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Österreichische Empfehlungen zur Beikost im Säuglingsalter
- Umsetzung der Empfehlungen
Dr. Beate Pietschnig, IBCLC




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Alter der Beikosteinführung

Nicht vor der 17. Lebenswoche (Beginn 5. Monat) und nicht nach der
26. Lebenswoche (Ende 6. Monat)
Möglichst langes Weiterstillen solange Mutter und Kind es wünschen

Reifezeichen beachten:
•   Verschwinden des Ausspuck-Reflexes
•   Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe
•   Aufrechte Kopfhaltung über mehrere
    Minuten ohne Hilfe
•   Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen
•   Mund öffnen, wenn Nahrung angeboten
                                                   © Mutter-Kind-Pass
    wird und Interesse am Essen
                                           [Riordan und Auerbach, 2005; Arvedson, 2006; Carruth, 2002]
                                                                        Arvedson,       Carruth,
Alter der Beikosteinführung


•   KEINE Beikost vor dem vollendeten 4. Monat = Beginn des 5. Monats
     •   Erhöhtes Risiko für Infektionserkrankungen
     •   Gesteigerte Gewichtszunahme
     •   Erhöhtes Risiko für atopische Erkrankungen
     •   Erhöhtes Risiko für schwere Zöliakie


•   Beikosteinführung nicht zu lange hinauszögern (nach 26. Lebenswoche)




                                                                [EFSA, 2009, DGAKI, 2009]
Alter der Beikosteinführung

 • Mit Zunahme der oralen, sensomotorischen Fähigkeiten Akzeptanz
   texturierter Breie und Speisen
 • Etwa 8. Lebensmonat

                   Beispiel für das sukzessive Erhöhen der Nahrungsmittelkonsistenz
                                       (nach Delany & Arvedson, 2008)
Beikostbeginn*                   Gedünstete, pürierte Lebensmittel (z.B. Fleisch, Gemüse, Obst etc.)
6 - 9 Monate                     Auflösbare Nahrungsmittel (z. B. Zwieback)
                                 Texturierte, grob puürierte Nahrungsmittel (z. B. zerdruückte Banane)
                                 Feste Nahrung in geriebener Form (z. B. Apfel)
9 – 12 Monate                    Feste Nahrung klein geschnitten, gewürfelt, gehackt (z.B. Familienkost, Obst,
                                 Gemüse etc.)
 * Nicht vor der 17. Lebenswoche (Beginn 5. Monat)




                                                                                            [Arvedson, 2006; Carruth, 2002]
                                                                                             Arvedson,       Carruth,
Geschmacksprägung
•   Angeborene Präferenz für „süß“
•   Präferenz und Akzeptanz für neue, unbekannte Nahrungsmittel wird bei
    Kindern verbessert, je öfter die Kinder diese ohne Zwang probiert haben.
•   Mit Zunahme der oralen, sensomotorischen Fähigkeiten Akzeptanz
    texturierter Breie und Speisen - etwa 8. Lebensmonat
•   Kinder lernen durch Imitation (und Probieren)
•   Eltern/Bezugspersonen spielen eine wichtige Rolle in der Prägung des
    Essverhaltens




                                 [Mennella et al., 2001; Ellrott, 2007; Savage et al., 2007; Wardle et al., 2003]
                                                         Ellrott,
Geschmacksprägung


•   Muttermilch sensorisch vielfältiger als Flaschenmilch
•   Säuglinge akzeptieren süß schmeckende Lebensmittel schneller als
    Lebensmittel wie z.B. Gemüse
     • Schmecken nicht süß, können Bitterstoffe enhalten

•   Vermeiden von Süßen und Salzen sowie Süßungsmitteln
•   Schwellenwert auf niedrigem Level halten




                                      [ESPGHAN, 2008; Sullivan und Birch, 1994; Savage 2007, Wardle 2003]
                                                                   Birch,
Geschmacksprägung

