2. Inhalt Seite
1. Einleitung 4
2. Bedeutung und Nutzen der Bewegung 8
3. Bedeutung und Nutzen der 10
Physiotherapie bei Multipler Sklerose
4. Bedeutung und Nutzen eines 12
Heimübungsprogramms
5. Einteilung des Übungsprogramms 13
entsprechend der dominierenden Symptomatik
• Spastizität 13
• Schwäche 15
• Ataxie 16
6. Anleitung zur Verwendung des 16
Heimübungsprogramms
7. Übungen: Praktischer Teil 18
• Spastizität 18
• Schwäche 28
• Ataxie 38
8. Zusammenfassung und Ausblick 48
1
3. Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine
entzündliche Autoimmunerkrankung des
Zentralnervensystems mit vielfältiger
Symptomatik.
Die Behandlung basiert auf drei Säulen:
1 die medikamentöse Behandlung
2 die physiotherapeutische Behandlung
3 die kognitive Therapie
Diese Broschüre setzt sich mit der Behandlung
der Bewegungsstörungen durch die Physio-
therapie auseinander, im speziellen mit dem
Übungsprogramm für zu Hause.
Unser Leben ist Bewegung. So werden unsere
Muskeln, unsere Gelenke, unser Kreislauf, aber
auch unser Geist fit gehalten. Bewegung soll
Spaß machen, aber auch möglich sein.
Ausreichend Bewegung ist für uns alle wichtig,
besonders wichtig aber für Multiple Sklerose-
Betroffene. Leider ist sie manchmal nicht aus-
reichend möglich.
Hermine Grill und Barbara Pöschmann haben
Übungen zusammengestellt, die fast jeder
durchführen kann. Sie sollen Spaß machen und
helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und
den Kreislauf zu trainieren. Nicht jede Übung ist
für jeden sinnvoll. Suchen Sie sich jene Übungen
aus, die für Sie am besten passen und ver-
suchen Sie, Ihr Programm so regelmäßig wie
möglich durchzuführen. Sie werden sehen, es
wird Ihnen besser gehen - körperlich und geistig.
Viel Freude an der Bewegung,
Univ.-Prof. Dr. Karl Vass, AKH Wien
Universitätsklinik für Neurologie
3 1 2
LEBENSFÜHRUNG
MEDIKAMENTÖSE
NEUROKOGNITIV
PHYSIOTHERAPIE
THERAPIE
32
4. 1Einleitung
Hermine Grill
Universitätsklinik für Neurologie, Wien
Neurophysiotherapie
Bei meiner langjährigen
klinischen Arbeit mit MS
PatientInnen – im Rahmen
der neurologischen Reha-
bilitation an der neurologi-
schen Univ. Klinik und durch
meine Kurs- und Unterrichtstätigkeit – bin ich
vielen PatientInnen begegnet. Ich habe über
lange Zeit ihre Probleme kennen gelernt und
nach Möglichkeiten gesucht, um die Bewegungs-
störungen, die durch die neurologische Symp-
tomatik entstanden sind, effektiv zu behandeln.
Mir wurde immer klarer, dass die motorische
neurologische Symptomatik zwar einen Teil der
Störung darstellt, ein großes Problem jedoch
der Bewegungsmangel ist. Der Mangel an
Bewegung entsteht, da die neurologischen
Symptome die Bewegung erschweren.
Einerseits sind viele Sportarten nicht geeignet,
andererseits wird zu wenig trainiert, weil
Ermunterung und Motivation fehlen.
Die Erstellung eines Heimübungsprogramms für
meine PatientInnen war mir immer ein großes
Anliegen und hat sich im Laufe der Zeit sehr
bewährt. Es dient in erster Linie dazu, die in der
Therapie erarbeiteten Erfolge zu festigen und zu
erhalten. PatientInnen bestätigen mir, mit
diesem Programm ein für sie geeignetes
Training gefunden zu haben.
