1. Helaba Volkswirtschaft/Research
Rohstoffreport-Update 9. Oktober 2012
Weitreichenden Lockerungsankündigungen der Notenbanken müssen bald bessere
Wachstumsperspektiven folgen. Ansonsten werden sich die Rohstoffnotierungen eher
wieder im Bereich des unteren Randes des seit Oktober 2011 zu beobachtenden
Autor: Seitwärtskanals bewegen. Bislang fehlen trotz einer gewissen Aufhellung in den USA
noch hinreichend positive Konjunktursignale. Die Abhängigkeit von den politischen
Heinrich Peters
Aktivitäten bleibt andererseits bis weit in 2013 hinein hoch, so dass der Einfluss fun-
Telefon: 0 69/91 32-47 33
damentaler Faktoren auf die Marktentwicklung immer wieder erheblich überlagert
research@helaba.de
werden kann.
Geopolitische, konjunkturelle und fundamentale Unsicherheiten dürften bei Mineral-
Redaktion: ölprodukten weiterhin für erhöhte Volatilität sorgen. Aufgrund der komfortablen Ver-
Markus Reinwand, CFA sorgung der Spot-Märkte ist zunächst aber per Saldo mit einer Preisberuhigung zu
rechnen. Weniger ausgeprägte Inflationserwartungen und nicht mehr ganz so euphori-
sche Finanzinvestoren sprechen kurzfristig eher für eine leichte Abwärtskorrektur bei
Edelmetallen. Industrierohstoffe besitzen wegen der auch strukturell bedingten
Wachstumsberuhigung in Asien und der Wirtschaftskrise in Europa kaum mehr Auf-
wärtspotenzial. Bei Agrarrohstoffen wird nach dem wetterbedingten Angebotsschock
im ersten Halbjahr wahrscheinlich eine gewisse Normalisierung eintreten.
Herausgeber:
Landesbank Hessen-Thüringen
MAIN TOWER Konjunkturstimmung bremst vorerst Leichter Rückenwind durch US-Geldpolitik
Neue Mainzer Str. 52-58 Index annual. 6M-Rate % Index Mrd. USD
60311 Frankfurt a. Main
65 100
Telefon: 0 69/91 32-20 24 Einkaufsmanagerindizes Verarb. Gewerbe 400 3500
80 ThomReuters/JefferiesCRB-Index (l.S.)
Telefax: 0 69/91 32-22 44 60
60 350
55 3000
40
USA 300
50 20
China 2500
45 Eurozone 0 250
-20 Fed-Bilanzsumme (r.S.)
40 2000
CRB (CCI)-Index (r.S.) 200
-40
35 -60 150 1500
30 -80 2009 2010 2011 2012
2008 2009 2010 2011 2012 2013
Quellen: Bloomberg,Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Bloomberg, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Neue Wachstumsimpulse aus China fehlen … … Wirtschaftspolitik bisher nicht expansiv genug
annual. 6M-Rate % % gg. Vj. annual. 6M-Rate % annual. 6M-Rate %
100 CRB (CCI)-Index (l.S.) 25 50 120
80 45 CRB (CCI)-Index (r.S.) 100
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
60 40 80
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich 20
unverbindliche Analysen und Prognosen zu 40 35 60
30 40
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- 20
15 25 20
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf 0 20 0
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für -20 15 -20
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
-40 10 10 -40
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- China Geldmenge M2,
-60 Industrieproduktion 5 -60
6M nach vorne (l.S.)
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
-80 China (r.S.) 5 0 -80
nen Angaben dienen der Information. Sie
06 07 08 09 10 11 12 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
Anlageentscheidungen verstanden werden. w
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
2. Rohstoffreport (Update) Oktober 2012
Performance-Rückblick
Assetklassen Welt 2012: Rohstoffe wieder auf hinterem Rang
Index (02.01.2012 = 100), in lokaler Währung
125 125
120 120
US-Immobilienaktien
115 Renten EM 115
Aktien Welt
110 Gold 110
US-Corporates
105 Renten Welt 105
Rohstoffe (SPGSCI-TR)
100 100
USD-Außenwert
95 95
90 90
85 85
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Einzelrohstoffe 2012: Gewinner bei der Jahresschau zuletzt noch in der Überzahl
%
50 50
Kumulierte Performance 2012* (SPGSCI-TR, Gesamtertragsindex)
40 40
30 30
20 20
10 10
0 0
-10 -10
-20 -20
-30 -30
* 02.01.2012 =100; bis 08.10.2012
-40 -40
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Rohstoffgruppen 2012: Divergenzen sprechen gegen Breite des jüngsten Aufschwungs
Index (02.01.2012 = 100)
140 140
135 135
130 130
125 CRB (CCI)-Getreide 125
120 CRB (CCI)-Edelmetalle 120
115 115
110 110
105 CRB (CCI)-Index 105
100 100
CRB (CCI)-Energie
95 CRB (CCI)-Tierprodukte 95
90 CRB (CCI)-Industrie** 90
85 CRB (CCI)-Genussmittel 85
80 80
**Baumwolle, Kupfer
75 75
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·9. Oktober 2012 Helaba 2
3. Rohstoffreport (Update) Oktober 2012
Überblick Rohstoffgruppen
Energie Umfeld spricht eher für Preisnachlässe
Krisenlösung in der Eurozone, durchgreifende positive kon-
Veränderung in % ggü. junkturelle Impulse in den USA und eine Wachstumsbe-
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
schleunigung in Asien stehen kurzfristig wohl nicht an.
