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eine Produktion des
WERTVOLL171 Jahre Österreichs Wirtschaft
ZUKUNFT | Sind wir fit?
INNOVATION | CO2
als Rohstoff
BENCHMARK | Risken reduzieren
Ausgabe 2
Dezember 2019
Preis: € 5,00
Magazin für Gewerbe,
Industrie, freie Berufe
und Wirtschaftsverbände
Foto©RatiuBia/unsplash
Erfolgreich,
erfolgreicher,
Die ultimative Telekommunikationslösung
für die digitale Zukunft Ihres Unternehmens
magentabusiness.at
3Der Präsident
Diesen Satz möchte ich an den Beginn unserer Ausgabe mit
dem Titel Nachhaltigkeit stellen. Der Österreichische Gewer-
beverein ist seit dem Jahr 1839 dem Unternehmertum ver-
pflichtet. UnternehmerInnen sind Menschen, die einen Eng-
pass, einen Mangel erkennen, die es verstehen, Ressourcen
neu zu kombinieren, die von einer Idee, von ihrem Innova-
tionsgeist getrieben sind, neue Kooperationen generieren
und eine Bild der Zukunft haben. Mit all ihrem Einsatz, ihrem
Bemühen, ihrer Initiativkraft, Risikobereitschaft und einem
hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein generieren sie
Wertschöpfung. Sie leisten damit einen Beitrag zum Fort-
schritt und zur Entwicklung unserer Gesellschaft und schaffen
einen Mehrwert, dort wo andere oft nur Engpässe sehen.
In Österreich gibt es mehr als 330.000 Unternehmen. Nur
1.100 Unternehmen haben mehr als 250 Beschäftigte, der
Mittelstand ist der Motor unserer Wirtschaft und generiert
mehr als zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts. Im Österrei-
chischen Gewerbeverein treffen sich Unternehmerinnen und
Unternehmer zum vertrauensvollen Austausch, zur konstruk-
tiven Diskussion, zum Dialog mit Wissenschaft und Forschung,
zum voneinander Lernen. Unsere Veranstaltungen sollen
Impuls und Inspiration sein. Wir bieten den Raum für freund-
schaftliche Begegnung und schaffen damit eine wertvolle
Basis für Zusammenarbeit.
UnternehmerInnen messen die Erfolge Ihres Schaffens an
der Wirksamkeit für KundInnen, MitarbeiterInnen und Gesell-
schaft. Hohe Umsätze und Gewinne sind nur die logische Kon-
sequenz daraus.
Das verstehen wir unter nachhaltigem Unternehmertum und
das ist die Grundlage für das 180-jährige Bestehen unserer
Vereinigung. Wir freuen uns über jeden, der sich unserer Hal-
tung anschließen kann, und bestärken alle, die in unserem
Sinn agieren, dass sie diesen Weg nachhaltig weiter bestreiten!
Freuen Sie sich auf die wertvollen Beiträge von und über
Unternehmerinnen und Unternehmer auf den folgenden
Seiten.
Ihr
Andreas Gnesda
Liebe leserinnen und leser!
ÖGV-Präsident
Andreas Gnesda
„UnternehmerInnnen schaffen etwas,
das KundInnen mehr wert ist,
als es sie kostet.“
34
12
40
34
40
inhalt
ZUKUNFT – SIND WIR FIT?
8 Klimawandel
12 Enkelsicherheit
16 Interview Hall
18 Jungmann & Neffe
26 ÖGV & SDG
Benchmark
32 Interview Faulmann
34 Sustainability Leaders
40 Interview Kwizda
Innovation
46 Fraunhofer
48 Innovation Energie
ÖGV
52 JungunternehmerInnen
58 Exner Medaille
62 Frau im ÖGV
Service
66 Digital Future
70 Versicherung
74 Facility­Management
Lifestyle
76 Seat Arona
78 Lifestyle­Gadgets
80 Auszeit
66
76
46
62
18
66
76
46
62
18
Foto©ChrisBarbalis/unsplash
Liebe Mitglieder, liebe Freunde des ÖGV!
Immer häufiger stellt sich die Frage, inwieweit gegenwärtige
Wirtschaftsmodelle in der Lage sind, das hohe Wohlstands­
niveau Europas zu sichern. Die Rahmenbedingungen der
Industriestaaten haben sich im Zuge der Globalisierung, der
Herausforderung des Klimawandels und des demografischen
Wandels verändert, aber auch die Anforderungen an das
Zusammenleben an sich unterliegen der Veränderung.
Die Mitgliedsstaaten der UNO haben mit den Sustainable Deve-
lopment Goals (SDGs) 17 Nachhaltigkeitsziele beschlossen,
zu deren Erreichen auch wir Unternehmer beitragen wollen.
Wir schaffen mit Erfindergeist und Offenheit neue tragfähige
Zukunftsperspektiven. Wir propagieren ein erneuertes Wirt-
schaftsmodell, das mehr ist als das Abstellen auf Zahlen wie
Standortkosten, Sozialabgaben und Tarifverträge.
Eine „Ökonomie der Zukunft“ ist vielmehr die Wirtschaftsform
einer Wissensgesellschaft: eigenverantwortlich, sich selbst
organisierend und motivierend, basierend auf den Grund-
sätzen ökologischen Handelns. Dabei gilt es Gesamtzusam-
menhänge darzustellen und unterschiedlichste Disziplinen
immer wieder neu zu kombinieren. Neue Kooperationsformen
etablieren sich, wenn sich jeder Partner auf seine Kernkompe-
tenzen konzentriert und sich so, wie bisher in Projekten, dau-
erhafte Zusammenarbeit jenseits der Firmengrenzen etabliert.
Aus Angestellten werden Mitunternehmer, aus Arbeitgebern
Förderer und Fordernde.
Solche gesellschaftlichen bzw. soziologischen Entwicklungen,
das Arbeits- bzw. Unternehmerprinzip der Zukunft, wollen wir
identifizieren und in verschiedenen Formaten bis hin zu Sym-
posien diskutieren.
Ihr Stephan Blahut
Nachhaltig? Sicher!
Herausgeber
Stephan Blahut
Redaktion: David Pesantes,
Fritz Tortal, Franziska Gaffger
Lektorat: Dorrit Korger
Fotos: Alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt,
mit Genehmigung der Hersteller und Kooperationspartner
Anzeigenpreise: lt. Mediadaten 2019
Copypreis: EUR 5,–
Druck: Outdoor Print & Production Management
Vertrieb: PGV Austria Trunk GmbH
Alle Rechte vorbehalten, Reproduktionen, Übersetzungen
und Vervielfältigungen nur mit schriftlicher Genehmigung
des Medieneigentümers. Druckfehler vorbehalten.
IMPRESSUM
Medieneigentümer: Österreichischer Gewerbeverein
Eschenbachgasse 11
1010 Wien, Austria
Telefon +43 1 587 3 633
Fax +43 1 587 3 633 633
E-Mail office@gewerbeverein.at
ZVR-Zahl 243795992 (zvr.bmi.gv.at)
Herausgeber: Mag. (FH) Stephan Blahut
Chefredaktion: Ronald Goigitzer
Art-Direktion: Johannes Klasz
Der Herausgeber6
7Editorial
Nachhaltig = WertVoll.
WertVoll hat sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun. Wenn etwas –
gerade auch Unternehmen – im Wert beständig ist, mehrere
Generationen überlebt, dann ist Nachhaltigkeit fast schon
garantiert.
Bei Produkten heißt das hohe Verarbeitungsqualität, hoch-
wertige Materialien, lange Nutzungsdauer und auch die Mög-
lichkeit zur Weiterentwicklung.
Für Unternehmen bedeutet Nachhaltigkeit den Aufbau von
Substanz, der es ermöglicht, den Betrieb auch durch schwie-
rige Zeiten zu bringen. Den verantwortungsvollen Umgang
mit den Mitarbeitern, die sorgfältige Wartung der Produk-
tionsmittel und die Sparsamkeit bei der Verwendung von
Ressourcen.
In der aktuellen Ausgabe haben wir uns UnternehmerInnen
gewidmet, die im Bereich der Nachhaltigkeit in vielerlei Hin-
sicht Vorzeigefirmen führen, manche seit weit mehr als
100 Jahren. Was sie richtig gemacht haben, aber auch, welche
Ratschläge diese erfahrenen FirmenlenkerInnen weiter-
geben können, lesen Sie in der zweiten Ausgabe des neuen
Wirtschaftsmagazins.
Georg Gaugusch erzählt davon, wie seine Mutter und er
gegen alle Widerstände auf exklusive Ware statt Massenpro-
dukte gesetzt haben. Johann Kwizda schildert den Werde-
gang der Firma von der Apotheke zum Weltmarktführer und
Frau und Herr Hall berichten darüber, wie die Kooperation
in einem Familienunternehmen mit einem internationalen
Partner erfolgreich gestaltet werden kann.
Und natürlich bitten wir auch wieder InnovatorInnen vor den
Vorhang, die ausgezeichnet wurden und deren Produkte und
Dienstleistungen Weltbedeutung erlangt haben.
Auch in unserem Lifestyle-Bereich widmen wir uns vor allem
Gadgets und Produkten, die jeweils in ihrem Segment Beson-
derheiten aufweisen, die von Vorteil für das künftige Bestehen
unseres Planeten in lebenswerter Form sind.
Denn: Abseits aller im Moment herrschenden Hysterie ist es
doch auch Aufgabe der UnternehmerInnen und insbesondere
auch der Mitglieder des ÖGV, Vorbild zu sein in der aktuellen
Gesellschaft und auch für die kommenden Generationen.
Ihr Ronald Goigitzer
editorial
Chefredakteur
Ronald Goigitzer
Fridays for Future, CO2
-Abgaben, Flugscham Greta Thunberg, Venedig unter
Wasser – der Schutz der Umwelt und der Wandel des Klimas sind in aller Mun-
de. Auch für Unternehmen wird Nachhaltigkeit immer mehr zum wichtigen
Thema. Wir haben 5 Punkte herausgenommen, wie Rahmenbedingungen für
die Wirtschaft in Zukunft aussehen könnten oder sollten.
Zeitenwende
Zukunft – Sind wir fit?8
Autor: Ronald Goigitzer
©inigodelamaza/unsplash
9Zukunft – Sind wir fit?
1.Vermeiden statt verbieten
Wie so oft in unserem Land gibt es bereits eine Vielzahl von
Vorschriften, die Umweltrecht betreffen. Gewerbeordnung,
Abfallwirtschaftsrecht, Natur- und Landschaftsschutz und
auch die Verfassung sind neben vielen anderen Rechtsberei-
chen Umfeld für Steuerungsinstrumente des Staates. Der Ruf
nach dem Gesetzgeber wird hierzulande auch sehr schnell
sehr laut – dabei sind es vor allem die Bäuche und Köpfe der
Menschen, KonsumentInnen und UnternehmerInnen selbst,
die eine Veränderung herbeiführen. Viele Firmen haben
selbstverständlich Produktionsprozesse, Kommunikations-
prozesse und vieles mehr. Einen Ressourcenvermeidungs-
prozess und entsprechende Richtlinien besitzt jedoch nach
wie vor nur eine Minderheit und hier sind es vor allem die
großen Unternehmen, wo der Druck von Konsumenten und
Kapitalmärkten bereits groß genug ist.
Dabei reicht es oft, sich auf die guten alten Werte zu besinnen
und Verschwendung der eingesetzten Mittel zu vermeiden.
Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern spart gleichzeitig oft
auch Kosten. Fragen wie: „Welche Transportwege sind sinn-
voll bzw. notwendig? Gibt es Alternativen? Müssen immer
alle MitarbeiterInnen am Standort sein? Kann man repa-
rieren statt wegwerfen?“, klingen nicht nur logisch, sondern
werden nach wie vor zu selten gestellt oder nur oberfläch-
lich beantwortet.
2. Keine neue Steuerbelastung
Österreich nimmt in der EU bereits jetzt (Stand 2017) den
sechsten Platz ein, 42,4 % beträgt die Steuerquote im Ver-
hältnis zum BIP. Nur im dirigistischen Frankreich, beim
Nachbarn Belgien und in den skandinavischen Ländern ist
die Belastung höher. Während allerorts von CO2
-Abgaben
gesprochen wird, konstatiert Franz Schellhorn von der
Agenda Austria: „Hierzulande wird ja neuerdings so getan,
als gäbe es keine CO2
-Steuern. Dabei gibt es sie längst, sie
heißen nur anders.“ In Summe werden 10 Milliarden Euro
eingenommen, um 29 % mehr als noch vor zehn Jahren.
Mineralölsteuer, NOVA, Energieabgaben usw. existieren
bereits.
Nun ist nichts gegen steuernde Maßnahmen des Staates ein-
zuwenden, so lange sie aufkommensneutral sind. Die Erfah-
rung zeigt jedoch, dass neue Steuern nur selten die Abschaf-
fung anderer Einnahmen nach sich ziehen – die Einnahmen
aus Steuern und SV-Beiträgen stiegen 2017 um 3,5 und 2018
um 5,3 % im Vergleich zum Vorjahr, jedenfalls ein Vielfaches
der Inflationsrate.
Vor allem aber ist eines entscheidend, wie auch die Euro-
päische Umweltagentur anmerkt, die die Wirkung von Öko-
steuern in Europa untersucht hat: „Einen wesentlichen
Plastik wird sich nur schwer ersetzen lassen –
Innovatives Material ist gefragt!
Beitrag zur ökologischen Wirksamkeit von Abgaben zur
Kostendeckung leistet die Verwendung der Einnahmen
für die Finanzierung damit verbundener Umweltschutz-
maßnahmen.“ Die Verwendung der Einnahmen (das Ver-
schwinden im Gesamtbudget) aus der Mineralölsteuer hat
jedenfalls auch gemäß einer aktuellen Untersuchung des
Energieinstitutes an der Linzer Johannes Kepler Universität
keine positiven Auswirkungen auf die Umwelt.
3. Innovationsförderung
Der Verzicht auf Auto, Flugzeuge, haltbare Lebensmittel wird
den Menschen in den Wohlstandsgesellschaften nur bedingt
beizubringen sein – und schon gar nicht den Schwellenöko-
nomien, die sich im Moment abrackern, um den gleichen
Lebensstandard wie Europäer und Amerikaner zu errei-
chen. Ein Beispiel: Wenn in China die Bevölkerung in Zukunft
den gleichen Wohnraum in Anspruch nimmt, wie wir es in
Europa gewöhnt sind, ist in den nächsten drei Jahrzehnten
©JonathanChng/unsplash
10 Zukunft – Sind wir fit?
die Errichtung von 1.000 (!) Städten in der Größe Wiens not-
wendig. Und natürlich auch Zement, Stahl, Glas und Co. Das
ist mit Klimaschutzzielen nicht vereinbar und so werden sie
auch nicht erreicht werden. Wichtig sind daher vor allem
Innovationen in den Bereichen Bau, Transport und Ener-
giegewinnung – die Verarbeitung des produzierten CO2
ist
dabei nur ein möglicher Gedanke (siehe auch Artikel „Inno-
vation Energie“ – CO2
als Rohstoff). Nur wenn hier Durch-
brüche gelingen und investiert wird, wird eine Trendwende
geschaffen. Hoffnung macht dabei der Umstand, dass auch
potenzielle Katastrophen wie der „saure Regen“ oder das
Ozonloch eingedämmt oder abgewendet wurden.
4. Bildung
Information, Aufklärung und Weiterbildung aller Stake-
holder. Im Mikrozensus der Statistik Austria wurde 2017
erhoben, dass Menschen mit Matura oder Uniabschluss sig-
nifikant mehr zur Mülltrennung bereit sind als Menschen
mit Pflichtschulabschluss (zur Erinnerung: Es gibt dazu
ein Gesetz und einen Strafkatalog!). Dies lässt den Schluss
zu, dass hier auch das Bewusstsein höher ist, denn Müll-
trennungsverhalten hat – anders als die Einkaufsgewohn-
heiten, wo Bio eben oft auch teurer ist – seinen Ursprung
nicht in der unterschiedlichen Einkommenssituation.
Auch der Umgang mit Fake-News, die zum Teil gerade im
Umweltsegment seltsame Blüten hervorrufen, ist für Men-
schen mit höherem Bildungsgrad leichter. Hier sind sämt-
liche Institutionen des Staates, der Wirtschaft (der ÖGV sorgt
zum Beispiel in zahlreichen Veranstaltungen und Publikati-
onen für mehr Information) gefordert, die Anstrengungen
zu erhöhen – „Information statt Demonstration“ wäre zum
Beispiel ein probates Motto für Schulen und Universitäten.
Und wenn man beim AMS nach Weiterbildungsangeboten
mit dem Stichwort „Umwelt“ sucht, dann ist das Ergebnis:
null! In der generellen Weiterbildungsdatenbank findet sich
ebenfalls nur ein geringer Teil an Aus- und Weiterbildungen
zu diesem Bereich, lediglich die TÜV Austria Akademie bietet
Kurse. Die Wirtschaftskammer bietet immerhin auf ihrer
Website einen eigenen Menüpunkt zum Thema Umwelt und
Energie, in dem wichtige Informationen zusammengefasst
sind – aber bei Events und Seminaren herrscht auch hier
Nachholbedarf.
5. Neue Strategien
Um eines wird man als Unternehmen nicht herumkommen –
den Umgang mit gesellschaftlichen Strömungen in die Stra-
tegie der Zukunft miteinfließen zu lassen. Mag es dem einen
oder anderen „gestandenen“ Unternehmer auch noch so
nervig erscheinen – die Kunden der Zukunft werden anders
denken. Plastikverpackte Gurken werden ebenso am Prüf-
stand stehen wie Städtekurzreisen und SUVs. Die öffent-
liche Meinung prasselt in Form von Social Media und Bewer-
tungs-App auf Dienstleister und Produkte schneller herein,
als man neue entwickeln kann. Das Tempo wird mit jedem
Tag höher und die Mitbewerber schlafen bekanntlich auch
nicht. Noch dazu, wo heute ein Schuster aus Gänserndorf
nicht nur mit jenem aus Deutsch-Wagram in Konkurrenz
steht, sondern auch mit Produzenten aus Bangladesch. Es
gilt aber genauso: Diese Entwicklungen sind eine Chance für
österreichische KMUs mit Qualität zu punkten – weil Regio-
nalität ja ein wichtiger Faktor der Nachhaltigkeit ist.