 • Auswirkungen des elterlichen Verhaltens auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel

                   NEGATIVER Einfluss                      POSITIVER Einfluss
Rigide Kontrolle                          Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel
                                          Scaglioni 2010
Verbote                                   Anbieten verschiedener Lebensmittel
                                          Maier 2008
Zwang zum Essen                           Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel
                                          Addessi 2005
Belohnung                                 Gesundes Essverhalten – Vorbildwirkung
                                          Ellrott, 2007


 • Kinder essen, was sie kennen und mögen und lehnen unbekannte Speisen ab



                                                                                     [ Ellrott, 2007]
                                                                                       Ellrott,
Reihenfolge der
                                    Breisorteneinführung

• Eine bestimmte Breisortenabfolge ist nicht bedeutend
• Die Auswahl der Lebensmittel ist abhängig von
    – Individuellen (Bedürfnisse des Säuglings)
    – Ernährungsphysiologischen (Eisen und Zink)
    – Traditionellen (Ernährungsgewohnheiten)
    – Regionalen (Traditionelle Speisen)
    – Saisonalen Faktoren (Verfügbarkeit von Lebensmittel)

• Gut verfügbare Eisen- und Zinkquellen (Fleisch, Getreide)
Reihenfolge der
                                     Breisorteneinführung

• Zeit der Beikosteinführung ist nicht die Zeit der Allergieprävention
    – Keine Einschränkung von Fisch, Ei u.a. „Allergenen“
    – Gluten langsam einführen – Weiterstillen während der Gluteneinführung
      Späte Einführung (≥ 7 Monate) ist mit erhöhtem Risiko für Zöliakie assoziiert

• Reihenfolge der Beikosteinführung nicht bedeutend - kein rigider
  Beikost Fahrplan
    – Historisch, traditionelle, regionale Faktoren
    – Kaum wissenschaftliche Untersuchungen




                                                                  [Norris 2005, ESPGHAN 2008]
Zeitpunkt der Breigabe



Der Zeitpunkt der ersten Beikostmahlzeit
(Früh, Mittag, Abend) kann von Eltern und
Bezugspersonen selbst gewählt werden.




                                            [XXX]
Beginn der Getränkegabe


•   Während des ausschließlichen Stillens sind keine Getränkegaben nötig
•   Ab Beikostbeginn kann Flüssigkeit angeboten werden
•   Ab dem 10. Monat braucht das Kind regelmäßig Flüssigkeit
     • Wasser ist das ideale Getränk
•   Getränke in geeigneten Bechern anbieten

        Dauernuckeln von gezuckerten
          Getränken führt zu Karies




                                                      [EFSA, 2010; DACH, 2008; BfR, 2005]
                                                                               BfR,
Energiedichte und
                                                    Mahlzeitenfrequenz

 • Die Energiedichte sollte 1 kcal/g Beikost betragen
 • Die Nahrungsaufnahme sollte vorwiegend über das natürliche Hunger-
   und Sättigungsgefühl gesteuert werden.

                    Hungersignale                                          Sättigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen              Einschlafen
Öffnen des Mundes, wenn der Löffel angeboten wird    Während dem Essen wählerisch werden
Vorwärtsbewegungen des Kopfes um den Löffel zu       Das Esstempo verlangsamen
    erreichen
Essen zum Mund führen                                Löffel verweigern, wegschlagen
Anlachen und/oder Bestaunen der Bezugsperson         Teller oder Speisen wegschieben
     während dem Füttern

Weinen (unspezifisches Zeichen)                      Mund verschließen, wenn der Löffel angeboten wird

                                                                   [WHO, 2009; Ellrott, 2007, Butte, 2004, Briefel, 2004]
                                                                               Ellrott,                    Briefel,
Proteinbedarf


•   Protein-Energie-Verhältnis mindestens 1 g/100 kcal (6 E%), um Bedarf zu
    decken
•   Hochwertige Proteinquellen:
     • Hülsenfrüchte, fettarmes Fleisch, Fisch, Ei

