1. Joachim Griesbaum
Institut für Informationswissenschaft & Sprachtechnologie
Universität Hildesheim
Social Web
Entwicklung, Dienste, Einordnung
Dieses Dokument wird unter folgender Creative-Commons-Lizenz
publiziert http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/de/
2. Inhalt
Begriffsnäherung
Dienste und Anwendungen
Einordnung und Perspektiven
Social Web 2
3. Das „neue Internet“ − Web 2.0
Web 2.0 ist ein Begriff, der Dominierendes Schlagwort der
Diskussion zur Entwicklung des
das „neue Internet“, d.h. neue
Internet
soziale Phänomene, neue
Dienste & Technologien Kommerziell belegter, relativ
zusammenfasst, von einem unscharfer, auch uneinheitlich
verwendeter Oberbegriff für
„alten“ Web 1.0 abgrenzt und
eine Vielzahl unterschiedlicher
damit eine substantiellen
Entwicklungstendenzen des
qualitativen Wandel indiziert
Internet
[O´Reilly 2005]
Social Web 3
4. Social Web
(Breitbandanschlüsse)
Infrastrukturen
Verbesserung technologischer
[http://www.bfs.admin.ch/
bfs/portal/de/index/themen/16/04/
Leistungsfähigere Endnutzerausstattung, schnellere Netze
key/approche_globale.indicator.
30107.html?open=2#2
letzter Zugriff 05.10.2009]
4
5. Zunehmende gesellschaftliche
Durchdringung
Internetnutzung durch
„Jedermann“: Weltweit > 1 Mrd.
Nutzer
die Nutzung von
Suchmaschinen
Online-Shops
Nachrichtendiensten
ist für weite Teile der
Bevölkerung selbstverständlich
geworden und stellt eine
wichtigen Teil des Alltags bzw.
[Statistisches Jahrbuch für die
dessen Bewältigung dar Bundesrepublik Deutschland 2008]
Social Web 5
6. Weiterentwicklung von Webtechnologien
Neue Designansätze der
Webprogrammierung (Ajax)
erleichtern die Entwicklung von
Diensten, die sich hinsichtlich
ihrer Funktionalität zunehmend
Desktop-Anwendungen
annähern
Zunehmendes Angebot von
Werkzeugen und Diensten (z.B.
Blogs und Wikis), welche
Endnutzern das Erstellen und
[Google Text & Tabellen; docs.google.com]
Publizieren von Texten
erleichtern
Social Web 6
7. Aufkommen einer neuen
Nutzergeneration
„Digital natives“ vs. „digital Diese neue Nutzergeneration weise
immigrants“ [Prensky ein geändertes Informations-,
2001]. These: Kommunikations- und Lernverhalten
Aufgewachsen mit einer auf, das sich unter anderem darin
Vielzahl von manifestiere, dass die „digital natives“
computervermittelten und in hohem Maße aktiv im Web
netzbasierten Medien partizipieren und in vielfältiger Weise
verfügen „digital natives“ Online-Gemeinschaften bilden
über einen quasi * Vgl. [Schulmeister 2008] bezüglich einer
„natürlichen“ Umgang mit fundierten Kritik an der oftmals
digitalen Medien überzeichneten dichotomen
Gegenüberstellung von „digital natives“
und „digital immigrants“
Social Web 7
8. Vom Abruf- zum Mitmachmedium
[web2.socialcomputingjournal.com/all_we_got_
Niedrigschwellige Software-
was_web_10_when_tim_bernerslee_actually_
