SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
ERASMUS+, KA2-Strategische Partnerschaft
NO GENDER GAP
Quellen, Methoden, Ansätze und Tools für die
professionelle Entwicklung von Pädagoginnen, die
in der Erwachsenenbildung arbeiten
1
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Inhaltsübersicht
Einleitung 4
1. Wie man eine gute Kommunikatorin* wird 7
1.1 Intro und Informationen vorab 7
1.2 Gründe, das Mentoring von Menschen mit geringeren Chancen zu fördern 8
1.3 Erasmus+ und Inklusion 8
1.4 Die Heldenreise übertragen auf ein Mentorenleben 10
1.5 Ein weiteres Werkzeug, das wir nutzen sollten, ist die Emotionale Intelligenz 13
1.6 Erklären Sie Ihre Absicht 15
1.7 Selbst-Bewusstsein 15
1.8 Selbstmanagement 16
1.9 Anderes Bewusstsein 18
1.10 Beziehungsmanagement 20
2. Warum einen Roboter in der Erwachsenenbildung für benachteiligte Frauen
einsetzen? 22
2.1 Aber ich bin keine Technikerin! 22
2.2 Pädagogischer Ansatz 23
2.3 Wie man ein Gerät in die Hand nimmt 24
2.4 Software und Lernplattformen 26
2.5 Beispielaktivität: Verwendung von Sensoren eines Computers 28
2.6 Beispielaktivität: Simulieren von Robotern 31
2.7 Beispielaktivität: 3D-Modellierung 34
3. Die neue technologische Ära im portugiesischen Bildungssystem 35
3.1 Überblick 35
3.2 Die Geschichte des Heute 37
3.3 Das Magalhães-Programm als Best Practice 37
3.4 Das E-escolinha-Programm 38
3.5 Vom Papier zum Computer 39
3.6 Lehrerinnenprofil in Portugal 39
3.7 Einbindung von MINT 40
3.8 Die leistungsstärksten Methoden, die in der Bildung in Portugal eingesetzt
werden42
3.9 Erwachsenenbildung in Portugal 43
3.10 Literaturverzeichnis 46
4. Raus aus der Komfortzone. Könnte komfortable sein 47
4.1 Frauen und Technik - Technik und ich? 47
4.2 Best Practice: Einfach anfangen! 49
4.3 Didaktische Anregungen 51
2
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
5. NO GENDER GAP. Leitfaden für bewährte Praktiken 56
5.1 Einführung 56
5.2 EAL / Vereinigtes Königreich 56
5.3 Kawasaki Robotics / Deutschland 58
5.4 Università di Napoli Federico II / Italien 59
5.5 Pearson / Vereinigtes Königreich 60
5.6 Europäische Kommission / EU 61
5.7 Schlussfolgerungen 63
6. Impressum 64
* Hinweis: Entsprechend des Projektthemas wird häufig das Generische Femininum
verwendet. Im Unterschied zum Generischen Maskulinum hat dies außerdem den
Vorteil, dass die männliche Form in der weiblichen Form meist enthalten ist und –
anders als beim Generischen Maskulinum die weibliche Form – nicht nur mitgemeint
sein muss.
3
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
EINLEITUNG
Technologie und hier vor allem Digitalisierung werden in den kommenden Jahren der Boden
sein, auf dem neue Arbeitsplätze entstehen. Konkret geht es laut Randstad allein in Spanien
um 390.000 neue Arbeitsplätze in den Bereichen Wissenschaft, Technologie,
Ingenieurwesen und Mathematik. Wenn sich der Trend jedoch nicht in kurzer Zeit dramatisch
ändert, werden die meisten dieser Stellen von Männern besetzt werden, und somit wird die
K l u f t z w i s c h e n d e n G e s c h l e c h t e r n n u r n o c h g r ö ß e r w e r d e n .
Mit diesem Projekt schlagen wir vor, eine Reihe von Grundfertigkeiten für die berufliche
Entwicklung von Frauen in die Lehrpläne aufzunehmen. Deshalb haben wir eine
Partnerschaft gebildet, die aus Einrichtungen mit Erfahrung in der Ausbildung und Integration
von Frauen besteht, die bereit sind, ihr Know-how in ein transnationales Projekt
einzubringen.
Die Ziele, die das Projekt sich setzt, sind:
– Steigerung der Attraktivität von MINT- Disziplinen (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaft und Technik) durch den Einsatz von Robotik und Automatisierung,
welche sich als Mittel zur erfolgreichen Einbindung erwiesen haben;
– Förderung der digitalen Kompetenz und des kritischen Denkens bei Frauen, insbesondere
bei jenen, die sich in Situationen sozialer Ausgrenzung befinden und benachteiligten
Gruppen angehören, um so die Geschlechterkluft zu verringern und den Zugang zum
Arbeitsmarkt zu verbessern;
– Verbesserung der beruflichen Kompetenzen von Lehrern durch neue methodische
Ansätze;
– neue, internationale Ansätze schaffen, die darauf abzielen, geschlechtsspezifische
Ungleichheiten beim Zugang zu und bei der Teilhabe an neuen Technologien zu
verringern;
– die Aufmerksamkeit von Frauen auf die Informations- und Kommunikationstechnik und
insbesondere auf die Robotik zu lenken, wobei solche Tätigkeiten hervorgehoben werden,
die die größten Chancen auf eine effektive Eingliederung in den Arbeitsmarkt bieten;
– Schulungszentren eine Gender- Perspektive anzubieten, die es ihnen ermöglicht, ihren
Schulungsansatz zu überdenken und nach Möglichkeiten für einen egalitäreren Sektor zu
suchen;
– Beratungsmaßnahmen zu etablieren, die den Übergang der Technologiebranche zu mehr
Geschlechterbewusstsein und Ausgewogenheit erleichtern;
– die Anerkennung von Kompetenzen zu erhöhen und die Bedingungen zu schaffen, die die
Realisierung neuer Programme mit größerer Leistung ermöglichen.
Das Projekt richtet sich sowohl an Pädagoginnen als auch an Frauen, die von sozialer
Ausgrenzung bedroht sind und benachteiligten Gruppen angehören (z. B. Arbeitslose, Opfer
von geschlechtsspezifischer Gewalt, Flüchtlinge, Personen ohne Hochschulstudium,
4
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Bewohner ländlicher Gebiete), die ihre Fähigkeiten professionell in einem Sektor verbessern
wollen, in dem eine hohe Nachfrage durch Unternehmen der Informations- und
Kommunikationstechnik die Arbeitslosenquote deutlich senken kann. Die Partnerschaft
stimmt darin überein, ein Projekt durchzuführen, das positive Auswirkungen auf Pädagogen,
Ausbilderinnen und Frauen haben kann und ihren persönlichen und beruflichen Einfluss auf
das Internet erhöhen kann, um geschlechtsspezifische Unterschiede zu verringern, die
soziale und berufliche Eingliederung von Frauen zu fördern und eine Gemeinschaft von
Frauen mit größerem Interesse an der Nutzung von Technologie zur Förderung von
Unternehmertum und Selbstständigkeit zu schaffen. Die gesamte Partnerschaft möchte dazu
beitragen, ihre Erfahrungen zu internationalisieren und ihren Wissenstand zu verbessern, um
die oben genannten gemeinsamen Ziele zu erreichen, namentlich in einem Sektor und
gegenüber einer Zielgruppe, die derzeit als eine der mit der höchsten Dringlichkeit
bewerteten im Rahmen der europäische Strategien für Eingliederung, Bildung und
Beschäftigung gilt.
Das Projekt wird auch innovative Ansätze, Methoden und Werkzeuge hervorbringen, die
international nützlich sein werden, da sie in mehrere Sprachen übersetzt werden und leicht
zugänglich sind. Schließlich wird die Sichtbarkeit der Projektergebnisse einen Einfluss auf
verschiedene Stakeholder haben, welcher die internationale Sichtbarkeit der Partner deutlich
verbessert und gleichzeitig die Perspektive der europäischen Politik in Bezug auf
Beschäftigungs- und Bildungsthemen verbessert und dazu beiträgt, die derzeitige Europa-
Skepsis in vielen Bereichen der europäischen Gesellschaft abzubauen. .2016 waren nur
15,4% der Fachkräfte in den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in
Spanien Frauen, ein Wert, der leicht unter dem der Europäischen Union (EU) liegt, der laut
E u r o s t a t b e i 1 6 , 7 % l a g .
Die Zahlen zeigen, dass Frauen unter den IKT-Spezialisten in allen Mitgliedsstaaten
"unterrepräsentiert" sind. Durch dieses Projekt schlagen wir vor, eine Reihe von
grundlegenden Kompetenzen für die berufliche Entwicklung von Frauen in die
Ausbildungscurricula aufzunehmen.
Die Ziele, die das Projekt verfolgt, sind folgende:
– Verbesserung der Attraktivität von MINT- Disziplinen (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaft und Technik) durch den Einsatz von Robotik und Automatisierung,
welche sich als Mittel zur erfolgreichen Einbindung erwiesen haben;
– Förderung der digitalen Kompetenz und des kritischen Denkens bei Frauen, insbesondere
bei jenen, die sich in Situationen sozialer Ausgrenzung befinden und benachteiligten
Gruppen angehören, um so die Geschlechterkluft zu verringern und den Zugang zum
Arbeitsmarkt zu verbessern;
– Verbesserung der beruflichen Kompetenzen von Lehrern durch neue methodische
Ansätze.
Das Projekt richtet sich sowohl an Pädagogen als auch an Frauen, die von sozialer
Ausgrenzung bedroht sind und benachteiligten Gruppen angehören (Arbeitslose, Opfer von
geschlechtsspezifischer Gewalt, Flüchtlinge, Personen ohne Hochschulstudium, Bewohner
ländlicher Gebiete), die ihre beruflichen Kompetenzen in einem Bereich verbessern wollen,
5
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
in dem die hohe Nachfrage von Unternehmen in der Welt der Informations- und
Kommunikationstechnologie die Arbeitslosenquote deutlich senken kann. Die Partnerschaft
hat sich darauf geeinigt, eine Anzahl einführender Informationssitzungen abzuhalten, um das
Bewusstsein für das Projekt zu schärfen, Lehrer und Studenten zu gewinnen, die an dem
Projekt teilnehmen wollen und Feedback zu erhalten, um die Produkte auf die tatsächlichen
Bedürfnisse der Begünstigten auszurichten.Alle Partner werden für die Entwicklung eines
Kurses, der im Format eines Massive Open Online Course (MOOC) und im digitalen
Textformat PDF zur Verfügungs stehen soll und in dem die Entwicklung eines Roboters
vermittelt werden soll, zusammenarbeiten.
Der entstehende Kurs richtet sich an Lehrende und Pädagogen, wobei er auch für andere
Nutzerinnen verwendet werden kann. Als nächstes werden wir einen Methodenleitfaden
entwickeln, der die innovativsten und bewährtesten Werkzeuge und Ansätze für Lehrerinnen
u n d P ä d a g o g i n n e n v o n E r w a c h s e n e n b i l d u n g s z e n t r e n b e i n h a l t e t .
Wir werden dabei das "Learning-by-doing"-Modell mit einer Immersionserfahrung
ausarbeiten, in welchem die Lehrenden und eine Gruppe von Frauen in kleinem Maßstab
den Bau eines Roboters mit Hilfe von Arduino und Scratch Guides durchführen werden.
Letztere wurde für die Erwachsenenbildung und Trainingszentren für die Entwicklung von
Tutorenfähigkeiten (Mentoring) erstellt.
Die erwarteten Lernergebnisse nach Abschluss des Projekts sind:
– Bereicherung des Berufsprofils der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer, Verbindung der
Welt der Bildung mit der Geschäftswelt;
– Förderung von Technologie und Robotik in Erwachsenenschulen als transversaler
Bestandteil der Lehrpläne;
– Die Innovation von Erwachsenenschulen und Ausbildungsschulen durch aktive
Lernwerkzeuge und -methoden;
– Wissen, technische Fertigkeiten und Kompetenzen über den Einsatz von Werkzeugen,
die heute in verschiedenen Berufen und unterschiedlichen Sektoren wichtig sind
Dank dieser Projekte werden die Nutzerinnen der Kooperationsparner mehr
Beschäftigungsmöglichkeiten haben, sie werden ermutigt, aktiv am sozialen und kulturellen
Leben der Gemeinschaften, in denen sie leben, teilzunehmen, und sie werden persönliche
und berufliche Fähigkeiten entwickeln, die ihnen neue Möglichkeiten eröffnen. Die Partner
werden eine Verbesserung ihrer operativen Kapazität dank der Internationalisierung ihrer
Aktivitäten erfahren und die lokalen Gemeinschaften werden sich mehr für die europäische
Bildungs- und Beschäftigungspolitik interessieren, da sie den realen und direkten Nutzen,
ganz in ihrer Nähe, erkennen.
Der Inhalt dieses Leitfadens spiegelt nicht die offizielle Meinung der Europäischen Union
wider. Die Verantwortung für die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und
Ansichten liegt allein bei den Autorinnen. Es ist nicht erlaubt, den Inhalt dieses Leitfadens zu
vermarkten, ihn zu kopieren oder zu bearbeiten, ohne die ausdrückliche Zustimmung der
Autorinnen.
6
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
1. Wie man ein guter Kommunikator ist, wie man eine Gruppe motiviert
und wie man in Konfliktsituationen mediiert
1.1 Intro und Vorabinformation
Auf den nächsten Seiten wollen wir Ihnen helfen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.
Dazu wollen wir Ihnen eine ganz besondere Methode vorstellen, die Reise des Helden, um
darzustellen, wie man eine gute Mentorin wird, mit allen relevanten Phasen und Faktoren,
die dabei ins Spiel kommen, und natürlich Ihrem Platz in dieser Geschichte und den Einfluss,
die Sie darauf nehmen können. Zusätzlich können Sie einige gute Gründe finden, um
motiviert zu sein, sich in einer Ausbildung im nicht-formalen Bildungsbereich zu engagieren.
In der Tat gibt es in jedem Abenteuer den Zeitpunkt, in der die Herausforderungen sinnlos
erscheinen und Sie vielleicht versucht sind, sich zurückzuziehen. Doch bevor Sie das tun,
sollten Sie diese Seiten lesen! Sollten Sie diese nicht überzeugen, können Sie Ihr Mitwirken
genauso leicht beenden, wie Sie dieses Buch schließen können. Aber falls Sie sich
7
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
entschließen weiterzulesen, dann überschreiten Sie die Schwelle dieser Einführung und
tauchen in die außergewöhnliche Welt des Mentoring und Training ein.
1.2 Gründe dafür, in das Mentoring von Menschen mit Bildungshemm-
nissen zu investieren
Nichtformale Bildung wird als ein Werkzeug angesehen, das es mehr Menschen ermöglicht,
in den Arbeitsmarkt einzutreten, insbesondere Jugendlichen bei der ersten Arbeitsvermittlung
oder NEET (Not (engaged) in Education, Employment or Training) durch die Erhöhung ihrer
Chancen aufgrund der Entwicklung neuer Fähigkeiten und Kompetenzen. Diese Aussage
wird durch die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen gestützt, in denen zwischen 50-80%
der Befragten bestätigen, dass die nicht-formale Bildung die Chancen junger Menschen
erhöht, insbesondere wenn sie sich für ein Praktikum oder eine Ausbildung, eine
Beschäftigung oder eine Weiterbildung bewerben. Persönlich haben wir im Jahr 2018 eine
Umfrage unter 200 ehemaligen Lernenden in unseren nicht-formalen Aktivitäten
durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass über 60 % der Befragten bestätigen, viel gelernt
zu haben, und 98 % von ihnen glauben, dass das Gelernte in Zukunft nützlich sein wird: die
Lernergebnisse werden auf den Arbeitsplatz (65 %), aber auch in anderen Kontexten wie
dem täglichen Leben (66 %) oder der Universität und dem formalen Studium (12 %)
übertragen. Diese Ziele sind nicht nur beeindruckend, sondern sie können auch
entscheidungsstiftend sein für sozial oder wirtschaftlich benachteiligte Menschen oder
Wenigqualifizierte, Studienabbrecher oder Menschen, die bereits aus dem Bildungszyklus
ausgeschieden sind.
Dies ist möglich, weil die von Erasmus+ geförderten nichtformalen Aktivitäten eine alternative
Lernerfahrung zum Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen bieten. In der Tat werden
nichtformale Bildungsaktivitäten als Lernmöglichkeit betrachtet, auch wenn sie nichts mit
Schulen oder traditionellen Bildungssystemen zu tun haben. Man ist sich einig, dass Lernen
nicht nur mit dem Wissen zu tun hat, das wir in der Schule erworben haben. Es geschieht im
täglichen Leben und in jedem Kontext: Es geschieht auch dann, wenn es keine Absicht gibt,
etwas zu lernen.
Zum Beispiel können wir eine Fremdsprache lernen, indem wir ein Lied singen, oder wir
können Teamwork-Fähigkeiten entwickeln, indem wir Volleyball spielen. Dies wird als
informelles Lernen bezeichnet. Wenn wir über das Lernen in dieser neuen Perspektive
nachdenken, wird klar, dass das, was wir in der Schule lernen, nur ein kleiner Teil des
gesamten Lernens ist, das in unserem Leben stattfindet. Einige Untersuchungen zeigen,
dass mehr als 70 % des Lernens ohne formelles Lernen stattfindet: wir lernen sogar mehr in
alternativen als im Schulsystem! Schon vor mehr als 80 Jahren forderte der
Bildungsreformer John Dewey eine radikale Veränderung im Bildungsbereich, die au der
Verringerung der Distanz zwischen dem Lernen im Schulsystem und dem Lernen außerhalb
dieses Rahmens beruht.
1.3 Erasmus+ und Inklusion
Aufgrund verschiedener Faktoren werden manche Menschen in unserer Gesellschaft
ausgeschlossen. Manchmal gibt es Hindernisse im sozialen Bereich, die nicht offensichtlich
8
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
sind, und manchmal kommen diese Hindernisse zusammen: zum Beispiel sind ökonomische
Hindernisse meist nicht der einzige Grund für ein solches Ausgeschlossensein; oft sind sie
mit Arbeitslosigkeit oder sozialen Problemen verbunden. Es gibt junge Menschen, die im
Vergleich zu Gleichaltrigen benachteiligt sind, weil sie mit einem oder mehreren der
Ausschlussfaktoren konfrontiert sind.
Auch wissen wir, dass Technik oder Robotik im allgemeinen Bereiche sind, an denen nur 12
% der Frauen involviert sind, und das liegt nicht etwa daran, dass sie dieses Thema nicht
interessiert, sondern eher an der Kultur unserer Gesellschaft und der Art und Weise, wie die
Trainerinnen und Mentoreninnen dies vermitteln. Wir müssen sie verführen!
Diese Situation hindert sie oft daran, an der Beschäftigung, der formalen und nichtformalen
Bildung, der transnationalen Mobilität, dem demokratischen Prozess und der Gesellschaft im
allgemeinen teilzunehmen. Das ist es, was wir meinen, wenn wir sagen: "Youth People with
Fewer Opportunities" (YPFO). Als Mentorinnen und Trainerinnen sollten uns bewusst sein,
dass jeder Mensch mit wenigen Chancen im Leben wahrscheinlich mit Hindernissen
konfrontiert ist, in irgendeiner Weise, zu jeder Zeit. Es gibt dabei nicht Menschen, die völlig
eingeschlossen oder völlig ausgeschlossen sind, sondern es gibt eine Skala. Wir sollten die
Hindernisse kennen und wissen, was Ausgrenzung verhindert. Wir sind gehalten, sie in
unseren Aktivitäten zu berücksichtigen. Das Ziel des Erasmus+ Programms ist es, für alle
jungen Menschen zugänglich zu sein und die Aktivitäten, die wir planen, sind darüber hinaus
auch inklusiv. Inklusive Projekte sollen einen positiven Einfluss auf die Lage von YPFO
ausüben.
Was wir tun können ist, einen inklusiven Ansatz zu verfolgen, was bedeutet, dass wir
unsere Arbeit nicht nur auf die Frauen ausrichten müssen, sondern auch auf unsere
organisatorischen Abläufe.
Es gibt "Schlüssel zum Erfolg", die als Leitfaden für Organisationen dienen, um die Qualität
ihrer Projekte zu verbessern, die Situation von YPFO zu verbessern und Hindernisse für
verschiedene Zielgruppen abzubauen:Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten in den
Mittelpunkt stellen.
– Umgang mit Diversitäten jeder Form
– nichtformales Lernen nutzen
– langfristige (Aus) Wirkungen im Auge behalten
– Sicherstellung eines ganzheitlichen Ansatzes und einer Partnerschaft
Sie sollten sich zuallererst auf die Person konzentrieren.
Geben Sie nicht vor, als wüssten Sie, was die Person jetzt wirklich fühlt, sondern seien Sie
aufgeschlossen, hören Sie Ihren Lernenden zu und konzentrieren Sie sich auf das, was die
Person uns mitzuteilen versucht.
Es ist klar, dass dies nicht so einfach ist. Es ist natürlich wichtig, dass Sie das Ziel kennen,
denn Sie müssen die Methodik darauf abstimmen. Das heißt, kurz gesagt, ein
maßgeschneidertes Projekt zu realisieren. Inklusion ist nicht etwas, das von alleine passiert;
Inklusive Projekte brauchen Hingabe und aktives Handeln, kurz: Zeit, Geld und Ressourcen,
9
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
die dafür aufgewendet werden müssen.
Einige Lernende benötigen so viel Zeit, mehr, als dafür ursprünglich vorgesehen war. Wie
viele Ressourcen kann man unter all den Aufgaben, die man zu erledigen hat, nur für eine
einzige Frau aufwenden? Dies ist eine häufige Frage an die Trainer und Mentoren bezüglich
des Zeit- und Ressourcenmanagements. Auch hier gibt es keine Standardantwort oder eine
definierte Menge an Zeit, die man dafür aufwenden kann, aber wenn erforderlich, kann man
eine zusätzliche Ressource einführen: das "Verstärkte Mentoring".
Das "Reinforced Mentorship" ist eine Maßnahme zur Bereitstellung von zusätzlichem
Mentoring, um die individuelle Unterstützung durch Organisationen zu intensivieren. Seien
Sie sich bewusst, dass dies eine zusätzliche Aufgabe zur täglichen Arbeit darstellt. Es ist
daher ratsam, eine Ressource vorzusehen, die sich ganz auf diese Aufgabe konzentrieren
kann, andernfalls erhalten Sie womöglich das gegenteilige Ergebnis: das Reinforced
Mentorship gestaltet sich als noch schwieriger, weil Sie dem Trainer zusätzliche Aufgaben
überantworten, die sie oder er dann zu bewältigen hat.
1.4 Die Reise des Helden, angepasst an ein Mentorenleben
Dies ist ein allgemeiner Begriff, um ein Abenteuer zu beschreiben, eine transformative
Erfahrung, eine Reise, die Veränderung, Lernen und Erfahrung bewirkt. Heute als
allgemeiner Begriff verwendet, wurde "die Reise des Helden" erstmals von Joseph Campbell
in seinem phantastischen Werk "Der Held mit den tausend Gesichtern" verwendet, einer
vergleichenden Studie von Mythen, Legenden und Geschichten, die aus der ganzen Welt
gesammelt wurden. Campbell stellte fest, dass es eine einzige Geschichte zu geben scheint,
die uns alle verbindet, und nannte sie "The Monomyth" ( = die eine Geschichte), oder "The
Hero's Journey".
10
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Im Grunde können wir sagen, dass es bedeutet, dass in jeder Geschichte immer die gleichen
Elemente vorkommen.
Das ist die Handlung eines jeden Films, eines jeden Romans, eines jeden Märchens.
Jemand fängt klein an, in seinem Alltag, wo alles unter Kontrolle ist, aber, vielleicht doch
nicht ganz.
Dann passiert etwas, das eine Veränderung bewirkt. Ob sie will oder nicht, unsere
Hauptperson (die sich im gegenwärtigen Zeitpunkt gar nicht als Heldin empfindet) beginnt
eine Reise, die ihr Leben und ihre Welt für immer verändern wird.
George Lucas, der Mann hinter Star Wars, sagt zum Beispiel, dass die Bekanntschaft mit
Joseph Campbells Werk, die er an der Universität machen konnte, ihn auf die initiale Idee für
die Geschichte seines eigenen Films brachte. Er war der erste Filmemacher, der dies offen
zugab und Campbell für seine Arbeit lobte, und seit diesem Zeitpunkt stieg sein eigener
Bekanntheitsgrad signifikant, auch wenn er zuweilen in ein gewisse Art von Klischee verfällt.
Hollywood-Drehbuchautoren, Game-Designer, Romanautoren auf der ganzen Welt beziehen
sich heute auf "The Hero's Journey" als eine unfehlbare Checkliste, die sie als
Qualitätsmaßstab für ihre Arbeit heranziehen können.
Aber was ist so einzigartig an "The Hero's Journey"?
Mit einem Wort: alles!
Sie ist eine starke, universelle Geschichte, die uns alle in irgendeiner Form anspricht. Sie ist
der Archetyp einer Geschichte. Und wir lieben sie, aus unserem Instinkt heraus, weil es der
Stoff ist, aus dem Märchen, Cartoons, Mythen, Legenden und auch Religionen gemacht
sind. Wir alle lieben sie, denn so muss eine gute Geschichte erzählt werden. Und wir alle
wissen, was gemeint ist.
Wir erleben es wirklich jeden Tag. wenn wir unserer Komfortzone verlassen, irgendeine
Erfahrung machen - angenehm oder nicht, Menschen treffen und uns Herausforderungen
stellen, eine Lernerfahrung machen oder eine Bestätigung erhalten; ein neues Potenzial
entwickeln oder eine Lektion lernen, und wieder am Anfang stehen. Bereit, wieder von vorne
zu beginnen.
Versuchen Sie nun, sich unsere Lernenden als die Helden vorzustellen, und wir agieren als
deren Mentoren. Denken Sie nur an Gandalf in "Herr der Ringe" oder an "Doc" in "Zurück in
die Zukunft". Diese sind die Mentoren der Helden, und sie sind darüber hinaus die Helden in
ihrer eigenen Geschichten.
Diese Struktur gibt ein klares Bild von dem, was wir mit dieser Methodik erreichen wollen,
und sie hilft bei der Beschreibung von Aktivitäten und Ergebnissen. Wenn wir andererseits
unsere Aufmerksamkeit auf die Rollen der Mentorinnen konzentrieren, könnten wir riskieren,
eine nur begrenzte Wahrnehmung dessen zu haben, was ihren Einfluss dabei ausmacht.
Tatsächlich ist die Mentorin nicht nur für einen einzelnen Schritt verantwortlich; ihre
Beteiligung ist in allen drei Schritten erforderlich und ihre Aufgaben sind viel umfangreicher,
als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Der Kern dieser Methode basiert darauf, dass die Erasmus+ Aktivität mit einem Abenteuer
11
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
verglichen wird, und das funktioniert, weil es diese Geschichte auf ein Muster zurückführt,
das wir seit unserer Kindheit kennen, so wie etwa ein Märchen. In der Tat hat die Darstellung
des "Helden" aufgrund seiner tiefen symbolischen Wirkung eine große Macht auf die
Vorstellungskraft eines jeden Menschen.
Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sie einen Schlüssel bietet, um die Komplexität
der Aktivität zu "lesen" und am Ende können wir die Elemente der Geschichte leicht
analysieren, genauso wie unsere eigene Rolle als Mentor. Mit anderen Worten, es wird eine
Art Landkarte erstellt, die es uns erlaubt, alle Akteure, Schritte und Phasen auf der Reise der
Freiwilligen zu überblicken, und auf dieser Grundlage können wir ohne weiteres planen,
welche Ressourcen wir bereitstellen müssen, um jede Teilnehmende in ihrer persönlichen
Geschichte besser zu unterstützen.
Lassen Sie uns mit dem Anfang beginnen und folgen Sie mir. Jede Geschichte beginnt in
einem bestimmten Moment, dann, weil etwas passiert; schon entwickelt sich alles, aus dem
täglichen Leben heraus, zu einem Abenteuer. Viele neue Dinge treten ein, ebenso wie
Schwierigkeiten und Herausforderungen auftreten, aber es gibt einen externen Führer (den
Mentor), der den Helden unterstützt und ihm Ratschläge gibt.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt tritt dann eine unerwartet große Herausforderung an die
Heldin heran, so groß, dass sie unsicher wird und anfängt, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln,
diese alleine meistern zu können. Zumeist wird das Problem gelöst und der Sieg vermittelt
der Heldin das Bewusstsein und die gewachsene Gewissheit ihrer eigenen Stärken. Der
Erfolg bringt eine endgültige Belohnung und die Geschichte endet mit der Rückkehr zum
Alltag. Wenn Sie Ihre Vorstellungskraft nutzen und über die Ihnen bekannten Märchen
nachdenken, werden Sie feststellen, dass sie alle, mit nur wenigen Ausnahmen, diesem
Muster folgen.
Wenn Sie nun versuchen, Ihre nicht-formale Lernaktivität an diesen Rahmen anzupassen,
können Sie besser erkennen, in welcher Phase sich Ihr Held gerade befindet, und selbst
eine komplexe Geschichte kann Ihnen vertraut werden.
Was mir an dieser Methodik gefällt, ist, dass sie Menschen hilft, sich zu orientieren und zu
verstehen, welcher Schritt zu tun ist, um weiterzukommen und sich zu entwickeln. Ihnen wird
klar, dass Sie vielleicht lieber zu Hause bleiben und sich allen Aufrufen zum Abenteuer in
Ihrem Leben verweigern wollen, und wenn Sie sich dann auf das Abenteuer einlassen und
Sie erleben dabei vielleicht einen Fehlschlag, was normal ist und immer wieder vorkommt, so
ist auch und gerade dieser dennoch ein wesentlicher Schritt, der getan sein muss, wenn man
die Belohnung in seiner Gemeinschaft erhalten will.
Wenn wir diese Methoden in unseren Trainingsaktivitäten anwenden, wird es einfacher, die
ganze Geschichte besser zu "lesen" und, was für uns relevant ist, sie erlaubt uns, unsere
Intervention zu planen, um damit unsere Lernenden besser zu unterstützen. Das Ergebnis
ist, dass wir die komplexe Erfahrung besser verstehen und eine tiefe Analyse der
Schlüsselmomente durchführen können, um unsere Aktionen darauf auszurichten. In
wenigen Worten: Wir wissen dadurch besser, wie wir Menschen mit eingeschränkten
Möglichkeiten unterstützen können, und in diesem Fall Frauen, die dem Ruf des Abenteuers
(dem Roboter) zunächst ablehnend gegenüberstehen.
12
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Die Höhle, die zu betreten du fürchtest, birgt den Schatz, den du suchst.
Joseph Campbell
1.5 Ein weiteres Werkzeug, das wir nutzen, ist die Emotionale Intelligenz
Unsere Gedanken und Emotionen sind unsere mächtigsten Werkzeuge, die unser Überleben
in diesen schwierigen und noch nie dagewesenen Zeiten entscheidend beeinflussen.
Während wir die Pandemie und die damit einhergehende Angst oder Ungewissheit nicht
kontrollieren können, haben wir es in der Hand, wie wir ihr begegnen. Deshalb ist das Üben
und Entwickeln emotionaler Intelligenz heute wichtiger denn je.
Emotionale Intelligenz (EI oder EQ) ist die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, zu verstehen
und zu handhaben - sowohl die eigenen als auch die anderer Menschen in Ihrer Umgebung.
Emotionale Intelligenz ist viel mehr als "Soft Skills"; sie beinhaltet essentielle Fähigkeiten, die
in jedem Beruf unerlässlich sind.
Unsere emotionale Intelligenz bestimmt, wie wir mit uns selbst umgehen, wie wir mit
Menschen umgehen, wie effektiv oder ineffektiv wir kommunizieren, wie gut wir mit Feedback
und Rückschlägen umgehen und vieles mehr. Im Bereich der nicht-formalen Bildung, in dem
wir mit Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten arbeiten, ist die Entwicklung
emotionaler Intelligenz nicht nur zu unserem eigenen Vorteil entscheidend, sondern auch
wesentlich, um die Menschen, mit denen wir arbeiten, effektiv zu unterstützen.
Befähigung zur Handhabung Emotionaler Intelligenz ist heute eines der entscheidenden
Führungsmerkmale. Selbst wenn Sie nicht mit den Besonderheiten der Emotionalen
Intelligenz vertraut sind, haben Sie zweifellos den Unterschied zwischen jemandem erlebt,
der sich konsequent bewusst ist, wie seine Emotionen auf andere wirken, und jemandem,
der das nicht tut. Dies erklärt, warum das Weltwirtschaftsforum zwei der 10 wichtigsten
Fähigkeiten für den Arbeitsplatz 2020 im Bereich der emotionalen Intelligenz verortet hat.
In der Rolle als Mentorin und Trainerin von Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten
muss man diese dazu befähigen, ihre Leidenschaften, Interessen, Talente und Hobbys zu
nutzen, um positive Veränderungen in ihren Gemeinschaften zu bewirken. Wir erkannten
jedoch schnell, dass wir nicht erwarten können, dass diese sich selbst als
Führungspersönlichkeiten in ihre Gemeinde einbringen werden, solange sie nicht ihr eigenes
Selbstbewusstsein entwickelt und gelernt haben, effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten,
ihre Werkzeuge zur Bewältigung von Herausforderungen nicht geschärft und verfeinert
haben. Mit anderen Worten: Sie brauchten ein Training in emotionaler Intelligenz. Um unsere
Gruppen zu unterstützen, haben wir unseren eigenen Weg der EI gewagt und
erlebnisorientierte EI-Workshops geschaffen, um unsere Erkenntnisse teilen zu können.
Mit Blick auf COVID19 ist es natürlich, dass sich diese Zielgruppe auch hierzu an Mentoren
und Führungskräfte wendet, um Unterstützung und Anleitung zu erhalten. In ähnlicher Weise
wenden wir uns als Trainer und Mentoren auch an die Direktoren und Manager unserer
NGOs um Rat und Anleitung. Mehr als je zuvor brauchen wir Führungskräfte, die nicht nur
mit Stärke und Zielvorgabe agieren - sondern wir brauchen sie, um mit Mitgefühl und
emotionaler Intelligenz zu handeln. Ob wir Jugendarbeiter, Trainer, Manager oder Leiter von
NGOs sind, es ist unsere moralische Verantwortung, mit emotionaler Intelligenz zu führen.
13
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Es liegt eine große Stärke darin, seine Gefühle zuzulassen und andere zu befähigen,
dasselbe zu tun. Bis vor kurzem war emotionale Intelligenz und der Diskurs über Emotionen
weitgehend auf den Bereich außerhalb der Büros beschränkt. Viele Menschen glauben
fälschlicherweise, dass der Ausdruck von Gefühlen nur auf unser Privatleben beschränkt
sein sollte. Dieser Mythos, dass es unprofessionell sei, seine Emotionen am Arbeitsplatz zu
zeigen, ist nicht nur unserer mentalen und emotionalen Gesundheit abträglich, sondern auch
unserer Arbeitseffizienz. Als Menschen sind wir von Natur aus emotionale Wesen, und es ist
praktisch unmöglich, sich völlig von unseren Emotionen zu trennen, während wir bei der
Arbeit "eingetaktet" sind.
Beunruhigung, Trauer, Furcht, Frustration, Abgelenktheit - diese Emotionen sind nicht nur
normale Aspekte der menschlichen Erfahrung, sondern sie werden während einer Pandemie
