicklung. Erscheint in: Zeitschrift für Berufs- und
Wirtschaftspädagogik (Beiheft).
Flechsig, K.H. (1979). Leitfaden zur praxisentwickelnden Unterrichtsforschung. Göttinger Monographien zur
Unterrichtsforschung 1. Göttingen: Zentrum für didaktische Studien e.V.
Hirschauer, S. (2008). Die Empiriegeladenheit von Theorien und der Erfindungsreichtum der Praxis. In H. Kalthoff, S.
Hirschauer & G. Lindemann (Hrsg.), Theoretische Empirie (S. 165-187). Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Klafki, W. (1991). Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive
Didaktik. Weinheim: Beltz.
Kleining, G. (1986). Das qualitative Experiment. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 38, 724-750.
McKenney, S. & Reeves, C.T. (2012). Conducting educational design research. New York: Routledge.
Peirce, C. S. (1931-1935). The collected papers of Charles S. Peirce (8 Bde.). Cambridge: Harvard University Press.
Reichertz, J. (2011). Abduktion: Die Logik des Entdeckens der Grounded Theory. In G. Mey & K. Mruck (Hrsg.), Grounded
Theory Reader (S. 279-297). Wiesbaden: VS Verlag.
Reinmann, G. & Sesink, W. (2011). Entwicklungsorientierte Bildungsforschung (Diskussionspapier). URL: http://gabi-
reinmann.de/wp-content/uploads/2011/11/Sesink-Reinmann_Entwicklungsforschung_v05_20_11_2011.pdf
Reinmann, G. (in Druck) Entwicklungsfrage: Welchen Stellenwert hat die Entwicklung im Kontext von Design Research? Wie
wird Entwicklung zu einem wissenschaftlichen Akt? Erscheint in: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik
(Beiheft).
Rusch, G. (2001). Was sind eigentlich Theorien? In T. Hug (Hrsg.), Einführung in die Wissenschaftstheorie und
Wissenschaftsforschung (S. 93-116). Hohengehren: Schneider.
Sloane, P.F.E. (1992). Modellversuchsforschung. Köln: Botermann & Botermann.
Strübing, J. (2008). Pragmatismus als epistemische Praxis. Der Beitrag der Grounded Theory zur Empirie-Theorie-Frage. In H.
Kalthoff, S. Hirschauer & G. Lindemann (Hrsg.), Theoretische Empirie (S. 279-311). Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Tulodziecki, G., Herzig, B. & Grafe, S. (2014). Gestaltungs- und entwicklungsorientierte Bildungsforschung. In S. Maschke & L.
Stecher (Hrsg.), Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online. Weinheim: Beltz.

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  • 1. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org Design-based Research: Auftakt für eine methodologische Diskussion entwicklungsorientierter Bildungsforschung E-teaching.org Themenspecial E-Learning-Forschung Gabi Reinmann Zeppelin Universität Friedrichshafen Online-Vortrag 30. April 2014
  • 2. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org │ Design-based Research ist keine Methode, eher ein Forschungsrahmen. │ Ziel ist eine Forschung, mit der man innovative Lösungen für praktische Bildungsprobleme entwickelt und wissenschaftliche Erkenntnisse theoretischer Art gewinnt. │ Entwicklungsorientierte Bildungs- forschung als deutscher Begriff │ Die klangliche Nähe zur empirischen Bildungsforschung ist beabsichtigt. │ Zwei Hoffnungsträger könnten nicht schaden. │ Wir sprechen wenig darüber, was Empirie eigentlich bedeutet, und in welchem Verhältnis die Empirie zur Theorie und beides zur Praxis steht. │ Wir brachen aber eine solche methodologische Reflexion und Diskussion. Meine Fragen: Inwiefern ist die ent- wicklungsorientierte Bildungsforschung │ empirisch, │ theoretisch, │ praktisch und │ kreativ?