Es ist nie zu spät, um mit einem Training zu
beginnen, aber auch nie zu früh. Vor Jahren trat
ich für ein Training auch bei minimalen neurolo-
gischen Symptomen ein, um PatientInnen in
einem optimalen Trainingszustand zu wissen.
PatientInnen berichten mir immer wieder, dass
sie sich nach einem körperlichen Training wohler
fühlen. Haben vielleicht auch Sie diese
Erfahrung gemacht, dass Bewegung zum
Wohlbefinden beiträgt?
Frau Mag. Pöschmann und ich haben versucht,
dieses Heimprogramm für Sie neu zu gestalten.
Wir möchten Sie hiermit ermutigen, aktiv zu
werden.
54
5. 1Einleitung
Mag. Barbara Pöschmann
Freie Praxis, Physiotherapie Wien-Mitte
Seit ungefähr 8 Jahren
arbeite ich nun mit neurolo-
gischen PatientInnen in meiner
Praxis. Vor allem die physio-
therapeutische Behandlung
von MS-PatientInnen ist für
mich immer wieder eine neue Herausforderung.
Kaum eine andere Krankheit zeichnet sich durch
so viele verschiedenartige Symptombilder aus:
Spastik, Ataxie und zentrale motorische
Schwächen sind nur die drei Kardinalsymptome,
mit denen die PatientInnen zu kämpfen haben.
Noch dazu treten diese sehr oft gemeinsam
und verschieden schwer auf. Jedes dieser
Symptome erfordert eine spezielle Behandlung,
auf die man nur in der Einzeltherapie gezielt
eingehen kann. Doch ich wollte, dass die
PatientInnen auch zu Hause selber üben und
habe den PatientInnen immer ein Hausübungs-
programm mitgegeben.
Bis zu jenem Tag, als mich einmal eine Patientin
mit verzweifeltem Blick ansprach und meinte,
dass sie vor lauter Übungen gar nicht mehr
wisse, was sie denn eigentlich üben solle.
Die Ärmste war zwischen meinen Behand-
lungen auch noch 3 Wochen auf Rehabilitation,
und die dortige Physiotherapeutin war ebenso
übereifrig wie ich gewesen. Ich versprach der
Patientin, ihr Heimübungsprogramm auf 10
Übungen zu kürzen. Doch für welche sollte ich
mich entscheiden? Keine Übung erschien mir
unnötig.
In dieser Zeit fiel mir das von Frau Grill ver-
fasste Heimübungsprogramm in die Hände.
Ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte.
Am nächsten Tag gab ich dieses Heimübungs-
programm meiner Patientin, und auch sie war
begeistert. Seit dieser Zeit bekommt jeder MS-
Patient von mir dieses, Ihnen nun vorliegende,
von Fr. Grill zusammengestellte Heimübungs-
programm. Ich bin sicher, dass auch Sie nach
dem Lesen dieser Broschüre Ihre 10 Must-Do-
Übungen für zu Hause selbstständig
zusammenstellen können.
Lassen Sie sich überraschen ...
76
6. 2Bewegung
Bedeutung und Nutzen der Bewegung
Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. stellte
Aristoteles fest, dass sich Bewegung allgemein
wohltuend auswirkt.
Diese Erkenntnis hat bis heute ihre Gültigkeit
behalten. Petajan, White und Gappmaier wiesen
1986 erstmals in Studien auf die Bedeutung
eines aktiven körperlichen Trainings bei Multiple
SklerosepatientInnen hin. Sie leiteten mit ihrer
Studie eine wissenschaftlich untermauerte
Trendwende ein. Davor wurde den Betroffenen
viele Jahre lang geraten, wegen erhöhter Er-
müdbarkeit ein intensives Training zu meiden.
