Simulationen und simulierte Welten - Lernen in immersiven Lernumgebungen
Educasting - Wie Podcasts in Bildungskontexten Anwendung finden
1.
2. 2
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
werden (Enhanced Podcasts). Inzwischen hat sich
1. Was
sind
Educasts?
dazu auch das Bewegtbild in Episoden etabliert.
Der Begriff Educast bezieht sich auf die Nutzung Diese werden als „Vodcasts” (Videos als Podcasts)
von Podcasts und anderen Audio- und Videoauf- oder als Videoblog (auch Vlog) bezeichnet. Mit
zeichnungen in Bildungskontexten. Educasts, auch „Screencasts“ können darüber hinaus Bildschirmin-
als Educational Podcasts verstandene Aufzeich- halte (Screen), zum Beispiel Software- oder Com-
nungen, sind an pädagogischer Thematik orientierte puterinhalte, aufgezeichnet werden.
oder in pädagogischen Kontexten entstandene Ton- Mit dem Blick auf andere bedeutende Bildungs-
und Filmmedien (Schiefner, 2009). Educasts können ressourcen wie Nachrichtensendungen im Internet,
über einen sogenannten RSS-Feed abonniert werden. außerschulische Jugendprojekte bis hin zu Weiterbil-
Dieses nutzerorientierte Benachrichtigungssystem in- dungsinstitutionen erfahren Educasts zunehmende
formiert über Änderungen und neue Episoden, ohne Aufmerksamkeit. Sie dienen als Informationsquelle,
dass man diese aktiv im digitalen Netz abrufen muss. Ausdrucksmittel individuellen Lernens sowie als
Das dem Educast zugrundeliegende Podcast ist ein Lerngegenstand. Educasts werden zudem auch ge-
Kunstwort aus dem Markennamen iPod, einem weit nutzt im Kunden-Support, zum Beispiel von
verbreiteten Audiowiedergabegerät der Firma Apple Software-Unternehmen zur Vorstellung ihrer Soft-
Inc., und dem englischen Wort „to broadcast“ mit ware oder für die Unternehmenskommunikation und
der Bedeutung senden oder ausstrahlen, was sich im Public Relations. Besonders aber Hochschulen und
englischen Sprachraum auf die Tätigkeit von Rund- Schulen sehen im Educasting einen Mehrwert für die
funkanstalten (im engl. „broadcasting agencies“) be- Unterstützung des Lernens.
zieht. Diese Wortschöpfung umfasst den Grundge-
danken des Ausstrahlens oder Sendens medialer In-
halte mittels technologischer Publikationsmecha-
nismen auf ein entferntes Wiedergabegerät.
Podcasts waren zunächst rein audiobasiert. Mit- Educasts
sind
Audio-‐
und/oder
Videodateien,
die
di-‐
hilfe von Erweiterungen konnten dann auch elektro-
nische Folien (zum Beispiel erstellt mit PowerPoint)
! gital
zu
Lern-‐
und/oder
Lehrzwecken
bereit
gestellt
werden.
synchron aufgenommen und anschließend abgespielt
In der Praxis : Werkzeuge und Links für die Erstellung von Educasts
Aufnahmetechnik und
-‐bearbeitung:
Audacity:
(hRp://audacity.sourcefor-‐
Es
werden
Audio-‐
und/oder
Videoaufnahmegeräte
benöCgt. ge.net/)
und
Videoaufnahme:
Windows
Movie
Maker,
Avi-‐
Neben
professionellen
teuren
Aufnahmegräten
bieten
heute demux
(Linux),
Cinderella
(Linux).
Aufnahmen,
Geräte
und
auch
die
oG
leicht
verfügbaren
digitalen
Alltagsgeräte
ausrei-‐ Bearbeitungsprogramme
vergeben
bzw.
benöCgen
oG
spezi-‐
chende
Technologie
für
Aufnahmen
(dies
erleichtert
insbe-‐ fische
Dateiformate.
Wenn
diese
nicht
kompaCbel
sind
sondere
die
Anwendung
von
Educasts
in
Schulen).