  • 3. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org  Inwiefern ist entwicklungsorientierte Bildungsforschung empirisch? │ Empirie als Beobachten: ohne theoretische Vorannahmen oder anhand von Fragen und Annahmen  Beschreibungen und vielleicht erste Ideen für Erklärungen │ Empirie als Experimentieren: mit Theorien bzw. abgeleiteten Hypothesen, die überprüft werden  neben Beschreibungen auch Erklärungen (Gesetze, Regeln) │ Empirie als Evaluieren: Veränderungen im Feld, deren Urheber der Forscher nicht ist, werden beobachtet und bewertet │ Empirie als Entwickeln: Veränderungen im Feld nimmt der Forscher selber vor, implementiert und evaluiert │ Empirische Grundoperationen: - rezeptiv aufnehmend: beobachten – evaluieren - produktiv eingreifend experimentieren - entwickeln Entwicklung gehört zur Besonderheit der entwicklungsorientierten Bildungs- forschung. Sie arbeitet an vielen Stellen empirisch: - bei der Analyse des Ausgangsproblems - bei der Evaluation der Lösung - bei der Entwicklung derselben
  • 4. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org  Inwiefern ist entwicklungsorientierte Bildungsforschung theoretisch? │ Theorie als Aussagesystem: - Verknüpfung von Konzepten zur Be- schreibung und Erklärung - Abstraktionen mit variablem Geltungs- bereich: empirisch überprüfbar │ Theorie als Werkzeug: - Beschreibungen und Erklärungen zum Handeln und Problemlösen - Theoretischer Status von Be- schreibungs- und Erklärungsvorgängen │ Bildung von Theorie: - Unklar, wie man vor allem zu neuen Theorien kommt - Grounded Theory: Theorien aus Empirie gewinnen │ Beziehung Theorie - Empirie: - Empirie als Theorieprüfung - Empirie zur Theoriebildung - Theorie als statisches Aussagesystem - Theorie als Problemlöse-Werkzeug Theoretische Fundierung kennzeichnet die entwicklungsorientierten Bildungs- forschung in mindestens zweifacher Hinsicht: - durch Sichtung und Nutzung von Theorien für die Entwicklung - durch die Generalisierung empirischer Erkenntnisse zu lokalen Theorien oder Gestaltungsprinzipien
  • 5. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org  Inwiefern ist entwicklungsorientierte Bildungsforschung praktisch? │ Ausgangsfrage aus der Praxis: Wie kann man ein erstrebenswertes Ziel in einem gegebenen Bildungskontext durch eine noch zu entwickelnde Intervention am besten erreichen? │ Daran anknüpfende Frage: Unter welchen Bedingungen kann die entwickelte Intervention auch in anderen Kontexten zum Erreichen vergleichbarer Ziele eingesetzt werden? │ Spannungsverhältnis: Wie verträgt sich wissenschaftliche Strenge (Theorie/Empirie) mit praktischer Relevanz?  Rolle des Empirie- und Theorie-Begriffs │ Verzahnung: Praxis - Theorie - Empirie: Vorläufer und Verwandte in der - Wirtschaftspädagogik (Euler / Slonae) - Schulpädagogik (Benner / Klafki) - Hochschuldidaktik (Flechsig) Geringe wissenschaftliche Resonanz von Ansätzen, die auf praktische Problem- lösungen abzielen: - bisherige Vernachlässigung des „Allein- stellungsmerkmals“ der Entwicklung als möglicher Grund - allmähliche Fokussierung der Ent- wicklung vor allem in Ablaufmodellen
  • 6. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org In Anlehnung an McKenney & Reeves (2012, S. 77) Analyse Exploration Entwurf Evaluation Konstruktion Reflexion Theoretisches Verständnis Implementation und Verbreitung reifer werdende Intervention Idealtypische Beschreibung eines Design Research-Zyklus
  • 7. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org  Inwiefern ist entwicklungsorientierte Bildungsforschung kreativ? │ Zentrale Frage: Wie kommt man zum Neuen: neue Theorien und innovative Interventionen? - kreative Prozesse und/oder - logische Schlüsse? │ Annahme: Abduktion als kreativer Prozess, der Lücke füllt, die Deduktion und Induktion hinterlassen │ Deduktion: Prinzip der Subsumption z.B. beim Experimentieren  wahrheitsübertragender Schluss │ Induktion: Prinzip der Generalisierung z.B. beim Beobachten  wahrscheinlichkeitsübertragender Schluss │ Abduktion: Begriff bekannt durch Charles S. Peirce Erfinden einer neuen Ordnung für etwas Unverständliches/Erklärungsbedürftiges  denkender Mensch als Quelle des Neuen Abduktion als geeignetes Prinzip in iterativ-zyklisch ablaufenden Problemlöse- prozessen wie in der entwicklungs- orientierten Bildungsforschung - Nähe zu Deweys Pragmatismus - Verknüpfung eines Abgleichs mit Fakten, Gedankenexperimente und Prüfung an der Wirklichkeit inklusive
