Ausstellung "der stat briefe mit laden zu ordenen"
1. …der stat briefe mit laden zu ordenen“. Ausstellung zur Geschichte des Stadtarchivs
Speyer
Das Archiv der Stadt Speyer kann ohne Frage als ältestes und traditionsreichstes kommunales
Archiv der Pfalz bezeichnet werden. Die Anfänge der schriftlichen Überlieferung gehen weit
in das Mittelalter zurück. Das früheste Dokument, das heute im Archiv verwahrt wird, ist eine
Urkunde Kaiser Friedrichs I. aus dem Jahr 1182, in der die von Kaiser Heinrich V. im Jahr
1111 der Stadt Speyer verliehenen berühmten Privilegien bestätigt und erweitert wurden.
Diese Urkunde wird derzeit in der Ausstellung „Die Salier. Macht im Wandel“ im
Historischen Museum der Pfalz gezeigt.
Die Entwicklung des städtischen Archivs kann als Spiegelbild der Geschichte Speyers, eines
der wichtigsten urbanen Zentren des mittelalterlichen Reiches betrachtet werden. Die Sorge
um die Bewahrung und Sicherung der politisch wie wirtschaftlich bedeutenden Privilegien
und Rechte ist bereits sehr früh anzunehmen. Im Gegensatz zu anderen Kommunen, in denen
ein Archiv erst relativ spät greifbar wird, sind wir in Speyer seit dem späten Mittelalter
kontinuierlich über die Entwicklung des städtischen Archivs, das eng mit der Ratskanzlei
verzahnt war, unterrichtet. Die Urkunden und andere Archivalien berichten von einer
Unterbringung in Truhen (Laden) im Gewölbe des Rathauses. Die wertvollsten Privilegien
wurden in der „Roten Lade“ verwahrt. Aus dem Jahr 1579 stammt das älteste erhaltene
Archivverzeichnis (Repertorium).
Einen tiefgreifenden Einschnitt in die Geschichte der Stadt Speyer und ihrer archivischen
Überlieferung markierte der Stadtbrand des Jahres 1689. Auch wenn die wertvollsten Teile
des Archivs, beschlagnahmt und nach Straßburg gebracht, die Zerstörung der Stadt
unbeschadet überstanden hatten, waren doch gewisse Verluste zu beklagen. Das städtische
Archiv wurde im 1726 eingeweihten neuen Rathaus in einem heute noch erhaltenen,
repräsentativen Archivraum (heute Trausaal des Standesamtes) untergebracht.
Im 19. und 20. Jahrhundert war die Geschichte des Stadtarchivs Speyer eng verbunden mit
der bayerischen Archivverwaltung in der Pfalz (Kreisarchiv- bzw. Staatsarchiv, heute:
Landesarchiv Speyer). Mehrere Archivare des Kreis- bzw. Staatsarchivs Speyer waren im
„Nebenamt“ mit der Verwaltung der schriftlichen Überlieferung der Stadt Speyer betraut. Die
in der damaligen Perspektive „professionelle“ (Mit-)Betreuung des Stadtarchivs hatte Vor-
und Nachteile für die Entwicklung des Archivs. Letzter nebenamtlicher Stadtarchivar war bis
zum Jahr 1963 Ludwig Anton Doll (+ 2009).
2. Mitte der 1990er Jahre erhielt das Stadtarchiv neue Räumlichkeiten in der Johannesstraße 22a.
Dort verfügt das „Gedächtnis der Stadt“ seitdem über einen großen Lesesaal, der auch als
Vortragsraum genutzt wird, sowie über Magazine und Büroräume.
Das Stadtarchiv Speyer versteht sich im Jahr 2011 als moderne, dienstleistungsorientierte
Einrichtung, die allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern offen steht.
Impressum
Eine Ausstellung des Stadtarchivs Speyer, Rathaus Speyer, 11. bis 26. August 2011.