when_tim_bernerslee_actually_
gave_us_w.htm(Letzter Zugriff 19.06.2009)]
Systeme, welche die n:m-
19.06.2009)
Kommunikation, -Interaktion
[web2.socialcomputingjournal.com/
und -Zusammenarbeit
unterstützen, dienen als
Katalysator für neue
partizipative
(Letzter
Nutzungskontexte
Das Web wird zum „Mitmach-
Medium“, das die Benutzer in
den Mittelpunkt stellt und
Ihnen neue Gestaltungs-
möglichkeiten eröffnet
Social Web 8
9. Abgrenzung: Web 2.0 & Social Web
Fokus weniger auf Das Social Web steht für neue
technischen Aspekten (neuen Formen des/der
Datenformaten, Informationsaustauschs
Programmarchitekturen) des
Selbstdarstellung,
„neuen Internet“, sondern Beziehungsaufbau und Pflege
zentral auf der Ausbildung
Kollaborativen
und Ausformung neuer
Zusammenarbeit
sozialer Strukturen und
Interpersonalen
Interaktionsformen
Kommunikation
[Ebersbach et al. 2008]
Social Web 9
10. Inhalt
Begriffsnäherung
Dienste und Anwendungen
Einordnung und Perspektiven
Social Web 10
11. Social Web
Social Software & Communities
[Bernhardt & Kirchner 2007, S.58; www.tu-
Bernhardt
ilmenau.de/
11
fakmn/E-Learning-2-0-im-Ei.7998.0.html
Ei.7998.0.html
letzter Zugriff 20.05.2009]
13. Wikipedia
Wahrscheinlich bekanntestes Beispiel
kollaborativer Wissensproduktion
Alexa Traffic Rank 7
Seit 2001
Ursprünglich ein Nebenprojekt einer
angedachten peer reviewed
Expertenenzyklopädie (Nupedia: 2000-2003
mit insgesamt 24 Artikeln)
Englischsprachige Version ~ 3 Mio. Artikel
Deutschsprachige Version ~ 1 Mio. Artikel
Social Web 13
14. Wikipedia
Die Qualität der Wikipedia ist durchaus mit der
kommerzieller Enzyklopädien vergleichbar; die
Wikipedia ist dabei aber deutlich aktueller und
umfangreicher [Giles 2005]
Gerade auch Nachwuchswissenschaftler
nutzen Wikipedia als Einstiegspunkt für
Recherchen [Koch 2008]
Ende 2009 wird die kommerzielle Microsoft
Encarta den Betrieb einstellen
[http://encarta.msn.com/guide_page_FAQ/
FAQ.html (letzter Zugriff 22.06.2009)]
Social Web 14
15. Beispiele weiterer Wikimediaprojekte
Bibliothek mit Lehr-, Sach- und Fachbüchern, die frei
genutzt und bearbeitet werden können [de.wikibooks.org]
Sammeln von Quellentexten in deutscher Sprache, die
entweder urheberrechtsfrei (gemeinfrei) sind oder
unter einer freien Lizenz stehen [de.wikisource.org]
Plattform für freie Kurs- und Lernmaterialien –
gemeinsames Lehren, Lernen, Nachdenken und
Forschen [de.wikiversity.org]
Social Web 15
16. Youtube
Ermöglicht erstmals das weltweite Publizieren von (selbsterstellten)
Videos
Populärste Videoplattform 2006 für 1,65 Mrd. US $ von Google
(Alexa Traffic Rank 3) gekauft
2005 gegründet Nach eigenen Angaben 300 Mio. Nutzer
Social Web 16
17. Flickr
Foto-Community (Alexa Traffic
Rank 28)
2002 ursprünglich als „Bei-
Produkt“ eines Online-Spiels
entwickelt
2005 von Yahoo erworben
Anzahl Bilder > 3 Mrd.