Neben werden
KonverCerungsprogramme
benöCgt.
Zum
Beispiel:
Mp3-‐Recordern,
DikCergeräten,
Videokameras
eignen
sich HandBrake
(hRp://handbrake.fr/downloads.php),
das
Pro-‐
beispielsweise
auch
die
Mobiltelefone
oder
Mobilcomputer gramm
wandelt
DVDs
und
Videos
für
den
iPod
und
das
(Laptops,
Tablets)
als
Aufnahmegeräte.
Zur
Aufnahme
von iPhone
um.
Zusätzlich
kann
nach
MP4
und
Xvid
encodiert
Screencasts
wird
nur
kostenlose
SoGware
benöCgt.
Zum
Bei-‐ werden
oder
das
SUPER
KonverCerungsprogramm
(hRp://su-‐
spiel
eignen
sich
die
freie
Version
von
Jing/Techsmith per.soGonic.de/),
das
Programm
wandelt
unterschiedliche
(hRp://www.jingproject.com/features/)
und
die
Open-‐ Aufnahmeformate
in
andere
um.
Source-‐Version
von
CamStudio
(hRp://camstudio.org/)
Urheberrechte
Schni6/Bearbeitung Wer
seine
Aufnahmen
mit
Musik
oder
Bildern
ergänzen
will
Zur
Bearbeitung
des
aufgenommenen
Ton-‐
und
Bildmaterials muss
sich
um
Urheberrechte
kümmern.
Ein
Reihe
hilfreicher
wird
SoGware
benöCgt,
mit
der
die
Aufnahmen
geschniRen, Links
finden
sich
bei
Mister
Wong.de
mit
Hilfe
der
Schlag-‐
verändert,
mit
Effekten
versehen
und
durch
Sounds,
Bilder, worte
#l3t
und
#educast.
Text
etc.
ergänzt
werden
können
(folgende
aus
Platzgründen Freie
Materialien
beispielhaGe
SoGware
dient
als
Hilfe
für
einen
ersten
Start, Auch
freie
Musik
und
Bilder
sind
im
Internet
erhältlich,
zum
es
sollte
aber
recherchiert
werden,
ob
nicht
inzwischen
leis-‐ Beispiel
auf
den
Websites
von
Massivetracks.net,
Jamen-‐
tungsfähigere
freie
SoGware
verfügbar
ist):
Audioaufnahme do.com
und
Musicralley.com.
3. EducasCng.
Wie
Podcasts
in
Bildungskontexten
Anwendung
finden
—
3
2. Vorgehen
bei
der
Erstellung
von
Educasts
beitung von Wissen erfolgen: Reize werden aufge-
Die Realisierung von Educasts scheint einfach: Auf- nommen und einer kognitiven Verarbeitung und Be-
nahmesoftware starten, Aufnahme starten, auf- wertung unterzogen.
zeichnen und kommentieren. Dann wird das Produkt Eine andere Variante ist die Produktion von Edu-
zusammen mit einer textbasierten Beschreibung casts nicht durch Lehrende, die instruieren, sondern
(„Shownotes“) online gestellt und die Zielgruppe durch die Lernenden selbst und kann dem konstruk-
wird über die Existenz des neuen Lernstoffs automa- tivistischen Lernen zugeordnet werden (Harel &
tisch informiert. Für die erfolgreiche Erstellung von Papert, 1991). Die Aufgabe, selbst einen Educast zu
Educasts gilt es, sich mit der Gestaltung des Inhalts, erstellen, fordert Lernende dazu heraus, ihr selbst an-
mit den gewählten Technologien und der Veröffentli- geeignetes Wissen wiederzugeben und für die Kon-
chung auseinander zu setzen. Dazu werden in der struktion eines Educasts zu strukturieren. Dazu er-
Box „In der Praxis“ auf der vorherigen Seite Tipps stellen sie ein Drehbuch.