Auch die geopolitischen Gefahren der Ölversorgung lassen
WTI** $/bbl 89,9 -6,8 4,5 8,3 12,0
gegenwärtig ebenso wie die Inflationsängste eher wieder
Brent $/bbl 112,6 -1,4 12,2 6,3 45,3 nach. Angesichts fallenden Nachfragewachstums und ten-
Heizöl** $¢/gal 316,2 0,4 15,0 10,6 44,7 denziell zunehmenden Angebots dürften wohl auch die
Wetten der Finanzinvestoren auf steigende Mineralölpreise
Gasöl $/t 994,3 0,9 13,8 10,9 45,8
nachlassen. Zwar verhindern die großen Spieler am Markt
Benzin $¢/gal 291,3 -3,5 5,6 10,0 44,2
vermutlich einen Preisverfall. Allerdings liegt ihnen auch
Erdgas** $/MMBtu 3,41 27,3 18,4 -1,9 -50,3 wenig an nachfragezerstörenden Preisen. Basisszenario
3-6M: 5-10 % niedrigere Mineralölpreise.
*Kontrakt laufender Monat; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Energy
Quellen: CME Group, ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Edelmetalle „Zyklische Fantasien“ nicht hinreichend
QE3 der Fed und OMT der EZB sind an negative Wachs-
tumsbedingungen geknüpft. Sofern kein externer Schock
Veränderung in % ggü.
eintritt, dürfte somit die monetär induzierte Inflation eher
Aktuell* -1M -3M -12M -60M überschaubar bleiben. Ähnlich wie bei den Primärmetallen
ist bei den „Quasi-Industriemetallen“ Silber und Platin au-
ßerdem kaum mit massiven konjunkturellen Impulsen zu
Gold** $/oz 1772,7 2,1 11,7 8,2 140,2
rechnen. Bleibt die strategische Perspektive bei Gold: Die
Geschichte zeigt, dass Gold eine gute Versicherung gegen
Silber** $/oz 33,9 0,8 24,1 8,9 151,7 Hyperinflation sein kann. Andererseits war die Realrendite
von Gold – insbesondere nach spekulativem Auftrieb – bei
Platin** $/oz 1700,8 6,9 17,8 13,8 24,3 schleichender Inflation über lange Strecken wenig überzeu-
gend. Es fehlt somit weiter der „Kick“ für starken Auftrieb.
*Bloomberg Spot; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Precious Metals
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Industrie Fragezeichen nach „Vorschusslorbeeren“
Veränderung in % ggü.
Der Industriesektor weist global eine geringe Wachstums-
Aktuell* -1M -3M -12M -60M dynamik auf. In den weltweit führenden metallverarbeiten-
den Ländern gibt es offensichtlich nicht nur zyklische, son-
Aluminium $/t 2046,3 2,9 8,4 -6,0 -12,4
dern auch hartnäckige strukturelle Wachstumshemmnisse.
Kupfer** $/t 8132,8 3,7 7,1 12,2 1,9 Außerdem stehen einer weiteren Preiserholung von Pri-
Blei $/t 2242,5 8,8 20,8 15,3 -40,0 märmetallen hohe Lagerbestände und ein zumeist hohes
Angebot im Wege. China und Europa, auf die etwa zwei
Nickel $/t 17927,5 11,0 8,9 -4,2 -39,3
Drittel des Kupferverbrauchs entfallen, haben inzwischen
Zink $/t 2001,3 4,5 7,9 8,5 -31,7 die Situation, dass sie in herkömmlicher Weise weder die
Baumwolle** $¢/lb 70,4 -7,0 -0,5 -30,6 18,4
Auslands- noch die Inlandsnachfrage nachhaltig fördern
können. Japan und Südkorea haben ähnliche Probleme.