•   Eine hohe Proteinaufnahme im Säuglingsalter kann mit einem späteren
    erhöhten Adipositasrisiko assoziiert sein
     • Proteinaufnahme von ≥ 16 E%




                                                        [Mennella et al., 2001; Ellrott, 2007]
                                                                                Ellrott,
Empfehlung zum Fischkonsum

•   Fisch kann mit Beginn der Beikost gegeben werden
     •   Hochwertige Proteinquelle
     •   Omega-3-Fettsäuren
•   Ausreichend erhitzen
     •   70-80°C über 10 Minuten
•   Schwermetallbelastung
     •   Schwertfisch, Tunfisch, Heilbutt, Hecht
•   Protektiver Effekt auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen
    (Evidenzklasse B)



                                                     [AGES und BMG, 2009; DGAKI, 2009]
Empfehlung zum Eikonsum


•   Ei kann mit Beginn der Beikost gegeben
    werden
•   Hochwertige Proteinquelle
•   Zinkreich
•   Ausreichend erhitzen: 70-80°C über 10
    Minuten




                                             [DGAKI, 2009; AGES und BMG, 2009]
Empfehlung zum Erdnuss-
                                    /Nusskonsum

•   Keine Erdnüsse und Nüsse im
    Säuglings- und Kleinkindalter
•   Aspirationsgefahr
     – Ersten 3 Lebensjahren
     – Ursache: Geringe Größe und ölige
       Oberfläche


•   Fein geriebene Erdnüsse und Nüsse als Zutat in Speisen stellen kein
    Aspirationsrisiko dar
•   Kein Allergierisiko (Evidenzklasse B)



                                                             [BfR, 2009; DGAKI, 2009]
                                                              BfR,
Zubereitungsempfehlung

• Erste Nahrung:
    – Dünsten, erwärmen, pürieren und in kleinen Mengen
    – Langsam und schrittweise einführen
• Zugabe von vitamin C-reichen Lebensmitteln erhöht
  Eisenresorption
• Zugabe hochwertiger Öle


             Kein Zusatz von Salz, Zucker, Honig und anderen
             Süßungsmitteln


                                                 [Mennella et al., 2001; Ellrott, 2007]
                                                                         Ellrott,
Sichere Zubereitung

• Säuglinge sind besonders gefährdet, an einer Infektion durch
  verunreinigte Lebensmittel zu erkranken
• Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein häufiger
  Auslöser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten
  Säuglingen
• Speisen können erst durch unsachgemäße Lagerung und
  Zubereitung der Lebensmittel im Haushalt kontaminiert werden


    – Auf allgemeine Küchenhygiene achten


                                     [Koehler, 2006; Bern et al., 1992; AGES und BMG, 2009]
Allergien und Unverträglichkeiten
                            allgemein

Für die Allergieprävention:

 4 Monate ausschließlich stillen (Evidenzklasse A)


Kein präventiver Effekt:

          Verzögerung der Beikosteinführung über das
   vollendete 4. Lebensmonat hinaus (Evidenzklasse A)

      Das Meiden von potent allergenen Lebensmitteln
                                    (Evidenzklasse B)

                                                        [DGAKI, 2009]
Zöliakie


•   Zöliakie ist eine Unverträglichkeit gegen Gluten (Klebereiweiß des
    Weizens)
•   Kritisches Zeitfenster für die Gluteneinführung:
          Zwischen Beginn des 5. Monats und 7. Monats
•   Kleine Mengen Gluten können das Zöliakierisiko reduzieren
     – ½ Scheibe Zwieback, ½ kleine Scheibe Brot
     – Gluteneinführung während dem Weiterstillen:
          • Zöliakie
          • Diabestes Mellitus Typ 1
          • Weizenallergie

                                       [Ivarsson et al. 2002; Norris et al., 2005; ESPGHAN, 2008; EFSA, 2009]
„Sie können da (fast) nichts falsch machen!“

