Über 80 Prozent aller Innovationen in Deutschland basieren auf der Informationstechnik, 40 Prozent der Produktivitätssteigerung in Europa wird durch IT-Anwendungen erzielt. Berlin ist eines der deutschen Zentren bei der Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Diesen Status hatte die Bundeshauptstadt nicht immer; noch vor 15 Jahren gab es nur wenige Unternehmen in diesem Feld, die gesamte Branche musste systematisch und gezielt aufgebaut und gefördert werden. Heute sind es rund 4.500 Unternehmen mit einem Umsatz von 5,7 Mrd. Euro und 45.000 Beschäftigten. Dies gelang mit der IT-Standort-Strategie, die die Senatsverwaltung für Wirtschaft und die Landesinitiative „Projekt Zukunft“ umgesetzt haben. Die Strategie setzt auf einen kontinuierlichen Austausch mit Wirtschaft und Forschung, intensive Zusammenarbeit der Standortpartner und Konzentration auf zukunftsträchtige Handlungsfelder. Die Präsentation zeigt, wie die IT-Standortstrategie in den Handlungsfeldern Kommunikationsnetze und –dienste, Sicherheit mit IT, E-Government, Open Source, Wireless und vernetztes Leben konkret umgesetzt wird und wie sich die Vernetzung mit der Berliner Forschungslandschaft gestaltet.
2. Inhalt
1 Vorwort
Vom Internet der Dinge und der Dienste zum digitalen Unternehmen
2 Informations- und Kommunikationstechnologie in berlin
4 Handlungsfeld
Kommunikationsnetze und -dienste
7 Handlungsfeld
Sicherheit mit IT
10 Handlungsfeld
e-Government
13 Handlungsfeld
open Source/open Standards
16 Handlungsfeld
Wireless
20 Handlungsfeld
IKT@Al – Vernetztes leben
22 Campus Charlottenburg – Forschungspotenziale und perspektiven
25 Schwerpunkte der berliner IT- Forschung
27 Attraktive Fördermöglichkeiten für die IT- und TK-Wirtschaft
28 Glossar
Impressum
3. Vorwort
Vom Internet der Dinge und der
Dienste zum digitalen Unternehmen
Prof. Dr. Dr. h.c. mult.
Wolfgang Wahlster
Im Jahr 2010 wäre der Erfinder des derprogramm des Bundesministeri- aufwand und ressourceneffizienter
Computers 100 Jahre alt geworden. Der ums für Bildung und Forschung (BMBF) Betrieb sind Qualitätsmerkmale, welche
Berliner Bauingenieur Konrad Zuse gilt identifizierten Innovationstreiber. Da das traditionelle hohe internationale
als der Erfinder und Konstrukteur der die Interoperabilität der Subsysteme Ansehen unserer Ingenieurleistungen
ersten vollautomatischen, programm- verschiedener Hersteller und Betreiber prägen und dem Gütesiegel „Made in
gesteuerten und frei programmierbaren eine zwingende Grundlage für den Auf- Germany“ auch in der Hightech-Welt zu
Rechenanlage der Welt und zählt damit bau eines „Internet der Dinge“ für die neuem Glanz verhelfen.
zu einem der wichtigsten Begründer oben genannten Anwendungsgebiete
der modernen Informationstechnik (IT). darstellt, wird dem Thema „semantische Ich begrüße daher sehr, dass die Berli-
Sein Computer Z3 wurde 1941 in Berlin Technologien“ besondere Aufmerk- ner IT-Strategie konsequent nach dem
in allen Komponenten funktionsfähig samkeit zukommen, da nur durch eine Prinzip „Stärken stärken“ angelegt ist
vorgeführt. Damals hatten selbst kühn- maschinell interpretierbare Inhaltsbe- und die Wertschöpfung entlang der
ste Visionäre nicht vorausgesagt, dass schreibung eine sinnvolle Massenkom- gesamten Innovationskette im Auge
heute Computer in Alltagsgegenstände munikation zwischen den vernetzten hat – Konrad Zuse wäre stolz gewesen
aller Art – von der Waschmaschine bis Systemen stattfinden kann. zu sehen, was 100 Jahre nach seiner
zum Spielzeughund – integriert sind Geburt in Berlin dort heute aus seiner
und selbst Autos über 70 eingebettete Die Verbindung zwischen dem Internet Durchbruchsinnovation geschaffen
Computer enthalten. der Dinge und dem Internet der Dienste wird.
ist die Basis für das digitale Unterneh-
Aktuell basieren über 80 Prozent aller men der Zukunft, in dem Geschäftspro- Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster
Innovationen in Deutschland auf der zesse dynamisch in Echtzeit selbst an
Informationstechnik und 40 Prozent kleinste Änderungen in der Realwirt-
der Produktivitätssteigerung in Europa schaft angepasst und aufgrund von
wird durch IT-Anwendungen erzielt. So automatisch detektierten Schwachstel-
haben sich im Bereich des Maschinen- len in der Wertschöpfungskette sofort
und des Automobilbaus, der Medizin- korrigiert werden können.
Vorsitzender des Technologie- und
technik, der Logistik, der Energie- und
Innovationsrates des Landes Berlin
Sicherheitstechnik die Informations- Deutsche IKT-Ingenieure sind die Welt-
und Kommunikationstechnologien zum meister in der Beherrschung solcher Vorsitzender der Geschäftsführung
Innovationsmotor Nr. 1 entwickelt. extrem komplexen Systeme. Weltweit des Deutschen Forschungszentrums
greift man auf deren Innovationen für Künstliche Intelligenz, DFKI
Die konsequente Weiterentwicklung zurück, wenn man vom einwandfrei-
der Software- und Hardwaretechnologi- en Funktionieren komplexer Systeme
en aus dem Bereich der eingebetteten abhängt – von intelligenten Produkti-
Systeme, in dem Deutschland interna- onsanlagen, über Hightech-Automobi-
tional eine Spitzenposition einnimmt, le und Sicherheitssysteme bis hin zur
führt zur Vernetzung dieser eingebet- Unternehmenssoftware.
teten Systeme über Internet-Kommu-
nikation und damit zum „Internet der Zuverlässiges und sicheres Verhalten,
Dinge“ – einem der im IKT-2020 För- geringer Wartungs- und Bedienungs-
1
4. Informations- und Kommuni-
kationstechnologie in Berlin
ANALySE UND ENTWICKLUNG sind, ja z. T. sogar in Konkurrenz zuein-
ander entwickelt wurden. Persönliche
Seit Anfang der 90er Jahre konzen- Sichtweisen einzelner Akteure bestim-
triert sich die Berliner Wirtschaftspolitik men oft mehr als ganzheitliche Konzep-
auf innovative Kompetenzfelder. Es ist tionen. Die hochrangige politische Auf-
keine große Überraschung, dass bereits merksamkeit für zentrale strategische
damals die Informations- und Kommu- Projekte fehlt. Verzahnungen werden
nikationstechnologie im Vordergrund durch Ressortegoismen erschwert.
stand.
3. Projekte werden eher in Bereichen
Bemerkenswerter ist vielleicht die Ana- realisiert, wo Fördermittel akquiriert
lyse, mit der im Jahr 1997 die Landesini- werden können als dort, wo Bedarf
tiative Projekt Zukunft begründet hat, besteht. Beispiel dafür ist die bislang
weshalb ein besonderes Engagement noch unterdurchschnittliche Ausstat-
von Politik, Wirtschaft und Forschung tung der Berliner Schulen mit Compu-
erforderlich ist. tern und Online-Anschlüssen.
