Aktuell beschäftigen sich viele Unternehmen mit datenbasierten Geschäftsmodellen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Als Auslöser kommen verschiedene Aspekte zum Tragen: Kundenanforderungen und Marktentwicklungen, Kostendruck und damit verbundene Produktivitätssteigerungen, Innovationsbedarf und technologische Neuerungen (Industrie 4.0) sowie veränderte Unternehmensstrategien.
Um sich gezielt und erfolgreich auf den Wandel einstellen zu können, benötigen Unternehmen die Fähigkeit, Arbeit und Organisation wirksam umzugestalten. Dabei müssen erstens alle umzusetzenden Maßnahmen zur Unternehmenskultur passen. Bei Geschäftsmodellinnovationen sollten zweitens neben Technologien und Prozessen die Aspekte Arbeit, Organisation und Kultur einbezogen werden. Drittens kommt hinzu, dass die Unternehmenskultur entscheidend für den Erfolg des Veränderungsvorhabens ist, sich aber nicht unmittelbar beeinflussen lässt. Als praktische Strukturierungshilfe für Veränderungsmaßnahmen dient der »Arbeitswelt-Check«: Er benennt Handlungsfelder hinsichtlich Arbeit und Organisation und bietet einfache Begriffe zur Beschreibung der Unternehmenskultur. Aus einer Bestandsaufnahme und Zielformulierung ergeben sich die grundlegenden Anforderungen an das Veränderungsvorhaben. Damit unkoordinierte Einzelmaßnahmen nicht zu unbefriedigenden oder sogar kontraproduktiven Veränderungen führen, empfiehlt dieses Whitepaper die Einrichtung eines übergreifenden Steuerungskreises mit ganzheitlicher Perspektive und Fortschrittskontrolle.
Die Umsetzung der Veränderungsmaßnahmen sollte in Pilotprojekten mit schnellen Feedbackschleifen erfolgen. Dazu wird
an passenden Stellen auf wichtige Leitlinien für die organisatorische und inhaltliche Umsetzung der Geschäftsmodellinnovation
hingewiesen.
Dieses Whitepaper nimmt eine interdisziplinäre Perspektive ein. Die grundlegenden Ansätze stammen aus der Betriebswirtschaftslehre und sollten Entscheidern vertraut sein. Weniger vertraut hingegen ist, wie einzelne Personen und ganze Unternehmen die Veränderungen infolge neuer Geschäftsmodelle erfolgreich und dauerhaft in ihrer betrieblichen Praxis verankern. Hier gibt es aktuelle Forschungen in der Psychologie und in den Sozialwissenschaften, die bisher zu wenig in der Geschäftsmodellinnovation Anwendung finden. Dieses Whitepaper versucht daher einen Brückenschlag zwischen Geschäftsmodellinnovation und den Bereichen Arbeit, Organisation und Kultur. In diesen Bereichen besteht viel Handlungs- und Veränderungsbedarf, um die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zu verbessern: Wichtig ist, jetzt damit zu beginnen.
Der Fachkräftemangel ist trotz der aktuellen Situation eine Herausforderung. Doch gerade die vergangenen Monate haben eindrücklich gezeigt, dass es nicht generell an Fachkräften mangelt, sondern dass einzelne, spezifi sche Kompetenzen oder Anforderungen erfolgsentscheidend sind.
Lebenslanges Lernen und stetige Weiterentwicklung sind längst Normalität. Unternehmen sind aber auch mehr denn je gefordert, sich mit zukünftig notwendigen Skills und Kompetenzen auseinanderzusetzen. Doch was sind die «Future Skills» und welche davon sind besonders elementar?
Das moderne Talentmanagement orientiert sich nicht an Personen oder Funktionen. In Zeiten von Gigworking, Freelancern und der VUCA-Welt stehen vielmehr die einzelnen Kompetenzen (Skills) und Fähigkeiten (Capabilities) im Vordergrund. Es gilt: Kompetenzen statt Talente.
Von Andreas Mollet
Die vorliegende Wirkungsmessung wurde durchgeführt, um die vielfältigen Wirkungen der
thematisch breit abgestützten Neuen Regionalpolitik (NRP) exemplarisch an ausgewählten Einzelprojekten darstellen zu können. Anhand von 21 als erfolgreich eingestuften NRPProjekten wird dargestellt, welches Wirkungspotenzial die NRP über ihre Projekte entfalten kann. Im Vordergrund der Wirkungsmessung steht eine Illustration dieser Wirkungen und nicht deren Bewertung.
Welche Chancen und Risiken entstehen durch die
neuen sozialen Medien? Wie behält das Unternehmen hier die Message Control? Wie müssen Führungskräfte unterstützt werden, damit sie ihre Rolle als Promotoren des Wandels spielen? Diese Fragen beantwortet die Neuauflage des Buches „Veränderungskommunikation“, die Anfang August erschienen ist.
Mir ist wichtig - die Chancen der Digitalisierung für Projektpartner nutz- und greifbar zu machen. Deshalb begleite ich meine Partner als Impulsgeber, Motivator und in der Umsetzung bei Organisations-, Change-, IT- und Kommunikationsprojekten.
Der Fachkräftemangel ist trotz der aktuellen Situation eine Herausforderung. Doch gerade die vergangenen Monate haben eindrücklich gezeigt, dass es nicht generell an Fachkräften mangelt, sondern dass einzelne, spezifi sche Kompetenzen oder Anforderungen erfolgsentscheidend sind.
Lebenslanges Lernen und stetige Weiterentwicklung sind längst Normalität. Unternehmen sind aber auch mehr denn je gefordert, sich mit zukünftig notwendigen Skills und Kompetenzen auseinanderzusetzen. Doch was sind die «Future Skills» und welche davon sind besonders elementar?
Das moderne Talentmanagement orientiert sich nicht an Personen oder Funktionen. In Zeiten von Gigworking, Freelancern und der VUCA-Welt stehen vielmehr die einzelnen Kompetenzen (Skills) und Fähigkeiten (Capabilities) im Vordergrund. Es gilt: Kompetenzen statt Talente.
Von Andreas Mollet
Die vorliegende Wirkungsmessung wurde durchgeführt, um die vielfältigen Wirkungen der
thematisch breit abgestützten Neuen Regionalpolitik (NRP) exemplarisch an ausgewählten Einzelprojekten darstellen zu können. Anhand von 21 als erfolgreich eingestuften NRPProjekten wird dargestellt, welches Wirkungspotenzial die NRP über ihre Projekte entfalten kann. Im Vordergrund der Wirkungsmessung steht eine Illustration dieser Wirkungen und nicht deren Bewertung.
Welche Chancen und Risiken entstehen durch die
neuen sozialen Medien? Wie behält das Unternehmen hier die Message Control? Wie müssen Führungskräfte unterstützt werden, damit sie ihre Rolle als Promotoren des Wandels spielen? Diese Fragen beantwortet die Neuauflage des Buches „Veränderungskommunikation“, die Anfang August erschienen ist.
Mir ist wichtig - die Chancen der Digitalisierung für Projektpartner nutz- und greifbar zu machen. Deshalb begleite ich meine Partner als Impulsgeber, Motivator und in der Umsetzung bei Organisations-, Change-, IT- und Kommunikationsprojekten.
Die spannende Frage ist: Wie gelingt die Digitalisierung eigentlich in der Praxis? Kleiner Dämpfer vorab: das lässt sich pauschal nicht beantworten. Wir möchten mit diesem Leitfaden aber versuchen, eine kleine Hilfestellung zu geben. Anhand klar abgrenzbarer Arbeitsschritte und eines konkreten Beispiels möchten wir zeigen, wie die Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen Schritt für Schritt gelingen kann.
Der Leitfaden umfasst 17 Seiten gut durchstruktruierter Ansätze.
Die digitale Transformation ist eine der großen Herausforderungen, die Unternehmen heute zu bewältigen haben. Kommunikationsmanager sind hier doppelt gefordert: nämlich als Gestalter und Begleiter des digitalen Wandels und als „Betroffene“, deren Arbeit sich massiv durch den digitalen Wandel verändert. Was das für die Unternehmen und die Praxis der Kommunikationsmanager bedeutet und wie man den kommunikativen Kurs in diesem kritischen Prozess bestimmt, skizziert der hier empfohlene Beitrag.
Während viele Firmen erst jetzt damit beschäftigt sind, eine funktionierende Feedback-Kultur zu etablieren, zeigen sich bereits neue Trends wie Feedforward. Aber auch instant-Feedback und 360°-Analysen erfreuen sich – auch gerade aufgrund von neuen Tools – einer Renaissance und immer grösserer Beliebtheit. Unabhängig davon müssen aber Grundregeln und Grundlagen eingehalten werden, wenn man Rückmeldungen auch wirklich zur Entwicklung von Mitarbeitenden nutzen will.
Ein HR Strategie-Workshop unterstützt bei der Überprüfung, Weiterentwicklung oder Neuentwicklung einer schlüssigen Personalstrategie.
Personalverantwortliche sind, besonders in Zeiten des Wandels, gefragt zu reflektieren:
Sind unsere aktuellen oder geplanten HR Maßnahmen wirksam und relevant? Sind sie wirtschaftlich und nachhaltig? Wie definieren wir eine HR Strategie, die im Einklang mit Unternehmensstruktur und -vision steht?
Vorgehensmodell zur Einführung einer digitalen Denkweise in Ihrer Organisation
Die digitale Transformation von Unternehmen zielt darauf ab, digitale Prozesse nicht nur punktuell, sondern integrativ - also mit einer strukturellen Zielstellung - einzuführen und zu gestalten. Wenn dieses Ziel erreicht wird, greift digitale Transformation direkt in die Struktur, die Strategie sowie in die Kultur von Unternehmen ein. Im Kern handelt es sich dabei um einen Change-Prozess, der sicherstellt, dass Ihre Firma auch künftig wettbewerbsfähig und für Ihre Kunden attraktiv ist. Die Implementierung neuer Technologien oder ein Management-Buy-In reicht dafür nicht aus. Digitale Transformation ist ein komplexer und kontinuierlicher Prozess, der die Entwicklung von technischem Knowhow ebenso wie Überzeugungs- und Motivationsprozesse, die Identifikation interner und externer Stakeholder sowie die zielgerichtete Kommunikation mit ihnen einschließt.
Es gibt kein allgemein gültiges Rezept für eine Digitalisierungs-Roadmap. Jedes Unternehmen muss bewerten, für welche Produkte, Services, Prozesse oder Geschäftsmodelle der Einsatz von Ressourcen zur Digitalisierung Sinn macht. Wichtig ist, die Digitalisierung geplant und schrittweise voranzutreiben. So bleiben der personelle und finanzielle Aufwand, die organisatorischen und prozessualen Anpassungen, aber auch die Risiken für die Unternehmung tragbar.
Ein gutes Vorgehensmodell basiert auf dem ganzheitlichen Transformationsgedanken. Das Modell ist in aufeinander aufbauenden Schritten gestaltet und fördert eine klare Ausrichtung der Digitalisierung an den Zielen der Unternehmung. In diesem Artikel wird ein mögliches Vorgehensmodell zur digitalen Transformation vorgestellt und illustriert.
Die vier Dimensionen der digitalen Transformation. Wie kann ein Unternehmen, ein KMU eine digitale Strategie erarbeiten oder auch Einzelprojekte angehen.
Die Einführung des Leitbilds muss im Kontext des spezifischen Unternehmensdringlich, relevant und glaubwürdig er-scheinen. Es sollte berücksichtigt werden,dass es sich um einen mentalen Change-Prozess handelt. Das erfordert eine Intensivierungund Emotionalisierung der Kommunikation.
Abstract Ergebnisse der Umfrage "Quo Vadis Lean Management!Learning Factory
Im Folgenden finden Sie die Auswertung aller Fragen der Umfrage "Quo vadis? Lean Management“. Die Auswertung haben wir thematisch unterteilt. Wir beginnen mit den Charakteristika der 319 Umfrageteilnehmer als erste Orientierung und daher damit, aus welchen Industrien, Tätigkeitsbereichen, Unternehmensgrößen oder Länder die Teilnehmerantworten beeinflusst wurden. Dies ist insofern von Bedeutung, da die Umfrage nicht als repräsentativ für die Unternehmenslandschaft in Deutschland gesehen werden kann.
Nach dieser Orientierung finden Sie Ergebnisse zur Unternehmensrealität im Kontext zu Lean Management. Daran schließen sich die spezifischen Themen über die Erfahrungen zur Praxis des Verbesserungsvorschlagswesens und die notwendigen Fortbildungs- und Erstinstrumente zu Lean Management an.