Onlineversion (via http://www.facebook.com/Speyer.Stadtarchiv;
http://www.flickr.com/photos/stadtarchiv_speyer/): Stadtarchiv Speyer.
Konzeption und Texte: Dr. Joachim Kemper, Hiltrud Zellner und Elisabeth Steiger (alle
Stadtarchiv Speyer).
Gestaltung: Ronald Füchsle, Atelier Weidner-Füchsle, Neustadt an der Weinstraße
(http://www.atelierweidnerfüchsle.de/index.htm)
Wir danken dem Standesamt Speyer, dem Landesarchiv Speyer, dem Historischen Museum
der Pfalz und der Stadtverwaltung Germersheim für die freundliche Unterstützung der
Ausstellung.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9 bis 17 Uhr; Freitag 9 bis 13 Uhr. Die Ausstellung
ist zusätzlich am Samstag/Sonntag 13./14. August zugänglich; am Samstag/Sonntag 20./21.
August ist die Ausstellung geschlossen.
Speyer, im August 2011
Stadtarchiv Speyer
http://www.speyer.de/de/bildung/bibliotheken/stadtarchiv
3. Stadtarchiv und Ratskanzlei in der reichsstädtischen Zeit
1 Aus den Anfängen des Stadtarchivs
Die Speyerer Ratsverordnung vom 15. Dezember 1332
Wir sind über die Verwahrung der für die Reichsstadt Speyer wichtigen Urkunden
vergleichsweise gut unterrichtet. Bereits in der Ratsverordnung vom Dezember 1332 wird
berichtet, dass drei Ratsherren einen Schlüssel zu den in einer Truhe liegenden
Privilegienurkunden und zum großen Stadtsiegel besaßen. Es wurde festgelegt, dass nach der
Entnahme von Urkunden diese innerhalb von zwei Tagen wieder in die Lade zurückgelegt
werden sollten. Im 14. Jahrhundert, also zur Zeit der genannten Ratsverordnung, umfasste das
Archiv der Stadt neben einer ganzen Reihe von Urkunden auch bereits erste
Verwaltungsbücher (Amtsbücher), denen wenige Jahrzehnte später geschlossene Reihen von
Amtsbüchern und Akten folgten. Für die Stadt hatte eine geordnete Schriftgutverwaltung und
Archivierung auch eine erhebliche rechtlich-politische Bedeutung.
Stadtarchiv Speyer, Bestand 1U Nr. 244 (gezeigt wird eine Reproduktion).
2 Das mittelalterliche Stadtarchiv im „Gewelbe“ des Rathauses
Übergabe des Archivs der Münzer und Hausgenossen an das Stadtarchiv
Die Verwahrung der städtischen Privilegien und Archivalien erfolgte in einem mehrfach im
Mittelalter erwähnten „Gewelbe“ des Rathauses. Für die wertvollsten Stücke war eine „Rote
Lade“ reserviert, zu deren Obhut im Jahr 1487 eine eigene Ratskommission eingesetzt wurde.
Von einer Neuordnung der städtischen Urkunden in Laden wird schließlich im Jahr 1452
gesprochen. Bereits viele Jahrzehnte früher (1349) war das Urkundenarchiv der Speyerer
Münzer und Hausgenossen nach deren „Entmachtung“ an den von den Zünften beherrschten
Rat abgegeben worden. Über die Unterbringung dieses patrizischen „Sonderarchivs“ berichtet
auch eine undatierte Notiz im städtischen Ratsbuch (seit 1347), die in der Ausstellung gezeigt
wird (fol. 16v). Danach wurden die Urkunden in eine Truhe im Gewölbe des Ratshofes
transportiert. Diese war mit sechs Schlössern versehen, konnte also nur bei Anwesenheit von
sechs Ratsherren geöffnet werden.
Stadtarchiv Speyer, Bestand 1A Nr. 50 I fol. 16v-17r (gezeigt wird eine Reproduktion).