©mikhaelkristenson/unsplash
©MilindKaduskar/unsplash
11Zukunft – Sind wir fit?
Unsere Omas.
Nehmen wir uns also bei der Nase und nehmen wir uns
ein Beispiel an unseren Großmüttern. Da wurde kein
Essen weggeworfen, Reste wurden einfach nochmals ver-
kocht (ich sage nur: Bauernschmaus!). Statt dass die Heizung
noch höher gedreht wurde, haben sie einfach eine Weste
angezogen. Beim Verlassen eines Raumes, wurde immer (!)
das Licht abgedreht. Socken wurden gestopft. Und sämt-
liche Geräte, die man so braucht, mit Sorgfalt behandelt, die
Dinger sollten schließlich Jahrzehnte halten.
Und dabei haben sie auf nichts verzichtet. Haben gegessen,
was ihnen geschmeckt hat. Sind nach Israel, Frankreich,
Polen, Jugoslawien gereist. Hatten oft ein Lächeln im Gesicht.
Und sind steinalt geworden.
Das funktioniert natürlich auch in Unternehmen. Wenn alle mit
den übergebenen Gerätschaften so umgehen, als müssten sie
noch Generationen überdauern. Wenn regelmäßig gewartet
wird. Wenn derjenige einen Bonus bekommt, der möglichst
wenig Ressourcen verwendet.
Das alles gilt natürlich auch für Geld. Und Zeit. Sparsames
Umgehen – und damit ist nicht gemeint, dass man nicht inves-
tiert – mit Kapital, der Aufbau von Substanz im Unternehmen
ist wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Erfolges. Da nicken
zwar alle und dennoch ist oft eine der ersten Anschaffungen
in Start-ups ein schmuckes Auto für den Gründer.
Mit Zeit wird ohnehin verschwenderisch umgegangen. Mee-
tings werden als Plattformen für Selbstdarsteller missbraucht,
Stehzeiten von Menschen und Maschinen übergangen und
natürlich ist oft auch das jüngste Social-Media-Posting inter-
essanter als eine Reklamation eines Kunden.
Es muss nicht jeder vegan essen und mit dem Rad fahren.
Verzichten wir einfach. Auf Verschwendung. Dann ist viel
gewonnen.
Alle reden vom Klimawandel. Dann nehmen wir uns jetzt an der Nase.
Einer der wichtigsten Gründe für die Schäden, die wir an unserer Umwelt
verursachen, ist Verschwendung. Ein Wort, für das unsere
Großmütter nur ein verächtliches Schnauben übrig gehabt hätten.
Autor: Ronald Goigitzer
Zukunft – Sind wir fit?12
Das Thema Nachfolge in Unternehmen ist nach wie
vor brandaktuell. Mehr als 40.000 Firmen in Österreich
kommen in den nächsten Jahren auf den Markt, und
nicht allen gelingt es, die Gesellschaft an den eigenen
Nachwuchs weiterzugeben.
Foto©BenjaminRanger/unsplash
Erfolg
über Generationen
Autor: Fritz Tortal
Zukunft – Sind wir fit? 13
41% der NextGens
in Familienunternehmen
nehmen in den nächsten
5 Jahren eine Position
als Geschäftsführer an.
Der Mittelstandsbericht des Bundesministeriums für Digi-
talisierung und Wirtschaftsstandort stellt fest: Insgesamt
stehen im Zeitraum 2018 bis 2027 etwa 41.700 kleine und
mittlere Arbeitgeberbetriebe vor der Herausforderung,
eine/n Nachfolger/-in zu finden. Dies entspricht 26 Prozent
aller KMU (exkl. EPU) der gewerblichen Wirtschaft Öster-
reichs (ohne die Sparten Industrie sowie Bank und Versiche-
rung). Eine grobe Abschätzung ergibt, dass im Zeitraum 2018
bis 2027 zudem rund 10.000 EPU zur Nachfolge anstehen.
Dabei handelt es sich um 3 Prozent aller EPU der gewerbli-
chen Wirtschaft.
In der nächsten Dekade können erfolgreiche Übergaben
rund 404.000 Arbeitsplätze (inkl. Unternehmer/-in) bzw.
die Arbeitsplätze von 30 Prozent aller Beschäftigten in KMU
(exkl. EPU) sichern. Die betroffenen KMU (exkl. EPU) könnten
im Zeitraum 2018 bis 2027 voraussichtliche Umsätze von
durchschnittlich fast 50 Milliarden Euro jährlich erzielen,
wird die KMU Forschung Austria, die den Bericht erstellte,
zitiert.
Jedes Jahr finden also rund 6.000 Betriebsnachfolgen statt,
die Herausforderungen sind seit Jahren ähnlich. Vielen
gelingt es nicht, die eigene Familie für den Unternehmens-
gegenstand zu begeistern, oder man hat einfach versäumt,
rechtzeitig die Weichen zu stellen.
Herausforderung Nachfolge
Das Problem ist nicht neu, in den vergangenen 20 bis 30
Jahren wurde es aber immer virulenter. Junge Menschen
gehen heute öfter als früher neue Wege oder wandern ins
Ausland. Das macht die Weitergabe in der eigenen Ver-
wandtschaft noch schwieriger.
Viele KMU sind darüberhinaus nicht „sexy“, die Möglichkeit
eines Einstiegs von Finanzinvestoren ist damit nur selten
gegeben. Die Herausforderungen sind dabei in vielen Fällen
durchaus ähnlich.
Besonders dann, wenn Chefin oder Chef zu lange damit
gewartet haben, frühzeitig Personen im Unternehmen
aufzubauen, die, unabhängig von der Eigentümerschaft,
die Aufgabe und Funktion des oder der Eigentümerin
übernehmen.
Von tatsächlich existenzieller Bedeutung ist dieser Aspekt
jedenfalls in Handels- und noch viel stärker in Dienstleis-
tungsbetrieben. Denn hier werden Kunden und Lieferanten
häufig über Jahre von den Eigentümern persönlich betreut.
Produkt- und Firmen-Know-how ist hier häufig noch in einer
Person gebündelt, die Weitergabe dieses Wissens alleine ist
schon eine große Hürde.
Foto©JonathanBorba/unsplash
Nicht immer kann die eigene Leidenschaft
an die Kinder weitergegeben werden.
Zukunft – Sind wir fit?14
Vertrauen in die „NextGens“
Dabei ist die Einbindung junger Familienmitglieder in vielen
Fällen ein positiver Schub für Unternehmen, gerade im Zeit-
alter der Digitalisierung. Laut dem Global NextGen Survey
2019 von PwC streben immerhin 41 Prozent der nächsten
Generation (NextGens) in Familienunternehmen in den
nächsten fünf Jahren eine Position als Geschäftsführer an.
Rudolf Krickl, Experte für Familienunternehmen und Partner
bei PwC Österreich: „Österreichische Familienunternehmen
und Mittelständler gehen zu vorsichtig an die Digitalisie-
rung heran. Die NextGen Survey bestätigt, dass sich jedoch
gerade die Chefs von morgen meist mit Begeisterung der
digitalen Transformation und den Veränderungen, die damit
verbunden sind, widmen.“
Und wie Georg Gaugusch in unserem Interview pointiert
formuliert: „Da sitzt dann der neunzigjährige Chef und der
sechzigjährige Juniorchef. Da wird nicht mehr sehr viel pas-
sieren an Innovationen.“
Früh genug vorbereiten
Neben der frühzeitigen Vorbereitung ist es aber auch
wichtig, rechtzeitig für die gesunde Substanz des Unterneh-
mens zu sorgen. Einen mit Schulden belasteten Betrieb wird
man weniger gerne übernehmen. Thomas Faulmann, Mitbe-
gründer von Faulmann + Faulmann: „Es gibt tatsächlich viele
Unternehmer, die sich quasi über ihren eigenen Nachwuchs
entschulden. Das geht gar nicht.“
Gelungene Beispiele gibt es viele: Die Familie Querfeld ist
so eines. Ausgehend vom Café Landtmann, perfektionierte
Berndt Querfeld gemeinsam mit seinen Eltern ab 1988 den
„Landtmann Stil“ in der Tradition des typischen Wiener Kaf-
feehauses. In den folgenden Jahren übernahm die Familie
weitere Cafés und brachte die Wiener Mehlspeiskultur aus
dem Stammhaus auch hier erfolgreich zur Wirkung. Seit 2006
beliefert „Landtmann’s feine Patisserie“ sie alle aus einer
großen Backstube in Alt Erlaa: Das Café Mozart am Alber-
tinaplatz, das Café Residenz in Schönbrunn, das Café Hof-
burg im inneren Burghof, Landtmann’s Parkcafé beim Nep-
tunbrunnen im Schlosspark Schönbrunn, das Café Museum,
Landtmann’s Jausen Station im Schönbrunner Kronprinzen-
garten und Das Bootshaus an der Alten Donau. Bernd Quer-
feld beschreibt seine Rolle so: „Ich bin der ,Zukunftsminister‘
der Familie und achte auf die ständige Weiterentwicklung
unserer Unternehmen. Denn der laufende ,Blick über den
Tellerrand‘ lässt uns ein modernes Unternehmen sein, das
natürlich auf seine Traditionen Wert legt.“
Einer der erfolgreichsten „Vermittler“ von Nachfolgelösungen
Es gibt tatsächlich viele
Unternehmer, die sich
quasi über ihren eigenen
Nachwuchs entschulden.
Das geht gar nicht.
Zukunft – Sind wir fit? 15
Übrigens: „Im Jahr 2017 wurden 6.309 Betriebe in Österreich
übergeben, was deutlich zeigt, dass Betriebsnachfolge eine
attraktive Alternative zur Unternehmensgründung darstellt“,
kommentiert Elisabeth Zehetner-Piewald, Bundesgeschäfts-
führerin des Gründerservice der Wirtschaftskammer Öster-
reich (WKO). Die aktive Suche nach bestehenden erfolgrei-
chen Unternehmen ist also definitiv auch eine mögliche
Alternative zur eigenen Neugründung. Viele Problemstel-
lungen für Gründer – Kundenakquisition, rechtliche und
steuerliche Rahmenbedingungen – sind in bestehenden
Betrieben als Basis vorhanden, auf denen man aufbauen
kann.
für Unternehmen in Österreich ist Robert Czako. Sein Unter-
nehmen hat bereits rund 1.000 Unternehmer erfolgreich
beraten.
Einer der größten Fehler bei der Suche nach einem geeig-
neten Nachfolger sei dabei das alleinige Schielen auf die
Zahlen. Damit ließen sich zwar oft unliebsame Überra-
schungen für den Käufer ausschließen, aber bei einer aus-
schließlichen Konzentration auf die Zahlen sei man nicht
nur schlecht beraten, sondern würde auch wahre Ressour-
cenverschwendung betreiben. Besonders dort, wo die Wert-
schöpfung eines Unternehmens auf Menschen beruht, sei
es unabdingbar, den psychologisch-emotionalen Faktor zu
berücksichtigen.
Foto©youxventures/unsplash
„NextGens“ helfen bei der Digitalisierung.
16 Zukunft – Sind wir fit?
&Johannes Hall, Urenkel des Firmengründers Otto Beyschlag, war
26 Jahre lang Alleineigentümer und Geschäftsführer von Opel & Beyschlag.
2005 hat er die Mehrheit am Unternehmen verkauft und auch die
operative Führung abgegeben. Seit damals begleitet er seine Nachfolger.
Dr. Elisabeth Hall ist ausgebildete Psychologin und berät mit ihrem Mann
­Unternehmen bei Nachfolgelösungen.
Schneller
Komplexer
Ihre Familie hat eine sehr lange unternehmerische
­Tradition …
Ja, die Familie Beyschlag war mit der eng befreundet. Mein
Urgroßvater war ein fanatischer Radrennfahrer und hat als
Mechaniker bei Opel gearbeitet und sich mit den Söhnen von
Adam Opel angefreundet. Mit Heinrich ist er dann Rennen
gefahren und war immer unter den ersten drei. Adam Opel
wollte in die Monarchie, dann haben die zwei miteinander
die Firma Opel & Beyschlag gegründet. Bis 1945 hat mein
Urgroßvater das Unternehmen alleine geführt. Schon 1933
ist seine Tochter Sophie Beyschlag in das Unternehmen ein-
getreten, was damals natürlich etwas Außerordentliches
war. 1958 wurde dann das Fundament am heutigen Firmen-
standort in der Muthgasse errichtet, das waren damals noch
Felder. Als er 50 war, hat er mich das erste Mal gefragt, ob
ich die Firma übernehmen will, ich war damals 15. Nach dem
Militärdienst habe ich begonnen, alle Stationen durchlaufen
und mit 22 dann den Betrieb übernommen.
Was waren entscheidende Schritte für die
Zu­kunfts­­sicherung?
2005 haben wir uns mit der AVAG aus Deutschland zusam-
mengeschlossen, auch ein Familienunternehmen. Das war
mir sehr wichtig, mit Konzernen hätte ich das nicht gemacht.
Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, um ein Unternehmen
für die Nachfolge von außen zu öffnen?
Frau Hall: Es ist vor allem notwendig den Jungen vorzuleben
und gut vorzuleben, was es heißt, ein Unternehmen zu
führen, nämlich auch in seinen positiven Seiten. Wenn man
jammert, macht man es nicht sehr schmackhaft. Auf der
anderen Seite hat man von früh an andere Möglichkeiten,
17Zukunft – Sind wir fit?
Mein Urgroßvater
war ein fanatischer
Radrennfahrer und hat
als Mechaniker
bei Opel gearbeitet …
man hat visionäre Möglichkeiten, Entwicklungsmöglich-
keiten, das ist alles sehr interessant und aufregend.
Herr Hall: Unsere Tochter hat Wirtschaft studiert und sie sagt:
Für mich kommt nur infrage, selbstständig zu sein. Noch
etwas: Eigentlich müssten alle, die etwas erben, auch Ver-
ständnis haben und Einblick bekommen, denn sie müssen
ja auch Verantwortung übernehmen können. Und das ist ja
eigentlich das Thema des Familienunternehmens, dass das
Verantwortungtragen niemals aufhört.
Wann ist aus Ihrer Sicht der richtige Zeitpunkt,
um zu übergeben?
Hall: Bei uns war es sicher der richtige Zeitpunkt. Ich habe
das schon länger überlegt und in der AVAC den perfekten
Partner gefunden. Als Präsident der österreichischen Opel-
Händler hatte ich da den Vorteil, ein sehr gutes Netzwerk zu
haben. Ich wollte an den größeren Einheiten, die entstehen
werden, teilnehmen. Und das ist optimal gelungen.
Wenn Sie zurückblicken, was waren Ihre besten
Entscheidungen?
Hall: Am meisten habe ich von den Amerikanern im Hin-
blick auf den Autoverkauf gelernt und das auch im eigenen
Betrieb umgesetzt. Ich habe beispielsweise nicht klassi-
sche Autoverkäufer eingestellt, sondern nur Menschen aus
anderen Bereichen, das hat herausragend funktioniert.
Was stand für Sie im Vordergrund des
Unternehmerdaseins?
Hall: Ich war nie Gewinnmaximierer. Mein Vater hat einmal
etwas Lustiges gesagt: Ich kann ja eigentlich nicht viel. Aber
ich kann mir gute Mitarbeiter suchen.
Wenn ich heute zu Ihnen kommen und sagen würde:
Ich möchte ein Start­up­Unternehmen gründen. Welche
Ratschläge würden Sie mir geben?
Hall: Die meisten wissen ohnehin genau, was sie wollen.
Gründer haben Leidenschaft, das braucht man ihnen nicht
mehr zu sagen. Am ehesten ist es noch die Kapitalbasis, die
manchmal fehlt.
Was hat sich in den letzten 30, 40 Jahren aus Ihrer Sicht
am meisten geändert?
Hall: Es hat sich vieles verändert, vor allem wenn ich an den
Vertrieb denke. Heute können Sie über das Internet ein Pro-
dukt der Welt vorstellen. Das ganze Thema der Logistik ist
unendlich einfacher geworden, man kann sich voll auf das
Produkt konzentrieren. Das Leben ist aber andererseits
auch viel komplexer und schneller geworden.
18 Zukunft – Sind wir fit?
Laut einer Studie der NASA/GISS hat sich seit dem Ende
des 19. Jahrhunderts die bodennahe Luft im weltweiten
Durchschnitt um knapp ein Grad erwärmt. Mit der Tempe-
ratur steigt auch die Gesprächsintensität über das Thema
Nachhaltigkeit und modernen Umgang mit natürlichen
Ressourcen.
Der Media Intelligence Agent »OBSERVER« hat sich genau
angesehen, wie das Thema Nachhaltigkeit von Medien und
Unternehmen aufgegriffen wird. Dabei wird augenschein-
lich, wie viele Personen das Thema motiviert und anspricht.
Hierfür wurden Daten der letzten 13 Monate aus einer welt-
weiten Webbeobachtung analysiert.
Der grüne Megatrend wurde in dieser Zeit 34,3 Millionen
Mal verbreitet. Diese beachtliche Anzahl an Artikel und
Erwähnungen erzielte in dieser Zeit nicht einmal der Welt-
konzern Coca-Cola (weltweit 8,1 Millionen Mal erwähnt).
Diese Masse an Artikeln erzielen eine gigantische Reichweite –
jeder Mensch liest durchschnittlich mehr als 100 Mal über Nach-
haltigkeit und jede zehnte Person reagiert darauf, indem sie das
Thema liket, kommentiert oder die Nachricht mit Freunden teilt.
Phänomen
– Wie die Medien das Thema pushen
Nachhaltigkeit
Autorin: Klara Spiegel (Observer)
Für weitere Detailanalysen
kontaktieren Sie »OBSERVER« GmbH
Die Analyse der weltweiten demografischen Daten zeigt,
dass 50 % der Aufmerksamkeit und besagter Interaktion
von der Generation der Millennials kommt, die heute zwi-
schen 20 und 39 Jahre alt sind. Ein Viertel der LeserInnen
sind Gen Z, die Kaufkraft von morgen. Die Generationen-
verteilung in Österreich entspricht nicht diesem Generation-
Gap-Klischee. Auch ältere Generationen nehmen eine aktive
Rolle in der Klimadiskussion ein. Beide Geschlechter sind
in der Analyse ungefähr gleich stark vertreten, wobei die
Männer mit 58 % des Leseranteils leicht dominieren.
