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Mit Facebook und Co. auf Erasmus



                     Eine sozialwissenschaftliche Studie

über die Nutzung von Social-Software während des Erasmus-Studienaufenthaltes




                              MASTER-THESIS

                   zur Erlangung des akademischen Grades

                            Master of Arts (MA)




                     Universitätslehrgang „eEducation”

                         Eingereicht am 3. März 2011



         Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien

                          Donau-Universität Krems

                                    von

                                 Heiko Vogl



                             Krems, März 2011

                Betreuer: Mag. Klaus Himpsl-Gutermann, MSc

                                 eEducation3
Mit Facebook und Co. auf Erasmus von Heiko Vogl steht unter einer Creative Commons Namensnennung-
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Kurzzusammenfassung

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Nutzung des Internets und von Social-Software durch
Studierende der Pädagogischen Hochschule Steiermark während ihres Erasmus-
Auslandsaufenthaltes. In der qualitativen Untersuchung, in welcher das Nutzerverhalten von sechs
Erasmus-Outgoings der Pädagogische Hochschule Steiermark des Studienjahres 2009/2010 im Stil der
„Grounded Theory“ ausgewertet wurde, konnte für die Nutzung ein theoretisches Vier-Phasen-Modell
entwickelt werden: In der Phase 0 (prämobile Phase) wird das Internet zur Informationsbeschaffung
und Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt genutzt. Die Pflege der sozialen Beziehungen in das
Heimatland steht im Zentrum der Phase 1 (oder mobile Phase 1). In der zweiten Phase (mobile Phase 2)
widmen sich die Outgoings dem Aufbau von sozialen Beziehungen im Gastland und dem Beitritt zur
lokalen Erasmus-Community (Peergroup). Die postmobile Phase (Phase 3) wird zum Ausbau und zur
Pflege der sozialen Beziehungen zur Erasmus-Community nach der Mobilität genützt, sie kann auch
zum Abbruch der Kontakte zur Erasmus-Community führen.



Abstract

This thesis examines how Erasmus students from the University of Teacher Education Styria use the
internet and social software during their Erasmus semester. This qualitative study, based on "Grounded
Theory", analyzes the individual user behaviour of six Outgoing Erasmus Students in the academic year
2009/2010. A theoretical four-phase model was developed to show their use of the internet and of
social software while staying abroad. In phase 0 (pre-mobile phase), they use the internet to collect
information and to prepare for the stay abroad. In phase 1 (mobile phase 1), they use it to maintain
social relationships in their home country. In phase 2 (mobile phase 2), they form new social
relationships in the host country and join the local Erasmus community (peer group). The post-mobile
phase (phase 3) is used for developing and maintaining social relationships within the Erasmus
community, or even ending them, after returning home.




Mit Facebook und Co. auf Erasmus                                                                  3 von 123
informelle Kommunikation in Social-Online-Netzwerken unterstützt wurde, zeigen auch die
Möglichkeiten von Social-Software auf makrosoziologische Ebene auf.

Für Klobas & Beesley (2006) ist Social-Software hingen ein Überbegriff für eine Softwaregruppe von
Werkzeugen, die die Zusammenarbeit von Menschen und den Beitritt zu Online-Communities
ermöglicht. Diese Werkzeuge können verschiedenartige Formen von Kommunikation ermöglichen. Sie
unterscheiden dabei zwischen synchroner und asynchroner Kommunikation sowie der Anzahl der
Sender und Empfängerin in:

    •    synchrone 1-1-Kommunikation (zum Beispiel Instant Messaging),

    •    synchrone 1-n-Kommunikation (zum Beispiel Skypecasts),

    •    asynchrone 1-n-Kommunikation (Blogs),

    •    asynchrone n-m-Kommunikation (zum Beispiel Wikis) und

    •    asynchrone n-1-Kommunikation (zum Beispiel RSS-Feed-Aggregatoren).

Auffallend in dieser Unterteilung ist das Fehlen einer 1-1-asynchroner Kommunikation. Wird ein Online-
Social-Network wie Facebook bezüglich der Definition Klobas & Beesley betrachtet, so stehen
folgende Arten von Kommunikation zur Verfügung. Sowohl die asynchrone 1-n-Kommunikation,
asynchrone n-m-Kommunikation wie auch die und asynchrone n-1-Kommunikation sind durch
„Postings“ auf das persönliche Profil oder auf Profile von Freunden möglich. Wird die Facebook-
Nachrichtenfunktion betrachtet, so zeigt sich, dass es sich hier aber um eine 1-1-asynchrone
Kommunikation ähnlich der E-Mail, aber eingebettet in ein Online-Community, handelt. Die Social-
Software-Definition von Klobas & Beesley (2006) kann daher in diesem Bereich als unscharf
bezeichnet werden. Eine auf drei Zieldimensionen aufbauende Unterscheidung von Social-Software
schlägt Hippner (2006) vor. Sein Klassifikationschema unterscheidet zwischen Information, Beziehung
und Kommunikation. Richter und Koch (2009) ordnen Beziehung dem Begriff Kommunikation untern und
fügen dafür die Zieldimension Identitäts- und Netzwerkmanagement hinzu. Damit lauten hier die
Zieldimensionen Informationsmanagement, Identitäts- und Netzwerkmanagement sowie
Kommunikation. Die unterschiedlichen Klassifikationen und Unterscheidungen zeigen, dass die
Zuordnung von Software zu Social-Software auf Grund der unterschiedlichen Definitionen sich als
schwierig gestaltet (vgl. Hippner 2006).

Zusammenfassend kann Social-Software als internetbasiertes Werkzeug bezeichnet werden, welches
das Sozialkapital des Users verändert.



Mit Facebook und Co. auf Erasmus                                                               21 von 123
4    Sozialkapital

Das folgende Kapitel behandelt die Auswirkungen von Sozial-Software auf das Sozialkapital und
beginnt mit einem Überblick über unterschiedliche Definitionen und Formen des Sozialkapitals.

Soziale Kontakte und Interaktionen mit anderen Personen sind elementare Teile des menschlichen
Seins und bestimmen den Lebensverlauf einer Person. Dahrendorf (2010) beschreibt den Menschen als
„homo sociologicus“ und streicht damit seine zentrale Rolle als soziales Wesen heraus. Die sozialen
Beziehungen zwischen den Menschen können sehr unterschiedlich gelagert sein. In der Mikro-Ebene
werden familiäre Beziehungen durch die Geburt in ein verwandtschaftliches System festgelegt, die
Meso-Ebene behandelt Organisationen und Verbände sowie deren Funktionsweise und die Marko-
Ebene die Gesamtgesellschaft. Auch nach der Intensität von Beziehungen kann zwischen engen und
weiteren Freundschaften unterschieden werden. Noch geringer ist der Bindungsgrad unter Bekannten,
die oft nur auf gleiche Interessen, das gleiche Studium oder denselben Wohnort begründet werden.
Soziale Kontakte von Erasmus-Studierenden betreffen sehr viele dieser Bereiche. Während der
Mobilität entsteht zwischen ihnen und dem sozialen Konstrukt der Familie und der Freunde eine große
räumliche Distanz, welche die Pflege dieser Beziehungen erschwert. Um erfolgreich im Ausland zu
studieren, ist es für sie notwendig, sich in neue Organisationen einzubinden. An der Gastuniversität
herrschen andere soziale Regeln und Normen, die teilweise sogar im Widerspruch zum den gültigen
sozialen Rahme der Heimatinstitution stehen. Wird zum Beispiel in Graz ein großes Augenmerk auf die
Pünktlichkeit der Studierenden gelegt, so kommen in Barcelona auch Professorinnen und Professoren
zu spät zu den Lehrveranstaltungen. Für die Anrede von österreichischen Lehrenden wird das höfliche
Sie verwendet, in den Niederlanden werden Studierende mit einem vertrauten Du begrüßt.

Neben den oben beschriebenen unterschiedlichen Arten von Beziehungen gibt es zwei grundsätzliche
Ansätze, wie der Aufbau von Freundschaften und Beziehungen untersucht werden kann. Der Ansatz
der sozialen Bedürfnisse („social needs“) geht davon aus, dass Menschen Beziehungen bilden, um
den Bedarf von Intimität, Selbstwertschätzung und Gesellschaft zu erfüllen (vgl. Buhrmester 1998). In
der Studie über die Charakteristik von engen Online-Beziehungen zwischen 10- und 17-jährigen
Jugendlichen zeigt sich dies besonders ausgeprägt bei 14- bis 17-jährigen Mädchen (vgl. Badura u. a.
2008). Der Ansatz der sozialen Kompensation („social compensation“) beschreibt weiter fördernde
Faktoren bezüglich des Aufbaues von Freundschaften und Beziehungen. Besonders Konflikte im
sozialen Umfeld der Familie sind dabei förderlich (vlg. Mesch & Talmud 2006). Die Kontaktaufnahme
und Pflege der Beziehungen erfolgt dabei ohne direkte Kontrolle der Familienangehörigen. Bei
weiblichen Jugendlichen sind dabei besonders Konflikte mit den Eltern förderlich, bei männlichen

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Jugendlichen erweist sich dabei eine geringe Kommunikation mit den Eltern als besonders förderlich
(vlg. Wolak, Mitchell & Finkelhor 2003). Bei einem Erasmusstudierendenaufenthalt können sowohl die
sozialen Bedürfnisse als auch die soziale Kompensation als Begründung für den Aufbau von
Freundschaften und Beziehungen stehen – besonders am Beginn des Auslandsaufenthaltes. Durch
den Wegfall des direkten Kontaktes zur Familie und zu Freuden an der Heimatinstitution und im
Heimatort entsteht ein neuer Bedarf an Intimität, Selbstwertschätzung und Gesellschaft, der durch
Social-Software gedeckt werden kann. Im Bereich der sozialen Kompensation kann nicht die Familie
als Ursprung des Neuaufbaues angesehen werden, vielmehr werden durch die kulturelle Veränderung
eher Kulturkonflikten als Ausgangspunkt gesehen.