„Berlin hat es bisher versäumt, sich auf 4. Die Berliner Potenziale zur Entwick-
dem Gebiet von Multimedia und Tele- lung einer modernen Informationsge-
kommunikation und als Vorreiter einer sellschaft werden nach außen zu wenig
modernen Informationsgesellschaft dargestellt. Bei internationalen Treffen
einen Namen zu machen. Dafür gibt es zum Thema – wie beispielsweise auf
mehrere Gründe: der EU-Ebene – vermittelt Berlin ein
wenig geschlossenes Bild. Dadurch sind
1. Die informationstechnische Moder- bereits mehrfach Chancen für Pilotpro-
nisierung Berlins ist kein Selbstläufer jekte mit überregionalem Demonstra-
und keineswegs durch die Stärkung des tionscharakter vertan worden.“
technologisch-wirtschaftlichen Potenti-
als allein schon getan. Die Informations- DIE DAMALIGE ANALySE ZEIGT,
gesellschaft diffundiert tief in die Berei- WELCHE FORTSCHRITTE BERLIN IN
che der Arbeit und Arbeitsorganisation, DER ZWISCHENZEIT GEMACHT HAT
der Bildung und Wissenschaft, der Kul-
tur, des Alltags hinein mit zahlreichen Die politischen, administrativen und
weiteren Folgeprozessen dort bis hin zu intermediären Akteure in Berlin arbei-
Änderungen von Werten und Gesetzen. ten mittlerweile Hand in Hand. Die Ent-
Bislang gibt es in Berlin jedoch weder wicklung des Kompetenzfeldes folgt
einen breiten gesellschaftlichen Diskurs, einer klaren Strategie, die regelmäßig
noch eine gemeinsame Verständigung, mit Expertinnen und Experten aus Wirt-
noch Visionen über die wünschenswer- schaft und Wissenschaft abgestimmt
te Gestalt der Informationsgesellschaft. wird. Masterpläne legen die Handlungs-
felder und die Verantwortlichkeiten fest.
2. Berlin mangelt es nicht an Einzelinitia-
tiven und interessanten Entwicklungen.
Im Gegenteil: das rasche Wachstum der BEI DER VERGABE VON FöRDERMIT-
Medien- und Kommunikationsbranche TELN STEHEN ZWEI FöRDERASPEKTE
und das erfreuliche Engagement von IM VORDERGRUND:
Ingrid Walther
Wissenschaft und Forschung haben zu
Kompetenzfeldmanagerin
einer Vielzahl von Projekten und Aktivi- – ilft das Vorhaben, Wirtschaft und
H
Senatsverwaltung für Wirt- täten geführt. Problem ist jedoch, dass Wissenschaft stärker zu verzahnen?
schaft, Technologie und diese Projekte häufig nicht aufeinander – ördert es die wirtschaftliche Entwick-
F
Frauen aufbauen, nicht miteinander verzahnt lung Berlins?
2
5. BERLIN ALS PILOTREGION Umsatzentwicklung der ITK-Unternehmen 2004 – 2007
in %
Der Einfluss der Informations- und Kom-
25
munikationstechnologie bei der Moder- 21,0
nisierung Berlins steht im Vordergrund 20
der Überlegungen. Berlin ist Pilotregion 15
Quelle: Statistisches Landesamt Berlin
für viele innovative Vorhaben. Erinnert 10
sei an die weltweit erstmalige Umstel-
5 1,6
lung des analogen terrestrischen Fern- -7,4
- 1,2
sehens auf die digitale Verbreitung, auf 0
MoBüd, das mittlerweile eingeführte -5
Verfahren der mobilen Bürgerdienste, -10
oder in jüngster Zeit die Ausstattung Berlin München Hamburg Köln
der Berliner Bibliotheken mit RFID im
anspruchsvollen Hybridbetrieb.
gesteigert werden. Insgesamt ist die Nachfrage nach Information, Beratung
Anzahl derjenigen, die in diesem Kom- und Coaching wächst. Mit den sogenann-
EUROPÄISCHE VERNETZUNG petenzfeld als sozialversicherungspflich- ten Bankengesprächen gemeinsam mit
tig und geringfügig Beschäftigte, aber der Investitionsbank wie auch mit den
Nicht nur die Berliner Forschungsein- auch als freie MitarbeiterInnen und Standortkonferenzen, die sich einem ein-
richtungen, auch die Berliner Institu- Selbständige tätig sind, erheblich grö- zelnen Unternehmen widmen, haben wir
tionen sind überaus beliebte Partner in ßer: Insgesamt sind es nahezu 47.000 ein gutes Angebot aufgebaut.
europäischen Projekten geworden. In Menschen, die durch die Unternehmen
Projekten wie REDICT oder Enterprise in Berlin ihr Auskommen finden. Die Handlungsfelder der Strategie für das
Europe Network wird an der europä- Kompetenzfeld IT/Medien müssen regel-
ischen Vernetzung gearbeitet, JOSEFIN mäßig darauf überprüft werden, ob sie
und BaSIC beschäftigen sich mit der DIE IT- UND KOMMUNIKATIONS- den Strukturen der Berliner Wirtschaft
Finanzierung innovativer Unternehmen. BRANCHE DER REGION ZEICHNET entsprechen und zur Verbesserung der
Die Region ist bemerkenswert erfolg- SICH DURCH EINIGE WICHTIGE Wirtschaftskraft beitragen.
reich bei den Beteiligungen an natio- CHARAKTERISTIKA AUS:
nalen wie an europäischen Forschungs- Die Zusammenarbeit mit Brandenburg ist
programmen. –D
ie große Dichte von Forschungsein- ungeachtet der unterschiedlichen wirt-
richtungen, Hochschulen und Univer- schaftlichen und administrativen Struk-
sitäten begünstig die Innovationsfä- turen auszubauen. Mit einigen gemeinsa-
WIRSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG higkeit der Unternehmen. men Projekten wie dem Wireless Transfer
– harakteristisch und vorteilhaft ist
C Center, dem Masterplan Sicherheit Berlin
Die wirtschaftlichen Kennzahlen der die enge Bindung zur Medienwirt- Brandenburg und der Untersuchung zum
Berliner Informations- und Kommu- schaft; so ist Berlin bereits jetzt einer Aufbau eines deutschen Zentrums für
nikationswirtschaft haben sich in den der wichtigsten Standorte für mobile mobile Kommunikation in Ballungsräu-
letzten Jahren entscheidend verbessert. Inhalte und Spiele in Deutschland. men sind erste Bausteine gelegt.
Im Jahr 1997 belegten die statistischen – iele der kleinen und mittleren Unter-
V
Kennzahlen eine im Vergleich zu ande- nehmen sind hoch spezialisiert. Die Wirtschaftliches Wachstum in den Hand-
ren Städten und Regionen bemerkens- Palette reicht von Navigationslö- lungsfeldern kann nur gelingen, wenn
werte Umsatzschwäche der Berliner ITK- sungen (Gate 5) über IT-Sicherheit die Hauptstadtregion für Referenzprojek-
Branche. Seit 2000 ist der Umsatz der (Zertificon Solutions) und Bildbear- te zur Verfügung steht. Im Handlungsfeld
Unternehmen um 40 Prozent auf 9 Mrd. beitungssoftware (Magix) bis hin zu Sicherheit wird daran gearbeitet, für das
Euro und die Zahl der Unternehmen computergestützter Klangerzeugung Thema Urban Securities ein Referenzob-
um 54 Prozent auf 4.000 Unternehmen (Native Instruments). jekt zur Verfügung zu stellen.
gestiegen.
–K
ontinuierlicher Austausch mit Wirt-
In den letzten drei Jahren hat sich das DIE IT-STANDORTSTRATEGIE schaft und Forschung
Umsatzwachstum in Berlin gegenüber –i
ntensive Zusammenarbeit der Stand-
anderen Regionen deutlich positiver Die Erfolge sollten uns nicht dazu ver- ortpartner und
entwickelt, wie der oben stehenden leiten, in unseren Anstrengungen nach- –K
onzentration auf zukunftsträchtige
Grafik zu entnehmen ist. zulassen. Handlungsfelder
Die Konjunkturkrise hat erneut deutlich
Auch die Zahl der sozialversicherungs- gemacht, wie wichtig ein flexibles Wirt- sind die Bausteine für den Erfolg der
pflichtig Beschäftigten im Kompe- schaftsförderinstrumentarium insbeson- Standortstrategie, die wir Ihnen mit die-
tenzfeld konnte von 30.300 auf 36.800 dere in schwierigen Zeiten ist. Auch die sem Heft vorstellen wollen.