Weiterführend finden Sie das Meinungsbild der Umfrageteilnehmer hinsichtlich ihrer Anforderungen an die Führungskräfte sowie an alle Mitarbeiter in der Organi-sation, die Lean Management erfolgreich eingeführt haben.
Aber auch den fortgeschrittenen Lean Management Anwendern haben wir ein Kapitel gewidmet: Von Lean Awards, dem Einfluss auf die Umsatzrendite und dem Nutzen von Lean Management.
Die Anforderung und das Ziel sind klar definiert: Die Personalentwicklung muss ihren Beitrag zur Wertschöpfung und zur nachhaltigen Entwicklung des Unter- nehmens oder der Organisation leisten. Doch in der Praxis und der Umsetzung lauern zahlreiche Fallstricke und Stolpersteine.
Vortragsfolien von der Manage Agile. Hier diskutiere ich, wie sich die zunehmende Verbreitung agiler Methoden auf die Unternehmensorganisation und vor allem auf die Personalabteilung (HR) auswirken. Von Personalentwicklung bis Mitbestimmung ergibt sich ein weites Feld an Herausforderungen. http://www.mentus.de
Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)Marc Wagner
Können Sie sich eine Welt ohne Internet, Mobiltelefon, Wikipedia, Google, Facebook oder Amazon vorstellen? Nein? Vor weniger als 20 Jahren war das Realität. Der technologische Fortschritt hat unser Kommunikationsverhal- ten revolutioniert. Er hat Marktkräfte auf den Kopf gestellt und neue Branchen hervorge- bracht. Der internationale Wettbewerb wurde deutlich intensiver und Markteintrittsbarrieren in diesen Branchen auf ein Minimum redu- ziert. Zudem wurde der Begriff der „Wissensge- sellschaft“ geprägt – eine Welt, in der sich das Informationsvolumen exponentiell entwickelt und ein Aspekt mehr und mehr in den Vorder- grund rückt: der Mensch! Plötzlich ist es mög- lich, mit reiner „Brainpower“ und minimalem finanziellen Einsatz Millionen, ja Milliarden zu verdienen – Facebook, Google und Apple wer- den dabei nicht die letzten Beispiele sein. Mit Unterstützung moderner IT-Technologie kann heutzutage nahezu jeder über Nacht zum Mil- lionär werden. Die Veränderungen reichen in die Strukturen und Prozesse von Unternehmen hinein und haben zur Folge, dass dem „Manage- ment von Menschen“ eine besondere Bedeutung zukommt. In diesem Kontext liegt es auf der Hand, dass HR-Abteilungen ihre Rollen und Aufgaben stetig überdenken. Wie gewinne ich in einem zunehmend transparenten, internatio- nalen Arbeitsmarkt die richtigen Talente („War for Talents“)? Wie halte ich meine „Top-Perfor- mer“ bei der Stange, wenn sie mit Jobofferten via XING, LinkedIn und Co. umworben wer- den? Wie gelingt es, unterschiedliche Kulturen zu integrieren und zu fördern? Wie kann ich mein Personal strategisch optimal steuern? Das sind nur einige Fragen, mit denen sich Personal- verantwortliche aktuell beschäftigen. Aber was bedeutet das für die HR-Funktion von morgen? Und wie wird die Rolle in zehn Jahren aussehen?
Wie kann ich die Chancen der Digitalisierung nutzen? Wie muss ich mein Unternehmen verändern? Und wie geht das? Zunehmend stellen sich Führungskräfte in kleinen und mittleren Unternehmen diese Fragen. Die Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation dazu die Bedarfs- und Trendanalyse zu Veränderungsmanagement und Führung in Zeiten des digitalen Wandels vorgelegt.
Das Jahr 2020 war ganz sicher außergewöhnlich. Die Covid-19-Pandemie hat uns allen viel abverlangt – und sie tut es bis heute. Die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft sind enorm. An vielen Orten der Welt standen die Räder buchstäblich still. Auch das Fraunhofer IFF hat das zu spüren bekommen, denn auch unsere Kunden und Partner waren davon betroffen. Dennoch konnte das Institut diese besonderen Herausforderungen auch dank der großen Anstrengungen unserer Mitarbeitenden bewältigen. Wir haben viele innovative Projekte erfolgreich beenden und neue auf den Weg bringen können. Wir haben uns mit anderen Fraunhofer-Instituten zusammengeschlossen, um gemeinsam Technologien zur Bekämpfung der Corona-Folgen und künftiger Pandemien zu entwickeln. Und wir haben weiter an der Zukunft des Instituts gearbeitet. So durften wir unter anderem das Richtfest für die »Elbfabrik«, die neue Forschungsfabrik des Fraunhofer IFF im Magdeburger Wissenschaftshafen, feiern. Sie wird im kommenden Jahr fertiggestellt sein und einen Beitrag für das Wachsen des Forschungs- und Wissenschaftsstandorts Sachsen-Anhalt leisten. In dieser Forschungsfabrik werden wir Unternehmen und weiteren Interessierten zeigen, wie moderne Fabriken klimafreundlich und ressourcenschonend produzieren können. Wir werden anhand von Beispielen demonstrieren, wie Menschen mit kollaborativen Robotern sicher zusammenarbeiten oder wie Industrieunternehmen zuverlässig mit grünem Strom versorgt und betrieben werden können. Und wir werden dort mit unseren Partnerinnen und Partnern in der Industrie, in der Logistik oder im Handwerk weitere neue Technologien und Methoden für eine nachhaltige und digitale Wirtschaft entwickeln, die wir zusammen in die Praxis bringen. In all diesen Forschungen steckt ein starker Nachhaltigkeitsgedanke, dem wir uns als Forschende des Fraunhofer IFF verpflichtet fühlen. Die Digitalisierung bietet dafür herausragende Chancen. Sie ist ein wichtiger Baustein für effizienteres Arbeiten und das Schonen von Ressourcen. Das soll auch dieser Rechenschaftsbericht widerspiegeln.
Nicht immer muss es ein Jahrhundertereignis wie die Corona-Pandemie sein, das die Wirtschaft ins Stocken bringt. Auch Naturkatastrophen, Cyber-Kriminalität, politische Krisen, Lieferanten- oder Personalausfälle und vieles mehr können Produktionssysteme empfindlich treffen. Wer bei solchen und anderen Störungen die Produktion aufrechterhalten oder schnell in den Regelbetrieb zurückkehren kann – also eine hohe Resilienz besitzt – hat einen echten Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die in der Krise schneller reagieren, flexibler agieren und sich den plötzlich veränderten Bedingungen in ihren Logistikprozessen und Kundenbeziehungen anpassen und daraus lernen konnten, sind gerade jetzt erfolgreicher und werden es auch in Zukunft sein.
Doch erfolgreiches Risikomanagement ist noch mehr. Zur Resilienz gehören ebenso langfristiges Denken, vorausschauendes Planen und das Reduzieren potenzieller Risiken. Das betrifft auch ökologisch nachhaltiges und sozial verantwortungsvolles Handeln. Denn die gegenwärtige Pandemie überlagert die weit größere Herausforderung, vor der wir stehen: den Klimawandel. Wer Wirtschaft und Gesellschaft voranbringen will, Wohlstand und Zukunft sichern möchte, muss auch diese bedeutendste Herausforderung der Neuzeit annehmen. Für Forschende, für Ingenieurinnen und Ingenieure heißt das, wo immer möglich Verantwortung zu übernehmen und ganzheitlich zu denken. Auch das Fraunhofer IFF tut das. Das heißt zum Beispiel, unseren Kunden in der Industrie dabei zu helfen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, Energie und Ressourcen zu sparen, die Energiewende zu unterstützen oder intelligente Landwirtschaft zu betreiben. Mit unserem Know-how in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz heben wir deshalb nicht nur die Industrie-4.0-Potenziale in Unternehmen. Gemeinsam mit Forschenden an den Universitäten und unseren Partnern in der Industrie bringen wir die Vision klimaneutraler Produktion und umweltfreundlicher Technologien und Prozesse in die Realität. Oder, um es im Sinne der Europäischen Kommission zu formulieren: Wir erklimmen die nächste Stufe der technologischen Evolution zur »Industrie 5.0«.
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Die digitale Transformation ist eine der großen Herausforderungen, die Unternehmen heute zu bewältigen haben. Kommunikationsmanager sind hier doppelt gefordert: nämlich als Gestalter und Begleiter des digitalen Wandels und als „Betroffene“, deren Arbeit sich massiv durch den digitalen Wandel verändert. Was das für die Unternehmen und die Praxis der Kommunikationsmanager bedeutet und wie man den kommunikativen Kurs in diesem kritischen Prozess bestimmt, skizziert der hier empfohlene Beitrag.
Während viele Firmen erst jetzt damit beschäftigt sind, eine funktionierende Feedback-Kultur zu etablieren, zeigen sich bereits neue Trends wie Feedforward. Aber auch instant-Feedback und 360°-Analysen erfreuen sich – auch gerade aufgrund von neuen Tools – einer Renaissance und immer grösserer Beliebtheit. Unabhängig davon müssen aber Grundregeln und Grundlagen eingehalten werden, wenn man Rückmeldungen auch wirklich zur Entwicklung von Mitarbeitenden nutzen will.
Ein HR Strategie-Workshop unterstützt bei der Überprüfung, Weiterentwicklung oder Neuentwicklung einer schlüssigen Personalstrategie.
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Vorgehensmodell zur Einführung einer digitalen Denkweise in Ihrer Organisation
Die digitale Transformation von Unternehmen zielt darauf ab, digitale Prozesse nicht nur punktuell, sondern integrativ - also mit einer strukturellen Zielstellung - einzuführen und zu gestalten. Wenn dieses Ziel erreicht wird, greift digitale Transformation direkt in die Struktur, die Strategie sowie in die Kultur von Unternehmen ein. Im Kern handelt es sich dabei um einen Change-Prozess, der sicherstellt, dass Ihre Firma auch künftig wettbewerbsfähig und für Ihre Kunden attraktiv ist. Die Implementierung neuer Technologien oder ein Management-Buy-In reicht dafür nicht aus. Digitale Transformation ist ein komplexer und kontinuierlicher Prozess, der die Entwicklung von technischem Knowhow ebenso wie Überzeugungs- und Motivationsprozesse, die Identifikation interner und externer Stakeholder sowie die zielgerichtete Kommunikation mit ihnen einschließt.
Es gibt kein allgemein gültiges Rezept für eine Digitalisierungs-Roadmap. Jedes Unternehmen muss bewerten, für welche Produkte, Services, Prozesse oder Geschäftsmodelle der Einsatz von Ressourcen zur Digitalisierung Sinn macht. Wichtig ist, die Digitalisierung geplant und schrittweise voranzutreiben. So bleiben der personelle und finanzielle Aufwand, die organisatorischen und prozessualen Anpassungen, aber auch die Risiken für die Unternehmung tragbar.
Ein gutes Vorgehensmodell basiert auf dem ganzheitlichen Transformationsgedanken. Das Modell ist in aufeinander aufbauenden Schritten gestaltet und fördert eine klare Ausrichtung der Digitalisierung an den Zielen der Unternehmung. In diesem Artikel wird ein mögliches Vorgehensmodell zur digitalen Transformation vorgestellt und illustriert.
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Die Einführung des Leitbilds muss im Kontext des spezifischen Unternehmensdringlich, relevant und glaubwürdig er-scheinen. Es sollte berücksichtigt werden,dass es sich um einen mentalen Change-Prozess handelt. Das erfordert eine Intensivierungund Emotionalisierung der Kommunikation.
Abstract Ergebnisse der Umfrage "Quo Vadis Lean Management!Learning Factory
Im Folgenden finden Sie die Auswertung aller Fragen der Umfrage "Quo vadis? Lean Management“. Die Auswertung haben wir thematisch unterteilt. Wir beginnen mit den Charakteristika der 319 Umfrageteilnehmer als erste Orientierung und daher damit, aus welchen Industrien, Tätigkeitsbereichen, Unternehmensgrößen oder Länder die Teilnehmerantworten beeinflusst wurden. Dies ist insofern von Bedeutung, da die Umfrage nicht als repräsentativ für die Unternehmenslandschaft in Deutschland gesehen werden kann.
Nach dieser Orientierung finden Sie Ergebnisse zur Unternehmensrealität im Kontext zu Lean Management. Daran schließen sich die spezifischen Themen über die Erfahrungen zur Praxis des Verbesserungsvorschlagswesens und die notwendigen Fortbildungs- und Erstinstrumente zu Lean Management an.
Weiterführend finden Sie das Meinungsbild der Umfrageteilnehmer hinsichtlich ihrer Anforderungen an die Führungskräfte sowie an alle Mitarbeiter in der Organi-sation, die Lean Management erfolgreich eingeführt haben.
