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7. WOCHE: LEBEN IN EINER GEMEINSCHAFT
Das Leben in einer Gemeinschaft entwickelte sich in jedem Bereich stetig weiter. Es begann
mit dem nicht oder halb sesshaften Wohnen, da die Menschen flexibel auf das
Nahrungsangebot reagieren mussten. Über viele Zwischenschritte entstand das sesshafte
Siedlungswesen inklusive Organisationsstrukturen und Spezialisierungen in allen Bereichen.
Als Beispiel zählt in der Vor- und Frühgeschichte das Oppidum Manching. Im Laufe der Zeit
entwickelte sich aus der unbefestigten Siedlung ein befestigtes Handelszentrum mit
regionalen wie überregionalen Beziehungen. Eine vergleichbare Entwicklung lässt sich im
Fall von Haithabu einige Jahrhunderte später nachweisen.
Berufsgruppen und Stadtentwicklung Lübecks
Lübeck wuchs im Mittelalter aus drei separaten Teilen zusammen: Im Norden der Stadt
befand sich die Burganlage, im Zentrum die Kaufmannstadt und im Süden der Dom. In der
Kaufmannstadt lebten Kaufleute und Seehändler in unmittelbarer Nähe zum Hafen im
Westen. Aus diesem Grund bedurfte die westliche Seite eines besonderen Schutzes. Im
Osten der Altstadtinsel konnte bereits im Mittelalter ein doppelter Flussverlauf nachgewiesen
werden. Die Wakenitz war wahrscheinlich aufgrund eines großen Felsens gezwungen, ihre
Richtung um 180° zu ändern. Dies bot einerseits einen großen Vorteil bei der
Stadtverteidigung. Andererseits ergab sich hierdurch ein Wasserreservoir, welches von
den Handwerkern genutzt werden konnte. Deshalb befanden sich viele Handwerke im
Osten. Dazu zählten über 80 Brauereien, aber auch Färber, Gerber und Wagenmacher
waren auf Wasser angewiesen.
Frühmittelalterliches Handwerk in Haithabu
Der stattfindende Warenhandel ermöglichte in Haithabu die Existenz verschiedener
Handwerke, die sich im Fundmaterial nachweisen lassen. Kammmacher zählten ebenso
dazu wie Perlenmacher. Letztere konnte man eindeutig für Haithabu belegen, da nicht nur
fertige Produkte im Fundmaterial waren, sondern ebenso Rohglas, Halbfabrikate und
Produktionsabfälle. Eine besonders große Rolle spielten die Schmiede, da sie nicht nur
Gegenstände für den alltäglichen Gebrauch fertigten. Sie produzierten ebenso die
Werkzeuge, die andere Handwerker zur Ausübung ihres Berufes benötigten. Die
Handwerker, die häufig vergessen werden,sind Holzhandwerker.
Häufig erhalten sich organische Materialien nicht. In Haithabu lagen glücklicherweiseandere
Bedingungen vor, sodass Holzschalen und eine Vielzahl von hölzernen Trinkgefäßen
geborgen und rekonstruiert werden konnten.
Die Lübecker Marienkirche
Die Marienkirche zu Lübeck ist aus dem starken Wunsch der Bürger Lübecks entstanden,
sich gegen den Bischof zu behaupten. Dieser errichtete zu der Zeit gerade den Dom zur
Demonstration von Macht und Herrlichkeit.
Als ebensolche Macht- und Gelddemonstration kann der Bau der Marienkirche an der
höchsten Stelle der Altstadtinsel angesehen werden.
2
Die Trese in der Marienkirche
Bei der Trese handelt es sich um die Schatzkammer der Hansestadt Lübeck, in der Geld und
Gold, Urkunden und Privilegien ebenso wie Briefe und Dokumente aufbewahrt wurden. Der
Raum bot durch seine Lage Sicherheit vor Feuer und Witterung und war so gesichert, dass
ein Diebstahl unmöglich wurde.
Die Trese befindet sich über der Bürgermeisterkapelle, in der der Rat ins Amt gesetzt wurde.
Noch heute besteht die Tradition, dass die neue Bürgerschaft sich in der Marienkirche zu
einer Andacht trifft.
Das Testament des Lüdekin Sydensnur
Im Lübecker Stadtarchiv liegen ca. 20.000 Urkunden und Testamente, die uns nicht nur
Aufschluss über das Leben im Mittelalter geben, sondern auch über das Sterben. Beispiel
hierfür ist das Testament des Goldschmiedes oder Goldhändlers Lüdekin Sydensnur.
