1. wirtschaft-hilft.at
SPENDEN
GUIDEFÜR UNTERNEHMEN
Dr. Sabine Herlitschka, CEO Infineon Technologies Austria AG
Soziales Engagement als Frage des Anstands und der Verantwortung
Best Practice
Geld und Know-how für soziale Anliegen
Partner für Spendenprojekte
Nonprofit-Organisationen stellen sich vor
Medienpartner
2019/20
ÖsterreichischePostAG/Sponsoring.Post•Zulassungsnummer14Z040142S
WIRT
S C H A F T
HILFT!
AKTION
SPENDE
2. SPENDEN?
Wer beim Spenden auf Nummer Sicher gehen möchte, achtet auf dieses
Zeichen: Das Österreichische Spendengütesiegel steht für geprüfte Sicherheit
durch strenge Qualitätsstandards, Transparenz und laufende Kontrolle – die
Spendengelder werden widmungsgemäß und wirtschaftlich eingesetzt.
Das sichere Zeichen für Spenden mit Sinn.
Johanna Setzer
ABER SICHER!
4. IN EIGENER SACHE
Die Aktion „Wirtschaft hilft!“ ist eine Initiative des Fundraising Verbands Austria. Erklärtes Ziel ist
es, das Bewusstsein österreichischer Unternehmen für gemeinnütziges Engagement zu stärken
und das Spendenaufkommen zugunsten heimischer Nonprofit-Organisationen zu steigern. Mehr
über das Leistungsprogramm des Fundraising Verbandes Austria: fundraising.at
Der „Spendenguide für Unternehmen“ bringt Unternehmen und Nonprofit-Organisationen
zusammen. Er unterstützt Unternehmen bei ihrem Engagement und steht ihnen bei der Wahr-
nehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung beratend zur Seite. Als zentrales Element der
Aktion „Wirtschaft hilft!“ ist das Magazin ein wichtiger Impuls für Spenden und neue soziale
Projekte. Exklusiv per Postversand geht der „Spendeguide für Unternehmen“ persönlich an
Mitglieder der Geschäftsleitung von über 15.000 Unternehmen in ganz Österreich. Hier können
Sie in den bisherigen Magazinen blättern: wirtschaft-hilft.at/spendenguide
Die jährliche Verleihung des Aktion „Wirtschaft hilft!“ Awards zeichnet herausragende gemein
nützige Spendenprojekte von Nonprofit-Organisationen mit Unternehmen in den Kategorien
Großunternehmen, Klein- und mittlere Unternehmen (KMU) und Corporate Volunteering aus.
Hier finden Sie die Preisträger und ihre Spendenprojekte: wirtschaft-hilft.at/awards,
zeitspende.at
Gemeinsame Veranstaltungen mit Kooperations-
partnern und Institutionen rund um die Themen
Unternehmenskooperationen und Corporate
Volunteering sowie Fachtagungen, Kongresse
und Arbeitsgruppen unterstützen das Anliegen
der Vernetzung von gemeinnützigen Nonprofit-
Organisationen mit potenziellen Unternehmens-
Spender*innen. Lesen Sie mehr dazu hier:
fundraising.at/VERANSTALTUNGEN/
MINDESTENS EIN
PROZENT FÜR DEN
GUTEN ZWECK
WIRT
S C H A F T
HILFT!
AKTION
SPENDE
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„Spendenguide für
Unternehmen“? Teilen
Sie uns Ihre Meinung und
Ihre Anregungen mit:
info@wirtschaft-hilft.at
7. 7 SPENDENGUIDE 2019/20WIRTSCHAFT HILFT!
Neuroökonom Christian Ruff erklärt im Interview, warum Geld bei freiwilligem
sozialen Engagement die Einsatzbereitschaft schwächt.
Dank Caritas Bildungsfonds bekommen sozial benachteiligte Familien Unterstützung
für die Schulentwicklung ihrer Kinder.
28
16
64 KURIER AID AUSTRIA | VEREIN FÜR NATIONALE UND
INTERNATIONALE HILFSAKTIONEN
65 LICHT FÜR DIE WELT
66 LEBENSHILFEN SOZIALE DIENSTE GMBH
68 LUNGENKINDER FORSCHUNGSVEREIN
69 MALTESER HOSPITALDIENST AUSTRIA
70 MEDIZINISCHE UNIVERSITÄT WIEN | ZENTRUM FÜR
PRÄZISIONSMEDIZIN
71 MOKI – MOBILE KINDERKRANKENPFLEGE
72 OBDACH WIEN GEMEINNÜTZIGE GMBH
73 ÖSTERREICHISCHES ROTES KREUZ –
GENERALSEKRETARIAT
74 PARACELSUS MEDIZINISCHE PRIVATUNIVERSITÄT
75 RAINBOWS
76 REPANET
77 RONALD MCDONALD KINDERHILFE
Impressum/Offenlegung nach § 25 Mediengesetz
Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Günther Lutschinger
Herausgeber, Medieneigentümer und Verleger: Fundraising Verband Austria Service GmbH in Kooperation mit dem Fundraising Verband Austria. Fundraising Verband Austria Service GmbH,
1180 Wien, Herbeckstraße 27/Stiege 2/Tür 3; Tel.: +43 (0)1 276 52 98-0, E-Mail: gmbh@fundraising.at, FN 383533 w. Gegenstand des Unternehmens: Buchverlag und Verlag von elektroni-
schen Medien unter Ausschluss von Musik- und Filmwerken, Veranstaltungs- und Kongressorganisation, Werbeagentur. Gesellschafter: 100 % Fundraising Verband Austria. Geschäftsführer:
Dr. Günther Lutschinger; Fundraising Verband Austria, 1180 Wien, Herbeckstraße 27/Stiege 2/Tür 3; Tel.: +43 (0)1 276 52 98-0, E-Mail:info@wirtschaft-hilft.at, Web: www.fundraising.at,
www.wirtschaft-hilft.at; ZVR-Nr.: 99 48 12 845;Vertretungsbefugte Organe: Dr. Günther Lutschinger, Geschäftsführer;Vorstand: Monica Culen, Mag. Robert Buchhaus, Mag. Manfred Kumer, Gerhard
Pock, Dr. Walter Emberger, Andrea Johanides, Dr. Hildegard Aichberger.
Grundlegende Richtung: Der Spendenguide für Unternehmen informiert im Rahmen der Aktion „Wirtschaft hilft!“ über Spendenmöglichkeiten und Spendenziele für Unternehmen.