Durch den Aufbau von neuen Freundschaften und Beziehungen sowie durch die die räumliche
Trennung von bestehenden Freunden und der Familie verändert sich während des
Auslandsaufenthaltes das Sozialkapital der Studierenden sehr stark.

Der Begriff Sozialkapital wird in der Literatur für mehrere unterschiedliche Konzepte verwendet. Je
nach unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Disziplin wie der Politikwissenschaft, den
Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie wird dieser Begriff unterschiedlich verwendet. In der
Soziologie wird das Sozialkapital als Ressourcen bezeichnet, welche der Akteur nicht selbst besitzt,
sondern über die er verfügen kann aufgrund eines Netzwerkes bzw. aufgrund von Beziehungen (vgl.
Bourdieu 1983). Sozialkapital kann dabei als Wert für soziale Beziehungen gesehen werden.
Voraussetzung dafür ist, dass dieses Beziehungsnetzwerk zuerst aufgebaut und danach gepflegt
werden muss. Lin (1999) hebt den Vorteil von solchen Beziehungen hervor. Von Investitionen einzelner
Personen in ein solches Netzwerk profitiert das gesamte Netzwerk. Aber auch die Einzelpersonen
erwarten für solche Investitionen Vorteile und Gewinn. Robert Putnam (1995) beschreibt das
Sozialkapitel durch seine unterschiedlichen Merkmalen auf makrosozialogischer Ebene. Er spricht
dabei von Netzwerken, Normen und Vertrauen, von denen das Individuum und die Gesellschaft an sich
profitieren. Es steht dabei der wechselseitige Nutzen von Sozialkapital im Zentrum seiner Betrachtung.
Netzwerktheoretiker/innen wie Nan Lin sehen im Gegensatz zu Putnam das Sozialkapital nicht auf der
makrosozialogischen Ebene angesiedelt (vgl. Koob 2007). Sie sieht Sozialkapital als Ressource, welche
in soziale Strukturen eingebettet ist. Die Inanspruchnahme solcher sozialer Strukturen beinhaltet nach
Lin drei Elemente: die Einbettung, die Erreichbarkeit und die Verwendbarkeit dieser Strukturen. In
Anlehnung an Bourdieu heben hingegen Franzen/Pointner (2007) besonders die netzwerkbasierte
Dimension von Sozialkapital hervor.




Mit Facebook und Co. auf Erasmus                                                                23 von 123
Problematisch dabei ist der Abruf auf dieses im Netzwerk vorhandene Kapital. Erfolgt der Zugriff auf
Sach-, Finanz- oder auch Humankapital direkt, so ist dies beim Sozialkapital nicht so eindeutig, da der
Zugriff auf Sach-, Finanz- oder auch Humankapital ein Zugriff auf private Ressourcen des jeweiligen
Individuums ist. Der Zugriff auf Werte des Sozialkapitals ist ein Zugriff auf Ressourcen von anderen
Personen, die Verfügbarkeit hängt dabei nicht nur vom Individuum ab. Wird zum Beispiel eine
Freundin/ein Freund um Hilfe bei der Jobsuche gebeten, hängt dies nicht nur von der Bittstellerin/vom
Bittsteller, sondern auch von der Empfängerin/vom Empfänger der Bitte ab. Es zeigt sich daher, dass
Sozialkapital kein privates Gut wie Human- oder Sachkapital ist, aber auch kein öffentliches Gut,
welches von Personen automatisch genutzt werden kann. Das Sozialkapital liegt daher zwischen den
Ebenen von Individuum und öffentlichem Gut wie Institutionen (vgl. Brauer 2005). Ähnlich
argumentieren Franzen/Pointner (2007), sie bezeichnen Sozialkapital als semi-privates Gut. Jansen
bezeichnet Sozialkapital als Zwitterstellung zwischen Individuen und Sozialstruktur von und als
Konzept, welches den Spalt zwischen Mikro- und Makro-Ebene schließt (vgl. Jansen 2006). Es erlaubt
daher auch Interaktionsstrukturen sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene zu
analysieren. Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Definitionen und Auslegungen von
Sozialkapital schaffen Franzen/Pointner durch die Aufspaltung ihrer Definition in drei Dimensionen von
Sozialkapital. Die erste Dimension beschreibt die netzwerkbasierten Ressourcen von Sozialkapital, die
zweite Dimension die Vertrauensstellung (generalisiertes Vertrauen) und die dritte Dimension die
Normen und Werte.

       „Als Sozialkapital werden erstens die Ressourcen aufgefasst, auf die ein Individuum aufgrund
       seiner Zugehörigkeit zu verschiedenen Netzwerken potenziell zugreifen kann. Zweitens wird
       unter dem Begriff auch das generalisierte Vertrauen in Personen und Institutionen verstanden.
       Drittens schließlich wird der Begriff „Sozialkapital“ auch verwendet, wenn von allgemeinen
       Normen, wie der Fairness- oder der Reziprozitätsnorm, gesprochen wird.“ (Franzen & Pointner
       2007, S. 6)


4.1    Formen des Sozialkapitals

Ähnlich unterschiedlich wie die Definitionen von Sozialkapital sind auch die unterschiedlichen Formen
von Sozialkapital in der Literatur ausgearbeitet. Aus der Definition von Sozialkapital, welche besonders
die Vorteile der Beziehung hervorhebt, hat Lin (1999) instrumentelle und expressive Aspekte des
Sozialkapitals abgeleitet. Als instrumentelle Aspekte werden jene Aspekte bezeichnet, welche den
Vorteil des Individuums durch den Zugriff auf Ressourcen der Gemeinschaft erhält. Beispielsweise
können Studierende gratis Bücher in den Studienbibliotheken der Universitäten und Hochschule

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ausleihen. Jene Vorteile, die alleine durch die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft entstehen, werden
als expressive Aspekte charakterisiert. Erasmus-Studierende erhalten zum Beispiel durch
Mitgliedschaft beim Erasmus Students Network (ESN) zahlreiche Vergünstigungen wie vergünstigte
Eintritte in Museen und Lokale, günstigere Kontoführungsgebühren bei Banken oder Gratis-SIM-Karten
bei Telefongesellschaften. Lins Unterteilung in instrumentelle und expressive Aspekte des
Sozialkapitals bezieht sich aber lediglich auf die Dimensionen der netzwerkbasierten Ressourcen von
Sozialkapital, der Vertrauensstellung. Die Dimension der Werte und Normen wird durch diesen dualen
Aspekte nicht berücksichtig. Diese Dimension wird bei Robert Putnams Unterteilung berücksichtigt. Er
unterscheidet Netzwerke, die auf Normen und Vertrauen beruhen und unterteilt diese in drei Formen.
Sozialkapital wird nicht wie bei Lin nach Werten und Ressourcen unterteilt, sondern auf drei
unterschiedliche Beziehungsformen zurückgeführt (vgl. Putnam, Leonardi & Nanetti 1994). Es wird
zwischen horizontalen und vertikalen Beziehungen, formellen und informellen Beziehungen sowie
starken und schwachen Beziehungen unterschieden. Horizontale Beziehungen beschreiben
Beziehungen von Personen mit ähnlichem Status und ähnlicher Macht. Vertikale Beziehungen
beschreiben die Beziehungen von Personen mit unterschiedlichem Status und unterschiedlichen
Machtverhältnissen. Umgelegt auf Erasmus-Studierenden kann man die Beziehungen unter den
Outgoings als horizontale Beziehung bezeichnen. Durch die Unterzeichnung des Erasmusvertrages
durch die Studierenden wird der Status als Erasmus-Studierende zuerkannt, jeder hat die gleichen
Rechte und Pflichten, die in der Erasmus-Studierenden-Charta festgelegt sind (vgl. Nationalagentur
Lebenslanges Lernen 2009). Gleichzeitig manifestiert die Erasmus-Studierenden-Charta auch die
vertikale Beziehung der Erasmus-Studierenden mit der entsprechenden Nationalagentur des
jeweiligen Landes. Nach Putnam (1994) kann eine vertrauensbildende und kooperationsfördernde
Wirkung nur durch Beziehungen in horizontalen Netzwerken entstehen. In vertikalen Beziehungen wird
dies durch Verträge wie dem Erasmusvertrag geregelt. Gegenüber den horizontalen und vertikalen
Beziehungen beschreiben formelle und informelle Beziehungen unterschiedliche Organisationsformen.
Als formelle Beziehungen werden jene Beziehungen bezeichnet, die im Rahmen von Organisationen
institutionalisiert sind. Diese Beziehungen können durch Regeln und Normen festgelegt und
beispielsweise durch ein Organigramm dargestellt werden. Informelle Beziehungen werden nicht
durch äußere Vorgaben festgelegt, sondern entstehen zwischen Individuen. Eine besondere Rolle bei
Social-Software spielt die dritte Form von Sozialkapital. Putnam betrachtet dabei den
unterschiedlichen emotionalen Bindungsgrad zwischen den Individuen und bezeichnet diese als starke
beziehungsweise schwache Beziehungen. Die Stärke einer Beziehung wird dabei als eine Kombination
von Zeit, emotionaler Intensität, Intimität und wechselseitigen Dienstleitungen betrachtet. Starke