für Werkzeuge und Webadressen gegeben. Diese Nutzungsform von Educasts fördert ein
Educast sind didaktische Medien, die für Lernpro- konstruktivistisches Lernen: Wissen wird nicht vorge-
zesse genutzt werden. Somit gilt es zum einen, didak- geben und gelernt, sondern muss selbst erschlossen,
tische Prinzipien sowohl bei der Gestaltung als auch verarbeitet, strukturiert und transferiert werden, um
beim Einsatz von Educasts zu berücksichtigen. Zum in die Konstruktion eigener kognitiver Schemata zu
anderen gilt es, das Medium Educast auf seine Wech- münden. Durch die Arbeit an der Konstruktion einer
selwirkung von unterschiedlichen Methoden, Lernin- eigenen Darstellung des Wissens wird dieser Prozess
halten und Zielgruppen hin zu untersuchen. Educasts unterstützt. Der Educast dient dann als ein zu kon-
können im Lernprozess zur Wissenspräsentation in struierendes Artefakt, das als eine veräußerlichte
darstellender und organisierender Weise sowie zur Form der erfolgten Lern- und Denkprozesse disku-
Unterstützung personeller Kommunikation genutzt tiert werden kann. Derartige Mediennutzung für
werden. Damit können sie sowohl einem instruie- Lernprozesse wird auch als Learning-By-Designing
renden als auch einem konstruktivistischen (Kafai & Harel, 1991) bezeichnet.
Lehr-/Lernverständnis zugeordnet werden. Entspre- Mit Bezug auf den gesamten Prozess von der
chend lassen sich dann unterschiedliche didaktische Planung, über die Produktion bis zur Distribution
Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln (siehe Kapitel und dem sich danach anschließenden Diskurs um die
#lerntheorie). Information steht der Kontext zu einer bildungstheo-
retisch-subjektwissenschaftlichen Basis (Faulstich &
3. Lern-‐/LehrtheoreGsche
Verortung
Zeuner, 1999) oder vor konstruktivistischem Ho-
Die Wissensrepräsentation wird zum Beispiel beim rizont einer Ermöglichungsdidaktik (Arnold, 2003)
instruierenden Lehren durch das Aufzeichnen von denkbar wären.
Vorträgen und Vorlesungen oder Erklärungen in den
Vordergrund gerückt. Die Struktur der Lerninhalte Educasts
finden
als
Medienwerkzeug
sowohl
mit
dem
kann dabei sequentiell gestaltet werden. Die Mög-
lichkeit, nicht verstandene Vortragsabschnitte sankti-
! Ziel
der
assisCerenden
VermiRlung
(zur
InstrukCon),
als
auch
der
Gestaltung
(KonstrukCon)
ihre
prakCsche
onslos zu wiederholen, kann dabei eine Steigerung Anwendung.
der Motivation bei den Lernenden erwirken (Schul-
meister, 2001). Skizzieren
Sie
Beispiele
für
die
Nutzung
von
Educasts
Lernende können dann ihren Lernstoff frei nach
eigenen Bedürfnissen oder Lernständen auswählen.
? ▸ als
instruierendes
Lernen
und
▸ als
konstrukCvisCsches
Lernen.
Bei diesem Modell agieren die Herstellenden als Leh-
rende, von denen die Rezipienten etwas lernen sollen. 4. Didak(sche
Gestaltungsmöglichkeiten
für
den
Einsatz
Den Educasts können angeleitete Übungen und Auf- von
Educasts
gaben beigefügt werden, mit dem Ziel, durch ihre Be- Ergänzend zur idealen technischen Umsetzung von
arbeitung die kognitive Verarbeitung des Gelernten Podcasts ist besonders ihre adäquate didaktische Ge-
zu fördern. Derartige Nutzung in instruierenden staltung zu beachten. Neben den oben aufgeführten
Lernformen folgt dem Lernmodell des Kogniti- lerntheoretischen Überlegungen zum Einsatz von
vismus, bei dem davon ausgegangen wird, dass Lern- Educasts gilt es, den didaktischen Zweck und den
prozesse durch die geleitete Aufnahme und Verar- pädagogischen Kontext und das didaktische Szenario
zu planen.