erwartet. Wenn wir alle diese Gedanken und Emotionen sowieso haben, dann müssen
unsere Handlungsweisen untereinander dies auf eine produktive Art und Weise
widerspiegeln.
Zum unserem Glück ist emotionale Intelligenz keine angeborene Eigenschaft, sondern
etwas, das entwickelt werden kann. Wir alle können unsere emotionale Intelligenz ausbauen
und entwickeln und die Fähigkeiten nutzen, andere dabei zu unterstützen, das gleiche zu
tun. Alles, was wir tun müssen, ist, unsere Instrumente einzuordnen und Wege zu finden, sie
auf einer alltäglichen Basis in die Praxis umzusetzen.
14
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
1.6 Werden Sie sich über Ihre Absichten klar
Es ist wichtig, dass Sie Ihre eigenen spezifischen Absichten festlegen. Versuchen Sie nicht,
alle diese Bereiche auf einmal voranzutreiben, sonst ist es wahrscheinlicher, dass Sie am
Ende keinen einzigen davon entwickeln. Wählen Sie stattdessen ein oder zwei Werkzeuge
aus, die Sie bevorzugt hierzu in Erwägung ziehen wollen, und beginnen Sie jetzt wirklich mit
der Entwicklung. Sie können die Liste Ihrer Absichten jederzeit nachsehen und weiter
reduzieren, und erreichen nur langsam aber sicher Ihr Ziel. Geduld und Selbstmitgefühl sind
der Schlüssel zur Entwicklung Ihrer EI.
Schreiben Sie Ihre Vorhaben auf und behalten Sie es. Wir raten den Teilnehmern unserer
Trainings oft, ihre Herausforderungen zu Papier zu bringen und sie an einem gut sichtbaren
Platz in ihrem Zimmer oder zu Hause aufzuhängen, um sie als ständige Erinnerung
gegenwärtig zu haben.
Jeder Mensch ist anders - manche möchten vielleicht eine Woche lang an einer
Herausforderung arbeiten und dann eine andere ausprobieren, während sich andere
vielleicht einen ganzen Monat oder länger ausschließlich mit nur einer ihrer Fragestellungen
beschäftigen möchten.
Wir kennen Leute, die sich täglich neue Ziele setzen. Entscheiden Sie wirklich nur für sich
selbst, wie lange Sie sich auf Ihre eine Absicht konzentrieren wollen, bevor Sie eine andere
wählen. Fragen Sie sich, was für Sie der nützlichste und machbarste Plan sein kann.
Versuchen Sie nicht nur, Ihre Werkzeuge für sich selbst zu nutzen, sondern sehen Sie auch
zu, wo und wie Sie sie mit anderen teilen können. Schließlich können wir ALLE davon
profitieren, wenn wir uns die Mühe machen, unsere emotionalen Intelligenzfähigkeiten zu
verbessern.
1.7 Selbstwahrnehmung ist
Ihre Fähigkeit, zu erkennen wie Ihre Gefühle Ihr Verhalten und Ihre Interaktionen mit anderen
beeinflussen.
Die Selbstwahrnehmung ist eigentlich die Grundlage der emotionalen Intelligenz, also der
beste Ort, um damit zu beginnen! Werkzeuge zur Entwicklung Ihrer eigenen
Selbstwahrnehmung:
1. Benennen Sie Ihre Emotionen. Je stärker Sie Wissbegier zum Bestandteil Ihres
emotionalen Zustand machen können, desto besser werden Sie in der Lage sein,
Ihre eigenen Emotionen zu handhaben. Es gibt nicht so etwas wie "gute oder
schlechte" Emotionen. Gefühle und Erwartungen können angenehm oder
unangenehm zu erleben sein, und natürlich sind einige Emotionen herausfordernder
als andere; jedoch liefern alle Emotionen Daten und Informationen an uns. Jede
Emotion enthält Informationen, aus denen wir lernen können, das heißt, wenn wir
d a z u b e r e i t s i n d .
Der beste Ort, um damit anzufangen, ist, Gefühle in unserem Körper zu spüren und
sie zu beschreiben. Wenn wir unsere Emotionen sorgfältig benennen und einordnen,
können wir die Gründe, warum wir sie erleben, besser verstehen und schließlich
angemessen damit agieren. Die Entwicklung unserer emotionalen Kompetenz ist
15
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
hierbei unumgänglich und wird gefördert.
2. Achten Sie auf die Sprache, die Sie verwenden. Wenn wir Dinge sagen wie "ich bin
traurig" oder "mir ist bang", geben wir damit dieser Emotion die Autorität über unsere
gesamte Identität. Wenn wir so handeln, fällt es uns recht leicht, an der Emotion
festzuhalten und sich so zu empfinden, als sei diese federführend. Es ist wichtig,
nicht zu vergessen, dass wir nicht unsere Emotionen sind und diese uns nicht
bestimmen.
Benennen Sie stattdessen Ihre Emotionen auf eine Art und Weise, die Raum zu
ihnen schafft, z. B. mit Sätzen wie "Ich bemerke das Gefühl, dass ich traurig bin"
oder "Ich bemerke, dass ich Traurigkeit empfinde". Auf diese Weise lassen Sie sich
nicht von Ihren Emotionen definieren, sondern erkennen sie als das an, was sie sind:
Empfindungen und Gedanken flüchtigen Charakters, keine Fakten.
3. Weisen Sie in Ihrem beruflichen Netzwerk auf mögliche Verwundbarkeiten hin. In
diesen Zeiten würde es befremdlich und roboterhaft erscheinen, die große, fette,
rosige Pandemie vor unser aller Augen schlicht zu ignorieren und uns nicht mit ihr
und der Bandbreite an Emotionen, die sie mit sich bringt, auseinanderzusetzen.
Wenn Sie sich mit der Verletzlichkeit einlassen und Ihre eigenen Gefühle nicht
verbergen, wird dies Vertrauen unter Ihrem Nachwuchs und Ihren Kollegen
erzeugen.
Selektive Verwundbarkeit ist ein natürlicher Schlüssel für Führungskräfte. Während offene
Teilhabe den Menschen helfen kann, sich wohler und verbundener zu fühlen, kann
übermäßige Teilhabe dazu führen, dass Teams den Glauben an ihre Leiter verlieren. Mollie
West Duffy, die Autorin von "No Hard Feelings", stellt fest: "Selektive Verwundbarkeit gut zu
vermitteln, bedeutet, auf dem schmalen Grat zwischen Anerkennung ("Ich mache mir auch
Sorgen - damit sind Sie nicht allein!") und dem Aufzeigen von Führungsqualitäten zu
wandern, indem man einen Weg nach vorne findet ("Angesichts der Lage sind dies die
Schritte, die wir planen, um sie anzugehen.") (2020).
1.8 Selbstmanagement
ist Ihre Fähigkeit, Ihre Impulse und emotionalen Reaktionen zu meistern.
Laut George Kohlriese, Professor für Leadership und Organizational Behavior am
International Institute for Management Development (IMD) in der Schweiz, ist die
wesentliche Eigenschaft, die die besten Führungskräfte auszeichnet, ihre Fähigkeit, Balance
zu halten: "Wir haben über 1.000 Führungskräfte aus der ganzen Welt, CEOs,
Vorstandsmitglieder, Top-Führungskräfte, zu den ausschlaggebenden Eigenschaften einer
idealen Führungskraft befragt. Als häufigste Antwort wurde die Fähigkeit genannt, ruhig und
gesammelt zu bleiben, in einer Krisensituation in der Lage zu sein, die eigenen Emotionen
zu meistern und nicht die Ruhe zu verlieren, in der Lage zu sein, diese Insel der Sicherheit
zu schaffen und die eigene Anspannung nicht nach außen zu tragen." (2016).
Das ist bei einer globalen Pandemie und den damit verbundenen vielfältigen Emotionen
sicherlich kein leichtes Unterfangen. Unsere Gefühle sind jedoch ansteckend. Deswegen ist
es für eine Führungskraft wichtig, sich darüber bewusst zu sein, welche Emotionen wir
einbringen und auf unsere Kollegen und Jugendgruppen übertragen.
16
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
In ihrem Buch "Emotional Agility" ("Emotionale Beweglichkeit") nennt Dr. Susan David vier
Schlüsselschritte, um emotionale Stärke und eigene Anpassungsfähigkeit hin zu
Veränderungen zu schöpfen: "Showing up", "Stepping out", "Walking your why" und "Moving
on" (2016).
1. Sich Klarheit verschaffen:
Eine der einfachsten Möglichkeiten, sich in einer unseligen Schleife negativer Emotionen zu
halten, ist, sich selbst Schuldgefühle einzureden, dass man sich auf eine bestimmte Weise
"nicht" fühlen sollte. Unangenehme Gefühle sind die Kehrseite von Freude und Optimismus.
Die eine Seite ist nicht ohne die andere zu haben. Stattdessen ist es am besten, sich mit
dem Unbehagen abzufinden. Lassen Sie es zu, seien Sie präsent, begegnen Sie Ihren
Gedanken und Gefühlen mit Neugier und Akzeptanz. Nur so können Sie sich schließlich
fragen: "Warum fühlst du dich auf eine bestimmte Art und Weise?" und welche Informationen
können Sie daraus gewinnen, die Ihnen helfen, es zu überwinden und sich aus dem
Teufelskreis zu befreien.
2. Raum schaffen:
Schaffen Sie Raum und Distanz zu Ihren Emotionen und inneren Gedanken (achten Sie z. B.
auf die Sprache, die Sie verwenden, worüber wir bereits gesprochen haben). Wie der
Psychologe und Holocaust-Überlebende Victor Frankl schreibt: "Zwischen Reiz und Reaktion
gibt es einen Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht, unsere Reaktion zu wählen. In
unserer Reaktion liegt unser Wachstum und unsere Freiheit" (1984).
Achtsamkeitsübungen und Box-Breathing können helfen, diesen Raum und Abstand
zwischen unseren Gedanken und unseren ungefilterten Reaktionen herzustellen. Sie geben
uns die Zeit, eine Antwort zu geben, also eine Reaktion mit Gedanken und Zweck.
Im Wesentlichen atmen Sie 4 Sekunden lang ein, halten 4 Sekunden lang ein, atmen 4
Sekunden lang aus und halten 4 Sekunden lang aus. Obwohl es wie eine extrem einfache
Technik erscheint, wird es tatsächlich von den United States Army Seals verwendet, um sich
bei ihren schwierigsten Hindernissen zu entspannen. (2019).
3. Hinterfragen Ihrer Beweggründe:
Unsere Werte sind der Kern dessen, wer wir sind. Wenn wir klar umreißen können, was
unsere Werte sind, und sie definieren, können wir sie als treibende Kraft heraus aus unseren
unangenehmen Emotionen nutzen. Wir können uns zum Beispiel fragen: "Wie spiegeln
meine aktuellen Handlungen meine wichtigsten Werte wider?", "Was kann ich gerade anders
machen, um meinen Werten (besser) zu entsprechen?"
Wir durchleben eine beispiellosen Zeit und es besteht kein Zweifel, dass das Coronavirus in
die Geschichtsbücher eingehen wird. Wenn Sie in der Zukunft auf diese Periode Ihres
Lebens zurückblicken (vielleicht erzählen Sie Ihren Kindern oder Enkeln davon), was wollen
Sie dann darüber berichten können, wer Sie in dieser Zeit waren? Wie können Sie den
Gedanken nutzen, um Ihre heutige Handlungsweise zu motivieren?
4. Vorangehen:
Der vierte Schritt der Emotionalen Agilität ist das Vorangehen, was bedeutet, dass Sie kleine,
bewusste Anpassungen an Ihrer Denkweise, Motivation und Ihren Gewohnheiten
17
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
vornehmen, um sie mit Ihren Grundwerten in Einklang zu bringen.
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, dies zu tun, aber wir sind ausgeprägt Freunde
einfacher Reframing-Techniken. Sagen zu können "Ich entscheide mich dafür, ..." statt "ich
muss ..." kann unsere gesamte Sichtweise verändern und wie wir Gewohnheiten entwickeln,
die wiederum unsere Werten beeinflussen.
Als Mentoren, Trainer und NGO-Manager müssen wir zuerst unsere eigenen emotionalen
Hindernisse bewältigen und überwinden, bevor wir andere dazu befähigen können, das
gleiche zu tun.
Es ist ein ähnliches Konzept, wie wenn Sie in einem Flugzeug sitzen und der Flugbegleiter
Sie anweist, "zuerst Ihre Sauerstoffmaske aufzusetzen", bevor Sie Kindern helfen; wenn
Ihnen selbst der Sauerstoff ausgeht, können Sie anderen nicht mit ihren Masken helfen. Mit
unserer eigenen emotionalen Gesundheit verhält es sich ganz ähnlich. Nehmen Sie sich also
unbedingt die Zeit, die Sie für sich selbst brauchen - sie wird Ihnen erlauben, anderen
tatsächlich besser zu helfen.
1.9 Andere wahrnehmen
Ihre Fähigkeit, sich auf andere und deren Gefühle einzulassen.
Denken Sie daran, dass COVID19 sich auf alle auswirkt, nicht nur auf Sie und Ihre Arbeit.
18
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Sich selbst daran zu erinnern, dass Sie keine Vorstellung haben, was andere Menschen
durchmachen, wird Sie erden und Sie zu einer verständnisvolleren Führungskraft machen.
Werkzeuge zur Entwicklung von Bewusstsein und Mitgefühl für andere:
1. Treten Sie mit Mitgefühl auf, nicht mit Urteilskraft. Wir alle bewältigen die Krise auf unsere
je eigene Art und Weise und nach unserem bestem Wissen und Gewissen. Auch wenn wir
vielleicht nicht mit allen Handlungen der Menschen um uns herum einverstanden sind, ist es
unerlässlich, dass wir mit Mitgefühl und Freundlichkeit auftreten. Wir können uns zum
Beispiel fragen: "Was erlebt diese Person in sich selbst, das sie dazu bringt, übermäßig viel
Toilettenpapier zu kaufen?" Lassen Sie Ihr Urteilsvermögen außen vor und bewegen Sie sich
auf dem Weg des Verständnisses und des Einfühlungsvermögen auf andere zu.
2. Melden Sie sich bei Ihrem Team. Trotz der Tatsache, dass unsere Trainingsprogramme
vielleicht nicht mehr laufen oder unsere wöchentlichen Bürobesprechungen nicht mehr
stattfinden, ist es immer noch wichtig, sich regelmäßig mit unserem Netzwerk
auszutauschen. Es kann sein, dass Menschen im Stillen leiden, vor allem, wenn sie sich an
Fernarbeit gewöhnen müssen, Familie und Freunde unterstützen, die vielleicht krank sind
oder sich erholen, und finanzielle Hindernisse zu überwinden haben. Falls Sie es noch nicht
getan haben, sollten Sie sich etwas Zeit nehmen, um Ihre Mitarbeiter zu unterstützen und zu
beurteilen. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie es auf die richtige Art und Weise tun; ein
einfaches "Wie geht es Ihnen?" kann das Gespräch leicht in eine Negativitätslawine
verwandeln. Mollie West Duffy (2020) empfiehlt diese fünf Fragen, die ein Gleichgewicht
zwischen Spezifität und Sensibilität herstellen, als Ausgangspunkt:
– Wie kann ich/können wir/kann unser Team jetzt am besten für Sie auftauchen?
– Welche Art von Flexibilität brauchen Sie/Ihre Familie im Moment?
– Was ist für Sie eine Herausforderung oder eine Überraschung bei der Arbeit von
zu Hause aus?
– Was haben Sie über sich selbst gelernt?
– Wie investieren Sie gerade jetzt in Ihre Widerstandsfähigkeit? Wie kann ich Sie
dabei unterstützen?
3. Schaffen Sie einen sicheren Raum für Emotionen bei der Arbeit. Je mehr Sie tun,
um den Rahmen für Verletzlichkeit und Offenheit zu schaffen, desto mehr wird es
tatsächlich helfen, bei der Arbeit wieder auf Kurs zu kommen. In ihrem Ted Talk "The
Gift and Power of Emotional Courage" sagt Susan David: "Wenn Menschen erlaubt
wird, ihre emotionale Wahrheit zu fühlen, blühen Engagement, Kreativität und
Innovation in einer Organisation auf." Nur wenn wir uns mit unseren Emotionen
auseinandersetzen und sie durcharbeiten, können wir uns schließlich wieder auf die
beruflichen Aufgaben konzentrieren. Dies ist natürlich nur möglich, wenn
psychologische Sicherheit vorhanden ist, die Google als wichtigsten Faktor Nummer
Eins für hocherfolgreiche Teams bezeichnet. (2016).
19
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Bei unseren Lerngruppen ist das nicht anders. Mehr denn je ist es unsere Aufgabe,
als Trainer und Mentoren, psychologisch sichere Umgebungen für sie zu schaffen, in
denen sie die Emotionen ausdrücken können, die sie möglicherweise überfluten.
Wenn wir größeren Wert auf das Verstehen legen anstatt zu reparieren, kann das
den Jugendlichen helfen, sich in diesen oft isolierenden Zeiten gehört und anerkannt
zu fühlen. Den Ängsten und Unsicherheiten der Menschen zuzuhören, ohne sie zu
verurteilen, ist ein langer Weg, um Vertrauen und Verständnis zu schaffen. Um den
Grad der psychologischen Sicherheit in Ihrer eigenen Organisation einzuschätzen,
können Sie diese Schnellbewertung hier durchführen:
https://www.lizandmollie.com/psychological-safety
1.10 Beziehungsmanagement
Ihre Fähigkeit, erwünschte Reaktionen bei anderen hervorzurufen.
Für Trainer, Mentoren und Leiter ist es wichtiger denn je, die Zugehörigkeit innerhalb unserer
Organisationen, unter unseren Mitarbeitern und mit unseren Jugendlichen zu fördern, da ja
wir uns ja alle durch Veränderungen und Unsicherheiten hindurchbewegen müssen.
20
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Was Sie tun können, um Beziehungsmanagement-Kompetenzen zu entwickeln:
1. Investieren Sie in Beziehungen. Denken Sie daran, dass es sich nicht um soziale
Distanzierung handelt, sondern um physische Distanzierung. Bleiben Sie nicht beim
fachlichen Gespräch - organisieren Sie virtuelle Kaffeepausen, Happy Hours und/oder
soziale Treffen, um die Distanz zu überbrücken und ein größeres Gefühl der Zugehörigkeit in
der neuen Fernarbeitsumgebung zu fördern. Sie können dies auch mit Ihren Lerngruppen
tun, um ihre sozialen Interaktionen während der Kontaktbeschränkungen zu verbessern und
ihnen eine Auszeit zu ermöglichen um sich von den aktuellen Herausforderungen
abzulenken, denen sie gegenüberstehen.
2. Zeigen Sie Dankbarkeit. Dankbarkeit ist das, was ich gerne als den schnellen Mind-Hack
zum Glücklichsein bezeichne. Je mehr wir unsere Dankbarkeit mit anderen teilen, selbst für
die kleinen Dinge, desto mehr hebt das nicht nur ihre Stimmung, sondern auch unsere.
Vergessen Sie nicht, Ihren Kollegen Wertschätzung zu zeigen für die großen und kleinen
Dinge, die sie zu Ihrem Team beitragen. Erkennen Sie ihre Bemühungen in diesen
schwierigen Zeiten an, und Sie werden ihre Moral und Motivation bei der Arbeit steigern.
3. Stellen Sie Bezüge zu einem übergeordneten Ziel her. Während wir üblicherweise mit
unseren Vorhaben und ihrer Wirkung, die wir im Bereich der Jugendarbeit damit erzielen,
stets im Einklang sind, können das Coronavirus und die damit einhergehende Verzögerung
von Projekten dazu führen, dass wir den übergeordneten Zweck unserer Arbeit aus den
Augen verlieren. Als Trainerinnen, Mentorinnen und Führungskräfte können wir andere dazu
ermutigen, ihre Kreativität zu nutzen, um innovative Lösungen für sinnvolle Interaktionen,
das Zusammenkommen und die gegenseitige Hilfe anzubieten, auch wenn es
Einschränkungen gibt. In letzter Zeit sind mir zum Beispiel häufiger kleine Gesten der
Freundlichkeit an die Allgemeinheit aufgefallen - Spenden an Lebensmittelverteiler oder
Tafeln, lokale Freiwilligenarbeit, um Senioren bei der Beschaffung von Lebensmitteln zu
unterstützen, Geschenkgutscheine für Mahlzeiten in Restaurants, wenn diese wieder öffnen,
und vieles mehr. Selbst wenn Sie nicht vor Ort im Bereich Ihrer Organisation tätig sind, kann
es viel bewirken, etwas zu tun, etwas zurückzugeben, und Ihre Jugend zu befähigen, das
Gleiche zu tun, kann die mentale und emotionale Gesundheit aller unterstützen.
Verbringen Sie einige Zeit damit, frei zu schreiben und unterschiedliche Ideen zu sammeln,
um diesen Satz zu vervollständigen: "Etwas, das ich in diesem Moment der Welt geben
kann, ist...."
Seien Sie kreativ und denken Sie über Ihren üblichen Tätigkeitsbereich hinaus. Es gibt viele
Möglichkeiten, mehr Verbundenheit und Freude in diese Welt zu bringen, wenn Sie bereit
sind, es zu versuchen.
21
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
2. Warum einen Roboter in der Erwachsenenbildung für benachteiligte
Frauen einsetzen?
Eine Situation der Benachteiligung oder Verwundbarkeit von Frauen kann aus vielen
Gründen eintreten
– Niedriges Bildungsniveau
– Niedriger sozioökonomischer Status
– Sprachprobleme
– Opfer von Missbrauch oder Frauen, die in einem gewalttätigen Umfeld leben
– Vorstrafen
– Kulturelle Unterschiede
– Behinderung
– Geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
– andere nicht genannte Gründe
Um benachteiligten Frauen zu helfen, müssen all diese Probleme angegangen werden.
Wenn der Roboter benachteiligten Frauen nicht direkt helfen kann, könnte er andererseits
ein nützliches Werkzeug sein, um sie zu unterstützen: Der Roboter könnte ein
unmittelbares Lehrinstrument sein, so dass das Bildungs- und Sprachniveau verbessert
werden kann, oder er könnte eine Unterstützung für Motivation, Stressbewältigung,
Gruppenarbeit und Inklusion sein, außerdem könnte der Roboter als Medium in der
Kommunikation zwischen Menschen dienen, um die Kommunikationsfähigkeiten zu
verbessern und kulturelle Unterschiede und unterschiedliche Meinungen zu überbrücken.
Bildung durch Robotik hilft den Lernenden, sich als Teil des Lernprozesses zu empfinden,
wodurch sie engagiert und motiviert bleiben. Wenn Pädagoginnen positive Beziehungen
und Umgebungen aufbauen, lernen die Schülerinnen außerdem besser und auf einem
höheren kognitiven Niveau. Darüber hinaus können solche Lernumgebungen dazu
beitragen, das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen, den Respekt zwischen den Schülern
sowie den Respekt und die Identifikation mit der Gruppe zu steigern. Roboter können
Pädagogen solche Werkzeuge zur Verfügung stellen und ihnen dabei helfen, diese Art von
Lehrumgebung einzurichten.
2.1 Aber ich bin doch keine Technikerin!
Bei Ihren ersten Versuchen in der pädagogischen Robotik fühlen Sie sich vielleicht etwas
unbehaglich oder sind bang vor robotergestütztem Lehren/Lernen. Das ist völlig normal,
weil Sie mit einem neuen Lehransatz konfrontiert werden und Sie diese Perspektive noch
nicht kennen.
22
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Unser Gedanke lässt sich am besten mit einem Zitat von Seymour Papert ausdrücken (aus
"Teaching children thinking", in The Computer in the School: Tutor, Tool, Tutee,
herausgegeben von Robert Taylor) "Die Formulierung 'Technologie und Bildung' bedeutet in
der Regel, neue Anordnungen zu erfinden, um den gleichen alten Stoff in einer nur
oberflächlich erneuerten Version der gleichen alten Art zu lehren." Das bedeutet, dass Sie
einfach ein neues Instrument verwenden, um Ihre gewohnten Themen zu vermitteln.
Ein weiterer Aspekt, der Sie bei der ersten Annäherung abschrecken kann, sind die
scheinbaren Schwierigkeiten der Robotik. Wir können Ihnen versichern: Lernroboter sind
explizit so konzipiert, dass sie so einfach wie möglich sind, und in der Regel sind weder
Vorkenntnisse noch technisches Geschick erforderlich. Suchen Sie sich einfach ein Gerät
aus - ohne Vorurteile - und fangen Sie an, damit zu experimentieren: Sie werden sicher
lernen, wie man damit umgeht, und Sie werden sich viele Aktivitäten vorstellen können, die
Sie mit Ihren Schülerinnen durchführen können. Denken Sie daran: Es gibt verschiedene
Online- und Offline-Gemeinschaften und -Ressourcen, die Ihnen helfen und Sie inspirieren
können, sowie Dutzende weiterer Lehrerinnen und Pädagoginnen, die sich mit Robotik
beschäftigt haben und ihre Erfahrungen und Ideen teilen.
2.2 Pädagogischer Ansatz
Wie bereits erwähnt, weicht die Bildung vermittels Robotik nicht weit von der "normalen"
Didaktik ab, daher gibt es eine Fülle von pädagogischen Ansätzen, die verwendet werden
können. Wir haben einige von ihnen ausgewählt, entsprechend unserer pädagogischen
Erfahrung.
Einer der besten Ansätze in der Bildung durch Robotik ist das Geschichtenerzählen. In
diesem Fall sprechen wir natürlich von Storytelling, das durch digitale Geräte unterstützt
wird. Mit Hilfe des digitalen Geschichtenerzählens können die Schüler mehrere Lernthemen
in einer einzigartigen Aktivität kombinieren, wie z.B. Lese- und Schreibfähigkeiten,
Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten, Kreativität und Vorstellungskraft, digitale und
technische Fähigkeiten und so weiter.
Robotik und digitale Software werden zu Medien, um Geschichten zu animieren und
interaktiv zu gestalten. Roboter können Personen in einer Geschichte sein oder als
unterstützende Schauspieler, die mit den Menschen interagieren, in die Erzählung
einbezogen werden, oder sie können als Auslöser für digitale Animationen fungieren (d.h.
einen Hintergrundübergang machen, wenn eine bestimmte Aktion eines Schauspielers
auftritt).
Einfacher gesagt, können Geschichten durch digitale Animationssoftware erzählt werden,
wodurch eine Art digitales Geschichtenbuch entsteht, das rein virtuell vorliegt, und das mit
physischen Robotern und Geräten interagieren kann.
Ein weiterer interessanter Ansatz sind die 4 P's des kreativen Lernens. Das 4P-Prinzip des
kreativen Lernens - Projekt, Leidenschaft (Passion), Teilnehmer (Peers), Spiel (Play) - wurde
von der Forschungsgruppe des MIT Media Lab unter der Leitung von Mitchel Resnick
entwickelt und angewandt. Es ist baut auf die Lerndidaktik in Kindergärten auf, wo Kinder ihr
kreatives Denken entwickeln, indem sie alle Phasen der Realisierung eines Projekts
durchlaufen. Sie entwickeln eine Idee, erstellen ein darauf basierendes Projekt,
23
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
experimentieren mit Alternativen und arbeiten zusammen und teilen ihre Erfahrungen mit
ihren Freunden. Die Idee der Forschungsgruppe ist es, diesen Prozess in jeder Phase der
Ausbildung zu etablieren und jedem der 4Ps eine Bedeutung zuzuordnen.
Wenn man an einem Projekt - statt an einem abstrakten Fall - arbeitet, lernt man besser und
entwickelt Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem motivierenden und realistischen Kontext.
Die zu lösenden Probleme werden Teil des Projekts, nehmen eine konkrete Bedeutung an
und sind miteinander verknüpft.
'Peers' kann mehrere Bedeutungen haben. In Resnicks Idee hängt dieses Konzept mit der
Tatsache zusammen, dass der Großteil des kreativen Lernens nicht individuell stattfindet,
sondern eine soziale Aktivität ist, bei der Menschen Ideen austauschen und gemeinsam an
Projekten arbeiten, sich sowohl mit Zweifeln als auch mit Lösungen auseinandersetzen und
diese teilen.
Wenn wir an Projekten arbeiten, die uns am Herzen liegen und denen wir uns verbunden
fühlen, sind wir bereit, länger und härter zu arbeiten, bei Schwierigkeiten ausdauernd zu
sein, und wir neigen dazu, es besser zu machen, als wenn wir etwas tun müssen, das uns
nicht am Herzen liegt.
Das Wort 'Spiel' enthält mehrere Bedeutungen, die alle einen tiefen didaktischen Wert
haben. Bei all diesen Aktivitäten experimentieren wir ständig, probieren neue Dinge und
Situationen aus, gehen Risiken ein und erweitern unsere Grenzen. Während all dies
geschieht, lernen wir auch. Wenn wir nur über das Konzept des Spiels, verstanden als Spiel
und Spaß, nachdenken, können wir erkennen, dass Lernen besser und effektiver ist, wenn
es durch Aktivitäten geschieht, die es uns ermöglichen, Spaß zu haben.
Roboter sind also sehr nützliche Objekte, die das Arbeiten und Spielen mit gleichaltrigen, mit
Leidenschaft für das, was wir tun, und in realen Fällen und Projekten ermöglichen.
Zwei weitere Methoden, die direkte Erweiterungen der 4P's sind, aber auch unabhängig
davon sein können, sind: das projektbasierte Lernen und das herausforderungsbasierte
Lernen.
Diese Methoden berücksichtigen, dass das Lernen der Schülerinnen hauptsächlich auf eine
erfahrungsbasierte Art und Weise stattfindet, während sie an einem möglichst realen und
konkreten Projekt oder einer Herausforderung arbeiten, die auf ein reales und greifbares
Problem antworten soll. Hierdurch werden Zusammenarbeit, Bewertung, Argumentation und
kritisches Denken angeregt.
Diese Ansätze zielen auf Probleme der realen Welt und die Entwicklung von Fähigkeiten, die
dort nützlich sein können. PBL und CBL helfen den Lernenden, eine Vielzahl von Fähigkeiten
zu entwickeln, darunter die Fähigkeit, gut mit anderen zusammenzuarbeiten, fundierte
Entscheidungen zu treffen, Initiativen zu ergreifen, Probleme zu lösen und
Selbstlernfähigkeiten und Lernmotivation zu entwickeln.
Im Unterricht werden den Lehrern Gelegenheiten geboten, mit den Schülern zu
kommunizieren und Beziehungen zu ihnen aufzubauen. Die Lehrerinnen müssen bereit
sein, ihre Rolle entsprechend der modernen Unterrichtspraxis zu verändern und zu
Moderatoren und Strukturen für und des Lernprozesses zu werden.
24
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
2.3 Wie man ein Gerät in die Hand nimmt
Im Bereich der Bildungsrobotik und immer, wenn Sie einen Roboter oder ein technologisches
Gerät zum Lehren oder Lernen einsetzen wollen, müssen Sie daran denken, dass dieses
Gerät nur ein Werkzeug ist, das Ihnen hilft, ein Ziel zu erreichen, und das ist, den
Bildungs-/Lernprozess zu unterstützen. So wie Sie Stifte, Bleistifte, Papier, Bücher, Videos
und so weiter verwenden, um etwas besser zu lehren oder ein Thema zu verstehen und zu
studieren, können Sie Roboter zur Unterstützung des Lernens einsetzen.
Wenn Sie den Roboter als pädagogisches Gerät betrachten, verstehen Sie, dass das Gerät,
das Sie für die Aktivität in die Hand nehmen, keine Rolle spielt, und dass das Ziel der
Aktivität nicht "Robotik lehren", sondern "Lehren durch Robotik" ist. Das wichtige Element ist
der pädagogische Ansatz, für den Sie sich entscheiden.
Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Roboterbausatz für diesen Zweck geeignet wäre. Sie
müssen ihn in erster Linie nach Ihrem pädagogischen Ansatz und Ihrem Publikum
auswählen.
In diesem Abschnitt werden wir einige der Software und Hardware analysieren, die zu den
Zielen dieses Kurses passen und bei der Ausbildung von benachteiligten und unerfahrenen
Frauen helfen könnten.
Die Ziele des Einsatzes dieser Kits sind:
– Auf praktische und didaktische Weise theoretische Konzepte zu entwickeln
– Frauen zu helfen, ihre technologischen, kreativen und unternehmerischen Fähigkeiten zu
verbessern
– Auf einfache und unterhaltsame Weise ein allgemeines Bild von den Möglichkeiten der
Nutzung von Robotik und KI zur Verbesserung der Lebensqualität zu vermitteln;
– das Wissen der TeilnehmerInnen in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften,
logisches Denken und Lese- und Schreibfähigkeiten zu aktualisieren
– Mögliche zukünftige Aktualisierungen durch andere Kurse oder die Einschulung
vorschlagen;
– Umreißen einiger ethischer, rechtlicher und sozialer Aspekte hinter der Robotik
Wir schlagen, wann immer möglich, Open-Source-Systeme vor. Wenn es keine praktikable
Open-Source-Option gibt, schlagen wir eine Closed-Source-Tool-Option vor.
25
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
2.4 Software und Lernplattformen
Scratch - https://scratch.mit.edu
Beschreibung: Die Benutzeroberfläche von Scratch 3.0 (Stand: Oktober 2018).
Datum: 16. Oktober 2018
Quelle: Eigene Arbeit
Autor: Thenerdie
Diese Datei ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0
International Lizenz.
SCRATCH ist ein Projekt der Lifelong Kindergarten Group des MIT Media Labs. Es wird
völlig kostenlos zur Verfügung gestellt. Es ermöglicht dem Benutzer, digitale, interaktive
Animationen, Geschichten und Spiele zu erstellen. Der Ansatz besteht darin, mit Hilfe ein
visuelles System zu programmieren, indem man Anweisungsblöcke bewegt und platziert.
Scratch fördert kreatives und logisch-systemisches Denken und lädt darüber hinaus die
Benutzer zur Zusammenarbeit und zum Austausch von Meinungen, Ideen und Kreationen
ein.
SCRATCH selbst oder andere davon abgeleitete Software kann auch zum Programmieren
einer breiten Palette von Lernrobotern verwendet werden.
Auf der Webseite https://scratch.mit.edu/explore/projects/all finden Sie eine Sammlung
öffentlicher Projekte, die von anderen Scratch-Benutzern erstellt und geteilt wurden und die
Sie nutzen können, um die Welt des Programmierens in SCRATCH zu erkunden, um zu
lernen, wie man programmiert, und um sich inspirieren zu lassen. Sie können sich jedes
Projekt ansehen, damit spielen, sich ansehen, "was drin ist", den Code verstehen, und Sie
können jedes Projekt "remixen", indem Sie von einem veröffentlichten Projekt ausgehen und
daraus Ihre eigene Kreation erstellen.
Außerdem gibt es auf der Webseite https://scratch.mit.edu/ideas eine Liste von
Unterrichtsideen, Unterrichtskarten/-plänen, Anleitungen, Startprojekten und offiziellen
Tutorials.
Googles Blockly Games - https://blockly.games/
Google's Blockly Games sind eine Reihe von Lernspielen, die das Programmieren lehren.
Sie basieren auf der Blockly-Bibliothek. Der gesamte Code ist frei und Open-Source. Diese
26
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Software wurde entwickelt, um Menschen ohne vorherige Erfahrung im Programmieren zu
unterrichten. Sie führt die Teilnehmer durch eine Reihe von Spielen und Herausforderungen,
die ihnen helfen, die Grundlagen des Programmierens zu verstehen, angefangen vom
Kodieren in einer visuellen Umgebung bis hin zum Erstellen von textuellen Programmen in
Javascript.
Diese Software ist explizit auf Kinder ausgerichtet, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht
auch in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden könnte, da sie aufgrund der Struktur, die
auf Herausforderungen basiert, sehr ansprechend ist.
Weitere Informationen finden Sie unter https://github.com/google/blockly-games/wiki, und
Informationen für Pädagogen sind auch unter https://blockly.games/about?lang=en
verfügbar.
SNAP! - https://snap.berkeley.edu/