Das Interesse ist enorm. Es gibt kein Land, in dem Nachhal-
tigkeit kein mediales Thema ist. Die Kommunikationsfüh-
rung haben USA, Deutschland, Großbritannien und Spanien
übernommen. Mit 270.000 Artikeln und Posts belegt Öster-
reich den 18. Platz.
Auffällig ist auch, dass Nachhaltigkeit mit einem höchst posi-
tiven Sentiment versehen ist. Statt mit dem Zeigefinger auf
Unternehmen zu zeigen, wird das Thema von den Autoren
positiv und hoffend präsentiert. In Österreich ist das Senti-
ment mit 28 % positiven und nur 3 % negativen Meldungen
im Vergleich zum Weltmarkt äußerst positiv.
Stichwort Unternehmen: Die nächste Grafik beschreibt, wie
Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umzugehen
wissen. Die 130.000 Ergebnisse zeigen, wie oft und wann im
österreichischen Medienraum ein Unternehmen, ein Pro-
dukt oder eine Dienstleistung mit dem Wert „Nachhaltig-
keit“ verknüpft wird. Immer mehr Unternehmen kommu-
nizieren nachhaltige Strategien oder Projekte bzw. werden
von den Medien aufgrund unethischer Entscheidungen kri-
tisiert. Hier lässt sich wiederum die steigende Präsenz des
Themas gut erkennen. Lediglich zur Weihnachtszeit verliert
das Thema an Präsenz. Der Peak im Oktober beruht auf den
überdurchschnittlich warmen Temperaturen für die Jahres-
zeit, der heißeste Tag war mit 27,2 °C der 21. Oktober.
18-24
25-34
35-44
45-54
55-64
65+
22.3%
35.9%
29.8%
9.4%
2.6%
25.8%
48.2%
18%
6.3%
Stichwort Unternehmen: Die nächste Grafik beschreibt, wie
5 K
830 K
4 K
664 K
2 K
332 K
3 K
498 K
1 K
116 K
8. OKT 2018
8. OKT 2018
3. DEZ 2018
3. DEZ 2018
28. JAN 2019
28. JAN 2019
25. MÄR 2019
25. MÄR 2019
20. MAI 2019
20. MAI 2019
9. SEPT 2019
9. SEPT 2019
15. JUL 2019
15. JUL 2019
4. NOV 2019
4. NOV 2019
Nachhaltigkeit in den Medien weltweit
Erwähnungen im Verlauf der Jahre
Österreich - Unternehmensbezogene Nachhaltigkeit
Erwähnungen im Verlauf der Jahre
Zukunft – Sind wir fit? 19
Georg Gaugusch führt eines der traditionsreichsten Textilge-
schäfte in Wien – Wilhelm Jungmann & Neffe. Credo des Er-
folgs: Das Agieren als ordentlicher Kaufmann.
Über Zombies
und Innovationen
Zukunft – Sind wir fit?20
Zukunft – Sind wir fit? 21
Zukunft – Sind wir fit?22
Wie fühlt sich das an, wenn man jeden Tag in ein Geschäft
geht, das 150 Jahre alt ist?
Gaugusch: Man nimmt das gar nicht mehr wirklich wahr. Leider.
Das ist ein bisschen die Betriebsblindheit. Das ist die Natur des
Menschen und gleichzeitig die größte Gefahr, nicht nur im Mode-
business: Alles läuft rund, man fühlt sich sicher, und dann wird
man von den Ereignissen überrollt. Diese eingefahrenen Struk-
turen sind sicher ein Mitgrund, warum jedes Jahr rund drei Pro-
zent der Händler zusperren müssen. Wenn das ein paar Jahre
anhält und wenig nachkommt, ist schnell ein Drittel weg. Wenn
man heute im Mode-Einzelhandel überleben will, muss man viel
flexibler sein als früher.
Was hat sich geändert?
Gaugusch: Das frühere Konzept war: Ich kaufe eine Kollektion,
irgendeine angesagte Marke, die wird zweimal in der Saison gelie-
fert, im Frühling und im Herbst. Dann verkaufe ich das zu meiner
Kalkulation. Das funktioniert aber aus vielerlei Gründen nicht mehr.
Und bei Ihnen im Geschäft?
Gaugusch: Im Moment geht die Entwicklung in Richtung Nach-
haltigkeit. Im Grunde leben wir das schon immer – wir bieten ein
verhältnismäßig hochpreisiges Produkt an, dieses hat aber dafür
eine umso längere Nutzungsdauer. Vor zwanzig Jahren hat das
niemanden interessiert, jetzt ist gerade wieder sehr modern. Wir
haben dadurch auch sehr viele junge Kunden, die mit einem
Anzug oder einem Sakko anfangen und sich dann peu à peu ihre
Garderobe aufbauen.
Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell?
Gaugusch: Wir haben Kunden, die den Stoff kaufen und dann ver-
arbeiten lassen, entweder beim eigenen Schneider irgendwo auf
der Welt oder bei einem, mit dem wir zusammenarbeiten. Wir
sind dann eigentlich nur Mittler. Wir bringen den Kunden und
den Schneider zusammen und geben ihm auch noch den guten
Stoff, damit was Ordentliches draus wird, das ist eigentlich unsere
Funktion.
Schlagwort Nachhaltigkeit. Was heißt das für Sie persönlich
wirklich?
Gaugusch: Nachhaltig heißt, dass jeder Stoff oder jedes Mate-
rial so produziert wird, dass der Planet möglichst wenig beein-
flusst wird. Am besten geht das, wenn die Produkte eine mög-
lichst lange Nutzungsdauer haben. Es ist etwas völlig anderes, ein
Sakko zu machen, das man zehn, fünfzehn Jahre trägt, als das Teil
nach ein, höchstens zwei Saisonen wieder wegzuwerfen.
Wir haben außerdem nur Stoffe am Lager, die aus europäischer
Produktion stammen, fast ausschließlich aus England, Schottland
und Italien. Die Bedingungen, unter denen sie produziert werden,
sind ganz andere als bei Stoffen, die aus Fernost kommen.
Komposition statt Routine
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So großzügig die elegante BONDI im Ganzen wirkt, so perfekt präsentiert sie sich im Detail.
Megatrends24
Inwiefern beeinflussen Modetrends auch Ihr Geschäft?
Gaugusch: Dadurch, dass wir versuchen, immer alles am Lager zu
haben, spielenTrends für uns keine so große Rolle. Zu uns können
sie auch kommen, wenn Nadelstreif gerade nicht „modern“ ist.
Außerdem, seien wir uns ehrlich, bei den Herren ist es doch so:
Entweder das Kleidungsstück passt ihm oder eben nicht. Das hat
mit„modisch“ wenig zu tun. Als Herr sollte man nicht jeder modi-
schen Narretei nachlaufen, sondern seine eigene Linie haben.
Und bei den Damen?
Gaugusch: Auch hier hat sich in den letzten zwanzig Jahren
viel geändert. Generell kann man sagen, dass die Stoffe in der
Damen­oberbekleidung immer minderwertiger geworden sind.
Heute als Dame zum Beispiel ein passendes Kostüm zu finden,
bei dem keine Kunstfaser verarbeitet wurde, ist schon sehr
schwierig geworden. Es ist oft so, dass entweder der Schnitt für
die jeweilige Dame passt, dafür der Stoff schlecht ist, oder umge-
kehrt. Viele Damen sind einfach verzweifelt bei der Suche nach
zum Beispiel einem schönen blauen Hosenanzug fürs Büro – hier
kommen die Damenschneiderinnen zum Zug.
Thema Langlebigkeit: Wenn man vor 15 Jahren durch die
Stadt gegangen ist, war das Stadtbild ein völlig anderes.
Auch bei den Geschäftslokalen ist kein Stein auf dem
anderen geblieben. Woran liegt das?
Gaugusch: Man muss schon sagen, der Österreicher neigt dazu,
für alles immer einen externen Grund zu suchen, irgendein
anderer muss schuld sein. Meiner Meinung nach liegt ein Grund,
warum so viele zugesperrt haben, an der tendenziell skleroti-
schen Struktur der österreichischen Wirtschaft. Das resultiert aus
dieser langen Zeit, wo wir nicht EWG- und EG-Mitglied waren.
Wien war damals das Ende der westlichen Welt am Rand des Ost-
blocks. Und mit dem EG-Beitritt 1995 kam das plötzliche Erwa-
chen. Die Häuser waren hässlich, weil kein Mensch in diese Zins-
häuser investiert hat, durch die fixierten Mietpreise konnten
sich die Hauseigentümer keine Renovierung leisten. Durch eine
vollkommen verkämmerte Struktur und eine Gewerbeordnung
aus dem 19. Jahrhundert hat sich nichts getan. Innovation war
denkunmöglich, wer Änderungen wollte oder Visionen hatte,
konnte sie in diesem abgeschotteten Habitat kaum verwirk-
lichen. Es konnte ja nicht einmal die oberösterreichische
Molkerei ihren besonders guten Bergkäse in Wien ver-
kaufen, weil die Wiener Molkerei gesagt hat, dass
sie das nicht dürfen. Es ist nichts nachge-
kommen, aber es sind auch die, die eigent-
lich nur noch Zombies waren, nicht
gestorben. Es hat am Kohlmarkt
Firmen gegeben, die meiner Mei-
nung nach nirgendwo auf dem Pla-
neten lebensfähig waren, sie konnten
sich aber dank der niedrigen Mieten in
bester Lage halten.
Dann kam die Gesetzesänderung für
Geschäftslokale, mit einem Mal konnten jetzt adäquate Mieten
verlangt werden. Dazu kamen die internationalen Modeketten,
die natürlich hochprofessionell geführt sind, innovativ und hart
am Puls der Zeit.
Was haben die„Überlebenden“ richtig gemacht?
Gaugusch: Wir hatten auch eine sehr niedrige Miete bis 1994. Wir
haben uns damals mit dem Hausherrn zusammengesetzt und
haben an einem Nachmittag überlegt, wie wir für ihn und für uns
auf einen lebbaren Zins kommen und haben uns getroffen.Wenn
wir da nichts erreicht hätten, hätte ich meiner Mutter geraten,
zuzusperren.
Dann haben wir auf etwas gesetzt, was absolut gegen den Strom
war. Meine Mutter hat sich geweigert, Konfektion zu verkaufen.
Alle haben ihr erklärt, dass das nicht funktioniert, aber wir hatten
die Nische gefunden, die sonst niemand mehr abdeckte. Viele
haben damals auch versucht, ihren Deckungsbeitrag zu erhöhen,
indem sie billigere Produkte eingekauft haben. Meine Mutter hat
den gegenteiligen Schritt gemacht, nämlich auf noch hochwer-
tigere und exklusivere Produkte zu setzen. Damit hatten wir am
Markt ein Alleinstellungsmerkmal. Und dann haben wir ange-
fangen, mit Schneidern zu kooperieren, das war die beste Idee,
die sie hatte.
Und letztlich: Im Internet ist alles verkaufbar, was genau defi-
nierbar ist. Das heißt, wenn man als Einzelhändler bestehen will,
dann muss man lauter Artikel haben, die nicht vergleichbar sind.
Das heißt: entweder in sehr kleinen Serien produziert oder von
speziellen Manufakturen gemacht. Man muss sich also auf die
Tätigkeit des Kaufmanns besinnen, indem man sagt: Ich suche
mir meine Lieferanten. Auch ich habe Ausschau gehalten nach
neuen, kleinen Lieferanten, die besondere Dinge machen, die
unverwechselbar sind.
Die Welt ist uniform geworden und wird immer uniformer. Die
Marken haben mittlerweile fast alles andere erdrückt und es gibt
jetzt überall auf derWelt die gleichen Geschäfte mit den gleichen
Auslagen und den gleichen Produkten. Eigentlich ist es uner-
träglich langweilig und nichts ist in der Mode größeres Gift als
Langeweile.
Wenn ein junger Mensch vor Ihnen sitzt und sagt: Ich
möchte mich selbstständig machen. Was würden Sie raten?
Gaugusch: Es kommt darauf an, was man machen will. Primär
würde ich das mit dem Lebenspartner besprechen. Es müssen
alle damit leben können, dass es dann nur noch eines gibt: Arbeit,
Arbeit, Arbeit, und wenn man fertig ist, gibt’s noch mehr Arbeit.
Man muss also Freude an der Arbeit haben. Das ist das Erste.
Ich persönlich halte noch etwas für sehr wichtig: Man muss
eine gewisse Reflektionsfähigkeit haben über das eigene
Tun. Außerdem sollte man rechnen können, schnell und
überschlagsmäßig. Denn wenn man ein Geschäft den Buch-
haltern und Controllern überlässt, ist es praktisch schon
todgeweiht.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, über die Nachfolge
nachzudenken?
Gaugusch: Im Grunde dann, wenn man das Gefühl hat,
dass alles gerade gut läuft. Dann ist man eigentlich schon
bequem geworden. Ich glaube, dass viele Firmen auch
deswegen zugrunde gehen, weil Sesselkleber am Werk
sind. Da sitzen dann der neunzigjährige Chef und der
sechzigjährige Juniorchef. Da wird nicht mehr sehr viel
­passieren an Innovationen.
Dedicated Boost-
Consulting für alle,
die (noch) mehr
erreichen wollen.
Zukunft – Sind wir fit?26
Die SDGs der ÖGV
&&Die SDGs
&Die SDGs
&der ÖGV
&der ÖGVDie SDGsDie SDGs der ÖGV
&Die SDGs
&Die SDGs der ÖGV
&der ÖGVSustainable Development Goals der UNO
Auch wenn die SDGs – Sustainable Development Goals – oder
Agenda 2030 (weil die Weltgemeinschaft sie bis 2030 errei-
chen will) ein Programm für Regierungen sind, so können
diese ehrgeizigen Ziele nur mit Unterstützung der Wirtschaft
umgesetzt werden. Unternehmen aller Branchen und Größen
kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Aus diesem Grund hat der
ÖGV die SDGs bereits in seiner Strategie 2018 berücksichtigt.
Welche Ziele für den ÖGV besonderes Gewicht haben, hat Vize-
präsidentin Ursula Oberhollenzer für Sie zusammengefasst.
Anmerkung zum besseren Verständnis: Die SDGs sind nicht
jedes für sich alleine zu sehen, sondern nur gemeinsam zu
erreichen, da es auch zahlreiche Interdependenzen gibt.
Der Zusammenhang zwischen Bildung und Innovation
ist evident, ebenso jener zwischen sauberer Energie und
Klimaschutz. Die Erwähnung der ÖGV-Mitglieder ist eine
zufällige Auswahl. Auch diese unterstützen fallweise mit
ihren Aktivitäten mehrere SDGs, sind jedoch jeweils nur
einem zugeordnet.
Das übergeordnete Ziel ist SDG 17:
„Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“
Der ÖGV als Ort der Vernetzung unterstützt mit sämtlichen
Autor: Stephan Blahut
Zukunft – Sind wir fit? 27
– wie unterstützen wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern
die Umsetzung der sogenannten Agenda 2030?
Aktivitäten dieses Ziel in besonderer Weise. Durch den
Austausch unter den Mitgliedern und Gästen entsteht Ver-
netzung, die Kooperationen und Partnerschaften forciert,
um Wirtschaft, Gesellschaft und Politik positiv zu beein-
flussen und zu einer enkeltauglichen Zukunft beizutragen.
Unter den ÖGV-Mitgliedern findet sich u. a. Nina Wiesinger
mit „Denk mal laut“, die an ihrem Chancentisch monat-
liche Runden für UnternehmerInnen aus unterschied-
lichen Branchen und Größen anbietet, um Netzwerken
moderiert von der Gastgeberin zu erleben und Koopera­
tionen gezielt anzustoßen.
Themenfeld 1: Bildung & Innovation
SDG 4 „Hochwertige Bildung“
BereitsdieGeschichtedesÖGVistvonInitiativenbestimmt,
die die Förderung hochwertiger Bildung be­inhalten. Der
ÖGV war u. a. maßgeblich an der Gründung des TGM, des
Technischen Museums und der Technischen Universität
beteiligt.
Seit vielen Jahren läuft unser „Schülersparring“, im
Rahmen dessen der ÖGV jährlich ca. 1.500 Schülerinnen
Foto©7mShGfAHsw/unsplash
Zukunft – Sind wir fit?28
und Schüler im Alter von 14 bzw. 15 Jahren zu Bewer-
bungstrainings einlädt, um sie besser auf Berufswahl und
Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Zusätzlich werden
über den jährlichen Chancentag auch Lehrlinge aus diesen
Trainings über den ÖGV an Mitglieder und interessierte
Unternehmen vermittelt.
Seit 1921 ist der ÖGV mit der Verleihung der Wilhelm Exner
Medaille ein fixer Bestandteil in der internationalen wis-
senschaftlichen Szene. Seither wurden über 230 Wissen-
schaftlerInnen für ihre Forschungen, die auch wirtschaft-
lich umgesetzt werden (können), ausgezeichnet, darunter
bisher 22 NobelpreisträgerInnen. Mehr zum Preisträger
2019, Joseph M. DeSimone, finden Sie in einem eigenen
Artikel in dieser Ausgabe.
Über die Kooperationen mit der Technischen Universität
Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien sowie der Technischen
Universität Graz sind wir eng mit der akademischen Welt und
ihren Entwicklungen verbunden. Die Rektorinnen der TU
Wien und der WU Wien sind als Mitglieder des Verwaltungs-
rates auch in laufendem Austausch mit dem ÖGV. Auch über
die Betreuung von Master-Studierenden liefern Mitglieder
des ÖGV einen wertvollen Beitrag für Zukunftsthemen.
Foto©PaulaPrekopova/unsplash
Zukunft – Sind wir fit? 29
SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“
Als Unternehmervertretung ist uns dieses SDG natür-
lich ein Anliegen. Informationsveranstaltungen und Best
Practices helfen unseren Mitgliedern dabei, ein optimales
Arbeitsumfeld zu schaffen, das auch nachhaltiges Wirt-
schaftswachstum unterstützt. Ab 2020 ist eine zusätzliche
Ehrung für Mitarbeitende unserer Mitgliedsunternehmen,
die sich besonders um Innovation und Nachhaltigkeit
bemüht haben, geplant. Da auch produktive Vollbeschäfti-
gung für junge Menschen unter dieses Ziel fällt, ist unsere
Lehrlingsinitiative auch an dieser Stelle erwähnenswert.