Ein Vorschlag für Beikostbeginn aus der Praxis

    1) Gemüse, + Kartoffel/Reis + Fleisch Brei
        Karotte, Kürbis, Pastinake.... Pute, Huhn, Kalb

    2) Obstbrei bzw Obst zum selber essen

    3) Brotrinde oder wenig Getreidebrei anfangs,
        ½ Zwieback..., dann Breigabe

    4) WEITERSTILLEN, wenn möglich

    5) Am Tisch probieren lassen –
        Essen soll Spaß machen!




                                                          21
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!




                                 22

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Österreichische Beikostempfehlungen im Säuglingsalter

  • 1. Österreichische Empfehlungen zur Beikost im Säuglingsalter - Umsetzung der Empfehlungen Dr. Beate Pietschnig, IBCLC 1
  • 2. Alter der Beikosteinführung Nicht vor der 17. Lebenswoche (Beginn 5. Monat) und nicht nach der 26. Lebenswoche (Ende 6. Monat) Möglichst langes Weiterstillen solange Mutter und Kind es wünschen Reifezeichen beachten: • Verschwinden des Ausspuck-Reflexes • Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe • Aufrechte Kopfhaltung über mehrere Minuten ohne Hilfe • Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen • Mund öffnen, wenn Nahrung angeboten © Mutter-Kind-Pass wird und Interesse am Essen [Riordan und Auerbach, 2005; Arvedson, 2006; Carruth, 2002] Arvedson, Carruth,
  • 3. Alter der Beikosteinführung • KEINE Beikost vor dem vollendeten 4. Monat = Beginn des 5. Monats • Erhöhtes Risiko für Infektionserkrankungen • Gesteigerte Gewichtszunahme • Erhöhtes Risiko für atopische Erkrankungen • Erhöhtes Risiko für schwere Zöliakie • Beikosteinführung nicht zu lange hinauszögern (nach 26. Lebenswoche) [EFSA, 2009, DGAKI, 2009]
  • 4. Alter der Beikosteinführung • Mit Zunahme der oralen, sensomotorischen Fähigkeiten Akzeptanz texturierter Breie und Speisen • Etwa 8. Lebensmonat Beispiel für das sukzessive Erhöhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delany & Arvedson, 2008) Beikostbeginn* Gedünstete, pürierte Lebensmittel (z.B. Fleisch, Gemüse, Obst etc.) 6 - 9 Monate Auflösbare Nahrungsmittel (z. B. Zwieback) Texturierte, grob puürierte Nahrungsmittel (z. B. zerdruückte Banane) Feste Nahrung in geriebener Form (z. B. Apfel) 9 – 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten, gewürfelt, gehackt (z.B. Familienkost, Obst, Gemüse etc.) * Nicht vor der 17. Lebenswoche (Beginn 5. Monat) [Arvedson, 2006; Carruth, 2002] Arvedson, Carruth,
  • 5. Geschmacksprägung • Angeborene Präferenz für „süß“ • Präferenz und Akzeptanz für neue, unbekannte Nahrungsmittel wird bei Kindern verbessert, je öfter die Kinder diese ohne Zwang probiert haben. • Mit Zunahme der oralen, sensomotorischen Fähigkeiten Akzeptanz texturierter Breie und Speisen - etwa 8. Lebensmonat • Kinder lernen durch Imitation (und Probieren) • Eltern/Bezugspersonen spielen eine wichtige Rolle in der Prägung des Essverhaltens [Mennella et al., 2001; Ellrott, 2007; Savage et al., 2007; Wardle et al., 2003] Ellrott,