Aber auch den fortgeschrittenen Lean Management Anwendern haben wir ein Kapitel gewidmet: Von Lean Awards, dem Einfluss auf die Umsatzrendite und dem Nutzen von Lean Management.
Die Anforderung und das Ziel sind klar definiert: Die Personalentwicklung muss ihren Beitrag zur Wertschöpfung und zur nachhaltigen Entwicklung des Unter- nehmens oder der Organisation leisten. Doch in der Praxis und der Umsetzung lauern zahlreiche Fallstricke und Stolpersteine.
Vortragsfolien von der Manage Agile. Hier diskutiere ich, wie sich die zunehmende Verbreitung agiler Methoden auf die Unternehmensorganisation und vor allem auf die Personalabteilung (HR) auswirken. Von Personalentwicklung bis Mitbestimmung ergibt sich ein weites Feld an Herausforderungen. http://www.mentus.de
Die Zukunft des Personalmanagements (FUTURE HR)Marc Wagner
Können Sie sich eine Welt ohne Internet, Mobiltelefon, Wikipedia, Google, Facebook oder Amazon vorstellen? Nein? Vor weniger als 20 Jahren war das Realität. Der technologische Fortschritt hat unser Kommunikationsverhal- ten revolutioniert. Er hat Marktkräfte auf den Kopf gestellt und neue Branchen hervorge- bracht. Der internationale Wettbewerb wurde deutlich intensiver und Markteintrittsbarrieren in diesen Branchen auf ein Minimum redu- ziert. Zudem wurde der Begriff der „Wissensge- sellschaft“ geprägt – eine Welt, in der sich das Informationsvolumen exponentiell entwickelt und ein Aspekt mehr und mehr in den Vorder- grund rückt: der Mensch! Plötzlich ist es mög- lich, mit reiner „Brainpower“ und minimalem finanziellen Einsatz Millionen, ja Milliarden zu verdienen – Facebook, Google und Apple wer- den dabei nicht die letzten Beispiele sein. Mit Unterstützung moderner IT-Technologie kann heutzutage nahezu jeder über Nacht zum Mil- lionär werden. Die Veränderungen reichen in die Strukturen und Prozesse von Unternehmen hinein und haben zur Folge, dass dem „Manage- ment von Menschen“ eine besondere Bedeutung zukommt. In diesem Kontext liegt es auf der Hand, dass HR-Abteilungen ihre Rollen und Aufgaben stetig überdenken. Wie gewinne ich in einem zunehmend transparenten, internatio- nalen Arbeitsmarkt die richtigen Talente („War for Talents“)? Wie halte ich meine „Top-Perfor- mer“ bei der Stange, wenn sie mit Jobofferten via XING, LinkedIn und Co. umworben wer- den? Wie gelingt es, unterschiedliche Kulturen zu integrieren und zu fördern? Wie kann ich mein Personal strategisch optimal steuern? Das sind nur einige Fragen, mit denen sich Personal- verantwortliche aktuell beschäftigen. Aber was bedeutet das für die HR-Funktion von morgen? Und wie wird die Rolle in zehn Jahren aussehen?
Wie kann ich die Chancen der Digitalisierung nutzen? Wie muss ich mein Unternehmen verändern? Und wie geht das? Zunehmend stellen sich Führungskräfte in kleinen und mittleren Unternehmen diese Fragen. Die Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation dazu die Bedarfs- und Trendanalyse zu Veränderungsmanagement und Führung in Zeiten des digitalen Wandels vorgelegt.
Das Jahr 2020 war ganz sicher außergewöhnlich. Die Covid-19-Pandemie hat uns allen viel abverlangt – und sie tut es bis heute. Die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft sind enorm. An vielen Orten der Welt standen die Räder buchstäblich still. Auch das Fraunhofer IFF hat das zu spüren bekommen, denn auch unsere Kunden und Partner waren davon betroffen. Dennoch konnte das Institut diese besonderen Herausforderungen auch dank der großen Anstrengungen unserer Mitarbeitenden bewältigen. Wir haben viele innovative Projekte erfolgreich beenden und neue auf den Weg bringen können. Wir haben uns mit anderen Fraunhofer-Instituten zusammengeschlossen, um gemeinsam Technologien zur Bekämpfung der Corona-Folgen und künftiger Pandemien zu entwickeln. Und wir haben weiter an der Zukunft des Instituts gearbeitet. So durften wir unter anderem das Richtfest für die »Elbfabrik«, die neue Forschungsfabrik des Fraunhofer IFF im Magdeburger Wissenschaftshafen, feiern. Sie wird im kommenden Jahr fertiggestellt sein und einen Beitrag für das Wachsen des Forschungs- und Wissenschaftsstandorts Sachsen-Anhalt leisten. In dieser Forschungsfabrik werden wir Unternehmen und weiteren Interessierten zeigen, wie moderne Fabriken klimafreundlich und ressourcenschonend produzieren können. Wir werden anhand von Beispielen demonstrieren, wie Menschen mit kollaborativen Robotern sicher zusammenarbeiten oder wie Industrieunternehmen zuverlässig mit grünem Strom versorgt und betrieben werden können. Und wir werden dort mit unseren Partnerinnen und Partnern in der Industrie, in der Logistik oder im Handwerk weitere neue Technologien und Methoden für eine nachhaltige und digitale Wirtschaft entwickeln, die wir zusammen in die Praxis bringen. In all diesen Forschungen steckt ein starker Nachhaltigkeitsgedanke, dem wir uns als Forschende des Fraunhofer IFF verpflichtet fühlen. Die Digitalisierung bietet dafür herausragende Chancen. Sie ist ein wichtiger Baustein für effizienteres Arbeiten und das Schonen von Ressourcen. Das soll auch dieser Rechenschaftsbericht widerspiegeln.
Nicht immer muss es ein Jahrhundertereignis wie die Corona-Pandemie sein, das die Wirtschaft ins Stocken bringt. Auch Naturkatastrophen, Cyber-Kriminalität, politische Krisen, Lieferanten- oder Personalausfälle und vieles mehr können Produktionssysteme empfindlich treffen. Wer bei solchen und anderen Störungen die Produktion aufrechterhalten oder schnell in den Regelbetrieb zurückkehren kann – also eine hohe Resilienz besitzt – hat einen echten Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die in der Krise schneller reagieren, flexibler agieren und sich den plötzlich veränderten Bedingungen in ihren Logistikprozessen und Kundenbeziehungen anpassen und daraus lernen konnten, sind gerade jetzt erfolgreicher und werden es auch in Zukunft sein.
Doch erfolgreiches Risikomanagement ist noch mehr. Zur Resilienz gehören ebenso langfristiges Denken, vorausschauendes Planen und das Reduzieren potenzieller Risiken. Das betrifft auch ökologisch nachhaltiges und sozial verantwortungsvolles Handeln. Denn die gegenwärtige Pandemie überlagert die weit größere Herausforderung, vor der wir stehen: den Klimawandel. Wer Wirtschaft und Gesellschaft voranbringen will, Wohlstand und Zukunft sichern möchte, muss auch diese bedeutendste Herausforderung der Neuzeit annehmen. Für Forschende, für Ingenieurinnen und Ingenieure heißt das, wo immer möglich Verantwortung zu übernehmen und ganzheitlich zu denken. Auch das Fraunhofer IFF tut das. Das heißt zum Beispiel, unseren Kunden in der Industrie dabei zu helfen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, Energie und Ressourcen zu sparen, die Energiewende zu unterstützen oder intelligente Landwirtschaft zu betreiben. Mit unserem Know-how in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz heben wir deshalb nicht nur die Industrie-4.0-Potenziale in Unternehmen. Gemeinsam mit Forschenden an den Universitäten und unseren Partnern in der Industrie bringen wir die Vision klimaneutraler Produktion und umweltfreundlicher Technologien und Prozesse in die Realität. Oder, um es im Sinne der Europäischen Kommission zu formulieren: Wir erklimmen die nächste Stufe der technologischen Evolution zur »Industrie 5.0«.
Inline Quality Inspection Chechup – Optimierung von Produktionsprozessen mit ...Fraunhofer IFF
Das Expertennetzwerk der Fraunhofer-Allianz Vision zeigte auf den Fraunhofer Solution Days 2020 Exponate und Prüftechnologien für die Optimierung von industriellen Produktions- und Qualitätssicherungsprozessen. Die Technologien reichten von der virtuellen Planung und Simulation von optischen Inspektionsaufgaben, z. B. für die Prüfung von Montagebaugruppen und der Oberflächenqualität, über die markerfreie Nachverfolgung von Bauteilen bis hin zur zerstörungsfreien Prüfung. Das Fraunhofer IFF, Mitglied der Allianz Vision, stellte mit seiner Technologie OptoInspect 3D seine weltweit erfolgreich eingesetzte Lösung für eine 3D-Qualitätsprüfung von Bauteilen auf der Grundlage eines digitalen Zwillings vor. Ein Vortrag via Livestream im Auditorium für Technologiehighlights von Dr. Dirk Berndt, Leiter des Geschäftsfelds Mess- und Prüftechnik des Fraunhofer IFF, gab den Besucherinnen und Besuchern einen weiteren Einblick in die Bandbreite und Funktionsweise der Angebote der Allianz. Einen Mitschnitt des Vortrags finden Sie online unter https://youtu.be/6p7INozKp9U
IFFOCUS »Digitaler Zwilling: Engineering der Zukunft«Fraunhofer IFF
Trotz der Tatsache, dass heute die Schlagworte Digitalisierung, Vernetzung oder eben digitaler Zwilling in aller Munde sind, haben oft erstaunlich wenige Menschen klare Vorstellungen davon, was diese Elemente der digitalen Transformation tatsächlich für sie bedeuten. Die Zukunft der Wirtschaft ist digital. Die Digitalisierung macht Unternehmen und Produkte besser, hilft, Prozesse zu optimieren, und generiert – dank der dabei erzeugten Daten – Mehrwerte und neue Geschäftsmodelle.
Aber an welchen Stellen arbeiten Unternehmen, Einrichtungen oder Hochschulen bereits erfolgreich digitalisiert? Und zwar nicht nur punktuell, wie etwa in der Konstruktionsabteilung eines Produktionsbetriebes, sondern prozessorientiert und über mehrere Arbeitsbereiche oder gar Unternehmensgrenzen hinweg. Wie qualifiziert und vorbereitet sind wir selbst auf die Digitalisierung unserer Arbeit? Und wie viele Unternehmen sind heute tatsächlich in der digitalisierten Welt angekommen?
In dieser Ausgabe unseres IFFOCUS berichten wir über aktuelle Digitalisierungsprojekte mit Unternehmen und Einrichtungen. Wir möchten zeigen, welch unterschiedliche Facetten die Digitalisierung heutzutage im Kleinen wie im Großen haben kann. Angefangen beim digitalen Zwilling, der als digitales Pendant eines Produkts oder einer ganzen Fabrik sämtliche Prozesse in dessen bzw. deren Lebenszyklus unterstützend begleiten kann, über die Einführung einer digitalen Wissensplattform als Assistenzsystem in der Produktion bis zum digitalen Guide für Touristen, der dabei hilft, die Geschichte einer Stadt spielerisch zu entdecken.
Es ist ganz sicher kein Geheimnis mehr, dass die Digitalisierung unsere Welt nachhaltig verändert. Das ist heute bereits in vielen Lebensbereichen spürbar. Sukzessive durchdringt sie Wirtschaft und Alltag. Digitalisierung ist dabei kein Selbstzweck. Sie ist ein Ergebnis des technologischen Fortschritts, den wir nun nutzen wollen. Dank der Digitalisierung erleben wir früher ungeahnte Möglichkeiten im Privaten, bei der Arbeit, bei der Vernetzung von Menschen und von Maschinen. Sie verknüpft nicht nur Daten miteinander, sondern verbindet Gedanken und schafft neue Visionen.
Die vorliegende Ausgabe unseres IFFOCUS widmet sich in ihrem Schwerpunkt vor allem der Frage, wie die Digitalisierung im Anlagenbau und -betrieb oder auch in der Logistik zielgerichtet und gewinnbringend genutzt wird. Beide Branchen befinden sich im Umbruch. Die Unternehmen müssen sich entscheiden, ob sie den Weg in die Digitalisierung weitergehen wollen, oder nicht. Die Bundesvereinigung Logistik hat unter ihren Mitgliedern kürzlich eine Umfrage durchgeführt. Das besorgniserregende Ergebnis: Etwa 80 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten kaum oder gar nicht digital. Viele sind sogar der Meinung, gar nicht digitalisieren zu müssen. Sie setzen so ihre eigene Zukunftsfähigkeit und die Zukunft ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufs Spiel.
