Ich möchte veranschaulichen, warum es auch den Besten nicht gelingt, jede Marke wach zu küssen. Denn vielen Kampagnen der Markenkommunikation gelingt es kaum, über die Schranken in den Köpfen der Konsumenten hinwegzuhelfen.
Ziel war es dabei nicht, per se Markenkommunikation in Frage zu stellen. Für Marken die sich in dem hierin beschriebenen Raum „Begehrlichkeit“ befinden, kann sie einflussreich sein.
Für Marken in den anderen drei „Markenräume“ (Nützlichkeit, Sicherheit, Notwendigkeit) sollte zuvor erst Klarheit herrschen, ob sie was bewegen kann und in welcher Hinsicht das noch effizient ist.
Und zu guter Letzt: Vertrauen sie bei ihren Kampagnen nicht auf Werbewirkungsstudien, sondern auf ihre messbaren und gewünschten KPIs. Wer ihnen sagt, die gäbe es für ihre Werbung nicht, handelt fahrlässig.
Sei vertrauen doch auch nicht jahrelang auf das gleiche Medikament, wenn es ihr Leiden nicht lindert und ihr Befinden nicht verbessert.
Grenzen der Markenkommunikation - Frosch bleibt Frosch
1. Markenkommunikation
Frosch bleibt
Frosch.
Warum es auch den Besten nicht gelingt,
jede Marke wach zu küssen.
Bildquelle
123RF
siehe
Anhang
2. Klischees
sind
sehr
hartnäckig.
Über
Werbung
gibt
es
viele.
Eins
davon,
das
sowohl
Evangelisten
als
auch
HäreDker
der
Werbung
bis
heute
aufrecht
erhalten,
ist:
Werbung
sei
die
Kunst,
aus
grauen,
hässlichen
Entlein
bewunderte,
strahlend
schöne
Schwäne
zu
machen.
Doch
der
Glaube,
an
Einfluss
und
Macht
der
Werbung,
ist
ein
Märchen.
Ein
sehr
lukraDves
für
die
gesamte
Branche,
die
von
der
Werbung
lebt.
Und
das
sind
eben
nicht
nur
Werbeagenturen
und
ihre
Dienstleister,
sondern
besonders
auch
die
Medien.
Denn
deren
GeschäNsmodell
ist
ebenso
abhängig
vom
Glaube
an
die
Werbung.
Unschuldig
sind
auch
nicht
die
Verantwortlichen
des
MarkeDngs.
Sie
geben
gerne
der
glamourösen
Welt
der
Werbung
den
Vorzug
bevor
sie
Excel-‐Charts
analysieren,
Vertriebskanäle
pflegen
und
mit
dem
Controller
zum
MiXagessen
gehen.
Das
Märchen
vom
hässlichen
Entlein
ist
jedoch
sehr
aufschlussreich,
wenn
man
es
konsequent
versteht.
Denn
es
sind
eben
keine
äußeren
Bedingung
oder
gar
Zauberer,
die
dazu
beitragen,
dass
es
zu
einem
bewunderten
Schwan
wird.
Es
sind
gegebene
innere
Bedingungen.
Bildquelle
123RF
siehe
Anhang
3. Eine
begehrte
Marke
ist
überwiegend
das
Ergebnis,
eines
herausragenden
Leistungsangebotes
zu
einem
idealen
Zeitpunkt.
Erfolgreiche
Markenführung
ist
überwiegend
das
Ergebnis
eines
kri>schen
Geistes
und
einer
konsequenten
Haltung.
Eine
Marke
effizient
zu
kommunizieren,
erfordert
überwiegend
soliden
Sachverstand.
Den
kann,
muss
man
aber
nicht
mit
Esprit
verbinden.
Doch
hartnäckig
hält
sich
das
Klischee,
es
bräuchte
den
krea>ven
Zampano,
um
Marken
begehrlich
zu
machen.
Wenn
man
sich
einmal
nüchtern
die
Waren-‐
und
Dienstleistungswelt
aus
Sicht
des
Konsumenten
betrachtet,
wird
man
feststellen,
dass
die
kreaDven
Enaltungsmöglichkeiten
von
Marken
in
den
jeweiligen
Markenräumen
sehr
beschränkt
sind.
Und
das
Marken
im
Raum
der
Begehrlichkeiten
landen,
haben
sie
ganz,
ganz
selten
einer
kreaDven
KommunikaDon
zu
verdanken.