  • 8. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org Warum so schwerfällige Überlegungen zum Gehalt von Empirie und Theorie, zu Deduktion, Induktion und Abduktion? Weil eine methodologische Reflexion und Diskussion die entwicklungsorientierte Bildungsforschung weiterbringen könnte. Entwicklungsorientierte Bildungsforschung konzipiert Interventionen theoriegeleitet, überprüft sie (Erprobung und Evaluation), lässt Erkenntnisse in Entwicklung zurück- fließen, gestaltet den Zyklus iterativ  liefert der Praxis nützliche Problem lösungen und der Wissenschaft neue theoretische Erkenntnisse Das wirklich Neue an der entwicklungs- orientierten Bildungsforschung bleibt bislang unterbelichtet und unreflektiert: die Entwicklung des Neuen. Offen ist: - Was sind die Teilprozesse der Entwicklung? - Welche weiteren Prinzipien gibt es in, mit und neben der Abduktion? - Wie ändert sich die Rolle des Forschers? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
  • 9. Gabi Reinmann – 30. April 2014 – Online-Vortrag bei e-teaching.org Literatur Benner, D. (1991). Hauptströmungen der Erziehungswissenschaft. Eine Systematik traditioneller und moderner Theorien. Weinheim: Deutscher Studien Verlag. Dilger, A. (2012). Rigor, wissenschaftliche und praktische Relevanz (Diskussionspapier des Instituts für Organisationsökonomik). Münster. URL: http://www.wiwi.uni-muenster.de/io/forschen/downloads/DP-IO_03_2012.pdf Eberle, T.S. (2011). Abduktion in phänomenologischer Perspektive. In N. Schröer & O. Bidlo (Hrsg.), Die Entdeckung des Neuen. Qualitative Sozialforschung als Hermeneutische Wissenssoziologie (S. 21-44). Wiesbaden: VS Verlag. Euler, D. (1996). Denn sie tun nicht, was sie wissen - Über die (fehlende) Anwendung wissenschaftlicher Theorien in der wirtschaftspädagogischen Praxis. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 92, 350 - 365. Euler, D. (in Druck). Design Research – ein Paradigma in Entwicklung. Erscheint in: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Beiheft). Flechsig, K.H. (1979). Leitfaden zur praxisentwickelnden Unterrichtsforschung. Göttinger Monographien zur Unterrichtsforschung 1. Göttingen: Zentrum für didaktische Studien e.V. Hirschauer, S. (2008). Die Empiriegeladenheit von Theorien und der Erfindungsreichtum der Praxis. In H. Kalthoff, S. Hirschauer & G. Lindemann (Hrsg.), Theoretische Empirie (S. 165-187). Frankfurt am Main: Suhrkamp. Klafki, W. (1991). Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. Weinheim: Beltz. Kleining, G. (1986). Das qualitative Experiment. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 38, 724-750. McKenney, S. & Reeves, C.T. (2012). Conducting educational design research. New York: Routledge. Peirce, C. S. (1931-1935). The collected papers of Charles S. Peirce (8 Bde.). Cambridge: Harvard University Press. Reichertz, J. (2011). Abduktion: Die Logik des Entdeckens der Grounded Theory. In G. Mey & K. Mruck (Hrsg.), Grounded Theory Reader (S. 279-297). Wiesbaden: VS Verlag. Reinmann, G. & Sesink, W. (2011). Entwicklungsorientierte Bildungsforschung (Diskussionspapier). URL: http://gabi- reinmann.de/wp-content/uploads/2011/11/Sesink-Reinmann_Entwicklungsforschung_v05_20_11_2011.pdf Reinmann, G. (in Druck) Entwicklungsfrage: Welchen Stellenwert hat die Entwicklung im Kontext von Design Research? Wie wird Entwicklung zu einem wissenschaftlichen Akt? Erscheint in: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Beiheft). Rusch, G. (2001). Was sind eigentlich Theorien? In T. Hug (Hrsg.), Einführung in die Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung (S. 93-116). Hohengehren: Schneider. Sloane, P.F.E. (1992). Modellversuchsforschung. Köln: Botermann & Botermann. Strübing, J. (2008). Pragmatismus als epistemische Praxis. Der Beitrag der Grounded Theory zur Empirie-Theorie-Frage. In H. Kalthoff, S. Hirschauer & G. Lindemann (Hrsg.), Theoretische Empirie (S. 279-311). Frankfurt am Main: Suhrkamp. Tulodziecki, G., Herzig, B. & Grafe, S. (2014). Gestaltungs- und entwicklungsorientierte Bildungsforschung. In S. Maschke & L. Stecher (Hrsg.), Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online. Weinheim: Beltz.