Der Anlagenbau und die Prozessindustrie sind da bereits einige Schritte weiter. Viele Anlagenbetreiber nutzen seit langem digitale Technologien. Sie verwenden sie jedoch meist nur punktuell oder schöpfen die vorhandenen Potenziale nicht aus. Die Unternehmen stehen nun vor der Aufgabe, aus ihren Insellösungen Systemlösungen zu machen, die verfügbaren digitalen Werkzeuge unternehmensweit einzusetzen und die Vernetzung über die Unternehmensgrenzen hinweg voranzutreiben. Erst dann kann die Digitalisierung ihr volles Potenzial entfalten.
Einige Beispiele für solche Lösungen und Technologien, an denen das Fraunhofer IFF derzeit arbeitet, wollen wir in dieser IFFOCUS-Ausgabe vorstellen. Etwa ein mobiles Augmented-Reality-Assistenzsystem für die Instandhaltung im Anlagenbetrieb, ein Prognoseinstrument zur automatisierten Zustandsüberwachung einer Anlage oder ein System, das für große Transparenz und Fehlerfreiheit in der Fahrzeugmontage sorgt.
Die Wirtschaft befindet sich seit Jahren in einem Umbruch. Digitalisierung, Industrie 4.0, Internet der Dinge, Automatisierung und assistierende Robotersysteme – all dies sind Bestandteile einer Entwicklung, die die Unternehmen und ihre Art zu produzieren verändert. Nicht nur die großen Konzerne befinden sich auf dem Weg in die digitalisierte Produktion. Auch die kleinen und mittleren Betriebe, ja selbst die kleinsten Unternehmen werden sich dem nicht entziehen können – oder dürfen. Denn eine intelligente Digitalisierung bedeutet höhere Produktivität, Flexibilität und Qualität. Kurzum, sie verbessert die Chancen eines Unternehmens, im globalen wie im regionalen Wettbewerb zu bestehen. Und sie macht Unternehmen fit, wenn es darum geht, den kommenden Herausforderungen zu begegnen.
Nehmen wir nur den demografischen Wandel. Noch vor einigen Jahren schüttelten viele Verantwortliche in den Betrieben skeptisch den Kopf und glaubten nicht, dass es sich bald um ein echtes Problem handeln würde. Heute können wir es täglich erleben. In einer wachsenden Zahl von Branchen gibt es Nachwuchssorgen. Das trifft nicht nur Hightech-Unternehmen oder industriell produzierende OEM. Auch und gerade das Handwerk oder die Pflegebranche kämpfen mit einem Arbeitskräftemangel. Es braucht deshalb nur wenig Phantasie, um vorherzusehen, dass künftig in diesen Arbeitsfeldern der Bedarf an Unterstützungssystemen, wie beispielsweise Roboter oder digitale Assistenten, wachsen wird. Selbstverständlich erleichtert die Digitalisierung aber auch die Arbeit in höher technisierten Bereichen wie in Planungsbüros, der industriellen Instandhaltung und nicht zu vergessen in der modernen Landwirtschaft. Vorausgesetzt allerdings, dass nicht einfach auf Teufel komm raus digitalisiert wird, sondern intelligente, also smarte Lösungen kreiert werden.
In diesem Heft berichten wir wieder über einige aktuelle Forschungsarbeiten, technische Systeme und Visionen, die Unternehmen dabei helfen, solche und andere Probleme und Herausforderungen zu meistern und ihre wirtschaftlichen Potenziale besser auszuschöpfen.
Prospektive Flexibilitätsoptionen in der produzierenden IndustrieFraunhofer IFF
Die Bundesrepublik Deutschland hat durch die Bekennung zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens (COP211) ihre Bereitschaft und ihren Handlungswillen gezeigt, bei der Begrenzung der Erderwärmung durch eine massive Emissionsminderung der Treibhausgase ihre Vorreiterrolle als führende Industrienation zu festigen und darüber hinaus ihrer Verantwortung als wirtschaftsstärkstes EU-Mitglied gerecht zu werden. Dass insbesondere der industrielle Sektor maßgeblichen Einfluss auf die ökologischen Kennwerte hat, zeigte nicht zuletzt die drastische Verbesserung der Emissionswerte während der produktionstechnischen Einschränkungen im Zuge des CORONA-Virus.
Grundsätzlich könnte die emissionsfreie Versorgung Deutschlands durch den intensiven Ausbau Erneuerbarer-Energien-Anlagen (EE-Anlagen) zumindest bilanziell aus ausschließlich regenerativer Erzeugung bis 2050 gewährleistet werden. Für die Behebung des zeitlichen und örtlichen Ungleichgewichts zwischen Verbrauch und Erzeugung müssen jedoch weiterhin volkswirtschaftlich tragbare Lösungskonzepte erarbeitet und umgesetzt werden.
Innerhalb dieser Untersuchung werden die technischen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren und Effekte von industrieller Lastflexibilisierung mit Blick auf die aktuellen und prospektiven Rahmenbedingungen analysiert und bewertet. Potenziellen Anbietern und Nutzern soll so eine Übersicht der notwendigen Schritte und Verfahren von der Erkennung von Flexibilitäten, über die Modellierungsmöglichkeiten, hin zur Vermarktung und Integration in die Wertschöpfungskette gegeben werden. Begleitend dazu erfolgt ein Abgleich des spezifischen Flexibilisierungspotenzials energieintensiver Branchen in Deutschland mit dem zu erwartenden Bedarf. Diese Untersuchung soll insbesondere aufzeigen, bis zu welchem Grad in die internen Strukturen von Unternehmen eingegriffen werden müsste, um langfristigen Anforderungen einer lastseitigen Stabilisierung des Elektroenergieversorgungsnetzes gerecht zu werden.
Ausgangsbasis für die Untersuchungen im Rahmen dieser Studie ist das Verbundprojekt WindNODE – Das Schaufenster für intelligente Energie aus dem Nordosten Deutschlands im Rahmen des SINTEG-Förderprogramms1. Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF beschäftigt sich innerhalb des Teilarbeitspakets 7.3 mit Lastflexibilisierungspotenzialen der energieintensiven Industrie. Gemeinsam mit weiteren Partnern aus Forschung, Industrie und Gewerbe war es das Ziel theoretische Potenziale in praxisnahe Anwendungsfälle zu überführen und in Demonstratoren zu erproben.
Gemeinsam mit den Unternehmen wollen wir am Fraunhofer IFF den scheinbaren Konflikt zwischen Effizienz, Flexibilität, Nachhaltigkeit und Resilienz lösen. Unsere Forschungsgruppen vereinen das hierfür nötige Technologie-, Prozess- und Geschäftsmodellwissen. Hier arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ingenieurwesen, der Informatik, den Sozialwissenschaften, der Mathematik und vielen anderen Fachdisziplinen täglich Hand in Hand. Die Forschung in den Schwerpunkten unseres Instituts etwa zur nachhaltigen und flexiblen Produktion und Logistik, zu intelligenten Assistenzsystemen, zur ökologischen Stromerzeugung und zu smarten Energiemanagementsystemen ist damit nicht nur interdisziplinär, sondern unmittelbar an den Bedarfen der Wirtschaft ausgerichtet. Wir begeistern uns dafür, diese Themen immer wieder neu und unternehmensindividuell zu interpretieren, zu kombinieren und unsere Erkenntnisse in die Betriebe zu transferieren.
Der Geschäftsbericht 2019 enthält Auszüge aus der Forschungs- und Entwicklungsarbeit am Fraunhofer IFF.
Veränderung von Arbeit und Organisation bei der Entwicklung datenbasierter Geschäftsmodelle
1. Veränderung von Arbeit und
Organisation bei der Entwicklung
datenbasierter Geschäftsmodelle
F r a u n h o f e r - I n s t i t u t f ü r F a b r i k b e t r i e b u n d - a u t o m at i s i e r u n g I F F, M a g d e b u r gF r a u n h o f e r - I n s t i t u t f ü r F a b r i k b e t r i e b u n d - a u t o m at i s i e r u n g I F F, M a g d e b u r g
2.
3. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 3
Inhalt
1 Management Summary 4
2 Hintergrund und Motivation 5
3 Geschäftsmodellinnovationen im Zusammenspiel mit Arbeit, Organisation und Kultur 7
3.1 Geschäftsmodelle und Geschäftsmodellinnovationen
3.2 Zusammenspiel von Geschäftsmodellinnovationen mit Arbeit, Organisation und Kultur
4 Handlungsfelder zur Gestaltung von Arbeit, Organisation und Kultur 10
4.1 Führen
4.2 Lernen
4.3 Arbeit und Zusammenarbeit
4.4 Unternehmenskultur
5 Der Arbeitswelt-Check 13
5.1 Schritt 1: Standortbestimmung (Ist-Situation)
5.2 Schritt 2: Zielsetzung (Sollzustand)
5.3 Schritt 3: Veränderungsbedarf
6 Die Umsetzung der Geschäftsmodellinnovation 19
6.1 Steuerkreis zur Abstimmung der Maßnahmen und Projektmanagement
6.2 Ziel- und Kennzahlensystem zur Verknüpfung von Erfolgsindikatoren
6.3 Vorgehen
7 Zusammenfassung 24
8 Literaturverzeichnis 25
Impressum 27
v
4. 4 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
1 Management Summary
Aktuell beschäftigen sich viele Unternehmen mit datenbasierten Geschäftsmodellen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten
und zu verbessern. Als Auslöser kommen verschiedene Aspekte zum Tragen: Kundenanforderungen und Marktentwicklungen,
Kostendruck und damit verbundene Produktivitätssteigerungen, Innovationsbedarf und technologische Neuerungen (Industrie
4.0) sowie veränderte Unternehmensstrategien. Um sich gezielt und erfolgreich auf den Wandel einstellen zu können, benötigen
Unternehmen die Fähigkeit, Arbeit und Organisation wirksam umzugestalten. Dabei müssen erstens alle umzusetzenden Maß-
nahmen zur Unternehmenskultur passen. Bei Geschäftsmodellinnovationen sollten zweitens neben Technologien und Prozessen
die Aspekte Arbeit, Organisation und Kultur einbezogen werden. Drittens kommt hinzu, dass die Unternehmenskultur entschei-
dend für den Erfolg des Veränderungsvorhabens ist, sich aber nicht unmittelbar beeinflussen lässt.
Als praktische Strukturierungshilfe für Veränderungsmaßnahmen dient der »Arbeitswelt-Check«: Er benennt Handlungsfelder
hinsichtlich Arbeit und Organisation und bietet einfache Begriffe zur Beschreibung der Unternehmenskultur. Aus einer Be-
standsaufnahme und Zielformulierung ergeben sich die grundlegenden Anforderungen an das Veränderungsvorhaben. Damit
unkoordinierte Einzelmaßnahmen nicht zu unbefriedigenden oder sogar kontraproduktiven Veränderungen führen, empfiehlt
dieses Whitepaper die Einrichtung eines übergreifenden Steuerungskreises mit ganzheitlicher Perspektive und Fortschrittskont-
rolle. Die Umsetzung der Veränderungsmaßnahmen sollte in Pilotprojekten mit schnellen Feedbackschleifen erfolgen. Dazu wird
an passenden Stellen auf wichtige Leitlinien für die organisatorische und inhaltliche Umsetzung der Geschäftsmodellinnovation
hingewiesen.
Dieses Whitepaper nimmt eine interdisziplinäre Perspektive ein. Die grundlegenden Ansätze stammen aus der Betriebs-
wirtschaftslehre und sollten Entscheidern vertraut sein. Weniger vertraut hingegen ist, wie einzelne Personen und ganze
Unternehmen die Veränderungen infolge neuer Geschäftsmodelle erfolgreich und dauerhaft in ihrer betrieblichen Praxis
verankern. Hier gibt es aktuelle Forschungen in der Psychologie und in den Sozialwissenschaften, die bisher zu wenig in der
Geschäftsmodellinnovation Anwendung finden. Dieses Whitepaper versucht daher einen Brückenschlag zwischen Geschäfts-
modellinnovation und den Bereichen Arbeit, Organisation und Kultur. In diesen Bereichen besteht viel Handlungs- und Verände-
rungsbedarf, um die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zu verbessern: Wichtig ist, jetzt damit zu beginnen.
5. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 5
2 Hintergrund und Motivation
Digitalisierung als Anlass für Geschäftsmodellinnovationen
Erfolgsfaktoren neuer Geschäftsmodelle
Arbeit, Organisation und Kultur als Einflussgrößen
Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten: Es sind mehr Daten verfügbar, und sie können automatisiert verarbeitet werden.