Einige PatientInnen haben sich nicht daran
gehalten und haben damit positive Erfahrungen
gemacht. Petajan et al. kamen zu dem Ergebnis,
dass ein regelmäßiges körperliches Fitness-
training bei Multipler Sklerose eine Verringe-
rung der Müdigkeit, eine bessere Stimmung
sowie eine Erhaltung und Verbesserung der
Lebensqualität bewirkt.
Eine ganz aktuelle US-amerikanische Langzeit-
untersuchung bei MS PatientInnen von
Stuifbergen et al. weist ebenfalls darauf hin,
dass regelmäßige körperliche Betätigung lang-
fristig die Lebensqualität der Betroffenen ver-
bessert und die Zunahme ihrer Behinderung
verlangsamt.
Diese Studien untermauern, was wir in der
Praxis schon lange bestätigt finden:
Körperlich aktiven PatientInnen
geht es besser.
Es werden vorhandene Ressourcen besser
genützt,
• der Alltag kann besser bewältigt werden,
• die Müdigkeit wird verringert,
• die Stimmungslage ist ausgeglichener.
Insgesamt erhöht sich die Lebensqualität.
98
7. 3Physiotherapie
Bedeutung und Nutzen der
Physiotherapie bei Multipler Sklerose
Physiotherapie ist eine Form der Bewegungs-
therapie, in der ganz gezielt auf die Probleme,
die sich durch Multiple Sklerose ergeben, ein-
gegangen werden kann:
Die vorhandenen motorischen Defizite werden
erkannt und durch verschiedene therapeutische
Techniken behandelt. So kann eine Verbesserung
der reduzierten Leistungsfähigkeit erreicht
werden.
Hauptprobleme bezüglich der Motorik bei MS:
• Tonuserhöhung/Spastik
• Schwäche
• Sensibilitäts- und
Koordinationsstörungen/Ataxie
Wichtigste physiotherapeutische Ansätze:
• Kräftigen
• Dehnen
• Verbesserung der Koordination
Die damit erreichten Ziele:
• ein harmonischer Bewegungsablauf
• ein ökonomisches Gangbild
• Verbesserung der Balance bzw.
Reaktionsfähigkeit
• Verbesserung der Ausdauer
• Verbesserung der Körperwahrnehmung und
der Sensibilität
• Verbesserung der motorischen Lernfähigkeit
Weiters gibt es aber noch eine Vielzahl an
Aspekten, die in der physiotherapeutischen
Behandlung berücksichtigt werden, wie z. B. die
erhöhte Ermüdbarkeit, die Blasenproblematik,
der Schwindel, die Sehstörungen ...
Unbestritten ist somit die Bedeutung der
Einzelphysiotherapie bei Multipler Sklerose,
denn nur in dieser kann auf die speziellen
Bedürfnisse von jedem einzelnen eingegangen
werden.
1110
8. 4Nutzen des Heimübungsprogramms
5Einteilung des Übungsprogramms
1. Spastizität
2. Schwäche
3. Ataxie
Spastizität
Die Spastizität geht, wie Sie selbst merken, mit
erhöhter Muskelspannung bzw. erhöhtem
Muskeltonus einher. Durch die gesteigerten
Reflexe reagiert die Muskulatur sehr empfind-
lich. Es kann zur Verkrampfung der Muskeln
kommen. Die Folge ist eine Verkürzung der
Muskellänge: es geht die Elastizität verloren.
Sie spüren eine gewisse Steifigkeit. Sie können
zum Beispiel das Bein nicht mehr so gut abbeu-
gen oder ihr Arm hat eine vermehrte Beuge-
stellung. Deshalb ist es für Sie wichtig, diese
Muskulatur zu dehnen, um die Elastizität zu
erhalten und die Muskelspannung zu senken.