3 Die Ordnung des Stadtarchivs in „Laden“
4. Das Archivrepertorium von 1579
Das älteste, sehr voluminöse Verzeichnis („Repertorium“) des Archivs aus dem Jahr 1579
zeigt, dass der Urkundenbestand in „Laden“ unterteilt war, die jeweils fortlaufend mit
Buchstaben untergliedert waren (A bis Z und AA bis RR). Jede dieser Laden umfasste
bestimmte Sachgruppen (die in der Ausstellung gezeigte Abbildung zeigt zwei Seiten aus
Buchstabe T: Schirmbriefe und Schirmeinungen). Mit Archiv und Registratur dürften in der
Regel die städtischen Ratskonsulenten und Stadtschreiber sowie deren Gehilfen betraut
gewesen sein. Die enge Verzahnung des Archivs mit der Ratskanzlei wird vielfach in den im
heutigen Stadtarchiv verwahrten Akten und Amtsbüchern deutlich.
Stadtarchiv Speyer, Bestand 1A Nr. 83 fol. 258v-259r (gezeigt wird eine Reproduktion).
4 Typische Hilfsmittel der Ratskanzlei
Zwei Formelbücher
Zu den wichtigsten internen Hilfsmitteln der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen
Kanzlei zählten die Formel- oder Formularbücher (später auch als Titulaturbücher
bezeichnet). Es handelt sich um Textsammlungen für verschiedene Schreibzwecke und
Urkunden. Als Vorlage dienten eigene oder empfangene Schreiben, während im Fall der
Titulaturbücher spezielle Textelemente im Vordergrund standen: insbesondere die Wahl der
richtigen Anrede/Titulaturen konnte von politischer Tragweite sein und galt als Wissenschaft
für sich! Gezeigt werden ein noch im späten Mittelalter begonnenes Formelbuch der Speyerer
Ratskanzlei (a) und ein Speyerer Titulaturbuch aus dem 18. Jahrhundert (b). Aufgeschlagen
sind beim Formelbuch Schreiben bzw. Anreden für kleine Städte und „Flecken“ bzw. Dörfer
(linke Seite) und Schreiben an Zöllner (in Udenheim). Im Fall des Titulaturbuchs wird die für
das Reichsoberhaupt (den Kaiser) zu gebrauchende Titulatur gezeigt. Sie beginnt mit: „Dem
allerdurchlauchtigsten, großmächtigsten und unüberwindlichsten fürsten und herrn …“.
a) Stadtarchiv Speyer, Bestand 1A Nr. 86 fol. 47v-48r (gezeigt wird das Original).
b) Stadtarchiv Speyer, Bestand 1A Nr. 87 fol. 86r (gezeigt wird das Original).
5 Urkundenlade
Die „Rote Lade“ des Stadtarchivs
5. Für die wertvollsten Urkunden im Stadtarchiv war eine „Rote Lade“ reserviert, die bereits im
späten Mittelalter erwähnt wird. Für die „Rote Lade“ wurde im Jahr 1487 eigens eine
Ratskommission eingesetzt. In dieser Lade wurden die für die Reichsstadt grundlegenden
Privilegien der deutschen Kaiser und Könige verwahrt. Die Lade kann mit Fug und Recht als
Prachtstück der Speyerer Handwerkskunst (um 1720) beurteilt werden. Besonders
hervorzuheben ist der ausgefeilte Schließmechanismus.
Stadtarchiv Speyer (gezeigt wird das Original).