Dies ermöglicht neue, datenbasierte und verstärkt serviceorientierte Geschäftsmodelle sowie die Entwicklung einer Plattform-
ökonomie. Folglich verändern sich Abläufe innerhalb der Unternehmen sowie die Zusammenarbeit mit Wertschöpfungspartnern
in einem komplexen Wechselspiel. Im Zuge dieser Weiterentwicklung setzen Unternehmen zunehmend auf eine duale Vor
gehensweise [Junge et al. 2019]:
die Steigerung der Effizienz bestehender Geschäftsmodelle
die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle
Das Spektrum der Einflussgrößen auf erfolgreiche Geschäftsmodellinnovationen ist breit, wie Abbildung 1 aufzeigt:
Abbildung 1: Einflussgrößen für Geschäftsmodellinnovationen
Die Einflüsse des Marktes und der Technologie auf Geschäftsmodellinnovationen werden in der Literatur ausführlich beleuchtet
[VDMA 2015]. Beispielsweise werden häufig Reifegradmodelle eingesetzt, um den Digitalisierungsgrad zu veranschaulichen,
inwieweit also das Unternehmen Produkte und Prozesse digitalisiert hat. Allerdings legt dies nahe, dass ein möglichst hoher
Digitalisierungsgrad erstrebenswert wäre. Dem widerspricht die Erkenntnis, dass der Digitalisierungsgrad zur derzeitigen Auf
stellung und Strategie eines Unternehmens passen muss.
Der Erfolg von Geschäftsmodellinnovationen, wie gut also Kunden- und Marktanforderungen erfüllt werden, ist auch vom
Unternehmen selbst und seinen Mitarbeitenden abhängig [Osterwalder & Pigneur 2011]. Die Aspekte Arbeit, Organisation
Geschäftsmodellinnovationen
Umfeld und Markt-
anforderungen
Technologie
Zusammenarbeit
und Führungs-
verhalten
Organisation
(Struktur und
Prozesse)
Unternehmens-
kultur
1 2 3 4 5
6. 6 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
und Kultur sind daher in die Maßnahmenplanung und -durchführung einzubeziehen und wesentliche Voraussetzungen für
langfristigen Erfolg [Acatech 2015, VDI 2018]. Grundlegend sind ein gemeinsames Verständnis des Veränderungsbedarfs, der
Gestaltungsmöglichkeiten in Anbetracht der Dynamik von Veränderungsprozessen und deren übergreifende Abstimmung. Eine
Bestandsaufnahme der wesentlichen Merkmale von Arbeit, Organisation und Kultur (Einflussgrößen 3, 4 und 5 in Abbildung 1)
und ihre ausdrückliche Berücksichtigung im Rahmen von Geschäftsmodellinnovationen sind demzufolge wesentlich.
Zu Beginn des Innovationsvorhabens sollten die folgenden Voraussetzungen unbedingt gegeben sein:
1. Die Geschäftsleitung hat sich zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells entschieden und unterstützt das Vorhaben mit
personellen und finanziellen Ressourcen. Es besteht Klarheit in Bezug auf die Idee und die damit zu erzielende Veränderung
im Geschäftsmodell, also eine schlüssig und möglichst begeisternd formulierte Ergebniserwartung. [Top-down Commitment]
2. Die Führungskräfte sind bereit, den gewünschten Kulturwandel sichtbar und tagtäglich vorzuleben. [»kulturell wirksames«
Verhalten, Vorbildfunktion]
3. Die Geschäftsleitung setzt einen bereichs- und hierarchieübergreifend besetzten Steuerkreis ein. Sämtliche Unternehmens
bereiche und Mitarbeiter sind eingeladen, Ideen einzubringen, Projektvorschläge zu erarbeiten und am Steuerkreis bedarfs
gerecht mitzuwirken. Auch Projektteams werden bereichsübergreifend gebildet. [Bottom-up Beteiligung]
Auf dieser Grundlage kann eine erfolgreiche Geschäftsmodellinnovation aufbauen. Sie stellt ein komplexes Veränderungsvor
haben dar: Zum einen gibt es geordnete Strukturen und Abläufe wie einen Steuerkreis, Projektteams und Ziele, zum anderen
wirkt der Wandel auf alle Beteiligten ein. Empfehlungen für das Veränderungsmanagement finden sich in diesen Infoboxen:
Das Fundament für den Projekterfolg legen
Für jedes Vorhaben müssen die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden, auf denen anschließend die
inhaltlichen Maßnahmen aufbauen können. Es sind zum Projekteinstieg die geeigneten Rahmenbedingungen für die
Projektarbeit zu schaffen:
Steuerkreis: Dieses Team wird zu Beginn aus einflussreichen und richtungsweisenden Mitarbeitern und Führungs
kräften zusammengesetzt. Das Management ist zugleich Unterstützer und Treiber mit Vorbildfunktion.
Aktives Projektmarketing: Die Notwendigkeit zur Veränderung sowie die entsprechenden Projekte werden im Unter
nehmen deutlich und fortlaufend kommuniziert, um eine entsprechend breite Unterstützung zu erhalten. Die Ver
änderungsprojekte folgen der Unternehmensstrategie.
Hindernisse sind zu identifizieren und frühzeitig aus dem Weg zu räumen.
Stakeholder sind frühzeitig zu ermitteln und fortlaufend aktiv zu informieren.
Diese Rahmenbedingungen sind über die Projektlaufzeit beizubehalten, regelmäßig zu hinterfragen und an die aktuelle
Situation anzupassen.
7. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 7
3. Geschäftsmodellinnovationen im Zusammenspiel
mit Arbeit, Organisation und Kultur
Begriff Geschäftsmodell und praktischer Nutzen
Zusammenspiel mit Arbeit, Organisation und Kultur
Bedeutung im Rahmen von Geschäftsmodellinnovationen
3.1 Geschäftsmodelle und Geschäftsmodellinnovationen
Ein Geschäftsmodell beschreibt, wie das betrachtete Unternehmen im Kern funktioniert und womit es Geld verdient. Dabei
werden die wesentlichen Aspekte der Geschäftstätigkeit betrachtet und in Zusammenhang gesetzt. Zur Strukturierung und
Visualisierung von Geschäftsmodellen ist der Business Model Canvas von Alexander Osterwalder [Osterwalder & Pigneur 2011]
gebräuchlich (Abbildung 2).
Abbildung 2: Business Model Canvas nach Alexander Osterwalder mit den Bereichen Infrastruktur (grün), Angebot (dunkelblau),
Kunden (hellblau) und Finanzen (orange) [Osterwalder & Pigneur 2011]
Schlüssel-
partner
Schlüssel-
aktivitäten
Schlüssel-
ressourcen
Kosten Einnahmen
Kanäle
Wertangebot Kundenbe-
ziehungen
Kunden-
segmente
8. 8 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
Digitale Technologien, Vernetzung und damit einhergehende große Datenmengen ermöglichen Geschäftsmodellinnovationen
und führen zu veränderten Wertangeboten, Kundenbeziehungen und Kanälen [VDI 2016, VDI 2018]. Disruptive Innovationen
verändern Märkte grundlegend: Beispielsweise werden physische Produkte durch Dienstleistungen ergänzt oder sogar ersetzt
(Abbildung 3). Auch das Marktumfeld, in dem sich die Unternehmen bewegen, verändert sich erheblich, und die Bedeutung von
Plattformen sowie Partnerschaften nimmt zu. Unternehmen nutzen digitale Technologien zudem, um die Effizienz und Flexi
bilität ihrer Prozesse und Leistungen zu verbessern (Produkt- und Prozessinnovationen). All diese Veränderungen lassen sich gut
anhand des Business Model Canvas veranschaulichen.
Zur Auswahl und Gestaltung datenbasierter Geschäftsmodelle existieren umfassende Beschreibungen einschlägiger Muster, bei-
spielsweise im St. Galler Business Model Navigator [Gassmann et al. 2017]. Ausgewählte Geschäftsmodelle werden in Abbildung
3 dargestellt. Diese Möglichkeiten werden flankiert von vielfältigen Angeboten geeigneter Technologien und Arbeitsprozesse
[Schuh et al. 2015]. Dabei fehlte allerdings bislang eine eingehende Berücksichtigung der Unternehmenskultur.
Abbildung 3: Charakteristika verschiedener Geschäftsmodelle
3.2 Zusammenspiel von Geschäftsmodellinnovationen mit Arbeit, Organisation und Kultur
Die Umsetzung datenbasierter Geschäftsmodellinnovationen stellt Unternehmen vor vielschichtige Herausforderungen:
Zu oft werden vorrangig die erforderliche IT-Infrastruktur oder Prozesse bedacht. Doch veränderte Kundenbeziehungen,
neue Partnerschaften und verteilte Produktionsprozesse in Wertschöpfungsnetzwerken erfordern auch grundsätzlich andere
Denk- und Verhaltensweisen.
Daten? Ach was!
Wir bieten unser Produkt
am Markt an.
Qualität ist unser USP!
Unser Produkt mag
nicht einzigartig sein,
unser digitaler Service
dazu ist es aber!
Alles aus einer Hand.
Der Kunde muss sich
um nichts kümmern!
Unsere Kunden wollen
nicht das Produkt,
sondern die Leistung!
Klassische
Produktion
Datenbasierte
Dienstleistungen
Lösungsanbieter Product
as a Service
9. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 9
Dieser Anpassungsbedarf erstreckt sich auch über die Bereiche Arbeit, Organisation und Kultur. Wegen der Wechselwirkungen
zwischen diesen Bereichen sind Veränderungsmaßnahmen sorgfältig aufeinander abzustimmen und zu planen [Kotter 2015].
Im Zusammenspiel mit den Feldern des Business Model Canvas (Abbildung 2) ergeben sich die folgenden Ansatzpunkte:
Führung und Kultur in Bezug zum Wertangebot
Die Entwicklung eines überzeugenden Wertangebots durch Produkte und Services ist nicht
zuletzt eine Frage wirksamer Führung. Wie visionär, kundenorientiert und flexibel das Wertan-
gebot umgesetzt wird, ob das Unternehmen eher zu »Overengineering« oder »Good-enough«
neigt und wie hoch die Bereitschaft zu kontinuierlichen Verbesserungen ist, lässt Rückschlüsse
auf die Unternehmenskultur zu.
Führung, Kultur und externe Zusammenarbeit in Bezug zur Kundenbeziehung
Die aktive Ausgestaltung von Kundenbeziehungen lässt die Unternehmens- und Führungs-
kultur sowie die Grundhaltung zur externen Zusammenarbeit erlebbar werden. Bereits an der
Kommunikation lässt sich erkennen, ob das Unternehmen seinen Kunden auf Augenhöhe
begegnet und an ihrem Nutzen orientiert ist.
Externe Zusammenarbeit in Bezug zu Schlüsselpartnern
Die konstruktive und offene Einbeziehung von Lieferanten und Partnern ermöglicht erst die
Entwicklung langfristig tragfähiger Wertschöpfungsnetzwerke. Für viele Unternehmen bedeutet
das einen grundlegenden Wandel in der Haltung zu ihren Außenbeziehungen.
Mensch und Technik, interne und externe Zusammenarbeit in Bezug zu
Schlüsselaktivitäten
Durch Automatisierung und den Einsatz künstlicher Intelligenz verändern sich Denk- und
Arbeitsweisen in sämtlichen Kernprozessen des Unternehmens: So entsteht ein neues Mitein
ander von Menschen und Maschinen sowohl in der internen als auch in der externen Zu
sammenarbeit.
Lernen in Bezug zu Schlüsselressourcen
Wissen, Erfahrungen und Fähigkeiten sind wichtige immaterielle Ressourcen des Unterneh-
mens. Die kontinuierliche Weiterentwicklung aller Mitarbeiter und deren Lernverhalten sind
Erfolgsfaktoren für die Unternehmensentwicklung. Dies gilt in besonderem Maß für ein so
umfassendes Vorhaben wie eine Geschäftsmodellinnovation.
