Es gab wohl nie kommunikativere Zeiten als heute. Immer schneller, auf immer mehr Kanälen wird kommuniziert. Doch der erfreuliche Schein des Austauschs trügt: Es wird übereinander und aneinander vorbeigeredet oder niedergemacht. Aus Angst vor anderen Meinungen und falsch verstandener Rücksichtnahme werden Aussagen relativiert, sie bleiben im Ungefähren oder werden trivialisiert. Dabei bleiben Offenheit, Respekt und Klarheit auf der Strecke. Mit fatalen Folgen: Die einen fühlen sich nicht verstanden. Die anderen kommunikativ abgehängt.
Doch wie entsteht die Kluft zwischen Sender und Empfänger? Warum ist Kommunikation zum belanglosen Schauspiel verkommen? Warum hat die direkte Kommunikation ein so schlechtes Image? Antworten darauf liefert das neue Buch von Michael Hoyer. Mit seinem neuen Modell beschreitet er einen innovativen Weg. Er führt uns die Abgründe der etablierten, rücksichtslosen und beliebigen Kommunikation vor und zeigt, wie wir zur klaren und wertschätzenden Kommunikation zurückfinden.
Für Michael Hoyer ist Kommunikation kein Werkzeug, kein Mittel zum Zweck. Sie ist vielmehr eine Grundhaltung von Menschen und einer Gesellschaft. Denn erst geradlinige Kommunikation eröffnet uns den respektvollen Umgang miteinander und ermöglicht es, Grenzen zu überwinden.
Über den Autor: Michael Hoyer ist Vordenker und Weit(er)denker. Seine Mission ist es andere Menschen zum Nach- und Querdenken anzutreiben. Mit viel Durchblick und einem Gespür für die Situation setzt er immer wieder scheinbar unmögliches in die Tat um. Er ist Erfolgstrainer, Honorar-Professur an der Hochschule Furtwangen, Fachautor und ein gefragter Redner. Seit mehr als 20 Jahren schult und coacht er Führungskräfte renommierter Unternehmen.
4. Inhalt | 5
Inhalt
Über den Autor .............................................................................. 9
Geleitwort von Hans Kammerlander ................................................. 11
Prolog: Immer geradeaus ................................................................ 15
1. Keiner versteht mich .................................................................. 19
1.1 Denken ist Silber, Sprechen ist Gold.......................................... 22
1.2 Wiederannäherung ................................................................. 24
1.3 Kommuniziert!....................................................................... 26
1.4 Gut, besser, am besten?.......................................................... 29
1.5 Zwischen Menschen................................................................ 31
1.6 Die drei Fettnäpfchen des Missverstehens .................................. 34
2. Der direkte Weg zum Ziel ........................................................... 37
2.1 Direttissima .......................................................................... 40
2.2 Jetzt aber Klartext?................................................................ 43
2.3 Im Korsett eingeschnürt ......................................................... 47
2.4 Vier Ohren fürs Zuhören .......................................................... 49
2.5 Wie und was ......................................................................... 50
2.6 Oh je, oh je …....................................................................... 53
3. Stufe 1: Aufwärmen – Wie Sie zu Ihrem Standpunkt kommen ........ 59
3.1 Der Unterschied..................................................................... 61
3.2 Eine Frage des Standpunktes.................................................... 62
3.3 Die Zeichen auf Erfolg ............................................................ 64
3.4 Fähnchen im Wind ................................................................. 66
3.5 »Hinterfrage alles!«................................................................ 67
3.6 Wie manipulierbar sind Sie?..................................................... 70
3.7 Die Kunst, sich zu informieren ................................................. 71
3.8 Wie Sie Ihren eigenen Standpunkt festzurren.............................. 73
5. 6 | Inhalt
4. Stufe 2: Fokussieren – Wie Sie sich Ihr Ziel stets
vor Augen halten ....................................................................... 77
4.1 Eingeknickt, angepasst, resigniert ............................................ 80
4.2 Vier Wege zum Ziel................................................................. 83
4.3 Das Ziel halten ...................................................................... 87
4.4 Achtung, Suchtgefahr! ........................................................... 96
5. Stufe 3: Hart und herzlich – Wie Sie direkt und mit
Respekt sprechen ...................................................................... 97
5.1 Kommunikationsfehler Nr. 1: Um den heißen Brei reden ............... 98
5.2 Kommunikationsfehler Nr. 2: Selbstprofilierung auf Kosten
anderer .............................................................................. 102
5.3 Kommunikationsfehler Nr. 3: Sein Fähnchen nach dem Wind
hängen .............................................................................. 103
5.4 Kommunikationsfehler Nr. 4: Die Verantwortung abwälzen .......... 104
5.5 Direkt statt leicht ................................................................ 105
5.6 Schritt 1: Die gute Absicht .................................................... 108
5.7 Schritt 2: Ehrlich sein .......................................................... 109
5.8 Schritt 3: Ein Ziel haben ....................................................... 112