Chefredaktion: Mag.a
Michaela Wirth Redaktion: CPG, Mag.a
Michaela Wirth, Rosi Dorudi Projektleitung: Mag. Horst Harlacher, E-Mail: harlacher@schulterwurf.at Projektkoordination:
Mag.a
Michaela Wirth Grafik: Gerald Fröhlich Idee, grafisches Konzept und Produktion: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), 1010 Wien, Zelinkagasse 6, E-Mail: s.wagner@cpg.at,
Web: www.cpg.at, in Kooperation mit schulterwurf – Agentur für bezahlte Werbung, 1070 Wien, Neubaugasse 56/2, E-Mail: office@schulterwurf.at Lektorat: Mag.a
Caroline Klima, E-Mail:
caroline.klima@gmail.com Druck: Walstead NP Druck GmbH, 3100 St. Pölten
Satz- und Druckfehler vorbehalten. Die Präsentationen der Organisationen ab Seite 40 erfolgen unter ausschließlicherVerantwortung der sich jeweils präsentierenden Organisationen.
Die Haftung von Medieneigentümer, Verlag oder Redaktion für Inhalte und Bildrechte auf diesen Seiten ist ausgeschlossen.
78 ST. ANNA KINDERKREBSFORSCHUNG
80 ST. ANNA KINDERSPITAL, ZENTRUM FÜR
KINDER- UND JUGENDHEILKUNDE
81 ST. ELISABETH-STIFTUNG DER ERZDIÖZESE WIEN
82 STERNTALERHOF
83 STIFTUNG KINDERTRAUM
84 TIERPARADIES SCHABENREITH
85 VEREIN AUTONOME ÖSTERREICHISCHE
FRAUENHÄUSER (AÖF)
86 VEREIN PILGRIM
87 VINZENZGEMEINSCHAFT EGGENBERG – VINZIWERKE
88 VOLKSHILFE SOLIDARITÄT
89 WIENER TAFEL
90 WIENER TIERSCHUTZVEREIN
91 NGOS VON A–Z IM KOMPAKTEN ÜBERBLICK
-gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“
des Österreichischen Umweltzeichens, NP DRUCK, UW-Nr. 808
8. 8SPENDENGUIDE 2019/20 WIRTSCHAFT HILFT!
BILANZ DES HELFENS
D
ie Solidarität der Österreicher*innen ist ungebrochen. 2018
wird das Aufkommen voraussichtlich rund 675 Millionen
Euro betragen. Das ist ein Plus von zwei Prozent gegen-
über dem Vorjahr. Damit bleibt die Spendenbeteiligung auf hohem
Niveau. Der Spendenbericht zum aktuellen Spendenaufkommen
2018 wird Anfang Dezember publiziert.
Gemeinnütziges Engagement von Unternehmen
Für österreichische Unternehmen ist Spenden
ein fixes Thema: 83 Prozent engagieren sich in
Form von Geld, Sach- oder Personalspenden
und wenden insgesamt rund 100 Millionen
Euro im Jahr für gemeinnützige Zwecke auf.
Dabei teilt sich das gemeinnützige Engage-
ment zur Hälfte jeweils auf Spenden und Sozial
sponsoring (ohne Sport) auf. Das entspricht rund
15 Prozent des Aufkommens der Privatspender*innen. Zum Ver-
gleich: europaweit sind es 25 Prozent. Die durchschnittliche Spen-
de pro Unternehmen beträgt hierzulande 6.360 Euro, das Spon-
soring liegt knapp über 3.000 Euro. Um die Zahlen vergleichbarer
zu machen, ist es interessant, wie viel jedes Unternehmen pro
Mitarbeiter*in für den gemeinnützigen Zweck aufwendet.
Kleinstunternehmen engagieren sich proportional stär-
ker als Großunternehmen.
So beträgt die Spende hier 331 Euro, während
Großunternehmen zwar im Gesamtbetrag mehr,
aber pro Mitarbeiter*in lediglich 95 Euro geben.
Im Schnitt spenden österreichische Unterneh-
men pro Arbeitnehmer*in 135 Euro. Im Ver-
gleich dazu spenden Unternehmen in Holland
341 Euro, in Deutschland 269 Euro und in der
Schweiz 177 Euro.
SPENDENSTATISTIK
Der Spendenmarkt in Österreich erfreut sich wachsender Zahlen: Die Spendenbeteiligung bleibt auf
Rekordniveau. Unternehmen engagieren sich zunehmend gemeinnützig.
Wie hat sich das Unternehmen engagiert?
(Mehrfachnennungen möglich)
Spenden fix im Unternehmen eingeplant
(Im Wesentlichen setzen Unternehmen dabei Geldspenden ein.)
Geldbeträge spenden Unternehmen in erster Linie für
*freiwillig geleistete professionelle Arbeit ohne oder
mit stark reduzierter Bezahlung für das Gemeinwohl
77 %
73 %
50 %
40 %
34 %
38 %
56 %
48 % 39 %
36 % 37 %
17 % 34 %
ENGAGEMENTFORMEN
SPENDENBUDGET
ENGAGEMENT-MOTIVE
SPENDERTYPEN
BESONDERS
WICHTIG IST
UNTERNEHMEN DIE
TRANSPARENZ DER
SPENDENORGANISATION.
DAS GILT VOR ALLEM FÜR
GROSSUNTERNEHMEN
(45 PROZENT).
Geldspenden
Großunternehmen
Aus Gründen unserer humanitären/
weltanschaulichen Einstellung
Wir wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben
Es gehört einfach zu unserer Unternehmens
philosophie bzw. Corporate Social Responsibility
regelmäßig und
langfristig für
dieselbe(n)
Organisation(en)/
Aktivität(en)
keine Angaben
Kleinunternehmen
Kinderhilfe
Sachspenden Sportförderung
Zeitspenden Menschen mit Behinderung
Pro-bono-Leistungen* Soziale Bedürfnisse
46 %
16 %
38 %entscheiden
stets neu von
Jahr zu Jahr
Quelle: Unternehmensbefragung (Onlinebefragung, repräsentativ,
österreichweit, quantitativ und qualitativ), durchgeführt von Public
Opinion, Institut für Sozialforschung Linz, 2018 im Auftrag des FVA
9. 9 SPENDENGUIDE 2019/20WIRTSCHAFT HILFT!
SPENDENSTATISTIK
GEMEINNÜTZIGKEIT IN ZAHLEN
WIRTSCHAFTSLEISTUNG UND BESCHÄFTIGUNG
SO BEREICHERT FREIWILLIGES UND GEMEINNÜTZIGES ENGAGEMENT UNSEREN ALLTAG
ORGANISATIONSFORMEN INNERHALB DES GEMEINNÜTZIGEN SEKTORS
250.000
2,3
6 Mrd. € 15 Mrd. €
279.000
123.701 745 285
28.000
8.848 481.956
11.773 70.157
336 3.059.848
9,2
3,5
14
Erwerbstätige Beschäftigte
Freiwillig engagierte Menschen
Freiwillig geleistete
Arbeitsstunden pro Woche
Im gemeinnützigen Sektor leisten Nonprofit-Organisationen einen
unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Sie erfüllen zentrale
gesellschaftspolitische und sozial-karitative Aufgaben, bereichern un-
ser Leben und entlasten den Staat. Sie fördern das Allgemeinwohl, ver-
folgen keine eigennützigen gewinnorientierten Ziele und beschäftigen
freiwillige Mitarbeiter*innen. Der gemeinnützige Sektor weist deutlich
mehr Beschäftigte auf als z. B. die Landwirtschaft. Zum Vergleich:
4,26 Mio. Erwerbstätige gibt es in ganz Österreich.
Mio.
formell
Mio.
formell
Mio.
formell +
informell
Mio.
formell +
informell
(rund 2 % der Bruttowertschöpfung)
Wertschöpfung Erwerbstätige
Zum Vergleich: 4,45 Mrd. in Land- und Forstwirtschaft
Hilfseinsätze der Freiwilligen
Feuerwehren
Beschäftigte in sozial-
ökonomischen Betrieben
Von den Freiwilligen Feuerwehren
gerettete Menschen
Patient*innen der sieben
Wiener Ordensspitäler
Von den Freiwilligen Feuerwehren
gerettete Tiere
Auftritte Österreichischer
Blasmusikvereine
Hospiz- und Palliativeinrichtungen
Vereine
Gemeinnützige
Stiftungen
Gemeinnützige
GmbHs
Einsatzfahrten des
Österr. Roten Kreuzes
(4,5 % der Bruttowertschöpfung)
Wertschöpfung Erwerbstätige
Freiwillige
Quelle: FVA 2019
10. 10SPENDENGUIDE 2019/20 WIRTSCHAFT HILFT!
Sabine Herlitschka:
„Es eine Frage des Anstands und der
gesellschaftlichen Verantwortung, sich
sozial zu engagieren. Für mich steht
das an erster Stelle. Und wenn man die
Möglichkeit hat, sinnstiftend tätig zu sein,
warum soll man es dann nicht tun?“
12. 12SPENDENGUIDE 2019/20 WIRTSCHAFT HILFT!
Rolle wahr, der Staat nimmt seine Rolle wahr, aber das muss auch
jeder Einzelne von uns tun.
Wie unterstützt und fördert Infineon denn das persönliche
Engagement seiner Mitarbeiter*innen?
Herlitschka: Wir tun das auf unterschiedliche Art. Ein Beispiel:
Während der großen Flüchtlingswelle haben einzelne Mitar
beiter*innen den Flüchtlingen, die zu uns kamen, Deutschstunden
gegeben, sie begleitet. Oder während der großen Unwetter bei Af-
ritz/Feld am See haben wir Mitarbeiter*innen freigestellt, damit sie
vor Ort helfen können. Diese Aktivitäten sind in unsere Richtlinien
eingebunden und entsprechen zudem zwei wesentlichen Rahmen-
werken des UN Global Compacts, dessen Teilnehmer wir sind. Aus
den vorgegebenen zehn Prinzipien haben wir auch unsere Sponso-
ring-Richtlinie abgeleitet, die vier Themenfelder definiert: Umwelt/
Nachhaltigkeit, Bildung, lokale/soziale Aktivitäten und Unterstüt-
zung bei Naturkatastrophen oder humanitären Krisen. Für uns ist
persönliches Engagement keine Eintagsfliege. Wir machen das
nicht, weil es opportun ist, sondern weil es uns wichtig ist. Wir set-
zen gezielt dort an, wo wir aufgrund unserer Produkte, unserer Hal-
tung, unserer Werte und unserer Visionen viel beitragen können.
Und ich tue das auch ganz persönlich: Während der Flüchtlingswel-
le habe ich eine Initiative gestartet, mit der wir Flüchtlingen mit erteil-
tem Asylstatus zusätzliche Lehrstellen angeboten haben. Es hat
mich besonders gefreut, dass spontan eine Reihe weiterer Unter-
nehmen meiner Einladung zur Mitarbeit gefolgt sind. Mittlerweile
sind diese Lehrlinge im 4. Lehrjahr, haben sich hervorragend inte
griert und sind geschätzte Mitarbeiter*innen geworden.
Welchen Nutzen kann das gesellschaftliche Engagement von
Mitarbeiter*innen für das Unternehmen bringen?
Herlitschka: Das, was wir im Unternehmen tun, hat auch Auswir-
kungen auf die Mitarbeiter*innen und umgekehrt. Wenn diese auf
uns zukommen und vorschlagen, an Schulen Technik und Natur-
wissenschaften unterrichten zu wollen, dann überlegen wir uns,
wie wir das Thema aufgreifen können. Aktuell machen wir dazu
gerade eine Umfrage unter unseren 4.200 Mitarbeiter*innen. Wir
möchten systematisch erheben, wo diese gesellschaftlich enga-
„Ich bekenne mich zur Sinnhaf-
tigkeit einer Quote, nicht weil
es Frauen dadurch leichter fällt,
sondern weil man damit Aufmerk-
samkeit auf das Thema richtet.
Eine Quote öffnet quasi Türen –
durchgehen, d. h., die Leistung
bringen und sich behaupten,
muss jede und jeder selbst.“
15. 15 SPENDENGUIDE 2019/20WIRTSCHAFT HILFT!
FREIWILLIGE SELBSTVERPFLICHTUNG
trotzdem erhebliche Summen. Im Rückblick haben diese Spenden
gut fünf Prozent unseres Umsatzes ausgemacht.“ Vor mehr als
zehn Jahren wurde buch7 tatsächlich als Weltverbesserungs-Pro-
jekt gegründet. Doch am Anfang stand die Erkenntnis, dass es viel
mehr gute Ideen für eine bessere Welt gibt als Geld, um diese zu
verwirklichen. Der Gründungszweck von buch7 war daher, Finan-
zierungsquelle für wertvolle Projekte zu sein. „Deswegen ist uns
auch in der Unternehmensführung die Höhe der Spenden viel
wichtiger als der Gewinn, der am Schluss übrig bleibt (oder nicht)“,
so Gleich. Da es bei Büchern die Buchpreisbindung gibt, können
die großen Onlinehändler keinen Preiswettkampf starten und der
Kunde zahlt überall gleich viel. „Das Besondere im Buchmarkt ist
also, dass Kunden bei uns etwas Gutes tun können, ohne dass es
sie einen Cent mehr kostet“, so Gleich. „In einem breiteren Kontext
liegt unsere Philosophie in der Überzeugung, dass eine bessere
Welt auch durch viele kleine Schritte erreicht werden kann. Wir sind
überzeugt, dass in der Marktwirtschaft die Kunden den Schlüssel
zu sozialeren und ökologischeren Unternehmen selbst in der Hand
halten, wenn sie entsprechend einkaufen.“ In diesem Sinne ist
buch7 die Verwirklichung einer Utopie: Ein Unternehmen, das wirt-
schaftlichem Erfolg mit Gewinn für die Allgemeinheit verbindet, das
seine Mitarbeiter dennoch gut bezahlen kann und trotzdem im
Preiswettbewerb nicht verliert. „Wir sehen uns als das moralische
Gegenmodell zu den großen Konzernen im Onlinehandel und so-
zusagen als kleine Insel der Seligkeit, auf der die Märkte tatsächlich
eine Kraft sind, die Gutes schafft“, so der Gründer. Ein festes Ras-
ter bei der Auswahl der geförderten Projekte gibt es dabei nicht.