*LME Cash, Baumwolle: Kontrakt laufender Monat
**Mitglieder des CRB (CCI)-Industrials
Quellen: LME, ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·9. Oktober 2012 Helaba 3
4. Rohstoffreport (Update) Oktober 2012
Getreide Normalisierungsphase steht bevor
Nachfragezerstörende Preise vor allem im Futtermittelsek-
tor sowie ein nicht ganz so mageres US-Angebot und gute
Veränderung in % ggü. Ernten in Südamerika nehmen den Getreidepreisen die Spit-
Aktuell* -1M -3M -12M -60M zen. Niedrige Lagerbestände, nach Preisrückgängen einset-
zende Nachfrage großer Importeure und mögliche Export-
beschränkungen sorgen noch für gewisse Unterstützung.
Mais** $¢/bu 744,8 -6,3 -3,9 24,1 117,4
Allerdings bleiben Fragezeichen: Hohe Preise geben welt-
weit Produktions- und Substitutionsanreize. Fleischkonsum
Sojabohnen* $¢/bu 1558,0 -10,0 -6,4 34,5 64,0 und Energieverbrauch (Biosprit) stehen angesichts ungüns-
tiger Einkommenentwicklung in den Industrieländern zu-
Weizen** $¢/bu 868,0 -1,9 7,1 42,9 2,7 nehmend in Frage (Prognosespannen: Mais 600-780 $ ¢/bu;
Sojabohnen 1.400-1.600 $ ¢/bu; Weizen 700-900 ¢/bu).
*Kontrakt laufender Monat; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Grains
Quellen: CME Group, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Genussmittel Gute Ernten 2012/2013 halten Preise in Schach
Angebotsüberschüsse dürften bei Zucker und Kaffee den
Preisspielraum nach oben begrenzen. Ein wetterbedingt
Veränderung in % ggü.
leichtes Zuckerdefizit in Indien und potenzielle Nachfrage
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
durch US-Biospritproduzenten wecken nur kurzfristig ge-
wisse Fantasien. Arabica-Kaffee bereiten die verbrauchsre-
Mais** $¢/bu 744,8 -6,3 -3,9 24,1 117,4 duzierende Kapseltechnologie und die einkommensbeding-
te Substitution durch die billigere Sorte Robusta zuvor un-
gekannte strukturelle Probleme. Institutionelle Verbesse-
Sojabohnen* $¢/bu 1558,0 -10,0 -6,4 34,5 64,0
rungen insbesondere beim Hauptlieferanten Elfenbeinküste
lassen relativ stabile Marktverhältnisse für Kakao erwarten
Weizen** $¢/bu 868,0 -1,9 7,1 42,9 2,7
(Prognosespannen: Kakao 2.200-2.600 $/t; Zucker 19-23
$¢/lb; Kaffee (Arabica) 150-180$ ¢/lb).
*Kontrakt laufender Monat; **Mitglied im CRB (CCI)-Softs
Quellen: ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Tierprodukte Rind stabil – Magerschwein wieder aufwärts
US-Rindfleisch ist nach wie vor relativ teuer. Die Nachfra-
Veränderung in % ggü. ge nach Rindersteaks bleibt auch angesichts der unsicheren
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
Einkommensentwicklung in den USA verhalten. Exporte
wirken dagegen ebenso wie das tendenziell eher überschau-
Lebendrind** $¢/lb 123,6 -2,3 3,8 1,3 31,6 bare Angebot preisstützend. Beim wesentlich günstigeren
Schweinefleisch steigt dagegen die US-Nachfrage wieder.
Immerhin ist Magerschwein der Rohstoff mit dem größten
Mastrind $¢/lb 144,8 0,3 0,4 3,7 27,9 Preisrückgang seit Jahresmitte. Schweineherden werden
2013 deutlich kleiner ausfallen und die Produktion von
Schweinefleisch pro Kopf in den USA wohl auf den nied-
Magerschwein** $¢/lb 81,7 14,4 -15,7 -13,8 42,1
rigsten Stand seit 1975 fallen. Daher besteht für die Notie-
rungen wahrscheinlich Aufwärtspotenzial bis 105 $¢/lb.
*Kontrakt laufender Monat; **Mitglieder des CRB (CCI)-Livestock
Quellen: CME Group, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·9. Oktober 2012 Helaba 4