SNAP! ist eine grafische Programmierumgebung, die von SCRATCH inspiriert ist - aber auf
einer anderen Architektur basiert -. Sie ermöglicht die Erstellung von Spielen und
Animationen, einfach durch Codierung mit Anweisungsblöcken. Diese Fähigkeiten sind
ähnlich wie die von Scratch. Und obschon es eine weniger ästhetisch ansprechende
grafische Oberfläche hat, kann es komplexere Aufgaben erfüllen.
Snap! ist Open-Source.
Das offizielle Handbuch finden Sie unter
https://snap.berkeley.edu/snap/help/SnapManual.pdf
Beispielprojekte finden Sie unter
https://snap.berkeley.edu/examples
Projekte, die von anderen Benutzern veröffentlicht wurden, finden Sie auf der Homepage der
Software.
Makey Makey - https://makeymakey.com/
Beschreibung: Eine Makey Makey Platine
Datum: 21. Juni 2015, 13:03:40
Quelle: Eigene Arbeit
Autor(in): Padaguan
27
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Diese Datei ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0
International Lizenz.
Makey Makey ist ein Board, das jedes leitfähige Material in einen Controller für PCs
verwandeln kann, da es das Schließen eines Kontakts - durch ein leitfähiges Material - in ein
Tastendrucksignal umwandelt. Es kann verwendet werden, um die Welt der Codierung zu
erforschen und ihr ein Gegenstück in der physikalischen Welt zu geben. Es ermöglicht die
Erkundung von Leitfähigkeit, Isolierung und den Grundlagen der Elektronik. Außerdem
stimuliert es kooperatives und kreatives Lernen.
Ressourcen und Informationen sind auf der offiziellen Website zu finden.
2.5 Beispielaktivität: Verwendung der Sensoren des Computers
Snap4Arduino - http://snap4arduino.rocks/
Snap4Arduino ist eine Modifikation von Snap! Es erbt die gesamte Struktur der
28
BEISPIELAKTIVITÄT: Verwendung der Sensoren des Computers
Titel Sensoren im Computer: digitale, sensorgesteuerte Spiele
Zielgruppen Dieses Szenario kann an jeden Bildungsbedarf angepasst werden
Dauer Mindestens 4 Stunden
Erwartete Ergebnisse -Grundlagen der Kodierung und Programmierung
-was ein Sensor ist
-Entwurf
-Zusammenarbeit
Methodiken PBL
Lernumgebung IT-Labor
Werkzeuge/Ressourcen -Computer
-visuelle Programmiersoftware (wie Scratch, mBlock, Snap!...)
-Projektor
-Audioanlage
Beschreibung der Aktivität Schüler
-Analyse mehrerer einfacher Spiele
Rückmeldung Demo zeigen
-wie man einen Computer dazu bringt, mit der Umgebung zu
interagieren
-Entwerfen und Gestalten ihres eigenes Spiel, wobei sie in Gruppen
arbeiten
-Steuerung der Hauptfigur mit einem PC-Sensor (z. B. Mikrofon/
Lautstärke oder Webcam). Stattdessen kann auch ein Board wie
Makey Makey verwendet werden.
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
visuellen Codierung und die Möglichkeit, Spiele und Animationen zu erstellen, mit der
zusätzlichen Möglichkeit, ein physisches Arduino-Board zu programmieren. Es bietet
auch die Möglichkeit, den Code für den Arduino von der grafischen Sprache in eine
textuelle Sprache zu konvertieren.
Mit dieser Art von Software können Benutzer Spiele und Animationen erstellen, die
mit greifbaren Geräten in der physischen Welt interagieren können und nicht auf eine
virtuelle Umgebung beschränkt sind.
Weitere Informationen, Beispiele und Demos finden Sie auf deren Website.
Arduino - https://arduino.cc
Ein Arduino Leonardo
Bild von pixabay.com, Autor Multiplexer, Public Domain Bild.
Arduino ist sowohl ein Open-Source programmierbares Hardware-Board als auch eine
integrierte Entwicklungsumgebung, um das Board selbst zu programmieren. Es gibt
verschiedene Arten von Arduino-Boards, die aber alle über die Input/Output-Pins
programmiert werden können, über die das Board mit mehreren - praktisch unendlich vielen -
Sensoren und Aktoren verbunden werden kann. Aus diesem Grund haben die Arduino-
Boards keinen eindeutigen Verwendungszweck, und sie werden häufig in den Bereichen
Bildung, Robotik, Automatisierung und Domotik (Haushaltsautomatisierung) für eine Vielzahl
von verschiedenen Dingen eingesetzt.
Die Arduino-Boards können in einer Bildungsumgebung eingesetzt werden, da sie recht
einfach zu bedienen sind, die offizielle Programmiersprache einen ersten Zugang zu
Textsprachen bieten kann und sowohl Software als auch Hardware bekannt sind und von
einer breiten und aktiven Gemeinschaft unterstützt werden. Außerdem kann Arduino den
Benutzern helfen, die Grundlagen der Elektronik und Elektrizität leicht zu erlernen und zu
verstehen.
Darüber hinaus kann Arduino mit inoffiziellen Sprachen programmiert werden, die einfacher
sind als die Textsprachen, wie Snap4Arduino, Open Roberta Lab und andere.
Viele Aktivitäten, Beispiele, Tutorials, Vorschläge und mehr finden Sie in den Bereichen
Ressourcen, Community und Hilfe auf der Website.
29
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Makeblock - https://makeblock.com
Makeblock ist eine Firma, die sich mit pädagogischer Robotik beschäftigt. Sie hat
verschiedene interessante Roboter und Software entwickelt. Auf ihrer Seite
http://learn.makeblock.com/ können Sie die Open-Source-Projekte finden, die verschiedene
bewegliche Roboter, 3D-Drucker, Plotter und Lasergravurmaschinen beinhalten. Die Roboter
- wie der berühmte mBot - können sowohl durch Textsprachen als auch durch die von
Scratch inspirierte visuelle Sprache (mBlock) programmiert werden. Mit diesen Produkten
können Benutzer mit den Grundlagen der Codierung und Robotik experimentieren.
Open Roberta Lab - https://lab.open-roberta.org/
Open Roberta Lab ist eine quelloffene, cloudbasierte Programmierumgebung, die von
Scratch und anderen ähnlichen Systemen inspiriert ist. Entwickelt im Rahmen der deutschen
Bildungsinitiative "Roberta - Lernen mit Robotern", die vom Fraunhofer IAIS initiiert wurde,
ermöglicht die Software das Programmieren verschiedener Roboterarten sowie die
Simulation eines virtuellen Roboters mit Rädern in einer visuellen Sprache namens NEPO®.
Auf deren Website https://jira.iais.fraunhofer.de/wiki/display/ORInfo finden Sie die offizielle
Dokumentation für Open Roberta Lab, hier finden Sie FAQs, Anleitungen, Tutorials und
Lektionen. Außerdem existiert eine Google-Community-Gruppe unter:
https://groups.google.com/forum/?hl=de#!forum/open-roberta
Thymio - http://www.thymio.org/
Thymio ist ein gebrauchsfertiger, aber in seinem Aussehen leicht modifizierbarer Open-
Source-Roboter, der so entwickelt wurde, dass er einfach programmiert und personalisiert
werden kann. Außerdem kann er in verschiedenen Sprachen programmiert werden: von der
extrem einfachen visuellen VPL - die eine Reaktion mit einem Ereignis verbindet - über
Aseba, eine textuelle Programmiersprache, bis hin zu den bereits bekannten Scratch und
Blockly. Außerdem ist ein Simulator des Roboters, um eine virtuelle Version auszuprobieren,
kostenlos verfügbar.
Weitere Informationen, Beispiele und Lektionen finden Sie auf ihrer offiziellen Website.
30
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
2.6 Beispielaktivität: Roboter simulieren
31
BEISPIELAKTIVITÄT: Roboter simulieren
Titel Geometrische Formen mit simulierten Robotern
Zielgruppen Dieses Szenario kann an jeden Bildungsbedarf angepasst werden
Dauer Mindestens 2 Stunden
Erwartete Ergebnisse -Grundlagen des Codierens und Programmierens
-Geometrische Formen
-Grundlagen der Robotik
-Zusammenarbeit
Methoden Problemlösung
Lernumgebung IT-Labor
Werkzeuge/Ressourcen -Computer
-Projektor
Beschreibung der Aktivität Schüler
Rückmeldung
-Robotersimulationssoftware (wie Open Roberta Lab, Thymio suite, ...).
Stattdessen können auch echte Roboter verwendet werden.
-Beobachten einfacher geometrischer Formen (ausgehend von
Quadraten und Rechtecken), Messen und Nachdenken über das
Konzept von Winkel, Außen- und Innenwinkel, Kante, Fläche, Umfang
-Programmieren des simulierten Roboter so, dass er sich entlang eines
vorgegebenen geometrischen Umkreises bewegen kann
-Versuchen Sie, einen Zusammenhang zwischen den physikalischen
Parametern des Roboters (z. B. Abmessungen und Position der Räder,
Anzahl der Umdrehungen des Rades...) und den zurückgelegten
Strecken und Winkeln herzustellen
Gruppendiskussion
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
SketchUp - https://sketchup.com
Sketchup ist eine Software (leider nicht Open-Source, aber mit einer kostenlosen Online-
Version), die von Trimble entwickelt wurde. Sie hat nicht unbedingt etwas mit Robotern und
Bildungsrobotik zu tun, aber sie kann in einer digital unterstützten Lernumgebung verwendet
werden. Die Software ermöglicht die Erstellung, Modellierung und Verwaltung von 3D-
Objekten und -Formen. Sie ermöglicht es den Anwendern, ihre kreativen Fähigkeiten, aber
auch ihr logisches Denken und technisches Know-how zu verbessern. Sie wird häufig
indirekt im Bereich der Robotik für die Erstellung von 3D-Modellen verwendet, die gedruckt
werden sollen, und kann für den Zusammenbau eines Roboters oder eines Roboterteils
verwendet werden.
Obwohl SketchUp nicht quelloffen ist, wird es aufgrund seiner extrem guten Verhältnisses
von leichter Handhabung und Leistungsfähigkeit empfohlen.
32
BEISPIELAKTIVITÄT: Roboter simulieren
Titel Dog-follow mit simulierten Robotern
Zielgruppen Dieses Szenario kann an jeden Bildungsbedarf angepasst werden
Dauer Mindestens 2 Stunden
Erwartete Ergebnisse -Codierung und Programmierung
-Bedingte Strukturen
-Robotik
-Sensoren
-Zusammenarbeit
Methodiken PBL
Lernumgebung IT-Labor
Werkzeuge/Ressourcen -Computer
-Projektor
Beschreibung der Aktivität Schüler
-Dazu müssen sie lernen, wie man einen Abstandssensor verwendet
-und einen Ansatz definieren, um das Ziel zu erreichen
Rückmeldung
-Robotersimulationssoftware (wie Open Roberta Lab, Thymio suite, ...).
Stattdessen können auch echte Roboter verwendet werden.
-müssen einen Roboter programmieren, der einen konstanten und
vorgegebenen Abstand zu einem Hindernis einhält
-die einfachste Lösung ist, mit bedingten Strukturen zu programmieren
und einen Schwellenwert zu setzen -> aber das System ist instabil
-(optional) eine bessere Lösung ist das Einrichten eines
Proportionalreglers (dafür werden mindestens 2 Stunden mehr benötigt)
Gruppendiskussion
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Tipps und Tutorials auf dem offiziellen YouTube-Kanal
https://www.youtube.com/user/SketchUpVideo
Autodesk® Tinkercad® - https://www.tinkercad.com/
ein 3D No Gender Gap Schlüsselanhänger, hergestellt mit Tinkercad
Tinkercad von Autodesk ist eine nichtquelloffene, aber kostenlose Sammlung von
Werkzeugen, die für Menschen entwickelt wurde, die entwerfen, lehren und lernen wollen.
Sie bietet zwei Hauptoptionen: 3D-Modellierung und elektronische Schaltungen.
Im Bereich "3D-Modellierung" können Benutzer ihre eigenen 3D-Modelle auf extrem
einfache, aber leistungsstarke Weise erstellen. Darüber hinaus gibt es die Option "model by
coding", mit der 3D-Formen mit Hilfe einer visuellen Programmierumgebung erstellt werden
können. Mit dieser Option kann der Benutzer sowohl die Grundlagen des Codierens als auch
des 3D-Modellierens ausprobieren. Im Modus "Schaltungen" können Benutzer verschiedene
Arten von elektronischen Komponenten wie Widerstände, LEDs, Kondensatoren, Induktoren,
Batterien und häufig verwendete integrierte Schaltungen (einschließlich des
programmierbaren Arduino-Boards) simulieren. In Tinkercad können die Arduino-Boards
simuliert werden, um einfache Projekte zu erstellen und mit Codierung und Elektronik zu
experimentieren, ohne etwas zu kaufen. Der simulierte Arduino kann über seine Original-
Programmiersprache und auch mit einer visuellen Blocksprache, inspiriert von Scratch,
programmiert werden.
Tutorials, Lektionen und Projekte finden Sie unter https://www.tinkercad.com/learn/designs .
Eine Alternative zu Thinkercad, jedoch ohne dessen 3D-Modellierungsfunktionen, könnte
S u g a r C A D s e i n ( http://3d.indire.it/sugarcad/index.php?act=login&lang=en ) .
33
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
2.7 Beispielaktivität: 3D-Modellierung
Instructables - https://www.instructables.com/
Instructables von Autodesk ist weder ein Roboter noch eine Programmiersoftware. Dennoch
ist es ein interessantes Objekt für alle, die etwas erschaffen und lernen wollen. Es handelt
sich um eine Sammlung von Anleitungen und Tutorials - die mit verschiedenen Lizenztypen
veröffentlicht werden - die sich an Bastler, Heimwerker und Maker richten. Auf dieser
Plattform können Sie Anleitungen zu verschiedenen Themen finden, nicht nur zu
Programmierung und Robotik.
34
BEISPIELAKTIVITÄT: 3D-Modellierung
Titel Denkmäler, Städte und Museen
Zielgruppen Dieses Szenario kann an jeden Bildungsbedarf angepasst werden
Dauer 3 Unterrichtsstunden, 1 bis 2 Stunden
Erwartete Ergebnisse -3D-Modellierung
-3D-Drucken
-Kunst
-Design-Fähigkeiten
-Zusammenarbeit
Methodiken PBL
Lernumgebung IT-Labor
Werkzeuge/Ressourcen -Computer
-3D-Drucker
-Projektor
Beschreibung der Aktivität Schüler
-Erstellen des 3D-Modells der Skulptur
-Suchen Sie nach Fehlern und iterieren Sie, bis das Modell druckbar ist
-Drucken des Modells
-Analyse des gedruckten Modells und ggf. Behebung von Fehlern
Rückmeldung Präsentation
-3D-Zeichenprogramm (z. B. Autodesk Tinkercad, SugarCAD,
SketchUp, …)
-Analyse von 3D-Kulturerbe: Statuen und Denkmäler, Brücken,
Gebäude, …
-Entwürfe und Skizzen, in Gruppenarbeit, ihrer persönlichen 3D-
Skulptur
-Erstellen einer Präsentation, so dass ihre Artefakte geteilt werden
können. Eine Herausforderung und ein interessantes Element ist es,
eine Präsentation zu erstellen, die für blinde Menschen geeignet ist.
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Referenzen
Worte und Reden von Mitchel Resnik
Zu Seymour Papert
https://www.youtube.com/watch?v=ZoczAscGYeQ
"Give P's a chance: Projects, Peers, Passion, Play" Constructionism and Creativity
conference, opening keynote. Wien.
https://web.media.mit.edu/~mres/papers/constructionism-2014.pdf
"Projekte, Leidenschaft, Peers und Spiel"
http://web.media.mit.edu/~mres/papers/Creating-Creators-final.pdf
"Come i bambini - Immagina, crea, gioca e condividi - Coltivare la creatività con il Lifelong
Kindergarten del MIT" - Mitchel Resnick - Edizioni Centro Studi Erickson
RoboESL Erasmus+ (2015-1-IT02-KA201-015141) IO's
http://roboesl.eu/
Challenge Based Learning - Ein Leitfaden für den Unterricht
https://images.apple.com/education/docs/CBL_Classroom_Guide_Jan_2011.pdf
"Human centered robotic design" - E. Micheli, N. Casiddu - Ed Alinea
35
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
3. Die Ära technologischer Erneuerung im portugiesischen
Bildungssystem
3.1 Überblick
Um die Entwicklung des portugiesischen Bildungssystems zu verstehen und wie Technologie
und Robotik heute darin eingesetzt werden, müssen wir einen Überblick über das Vorher und
Nachher geben. Werfen wir also einen Blick darauf.
Viele der Werte, die die Schulen vermittelten, gründeten auf Ordnung, Respekt und Disziplin,
und die Erziehung war stets stark von der Religion beeinflusst, da es die Kirche war, die
sowohl die Schule als auch den Lehrplan kontrollierte.
Im Rahmen einer Einleitung werden wir die jeweiligen Ziele der vier wichtigen Perioden in
der Geschichte und Entwicklung des portugiesischen Bildungssystems erklären, wie z. B.:
Bildung im Mittelalter, Bildung während des "Estado Novo" (Neuer Staat) und schließlich
unseren heutigen Bildungsaufbau.
Während der mittelalterlichen Periode waren die Hauptziele die Weitergabe von erworbenen
Techniken, religiöse Ausbildung, lateinisches Lesen und Schreiben. Wichtig war auch die
Entwicklung von Fähigkeiten wie Sprechen, Reflektieren, Denken, Debattieren und
Schlussfolgern.
Im weiteren Verlauf des Mittelalters basierte der Lehrplan dann auf Grammatik, Dialektik,
Rhetorik, Geometrie, Arithmetik, Logik, Musik, Astronomie und das Erlernen der lateinischen
Sprache war noch immer präsent. Zu dieser Zeit standen der Bevölkerung verschiedene
Schultypen zur Verfügung, wie Pfarr-, Kloster-, Pfalzschulen und mittelalterliche
Universitäten. Zu dieser Zeit stammten die meisten Studenten des Mittelalters aus adligen
Kreisen. Bürgerliche hatten nicht genug Mittel, um Zugang zu erlangen und verblieben in die
Landwirtschaft.
Weiter ging es in die Zeit des "Estado Novo" oder "Neuen Staates", in der die Diktatur den
portugiesischen Staat mit António de Oliveira Salazar als Diktator beherrschte. Das ganze
Land stand unter der Kontrolle dieses Regimes, und die Schulen waren ein wichtiges
Instrument dafür: Sie regierten und unterrichteten mit dem Ziel, Ordnung, Respekt und
Disziplin einzuflößen.
Die Schüler wurden gezwungen, Uniformen zu tragen und die Lehrer wendeten oft schwere
körperliche Züchtigungen an. Die Fächer dieser Zeit waren Mathematik, Geschichte,
portugiesische Sprache, Geographie, Wissenschaft und Religion sowie Moral.
Die Lehrbücher der Grundschule blieben jahrzehntelang unverändert. Damals mussten die
Schüler das Einmaleins, die Namen aller Flüsse, Berge und Eisenbahnen in Portugal und
aller portugiesischen Kolonien mehr oder weniger auswendig lernen. Es ist erwähnenswert,
dass junge Frauen in der Regel nicht zur Schule gingen, da ihre Eltern keinen Wert auf ihr
Lernen legten und es vorzogen, sie in die häusliche Arbeit und die Haushaltsführung
einzubinden.
Die Schulstunden in der Provinz waren nach Schichten eingeteilt, der Vormittag war für
Mädchen und der Nachmittag für Jungen vorgesehen. Da sie sich nicht vermischen durften,
36
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
besuchten Jungen und Mädchen unterschiedliche Schulen; gemischte Klassen gab es zu
dieser Zeit nicht. Die Schulzeiten in den Städten waren von 9:00 bis 17:00 Uhr und die
einzige Pause war zur Mittagszeit.
3.2 Die jüngere Geschichte
Wenn wir uns den heutigen Schulen zuwenden, so haben wir das Modell der inklusiven
Schule übernommen, das zwei allgemeine Aufgaben hat, nämlich:
1. - Alle Schüler aufzunehmen / zu akzeptieren, ohne Ausnahme
2. - Antworten und Lösungen für alle bereitzustellen, um erfolgreich sein zu können und so
Schulversagen und Schulabbruch zu vermeiden
Die wichtigsten Änderungen auf Schulebene waren die Schaffung von Schulclustern und
Megaclustern im Jahr 2010, die offizielle Einführung von Computern im Jahr 2008 mit dem
"Magalhães"-Programm und die Umgestaltung alter Schulen sowie die Schaffung neuer
Schulen, die angemessen ausgestattet und auf die neue technologische Ära vorbereitet sind,
in die das Land im Begriff war einzutreten.
3.3 Das Magalhães-Programm als Best Practice
In Bezug auf die digitale Transformation können wir mitteilen, dass die Schulen als ganzes
im Jahr 2008 mit dem "Magalhães"-Programm, das für das akademische Jahr 2008/2009
gestartet wurde, wirklich in das digitale Zeitalter eingetreten sind. Das "Magalhães"-
Programm wurde in das Programm "e.escolinhas" eingefügt, das zum Ziel hat, Technologie
in alle Grundschulen einzuführen. Das "e.escolinhas"-Programm kam mit der Technologie
und ihren Bildungsplattformen in die Schulen, und das "Magalhães"-Programm hielt mit
Computern als einem grundlegenden Bildungswerkzeug Einzug, dessen Beherrschung
vermittelt werden sollte.
Die "Magalhães"-Computer waren für bedürftige und einkommensschwache Familien
kostenlos, für den Rest der Bevölkerung, auf den diese Beschreibung nicht zutraf,
entstanden Kosten bis zu 50 €. Dies ermöglichte es jedem Kind im 1. Zyklus, einen
Computer zu Hause zu haben, so dass alle Schüler der Grundstufe mit Computerressourcen
ausgestattet waren. Auf diese Weise wurde die gesamte Generation computerkundig
gemacht.
Der "Magalhães"-Computer war ein stromlinienförmiges Modell mit einem Design in blauen
und weißen Farben, zu Ehren der maritimen Eroberungen, der "Magalhães", nach denen er
benannt wurde. Er wurde komplett in Matosinhos, Portugal, hergestellt, mit dem Ziel, eine
Produktionslinie einzurichten, die es Portugal ermöglichen würde, ein
Computer-/Technologie-Exportland zu werden.
Dies war das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen dem Konsortium JP Sá Couto/Prológica
und dem Weltmarktführer für Prozessoren - Intel. "Magalhães" basierte auf dem Classmate
PC 2 des nordamerikanischen Halbleiterriesen und wurde, wie bereits erwähnt, den Kindern
des ersten Zyklus des portugiesischen Schulwesens zur Verfügung gestellt. Neben Intel gab
es noch weitere Partner, nämlich Microsoft und Samsung. Die Produktionskosten von
"Magalhães" beliefen sich auf 180 Euro, aber Eltern und Erziehungsberechtigte mussten
37
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
diesen Betrag nicht ausgeben, da Subventionen es bei beim durchschnittlichen
Anschaffungspreis von 0€- 50€, je nach Haushaltsstatus und Einkommen, beließen.
Bilder 1 und 2: Magalhães Computer
Aber nicht nur die Grundschulbildung wurde abgedeckt, sondern die Regierung rief das
Programm "e-schools" ins Leben, um auch die anderen Bildungsstufen abzudecken. Das
hatte zur Folge, dass Laptops produziert wurden, die ebenfalls für einen geringen Betrag an
Schüler ausgegeben werden konnten. Um dies zu ermöglichen, wurde eine Partnerschaft mit
OPTIMUS; TMN und VODAFONE angestrebt, wobei letztere dabei hat helfen können sollen,
Internetzugang für alle zu gewährleisten.
Durch diese Maßnahmen und Programme hielt das technologische Zeitalter also wirklichen
Einzug in das portugiesische Schulsystem. Jeder Schüler konnte nun auf einen Computer
zählen, der es ihm ermöglichte, zu arbeiten, zu lernen und alle für seine Lernentwicklung
notwendigen Inhalte zu erforschen. Diese Computer wurden anfangs zwei- bis dreimal pro
Woche im Klassenzimmer eingesetzt, was sie zu einer Quelle der Motivation für die Schüler
machte. Der "Magalhães" war ein Computer für die Grundbildung und wurde an die
Bedürfnisse von Kindern angepasst, so dass der Computer kleiner und zugänglicher war als
ein reguläres Modell.
3.4 Das E-escolinha- Programm
Diese Initiativen basierten auf den Programmen "e-escolinha" und "e-escola", die darauf
abzielten, die Schule an das 21. Jahrhundert anzuschließen. Heute bieten diese Programme
allen Schülern Zugang zu einer Lernplattform, auf der sie Zugang zu Video-Ressourcen,
Übungen und sogar Lernspielen haben, um die Inhalte, die sie lernen sollen, besser
verstehen zu können.
Zusätzlich zu diesen Initiativen beschloss Portugal, in die Infrastruktur des Schulsystems zu
investieren, indem alle Schulen des Landes saniert und mit voll ausgestatteten und an das
technologische Zeitalter angepassten Räumen versehen wurden. Alle Schulen des Landes
verfügen nun über einen Internetzugang und Räume, die mit interaktiven Whiteboards
ausgestattet sind, zusätzlich zu Stift, Computer, Projektions- und Soundsystem. Außerdem
38
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
wurden die Schulen mit verschiedenen Hörsälen ausgestattet, die als Mediatheken genutzt
werden können.
Diese Erneuerungen finden bis heute statt und fußen auf Partnerschaft mit den lokalen
Behörden, um allen Schülern bessere Bedingungen bieten zu können und sichere Orte zu
fördern, die das Lernen begünstigen. Durch diese Maßnahmen erscheint es möglich, allen
pädagogischen Projekten gerecht zu werden.
3.5 Vom Papier zum Computer
So haben die portugiesischen Schulen aufgehört, sich auf die traditionelle
Papier/Stift/Schiefertafel-Methode zu fokussieren und verwenden nun häufig Computer und
vor allem das interaktive Whiteboard, das Zugang zu verschiedenen Lehrplattformen wie
Scratch, Geogebra und anderen bietet.
Die Pädagogik, die von den Lehrern verwendet wird, ändert sich. Wenn sie in der
Vergangenheit nur auf der Methode der Wissensvermittlung durch das Handbuch basierte,
haben sie jetzt alle notwendigen Mittel, um den Unterricht so interaktiv wie möglich zu
gestalten.
3.6 Das Lehrerinnenprofil in Portugal
Das Profil des Lehrers hat sich also in den letzten 40 Jahren stark verändert, was zu einem
großen Teil auf den Wandel des Lernprozesses selbst zurückzuführen ist, der die Rollen des
Lehrers und des Schülers veränderte, so dass wir auf dieser Grundlage ein paar Jahre
zurückgehen, um die Entwicklung des Lehrers zu verstehen und wann die Technologie ihn
veränderte:
– 1970: Der Lehrer war ein "Inhaltsschreiber", erklärt die Pädagogin Veronica Branco, "Der
Lehrer dieser Zeit kannte viele Inhalte, die er auswendig lernte und weitergab";
– 1980: Ein Jahrzehnt, das von den ersten Technologien im Bildungsbereich geprägt war,
die eine Neuheit und eine Herausforderung für die traditionelle Schulumgebung
darstellten. "Hier beschäftigte sich der Professor mit der Vermittlung durch Technologie,
mit Bildern, mit den neuen verfügbaren Ressourcen", zitiert Veronica Branco;
– 1990: Mehr Technologie hält Einzug in den Schulalltag. "Es war eine Zeit, in der der
Lehrer begann, vielfältige Möglichkeiten der Technologie zu haben, aber er hatte
Schwierigkeiten, sie sich richtig anzueignen", zitiert Veronica Branco;
– 2000: Das 21. Jahrhundert verlangt von der Lehreinr vielfältige Fähigkeiten und
Interaktionen; die Lehrerin befindet sich inmitten traditioneller Praktiken und es besteht die
Notwendigkeit, diese an das technologische Zeitalter anzupassen.
Die Lehrerin musste neu lernen, sich anpassen und neue Methoden schaffen, die den neuen
Technologien im Klassenzimmer entsprechen und das Interesse der Schüler/innen wecken,
die diese Technologien schließlich besser beherrschen als jeder andere, da sie mit diesen
bereits als Teil des Mainstreams geboren wurden. Die Lehrerinnen nehmen also eine
wichtige Rolle ein, da sie ständig nach neuen Technologien suchen müssen, die den
Interessen der Schülerinnen entsprechen und das Lernen anregen. Es ist notwendig, dass ie
39
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
L e h r e r i n w e i ß , w i e m a n l e h r t , d a m i t d i e S c h ü l e r i n l e r n e n k a n n .
3.7 Einbindung von MINT
Diese neuen portugiesischen Schulen sind zunehmend bestrebt, MINT (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaft, Technik) in den Vordergrund ihrer Praktiken zu stellen. Die
ursprüngliche Idee war es, Wissen aus diesen vier Bereichen zu kombinieren, um etwas zu
konstruieren, das die gestellte Aufgabe löst. Es funktioniert in Form von kreativen
Workshops, so dass die Schüler, die sich in Gruppen zusammenfinden, Lösungen für
Herausforderungen auf praktische Art und Weise erarbeiten und präsentieren können. Auf
diese Weise lernen die Schüler/innen Robotik, Programmieren und wenden ihr gesamtes
Wissen über Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften auf spielerische und
pädagogische Art und Weise an.
Auf der Grundlage von MINT werden an portugiesischen Schulen Robotik- und
Programmierclubs gegründet, die von der Abteilung für allgemeine Bildung genehmigt und
unterstützt werden. Diese Clubs sind eine neuere Entwicklung, die auf nationaler und
internationaler Ebene wetteifern. Die Gründung dieser Robotik-Clubs fördert den
Zusammenhalt unter den Schülern sowie den Austausch und die Aneignung von Wissen und
fördert den Geist des Wettbewerbs und der Teamarbeit.
Die Existenz dieser Clubs ist recht neu; in den letzten zehn Jahren gab es keine Lehrkräfte
oder Schulen, die zur Vermittlung dieses Wissens in praktischer Form an Schüler/innen in
der Lage gewesen wären. Die Neuqualifizierung der Schulen, die Tatsache, dass alle
Schüler/innen Zugang zu einem Computer haben, fördert den Unterricht in diesen Bereichen,
die von den Schüler/innen oft wenig geschätzt werden. Sie haben nun Zugang zu allen
Materialien, wie z.B. gut vorbereitete und ausgestattete Räume. Die portugiesischen Schulen
setzen nun auch auf den Unterricht in der Programmierung mobiler Anwendungen, 3D-
Design und Druck, wobei sie verstärkt auf Projektlernmethoden mit der Entwicklung von
Autonomie, der Stärkung des Selbstvertrauens, multidisziplinärem Lernen und dem Einsatz
verschiedener Technologien setzen.
Im Bereich der formalen Erwachsenenbildung hat die portugiesische Regierung
Anreizprogramme geschaffen, um das Bildungsniveau der gesamten portugiesischen
Bevölkerung zu erhöhen, und so das Programm "Neue Chancen" ins Leben gerufen. Dieses
Programm sollte es Sekundarschülern ermöglichen, einen Beruf zu erlernen, der dem 12.
Schuljahr entspricht, mit dem Ziel, die Zahl der Schüler/innen zu verringern, die nach dem 9.
Schuljahr die Schule abbrechen, und denjenigen, die nicht die Möglichkeit hatten zu
studieren, hauptsächlich Erwachsenen, die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten durch
einen Schulabschluss anerkannt und validiert zu sehen, der zuvor erworben und nach
bestimmten Kriterien für die Zertifizierung festgelegt wurde.
Dieses Programm hat die unverminderte Gültigkeit und Anerkennung wie jeder andere
Lehrprozess und ist als solcher vom portugiesischen Staat anerkannt. "Neue Chancen" war
und ist eine Ausbildungsinitiative für Erwachsene, die darauf abzielt, eine Million Menschen
zu erreichen, die auf diese Weise nun in die Lage versetzt sind, das 9. oder 12. Schuljahr zu
vollenden und dies mit einem Abschluss dokumentieren können.
40
No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership
Auch hier schuf der portugiesische Staat Unterstützung, um sicherzustellen, dass alle
Teilnehmer des Programms "Neue Chancen" gegen einen geringen Kostenaufwand Zugang
zu Computern und dem Internet hatten. Diese Unterstützung kam, wieder einmal, durch die
Partnerschaft der drei Betreiber. Ausgehend von diesen Programmen (e-escola", e-
escolinha" und "Neue Chancen") begann der portugiesische Staat die Schulen zu
reformieren und allen Schülern die Möglichkeit zu geben, einen Computer zu besitzen und
sich an das technologische Zeitalter anzuschließen, in dem sich jetzt die Welt befand und
befindet. Die Umsetzung dieser Programme macht sehr deutlich den Beginn der jüngsten
Umgestaltung des Unterrichtswesens wahrnehmbar.
Die Schulen waren ebenfalls das Ziel von Veränderungen, da sie nun mit allen notwendigen
Technologien für die kognitive Entwicklung der Schüler ausgestattet waren und Robotik,
Informationstechnologie, Ingenieurwesen und Mathematik förderten. Diese Veränderungen
des Panoramas brachten jedoch auch Veränderungen in der Pädagogik mit sich. Wenn
Bildung früher auf Kopieren und Ausschmücken basierte, geht es jetzt vor allem darum, das
gesamte Material, das gelehrt wird, als solches zu verstehen und zu lernen. Pädagogen
geben auch zu, dass der Einsatz von Technologie im Klassenzimmer positive Eigenschaften
hat, nämlich
a) das Wecken von Neugier;
b) die Steigerung der Kreativität, besonders in Fällen, in denen sie zur Unterstützung
des Lernens von Kindern mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen eingesetzt
wird;
c) ein leistungsfähiges Werkzeug als Lernhilfe, wie z.B. der Einsatz von Lernsoftware;
d) höhere Produktivität im Verhältnis zum Zeitaufwand für das Lernen selbst;
e) die Notwendigkeit der ständigen Weiterbildung, um die technologische Entwicklung
zu begleiten.
Wenn wir von den Zeiten und den Herausforderungen sprechen, mit denen wir heute
konfrontiert sind, und diese näher betrachten, wäre es sehr wichtig, die Covid-19-Pandemie
zu erwähnen, die die ganze Welt betrifft und den Alltag, die Art und Weise, wie man handelt,
arbeitet und vor allem wie man lernt, verändert hat.
Wenn es früher die Norm war, dass die Schüler zum Unterricht in die Schule gingen, ist es
jetzt die Ausnahme. In Portugal wurde der Unterricht bis September ausgesetzt, und die
Schüler müssen sich mit Online-Kursen behelfen. Das bedeutet, dass jeder Schüler als
Mindestanforderung Zugang zu einem Computer und zum Internet haben muss, um am
Unterricht teilnehmen zu können, der jetzt über Onlinevideokontakte stattfindet, wo die
Hausaufgaben abgegeben und die Bewertungstests in digitaler Form durchgeführt werden.
Es ist also unerlässlich, dass alle portugiesischen Familien Zugang zu diesen Dingen haben,
um das Schuljahr zu erfüllen.
Es ist erwähnenswert, dass, um die Schülern weiter dabei zu unterstützen, nicht
zurückzubleiben, Portugiesischunterricht auch über das Fernsehen unterrichtet wird, in
einem Programm, das "telescola" genannt wird. Dieses Programm findet auf einem
kostenlosen, staatlichen Kanal statt, zu dem jeder Zugang hat, mit einem Zeitplan für jede
41
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed
Io2 de completed