10. 10 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
4. Handlungsfelder zur Gestaltung von Arbeit,
Organisation und Kultur
neues Führungsverständnis
Kompetenzmanagement als Erfolgsfaktor
Vertrauen und Miteinander in der internen und externen Zusammenarbeit
Unternehmenskultur erkennen und beschreiben
Aus den Ansatzpunkten im Business Model Canvas und den Erfolgsfaktoren eines erfolgreichen Veränderungsmanagements
ergeben sich die nachfolgenden Handlungsfelder:
Führen
Organisation, Einfluss, Macht und Verantwortung
Lernen
Qualifikation und Kompetenzentwicklung
Arbeit und Zusammenarbeit
Interne Zusammenarbeit von Menschen und Unternehmensbereichen
Verhältnis von Mensch und Technik im Umgang mit Maschinen, Robotern und sonstigen Systemen künstlicher Intelligenz
Externe, unternehmensübergreifende Zusammenarbeit
Unternehmenskultur
Annahmen, Denkweisen und die Haltung zu Innovation und Fehlern
Führen
Führen bedeutet, Menschen zu beeinflussen. Dabei gibt es verschiedene Führungsstile, die sich im Umgang der Führungskraft
mit den Mitarbeitern unterscheiden. So baut der kooperative Führungsstil darauf auf, Verständnis und Zustimmung für das Was
und das Wie herzustellen, um gemeinsame Ziele zu erreichen [Yukl 1989]. Die Führungskraft gestaltet sowohl die Organisati-
on als auch die Beziehungen zwischen den Menschen. Sie trägt folglich Verantwortung für andere und für sich selbst. In der
Haltung und der Vorgehensweise der Führungskraft kommen ihre Werte und Charaktereigenschaften, aber auch ihr Menschen-
und Weltbild zum Ausdruck. So beschreibt McGregor [McGregor 2006] das Menschenbild X »Der Mensch ist faul, erfordert
Anweisung und Kontrolle» im Gegensatz zum Menschenbild Y »Der Mensch arbeitet freiwillig, begeisterungsfähig und eigen-
verantwortlich«. Das Menschenbild beeinflusst das Führungshandeln, welches sich sowohl auf einzelne Mitarbeiter als auch auf
11. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 11
die Organisation auswirkt. Entsprechend einflussreich ist das Führungshandeln im Veränderungsprozess. Gerade im Wandel ist
die Führungskraft auf die Akzeptanz und Mitwirkung Einzelner und auf die Organisationsstruktur als Rahmen für die Umsetzung
angewiesen.
Lernen
Durch Automatisierung übernehmen Algorithmen und Maschinen zunehmend Routinetätigkeiten. Im Gegenzug bleiben kom-
plexe, nicht automatisierbare Tätigkeiten dem Menschen vorbehalten. Der Umgang mit Komplexität und schnellem Wandel,
eigenverantwortliches Handeln und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen sowie wirksames Führen und agile Projektarbeit
im Team bedingen übergreifende Schlüsselkompetenzen. Neben höheren kognitiven Fähigkeiten gewinnen soziale und emotio-
nale Kompetenzen an Bedeutung. Zudem erfordert der interdisziplinäre Austausch neben fachlicher Tiefe im Spezialisierungsbe-
reich eine überfachliche Verbreiterung des Kompetenzprofils (T-Profil) [Foegen & Kaczmarek 2016]. Das Kompetenzmanagement
und die selbstgesteuerte Kompetenzentwicklung sind daher wichtige Erfolgsfaktoren für Unternehmen. Dabei werden Arbeit
und Lernen zunehmend ineinander übergehen: Der Großteil des Lernens wird während der Arbeit (»on the job«) erfolgen.
Nach [Lombardo & Eichinger 2006] lernen Mitarbeiter überwiegend (70 Prozent) beim und aus dem Arbeiten, 20 Prozent durch
Begleitung/Coaching und nur 10 Prozent in formalen Lernsituationen.
Arbeit und Zusammenarbeit
Indem datenbasierte Geschäftsmodelle eine Anpassung von Abläufen und Geschäftsprozessen erfordern, wandeln sich die Tätig
keitsprofile der Mitarbeiter und die Rahmenbedingungen der Arbeit. So erlauben digitale Medien beispielsweise eine zeitlich
und örtlich flexible Arbeit. Das Verständnis von Zusammenarbeit, insbesondere in Teamstrukturen, verändert sich (agiles Arbeiten
[Hruschka et al. 2009, Schwaber & Beedle 2002]). Hochautomatisierte Arbeitsplätze in Produktion und Logistik erfordern den
Umgang mit Robotik und Systemen künstlicher Intelligenz. Auf längere Sicht werden sich dadurch neue Denk- und Verhaltens-
weisen entwickeln. Die Konzentration auf Kernkompetenzen und die zunehmende Vernetzung entlang der Wertschöpfungs
kette bedingen eine engere Zusammenarbeit mit Partnern außerhalb des Unternehmens. Einerseits erhält Vertrauen einen neuen
Stellenwert. Andererseits sorgen geeignete Verträge für Rechtssicherheit. Beides ist wesentlich für den Unternehmenserfolg.
Unternehmenskultur
Der Begriff Unternehmenskultur bezeichnet implizite Denkweisen und Verhaltensmuster. Jede Organisation entwickelt eine
eigene Kultur aufgrund der gemeinsamen Werte, Überzeugungen und Haltungen ihrer Mitglieder. Kultur ist sozusagen das,
was geschieht, wenn es keine formalen Anweisungen gibt. Sie ist nicht direkt beobachtbar, spiegelt sich aber beispielsweise im
Sprachgebrauch, Umgang und bestimmten Äußerlichkeiten wie Positionsbezeichnungen wider (vgl. Infobox). Demzufolge ist die
Unternehmenskultur im Zusammenhang mit Geschäftsmodellinnovationen besonders bedeutsam. Der Einsatz neuer Techno-
logien kann zwar die Datenverfügbarkeit verbessern und innovative Geschäftsmodelle ermöglichen. Ohne die entsprechende
Unternehmenskultur jedoch werden diese Daten nicht zu entscheidungsrelevanten Informationen aufbereitet und genutzt.
12. 12 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
Ein Geschäftsmodell kann somit zur Unternehmenskultur passen oder auch nicht. Eine Unternehmenskultur lässt sich nicht
unmittelbar beeinflussen und somit auch nicht kurzfristig umgestalten, sie kann nur allmählich weiterentwickelt werden. Diese
Weiterentwicklung dauert in der Regel deutlich länger als die formale Einführung neuer Technologien, Strukturen oder Prozesse.
Wichtig ist deshalb, die bestehende Unternehmenskultur zu kennen. Die Kernfrage ist also, wie eine Unternehmenskultur erfasst
und beschrieben werden kann und welche Kompetenzen zu ihrer Weiterentwicklung erforderlich sind.
Kulturebenen nach Edgar Schein [Schein & Schein 2017]
Kultur ist ein Muster grundlegender Annahmen. Diese werden von den im Unternehmen arbeitenden Menschen entwickelt
und implizit angewandt, um die Zusammenarbeit zu gestalten und Probleme zu bewältigen. Weil Annahmen als gültig ange-
sehen werden, werden sie auch neuen Mitgliedern des Unternehmens vermittelt. Sie prägen somit die Art der Wahrnehmung
und des Denkens in »richtig und falsch«. Annahmen werden von den Mitarbeitern in aller Regel unbewusst angewendet und
nicht mehr hinterfragt. Es gibt drei erkennbare Ebenen:
Äußerliche Merkmale
Sprachgebrauch, Verhaltensweisen und Bräuche sowie Ausgestaltung der Organisation (Positionsbezeichnungen,
Arbeitsbereiche, Büros und Besprechungsräume, Dienstwagen).
Gemeinsame Wertvorstellungen
Gefühl für »das Richtige« und kollektive Werte.
Grundannahmen
Unbewusste bzw. als selbstverständlich betrachtete Grundannahmen über die Beziehungen zu anderen und zur Umwelt.
Damit kann auch eine zeitliche Orientierung (Fokus auf Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft) einhergehen.
13. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 13
5. Der Arbeitswelt-Check
Standortbestimmung mit Bezug auf Arbeit, Organisation und Kultur
Zielformulierung mit Bezug auf Arbeit, Organisation und Kultur
Veränderungsbedarf erkennen und Maßnahmen planen
Besteht Klarheit über die strategischen Ziele und die angestrebte Geschäftsmodellinnovation, wird dies mit Hilfe des Business
Model Canvas (Abbildung 2) visualisiert. Das ist der Ausgangspunkt für die Analyse des Veränderungsbedarfs hinsichtlich Arbeit,
Organisation und Kultur. Der Arbeitswelt-Check (Tabelle Seite 14) dient als Arbeitshilfe zum besseren Verständnis und zur
Gestaltung der Handlungsfelder in den Bereichen Arbeit, Organisation und Kultur. Für jedes der sechs Handlungsfelder werden
vereinfachend fünf Ausprägungen benannt, mit denen die Umsetzungsmöglichkeiten dargestellt werden. Diese Ausprägungen
sind ausdrücklich nicht als Reifegrade zu verstehen, sondern als Unterscheidungsmerkmale.
Abbildung 4: Auszug aus dem Arbeitswelt-Check zum Handlungsfeld Kultur
Folgende Schritte unter Anwendung des Arbeitswelt-Checks sind im Rahmen von Workshops zu erarbeiten:
1. Standortbestimmung (Ist-Situation) 2. Zielsetzung (Sollzustand) 3. Veränderungsbedarf
Die Teilnehmer der Workshops sind häufig nur Mitglieder der Geschäftsleitung und Bereichsleiter. Es ist aber wichtig, weitere
Interessengruppen mit Vertretern im Workshop zu beteiligen. Im Vorfeld sollten zudem Dialoge innerhalb von Arbeitsgruppen
und Teams geführt werden. Auch Lieferanten, Kunden und Partner mit entsprechender Beziehungsqualität können einbezogen
KULTUR
Agil
»Die lernende Organisation unternimmt ständig Versuche, wertet
Ergebnisse aus, lernt am meisten aus Fehlern und passt sich an«
Bewahrung
»Es soll möglichst bleiben, wie es ist«
Inkrementelle Veränderung
»Weiterentwicklung findet in kleinen vorhersehbaren Schritten statt«
Umwälzung
»Das Unternehmen erfindet sich neu – davor und danach ist
es relativ stabil«
Fallspezifische Ergänzung
»Eigene Ergänzungen und Notizen«
Sprünge
»Zuweilen werden Durchbrüche erzielt – die sind gut vorbereitet«
14. 14 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
Kultur
Bewahrung
»Es soll möglichst bleiben, wie es ist«
Inkrementelle Veränderung
»Weiterentwicklung findet in
kleinen vorhersehbaren
Schritten statt«
Sprünge
»Zuweilen werden Durchbrüche
erzielt – die sind gut vorbereitet«
Umwälzung
»Das Unternehmen erfindet sich neu –
davor und danach ist es relativ stabil«
Agil
»Die lernende Organisation unternimmt
ständig Versuche, wertet Ergebnisse aus,
lernt am meisten aus Fehlern und passt
sich an«
Führen
Weisung
»Vorgesetzte sagen Mitarbeitern,
was wie zu tun ist. Einige neigen zu
Mikromanagement.«
Planen und Delegieren je nach
Funktion in der klassischen
Linienhierarchie
»Vorgesetzte übertragen Mitarbeitern
eine bestimmte Teilverantwortung«
Führungskraft als Vorarbeiter und
erfahrener Mentor
»Führungskräfte unterstützen aufgrund
ihrer langjährigen Erfahrung die Mitar-
beiter.«
Führungskraft als Coach und Mo-
derator, Führung im Dialog und mit
verteilten Rollen
»Führungskräfte unterstützen ihre
Teams moderierend bei der effektiven
Zusammenarbeit«
Inspirierende und dienende Führung
»Führungskräfte schaffen optimale
Rahmenbedingungen für ihre Teams,
fordern sie heraus und beseitigen
Hindernisse«
Lernen
Kaum Weiterbildung
»Hier wird gearbeitet – gelernt wird
woanders«
Zentrale Schulungen in Blockveran-
staltungen
»Mindestens einmal jährlich bringen wir
die Mitarbeiter auf den neuesten Stand
und halten das in der Qualifikationsmat-
rix nach.«
Individuelle Entwicklung neben
dem Job
»Jeder Mitarbeiter kann sich freigestellt
bzw. außerhalb der Arbeitszeit weiter
bilden«
Tätigkeitsbegleitende Entwicklung
(bspw. Training on the Job, Sharing
Best Practice, Web-based Training)
»Jeder Mitarbeiter kann während
der Arbeit diesbezügliche Lerninhalte
abrufen. Das Unternehmen fördert
die Weiterbildung in angrenzenden
Themen.«
Ständiges selbstgesteuertes Lernen
(bspw. MOOCs)
»Alle Mitarbeiter entwickeln vor dem
Hintergrund der Unternehmensstrategie
ihre Kompetenzen durch Üben und
Reflexion kontinuierlich weiter«
Bedarfsgerechte Ergänzungen und Notizen
Arbeitswelt-Check
15. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 15
Mensch & Maschine
Mensch bedient Maschine
»Die Maschine ist ein Werkzeug,
das der Arbeiter manuell benutzt.«
Mensch kontrolliert teilautomati
sierte Prozesse
»Der Prozess besteht sowohl aus
automatisierten als auch aus manuellen
Schritten – der Arbeiter kann zur Not
den Prozess übernehmen oder steu-
ern.«
Mensch überwacht vollautomati
sierte Prozesse
»Der Prozess läuft von allein, der Ar-
beiter schaut nur, ob alles in Ordnung
ist.«
Mensch interagiert mit selbstän
digen Systemen
»Der Prozess steuert sich selbständig
– der Arbeiter tritt bedarfsweise über
Schnittstellen in Dialog.«
Mensch arbeitet mit intelligenten
Systemen zusammen
»Das System verhält sich lernend wie
ein Kollege des Arbeiters.«
Interne
Zusammenarbeit
Jeder für sich allein
»Ich weiß selbst am besten, was zu
tun ist und wie es geht; wenn es gut
werden soll, mach ich‘s selbst«
Arbeitsteilung in starren Arbeits-
gruppen ohne Synergie
»Wir teilen die Aufgaben auf, aber wir
arbeiten nebeneinander her.«
Zusammenarbeit in echtem Mitein-
ander (Teamwork)
»Hier bringt jeder seine Fähigkeiten
bestmöglich ein und liefert einen
individuellen Beitrag – und das Ganze
ist mehr als die Summe der Teile.«
Beschleunigte und iterative Lösungs
prozesse in agilen Teams
»Wir führen Projekte nicht als Wasserfall
durch, sondern durchlaufen viele Iterati-
onen und Feedbackschleifen.«
Lösungsfindung und Wert-
Schöpfung im Miteinander
(bspw. Co-creation)
»Erst durch die Mitwirkung der Kollegen
entsteht der Beitrag jedes Einzelnen –
wir inspirieren einander.«
Externe
Zusammenarbeit
Autarkes Unternehmen mit aus-
tauschbaren Außenbeziehungen
»Wir kommen mit beliebigen Lieferan-
ten klar.«
Langfristige und geregelte
Außenbeziehungen
»Unsere Firma ist auf einige wichtige
Zulieferer angewiesen.«
Intensiver Dialog mit Kunden,
Lieferanten und anderen Experten
»Unsere Firma tauscht sich regelmäßig
und eingehend mit Partnern entlang
der Lieferkette aus.«
Partnerschaften und wechselseitige
Beziehungen mit Kunden, Lieferan-
ten und anderen Experten
»Partner entlang der Lieferkette haben
einen so wichtigen Anteil an unserer
Wertschöpfung, dass es ohne Trans
parenz gar nicht geht.«
Geschäftsnetzwerk
»Unser Unternehmen ist ein Bestandteil
in einem Netzwerk, in dem die eigentli-
che Wertschöpfung stattfindet.«
Bedarfsgerechte Ergänzungen und Notizen
16. 16 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
werden. Nach Art eines 360°-Feedbacks für das Unternehmen können möglichst viele Beobachter die Ausprägungen einschät-
zen, um eine breite und ausgewogene Standortbestimmung zu erhalten, die dann reflektiert werden sollte. Auch die Diskussion
über die Zielsetzungen kann mit diesen Beteiligten geführt werden, um die mögliche künftige Aufstellung und Rolle des Unter-
nehmens mit verschiedenen Erwartungen abzugleichen.