Festgelegt ist in dem Testament nicht nur, wer wie viele Goldgulden bekommt, sondern
auch, wie der Verfasser bestattet werden möchte. Sein Wunsch ist eine Besetzung in einem
mit einem gekauften Tuch ausgelegten Sarg in der Marienkirche zu Lübeck.
Das Pergament weist an der oberen Seite drei Zacken, einen sogenannten Kerbschnitt, auf,
da ursprünglich zwei Exemplare desselben Testaments auf einem Blatt Pergament
angefertigt wurden. So kann bewiesen werden, dass es sich um das Original handelt, wenn
Unstimmigkeiten auftreten. Das zweite Exemplar war an öffentlicher Stelle, also bei dem Rat,
hinterlegt.
Insbesondere nach der großen Pestepidemie 1348-50 wollten die Menschen ihre
Hinterlassenschaften im Falle ihres Todes geregelt wissen. So auch Sydensnur, dessen
Testament aus dem Jahr 1360 stammt.
Exkurs: Das Dielenhaus und das Lübecker Dielenhaus
Die Form des vor allem im niederdeutschen Raum anzutreffenden Dielenhauses lässt darauf
schließen, dass es zunächst vor allem von Handwerkern genutzt wurde. Die sich oft über
zwei Stockwerke erstreckende Halle (Diele) bot ausreichend Platz, um werkzeug-und
raumintensiven Arbeiten nachzugehen.
Die steinernen Dielenhäuser der Hansezeit gehörten zumeist wohlhabenden Kaufmännern
und dienten neben der Lagerung der Handelswaren ebenso der Repräsentation ihrer
Eigentümer.
Das Lübecker Dielenhaus in der Fleischhauerstraße stammt aus dem späten 13.
Jahrhundert. Wie bei den heutigen Reihenhäusern steht das Haus mit der schmalen, etwa
25 Fuß langen Seite zur Straße - es ist also giebelständig. Nach hinten weist das Dielenhaus
eine Tiefe von etwa 100 Fuß auf. Um den schlechten Belichtungsmöglichkeiten
entgegenzuwirken, wurde das Eingangsgeschoss, die Diele, höher gezogen. Das Besondere
an diesem sanierten Haus ist, dass alles, was im Laufe der Zeit eingebaut wurde, erhalten
ist. Dazu zählen unter anderem die Bleiverglasung der Fenster aus dem Jahr 1650 sowie die
Windenanlage, mit der die schweren Frachten auf den Speicher gehoben werden konnten.

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  • 1. 1 7. WOCHE: LEBEN IN EINER GEMEINSCHAFT Das Leben in einer Gemeinschaft entwickelte sich in jedem Bereich stetig weiter. Es begann mit dem nicht oder halb sesshaften Wohnen, da die Menschen flexibel auf das Nahrungsangebot reagieren mussten. Über viele Zwischenschritte entstand das sesshafte Siedlungswesen inklusive Organisationsstrukturen und Spezialisierungen in allen Bereichen. Als Beispiel zählt in der Vor- und Frühgeschichte das Oppidum Manching. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus der unbefestigten Siedlung ein befestigtes Handelszentrum mit regionalen wie überregionalen Beziehungen. Eine vergleichbare Entwicklung lässt sich im Fall von Haithabu einige Jahrhunderte später nachweisen. Berufsgruppen und Stadtentwicklung Lübecks Lübeck wuchs im Mittelalter aus drei separaten Teilen zusammen: Im Norden der Stadt befand sich die Burganlage, im Zentrum die Kaufmannstadt und im Süden der Dom. In der Kaufmannstadt lebten Kaufleute und Seehändler in unmittelbarer Nähe zum Hafen im Westen. Aus diesem Grund bedurfte die westliche Seite eines besonderen Schutzes. Im Osten der Altstadtinsel konnte bereits im Mittelalter ein doppelter Flussverlauf nachgewiesen werden. Die Wakenitz war wahrscheinlich aufgrund eines großen Felsens gezwungen, ihre Richtung um 180° zu ändern. Dies bot einerseits einen großen Vorteil bei der Stadtverteidigung. Andererseits ergab sich hierdurch ein Wasserreservoir, welches von den Handwerkern genutzt werden konnte. Deshalb befanden sich viele Handwerke im Osten. Dazu zählten über 80 Brauereien, aber auch Färber, Gerber und Wagenmacher waren auf Wasser angewiesen. Frühmittelalterliches Handwerk in Haithabu Der stattfindende Warenhandel ermöglichte in Haithabu die Existenz verschiedener Handwerke, die sich im Fundmaterial nachweisen lassen. Kammmacher zählten ebenso dazu wie Perlenmacher. Letztere konnte man eindeutig für Haithabu belegen, da nicht nur fertige Produkte im Fundmaterial waren, sondern ebenso Rohglas, Halbfabrikate und Produktionsabfälle. Eine besonders große Rolle spielten die Schmiede, da sie nicht nur Gegenstände für den alltäglichen Gebrauch fertigten. Sie produzierten ebenso die Werkzeuge, die andere Handwerker zur Ausübung ihres Berufes benötigten. Die Handwerker, die häufig vergessen werden,sind Holzhandwerker. Häufig erhalten sich organische Materialien nicht. In Haithabu lagen glücklicherweiseandere Bedingungen vor, sodass Holzschalen und eine Vielzahl von hölzernen Trinkgefäßen geborgen und rekonstruiert werden konnten. Die Lübecker Marienkirche Die Marienkirche zu Lübeck ist aus dem starken Wunsch der Bürger Lübecks entstanden, sich gegen den Bischof zu behaupten. Dieser errichtete zu der Zeit gerade den Dom zur Demonstration von Macht und Herrlichkeit. Als ebensolche Macht- und Gelddemonstration kann der Bau der Marienkirche an der höchsten Stelle der Altstadtinsel angesehen werden.