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Beziehungen („strong ties“) bestehen hauptsächlich zwischen engen Freunden und engen
Verwandten, schwache Beziehungen („weak ties“) bestehen zwischen oberflächlich Bekannten (vgl.
Kriesi 2007). Nach Granovetter (1973) nimmt mit der Stärke der Beziehung von zwei Personen auch der
Anteil der gemeinsamen Beziehungen zu. Zum Beispiel hat ein lange verheiratetes Ehepaar
hauptsächlich Beziehungen zur gleichen Personengruppe. Kennt sich ein Paar erst kurz, so haben sie
Beziehungen zu sehr unterschiedlichen Personenkreisen. Gibt es in einer Gemeinschaft viele starke
Bindungen zwischen den Mitgliedern, kann es zu einer sozialen Schließung im sozialen Netzwerk
kommen. Daraus wird abgeleitet, dass der Informationstransfer zwischen Personen mit starken
Bindungen geringer ist als zwischen Personen mit schwachen Bindungen. Zwischen Personen mit
schwachen Bindungen besteht ein unterschiedlicher Informationsstand (vgl. Granovetter 1973).
Individuen mit schwachen Bindungen helfen daher Informationsdefizit zwischen verschiedenen
sozialen Gemeinschaften zu überbrücken („bridging“). Putnam entwickelte aufbauend auf
Granovetters Idee das Modell von brückenschlagenden („bridging“) und bindenden („bonding“)
Formen des Sozialkapitals (vgl. Putnam 1995). In einer Studie zur Arbeitsplatzsuche unter
Berücksichtigung von starken und schwachen Beziehungen hat sich gezeigt, dass besonders
schwache Beziehungen eine größeren Informationsgewinn bei der Jobsuche bieten (vgl. Granovetter
1995). Personen mit starken Beziehungen haben meist denselben Informationsstand. Geht es darum,
die freie Stelle zu bekommen, so sind Personen mit starken Bindungen von Vorteil. Nur sie haben das
notwendige Vertrauen untereinander, um die Jobsuchen auch weiterzuempfehlen. Jansen (2006)
konnte zeigen, dass sich die Ergebnisse der Arbeitsplatzsuche auch auf andere Bereiche übertragen
lassen. Er zeigt auch, dass Netzwerke mit starken Bindungen nicht beliebig wachsen können, da sie
sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit verlangen – die Beziehungskapazität der einzelnen Akteure ist
begrenzt. Große und differenzierte Gesellschaften sind auf schwache Beziehungen angewiesen, nur
durch sie werden neue Information und Normen vermittelt. Sie sind notwendig für alle Mobilitäts-,
Modernisierungs-, Innovations- und Diffusionsprozesse einer Gesellschaft (vgl. Jansen 2006).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das brückenschlagende Sozialkapital aus
schwachen losen Beziehungen („weak ties“) besteht. Hier steht der Gewinn von Informationen im
Mittelpunkt des Netzwerkes. Emotionale Unterstützung wird von starken Beziehungen („strong ties“)
zu engen Freunden oder zur Familie erwartet.

Eine weitere Form des Sozialkapitals wird durch die zunehmende Mobilisierung der Gesellschaft
notwendig. Diese Form wird als aufrechterhaltendes Sozialkapital („maintained social capital“)
bezeichnet, welche es erlaubt, mit ehemaligen Gemeinschaften in Kontakt zu bleiben. In einer
Langzeitstudie über Sozialkapital, Selbstwertgefühl und die Nutzung von Online-Social-Network Sites

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zeigte sich, dass zum Beispiel nach dem Wechsel des Wohnortes Online-Social-Networks wie
Facebook oder Friendster die Aufrechterhaltung und Pflege zur Personen des früheren Wohnwortes
ein wichtiges Nutzungsmotiv dieser Systeme ist (vgl. Steinfield, Ellison & Lampe 2008). Diese Form des
Sozialkapitals trifft bei Erasmus-Studierenden in zwei Bereichen zu. Am Beginn des Auslandsstudiums
erlaubt es dem aufrechterhaltenden Sozialkapital die Beziehungen zur ehemaligen Gemeinschaft im
Heimatort und zur Heimathochschule zu pflegen. Nach dem Ende des Auslandsstudiums wird der
Kontakt zur ehemaligen Gemeinschaft an der Gastinstitution aufrechterhalten. Die Pflege und
Aufrechterhaltung von Bindungen zur ehemaligen Gemeinschaft wird dabei hauptsächlich durch die
Verwendung Social-Software unterstützt (vgl. Steinfield, Ellison & Lampe 2008).


4.2    Social-Software und Sozialkapital

Wie beeinflusst Social-Software nun die verschieden Formen von Sozialkapital? Social-Software im
Allgemeinen und Online Social Networks wie Facebook im Speziellen ermöglichen die Pflege
schwacher und starker Bindungen und damit den Aufbau und den Ausbau von Sozialkapital. Mit
unterschiedlichen Werkzeugen können Beziehungen zu unterschiedlichen Gemeinschaften gebildet
und gepflegt werden. Auch der Austausch von Hilfeleistungen hat sich durch Social-Software
verändert und erweitert. Social-Software ermöglicht es, diese Hilfeleistung und Beziehungen orts- und
zeitunabhängig zu erhalten. Für Kneidinger (2010) erleichtern Online-Social-Networks den Aufbau und
die Pflege von Sozialkapital. Sie fasst diese in drei große Bereiche zusammen. Erstens bieten diese
Tools neue und bequeme Möglichkeiten für den Kontaktaufbau und die Kontaktpflege. Sie sind
ortsunabhängig, da sie sowohl vom Computer wie auch von Smartphones genutzt werden können. Je
nach Kontakt kann der Kanal der Kommunikation unterschiedlich genutzt werden. Facebook bietet
beispielsweise mehrere unterschiedliche Möglichkeiten der Kommunikation. So kann zum Beispiel
über den Chat synchron mit einzelnen Kontakten kommuniziert werden. Eine asynchrone 1-1-
Kommunikation ist über die Nachrichtenfunktion und das „Anstupsen“ möglich. Postings an die eigene
oder an die Pinwand von Freunden kann als n-m-Kommunikation eingestuft werden. Der zweite
Bereich in Kneidingers Unterteilung betrifft das Teilen von Vorlieben und von Aktivitäten. Auf diese
Weise wird die Kommunikation mit Personen ermöglicht, die über klassische Kommunikationsformen
kaum kontaktiert worden wären. In Facebook sind diese mittels Fanpages und Gruppen implementiert.
Die Universität Orebro beispielsweise richtet Facebookgruppen für Erasmus-Incomings und ihren
„Buddies“ bereits vor der Mobilität ein, um den Erstkontakt herzustellen. Als dritten und letzen Bereich
fasst Kneidingers die Förderung von Offline-Kontakten durch Online-Social-Networks zusammen. Die
Offline-Kontaktaufnahme im realen Leben wird durch das Zur-Verfügung-Stellen von


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Kontaktinformationen wie Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Arbeitgeber oder Wohnortdaten im Online-
Profil begünstigt. Facebook versucht mit den Profilangaben „hat hier studiert“ und „wohnt in“ die
Bildung von aufrechterhaltendem Sozialkapital („maintained social capital“) zu unterstützen.

Besonders der Aufbau von schwachen Bindungen („weak ties“) wird durch Social-Software
unterstützt (vgl. Schmidt & Nurcan 2009). Erst durch den Einsatz von Social-Software ist es überhaupt
erst möglich, große Netzwerke mit schwachen Bindungen aufzubauen und zu pflegen (vgl. Teten &
Allen 2005). Beispielsweise hatten alle Erasmus-Studierenden der vorliegenden Studie mehr als 300
Facebook-Kontakte. Teten und Allen (2005) zeigten in sieben Punkten, welche Vorteile Social-Software
beim Aufbau von Netzwerken und Sozialkapital hat und wie sie die Größe von sozialen Netzwerken
positiv beeinflusst:

    •    Die Persönlichkeit des Einzelnen wird sichtbarer und mehr Personen können diese
         Persönlichkeit kennen lernen.

    •    Der/die Einzelne wird kompetenter, da er/sie Zugang zum kollektiven Wissen des Netzwerks
         erhält.

    •    Es können Beziehungen zu wichtigen Personen aufgebaut werden, welche Unterstützung bei
         der Zielerreichung geben können. In Online-Netzwerken sind diese Personen sichtbarer und
         leichter erreichbar.

    •    Durch die Bindung kann die höhere Frequenz bei der Kommunikation gestärkt werden.

    •    Informationen zum eigenen Netzwerk können leichter geteilt werden.

    •    Die Anzahl der Beziehungen kann erhöht werden.

    •    Es kann ein sehr vielfältiges Netzwerk aufgebaut werden.