4. 4
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
Die
Planung
des
Inhalts stützen zugleich zum Beispiel einen hochschulüber-
Am Anfang steht die Idee, das Thema welches erlernt greifenden Informationsaustausch in Forschung und
oder bearbeitet werden soll. Erarbeiten Sie sich mit Lehre.
Hilfe eines Drehbuches die genauen Lerninhalte,
Lernziele und Produktionswege ihres Educasts. Ein Ein
Beispiel
für
den
innovaCven
Medieneinsatz
in
For-‐
Drehbuch sollte die wesentlichen didaktischen Ab-
läufe umschreiben und alle notwendigen Ressourcen,
! schung
und
Lehre
ist
das
zentrale
Podcast-‐Portal
der
Bergischen
Universität
Wuppertal
(hRp://podcast.uni-‐
wie zum Beispiel Produktionsteam, Medien und Zeit, wuppertal.de/).
Das
als
“Work
in
Progress”
zu
verste-‐
hende
Portal
wird
stets
weiterentwickelt.
Ein
weiteres
erfassen und einbeziehen. Wichtig für die Lernmoti- Beispiel
findet
sich
bei
der
Universität
Graz
vation ist es, dass der Educast notwendige curriculare (hRp://gams.uni-‐graz.at/pug).
Bezüge aufweist. Im Weiteren müssen auch rechtliche
Aspekte bei der Produktion eines Educasts beachtet
werden, zum Beispiel Urheber-, Nutzungs- und Per- Gebündelt nach Fachbereichen, zentralen Einrich-
sönlichkeitsrechte. tungen und Themen werden durch zentrale Podcast-
Portale zunehmend Beiträge aus Forschung und
Leifragen
zur
Erstellung
des
Drehbuches
Lehre abrufbar und durch RSS-Feeds abonnierbar
! ▸ Welche
Zielgruppe
möchte
ich
erreichen?
▸ Welche
Lernziele
sollen
erreicht
werden?
sein. Folgende Aspekte unterstreichen das innovative
Potenzial:
▸ Welches
technische
Educast-‐Format
(zum
Beispiel
▸ Verbesserung des Zugangs zu den Podcasts,
Audiocast,
Screencast)
soll
zum
Einsatz
kommen?
▸ Welche
Ressourcen
(technisch,
personell)
sind ▸ Unterstützung der individuellen Informationsag-
vorhanden?
gregation,
▸ Wie
kann
ich
das
InformaConsmaterial
auf
das ▸ nationaler und internationaler Wissenstransfer und
Wesentliche
eingrenzen,
strukturieren?
Wissenstransparenz,
▸ Wie
gestalte
ich
die
Lerninhalte?
▸ Wie
sichere
und
fördere
ich
die
MoCvaCon
(Reka-‐
▸ Vernetzung mit der Fachcommunity und anderen
pitulieren,
Feedback)? Institutionen,
▸ Förderung des Online-Wissenschaftsjournalismus
und
Bei der Einbindung und Erstellung von Educasts
▸ Erhöhung der Marketingeffekte.
sollten Erkenntnisse aus empirischen Studien be-
achtet werden (zum Beispiel über den Split-At- Screencasts werden meist zur anschaulichen In-
tention-Effekt oder über Lernerfolge bei Audio- und struktion benutzt (zum Beispiel Softwareschulungen).
Video-Medien, siehe Niegemann, 2008). Sie können aber auch zur Präsentation von Arbeits-
ergebnissen in Veranstaltungen genutzt werden.