Bedenken Sie, dass nur ein gedehnter Muskel
sich wieder verkürzen und Kraft entwickeln
kann. Zur Verkürzung neigt die sogenannte
tonische Muskulatur, das sind jene Muskeln, die
für die Aufrichtung verantwortlich sind. Dazu
gehören die Rückenstrecker, der große
Brustmuskel, der die Arme an den Körper zieht,
die Arm- und Fingerbeuger, die Hüftbeuge-
muskulatur, die Kniestrecker, die Muskeln an
Bedeutung und Nutzen eines
Heimübungsprogramms
Sie als MS Betroffene/r haben die Bedeutung
der Physiotherapie bei Ihrer Erkrankung bereits
erkannt. Vielleicht leiden auch Sie unter Be-
wegungsmangel, weil die Bewegung durch Ihre
neurologische Symptomatik erschwert ist und
dadurch viele sportliche Aktivitäten und allge-
meine Übungsprogramme für Sie nicht in Frage
kommen.
So besteht die große Gefahr, inaktiv zu werden
und die Probleme, die eine Inaktivität mit sich
bringt, in Kauf zu nehmen. Vorhandenes
Potenzial wird so zu wenig genützt und daher
eventuell „Mögliches“ verpasst. Somit ist ein
Heimübungsprogramm notwendig, damit Sie in
den therapiefreien Zeiten selbst aktiv werden
und das in der Therapie „Erarbeitete“ festigen
können.
Das Ziel des Heimübungsprogramms ist:
durch eigenständiges Üben
kräftig,
ausdauernd und
mobil zu bleiben.
1312
9. 5Einteilung des Übungsprogramms
der Rückseite des Oberschenkels sowie die
Wadenmuskulatur und die Zehenbeuger.
Die tonische Muskulatur neigt auch beim
Gesunden zur Verkürzung, doch durch Ihre
Erkrankung wird dies zusätzlich begünstigt.
Durch das Dehnen erhält nicht nur der Muskel
seine volle Länge, sondern es wird auch die
Beweglichkeit der Gelenke erhalten – z. B.:
Durch das Dehnen des Brustmuskels erhalten
Sie gleichzeitig den Bewegungsumfang des
Schultergelenks.
Besondere Bedeutung kommt dem Stehen zu.
Denn nur durch gleichmäßige Beinbelastung
können Beuge- und Streckkrämpfe vermindert
werden.
Eine weitere Möglichkeit, den Muskeltonus zu
senken, stellen Entspannungstechniken und
spezielle Lagerungen dar.
Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass spa-
stische Muskulatur nur gedehnt werden soll.
Sobald der Muskel eine ausreichende Länge
besitzt, muss er auch gekräftigt werden!
Schwäche
ist die Symptomatik, die in den meisten Fällen
die größten Probleme macht.
Sie haben vielleicht das Gefühl, die Gehstrecke
nicht mehr zu schaffen, der Vorfuß bleibt hän-
gen, oder das Heben der Arme fällt schwer. Im
Rumpf weist besonders die Bauchmuskulatur
schon sehr früh eine Schwäche auf. Andere
Muskeln, die zur Schwäche neigen, sind die
Gesäßmuskulatur sowie die Beinstrecker und
die Muskeln des Schultergürtels und der Arme.
Sie alle bedürfen der Kräftigung.
Bei der notwendigen Kräftigung der spastischen
Muskulatur ist darauf zu achten, dass dies nicht
in pathologischen Bewegungsschablonen
geschieht. Sie wissen sicher, dass sich zum
Beispiel bei unkorrekter Fußbelastung Ihre Zehen
einkrallen können. Mit einer ausgeglichenen
Belastung des ganzen Fußes können Sie dies
leicht vermeiden.
Sie können sicher sein, dass bei diesem Heim-
übungsprogramm die Übungen von uns so aus-
gerichtet sind, dass es erst gar nicht zu einer
Verstärkung der Spastik kommt.
1514
10. 5Einteilung des Übungsprogramms
6Verwendung des Heimübungsprogramms
Ataxie
ist die Störung der Koordination von Bewe-
gungsabläufen. Sie gehen zum Beispiel unsicher
und fühlen keinen Halt, der Gangrhythmus ist
gestört, die Schritte ungleich und ausfahrend.