Social Web 17
18. Bibsonomy
Social Bookmark-Service
im Sinne einer
kollaborativen
Ressourcenverwaltung
(Links & Literatur) im
Wissenschaftsbereich
Gruppe „cvkhildesheim“
öffentlicher Zugriff und
Partizipation zu
fachrelevanter/n
Literatur und Links
Social Web 18
19. Twitter
Mikro-Blogging
2006 gestartet
Alexa Traffic Rank 38
Veröffentlichung von
Textnachrichten mit
maximal 140 Zeichen
(Tweets)
Social Web 19
20. Facebook
Soziales Netzwerk
Seit 2004
Alexa Traffic Rank 4
> 200 Mio. Mitglieder
100 Mio. davon täglich
online
Nutzer haben im
Durchschnitt 120 „Freunde“
30 Mio. Nutzer aktualisieren Anzahl eingebrachter Inhalte
ihren Status mindestens (Links, News, Blogposts, Photos
einmal täglich usw.) > 1 Mrd. Artefakte/Woche
Social Web 20
21. Facebook
Geschätzter Marktwert
~ 10 Mrd. US $
U.a. vielfältige
Auswirkungen auf
politische
Kommunikation
„Social Pulpit“
[Lutz 2009]
Social Web 21
22. Xing
Business Netzwerk
Alexa Traffic Rank 388
Mehr als 7 Mio. Nutzer
Premium & Free Accounts
Überwiegend deutsch-sprachige
Teilnehmer
Social Web 22
23. Scholarz.net
Spin-off eines
Forschungsprojekts an der
der Universität Würzburg
Idee der Vernetzung und
Unterstützung von
Wissenschaftlern
Ressourcenverwaltung
Soziale Vernetzung
Derzeit einige hundert
eingetragene Nutzer
Social Web 23
24. Inhalt
Begriffsnäherung
Dienste und Anwendungen
Einordnung und Perspektiven
Social Web 24
25. Versuch einer Einordnung [Shirky 2008]
Dienste und Anwendungen des
Social Web senken die Kosten Here comes everybody: The
bzw. eröffnen völlig neue Power of Organizing
Möglichkeiten without organizations.
Wissen zur Verfügung zu „Most of the barriers to
stellen und zu teilen group action have collapsed
Miteinander zu
and without those barriers,
Kommunizieren we are free to explore new
ways of gathering together
Kollektiv zu handeln
and getting things done”
Social Web 25
26. Social Web − Globale Architektur der
Partizipation
die alte mediale Grenzen
Offene Offene
[Vgl. www.virtual-commerce.de/2008/03/
commerce.de/2008/03/
what-is-web-20-2.html; Bentwood 2007]
auflöst Kommunikation Kollaboration
neue Möglichkeiten für
Blogs Foren Open Source
gruppenbasiertes Handeln
eröffnet, die bisher nur Wikis Social Communities
Podcasts
von institutionalisierten
2.html;
Strukturen bewältigt Kontrollierte Kontrollierte
werden konnten Kommunikation Kollaboration
Massenamateurisierung Printmedien Unternehmen
von Tätigkeiten ermöglicht, Radio
TV
die bislang Professionellen Institutionen
PR Marketing
vorbehalten waren
Social Web 26
27. Umbruchs- bzw. Experimentierphase
Partizipativ geprägte Auflösung alter Machtstrukturen
und Konkurrenz mit Märkten und
Internet entwickelt sich
Institutionen professioneller
zum neuen Leitmedium
Akteure (Massenmedien,
Musikindustrie,
Folge ist eine Informationsexperten…)
Neustrukturierung von Entwicklung hin zu
(Medien)Märkten, die umso symmetrischer Partizipation bzw.
größer ausfällt, je stärker ein dem Ende einseitiger
Markt von Informationen Kommunikation klassischer
geprägt ist Gatekeeper
Social Web 27
28. Hype-Zyklus in Anlehnung an Gartner
Aufmerksamkeit
Gipfel
überzogener
Plateau der Produktivität
Erwartungen
Pfad der
Erleuchtung
Tal der
Enttäuschungen
Technologischer
Auslöser
Zeit
Social Web 28
29. Internetnutzer 2009 − Deutschland
Aktuelle
Nutzungsstatistiken
können die Vision der
globalen Partizpation
(noch?) nicht belegen
[Eimeren & Frees 2009]
[www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=165]
Social Web 29
30. Reflexion: Social Web zwischen Utopie und
Dystopie?