„Oft sind es gemeinnützige Vereine, aber manchmal auch private
Initiativen“, sagt der Geschäftsführer. „Wir wollen die bürokrati-
schen Anforderungen für die Spendenempfänger*innen so gering
wie möglich halten. Deshalb ist jede Förderung eine Einzelfall
entscheidung und alle Projekte werden bei uns in einem demo
kratischen Prozess gesichtet. Inzwischen sind rund 100 Projekte
zusammengekommen und mit den aktuellsten Sponsorings und
Spenden insgesamt 500.000 Euro!“
buch7.de/announcements/sponsored_projects
Zehn Prozent des Gewinns für den guten Zweck
1999 gründeten in Großbritannien drei College-Freunde die Saft-
und Smoothie-Marke „innocent“ mit dem Ziel, es Menschen leich-
ter zu machen, sich selbst und anderen etwas Gutes zu tun. „Wir
geben einen Teil unserer Einnahmen an Menschen weiter, die sie
wirklich brauchen“, sagt Valerie Auer, Marketing Managerin bei in-
nocent. „Wir spenden jährlich mindestens zehn Prozent unseres
Gewinns für den guten Zweck.“ Ein Großteil davon geht an die
2004 gegründete innocent Foundation, die den Ärmsten der Welt
beim Aufbau einer nachhaltigen Zukunft hilft, mit dem Ziel einer
Welt ohne Hunger bis 2030. Dazu sucht und finanziert die innocent
Foundation visionäre Menschen und Organisationen, die auf einfa-
che, intelligente und manchmal bahnbrechende Weise gegen den
Hunger vorgehen. Ein Ziel der Stiftung ist es, vor allem Kindern, die
unter akuter Unterernährung leiden, zu helfen. „Unterernährung,
führt jedes Jahr zu Millionen vermeidbaren Todesfällen bei Kin-
dern“, so Auer. Mehr als 70 Prozent der behandelten Kinder kön-
nen zwar geheilt werden, aber nur eines von fünf betroffenen hat
Zugang zu der Behandlung, die sie benötigen. „Das erste For-
schungsprojekt der innocent Foundation zusammen mit ‚Action
Against Hunger in Mali‘ hat gezeigt, dass die Anzahl der Kinder, die
die erforderliche Behandlung erhalten, massiv erhöht werden kann,
VALERIE AUER, MARKETING-
MANAGERIN INNOCENT:
„Wir geben einen Teil unserer Einnahmen an
Menschen weiter, die sie wirklich brauchen.“
wenn den Eltern der Zugang zur Pflege in ihren eigenen Communi-
ties erleichtert wird“, sagt die Managerin. Durch die gemeinnützige
Aktion änderte die Regierung von Mali infolgedessen ihre nationale
Behandlungspolitik. „Jetzt sucht die innocent Foundation nach
neuen Forschungsprojekten mit dem gleichen Potenzial, um das
Sterben von Kindern zu stoppen“, sagt die Marketingexpertin. „Ein
koordiniertes globales Handeln ist der effektivste Weg, um dies zu
erreichen. Die innocent Foundation ist deshalb Mitglied der ‚No-
Wasted-Lives-Koalition‘, die darauf hinarbeitet, den Anteil der Kin-
der, die weltweit wegen schwerer akuter Unterernährung behan-
delt werden, bis 2020 zu verdoppeln.“ Ein weiteres ambitioniertes
Ziel der Foundation ist es, den mittellosen Familien dabei zu helfen,
genug Nahrung anzubauen und ein Einkommen zu verdienen, da-
mit sie sich selbst ernähren können. „Die innocent Foundation hat
bisher weltweit 70 Projekte zur Ernährungssicherung finanziert“,
sagt Valerie Auer. „Mittlerweile hat aber der Klimawandel die
schlechte Situation in den betroffenen Ländern noch weiter ver-
schlimmert. Daher ist es umso wichtiger, langfristige Lösungen zu
finden, die den ärmsten Familien der Welt helfen, sich an diese
Herausforderungen anzupassen.“
innocentdrinks.at/ueber-uns/nachhaltigkeit
17. 17 SPENDENGUIDE 2019/20WIRTSCHAFT HILFT!
Bereits seit vielen Jahren unterstützt die Collegialität Privatstiftung mit ihren Spen-
den das Haus der Barmherzigkeit. „Im Mittelpunkt unseres Stiftungsgedankens
steht der Lebensschutz“, so Vorstandsvorsitzender Hofrat Dr. Ewald Wetscherek.
„Umso naheliegender ist unsere Unterstützung für das Haus der Barmherzigkeit,
das sich der Pflege jener Menschen verschrieben hat, die auf die Hilfe von ande-
ren angewiesen sind.“ Mit der nun gespendeten Summe von 20.000 Euro wird die
Therapiewerkstatt des Hauses neu ausgestattet. Das neue „Studio Collegialität“
wird ein Raum des gemeinsamen kreativen Schaffens zum besonderen therapeu-
tischen Zwecke. Univ.-Prof. Dr. Christoph Gisinger, Institutsdirektor des Hauses
der Barmherzigkeit, bedankte sich herzlich für die großzügige Spende: „Sie er-
möglicht uns, stabile rollstuhlunterfahrbare Werktische und ein optimales Be-
leuchtungssystem für unsere Therapiewerkstatt anzuschaffen. Unsere Bewohner
werden bei den künstlerisch-kreativen Arbeiten in der Therapiewerkstatt vor allem
im Rahmen der Kunst- und Ergotherapie sehr davon profitieren können!“
THERAPIEWERKSTATT
STUDIO COLLEGIALITÄT
Tupperware unterstützt
Herzkinder
Herzkinder Österreich hilft Eltern und deren herzkran-
ken Kindern, ihr schweres Schicksal zu meistern. Seit
einigen Jahren unterstützt Tupperware Österreich die
Organisation nicht nur finanziell, sondern auch mit
Sachspenden für die Herzläufe in Österreich und den
Teddyhäusern in Linz und Wien. Die Wohnhäuser mit
16 bzw. 8 Wohneinheiten bieten den betroffenen El-
tern die Möglichkeit zum Schlafen, Duschen und
Neue-Kräfte-Schöpfen. Sandra Frey von Tupperware
Österreich: „Schon nach den ersten Gesprächen war
uns klar, dass Herzkinder perfekt zu Tupperware passt
und wir die Organisation unterstützen möchten.“ Be-
reits zum sechsten Mal fand daher auch 2018 wieder
die „Tupperware-Charity-Aktion“ statt: Von jedem ver-
kauften „Circular 2“-Artikel ging ein Spendenanteil an
Herzkinder Österreich, sodass der gemeinnützige
Verein im Rahmen des Herzlaufs Wien einen Scheck
in Höhe von 20.000 Euro entgegennehmen konnte.