Die Bewegungen der Arme sind ebenfalls un-
koordiniert, die Geschicklichkeit ist reduziert,
zum Beispiel erscheint die Schrift zittrig und
nicht gut leserlich.
Durch Übungen kann die Koordination direkt
trainiert werden bzw. es können Kompensa-
tionsmechanismen erlernt werden. Das Arbeiten
in geschlossenen Ketten ist bei Ataxie ein
wesentliches Mittel, um Stabilisation zu
erreichen.
Anleitung zur Verwendung des
Heimübungsprogramms
Insgesamt stellen wir Ihnen 30 Übungen vor:
1. Wählen Sie höchstens 9-10 Übungen aus,
da Ihr Heimprogramm kurz sein sollte, um es
konsequent täglich durchzuführen.
Das Heimprogramm ist nach den vorher
beschriebenen Hauptsymptomen Spastik,
Schwäche und Ataxie gegliedert.
2. Entscheiden Sie, in welchem Kapitel die
Übungen enthalten, sind die Ihre Haupt-
probleme ansprechen. Treten Hauptsymptome
gleichzeitig auf, so wählen Sie aus mehreren
Kapitel je drei Übungen aus.
Die vorliegenden Übungen haben alle eine
funktionelle Ausrichtung, d.h. sie sind in den
Alltag integrierbar.
3. Wählen Sie Ihre Übungen so aus, dass diese
in Ihren persönlichen Alltag eingebunden
werden können und diese Übungen Sie weder
unter- noch überfordern.
1716
11. 7Praktischer Teil
Übungen bei Spastik, die
• den Muskel dehen
• die Gelenksbeweglichkeit erhalten
• die Muskelspannung vermindern
1 Ausgangsstellung:
Rückenlage mit gestreckten Beinen
Ausführung:
Beugen und strecken eines Beines, wobei die
Arme den Oberschenkel zur Brust ziehen und
dort min. 25 Sekunden verweilen
Wirkung: Dehnung der Beinstrecker und
des Hüftbeugers
Dauer: min. 25 Sekunden
WICHTIG:
Zweites Bein ganz durchstrecken
2 Ausgangsstellung:
Grätschsitz am Bett mit Abstützen der Arme,
1. Bein: gestreckt am Bett
2. Bein am Boden
Ausführung:
Aufrichtung des Beckens und des Rumpfes
Wirkung: Dehnung der hinteren
Beinmuskulatur und inneren Oberschenkel-
muskulatur
Dauer: min. 25 Sekunden
1918
12. 7Praktischer Teil | Spastik
3 Ausgangsstellung:
Grätschsitz verkehrt am Sessel
Ausführung:
Vorgeneigter Sitz, Abstützen der Arme an
Sessellehne, Knie soweit wie möglich
abbeugen, längeres Sitzen erwünscht
Wirkung: Dehnung der inneren Ober-
schenkelmuskulatur, der Kniestrecker
und der Wadenmuskulatur
Dauer: min. 3 Minuten
WICHTIG:
ganzer Fuß bleibt am Boden
4 Ausgangsstellung:
Sitz am Sessel
Ausführung:
Ferse möglichst weit nach hinten ziehen,
durch Vorneigung des Oberkörpers und
durch Druck mit der Hand auf das Knie
kommt es zu vermehrter Fersenbelastung
Wirkung: Dehnung der Wadenmuskulatur,
Erhaltung der Sprunggelenksbeweglichkeit
Prophylaxe gegen Spitzfuß!