Entstehung einer Vielzahl neuer Zunehmende Validitäts-,
sozialer Wissensbestände (User- Informationsüberlastungs- und
Generated-Content) Selektionsproblematik
Vielfältige neue Möglichkeiten Trennlinie zwischen
individualer Kommunikation Individualkommunikation und
öffentlichem Publizieren
Sowie der Gruppenbildung,
zunehmend unschärfer
-Interaktion und
(Datenschutz/Privatheit?)
-Handlungskoordination
Googlerisierung der
Kontrollverlust traditioneller
Informationsversorgung
Akteure kann in normativer
[Kuhlen 2005]
Perspektive positiv und negativ
betrachtet werden
Social Web 30
31. Social Web − (R)Evolution?
Politik
Bereits jetzt absehbar,
dass die, dem Social Web
Organi- Recht
zuschreibbaren
sationen
Entwicklungsperspektiven,
sich nicht auf die private
Lebenswelt einer
Minderheit beschränken,
Social
sondern erhebliche Identitäts- Web
manage- Medien
Veränderungen in ment
vielfältigen Bereichen
nach sich ziehen werden
Ausbildung Marketing
Social Web 31
32. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
URL http://www.slideshare.net/griesbau/social-web-zfw-09
Social Web 32
33. Literatur & Links
Bernhardt , T.; Kirchner, M.(2007). E-Learning 2.0 im Einsatz. Du bist der
Autor! Vom Nutzer zum WikiBlog-Caster. Boizenburg.
Bentwood, J. (2007). Distributed Influence: Quantifying the impact of
Social Media, Edelman White Paper, URL
http://technobabble2dot0.files.wordpress.com/2008/01/edelman-white-
paper-distributed-influence-quantifying-the-impact-of-social-media.pdf
(letzter Zugriff 19.06.2009).
Ebersbach, A.; Markus, G.; Heigl, R. (2008). Social Web. UVK: Konstanz.
Eimeren. B. v.; Frees, B (2009). Der Internetnutzer 2009 - multimedial und
total vernetzt? Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2009. Media
Perspektiven, 7:334-348.
Social Web 33
34. Literatur & Links
Giles, J. (2005). Internet encyclopaedias go head to head. Nature,
(438)7070:900- 901, 2005, URL
http://www.nature.com/nature/journal/v438/n7070/full/438900a.html
(letzter Zugriff 19.06.2009).
Daniel Koch. Onlinestudie: Wissenschaftliches Arbeiten im Web 2.0.
eleed, (5)2009, URL http://eleed.campussource.de/archive/5/1842/
(letzter Zugriff 19.06.2009).
Kuhlen, R. (2005). Macht Google autonom? Zur Ambivalenz
informationeller Autonomie
In: K. Lehmann; M. Schetsche (Hg.). Die Google-Gesellschaft. Wissen im
21. Jahrhundert, transcript-Verlag, 385-393.
Social Web 34
35. Literatur & Links
Lutz, M. (2009). The Social Pulpit: Obama's use of social media,Report:
Edelman, URL
http://www.edelman.com/image/insights/content/Social%20Pulpit%20-
%20Barack%20Obamas%20Social%20Media%20Toolkit%201.09.pdf
(letzter Zugriff 19.06.2009).
Nonaka, I.; Takeuchi, H. (1997). Die Organisation des Wissens. Wie
japanische Unternehmen eine brachliegende Ressource nutzbar
machen. Campus-Verlag: Frankfurt.
Prensky, M. (2001). Digital Natives, Digital Immigrants. On the Horizon.
NCB University Press, Vol. 9 No. 5.
Social Web 35
36. Literatur & Links
Scott, D. M. (20092). The New Rules of Marketing an PR, Wiley, Hoboken.
Schulmeister, R. (2008). Gibt es eine "Net Generation"? URL
http://www.zhw.uni-hamburg.de/pdfs/Schulmeister_Netzgeneration.pdf
(letzter Zugriff 19.06.2009).
Shirky, C. (2008). Here comes everybody. The Power of organizing
without organizations. Penguin Books, London.
Social Web 36