6 Schwierige Zeiten
Die Flüchtung des Stadtarchivs im Jahr 1689
Die Besetzung der Stadt Speyer im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen
und der verheerende Stadtbrand des Jahres 1689 bildeten eine Zäsur in der Geschichte der
Stadt. Die Ereignisse gingen auch am städtischen Archiv nicht spurlos vorüber: Auf Befehl
der Franzosen wurden erhebliche Teile des Stadtarchivs beschlagnahmt und nach Straßburg
transportiert. Diese Fortführung des Archivs in französischen Gewahrsam war zugleich seine
Rettung, denn die in Speyer verbliebenen Reste des Archivs wurden (weitgehend?) ein Opfer
des Stadtbrands. Der Umfang dieser Verluste ist schwer abzuschätzen; sie scheinen allerdings
nicht sehr umfangreich gewesen zu sein. Die Rückkehr des Stadtarchivs nach Speyer –
insgesamt waren es 142 Kästen – erfolgte im Jahr 1698. Der Speyerer Stadtrat übertrug die
Aufgabe der Abholung dem Stadtschreiber Johann Wachlatz. Die schriftliche Vollmacht, die
in der Ausstellung gezeigt wird, spricht von „unser[em] gesamte[m] stattarchiv, protocolla
und andere[n] schriftliche[n] documenten“.
Stadtarchiv Speyer, Bestand 1A Nr. 78 fol. 70r-v (gezeigt wird eine Reproduktion).
7 Der Umzug des Stadtarchivs
Ein repräsentativer Archivraum entsteht
Im 1726 eingeweihten neuen Rathaus fand auch das Archiv der Stadt eine neue Bleibe. Die
Archivalien wurden im Erdgeschoss in einem eigenen Archivraum untergebracht. Die
Aufbewahrung erfolgte in Wandschränken in transportablen (und damit „flüchtbaren“)
Archivladen. Der historische Archivraum dient heute der Stadt Speyer als Trausaal (die
Ausstellung findet im Nebenraum des Trausaals statt). Die bis heute erhaltene Einrichtung
gibt einen sehr guten Eindruck davon, wie man sich eine reichsstädtische Archiveinrichtung
6. im 18. Jahrhundert vorzustellen hat. Der historische Archivraum wurde (mit längeren
Unterbrechungen) bis in die 1990er Jahre vom Stadtarchiv Speyer als Lesesaal genutzt.
a) Foto (Trausaal, Ansicht seitlich): Standesamt Speyer.
b) Foto (Trausaal, Wandschränke): Standesamt Speyer.
Das „Gedächtnis der Stadt“ im 19. und 20. Jahrhundert
8 „Bayerische“ Archivare im Stadtarchiv I
Neuverzeichnung des reichsstädtischen Archivs durch Peter Gayer (1833/1834)
Mit dem Ende der Napoleonischen Zeit fielen größere linksrheinische Gebietsteile
(weitgehend identisch mit der heutigen „Pfalz“) an Bayern. Speyer wurde in der Folge Sitz
der Regierung des bayerischen Rheinkreises und gleichsam Hauptstadt der Rheinpfalz. Die
Geschichte des Stadtarchivs war seitdem eng verbunden mit dem neu errichteten
„Kreisarchiv“, dem späteren „Staatsarchiv“ (seit 1921) und heutigen Landesarchiv Speyer.
Die zumeist nur nebenamtliche Betreuung des Archivs brachte nicht nur Vorteile, sondern
schränkte auch das eigenständige Wachstum dieser städtischen Einrichtung ein. Bereits der
Kreisarchivar Peter Gayer sorgte um 1833/1834 für eine (aus heutiger Sicht unzureichende)
Verzeichnung der reichsstädtischen Archivalien und ließ die Archivalien wieder aus dem
Speicher des Rathauses in den Archivraum bringen. Peter Gayer (1793-1836) amtierte von
1820 bis 1836 als Vorstand des Speyerer Kreisarchivs. Gayer, im Kreisarchiv wegweisend
durch die Erarbeitung zahlreicher grundlegender Findmittel, hatte auch als Künstler bzw.
Zeichner historischer Gebäude und Örtlichkeiten einiges Talent. Seine Zeichnungen befinden
sich heute im Historischen Museum der Pfalz in Speyer.