Weitere ähnliche Inhalte

Was ist angesagt?

70:20:10 - Die Entwicklung einer Strategie für das Lernen von morgen
70:20:10 - Die Entwicklung einer Strategie für das Lernen von morgen70:20:10 - Die Entwicklung einer Strategie für das Lernen von morgen
70:20:10 - Die Entwicklung einer Strategie für das Lernen von morgen
Jochen Robes
 
Digital führen bei der SAP - LEARNTEC 2016
Digital führen bei der SAP - LEARNTEC 2016Digital führen bei der SAP - LEARNTEC 2016
Digital führen bei der SAP - LEARNTEC 2016
Thomas Jenewein
 
Was war, was ist, was wird? Trends im Lehren und Lernen in digitalen Zeiten
Was war, was ist, was wird? Trends im Lehren und Lernen in digitalen ZeitenWas war, was ist, was wird? Trends im Lehren und Lernen in digitalen Zeiten
Was war, was ist, was wird? Trends im Lehren und Lernen in digitalen Zeiten
Jochen Robes
 
Trends in der digitalen Bildung: Welche Kompetenzen benötigen wir?
Trends in der digitalen Bildung: Welche Kompetenzen benötigen wir?Trends in der digitalen Bildung: Welche Kompetenzen benötigen wir?
Trends in der digitalen Bildung: Welche Kompetenzen benötigen wir?
Jochen Robes
 
Weiterbildung 2030
Weiterbildung 2030Weiterbildung 2030
Weiterbildung 2030
Jochen Robes
 
Formen des Peer-to-Peer-Lernens. Chancen und Herausforderungen
Formen des Peer-to-Peer-Lernens. Chancen und HerausforderungenFormen des Peer-to-Peer-Lernens. Chancen und Herausforderungen
Formen des Peer-to-Peer-Lernens. Chancen und Herausforderungen
Jochen Robes
 

Was ist angesagt? (6)

70:20:10 - Die Entwicklung einer Strategie für das Lernen von morgen
70:20:10 - Die Entwicklung einer Strategie für das Lernen von morgen70:20:10 - Die Entwicklung einer Strategie für das Lernen von morgen
70:20:10 - Die Entwicklung einer Strategie für das Lernen von morgen
 
Digital führen bei der SAP - LEARNTEC 2016
Digital führen bei der SAP - LEARNTEC 2016Digital führen bei der SAP - LEARNTEC 2016
Digital führen bei der SAP - LEARNTEC 2016
 
Was war, was ist, was wird? Trends im Lehren und Lernen in digitalen Zeiten
Was war, was ist, was wird? Trends im Lehren und Lernen in digitalen ZeitenWas war, was ist, was wird? Trends im Lehren und Lernen in digitalen Zeiten
Was war, was ist, was wird? Trends im Lehren und Lernen in digitalen Zeiten
 
Trends in der digitalen Bildung: Welche Kompetenzen benötigen wir?
Trends in der digitalen Bildung: Welche Kompetenzen benötigen wir?Trends in der digitalen Bildung: Welche Kompetenzen benötigen wir?
Trends in der digitalen Bildung: Welche Kompetenzen benötigen wir?
 
Weiterbildung 2030
Weiterbildung 2030Weiterbildung 2030
Weiterbildung 2030
 
Formen des Peer-to-Peer-Lernens. Chancen und Herausforderungen
Formen des Peer-to-Peer-Lernens. Chancen und HerausforderungenFormen des Peer-to-Peer-Lernens. Chancen und Herausforderungen
Formen des Peer-to-Peer-Lernens. Chancen und Herausforderungen
 

Ähnlich wie Io2 de completed

Förderung von Entrepreneurship in der Sekundarstufe I durch Informations- und...
Förderung von Entrepreneurship in der Sekundarstufe I durch Informations- und...Förderung von Entrepreneurship in der Sekundarstufe I durch Informations- und...
Förderung von Entrepreneurship in der Sekundarstufe I durch Informations- und...
FraunhoferIAO
 
Umfrage digitale-bildung
Umfrage digitale-bildungUmfrage digitale-bildung
Umfrage digitale-bildung
Peter Micheuz
 
Intensivkurs Social Media und Onlinekommunikation 2016
Intensivkurs Social Media und Onlinekommunikation 2016Intensivkurs Social Media und Onlinekommunikation 2016
Intensivkurs Social Media und Onlinekommunikation 2016
SCM – School for Communication and Management
 
Der DigCompEdu Kompetenzrahmen
Der DigCompEdu KompetenzrahmenDer DigCompEdu Kompetenzrahmen
Der DigCompEdu Kompetenzrahmen
Christine Redecker
 
FCZB: Change happens?
FCZB: Change happens?FCZB: Change happens?
FCZB: Change happens?
evideo htw
 
Zukunft des Lernens
Zukunft des LernensZukunft des Lernens
Zukunft des Lernens
Jochen Robes
 
Industrie 4.0 in der betrieblichen Ausbildung
Industrie 4.0 in der betrieblichen AusbildungIndustrie 4.0 in der betrieblichen Ausbildung
Industrie 4.0 in der betrieblichen Ausbildung
Corporate Learning & Change GmbH
 
Positionspapier sfem 2010
Positionspapier sfem 2010Positionspapier sfem 2010
Positionspapier sfem 2010ff-ch
 
Die Pionierzeiten sind noch nicht vorbei - Aufbruch in die ICT-Zukunft
Die Pionierzeiten sind noch nicht vorbei - Aufbruch in die ICT-ZukunftDie Pionierzeiten sind noch nicht vorbei - Aufbruch in die ICT-Zukunft
Die Pionierzeiten sind noch nicht vorbei - Aufbruch in die ICT-Zukunft
Pädagogische Hochschule St.Gallen
 
Blended, Video, Mobile, Micro: Trends in der digitalen Weiterbildung
Blended, Video, Mobile, Micro: Trends in der digitalen WeiterbildungBlended, Video, Mobile, Micro: Trends in der digitalen Weiterbildung
Blended, Video, Mobile, Micro: Trends in der digitalen Weiterbildung
Jochen Robes
 
OFFEN, VERNETZT, DIGITAL: Wer braucht noch Learning & Development?
OFFEN, VERNETZT, DIGITAL: Wer braucht noch Learning & Development?OFFEN, VERNETZT, DIGITAL: Wer braucht noch Learning & Development?
OFFEN, VERNETZT, DIGITAL: Wer braucht noch Learning & Development?
Jochen Robes
 
Social Media in der Erwachsenenbildung
Social Media in der ErwachsenenbildungSocial Media in der Erwachsenenbildung
Social Media in der Erwachsenenbildung
PFluhrer
 
Machbarkeitsstudie "Monitor Digitale Bildung in Deutschland" in Planung
Machbarkeitsstudie "Monitor Digitale Bildung in Deutschland" in PlanungMachbarkeitsstudie "Monitor Digitale Bildung in Deutschland" in Planung
Machbarkeitsstudie "Monitor Digitale Bildung in Deutschland" in Planung
Bertelsmann Stiftung
 
Offen, vernetzt, innovativ: Von Industrie 4.0 zu Bildung 4.0
Offen, vernetzt, innovativ: Von Industrie 4.0 zu Bildung 4.0Offen, vernetzt, innovativ: Von Industrie 4.0 zu Bildung 4.0
Offen, vernetzt, innovativ: Von Industrie 4.0 zu Bildung 4.0
Jochen Robes
 
„Und wer hilft mir dabei?“ Zentrale Rollen zur Unterstützung der Digitalisi...
„Und wer hilft mir dabei?“Zentrale Rollen zur Unterstützung der Digitalisi...„Und wer hilft mir dabei?“Zentrale Rollen zur Unterstützung der Digitalisi...
„Und wer hilft mir dabei?“ Zentrale Rollen zur Unterstützung der Digitalisi...
Lavinia Ionica
 
Arbeit 4.0 MOOC. Bericht und Erkenntnisse für Bildung 4.0
Arbeit 4.0 MOOC. Bericht und Erkenntnisse für Bildung 4.0Arbeit 4.0 MOOC. Bericht und Erkenntnisse für Bildung 4.0
Arbeit 4.0 MOOC. Bericht und Erkenntnisse für Bildung 4.0
FlowCampus / ununi.TV
 
eLearning Summit - impulsvortag 19.11.19 Stuttgart
eLearning Summit - impulsvortag 19.11.19 StuttgarteLearning Summit - impulsvortag 19.11.19 Stuttgart
eLearning Summit - impulsvortag 19.11.19 Stuttgart
Dr. Daniel Stoller-Schai
 
Keynote Rueddigkeit
Keynote RueddigkeitKeynote Rueddigkeit
Keynote Rueddigkeitelsa20
 
Praxistage Interne Kommunikation 2.0 am 16. und 17. Juni 2016 in Düsseldorf
Praxistage Interne Kommunikation 2.0 am 16. und 17. Juni 2016 in Düsseldorf Praxistage Interne Kommunikation 2.0 am 16. und 17. Juni 2016 in Düsseldorf
Praxistage Interne Kommunikation 2.0 am 16. und 17. Juni 2016 in Düsseldorf
SCM – School for Communication and Management
 
Wo steht meine Hochschule in Hinblick auf die Digitalisierung der Lehre? Ein ...
Wo steht meine Hochschule in Hinblick auf die Digitalisierung der Lehre? Ein ...Wo steht meine Hochschule in Hinblick auf die Digitalisierung der Lehre? Ein ...
Wo steht meine Hochschule in Hinblick auf die Digitalisierung der Lehre? Ein ...
Johannes Moskaliuk
 

Ähnlich wie Io2 de completed (20)

Förderung von Entrepreneurship in der Sekundarstufe I durch Informations- und...
Förderung von Entrepreneurship in der Sekundarstufe I durch Informations- und...Förderung von Entrepreneurship in der Sekundarstufe I durch Informations- und...
Förderung von Entrepreneurship in der Sekundarstufe I durch Informations- und...
 