Dauer: min. 25 Sekunden
2120
13. 7Praktischer Teil | Spastik
5 Ausgangsstellung:
Bauchlage, Arme vorgestreckt
Ausführung:
Daumen schaut nach oben,
Fersen leicht zueinander drehen
Wirkung: durch eigenes Körpergewicht
erfolgt Dehnung des großen Brustmuskels
und des Hüftbeugers, Erhaltung der
Gelenksbeweglichkeit der Schulter
Dauer: min. 3 Minuten
WICHTIG:
Handflächen leicht nach oben drehen
WICHTIG:
Vorfuß anziehen
6 Ausgangsstellung:
Rückenlage, Arme gestreckt über den Kopf
Ausführung:
Daumen zeigen nach unten,
Knie gestreckt
Wirkung: siehe Übung 5, doch Dehnung
muss aktiv erreicht werden und ist somit
schwieriger als 5
Dauer: min. 3 Minuten
2322
14. 7Praktischer Teil | Spastik
8 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
Langsames und gleichmäßiges
„Händewaschen“
Wirkung: Senkung des Muskeltonus
in den Händen
Dauer: min. 3 Minuten
7 Ausgangsstellung:
Stand, Schrittstellung
Ausführung:
Arme an der Wand abgestützt, Finger zeigen
nach oben, ganze Hand liegt auf, Ellbogen
gestreckt, vorderes Bein gebeugt, hinteres
Bein gestreckt, Ferse drückt in den Boden
Wirkung: Dehnung der Wadenmuskulatur,
der Unterarmmuskulatur, Erhaltung der
Gelenksbeweglichkeit im Sprung-und
Handgelenk
Dauer: min. 25 Sekunden
2524
15. 7Praktischer Teil | Spastik
9 Ausgangsstellung:
Rückenlage
Ausführung:
1. Bein gestreckt, 2. Bein über das gestreckte
Bein sinken lassen, gleichseitiger Arm wird
neben den Kopf gelegt, Arm zieht Richtung
Boden
Wirkung: Dehnung der Rumpfmuskulatur
Dauer: jede Seite min. 3 Minuten
WICHTIG:
nicht lange auf den Fersen sitzen,
da nachfolgende Streckung erschwert ist
10 Ausgangsstellung:
Vierfüßler im Bett oder am Boden
Ausführung:
Finger schauen nach vorne, Finger bleiben
am Platz, langsames Zurücksetzen auf die
Ferse
Wirkung: Dehnung des Brustmuskels, der
Beinstrecker und Fußhebermuskulatur
Dauer: maximal 25 Sekunden auf den
Fersen sitzen
2726
16. 7Praktischer Teil | Schwäche
11 Ausgangsstellung:
Bauchlage, Unterarmstütz
Ausführung:
Hand hochziehen, Ellbogen zeigen nach
außen, Spannungsaufbau durch Druck der
Unterarme gegen die Unterlage, Kinn
Richtung Brust ziehen
Wirkung: Kräftigung der Bauchmuskulatur
und der Schultergürtelmuskulatur
Dauer: Spannungsaufbau min. 6 Sekunden
halten, dann 6 Sekunden Pause. Die
Übungen mindestens 6 mal wiederholen
12 Ausgangsstellung:
Bauchlage, Arme nach vorne gestreckt
Ausführung:
Anspannung der Gesäßmuskulatur,
abwechselnd einen Arm anheben (leicht
machen), 2. Arm drückt gegen Unterlage
Wirkung: Kräftigung der
Schultergürtelmuskulatur und der vorderen
und rückwertigen Rumpfmuskulatur sowie
der Gesäßmuskulatur
Dauer: jeden Arm mindestens 6 Sekunden
halten, jeden Arm mindestens 3 mal heben
Übungen bei Schwäche, die
• Kräftigen
2928
17. 13 Ausgangsstellung:
Seitenlage
Ausführung:
Aufsetzen über die Seitenlage durch Hoch-
drücken der Arme und wieder langsam
hinlegen
Wirkung: Kräftigung der Arme und des
Rumpfes
Dauer: mindestens 6 mal hochdrücken,
wenn möglich 3 mal pro Seite
14 Ausgangsstellung:
Sitz am Sessel oder Bett
Ausführung:
Vor- und Zurückrutschen durch abwech-