5.9 Schritt 4: Den richtigen Ton wählen ....................................... 113
5.10 Schritt 5: Formulierungen beachten ...................................... 115
5.11 Schritt 6: Die Taktik wählen ................................................. 118
5.12 Schritt 7: Das Ziel nicht aufgeben ......................................... 120
6. Stufe 4: Felsenfest – Wie Sie zu Ihrer Meinung stehen können .... 123
6.1 Kein Mut, kein Standpunkt! ................................................... 128
6.2 Werte vertreten.................................................................... 129
6.3 Wie Sie felsenfest zu Ihrer Meinung stehen .............................. 130
7. Stufe 5: Freigesprochen – Wie Sie Ihre Sprache zu Ihrem
besten Instrument machen ....................................................... 139
7.1 Eine Frage der Stärke............................................................ 140
7.2 Das erste und das letzte Wort ................................................ 142
7.3 Ab ins Trainingslager............................................................ 145
7.4 Kostenlose Lehrstunde.......................................................... 153
7.5 Nervosität und Lampenfieber: Besser als Ecstasy....................... 156
6. Inhalt | 7
8. Stufe 6: Ohne Worte – Wie Sie mit Ihrem Körper überzeugen
lernen .................................................................................... 161
8.1 Die Macht des ersten Augenblicks........................................... 164
8.2 Kein Richtig und kein Falsch.................................................. 167
8.3 Wie hätten Sie’s denn gern? .................................................. 169
8.4 Woher und wohin? ............................................................... 172
8.5 Wie Sie Ihre Körpersprache verbessern .................................... 174
8.6 »Dem musst du auf die Finger schauen« .................................. 178
9. Stufe 7: Dem Bauch nach – Wie Ihnen Ihre Intuition bei der
Gesprächsführung hilft ............................................................. 183
9.1 Nicht nur Hunger sitzt im Bauch ............................................ 186
9.2 Was ist das Bauchgefühl eigentlich? ....................................... 187
9.3 Warum nicht nur noch auf das Bauchgefühl vertrauen?............... 189
9.4 Wie Sie Ihr Bauchgefühl trainieren ......................................... 193
10. Stufe 8: Haltung finden – Wie Wertschätzung und Anstand
Sie weiterbringen .................................................................. 199
10.1 Davongekommen............................................................... 200
10.2 Die Verschärfung............................................................... 201
10.3 Anstand als der Vorschuss auf das Miteinander ......................... 203
10.4 Langfristig erfolgreich ....................................................... 204
10.5 So geht Kommunizieren mit Wertschätzung .......................... 206
10.6 So geht Kommunizieren mit Anstand ................................... 210
11. Stufe 9: Kondition aufbauen – Wie Sie in den
Kommunikationsflow kommen ................................................ 215
11.1 In der Blase......................................................................218
11.2 In den Flow.......................................................................221
11.3 Üben, üben, üben..............................................................222
11.4 Immer neue Herausforderungen ...........................................229
11.5 Potenzial ein Leben lang.....................................................230
12. Stufe 10: Stock und Stein überwinden – Wie Sie Fehler und
Hindernisse positiv nutzen ..................................................... 233
12.1 Vermasselt........................................................................236
12.2 Wer nicht wagt, der nicht gewinnt........................................238
12.3 Scheitern zum Erfolg ..........................................................241
12.4 Hindernisse nutzen.............................................................243
7. 8 | Inhalt
13. Stufe 11: Eigenlob verleiht Flügel – Wie Sie Ihre Entwicklung
sehen, wertschätzen und genießen .......................................... 245
13.1 Eigenlob stimmt................................................................ 247
13.2 Frei und unabhängig.......................................................... 248
13.3 Den Fokus lenken.............................................................. 250
13.4 Auf in die Weite................................................................ 251
13.5 Neue Freiheiten inklusive................................................... 253
13.6 Ihr Eigenlob-Ritual............................................................ 258
14. Über das Wasser .................................................................... 263
Danke-Sagung.............................................................................. 266
Mehr über den Autor .................................................................... 268
8. Über den Autor | 9
Über den Autor
Michael Hoyer ist Vordenker und Weit(er)denker. Seine Mission ist es,
andere Menschen zum Nach- und Querdenken anzutreiben. Mit viel Durch-
blick und einem Gespür für die Situation setzt er immer wieder scheinbar
Unmögliches in die Tat um. Er ist Erfolgstrainer, Honorar-Professor an der
Hochschule Furtwangen University, Fachautor und ein gefragter Redner.