Schöner spenden: UPS hilft
der Heilsarmee Wien
Die Bewohner im Haus Erna der Heilsarmee Wien
sind erwachsene Männer, die aufgrund verschiede-
ner Lebensumstände auf Betreuung angewiesen
sind. Den feuchten Kellerraum nutzen die Bewohner
immer wieder als Mehrzweckraum. Dank UPS ist
daraus ein trockener und schöner Multifunktions-
raum entstanden. Bereits seit vielen Jahren enga-
giert sich UPS Austria auch in Diakonie-Einrichtun-
gen. Die UPS-Helfer*innen kümmern sich um den
Garten der pflegebedürftigen Bewohner und haben
dabei geholfen, die drei Wohnungen in dem „Haus
in der Brandung“ zu renovieren. Jetzt gibt es dort
neue Duschen und Waschmöglichkeiten, Ruheräu-
me und auch neue Gartenmöbel. Das Unternehmen
spendet zudem jährlich für die Anschaffung not-
wendiger Geräte.
Herzkinder nahm im Rahmen des Herzlaufs Wien die Spende in Höhe von 20.000 Euro
entgegen, die bei der „Tupperware Charity-Aktion 2018“ gespendet wurden.V. l. n. r.:
Michaela Altendorfer, Herzkinder Österreich,Astrid Lang-Moitzi, Herzkinder Österreich,
Florian Fellner,Tupperware Österreich, Harald Reiter,Tupperware Österreich,
Christine Menitz, Organisationsteam Herzlauf Wien.
UPS-Volunteers kümmern sich um den Garten der
pflegebedürftigen Bewohner.
Univ.-Prof. Dr. Christoph Gisinger, Haus der Barmherzigkeit (4. von links), Dr.Thomas Böck, Collegiali-
tät Privatstiftung (dahinter), Hofrat Dr. Ewald Wetscherek, Collegialität Privatstiftung (daneben),Waltraud
Schönhart, Haus der Barmherzigkeit (daneben), Maria Hämmerle, Haus der Barmherzigkeit (daneben),
inmitten von Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen des Pflegekrankenhauses Tokiostraße.
BEST PRACTICE-SPENDENBEISPIELE
19. 19 SPENDENGUIDE 2019/20WIRTSCHAFT HILFT!
Natürlich unterstützen
Das VinziDorf Graz bestreitet eine Vorreiterrolle in
der Betreuung obdachloser Personen und hat
durch seinen niederschwelligen Zugang einen neu-
en Weg in der Wohnversorgung eröffnet. Besonders
hervorzuheben ist der soziale Ansatz, jeden Einzel-
nen „so anzunehmen, wie er ist.“ Die Firma ÖBAU
Reisinger bauen wohnen leben unterstützt bereits
seit einigen Jahren das VinziDorf Graz, die Dauer-
herberge für obdachlose Männer. Im Frühjahr 2019
brachte Baustoff-Leiter Manfred Teng wieder eine
Palette Blumenerde, mit der alle Beete und Blumen-
ampeln versorgt werden konnten. Ein wichtiger Akt
für die VinziDorf-Bewohner, die damit ihre Umge-
bung bunter und lebenswerter gestalten können.
Mit der gespendeten Blumenerde versorgten die Bewohner
des VinziDorfs Graz alle Beete und Blumenampeln.
VON JUGENDLICHEN
FÜR JUGENDLICHE
Die Initiative „time4friends“ des ÖJRK ist eine anony-
me und kostenfreie Telefon- und Onlineberatung für
Jugendliche. Das Beratungsangebot arbeitet nach
dem „Peer-Prinzip“. Alle Berater sind zwischen 15 und
20 Jahre alt und somit ähnlich alt wie die Anrufer*innen.
Das notwendige Know-how für die Beratertätigkeit ler-
nen die „Peers“ in einer fünftägigen Ausbildung. Die
Besonderheit von „time4friends“ liegt darin, dass die
ausgebildeten Jugendlichen nicht nur ein offenes Ohr
für die Probleme Gleichaltriger haben, sondern sie
auch motivieren, sich an professionelle Beratungs
angebote zu wenden. Österreichweit arbeiten rund 50
freiwillige Peers abwechselnd mehrmals pro Monat.
Als offizieller Unterstützer von „time4friends“ hat Lidl
Österreich die langjährige Partnerschaft mit dem Ro-
ten Kreuz weiter ausgebaut. „‚time4friends‘ ist ein ein-
zigartiges Projekt. Wir freuen uns sehr, dass wir mit
unserer Unterstützung für das Jugendrotkreuz etwas
bewirken können“, so Christian Schug, Vorsitzender
der Geschäftsleitung von Lidl Österreich.
Time4friends Peer Susanne leistet ihren Dienst per WhatsApp in der Onlineberatung
und hat dort ein offenes Ohr für die Anliegen der Jugendlichen.
In Äthiopien gibt es für 100 Millionen Menschen nur 150 Augenärzte und Augen-
ärztinnen. In ländlichen Regionen wie der Provinz Tigray ist augenmedizinische
Versorgung besonders knapp. Licht für die Welt arbeitet dort mit lokalen und
regionalen Gesundheitsbehörden zusammen. In drei Jahren sollen dort 60.000
Menschen untersucht werden. 4.500 Operationen am Grauen Star und 3.000
Operationen an Trachom sind geplant. Das ist eine Augenkrankheit, die zu irre
parabler Blindheit führt. Die HANSA-FLEX Hydraulik GmbH unterstützt Licht für
die Welt seit 2013. Diesmal spendet das erfolgreiche Unternehmen 35.000 Euro.
„Damit können wir Tausenden kranken oder blinden Menschen in Tigray helfen,
für die ein Arzt zu weit weg oder zu teuer ist“, bedankt sich die Geschäfts-
führerin von Licht für die Welt in Österreich, Sabine Prenn. Mit der Spende will
HANSA-FLEX-Geschäftsführer Jürgen Albrecht die durch medizinische Unge-
rechtigkeit entstandene Armut verringern.