selndes Heben einer Gesäßhälfte, Füße
bleiben während der Übung am Platz
Wirkung: Kräftigung der schrägen
Bauchmuskeln
Dauer: mindestens 6 mal am Sessel nach
vorne rutschen
7Praktischer Teil | Schwäche
1
2 3
3130
18. 15 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
Hände drücken von außen gegen die Knie,
Knie lassen sich aber nicht wegdrücken
und dabei abwechselndes Hochziehen der
Vorfüße
Wirkung: Kräftigung der äußeren
Oberschenkelmuskulatur und der
Vorfußheber
Dauer: min. 6 mal Vorfuß hochziehen
16 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
langsames Aufstehen durch Vorneigung
des Oberkörpers und Abdrücken der Arme
sowie langsames Hinsetzen
Wirkung: Kräftigung der Arm- und
Beinmuskulatur
Dauer: mind. 6 mal langsam aufstehen
7Praktischer Teil | Schwäche
WICHTIG:
Knie dürfen sich nicht berühren
3332
19. 17 Ausgangsstellung:
Stand, Beine parallel, Handflächen schauen
nach vorne
Ausführung:
Oberschenkel werden fiktiv nach außen
gedreht; es findet keine Bewegung statt!
Wirkung: Durch Spannungsaufbau
Kräftigung der Bauch-, Gesäß- und
Beinmuskulatur
Dauer: mindestens 6 Sekunden,
6 mal wiederholen
18 Ausgangsstellung:
Stand vor Stiege
Ausführung:
Stufensteigen
Wirkung: Kräftigung der
Beinmuskulatur
Dauer: je nach Trainingszustand
7Praktischer Teil | Schwäche
3534
20. 20 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
mit Daumen und 2-5 Finger „Ringerl“
formen, diese ineinanderhaken und Zug
ausüben
Wirkung: Kräftigung der kleinen
Handmuskulatur
Dauer: 6 Sekunden ziehen
6 mal wiederholen
19 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
Hand zu einer „Schale“ öffnen und Heben
des gesamten Armes, wobei der Daumen
nach außen zeigt
Wirkung: Kräftigung der Arm-, Hand-
und Schultermuskulatur
Dauer: jeden Arm mindestens 6 mal heben
und oben mindestens 6 Sekunden halten
7Praktischer Teil | Schwäche
3736
21. 7Praktischer Teil | Ataxie
Übungen bei Ataxie, die
• Stabilisieren • und gezieltes Bewegen erleichtern
21 Ausgangsstellung:
Sitz, Arme neben den Körper
Ausführung:
Handgelenk hochziehen, Finger gehen auf,
Beine drücken gegen den Boden
Wirkung: Stabilisation des Sitzes über
Spannungsaufbau durch das Hochziehen
der Hände
Dauer:
Position mindestens 60 Sekunden halten
22 Ausgangsstellung:
Stand, Arme neben dem Körper
Ausführung:
wie 21, zusätzlich gedankliches Drehen der
Oberschenkel nach außen
Wirkung: Stabilisation des Standes
Dauer:
Position mindestens 60 Sekunden halten
3938
22. 7Praktischer Teil | Ataxie
23 Ausgangsstellung:
Schrittstellung
Ausführung:
Aktivierung der Arme über Hochziehen der
Handgelenke, Gewichtsverlagerung und
Schrittsetzung wie mit imaginärem
Geländer
Wirkung:
Stabilisation des Ganges
Dauer: je nach Ausdauer
24 Ausgangsstellung:
Sitz oder Stand zwischen Türstock
Ausführung:
Arme drücken in verschiedenen Höhen
gegen den Türstock, Beine drücken gegen
die Unterlage
Wirkung:
Stabilisation des gesamten Körpers
Dauer:
Position mindestens 60 Sekunden halten
4140
23. 7Praktischer Teil | Ataxie
25 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
Hände drücken von außen gegen Knie,
