Folien zum Workshop von Arne Bachmann beim Confusion 2017 Podcast unter http://emergent-deutschland.de/blog/2017/04/28/hoeren-92-identitaet-teil-1-arne-bachmann/
3. Neuzeit
- Auflösung der kosmischen Gesamt-Ordnung
- Emanzipation des Individuums
- Ent-Selbstverständlichung der Welt -> „alles könnte
anders sein“
- Abbau von Selbstverständlichkeiten und Konventionen
4. Descartes - stabile Identität des
Selbstbewusstseins
- vor dem Hintergrund des Zerfalls der kosmischen
Ordnung: Suche nach Sicherheit
- Suche nach Sicherheit durch methodischen
Zweifel
- alle Wahrheit beginnt mit der Selbstgewissheit
des Subjekts
- Gott wird benötigt zur Rückversicherung: um die
Gewissheit der Erkenntnis zu sichern
- Ontotheologie: Gott als Garant einer stabilen
Welt und eines stabilen Selbst
5. moderne Ordnung
✤ Aufbau auf dem Fundament des rationalen Individuums: rationale Grundordnung
✤ Entwurzelung aus feudaler Welt: Reintegration in bürokratisch-technische Welt
✤ eindeutige Ordnung: klare Grenzen, eindeutige Regelung der Zugehörigkeit
✤ Identität durch Ort im Produktionsprozess (Arbeiter, Fabrikbesitzer, Lehrer etc.)
✤ das nicht-Eindeutige wird zum Problem -> „ethnische Säuberung“
6. Fluidisierung der
Ordnung
✤ in der zweiten Hälfte des 20. Jh.:
Fluidisierung der Grundordnung
✤ Liberalisierung, Privatisierung,
Deregulierung: der Einzelne muss
das leisten, was die vernünftige
Ordnung geleistet hat
✤ Prekarisierung: wenig äußere
Sicherheit
✤ Identität darf nicht übernommen
werden - muss erschaffen werden
8. - Identität als Konstrukt
- „Grundlosigkeit“ der Identität als
spielerische Gelöstheit
- ästhetische Selbstschöpfung
- Versuch der Überschreitung
von Ordnung
- Ich bin, was ich auch mir
machen kann
- Identität als Zugehörigkeit
- „Verbundenheit“ mit etwas
Größerem - Einbettung
- kollektive Selbstschöpfung
(Projekt)
- Aufgehobensein in einer
Ordnung
- Ich bin, was andere aus mir
gemacht haben
9. Doch der Preis dieses Identifikationsdrucks ist
hoch. Wenn es um Authentizität und die eigene
Identität geht, wird selbst Beiläufiges zum
Wesentlichen.
Nichts kann zur Verhandlung gestellt, alles muss
verteidigt werden: Bilder in der Kirche, Kreuze auf
Bergspitzen oder in Gerichtssälen, Feiertage,
kultische Gewänder, lateinische Messen,
Beschneidungsrituale und Ganzkörperschleier.
Immer geht es um alles und stets steht man selbst
auf dem Spiel. Zwischen Sache und Person wird
nicht mehr unterschieden, und zwischen Wichtigem
und weniger Wichtigem auch nicht.
Ingolf Dalferth ,Transzendenz und säk. Welt, S. 7.
10. – Jürgen Moltmann
„Es gibt keine Bedrohung des Menschen, die mehr
Feindseligkeit hervorruft als die Bedrohung der Götzen des
Menschen und einer Gruppe. Solange der Mensch sein Selbst
mit solchen Idolen identifiziert, ist er nicht in der Lage sich
selbst und zugleich das andersartige Leben anderer zu
bejahen.
Er liebt nur das gleiche, anerkennt nur Menschen, die das
gleiche glauben, denken, lieben und tun wie er. Menschen, die
so sind wie er, bestätigen ihn, und er braucht diese
Selbstbestätigung, um seine Angst zu verdrängen. Menschen,
die anders sind als er, beunruhigen ihn, weil sie seine Idole,
Gesetze und damit seine Welt in Frage stellen. Darum liebt er
nur die gleichen und haßt andere Menschen“.