Die Einbindung der relevanten Perspektiven
Typischerweise konzentrieren sich die Teams bei Geschäftsmodellinnovationen auf die inhaltlichen Aspekte der tech-
nischen und wirtschaftlichen Veränderungen. Mit der Anwendung des Arbeitswelt-Checks rücken nun auch Arbeit,
Organisation und Kultur in den Fokus. Beim Veränderungsmanagement empfiehlt sich ebenfalls eine solche ganzheitliche
Betrachtung: Mensch, Technik und Organisation sollten zusammenhängend betrachtet und einbezogen werden.
Schritt 1: Standortbestimmung (Ist-Situation)
Zunächst erfolgt eine konstruktiv-kritische Selbsteinschätzung des Unternehmens durch die Workshop-Teilnehmer aus ver
schiedenen Fachbereichen und Hierarchieebenen. Die dabei identifizierten aktuellen Ausprägungen der Handlungsfelder
inklusive der Unternehmenskultur sind genau zu analysieren. Die Teilnehmer sollten Erfahrungen und Erlebnisse schildern,
anhand derer die Ausprägungen entsprechend deutlich werden. Im Bedarfsfall sind weitere Ausprägungen der Handlungsfelder
zu ergänzen, um die Standortbestimmung möglichst konkret zu fassen.
Das Augenmerk gilt den inhaltlichen Belegen und Begründungen, die mittels Haftnotizen festgehalten werden. Auf der Grund-
lage dieses Storytellings [Sammer 2017] lassen sich Annahmen, Routinen und Verhaltensweisen herausarbeiten, die die Ein-
ordnung in die Handlungsfelder und zudem Rückschlüsse auf die Unternehmenskultur (siehe Abschnitt 4) ermöglichen. Die
folgende Tabelle enthält Beispiele für dieses Vorgehen:
Äußerliche Merkmale Im Bereich »Interne Zusammenarbeit« wird die Ausprägung »Jeder für sich allein« durch die Einzel-
büros mit stets geschlossenen Türen sichtbar.
Gemeinsame Im Bereich »Lernen« deutet die Ausprägung »Individuelle Entwicklung neben dem Job« auf
Wertvorstellungen eine starke Effizienzorientierung hin, die Lernprozesse als nicht sinnvolle Nutzung der Arbeitszeit
betrachtet.
Grundannahmen Im Bereich »Externe Zusammenarbeit« stützt sich die Ausprägung »Langfristige und geregelte Au-
ßenbeziehungen« auf eine vergangenheitsorientierte Wahrnehmung des Unternehmensumfeldes im
Sinne von »Wir waren immer schon mit unserem Edelstahllieferanten erfolgreich verbunden«.
17. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 17
Schritt 2: Zielsetzung (Sollzustand)
Mit Blick auf die vereinbarten strategischen Ziele und die angestrebte Geschäftsmodellinnovation bestimmen die Workshop-Teil-
nehmer die gewünschten Ausprägungen aller Handlungsfelder. Dabei ist es empfehlenswert, den Bezug der Handlungsfelder zu
den Feldern Wertangebot, Kundenbeziehung, Schlüsselpartner, Schlüsselaktivitäten und Schlüsselressourcen des Business Model
Canvas genauer zu betrachten. Die Zielformulierungen sollten also durch ergänzende und erläuternde Hinweise kommentiert
werden, entweder als angestrebte Veränderung der bestehenden Erfahrungsberichte oder als Begründung aus den Zusam-
menhängen im Business Model Canvas. Auch fiktive Szenarien sollen konkret und lebendig geschildert werden. Hierzu können
Planspiele oder kurze Rollenspiele durchgeführt werden. Wichtig ist, dass die Zielausprägung als Haltung und Verhaltensweise
konkret erkennbar wird.
Äußerliche Merkmale Im Bereich »Interne Zusammenarbeit« wird die Ausprägung »Zusammenarbeit in echtem Miteinan-
der (Teamwork)« angestrebt. Zu den künftigen Schlüsselaktivitäten zählt die Produktentwicklung,
die fachübergreifend entwickelten Designrichtlinien unterliegen soll.
Gemeinsame Im Bereich »Lernen« wird die Ausprägung »Tätigkeitsbegleitende Entwicklung« angestrebt.
Wertvorstellungen Da die Kompetenz zu Big-Data-Analysen eine Schlüsselressource darstellt, sollen die Lernfortschritte
bereits während der Arbeit gesichert werden.
Grundannahmen Im Bereich »Externe Zusammenarbeit« wird die Ausprägung »Intensiver Dialog mit Kunden, Lie-
feranten und anderen Experten« angestrebt. Mit ausgewählten Schlüsselpartnern soll deshalb ein
regelmäßiger, offener und entwicklungsbegleitender Austausch erfolgen, anstatt wie bisher selektiv
über Entscheidungen zu informieren. Hierfür wird ein konkreter Kommunikationsplan aufgestellt
und nachverfolgt.
Schritt 3: Veränderungsbedarf
Durch die intensive Auseinandersetzung mit Arbeit, Organisation und Kultur im Zusammenhang mit Geschäftsmodellinnovati-
onen – derzeit und in Zukunft – wird der Veränderungsbedarf erkennbar. Indem bei der Beschreibung der Ist-Situation und des
Soll-Zustands konsequent Haltung und Verhalten im Augenmerk liegen, können die Workshop-Teilnehmer ergründen, inwie-
fern bestimmte Ausprägungen förderlich oder hinderlich für die angestrebte Geschäftsmodellinnovation sind. Daraus lassen
sich konkrete Maßnahmen mit Blick auf Kompetenzbedarfe und Verhaltensänderungen ableiten. Diese können in Steckbriefen
beschrieben sowie in Realexperimente und Pilotprojekte überführt werden. Hierbei ermöglicht die Festlegung von mess- und be-
obachtbaren Erfolgsindikatoren Kontrolle und Feedback innerhalb begrenzter Zeiträume. Dies ist für eine erfolgreiche Steuerung
der Veränderung erforderlich.
18. 18 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
Äußerliche Merkmale Die bisherigen Einzelbüros erhalten neue Türschilder zur Verdeutlichung der Teamzugehörigkeit.
Sie werden nur noch als Rückzugsorte zum ungestörten Nachdenken genutzt (20 Prozent), während
80 Prozent der Zeit in Teamarbeit verbracht wird.
Gemeinsame Es wird ein Peer-to-Peer-Training eingeführt, bei dem Mitarbeiter sich gegenseitig bei neuen
Wertvorstellungen Prozessen unterstützen. Führungskräfte loben dieses Verhalten ausdrücklich, gewähren Trainern und
Trainees Anerkennung und ermutigen zur kontinuierlichen Verbesserung.
Grundannahmen Es werden neue Partner identifiziert und zu einem offenen Informationsaustausch eingeladen. Pro-
bleme werden deutlich angesprochen, Aktionen vereinbart und in einem webgestützten Projektma-
nagementsystem sowie im Rahmen eines neuen monatlichen Jour Fixe nachgehalten.
Die beschriebene Arbeitsweise mit dem Arbeitswelt-Check ist an Empfehlungen für das Veränderungsmanagement angelehnt.
Den kontinuierlichen Wandel aktiv managen
Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, müssen sich Unternehmen stets an sich verändernde Rahmenbedingungen
anpassen. Dies erfordert ein aktives Management der ständigen Veränderung. Folgende Rahmenbedingungen sollten
dabei beachtet werden:
Die Umsetzung des kontinuierlichen Wandels erfolgt in Projekten, deren Koordination untereinander aktiv gesteuert
wird.
Aufgrund der Komplexität von Veränderungsvorhaben ist eine iterative Umsetzung sinnvoll.
Einzelne Veränderungen sollten zuerst als Piloten in einem klar abgesteckten Rahmen realisiert werden und mit inhalt-
lichem Schwerpunkt umgesetzt werden. Dadurch lassen sich Auswirkungen der Veränderung ausreichend untersu-
chen. Die Umgestaltung ganzer Bereiche eines Unternehmens erfolgt erst in den Folgeschritten und auf Grundlage
der Erkenntnisse des Piloten.
19. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 19
6. Die Umsetzung der Geschäftsmodellinnovation
Koordination durch den Steuerkreis
Hinterlegen von Erfolgsindikatoren mit Kennzahlen
Strategisches Controlling
Sobald die zur Umsetzung der Geschäftsmodellinnovation erforderlichen Maßnahmen in den Bereichen Arbeit, Organisation und
Kultur identifiziert sind, bedarf es einer abgestimmten Umsetzung. Zur Abstimmung und Erfolgskontrolle können Methoden
aus der Planung und Strategieumsetzung zum Einsatz kommen. Die Anwendung dieser Methoden erfolgt in einem Zyklus von
Planungs- und Umsetzungsschritten in Zusammenspiel mit dem Arbeitswelt-Check (Abbildung 5).
Abbildung 5: Zyklisches Vorgehen zur Steuerung,
Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen
6.1 Steuerkreis zur Abstimmung der Maßnahmen und Projektmanagement
Der Steuerkreis sollte bereichs- und hierarchieübergreifend besetzt, mit entsprechenden Befugnissen und mit einem ausreichen-
den Budget ausgestattet sein. Zum einen kommt ihm eine entscheidende Bedeutung beim internen Marketing des Verände-
rungsvorhabens zu. Dabei vertritt er auch die verschiedenen Interessensgruppen im Unternehmen. Er ist Ansprechpartner für
alle Projekte und Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Geschäftsmodellinnovation stehen und setzt den Rahmen für das
gesamte Vorhaben. Es empfiehlt sich eine für alle einsehbare Visualisierung des Gesamtvorhabens und der Projektfortschritte.