langsam aufstehen und hinsetzen, Hände
bleiben am Platz und halten den Druck
aufrecht
Wirkung:
Stabilisationsübung zum Aufstehen
Dauer: min. 6 mal langsam aufstehen
26 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
Auslangen nach einen Gegenstand,
Druck gegen die Unterlage aufbauen
Wirkung:
gezieltes Greiftraining
Dauer: min. 6 mal pro Hand
4342
24. 7Praktischer Teil | Ataxie
27 Ausgangsstellung:
Stand
Ausführung:
durch beidseitiges seitliches Abstützen
langsam in den Halbkniestand und wieder
hoch kommen
Wirkung:
langsame, kontrollierte, stabilisierende
Bewegung
Dauer:
min. 3 mal
wiederholen
28 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
gezieltes Vorstellen des Fußes, Vorfuß ist
hochgezogen, 2. Bein drückt in den Boden,
aufrechter Sitz
Wirkung:
Zielgerichtete Bewegung des Beines
Dauer: min. 6 mal pro Seite
2 3
1
4544
25. 7Praktischer Teil | Ataxie
29 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
Malen von Kreisen und „Achtern“
Wirkung:
Vorbereitung zum Schreiben
Dauer: mindestens 3 Minuten
30 Ausgangsstellung:
Sitz
Ausführung:
Abstützen des 1. Arms und Spannungs-
aufbau, 2. Arm führt gezielte Bewegung
aus (Steckspiel)
Wirkung:
gezielte Hand-, Armbewegung
Dauer: bis das Spiel fertiggestellt ist
4746
26. Studien zeigen, dass es aktiven PatientInnen –
d.h. PatientInnen, die selbst üben – besser
geht. Es werden so vorhandene Ressourcen
genützt. Eine aktive Lebensgestaltung hält fit
und trägt zur Teilnahme am familiären und
gesellschaftlichen Leben bei. Dagegen fördert
Inaktivität sekundäre Probleme, und vorhandenes
Potenzial wird nicht genutzt. So wird vielleicht
“Mögliches” verpasst.
Symptomatik und Ausprägung bei Multipler
Sklerose sind sehr unterschiedlich, und so in-
dividuell muss auch ein Heimübungsprogramm
für alle Betroffenen sein. Wir haben dieser
Tatsache Rechnung getragen. Sie können sich
nach unserer Broschüre ein für Sie persönlich
passendes Heimprogramm selbst zusammen-
stellen. Dabei haben Sie die Gewissheit, dass
alle Übungen langjährig erprobt sind, die
Spastizität reduzieren, Kraft und Stabilität
verbessern und im höchsten Maße alltags-
tauglich sind.
Generell ist nochmals zu sagen, dass dieses
Übungsprogramm nicht die einzelphysiothera-
peutische Behandlung ersetzt, sondern diese
ergänzt und in den Therapiepausen durch-
geführt werden soll.
Wir wünschen Ihnen viel Ausdauer und Erfolg
bei der Durchführung!
Wichtige Internet-Adressen:
www.multiplesklerose.ch
» Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft
www.ms-forum.ch
» Forum zur gemeinsamen Krankheitsbewältigung
www.mediservice/HomeCare.ch
» Nurses betreuen Patienten zu Hause
www.bayerscheringpharma.ch
» Bayer Schering Pharma
www.ms-lexikon.de
» MS-Lexikon
www.msif.org
» Unabhängige Information von MS-Experten aus
der ganzen Welt
www.ms-suchen.de
» Suchmaschine für alle Themen rund um MS
www.amsel.de
» Fachverband für MS-Kranke in Baden-Württemberg
Aktuelle Forschung:
» Einblick in die Forschung rund um die MS
www.ms-forum.ch
www.ms-gateway.de
48
8Zusammenfassung und Ausblick
U-080513-4-d-CH