Didak(sche
Szenarien
Lernende, die ihre Ergebnisse präsentieren wollen,
Im Folgenden werden didaktische Gestaltungen von erstellen mithilfe eines Screencasts ihre Präsentation
Educasts in verschiedenen Szenarien aus Hochschule, (beispielsweise Arbeitsergebnisse einer Projektarbeit)
Schule, Freizeit und Beruf vorgestellt. Beispielsweise und stellen diese zum Herunterladen bereit. Dazu
in der Hochschullehre werden Vorlesungen immer sammeln sie in (durchaus auch verschiedenen) Com-
öfter auf Video aufgezeichnet und anschließend als putermedien visualisierte Darstellungen ihrer Ergeb-
Educast bereitgestellt. Studierende haben so die Mög- nisse (zum Beispiel Fotos, Webseiten, Präsentations-
lichkeit, nicht verstandene Vorlesungspassagen folien, Darstellungen in Textverarbeitungsseiten oder
nochmal anzuhören (zum Beispiel zur Prüfungsvor- Tabellenkalkulationen) und erstellen ein Drehbuch
bereitung) oder verpasste Vorlesungen (zum Beispiel für ihre Präsentation, die sie dann so durchführen,
auf Grund von Krankheit) nachzuholen. Dieses Er- indem sie dazu zu einem imaginären Publikum
gänzungsangebot wird von Studierenden sehr be- sprechen. Das Publikum ruft die Präsentation online
grüßt und intensiv wahrgenommen, da es einen ab. Lernende entwickeln dabei häufig mehr Ehrgeiz
hohen Nutzen für das Lernen bietet. als bei einer Präsenzpräsentation, da sie die Auf-
Zentrale Podcast-Portale, beispielsweise an Uni- zeichnung wiederholen können (Zorn, 2010).
versitäten sind ideale Orte im Internet, um außerhalb Podcasts erlauben es Studierenden, Interviews
von Lernveranstaltungen und Arbeitsgruppen das mit Wissenschaftlerinnen oder mit Praxisexperten
Selbstlernen zu unterstützen und zu fördern. Dabei durchzuführen, szenische Dialoge zu entwickeln und
sind Podcast-Portale nicht nur zentrale Anlaufstellen aufzuzeichnen, eigene Features zu recherchieren und
für fachübergreifende Lernmaterialien, sie unter- zu entwickeln. Damit kann Studierenden ein realisti-
5. EducasCng.
Wie
Podcasts
in
Bildungskontexten
Anwendung
finden
—
5
scher Erfahrungsraum möglich werden. Dies umfasst Themen. Sie entwickeln dazu Interviews oder Mei-
ebenso die Ausformulierung einer Idee/Konzeption, nungsbeiträge über Mode, Schule, Berufswahl, Musik,
wie deren Umsetzung. Ein derartiges Praxisprojekt ihren Stadtteil, ihren Jugendtreff und weiteres. Dies
stellt Studierenden sicher, dass über einen langen erfolgt oft auch in Kooperation mit Offenen
Zeitraum ihre Arbeitsergebnisse öffentlich zugänglich Kanälen, die die Audioprodukte als Radiosendungen
sind und trägt somit dem Gedanken des Lernport- ausstrahlen. Sie erreichen mit dieser Vermitt-
folios Rechnung. lungsform ihrer Sichtweisen ein größeres Publikum,
als wenn sie ihre Sichtweisen nur im Freundeskreis
5. Projekte
und
Beispiele
diskutieren. Entsprechend der Ziele der Medienpäd-
Die AG-Podcasting begann explorativ 2005 Poten- agogik tragen solche Projekte zur Erweiterung von
tiale des Podcasting zu ergründen: Handlungsoptionen und gesellschaftlicher Partizi-
▸ Gestalten eigener thematischer Beiträge für den pation bei und fördern die Medienkompetenz.