ÖGV-Mitglieder, die in diesem Feld tätig sind, seien hier
beispielhaft genannt: Christian Ess mit seinem Unter-
nehmen „workcess Arbeitsschutz GmbH“ oder die Familie
Blaha mit „FRANZ BLAHA SITZ- UND BÜROMÖBEL INDUS-
TRIE GES.M.B.H.“, die sich auf hochwertige Büromöbel
unter Verwendung natürlicher Materialien, wie z. B. Schaf-
wolle und Hanf, spezialisiert hat. Bernd Kleemann leitet
mit „Trendwerk“ eine gemeinnützige GmbH zur Förderung
der Integration am Arbeitsmarkt in Kooperation mit dem
AMS. Präsident Andreas Gnesda ist mit „Team Gnesda“
immer den neuesten Trends der „new world of work“ auf
der Spur.
SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“
Aus diesem Themenfeld ist für den ÖGV die Innovation
besonders spannend. Vizepräsident Dr. Stefan Radel ist
Physiker und als Lektor an der TU Wien aktiv. Zusätz-
lich ist er „serial entrepreneur“ und unterstützt Start-
ups mit seiner Expertise. Einige der ÖGV-Mitglieder aus
dem Forum Jungunternehmer waren auch schon in die
Start-up-Show „2 Minuten, 2 Millionen“ eingeladen und
konnten ihre Innovationen einem großen Publikum prä-
sentieren. Und natürlich gehören die Preisträger der
Wilhelm Exner Medaille zu den großen internationalen
InnovatorInnen.
Auch unter den ÖGV-Mitgliedern ist geballte Innovations-
kraft vorhanden, hier zwei Beispiele: Die „ecoduna AG“,
an der unser Mitglied Gebhard Augendopler als Investor
beteiligt ist, hat sich z. B. auf die Kultivierung und indus-
trielle Produktion von Mikroalgen spezialisiert. Thomas
Schubert von „Schubert Stone“ hat mit seinen innovativen
Techno-Steinen Produkte aus natürlichen Materialien ent-
wickelt, die höchsten Ansprüchen genügen. Dazu kommt
eine breite Auswahl an Natursteinen für innen und außen
sowie fachliche Beratung auf höchstem Niveau.
SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“
Der ÖGV hat aus seiner Historie heraus ein Begutach-
tungsrecht für Gesetzesvorlagen. Daraus ergibt sich ein
Mitspracherecht hinsichtlich des wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Zusammenspiels, das noch intensiver
genutzt werden soll. Durch die zentrale Lage des Ver-
einshauses können unsere Veranstaltungen mit öffentli-
chen Verkehrsmitteln optimal erreicht werden, was einen
positiven Beitrag zu einer lebenswerten Stadt leistet. Das
denkmalgeschützte Palais Eschenbach zu erhalten ist ein
positiver Beitrag zum Bestand unseres Kulturerbes.
Auch in diesem Themenfeld sind ÖGV-Mitglieder aktiv:
ÖGNI-Geschäftsführer Peter Engert steht beispielsweise
einer Organisation vor, die nachhaltige Gebäude- und
Stadtquartiere zertifiziert und ist in diesem Bereich auch
beratend tätig. Nikolaus Czernohorski bietet mit „Czerno-
horski elektrische Anlagen“ umfassende Expertise für
elektrische Anlagen, u. a. modernste und energieeffiziente
städtische Beleuchtungsinfrastruktur inkl. Wartung, an.
Zukunft – Sind wir fit?30
Themenfeld 2: Nachhaltigkeit & Ethik
SDG 5 „Geschlechtergleichstellung“
Das Forum Frau im ÖGV fördert das gezielte Netzwerken
zwischen Unternehmerinnen unter dem Dach des öster-
reichischen Gewerbevereins. Unternehmerinnen, unter-
nehmerisch denkende Beraterinnen und Vertreterinnen
aus freien Berufen beschäftigen sich aktiv mit Fragestel-
lungen zum Unternehmertum, wie sie sich dazu im Ver-
einsrahmen einbringen und austauschen möchten.
Zusätzlich sind fallweise Kooperationen mit anderen Frau-
ennetzwerken mit derselben unternehmerischen Ausrich-
tung angedacht. Es geht um Sichtbarkeit nach außen und
innerhalb des Netzwerks des ÖGV sowie den Austausch
mit diversen Bereichen, u. a. Kunst & Kultur sowie zwi-
schen den Expertinnen zu aktuellen Fragestellungen.
Beispiele, was unsere Mitglieder zur Umsetzung von SDG
5 beitragen, sind u. a.: Verena Florian, Autorin des Buches
„Mut zum Rollentausch“, in dem es um Mütter im Manage-
ment und Männer in Väterkarenz geht – ein dringend not-
wendiger Wechsel im Mindset unserer Gesellschaft, wenn
wir nicht auf 50 % unseres Humankapitals verzichten
möchten. Die „Dreikreis Consulting GmbH“ unserer ehe-
maligen Jungunternehmerin Katharina van Zeller ist auf
die Vermittlung von IT-Personal spezialisiert und schreibt
Diversity sowohl im Unternehmen als auch in der Bera-
tung groß, denn Frauen sind unter dem Diversity-Aspekt
dringend in der Technik gesucht!
SDG 7 „Bezahlbare und saubere Energie“
Der ÖGV bezieht selbstverständlich Strom aus erneuer-
baren Energiequellen, denn Lieferant ist die Verbund AG,
die hauptsächlich Strom aus Wasserkraft anbietet. Auch
die Beleuchtung wurde auf energieeffiziente LED-Lampen
umgestellt und bei allen Veranstaltungen sowie im Büro-
betrieb wird auf Energieeffizienz geachtet.
Zu ÖGV-Mitgliedern in diesem Bereich gehört z. B. Cor-
nelia Daniel mit ihrem Unternehmen „Dachgold“ bzw. der
Initiative „Tausendundein Dach“. Sie hat Photovoltaik mit
ihrem Gestehungskostenrechner auf eine neue Ebene
gehoben und erarbeitet mit jedem Unternehmenskunden
individuelle Lösungen inkl. Förderberatung und Unterstüt-
zung der Anträge bis zur schlüsselfertigen Anlage. Jürgen
Saringer mit seinem „Ingenieurbüro Solarexpress“ ist ein
führender Full-Service-Dienstleister für die Solarbranche
und sorgt mit seinem Know-how für den reibungslosen
Betrieb einer Photovoltaikanlage während des gesamten
Lebenszyklus.
SDG 12:
„Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster“
Bereits in der Historie des ÖGV gab es anlässlich der Welt-
ausstellung 1873 eine „Collectiv-Ausstellung“ zur Abfall-
verwertung (z. B. Knochen, Zuckerreste, Seifenwasser,
Petroleumabfälle, Holzmehl, Bleche und Metalle etc.),
um Unternehmen auf Möglichkeiten der Verwertung auf-
merksam zu machen. Hier ging es besonders darum,
Abfälle während des kompletten Produktionszyklus und
deren Verarbeitung zu weiteren Produkten aufzuzeigen.
Aktuell wird bei den Events im Haus besonderes Augen-
merk auf punktgenaue Planung zur Vermeidung von
Abfällen – insbesondere Nahrungsmittel – gelegt. Generell
wird beim Einkauf diverser Produkte Wert auf Nachhaltig-
keit gelegt.
ÖGV-Mitglied Doris Wallner-Bösmüller stellte im Familien-
unternehmen „Bösmüller Print Management GmbH & Co
KG“ als erste und einzige Druckerei Österreichs alle Pro-
duktionen CO2
-neutral. Im Rahmen der „Bösmüller-for-
Climate-Initiative“ wird der komplette CO2
-Ausstoß auto-
matisch kompensiert und KundInnen können diesen
Wettbewerbsvorteil nutzen. Claus Bretschneider bietet
in seinem Unternehmen „Breddys“ ökofair produzierte
Hosen für alle Gelegenheiten. Das Grundmaterial ist
pflanzlich, die Farben sind umweltfreundlich, die Produk-
tion erfolgt zu 100 % in Europa. Nachhaltige Produktion
von A bis Z!
SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“
Hier liegt der Schwerpunkt auf Informationen zum Thema
und auf der Verbreitung der Angebote unserer Mitglieder.
Auch Gesetzesbegutachtungen in diesem Bereich werden
sehr ernst genommen.
Unter den ÖGV-Mitgliedern finden sich zu diesem The-
menbereich exemplarisch Philipp Halla, der mit „Insta-
drive“ zu den Experten in der Elektromobilität gehört –
ein zukunftsweisender Lösungsansatz für Mobilität v. a.
im städtischen Bereich. Jungunternehmer Albert Vogl-
Bader unterstützt Unternehmen mit „Carployee“, einer
intelligenten Mitfahr-App für MitarbeiterInnen von Unter-
nehmen und Businessparks, bei CO2
-Einsparungen – ein
aktiver Beitrag zum Klimaschutz.
Zukunft – Sind wir fit? 31
Foto©RadowanNakif/unsplash
Benchmark32
Wenn zwei Brüder ein Unternehmen führen: Was ist gut und
was ist schwierig?
THOMAS FAULMANN: Wir haben keine schwierigen Zeiten.
Wir haben unsere geteilten Aufgabenbereiche und unter-
schiedliche Bereiche in den Abläufen. Es ist ja nicht nur so,
dass nur wir beide in der Firma mitarbeiten. Mein Bruder
und ich haben diese Firma zwar gegründet, aber wir waren
nicht alleine – unsere Frauen waren von Anfang an dabei. Wir
haben sie mit unseren Frauen gegründet diese Firma.
WOLFGANG FAULMANN: Durch diese Trennung gibt es auch
keine Reibungen im täglichen Geschäft. In der Strategie, ja,
da gibt es manchmal verschiedene Meinungen, aber am Ende
ziehen wir an einem Strang.
THOMAS FAULMANN: Mittlerweile sind ja in unserem Betrieb
auch die Kinder involviert, mein Sohn führt das Geschäft in
Korneuburg, der Schwiegersohn meines Bruders führt das
im 1. Bezirk. Wir haben ein erklärtes Ziel, dass das Wohler-
gehen der Firma Substanz hat, dass es auch noch in nächsten
25 Jahren fit und etabliert ist. Aber: Wir haben unsere Kinder
nie gedrängt, das weiterzumachen, das müssen sie selbst
entscheiden.
Wo sehen Sie den größten Unterschied zwischen einem großen
Konzern und einem Familienbetrieb?
THOMAS FAULMANN: Das ist das, was wir sind, eine große
Familie, das ist ein gelebtes System. Wir agieren in unserem
Haus wie eine große Familie, auch mit unseren Mitarbeitern.
Wir haben deswegen auch keine Personalfluktuation, bei uns
geht kaum jemand von sich aus weg.
Wir arbeiten nicht so, dass wir permanent irgendwelchen
Druck ausüben. Sondern wir wollen auch selbst Spaß haben
beim Arbeiten. Wir haben das gleiche Ziel, dass unser Unter-
nehmen Gewinn abwirft und wir davon leben können, damit
wir auch für die Zukunft fit sind.
WOLFGANG FAULMANN: Im Prinzip ist es schon so, dass
unsere Mitarbeiter wissen, dass sie einen fixen Arbeitsplatz
haben. Sie dürfen auch Fehler machen, ohne Angst zu haben.
Wir investieren in Weiterbildung und bemühen uns sehr, ein
gutes soziales Klima aufrechtzuerhalten. Das wird auch gelebt.
Wie geht man damit um, wenn es in der Familie Konflikte oder
unterschiedliche Meinungen gibt?
THOMAS FAULMANN: Das ist bei meiner Frau und mir eine
goldene Regel. Meine Frau und ich, wir reden seit 30 Jahren
zu Hause nicht von der Firma. Wir haben noch nie irgend-
welche Probleme aus der Firma oder Sonstiges aus der Firma
mit nach Hause genommen. Und diese Regel gilt auch bei
gemeinsamen großen Familienfeiern.
WOLFGANG FAULMANN: Bei mir sprechen wir schon über
die Firma, aber das ist immer harmlos und liegt daran, dass
wir oft während des Tages nicht dazukommen, miteinander
zu sprechen. Ich bin auch am Abend und Wochenende Unter-
nehmer, hier sind mein Bruder und ich sicher anders. Und pri-
vate Meinungsverschiedenheiten haben in der Firma nichts
verloren. Das ist die umgekehrte goldene Regel.
THOMAS FAULMANN: Wir sind eine eingeschworene, große
Familie, auch mit einem Oberhaupt, das ist unsere Mutter.
Wir sind beide schon Großväter, wir genießen dieses fami-
liäre Klima extrem.
WOLFGANG FAULMANN: Wir haben beide lange, große
Tische zu Hause, wo wir 20 Personen, manchmal auch mehr,
bewirten können, da sitzen dann schon vier Generationen. Es
ist schön zu sehen, dass da dann der Name Faulmann weiter-
besteht und die Werte gelebt werden.
Was kann man richtig machen, damit die nächste Genera-
tion einen Einstieg ins Unternehmen attraktiv findet? Was sind
Kardinalfehler?
THOMAS FAULMANN: Wir haben das in unserem Freun-
deskreis gesehen. Man muss ohne Schulden übergeben. Wir
übergeben eine Firma nur mit Substanz, damit das Unter-
nehmen quasi fest im Sattel sitzt. Das ist die Grundvorausset-
zung: Man kann ein Unternehmen nur weitergeben, wenn es
auch die richtige Substanz hat. Und der zweite Punkt ist: Das
Kind muss wollen.
WOLFGANG FAULMANN: Zur Frage: Was kann man richtig
machen? Das wissen wir nicht. Wie beim Dasein als Eltern
tasten wir uns tagtäglich heran, aber eines ist sicher: Wer auch
immer übernimmt, muss den Job auch lieben. Für den muss
die Marke Faulmann Wert haben. Wenn das nicht gegeben ist,
tun wir unseren Kindern nichts Gutes, wenn wir sie zu etwas
zwingen. Dass es aber für Nachfolger sehr anstrengend sein
kann, ist klar.
BrotherS in arms
Thomas und Wolfgang Faulmann
führen seit vielen Jahren eines der er-
folgreichsten Küchenstudios in Öster-
reich. Ihre Frauen und Kinder arbeiten
schon mit, die nächste Generation
steht auch schon in den Startlöchern.
Benchmark 33
Wenn Sie nochmals anfangen würden, gibt es etwas, das Sie
anders machen würden?
THOMAS FAULMANN: Nein, ich glaube nicht. Wir würden
wieder klein anfangen und langsam wachsen. Das Wachstum
muss aus der Substanz des Unternehmens kommen. Ich
glaube schon, dass wir vieles richtig machen. Mittlerweile
hat das Haupthaus fast 800 Quadratmeter, dazu unsere drei
anderen Geschäfte. Wir haben immer mit wenig Fremdfinan-
zierung gearbeitet.
WOLFGANG FAULMANN: Konkret haben wir immer Gewinne
stehen lassen, damit das Eigenkapital anwächst, und wir
haben eine sehr hohe Eigenkapitalquote. Im Augenblick über
60 Prozent und damit liegen wir schon branchenunüblich gut.
Unsere Idee war immer, dass wir auch ein sehr schlechtes
Jahr ohne Probleme überstehen können und unser wert-
vollstes Potenzial, unsere Mitarbeiter, halten können.
THOMAS FAULMANN: Unsere Kunden schätzen das.
Nachdem unser Haupthaus mittlerweile 21 Jahre alt, passiert
es, dass Kunden etwas in ihrer Küche austauschen wollen,
und sie freuen sich, wenn sie mit der gleichen Person wieder
sprechen können. Das ist unglaublich viel wert. Diese Bestän-
digkeit ist unser höchstes Gut.
Wie sehr ist der Faktor „Vertrauen“ verantwortlich für den
Erfolg von Familienunternehmen?
THOMAS FAULMANN: Ja. In der Familie kann Vertrauen nur
schwer zerstört werden. Das ist der Unterschied zu einer
anderen Partnerschaft. Fehler passieren, aber das Vertrauen
ineinander wird nicht zerstört.
WOLFGANG FAULMANN: Das Vertrauen ist die beste Basis
und ist auch notwendig. Das gilt auch für unsere Mitarbeiter.
Wir sind nicht immer da. Ich glaube auch, dass der Einsatz in
Familienunternehmen höher ist. Man will einfach nicht nach-
stehen und womöglich das Gefühl vermitteln, dass man vom
anderen lebt.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Menschen geben, die
sich selbstständig machen wollen?
THOMAS FAULMANN: Selbstständigkeit erfordert echten
Enthusiasmus. Das Bewusstsein, dass man viel Arbeit vor
sich hat und dass man eigentlich mehr arbeitet als jeder
Angestellte und trotzdem vielleicht in den ersten Jahren mit
weniger Geld auskommen muss. Wichtig ist, der Firma die
Substanz zu geben.
WOLFGANG FAULMANN: Jeder, der sich selbstständig
macht, sollte das gründlich mit dem Partner besprechen. Die
Freizeit ist wesentlich geringer als in einem „normalen“ Job.
Was ist gut am Wirtschaftsstandort Österreich? Was könnte
viel besser werden?
WOLFGANG FAULMANN: Ich glaube, dass wir sehr hohe
rechtliche und wirtschaftliche Sicherheit haben, da bietet
der Standort Österreich den Unternehmen sehr viel. Man
kann seine Strategie umsetzen, es ist überschaubar und
planbar. Die Österreicher als Kunden legen sehr viel Wert
auf Qualität.
Was könnte besser werden?
WOLFGANG FAULMANN: Niedrigere Steuern und bessere
Ausbildungschancen. Ausbildung bis 18 ist absolut sinnvoll,
Hilfsarbeiter werden nicht mehr gebraucht.
Mehr Grün für die Stadt!
Das Wiener Unternehmen Lite-Soil hat für „BlueLite-Net“,
ein unterirdisches Bewässerungssystem, das durch aktive
Unterflurbewässerung ca. 70 % Wasser spart und in beliebi-
gen Tiefen einsetzbar ist, den Umweltpreis der Stadt Wien
2019 gewonnen. Das System ist sowohl für den Obst- und
Gemüseanbau, Rasenflächen, Bäume sowie für Dach- und
Fassadenbegrünungen geeignet. Möglich ist dies durch ein
Drainagevlies rund um ein flexibles Tröpfchenbewässerungs-
system, das zielgerichtet im Wurzelbereich für Feuchtigkeit
sorgt. Im urbanen Bereich kann damit eine „kühlende und
CO2
-bindende“ Begrünung effizienter forciert werden.