Gerhards et.al. (2008) untersuchten in ihrer Studie, welche Personen Social-Software verwenden und
damit ihr Sozialkapital verändern. Es wurde versucht, Nutzertypologien zu entwickeln, welche sich im
Bereich des Gestaltungsgrades beziehungsweise im Kommunikationsgrad unterscheiden. Der
Gestaltungsgrad pendelt dabei zwischen den Bereichen Konsumentin/Konsument von Contents und
den Produzentin/Produzent von Contents. Gerhards et.al. bezeichnen diese beiden Positionen als rein
betrachtende Nutzung des Internets beziehungsweise als gestaltende Nutzung des Internets (vgl.
Gerhards, Klinger & Trump 2008). Der Kommunikationsgrad wird durch die Möglichkeiten von
individueller und öffentlicher Kommunikation determiniert. Als Beispiel für individuelle Kommunikation
wird das Schreiben von E-Mails, als Beispiel für öffentliche Kommunikation das Schreiben von Blogs
genannt. Durch die Auswertung von Expertinnen-/Experteninterviews und Fokusgruppen wurden acht
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unterschiedliche Typologien von Web 2.0 Nutzer/innen entwickelt, die sich in den Bereichen
individuelle beziehungsweise öffentliche Kommunikation und aktive beziehungsweise passive
Partizipation unterscheiden (vgl. Gerhards, Klinger & Trump 2008):

    •    Als Produzentinnen/Produzenten werden Nutzerinnen/Nutzer bezeichnet, die das Internet
         hauptsächlich zur Verbreitung der eigenen Werke nutzen. Auch Kommunikation und
         Vernetzung dienen nur diesem Ziel.

    •    Selbstdarstellerinnen/Selbstdarsteller sind Userinnen/User, die ähnlich wie
         Produzentinnen/Produzenten das Web hauptsächlich zur Veröffentlichung von Inhalten
         benutzen. Im Mittelpunkt dieser Veröffentlichungen stehen aber nicht Produkte, sondern die
         Person an sich.

    •    Zur Kommunikation über besondere Interessen wie Hobbys nutzen spezifisch Interessierte das
         Internet. Neben der Kommunikation wird dabei auch die Möglichkeit der Mitgestaltung genutzt.

    •    Hauptnutzerinnen/Hauptnutzer von Social-Networking-Sites sind
         „Netzwerkerinnen/Netzwerker“. Sie nutzen dieses System zum Aufbau und zur Pflege von
         Kontakten.

    •    Sowohl für die Selbstdarstellung als auch, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen
         oder zu bleiben, nutzen profilierte Nutzerinnen/Nutzer das Web. Häufig kommen dabei Blogs
         zur Anwendung.

    •    Kommunikatorinnen/Kommunikatoren versuchen im Web 2.0 hauptsächlich bestimmte Themen
         auszutauschen. Sie beteiligen sich häufig mit Kommentaren an öffentlichen Diskussionen.
         Andere Menschen kennen zu lernen und Inhalte zu veröffentlichen, ist nicht das primäre Ziel.

    •    Weder gestaltend noch kommunikativ nutzen Infosuchende das Internet.

    •    Der Aspekt der Unterhaltung steht bei Unterhaltungssuchenden im Mittelpunkt.

Im Social-Software-Teilbereich Weblogs gibt es weitere Versuche der Typisierung. Auf
unterschiedliche Beziehungs- und Kontaktformen aufbauend, wurden drei Nutzertypen entwickelt (vgl.
Krauss 2008).Die privaten „Netzwerkerinnen/Netzwerker“ nutzen Weblogs, um existierende
Beziehungen zu stärken und zu erhalten. Inhalte werden durch gleiche Interessen bestimmt. Neue
Kontakte können als themenorientierte Kontakte bezeichnet werden, es entstehen dabei nur schwache
Bindungen („weak ties“). Professionelle „Netzwerkerinnen/Netzwerker“ nutzen Weblogs, um an
spezifische, oft berufsfeldbezogenen Informationen zu gelangen. Die dabei entstehenden virtuellen
Beziehungen sind dauerhaft, verbindlich und bilateral, sie sind aber nicht als starke Bindungen
Mit Facebook und Co. auf Erasmus                                                                  29 von 123
(„strong ties“) ausgeformt. Spezialisierte „Netzwerkerinnen/Netzwerker“ nutzen einerseits lose
virtuelle Kontakte, um einen Zugriff auf unterschiedliche Informationen zu haben. Zusätzlich werden
gezielt Kontakte zu Kolleginnen/Kollegen aufgebaut, die für die berufliche Zusammenarbeit genutzt
werden. Die von Krauss für Weblogs entwickelten Typologien können auch auf weitere Bereiche der
Social-Software übertragen werden. Ähnliches gilt auch für die Typologisierung von
„Podcasterinnen/Podcaster“ durch Mocigemba. In dieser Studie wurden 17
„Podcasterinnen/Podcaster“ untersucht und anhand der Dimension Sendemotivation,
Qualitätsanspruch und Interaktion in folgende sechs Typen unterteilt: Explorer, Personality Prototyper,
Journalist & ThemenCaster, Rebell, Social Capitalist und Social Gambler. Die Sendemotive und
Qualitätsansprüche von Explorer sind technologisch begründet. Inhalt und Format der Sendung
entwickeln sich im Prozess des Sendens. Die Interaktion mit Hörerinnen/Hörern ist eher zufällig. Die in
der Interaktion mit anderen „Podcasterinnen/Podcastern“ wird mit der technischen Hilfestellung
begründet. Personality Prototyper sind mit Gerhards et.al. (2008)
Selbstdarstellerinnen/Selbstdarstellern vergleichbar. Ein eigener Stil, Authentizität sowie gute
Aufnahme- und Tonqualität bezeichnen den Qualitätsanspruch. Aus der Interaktion mir
Hörerinnen/Hörern wird auf die Qualität des Podcast geschlossen. Starke Themenorientierung und
Nützlichkeit der präsentierten Information zeichnen die Journalist & ThemenCaster aus. Die Interaktion
mit Hörerinnen/Hörern wird als Pflicht wahrgenommen und als positiv empfunden. Der Typ Rebell
sendet politische Podcasts. Mit Hörerinnen/Hörern wird versucht, eine Allianz im Namen des Podcasts
einzugehen. Das Motiv, neue Menschen über Podcasts kennen zu lernen, ist das Motiv des Types
Social-Capitalist. Der Qualitätsanspruch wird durch attraktive und hochwertige Kommunikation
bestimmt. Durch die Interaktion mit Hörerinnen/Hörern, Gästen und anderen Podcastern werden neue
Beziehungen aufgebaut. Podcast als Feldexperiment ist das Sendemotiv für den Typen Social-Gambler,
es wird zur eigenen Unterhaltung durchgeführt. Die hauptsächlich virtuelle Interaktion erfolgt mit
Hörerinnen und Hörern.

Die meisten „Podcasterinnen/Podcaster-Typen“ ähneln den Web-2.0-Typologien wie der Themen-
Caster dem Produzenten. Einen vergleichbaren Typen für den intrinsisch motivierten Explorer gibt es
aber in der Aufstellung der Web-2.0-Typologien von Gerhards et.al. (2008) nicht, dieser Typ nimmt
daher eine Sonderstellung ein. Sowohl die Typologisierung der Web-2.0-Nutzerinnen/Nutzer (vgl.
Gerhards, Klinger & Trump 2008) als auch die der „Podcasterinnen/Podcaster“ (vgl. Mocigemba 2006)
können in die Typologisierung von Krauss (2008) eingeordnet werden. Eine Typologisierung von Social-
Software-Nutzerinnen/Nutzern sowohl in den Dimensionen (individuelle oder öffentlich)
Kommunikation, (aktiv oder passiv) Partizipation sowie auch Motivation gibt es nicht. Die Ausarbeitung

Mit Facebook und Co. auf Erasmus                                                                   30 von 123
dieser Typologie ist aber nicht Ziel der vorliegenden Studie. Um die qualitative Untersuchung zu
vereinfachen, findet hier nur die Dimension der Partizipation Beachtung. Von den oben genannten
Typologien ist davon auszugehen, dass insbesondere die „Netzwerkerinnen/Netzwerker“ und Social-
Capitalists bewusst in den Aufbau und in die Pflege von Sozialkapital investieren.

Über die Auswirkungen eines Ortswechsel, wie er bei der Erasmusmobilität auftritt, und der Nutzung
von Social-Software gibt es bis heute erst wenige Studien. Pènard und Poussing (2009) konnten in ihrer
Studie über die Stärke der virtuellen Bindungen („The Strengt of Virtual Ties“) keinen Zusammenhang
zwischen einem durch Jobwechsel erzwungenen Ortswechsel und der Bereitschaft, online in das
Sozialkapital zu investieren, zeigen. Einen schwachen Zusammenhang zwischen diesen Aspekten
konnte nur bei Paaren gezeigt werden, bei denen beide Eltern in einem anderen Land geboren wurden
– in weiteres Ergebnis dieser Studie. Es zeigte sich aber deutlich, dass bestimmte junge Generationen
mittels Social-Software ihre Sozialkapital besonders bei schwachen Bindungen („weak Ties“)
vergrößern und dadurch besseren Zugang zu mehr Informationen und unterschiedlicheren Ideen
erhalten.

Einen Zusammenhang zwischen Mobilität von Jugendlichen während des Auslandsjugendaustausches
und Online-Kommunikation konnte Ritter (2010) zeigen. Besonders in Krisensituationen griffen
Jugendliche vermehrt auf die Internetkommunikation zurück und nahmen damit Kontakt zu engen
Freunden und der Familie auf („strong ties“).

Aus den beiden letzten Studien wird geschlossen, dass Erasmus-Studierende sowohl in schwache als
auch in starke Bindungen investieren müssen. Über schwachen Bindungen können Informationen über
Studienbedingung und die soziale Situation am Studienort erfahren werden. Starke Bindungen geben
emotionalen Halt in der Situation der Veränderung. Ausgehend von der Altersstruktur der Outgoings
wird dafür hauptsächlich Social-Software genutzt werden. Welche Social-Software während der
Mobilität genutzt wird und wie diese Software genutzt wird, darüber soll der folgende empirische Teil
Aufschluss geben.