Sehhilfe für die Ärmsten
Jürgen Albrecht, Geschäftsführer der
HANSA-FLEX Hydraulik GmbH, und
Sabine Prenn, Geschäftsführerin
von Licht für die Welt Österreich.
BEST PRACTICE-SPENDENBEISPIELE
23. 23 SPENDENGUIDE 2019/20WIRTSCHAFT HILFT!
Benannt nach dem visionären Oberrabbiner ist die Zwi Perez Chajes-Schule in
Wien ein Herzstück der Israelitischen Kultusgemeinde. Der Schulcampus bietet
500 Kindern Krabbelstube, Kindergarten, Volksschule und Gymnasium. Um auch
Kindern von sozial benachteiligten Eltern oder Großfamilien jüdische Bildung zu
ermöglichen, wurde ein Sozialstipendienprogramm ins Leben gerufen. Zu den
großen Unterstützern des Programms zählt die Raiffeisenbank International. Mit
der RBI verbindet die IKG mittlerweile eine jahrelange Freundschaft. Dazu Gene-
raldirektor Dr. Johann Strobl: „Aufgrund unserer genossenschaftlichen Wurzeln
unterstützen wir insbesondere Projekte und Institutionen, die eigenverantwortli-
ches Handeln großschreiben. Die Israelitische Kultusgemeinde ist ein Musterbei-
spiel dafür, was durch bürgerschaftliches Engagement erreicht werden kann.“
Investition in die Zukunft
Hilfe in stürmischen Zeiten
Der gemeinnützige Verein Rainbows hilft Kindern und
Jugendlichen bei Trennung, Scheidung oder Tod
naher Bezugspersonen. Zu ihren Unterstützern zählt
die Rewe International AG, der es im Rahmen ihres
gesellschaftlichen Engagements ein großes Anliegen
ist, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit einer
geschulten Betreuung zu geben, wenn sie vom Ver-
lust eines geliebten Menschen betroffen sind. Wer
einen solchen Einschnitt im Leben schon einmal er-
fahren hat, weiß, wie wichtig eine vertrauensvolle
Stütze in dieser Zeit ist. Das Unternehmen fördert
daher den Verein Rainbows bei seiner wichtigen pä-
dagogischen und sozialen Arbeit.
Die Zwi Perez Chajes-Schule in Wien ist ein Herzstück der Israelitischen Kultusgemeinde
und bietet 500 Kindern Krabbelstube, Kindergarten,Volksschule und Gymnasium.
Kinder und Jugendliche benötigen beim Verlust eines
geliebten Menschen die richtige Betreuung.
BIKER FÜR
MÜTTER IN NOT
Unter dem Motto „Mama, du schaffst das!“ unter-
stützt die St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien
schwangere Frauen, wohnungslose alleinerziehende
Mütter mit ihren Kindern und Familien in schwierigen
Lebenssituationen. Alljährlich zum Muttertag gibt es
eine Spendenaktion, um auf die Mütter in Not auf-
merksam zu machen. 2019 wurde sie dabei tatkräftig
vom Harley Owners Charity Club in Kooperation mit
dem Park Pray der Erzdiözese Wien sowie dem
Roma Friseurbedarf unterstützt. Über 250 Biker nah-
men an der Charity-Sternfahrt teil und bewiesen,
dass Motorradfahrer nicht nur mit lauten Geräu-
schen in Verbindung gesetzt werden müssen, son-
dern durchaus sympathisch und vor allem auch
hilfsbereit sein können. Die Fahrt endete mit einer
Motorradsegnung durch Dompfarrer Toni Faber ne-
ben dem Wiener Stephansdom. „Es ist wunderschön,
zu wissen, dass es so viele Freiwillige gibt, die
uns gerne unterstützen“, bedankte sich Geschäfts
führerin Nicole Meissner bei allen Teilnehmern.
V. l. n. r.: Roland Bürger (Vorstandsmitglied des HOCC – Harley Owners Charity Club), Nicole Meissner
(Geschäftsführerin der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien), Dompfarrer Toni Faber (Dompfarre
St. Stephan.
BEST PRACTICE-SPENDENBEISPIELE
27. 27 SPENDENGUIDE 2019/20WIRTSCHAFT HILFT!
schrieben: Haben Corporate-Volunteering-Praktiker*innen ihr Spiel-
feld klar definiert, den richtigen Anstoß gegeben, solides Coaching
gesichert und die Performance stets im Blick, kann Corporate Volun-
teering für alle Beteiligten gewinnbringend sein.“ Von Lebensmittel
sortieren über Essen an Obdachlose ausgeben bis hin zu der Arbeit
mit Kindern im Zuge von Ausflügen oder Laufveranstaltungen – die
Auswahl ist sehr groß. „Die Begeisterung, mitzumachen, kann durch
eine Vielfalt von Corporate-Volunteering-Möglichkeiten hervorgeru-
fen werden“, sagt Dal-Bianco. „Dadurch ist für jede/n Mitarbeiter*in
das richtige dabei. Viele Mitarbeiter*innen schätzen es zudem auch
sehr, immer wieder Neues ausprobieren zu können.“
Auf Augenhöhe begegnen
Dass das Interesse an Corporate Volunteering in den letzten Jahren
stark zugenommen hat, merkt auch die Caritas der Erzdiözese
Wien. „Ein Trend, dem wir gerne begegnen“, sagt Bettina Riha-Fink,
Leiterin Fundraising bei der Caritas. Corporate Volunteering etabliere
sich zunehmend als Teil einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit.
„Viele Unternehmen wünschen sich neben einer klassischen Geld-
spende weitere Engagements, weil sie sehen möchten, was ihre
Hilfe bewirkt.“ Dennoch ist die Nachfrage nach punktuellen Einsät-
zen von einem halben oder ganzen Tag nach wie vor am höchsten.