Seit mehr als zwanzig Jahren schult und coacht er Führungskräfte renom-
mierter Unternehmen.
Kontakt
E-Mail: info@michael-hoyer.de
Web: www.michael-hoyer.de
10. 12 | Geleitwort von Hans Kammerlander
Als Michael Hoyer mich fragte, ob ich ein Geleitwort zu seinem Buch schrei-
ben wolle, sagte ich sofort Ja. Ohne eine Zeile gelesen zu haben. Nicht weil
ich ihm einen Gefallen tun wollte, sondern weil ich schon ahnte, worauf
ein Buch mit dem Titel »Direkt mit Respekt« hinausläuft.
Und das fand ich klasse.
Michael lud mich vor etwa zehn Jahren ein, über meine Erlebnisse am
Berg bei seiner Veranstaltung in Villingen-Schwenningen zu erzählen. Ich
wunderte mich, als ich ihn live sah: Ein Mann mit Anzug und Krawatte, der
perfektes Hochdeutsch sprach und mit Bergsport gar nichts am Hut hatte.
So unterschiedlich wir als Extrembergsteiger und Kommunikationstrainer
auch sind, es gibt eine Sache, die uns verbindet: unsere Zielfokussierung.
Wenn wir etwas wollen, dann erreichen wir es auch. Egal, wie groß die
Widerstände sind. Wir weichen nicht von unseren Ideen, Vorstellungen,
Träumen ab.
So wie vier gescheiterte Anläufe, erfrorene Zehen, zweiundzwanzig Tage
Festsitzen im Basislager wegen schlechten Wetters, die höllische pakistani-
sche Bürokratie und eine Umkehr einhundertfünfzig Meter vor dem Gipfel
wegen ungeheuerlicher Schneemassen mich nicht davon abhielten, den K2
im fünften Anlauf doch noch zu besteigen – so lässt auch Michael Hoyer
sich nicht von seinen Zielen abbringen.
Unter einem Kommunikationstrainer stelle ich mir jemanden vor, der Semi-
nare gibt und dabei die Gruppe rockt. Was macht Michael Hoyer? Er rockt
durchaus die Gruppen in seinen Seminaren. Aber er organisiert in seiner
Freizeit auch noch jährlich drei renommierte Vortragsreihen zu Reise-, Kul-
tur- und Abenteuerthemen und sorgt für proppenvolle Veranstaltungssäle.
Michael Hoyer ist ein Tausendsassa. Was er in die Hand nimmt, wird mit Er-
folg belohnt. Und das alles schafft er so neben seiner Vollzeit-Trainer- und
-Beratungstätigkeit. Warum? Weil er weiß, was er will, und das so direkt,
11. Geleitwort von Hans Kammerlander | 13
ehrlich und wertschätzend kommuniziert, dass jeder sofort gern bei seinen
Vorhaben mitmacht! Und genau diese Fähigkeiten, die ihn zu einem so ge-
schätzten Gesprächs- und Kooperationspartner machen, gibt er weiter in
dieser Publikation.
Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Ihre Ziele erreichen, und dabei Ihre
Mitmenschen mit Respekt und Wertschätzung behandeln wollen, dann
halten Sie mit diesem Buch den besten Wegweiser dahin in den Händen.
Es zeigt Ihnen, mit welcher
Haltung und mit welchen
Werkzeugen Sie dafür sor-
gen, dass jeder Gesprächs-
partner Sie versteht – und
zwar so, wie Sie es meinen.
Und es zeigt Ihnen, wie Sie
den schnellsten Weg zum
Ziel nehmen.
Ich persönlich bin ein gro-
ßer Fan davon, jeden Tag
meine Grenzen ein Stückchen weiter zu verschieben. Wenn Sie Ihre kom-
munikativen Grenzen verschieben wollen, dann nur zu: Sie haben das rich-
tige Mittel in der Hand.