Mehr unter: www.lite-soil.com
Österreichische Unternehmen sind in vielen Bereichen
Vorreiter und sorgen laufend für Innovationen. Einige
dieser „Hidden Eco-Champions“ leisten herausragende
Arbeit. Aber auch international stehen Unternehmen am
Prüfstand des nachhaltigen Gewissens.
Seine Vision: „Ich arbeite dafür, dass es keine unkontrollier-
ten Tankanlagen mehr gibt. Es frustriert mich, wenn ich sehe,
wie viele Anlagen undicht sind, wie Erdreich und Wasser
verschmutzt werden. Ein weiteres Leck spielt oft keine Rolle
mehr. Bei Großkonzernen haben Umweltprobleme offiziell
nicht oberste Priorität, oder sie bleiben unbemerkt, weil
unter der Erde.“
Wolftank zeigt auf, dass die Tank- und Bodensanierung auch
wirtschaftlich sinnvoll ist. Man sieht sich in der Rolle des Ver-
meiders und verfügt über das notwendige technische und
vertriebliche Know-how. Die Sanierung von Tankanlagen ist
nach wie vor das wichtigste Standbein der Tiroler, doch mit
wachsendem Umweltbewusstsein und immer mehr gesetzli-
chen Umweltvorschriften gewinnen die Bereiche Boden- und
Wassersanierung und Investitionen in neue Werkstoffe wie
Flüssigmethan an Bedeutung.
Mehr unter: www.wolftank-adisa.com
Bei Großkonzernen haben
Umweltprobleme offiziell
nicht oberste Priorität,
oder sie bleiben unbemerkt,
weil unter der Erde.“
Schlagwort: Umwelt
Foto©Lite-Soil
Benchmark34
Autor: David Pesantes
Benchmark 35
Umweltbewusste Hygiene
Sehr vorbildhaft agiert das Tiroler Hygieneunternehmen
hollu, wenn es um die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitszie-
le geht. Weswegen man auch den Trigos 19 einheimste, der
von resPACT, der Unternehmensplattform für Wirtschaften
mit Verantwortung, vergeben wird. Auch mit dem Österrei-
chischen Umweltzeichen und dem EU-Ecolabel wurde das
Unternehmen erst kürzlich wieder zertifiziert. Die ökologi-
sche Produktlinie hollueco ermöglicht nachhaltige Reinigung
im gesamten Objekt – für jede Anwendung und jede Reini-
gungsanforderung. Das Wichtigste: Die Rezepturen werden
in der hauseigenen Forschung & Entwicklung laufend ver-
bessert, um in Sachen Nachhaltigkeit und Reinigungsleistung
stets auf dem neuesten Stand zu sein.
Mehr unter: www.hollu.com
Und noch ein Ranking
Rank-a-brand nimmt große Marken unter die Lupe. So
werden beispielsweise Elektronikunternehmen bewertet.
Nachhaltigkeit bei Elektronik (z. B. Handy, Computer und TV)
umfasst Umweltaspekte wie die Vermeidung giftiger Chemi-
kalien, das Recycling alter Geräte und die Verringerung von
CO2
-Emissionen. Genauso wichtig sind zudem faire Arbeits-
bedingungen in den Fabriken der Hersteller und beim Abbau
von Mineralien. Bemerkenswert: Keines der Unternehmen
schafft ein „A“!
Vom Kaffeehaus zum Dünger
Ein österreichisches Start-up nützt Kaffesud für eine bessere
Umwelt: Sud&Satz. In Wien werden jeden Tag neun Millionen
Tasse Kaffee getrunken! Cosimo Lippe und Fridtjof Sobanski,
zwei Bioressourcenmanager, nützen den anfallenden Kaf-
feesud für ihr Produkt Coffe2Grow. Die nützlichen Pflanzen-
nährstoffe werden zur Verlängerung des Lebenszyklus dieser
Ressource genützt – das ist lebendige Kreislaufwirtschaft!
Mehr unter: www.sudundsatz.at
Nachhaltigkeit ≠ Nachhaltigkeit
Jeder versteht etwas anderes darunter. Und insofern sind
Rankings nicht unumstritten, auch jenes des kanadischen
Marktforschungsunternehmens Corporate Knights. Man
misst dort die Wirkung der Produkte des Unternehmens auf
nachhaltige Entwicklungen, Innovationen und dergleichen.
Der Haken: Die meisten Infos kommen von den Firmen
selbst. Drum prüfe sorgfältig, wer der nachfolgenden Rei-
hung folgt:
Foto©Fairphone
Foto©NathanDumlao/unsplash
Foto © Hollueco
1. Dassault Systemes Frankreich, Software
2. Neste Finnland Öl, Gasindustrie
3. Valeo Frankreich, Autoteile-Zulieferer
4. Ucb Belgien, Pharmazie
5. Outotec Finnland, Bau-u. Ingenieurswesen
6. Amundi Frankreich, Kapitalmärkte
7. Cisco Systems USA, Kommunikation
8. Autodesk USA, Software
9. Siemens Deutschland, Industriekonglom.
10. Samsung SDI Südkorea, Elektronische Geräte
1. Fairphone
2. Apple
3. HP
4. ASUS
5. Dell
6. BlackBerry
7. Sony
8. Acer
9. Lenovo
10. Motorola
Mehr unter: www.corporateknights.com
Benchmark36
Was ist die größte Herausforderung für ein Unter­
nehmen, um sich nachhaltig und langfristig erfolgreich
aufzustellen?
Kubicki: Zunächst einmal muss das, was das Unternehmen
anbietet, dem Kunden einen Nutzen versprechen. Das Pro-
dukt ist das Wesentliche. Ohne ein Produkt, das gekauft wird,
ist man chancenlos. Und man muss immer wieder nachjus-
tieren, immer am Markt bleiben, Änderungen im Verhalten
und bei den Bedürfnissen der Kunden analysieren und auch
den Wettbewerb im Auge behalten. Dann muss natürlich ver-
kauft werden. Sie brauchen also eine starke Vertriebsorgani-
sation. Und dann natürlich das Risiko­management, und hier
insbesondere das Kreditrisikomanagement. Dazu gehört,
eine Analyse durchzuführen, welche spezifischen Kredit­
risiken vorhanden sind, wie man sich dagegen wappnet und
wie hoch die persönliche Risikobereitschaft ist.
Zum Thema Verhältnis Eigenkapital zu Fremdkapital:
Gibt es eine Faustregel, wie das gestaltet sein soll?
Kubicki: Eigenkapital macht das Unternehmen unabhängig von
Fremdkapitalgebern und macht es dadurch krisenresistenter.
Insofern gilt: je mehr Eigenkapital, desto besser. Die Ausstat-
tung mit Eigenkapital im Verhältnis zu Fremdkapital ist in den
letzten Jahren bei den österreichischen Unternehmen erfreu-
licherweise deutlich gestiegen. Rund die Hälfte aller Unter-
nehmen verfügen über einen Eigenkapitalanteil von 30 % und
mehr. Jedes Unternehmen sollte wenigstens die Zahl 30 als
Wert für das Verhältnis Eigen- zu Fremdkapital anstreben.
Worauf müssen Gründer in den ersten drei Jahren­beson­
ders achten?
Kubicki: Als Erstes ist sicher ein Businessplan notwendig, um
die eigenen Gedanken zu sortieren. Es muss ein Konzept
sein, hinter dem die Gründer stehen und das für sie auch
nachhaltig umsetzbar ist. In der Gründungsphase muss
ausreichend Kapital zur Verfügung stehen. Und man muss
auch darauf achten, dass man nicht zu schnell wächst, damit
das damit zusammenhängende Nachziehen der internen
Organisation, das mit entsprechenden Kosten belastet ist,
zeitgleich erfolgen kann. Gerade im Personalbereich sind
Lieferantenkredite sind nach wie vor ein Eckpfeiler der Wirtschaft, aber­
­immer mit Risiko behaftet. Der Schutz vor diesem Risiko ist für Unternehmen
­überlebenswichtig. Das Gespräch führte „WertVoll“ mit dem Geschäftsführer
von Creditreform in Österreich, Rainer Kubicki.
Die Risikominimierer
GeschäftsführerRainerKubicki
Benchmark 37
Vorlaufzeiten zu beachten, bis das nötige Personal gefunden,
ausgebildet und einsetzbar ist. Wichtig ist auch eine gewisse
Bildung, vor allem bei finanziellen Themen. Viele Insolvenzen
bei Unternehmern und Privaten haben ihre Ursache in man-
gelhaftem Wissen über Finanzen und Umgang mit Geld.
Was kann Creditreform für Unternehmen tun, um den
Erfolg nachhaltig sicherzustellen?
Kubicki: Unsere Dienstleistungen richten sich insbeson-
dere auf die Sicherung der Unternehmensliquidität durch
das Vermeiden von Forderungsverlusten. Insofern sind
sie nicht nur für Gründer interessant, sondern für jedes
Unternehmen. Das Wirtschaftsleben basiert nach wie vor
in hohem Maße auf der Vergabe von Lieferantenkrediten.
Unternehmen geben also ihren Kunden Kredite, indem
sie Leistungen erbringen und erst danach die Bezahlung
erhalten. Schon unsere Marketing-Datenbanken nehmen
darauf Bedacht und helfen bei der Suche nach prospektiven
Kunden mit positiver Bonität. Lieferung vor Bezahlung bein-
haltet ein hohes Risiko, das man als Lieferant durch die Nut-
zung unserer Bonitätsauskünfte minimieren kann. Falls man
schon geliefert hat, die Rechnung aber nicht bezahlt wird,
übernehmen wir für unsere Kunden den gesamten Pro-
zess des Forderungsmanagements mit hohem Experten-
wissen. Und letztlich: Sollte ein Kunde tatsächlich insolvent
geworden sein, vertreten wir die Interessen im Insolvenzver-
fahren. Für alle unsere Services gilt, dass wir sie sowohl nati-
onal als auch international erbringen.
Es ist ja nicht leichter geworden, Fremdfinanzierung
zu organisieren. Welche Quellen sind da am meisten
nachgefragt?
Kubicki: Nach unseren Erkenntnissen ist der Bankkredit
klare Nummer eins: Leasing ist für 38,1 Prozent und Fac-
toring für nur 2,9 Prozent der befragten Unternehmen ein
Thema, während 47,1 Prozent nach wie vor auf die Bankkre-
ditfinanzierung angewiesen sind.
Wie sehen die Rahmenbedingungen für Unternehmen
in Bezug auf die Finanzierung aus, was hat sich in den
letzten Jahren geändert?
Kubicki: Aus unseren erwähnten Umfragen unter heimischen
Unternehmen geht hervor, dass 39 Prozent von verschärften
Kreditbedingungen sprechen und nur 4 Prozent von locke-
reren. Trotz der Niedrigzinsphase sagen 94 Prozent, dass Kre-
ditgeber mehr Sicherheiten verlangen. Jeder Fünfte berichtet
https://www.creditreform.de/loe-
sungen/inkasso-aussenstaende/inkasso/
forderungsausfallrechner
Beispiel:
Ein Unternehmen macht 1 Mio. Euro Umsatz bei einer
Umsatzrendite von 12 %. Bei einem Ausfall von nur
0,3 % muss der Umsatz bereits um 3 % steigen, um die
gleiche Rendite zu erwirtschaften.
Quelle:MittelstandsstudiederCreditreform2019
sogar, dass man die Kredite nicht in der gewünschten Höhe
bekommen habe oder gar abgelehnt wurde.
Und die Wirtschaftslage generell?
Kubicki: Creditreform befragt seit 1996 zweimal jährlich an
die 1.700 heimische Unternehmen nach ihrer aktuellen und
zukünftigen Wirtschaftslage. Das aktuelle Ergebnis zeigt, dass
auch der österreichische Mittelstand die konjunkturelle Groß-
wetterlage spürt. Die Lage der österreichischen KMU und ihre
Erwartungen für die kommenden Monate sind nach wie vor
positiv, aber etwas weniger optimistisch als noch vor einem
Jahr. Einige Unsicherheiten trüben den Blick in die Zukunft: der
nahende BREXIT, die Handelskonflikte der USA mit China und
der EU und die damit einhergehende Gefährdung des welt-
weiten Wachstums sowie die wirtschaftspolitischen Unsicher-
heiten in Italien mit einer Ansteckungsgefahr für die Eurozone.
Ist es schwieriger geworden, Unternehmer zu sein?
Kubicki: Es war schon immer herausfordernd und anspruchs-
voll, als eigenverantwortlicher Unternehmer tätig zu sein.
Erforderlich ist aber stets ein Grundverständnis für kauf-
männische Vorgänge und ein unternehmerisches Denken,
das geprägt sein muss einerseits von Risikoabwägungen
und andererseits vom Mut zu Entscheidungen. Die Mög-
lichkeiten der Digitalisierung eröffnen ungeheure Chancen,
aber auch zum Teil unvorhersehbare Risiken. Hier Chancen
zu erkennen, Mut und Ideen für Innovationen, Risiken wahr-
zunehmen und gleichzeitig zu managen macht letztlich
einen erfolgreichen Unternehmer aus.
Sie sind ja doch ein Gradmesser, ob sich die Wirtschafts­
lage eintrübt oder nicht.
Kubicki: Wir haben im Herbst 2019 zusammen mit Univ.-Prof.
Walter Schwaiger von der TU Wien eine Studie über die Aus-
fallswahrscheinlichkeit der österreichischen Unternehmen
veröffentlicht und damit die derzeitige Risikosituation öster-
reichischer Unternehmen beleuchtet. Zur Messung von Unter-
nehmensausfällen wurden dabei nicht nur die Insolvenzen,
sondern darüber hinaus auch die Ausfallsereignisse nach der
Definition von „Basel III“, des Baseler Ausschusses für Banken-
aufsicht, herangezogen. Demnach gilt ein Unternehmen als
ausgefallen, wenn es über 90 Tage im Zahlungsverzug ist bzw.
wenn es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit seinen Zahlungs-
verpflichtungen nicht nachkommen wird können. Die Ausfall-
rate im vergangenen Jahr war konjunkturbedingt mit 1,2 % auf
dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Für 2019 rechnen wir
mit einem leichten Anstieg der Ausfallsrate auf 1,23 %, da die
Hochkonjunkturphase ihren Zenit überschritten haben dürfte.
Der Forderungsausfallsrechner
auf der Website der Creditreform:
ditgeber mehr Sicherheiten verlangen. Jeder Fünfte berichtet
Erwartungen an die Auftragslage im Mittelstand
0
-10
10
-30
30
-20
20
-40
40
2010 2011 2012 2013 2014 2016 20192015 20182017
13,5
30,2
15,6 14,5
6,2
-3,1
3,4
21,1
33,6
18,9
Erfolgsstorys
VIDEOSTREAMING
Stefan Lederer und Christopher Müller
freuen sich über die weitere Expansion des
Kärntner IT-Unternehmens Bitmovin. Die
EIB gewährt ein Darlehen von 20 Millionen
Euro, die das weitere Wachstum der Firma
sicherstellen sollen. Die Firma löst kom-
plexe Videoprobleme, die durch die stark
wachsende Online-Videonutzung ent-
stehen. Mit der Technologie des Unterneh-
mens können Videos in höherer Qualität
mit deutlich weniger Bandbreite gestreamt
werden, gleichzeitig würden Pufferung und
lange Startverzögerungen verhindert und
die Streamingkosten deutlich gesenkt. Zu
den Kunden von Bitmovin zählen unter
anderem Sling, Periscope, die New York
Times, ProSiebenSat.1 und das Red Bull
Media House.
ÖSTERREICHISCHER SPA
IN DÄNEMARK
Mit dem Alsik Hotel & Spa in Sonderborg ist das größte Hotel der deutsch-dänischen
Grenzregion rund um Flensburg entstanden. Im Rahmen des Projektes wurde von der
österreichischen Spa4 (Florian Jaud und Markus Strasser) auch der größte Spa Däne-
marks mit 4.500 m2
Wellness- und Gesundheitsfläche geschaffen. Das Nordic SPA Kon-
zept baut auf die Symbiose zwischen kalt und warm, übersetzt in„Fire & Ice“. Mit allen
Sinnen den Aufenthalt zu erleben und zu genießen war dabei eine wichtige Prämisse.
MEDICAL SPIN-OFF
Qualizyme Diagnostics setzt Meilensteine in der Früh­
erkennung von Infektionen. Dr. Eva Sigl, Dr. Andrea
Heinzle und Dr. Michael Burnet nützen die Tatsache, dass
zu Beginn einer Infektion ganz spezifische Kombinationen
von Enzymen vom Körper freigesetzt werden für die Ent-
wicklung von Testkits und Geräten, welche diese Enzyme
qualitativ und quantitativ nachweisen können. Durch früh-
zeitiges und sicheres Erkennen von Infektionen können
Antibiotikaresistenzen reduziert werden, dies verbessert
das Krankheitsmanagement und die Patientenversorgung.
Vor Kurzem erhielt das steirische Start-up den begehrten
PHOENIX verliehen. (Foto: BMBWF/Lusser)
BODY POSITIVITY
Kontrovers waren sie immer, die Werbesujets von Palmers. Die Erotik als wichtigstes Thema ist
in der Zwischenzeit Body Positivity und Diversity gewichen. Tino Wieser als Eigentümer und
Vorstand der Palmers AG freut sich, mit dieser Strategie auch den wirtschaftlichen Turnaround
geschafft zu haben. Die Palmers AG erwirtschaftete einen Umsatz von 64 Mio. Euro und ein
EGT von 3,5 Mio. Euro. (Foto: Palmers/Gavrich)
Benchmark38
Benchmark 39
INVESTITION IN DIE ZUKUNFT
Der Geschäftsführer der Egger Gruppe Martin Forster gab vor Kurzem bekannt, dass man
auf Mehrwegglas als wichtige Gebinde für Getränke setzt. Die Sprecherin der Familie, Kathrin
Golger:„Unsere Familie möchte einen Beitrag für ein breiteres Angebot an Getränkegebinden
leisten. Bis 2025 planen wir, 30 Prozent unserer eigenen alkoholfreien Marken in Glas-Mehr-
weggebinden zu verkaufen.“ Die Investition von 30 Millionen Euro in eine neue Glasanlage ist
damit auch eine Investition in die Zukunft.