Umfrage digitale-bildung
Umfrage digitale-bildungUmfrage digitale-bildung
Umfrage digitale-bildung
 
Intensivkurs Social Media und Onlinekommunikation 2016
Intensivkurs Social Media und Onlinekommunikation 2016Intensivkurs Social Media und Onlinekommunikation 2016
Intensivkurs Social Media und Onlinekommunikation 2016
 
Der DigCompEdu Kompetenzrahmen
Der DigCompEdu KompetenzrahmenDer DigCompEdu Kompetenzrahmen
Der DigCompEdu Kompetenzrahmen
 
FCZB: Change happens?
FCZB: Change happens?FCZB: Change happens?
FCZB: Change happens?
 
Zukunft des Lernens
Zukunft des LernensZukunft des Lernens
Zukunft des Lernens
 
Industrie 4.0 in der betrieblichen Ausbildung
Industrie 4.0 in der betrieblichen AusbildungIndustrie 4.0 in der betrieblichen Ausbildung
Industrie 4.0 in der betrieblichen Ausbildung
 
Positionspapier sfem 2010
Positionspapier sfem 2010Positionspapier sfem 2010
Positionspapier sfem 2010
 
Die Pionierzeiten sind noch nicht vorbei - Aufbruch in die ICT-Zukunft
Die Pionierzeiten sind noch nicht vorbei - Aufbruch in die ICT-ZukunftDie Pionierzeiten sind noch nicht vorbei - Aufbruch in die ICT-Zukunft
Die Pionierzeiten sind noch nicht vorbei - Aufbruch in die ICT-Zukunft
 
Blended, Video, Mobile, Micro: Trends in der digitalen Weiterbildung
Blended, Video, Mobile, Micro: Trends in der digitalen WeiterbildungBlended, Video, Mobile, Micro: Trends in der digitalen Weiterbildung
Blended, Video, Mobile, Micro: Trends in der digitalen Weiterbildung
 
OFFEN, VERNETZT, DIGITAL: Wer braucht noch Learning & Development?
OFFEN, VERNETZT, DIGITAL: Wer braucht noch Learning & Development?OFFEN, VERNETZT, DIGITAL: Wer braucht noch Learning & Development?
OFFEN, VERNETZT, DIGITAL: Wer braucht noch Learning & Development?
 
Social Media in der Erwachsenenbildung
Social Media in der ErwachsenenbildungSocial Media in der Erwachsenenbildung
Social Media in der Erwachsenenbildung
 
Machbarkeitsstudie "Monitor Digitale Bildung in Deutschland" in Planung
Machbarkeitsstudie "Monitor Digitale Bildung in Deutschland" in PlanungMachbarkeitsstudie "Monitor Digitale Bildung in Deutschland" in Planung
Machbarkeitsstudie "Monitor Digitale Bildung in Deutschland" in Planung
 
Offen, vernetzt, innovativ: Von Industrie 4.0 zu Bildung 4.0
Offen, vernetzt, innovativ: Von Industrie 4.0 zu Bildung 4.0Offen, vernetzt, innovativ: Von Industrie 4.0 zu Bildung 4.0
Offen, vernetzt, innovativ: Von Industrie 4.0 zu Bildung 4.0
 
„Und wer hilft mir dabei?“ Zentrale Rollen zur Unterstützung der Digitalisi...
„Und wer hilft mir dabei?“Zentrale Rollen zur Unterstützung der Digitalisi...„Und wer hilft mir dabei?“Zentrale Rollen zur Unterstützung der Digitalisi...
„Und wer hilft mir dabei?“ Zentrale Rollen zur Unterstützung der Digitalisi...
 
Arbeit 4.0 MOOC. Bericht und Erkenntnisse für Bildung 4.0
Arbeit 4.0 MOOC. Bericht und Erkenntnisse für Bildung 4.0Arbeit 4.0 MOOC. Bericht und Erkenntnisse für Bildung 4.0
Arbeit 4.0 MOOC. Bericht und Erkenntnisse für Bildung 4.0
 
eLearning Summit - impulsvortag 19.11.19 Stuttgart
eLearning Summit - impulsvortag 19.11.19 StuttgarteLearning Summit - impulsvortag 19.11.19 Stuttgart
eLearning Summit - impulsvortag 19.11.19 Stuttgart
 
Keynote Rueddigkeit
Keynote RueddigkeitKeynote Rueddigkeit
Keynote Rueddigkeit
 
Praxistage Interne Kommunikation 2.0 am 16. und 17. Juni 2016 in Düsseldorf
Praxistage Interne Kommunikation 2.0 am 16. und 17. Juni 2016 in Düsseldorf Praxistage Interne Kommunikation 2.0 am 16. und 17. Juni 2016 in Düsseldorf
Praxistage Interne Kommunikation 2.0 am 16. und 17. Juni 2016 in Düsseldorf
 
Wo steht meine Hochschule in Hinblick auf die Digitalisierung der Lehre? Ein ...
Wo steht meine Hochschule in Hinblick auf die Digitalisierung der Lehre? Ein ...Wo steht meine Hochschule in Hinblick auf die Digitalisierung der Lehre? Ein ...
Wo steht meine Hochschule in Hinblick auf die Digitalisierung der Lehre? Ein ...
 

Mehr von YesEuropa

Yeseuropa memoria anual 2021
Yeseuropa memoria anual 2021Yeseuropa memoria anual 2021
Yeseuropa memoria anual 2021
YesEuropa
 
Diciembre 10
Diciembre 10Diciembre 10
Diciembre 10
YesEuropa
 
Play with us (Juega con nosotros)
Play with us (Juega con nosotros)Play with us (Juega con nosotros)
Play with us (Juega con nosotros)
YesEuropa
 
Boletín Noviembre
Boletín NoviembreBoletín Noviembre
Boletín Noviembre
YesEuropa
 
5 de noviembre
5 de noviembre5 de noviembre
5 de noviembre
YesEuropa
 
08.11.2021
08.11.202108.11.2021
08.11.2021
YesEuropa
 
Octubre 29
Octubre 29Octubre 29
Octubre 29
YesEuropa
 
Octubre 27
Octubre 27Octubre 27
Octubre 27
YesEuropa
 
Octubre 25
Octubre 25Octubre 25
Octubre 25
YesEuropa
 
Octubre 22
Octubre 22Octubre 22
Octubre 22
YesEuropa
 
Octubre 20
Octubre 20Octubre 20
Octubre 20
YesEuropa
 
Octubre 18
Octubre 18Octubre 18
Octubre 18
YesEuropa
 
Octubre 15
Octubre 15Octubre 15
Octubre 15
YesEuropa
 
Octubre 13
Octubre 13Octubre 13
Octubre 13
YesEuropa
 
Octubre 11
Octubre 11Octubre 11
Octubre 11
YesEuropa
 
Octubre 06
Octubre 06Octubre 06
Octubre 06
YesEuropa
 
Octubre 04
Octubre 04Octubre 04
Octubre 04
YesEuropa
 
Subvenciones programas Europeos
Subvenciones programas Europeos Subvenciones programas Europeos
Subvenciones programas Europeos
YesEuropa
 
Septiembre 22
Septiembre 22Septiembre 22
Septiembre 22
YesEuropa
 
Septiembre 20
Septiembre 20Septiembre 20
Septiembre 20
YesEuropa
 

Mehr von YesEuropa (20)

Yeseuropa memoria anual 2021
Yeseuropa memoria anual 2021Yeseuropa memoria anual 2021
Yeseuropa memoria anual 2021
 
Diciembre 10
Diciembre 10Diciembre 10
Diciembre 10
 
Play with us (Juega con nosotros)
Play with us (Juega con nosotros)Play with us (Juega con nosotros)
Play with us (Juega con nosotros)
 
Boletín Noviembre
Boletín NoviembreBoletín Noviembre
Boletín Noviembre
 
5 de noviembre
5 de noviembre5 de noviembre
5 de noviembre
 
08.11.2021
08.11.202108.11.2021
08.11.2021
 
Octubre 29
Octubre 29Octubre 29
Octubre 29
 
Octubre 27
Octubre 27Octubre 27
Octubre 27
 
Octubre 25
Octubre 25Octubre 25
Octubre 25
 
Octubre 22
Octubre 22Octubre 22
Octubre 22
 
Octubre 20
Octubre 20Octubre 20
Octubre 20
 
Octubre 18
Octubre 18Octubre 18
Octubre 18
 
Octubre 15
Octubre 15Octubre 15
Octubre 15
 
Octubre 13
Octubre 13Octubre 13
Octubre 13
 
Octubre 11
Octubre 11Octubre 11
Octubre 11
 
Octubre 06
Octubre 06Octubre 06
Octubre 06
 
Octubre 04
Octubre 04Octubre 04
Octubre 04
 
Subvenciones programas Europeos
Subvenciones programas Europeos Subvenciones programas Europeos
Subvenciones programas Europeos
 