Zum
Glück
schadet
sie
ihnen
auch
nicht
–
bis
auf
das
häufig
unnöDg
invesDerte
Werbegeld.
Bildquelle
123RF
siehe
Anhang
4. Der Konsument:
Was mag ich?
Was will ich?
Was brauch ich?
Was muss ich?
Bildquelle
123RF
siehe
Anhang
5. Markenräume* aus Sicht der Konsumenten
EmoDonale
Beziehung
Was
mag
ich?
Was
brauch
ich?
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
Was
will
ich?
Was
muss
ich?
RaDonale
Beziehung
*In
Anlehnung
an
das
Konzept
der
Love
Brands,
Respect-‐Matrix
(hXp://www.lovemarks.com/files/lovemarks_effect_blad.pdf
und
der
Produkarben
Matrix
von
Weinberger
6. Markenräume* aus Sicht der Konsumenten
Begehrlichkeit
Sicherheit
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
EmoDonale
Beziehung
Nützlichkeit
Notwendigkeit
RaDonale
Beziehung
*In
Anlehnung
an
das
Konzept
der
Love
Brands,
Respect-‐Matrix
(hXp://www.lovemarks.com/files/lovemarks_effect_blad.pdf
und
der
Produkarben
Matrix
von
Weinberger
7. Markenräume aus Sicht der Konsumenten
Begehrlichkeit
Sicherheit
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
Überwiegend
Hersteller-‐
und
Produktmarken
EmoDonale
Beziehung
Nützlichkeit
Notwendigkeit
RaDonale
Beziehung
8. Markenräume aus Sicht der Konsumenten
Begehrlichkeit
Sicherheit
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
EmoDonale
Beziehung
Überwiegend
Handels-‐
und
Dienstleistermarken
Nützlichkeit
Notwendigkeit
RaDonale
Beziehung
9. Markenräume aus Sicht der Konsumenten
Begehrlichkeit
Sicherheit
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
EmoDonale
Beziehung
Überwiegend
Produkt-‐
und
Dienstleistermarken
Nützlichkeit
Notwendigkeit
RaDonale
Beziehung
10. Markenräume aus Sicht der Konsumenten
Begehrlichkeit
Sicherheit
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
Überwiegend
EmoDonale
Beziehung
Versorger-‐,
Transport-‐
und
LogisDkmarken
Nützlichkeit
Notwendigkeit
RaDonale
Beziehung
11. Markenräume aus Sicht der Konsumenten: Begehrlichkeit
Begehrlichkeit
Sicherheit
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
EmoDonale
Beziehung
Nützlichkeit
Notwendigkeit
RaDonale
Beziehung
12. Im Markenraum „Begehrlichkeit“ kann man in der
Markenkommunikation kaum was falsch machen.
Im
Raum
„Begehrlichkeit“
finden
sich
Markenprodukte,
zu
denen
Konsumenten
die
klarsten
AssoziaDonen
haben
und
die
häufig
Benchmark
bei
der
Kaufentscheidung
sind.
Die
MarkenkommunikaDon
kann
sich
inhaltlich
auf
emoDonale
Markenerlebnisse
konzentrieren.
Zudem
muss
sie
die
Marke
vor
der
kommunikaDven
Entwertung
in
der
HandelskommunikaDon
schützen.
Das
hohe
Involvement
sichert
ihr
hohe
Aufmerksamkeit.
Sie
haben
nicht
nur
loyale,
überzeugte
Nutzer,
sondern
auch
viele
BotschaNer.
Gerne
werden
sie
auch
als
„Lovebrands“
bezeichnet.
13. Begehrlichkeit
Sicherheit
Notwendigkeit
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
Markenräume aus Sicht der Konsumenten: Nützlichkeit
Nützlichkeit
EmoDonale
Beziehung
RaDonale
Beziehung
14. Im Markenraum „Nützlichkeit“ kann man sich auf wenige USPs
wie Sortiment und/oder Preis beschränken.
Im
Raum
„Nützlichkeit“
finden
sich
viele
Handelsanbieter,
zu
denen
Konsumenten
eine
klare,
zweckorienDerte
Vorstellungen
haben.
Die
MarkenkommunikaDon
kann
sich
inhaltlich
auf
wenige
USPs
beschränken.
Primäre
KommunikaDon
ist
Angebotswerbung.
Der
oN
regelmäßige
Bedarf
erzeugt
das
hohe
Involvement.