Podcast: „Bildung im Dialog” (Medienbildung, Das Projekt VideoLern adressiert schließlich die
Medienkompetenz). Hochschullehre, konnte aber auch schon in der be-
▸ Im Selbstverständnis als Podcast-Service-Agentur ruflichen Bildung erfolgreich eingesetzt werden. Die
steht unter dem Ansinnen innerhalb universitärer dahinterstehende Idee ist einfach: Der Lehrende
Lehre weitere Lernangebote zu bieten. Die Crew zeichnet seinen Vortrag auf und produziert so einen
berät und unterstützt andere Kommilitonen, die Educast. Die Lernenden kommen in einen Compu-
eine Seminararbeit in Form eines Educasts ge- terraum und schauen sich dann den Educast in
stalten möchten (Handlungskompetenz). Zweier- bis Dreiergruppen an und beantworten dabei
▸ Die Studierenden werden als Multiplikatoren am Übungsaufgaben, die einerseits das Verständnis der
Campus und darüber hinaus angefragt. Dort ent- Vortragsinhalte überprüfen, andererseits aber auch
stehende Episoden eventdokumentierenden Cha- eine Transferleistung einfordern. Der Lehrende steht
rakters fließen in den Podcast ein (Handlungskom- in diesem Zeitraum den Lernenden permanent für
petenz, Netzwerkarbeit). Fragen zur Verfügung, denn er ist durch den Educast
von seinem Vortrag entbunden. Vorteil dieses Lerns-
Die Macher des Kaffeepod der Universität Augsburg zenarios ist, dass der instruierende Vortrag so durch
verfolgen mit ihrem Podcast-Konzept inhaltlich eine selbstgesteuerte und kooperative Lernhandlungen an-
Einführung in die Welt der Universität informellen gereichert wird. Darüber hinaus sind Variationen von
Charakters. Zielgruppe sind Studierende und Stu- VideoLern untersucht worden, die ähnliche Lernziele
dieninteressierte. Die Inhalte entstehen innerhalb von verfolgen (Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile
Seminaren des Studiengangs “Medien und Kommu- siehe Krüger, 2009).
nikation” der Universität Augsburg.
Der Podcast Bildungstalk strebt in seiner Wir- Entwickeln
Sie
ein
Lernszenario,
in
dem
Educasts
ein-‐
kung einerseits nach der Distribution lehrveranstal- ? gesetzt
werden.
BerücksichCgen
Sie
hierbei
alle
An-‐
gaben
zum
Drehbuch.
tungsergänzender Themen wie auch dem Ermög-
lichen des Kompetenzerwerbs für Studierende aus
medienpädagogischer und medienpraktischer Sicht.
Recherchieren
Sie
im
Internet
Podcasts
aus
folgenden
In der Schule stehen die projektbezogenen Pod-
cast-Produktionen durch die Schüler und Schüle- ? Kontexten:
Nachrichten,
Jugendbildung,
MigraCons-‐
pädagogik,
Schule.
Hören/Sehen
Sie
sich
die
Beiträge
rinnen im Vordergrund (mehr unter Schulpodcas- an
und
noCeren
Sie,
welchen
pädagogischen
Zweck
ting.info). Neben internen Schulprojekten (z.B. Pod- sie
verfolgen.
casts im Fremdsprachenunterricht, Podcasts als
Schulradio) gibt es auch Podcast als Lernbrücken zu 6. Bildungskontexte
für
den
Einsatz
von
Educasts
anderen Schulen. Wichtig ist zu beachten, dass bei Podcasts
als
Alltagsgegenstand
in
der
Wissensgesell-‐
minderjährigen Schülern die Verantwortlichkeit für scha>
die Inhalte im Podcast beim Lehrenden bzw. bei der
Schulleitung liegt. Daneben ist es wichtig, bei der Medienbildung zielt darauf ab, Medien zum Gegen-
Verwendung von personenbezogenen Daten wie stand in Bildungsprozessen zu machen (Schelhowe et
Fotos und Namen von Minderjährigen die Erlaubnis al., 2009). Die Erweiterung von Handlungsfähigkeit
der Eltern einzuholen. und die Teilhabe an der Wissensgesellschaft wären
In der außerschulischen Jugendbildung produ- beispielsweise ein solches Ziel. Es stellt sich die
zieren Jugendliche Podcasts zu selbstgewählten Frage, wie die Kenntnis der Nutzung und Gestaltung
6. 6
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
von Podcasts die eigene Handlungsfähigkeit er- nungsprozess bietet umfassende Möglichkeiten zur
weitern kann? Eine Antwort wäre, dass der Erwerb eigenen Lernausrichtung sowie zur Überprüfung des
der Fähigkeit, Podcasts zu gestalten und sie im In- Lernprozesses (Arnold & Gómez Tutor, 2007).