Mit Facebook und Co. auf Erasmus                                                               31 von 123

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Mit Facebook und Co. auf Erasmus

  • 1. Mit Facebook und Co. auf Erasmus Eine sozialwissenschaftliche Studie über die Nutzung von Social-Software während des Erasmus-Studienaufenthaltes MASTER-THESIS zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (MA) Universitätslehrgang „eEducation” Eingereicht am 3. März 2011 Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien Donau-Universität Krems von Heiko Vogl Krems, März 2011 Betreuer: Mag. Klaus Himpsl-Gutermann, MSc eEducation3
  • 2. Mit Facebook und Co. auf Erasmus von Heiko Vogl steht unter einer Creative Commons Namensnennung- NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Unported Lizenz. Mit Facebook und Co. auf Erasmus 2 von 123
  • 3. Kurzzusammenfassung Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Nutzung des Internets und von Social-Software durch Studierende der Pädagogischen Hochschule Steiermark während ihres Erasmus- Auslandsaufenthaltes. In der qualitativen Untersuchung, in welcher das Nutzerverhalten von sechs Erasmus-Outgoings der Pädagogische Hochschule Steiermark des Studienjahres 2009/2010 im Stil der „Grounded Theory“ ausgewertet wurde, konnte für die Nutzung ein theoretisches Vier-Phasen-Modell entwickelt werden: In der Phase 0 (prämobile Phase) wird das Internet zur Informationsbeschaffung und Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt genutzt. Die Pflege der sozialen Beziehungen in das Heimatland steht im Zentrum der Phase 1 (oder mobile Phase 1). In der zweiten Phase (mobile Phase 2) widmen sich die Outgoings dem Aufbau von sozialen Beziehungen im Gastland und dem Beitritt zur lokalen Erasmus-Community (Peergroup). Die postmobile Phase (Phase 3) wird zum Ausbau und zur Pflege der sozialen Beziehungen zur Erasmus-Community nach der Mobilität genützt, sie kann auch zum Abbruch der Kontakte zur Erasmus-Community führen. Abstract This thesis examines how Erasmus students from the University of Teacher Education Styria use the internet and social software during their Erasmus semester. This qualitative study, based on "Grounded Theory", analyzes the individual user behaviour of six Outgoing Erasmus Students in the academic year 2009/2010. A theoretical four-phase model was developed to show their use of the internet and of social software while staying abroad. In phase 0 (pre-mobile phase), they use the internet to collect information and to prepare for the stay abroad. In phase 1 (mobile phase 1), they use it to maintain social relationships in their home country. In phase 2 (mobile phase 2), they form new social relationships in the host country and join the local Erasmus community (peer group). The post-mobile phase (phase 3) is used for developing and maintaining social relationships within the Erasmus community, or even ending them, after returning home. Mit Facebook und Co. auf Erasmus 3 von 123
  • 4. informelle Kommunikation in Social-Online-Netzwerken unterstützt wurde, zeigen auch die Möglichkeiten von Social-Software auf makrosoziologische Ebene auf. Für Klobas & Beesley (2006) ist Social-Software hingen ein Überbegriff für eine Softwaregruppe von Werkzeugen, die die Zusammenarbeit von Menschen und den Beitritt zu Online-Communities ermöglicht. Diese Werkzeuge können verschiedenartige Formen von Kommunikation ermöglichen. Sie unterscheiden dabei zwischen synchroner und asynchroner Kommunikation sowie der Anzahl der Sender und Empfängerin in: • synchrone 1-1-Kommunikation (zum Beispiel Instant Messaging), • synchrone 1-n-Kommunikation (zum Beispiel Skypecasts), • asynchrone 1-n-Kommunikation (Blogs), • asynchrone n-m-Kommunikation (zum Beispiel Wikis) und • asynchrone n-1-Kommunikation (zum Beispiel RSS-Feed-Aggregatoren). Auffallend in dieser Unterteilung ist das Fehlen einer 1-1-asynchroner Kommunikation. Wird ein Online- Social-Network wie Facebook bezüglich der Definition Klobas & Beesley betrachtet, so stehen folgende Arten von Kommunikation zur Verfügung. Sowohl die asynchrone 1-n-Kommunikation, asynchrone n-m-Kommunikation wie auch die und asynchrone n-1-Kommunikation sind durch „Postings“ auf das persönliche Profil oder auf Profile von Freunden möglich. Wird die Facebook- Nachrichtenfunktion betrachtet, so zeigt sich, dass es sich hier aber um eine 1-1-asynchrone Kommunikation ähnlich der E-Mail, aber eingebettet in ein Online-Community, handelt. Die Social- Software-Definition von Klobas & Beesley (2006) kann daher in diesem Bereich als unscharf bezeichnet werden. Eine auf drei Zieldimensionen aufbauende Unterscheidung von Social-Software schlägt Hippner (2006) vor. Sein Klassifikationschema unterscheidet zwischen Information, Beziehung und Kommunikation. Richter und Koch (2009) ordnen Beziehung dem Begriff Kommunikation untern und fügen dafür die Zieldimension Identitäts- und Netzwerkmanagement hinzu. Damit lauten hier die Zieldimensionen Informationsmanagement, Identitäts- und Netzwerkmanagement sowie Kommunikation. Die unterschiedlichen Klassifikationen und Unterscheidungen zeigen, dass die Zuordnung von Software zu Social-Software auf Grund der unterschiedlichen Definitionen sich als schwierig gestaltet (vgl. Hippner 2006). Zusammenfassend kann Social-Software als internetbasiertes Werkzeug bezeichnet werden, welches das Sozialkapital des Users verändert. Mit Facebook und Co. auf Erasmus 21 von 123
  • 5. 4 Sozialkapital Das folgende Kapitel behandelt die Auswirkungen von Sozial-Software auf das Sozialkapital und beginnt mit einem Überblick über unterschiedliche Definitionen und Formen des Sozialkapitals. Soziale Kontakte und Interaktionen mit anderen Personen sind elementare Teile des menschlichen Seins und bestimmen den Lebensverlauf einer Person. Dahrendorf (2010) beschreibt den Menschen als „homo sociologicus“ und streicht damit seine zentrale Rolle als soziales Wesen heraus. Die sozialen Beziehungen zwischen den Menschen können sehr unterschiedlich gelagert sein. In der Mikro-Ebene werden familiäre Beziehungen durch die Geburt in ein verwandtschaftliches System festgelegt, die Meso-Ebene behandelt Organisationen und Verbände sowie deren Funktionsweise und die Marko- Ebene die Gesamtgesellschaft. Auch nach der Intensität von Beziehungen kann zwischen engen und weiteren Freundschaften unterschieden werden. Noch geringer ist der Bindungsgrad unter Bekannten, die oft nur auf gleiche Interessen, das gleiche Studium oder denselben Wohnort begründet werden. Soziale Kontakte von Erasmus-Studierenden betreffen sehr viele dieser Bereiche. Während der Mobilität entsteht zwischen ihnen und dem sozialen Konstrukt der Familie und der Freunde eine große räumliche Distanz, welche die Pflege dieser Beziehungen erschwert. Um erfolgreich im Ausland zu studieren, ist es für sie notwendig, sich in neue Organisationen einzubinden. An der Gastuniversität herrschen andere soziale Regeln und Normen, die teilweise sogar im Widerspruch zum den gültigen sozialen Rahme der Heimatinstitution stehen. Wird zum Beispiel in Graz ein großes Augenmerk auf die Pünktlichkeit der Studierenden gelegt, so kommen in Barcelona auch Professorinnen und Professoren zu spät zu den Lehrveranstaltungen. Für die Anrede von österreichischen Lehrenden wird das höfliche Sie verwendet, in den Niederlanden werden Studierende mit einem vertrauten Du begrüßt. Neben den oben beschriebenen unterschiedlichen Arten von Beziehungen gibt es zwei grundsätzliche Ansätze, wie der Aufbau von Freundschaften und Beziehungen untersucht werden kann. Der Ansatz der sozialen Bedürfnisse („social needs“) geht davon aus, dass Menschen Beziehungen bilden, um den Bedarf von Intimität, Selbstwertschätzung und Gesellschaft zu erfüllen (vgl. Buhrmester 1998). In der Studie über die Charakteristik von engen Online-Beziehungen zwischen 10- und 17-jährigen Jugendlichen zeigt sich dies besonders ausgeprägt bei 14- bis 17-jährigen Mädchen (vgl. Badura u. a. 2008). Der Ansatz der sozialen Kompensation („social compensation“) beschreibt weiter fördernde Faktoren bezüglich des Aufbaues von Freundschaften und Beziehungen. Besonders Konflikte im sozialen Umfeld der Familie sind dabei förderlich (vlg. Mesch & Talmud 2006). Die Kontaktaufnahme und Pflege der Beziehungen erfolgt dabei ohne direkte Kontrolle der Familienangehörigen. Bei weiblichen Jugendlichen sind dabei besonders Konflikte mit den Eltern förderlich, bei männlichen Mit Facebook und Co. auf Erasmus 22 von 123