Sie
haben
bequeme
Stamm-‐
kunden
und
Schnäppchenjäger,
doch
nur
in
Ausnahmen
leidenschaNliche
Fans.
Eine
Markenbeziehung
wie
zu
„Guten
Bekannten“.
15. Wer im Raum „Nützlichkeit“ steckt, kann mit emotionaler
Markenkommunikation kaum was bewegen: z. B. Hornbach
Seit
über
10
Jahren
betreut
die
kreaDve
Agentur
„Heimat“
den
Baumarktkonzern
Hornbach.
Die
Kampagnen
sind
steDge
Highlights
der
Werbung,
hochdekoriert
mit
unzähligen
KreaDvpreisen.
Wer
sich
mal
die
Mühe
macht,
die
GeschäNsberichte
von
Hornbach
zu
lesen,
wird
sich
einem
ernüchternden
Ergebnis
nicht
entziehen
können.
So
ist
z.B.
der
Marktanteil
seit
2007
gerade
mal
um
gut
1%
gesDegen.
Der
Umsatz
pro
Mitarbeiter
steigt
inflaDonsbereinigt
auch
nicht
signifikant,
ebenso
der
Umsatz
pro
qm
Fläche.
Im
besten
Fall
ist
es
eine
gelungene
Kampagne
für
die
Branche.
Doch
die
Kundenmasse
entscheidet
sich
für
den
Baumarkt
in
der
Nähe,
der
ein
breites
SorDment
und/
oder
günsDge
Preise
bietet.
Bildquelle:
hXp://www.markeDng-‐blog.biz/blog/plugin/tag/hornbach
16. Markenräume aus Sicht der Konsumenten: Sicherheit
Begehrlichkeit
Sicherheit
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
EmoDonale
Beziehung
Nützlichkeit
Notwendigkeit
RaDonale
Beziehung
17. Im Markenraum „Sicherheit“ bestimmt das Vertrauen in die
Verlässlichkeit der Kernleistung die Kundenloyalität.
Im
Raum
„Sicherheit“
finden
sich
viele
TradiDonsmarken,
die
Produkte
und
Leistungen
bieten,
auf
die
der
Kunden
sich
primär
verlassen
möchte.
Die
MarkenkommunikaDon
kann
sich
auf
den
USP
Solidität
und
Zuverlässigkeit
beschränken
und
kann
ihn
auch
emoDonal
vermiXeln.
Viele
der
Marken
werden
von
Kunden
bevorzugt,
die
in
diesem
Segment
risikoavers
sind,
die
letztlich
„gefühlt“
auf
Nummer
Sicher
gehen
wollen.
Markenbeziehung
wie
zu
neXen
„Verwandten“.
18. Etablierte Marken im Raum „Sicherheit“ besitzen einen enormen
Vertrauensbonus: z. B. Deutsche Bank.
Seit
2007
ist
das
Vertrauen
in
den
Bankensektor
im
rapiden
Fall,
zumindest
wenn
man
die
Konsumenten
auf
der
Straße
befragt.
Die
einzigen,
die
bei
solchen
Befragung
immer
noch
gut
wegkommen
sind
die
Sparkassen.
Hundsmiserabel
dagegen
das
Image
der
Deutschen
Bank
in
der
Presse.
Recherchiert
man
jedoch
ein
wenig
über
die
Marktzahlen
und
Kennziffern
der
Branche,
so
muss
man
nüchtern
konstaDeren,
dass
die
Deutsche
Bank
in
den
vergangenen
Jahren
kaum
Kundenverluste
im
Privatkundenbereich
verzeichnet.
Hingegen
müssen
die
Sparkassen
–
die
seit
vielen
Jahren
von
der
Agentur
JvM
betreut
werden
und
deren
Werbung
unzählige
KreaDvpreise
gewonnen
hat
–
einen
erheblichen
Marktanteilsverlust
im
Privatsektor
hinnehmen.
Von
45%
Marktanteil
im
Jahr
2000
vielen
sie
bis
2010
auf
38%.
Gewonnen
haben
die
Kreditbanken
mit
ihren
einfachen
Konsumentenkrediten.
Bildquelle:
hXp://www.gosee.de/news/agencies/rockenfeller-‐goebels-‐vivo-‐for-‐villeroy-‐boch-‐deutsche-‐bank-‐and-‐lots-‐for-‐nikon-‐5931
19. Markenräume aus Sicht der Konsumenten: Notwendigkeit
Begehrlichkeit
Sicherheit
EmoDonale
Beziehung
Nützlichkeit
Notwendigkeit
RaDonale
Beziehung
Hohes
Involvement
Geringes
Involvement
20. Im Markenraum „Notwendigkeit“ kämpft man gegen
Geringschätzung und Aversionen.
Im
Raum
„Notwendigkeit“
versammeln
sich
alle
Anbieter
und
deren
Produkte/Leistungen,
auf
die
Kunden
gerne
verzichten
würden
oder
sie
gering
schätzen.
Die
MarkenkommunikaDon
kann
hier
nur
beschwichDgen.
Der
Kunde
soll
zumindest
das
Gefühl
haben,
nicht
über
den
Tisch
gezogen
zu
werden.
Mit
den
Marken
bzw.
deren
Markt
mag
man
sich
kaum
beschäNigen.
Man
ist
froh,
über
Empfehlungen
von
Freunden.
Markenbeziehung
wie
mit
„ungeliebten
Verwandten“.
22. Alle TK-Versorger liegen zwar im Raum „Notwendigkeit“, doch
unterschiedlich nah zu den anderen Markenräumen.
Begehrlichkeit
Sicherheit
Nützlichkeit
Das
Bemühen,
aus
dem
Raum
„Notwendigkeit“
auszubrechen,
ist
teuer
erkauN
und
instabil.
Einzig
die
Telekom
kann
aufgrund
ihrer
Heritage
stabil
die
Nähe
zur
„Sicherheit“
besetzen.
23. Konsument: „Kenn ich, mag ich aber nicht.“ (Gilt aber nicht nur
für die Telekommunikationsversorger.)
Quelle:
hXp://www.ifd-‐allensbach.de/fileadmin/ACTA/ACTA_PraesentaDonen/2010/ACTA2010_Koecher.pdf
24. Fazit:
Markenkommunika>on
gelingt
es
kaum
über
die
Schranken
in
den
Köpfen
der
Konsumenten
hinwegzuhelfen.
Viele
umfangreiche
Test
und
Studien
suggerieren,
man
könne
durch
sozio-‐
und
neurowissenschaNliche
Hintertüren
in
den
Markenraum
„Begehrlichkeit“
eintreten.
Andere
empfehlen
dazu,
Geschichten
zu
erzählen.
Schöne
Idee,
doch
gibt
es
auch
Zuhörer?
Gesunder
Menschenverstand
findet
sich
manchmal
schon
direkt
vor
der
Bürotür.
ON
verhasst
von
der
Werbebranche.
Doch
hört
man
den
unbedarNen,
unvoreingenommenen
Menschen
zu,
dann
kann
man
sich
einige
teure
Ausrutscher
sparen.
Man
mag
mir
vorwerfen,
ich
simplifiziere
zu
sehr.
Das
ist
nicht
unberechDgt.
Doch
ist
es
nicht
auch
das,
was
wir
tagtäglich
als
Konsumenten
tun,
wenn
wir
uns
entscheiden
müssen?
Bildquelle
123RF
siehe
Anhang
25. Und
jetzt?
Ziel
war
es
nicht,
per
se
Markenkommunika>on
in
Frage
zu
stellen.
Für
Marken
im
Raum
„Begehrlichkeit“
kann
sie
einflussreich
sein.
Für
Marken
in
den
anderen
„Markenräume“
sollte
zuvor
erst
Klarheit
herrschen,
ob
sie
was
bewegen
kann
und
in
welcher
Hinsicht
das
noch
effizient
ist.
Und
zu
guter
Letzt:
Vertrauen
sie
nicht
auf
Werbewirkungsstudien,
sondern
auf
ihre
messbaren
und
gewünschten
KPIs.
Wer
ihnen
sagt,
die
gäbe
es
für
ihre
Werbung
nicht,
handelt
fahrlässig.
Sei
vertrauen
doch
auch
nicht
jahrelang
auf
das
gleiche
Medikament,
wenn
es
ihr
Leiden
nicht
lindert
und
ihr
Befinden
nicht
verbessert.
26. Wir
Menschen
sind
nicht
einfach.
Aber
wir
machen
es
uns
gern
einfach.
Thomas
Brasch,
August
2014
Über
25
Jahre
Werbung
und
MarkeDng
thomas.brasch@web.de