ternet für die Öffentlichkeit bereit zustellen es Men- Vor diesem Hintergrund eröffnen Educasts
schen ermöglicht, kreativ und öffentlichkeitswirksam mobile und flexible Lernwege, die besonders das
ihre Sichtweisen auf ein Thema darzustellen. Indem selbstgesteuerte Lernen unterstützen. So können die
sie anderen Menschen ermöglichen, über das Internet Lernenden selbst den Lernort und die Lernzeit be-
ihre Beiträge anzusehen, nehmen sie aktiv an Mei- stimmen. Darüber hinaus können beim Selbstlernen
nungsbildungsprozessen bei und erweitern ihre ge- mit Educasts eigene Lernbedürfnisse festlegt werden,
sellschaftlichen Partizipationsmöglichkeiten. eigene Lernziele bestimmt, organisiert und reguliert
Aus einer medienpädagogischen Perspektive werden. Vorausgesetzt werden müssen die nötigen
heraus wird Podcasting als Phänomen der medialen Selbstlern- und Medienkompetenzen zur Auffindung,
Alltagswelt wahrgenommen (siehe Kapitel #medien- Auswahl und Rezipieren von Educasts. Auch können
paedagogik). Aus dieser Perspektive heraus werden durch gemeinsames Rezipieren der Educasts soziale
Überlegungen angestellt, welche Kompetenzen Men- Einbindungen unterstützt und gefördert werden wie
schen in der durch Medien beeinflussten Informati- beim gemeinsamen Explizieren, Argumentieren und
onsgesellschaft erwerben sollten: Welche Kenntnisse, Rekapitulieren. Die Lernenden beeinflussen beim Re-
Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen sind not- zipieren der Educasts den eigenen Lernprozess selbst
wendig, um mit Audio- und Videoprodukten aktiv an aktiv in (meta-) kognitiver, motivationaler, emotio-
der Gesellschaft teilzuhaben? Entsprechend des Me- naler und sozialer Hinsicht.
dienkompetenzmodells nach Dieter Baacke (1996)
Educasts
in
insCtuConellen
Kontexten
stellen sich demnach beispielhaft Fragen entspre-
chend der folgenden vier Dimensionen: Bildungsinstitutionen produzieren Educasts mit
▸ Medienkunde: Was sind Educasts? Wie müssen sie mehrfacher Absicht: Support des Lernenden, Trans-
technisch bedient werden? parenz der Lehre, Kontaktpflege zu den Alumni der
▸ Medienwissen: Wozu können Educasts genutzt Institution, Steigerung der Reputation der Institution;
werden? im Fall von öffentlich zugänglichen Educasts eine Er-
▸ Medienkritik: Wie vertrauenswürdig sind Inhalte weiterung der Zielgruppe über den traditionellen Ver-
von Educasts? anstaltungskontext hinaus. So leisten Educasts einen
▸ Mediengestaltung: Wie und wozu kann ich selbst Beitrag als offene Bildungsmaterialien (Geser, 2007,
Educasts erstellen? siehe Kapitel #openaccess). Bei der Gestaltung von
Educasts gilt es, die Anliegen aller Rezipientinnen
und Rezipienten zu berücksichtigen.
Educasts
sind
auch Bildungsgegenstand
bei
der
För-‐
! derung
von
Medienkompetenz.
DiskuCeren
Sie
in
Kleingruppen,
wie
an
Ihrer
pädago-‐
? gischen
Einrichtung
Educasts
eingesetzt
werden
könnten.
Educasts
zum
selbstgesteuerten,
lebenslangen
Lernen
Im bildungspolitischen Kontext wird neben der Me- Literatur
dienbildung eine lernerzentrierte Lehrauffassung mit
Blick auf die Unterstützung und Förderung des ▸ Alby, T. (2008). Web 2.0 : Konzepte, Anwendungen, Techno-
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7. EducasCng.
Wie
Podcasts
in
Bildungskontexten
Anwendung
finden
—
7
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