Inspirierende Leseerlebnisse wünscht Ihnen
Ihr
Extrem-Bergsteiger und Abenteurer
13. 16 | Prolog: Immer geradeaus
Es ist 6:00 Uhr morgens. Ein herrlicher Sommertag hat begonnen und wir
stehen ganz am Anfang unseres Vorhabens. Auf dem Parkplatz am Ortsschild
Dillweißenstein.
Während ich meine Wanderschuhe zubinde, breitet mein Kompagnon die Kar-
te auf der Motorhaube aus. Darauf ist der gerade, mit dem Permanentstift
gezogene Strich zu sehen, der Dillweißenstein mit Rheinfelden verbindet.
Ulrich und ich haben beschlossen, eine Erstbewanderung zu wagen: Wir wol-
len als Erste in der Geschichte den Schwarzwald in einer Direttissima von
Nord nach Süd durchlaufen. Direttissima, das heißt immer geradeaus gehen.
Ohne Umwege. Luftlinie von Nord nach Süd. Wenn wir vor einem Berg stehen,
müssen wir drüber. Wenn wir vor einem Wald stehen, müssen wir durch.
Wenn wir an einem Zaun ankommen, dürfen wir jeden Weg nehmen – nur
nicht weit außen herum.
Ich schnalle mir noch das Navi um und denke laut: »Ob wir das überhaupt
brauchen? Wir gehen doch immer geradeaus.«
»Wahrscheinlich nur für die Tracking-Funktion«, sagt Ulrich gut gelaunt und
legt los.
Wir starten in die erste der einunddreißig geplanten Tagesexpeditionen vol-
ler Kraft und Vorfreude. Einen ganzen Tag lang in der Natur sein: Was für
eine tolle Abwechslung zum getakteten Alltag!
Die ersten Schritte fühlen sich leicht und prächtig an. Schnell sind keine
Autos mehr zu hören, die Blätter der Birken rascheln im Wind und die Mor-
gensonne bescheint sanft unsere Gesichter. Doch wir sind noch nicht weit
gelaufen, da stehen wir vor einem breiten Fluss. Die Nagold, zeigt das Navi
an. Zu Hause auf der Karte sah sie aus wie ein kleines, harmloses Flüsschen.
Jetzt aber bleiben wir respektvoll vor der Nagold stehen. Der Fluss wirkt nicht
besonders tief, aber er scheint schneller zu fließen als ein Rennrad.
Aha. Da wollen wir also rüber.
Wir stehen da und starren ein bisschen misstrauisch in die Fluten, die da an
uns vorbeirauschen. Aber es hilft nichts. Wir müssen durch.
Ulrich geht voran und strauchelt auch gleich. »Pass auf, die Steine sind total
glitschig«, sagt er, nachdem er sich gefangen hat.
14. Prolog: Immer geradeaus | 17
Ich gehe vorsichtig rein, spanne meine Bauchmuskeln an, um meine Füße
gut in den Boden zu verankern …, und schon beim ersten Schritt rutsche ich
ab. Mann! Wieso hat uns keiner gesagt, dass es so schwer ist?
Für den nächsten Tritt suche ich einen besseren Stein. Aber auch der wackelt.
Die Strömung zieht kräftig an meinen Beinen, der Fluss reicht mir bis zu den
Oberschenkeln. Und immer, wenn ich einen Fuß vom Grund löse, scheint das
Wasser noch stärker zu drücken.
Ich hebe meinen Blick vom Wasser: Das Ufer ist immer noch so weit weg. Ich
hoffe, wir schaffen es auf die andere Seite, ohne baden zu gehen. Voller An-
spannung wackele ich mich von Stein zu Stein. Meine Beine sind inzwischen
eiskalt. Auf meiner Stirn bilden sich trotzdem Schweißperlen. Voller Konzen-
tration komme ich Stück für Stück weiter. Am letzten Stein am Ufer rutsche
ich fast noch aus, dann bin ich endlich drüben.
Ich schaue an meinen tropfenden Hosenbeinen hinunter. Entspannung und
Romantik sehen anders aus.
Doch wir haben es geschafft. Wir grinsen uns kurz an, dann gehen wir weiter
– und zwar schnell, um uns zu erwärmen. Doch keine zehn Minuten später
gelangen wir an ein riesiges Brennnesselfeld. Es zieht sich bis zum Waldrand
ganz hinten.
