Dr. Clemens Dirscherl - ehrenamtlicher Agrarbeauftragter Evangelische Kirche Deutschland und Experte Tierwohl / Nachhaltigkeit bei KAUFLAND - Veränderte Anforderungen an Schweinehaltung
1. Kommunikation von Landwirtschaft in
die Gesellschaft
INNO-CONVENTION DRESDEN 2018
Dr. Clemens Dirscherl
Kaufland Landwirtschaftliche Prozesse
Tierwohl/ Nachhaltigkeit
2. • 1950er Jahre: Hunger-Erfahrung sucht Sättigung
• 1960er Jahre: Wirtschaftswunder lässt „aus den Vollen“ schöpfen
• 1970er Jahre: „Kultivierung der Nahrung“ als feiner Lebensstil: nouvelle ciusine und ethische Vielfalt
• 1980er Jahre: Beschleunigung der Lebenswelt: Fast Food und Snacks
• 1990er Jahre: Ökologisierung der Nahrung: Biowelle startet
• 2000er Jahre: Deutschland – Land der Schnäppchenjäger: „Geiz ist geil“
• 2010er Jahre: Correctness der Nahrung: Moral und Gesundheit als moderne Lifestyle
• 2020er Jahre: Zertifizierung und Auditierung: Labeling der Nahrung
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Wandel der Verbraucher-Erwartung:
Vom Verbraucher zum „kundigen Kunden“
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3. KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Wertepluralisierung und Interessenspartikularisierung
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Maslow`s Bedürfnispyramide
4. • Sozialbezug (Familie, Gemeinschaft, Zivilgesellschaftliches Engagement)
→ Individualisierung
• Sicherheitsdenken (ganzheitliche Unversehrtheit, absoluter Schutz)
→ individuelle Risikoethik
• Beheimatung (regionale und soziale Zugehörigkeit, Identifikation)
→ globale Lebenswelten
• Spezifizierung (Absagen an Standards, Normierungen)
→ Bürokratisierung, Zertifizierung
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Werte-Komplexität: Selbstverwirklichung
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5. Wahrnehmungswelten der Landwirtschaft
materiell ideell
technisch- ökonomisch geistig-kulturell
= Agribusiness =Agrikultur
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Wertepluralisierung und Interessenspartikularisierung
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„clashes of agriculture“
6. • Anthropozentrik-Kritik: Menschen als Krone der Schöpfung
• Versachlichung und Materialisierung und tierischen Lebens (Vermusung Millionen männlicher Küken)
• Hochleistungszucht, (Qual-Zucht)
• Stallhaltung: Bewegungsradius, Licht, Lüftung, Bodenbeschaffenheit, Ausstattung usw.
• Futter: GVO-Futter, Soja aus Regenwald
• Manipulative Eingriffe: Kastration, Kupieren, Enthomen, Schnabel kürzen
• Transport. Dauer und Bedingungen
• Schlachtung: Organisation und Durchführung
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Spezifische Anfragen zur Landwirtschaft
- Beispiel Tierwohl
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7. KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Artgerechtes Verhalten von Schweinen
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vormittags
Fressen
mittags
Ruhen
nachmittags
Erkunden/
Spielen/
Körperpflege/
Fressen
abends/
nachts
Schlafen
8. Traditioneller Standard (früher)
• Wenig Licht
• Wenig Bewegungsfreiheit
• Wenig Reize
• Kaum Frischluft
• Einheitlicher Stallbereich
→Hygieneprobleme
→Gesundheitsprobleme
Ziel: Versorgung mit Fleisch
in Zeiten der Fehl- und
Mangelernährung ( Fleisch als „Luxus“)
= Tiergerechte Haltung kein Thema
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Veränderte Anforderungen an Schweinehaltung
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9. Zukunfts-Standard („tiergerecht“)
• Tageslicht
• Mehr Bewegungsfreiheit
• Vielfältige Reize
• Frischluft
• Getrennte Stallbereiche
→Wenig Hygieneprobleme
→Wenig Gesundheitsprobleme
Ziel: Versorgung mit Fleisch zu angemessenen Preisen
unter geänderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen
= Tiergerechte Haltung nach Stand der Wissenschaft:
Tiergesundheit und Tierwohl
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Veränderte Anforderungen an Schweinehaltung
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10. 1. Mehr Bewegungsfreiheit: 40 % mehr Platz,
mehrheitlich mit Auslauf
2. Reize: Stroh zur Beschäftigung für den Wühlinstinkt
(pieckst, knistert, veränderbar,
Druck auf Rüssel, langes Kauen)
→ als „Strohhaltung“
→ als „Einstreu“
→ als „Beschäftigungsmaterial“
3. Frischluft: Offenfrontställe bzw. Auslauf
- Wahrnehmung von Naturrhythmen: Tag-Nacht/-
Jahreszeiten: hell-dunkel/ Temperatur- und
Vegetationsunterschiede
- Luftqualität (Ammoniakbelastung)
- Stärkung des Immunsystems
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Qualitätsfleischprogramm Kaufland: Schwein
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11. 4. Hofbesuche bei jedem Erzeuger
- Persönlicher Bezug statt anonyme Lieferbeziehung
- Hofbesuch bei jedem Erzeuger
- Berufsethische Orientierung:
5. Überschaubare Erzeugung
- Geburt und Mast in Deutschland
- Kurze Transportwege zum Schlachthof:
max. 250 km
- Stressreduzierung für Schweine
- Stärkung regionaler Infrastrukturen
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Qualitätsfleischprogramm Kaufland: Schwein
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12. • Qualifizierte Kommunikation: Umwelt, Tierwohl, Biodiversität
• Persönliche Leidenschaft: Engagement, Betroffenheit, Motivation
• Generationenverantwortung: gelebte Nachhaltigkeit
• Dialogbereitschaft: Zuhören können, Differenzierung
• Transparenz: Offenheit, Ehrlichkeit
KOMMUNIKATION VON LANDWIRTSCHAFT IN DIE GESELLSCHAFT
Fazit: Imageförderung Landwirtschaft
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