ERFOLGSTRACHTENPÄRCHEN
Wenn unser Unternehmer der Woche sieht, dass die da kann Almdudler ham, dann
wissen die meisten Österreicher, was zu tun ist: nach Hause gehen. Heribert Thomas
Klein führt das österreichische Familienunternehmen mit seiner Schwester Michaela
nach wie vor erfolgreich – was ihm nun auch erneut das market-Institut bestätigte.
Almdudler ist nach dem Sieg 2018 auch 2019 wieder Limonaden-Gesamtsieger und
wurde mit dem „Market Quality Award“ als stärkste Limonadenmarke Österreichs
ausgezeichnet. Grund genug also für das Trachtenpärchen zu jubeln und zu feiern.
Mit Kräutersprudel selbstverständlich. (Foto: Almdudler/Lipiarski)
HARTL INVESTIERT
Peter und Roland Suter haben Hartl Haus
zu einer renommierten Marke im Fertig-
teilbau gemacht – und sind einer der wich-
tigsten Arbeitgeber im Waldviertel. Rund 5,7
Millionen Euro investiert HARTL HAUS jetzt in
den Neubau der Bautischlerei. Mit dem Spa-
tenstich startet nun offiziell der Neubau des
rund 5.300 m² großen Produktionsbereichs.
In diesem Jahr setzt HARTL HAUS die Vergrö-
ßerung des Werkgeländes im Waldviertler
Echsenbach um. Mit einer zusätzlichen Pro-
duktionsfläche von 5.300 m² erstreckt sich
das gesamte Werksareal nun über eine Fläche
von insgesamt rund 130.000 m². Zu Beginn
des Jahres wurde die Geschäftsführung um
Yves Suter erweitert, das Unternehmen
bleibt also in Familienhand.
SÜSSES JUBILÄUM
Walter und Andreas Heindl
feiern 65 Jahre Confiserie Heindl,
was alleine schon ein Grund für
eine Auszeichnung wäre. Aber
dem nicht genug, blickt man
doch auch auf äußerst erfolg-
reiche Jahre zurück. Die süßen
Spezialitäten erwirtschafteten
in 31 eigenen Fachgeschäften
und 2.000 Lebensmittel-­
Einzelhandelsoutlets einen Um­­
satz von 26,5 Mio. Euro – eine
Steigerung von 1,5 Mio. gegen-
über dem Vorjahr. (Foto: Confiserie
Heindl/APA-Fotoservice/Rastegar)
KAFFEEHAUSKULTUR PAR EXCELLENCE
Die Kämpfer für Wiener Kaffeehaus-
kultur schaffen es, mit allem, was in Angriff
genommen wird, ein Vorzeigebeispiel für
Wiener Gastlichkeit zu kreieren. Neben dem
Flagschiff der Unternehmerfamilie, dem Café
Landtmann, betreibt man auch das Café
Mozart am Albertinaplatz, das Café Resi-
denz in Schönbrunn, das Café Landtmann’s
Parkcafé und die Hausen Station im Schloss-
park Schönbrunn und das Café Museum. Was
allen Etablissements gemeinsam ist: Eine Toplocation, die nicht nur die eingesessenen
– und bekannt kritischen - Wiener anzieht, sondern auch Besucher aus aller Welt. Und
mit dem Bootshaus an der alten Donau hat man nun 2019 den nächsten Coup gelandet.
Benchmark40
Wissen, Wertschätzung
& Wandel Mehr als 150 Jahre ist Kwizda bereits
am Markt. Mittlerweile lenken die
vierte und fünfte Generation das
Unternehmen in die Zukunft. Über
die Herausforderungen sprach
„WertVoll“ mit Dr. Johann Kwizda.
Benchmark 41
Welche drei „Zutaten“ sind die wichtigsten im Erfolgs­
rezept von Kwizda?
1. Wissen
2. Wertschätzung
3. Wandel
Ich bin sicher, dass Sie dazu noch weiterführende Fragen an
mich richten werden.
Was hat sich in den mehr als 150 Jahren des Bestehens
am meisten verändert? Was ist gleich geblieben?
Mehr als 150 Jahre – exakt sind es heuer 165 Jahre. Der
Gründer des Unternehmens war mein Urgroßvater, ich bin
somit der Vierte, mein Sohn Johannes der Fünfte in der Gene-
rationsfolge. Nach drei Pharmazeuten und aktuell zwei Kauf-
leuten, die ihr Studium in Wien – ich selbst an der Hochschule
für Welthandel und mein Sohn Johannes an der Wirtschafts-
universität Wien und am IMD – International Institute for
Management Development in Lausanne – abgeschlossen
haben. Vor 150 Jahren wäre das das Ende meiner Ausführung
gewesen. Heute ist das erst der Anfang. Meine beiden Töchter
haben die Tradition der Vorfahren aufgenommen und an der
Universität Wien ihr Studium der Pharmazie abgeschlossen.
Vor 150 Jahren wäre ihnen diese akademische Ausbildung
nicht möglich gewesen, die ihnen heute ein großes Spektrum
an Betätigungen eröffnet.
Verändert hat sich auch das Wissen in dem Bereich der Life
Sciences, die vor allem die Pharmazie und die Agro Scien­ce
umfassen, unsere Arbeitsgebiete, deren Wissen sich im
letzten Jahrhundert exponentiell vervielfacht hat. Es verdop-
pelt sich heute noch in der Zeitspanne eines universitären
Studiums.
Was ist gleich geblieben?
Das Wissen ist das eine, aber noch viel wichtiger ist die Umset-
zung dieses Wissens. Die Wertschätzung, die wir unseren Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Wissen und ihre Leis-
tung entgegenbringen, für 	den Mehrwert, den sie innerhalb
und außerhalb des Unternehmens erzielen, ist gleich hoch
geblieben. 	
Welchen Stellenwert hat das Schlagwort „Nachhaltig­
keit“ im Unternehmen? Wie äußert sich der Stellenwert,
welche Maßnahmen werden gesetzt?
Schlagwort „Nachhaltigkeit“: Das Wort verwenden wir heute
im Zusammenhang mit Klima – Umwelt – Lebensraum –
Lebensstil. Diese Gedanken sind nicht „brandneu“, jedoch
weiterhin „brandaktuell“. Vor einem halben Jahrhundert hat
sich bereits der „Club of Rome“ vielfach mit diesem Thema
beschäftigt, welches ich selbst in meiner Diplomarbeit bzw.
Dissertation „Technischer Fortschritt und seine Auswirkungen
auf die Umwelt“ aufgegriffen habe.
Dazu Überlegungen, die schon damals, aber speziell heute
Gültigkeit haben:
Das Wachstum des Wissens habe ich bereits angesprochen,
das Wachstum der Bevölkerung ist eine weitere Tatsache. Im
Jahr 1900 von 1 Mrd. Menschen ausgehend werden es im Jahr
2050 über 10 Mrd. Menschen sein und der Anteil der Bevölke-
rung Europas von gerundet 25 % wird auf 5 % sinken.
Entsprechend wächst die Bevölkerung vor allem in Amerika,
Afrika und Asien.
Die Rodungen der Urwälder des Amazonas, des Kongos und
der Inseln Neuguinea und Java schaffen Ersatzflächen für
den Anbau von Nahrungsmitteln, haben aber auch heute
noch nicht absehbare Folgen für das Weltklima – Stichwort
Klimawandel.
Die Hälfte der Waldfläche der Erde liegt in den äquatorialen
tropischen Regenwäldern. 146.000 km² dieser Tropenwälder
werden jährlich zerstört und tragen zu den 15 bis 30 % der
von Menschen verursachten jährlichen CO2
-Emission bei und
belasten das Klima. Aber auch die Niederschlagsmengen und
der Wasserkreislauf werden lokal verändert. Scheinbar lang-
same Veränderungen können sich mit gegenseitigen Wech-
selwirkungen aufschaukeln und zu galoppierenden Treib-
hauseffekten führen. Wir sprechen hier von einem Tipping
Point, der zum Auftauen der Permafrostböden durch den
anthropogenen Treibhauseffekt führen kann.
Klimaveränderungen hat es in den vergangenen Jahrtau-
senden in Form von Eiszeiten und jahrhundertelangen Kühl-
perioden immer wieder gegeben. So wurde die Völkerwande-
rung, die zum Ende des Römischen Reiches (4. Jahrhundert
nach Christus) maßgeblich beigetragen hat, durch eine Klima-
veränderung – in diesem Fall eine Klimaabkühlung – ausgelöst.
In Bezug auf Nachhaltigkeit sind wir alle als Individuen – ganz
persönlich und individuell – sowie als Unternehmen ange-
sprochen. Der achtsame Umgang mit allen Ressourcen for-
dert uns alle. Energieeffizienz, Wiederverwertbarkeit und eine
Optimierung – besser Minimierung – des CO2
-Footprints sind
unser Zugang hierzu. Unter der Leitlinie „Der Gesundheit ver-
bunden und der Natur verpflichtet“ stehen wir für gesunde
Menschen (Pharma/Pharmahandel), gesunde Ernährung
(Agro Science) und gesundes Wohnen (Abdichtungssysteme).
Ich gehe davon aus, dass Sie auch an konkreten Beispielen
Interesse haben.
Kwizda Pharma:
Ein wichtiges OTC-Präparat gegen Halsschmerzen, Husten,
Heiserkeit und Entzündungen des Hals- und Rachenraumes
Foto©AndrejLisakov/unsplash
stellen wir aus Extrakten des Thymians, Salbei und Pfeffer-
minzblättern her. Diese nachwachsenden Naturrohstoffe aus
sorgfältig kontrolliertem Anbau werden im Wiener Pharma-
werk zu Pharmazeutischen Spezialitäten für den weltweiten
Vertrieb verarbeitet.
Kwizda Pharmahandel mit den Divisionen Pharmadistribu-
tion und Pharmagroßhandel:
Durch die Vernetzung und Zusammenarbeit im Bereich
Pharma Transport erfolgt die Belieferung der Apotheken mit
Unterstützung von IT-SAP-Systemen mit dem Ziel, bei maxi-
maler Auslastung der Liefer-Lkws auch eine optimale Routen-
führung zu erreichen. Die gefahrenen Kilometer und damit
auch der CO2
-Footprint werden so minimiert.
Kwizda Agro:
Wir entwickeln und vermarkten neue biologische Präparate
für die Land- und Forstwirtschaft. Die Wirkstoffe sind einer-
seits 100-prozentig recycelbare Rohstoffe bzw. extrahierte
Naturfette.
Bereits seit vielen Jahren wird der Vertrieb von Präparaten
für den integrierten Pflanzenschutz gebündelt, durch ein
gemeinsames Logistiklager und Transportunternehmen mit
den maßgeblichen Handelspartnern abgewickelt. Auch hier
ein Beitrag für die Minimierung des CO2
-Footprints durch
optimierte Auslastung der Lkw-Zustellungen.
Büsscher & Hoffmann Dichtungssysteme:
Vision war das „Grüne Dach“. Produkte, die diese Idee ver-
wirklicht haben, kommen weltweit auf vielen Millionen Qua-
dratmetern Dachfläche zum Einsatz und leisten für den Was-
serrückhalt und somit für den regionalen Wasserkreislauf
einen wichtigen Beitrag.
Die bereits angesprochene Minimierung des Energie-
verbrauchs wird durch höhere Investitionen in der Energie-
versorgung – Solartechnik – und Minimierung des Energiever-
brauchs in den Produktionsprozessen erzielt. Erfolge messen
wir im double-digit-Bereich.
Branchen wie Pflanzenschutz und Pharma stehen oft
besonders am Prüfstand. Ernährung und Gesundheit
haben große Bedeutung für die Menschen, wie gehen Sie
mit dieser Verantwortung um?
Pflanzenschutz und Pharma – Aus dem ursprünglichen
Geschäftsfeld Pharmazie hat mein Vater im Jahre 1926 das
Geschäftsfeld Pflanzenschutz, das sich der Gesundheit der
Pflanzen widmet, weiterentwickelt. Von Beginn an sind wir
der Idee des integrierten Pflanzenschutzes in tief verwur-
zelter Überzeugung verpflichtet und sehen uns hier zukunfts-
weisend ausgerichtet. Für die Zukunft heißt es, ausreichend
gesunde Nahrungsmittel für die Bevölkerung zu produzieren
und dies unter Beachtung aller Maßgaben für ein stabiles
Klima, wie ich dies exemplarisch ausgeführt habe. Dazu ist
es notwendig, Ackerflächen mit größter Sorgfalt im Sinne des
integrierten Pflanzenschutzes zu bestellen.
Die Pharmaaktivitäten der Gründerapotheke „Zum Schwarzen
Adler“ in Korneuburg sind heute in Kwizda Pharma (für die
Produktion) und Kwizda Pharmahandel (für die Handelsakti-
vitäten) gegliedert.
Für die Regierung ist aktuell die Frage der Produkt- und Ver-
sorgungsicherheit ein vorrangiges Thema. Wir können mit
unseren Distributions- und Großhandelszentren in Nieder-
österreich, Wien, Oberösterreich, Steiermark, Salzburg und
Tirol als österreichischer Marktführer einen wertvollen Bei-
trag leisten.
Benchmark42
Foto©LouisReed/unsplash
Benchmark 43
Sie sind mit über 1.000 Mitarbeitern ein wichtiger öster­
reichischer Arbeitgeber. Wo sehen Sie den größten
gelebten Unterschied im Verhältnis Unternehmer und
Arbeitnehmer, wenn man Familienunternehmen mit z. B.
internationalen Konzernen vergleicht?
Exakt sind es 1.255 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich
glaube nicht, dass es den Unterschied Familienunternehmen
zu Konzernunternehmen gibt, sondern dass es vor allem von
der Ausrichtung in den jeweiligen Unternehmen abhängt
und in weiterer Folge von den Führungspersönlichkeiten.
Hier gilt es, die richtigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu
gewinnen und zu begeistern. Die lange Zugehörigkeit vieler
unserer Beschäftigten zeigt uns, dass wir auf dem richtigen
Weg sind. Wir wollen uns aber noch weiter verbessern, wofür
wir eine Reihe von Programmen im Einsatz haben.
Aus der überschaubaren Größe unserer Betriebseinheiten ist
es möglich, die persönlichen Kontakte dank flacher und effizi-
enter Strukturen zu gestalten.
So war es uns möglich, in allen Bereichen – Kwizda Pharma
und Kwizda Pharmahandel, Kwizda Agro und Chemie – füh-
rende Marktpositionen zu erarbeiten, europaweit Nieder-
lassungen zu gründen und weltweit Geschäftspartner zu
gewinnen.
Kwizda ist seit mehreren Generationen in Familienhand.
Worauf muss man besonders „aufpassen“, damit so ein
Familienunternehmen funktioniert?
In 165 Jahren hat ein steter Wandel stattgefunden. Ich hoffe,
dass ich das für Sie entsprechend ausführen konnte. Jede
Generation war durch die Ereignisse der Zeit – die zweite
durch den Ersten Weltkrieg, die dritte Generation durch den
Zweiten Weltkrieg und seine Nachwirkungen extrem gefor-
dert. In der vierten – also meiner – Generation haben wir seit
1945 ein stetes „Aufwärts“, ein Wachstum erzielt. Die Grenze
für ein Wachstum, wie wir es bisher kannten, zeichnet sich
aus der Tatsache der begrenzten Ressourcen ab. Wachstum
ist neu zu definieren und die Nachhaltigkeit in allen Lebensbe-
reichen neu zu gestalten. Sowohl in philosophischer, sozialer,
volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht wird dies für nach-
folgende Generationen eine Herausforderung sein, die neue
ganzheitliche Lösungen erfordern wird.
Welche drei Ratschläge würden Sie einem jungen Men­
schen geben, der sich selbstständig machen will?
In der Businessliteratur ist ja alles nachzulesen, worauf es
ankommt. Meine Kurzantwort dazu:
1. Inspiration, 2. Transpiration, 3. Kooperation.
Neues schaffen mit Freude, hart arbeiten und dies mit Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern, Partnern und Partnerinnen, die
du von deiner Idee begeistern kannst, in deiner Straße, deiner
Stadt, deinem Land, deinem Kontinent oder der ganzen Welt
umsetzen.
Aus welchen Fehlern haben Sie in Ihrem Unternehmer­
dasein am meisten gelernt?
Aus allen Fehlern habe ich gelernt und mich bemüht, sie nicht
ein zweites Mal zu machen. Wer nicht agiert, macht keine
Fehler, gestaltet aber auch nichts Neues. Aber auch nicht
alles, was heute ein Fehler zu sein, scheint ist falsch, sondern
kann schlussendlich „goldrichtig“, kann also ein Mehrwert
und WERTVOLL für uns alle sein.
Foto©DavidBruyndonckx/unsplash
Benchmark44
Viele Immobilien gibt es nicht mehr zu erwerben an einem der
schönsten Orte der Donaumetropole. Die Gartenresidenz 11.33
in Ober St. Veit im Nobelbezirk Hietzing ist eine davon.
Der charmante dörfliche Charakter des Bezirks hat es seit
jeher vielen begüterten Wienern und internationalen Gästen
angetan. Ausgehend von Schönbrunn erstreckt sich Hiet-
zing bis zum Lainzer Wald, eines der ausgedehntesten und
schönsten Erholungsgebiete der Stadt.
Und dort, am Rand dieser grünen Oase, errichtet der Wiener
Bauträger DaVinci ein Neubauprojekt, das kaum Wünsche
offenlässt. 31 Wohnungen in allen Größen wurden von den
renommierten Architekten Huss Hawlik in höchster Qualität
gestaltet.
Hier hört man in der Früh noch die Vögel zwitschern und
genießt am Abend die Freizeit im Garten oder auf dem
Balkon, wenn die Sonne die Stadt in leuchtendes Rot taucht.
Man weiß, es fehlt nichts, wenn man bei geöffnetem Fenster
noch dem Rauschen der Blätter im Wind lauschen kann und
trotzdem alles, was man zum täglichen Leben braucht, leicht
erreichbar ist.
Jedes einzelne Apartment bietet Gärten, Terrassen oder
Balkone, sodass das umliegende Ambiente in vollen Zügen
genossen werden kann. Die Nachbarschaft kann sich
ohnehin sehen lassen, die international bekannte Hermes-
villa ist beispielsweise mit einem kurzen halbstündigen idyl-
lischen Spaziergang erreichbar. Egon Schiele, Johann Strauss
oder Sir Karl Popper wählten Ober St. Veit und Hietzing als
Orte des Schaffens, man befindet sich auch heute noch in
bester Gesellschaft.