  • 6. Jugendlichen erweist sich dabei eine geringe Kommunikation mit den Eltern als besonders förderlich (vlg. Wolak, Mitchell & Finkelhor 2003). Bei einem Erasmusstudierendenaufenthalt können sowohl die sozialen Bedürfnisse als auch die soziale Kompensation als Begründung für den Aufbau von Freundschaften und Beziehungen stehen – besonders am Beginn des Auslandsaufenthaltes. Durch den Wegfall des direkten Kontaktes zur Familie und zu Freuden an der Heimatinstitution und im Heimatort entsteht ein neuer Bedarf an Intimität, Selbstwertschätzung und Gesellschaft, der durch Social-Software gedeckt werden kann. Im Bereich der sozialen Kompensation kann nicht die Familie als Ursprung des Neuaufbaues angesehen werden, vielmehr werden durch die kulturelle Veränderung eher Kulturkonflikten als Ausgangspunkt gesehen. Durch den Aufbau von neuen Freundschaften und Beziehungen sowie durch die die räumliche Trennung von bestehenden Freunden und der Familie verändert sich während des Auslandsaufenthaltes das Sozialkapital der Studierenden sehr stark. Der Begriff Sozialkapital wird in der Literatur für mehrere unterschiedliche Konzepte verwendet. Je nach unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Disziplin wie der Politikwissenschaft, den Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie wird dieser Begriff unterschiedlich verwendet. In der Soziologie wird das Sozialkapital als Ressourcen bezeichnet, welche der Akteur nicht selbst besitzt, sondern über die er verfügen kann aufgrund eines Netzwerkes bzw. aufgrund von Beziehungen (vgl. Bourdieu 1983). Sozialkapital kann dabei als Wert für soziale Beziehungen gesehen werden. Voraussetzung dafür ist, dass dieses Beziehungsnetzwerk zuerst aufgebaut und danach gepflegt werden muss. Lin (1999) hebt den Vorteil von solchen Beziehungen hervor. Von Investitionen einzelner Personen in ein solches Netzwerk profitiert das gesamte Netzwerk. Aber auch die Einzelpersonen erwarten für solche Investitionen Vorteile und Gewinn. Robert Putnam (1995) beschreibt das Sozialkapitel durch seine unterschiedlichen Merkmalen auf makrosozialogischer Ebene. Er spricht dabei von Netzwerken, Normen und Vertrauen, von denen das Individuum und die Gesellschaft an sich profitieren. Es steht dabei der wechselseitige Nutzen von Sozialkapital im Zentrum seiner Betrachtung. Netzwerktheoretiker/innen wie Nan Lin sehen im Gegensatz zu Putnam das Sozialkapital nicht auf der makrosozialogischen Ebene angesiedelt (vgl. Koob 2007). Sie sieht Sozialkapital als Ressource, welche in soziale Strukturen eingebettet ist. Die Inanspruchnahme solcher sozialer Strukturen beinhaltet nach Lin drei Elemente: die Einbettung, die Erreichbarkeit und die Verwendbarkeit dieser Strukturen. In Anlehnung an Bourdieu heben hingegen Franzen/Pointner (2007) besonders die netzwerkbasierte Dimension von Sozialkapital hervor. Mit Facebook und Co. auf Erasmus 23 von 123
  • 7. Problematisch dabei ist der Abruf auf dieses im Netzwerk vorhandene Kapital. Erfolgt der Zugriff auf Sach-, Finanz- oder auch Humankapital direkt, so ist dies beim Sozialkapital nicht so eindeutig, da der Zugriff auf Sach-, Finanz- oder auch Humankapital ein Zugriff auf private Ressourcen des jeweiligen Individuums ist. Der Zugriff auf Werte des Sozialkapitals ist ein Zugriff auf Ressourcen von anderen Personen, die Verfügbarkeit hängt dabei nicht nur vom Individuum ab. Wird zum Beispiel eine Freundin/ein Freund um Hilfe bei der Jobsuche gebeten, hängt dies nicht nur von der Bittstellerin/vom Bittsteller, sondern auch von der Empfängerin/vom Empfänger der Bitte ab. Es zeigt sich daher, dass Sozialkapital kein privates Gut wie Human- oder Sachkapital ist, aber auch kein öffentliches Gut, welches von Personen automatisch genutzt werden kann. Das Sozialkapital liegt daher zwischen den Ebenen von Individuum und öffentlichem Gut wie Institutionen (vgl. Brauer 2005). Ähnlich argumentieren Franzen/Pointner (2007), sie bezeichnen Sozialkapital als semi-privates Gut. Jansen bezeichnet Sozialkapital als Zwitterstellung zwischen Individuen und Sozialstruktur von und als Konzept, welches den Spalt zwischen Mikro- und Makro-Ebene schließt (vgl. Jansen 2006). Es erlaubt daher auch Interaktionsstrukturen sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene zu analysieren. Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Definitionen und Auslegungen von Sozialkapital schaffen Franzen/Pointner durch die Aufspaltung ihrer Definition in drei Dimensionen von Sozialkapital. Die erste Dimension beschreibt die netzwerkbasierten Ressourcen von Sozialkapital, die zweite Dimension die Vertrauensstellung (generalisiertes Vertrauen) und die dritte Dimension die Normen und Werte. „Als Sozialkapital werden erstens die Ressourcen aufgefasst, auf die ein Individuum aufgrund seiner Zugehörigkeit zu verschiedenen Netzwerken potenziell zugreifen kann. Zweitens wird unter dem Begriff auch das generalisierte Vertrauen in Personen und Institutionen verstanden. Drittens schließlich wird der Begriff „Sozialkapital“ auch verwendet, wenn von allgemeinen Normen, wie der Fairness- oder der Reziprozitätsnorm, gesprochen wird.“ (Franzen & Pointner 2007, S. 6) 4.1 Formen des Sozialkapitals Ähnlich unterschiedlich wie die Definitionen von Sozialkapital sind auch die unterschiedlichen Formen von Sozialkapital in der Literatur ausgearbeitet. Aus der Definition von Sozialkapital, welche besonders die Vorteile der Beziehung hervorhebt, hat Lin (1999) instrumentelle und expressive Aspekte des Sozialkapitals abgeleitet. Als instrumentelle Aspekte werden jene Aspekte bezeichnet, welche den Vorteil des Individuums durch den Zugriff auf Ressourcen der Gemeinschaft erhält. Beispielsweise können Studierende gratis Bücher in den Studienbibliotheken der Universitäten und Hochschule Mit Facebook und Co. auf Erasmus 24 von 123
  • 8. ausleihen. Jene Vorteile, die alleine durch die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft entstehen, werden als expressive Aspekte charakterisiert. Erasmus-Studierende erhalten zum Beispiel durch Mitgliedschaft beim Erasmus Students Network (ESN) zahlreiche Vergünstigungen wie vergünstigte Eintritte in Museen und Lokale, günstigere Kontoführungsgebühren bei Banken oder Gratis-SIM-Karten bei Telefongesellschaften. Lins Unterteilung in instrumentelle und expressive Aspekte des Sozialkapitals bezieht sich aber lediglich auf die Dimensionen der netzwerkbasierten Ressourcen von Sozialkapital, der Vertrauensstellung. Die Dimension der Werte und Normen wird durch diesen dualen Aspekte nicht berücksichtig. Diese Dimension wird bei Robert Putnams Unterteilung berücksichtigt. Er unterscheidet Netzwerke, die auf Normen und Vertrauen beruhen und unterteilt diese in drei Formen. Sozialkapital wird nicht wie bei Lin nach Werten und Ressourcen unterteilt, sondern auf drei unterschiedliche Beziehungsformen zurückgeführt (vgl. Putnam, Leonardi & Nanetti 1994). Es wird zwischen horizontalen und vertikalen Beziehungen, formellen und informellen Beziehungen sowie starken und schwachen Beziehungen unterschieden. Horizontale Beziehungen beschreiben Beziehungen von Personen mit ähnlichem Status und ähnlicher Macht. Vertikale Beziehungen beschreiben die Beziehungen von Personen mit unterschiedlichem Status und unterschiedlichen Machtverhältnissen. Umgelegt auf Erasmus-Studierenden kann man die Beziehungen unter den Outgoings als horizontale Beziehung bezeichnen. Durch die Unterzeichnung des Erasmusvertrages durch die Studierenden wird der Status als Erasmus-Studierende zuerkannt, jeder hat die gleichen Rechte und Pflichten, die in der Erasmus-Studierenden-Charta festgelegt sind (vgl. Nationalagentur Lebenslanges Lernen 2009). Gleichzeitig manifestiert die Erasmus-Studierenden-Charta auch die vertikale Beziehung der Erasmus-Studierenden mit der entsprechenden Nationalagentur des jeweiligen Landes. Nach Putnam (1994) kann eine vertrauensbildende und kooperationsfördernde Wirkung nur durch Beziehungen in horizontalen Netzwerken entstehen. In vertikalen Beziehungen wird dies durch Verträge wie dem Erasmusvertrag geregelt. Gegenüber den horizontalen und vertikalen Beziehungen beschreiben formelle und informelle Beziehungen unterschiedliche Organisationsformen. Als formelle Beziehungen werden jene Beziehungen bezeichnet, die im Rahmen von Organisationen institutionalisiert sind. Diese Beziehungen können durch Regeln und Normen festgelegt und beispielsweise durch ein Organigramm dargestellt werden. Informelle Beziehungen werden nicht durch äußere Vorgaben festgelegt, sondern entstehen zwischen Individuen. Eine besondere Rolle bei Social-Software spielt die dritte Form von Sozialkapital. Putnam betrachtet dabei den unterschiedlichen emotionalen Bindungsgrad zwischen den Individuen und bezeichnet diese als starke beziehungsweise schwache Beziehungen. Die Stärke einer Beziehung wird dabei als eine Kombination von Zeit, emotionaler Intensität, Intimität und wechselseitigen Dienstleitungen betrachtet. Starke Mit Facebook und Co. auf Erasmus 25 von 123