3
6. Handlungsfeld
Kommunikationsnetze
und -dienste
Als Metropole ist Berlin in hohem Maße load an. Drei alternative Netzbetreiber
auf Medien, Kreativ- und IT-Wirtschaft – Arcor, Versatel und HanseNet – nutzen
ausgerichtet. Forschung und Entwick- dieses Netz nahezu flächendeckend für
lung, öffentliche und unternehmensna- eigene Angebote an Endkunden. Diese
he Dienstleistungen prägen das Kom- drei Unternehmen haben nahezu alle
munikationsverhalten und den Bedarf der insgesamt 144 Hauptverteiler (HVt)
nach einer hochwertigen und leistungs- im Land Berlin mit ihren eigenen Back-
fähigen Kommunikationsinfrastruktur. bonenetzen erschlossen, teils über eige-
ne Glasfasertrassen, teils über gemietete
Leitungskapazitäten. Auf diesem Teil-
BREITES SERVICEANGEBOT nehmeranschlussnetz wird heute ADSL
mit einer maximalen Bandbreite von
Das Angebot und der Wettbewerb auf 16 Mbit/s angeboten, wobei 6 Mbit/s
dem Telekommunikationsmarkt in Ber- zunehmend als Standardangebot
lin gewährleisten aktuell eine gute Tele- bezeichnet werden.
kommunikationsinfrastruktur für die
Stadt: Zwei weitere, ausschließlich auf
Geschäftskunden ausgerichtete Netz-
Neben der Deutschen Telekom (DTAG) betreiber – COLT und DNS:NET – haben
haben sich in Berlin zahlreiche Wettbe- in Berlin eigene Glasfasertrassen bis zu
werber etabliert: Berlin verfügt im Fest- ihren Endkunden verlegt, nutzen jedoch
netzbereich heute über zwei Kommuni- in einigen Ausbaugebieten der Stadt
kationsinfrastrukturen, die zueinander ebenfalls das Teilnehmeranschlussnetz
im Wettbewerb stehen: Das Kupfernetz der DTAG zur Ergänzung der eigenen
der DTAG, mit dem alle rund zwei Mil- Infrastruktur. Von allen Netzbetreibern
lionen Berliner Haushalte erreicht wer- werden für Geschäftskunden aus-
den, sowie das Koaxialkabelnetz der TV- schließlich im Projektgeschäft Bandbrei-
Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland, ten zwischen 10 Mbit/s und 10 Gbit/s
TeleColumbus und kleinerer Anbieter, auf Glasfasernetzen angeboten.
das heute bereits 1,2 Millionen Wohn-
einheiten aktiv versorgt.
FLÄCHENDECKENDE FUNKVERSOR-
Auf dem Teilnehmeranschlussnetz der GUNG
DTAG findet intensiver Wettbewerb
statt: Die Deutsche Telekom bietet Im gesamten Stadtgebiet sind mobi-
nahezu flächendeckend in Berlin ADSL le Breitbandanwendungen über die
mit bis zu 16 Mbit/s und in weiten Tei- UMTS-Netze der vier etablierten Mobil-
len der Stadt VDSL mit einer Übertra- funkbetreiber (Vodafone, T-Mobile, E-
gungsrate bis zu 50 Mbit/s im Down- Plus, O2) im vollen Umfang nutzbar.
KonTAKT:
Michael pemp
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie
und Frauen
michael.pemp@senwtf.berlin.de
4
7. InTeRVIeW
mit prof. Dr.
prof. Dr.
Hans-Joachim Grallert,
Grallert
Geschäftsführender
Institutsleiter des
Fraunhofer-Instituts
für Nachrichtentechnik
für Nachrichtentechnik,
Heinrich-Hertz-Institut
Hierfür stehen innerhalb des Berliner und mobiler breitbandiger Telekommu-
Stadtgebietes fast 3000 Standorte für nikationszugänge in Zukunft vor neue ñ Die Medien-, Kreativ- und IT-Wirtschaft
ortsfeste Mobilfunkbasisstationen zur Herausforderungen; es wird progno- ist für Berlin von wesentlicher Bedeutung. Der
Verfügung. stiziert, dass spätestens bis Mitte des Bedarf nach einer hochwertigen und leistungs-
nächsten Jahrzehnts im Festnetzbereich fähigen Kommunikationsinfrastruktur steigt in
diesen Branchen. Wie ist Berlin hier aufgestellt?
Zahlreiche Spezialanbieter wie Übertragungsraten von mehr als
e*message Wireless Information 50 Mbit/s erwartet werden. Berlin verfügt über eine State-of-the-Art Kom-
State-of-the-Art-Kom-
Service Deutschland (professionel- munikationsinfrastruktur. Gemeint sind damit
le Pagerdienste und Bündelfunk), Im Rahmen der IT-Standortstrategie flächendeckend Netzanschlüsse über Kupferkabel,
Sky-DSL (Telekommunikations-Breit- werden deshalb folgende Projekte ver- Mobilkommunikation und WLAN im gesamten
band-Satelliten-Lösungen), portable folgt: Stadtgebiet. Andererseits sind die Netze nur
bedingt ‚breitbandig’ ausgelegt, und vor allem
DSL (funkgestützte Telekommunika-
sind sie asymmetrisch, mit leistungsfähigem
tions-Breitband-Lösungen) und Stra- AUFBAU EINES GLASFASERNETZES
Download und schmalbandigem Upload. Andere
to (Datacenter und Internet Service
Städte in Deutschland legen bereits eine Glasfa-
Provider) komplettieren das Angebot Nur Glasfasertechnologie gewährleis- ser-Infrastruktur bis in die Haushalte. Und auch im
in Berlin. tet zukunftssichere Breitbandversor- internationalen Vergleich liegt Berlin noch deut-
gung im Festnetzbereich. Der Aufbau lich zurück. Es ist aber sehr zu begrüßen, dass die
Im März 2009 waren ca. 120 Berliner eines glasfaserbasierten Zugangsnet- Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und
Telekommunikationsdienstleister bei zes, das mindestens bis zum Gebäude Frauen eine Studie zu den Anforderungen einer
der Bundesnetzagentur registriert. (FTTB) oder besser gleich bis zum Teil- zukünftigen Telekommunikationsinfrastruktur in
nehmer geführt wird (FTTH), muss in Berlin beauftragt hat, an der das Fraunhofer Hein-
Zu den Telekommunikationsaus- den nächsten Jahren in Angriff genom- rich-Hertz-Institut beteiligt war.
rüstern am Standort Berlin gehören men werden. Als Investitionsvorhaben ñ Inwieweit profitiert Berlin von der Wissen-
Motorola, Siemens, Nokia-Siemens- von Einzelunternehmen ist ein solcher schaft und Forschung, wenn es darum geht den
schaft und Forschung wenn es darum geht den
Networks, Teles, Texas Instruments, Glasfaserausbau in Berlin zurzeit nicht weiteren Ausbau der Kommunikationsinfra-
Tektronix, AVM, Aastra-DeTeWe, ADVA- geplant. Aus wirtschaftlichen Erwägun- struktur voranzutreiben?
Optical, Corning Cable und ADC- gen bietet es sich an, ein solches Vorha- Berlin hat traditionell eine starke Wissenschaft
KRONE. ben im Wege eines Kooperationsprojek- und Industrie auf den Gebieten der Informati-
tes zu realisieren. Neben dem Vorschlag ons- und Kommunikationstechnik, aber auch
eines Open- Access-Ansatzes als ein der Dienstentwicklung und der Bereitstellung
BREITBAND FÜR JEDERMANN mögliches Kooperationsmodell kommt von Inhalten. Diese Tradition gilt es fortzuschrei-
ein Infrastruktursharing in Betracht: Für ben und Berlin als Test-Labor für eine wirklich
Die steigenden Ansprüche der Nutze- neue Glasfaserverbindungen können breitbandige, symmetrische Kommunikation auf
Basis von Glasfasern zu entwickeln. Dies würde
rinnen und Nutzer stellen die Bereit- vorhandene Glasfaserstrecken, Leerroh-
auch die Entwicklung von Komponenten für die
stellung anforderungsgerechter fester re und weiterhin nutzbare Infrastruktu-
photonische Übertragungstechnik weiter voran-
treiben, bei der Berliner Firmen und das Heinrich-
Hertz-Institut eine Spitzenposition in der Welt
NETZWERKE FORSCHUNG einnehmen.