Die Apartments selbst wurden mit viel Liebe zum Detail
ausgestattet. Langlebige, exklusive Holzböden schaffen die
Grundlage für das wohlige, hochwertige Ambiente der ein-
zelnen Wohnungen. „Edel“ beschreibt den ersten Eindruck
der neuen Wohnung in der Gartenresidenz am besten. Fein-
steinzeug in Bad und Toiletten, energiesparende Fenster,
Smart-Home-Installationen – hier sollen keine Wünsche
offenbleiben. „Viele Käufer im Premiumsegment haben
natürlich auch ihre eigenen Vorstellungen. Dem tragen wir
selbstverständlich so lange wie möglich auch gerne Rech-
nung!“, meint Erwin Spiel, Gründer und Geschäftsführer
des seit vielen Jahren erfolgreichen Bauträgerunterneh-
mens DaVinci. „Mehr als 30 Jahre Erfahrung sind in dieses
Projekt integriert, wir haben damit ein wirkliches Zuckerl für
die Liebhaber von Immobilien in ganz besonderen Lagen
geschaffen!“
Exklusiv. Ruhig. Grün.
Benchmark 45
Informationen:
www.gartenresidenz1133.at
Da Vinci Group.eu
Schönbrunner Schloßstraße 37A, 1120 Wien
Tel.: +43 1 962 10
Fax: +43 1 962 10-99
E-Mail: office@davincigroup.eu
Innovation46
Von Mitfahrbörsen sowie von privaten Paketsendungen,
im Fachjargon Person to Person, kurz: P2P, genannt, kennt
man das System bereits: Wer eine Strecke ohnehin fährt,
dabei Platz im Auto hat und sich etwas dazuverdienen
möchte, bietet den freien Platz auf entsprechenden Platt-
formen im Internet an, sei es ein Sitzplatz für eine Person
oder Platz im Kofferraum für ein Paket. So werden bereits
jetzt unnötig gefahrene Kilometer eingespart. Allerdings
funktioniert dieses sogenannte Crowdsourcing-System, in
dem eine große Menge an Personen – die „Crowd“ – ihre
Ressourcen zur Verfügung stellt, bisher nur im privaten
Rahmen, also P2P. Forscher bei Fraunhofer Austria wollen
es jetzt durch das von der FFG geförderte Forschungspro-
jekt „StandPI“ auf den Gütertransport der Industrie, also auf
den Business-to-Customer (kurz: B2C)-Bereich, erweitern. So
sollen Zeit, Kosten und CO2
eingespart und der Gütertrans-
port nachhaltiger gemacht werden.
„Wenn ein Industrieunternehmen seine Lieferungen zu
einem gewissen Teil langfristig auf die Crowd verlagern soll,
dann muss zuerst klar sein, dass eine ausreichend große
und stabile Transportkapazität vorhanden ist. Das heißt,
dass einerseits genug Pkw auf der benötigten Strecke unter-
wegs sind, dass das Paketvolumen mit dem zur Verfügung
stehenden Transportvolumen des Pkw korreliert und dass
die nötige Bereitschaft zum Mitmachen gegeben ist“, erklärt
Alexander Gruber, Projektleiter bei Fraunhofer Austria. Aus
diesem Grund starten die Forscher in der ersten Phase mit
Der Lkw-Verkehr stellt bereits jetzt einen der größten CO2
-Verursacher dar.
Durch den Anstieg des Onlinehandels und die große Nachfrage nach Lieferung
noch am selben Tag wird sich das Problem laut Prognosen in den nächsten
Jahren weiter dramatisch verschärfen. Forscher arbeiten nun an möglichen
Alternativen. Eine davon ist die Einbindung von privaten Pkw in den Transport
von Industriesendungen, umgesetzt durch einen Algorithmus auf der Basis von
künstlicher Intelligenz.
Foto©GuillaumeBolduc,unsplash
Vom LKW
in die
Crowd
Innovation 47
einer empirischen Studie in Form einer Umfrage, in der die
wichtigsten Parameter erhoben werden: Welche Strecken
werden derzeit routinemäßig befahren? Zu welcher Uhrzeit
sind die Menschen am ehesten bereit, ein Paket zu trans-
portieren? Welche Faktoren, wie zum Beispiel Umweltbe-
wusstsein, monetäre Anreize oder gesetzliche Rahmenbe-
dingungen, haben darüber hinaus einen Einfluss?
Sind die Kapazität und die wichtigsten Parameter ermit-
telt, steht die Entwicklung des nötigen Algorithmus am Pro-
gramm. Die Forscher verwenden dafür eine künstliche Intel-
ligenz, die aus vergangenen Erfahrungen, wie zum Beispiel
einem Rückgang der Transporte an Feiertagen oder einer
Variation bei besonderen Wettervorkommnissen, lernt.
Dieser Algorithmus kann zukünftig dann in Crowdsourcing-
Plattformen eingebettet werden und dafür sorgen, dass in
Abhängigkeit von den aktuellen äußeren Gegebenheiten
die entsprechende Menge an B2C-Transporten ohne poten-
zielles Risiko stabil auf die Crowd verlagert wird.
Der größte Unterschied zu bisherigen Crowdsourcing-Pro-
jekten ist die Langfristigkeit. „Privatkunden im P2P-Bereich
brauchen eher spontan eine Transportmöglichkeit. Wir
wollen das Konzept Crowdsourcing aber in der langfristigen
Planung für Unternehmern umsetzen. Dafür muss eine sta-
bile Basis gegeben sein,“ erklärt Patrick Taschner, StandPI-
Projektmitarbeiter bei Fraunhofer Austria. Dass diese theo-
retisch vorhanden ist, sieht man in den Daten: etwa 160.000
Pkw fahren laut Studien täglich über die Tangente nach
Wien. Rechnet man ihre ungenutzte Kofferraumkapazität
zusammen, ergibt das das Volumen von 430 Lkw pro Tag.
Allerdings muss auch die Bereitschaft zur Nutzung dieser
Kapazität gegeben sein.
Der finanzielle Anreiz wird als Motivation für die teilneh-
menden Privatpersonen am B2C-Transport vermutlich nicht
ausreichen, befürchten die Forscher. Um Nachhaltigkeit
wirklich zu ermöglichen, muss die Politik Anreize setzen, sei
es ein Umweltkonto, auf dem man Punkte gutgeschrieben
bekommt, wenn man sich an innovativen Mobilitätskon-
zepten des Güter- bzw. Personentransports beteiligt, oder
sei es eine City-Maut, die nur effizient ausgenutzten Fahr-
zeugen überhaupt die Einfahrt in die Stadt erlaubt. „Ohne
die entsprechende Gesetzgebung ist es illusorisch, auf
umweltfreundliches Verhalten zu hoffen,“ meint Projekt-
leiter Alexander Gruber. „Wir stellen das Know-how und die
Technik bereit, aber die Politik muss das ihre tun, wenn es zu
einer realen flächendeckenden Anwendung kommen soll.“
Projektleiter Alexander Gruber
Foto © Nigel Tadyanehondo, unsplash
Projektleiter
Alexander Gruber
„Ohne die entsprechende
Gesetzgebung ist es illusorisch,
auf umweltfreundliches
Verhalten zu hoffen.“
FRAUNHOFER AUSTRIA RESEARCH GMBH
Die Fraunhofer Austria Research GmbH ist eine 100-Pro-
zent-Tochter der Fraunhofer Gesellschaft und beschäftigt
sich im Geschäftsbereich Produktions- und Logistikma-
nagement in Wien unter dem Leitthema „Ganzheitliche
Lösungen in Produktion und Logistik“ mit der Entwick-
lung innovativer Lösungen für Industrieunternehmen zur
Erreichung von Exzellenz in der Wertschöpfungskette.
WWW.FRAUNHOFER.AT
https://mobillab.wien/standpi-umfrage
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  • 1. eine Produktion des WERTVOLL171 Jahre Österreichs Wirtschaft ZUKUNFT | Sind wir fit? INNOVATION | CO2 als Rohstoff BENCHMARK | Risken reduzieren Ausgabe 2 Dezember 2019 Preis: € 5,00 Magazin für Gewerbe, Industrie, freie Berufe und Wirtschaftsverbände Foto©RatiuBia/unsplash
  • 2. Erfolgreich, erfolgreicher, Die ultimative Telekommunikationslösung für die digitale Zukunft Ihres Unternehmens magentabusiness.at
  • 3. 3Der Präsident Diesen Satz möchte ich an den Beginn unserer Ausgabe mit dem Titel Nachhaltigkeit stellen. Der Österreichische Gewer- beverein ist seit dem Jahr 1839 dem Unternehmertum ver- pflichtet. UnternehmerInnen sind Menschen, die einen Eng- pass, einen Mangel erkennen, die es verstehen, Ressourcen neu zu kombinieren, die von einer Idee, von ihrem Innova- tionsgeist getrieben sind, neue Kooperationen generieren und eine Bild der Zukunft haben. Mit all ihrem Einsatz, ihrem Bemühen, ihrer Initiativkraft, Risikobereitschaft und einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein generieren sie Wertschöpfung. Sie leisten damit einen Beitrag zum Fort- schritt und zur Entwicklung unserer Gesellschaft und schaffen einen Mehrwert, dort wo andere oft nur Engpässe sehen. In Österreich gibt es mehr als 330.000 Unternehmen. Nur 1.100 Unternehmen haben mehr als 250 Beschäftigte, der Mittelstand ist der Motor unserer Wirtschaft und generiert mehr als zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts. Im Österrei- chischen Gewerbeverein treffen sich Unternehmerinnen und Unternehmer zum vertrauensvollen Austausch, zur konstruk- tiven Diskussion, zum Dialog mit Wissenschaft und Forschung, zum voneinander Lernen. Unsere Veranstaltungen sollen Impuls und Inspiration sein. Wir bieten den Raum für freund- schaftliche Begegnung und schaffen damit eine wertvolle Basis für Zusammenarbeit. UnternehmerInnen messen die Erfolge Ihres Schaffens an der Wirksamkeit für KundInnen, MitarbeiterInnen und Gesell- schaft. Hohe Umsätze und Gewinne sind nur die logische Kon- sequenz daraus. Das verstehen wir unter nachhaltigem Unternehmertum und das ist die Grundlage für das 180-jährige Bestehen unserer Vereinigung. Wir freuen uns über jeden, der sich unserer Hal- tung anschließen kann, und bestärken alle, die in unserem Sinn agieren, dass sie diesen Weg nachhaltig weiter bestreiten! Freuen Sie sich auf die wertvollen Beiträge von und über Unternehmerinnen und Unternehmer auf den folgenden Seiten. Ihr Andreas Gnesda Liebe leserinnen und leser! ÖGV-Präsident Andreas Gnesda „UnternehmerInnnen schaffen etwas, das KundInnen mehr wert ist, als es sie kostet.“
  • 4. 34 12 40 34 40 inhalt ZUKUNFT – SIND WIR FIT? 8 Klimawandel 12 Enkelsicherheit 16 Interview Hall 18 Jungmann & Neffe 26 ÖGV & SDG Benchmark 32 Interview Faulmann 34 Sustainability Leaders 40 Interview Kwizda Innovation 46 Fraunhofer 48 Innovation Energie ÖGV 52 JungunternehmerInnen 58 Exner Medaille 62 Frau im ÖGV Service 66 Digital Future 70 Versicherung 74 Facility­Management Lifestyle 76 Seat Arona 78 Lifestyle­Gadgets 80 Auszeit
  • 6. Liebe Mitglieder, liebe Freunde des ÖGV! Immer häufiger stellt sich die Frage, inwieweit gegenwärtige Wirtschaftsmodelle in der Lage sind, das hohe Wohlstands­ niveau Europas zu sichern. Die Rahmenbedingungen der Industriestaaten haben sich im Zuge der Globalisierung, der Herausforderung des Klimawandels und des demografischen Wandels verändert, aber auch die Anforderungen an das Zusammenleben an sich unterliegen der Veränderung. Die Mitgliedsstaaten der UNO haben mit den Sustainable Deve- lopment Goals (SDGs) 17 Nachhaltigkeitsziele beschlossen, zu deren Erreichen auch wir Unternehmer beitragen wollen. Wir schaffen mit Erfindergeist und Offenheit neue tragfähige Zukunftsperspektiven. Wir propagieren ein erneuertes Wirt- schaftsmodell, das mehr ist als das Abstellen auf Zahlen wie Standortkosten, Sozialabgaben und Tarifverträge. Eine „Ökonomie der Zukunft“ ist vielmehr die Wirtschaftsform einer Wissensgesellschaft: eigenverantwortlich, sich selbst organisierend und motivierend, basierend auf den Grund- sätzen ökologischen Handelns. Dabei gilt es Gesamtzusam- menhänge darzustellen und unterschiedlichste Disziplinen immer wieder neu zu kombinieren. Neue Kooperationsformen etablieren sich, wenn sich jeder Partner auf seine Kernkompe- tenzen konzentriert und sich so, wie bisher in Projekten, dau- erhafte Zusammenarbeit jenseits der Firmengrenzen etabliert. Aus Angestellten werden Mitunternehmer, aus Arbeitgebern Förderer und Fordernde. Solche gesellschaftlichen bzw. soziologischen Entwicklungen, das Arbeits- bzw. Unternehmerprinzip der Zukunft, wollen wir identifizieren und in verschiedenen Formaten bis hin zu Sym- posien diskutieren. Ihr Stephan Blahut Nachhaltig? Sicher! Herausgeber Stephan Blahut Redaktion: David Pesantes, Fritz Tortal, Franziska Gaffger Lektorat: Dorrit Korger Fotos: Alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Hersteller und Kooperationspartner Anzeigenpreise: lt. Mediadaten 2019 Copypreis: EUR 5,– Druck: Outdoor Print & Production Management Vertrieb: PGV Austria Trunk GmbH Alle Rechte vorbehalten, Reproduktionen, Übersetzungen und Vervielfältigungen nur mit schriftlicher Genehmigung des Medieneigentümers. Druckfehler vorbehalten. IMPRESSUM Medieneigentümer: Österreichischer Gewerbeverein Eschenbachgasse 11 1010 Wien, Austria Telefon +43 1 587 3 633 Fax +43 1 587 3 633 633 E-Mail office@gewerbeverein.at ZVR-Zahl 243795992 (zvr.bmi.gv.at) Herausgeber: Mag. (FH) Stephan Blahut Chefredaktion: Ronald Goigitzer Art-Direktion: Johannes Klasz Der Herausgeber6
  • 7. 7Editorial Nachhaltig = WertVoll. WertVoll hat sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun. Wenn etwas – gerade auch Unternehmen – im Wert beständig ist, mehrere Generationen überlebt, dann ist Nachhaltigkeit fast schon garantiert. Bei Produkten heißt das hohe Verarbeitungsqualität, hoch- wertige Materialien, lange Nutzungsdauer und auch die Mög- lichkeit zur Weiterentwicklung. Für Unternehmen bedeutet Nachhaltigkeit den Aufbau von Substanz, der es ermöglicht, den Betrieb auch durch schwie- rige Zeiten zu bringen. Den verantwortungsvollen Umgang mit den Mitarbeitern, die sorgfältige Wartung der Produk- tionsmittel und die Sparsamkeit bei der Verwendung von Ressourcen. In der aktuellen Ausgabe haben wir uns UnternehmerInnen gewidmet, die im Bereich der Nachhaltigkeit in vielerlei Hin- sicht Vorzeigefirmen führen, manche seit weit mehr als 100 Jahren. Was sie richtig gemacht haben, aber auch, welche Ratschläge diese erfahrenen FirmenlenkerInnen weiter- geben können, lesen Sie in der zweiten Ausgabe des neuen Wirtschaftsmagazins. Georg Gaugusch erzählt davon, wie seine Mutter und er gegen alle Widerstände auf exklusive Ware statt Massenpro- dukte gesetzt haben. Johann Kwizda schildert den Werde- gang der Firma von der Apotheke zum Weltmarktführer und Frau und Herr Hall berichten darüber, wie die Kooperation in einem Familienunternehmen mit einem internationalen Partner erfolgreich gestaltet werden kann. Und natürlich bitten wir auch wieder InnovatorInnen vor den Vorhang, die ausgezeichnet wurden und deren Produkte und Dienstleistungen Weltbedeutung erlangt haben. Auch in unserem Lifestyle-Bereich widmen wir uns vor allem Gadgets und Produkten, die jeweils in ihrem Segment Beson- derheiten aufweisen, die von Vorteil für das künftige Bestehen unseres Planeten in lebenswerter Form sind. Denn: Abseits aller im Moment herrschenden Hysterie ist es doch auch Aufgabe der UnternehmerInnen und insbesondere auch der Mitglieder des ÖGV, Vorbild zu sein in der aktuellen Gesellschaft und auch für die kommenden Generationen. Ihr Ronald Goigitzer editorial Chefredakteur Ronald Goigitzer
  • 8. Fridays for Future, CO2 -Abgaben, Flugscham Greta Thunberg, Venedig unter Wasser – der Schutz der Umwelt und der Wandel des Klimas sind in aller Mun- de. Auch für Unternehmen wird Nachhaltigkeit immer mehr zum wichtigen Thema. Wir haben 5 Punkte herausgenommen, wie Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in Zukunft aussehen könnten oder sollten. Zeitenwende Zukunft – Sind wir fit?8 Autor: Ronald Goigitzer ©inigodelamaza/unsplash