„Wir nennen diese Tage Social Team Days“, so Riha-Fink. „Hier
ist die Vorbereitung eine völlig andere als etwa bei langfristigen
Kooperationen, wie einem Buddy-Programm.“ Doch gerade mit den
Social Team Days möchte die Caritas Unternehmen und ihre
Mitarbeiter*innen motivieren, sich sozial zu engagieren. „Ob obdach-
losen Müttern und Kindern zu helfen oder Menschen mit Behinde-
rung sowie pflegebedürftige Personen zu unterstützen – Unterneh-
men bekommen dadurch einen besseren Einblick in unsere Arbeit
und sehen, was wir leisten“, so Riha-Fink. Die freiwilligen Helfer*innen
würden zudem die Bedürfnisse und Lebensrealitäten von Menschen
in Not besser verstehen. „Für viele ist es oft der erste Berührungs-
punkt. Wir möchten ihnen dabei helfen, Vorurteile und Barrieren ab-
BETTINA RIHA-FINK, LEITERIN
FUNDRAISING BEI DER CARITAS:
„Viele Unternehmen möchten sehen,
was ihre Hilfe bewirkt.“
zubauen.“ Das wichtigste bei der Freiwilligenarbeit sei jedoch eine
Begegnung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. „Das Wesentli-
che ist, die Erwartungshaltungen von Anfang an klar zu kommuni
zieren“, sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Für viele Unternehmen sei
Corporate Volunteering noch eine sehr neue Art des Engagements
und die Ziele nicht immer eindeutig. „Viele sind zwar sehr motiviert,
gleichzeitig müssen aber oft noch interne Regelungen und Struktu-
ren geschaffen werden.“ Ist der Ablauf geklärt, liegen die Vorteile von
Corporate Volunteering klar auf der Hand: Gemeinnützige Organisa-
tionen profitieren von den helfenden Händen, gleichzeitig demonst-
rieren Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung und gewinnen
an Image. Die Mitarbeiter*innen sind zufriedener und erweitern ihren
Horizont, was sich wiederum entscheidend auf den Erfolg des Un-
ternehmens auswirkt. Alles in allem eine Win-win-win-Situation!
Hilfseinsätze im Katastrophenfall: Arbeitnehmer*innen erhalten
Rechtsanspruch auf Entgeltfortzahlung
Arbeitnehmer*innen haben ab sofort einen Rechtsanspruch auf Fortzahlung des
Entgelts, wenn sie wegen eines Einsatzes als freiwilliges Mitglied einer Katastro-
phenhilfsorganisation, eines Rettungsdienstes oder einer freiwilligen Feuerwehr
bei einem Großschadensereignis im Einsatz sind. Finanziert wird dies aus dem
Katastrophenfonds. parlament.gv.at
28. 28SPENDENGUIDE 2019/20 WIRTSCHAFT HILFT!
GEBEN IST KEIN
TAUSCHHANDEL
Lange ging die Wissenschaft davon aus, dass der Mensch ein rationales Wesen ist und stets danach
strebt, seinen eigenen Nutzen zu maximieren. Zahlreiche Experimente widerlegen dies – sagt
Neuroökonöm Christian Ruff. Denn für Tätigkeiten, die wir aufgrund unseres sozial orientierten
Verhaltens sowieso ausführen würden, kann Geld sogar demotivierend sein. Interview: Rosi Dorudi
W
irkt Geld immer als Motivationsmittel? Was tun wir für
Geld und was nicht? Christian Ruff ist Professor für Neu-
roökonomie und neurowissenschaftliche Entschei-
dungsforschung am Department of Economics der Universität
Zürich. Im Interview erklärt er, dass unsere Entscheidungen neben
monetären Anreizen auch durch soziale und moralische Werte
beeinflusst werden und warum Geld die Einsatzbereitschaft auch
schwächen kann.
Herr Ruff, was läuft in unserem Kopf ab, wenn wir eine Ent-
scheidung treffen?
Christian Ruff: Die Wahl zwischen verschiedenen Optionen geht
meistens mit vielen Denkprozessen einher. Nehmen wir an, eine
Person möchte eine bestimmte Aktie erwerben und entscheidet
sich dann dagegen. Das kann einerseits damit zusammenhängen,
dass diese Person im allgemeinen risikoscheu ist. Oder es könnte
sein, dass sie aus ihrem sozialen Umfeld erfahren hat, dass nie-
mand die Aktie gekauft hat und kopiert daraufhin diese Entschei-
dung. Es kann aber auch sein, dass die Person nicht ganz verstan-
den hat, was die fundamentalen Informationen sind, die mit dem
Kauf der Aktie zusammenhängen. Die Entscheidung, die Aktie
nicht zu kaufen, ist also das Endergebnis eines komplexen Prozes-
ses. Unsere Arbeit in der Entscheidungsforschung ist es nun, wie
eine Art Detektiv viele unterschiedliche Hypothesen aufzustellen
und durch Messungen herauszufinden, warum Menschen so han-
deln wie sie es tun.
Sind diese rationalen oder auch irrationalen Denkprozesse mit
denen wir Entscheidungen treffen, chaotisch, zufällig oder
willkürlich oder haben sie System?
Ruff: Wir wissen, dass es auf jeden Fall Systeme und Mechanis-
men in unserem Gehirn gibt, die uns diese zielgerichteten Ent-
scheidungen in Einklang mit unseren Werten ermöglichen. Bei un-
seren Experimenten, die wir dazu durchführen, gehen wir davon
aus, dass die Probanden ihre Entscheidungen zunächst abwägen
und überlegen, wie viel Nutzen sie aus der einen und wie viel aus
der anderen Option ziehen können, und dann dementsprechend
ihre Wahl treffen. Aber es gibt in unserem Gehirn auch andere Sys-
teme, die es uns erlauben, relativ schnell – intuitiv oder auf Basis
vorangehender Erlebnisse und den damit verbundenen Emotionen –
zu handeln. Dieses System steht natürlich im Konflikt mit unserem
rationalen Denken. In unterschiedlichen Situationen kommt da-
durch dann eben das eine oder das andere System zum Tragen.
Es hat sich bei einfachen Forschungsversuchen mit Proban-
den gezeigt, dass diese mit Freude beim Test mitgemacht
haben, wenn es als Gegenleistung nur ein Dankeschön oder
ein Stück Schokolade gab. Sobald aber Geld ins Spiel kam,
war es mit dem Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft
vorbei. Aktiviert Bezahlung unseren inneren Kapitalisten?
Ruff: Mit Kapitalismus hat das nicht so viel zu tun, sondern viel
eher damit, dass es ein soziales Skript für das gibt, was wir allge-
mein unter dem Begriff Tauschhandel verstehen. Wir kaufen etwas
im Supermarkt und geben dafür Geld. Oder wir arbeiten und be-
kommen dafür Geld. Das ist ja nichts anderes als ein Tauschhan-
del. Es gibt aber auch die andere Domäne, in der wir Dinge aus
sozialen Werten tun. Wir helfen zum Beispiel einem Freund beim
Umzug, wir geben einem Familienmitglied Unterstützung in einer
schwierigen Phase oder leisten sonstiges soziales Engagement.
Das heißt, wenn wir etwas tun, was klar aus einer sozialen Haltung
heraus geschieht, dann wirkt Geld sehr schädlich.
Inwiefern?