Ulrich schaut zu mir. Ich schaue zu Ulrich. Oh oooh!
Ich zucke mit den Schultern. »Na ja, wir haben ja lange Hosen an.«
Dann marschiere ich los. Solange ich in Bewegung bleibe, wird mir wenigs-
tens nicht kalt. Und ich bin überzeugt, so schlimm wie im Fluss kann es hier
nicht werden. Doch mein Optimismus schwindet nach den ersten Schritten.
»Aua«, entfährt es mir. »Auau.« Trekkinghosenbeine bieten nämlich ent-
gegen meiner Erwartung überhaupt keinen Schutz vor den sengelnden Blät-
tern. Ich versuche, mit den Wanderstöcken eine Schneise freizuschlagen, aber
das gelingt nur zum Teil. Immer wieder klatschen fette Brennnesselstängel
an meine Beine und Hüften. Jedes Mal bohren sich tausend feine Nadeln in
meine Haut, als wäre nichts dazwischen.
»Müssen wir wirklich hier durch?«, ruft Ulrich gequält von hinten.
15. 18 | Prolog: Immer geradeaus
»Direkt heißt direkt«, erwidere ich und unterdrücke das nächste Stöhnen,
weil eine besonders hoch gewachsene Nessel mir über beide Hände wischt.
Das Feld scheint kein Ende zu nehmen. Meine Beine müssen inzwischen über
und über rot sein.
Als wir den letzten Schritt aus dem Brennnesselfeld machen, ziehe ich vor-
sichtig meine Hosenbeine hoch und betrachte die Bescherung. Es fühlt sich
nicht nur wie Feuer an, es sieht auch wie Feuer aus.
Ich versuche, den Schmerz zu ignorieren, schaue mich um und überlege: Wo
genau ist jetzt geradeaus? Wo ist unsere Direttissima?
Ich zucke mit den Achseln und sage zu Ulrich: »Oh Mann, wie bin ich nur
auf die Idee gekommen, dass wir das Navi nicht brauchen, um uns zu orien-
tieren?«
Ich schaue aufs Navi: »Ach du Schande! Wir sind bisher keine fünfhundert
Meter weit gekommen.«
Ulrich erwidert enttäuscht: »Nur? So erreichen wir unser Tagesziel heute
nicht.«
Er bückt sich, reibt sich die brennenden Unterschenkel und sagt halb zu mir,
halb zu sich selbst: »Sollen wir uns das wirklich dreihundert Kilometer lang
antun?«
Doch so kalt meine Beine auch sind, so sehr sie auch brennen: Für mich ist
klar, dass wir hier noch nicht am Ende sind. Wir haben ein großes Ziel und
das werden wir erreichen – direkt und ohne Umwege. Weil wir auf diese Wei-
se nicht nur unschätzbare Erfahrungen sammeln, sondern auch, weil es die
aufrechteste Art ist anzukommen.
Nicht immer wird dieser Weg leicht sein, aber er wird sich lohnen.
Also blicke ich nur vom Navi auf, strahle Ulrich an und deute in den dichten
Wald vor uns hinein: »Süden ist da.«
17. 20 | Keiner versteht mich
Anstrengend, diese »anderen«. Jeder hat seine eigenen Interessen – und
jeder will sie durchsetzen. Der Chef will bessere Zahlen, die Partnerin will
mehr Zeit für gemeinsame Unternehmungen, die Mitarbeiter wollen flexib-
lere Arbeitszeiten, die Putzfrau will mehr Geld, der Tennispartner will nur
noch auf einem anderen Court spielen, der Hund will jetzt Gassi gehen, die
Tochter will unbedingt spielen, sonst wirft sie sich weinend auf den Boden,
und die Dame an der Supermarktkasse will nur Bargeld annehmen, weil ihr
Kartenlesegerät kaputt ist. Wollen, wollen, wollen. Und wer fragt danach,
was Sie wollen?
Eben. Keiner.
In dem Moment, wo Menschen damit beschäftigt sind, ihre Wünsche zu
realisieren, haben sie in der Regel nichts anderes mehr im Sinn. Je bren-
nender der Wunsch, desto stärker die Fokussierung auf dessen Erfüllung.