  • 6. Geschmacksprägung • Muttermilch sensorisch vielfältiger als Flaschenmilch • Säuglinge akzeptieren süß schmeckende Lebensmittel schneller als Lebensmittel wie z.B. Gemüse • Schmecken nicht süß, können Bitterstoffe enhalten • Vermeiden von Süßen und Salzen sowie Süßungsmitteln • Schwellenwert auf niedrigem Level halten [ESPGHAN, 2008; Sullivan und Birch, 1994; Savage 2007, Wardle 2003] Birch,
  • 7. Geschmacksprägung • Auswirkungen des elterlichen Verhaltens auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel NEGATIVER Einfluss POSITIVER Einfluss Rigide Kontrolle Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel Scaglioni 2010 Verbote Anbieten verschiedener Lebensmittel Maier 2008 Zwang zum Essen Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel Addessi 2005 Belohnung Gesundes Essverhalten – Vorbildwirkung Ellrott, 2007 • Kinder essen, was sie kennen und mögen und lehnen unbekannte Speisen ab [ Ellrott, 2007] Ellrott,
  • 8. Reihenfolge der Breisorteneinführung • Eine bestimmte Breisortenabfolge ist nicht bedeutend • Die Auswahl der Lebensmittel ist abhängig von – Individuellen (Bedürfnisse des Säuglings) – Ernährungsphysiologischen (Eisen und Zink) – Traditionellen (Ernährungsgewohnheiten) – Regionalen (Traditionelle Speisen) – Saisonalen Faktoren (Verfügbarkeit von Lebensmittel) • Gut verfügbare Eisen- und Zinkquellen (Fleisch, Getreide)
  • 9. Reihenfolge der Breisorteneinführung • Zeit der Beikosteinführung ist nicht die Zeit der Allergieprävention – Keine Einschränkung von Fisch, Ei u.a. „Allergenen“ – Gluten langsam einführen – Weiterstillen während der Gluteneinführung Späte Einführung (≥ 7 Monate) ist mit erhöhtem Risiko für Zöliakie assoziiert • Reihenfolge der Beikosteinführung nicht bedeutend - kein rigider Beikost Fahrplan – Historisch, traditionelle, regionale Faktoren – Kaum wissenschaftliche Untersuchungen [Norris 2005, ESPGHAN 2008]
  • 10. Zeitpunkt der Breigabe Der Zeitpunkt der ersten Beikostmahlzeit (Früh, Mittag, Abend) kann von Eltern und Bezugspersonen selbst gewählt werden. [XXX]
  • 11. Beginn der Getränkegabe • Während des ausschließlichen Stillens sind keine Getränkegaben nötig • Ab Beikostbeginn kann Flüssigkeit angeboten werden • Ab dem 10. Monat braucht das Kind regelmäßig Flüssigkeit • Wasser ist das ideale Getränk • Getränke in geeigneten Bechern anbieten Dauernuckeln von gezuckerten Getränken führt zu Karies [EFSA, 2010; DACH, 2008; BfR, 2005] BfR,
  • 12. Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz • Die Energiedichte sollte 1 kcal/g Beikost betragen • Die Nahrungsaufnahme sollte vorwiegend über das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl gesteuert werden. Hungersignale Sättigungssignale Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen Öffnen des Mundes, wenn der Löffel angeboten wird Während dem Essen wählerisch werden Vorwärtsbewegungen des Kopfes um den Löffel zu Das Esstempo verlangsamen erreichen Essen zum Mund führen Löffel verweigern, wegschlagen Anlachen und/oder Bestaunen der Bezugsperson Teller oder Speisen wegschieben während dem Füttern Weinen (unspezifisches Zeichen) Mund verschließen, wenn der Löffel angeboten wird [WHO, 2009; Ellrott, 2007, Butte, 2004, Briefel, 2004] Ellrott, Briefel,