ñ Welche Vision haben Sie für die Berliner
Informationszentrum Mobilfunk Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut Kommunikationsinfrastruktur des Jahres 2020?
(IZMF e.V.) www.hhi.fraunhofer.de
Meine Vision ist es, dass Berlin wieder Meilensteine
www.izmf.de
Deutsches Forschungsnetz (DFN) in Sachen ‚Breitbandkommunikation’ setzt. Berlin
BCIX e.V. www.dfn.de muss sich für ‚Breitband für Jeden’ – mit gleicher,
www.bcix.de hoher Qualität für Up- und Download von Daten
Wissenschaftliches Institut für
MOBKOM e. V. – Mobilität & Kommu- Kommunikationsdienste (WIK) – stark machen. Das ist nur mit breitbandigen
nikation in Berlin-Brandenburg www.wik.org optischen Übertragungstechnologien bis in jedes
www.mobkom.de Haus möglich. 2020 muss jeder in Berlin einen
Fraunhofer-Institut für Offene
optischen Anschluss bekommen können.
VATM e. V. Kommunikationssysteme
www.vatm.de www.fokus.fraunhofer.de/de
Anga e.V. – Verband privater Kabel-
netzbetreiber
www.anga.de
5
8. Handlungsfeld Kommunikationsnetze und -dienste
open Access betreibermodell
ISP
ISP
Netzbetreiber/ISP
DIENSTEANBIETER (ISP‘s)
Vertikale Integration/Integrierter Netzanbieter
Internet-Dienste
Netzbetreiber
Integrierter Netzbetreiber ohne ISP
TK-NETZBETREIBER
Aktives Netz
Infrastrukturbetreiber
Infrastrukturbetreiber
INFRASTRUKTURBETREIBER
(IGS)
Passives Netz
IGS, KOMMUNEN,
VERSORGER, etc.
Leerrohrinfrastruktur
horizontale vs. vertikale Integration
Quelle: ITCcon Unternehmensberatung
ren zur Stimmulierung einer gemein-
samen Nutzung transparent gemacht
werden. Gleiches gilt für geplante Tief-
baumaßnahmen, um eventuelle Mit-
baugelegenheiten für neue Glasfaser-
verbindungen zu nutzen.
AUFBAU UND BETRIEB VON WLAN- eine wichtige und zusätzliche porta-
BEGLEITUNG DER EINFÜHRUNG DER MESH-NETZEN IN BERLIN ble Kommunikationsinfrastruktur. Die
NÄCHSTEN MOBILFUNK-TECHNOLO- vorgestellten Konzepte verschiedener
GIE-GENERATION LONG TERM EVOLUTI- Der Einsatz von Laptops und weiteren Anbieter bzw. Interessenten beziehen
ON (LTE) ALS NACHFOLGETECHNOLO- mobilen Endgeräten wie etwa PDAs, sich auf den Aufbau eines Wireless
GIE ZU UMTS MP3-Player und Smartphones in Ver- Local Area Networks (WLAN)-Mesh.
bindung mit einem flexiblen mobilen
LTE ist in der Lage, Datenraten von bis Breitbandzugriff im Berliner Stadtraum Dabei versteht man unter einem
zu 100 Mbit/s zu empfangen (Down- gewinnt immer stärker an Bedeutung. WLAN- Mesh ein drahtloses System,
stream) und im Sendebetrieb von bis Unterschiedliche Anwendungen wie bei dem die Zugangspunkte bzw.
zu 50 Mbit/s zu erreichen (Upstream). Internetzugriff, Navigation, Locations- Sender/Empfänger untereinander
Die Einführung von LTE soll ab dem Jahr Based- Services, vernetztes Arbeiten, vernetzt sind und so eine flächenhaf-
2010 erfolgen. Zur Gestaltung des Ein- mobile Nutzung von Web 2.0 und Com- te Versorgung ermöglichen. Im Wege
führungsprozesses und der Rahmenbe- munity-Angeboten sind dabei gefragte eines offenen, transparenten, diskrimi-
dingungen wird frühzeitig der Dialog Einsatzgebiete. Ein solches Netz bietet nierungsfreien und wettbewerbsori-
mit den Mobilfunkbetreibern gesucht Berlinern, Touristen, aber auch Unter- entierten Vergabeverfahrens wird ein
werden. nehmen sowie freiberuflich Tätigen Betreiber gesucht.
6
9. Handlungsfeld
Sicherheit mit IT
Bereits 2002 entstand in der Haupt- ter und erwirtschafteten einen Umsatz
stadtregion eine Technologieinitiative von 2.43 Mrd. Euro (2007). Damit hat
zur „Sicherheit mit Informationstechno- die Hauptstadtregion einen Anteil von
logie“. Nach einjähriger Vorbereitung in zwölf Prozent am deutschen Markt für
einer Expertenrunde startete sie offiziell zivile Sicherheit.
2003. Seit 2005 ist „Sicherheit“ ein Hand-
lungsfeld in der Innovationsstrategie Die Unternehmen sind vorrangig auf
des Landes Berlin, seit 2007 eines der die Industrie als Abnehmer ausgerichtet.
Handlungsfelder in der länderübergrei- In erster Linie wird Sicherheitstechnik
fenden Innovationsstrategie von Berlin (40,6 Prozent der Unternehmen) bereit-
und Brandenburg. Mit dem „Masterplan gestellt. Hier sind Unternehmen wie Sie-
für Sicherheitsforschung und -wirtschaft mens Building Technology, die Bundes-
Berlin-Brandenburg“ wurde dies 2008 druckerei, Interautomation, Robowatch
auch durch die Politik dokumentiert. oder Kieback & Peter zu nennen. Ein
weiteres Standbein der Hauptstadtregi-
on sind die Sicherheitsdienstleistungen
POTENZIALANALySE (32,9 Prozent). Hauptgeschäftsfelder
SICHERHEITSWIRTSCHAFT sind Beratungen und Risikomanage-
ment. Im Segment IT-Sicherheit sind gut
Die Sicherheitsbranche hat sich auf- ein Viertel der Unternehmen tätig. Ein
grund der Anforderungen einer Haupt- bekannter Anbieter ist Rohde&Schwarz
stadt rasant entwickelt. Zwei Analysen SIT. Für 64 Prozent aller Unternehmen
zu Sicherheitswirtschaft und -forschung wird die Geschäftstätigkeit wesentlich
erbrachten umfangreiche Erkenntnisse durch Sicherheit bestimmt.
zur Branchenstruktur, den Geschäfts-
feldern sowie der Kundenstruktur in Hauptproduktgruppen sind Zutritts-
Berlin und der Region. Danach gibt es kontrolle, Sensorik, Brand- und Gefah-
gegenwärtig ca. 220 Unternehmen, die renmeldetechnik, Videotechnik sowie
teilweise oder hauptsächlich Produkte Biometrie. Nur 29 Prozent der Unter-
und Dienstleistungen zu Sicherheits- nehmen sind auf den regionalen Markt
aspekten anbieten. Sie beschäftigen konzentriert, über die Hälfte agiert bun-
24.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbei- desweit, immerhin neun Prozent sind
bereits auf dem Weltmarkt engagiert.
Roadmap des Sicherheits-Clusters
2003 2011
Start der Techno- Regional hochschul-
logie nitiative
i übergreifender Studien-
„Sicherheit mit IT“ gang Zivile Sicherheit
Inter ationale
n
Sichtbarkeit
SIGNUM
2007
Sicherheit ist Handlungsfeld 2009 KonTAKT:
in der länderübergreifendenden
2012
Innovationsstrategie Berlin-Bran- Dr. Wolfgang both
Gründung Nationales Zen-
denburg
Cluster-Or- trum für Störungs-, Senatsverwaltung für Wirtschaft,
2008 ganisation Notfall und Krisen-
Technologie und Frauen
SIGNUM management
Verabschiedung des
Masterplans Sicherheit wolfgang.both@senwtf.berlin.de
Berlin-Brandenburg
2010
Zentrum für virtuelle
Rekonstruktion Quelle: Projekt Zukunft
7
10. Handlungsfeld Sicherheit mit IT
BREIT AUFGESTELLTE MASSNAHMEN FÜR EINE SICHERE
SICHERHEITSFORSCHUNG HAUPTSTADT
Seit Beginn der Technologieinitiative Die gemeinsame Bewerbung im Spit-
prognostizierte entwicklung von sind nicht nur zahlreiche Projekte geför- zencluster-Wettbewerb des Bundes
Unternehmenszahlen, beschäftigung dert worden (allein 2005–2007 wurden hat die Kompetenz des Clusters „Zivile
sowie Umsatz für die Sicherheitsindustrie sechs Mio. Euro Fördermittel bereitge- Sicherheit“ verdeutlicht. Es haben sich
in berlin und brandenburg stellt), es haben sich mehrere Netzwer- 125 Unternehmen, Forschungseinrich-
ke von Identifikationssystemen über tungen und Behörden aus Berlin und
Unternehmen Gebäudesicherheit bis Tunnelsicherheit Brandenburg zusammengeschlossen,
600 gebildet. Hier legen insbesondere kleine um neue Lösungen für die zivile Sicher-
520 und mittlere Unternehmen ihre Kompe- heit zu entwickeln und zu erproben. Die
500
tenzen zusammen, um gemeinsam eine Jury sah den Markt zwar als perspekti-
400 370
bessere Marktposition zu erreichen. visch attraktiv, den Cluster aber noch
300 270 nicht als ausreichend entwickelt an.
224
200 Die Forschungslandschaft ist breit auf-
140
100 gestellt und wird zunehmend durch Das Konsortium hat sich daher ent-
100
die Industrie genutzt und gestärkt. So schlossen, die Teilcluster in Eigenregie
0
hat die Bundesdruckerei inzwischen umzusetzen, um Berlin-Brandenburg in
1995 2000 2005 2010 2015 2020 sechs SecurityLabs bei Fraunhofer-Insti- einem ganzheitlichen Ansatz zu einer
tuten eingerichtet, um gemeinsam die Sicherheitsregion mit internationaler
Beschäftigte
Forschung und Entwicklung moder- Ausstrahlung auszubauen. In diesem
60.000 ner elektronischer Personaldokumente Rahmen werden die Teilcluster „Sichere
51.500 voranzutreiben. Zum Sommerseme- Identität“, „Sichere Infrastruktur“ sowie
50.000
ster startet eine Stiftungsprofessur an „Integrierte Ausbildung und Nach-
40.000 36.500
der Freien Universität Berlin zu „Sichere wuchsförderung für die Sicherheits-
26.000 Identität“, eingerichtet durch die Bun- branche“ in einem integrativen strate-
30.000
18.200
20.000 14.700 desdruckerei. Zum gleichen Thema hat gischen Ansatz miteinander verbunden
10.500 Ende 2008 der Verbund von sechs FhG- und in gemeinsamen Projekten ent-
10.000
Instituten, Hochschulen und zahlreichen wickelt.
0 Unternehmen den Zuschlag für ein
1995 2000 2005 2010 2015 2020 FhG-Innovationscluster gewonnen. Hier
stehen in den nächsten Jahren insge-
Umsatz
in Mio Euro samt zehn Mio. Euro für die Sicherheits-
forschung zur Verfügung. Gemein-
7.000
sam mit dem Land Brandenburg ist
5.800
6.000 eine übergreifende Internetseite
5.000 www.sicherheit.berlin-brandenburg.de
4.000 3.600 eingerichtet, um die Ergebnisse aus
3.000 2.600 dem eingangs genannten Masterplan
2.000 1.800 auch nach außen hin darzustellen.
860 Damit werden die Handlungsfelder
1.000 400
0 des Masterplans bereits in vielen Aktivi-
1995 2000 2005 2010 2015 2020 täten umgesetzt.
Quelle: Eigene Erhebung Projekt Zukunft
NETZWERKE
Arbeitskreis Unternehmens-Sicherheit Brain Trust
(AKUS) www.braintrustit.de
www.akus.org
NEMO-Projekt TUSEC „Tunnelsicherheit“
Netzwerk Identsys www.tusec.de
www.identsys.de
NEMO-Projekt KOSynet „Kompetenznetz
Ne-sis – Netzwerk Systeme für inte- Integrierte Systeme für den Hochwasser-
griertes Sicherheitsmonitoring und Katastrophenschutz“
www.ne-sis.org www.kosynet.de
SeSamBB - Security and Safety made in Verein Sicheres Gebäude e. V.
Berlin-Brandenburg e. V. www.pro-building.de
www.sesambb.de
8
11. InTeRVIeW
SIGNUM
Jörg Marks
Rahmenbedingungen Leiter des Bereichs
Rahmenbedingungen
Wirtschaft Siemens Building
Forschung
Sichere Sichere
- ohe Anzahl KMU mit
H Identität Infrastruktur Technologies
- 2 Universitäten und
1
Sicherheitstechnologien
Fachhochschulen mit
- nternehmen mit sicher-
U Sicherheitsausbildungen
heits-technischer System-
Ausbildung - iverse Testbett-
D
relevanz und hohem
Qualifikation umgebungen (u. a. BAM)
Anwendungsbezug
- icherheitslabore FhI/
S ñ Wie beurteilen Sie die Entwicklung und
- ieben KMU-Netzwerke
S
Bundesdruckerei
zur Sicherheitstechnik das wirtschaftliche Potenzial der Berliner
Sicherheitsbranche?
Die sich aktuell in immer kürzeren Zyklen verän-
Rahmenbedingungen Region dernde weltpolitische Sicherheitslage macht auch
vor Deutschland und unserer Hauptstadt nicht
- mgebungen mit sicherheits-
U
technischer System elevanz
r halt. Die hohe Aufmerksamkeit der Weltstadt
(Hauptstadtfunk ion, Ballungsraum)
t Berlin macht diese auch aus Sicherheitsaspekten
- valuationsumgebung
E heraus in besonderem Maße bedeutsam. Politik
und Anwendungsmarkt und Industrie haben dies erkannt und seit Jahren
- asterplan Sicherheitswirtschaft
M Quelle: Senatsverwaltung
entsprechende Aktionen, Maßnahmen und Tech-
für Wirtschaft, Technologie
und -forschung und Frauen nologien vorbereitet. Dementsprechend werden
die operativ wirtschaftlichen Auswirkungen in
den nächsten Jahren deutlich ansteigen.
ñ Wo steht die Berliner Sicherheitsbranche
Folgende Projekte werden bearbeitet: bildungs- und Trainingsstätte werden, im überregionalen und internationalen Ver-
die den Betreibern kritischer Infra- gleich?
– chaffung von Zertifizierungskriterien
S strukturen die notwendige Kompe- In Deutschland nimmt Berlin sicher eine führende
und -strukturen für Gebäude. tenz für ein sachgerechtes Reagieren Rolle in der Entwicklung von Szenarien und Tech-
– ie neuen Anforderungen an die
D auf Havarien oder Fremdeingriffe ver- nologien ein, im internationalen Vergleich sind wir
(digitale) Identität von Personen und mittelt. erst am Anfang.
Gütern werden im Rahmen des FhG- – as Zentrum für die virtuelle Rekon-
D
ñ Inwieweit hat sich die Bündelung lokaler
Innovationsclusters „Sichere Identität“ struktion wird bereits 2010 seine
Kompetenzen entwickelt und welche Effekte
erforscht. Die nächste Stufe werden Arbeit aufnehmen und seine einmali- ergeben sich aus der Kooperation zwischen
konkrete, marktfähige Applikationen ge Dienstleistung weltweit anbieten. Wirtschaft und Wissenschaft?
und die Voraussetzungen für die Infra-
Die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wis-
struktur eines europaweiten Identi- Ein übergreifendes Clustermanagement
senschaft ist grundsätzlich zu begrüßen und
tätsmanagements sein. sichert die Synergien zwischen den Teil-
beschleunigt Prozesse auf beiden Seiten. Die Bün-
– as nationale Störungszentrum der
D clustern.
delung der lokalen Kompetenzen hat zu diversen
Infrastrukturbetreiber wird eine Aus- mittelständischen Vereinigungen geführt, welche
inzwischen zu den Sachständen kompetent bera-
ten können. Die Entwicklung von Hochtechnolo-
gien bedingt aus meiner Sicht zumeist die Integra-
tion von Großunternehmen, mit entsprechenden
F&E Budgets, damit Ideen und Lösungen auch die
Marktreife erfahren können.