An sich ein guter Mechanismus, weil er hilft, sich auf das Wesentliche zu
konzentrieren. Doch diese Konzentration hat eine Kehrseite: Sie als Kom-
munikationspartner fühlen sich nicht im Ansatz verstanden. Wie auch?
Wenn Ihre Perspektive gar nicht gefragt ist. Wenn der andere Ihnen den
Eindruck vermittelt, er will um jeden Preis sein Ziel erreichen – unabhän-
gig davon, was Sie wollen. Kurz: Wenn er die Ellenbogen ausfährt und Ihre
Bedenken, Wünsche oder Bedürfnisse gar nicht zählen.
Zwanzig Jahre als Kommunikationstrainer haben mich eins gelehrt: Der
größte Leidensdruck, den wir Menschen haben – sei es im Beruf oder im
Privaten – kommt aus just diesem Gefühl, von unseren Mitmenschen nicht
berücksichtigt, nicht gefragt und somit nicht verstanden zu werden. Leider
erleben die meisten von uns dieses Gefühl sogar mehrmals am Tag. Und
wenn wir es mehrmals mit den gleichen Personen erleben, entstehen hand-
feste Konflikte. Hier ein Beispiel, wohin das führen kann:
18. Keiner versteht mich | 21
Die Führungsriege eines Mittelständlers aus der Autozulieferindustrie hat
sich zum wöchentlichen Strategiemeeting versammelt. Sieben Bereichsleiter
sitzen zusätzlich zum Geschäftsführer da; die Luft ist dick wie Schaumstoff.
Gerade hat nämlich der Geschäftsführer gefragt, wie sich die Einführung der
SAP-Unternehmensoftware entwickelt.
»Tja, gar nicht«, entfährt es Jens Funk, dem entnervten IT-Leiter. Er hatte
die Initiative für das Projekt und ist jetzt auch für die Einführung verant-
wortlich. Doch er stößt beim Personalleiter seit Monaten gegen eine Mauer.
Egal wie er ihn bittet und egal wie er ihm den Sinn der Umstellung erklärt:
Das Einzige, was dieser macht, ist Widerstand zu leisten.
Der Clinch zwischen IT-Chef und Personal-Chef hat schon längst die Runde
gemacht und so drehen sich alle Meeting-Teilnehmer praktisch zeitgleich zum
Personalleiter. Sieben Augenpaare schauen Klaus Markmeier erwartungsvoll
an.
Der Personalleiter sitzt versteinert in seinem Konferenzstuhl. Er fühlt sich
wie ein Laudator, der gleich auf die Bühne treten und eine Rede halten soll,
von der er bis vor zehn Sekunden nichts gewusst hat. Sein Herz pocht. Gleich-
zeitig steigt Wut in ihm auf. Am liebsten würde er mit dem Finger schnipsen
und verschwinden.
»Ja, wie ist denn der Stand, Herr Markmeier?«, fragt der IT-Leiter pikiert
und schaut noch eindringlicher zu ihm hin.
»Ich lehne das nach wie vor ab«, schießt Markmeier scharf zurück. »Außer,
die Geschäftsleitung weist es an. Sonst: Nein, danke.«
Die Teilnehmer sitzen hilflos da. Nach und nach wenden sich hilfesuchende
Blicke zum Geschäftsführer. Kann er nicht einfach jetzt den Befehl erteilen,
dass alle Abteilungen SAP einführen müssen, und die Diskussion ist endlich
beendet?
Und? Was sagt er?
Einige in der Runde sehen wieder wach und hoffnungsvoll aus.
Der Geschäftsführer ergreift das Wort und formuliert ganz bedächtig, sicht-
lich bemüht, die Fassung zu wahren: »Ich glaube, es ist sinnvoll, dass wir
uns darüber zu einem späteren Zeitpunkt unterhalten.«
Ergebnis: Das Patt geht in die nächste Runde.
19. 22 | Keiner versteht mich
Solche verfahrenen Situationen zerren an den Kräften aller Beteiligten.
Nicht nur, weil die Diskussionen sich im Kreis drehen. Sondern auch,
weil der Fall dadurch immer unlösbarer scheint und die Stimmung immer
schlechter wird.
Die Frage ist: Ist der Fall tatsächlich unlösbar? Oder sieht es nur so aus?
1.1 Denken ist Silber, Sprechen ist Gold
Lassen Sie uns anschauen, was tatsächlich hinter dem Konflikt steht.
Äußerlich ist die Situation klar: Keiner setzt sich durch – weder der IT-
noch der Personalleiter. Und innerlich? Was denkt jeder über den anderen?