  • 2. 2 Die Trese in der Marienkirche Bei der Trese handelt es sich um die Schatzkammer der Hansestadt Lübeck, in der Geld und Gold, Urkunden und Privilegien ebenso wie Briefe und Dokumente aufbewahrt wurden. Der Raum bot durch seine Lage Sicherheit vor Feuer und Witterung und war so gesichert, dass ein Diebstahl unmöglich wurde. Die Trese befindet sich über der Bürgermeisterkapelle, in der der Rat ins Amt gesetzt wurde. Noch heute besteht die Tradition, dass die neue Bürgerschaft sich in der Marienkirche zu einer Andacht trifft. Das Testament des Lüdekin Sydensnur Im Lübecker Stadtarchiv liegen ca. 20.000 Urkunden und Testamente, die uns nicht nur Aufschluss über das Leben im Mittelalter geben, sondern auch über das Sterben. Beispiel hierfür ist das Testament des Goldschmiedes oder Goldhändlers Lüdekin Sydensnur. Festgelegt ist in dem Testament nicht nur, wer wie viele Goldgulden bekommt, sondern auch, wie der Verfasser bestattet werden möchte. Sein Wunsch ist eine Besetzung in einem mit einem gekauften Tuch ausgelegten Sarg in der Marienkirche zu Lübeck. Das Pergament weist an der oberen Seite drei Zacken, einen sogenannten Kerbschnitt, auf, da ursprünglich zwei Exemplare desselben Testaments auf einem Blatt Pergament angefertigt wurden. So kann bewiesen werden, dass es sich um das Original handelt, wenn Unstimmigkeiten auftreten. Das zweite Exemplar war an öffentlicher Stelle, also bei dem Rat, hinterlegt. Insbesondere nach der großen Pestepidemie 1348-50 wollten die Menschen ihre Hinterlassenschaften im Falle ihres Todes geregelt wissen. So auch Sydensnur, dessen Testament aus dem Jahr 1360 stammt. Exkurs: Das Dielenhaus und das Lübecker Dielenhaus Die Form des vor allem im niederdeutschen Raum anzutreffenden Dielenhauses lässt darauf schließen, dass es zunächst vor allem von Handwerkern genutzt wurde. Die sich oft über zwei Stockwerke erstreckende Halle (Diele) bot ausreichend Platz, um werkzeug-und raumintensiven Arbeiten nachzugehen. Die steinernen Dielenhäuser der Hansezeit gehörten zumeist wohlhabenden Kaufmännern und dienten neben der Lagerung der Handelswaren ebenso der Repräsentation ihrer Eigentümer. Das Lübecker Dielenhaus in der Fleischhauerstraße stammt aus dem späten 13. Jahrhundert. Wie bei den heutigen Reihenhäusern steht das Haus mit der schmalen, etwa 25 Fuß langen Seite zur Straße - es ist also giebelständig. Nach hinten weist das Dielenhaus eine Tiefe von etwa 100 Fuß auf. Um den schlechten Belichtungsmöglichkeiten entgegenzuwirken, wurde das Eingangsgeschoss, die Diele, höher gezogen. Das Besondere an diesem sanierten Haus ist, dass alles, was im Laufe der Zeit eingebaut wurde, erhalten ist. Dazu zählen unter anderem die Bleiverglasung der Fenster aus dem Jahr 1650 sowie die Windenanlage, mit der die schweren Frachten auf den Speicher gehoben werden konnten.