AGES-Experten zur gesundheitlichen Bedeutung von Neobiota für Mensch, Tier und Pflanze: Nicht heimische Arten (Neobiota) können negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen haben. Für die betroffenen Menschen bedeutet dies eine verminderte Lebensqualität, zudem entstehen volkswirtschaftliche Kosten(Behandlungen, Krankenstände). Zu den Folgen für den Menschen kommen negative Auswirkungen aus der Sicht des Naturschutzes, aber auch für die Land- und Forstwirtschaft und die Fischerei. Die AGES-Experten Swen Follak (Pflanzengesundheit und Allergene für Mensch), Rudolf Moosbeckhofer (Bienengesundheit) und Peter Hufnagl (Gesundheit Mensch) gaben bei der dritten Österreichischen Neobiota-Tagung einen Überblick über aktuelle Kenntnisse und diskutiert Handlungserfordernisse im Umgang mit gesundheitlich relevanten nicht heimischen Arten in Österreich: http://www.ages.at/ages/presse/pressemeldungen/ages-experten-zu-neobiota/
"Methoden und Herausforderungen der Risikokommunikation bei der Thematik Nahr...
Swen Follak zu gesundheitlicher Bedeutung allergener Neobiota: "Ausbreitungsdynamik allergener Neophyten in Österreich"
1. Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbHwww.ages.at
Stehen wir vor einer Welle neuer
allergener Neophyten?
Ausbreitungsdynamik allergener Neopyhten in Österreich
3. Österreichische Neobiota-Tagung
Wien, 26. September 2013
Swen Follak
5. www.ages.at
… haben gemeinsam:
- Korbblütler (Asteraceae)
- Neophyten (A. trifida, I. xanthiifolia: Nordamerika; A. annua: China
(Innere Mongolei)
- unbeabsichtigte Einschleppung im 19 Jh. nach Europa, A. annua auch
als Arzneipflanze eingeführt und kultiviert
- sommereinjährig, Wärme liebend, windblütig (hoch allergene
Pollen!), hohe ökologische Plastizität & Samenproduktion, schnelles
Wachstum
- besiedeln Ruderalstandorte, Wegränder, Ödland, Flussufer
- A. trifida, I. xanthiifolia: Unkräuter in landwirtschaftlichen Kulturen
7. www.ages.at
Extrem selten, vereinzeltes Auftreten
Follak et al. (2013)
A. trifida: 8 Funde
- Aktuelle Populationen in Österreich!?
- Nur auf Ruderalstellen
- Etablierte Populationen in CZ, RS
8. www.ages.at
Selten, im östlichen Tiefland
Follak et al. (2013)
A. annua: 41 Funde
- Sehr frühe Funde
- Bisher nur temporär aufgetreten?!
- Nur auf Ruderalstellen
10. www.ages.at
I. xanthiifolia: 44 Funde
Selten, im östlichen Tiefland
- Wenige eingebürgerte Populationen
- Ruderalstellen, Landwirtschaft (Mais)
- In den großen Städten
Follak et al. (2013)
11. www.ages.at
… aber Ausbreitung in den
Nachbarländern*
Follak et al. (2013)
* AT, SK, CH, DE, HU, RS, CZ, CR, SI, Nord-IT
1,804
1,063
324
13. www.ages.at
Die Prognose der Veränderung bzw. Erweiterung der potentiellen Areale
in Mittel- und Osteuropa basiert auf verschiedenen Klimawandelszenarien.
Scenario
Ambrosia trifida Artemisia annua Iva xanthiifolia
Area suitable [%] Area suitable [%] Area suitable [%]
current
climate
15.72 28.25 25.99
cgcm2b2a
2050
22.21 81.18 77.91
echam5a1b
2050
15.04 93.40 86.15
hadcm3a1b
2050
24.30 93.64 86.64
hadcm3a2a
2050
16.38 88.04 76.62
hadgem1a1b
2050
13.74 82.63 78.40
Das potenzielle Areal wird größer –
Förderung durch den Klimawandel
Follak et al. (2013)
14. www.ages.at
Kurz zusammengefasst …
- Alle drei Arten sind zurzeit selten in Österreich
> zurzeit besteht keine Gefahr für die Gesundheit?!
- Aber:
- breiten sie sich in den Nachbarländern aus, großes nicht
realisiertes Invasionspotenzial in Österreich!
- Förderung durch den zu erwartenden Klimawandel
Stehen am Anfang ihrer Ausbreitung in Österreich?!
Kosten Management vs. Gesundheit (vermiedene Allergiekosten) und
Landwirtschaft (vermiedene Ertragsverluste)
Kosten-Nutzen-Analyse
15. www.ages.at
Kosten-Nutzen-Analyse
Plank et al. (submitted)
Konservatives Szenario Worst-Case Szenario
Szenario Klimawandel (2011-
2050)
A1b (+2.4°C) B2a (+1.5°C) A1b (+2.4°C) B2a (+1.5°C)
Kosten Management 20,5 11,0 20,5 11,0
A. annua: Gesundheit 95,0 64,4 1.641,1 1.113,7
A. trifida: Gesundheit 70,5 15,9 818,1 184,4
A. trifida: Landwirtschaft 7,1 0,2 35,5 1,2
I. xanthiifolia: Landwirtschaft 54,7 26,9 273,5 134,3
Nutzeffekte ∑ 206,8 € 96,4 € 2,747.7 € 1.422,6 €
• In allen Szenarien werden Nutzeffekte generiert.
• Selbst bei sehr konservativen Annahmen liegen die Nutzeffekte immer noch bei ca. 100
Mio. €.
• Die größten Nutzeffekte – wie zu erwarten – werden durch die Vermeidung der Pollen-
Allergien erreicht
16. www.ages.at
Zusammenfassung
• Wer kommt noch?
• Welche Auswirkungen sind zu erwarten?
- die Vorkommen allergener Neopyhten nehmen weiter zu – Anstieg der von
Ihnen ausgelösten Allergien ist zu erwarten
- die potenziellen (Gesundheits-)Kosten unterstreichen die Notwendigkeit einer
Kontrolle/Eindämmung
• Was ist zu tun?
- Liste allergener Neopyhten in Österreich
- Identifizierung aufkommender allergener Neopyhten
- Analyse der Invasionshistorie & aktueller Verbreitung: ergibt wichtige
Informationen zu Einschleppungswegen, Habitatbindung und
Bekämpfungsmaßnahmen
17. www.ages.at
Zusammenfassung
- Aktionsplan: rechtzeitig (= so früh wie möglich!) bekämpfen
Eine Kombination aus Management bestehender Vorkommen und ein
flächendeckendes Monitoring (für neu auftretende Populationen) könnte
helfen, die weitere Ausbreitung der Pflanzen einzudämmen.
- Kosten-Nutzen-Analysen können zeigen, dass sich bestimmte
Maßnahmen zur Bekämpfung und Eindämmung „lohnen“
- Kosten-Nutzen-Analyse vermittelt trotz vieler Annahmen einen
Eindruck der Kostendimension
19. www.ages.at
D’Amato G., Ruffilli A., Sacerdoti G., Bonini S. (1992): Parietaria pollinosis: A review. Allergy
47, 443-449.
D’Amato G., et al. (2007): Allergenic pollen and pollen allergy in Europe. Allergy 62, 976-990.
Follak S., Dullinger S., Kleinbauer I., Moser D. & Essl F. (2013): Invasion dynamics of three
allergenic invasive Asteraceae (Ambrosia trifida, Artemisia annua, Iva xanthiifolia) in central
and eastern Europe. Preslia 85, 41-61.
Literatur: