Man stelle sich vor, vier Wissenschaftlerinnen – eine Physikerin, eine Psychologin, eine Soziologin und eine Theologin – beobachten einen Mann, der von einer Klippe springt.
In Anlehnung an:
Bernhard Miebach (2014): Soziologische Handlungstheorie. Eine Einführung. Springer: S. 17
Beispiel des amerikanischen Soziologen Talcott Parsons (1968a: 734-5):
2. Das Ziel empirischer Sozialforschung ist es, Kenntnisse über die
soziale Realität zu erlangen.
Empirische Bildungsforschung begrenzt den
Untersuchungsgegenstand auf Lern- und Bildungsprozesse als
Ausschnitt dieser sozialen Realität.
3. Diesen Ausschnitt aus der Wirklichkeit allerdings wird keine
Forscherin zufällig auswählen, sondern sie hat bestimmte
Annahmen über Vorstellung, die diesen Auswahlprozess
steuern.
(Böhm-Kasper, Schuchart, Weishaupt 2009): Quantitative Methoden in der Erziehungswissenschaft. WBT. S. 13
4. Theorie und Empirie
Jede Wissenschaft verfügt über Begriffe, mit denen sie die
Wirklichkeit zu beschreiben versucht. Nach der traditionellen
Auffassung nähert sich die Wissenschaft in einem stetigen Prozess
der Wirklichkeit an und wird daher in die Lage versetzt, zukünftige
Ereignisse mit großer Genauigkeit vorherzusagen.
Moderne Wissenschaftler*innen sind in dieser Hinsicht
vorsichtiger und schränken den Wahrheitsanspruch ihres
Fachwissens (…) ein. Es wird nur ein Aspekt der Wirklichkeit durch
das Begriffsinstrumentarium einer Disziplin erfasst.
(Miebach 2014:13)
5. Der Sprung von einer Anhöhe
Beispiel in Anlehnung des amerikanischen Soziologen Talcott
Parsons (1968a: 734-5): Der Sprung von der Brücke
Parsons, T., (1937) 1968a: The Structure of Social Action, Bd. 1 und 2. New York.
Quelle:
Miebach, B. (2014). Soziologische Handlungstheorie: Eine Einführung (4., überarb.
und erw. Aufl.). Lehrbuch. Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04487-9
(S.17)
7. Der Sprung
Man stelle sich vor, vier
Wissenschaftlerinnen – eine Physikerin,
eine Psychologin, eine Soziologin und
eine Theologin – beobachten einen
Mann, der von einer Klippe springt.
In Anlehnung an:
Bernhard Miebach (2014): Soziologische Handlungstheorie. Eine
Einführung. Springer: S. 17
Beispiel des amerikanischen Soziologen Talcott Parsons (1968a:
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9. Würde man Sie auffordern, diesen Vorgang
aus der Perspektive ihrer wissenschaftlichen
Disziplin zu beschreiben, hätten sie
wahrscheinlich sehr unterschiedliche Dinge
„gesehen“.
10. Der Sprung von einer Anhöhe
Vorgehen:
Einteilung der Gesamtgruppe in 4 Teilgruppen
• Physiker*innen
• Psycholog*innen
• Soziolog*innen
• Theolog*innen
Aufgabe:
Besprechen Sie, wie Sie als Vertreter*in ihrer Wissenschaft diesen Vorgang/ihre
Beobachtung beschreiben. (15 – 20 min. – inkl. Recherche per Internet)
Hintergrund: Sie sind noch am selben Abend in der Haupt- Nachrichtensendung
eingeladen, um den Zuschauer*innen zu „erklären“, was passiert ist.
11. Besprechen Sie, wie Sie als Vertreter*in ihrer
Wissenschaft diesen Vorgang/ihre
Beobachtung beschreiben.
Was passiert dort? Können Sie die Handlung
erklären / verstehen?
(15 – 20 min. – inkl. Recherche per Internet)
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12. Willkommen zur Nachrichtensendung
Zu Gast:
4 Gruppen – Wissenschaftler*innen der wichtigsten universitären
Einrichtungen des Landes
Vertreter*innen der
Psychologie, Physik, Soziologie und Theologie
13. Moderator*in:
Danke für Ihr Kommen. Wir möchten uns Zeit
nehmen, um zu verstehen, was dort heut
Nachmittag passiert ist.
Bitte sagen Sie uns, was da passiert ist und wie
Sie sich das erklären:
(die Leitung der Lehrveranstaltung koordiniert als Moderator*in die Runde und
kann eventuell zusätzliche (Verständnis-Fragen stellen)
14. Reflexionsrunde:
Warum wurde dieses „Ereignis“ so
unterschiedlich dargestellt?
Was waren die zentralen Begrifflichkeiten, die
von der jeweiligen Gruppe benutzt wurden?
Waren theoretische Modelle zu erkennen?
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15. • Die Physikerin könnte den Sprung von der Brücke als einen
freien Fall beschreiben und den Ablauf mit physikalischen
Gesetzen erklären.
• Die Psychologin würde möglicherweise über die Motive
des Selbstmörders nachdenken, über seine
Lebenssituation (Anzug, Manager, Angestellter) über die
biographischen Umstände (Stress, Burnout, Mobbing), die
zu dieser Tat geführt haben.
• Ein Soziologe könnte darüber spekulieren, welcher
sozialen Gruppe oder Schicht der „Selbstmörder“
angehört und ob er sich in einer Konfliktsituation mit
seiner Umwelt – der modernen Stadt befunden hat. -
(strukturelle Arbeitsbedingungen, Organisation, soziale
Eingebundenheit, Werte, Normen)
• Die Theologin sieht vielleicht die Verzweiflung, die
Sinnsuche des Menschen, die Suche nach Heil …..
mögliche Beiträge
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