11. Fragen:
Wo geraten bei uns Ordnungen ins Wanken?
en wir „Onto-Theologien“ und welche Stärken und Schwächen seh
Wie könnten individuelle und kollektive Identität zusammenhängen
13. Christliche Identität?
- a) Christentum als Absicherung der alten Ordnung
„christliches Abendland“
- b) Christentum als Vermittler von „Werten“
- c) Christentum als Ort, an dem eine bestimmte
Spiritualität gelebt wird
- c) Christentum als Zeuge von Gottes versöhnendem
Handeln an der ganzen Menschheit
14. Zeugnis - Bezug auf Ereignis
Zeugnis - von sich weg zeigen -
gerade nicht „identitär“
15. Das außerordentliche Ereignis der gnädigen
Befreiung des Menschen aus seinen
selbstgewählten Echokammern und die
Versöhnung des Menschen mit Gott, mit dem
Nächsten/dem Feind und mit sich selbst.
17. „Echokammern“
- „Identität als Gabe von anderswo“
- Selbstabschließung des Menschen
- Mensch als Schöpfer seiner selbst
- muss sich selbst erschaffen
- Mensch als Erhalter seiner selbst -
Selbstschutz
- Mensch als Erlöser seiner selbst -
in sich Erfüllung finden
- -> das nicht-Eigene als Bedrohung
18. Zugehörigkeiten
Tendenz zur Selbstabschließung von Gruppen
Tendenz zur Reinheit
Tendenz sich als „Ausnahme“ zu begreifen
-> totalitärer/exklusiver Zug von Identitäten
„Zugehörigkeit ohne Distanz zerstört.“
19. Versöhnung
- Gottes Gnade als Außer-Ordentliche Zuwendung zum
Menschen
- Befreiung des Menschen aus seinen selbstgewählten
Echokammern
- nicht Aufrichtung einer heiligen Ordnung, sondern
Öffnung der Ordnung für das Außerordentliche
- „Sie wurden es weder aufgrund ihrer Abstammung noch
durch menschliches Wollen, noch durch den Entschluss
eines Mannes; sie sind aus Gott geboren worden.“
20. „Verrückte Identität“
- Annahme unserer Zugehörigkeiten
- „keine Ausnahme“
- „Distanz ohne Zugehörigkeit macht blind“
- Zugehörigkeiten erscheinen im anderen Licht
- Bruch in den Zugehörigkeiten
21. Er hat die Mauer niedergerissen, die zwischen ihnen stand, und hat ihre Feindschaft beendet. Denn durch die
Hingabe seines eigenen Lebens hat er das Gesetz mit seinen zahlreichen Geboten und Anordnungen außer
Kraft gesetzt. Sein Ziel war es, Juden und Nichtjuden durch die Verbindung mit ihm selbst zu einem neuen
Menschen zu machen und auf diese Weise Frieden zu schaffen. Dadurch, dass er am Kreuz starb, hat er sowohl
Juden als auch Nichtjuden mit Gott versöhnt und zu einem einzigen Leib, der Gemeinde, zusammengefügt;
durch seinen eigenen Tod hat er die Feindschaft getötet. Er ist ´in diese Welt` gekommen und hat Frieden
verkündet – Frieden für euch, die ihr fern von Gott wart, und Frieden für die, die das Vorrecht hatten, in seiner
Nähe zu sein.Denn dank Jesus Christus haben wir alle – Juden wie Nichtjuden – durch ein und denselben
Geist freien Zutritt zum Vater. Ihr seid jetzt also nicht länger Fremde ohne Bürgerrecht, sondern seid –
zusammen mit allen anderen, die zu seinem heiligen Volk gehören – Bürger des Himmels; ihr gehört zu Gottes
Haus, zu Gottes Familie.
Epheser 3,11-20
22. Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht
noch Freier, hier ist kein Mann noch Frau; denn ihr
seid alle eins in Christus.
- Gal 3, 28