Ruff: Nun, Geld signalisiert wie gesagt einen Tauschhandel. Und
wenn ich für eine soziale Handlung, die ja aus einer bestimmten
Motivation heraus passiert, Geld bekomme, dann kann das sehr
demotivierend sein. Denn dabei drängt sich in mir der Gedanke
auf: „Ich habe das freiwillig getan und nicht für Geld. Ich bin doch
nicht käuflich.“ Das bedeutet also, dass Geld nicht unseren inneren
Kapitalisten aktiviert, aber Geld aktiviert auf jeden Fall unsere Art
von Entscheidung, die wir auch bei einem Tauschhandel treffen
würden. Wir beginnen, zu vergleichen und abzuwägen, und fragen
uns, was ist mein Tun wert? Und dann wird die ganze Sache sehr
unpersönlich. Das bedeutet, wir kommen sofort aus diesem Skript
des persönlichen sozialen Kontakts heraus, was unsere Einsatzbe-
reitschaft natürlich dann schwächt.
FORSCHUNG
33. 33 SPENDENGUIDE 2019/20WIRTSCHAFT HILFT!
Fahrzeug wird einer spendenbegünstigten Organisation unentgelt-
lich überlassen). Der damit verbundene Aufwand ist steuerlich ab-
zugsfähig.
Die unentgeltliche Arbeitsleistung von Dienstnehmer*innen an eine
spendenbegünstigte Organisation könnte als Zeitspende steuerlich
geltend gemacht werden. Als Wert ist hier auch der gemeine Wert
(siehe oben) anzusetzen. Die Ausgaben im Rahmen des soge-
nannten Corporate Volunteering, bei dem Dienstnehmer*innen ihre
Zeit oder ihr Wissen zur Verfügung stellen, sind steuerlich ebenso
abzugsfähig. Spenden als Betriebsausgaben sind wie gewohnt im
Rahmen der Gewinnermittlung im unternehmerischen Rechnungs-
wesen anzusetzen und in den Steuererklärungen bei den entspre-
chenden Kennzahlen anzuführen. Die Geltendmachung der Spen-
den als Betriebsausgaben ist aber mit insgesamt zehn Prozent des
Gewinns vor Berücksichtigung eines Gewinnfreibetrages begrenzt.
Erwirtschaften Unternehmer*innen negative Einkünfte aus ihrer un-
ternehmerischen Tätigkeiten, aber weitere sonstige positive Einkünf-
te, kann die Spende nicht als Betriebsausgabe, sondern als Sonder-
ausgabe angesetzt und somit steuerlich noch genutzt werden.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um in die
Liste der spendenbegünstigten Einrichtungen aufgenommen
zu werden?
Die Einrichtung muss zum Beispiel seit mindestens drei Jahren un-
unterbrochen im Wesentlichen begünstigte Zwecke verfolgen. In
der schriftlichen Rechtsgrundlage (Satzung, Statut, Gesellschafts-
vertrag etc.) muss die ausschließliche Verfolgung gemeinnütziger
Zwecke verankert sein. Ebenfalls dürfen die im Zusammenhang mit
der Verwendung der Spenden stehenden Verwaltungskosten zehn
Prozent nicht übersteigen. Seit 2017 müssen die Einrichtungen
Maßnahmen zur Erfüllung der Datenübermittlungsverpflichtung der
Spender*innen durchführen. Diese Kriterien müssen erfüllt werden,
um einerseits sicherzustellen, dass die Spende richtig ankommt,
andererseits, um Missbrauch zu vermeiden.
Daher muss die Einhaltung der oben genannten Kriterien jährlich
durch eine/n Wirtschaftsprüfer*in geprüft werden. Solange die ge-
setzlichen Voraussetzungen erfüllt werden, bleibt die Einrichtung auf
der Liste. Werden diese nicht mehr erfüllt, erkennt das Finanzamt die
vormals gewährte Spendenbegünstigung wieder ab. Falls Sie vor
einer etwaigen Streichung von der Liste gespendet haben, bleibt
diese Spende jedoch selbstverständlich steuerlich absetzbar.
Inwiefern grenzt sich Sponsoring vom Spenden ab und wie
können diese Ausgaben steuerlich geltend gemacht werden?
Anders als bei der Spende treten beim Sponsoring wirtschaftliche
Überlegungen in den Vordergrund und die Ausgaben werden nicht
aus privaten Motiven getätigt. Sponsorleistungen beruhen auf einer
betrieblichen Grundlage und stehen einer angemessenen Leistung
(Werbeleistung) gegenüber. Entscheidend zur steuerlichen Absetz-
barkeit ist das Entfalten einer ins Gewicht fallenden Werbewirkung.
(z. B. muss eine vereinbarte Reklame ersichtlich sein). Sofern ein
gesponserter Verein einem größeren Personenkreis bekannt ist,
wird die geforderte typische Werbewirksamkeit in aller Regel erfüllt.
Sponsorzahlungen können unter diesen Bedingungen zur Gänze
von der Steuer abgesetzt werden. Eine zehnprozentige Grenze
bzw. die Notwendigkeit, an bestimmte Einrichtungen zu leisten,
bestehen hier nicht. Zum Zwecke der Rechtssicherheit empfehlen
wir, eine Spende zu tätigen, da die oben genannten Voraussetzun-
gen für ein Sponsoring im Zweifelsfall bewiesen werden müssen.
Die Crowe-SOT-Gruppe hat sich neben der klassischen
Tätigkeit in der Wirtschaftsprüfung und der Steuer- und
betriebswirtschaftlichen Beratung seit mehr als zehn Jahren
schrittweise auf die Prüfung und Beratung von Nonprofit-
Organisationen spezialisiert. Für Rückfragen stehen Ihnen
unsere Expert*innen jederzeit gerne zur Verfügung.
crowesot.at
Eisenstadt
Crowe SOT GmbH
Wirtschaftsprüfungs- und
Steuerberatungsgesellschaft
7000 Eisenstadt, Ruster Straße 91
Tel.: +43 (0)2682 64 666-0
E-Mail: eisenstadt@crowe-sot.at
Mag. Gerhard Draskovits
Wien
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Wirtschaftsprüfungs- und
Steuerberatungsgesellschaft
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E-Mail: wien@crowe-sot.at
Mag.a
Martina Heidinger
Klagenfurt
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Wirtschaftsprüfungs- und
Steuerberatungsgesellschaft
9020 Klagenfurt, Sterneckstraße 82
Tel.: +43 (0)463 56 411 0
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Mag. Dr. oec. Anton Schmidl
Innsbruck
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Steuerberatungsgesellschaft
6020 Innsbruck, Wilhelm-Greil-Straße 15
Tel.: +43 (0)512 575450
E-Mail: innsbruck@crowe-sot.at
Dr. Christoph Lauscher
SPENDENABSETZBARKEIT