Monitoring der
Pilotprojekte
Workshop zur
Gesamtplanung
Arbeitswelt-Check
Umsetzung der
Pilotprojekte
Auswahl der
Pilotprojekte
20. 20 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
Zum anderen spielt das Entscheidungsverhalten des Steuerkreises eine ausschlaggebende Rolle. Er soll die Projektteams darin
unterstützen, im Rahmen von Pilotprojekten mit schnellen Feedbackschleifen Geschäftsmodellinnovationen zu testen und zu
verbessern oder auch zu verwerfen. Der Steuerkreis wird regelmäßig aus mehreren Projektoptionen auswählen und die entspre-
chenden Versuche ermöglichen. Innovationsvorschläge dürfen weder aufgrund fehlender politischer Unterstützung noch aus
Mangel an Mitteln unterbleiben.
Beispielsweise sollte das Projektteam anhand einer Balanced Scorecard (BSC) [Kaplan & Norton 2018] illustrieren, welchen
Zusammenhang es zwischen Arbeit, Organisation, Kultur und dem Geschäftserfolg vermutet (Hypothese). Die Pilotierung intern
oder mit Kunden soll dann geeignete Messgrößen liefern. Kann innerhalb eines Zeitraums von wenigen Wochen diese Hypothe-
se grundsätzlich nicht bestätigt werden, sollte das Projekt entweder modifiziert, grundlegend überarbeitet oder abgebrochen
werden. Gerade weil ein kultureller Wandel sich erwartungsgemäß erst über längere Zeiträume einstellen wird, sind verhaltenso-
rientierte Messgrößen wichtig.
6.2 Ziel- und Kennzahlensystem zur Verknüpfung von Erfolgsindikatoren
Ein Ziel- und Kennzahlensystem wie die Balanced Scorecard beruht auf einer Zusammenstellung von Früh- und Spätindikatoren,
die zudem in Ursache-Wirkungs-Ketten miteinander verknüpft sind (Abbildung 6). Spät- bzw. Erfolgsindikatoren wie die meisten
Finanzkennzahlen messen Anzeichen des Erfolgs: Sie sind zeitverzögert und teilweise unspezifisch, sodass eine rechtzeitige und
präzise Steuerung erschwert wird. Erfolgsfaktoren hingegen beschreiben die Ursachen des Erfolgs. So können Erfolgsfaktoren
der Kundenperspektive als Frühindikatoren dienen und stehen üblicherweise im Fokus von Geschäftsmodellinnovationen. Ihnen
wiederum liegen Erfolgsfaktoren der Prozessperspektive zugrunde, wie beispielsweise ausgewählte Merkmale der Ablaufor-
ganisation und Digitalisierung. Allen gemeinsam ist die Lernperspektive als Grundlage. Sie beinhaltet die Indikatoren aus den
Bereichen Haltung, Kompetenz und Entwicklung. Die Lern- und Prozessperspektiven bilden daher die hier behandelten Bereiche
Arbeit, Organisation und Kultur ab. Die zuvor erarbeiteten Zielstellungen können hier mit geeigneten Messgrößen hinterlegt
werden.
Die besondere Stärke der BSC-Methode ist es, dass Erfolgsfaktoren aus den Bereichen Arbeit und Organisation (Prozessperspek-
tive) und Kultur (Lernperspektive) als strategische Ziele samt geeigneten Kennzahlen ursächlich mit den Leistungs- und Erfolgsin-
dikatoren der Perspektiven Kunden und Finanzen verknüpft sind. So entsteht ein schlüssiges Bild der Zusammenhänge, und eine
frühzeitige und begründete Bewertung der Zielerreichung wird ermöglicht.
21. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 21
Abbildung 6: Übersicht zum Zielsystem der Balance Scorecard mit möglichen Kennzahlen und Maßnahmen
6.3 Vorgehen
Workshop zur Gesamtplanung: Klärung von strategischen Zielen und Vorgehensweisen
Zunächst erarbeitet der Steuerkreis eine Gesamtplanung (Strategy Map, siehe Abbildung 6) aus miteinander in Zusammenhang
stehenden Zielen und Erfolgsindikatoren. Diese ergeben sich zum einen aus der Gesamtstrategie des Unternehmens und zum
anderen aus den Projektvorschlägen. Wichtig ist dabei, dass die Formulierung der Ziele und Erfolgsindikatoren ausdrücklich die
Handlungsfelder Arbeit, Organisation und Kultur einbezieht – hierfür werden die Vorarbeiten aus der anfänglichen Durchfüh-
rung des Arbeitswelt-Checks einbezogen. Die Indikatoren werden zudem im weiteren Verlauf aktualisiert. Auf dieser Grundlage
wird das Ziel- und Kennzahlensystem nach der BSC-Methode aufgebaut.
Umsatz-
steigerung
Bereich
Finanzen
Kunden
Prozesse
Lernen
Kennzahlen
– Umsatz
– Herstellkosten
– Deckungsbeitrag
– Kundenbindung
– Zufriedenheits-
index
– Anzahl Service-
gespräche
– Anzahl Analysen
– Anzahl Bedarfs-
analysen
– Anzahl geschulter
Mitarbeiter
Maßnahmen
– Prozesskosten-
analyse
– Deckungsbeitrags-
rechnung
– Analyse der Kunden-
segmente
– Zufriedenheitsbe-
fragung
– Software-Einrichtung
Analysetool
– Gesprächsauswer-
tungen
– Kompetenzentwick-
lungspläne
– Trainingsprogramm
Langfristige
Kunden-
bindung
Bessere
Feedback-
analyse
Bessere
Kundenorien-
tierung
Höhere
Profitabilität
Bessere
Servicege-
spräche
Bessere
Gesprächs-
führung
Kosten-
senkung
Individueller
Service
Nutzungs-
datenanalyse
Mehr Big Data
Know-how
Strategische Ziele
22. 22 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
Beispiel: Wenn die Geschäftsmodellinnovation auf neuen Umsatzströmen aus Webshop und Servicegeschäft beruht (Finanzper-
spektive), so sind zunächst Kennzahlen zum Kundenverhalten (Zufriedenheit, Weiterempfehlung) zu gewinnen. Verfügbarkeit
und Qualität von modularen, digitalisierten Produktbeschreibungen, Servicequalität und Antwortzeiten wären dementsprechend
wichtige Indikatoren für die Prozessperspektive. Und in der Lernperspektive ließen sich Kundenorientierung, Gesprächsführung
und bereichsübergreifende Zusammenarbeit als kulturbezogene Frühindikatoren einbringen. Der Vertriebsinnendienst, die
IT-Abteilung sowie der Vertrieb sind entsprechend zu qualifizieren. Die Umsetzung der Pilotprojekte mit Bezug auf Arbeit,
Organisation und Kultur wäre somit schlüssig an die Geschäftsentwicklung gekoppelt.
Workshop zur Projektauswahl
Hier sollen insbesondere Projektvorschläge zur Umsetzung der zuvor identifizierten Maßnahmen (Bottom-up-Perspektive) mit
Blick auf die schlüssige Gesamtstrategie ausgewählt, aufeinander abgestimmt und mit Ressourcen ausgestattet werden. Dabei
sollte der Pilotcharakter bedacht und das Projekt als Lernmöglichkeit begriffen werden.
Beispiel: Ein Projektvorschlag bezieht sich auf den Einsatz von Web-based Trainings, ein weiterer auf effektivere Vertriebsteams
und ein dritter auf eine automatisierte Angebotserstellung. Während sich Web-based Training und Teambuilding gut verein-
baren lassen, passt die automatisierte Angebotserstellung zwar zur Digitalisierung, aber nicht unmittelbar zum Konzept des
Web-based Trainings mit agilen Vertriebsteams. Diese Maßnahme wird zu Gunsten einer kundenspezifischen Auftragserfassung
zurückgestellt.
Durchführen von Pilotprojekten
Projekte zur Entwicklung von Geschäftsmodellinnovationen sollten zeitlich begrenzt, angemessen budgetiert und mit schnellen
Feedbackschleifen aufgesetzt werden. Wichtiger als Umfänglichkeit oder gar Perfektion sind die frühzeitigen Rückmeldungen
von Kunden und die darauf ausgerichtete Anpassung und Weiterentwicklung – daher wird hier bewusst der Begriff Pilotprojekt
verwendet (»Build-Measure-Learn« Zyklus [Ries 2017]).
Monitoring der Pilotprojekte
In regelmäßigen Treffen kommt der Steuerkreis zusammen und aktualisiert die Kennzahlen der Balanced Scorecard. Dabei wird
regelmäßig die Passung der Maßnahmen zum angestrebten Geschäftsmodell kritisch hinterfragt. Auch der Arbeitswelt-Check
kann von Zeit zu Zeit aktualisiert werden.
Beispiel: Die Klickraten im Webshop bleiben weit hinter den Erwartungen zurück, sodass der Steuerkreis anstelle einer eigenen
Plattform die Platzierung auf einem bereits etablierten Marketplace favorisiert.
23. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 23
Mit Blick auf die Erreichung des Gesamtziels, die Umsetzung und wirtschaftliche Etablierung des innovativen, datenbasierten
Geschäftsmodells, werden die Pilotprojekte zunehmend marktnäher umgesetzt. Das betrifft alle Aspekte, technische, wirtschaft-
liche und die hier im Fokus stehenden Veränderungen von Arbeit, Organisation und Kultur. Diese Veränderungen müssen zum
Abschluss des Projektes verstetigt werden, um einen langfristigen Erfolg zu erreichen.
Erreichtes absichern – über den gesamten Projektverlauf
Ein Produktentwicklungsprojekt gilt als abgeschlossen, wenn das Produkt in die Serienproduktion überführt wurde.
Organisationale Veränderungen benötigen jedoch eine Verstetigung, um nachhaltig in der Praxis Anwendung zu
finden – der Kulturwandel hat also keinen Projektabschluss, sondern wird als kontinuierliche Führungsaufgabe wahr
genommen. Umso wichtiger sind in einzelnen Veränderungsvorhaben auf dem Weg erreichte Ziele. Daher wird
empfohlen, schon im Projekt kurzfristige Erfolge und Zwischenstationen unternehmensweit zu kommunizieren und
im Team wertzuschätzen. Führungskräfte haben hier eine Vorbildfunktion.
Zudem sind Aktivitäten und Maßnahmen zu bewerten und ggfs. weiter zu verfeinern, um Veränderungen langfristig in
der Unternehmenskultur zu verankern und durch die Geschäftsmodellinnovation einen nachhaltigen Wandel im Unter-
nehmen hervorzurufen. Das können angepasste Regeln, beispielsweise für die Zusammenarbeit, physische Merkmale wie
geänderte Raumsituationen oder Bezeichnungen sowie niedergeschriebene Wertesysteme sein. Bei allen Maßnahmen
gilt: Sie müssen gelebt werden und in das Wertesystem des Unternehmens einfließen.
24. 24 | Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle
7. Zusammenfassung
Die langfristige Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit motiviert Unternehmen zur kontinuierlichen Weiterentwicklung ihres
Produkt- und Serviceangebots. Neben der Technologie und deren Markterfolg gibt es weitere wichtige Erfolgsfaktoren datenba-
sierter Geschäftsmodelle in den Bereichen Arbeit, Organisation und Kultur. Sich veränderende Denk-, Arbeits- und Verhaltens-
weisen erfordern die Betrachtung und Weiterentwicklung der Unternehmenskultur sowie die Ableitung gezielter Maßnahmen.
Als Hilfsmittel dazu dient der Arbeitswelt-Check. Er benennt Merkmale in sechs Handlungsfeldern, um den bereichsübergrei-
fenden Dialog anzuregen und Veränderungsbedarf aufzudecken. Die dabei gemeinsam festgelegten Maßnahmen und Pilotpro-
jekte werden anhand von strategischen Kennzahlen auf ihre Wirksamkeit überprüft. Nur ganzheitlich ausgerichtete und in die
Unternehmensstrategie eingebettete Veränderungsvorhaben verbessern die Erfolgsaussichten von Geschäftsmodellinnovationen.
Dieses Whitepaper stellt eine methodische Vorgehensweise für die Einbindung der Bereiche Arbeit, Organisation und Kultur im
Rahmen von datenbasierten Geschäftsmodelle bereit. Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Bereichen ist erfolgskritisch,
denn die auf »weiche Faktoren« ausgerichteten Maßnahmen schlagen sich in wirtschaftlichen Kennzahlen nieder.
25. Arbeit und Organisation für datenbasierte Geschäftsmodelle | 25
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