In der Ausstellung gezeigt werden das auf Gayer zurückgehende Repertorium der
reichsstädtischen Akten und zwei Sepiazeichnungen Gayers: einmal die Ruine der heute
verschwundenen Speyerer Peterskirche (b) und dann eine Ansicht, die den Speyerer Dom (vor
der Errichtung des Westbaus) von Südosten aus zeigt (c).
a) Stadtarchiv Speyer, Inventarium I (gezeigt wird das Original).
7. b) Historisches Museum der Pfalz: Peterskirche in Speyer, Sepiazeichnung von Peter Gayer
(1793-1836), BS 424, Foto: Peter Haag-Kirchner.
c) Historisches Museum der Pfalz: Speyer, Dom von Südosten, Sepiazeichnung von Peter
Gayer (1793-1836), BS 357, Foto: Peter Haag-Kirchner.
9 „Bayerische“ Archivare im Stadtarchiv II
Otto Riedner (1879-1937) und Albert Pfeiffer (1880-1948)
Seit dem Jahr 1892 wurde das Stadtarchiv durchgehend von Beamten des bayerischen
Kreisarchivs Speyer betreut. Diese waren in der Regel nur nebenamtlich tätig, entfalteten aber
teils erhebliche Aktivitäten für das Stadtarchiv. Eine beachtliche berufliche Karriere beschritt
beispielsweise Otto Riedner (a). Der aus Unterfranken stammende Riedner kam 1906 direkt
nach der in München absolvierten Archivprüfung nach Speyer, wo er auch das Stadtarchiv
mitbetreute und für etliche interne Verbesserungen sorgte. Riedner, der schon 1908 nach
München zurückkehrte, wurde 1923 Generaldirektor der staatlichen Archive Bayerns. Mit
Albert Pfeiffer (b) wurde ein gebürtiger Südpfälzer sein Nachfolger. Pfeiffer, der einer
politisch wie kulturell stark engagierten Familie entstammte, leitete das Archiv der Stadt
Speyer im Nebenamt bis zu seinem Tod Ende 1948. Auf Pfeiffer folgte (bis 1963) als letzter
nebenamtlicher Stadtarchivar Ludwig Anton Doll (1919-2009).
a) Foto Otto Riedner (Archivalische Zeitschrift 45/1937, nach S. 374): Bayerisches
Hauptstaatsarchiv (Reproduktion).
b) Stadtarchiv Speyer, Dienstbibliothek A 256: Nachruf auf Albert Pfeiffer (Autor: Dr.
Helmut von Jan), 4 Seiten (gezeigt wird eine Reproduktion).
10 Eine programmatische „Festschrift“
„Das Archiv der Stadt Speyer“ (Albert Pfeiffer, 1912)
Albert Pfeiffer sorgte mit seinem gedruckten Tätigkeitsbericht „Das Archiv der Stadt Speyer“
für eine umfangreichere Darstellung der Geschichte des Archivs. Neben der Archivgeschichte
thematisierte Pfeiffer besonders die jüngste Vergangenheit und unmittelbare Gegenwart. Dies
macht die Schrift Pfeiffers zu einem wichtigen Zeitdokument. Das Archiv konnte unter der
Ägide Pfeiffers 1909 in neue Räumlichkeiten rechts vom Rathauseingang umziehen. Pfeiffer
erinnerte in seinem Tätigkeitsbericht auch an das „Salierjahr“ 1911 (als „Gedenktag von
8. höchster Wichtigkeit“). Doch zeigt sich rückblickend, dass die Stadt damals trotz einiger
mahnender Stimmen dem Jubiläum wenig abgewinnen konnte.
Stadtarchiv Speyer, Dienstbibliothek GI 714 (Titelblatt u. S. 3) (gezeigt wird eine
Reproduktion).