Septiembre 22
Septiembre 22Septiembre 22
Septiembre 22
 
Septiembre 20
Septiembre 20Septiembre 20
Septiembre 20
 

Io2 de completed

  • 1. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership ERASMUS+, KA2-Strategische Partnerschaft NO GENDER GAP Quellen, Methoden, Ansätze und Tools für die professionelle Entwicklung von Pädagoginnen, die in der Erwachsenenbildung arbeiten 1
  • 2. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Inhaltsübersicht Einleitung 4 1. Wie man eine gute Kommunikatorin* wird 7 1.1 Intro und Informationen vorab 7 1.2 Gründe, das Mentoring von Menschen mit geringeren Chancen zu fördern 8 1.3 Erasmus+ und Inklusion 8 1.4 Die Heldenreise übertragen auf ein Mentorenleben 10 1.5 Ein weiteres Werkzeug, das wir nutzen sollten, ist die Emotionale Intelligenz 13 1.6 Erklären Sie Ihre Absicht 15 1.7 Selbst-Bewusstsein 15 1.8 Selbstmanagement 16 1.9 Anderes Bewusstsein 18 1.10 Beziehungsmanagement 20 2. Warum einen Roboter in der Erwachsenenbildung für benachteiligte Frauen einsetzen? 22 2.1 Aber ich bin keine Technikerin! 22 2.2 Pädagogischer Ansatz 23 2.3 Wie man ein Gerät in die Hand nimmt 24 2.4 Software und Lernplattformen 26 2.5 Beispielaktivität: Verwendung von Sensoren eines Computers 28 2.6 Beispielaktivität: Simulieren von Robotern 31 2.7 Beispielaktivität: 3D-Modellierung 34 3. Die neue technologische Ära im portugiesischen Bildungssystem 35 3.1 Überblick 35 3.2 Die Geschichte des Heute 37 3.3 Das Magalhães-Programm als Best Practice 37 3.4 Das E-escolinha-Programm 38 3.5 Vom Papier zum Computer 39 3.6 Lehrerinnenprofil in Portugal 39 3.7 Einbindung von MINT 40 3.8 Die leistungsstärksten Methoden, die in der Bildung in Portugal eingesetzt werden42 3.9 Erwachsenenbildung in Portugal 43 3.10 Literaturverzeichnis 46 4. Raus aus der Komfortzone. Könnte komfortable sein 47 4.1 Frauen und Technik - Technik und ich? 47 4.2 Best Practice: Einfach anfangen! 49 4.3 Didaktische Anregungen 51 2
  • 3. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 5. NO GENDER GAP. Leitfaden für bewährte Praktiken 56 5.1 Einführung 56 5.2 EAL / Vereinigtes Königreich 56 5.3 Kawasaki Robotics / Deutschland 58 5.4 Università di Napoli Federico II / Italien 59 5.5 Pearson / Vereinigtes Königreich 60 5.6 Europäische Kommission / EU 61 5.7 Schlussfolgerungen 63 6. Impressum 64 * Hinweis: Entsprechend des Projektthemas wird häufig das Generische Femininum verwendet. Im Unterschied zum Generischen Maskulinum hat dies außerdem den Vorteil, dass die männliche Form in der weiblichen Form meist enthalten ist und – anders als beim Generischen Maskulinum die weibliche Form – nicht nur mitgemeint sein muss. 3
  • 4. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership EINLEITUNG Technologie und hier vor allem Digitalisierung werden in den kommenden Jahren der Boden sein, auf dem neue Arbeitsplätze entstehen. Konkret geht es laut Randstad allein in Spanien um 390.000 neue Arbeitsplätze in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik. Wenn sich der Trend jedoch nicht in kurzer Zeit dramatisch ändert, werden die meisten dieser Stellen von Männern besetzt werden, und somit wird die K l u f t z w i s c h e n d e n G e s c h l e c h t e r n n u r n o c h g r ö ß e r w e r d e n . Mit diesem Projekt schlagen wir vor, eine Reihe von Grundfertigkeiten für die berufliche Entwicklung von Frauen in die Lehrpläne aufzunehmen. Deshalb haben wir eine Partnerschaft gebildet, die aus Einrichtungen mit Erfahrung in der Ausbildung und Integration von Frauen besteht, die bereit sind, ihr Know-how in ein transnationales Projekt einzubringen. Die Ziele, die das Projekt sich setzt, sind: – Steigerung der Attraktivität von MINT- Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) durch den Einsatz von Robotik und Automatisierung, welche sich als Mittel zur erfolgreichen Einbindung erwiesen haben; – Förderung der digitalen Kompetenz und des kritischen Denkens bei Frauen, insbesondere bei jenen, die sich in Situationen sozialer Ausgrenzung befinden und benachteiligten Gruppen angehören, um so die Geschlechterkluft zu verringern und den Zugang zum Arbeitsmarkt zu verbessern; – Verbesserung der beruflichen Kompetenzen von Lehrern durch neue methodische Ansätze; – neue, internationale Ansätze schaffen, die darauf abzielen, geschlechtsspezifische Ungleichheiten beim Zugang zu und bei der Teilhabe an neuen Technologien zu verringern; – die Aufmerksamkeit von Frauen auf die Informations- und Kommunikationstechnik und insbesondere auf die Robotik zu lenken, wobei solche Tätigkeiten hervorgehoben werden, die die größten Chancen auf eine effektive Eingliederung in den Arbeitsmarkt bieten; – Schulungszentren eine Gender- Perspektive anzubieten, die es ihnen ermöglicht, ihren Schulungsansatz zu überdenken und nach Möglichkeiten für einen egalitäreren Sektor zu suchen; – Beratungsmaßnahmen zu etablieren, die den Übergang der Technologiebranche zu mehr Geschlechterbewusstsein und Ausgewogenheit erleichtern; – die Anerkennung von Kompetenzen zu erhöhen und die Bedingungen zu schaffen, die die Realisierung neuer Programme mit größerer Leistung ermöglichen. Das Projekt richtet sich sowohl an Pädagoginnen als auch an Frauen, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind und benachteiligten Gruppen angehören (z. B. Arbeitslose, Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt, Flüchtlinge, Personen ohne Hochschulstudium, 4
  • 5. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Bewohner ländlicher Gebiete), die ihre Fähigkeiten professionell in einem Sektor verbessern wollen, in dem eine hohe Nachfrage durch Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnik die Arbeitslosenquote deutlich senken kann. Die Partnerschaft stimmt darin überein, ein Projekt durchzuführen, das positive Auswirkungen auf Pädagogen, Ausbilderinnen und Frauen haben kann und ihren persönlichen und beruflichen Einfluss auf das Internet erhöhen kann, um geschlechtsspezifische Unterschiede zu verringern, die soziale und berufliche Eingliederung von Frauen zu fördern und eine Gemeinschaft von Frauen mit größerem Interesse an der Nutzung von Technologie zur Förderung von Unternehmertum und Selbstständigkeit zu schaffen. Die gesamte Partnerschaft möchte dazu beitragen, ihre Erfahrungen zu internationalisieren und ihren Wissenstand zu verbessern, um die oben genannten gemeinsamen Ziele zu erreichen, namentlich in einem Sektor und gegenüber einer Zielgruppe, die derzeit als eine der mit der höchsten Dringlichkeit bewerteten im Rahmen der europäische Strategien für Eingliederung, Bildung und Beschäftigung gilt. Das Projekt wird auch innovative Ansätze, Methoden und Werkzeuge hervorbringen, die international nützlich sein werden, da sie in mehrere Sprachen übersetzt werden und leicht zugänglich sind. Schließlich wird die Sichtbarkeit der Projektergebnisse einen Einfluss auf verschiedene Stakeholder haben, welcher die internationale Sichtbarkeit der Partner deutlich verbessert und gleichzeitig die Perspektive der europäischen Politik in Bezug auf Beschäftigungs- und Bildungsthemen verbessert und dazu beiträgt, die derzeitige Europa- Skepsis in vielen Bereichen der europäischen Gesellschaft abzubauen. .2016 waren nur 15,4% der Fachkräfte in den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Spanien Frauen, ein Wert, der leicht unter dem der Europäischen Union (EU) liegt, der laut E u r o s t a t b e i 1 6 , 7 % l a g . Die Zahlen zeigen, dass Frauen unter den IKT-Spezialisten in allen Mitgliedsstaaten "unterrepräsentiert" sind. Durch dieses Projekt schlagen wir vor, eine Reihe von grundlegenden Kompetenzen für die berufliche Entwicklung von Frauen in die Ausbildungscurricula aufzunehmen. Die Ziele, die das Projekt verfolgt, sind folgende: – Verbesserung der Attraktivität von MINT- Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) durch den Einsatz von Robotik und Automatisierung, welche sich als Mittel zur erfolgreichen Einbindung erwiesen haben; – Förderung der digitalen Kompetenz und des kritischen Denkens bei Frauen, insbesondere bei jenen, die sich in Situationen sozialer Ausgrenzung befinden und benachteiligten Gruppen angehören, um so die Geschlechterkluft zu verringern und den Zugang zum Arbeitsmarkt zu verbessern; – Verbesserung der beruflichen Kompetenzen von Lehrern durch neue methodische Ansätze. Das Projekt richtet sich sowohl an Pädagogen als auch an Frauen, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind und benachteiligten Gruppen angehören (Arbeitslose, Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt, Flüchtlinge, Personen ohne Hochschulstudium, Bewohner ländlicher Gebiete), die ihre beruflichen Kompetenzen in einem Bereich verbessern wollen, 5
  • 6. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership in dem die hohe Nachfrage von Unternehmen in der Welt der Informations- und Kommunikationstechnologie die Arbeitslosenquote deutlich senken kann. Die Partnerschaft hat sich darauf geeinigt, eine Anzahl einführender Informationssitzungen abzuhalten, um das Bewusstsein für das Projekt zu schärfen, Lehrer und Studenten zu gewinnen, die an dem Projekt teilnehmen wollen und Feedback zu erhalten, um die Produkte auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Begünstigten auszurichten.Alle Partner werden für die Entwicklung eines Kurses, der im Format eines Massive Open Online Course (MOOC) und im digitalen Textformat PDF zur Verfügungs stehen soll und in dem die Entwicklung eines Roboters vermittelt werden soll, zusammenarbeiten. Der entstehende Kurs richtet sich an Lehrende und Pädagogen, wobei er auch für andere Nutzerinnen verwendet werden kann. Als nächstes werden wir einen Methodenleitfaden entwickeln, der die innovativsten und bewährtesten Werkzeuge und Ansätze für Lehrerinnen u n d P ä d a g o g i n n e n v o n E r w a c h s e n e n b i l d u n g s z e n t r e n b e i n h a l t e t . Wir werden dabei das "Learning-by-doing"-Modell mit einer Immersionserfahrung ausarbeiten, in welchem die Lehrenden und eine Gruppe von Frauen in kleinem Maßstab den Bau eines Roboters mit Hilfe von Arduino und Scratch Guides durchführen werden. Letztere wurde für die Erwachsenenbildung und Trainingszentren für die Entwicklung von Tutorenfähigkeiten (Mentoring) erstellt. Die erwarteten Lernergebnisse nach Abschluss des Projekts sind: – Bereicherung des Berufsprofils der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer, Verbindung der Welt der Bildung mit der Geschäftswelt; – Förderung von Technologie und Robotik in Erwachsenenschulen als transversaler Bestandteil der Lehrpläne; – Die Innovation von Erwachsenenschulen und Ausbildungsschulen durch aktive Lernwerkzeuge und -methoden; – Wissen, technische Fertigkeiten und Kompetenzen über den Einsatz von Werkzeugen, die heute in verschiedenen Berufen und unterschiedlichen Sektoren wichtig sind Dank dieser Projekte werden die Nutzerinnen der Kooperationsparner mehr Beschäftigungsmöglichkeiten haben, sie werden ermutigt, aktiv am sozialen und kulturellen Leben der Gemeinschaften, in denen sie leben, teilzunehmen, und sie werden persönliche und berufliche Fähigkeiten entwickeln, die ihnen neue Möglichkeiten eröffnen. Die Partner werden eine Verbesserung ihrer operativen Kapazität dank der Internationalisierung ihrer Aktivitäten erfahren und die lokalen Gemeinschaften werden sich mehr für die europäische Bildungs- und Beschäftigungspolitik interessieren, da sie den realen und direkten Nutzen, ganz in ihrer Nähe, erkennen. Der Inhalt dieses Leitfadens spiegelt nicht die offizielle Meinung der Europäischen Union wider. Die Verantwortung für die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten liegt allein bei den Autorinnen. Es ist nicht erlaubt, den Inhalt dieses Leitfadens zu vermarkten, ihn zu kopieren oder zu bearbeiten, ohne die ausdrückliche Zustimmung der Autorinnen. 6
  • 7. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 1. Wie man ein guter Kommunikator ist, wie man eine Gruppe motiviert und wie man in Konfliktsituationen mediiert 1.1 Intro und Vorabinformation Auf den nächsten Seiten wollen wir Ihnen helfen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Dazu wollen wir Ihnen eine ganz besondere Methode vorstellen, die Reise des Helden, um darzustellen, wie man eine gute Mentorin wird, mit allen relevanten Phasen und Faktoren, die dabei ins Spiel kommen, und natürlich Ihrem Platz in dieser Geschichte und den Einfluss, die Sie darauf nehmen können. Zusätzlich können Sie einige gute Gründe finden, um motiviert zu sein, sich in einer Ausbildung im nicht-formalen Bildungsbereich zu engagieren. In der Tat gibt es in jedem Abenteuer den Zeitpunkt, in der die Herausforderungen sinnlos erscheinen und Sie vielleicht versucht sind, sich zurückzuziehen. Doch bevor Sie das tun, sollten Sie diese Seiten lesen! Sollten Sie diese nicht überzeugen, können Sie Ihr Mitwirken genauso leicht beenden, wie Sie dieses Buch schließen können. Aber falls Sie sich 7
  • 8. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership entschließen weiterzulesen, dann überschreiten Sie die Schwelle dieser Einführung und tauchen in die außergewöhnliche Welt des Mentoring und Training ein. 1.2 Gründe dafür, in das Mentoring von Menschen mit Bildungshemm- nissen zu investieren Nichtformale Bildung wird als ein Werkzeug angesehen, das es mehr Menschen ermöglicht, in den Arbeitsmarkt einzutreten, insbesondere Jugendlichen bei der ersten Arbeitsvermittlung oder NEET (Not (engaged) in Education, Employment or Training) durch die Erhöhung ihrer Chancen aufgrund der Entwicklung neuer Fähigkeiten und Kompetenzen. Diese Aussage wird durch die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen gestützt, in denen zwischen 50-80% der Befragten bestätigen, dass die nicht-formale Bildung die Chancen junger Menschen erhöht, insbesondere wenn sie sich für ein Praktikum oder eine Ausbildung, eine Beschäftigung oder eine Weiterbildung bewerben. Persönlich haben wir im Jahr 2018 eine Umfrage unter 200 ehemaligen Lernenden in unseren nicht-formalen Aktivitäten durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass über 60 % der Befragten bestätigen, viel gelernt zu haben, und 98 % von ihnen glauben, dass das Gelernte in Zukunft nützlich sein wird: die Lernergebnisse werden auf den Arbeitsplatz (65 %), aber auch in anderen Kontexten wie dem täglichen Leben (66 %) oder der Universität und dem formalen Studium (12 %) übertragen. Diese Ziele sind nicht nur beeindruckend, sondern sie können auch entscheidungsstiftend sein für sozial oder wirtschaftlich benachteiligte Menschen oder Wenigqualifizierte, Studienabbrecher oder Menschen, die bereits aus dem Bildungszyklus ausgeschieden sind. Dies ist möglich, weil die von Erasmus+ geförderten nichtformalen Aktivitäten eine alternative Lernerfahrung zum Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen bieten. In der Tat werden nichtformale Bildungsaktivitäten als Lernmöglichkeit betrachtet, auch wenn sie nichts mit Schulen oder traditionellen Bildungssystemen zu tun haben. Man ist sich einig, dass Lernen nicht nur mit dem Wissen zu tun hat, das wir in der Schule erworben haben. Es geschieht im täglichen Leben und in jedem Kontext: Es geschieht auch dann, wenn es keine Absicht gibt, etwas zu lernen. Zum Beispiel können wir eine Fremdsprache lernen, indem wir ein Lied singen, oder wir können Teamwork-Fähigkeiten entwickeln, indem wir Volleyball spielen. Dies wird als informelles Lernen bezeichnet. Wenn wir über das Lernen in dieser neuen Perspektive nachdenken, wird klar, dass das, was wir in der Schule lernen, nur ein kleiner Teil des gesamten Lernens ist, das in unserem Leben stattfindet. Einige Untersuchungen zeigen, dass mehr als 70 % des Lernens ohne formelles Lernen stattfindet: wir lernen sogar mehr in alternativen als im Schulsystem! Schon vor mehr als 80 Jahren forderte der Bildungsreformer John Dewey eine radikale Veränderung im Bildungsbereich, die au der Verringerung der Distanz zwischen dem Lernen im Schulsystem und dem Lernen außerhalb dieses Rahmens beruht. 1.3 Erasmus+ und Inklusion Aufgrund verschiedener Faktoren werden manche Menschen in unserer Gesellschaft ausgeschlossen. Manchmal gibt es Hindernisse im sozialen Bereich, die nicht offensichtlich 8
  • 9. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership sind, und manchmal kommen diese Hindernisse zusammen: zum Beispiel sind ökonomische Hindernisse meist nicht der einzige Grund für ein solches Ausgeschlossensein; oft sind sie mit Arbeitslosigkeit oder sozialen Problemen verbunden. Es gibt junge Menschen, die im Vergleich zu Gleichaltrigen benachteiligt sind, weil sie mit einem oder mehreren der Ausschlussfaktoren konfrontiert sind. Auch wissen wir, dass Technik oder Robotik im allgemeinen Bereiche sind, an denen nur 12 % der Frauen involviert sind, und das liegt nicht etwa daran, dass sie dieses Thema nicht interessiert, sondern eher an der Kultur unserer Gesellschaft und der Art und Weise, wie die Trainerinnen und Mentoreninnen dies vermitteln. Wir müssen sie verführen! Diese Situation hindert sie oft daran, an der Beschäftigung, der formalen und nichtformalen Bildung, der transnationalen Mobilität, dem demokratischen Prozess und der Gesellschaft im allgemeinen teilzunehmen. Das ist es, was wir meinen, wenn wir sagen: "Youth People with Fewer Opportunities" (YPFO). Als Mentorinnen und Trainerinnen sollten uns bewusst sein, dass jeder Mensch mit wenigen Chancen im Leben wahrscheinlich mit Hindernissen konfrontiert ist, in irgendeiner Weise, zu jeder Zeit. Es gibt dabei nicht Menschen, die völlig eingeschlossen oder völlig ausgeschlossen sind, sondern es gibt eine Skala. Wir sollten die Hindernisse kennen und wissen, was Ausgrenzung verhindert. Wir sind gehalten, sie in unseren Aktivitäten zu berücksichtigen. Das Ziel des Erasmus+ Programms ist es, für alle jungen Menschen zugänglich zu sein und die Aktivitäten, die wir planen, sind darüber hinaus auch inklusiv. Inklusive Projekte sollen einen positiven Einfluss auf die Lage von YPFO ausüben. Was wir tun können ist, einen inklusiven Ansatz zu verfolgen, was bedeutet, dass wir unsere Arbeit nicht nur auf die Frauen ausrichten müssen, sondern auch auf unsere organisatorischen Abläufe. Es gibt "Schlüssel zum Erfolg", die als Leitfaden für Organisationen dienen, um die Qualität ihrer Projekte zu verbessern, die Situation von YPFO zu verbessern und Hindernisse für verschiedene Zielgruppen abzubauen:Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten in den Mittelpunkt stellen. – Umgang mit Diversitäten jeder Form – nichtformales Lernen nutzen – langfristige (Aus) Wirkungen im Auge behalten – Sicherstellung eines ganzheitlichen Ansatzes und einer Partnerschaft Sie sollten sich zuallererst auf die Person konzentrieren. Geben Sie nicht vor, als wüssten Sie, was die Person jetzt wirklich fühlt, sondern seien Sie aufgeschlossen, hören Sie Ihren Lernenden zu und konzentrieren Sie sich auf das, was die Person uns mitzuteilen versucht. Es ist klar, dass dies nicht so einfach ist. Es ist natürlich wichtig, dass Sie das Ziel kennen, denn Sie müssen die Methodik darauf abstimmen. Das heißt, kurz gesagt, ein maßgeschneidertes Projekt zu realisieren. Inklusion ist nicht etwas, das von alleine passiert; Inklusive Projekte brauchen Hingabe und aktives Handeln, kurz: Zeit, Geld und Ressourcen, 9
  • 10. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership die dafür aufgewendet werden müssen. Einige Lernende benötigen so viel Zeit, mehr, als dafür ursprünglich vorgesehen war. Wie viele Ressourcen kann man unter all den Aufgaben, die man zu erledigen hat, nur für eine einzige Frau aufwenden? Dies ist eine häufige Frage an die Trainer und Mentoren bezüglich des Zeit- und Ressourcenmanagements. Auch hier gibt es keine Standardantwort oder eine definierte Menge an Zeit, die man dafür aufwenden kann, aber wenn erforderlich, kann man eine zusätzliche Ressource einführen: das "Verstärkte Mentoring". Das "Reinforced Mentorship" ist eine Maßnahme zur Bereitstellung von zusätzlichem Mentoring, um die individuelle Unterstützung durch Organisationen zu intensivieren. Seien Sie sich bewusst, dass dies eine zusätzliche Aufgabe zur täglichen Arbeit darstellt. Es ist daher ratsam, eine Ressource vorzusehen, die sich ganz auf diese Aufgabe konzentrieren kann, andernfalls erhalten Sie womöglich das gegenteilige Ergebnis: das Reinforced Mentorship gestaltet sich als noch schwieriger, weil Sie dem Trainer zusätzliche Aufgaben überantworten, die sie oder er dann zu bewältigen hat. 1.4 Die Reise des Helden, angepasst an ein Mentorenleben Dies ist ein allgemeiner Begriff, um ein Abenteuer zu beschreiben, eine transformative Erfahrung, eine Reise, die Veränderung, Lernen und Erfahrung bewirkt. Heute als allgemeiner Begriff verwendet, wurde "die Reise des Helden" erstmals von Joseph Campbell in seinem phantastischen Werk "Der Held mit den tausend Gesichtern" verwendet, einer vergleichenden Studie von Mythen, Legenden und Geschichten, die aus der ganzen Welt gesammelt wurden. Campbell stellte fest, dass es eine einzige Geschichte zu geben scheint, die uns alle verbindet, und nannte sie "The Monomyth" ( = die eine Geschichte), oder "The Hero's Journey". 10
  • 11. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Im Grunde können wir sagen, dass es bedeutet, dass in jeder Geschichte immer die gleichen Elemente vorkommen. Das ist die Handlung eines jeden Films, eines jeden Romans, eines jeden Märchens. Jemand fängt klein an, in seinem Alltag, wo alles unter Kontrolle ist, aber, vielleicht doch nicht ganz. Dann passiert etwas, das eine Veränderung bewirkt. Ob sie will oder nicht, unsere Hauptperson (die sich im gegenwärtigen Zeitpunkt gar nicht als Heldin empfindet) beginnt eine Reise, die ihr Leben und ihre Welt für immer verändern wird. George Lucas, der Mann hinter Star Wars, sagt zum Beispiel, dass die Bekanntschaft mit Joseph Campbells Werk, die er an der Universität machen konnte, ihn auf die initiale Idee für die Geschichte seines eigenen Films brachte. Er war der erste Filmemacher, der dies offen zugab und Campbell für seine Arbeit lobte, und seit diesem Zeitpunkt stieg sein eigener Bekanntheitsgrad signifikant, auch wenn er zuweilen in ein gewisse Art von Klischee verfällt. Hollywood-Drehbuchautoren, Game-Designer, Romanautoren auf der ganzen Welt beziehen sich heute auf "The Hero's Journey" als eine unfehlbare Checkliste, die sie als Qualitätsmaßstab für ihre Arbeit heranziehen können. Aber was ist so einzigartig an "The Hero's Journey"? Mit einem Wort: alles! Sie ist eine starke, universelle Geschichte, die uns alle in irgendeiner Form anspricht. Sie ist der Archetyp einer Geschichte. Und wir lieben sie, aus unserem Instinkt heraus, weil es der Stoff ist, aus dem Märchen, Cartoons, Mythen, Legenden und auch Religionen gemacht sind. Wir alle lieben sie, denn so muss eine gute Geschichte erzählt werden. Und wir alle wissen, was gemeint ist. Wir erleben es wirklich jeden Tag. wenn wir unserer Komfortzone verlassen, irgendeine Erfahrung machen - angenehm oder nicht, Menschen treffen und uns Herausforderungen stellen, eine Lernerfahrung machen oder eine Bestätigung erhalten; ein neues Potenzial entwickeln oder eine Lektion lernen, und wieder am Anfang stehen. Bereit, wieder von vorne zu beginnen. Versuchen Sie nun, sich unsere Lernenden als die Helden vorzustellen, und wir agieren als deren Mentoren. Denken Sie nur an Gandalf in "Herr der Ringe" oder an "Doc" in "Zurück in die Zukunft". Diese sind die Mentoren der Helden, und sie sind darüber hinaus die Helden in ihrer eigenen Geschichten. Diese Struktur gibt ein klares Bild von dem, was wir mit dieser Methodik erreichen wollen, und sie hilft bei der Beschreibung von Aktivitäten und Ergebnissen. Wenn wir andererseits unsere Aufmerksamkeit auf die Rollen der Mentorinnen konzentrieren, könnten wir riskieren, eine nur begrenzte Wahrnehmung dessen zu haben, was ihren Einfluss dabei ausmacht. Tatsächlich ist die Mentorin nicht nur für einen einzelnen Schritt verantwortlich; ihre Beteiligung ist in allen drei Schritten erforderlich und ihre Aufgaben sind viel umfangreicher, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Der Kern dieser Methode basiert darauf, dass die Erasmus+ Aktivität mit einem Abenteuer 11
  • 12. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership verglichen wird, und das funktioniert, weil es diese Geschichte auf ein Muster zurückführt, das wir seit unserer Kindheit kennen, so wie etwa ein Märchen. In der Tat hat die Darstellung des "Helden" aufgrund seiner tiefen symbolischen Wirkung eine große Macht auf die Vorstellungskraft eines jeden Menschen. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sie einen Schlüssel bietet, um die Komplexität der Aktivität zu "lesen" und am Ende können wir die Elemente der Geschichte leicht analysieren, genauso wie unsere eigene Rolle als Mentor. Mit anderen Worten, es wird eine Art Landkarte erstellt, die es uns erlaubt, alle Akteure, Schritte und Phasen auf der Reise der Freiwilligen zu überblicken, und auf dieser Grundlage können wir ohne weiteres planen, welche Ressourcen wir bereitstellen müssen, um jede Teilnehmende in ihrer persönlichen Geschichte besser zu unterstützen. Lassen Sie uns mit dem Anfang beginnen und folgen Sie mir. Jede Geschichte beginnt in einem bestimmten Moment, dann, weil etwas passiert; schon entwickelt sich alles, aus dem täglichen Leben heraus, zu einem Abenteuer. Viele neue Dinge treten ein, ebenso wie Schwierigkeiten und Herausforderungen auftreten, aber es gibt einen externen Führer (den Mentor), der den Helden unterstützt und ihm Ratschläge gibt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt tritt dann eine unerwartet große Herausforderung an die Heldin heran, so groß, dass sie unsicher wird und anfängt, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln, diese alleine meistern zu können. Zumeist wird das Problem gelöst und der Sieg vermittelt der Heldin das Bewusstsein und die gewachsene Gewissheit ihrer eigenen Stärken. Der Erfolg bringt eine endgültige Belohnung und die Geschichte endet mit der Rückkehr zum Alltag. Wenn Sie Ihre Vorstellungskraft nutzen und über die Ihnen bekannten Märchen nachdenken, werden Sie feststellen, dass sie alle, mit nur wenigen Ausnahmen, diesem Muster folgen. Wenn Sie nun versuchen, Ihre nicht-formale Lernaktivität an diesen Rahmen anzupassen, können Sie besser erkennen, in welcher Phase sich Ihr Held gerade befindet, und selbst eine komplexe Geschichte kann Ihnen vertraut werden. Was mir an dieser Methodik gefällt, ist, dass sie Menschen hilft, sich zu orientieren und zu verstehen, welcher Schritt zu tun ist, um weiterzukommen und sich zu entwickeln. Ihnen wird klar, dass Sie vielleicht lieber zu Hause bleiben und sich allen Aufrufen zum Abenteuer in Ihrem Leben verweigern wollen, und wenn Sie sich dann auf das Abenteuer einlassen und Sie erleben dabei vielleicht einen Fehlschlag, was normal ist und immer wieder vorkommt, so ist auch und gerade dieser dennoch ein wesentlicher Schritt, der getan sein muss, wenn man die Belohnung in seiner Gemeinschaft erhalten will. Wenn wir diese Methoden in unseren Trainingsaktivitäten anwenden, wird es einfacher, die ganze Geschichte besser zu "lesen" und, was für uns relevant ist, sie erlaubt uns, unsere Intervention zu planen, um damit unsere Lernenden besser zu unterstützen. Das Ergebnis ist, dass wir die komplexe Erfahrung besser verstehen und eine tiefe Analyse der Schlüsselmomente durchführen können, um unsere Aktionen darauf auszurichten. In wenigen Worten: Wir wissen dadurch besser, wie wir Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten unterstützen können, und in diesem Fall Frauen, die dem Ruf des Abenteuers (dem Roboter) zunächst ablehnend gegenüberstehen. 12
  • 13. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Die Höhle, die zu betreten du fürchtest, birgt den Schatz, den du suchst. Joseph Campbell 1.5 Ein weiteres Werkzeug, das wir nutzen, ist die Emotionale Intelligenz Unsere Gedanken und Emotionen sind unsere mächtigsten Werkzeuge, die unser Überleben in diesen schwierigen und noch nie dagewesenen Zeiten entscheidend beeinflussen. Während wir die Pandemie und die damit einhergehende Angst oder Ungewissheit nicht kontrollieren können, haben wir es in der Hand, wie wir ihr begegnen. Deshalb ist das Üben und Entwickeln emotionaler Intelligenz heute wichtiger denn je. Emotionale Intelligenz (EI oder EQ) ist die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu handhaben - sowohl die eigenen als auch die anderer Menschen in Ihrer Umgebung. Emotionale Intelligenz ist viel mehr als "Soft Skills"; sie beinhaltet essentielle Fähigkeiten, die in jedem Beruf unerlässlich sind. Unsere emotionale Intelligenz bestimmt, wie wir mit uns selbst umgehen, wie wir mit Menschen umgehen, wie effektiv oder ineffektiv wir kommunizieren, wie gut wir mit Feedback und Rückschlägen umgehen und vieles mehr. Im Bereich der nicht-formalen Bildung, in dem wir mit Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten arbeiten, ist die Entwicklung emotionaler Intelligenz nicht nur zu unserem eigenen Vorteil entscheidend, sondern auch wesentlich, um die Menschen, mit denen wir arbeiten, effektiv zu unterstützen. Befähigung zur Handhabung Emotionaler Intelligenz ist heute eines der entscheidenden Führungsmerkmale. Selbst wenn Sie nicht mit den Besonderheiten der Emotionalen Intelligenz vertraut sind, haben Sie zweifellos den Unterschied zwischen jemandem erlebt, der sich konsequent bewusst ist, wie seine Emotionen auf andere wirken, und jemandem, der das nicht tut. Dies erklärt, warum das Weltwirtschaftsforum zwei der 10 wichtigsten Fähigkeiten für den Arbeitsplatz 2020 im Bereich der emotionalen Intelligenz verortet hat. In der Rolle als Mentorin und Trainerin von Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten muss man diese dazu befähigen, ihre Leidenschaften, Interessen, Talente und Hobbys zu nutzen, um positive Veränderungen in ihren Gemeinschaften zu bewirken. Wir erkannten jedoch schnell, dass wir nicht erwarten können, dass diese sich selbst als Führungspersönlichkeiten in ihre Gemeinde einbringen werden, solange sie nicht ihr eigenes Selbstbewusstsein entwickelt und gelernt haben, effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten, ihre Werkzeuge zur Bewältigung von Herausforderungen nicht geschärft und verfeinert haben. Mit anderen Worten: Sie brauchten ein Training in emotionaler Intelligenz. Um unsere Gruppen zu unterstützen, haben wir unseren eigenen Weg der EI gewagt und erlebnisorientierte EI-Workshops geschaffen, um unsere Erkenntnisse teilen zu können. Mit Blick auf COVID19 ist es natürlich, dass sich diese Zielgruppe auch hierzu an Mentoren und Führungskräfte wendet, um Unterstützung und Anleitung zu erhalten. In ähnlicher Weise wenden wir uns als Trainer und Mentoren auch an die Direktoren und Manager unserer NGOs um Rat und Anleitung. Mehr als je zuvor brauchen wir Führungskräfte, die nicht nur mit Stärke und Zielvorgabe agieren - sondern wir brauchen sie, um mit Mitgefühl und emotionaler Intelligenz zu handeln. Ob wir Jugendarbeiter, Trainer, Manager oder Leiter von NGOs sind, es ist unsere moralische Verantwortung, mit emotionaler Intelligenz zu führen. 13
  • 14. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Es liegt eine große Stärke darin, seine Gefühle zuzulassen und andere zu befähigen, dasselbe zu tun. Bis vor kurzem war emotionale Intelligenz und der Diskurs über Emotionen weitgehend auf den Bereich außerhalb der Büros beschränkt. Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass der Ausdruck von Gefühlen nur auf unser Privatleben beschränkt sein sollte. Dieser Mythos, dass es unprofessionell sei, seine Emotionen am Arbeitsplatz zu zeigen, ist nicht nur unserer mentalen und emotionalen Gesundheit abträglich, sondern auch unserer Arbeitseffizienz. Als Menschen sind wir von Natur aus emotionale Wesen, und es ist praktisch unmöglich, sich völlig von unseren Emotionen zu trennen, während wir bei der Arbeit "eingetaktet" sind. Beunruhigung, Trauer, Furcht, Frustration, Abgelenktheit - diese Emotionen sind nicht nur normale Aspekte der menschlichen Erfahrung, sondern sie werden während einer Pandemie erwartet. Wenn wir alle diese Gedanken und Emotionen sowieso haben, dann müssen unsere Handlungsweisen untereinander dies auf eine produktive Art und Weise widerspiegeln. Zum unserem Glück ist emotionale Intelligenz keine angeborene Eigenschaft, sondern etwas, das entwickelt werden kann. Wir alle können unsere emotionale Intelligenz ausbauen und entwickeln und die Fähigkeiten nutzen, andere dabei zu unterstützen, das gleiche zu tun. Alles, was wir tun müssen, ist, unsere Instrumente einzuordnen und Wege zu finden, sie auf einer alltäglichen Basis in die Praxis umzusetzen. 14