FORSCHUNG
Security Lab Potsdam Fraunhofer Institut für Produktionsanla-
www.securitylab-potsdam.de/index. gen und Konstruktionstechnik (IPK)
html www.ipk.fraunhofer.de
Kooperation Bundesdruckerei - Fraunho- Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit
fer Gesellschaft und Mikrointegration (IZM)
www.bundesdruckerei.de/de/innova- www.izm.fraunhofer.de
tionen/innovation_kooperation/index.
E-Security-Zentrum der Fraunhofer-IUK-
html
Gruppe
Fraunhofer Innovationscluster www.esecurity.fraunhofer.de
„Sichere Identität“
www.sichere-identitaet.de
9
12. Handlungsfeld
E-Government
Die Modernisierung der öffentlichen
Verwaltung mit Hilfe von Informati-
onstechnologie war bereits zu Beginn
der Landesinitiative „Projekt Zukunft“
1997 eines der Themen, die in einem
Aktionsfeld aufgegriffen wurden. Die
Arbeitsgruppe unter der Leitung des Fünf Leitprojekte spielen eine Vor-
damaligen Innenstaatssekretärs hieß reiterrolle, wenn es darum geht, die
„Verwaltung interaktiv“ – der ameri- EU-Dienstleistungsrichtlinie zeitnah
kanische Terminus E-Government war umzusetzen, den bezirklichen Ord-
damals noch nicht üblich. In dieser nungsämtern eine einheitliche Struk-
Arbeitsgruppe wurden Projekte disku- tur und Außendarstellung zu verleihen
tiert und vorbereitet, die heute Stan- oder die Bürgerämter weiterzuentwik-
dard in der elektronischen Kommunika- keln. Das Internet stellt einen immer
tion der Verwaltung sind. Seit 1998 ist bedeutsameren Kommunikationskanal
das Stadtportal Berlin.de die zentrale dar, wie die Aufgabenbeschreibung für
Plattform für die Außendarstellung der den Einheitlichen Ansprechpartner zur
Stadt und für die digitale Kommunikati- EU-Dienstleitungsrichtlinie ausweist.
on mit der Verwaltung. Gerade wurde der Aufbau der notwen-
digen IT-Infrastruktur an ein Projekt-
team unter der Leitung von T-Systems
SERVICESTADT BERLIN FÜR EINE vergeben.
BÜRGERNAHE VERWALTUNG
Das Telefon wird aber weiterhin ein
Dieses Angebot wird im Rahmen des unverzichtbares Kommunikationsinstru-
E-Government-Programms „Service- ment bleiben. Daher baut Berlin dieses
Stadt Berlin“ seit 2007 weiter ausge- Angebot im Rahmen des Modellpro-
baut. In mehr als 100 Einzelprojekten jekts D-115 aus. Basis für die Arbeit der
aller Verwaltungen werden neue elek- CallCenter-Agenten ist eine wissensba-
tronische Angebote für die Bürgerin- sierte Datenbank zu allen Verwaltungs-
nen und Bürger, für Unternehmen und leistungen für Bürgerinnen und Bür-
Investoren wie für Touristen entwickelt ger und Unternehmen. In zahlreichen
und erprobt. Ziel ist es, die Lebensqua- Projekten wird an der Befüllung dieser
lität für die Menschen weiter zu verbes- gemeinsamen Informationsbasis gear-
sern, den Unternehmen ein attraktives
Umfeld zu bieten und Verwaltungsbüro-
kratie abzubauen.
NETZWERKE
Amt24 e. V.
www.amt24.de/pM/portal/de/in-
dex.html
Kompetenzzentrum eCOMM Berlin –
Netzwerk elektronischer Geschäfts-
verkehr
KonTAKT: www.ecomm-online.de
Dr. Wolfgang both Xinnovations e. V.
Senatsverwaltung für Wirtschaft, www.xinnovations.de
Technologie und Frauen
wolfgang.both@senwtf.berlin.de
10
13. InTeRVIeW
Anke Domscheit
Director Government
ServiceStadt berlin
Relations, Microsoft
Deutschland GmbH
Unternehmen Finanzamt
Einwohner-
Post meldeamt
ñ Mit Bundes-, Landes- und Bezirksbehör-
Mail
den sind alle drei föderalen Ebenen in Berlin
Telefon Gewerbeamt vertreten. Welche Chancen ergeben sich hier
persönlich
für die hiesigen Dienstleister und Anbieter von
E-Government-Lösungen?
Ausländeramt
Die letzte Föderalismusreform soll im Bereich
Einheitliche
Ansprechpartner
Informationstechnologie Kooperationen zwischen
und weitere
. . .
Verwaltungen erleichtern.
Die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie
zeigt, wie schon ein einzelner Prozess eine Ebenen-
Quelle: Senatsverwaltung für Inneres und Sport übergreifende Zusammenarbeit von Behörden
erfordert und damit auch eine viel höhere Inter-
operabilität zwischen Verwaltungs-IT.
Wenn Berliner Unternehmen gleichermaßen für
Kunden auf allen drei föderalen Ebenen aktiv sind,
haben sie mehr Kenntnis über die spezifischen
Anforderungen der jeweiligen Ebenen und kön-
beitet, die auch zentrale Datenquelle für NEUE ONLINE-SERVICES FÜR DIE
nen leichter interoperable Lösungen anbieten.
die Internetangebote ist. BERLINER WIRTSCHAFT
ñ Welche Rolle spielt das Thema Web 2.0 im
Das mehrfach ausgezeichnete Projekt Nachdem in den letzten Jahren der Bereich E-Government/Verwaltung?
„Mobile Bürgerdienste“ zeigt, dass die Onlinezugriff auf das Handelsregister Die Nutzung von Web-2.0-Werkzeugen und
Verwaltung ihren Kunden entgegen- und das Gewerberegister eingerichtet -Methoden spielt eine herausragende Rolle in der
kommt. Der mobile Service in Biblio- wurde, wird jetzt an Verfahren für die Entwicklung des E-Government. Es basiert auf der
theken, in Krankenhäusern oder in elektronische Baugenehmigung oder Strategie, Verwaltung transparent und partizipa-
Einkaufszentren bietet allen die Mög- das Kfz-Register gearbeitet. Gemeinsam tiv zu gestalten.
lichkeit, den Behördengang mit anderen mit den großen Ver- und Entsorgern Dazu gehört erstens, mehr Offenheit über das
Erledigungen zu verknüpfen, Zeit einzu- befindet sich die „Kfz-Online“-Plattform Verwaltungshandeln zu schaffen. Zweitens bietet
sparen und ihn in einer anderen Atmo- in der Erprobung. In einem weiteren Web 2.0 Möglichkeiten, BürgerInnen in Meinungs-
bildung und Entscheidungsfindung einzubezie-
sphäre wahrzunehmen. Inzwischen wird Vorhaben soll die elektronische Kom-
hen. Der dritte Baustein ist die Nutzung von Web-
dieses Modell europaweit ausgerollt, da munikation zwischen Leitungsbetrei-
2.0-Werkzeugen für eine schnellere und effektivere
die Datensicherheit der mobilen Anbin- bern und den zuständigen Behörden Zusammenarbeit in Behörden und mit Dritten.
dung an die Datenspeicher der Behör- bei Bauplanungen und -maßnahmen
den nachgewiesen ist. aufgebaut werden. Das Wirtschaftspor- ñ Welche Perspektiven sehen Sie für die
weitere Entwicklung von E-Government? Wel-
che Strategien und Strukturen bieten hier die
besten Zukunftsperspektiven?