  • 9. Beziehungen („strong ties“) bestehen hauptsächlich zwischen engen Freunden und engen Verwandten, schwache Beziehungen („weak ties“) bestehen zwischen oberflächlich Bekannten (vgl. Kriesi 2007). Nach Granovetter (1973) nimmt mit der Stärke der Beziehung von zwei Personen auch der Anteil der gemeinsamen Beziehungen zu. Zum Beispiel hat ein lange verheiratetes Ehepaar hauptsächlich Beziehungen zur gleichen Personengruppe. Kennt sich ein Paar erst kurz, so haben sie Beziehungen zu sehr unterschiedlichen Personenkreisen. Gibt es in einer Gemeinschaft viele starke Bindungen zwischen den Mitgliedern, kann es zu einer sozialen Schließung im sozialen Netzwerk kommen. Daraus wird abgeleitet, dass der Informationstransfer zwischen Personen mit starken Bindungen geringer ist als zwischen Personen mit schwachen Bindungen. Zwischen Personen mit schwachen Bindungen besteht ein unterschiedlicher Informationsstand (vgl. Granovetter 1973). Individuen mit schwachen Bindungen helfen daher Informationsdefizit zwischen verschiedenen sozialen Gemeinschaften zu überbrücken („bridging“). Putnam entwickelte aufbauend auf Granovetters Idee das Modell von brückenschlagenden („bridging“) und bindenden („bonding“) Formen des Sozialkapitals (vgl. Putnam 1995). In einer Studie zur Arbeitsplatzsuche unter Berücksichtigung von starken und schwachen Beziehungen hat sich gezeigt, dass besonders schwache Beziehungen eine größeren Informationsgewinn bei der Jobsuche bieten (vgl. Granovetter 1995). Personen mit starken Beziehungen haben meist denselben Informationsstand. Geht es darum, die freie Stelle zu bekommen, so sind Personen mit starken Bindungen von Vorteil. Nur sie haben das notwendige Vertrauen untereinander, um die Jobsuchen auch weiterzuempfehlen. Jansen (2006) konnte zeigen, dass sich die Ergebnisse der Arbeitsplatzsuche auch auf andere Bereiche übertragen lassen. Er zeigt auch, dass Netzwerke mit starken Bindungen nicht beliebig wachsen können, da sie sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit verlangen – die Beziehungskapazität der einzelnen Akteure ist begrenzt. Große und differenzierte Gesellschaften sind auf schwache Beziehungen angewiesen, nur durch sie werden neue Information und Normen vermittelt. Sie sind notwendig für alle Mobilitäts-, Modernisierungs-, Innovations- und Diffusionsprozesse einer Gesellschaft (vgl. Jansen 2006). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das brückenschlagende Sozialkapital aus schwachen losen Beziehungen („weak ties“) besteht. Hier steht der Gewinn von Informationen im Mittelpunkt des Netzwerkes. Emotionale Unterstützung wird von starken Beziehungen („strong ties“) zu engen Freunden oder zur Familie erwartet. Eine weitere Form des Sozialkapitals wird durch die zunehmende Mobilisierung der Gesellschaft notwendig. Diese Form wird als aufrechterhaltendes Sozialkapital („maintained social capital“) bezeichnet, welche es erlaubt, mit ehemaligen Gemeinschaften in Kontakt zu bleiben. In einer Langzeitstudie über Sozialkapital, Selbstwertgefühl und die Nutzung von Online-Social-Network Sites Mit Facebook und Co. auf Erasmus 26 von 123
  • 10. zeigte sich, dass zum Beispiel nach dem Wechsel des Wohnortes Online-Social-Networks wie Facebook oder Friendster die Aufrechterhaltung und Pflege zur Personen des früheren Wohnwortes ein wichtiges Nutzungsmotiv dieser Systeme ist (vgl. Steinfield, Ellison & Lampe 2008). Diese Form des Sozialkapitals trifft bei Erasmus-Studierenden in zwei Bereichen zu. Am Beginn des Auslandsstudiums erlaubt es dem aufrechterhaltenden Sozialkapital die Beziehungen zur ehemaligen Gemeinschaft im Heimatort und zur Heimathochschule zu pflegen. Nach dem Ende des Auslandsstudiums wird der Kontakt zur ehemaligen Gemeinschaft an der Gastinstitution aufrechterhalten. Die Pflege und Aufrechterhaltung von Bindungen zur ehemaligen Gemeinschaft wird dabei hauptsächlich durch die Verwendung Social-Software unterstützt (vgl. Steinfield, Ellison & Lampe 2008). 4.2 Social-Software und Sozialkapital Wie beeinflusst Social-Software nun die verschieden Formen von Sozialkapital? Social-Software im Allgemeinen und Online Social Networks wie Facebook im Speziellen ermöglichen die Pflege schwacher und starker Bindungen und damit den Aufbau und den Ausbau von Sozialkapital. Mit unterschiedlichen Werkzeugen können Beziehungen zu unterschiedlichen Gemeinschaften gebildet und gepflegt werden. Auch der Austausch von Hilfeleistungen hat sich durch Social-Software verändert und erweitert. Social-Software ermöglicht es, diese Hilfeleistung und Beziehungen orts- und zeitunabhängig zu erhalten. Für Kneidinger (2010) erleichtern Online-Social-Networks den Aufbau und die Pflege von Sozialkapital. Sie fasst diese in drei große Bereiche zusammen. Erstens bieten diese Tools neue und bequeme Möglichkeiten für den Kontaktaufbau und die Kontaktpflege. Sie sind ortsunabhängig, da sie sowohl vom Computer wie auch von Smartphones genutzt werden können. Je nach Kontakt kann der Kanal der Kommunikation unterschiedlich genutzt werden. Facebook bietet beispielsweise mehrere unterschiedliche Möglichkeiten der Kommunikation. So kann zum Beispiel über den Chat synchron mit einzelnen Kontakten kommuniziert werden. Eine asynchrone 1-1- Kommunikation ist über die Nachrichtenfunktion und das „Anstupsen“ möglich. Postings an die eigene oder an die Pinwand von Freunden kann als n-m-Kommunikation eingestuft werden. Der zweite Bereich in Kneidingers Unterteilung betrifft das Teilen von Vorlieben und von Aktivitäten. Auf diese Weise wird die Kommunikation mit Personen ermöglicht, die über klassische Kommunikationsformen kaum kontaktiert worden wären. In Facebook sind diese mittels Fanpages und Gruppen implementiert. Die Universität Orebro beispielsweise richtet Facebookgruppen für Erasmus-Incomings und ihren „Buddies“ bereits vor der Mobilität ein, um den Erstkontakt herzustellen. Als dritten und letzen Bereich fasst Kneidingers die Förderung von Offline-Kontakten durch Online-Social-Networks zusammen. Die Offline-Kontaktaufnahme im realen Leben wird durch das Zur-Verfügung-Stellen von Mit Facebook und Co. auf Erasmus 27 von 123
  • 11. Kontaktinformationen wie Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Arbeitgeber oder Wohnortdaten im Online- Profil begünstigt. Facebook versucht mit den Profilangaben „hat hier studiert“ und „wohnt in“ die Bildung von aufrechterhaltendem Sozialkapital („maintained social capital“) zu unterstützen. Besonders der Aufbau von schwachen Bindungen („weak ties“) wird durch Social-Software unterstützt (vgl. Schmidt & Nurcan 2009). Erst durch den Einsatz von Social-Software ist es überhaupt erst möglich, große Netzwerke mit schwachen Bindungen aufzubauen und zu pflegen (vgl. Teten & Allen 2005). Beispielsweise hatten alle Erasmus-Studierenden der vorliegenden Studie mehr als 300 Facebook-Kontakte. Teten und Allen (2005) zeigten in sieben Punkten, welche Vorteile Social-Software beim Aufbau von Netzwerken und Sozialkapital hat und wie sie die Größe von sozialen Netzwerken positiv beeinflusst: • Die Persönlichkeit des Einzelnen wird sichtbarer und mehr Personen können diese Persönlichkeit kennen lernen. • Der/die Einzelne wird kompetenter, da er/sie Zugang zum kollektiven Wissen des Netzwerks erhält. • Es können Beziehungen zu wichtigen Personen aufgebaut werden, welche Unterstützung bei der Zielerreichung geben können. In Online-Netzwerken sind diese Personen sichtbarer und leichter erreichbar. • Durch die Bindung kann die höhere Frequenz bei der Kommunikation gestärkt werden. • Informationen zum eigenen Netzwerk können leichter geteilt werden. • Die Anzahl der Beziehungen kann erhöht werden. • Es kann ein sehr vielfältiges Netzwerk aufgebaut werden. Gerhards et.al. (2008) untersuchten in ihrer Studie, welche Personen Social-Software verwenden und damit ihr Sozialkapital verändern. Es wurde versucht, Nutzertypologien zu entwickeln, welche sich im Bereich des Gestaltungsgrades beziehungsweise im Kommunikationsgrad unterscheiden. Der Gestaltungsgrad pendelt dabei zwischen den Bereichen Konsumentin/Konsument von Contents und den Produzentin/Produzent von Contents. Gerhards et.al. bezeichnen diese beiden Positionen als rein betrachtende Nutzung des Internets beziehungsweise als gestaltende Nutzung des Internets (vgl. Gerhards, Klinger & Trump 2008). Der Kommunikationsgrad wird durch die Möglichkeiten von individueller und öffentlicher Kommunikation determiniert. Als Beispiel für individuelle Kommunikation wird das Schreiben von E-Mails, als Beispiel für öffentliche Kommunikation das Schreiben von Blogs genannt. Durch die Auswertung von Expertinnen-/Experteninterviews und Fokusgruppen wurden acht Mit Facebook und Co. auf Erasmus 28 von 123