Der IT-Chef denkt: »Dieser Sturkopf will einfach nicht verstehen, dass wir
eine einheitliche IT-Lösung fürs ganze Unternehmen brauchen!«
Und der Personal-Chef murmelt in seinem Büro vor sich hin: »Dieser Tech-
nikfuzzi hat gar kein Interesse daran zu verstehen, dass ich mit meiner be-
währten Software die Prozesse bei uns viel besser unterstützen kann als mit
seinem neuen Superspielzeug.«
Für beide steht also fest: Der andere will mich nicht verstehen.
Die spannende Frage ist nun: Was weiß jeder über die Gedanken des ande-
ren? Haben sie schon alle Argumente und Bedenken ausgetauscht und sind
zum Ergebnis gekommen, dass sie völlig konträrer Meinung sind? Wenn
ja, dann könnte entweder einer nachgeben, oder sie könnten einen Kom-
promiss schließen, oder sie würden das Thema für ungelöst erklären, und
alles würde so bleiben, wie es ist. Es müsste dann aber nicht bei jedem
Strategiemeeting wieder auf die Agenda geholt und nach anstrengenden
Diskussionen ohne Ergebnis vertagt werden.
20. Keiner versteht mich | 23
Allerdings sind – wie in den allermeisten Fällen – auch hier die Beweg-
gründe nicht beiderseits bekannt. Der Personal-Chef hat zwar inzwischen
mitbekommen, dass es dem IT-Chef um eine einheitliche Lösung geht. Er
sieht auch, dass der Finanz-Chef ins selbe Horn bläst, weil er die IT-Kosten
im Zaum halten will. Doch der IT-Chef und seine Kollegen wissen nichts
über die Beweggründe des Personalleiters.
Warum nicht? Lassen Sie uns einen Blick auf den Ursprung dieser Leidens-
geschichte werfen:
»Du, Klaus«, sagt der IT-Chef zum Personal-Chef voller Euphorie zwischen
zwei Meetings: »Habe ich dir schon gesagt, dass wir auf SAP umstellen?«
Klaus Markmeier hebt die Augenbrauen. »Ähm … nee … was ist los?«
»Ja, wie gesagt: Ich hab das Budget bewilligt bekommen, um die gesamte
Unternehmenssoftware zu vereinheitlichen. Endlich werden auch wir auf der
Höhe der Zeit sein! Ich schick dir gleich noch einen Link dazu. Schau’s dir
mal an. Ist einfach der Hammer!«, singt der IT-Leiter vor sich hin und ver-
abschiedet sich ins nächste Meeting.
Dreißig Sekunden später trudelt die Mail mit dem Link auf Klaus Markmeiers
Smartphone ein. Er tippt drauf und ist entgeistert:
»Was? Damit will er meine Personal-Software ersetzen? Der hat sie wohl
nicht mehr alle …«
Weil Klaus Markmeier nicht ein einziges Mal nach seiner Meinung zu dieser
Software gefragt wurde, hat er seinen Standpunkt auch noch nie offen
kommuniziert. Er hat noch nie dem IT-Chef gesagt, dass die bestehende
Software viel besser für seine Zwecke geeignet ist und SAP nicht alle Not-
wendigkeiten abdeckt. Und der IT-Chef hat auch nicht gefragt, wie der
Personal-Chef SAP findet. Er hat nur auf Klaus Markmeiers »Ja« gewartet.
Daraufhin bekam er erst gar keine Antwort, dann ein leises »Nein«, später
ein immer lauteres »Nein«. Aus Klaus und Jens wurden Herr Markmeier
und Herr Funk. Und nach einigen misslungenen Aufforderungen von Herrn
Funk an Herrn Markmeier, endlich zuzusagen, hatten sich die beiden gar
nichts mehr zu sagen.
21. 24 | Keiner versteht mich
Warum? »Weil der andere mich einfach nicht versteht …«
1.2 Wiederannäherung
Ja, wie lassen sich solche Dilemmata denn lösen? Was machen Sie, wenn
Sie den Eindruck haben, Ihr Gesprächspartner versteht Sie einfach nicht?