  • 13. Proteinbedarf • Protein-Energie-Verhältnis mindestens 1 g/100 kcal (6 E%), um Bedarf zu decken • Hochwertige Proteinquellen: • Hülsenfrüchte, fettarmes Fleisch, Fisch, Ei • Eine hohe Proteinaufnahme im Säuglingsalter kann mit einem späteren erhöhten Adipositasrisiko assoziiert sein • Proteinaufnahme von ≥ 16 E% [Mennella et al., 2001; Ellrott, 2007] Ellrott,
  • 14. Empfehlung zum Fischkonsum • Fisch kann mit Beginn der Beikost gegeben werden • Hochwertige Proteinquelle • Omega-3-Fettsäuren • Ausreichend erhitzen • 70-80°C über 10 Minuten • Schwermetallbelastung • Schwertfisch, Tunfisch, Heilbutt, Hecht • Protektiver Effekt auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen (Evidenzklasse B) [AGES und BMG, 2009; DGAKI, 2009]
  • 15. Empfehlung zum Eikonsum • Ei kann mit Beginn der Beikost gegeben werden • Hochwertige Proteinquelle • Zinkreich • Ausreichend erhitzen: 70-80°C über 10 Minuten [DGAKI, 2009; AGES und BMG, 2009]
  • 16. Empfehlung zum Erdnuss- /Nusskonsum • Keine Erdnüsse und Nüsse im Säuglings- und Kleinkindalter • Aspirationsgefahr – Ersten 3 Lebensjahren – Ursache: Geringe Größe und ölige Oberfläche • Fein geriebene Erdnüsse und Nüsse als Zutat in Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar • Kein Allergierisiko (Evidenzklasse B) [BfR, 2009; DGAKI, 2009] BfR,
  • 17. Zubereitungsempfehlung • Erste Nahrung: – Dünsten, erwärmen, pürieren und in kleinen Mengen – Langsam und schrittweise einführen • Zugabe von vitamin C-reichen Lebensmitteln erhöht Eisenresorption • Zugabe hochwertiger Öle Kein Zusatz von Salz, Zucker, Honig und anderen Süßungsmitteln [Mennella et al., 2001; Ellrott, 2007] Ellrott,
  • 18. Sichere Zubereitung • Säuglinge sind besonders gefährdet, an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu erkranken • Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein häufiger Auslöser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Säuglingen • Speisen können erst durch unsachgemäße Lagerung und Zubereitung der Lebensmittel im Haushalt kontaminiert werden – Auf allgemeine Küchenhygiene achten [Koehler, 2006; Bern et al., 1992; AGES und BMG, 2009]
  • 19. Allergien und Unverträglichkeiten allgemein Für die Allergieprävention: 4 Monate ausschließlich stillen (Evidenzklasse A) Kein präventiver Effekt: Verzögerung der Beikosteinführung über das vollendete 4. Lebensmonat hinaus (Evidenzklasse A) Das Meiden von potent allergenen Lebensmitteln (Evidenzklasse B) [DGAKI, 2009]
  • 20. Zöliakie • Zöliakie ist eine Unverträglichkeit gegen Gluten (Klebereiweiß des Weizens) • Kritisches Zeitfenster für die Gluteneinführung: Zwischen Beginn des 5. Monats und 7. Monats • Kleine Mengen Gluten können das Zöliakierisiko reduzieren – ½ Scheibe Zwieback, ½ kleine Scheibe Brot – Gluteneinführung während dem Weiterstillen: • Zöliakie • Diabestes Mellitus Typ 1 • Weizenallergie [Ivarsson et al. 2002; Norris et al., 2005; ESPGHAN, 2008; EFSA, 2009]
  • 21. „Sie können da (fast) nichts falsch machen!“ Ein Vorschlag für Beikostbeginn aus der Praxis 1) Gemüse, + Kartoffel/Reis + Fleisch Brei Karotte, Kürbis, Pastinake.... Pute, Huhn, Kalb 2) Obstbrei bzw Obst zum selber essen 3) Brotrinde oder wenig Getreidebrei anfangs, ½ Zwieback..., dann Breigabe 4) WEITERSTILLEN, wenn möglich 5) Am Tisch probieren lassen – Essen soll Spaß machen! 21
  • 22. Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 22