  • 12. unterschiedliche Typologien von Web 2.0 Nutzer/innen entwickelt, die sich in den Bereichen individuelle beziehungsweise öffentliche Kommunikation und aktive beziehungsweise passive Partizipation unterscheiden (vgl. Gerhards, Klinger & Trump 2008): • Als Produzentinnen/Produzenten werden Nutzerinnen/Nutzer bezeichnet, die das Internet hauptsächlich zur Verbreitung der eigenen Werke nutzen. Auch Kommunikation und Vernetzung dienen nur diesem Ziel. • Selbstdarstellerinnen/Selbstdarsteller sind Userinnen/User, die ähnlich wie Produzentinnen/Produzenten das Web hauptsächlich zur Veröffentlichung von Inhalten benutzen. Im Mittelpunkt dieser Veröffentlichungen stehen aber nicht Produkte, sondern die Person an sich. • Zur Kommunikation über besondere Interessen wie Hobbys nutzen spezifisch Interessierte das Internet. Neben der Kommunikation wird dabei auch die Möglichkeit der Mitgestaltung genutzt. • Hauptnutzerinnen/Hauptnutzer von Social-Networking-Sites sind „Netzwerkerinnen/Netzwerker“. Sie nutzen dieses System zum Aufbau und zur Pflege von Kontakten. • Sowohl für die Selbstdarstellung als auch, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen oder zu bleiben, nutzen profilierte Nutzerinnen/Nutzer das Web. Häufig kommen dabei Blogs zur Anwendung. • Kommunikatorinnen/Kommunikatoren versuchen im Web 2.0 hauptsächlich bestimmte Themen auszutauschen. Sie beteiligen sich häufig mit Kommentaren an öffentlichen Diskussionen. Andere Menschen kennen zu lernen und Inhalte zu veröffentlichen, ist nicht das primäre Ziel. • Weder gestaltend noch kommunikativ nutzen Infosuchende das Internet. • Der Aspekt der Unterhaltung steht bei Unterhaltungssuchenden im Mittelpunkt. Im Social-Software-Teilbereich Weblogs gibt es weitere Versuche der Typisierung. Auf unterschiedliche Beziehungs- und Kontaktformen aufbauend, wurden drei Nutzertypen entwickelt (vgl. Krauss 2008).Die privaten „Netzwerkerinnen/Netzwerker“ nutzen Weblogs, um existierende Beziehungen zu stärken und zu erhalten. Inhalte werden durch gleiche Interessen bestimmt. Neue Kontakte können als themenorientierte Kontakte bezeichnet werden, es entstehen dabei nur schwache Bindungen („weak ties“). Professionelle „Netzwerkerinnen/Netzwerker“ nutzen Weblogs, um an spezifische, oft berufsfeldbezogenen Informationen zu gelangen. Die dabei entstehenden virtuellen Beziehungen sind dauerhaft, verbindlich und bilateral, sie sind aber nicht als starke Bindungen Mit Facebook und Co. auf Erasmus 29 von 123
  • 13. („strong ties“) ausgeformt. Spezialisierte „Netzwerkerinnen/Netzwerker“ nutzen einerseits lose virtuelle Kontakte, um einen Zugriff auf unterschiedliche Informationen zu haben. Zusätzlich werden gezielt Kontakte zu Kolleginnen/Kollegen aufgebaut, die für die berufliche Zusammenarbeit genutzt werden. Die von Krauss für Weblogs entwickelten Typologien können auch auf weitere Bereiche der Social-Software übertragen werden. Ähnliches gilt auch für die Typologisierung von „Podcasterinnen/Podcaster“ durch Mocigemba. In dieser Studie wurden 17 „Podcasterinnen/Podcaster“ untersucht und anhand der Dimension Sendemotivation, Qualitätsanspruch und Interaktion in folgende sechs Typen unterteilt: Explorer, Personality Prototyper, Journalist & ThemenCaster, Rebell, Social Capitalist und Social Gambler. Die Sendemotive und Qualitätsansprüche von Explorer sind technologisch begründet. Inhalt und Format der Sendung entwickeln sich im Prozess des Sendens. Die Interaktion mit Hörerinnen/Hörern ist eher zufällig. Die in der Interaktion mit anderen „Podcasterinnen/Podcastern“ wird mit der technischen Hilfestellung begründet. Personality Prototyper sind mit Gerhards et.al. (2008) Selbstdarstellerinnen/Selbstdarstellern vergleichbar. Ein eigener Stil, Authentizität sowie gute Aufnahme- und Tonqualität bezeichnen den Qualitätsanspruch. Aus der Interaktion mir Hörerinnen/Hörern wird auf die Qualität des Podcast geschlossen. Starke Themenorientierung und Nützlichkeit der präsentierten Information zeichnen die Journalist & ThemenCaster aus. Die Interaktion mit Hörerinnen/Hörern wird als Pflicht wahrgenommen und als positiv empfunden. Der Typ Rebell sendet politische Podcasts. Mit Hörerinnen/Hörern wird versucht, eine Allianz im Namen des Podcasts einzugehen. Das Motiv, neue Menschen über Podcasts kennen zu lernen, ist das Motiv des Types Social-Capitalist. Der Qualitätsanspruch wird durch attraktive und hochwertige Kommunikation bestimmt. Durch die Interaktion mit Hörerinnen/Hörern, Gästen und anderen Podcastern werden neue Beziehungen aufgebaut. Podcast als Feldexperiment ist das Sendemotiv für den Typen Social-Gambler, es wird zur eigenen Unterhaltung durchgeführt. Die hauptsächlich virtuelle Interaktion erfolgt mit Hörerinnen und Hörern. Die meisten „Podcasterinnen/Podcaster-Typen“ ähneln den Web-2.0-Typologien wie der Themen- Caster dem Produzenten. Einen vergleichbaren Typen für den intrinsisch motivierten Explorer gibt es aber in der Aufstellung der Web-2.0-Typologien von Gerhards et.al. (2008) nicht, dieser Typ nimmt daher eine Sonderstellung ein. Sowohl die Typologisierung der Web-2.0-Nutzerinnen/Nutzer (vgl. Gerhards, Klinger & Trump 2008) als auch die der „Podcasterinnen/Podcaster“ (vgl. Mocigemba 2006) können in die Typologisierung von Krauss (2008) eingeordnet werden. Eine Typologisierung von Social- Software-Nutzerinnen/Nutzern sowohl in den Dimensionen (individuelle oder öffentlich) Kommunikation, (aktiv oder passiv) Partizipation sowie auch Motivation gibt es nicht. Die Ausarbeitung Mit Facebook und Co. auf Erasmus 30 von 123
  • 14. dieser Typologie ist aber nicht Ziel der vorliegenden Studie. Um die qualitative Untersuchung zu vereinfachen, findet hier nur die Dimension der Partizipation Beachtung. Von den oben genannten Typologien ist davon auszugehen, dass insbesondere die „Netzwerkerinnen/Netzwerker“ und Social- Capitalists bewusst in den Aufbau und in die Pflege von Sozialkapital investieren. Über die Auswirkungen eines Ortswechsel, wie er bei der Erasmusmobilität auftritt, und der Nutzung von Social-Software gibt es bis heute erst wenige Studien. Pènard und Poussing (2009) konnten in ihrer Studie über die Stärke der virtuellen Bindungen („The Strengt of Virtual Ties“) keinen Zusammenhang zwischen einem durch Jobwechsel erzwungenen Ortswechsel und der Bereitschaft, online in das Sozialkapital zu investieren, zeigen. Einen schwachen Zusammenhang zwischen diesen Aspekten konnte nur bei Paaren gezeigt werden, bei denen beide Eltern in einem anderen Land geboren wurden – in weiteres Ergebnis dieser Studie. Es zeigte sich aber deutlich, dass bestimmte junge Generationen mittels Social-Software ihre Sozialkapital besonders bei schwachen Bindungen („weak Ties“) vergrößern und dadurch besseren Zugang zu mehr Informationen und unterschiedlicheren Ideen erhalten. Einen Zusammenhang zwischen Mobilität von Jugendlichen während des Auslandsjugendaustausches und Online-Kommunikation konnte Ritter (2010) zeigen. Besonders in Krisensituationen griffen Jugendliche vermehrt auf die Internetkommunikation zurück und nahmen damit Kontakt zu engen Freunden und der Familie auf („strong ties“). Aus den beiden letzten Studien wird geschlossen, dass Erasmus-Studierende sowohl in schwache als auch in starke Bindungen investieren müssen. Über schwachen Bindungen können Informationen über Studienbedingung und die soziale Situation am Studienort erfahren werden. Starke Bindungen geben emotionalen Halt in der Situation der Veränderung. Ausgehend von der Altersstruktur der Outgoings wird dafür hauptsächlich Social-Software genutzt werden. Welche Social-Software während der Mobilität genutzt wird und wie diese Software genutzt wird, darüber soll der folgende empirische Teil Aufschluss geben. Mit Facebook und Co. auf Erasmus 31 von 123