11 Der Zweite Weltkrieg
„Archivschutz“ und Auslagerungen
Als im Verlauf des Zweiten Weltkriegs die Luftangriffe auf deutsche Städte zunahmen,
wurden die Urkunden und andere Bestände des Stadtarchivs ausgelagert. Als Depot wurde die
Seyssel-Kaserne im nahen Germersheim gewählt, die als bombensicher galt. Dorthin
gelangten auch die Bestände anderer pfälzischer Museen, Bibliotheken und Archive. Sie
überstanden dort den Krieg unbeschadet, doch kam es bei Kriegsende vor allem bei den
eingelagerten Sammlungsstücken des Historischen Museums der Pfalz durch Plünderungen zu
größeren Verlusten. Auch das Stadtarchiv Speyer hatte bei seinem Urkundenbestand gewisse
Verluste zu beklagen. Gezeigt werden in der Ausstellung eine von Albert Pfeiffer angefertigte
Aufstellung (a) von nach Germersheim gebrachten Stadt- und Gemeindearchiven (betreffend
auch das Stadtarchiv Speyer) sowie ein Foto (b) der Seyssel-Kaserne („Quartier Vauban“) aus
den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts.
a) Landesarchiv Speyer, Bestand H Nr. 431/I (3 Seiten; gezeigt wird eine Reproduktion).
b) Foto: Fotoarchiv Stadtverwaltung Germersheim.
12 Das Stadtarchiv im Rathauskomplex
Fotografische Impressionen
Bis Mitte der 1990er Jahre war das Stadtarchiv im Rathaus untergebracht. Die räumlichen
Verhältnisse waren alles in allem beengt und für ein modernes Archiv auf Dauer ungeeignet.
Als Benutzerraum diente der historische Archivraum. Zu Beginn der 1990er Jahre war auch
die Kapazität der Magazinräume erschöpft. Die Aufnahmen zeigen einen Blick in das alte
Magazin des Stadtarchivs (a, 1983) sowie einen der Büroräume im Obergeschoß des
Rathauses (b, 1994).
a) Stadtarchiv Speyer, Fotosammlung Nr. 2203.
9. b) Stadtarchiv Speyer, Fotosammlung Nr. 13555.
13 Ein „adaptiertes“ Archivgebäude
Der Umzug des Stadtarchivs in die Johannesstraße 22a
Aufgrund der räumlichen Verhältnisse war Mitte der 1990er Jahre ein Umzug des
Stadtarchivs unumgänglich. Als geeignet erwies sich das ehemalige Gebäude der Pfälzischen
Landesbibliothek in der Johannesstraße 22a (zuvor Tabakfabrik Wellensiek & Schalk). Der
Gebäudekomplex wurde teilweise für das Archiv umgebaut („adaptiert“). Neben einem
großen „öffentlichen“ Bereich (Lesesaal) erhielt das Archiv auch zwei große Magazine sowie
Büroräume. Unsere Fotos zeigen: Zigarrenmacherinnen der Firma Wellensiek & Schalk (a,
undatiert); Johannesstraße 22a, Vorder- und Rückseite heute (b und c); Magazin heute (d);
Lesesaal (e).
a) Stadtarchiv Speyer, Fotosammlung Nr. 6480.
b) – e) Fotos: Stadtarchiv Speyer.
Das „Gedächtnis der Stadt“ in der Gegenwart
Das Stadtarchiv Speyer steht gegenwärtig vor neuen Aufgaben und Herausforderungen.
Derzeit werden archivische Kernaufgaben wie Aussonderung und Übernahme, Erschließung
und Bestandserhaltung auf den Prüfstand gestellt. Die „Schätze“ des Archivs, d.h. eine
Auswahl der wertvollsten Archivalien (Urkunden und Handschriften), sollen in absehbarer
Zeit im Internet präsentiert werden. Durch einen „virtuellen Lesesaal“ soll Interessenten eine
einfache und umfassende Benutzung des Archivs ermöglicht werden.
Zur Verbesserung der Außenwahrnehmung des Archivs beteiligt sich das Stadtarchiv auch an
den „sozialen Medien“. Das Stadtarchiv ist zum Beispiel auf Facebook und Twitter präsent:
• http://www.facebook.com/Speyer.Stadtarchiv
• http://twitter.com/#!/Speyer_Archiv