Ein partizipativeres E-Government braucht mehr
Austausch zwischen allen Beteiligten. Das am
FORSCHUNG 28.08.2009 in Berlin und mit Beteiligung des
Berliner Senats stattfindende erste Government
Institute of Electronic Business mit Verwaltungswissenschaft am Institut für 2.0 Camp (www.gov20.de) in Europa wird hier
Seminar E-Government (UdK Berlin) Sozialwissenschaften (HU Berlin) Zeichen setzen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer
www.ieb.net www.social-science.hu-berlin.de/ aus Verwaltungen aller drei Ebenen, Wissenschaft,
lehrbereiche/verwaltungswissen- Zivilgesellschaft, IT Industrie und Social Media
Fraunhofer-Gesellschaft-Berlin,
schaften werden sich dort miteinander vernetzen, Erfah-
E-Government-Zentrum
www.fraunhofer.de/institute- Hochschule für Wirtschaft und Recht rungen austauschen und voneinander lernen.
einrichtungen/verbuende-allianzen/ www.hwr-berlin.de
eGovernment.jsp
Fraunhofer Institut FOKUS,
E-Government Labor
www.fokus.fraunhofer.de/de/fokus_
testbeds/egov-lab/index.html
11
14. Handlungsfeld E-Government
Quelle: Berlin Partner / FTB-Werbefotografie
tal auf Berlin.de greift diese Angebote IBM. Dieses Spektrum wird durch zahl- Dabei ist „Moderner Staat“ die wichtig-
auf und stellt sie auf einer kundenorien- reiche kleine und mittelständische IT- ste E-Government-Messe nach der Cebit
tierten Plattform bereit. Der Wirtschafts- Firmen ergänzt, die über Berlin hinaus und den KomKom-Veranstaltungen.
führer umfasst heute bereits mehr als ihre Lösungen anbieten. Hierzu zählen Unter den E-Government-Kongressen
250 Verweise und erleichtert so die u.a. EITCO, init oder infopark. Der Soft- nimmt der „Effizente Staat“ den Spitzen-
Navigation durch die Verwaltungsan- wareverband SIBB e.V. vertritt ihre platz ein.
gebote. Interessen, das GA-Netzwerk „Amt24“
gestaltet die Außendarstellung der
BERLIN IST E-GOVERNMENT TESTBED Anbieter in diesem Markt. Der Rahmen-
vertrag mit dem IT-Dienstleistungszen-
Für die regionale IT-Wirtschaft stellt die trum Berlin ist Ausdruck des Vertrauens
deutsche Hauptstadt einen interessan- in die Leistungsfähigkeit der Unterneh-
ten Nachfragemarkt dar. Mit Bundes-, men.
Landes- und Bezirksbehörden sind alle
drei föderalen Ebenen in Berlin ver- Auf Seiten der Forschung ist neben dem
treten. Daneben befinden sich in der Institute of Electronic Business das E-
Hauptstadt die Vertretungen der Euro- Governmentlabor am Fraunhofer-Insti-
päischen Union, aller anderen Bundes- tut FOKUS zu nennen, an dem Fragen
länder, die Botschaften von mehr als der Interoperabilität mit Partnern aus
140 Staaten, die Hauptsitze der großen der Praxis bearbeitet werden.
Industrieverbände sowie Parteien und
Gewerkschaften. Daher haben die gro- Berlin hat sich mit der „IT-Profits“ sowie
ßen Beratungsunternehmen wie Bea- „Effizienter Staat“ und „Moderner Staat“
ring Point, Cap Gemini oder PwC hier neben der CeBIT zu einem zentralen
ihre Filiale, ebenso die Systemhäuser Messe- und Kongressplatz in diesem
wie SAP, T-Systems, Microsoft, SAG oder Markt entwickelt.
12
15. Handlungsfeld
Open Source/Open Standards
Das Technologiefeld Open Source/Open 2009 der öffentlichkeit vorgestellt
Standards ist ein noch sehr junges wurde.
Handlungsfeld im Rahmen des Master-
plans IKT/Medien und fokussiert der- Die Untersuchung zeigt, dass in Ber-
zeit sehr stark das Thema Open Source lin rund 600 Unternehmen und Allein-
Software (OSS). Welches Potenzial aber unternehmer mit insgesamt 9.700
in OSS liegt, belegen viele Untersuchun- Beschäftigten im Umfeld von Open
gen. Schon im Jahr 2006 resümierte das Source Software tätig sind. Allerdings
Marktforschungsinstitut IDC in einer sind mehr als 50 Prozent davon Allein-
Studie1: „Open Source beispielsweise ist unternehmer und Unternehmen mit bis
der signifikanteste, umfassendste und zu fünf Beschäftigten.
langfristigste Trend (…), den die Softwa-
reindustrie seit den frühen 80er Jahren Auf Basis der in der Umfrage gemach-
erlebt hat.“ Und Jeffrey S. Hammond ten Angaben kann von einem Jahres-
von Forrester Research kommt laut umsatz mit Open Source Software von
einer aktuellen Studie2 zu dem Ergeb- rund 150 Mio. Euro bei Unternehmen
nis: „Den Einsatz von Open Source zu der Hauptstadtregion ausgegangen
verbieten wird eine zunehmend unhalt- werden, was in etwa 3.000 Vollzeit-
bare Position.“ arbeitsplätzen entspricht. Die Diffe-
renz zu den oben angegebenen 9.700
Beschäftigten ergibt sich daraus, dass
EINE UNTERSUCHUNG ZEIGT STÄRKEN viele der befragten Unternehmen nicht
UND HEMMNISSE IM OPEN-SOURCE- ausschließlich OSS-Leistungen anbie-
MARKT AUF ten, sondern ihre Beschäftigten auch in
anderen IKT-Bereichen und für medien-
Als Grundlage für die gezielte Entwick- nahe Dienstleistungen einsetzen.
lung des Themas Open Source Softwa-
re in der Hauptstadtregion wurde im Trotz der Tatsache, dass 84 Prozent
Herbst 2008 zunächst eine Potenzial- aller Unternehmen auch weit über die
analyse von der TSB Innovationsagentur Grenzen der Region hinaus aktiv sind,
in Auftrag gegeben, die im Februar hat Berlin mit dem größten genann-
Größe der Unternehmen nach Anzahl der beschäftigten
> 200
100 – 200
51 – 100
31 – 50
16 – 30
11 – 15
6 – 10
KonTAKT:
5 – 1
Michael Stamm
Alleinunternehmer TSB Innovations gentur
a
Berlin
0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 %
stamm@tsb-berlin.de
Quelle: TSB Innovationsagentur Berlin
13
16. Handlungsfeld Open Source/Open Standards
Zielgruppen der Unternehmen
Luft- und Raumfahrt
Chemische Industrie
Geoinformatik
Elektroindustrie
Bauwesen
Ver- und Entsorgung
Maschinen- und Anlagenbau
Transport und Verkehr
Medizin, Life Science
Banken, Versicherungen
Sicherheit
Medienproduktion, TV, Radio, Games
Automotive
Handel, Versandhandel
Sonstiges
Telekommunikation
Ämter, Behörden, Gerichte
Quelle: TSB Berlin Innovationsagentur
0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 45 %
ten Zielmarkt des „Public Sector“ eine Frauen haben beim IT-Einsatz in Teilen gen moniert, um Open-Source-Lösun-
besondere Position: Die politischen Ver- bereits erfolgreich auf OSS umgestellt. gen bei der Vergabe von IKT-Aufträgen
tretungen, die öffentlichen Einrichtun- Diese Einrichtungen gelten aber noch stärker zu berücksichtigen. Andererseits
gen von Krankenhäusern bis zur Polizei, als Vorreiter auf dem Gebiet des OSS- sind aber auch klare Tendenzen erkenn-
Universitäten, Hochschulen und Biblio- Einsatzes, viele andere Häuser sollen bar, dass sich immer mehr Anwender
theken, die Museen und nicht zuletzt diesen Vorbildern folgen. in Unternehmen und auch die öffentli-
die Verwaltungen von der Bezirksebe- chen Stellen von der Abhängigkeit pro-
ne bis hin zu den Bundeseinrichtungen Diesem Potenzial stehen nach den prietärer Softwareanbieter lösen wollen.
bieten direkt vor der Haustür ein sehr Ergebnissen der Befragung allerdings Insofern gilt es, tragfähige Lösungen auf
interessantes Nachfragerpotenzial. Erste Hemmnisse entgegen. So wird von der Basis von Open Source Software ver-
öffentliche Einrichtungen wie beispiels- befragten Zielgruppe der OSS-Dienstlei- stärkt ins Licht der Aufmerksamkeit zu
weise das Auswärtige Amt, der Deut- ster, von Verbänden und wissenschaftli- rücken und über die Anwendungsberei-
sche Bundestag oder die Senatsverwal- chen Einrichtungen an erster Stelle das che und Vorteile quelloffener Software
tung für Wirtschaft, Technologie und Fehlen politischer Rahmenbedingun- gezielt zu informieren.