Ich sage Ihnen, was die meisten Menschen tun: Warten. Sie warten dar-
auf, nach ihrer Meinung oder Befindlichkeit gefragt zu werden. Ansonsten
äußern sie sich nicht. Mit anderen Worten er-warten sie, dass der andere
auf sie eingeht und ihnen eine goldene Brücke baut. Tut er es nicht, gibt
es keine Chance auf Verständnis. Weil der, der sich nicht verstanden fühlt,
seine Sicht meist auch nicht darstellt. Menschen bleiben oft lieber passiv
und sorgen nicht dafür, dass andere sie leichter verstehen können.
Dieses Zurückhalten von Informationen ist ganz alltäglich. Manche Men-
schen drücken ihre Gedanken aus Scheu vor Auseinandersetzungen über-
haupt nicht aus, andere, weil sie sich so oft unverstanden fühlten, dass sie
bereits resigniert haben. Und nun glauben sie nicht mehr daran, dass es
möglich ist, jemals verstanden zu werden. Aus welchem Grund auch immer
wir uns zurückhalten: Indem wir es tun, übertragen wir die Macht darüber,
ob wir verstanden werden oder nicht, zu hundert Prozent auf andere und
hoffen auf den Zufall. Halten Sie sich das mal vor Augen: Indem Sie darauf
verzichten, Ihre Sicht zu kommunizieren, überlassen Sie es Ihrem Chef,
Ihrem Mitarbeiter, Ihrem Freund, Ihrem Sohn oder der Dame an der Super-
marktkasse, ob Sie sich ab jetzt wohlfühlen oder nicht. Warum geben Sie
so viel Macht und Gestaltungsfreiheit Ihres Lebens freiwillig her?
Tatsächlich passiert das ein Stück weit unbewusst ohne echte Entschei-
dung.
22. Change Fuck!
Change ist Dauerbrenner, Heilsbringer und Verderben zugleich. Ganz
gleich ob Prozesse, Unternehmen oder der Mensch – alles soll sich zum
noch Besseren wenden. Doch die Realität ist meist ernüchternd.
Aber warum stoßen Change-Projekte immer wieder auf Widerstand?
Warum scheitern so viele Change-Projekte und bringen nicht den
erhofften Erfolg? Warum verursacht Veränderung Ängste?
Antwort darauf gibt Hagmaiers neues Buch. »Change Fuck!« schreit es
nur so heraus und bricht mit den bisherigen Vorstellungen über Change-
Management. Denn entscheidend ist nicht die Veränderung um jeden
Preis, sondern die beste Lösung: Chancen-Denken statt Change-Denken.
Dabei ist echte Veränderung – wenn sie denn notwendig ist – ganz
einfach. Erstens: Es gibt keine Regeln – meistens. Zweitens: Verändere
nichts, wenn es gut läuft. Drittens: Schaffe Neues, ohne das Alte zu
zerstören. Viertens: Entwickle Gewohnheiten weiter – anstatt immer
neue Gewohnheiten zu erlernen.
Viel mehr braucht es nicht!
Ardeschyr Hagmaier
Change Fuck!
Wenn sich alles verändert und
nichts verbessert
176 Seiten; 2017; 24,95 Euro
ISBN 978-3-86980-375-3; Art-Nr.: 1006
www.BusinessVillage.de
23. REDE
Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Das gilt auch für
freie Reden, Vorträge und Präsentationen. Binnen Sekunden beurteilt das
Publikum, ob es gewillt ist einer Stimme und damit den Argumenten zu
folgen. Der Auftritt ist das optische Erscheinungsbild. Die Stimme ist die
akustische Visitenkarte. Beides lässt sich trainieren und perfektionieren.
Wie sprechen Menschen sicher und mit hoher Qualität? Wie baut man
Vorträge und Reden perfekt auf? Wie faszinieren und überzeugen
Vortragende inhaltlich?
Antworten darauf liefern Peter Baumgartner und Eva Shata-Aichner. Die
Autoren zeigen, wie man Emotionen auslöst, souverän spricht und sich
gekonnt auf der Bühne bewegt. Denn nur wer das beherrscht, erreicht
seine Zuhörer und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.
»Ein Standardwerk für alle: Klar, pointiert, praxisorientiert und
kompetent.«
Jasmin Dolati, Programmchefin – ORF Radio Wien
Peter Baumgartner, Eva Shata-Aichner
REDE
Vorträge, die berühren, begeistern
und bewegen
188 Seiten; 2017; 24,95 Euro
ISBN 978-3-86980-401-9; Art-Nr.: 1035
www.BusinessVillage.de
24. Das
Super-Buch
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