  • 15. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 1.6 Werden Sie sich über Ihre Absichten klar Es ist wichtig, dass Sie Ihre eigenen spezifischen Absichten festlegen. Versuchen Sie nicht, alle diese Bereiche auf einmal voranzutreiben, sonst ist es wahrscheinlicher, dass Sie am Ende keinen einzigen davon entwickeln. Wählen Sie stattdessen ein oder zwei Werkzeuge aus, die Sie bevorzugt hierzu in Erwägung ziehen wollen, und beginnen Sie jetzt wirklich mit der Entwicklung. Sie können die Liste Ihrer Absichten jederzeit nachsehen und weiter reduzieren, und erreichen nur langsam aber sicher Ihr Ziel. Geduld und Selbstmitgefühl sind der Schlüssel zur Entwicklung Ihrer EI. Schreiben Sie Ihre Vorhaben auf und behalten Sie es. Wir raten den Teilnehmern unserer Trainings oft, ihre Herausforderungen zu Papier zu bringen und sie an einem gut sichtbaren Platz in ihrem Zimmer oder zu Hause aufzuhängen, um sie als ständige Erinnerung gegenwärtig zu haben. Jeder Mensch ist anders - manche möchten vielleicht eine Woche lang an einer Herausforderung arbeiten und dann eine andere ausprobieren, während sich andere vielleicht einen ganzen Monat oder länger ausschließlich mit nur einer ihrer Fragestellungen beschäftigen möchten. Wir kennen Leute, die sich täglich neue Ziele setzen. Entscheiden Sie wirklich nur für sich selbst, wie lange Sie sich auf Ihre eine Absicht konzentrieren wollen, bevor Sie eine andere wählen. Fragen Sie sich, was für Sie der nützlichste und machbarste Plan sein kann. Versuchen Sie nicht nur, Ihre Werkzeuge für sich selbst zu nutzen, sondern sehen Sie auch zu, wo und wie Sie sie mit anderen teilen können. Schließlich können wir ALLE davon profitieren, wenn wir uns die Mühe machen, unsere emotionalen Intelligenzfähigkeiten zu verbessern. 1.7 Selbstwahrnehmung ist Ihre Fähigkeit, zu erkennen wie Ihre Gefühle Ihr Verhalten und Ihre Interaktionen mit anderen beeinflussen. Die Selbstwahrnehmung ist eigentlich die Grundlage der emotionalen Intelligenz, also der beste Ort, um damit zu beginnen! Werkzeuge zur Entwicklung Ihrer eigenen Selbstwahrnehmung: 1. Benennen Sie Ihre Emotionen. Je stärker Sie Wissbegier zum Bestandteil Ihres emotionalen Zustand machen können, desto besser werden Sie in der Lage sein, Ihre eigenen Emotionen zu handhaben. Es gibt nicht so etwas wie "gute oder schlechte" Emotionen. Gefühle und Erwartungen können angenehm oder unangenehm zu erleben sein, und natürlich sind einige Emotionen herausfordernder als andere; jedoch liefern alle Emotionen Daten und Informationen an uns. Jede Emotion enthält Informationen, aus denen wir lernen können, das heißt, wenn wir d a z u b e r e i t s i n d . Der beste Ort, um damit anzufangen, ist, Gefühle in unserem Körper zu spüren und sie zu beschreiben. Wenn wir unsere Emotionen sorgfältig benennen und einordnen, können wir die Gründe, warum wir sie erleben, besser verstehen und schließlich angemessen damit agieren. Die Entwicklung unserer emotionalen Kompetenz ist 15
  • 16. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership hierbei unumgänglich und wird gefördert. 2. Achten Sie auf die Sprache, die Sie verwenden. Wenn wir Dinge sagen wie "ich bin traurig" oder "mir ist bang", geben wir damit dieser Emotion die Autorität über unsere gesamte Identität. Wenn wir so handeln, fällt es uns recht leicht, an der Emotion festzuhalten und sich so zu empfinden, als sei diese federführend. Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass wir nicht unsere Emotionen sind und diese uns nicht bestimmen. Benennen Sie stattdessen Ihre Emotionen auf eine Art und Weise, die Raum zu ihnen schafft, z. B. mit Sätzen wie "Ich bemerke das Gefühl, dass ich traurig bin" oder "Ich bemerke, dass ich Traurigkeit empfinde". Auf diese Weise lassen Sie sich nicht von Ihren Emotionen definieren, sondern erkennen sie als das an, was sie sind: Empfindungen und Gedanken flüchtigen Charakters, keine Fakten. 3. Weisen Sie in Ihrem beruflichen Netzwerk auf mögliche Verwundbarkeiten hin. In diesen Zeiten würde es befremdlich und roboterhaft erscheinen, die große, fette, rosige Pandemie vor unser aller Augen schlicht zu ignorieren und uns nicht mit ihr und der Bandbreite an Emotionen, die sie mit sich bringt, auseinanderzusetzen. Wenn Sie sich mit der Verletzlichkeit einlassen und Ihre eigenen Gefühle nicht verbergen, wird dies Vertrauen unter Ihrem Nachwuchs und Ihren Kollegen erzeugen. Selektive Verwundbarkeit ist ein natürlicher Schlüssel für Führungskräfte. Während offene Teilhabe den Menschen helfen kann, sich wohler und verbundener zu fühlen, kann übermäßige Teilhabe dazu führen, dass Teams den Glauben an ihre Leiter verlieren. Mollie West Duffy, die Autorin von "No Hard Feelings", stellt fest: "Selektive Verwundbarkeit gut zu vermitteln, bedeutet, auf dem schmalen Grat zwischen Anerkennung ("Ich mache mir auch Sorgen - damit sind Sie nicht allein!") und dem Aufzeigen von Führungsqualitäten zu wandern, indem man einen Weg nach vorne findet ("Angesichts der Lage sind dies die Schritte, die wir planen, um sie anzugehen.") (2020). 1.8 Selbstmanagement ist Ihre Fähigkeit, Ihre Impulse und emotionalen Reaktionen zu meistern. Laut George Kohlriese, Professor für Leadership und Organizational Behavior am International Institute for Management Development (IMD) in der Schweiz, ist die wesentliche Eigenschaft, die die besten Führungskräfte auszeichnet, ihre Fähigkeit, Balance zu halten: "Wir haben über 1.000 Führungskräfte aus der ganzen Welt, CEOs, Vorstandsmitglieder, Top-Führungskräfte, zu den ausschlaggebenden Eigenschaften einer idealen Führungskraft befragt. Als häufigste Antwort wurde die Fähigkeit genannt, ruhig und gesammelt zu bleiben, in einer Krisensituation in der Lage zu sein, die eigenen Emotionen zu meistern und nicht die Ruhe zu verlieren, in der Lage zu sein, diese Insel der Sicherheit zu schaffen und die eigene Anspannung nicht nach außen zu tragen." (2016). Das ist bei einer globalen Pandemie und den damit verbundenen vielfältigen Emotionen sicherlich kein leichtes Unterfangen. Unsere Gefühle sind jedoch ansteckend. Deswegen ist es für eine Führungskraft wichtig, sich darüber bewusst zu sein, welche Emotionen wir einbringen und auf unsere Kollegen und Jugendgruppen übertragen. 16
  • 17. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership In ihrem Buch "Emotional Agility" ("Emotionale Beweglichkeit") nennt Dr. Susan David vier Schlüsselschritte, um emotionale Stärke und eigene Anpassungsfähigkeit hin zu Veränderungen zu schöpfen: "Showing up", "Stepping out", "Walking your why" und "Moving on" (2016). 1. Sich Klarheit verschaffen: Eine der einfachsten Möglichkeiten, sich in einer unseligen Schleife negativer Emotionen zu halten, ist, sich selbst Schuldgefühle einzureden, dass man sich auf eine bestimmte Weise "nicht" fühlen sollte. Unangenehme Gefühle sind die Kehrseite von Freude und Optimismus. Die eine Seite ist nicht ohne die andere zu haben. Stattdessen ist es am besten, sich mit dem Unbehagen abzufinden. Lassen Sie es zu, seien Sie präsent, begegnen Sie Ihren Gedanken und Gefühlen mit Neugier und Akzeptanz. Nur so können Sie sich schließlich fragen: "Warum fühlst du dich auf eine bestimmte Art und Weise?" und welche Informationen können Sie daraus gewinnen, die Ihnen helfen, es zu überwinden und sich aus dem Teufelskreis zu befreien. 2. Raum schaffen: Schaffen Sie Raum und Distanz zu Ihren Emotionen und inneren Gedanken (achten Sie z. B. auf die Sprache, die Sie verwenden, worüber wir bereits gesprochen haben). Wie der Psychologe und Holocaust-Überlebende Victor Frankl schreibt: "Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegt unser Wachstum und unsere Freiheit" (1984). Achtsamkeitsübungen und Box-Breathing können helfen, diesen Raum und Abstand zwischen unseren Gedanken und unseren ungefilterten Reaktionen herzustellen. Sie geben uns die Zeit, eine Antwort zu geben, also eine Reaktion mit Gedanken und Zweck. Im Wesentlichen atmen Sie 4 Sekunden lang ein, halten 4 Sekunden lang ein, atmen 4 Sekunden lang aus und halten 4 Sekunden lang aus. Obwohl es wie eine extrem einfache Technik erscheint, wird es tatsächlich von den United States Army Seals verwendet, um sich bei ihren schwierigsten Hindernissen zu entspannen. (2019). 3. Hinterfragen Ihrer Beweggründe: Unsere Werte sind der Kern dessen, wer wir sind. Wenn wir klar umreißen können, was unsere Werte sind, und sie definieren, können wir sie als treibende Kraft heraus aus unseren unangenehmen Emotionen nutzen. Wir können uns zum Beispiel fragen: "Wie spiegeln meine aktuellen Handlungen meine wichtigsten Werte wider?", "Was kann ich gerade anders machen, um meinen Werten (besser) zu entsprechen?" Wir durchleben eine beispiellosen Zeit und es besteht kein Zweifel, dass das Coronavirus in die Geschichtsbücher eingehen wird. Wenn Sie in der Zukunft auf diese Periode Ihres Lebens zurückblicken (vielleicht erzählen Sie Ihren Kindern oder Enkeln davon), was wollen Sie dann darüber berichten können, wer Sie in dieser Zeit waren? Wie können Sie den Gedanken nutzen, um Ihre heutige Handlungsweise zu motivieren? 4. Vorangehen: Der vierte Schritt der Emotionalen Agilität ist das Vorangehen, was bedeutet, dass Sie kleine, bewusste Anpassungen an Ihrer Denkweise, Motivation und Ihren Gewohnheiten 17
  • 18. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership vornehmen, um sie mit Ihren Grundwerten in Einklang zu bringen. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, dies zu tun, aber wir sind ausgeprägt Freunde einfacher Reframing-Techniken. Sagen zu können "Ich entscheide mich dafür, ..." statt "ich muss ..." kann unsere gesamte Sichtweise verändern und wie wir Gewohnheiten entwickeln, die wiederum unsere Werten beeinflussen. Als Mentoren, Trainer und NGO-Manager müssen wir zuerst unsere eigenen emotionalen Hindernisse bewältigen und überwinden, bevor wir andere dazu befähigen können, das gleiche zu tun. Es ist ein ähnliches Konzept, wie wenn Sie in einem Flugzeug sitzen und der Flugbegleiter Sie anweist, "zuerst Ihre Sauerstoffmaske aufzusetzen", bevor Sie Kindern helfen; wenn Ihnen selbst der Sauerstoff ausgeht, können Sie anderen nicht mit ihren Masken helfen. Mit unserer eigenen emotionalen Gesundheit verhält es sich ganz ähnlich. Nehmen Sie sich also unbedingt die Zeit, die Sie für sich selbst brauchen - sie wird Ihnen erlauben, anderen tatsächlich besser zu helfen. 1.9 Andere wahrnehmen Ihre Fähigkeit, sich auf andere und deren Gefühle einzulassen. Denken Sie daran, dass COVID19 sich auf alle auswirkt, nicht nur auf Sie und Ihre Arbeit. 18
  • 19. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Sich selbst daran zu erinnern, dass Sie keine Vorstellung haben, was andere Menschen durchmachen, wird Sie erden und Sie zu einer verständnisvolleren Führungskraft machen. Werkzeuge zur Entwicklung von Bewusstsein und Mitgefühl für andere: 1. Treten Sie mit Mitgefühl auf, nicht mit Urteilskraft. Wir alle bewältigen die Krise auf unsere je eigene Art und Weise und nach unserem bestem Wissen und Gewissen. Auch wenn wir vielleicht nicht mit allen Handlungen der Menschen um uns herum einverstanden sind, ist es unerlässlich, dass wir mit Mitgefühl und Freundlichkeit auftreten. Wir können uns zum Beispiel fragen: "Was erlebt diese Person in sich selbst, das sie dazu bringt, übermäßig viel Toilettenpapier zu kaufen?" Lassen Sie Ihr Urteilsvermögen außen vor und bewegen Sie sich auf dem Weg des Verständnisses und des Einfühlungsvermögen auf andere zu. 2. Melden Sie sich bei Ihrem Team. Trotz der Tatsache, dass unsere Trainingsprogramme vielleicht nicht mehr laufen oder unsere wöchentlichen Bürobesprechungen nicht mehr stattfinden, ist es immer noch wichtig, sich regelmäßig mit unserem Netzwerk auszutauschen. Es kann sein, dass Menschen im Stillen leiden, vor allem, wenn sie sich an Fernarbeit gewöhnen müssen, Familie und Freunde unterstützen, die vielleicht krank sind oder sich erholen, und finanzielle Hindernisse zu überwinden haben. Falls Sie es noch nicht getan haben, sollten Sie sich etwas Zeit nehmen, um Ihre Mitarbeiter zu unterstützen und zu beurteilen. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie es auf die richtige Art und Weise tun; ein einfaches "Wie geht es Ihnen?" kann das Gespräch leicht in eine Negativitätslawine verwandeln. Mollie West Duffy (2020) empfiehlt diese fünf Fragen, die ein Gleichgewicht zwischen Spezifität und Sensibilität herstellen, als Ausgangspunkt: – Wie kann ich/können wir/kann unser Team jetzt am besten für Sie auftauchen? – Welche Art von Flexibilität brauchen Sie/Ihre Familie im Moment? – Was ist für Sie eine Herausforderung oder eine Überraschung bei der Arbeit von zu Hause aus? – Was haben Sie über sich selbst gelernt? – Wie investieren Sie gerade jetzt in Ihre Widerstandsfähigkeit? Wie kann ich Sie dabei unterstützen? 3. Schaffen Sie einen sicheren Raum für Emotionen bei der Arbeit. Je mehr Sie tun, um den Rahmen für Verletzlichkeit und Offenheit zu schaffen, desto mehr wird es tatsächlich helfen, bei der Arbeit wieder auf Kurs zu kommen. In ihrem Ted Talk "The Gift and Power of Emotional Courage" sagt Susan David: "Wenn Menschen erlaubt wird, ihre emotionale Wahrheit zu fühlen, blühen Engagement, Kreativität und Innovation in einer Organisation auf." Nur wenn wir uns mit unseren Emotionen auseinandersetzen und sie durcharbeiten, können wir uns schließlich wieder auf die beruflichen Aufgaben konzentrieren. Dies ist natürlich nur möglich, wenn psychologische Sicherheit vorhanden ist, die Google als wichtigsten Faktor Nummer Eins für hocherfolgreiche Teams bezeichnet. (2016). 19
  • 20. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Bei unseren Lerngruppen ist das nicht anders. Mehr denn je ist es unsere Aufgabe, als Trainer und Mentoren, psychologisch sichere Umgebungen für sie zu schaffen, in denen sie die Emotionen ausdrücken können, die sie möglicherweise überfluten. Wenn wir größeren Wert auf das Verstehen legen anstatt zu reparieren, kann das den Jugendlichen helfen, sich in diesen oft isolierenden Zeiten gehört und anerkannt zu fühlen. Den Ängsten und Unsicherheiten der Menschen zuzuhören, ohne sie zu verurteilen, ist ein langer Weg, um Vertrauen und Verständnis zu schaffen. Um den Grad der psychologischen Sicherheit in Ihrer eigenen Organisation einzuschätzen, können Sie diese Schnellbewertung hier durchführen: https://www.lizandmollie.com/psychological-safety 1.10 Beziehungsmanagement Ihre Fähigkeit, erwünschte Reaktionen bei anderen hervorzurufen. Für Trainer, Mentoren und Leiter ist es wichtiger denn je, die Zugehörigkeit innerhalb unserer Organisationen, unter unseren Mitarbeitern und mit unseren Jugendlichen zu fördern, da ja wir uns ja alle durch Veränderungen und Unsicherheiten hindurchbewegen müssen. 20
  • 21. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Was Sie tun können, um Beziehungsmanagement-Kompetenzen zu entwickeln: 1. Investieren Sie in Beziehungen. Denken Sie daran, dass es sich nicht um soziale Distanzierung handelt, sondern um physische Distanzierung. Bleiben Sie nicht beim fachlichen Gespräch - organisieren Sie virtuelle Kaffeepausen, Happy Hours und/oder soziale Treffen, um die Distanz zu überbrücken und ein größeres Gefühl der Zugehörigkeit in der neuen Fernarbeitsumgebung zu fördern. Sie können dies auch mit Ihren Lerngruppen tun, um ihre sozialen Interaktionen während der Kontaktbeschränkungen zu verbessern und ihnen eine Auszeit zu ermöglichen um sich von den aktuellen Herausforderungen abzulenken, denen sie gegenüberstehen. 2. Zeigen Sie Dankbarkeit. Dankbarkeit ist das, was ich gerne als den schnellen Mind-Hack zum Glücklichsein bezeichne. Je mehr wir unsere Dankbarkeit mit anderen teilen, selbst für die kleinen Dinge, desto mehr hebt das nicht nur ihre Stimmung, sondern auch unsere. Vergessen Sie nicht, Ihren Kollegen Wertschätzung zu zeigen für die großen und kleinen Dinge, die sie zu Ihrem Team beitragen. Erkennen Sie ihre Bemühungen in diesen schwierigen Zeiten an, und Sie werden ihre Moral und Motivation bei der Arbeit steigern. 3. Stellen Sie Bezüge zu einem übergeordneten Ziel her. Während wir üblicherweise mit unseren Vorhaben und ihrer Wirkung, die wir im Bereich der Jugendarbeit damit erzielen, stets im Einklang sind, können das Coronavirus und die damit einhergehende Verzögerung von Projekten dazu führen, dass wir den übergeordneten Zweck unserer Arbeit aus den Augen verlieren. Als Trainerinnen, Mentorinnen und Führungskräfte können wir andere dazu ermutigen, ihre Kreativität zu nutzen, um innovative Lösungen für sinnvolle Interaktionen, das Zusammenkommen und die gegenseitige Hilfe anzubieten, auch wenn es Einschränkungen gibt. In letzter Zeit sind mir zum Beispiel häufiger kleine Gesten der Freundlichkeit an die Allgemeinheit aufgefallen - Spenden an Lebensmittelverteiler oder Tafeln, lokale Freiwilligenarbeit, um Senioren bei der Beschaffung von Lebensmitteln zu unterstützen, Geschenkgutscheine für Mahlzeiten in Restaurants, wenn diese wieder öffnen, und vieles mehr. Selbst wenn Sie nicht vor Ort im Bereich Ihrer Organisation tätig sind, kann es viel bewirken, etwas zu tun, etwas zurückzugeben, und Ihre Jugend zu befähigen, das Gleiche zu tun, kann die mentale und emotionale Gesundheit aller unterstützen. Verbringen Sie einige Zeit damit, frei zu schreiben und unterschiedliche Ideen zu sammeln, um diesen Satz zu vervollständigen: "Etwas, das ich in diesem Moment der Welt geben kann, ist...." Seien Sie kreativ und denken Sie über Ihren üblichen Tätigkeitsbereich hinaus. Es gibt viele Möglichkeiten, mehr Verbundenheit und Freude in diese Welt zu bringen, wenn Sie bereit sind, es zu versuchen. 21
  • 22. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 2. Warum einen Roboter in der Erwachsenenbildung für benachteiligte Frauen einsetzen? Eine Situation der Benachteiligung oder Verwundbarkeit von Frauen kann aus vielen Gründen eintreten – Niedriges Bildungsniveau – Niedriger sozioökonomischer Status – Sprachprobleme – Opfer von Missbrauch oder Frauen, die in einem gewalttätigen Umfeld leben – Vorstrafen – Kulturelle Unterschiede – Behinderung – Geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen – andere nicht genannte Gründe Um benachteiligten Frauen zu helfen, müssen all diese Probleme angegangen werden. Wenn der Roboter benachteiligten Frauen nicht direkt helfen kann, könnte er andererseits ein nützliches Werkzeug sein, um sie zu unterstützen: Der Roboter könnte ein unmittelbares Lehrinstrument sein, so dass das Bildungs- und Sprachniveau verbessert werden kann, oder er könnte eine Unterstützung für Motivation, Stressbewältigung, Gruppenarbeit und Inklusion sein, außerdem könnte der Roboter als Medium in der Kommunikation zwischen Menschen dienen, um die Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und kulturelle Unterschiede und unterschiedliche Meinungen zu überbrücken. Bildung durch Robotik hilft den Lernenden, sich als Teil des Lernprozesses zu empfinden, wodurch sie engagiert und motiviert bleiben. Wenn Pädagoginnen positive Beziehungen und Umgebungen aufbauen, lernen die Schülerinnen außerdem besser und auf einem höheren kognitiven Niveau. Darüber hinaus können solche Lernumgebungen dazu beitragen, das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen, den Respekt zwischen den Schülern sowie den Respekt und die Identifikation mit der Gruppe zu steigern. Roboter können Pädagogen solche Werkzeuge zur Verfügung stellen und ihnen dabei helfen, diese Art von Lehrumgebung einzurichten. 2.1 Aber ich bin doch keine Technikerin! Bei Ihren ersten Versuchen in der pädagogischen Robotik fühlen Sie sich vielleicht etwas unbehaglich oder sind bang vor robotergestütztem Lehren/Lernen. Das ist völlig normal, weil Sie mit einem neuen Lehransatz konfrontiert werden und Sie diese Perspektive noch nicht kennen. 22
  • 23. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Unser Gedanke lässt sich am besten mit einem Zitat von Seymour Papert ausdrücken (aus "Teaching children thinking", in The Computer in the School: Tutor, Tool, Tutee, herausgegeben von Robert Taylor) "Die Formulierung 'Technologie und Bildung' bedeutet in der Regel, neue Anordnungen zu erfinden, um den gleichen alten Stoff in einer nur oberflächlich erneuerten Version der gleichen alten Art zu lehren." Das bedeutet, dass Sie einfach ein neues Instrument verwenden, um Ihre gewohnten Themen zu vermitteln. Ein weiterer Aspekt, der Sie bei der ersten Annäherung abschrecken kann, sind die scheinbaren Schwierigkeiten der Robotik. Wir können Ihnen versichern: Lernroboter sind explizit so konzipiert, dass sie so einfach wie möglich sind, und in der Regel sind weder Vorkenntnisse noch technisches Geschick erforderlich. Suchen Sie sich einfach ein Gerät aus - ohne Vorurteile - und fangen Sie an, damit zu experimentieren: Sie werden sicher lernen, wie man damit umgeht, und Sie werden sich viele Aktivitäten vorstellen können, die Sie mit Ihren Schülerinnen durchführen können. Denken Sie daran: Es gibt verschiedene Online- und Offline-Gemeinschaften und -Ressourcen, die Ihnen helfen und Sie inspirieren können, sowie Dutzende weiterer Lehrerinnen und Pädagoginnen, die sich mit Robotik beschäftigt haben und ihre Erfahrungen und Ideen teilen. 2.2 Pädagogischer Ansatz Wie bereits erwähnt, weicht die Bildung vermittels Robotik nicht weit von der "normalen" Didaktik ab, daher gibt es eine Fülle von pädagogischen Ansätzen, die verwendet werden können. Wir haben einige von ihnen ausgewählt, entsprechend unserer pädagogischen Erfahrung. Einer der besten Ansätze in der Bildung durch Robotik ist das Geschichtenerzählen. In diesem Fall sprechen wir natürlich von Storytelling, das durch digitale Geräte unterstützt wird. Mit Hilfe des digitalen Geschichtenerzählens können die Schüler mehrere Lernthemen in einer einzigartigen Aktivität kombinieren, wie z.B. Lese- und Schreibfähigkeiten, Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten, Kreativität und Vorstellungskraft, digitale und technische Fähigkeiten und so weiter. Robotik und digitale Software werden zu Medien, um Geschichten zu animieren und interaktiv zu gestalten. Roboter können Personen in einer Geschichte sein oder als unterstützende Schauspieler, die mit den Menschen interagieren, in die Erzählung einbezogen werden, oder sie können als Auslöser für digitale Animationen fungieren (d.h. einen Hintergrundübergang machen, wenn eine bestimmte Aktion eines Schauspielers auftritt). Einfacher gesagt, können Geschichten durch digitale Animationssoftware erzählt werden, wodurch eine Art digitales Geschichtenbuch entsteht, das rein virtuell vorliegt, und das mit physischen Robotern und Geräten interagieren kann. Ein weiterer interessanter Ansatz sind die 4 P's des kreativen Lernens. Das 4P-Prinzip des kreativen Lernens - Projekt, Leidenschaft (Passion), Teilnehmer (Peers), Spiel (Play) - wurde von der Forschungsgruppe des MIT Media Lab unter der Leitung von Mitchel Resnick entwickelt und angewandt. Es ist baut auf die Lerndidaktik in Kindergärten auf, wo Kinder ihr kreatives Denken entwickeln, indem sie alle Phasen der Realisierung eines Projekts durchlaufen. Sie entwickeln eine Idee, erstellen ein darauf basierendes Projekt, 23
  • 24. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership experimentieren mit Alternativen und arbeiten zusammen und teilen ihre Erfahrungen mit ihren Freunden. Die Idee der Forschungsgruppe ist es, diesen Prozess in jeder Phase der Ausbildung zu etablieren und jedem der 4Ps eine Bedeutung zuzuordnen. Wenn man an einem Projekt - statt an einem abstrakten Fall - arbeitet, lernt man besser und entwickelt Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem motivierenden und realistischen Kontext. Die zu lösenden Probleme werden Teil des Projekts, nehmen eine konkrete Bedeutung an und sind miteinander verknüpft. 'Peers' kann mehrere Bedeutungen haben. In Resnicks Idee hängt dieses Konzept mit der Tatsache zusammen, dass der Großteil des kreativen Lernens nicht individuell stattfindet, sondern eine soziale Aktivität ist, bei der Menschen Ideen austauschen und gemeinsam an Projekten arbeiten, sich sowohl mit Zweifeln als auch mit Lösungen auseinandersetzen und diese teilen. Wenn wir an Projekten arbeiten, die uns am Herzen liegen und denen wir uns verbunden fühlen, sind wir bereit, länger und härter zu arbeiten, bei Schwierigkeiten ausdauernd zu sein, und wir neigen dazu, es besser zu machen, als wenn wir etwas tun müssen, das uns nicht am Herzen liegt. Das Wort 'Spiel' enthält mehrere Bedeutungen, die alle einen tiefen didaktischen Wert haben. Bei all diesen Aktivitäten experimentieren wir ständig, probieren neue Dinge und Situationen aus, gehen Risiken ein und erweitern unsere Grenzen. Während all dies geschieht, lernen wir auch. Wenn wir nur über das Konzept des Spiels, verstanden als Spiel und Spaß, nachdenken, können wir erkennen, dass Lernen besser und effektiver ist, wenn es durch Aktivitäten geschieht, die es uns ermöglichen, Spaß zu haben. Roboter sind also sehr nützliche Objekte, die das Arbeiten und Spielen mit gleichaltrigen, mit Leidenschaft für das, was wir tun, und in realen Fällen und Projekten ermöglichen. Zwei weitere Methoden, die direkte Erweiterungen der 4P's sind, aber auch unabhängig davon sein können, sind: das projektbasierte Lernen und das herausforderungsbasierte Lernen. Diese Methoden berücksichtigen, dass das Lernen der Schülerinnen hauptsächlich auf eine erfahrungsbasierte Art und Weise stattfindet, während sie an einem möglichst realen und konkreten Projekt oder einer Herausforderung arbeiten, die auf ein reales und greifbares Problem antworten soll. Hierdurch werden Zusammenarbeit, Bewertung, Argumentation und kritisches Denken angeregt. Diese Ansätze zielen auf Probleme der realen Welt und die Entwicklung von Fähigkeiten, die dort nützlich sein können. PBL und CBL helfen den Lernenden, eine Vielzahl von Fähigkeiten zu entwickeln, darunter die Fähigkeit, gut mit anderen zusammenzuarbeiten, fundierte Entscheidungen zu treffen, Initiativen zu ergreifen, Probleme zu lösen und Selbstlernfähigkeiten und Lernmotivation zu entwickeln. Im Unterricht werden den Lehrern Gelegenheiten geboten, mit den Schülern zu kommunizieren und Beziehungen zu ihnen aufzubauen. Die Lehrerinnen müssen bereit sein, ihre Rolle entsprechend der modernen Unterrichtspraxis zu verändern und zu Moderatoren und Strukturen für und des Lernprozesses zu werden. 24
  • 25. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 2.3 Wie man ein Gerät in die Hand nimmt Im Bereich der Bildungsrobotik und immer, wenn Sie einen Roboter oder ein technologisches Gerät zum Lehren oder Lernen einsetzen wollen, müssen Sie daran denken, dass dieses Gerät nur ein Werkzeug ist, das Ihnen hilft, ein Ziel zu erreichen, und das ist, den Bildungs-/Lernprozess zu unterstützen. So wie Sie Stifte, Bleistifte, Papier, Bücher, Videos und so weiter verwenden, um etwas besser zu lehren oder ein Thema zu verstehen und zu studieren, können Sie Roboter zur Unterstützung des Lernens einsetzen. Wenn Sie den Roboter als pädagogisches Gerät betrachten, verstehen Sie, dass das Gerät, das Sie für die Aktivität in die Hand nehmen, keine Rolle spielt, und dass das Ziel der Aktivität nicht "Robotik lehren", sondern "Lehren durch Robotik" ist. Das wichtige Element ist der pädagogische Ansatz, für den Sie sich entscheiden. Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Roboterbausatz für diesen Zweck geeignet wäre. Sie müssen ihn in erster Linie nach Ihrem pädagogischen Ansatz und Ihrem Publikum auswählen. In diesem Abschnitt werden wir einige der Software und Hardware analysieren, die zu den Zielen dieses Kurses passen und bei der Ausbildung von benachteiligten und unerfahrenen Frauen helfen könnten. Die Ziele des Einsatzes dieser Kits sind: – Auf praktische und didaktische Weise theoretische Konzepte zu entwickeln – Frauen zu helfen, ihre technologischen, kreativen und unternehmerischen Fähigkeiten zu verbessern – Auf einfache und unterhaltsame Weise ein allgemeines Bild von den Möglichkeiten der Nutzung von Robotik und KI zur Verbesserung der Lebensqualität zu vermitteln; – das Wissen der TeilnehmerInnen in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften, logisches Denken und Lese- und Schreibfähigkeiten zu aktualisieren – Mögliche zukünftige Aktualisierungen durch andere Kurse oder die Einschulung vorschlagen; – Umreißen einiger ethischer, rechtlicher und sozialer Aspekte hinter der Robotik Wir schlagen, wann immer möglich, Open-Source-Systeme vor. Wenn es keine praktikable Open-Source-Option gibt, schlagen wir eine Closed-Source-Tool-Option vor. 25
  • 26. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 2.4 Software und Lernplattformen Scratch - https://scratch.mit.edu Beschreibung: Die Benutzeroberfläche von Scratch 3.0 (Stand: Oktober 2018). Datum: 16. Oktober 2018 Quelle: Eigene Arbeit Autor: Thenerdie Diese Datei ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz. SCRATCH ist ein Projekt der Lifelong Kindergarten Group des MIT Media Labs. Es wird völlig kostenlos zur Verfügung gestellt. Es ermöglicht dem Benutzer, digitale, interaktive Animationen, Geschichten und Spiele zu erstellen. Der Ansatz besteht darin, mit Hilfe ein visuelles System zu programmieren, indem man Anweisungsblöcke bewegt und platziert. Scratch fördert kreatives und logisch-systemisches Denken und lädt darüber hinaus die Benutzer zur Zusammenarbeit und zum Austausch von Meinungen, Ideen und Kreationen ein. SCRATCH selbst oder andere davon abgeleitete Software kann auch zum Programmieren einer breiten Palette von Lernrobotern verwendet werden. Auf der Webseite https://scratch.mit.edu/explore/projects/all finden Sie eine Sammlung öffentlicher Projekte, die von anderen Scratch-Benutzern erstellt und geteilt wurden und die Sie nutzen können, um die Welt des Programmierens in SCRATCH zu erkunden, um zu lernen, wie man programmiert, und um sich inspirieren zu lassen. Sie können sich jedes Projekt ansehen, damit spielen, sich ansehen, "was drin ist", den Code verstehen, und Sie können jedes Projekt "remixen", indem Sie von einem veröffentlichten Projekt ausgehen und daraus Ihre eigene Kreation erstellen. Außerdem gibt es auf der Webseite https://scratch.mit.edu/ideas eine Liste von Unterrichtsideen, Unterrichtskarten/-plänen, Anleitungen, Startprojekten und offiziellen Tutorials. Googles Blockly Games - https://blockly.games/ Google's Blockly Games sind eine Reihe von Lernspielen, die das Programmieren lehren. Sie basieren auf der Blockly-Bibliothek. Der gesamte Code ist frei und Open-Source. Diese 26
  • 27. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Software wurde entwickelt, um Menschen ohne vorherige Erfahrung im Programmieren zu unterrichten. Sie führt die Teilnehmer durch eine Reihe von Spielen und Herausforderungen, die ihnen helfen, die Grundlagen des Programmierens zu verstehen, angefangen vom Kodieren in einer visuellen Umgebung bis hin zum Erstellen von textuellen Programmen in Javascript. Diese Software ist explizit auf Kinder ausgerichtet, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht auch in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden könnte, da sie aufgrund der Struktur, die auf Herausforderungen basiert, sehr ansprechend ist. Weitere Informationen finden Sie unter https://github.com/google/blockly-games/wiki, und Informationen für Pädagogen sind auch unter https://blockly.games/about?lang=en verfügbar. SNAP! - https://snap.berkeley.edu/ SNAP! ist eine grafische Programmierumgebung, die von SCRATCH inspiriert ist - aber auf einer anderen Architektur basiert -. Sie ermöglicht die Erstellung von Spielen und Animationen, einfach durch Codierung mit Anweisungsblöcken. Diese Fähigkeiten sind ähnlich wie die von Scratch. Und obschon es eine weniger ästhetisch ansprechende grafische Oberfläche hat, kann es komplexere Aufgaben erfüllen. Snap! ist Open-Source. Das offizielle Handbuch finden Sie unter https://snap.berkeley.edu/snap/help/SnapManual.pdf Beispielprojekte finden Sie unter https://snap.berkeley.edu/examples Projekte, die von anderen Benutzern veröffentlicht wurden, finden Sie auf der Homepage der Software. Makey Makey - https://makeymakey.com/ Beschreibung: Eine Makey Makey Platine Datum: 21. Juni 2015, 13:03:40 Quelle: Eigene Arbeit Autor(in): Padaguan 27