NETZWERKE
Xinnovations e. V. Skolelinux
www.xinnovations.de www.skolelinux.de
Live-Linux Verband Arbeitskreis Open Source im SIBB
www.linux-verband.de www.sibb.de
Linux Solutions Group e.V. (LiSoG)
www.lisog.org
Creative Commons
http://de.creativecommons.org
c-base e.V.
www.c-base.org
14
17. InTeRVIeW
Mirko boehm
VERNETZUNG IN MARKETING UND ZUSAMMENARBEIT ALS SCHLÜSSEL Geschäftsführer KDAB
VERTRIEB IST GEFORDERT ZUM ERFOLG Deutschland
Ein weiterer Schwerpunkt wurde in der Das Handlungsfeld Open Source/Open
breiteren Vernetzung von bestehen- Standards verfolgt das Ziel, die Vor-
den OSS-Initiativen erkannt. Zahlrei- aussetzungen für den verstärkten Ein-
che Unternehmen kooperieren bereits satz von Open Source Software in den
in unterschiedlichen Verbänden und Unternehmen und bei öffentlichen Stel-
Netzwerken, wobei viele dieser Zusam- len durch die gezielte Vernetzung der ñ In Berlin arbeiten neben der Forschung
menschlüsse auf der Unterstützung OSS-Wirtschaft und Zusammenarbeit auch Projekte wie „Berlin – Stadt des Wissens“
bestimmter Produktgruppen oder Stan- mit entsprechenden Forschungseinrich- an der Entwicklung Open Source-basierter
dards basieren. Ein geringeres Maß tungen weiter voranzutreiben; bereits Anwendungen. Welche Standortvorteile erge-
ben sich aus der Kooperation von Wirtschaft
an Kooperationen wurde aber bei der etablierte Netzwerke und Plattformen
und Wissenschaft?
Durchführung von Marketing- und Ver- sollen gestärkt und zusammengeführt
triebsaktivitäten festgestellt. Diese Form werden. Dazu hat die TSB Innovati- Open-Source-Produkte werden oft basierend auf
der Kooperation ist aber umso erforder- onsagentur u. a. gemeinsam mit dem aktuellen Forschungsergebnissen entwickelt, nicht
licher, da immer größere und komple- Softwareverband SIBB einen offenen selten als Referenz-Implementierung oder Weiter-
xere Lose bei den Ausschreibungen sei- Arbeitskreis zum Thema OSS initiiert, führung der Forschungsarbeit im kommerziellen
Umfeld. Die Kooperation von Wirtschaft und Wis-
tens der öffentlichen Stellen festgestellt der als Plattform für weitere interessier-
senschaft erfolgt regelmäßig im direkten Umfeld
werden. Um diese bearbeiten zu kön- te regionale Kompetenzpartner dient.
der Universitäten und Hochschulen.
nen, müssen insbesondere die kleineren Ziel ist es beispielsweise eine Berliner
Wirtschaftseinheiten in Berlin Partner- OSS-Kompetenzmarke zu entwickeln Projekte wie „Berlin – Stadt des Wissens“ benöti-
schaften eingehen. Entsprechende Ver- und damit konkrete Standort-Marke- gen den gemeinsamen Standort, um die kritische
netzungsaktivitäten sind in Planung. ting- und Vertriebsprojekte zu fördern. Masse für die notwendige Kreativität zu erreichen.
Open Source Software ergänzt dabei Forschungs-
Mit der Durchführung des LinuxTages
arbeit besser als kommerzielle Programme, weil
im Jahr 2007 auf dem Messegelände Mit der Schwerpunktsetzung Open
sie nach ähnlichen Prinzipien funktioniert: Offen-
Berlin hat sich Europas führende Veran- Source Software im Rahmen der IT- heit und Veröffentlichung des Prozesses und der
staltung zu Open Source und Linux in Strategie des Landes Berlin sollte es Ergebnisse.
der Hauptstadt etabliert. Seither kom- gelingen, die Hauptstadtregion in den
ñ Nach den Ergebnissen der Potenzialana-
men über 10.000 Besucherinnen und nächsten fünf Jahren national und inter-
lyse der TSB zu Open Source stehen der weite-
Besucher aus mehr als 30 Ländern an national zu einem führenden Standort
ren Entwicklung auch Hemmnisse entgegen.
die Spree, um die neusten Trends und im Bereich der Open Source Software
Dienstleister, Verbände und die Wissenschaft
Projekte im Open-Source-Bereich vor- für den Bereich Public Sector/Public monieren fehlende politische Rahmenbedin-
zustellen und zu diskutieren. In der Services zu positionieren. gungen, um Open Source Lösungen bei der
Forschung wird seit 2004 unter der Lei- Vergabe von IKT-Aufträgen stärker zu berück-
tung von Prof. Dr. Bernd Lutterbeck vom sichtigen. Was muss sich ändern?
Fachbereich Informatik & Gesellschaft
Zwei Aspekte sind in diesem Zusammenhang
an der Technischen Universität Berlin wichtig: Qualität und Budgetierung. Das größte
das „Open Source Jahrbuch“ herausge- 1 DC in: Open Source in Global Software:
I Hemmnis im öffentlichen Bereich ist die tradi-
geben. Market Impact, Disruption and Business Models tionelle Planung des Haushalts, in der Budgets
2 effrey S. Hammond in: Open Source Software
J für den Kauf von Softwarelizenzen bereitgestellt
Goes Mainstream
werden, die dann nicht für die Einführung Freier
Software verwendet werden können – obwohl
beide Ansätze die Anforderungen der Bedarfs-
träger erfüllen würden. Die Einführung und der
FORSCHUNG Betrieb von Freier Software erfordern eher War-
tung und Dienstleistungen, nicht Lizenzgebühren.
PinK – Plattform für intelligente Kollabo- Fachhochschule Brandenburg Dabei stehen Entscheider oft vor dem Problem, die
rationsportale www.fh-brandenburg.de Qualität der konkurrierenden kommerziellen und
www.pink-xml.de/opencms/opencms/ freien Lösungen zu vergleichen. Unter anderem
Technische Fachhochschule Wildau
pInK/splash.html das EU-geförderte SQO-OSS-Projekt zielt genau
www.tfh-wildau.de
Technische Universität Berlin darauf ab, diese Vergleichbarkeit in einer offenen
Fraunhofer-Institut für offene Plattform zu schaffen. Im allgemeinen ist es im
www.tu-berlin.de
Kommunikationssysteme ausdrücklichen Interesse der öffentlichen Hand,
Freie Universität Berlin www.fokus.fraunhofer.de langfristig auf Freie Software zu setzen. Es muss
www.fu-berlin.de
Hasso-Plattner-Institut den Verantwortlichen möglich gemacht werden,
Beuth Hochschule für Technik Berlin www.hpi.uni-potsdam.de sich für diese zu entscheiden, und diese Entschei-
www.beuth-hochschule.de dung auch dauerhaft zu vertreten.
Deutsches Forschungszentrum für
Hochschule für Wirtschaft und Technik Künstliche Intelligenz DFKI
www.htw-berlin.de www.dfki.de
Fachhochschule Potsdam
www.fh-potsdam.de
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