  • 28. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Diese Datei ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz. Makey Makey ist ein Board, das jedes leitfähige Material in einen Controller für PCs verwandeln kann, da es das Schließen eines Kontakts - durch ein leitfähiges Material - in ein Tastendrucksignal umwandelt. Es kann verwendet werden, um die Welt der Codierung zu erforschen und ihr ein Gegenstück in der physikalischen Welt zu geben. Es ermöglicht die Erkundung von Leitfähigkeit, Isolierung und den Grundlagen der Elektronik. Außerdem stimuliert es kooperatives und kreatives Lernen. Ressourcen und Informationen sind auf der offiziellen Website zu finden. 2.5 Beispielaktivität: Verwendung der Sensoren des Computers Snap4Arduino - http://snap4arduino.rocks/ Snap4Arduino ist eine Modifikation von Snap! Es erbt die gesamte Struktur der 28 BEISPIELAKTIVITÄT: Verwendung der Sensoren des Computers Titel Sensoren im Computer: digitale, sensorgesteuerte Spiele Zielgruppen Dieses Szenario kann an jeden Bildungsbedarf angepasst werden Dauer Mindestens 4 Stunden Erwartete Ergebnisse -Grundlagen der Kodierung und Programmierung -was ein Sensor ist -Entwurf -Zusammenarbeit Methodiken PBL Lernumgebung IT-Labor Werkzeuge/Ressourcen -Computer -visuelle Programmiersoftware (wie Scratch, mBlock, Snap!...) -Projektor -Audioanlage Beschreibung der Aktivität Schüler -Analyse mehrerer einfacher Spiele Rückmeldung Demo zeigen -wie man einen Computer dazu bringt, mit der Umgebung zu interagieren -Entwerfen und Gestalten ihres eigenes Spiel, wobei sie in Gruppen arbeiten -Steuerung der Hauptfigur mit einem PC-Sensor (z. B. Mikrofon/ Lautstärke oder Webcam). Stattdessen kann auch ein Board wie Makey Makey verwendet werden.
  • 29. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership visuellen Codierung und die Möglichkeit, Spiele und Animationen zu erstellen, mit der zusätzlichen Möglichkeit, ein physisches Arduino-Board zu programmieren. Es bietet auch die Möglichkeit, den Code für den Arduino von der grafischen Sprache in eine textuelle Sprache zu konvertieren. Mit dieser Art von Software können Benutzer Spiele und Animationen erstellen, die mit greifbaren Geräten in der physischen Welt interagieren können und nicht auf eine virtuelle Umgebung beschränkt sind. Weitere Informationen, Beispiele und Demos finden Sie auf deren Website. Arduino - https://arduino.cc Ein Arduino Leonardo Bild von pixabay.com, Autor Multiplexer, Public Domain Bild. Arduino ist sowohl ein Open-Source programmierbares Hardware-Board als auch eine integrierte Entwicklungsumgebung, um das Board selbst zu programmieren. Es gibt verschiedene Arten von Arduino-Boards, die aber alle über die Input/Output-Pins programmiert werden können, über die das Board mit mehreren - praktisch unendlich vielen - Sensoren und Aktoren verbunden werden kann. Aus diesem Grund haben die Arduino- Boards keinen eindeutigen Verwendungszweck, und sie werden häufig in den Bereichen Bildung, Robotik, Automatisierung und Domotik (Haushaltsautomatisierung) für eine Vielzahl von verschiedenen Dingen eingesetzt. Die Arduino-Boards können in einer Bildungsumgebung eingesetzt werden, da sie recht einfach zu bedienen sind, die offizielle Programmiersprache einen ersten Zugang zu Textsprachen bieten kann und sowohl Software als auch Hardware bekannt sind und von einer breiten und aktiven Gemeinschaft unterstützt werden. Außerdem kann Arduino den Benutzern helfen, die Grundlagen der Elektronik und Elektrizität leicht zu erlernen und zu verstehen. Darüber hinaus kann Arduino mit inoffiziellen Sprachen programmiert werden, die einfacher sind als die Textsprachen, wie Snap4Arduino, Open Roberta Lab und andere. Viele Aktivitäten, Beispiele, Tutorials, Vorschläge und mehr finden Sie in den Bereichen Ressourcen, Community und Hilfe auf der Website. 29
  • 30. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Makeblock - https://makeblock.com Makeblock ist eine Firma, die sich mit pädagogischer Robotik beschäftigt. Sie hat verschiedene interessante Roboter und Software entwickelt. Auf ihrer Seite http://learn.makeblock.com/ können Sie die Open-Source-Projekte finden, die verschiedene bewegliche Roboter, 3D-Drucker, Plotter und Lasergravurmaschinen beinhalten. Die Roboter - wie der berühmte mBot - können sowohl durch Textsprachen als auch durch die von Scratch inspirierte visuelle Sprache (mBlock) programmiert werden. Mit diesen Produkten können Benutzer mit den Grundlagen der Codierung und Robotik experimentieren. Open Roberta Lab - https://lab.open-roberta.org/ Open Roberta Lab ist eine quelloffene, cloudbasierte Programmierumgebung, die von Scratch und anderen ähnlichen Systemen inspiriert ist. Entwickelt im Rahmen der deutschen Bildungsinitiative "Roberta - Lernen mit Robotern", die vom Fraunhofer IAIS initiiert wurde, ermöglicht die Software das Programmieren verschiedener Roboterarten sowie die Simulation eines virtuellen Roboters mit Rädern in einer visuellen Sprache namens NEPO®. Auf deren Website https://jira.iais.fraunhofer.de/wiki/display/ORInfo finden Sie die offizielle Dokumentation für Open Roberta Lab, hier finden Sie FAQs, Anleitungen, Tutorials und Lektionen. Außerdem existiert eine Google-Community-Gruppe unter: https://groups.google.com/forum/?hl=de#!forum/open-roberta Thymio - http://www.thymio.org/ Thymio ist ein gebrauchsfertiger, aber in seinem Aussehen leicht modifizierbarer Open- Source-Roboter, der so entwickelt wurde, dass er einfach programmiert und personalisiert werden kann. Außerdem kann er in verschiedenen Sprachen programmiert werden: von der extrem einfachen visuellen VPL - die eine Reaktion mit einem Ereignis verbindet - über Aseba, eine textuelle Programmiersprache, bis hin zu den bereits bekannten Scratch und Blockly. Außerdem ist ein Simulator des Roboters, um eine virtuelle Version auszuprobieren, kostenlos verfügbar. Weitere Informationen, Beispiele und Lektionen finden Sie auf ihrer offiziellen Website. 30
  • 31. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 2.6 Beispielaktivität: Roboter simulieren 31 BEISPIELAKTIVITÄT: Roboter simulieren Titel Geometrische Formen mit simulierten Robotern Zielgruppen Dieses Szenario kann an jeden Bildungsbedarf angepasst werden Dauer Mindestens 2 Stunden Erwartete Ergebnisse -Grundlagen des Codierens und Programmierens -Geometrische Formen -Grundlagen der Robotik -Zusammenarbeit Methoden Problemlösung Lernumgebung IT-Labor Werkzeuge/Ressourcen -Computer -Projektor Beschreibung der Aktivität Schüler Rückmeldung -Robotersimulationssoftware (wie Open Roberta Lab, Thymio suite, ...). Stattdessen können auch echte Roboter verwendet werden. -Beobachten einfacher geometrischer Formen (ausgehend von Quadraten und Rechtecken), Messen und Nachdenken über das Konzept von Winkel, Außen- und Innenwinkel, Kante, Fläche, Umfang -Programmieren des simulierten Roboter so, dass er sich entlang eines vorgegebenen geometrischen Umkreises bewegen kann -Versuchen Sie, einen Zusammenhang zwischen den physikalischen Parametern des Roboters (z. B. Abmessungen und Position der Räder, Anzahl der Umdrehungen des Rades...) und den zurückgelegten Strecken und Winkeln herzustellen Gruppendiskussion
  • 32. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership SketchUp - https://sketchup.com Sketchup ist eine Software (leider nicht Open-Source, aber mit einer kostenlosen Online- Version), die von Trimble entwickelt wurde. Sie hat nicht unbedingt etwas mit Robotern und Bildungsrobotik zu tun, aber sie kann in einer digital unterstützten Lernumgebung verwendet werden. Die Software ermöglicht die Erstellung, Modellierung und Verwaltung von 3D- Objekten und -Formen. Sie ermöglicht es den Anwendern, ihre kreativen Fähigkeiten, aber auch ihr logisches Denken und technisches Know-how zu verbessern. Sie wird häufig indirekt im Bereich der Robotik für die Erstellung von 3D-Modellen verwendet, die gedruckt werden sollen, und kann für den Zusammenbau eines Roboters oder eines Roboterteils verwendet werden. Obwohl SketchUp nicht quelloffen ist, wird es aufgrund seiner extrem guten Verhältnisses von leichter Handhabung und Leistungsfähigkeit empfohlen. 32 BEISPIELAKTIVITÄT: Roboter simulieren Titel Dog-follow mit simulierten Robotern Zielgruppen Dieses Szenario kann an jeden Bildungsbedarf angepasst werden Dauer Mindestens 2 Stunden Erwartete Ergebnisse -Codierung und Programmierung -Bedingte Strukturen -Robotik -Sensoren -Zusammenarbeit Methodiken PBL Lernumgebung IT-Labor Werkzeuge/Ressourcen -Computer -Projektor Beschreibung der Aktivität Schüler -Dazu müssen sie lernen, wie man einen Abstandssensor verwendet -und einen Ansatz definieren, um das Ziel zu erreichen Rückmeldung -Robotersimulationssoftware (wie Open Roberta Lab, Thymio suite, ...). Stattdessen können auch echte Roboter verwendet werden. -müssen einen Roboter programmieren, der einen konstanten und vorgegebenen Abstand zu einem Hindernis einhält -die einfachste Lösung ist, mit bedingten Strukturen zu programmieren und einen Schwellenwert zu setzen -> aber das System ist instabil -(optional) eine bessere Lösung ist das Einrichten eines Proportionalreglers (dafür werden mindestens 2 Stunden mehr benötigt) Gruppendiskussion
  • 33. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Tipps und Tutorials auf dem offiziellen YouTube-Kanal https://www.youtube.com/user/SketchUpVideo Autodesk® Tinkercad® - https://www.tinkercad.com/ ein 3D No Gender Gap Schlüsselanhänger, hergestellt mit Tinkercad Tinkercad von Autodesk ist eine nichtquelloffene, aber kostenlose Sammlung von Werkzeugen, die für Menschen entwickelt wurde, die entwerfen, lehren und lernen wollen. Sie bietet zwei Hauptoptionen: 3D-Modellierung und elektronische Schaltungen. Im Bereich "3D-Modellierung" können Benutzer ihre eigenen 3D-Modelle auf extrem einfache, aber leistungsstarke Weise erstellen. Darüber hinaus gibt es die Option "model by coding", mit der 3D-Formen mit Hilfe einer visuellen Programmierumgebung erstellt werden können. Mit dieser Option kann der Benutzer sowohl die Grundlagen des Codierens als auch des 3D-Modellierens ausprobieren. Im Modus "Schaltungen" können Benutzer verschiedene Arten von elektronischen Komponenten wie Widerstände, LEDs, Kondensatoren, Induktoren, Batterien und häufig verwendete integrierte Schaltungen (einschließlich des programmierbaren Arduino-Boards) simulieren. In Tinkercad können die Arduino-Boards simuliert werden, um einfache Projekte zu erstellen und mit Codierung und Elektronik zu experimentieren, ohne etwas zu kaufen. Der simulierte Arduino kann über seine Original- Programmiersprache und auch mit einer visuellen Blocksprache, inspiriert von Scratch, programmiert werden. Tutorials, Lektionen und Projekte finden Sie unter https://www.tinkercad.com/learn/designs . Eine Alternative zu Thinkercad, jedoch ohne dessen 3D-Modellierungsfunktionen, könnte S u g a r C A D s e i n ( http://3d.indire.it/sugarcad/index.php?act=login&lang=en ) . 33
  • 34. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 2.7 Beispielaktivität: 3D-Modellierung Instructables - https://www.instructables.com/ Instructables von Autodesk ist weder ein Roboter noch eine Programmiersoftware. Dennoch ist es ein interessantes Objekt für alle, die etwas erschaffen und lernen wollen. Es handelt sich um eine Sammlung von Anleitungen und Tutorials - die mit verschiedenen Lizenztypen veröffentlicht werden - die sich an Bastler, Heimwerker und Maker richten. Auf dieser Plattform können Sie Anleitungen zu verschiedenen Themen finden, nicht nur zu Programmierung und Robotik. 34 BEISPIELAKTIVITÄT: 3D-Modellierung Titel Denkmäler, Städte und Museen Zielgruppen Dieses Szenario kann an jeden Bildungsbedarf angepasst werden Dauer 3 Unterrichtsstunden, 1 bis 2 Stunden Erwartete Ergebnisse -3D-Modellierung -3D-Drucken -Kunst -Design-Fähigkeiten -Zusammenarbeit Methodiken PBL Lernumgebung IT-Labor Werkzeuge/Ressourcen -Computer -3D-Drucker -Projektor Beschreibung der Aktivität Schüler -Erstellen des 3D-Modells der Skulptur -Suchen Sie nach Fehlern und iterieren Sie, bis das Modell druckbar ist -Drucken des Modells -Analyse des gedruckten Modells und ggf. Behebung von Fehlern Rückmeldung Präsentation -3D-Zeichenprogramm (z. B. Autodesk Tinkercad, SugarCAD, SketchUp, …) -Analyse von 3D-Kulturerbe: Statuen und Denkmäler, Brücken, Gebäude, … -Entwürfe und Skizzen, in Gruppenarbeit, ihrer persönlichen 3D- Skulptur -Erstellen einer Präsentation, so dass ihre Artefakte geteilt werden können. Eine Herausforderung und ein interessantes Element ist es, eine Präsentation zu erstellen, die für blinde Menschen geeignet ist.
  • 35. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Referenzen Worte und Reden von Mitchel Resnik Zu Seymour Papert https://www.youtube.com/watch?v=ZoczAscGYeQ "Give P's a chance: Projects, Peers, Passion, Play" Constructionism and Creativity conference, opening keynote. Wien. https://web.media.mit.edu/~mres/papers/constructionism-2014.pdf "Projekte, Leidenschaft, Peers und Spiel" http://web.media.mit.edu/~mres/papers/Creating-Creators-final.pdf "Come i bambini - Immagina, crea, gioca e condividi - Coltivare la creatività con il Lifelong Kindergarten del MIT" - Mitchel Resnick - Edizioni Centro Studi Erickson RoboESL Erasmus+ (2015-1-IT02-KA201-015141) IO's http://roboesl.eu/ Challenge Based Learning - Ein Leitfaden für den Unterricht https://images.apple.com/education/docs/CBL_Classroom_Guide_Jan_2011.pdf "Human centered robotic design" - E. Micheli, N. Casiddu - Ed Alinea 35
  • 36. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership 3. Die Ära technologischer Erneuerung im portugiesischen Bildungssystem 3.1 Überblick Um die Entwicklung des portugiesischen Bildungssystems zu verstehen und wie Technologie und Robotik heute darin eingesetzt werden, müssen wir einen Überblick über das Vorher und Nachher geben. Werfen wir also einen Blick darauf. Viele der Werte, die die Schulen vermittelten, gründeten auf Ordnung, Respekt und Disziplin, und die Erziehung war stets stark von der Religion beeinflusst, da es die Kirche war, die sowohl die Schule als auch den Lehrplan kontrollierte. Im Rahmen einer Einleitung werden wir die jeweiligen Ziele der vier wichtigen Perioden in der Geschichte und Entwicklung des portugiesischen Bildungssystems erklären, wie z. B.: Bildung im Mittelalter, Bildung während des "Estado Novo" (Neuer Staat) und schließlich unseren heutigen Bildungsaufbau. Während der mittelalterlichen Periode waren die Hauptziele die Weitergabe von erworbenen Techniken, religiöse Ausbildung, lateinisches Lesen und Schreiben. Wichtig war auch die Entwicklung von Fähigkeiten wie Sprechen, Reflektieren, Denken, Debattieren und Schlussfolgern. Im weiteren Verlauf des Mittelalters basierte der Lehrplan dann auf Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Geometrie, Arithmetik, Logik, Musik, Astronomie und das Erlernen der lateinischen Sprache war noch immer präsent. Zu dieser Zeit standen der Bevölkerung verschiedene Schultypen zur Verfügung, wie Pfarr-, Kloster-, Pfalzschulen und mittelalterliche Universitäten. Zu dieser Zeit stammten die meisten Studenten des Mittelalters aus adligen Kreisen. Bürgerliche hatten nicht genug Mittel, um Zugang zu erlangen und verblieben in die Landwirtschaft. Weiter ging es in die Zeit des "Estado Novo" oder "Neuen Staates", in der die Diktatur den portugiesischen Staat mit António de Oliveira Salazar als Diktator beherrschte. Das ganze Land stand unter der Kontrolle dieses Regimes, und die Schulen waren ein wichtiges Instrument dafür: Sie regierten und unterrichteten mit dem Ziel, Ordnung, Respekt und Disziplin einzuflößen. Die Schüler wurden gezwungen, Uniformen zu tragen und die Lehrer wendeten oft schwere körperliche Züchtigungen an. Die Fächer dieser Zeit waren Mathematik, Geschichte, portugiesische Sprache, Geographie, Wissenschaft und Religion sowie Moral. Die Lehrbücher der Grundschule blieben jahrzehntelang unverändert. Damals mussten die Schüler das Einmaleins, die Namen aller Flüsse, Berge und Eisenbahnen in Portugal und aller portugiesischen Kolonien mehr oder weniger auswendig lernen. Es ist erwähnenswert, dass junge Frauen in der Regel nicht zur Schule gingen, da ihre Eltern keinen Wert auf ihr Lernen legten und es vorzogen, sie in die häusliche Arbeit und die Haushaltsführung einzubinden. Die Schulstunden in der Provinz waren nach Schichten eingeteilt, der Vormittag war für Mädchen und der Nachmittag für Jungen vorgesehen. Da sie sich nicht vermischen durften, 36
  • 37. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership besuchten Jungen und Mädchen unterschiedliche Schulen; gemischte Klassen gab es zu dieser Zeit nicht. Die Schulzeiten in den Städten waren von 9:00 bis 17:00 Uhr und die einzige Pause war zur Mittagszeit. 3.2 Die jüngere Geschichte Wenn wir uns den heutigen Schulen zuwenden, so haben wir das Modell der inklusiven Schule übernommen, das zwei allgemeine Aufgaben hat, nämlich: 1. - Alle Schüler aufzunehmen / zu akzeptieren, ohne Ausnahme 2. - Antworten und Lösungen für alle bereitzustellen, um erfolgreich sein zu können und so Schulversagen und Schulabbruch zu vermeiden Die wichtigsten Änderungen auf Schulebene waren die Schaffung von Schulclustern und Megaclustern im Jahr 2010, die offizielle Einführung von Computern im Jahr 2008 mit dem "Magalhães"-Programm und die Umgestaltung alter Schulen sowie die Schaffung neuer Schulen, die angemessen ausgestattet und auf die neue technologische Ära vorbereitet sind, in die das Land im Begriff war einzutreten. 3.3 Das Magalhães-Programm als Best Practice In Bezug auf die digitale Transformation können wir mitteilen, dass die Schulen als ganzes im Jahr 2008 mit dem "Magalhães"-Programm, das für das akademische Jahr 2008/2009 gestartet wurde, wirklich in das digitale Zeitalter eingetreten sind. Das "Magalhães"- Programm wurde in das Programm "e.escolinhas" eingefügt, das zum Ziel hat, Technologie in alle Grundschulen einzuführen. Das "e.escolinhas"-Programm kam mit der Technologie und ihren Bildungsplattformen in die Schulen, und das "Magalhães"-Programm hielt mit Computern als einem grundlegenden Bildungswerkzeug Einzug, dessen Beherrschung vermittelt werden sollte. Die "Magalhães"-Computer waren für bedürftige und einkommensschwache Familien kostenlos, für den Rest der Bevölkerung, auf den diese Beschreibung nicht zutraf, entstanden Kosten bis zu 50 €. Dies ermöglichte es jedem Kind im 1. Zyklus, einen Computer zu Hause zu haben, so dass alle Schüler der Grundstufe mit Computerressourcen ausgestattet waren. Auf diese Weise wurde die gesamte Generation computerkundig gemacht. Der "Magalhães"-Computer war ein stromlinienförmiges Modell mit einem Design in blauen und weißen Farben, zu Ehren der maritimen Eroberungen, der "Magalhães", nach denen er benannt wurde. Er wurde komplett in Matosinhos, Portugal, hergestellt, mit dem Ziel, eine Produktionslinie einzurichten, die es Portugal ermöglichen würde, ein Computer-/Technologie-Exportland zu werden. Dies war das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen dem Konsortium JP Sá Couto/Prológica und dem Weltmarktführer für Prozessoren - Intel. "Magalhães" basierte auf dem Classmate PC 2 des nordamerikanischen Halbleiterriesen und wurde, wie bereits erwähnt, den Kindern des ersten Zyklus des portugiesischen Schulwesens zur Verfügung gestellt. Neben Intel gab es noch weitere Partner, nämlich Microsoft und Samsung. Die Produktionskosten von "Magalhães" beliefen sich auf 180 Euro, aber Eltern und Erziehungsberechtigte mussten 37
  • 38. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership diesen Betrag nicht ausgeben, da Subventionen es bei beim durchschnittlichen Anschaffungspreis von 0€- 50€, je nach Haushaltsstatus und Einkommen, beließen. Bilder 1 und 2: Magalhães Computer Aber nicht nur die Grundschulbildung wurde abgedeckt, sondern die Regierung rief das Programm "e-schools" ins Leben, um auch die anderen Bildungsstufen abzudecken. Das hatte zur Folge, dass Laptops produziert wurden, die ebenfalls für einen geringen Betrag an Schüler ausgegeben werden konnten. Um dies zu ermöglichen, wurde eine Partnerschaft mit OPTIMUS; TMN und VODAFONE angestrebt, wobei letztere dabei hat helfen können sollen, Internetzugang für alle zu gewährleisten. Durch diese Maßnahmen und Programme hielt das technologische Zeitalter also wirklichen Einzug in das portugiesische Schulsystem. Jeder Schüler konnte nun auf einen Computer zählen, der es ihm ermöglichte, zu arbeiten, zu lernen und alle für seine Lernentwicklung notwendigen Inhalte zu erforschen. Diese Computer wurden anfangs zwei- bis dreimal pro Woche im Klassenzimmer eingesetzt, was sie zu einer Quelle der Motivation für die Schüler machte. Der "Magalhães" war ein Computer für die Grundbildung und wurde an die Bedürfnisse von Kindern angepasst, so dass der Computer kleiner und zugänglicher war als ein reguläres Modell. 3.4 Das E-escolinha- Programm Diese Initiativen basierten auf den Programmen "e-escolinha" und "e-escola", die darauf abzielten, die Schule an das 21. Jahrhundert anzuschließen. Heute bieten diese Programme allen Schülern Zugang zu einer Lernplattform, auf der sie Zugang zu Video-Ressourcen, Übungen und sogar Lernspielen haben, um die Inhalte, die sie lernen sollen, besser verstehen zu können. Zusätzlich zu diesen Initiativen beschloss Portugal, in die Infrastruktur des Schulsystems zu investieren, indem alle Schulen des Landes saniert und mit voll ausgestatteten und an das technologische Zeitalter angepassten Räumen versehen wurden. Alle Schulen des Landes verfügen nun über einen Internetzugang und Räume, die mit interaktiven Whiteboards ausgestattet sind, zusätzlich zu Stift, Computer, Projektions- und Soundsystem. Außerdem 38
  • 39. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership wurden die Schulen mit verschiedenen Hörsälen ausgestattet, die als Mediatheken genutzt werden können. Diese Erneuerungen finden bis heute statt und fußen auf Partnerschaft mit den lokalen Behörden, um allen Schülern bessere Bedingungen bieten zu können und sichere Orte zu fördern, die das Lernen begünstigen. Durch diese Maßnahmen erscheint es möglich, allen pädagogischen Projekten gerecht zu werden. 3.5 Vom Papier zum Computer So haben die portugiesischen Schulen aufgehört, sich auf die traditionelle Papier/Stift/Schiefertafel-Methode zu fokussieren und verwenden nun häufig Computer und vor allem das interaktive Whiteboard, das Zugang zu verschiedenen Lehrplattformen wie Scratch, Geogebra und anderen bietet. Die Pädagogik, die von den Lehrern verwendet wird, ändert sich. Wenn sie in der Vergangenheit nur auf der Methode der Wissensvermittlung durch das Handbuch basierte, haben sie jetzt alle notwendigen Mittel, um den Unterricht so interaktiv wie möglich zu gestalten. 3.6 Das Lehrerinnenprofil in Portugal Das Profil des Lehrers hat sich also in den letzten 40 Jahren stark verändert, was zu einem großen Teil auf den Wandel des Lernprozesses selbst zurückzuführen ist, der die Rollen des Lehrers und des Schülers veränderte, so dass wir auf dieser Grundlage ein paar Jahre zurückgehen, um die Entwicklung des Lehrers zu verstehen und wann die Technologie ihn veränderte: – 1970: Der Lehrer war ein "Inhaltsschreiber", erklärt die Pädagogin Veronica Branco, "Der Lehrer dieser Zeit kannte viele Inhalte, die er auswendig lernte und weitergab"; – 1980: Ein Jahrzehnt, das von den ersten Technologien im Bildungsbereich geprägt war, die eine Neuheit und eine Herausforderung für die traditionelle Schulumgebung darstellten. "Hier beschäftigte sich der Professor mit der Vermittlung durch Technologie, mit Bildern, mit den neuen verfügbaren Ressourcen", zitiert Veronica Branco; – 1990: Mehr Technologie hält Einzug in den Schulalltag. "Es war eine Zeit, in der der Lehrer begann, vielfältige Möglichkeiten der Technologie zu haben, aber er hatte Schwierigkeiten, sie sich richtig anzueignen", zitiert Veronica Branco; – 2000: Das 21. Jahrhundert verlangt von der Lehreinr vielfältige Fähigkeiten und Interaktionen; die Lehrerin befindet sich inmitten traditioneller Praktiken und es besteht die Notwendigkeit, diese an das technologische Zeitalter anzupassen. Die Lehrerin musste neu lernen, sich anpassen und neue Methoden schaffen, die den neuen Technologien im Klassenzimmer entsprechen und das Interesse der Schüler/innen wecken, die diese Technologien schließlich besser beherrschen als jeder andere, da sie mit diesen bereits als Teil des Mainstreams geboren wurden. Die Lehrerinnen nehmen also eine wichtige Rolle ein, da sie ständig nach neuen Technologien suchen müssen, die den Interessen der Schülerinnen entsprechen und das Lernen anregen. Es ist notwendig, dass ie 39
  • 40. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership L e h r e r i n w e i ß , w i e m a n l e h r t , d a m i t d i e S c h ü l e r i n l e r n e n k a n n . 3.7 Einbindung von MINT Diese neuen portugiesischen Schulen sind zunehmend bestrebt, MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) in den Vordergrund ihrer Praktiken zu stellen. Die ursprüngliche Idee war es, Wissen aus diesen vier Bereichen zu kombinieren, um etwas zu konstruieren, das die gestellte Aufgabe löst. Es funktioniert in Form von kreativen Workshops, so dass die Schüler, die sich in Gruppen zusammenfinden, Lösungen für Herausforderungen auf praktische Art und Weise erarbeiten und präsentieren können. Auf diese Weise lernen die Schüler/innen Robotik, Programmieren und wenden ihr gesamtes Wissen über Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften auf spielerische und pädagogische Art und Weise an. Auf der Grundlage von MINT werden an portugiesischen Schulen Robotik- und Programmierclubs gegründet, die von der Abteilung für allgemeine Bildung genehmigt und unterstützt werden. Diese Clubs sind eine neuere Entwicklung, die auf nationaler und internationaler Ebene wetteifern. Die Gründung dieser Robotik-Clubs fördert den Zusammenhalt unter den Schülern sowie den Austausch und die Aneignung von Wissen und fördert den Geist des Wettbewerbs und der Teamarbeit. Die Existenz dieser Clubs ist recht neu; in den letzten zehn Jahren gab es keine Lehrkräfte oder Schulen, die zur Vermittlung dieses Wissens in praktischer Form an Schüler/innen in der Lage gewesen wären. Die Neuqualifizierung der Schulen, die Tatsache, dass alle Schüler/innen Zugang zu einem Computer haben, fördert den Unterricht in diesen Bereichen, die von den Schüler/innen oft wenig geschätzt werden. Sie haben nun Zugang zu allen Materialien, wie z.B. gut vorbereitete und ausgestattete Räume. Die portugiesischen Schulen setzen nun auch auf den Unterricht in der Programmierung mobiler Anwendungen, 3D- Design und Druck, wobei sie verstärkt auf Projektlernmethoden mit der Entwicklung von Autonomie, der Stärkung des Selbstvertrauens, multidisziplinärem Lernen und dem Einsatz verschiedener Technologien setzen. Im Bereich der formalen Erwachsenenbildung hat die portugiesische Regierung Anreizprogramme geschaffen, um das Bildungsniveau der gesamten portugiesischen Bevölkerung zu erhöhen, und so das Programm "Neue Chancen" ins Leben gerufen. Dieses Programm sollte es Sekundarschülern ermöglichen, einen Beruf zu erlernen, der dem 12. Schuljahr entspricht, mit dem Ziel, die Zahl der Schüler/innen zu verringern, die nach dem 9. Schuljahr die Schule abbrechen, und denjenigen, die nicht die Möglichkeit hatten zu studieren, hauptsächlich Erwachsenen, die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten durch einen Schulabschluss anerkannt und validiert zu sehen, der zuvor erworben und nach bestimmten Kriterien für die Zertifizierung festgelegt wurde. Dieses Programm hat die unverminderte Gültigkeit und Anerkennung wie jeder andere Lehrprozess und ist als solcher vom portugiesischen Staat anerkannt. "Neue Chancen" war und ist eine Ausbildungsinitiative für Erwachsene, die darauf abzielt, eine Million Menschen zu erreichen, die auf diese Weise nun in die Lage versetzt sind, das 9. oder 12. Schuljahr zu vollenden und dies mit einem Abschluss dokumentieren können. 40
  • 41. No Gender Gap - Methodenleitfaden Erasmus+ KA2 Strategic Partnership Auch hier schuf der portugiesische Staat Unterstützung, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmer des Programms "Neue Chancen" gegen einen geringen Kostenaufwand Zugang zu Computern und dem Internet hatten. Diese Unterstützung kam, wieder einmal, durch die Partnerschaft der drei Betreiber. Ausgehend von diesen Programmen (e-escola", e- escolinha" und "Neue Chancen") begann der portugiesische Staat die Schulen zu reformieren und allen Schülern die Möglichkeit zu geben, einen Computer zu besitzen und sich an das technologische Zeitalter anzuschließen, in dem sich jetzt die Welt befand und befindet. Die Umsetzung dieser Programme macht sehr deutlich den Beginn der jüngsten Umgestaltung des Unterrichtswesens wahrnehmbar. Die Schulen waren ebenfalls das Ziel von Veränderungen, da sie nun mit allen notwendigen Technologien für die kognitive Entwicklung der Schüler ausgestattet waren und Robotik, Informationstechnologie, Ingenieurwesen und Mathematik förderten. Diese Veränderungen des Panoramas brachten jedoch auch Veränderungen in der Pädagogik mit sich. Wenn Bildung früher auf Kopieren und Ausschmücken basierte, geht es jetzt vor allem darum, das gesamte Material, das gelehrt wird, als solches zu verstehen und zu lernen. Pädagogen geben auch zu, dass der Einsatz von Technologie im Klassenzimmer positive Eigenschaften hat, nämlich a) das Wecken von Neugier; b) die Steigerung der Kreativität, besonders in Fällen, in denen sie zur Unterstützung des Lernens von Kindern mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen eingesetzt wird; c) ein leistungsfähiges Werkzeug als Lernhilfe, wie z.B. der Einsatz von Lernsoftware; d) höhere Produktivität im Verhältnis zum Zeitaufwand für das Lernen selbst; e) die Notwendigkeit der ständigen Weiterbildung, um die technologische Entwicklung zu begleiten. Wenn wir von den Zeiten und den Herausforderungen sprechen, mit denen wir heute konfrontiert sind, und diese näher betrachten, wäre es sehr wichtig, die Covid-19-Pandemie zu erwähnen, die die ganze Welt betrifft und den Alltag, die Art und Weise, wie man handelt, arbeitet und vor allem wie man lernt, verändert hat. Wenn es früher die Norm war, dass die Schüler zum Unterricht in die Schule gingen, ist es jetzt die Ausnahme. In Portugal wurde der Unterricht bis September ausgesetzt, und die Schüler müssen sich mit Online-Kursen behelfen. Das bedeutet, dass jeder Schüler als Mindestanforderung Zugang zu einem Computer und zum Internet haben muss, um am Unterricht teilnehmen zu können, der jetzt über Onlinevideokontakte stattfindet, wo die Hausaufgaben abgegeben und die Bewertungstests in digitaler Form durchgeführt werden. Es ist also unerlässlich, dass alle portugiesischen Familien Zugang zu diesen Dingen haben, um das Schuljahr zu erfüllen. Es ist erwähnenswert, dass, um die Schülern weiter dabei zu unterstützen, nicht zurückzubleiben, Portugiesischunterricht auch über das Fernsehen unterrichtet wird, in einem Programm, das "telescola" genannt wird. Dieses Programm findet auf einem kostenlosen, staatlichen Kanal statt, zu dem jeder Zugang hat, mit einem Zeitplan für jede 41