  • 9. 9Zukunft – Sind wir fit? 1.Vermeiden statt verbieten Wie so oft in unserem Land gibt es bereits eine Vielzahl von Vorschriften, die Umweltrecht betreffen. Gewerbeordnung, Abfallwirtschaftsrecht, Natur- und Landschaftsschutz und auch die Verfassung sind neben vielen anderen Rechtsberei- chen Umfeld für Steuerungsinstrumente des Staates. Der Ruf nach dem Gesetzgeber wird hierzulande auch sehr schnell sehr laut – dabei sind es vor allem die Bäuche und Köpfe der Menschen, KonsumentInnen und UnternehmerInnen selbst, die eine Veränderung herbeiführen. Viele Firmen haben selbstverständlich Produktionsprozesse, Kommunikations- prozesse und vieles mehr. Einen Ressourcenvermeidungs- prozess und entsprechende Richtlinien besitzt jedoch nach wie vor nur eine Minderheit und hier sind es vor allem die großen Unternehmen, wo der Druck von Konsumenten und Kapitalmärkten bereits groß genug ist. Dabei reicht es oft, sich auf die guten alten Werte zu besinnen und Verschwendung der eingesetzten Mittel zu vermeiden. Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern spart gleichzeitig oft auch Kosten. Fragen wie: „Welche Transportwege sind sinn- voll bzw. notwendig? Gibt es Alternativen? Müssen immer alle MitarbeiterInnen am Standort sein? Kann man repa- rieren statt wegwerfen?“, klingen nicht nur logisch, sondern werden nach wie vor zu selten gestellt oder nur oberfläch- lich beantwortet. 2. Keine neue Steuerbelastung Österreich nimmt in der EU bereits jetzt (Stand 2017) den sechsten Platz ein, 42,4 % beträgt die Steuerquote im Ver- hältnis zum BIP. Nur im dirigistischen Frankreich, beim Nachbarn Belgien und in den skandinavischen Ländern ist die Belastung höher. Während allerorts von CO2 -Abgaben gesprochen wird, konstatiert Franz Schellhorn von der Agenda Austria: „Hierzulande wird ja neuerdings so getan, als gäbe es keine CO2 -Steuern. Dabei gibt es sie längst, sie heißen nur anders.“ In Summe werden 10 Milliarden Euro eingenommen, um 29 % mehr als noch vor zehn Jahren. Mineralölsteuer, NOVA, Energieabgaben usw. existieren bereits. Nun ist nichts gegen steuernde Maßnahmen des Staates ein- zuwenden, so lange sie aufkommensneutral sind. Die Erfah- rung zeigt jedoch, dass neue Steuern nur selten die Abschaf- fung anderer Einnahmen nach sich ziehen – die Einnahmen aus Steuern und SV-Beiträgen stiegen 2017 um 3,5 und 2018 um 5,3 % im Vergleich zum Vorjahr, jedenfalls ein Vielfaches der Inflationsrate. Vor allem aber ist eines entscheidend, wie auch die Euro- päische Umweltagentur anmerkt, die die Wirkung von Öko- steuern in Europa untersucht hat: „Einen wesentlichen Plastik wird sich nur schwer ersetzen lassen – Innovatives Material ist gefragt! Beitrag zur ökologischen Wirksamkeit von Abgaben zur Kostendeckung leistet die Verwendung der Einnahmen für die Finanzierung damit verbundener Umweltschutz- maßnahmen.“ Die Verwendung der Einnahmen (das Ver- schwinden im Gesamtbudget) aus der Mineralölsteuer hat jedenfalls auch gemäß einer aktuellen Untersuchung des Energieinstitutes an der Linzer Johannes Kepler Universität keine positiven Auswirkungen auf die Umwelt. 3. Innovationsförderung Der Verzicht auf Auto, Flugzeuge, haltbare Lebensmittel wird den Menschen in den Wohlstandsgesellschaften nur bedingt beizubringen sein – und schon gar nicht den Schwellenöko- nomien, die sich im Moment abrackern, um den gleichen Lebensstandard wie Europäer und Amerikaner zu errei- chen. Ein Beispiel: Wenn in China die Bevölkerung in Zukunft den gleichen Wohnraum in Anspruch nimmt, wie wir es in Europa gewöhnt sind, ist in den nächsten drei Jahrzehnten ©JonathanChng/unsplash
  • 10. 10 Zukunft – Sind wir fit? die Errichtung von 1.000 (!) Städten in der Größe Wiens not- wendig. Und natürlich auch Zement, Stahl, Glas und Co. Das ist mit Klimaschutzzielen nicht vereinbar und so werden sie auch nicht erreicht werden. Wichtig sind daher vor allem Innovationen in den Bereichen Bau, Transport und Ener- giegewinnung – die Verarbeitung des produzierten CO2 ist dabei nur ein möglicher Gedanke (siehe auch Artikel „Inno- vation Energie“ – CO2 als Rohstoff). Nur wenn hier Durch- brüche gelingen und investiert wird, wird eine Trendwende geschaffen. Hoffnung macht dabei der Umstand, dass auch potenzielle Katastrophen wie der „saure Regen“ oder das Ozonloch eingedämmt oder abgewendet wurden. 4. Bildung Information, Aufklärung und Weiterbildung aller Stake- holder. Im Mikrozensus der Statistik Austria wurde 2017 erhoben, dass Menschen mit Matura oder Uniabschluss sig- nifikant mehr zur Mülltrennung bereit sind als Menschen mit Pflichtschulabschluss (zur Erinnerung: Es gibt dazu ein Gesetz und einen Strafkatalog!). Dies lässt den Schluss zu, dass hier auch das Bewusstsein höher ist, denn Müll- trennungsverhalten hat – anders als die Einkaufsgewohn- heiten, wo Bio eben oft auch teurer ist – seinen Ursprung nicht in der unterschiedlichen Einkommenssituation. Auch der Umgang mit Fake-News, die zum Teil gerade im Umweltsegment seltsame Blüten hervorrufen, ist für Men- schen mit höherem Bildungsgrad leichter. Hier sind sämt- liche Institutionen des Staates, der Wirtschaft (der ÖGV sorgt zum Beispiel in zahlreichen Veranstaltungen und Publikati- onen für mehr Information) gefordert, die Anstrengungen zu erhöhen – „Information statt Demonstration“ wäre zum Beispiel ein probates Motto für Schulen und Universitäten. Und wenn man beim AMS nach Weiterbildungsangeboten mit dem Stichwort „Umwelt“ sucht, dann ist das Ergebnis: null! In der generellen Weiterbildungsdatenbank findet sich ebenfalls nur ein geringer Teil an Aus- und Weiterbildungen zu diesem Bereich, lediglich die TÜV Austria Akademie bietet Kurse. Die Wirtschaftskammer bietet immerhin auf ihrer Website einen eigenen Menüpunkt zum Thema Umwelt und Energie, in dem wichtige Informationen zusammengefasst sind – aber bei Events und Seminaren herrscht auch hier Nachholbedarf. 5. Neue Strategien Um eines wird man als Unternehmen nicht herumkommen – den Umgang mit gesellschaftlichen Strömungen in die Stra- tegie der Zukunft miteinfließen zu lassen. Mag es dem einen oder anderen „gestandenen“ Unternehmer auch noch so nervig erscheinen – die Kunden der Zukunft werden anders denken. Plastikverpackte Gurken werden ebenso am Prüf- stand stehen wie Städtekurzreisen und SUVs. Die öffent- liche Meinung prasselt in Form von Social Media und Bewer- tungs-App auf Dienstleister und Produkte schneller herein, als man neue entwickeln kann. Das Tempo wird mit jedem Tag höher und die Mitbewerber schlafen bekanntlich auch nicht. Noch dazu, wo heute ein Schuster aus Gänserndorf nicht nur mit jenem aus Deutsch-Wagram in Konkurrenz steht, sondern auch mit Produzenten aus Bangladesch. Es gilt aber genauso: Diese Entwicklungen sind eine Chance für österreichische KMUs mit Qualität zu punkten – weil Regio- nalität ja ein wichtiger Faktor der Nachhaltigkeit ist. ©mikhaelkristenson/unsplash ©MilindKaduskar/unsplash
  • 11. 11Zukunft – Sind wir fit? Unsere Omas. Nehmen wir uns also bei der Nase und nehmen wir uns ein Beispiel an unseren Großmüttern. Da wurde kein Essen weggeworfen, Reste wurden einfach nochmals ver- kocht (ich sage nur: Bauernschmaus!). Statt dass die Heizung noch höher gedreht wurde, haben sie einfach eine Weste angezogen. Beim Verlassen eines Raumes, wurde immer (!) das Licht abgedreht. Socken wurden gestopft. Und sämt- liche Geräte, die man so braucht, mit Sorgfalt behandelt, die Dinger sollten schließlich Jahrzehnte halten. Und dabei haben sie auf nichts verzichtet. Haben gegessen, was ihnen geschmeckt hat. Sind nach Israel, Frankreich, Polen, Jugoslawien gereist. Hatten oft ein Lächeln im Gesicht. Und sind steinalt geworden. Das funktioniert natürlich auch in Unternehmen. Wenn alle mit den übergebenen Gerätschaften so umgehen, als müssten sie noch Generationen überdauern. Wenn regelmäßig gewartet wird. Wenn derjenige einen Bonus bekommt, der möglichst wenig Ressourcen verwendet. Das alles gilt natürlich auch für Geld. Und Zeit. Sparsames Umgehen – und damit ist nicht gemeint, dass man nicht inves- tiert – mit Kapital, der Aufbau von Substanz im Unternehmen ist wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Erfolges. Da nicken zwar alle und dennoch ist oft eine der ersten Anschaffungen in Start-ups ein schmuckes Auto für den Gründer. Mit Zeit wird ohnehin verschwenderisch umgegangen. Mee- tings werden als Plattformen für Selbstdarsteller missbraucht, Stehzeiten von Menschen und Maschinen übergangen und natürlich ist oft auch das jüngste Social-Media-Posting inter- essanter als eine Reklamation eines Kunden. Es muss nicht jeder vegan essen und mit dem Rad fahren. Verzichten wir einfach. Auf Verschwendung. Dann ist viel gewonnen. Alle reden vom Klimawandel. Dann nehmen wir uns jetzt an der Nase. Einer der wichtigsten Gründe für die Schäden, die wir an unserer Umwelt verursachen, ist Verschwendung. Ein Wort, für das unsere Großmütter nur ein verächtliches Schnauben übrig gehabt hätten. Autor: Ronald Goigitzer
  • 12. Zukunft – Sind wir fit?12 Das Thema Nachfolge in Unternehmen ist nach wie vor brandaktuell. Mehr als 40.000 Firmen in Österreich kommen in den nächsten Jahren auf den Markt, und nicht allen gelingt es, die Gesellschaft an den eigenen Nachwuchs weiterzugeben. Foto©BenjaminRanger/unsplash Erfolg über Generationen Autor: Fritz Tortal
  • 13. Zukunft – Sind wir fit? 13 41% der NextGens in Familienunternehmen nehmen in den nächsten 5 Jahren eine Position als Geschäftsführer an. Der Mittelstandsbericht des Bundesministeriums für Digi- talisierung und Wirtschaftsstandort stellt fest: Insgesamt stehen im Zeitraum 2018 bis 2027 etwa 41.700 kleine und mittlere Arbeitgeberbetriebe vor der Herausforderung, eine/n Nachfolger/-in zu finden. Dies entspricht 26 Prozent aller KMU (exkl. EPU) der gewerblichen Wirtschaft Öster- reichs (ohne die Sparten Industrie sowie Bank und Versiche- rung). Eine grobe Abschätzung ergibt, dass im Zeitraum 2018 bis 2027 zudem rund 10.000 EPU zur Nachfolge anstehen. Dabei handelt es sich um 3 Prozent aller EPU der gewerbli- chen Wirtschaft. In der nächsten Dekade können erfolgreiche Übergaben rund 404.000 Arbeitsplätze (inkl. Unternehmer/-in) bzw. die Arbeitsplätze von 30 Prozent aller Beschäftigten in KMU (exkl. EPU) sichern. Die betroffenen KMU (exkl. EPU) könnten im Zeitraum 2018 bis 2027 voraussichtliche Umsätze von durchschnittlich fast 50 Milliarden Euro jährlich erzielen, wird die KMU Forschung Austria, die den Bericht erstellte, zitiert. Jedes Jahr finden also rund 6.000 Betriebsnachfolgen statt, die Herausforderungen sind seit Jahren ähnlich. Vielen gelingt es nicht, die eigene Familie für den Unternehmens- gegenstand zu begeistern, oder man hat einfach versäumt, rechtzeitig die Weichen zu stellen. Herausforderung Nachfolge Das Problem ist nicht neu, in den vergangenen 20 bis 30 Jahren wurde es aber immer virulenter. Junge Menschen gehen heute öfter als früher neue Wege oder wandern ins Ausland. Das macht die Weitergabe in der eigenen Ver- wandtschaft noch schwieriger. Viele KMU sind darüberhinaus nicht „sexy“, die Möglichkeit eines Einstiegs von Finanzinvestoren ist damit nur selten gegeben. Die Herausforderungen sind dabei in vielen Fällen durchaus ähnlich. Besonders dann, wenn Chefin oder Chef zu lange damit gewartet haben, frühzeitig Personen im Unternehmen aufzubauen, die, unabhängig von der Eigentümerschaft, die Aufgabe und Funktion des oder der Eigentümerin übernehmen. Von tatsächlich existenzieller Bedeutung ist dieser Aspekt jedenfalls in Handels- und noch viel stärker in Dienstleis- tungsbetrieben. Denn hier werden Kunden und Lieferanten häufig über Jahre von den Eigentümern persönlich betreut. Produkt- und Firmen-Know-how ist hier häufig noch in einer Person gebündelt, die Weitergabe dieses Wissens alleine ist schon eine große Hürde. Foto©JonathanBorba/unsplash Nicht immer kann die eigene Leidenschaft an die Kinder weitergegeben werden.
  • 14. Zukunft – Sind wir fit?14 Vertrauen in die „NextGens“ Dabei ist die Einbindung junger Familienmitglieder in vielen Fällen ein positiver Schub für Unternehmen, gerade im Zeit- alter der Digitalisierung. Laut dem Global NextGen Survey 2019 von PwC streben immerhin 41 Prozent der nächsten Generation (NextGens) in Familienunternehmen in den nächsten fünf Jahren eine Position als Geschäftsführer an. Rudolf Krickl, Experte für Familienunternehmen und Partner bei PwC Österreich: „Österreichische Familienunternehmen und Mittelständler gehen zu vorsichtig an die Digitalisie- rung heran. Die NextGen Survey bestätigt, dass sich jedoch gerade die Chefs von morgen meist mit Begeisterung der digitalen Transformation und den Veränderungen, die damit verbunden sind, widmen.“ Und wie Georg Gaugusch in unserem Interview pointiert formuliert: „Da sitzt dann der neunzigjährige Chef und der sechzigjährige Juniorchef. Da wird nicht mehr sehr viel pas- sieren an Innovationen.“ Früh genug vorbereiten Neben der frühzeitigen Vorbereitung ist es aber auch wichtig, rechtzeitig für die gesunde Substanz des Unterneh- mens zu sorgen. Einen mit Schulden belasteten Betrieb wird man weniger gerne übernehmen. Thomas Faulmann, Mitbe- gründer von Faulmann + Faulmann: „Es gibt tatsächlich viele Unternehmer, die sich quasi über ihren eigenen Nachwuchs entschulden. Das geht gar nicht.“ Gelungene Beispiele gibt es viele: Die Familie Querfeld ist so eines. Ausgehend vom Café Landtmann, perfektionierte Berndt Querfeld gemeinsam mit seinen Eltern ab 1988 den „Landtmann Stil“ in der Tradition des typischen Wiener Kaf- feehauses. In den folgenden Jahren übernahm die Familie weitere Cafés und brachte die Wiener Mehlspeiskultur aus dem Stammhaus auch hier erfolgreich zur Wirkung. Seit 2006 beliefert „Landtmann’s feine Patisserie“ sie alle aus einer großen Backstube in Alt Erlaa: Das Café Mozart am Alber- tinaplatz, das Café Residenz in Schönbrunn, das Café Hof- burg im inneren Burghof, Landtmann’s Parkcafé beim Nep- tunbrunnen im Schlosspark Schönbrunn, das Café Museum, Landtmann’s Jausen Station im Schönbrunner Kronprinzen- garten und Das Bootshaus an der Alten Donau. Bernd Quer- feld beschreibt seine Rolle so: „Ich bin der ,Zukunftsminister‘ der Familie und achte auf die ständige Weiterentwicklung unserer Unternehmen. Denn der laufende ,Blick über den Tellerrand‘ lässt uns ein modernes Unternehmen sein, das natürlich auf seine Traditionen Wert legt.“ Einer der erfolgreichsten „Vermittler“ von Nachfolgelösungen Es gibt tatsächlich viele Unternehmer, die sich quasi über ihren eigenen Nachwuchs entschulden. Das geht gar nicht.
  • 15. Zukunft – Sind wir fit? 15 Übrigens: „Im Jahr 2017 wurden 6.309 Betriebe in Österreich übergeben, was deutlich zeigt, dass Betriebsnachfolge eine attraktive Alternative zur Unternehmensgründung darstellt“, kommentiert Elisabeth Zehetner-Piewald, Bundesgeschäfts- führerin des Gründerservice der Wirtschaftskammer Öster- reich (WKO). Die aktive Suche nach bestehenden erfolgrei- chen Unternehmen ist also definitiv auch eine mögliche Alternative zur eigenen Neugründung. Viele Problemstel- lungen für Gründer – Kundenakquisition, rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen – sind in bestehenden Betrieben als Basis vorhanden, auf denen man aufbauen kann. für Unternehmen in Österreich ist Robert Czako. Sein Unter- nehmen hat bereits rund 1.000 Unternehmer erfolgreich beraten. Einer der größten Fehler bei der Suche nach einem geeig- neten Nachfolger sei dabei das alleinige Schielen auf die Zahlen. Damit ließen sich zwar oft unliebsame Überra- schungen für den Käufer ausschließen, aber bei einer aus- schließlichen Konzentration auf die Zahlen sei man nicht nur schlecht beraten, sondern würde auch wahre Ressour- cenverschwendung betreiben. Besonders dort, wo die Wert- schöpfung eines Unternehmens auf Menschen beruht, sei es unabdingbar, den psychologisch-emotionalen Faktor zu berücksichtigen. Foto©youxventures/unsplash „NextGens“ helfen bei der Digitalisierung.
  • 16. 16 Zukunft – Sind wir fit? &Johannes Hall, Urenkel des Firmengründers Otto Beyschlag, war 26 Jahre lang Alleineigentümer und Geschäftsführer von Opel & Beyschlag. 2005 hat er die Mehrheit am Unternehmen verkauft und auch die operative Führung abgegeben. Seit damals begleitet er seine Nachfolger. Dr. Elisabeth Hall ist ausgebildete Psychologin und berät mit ihrem Mann ­Unternehmen bei Nachfolgelösungen. Schneller Komplexer Ihre Familie hat eine sehr lange unternehmerische ­Tradition … Ja, die Familie Beyschlag war mit der eng befreundet. Mein Urgroßvater war ein fanatischer Radrennfahrer und hat als Mechaniker bei Opel gearbeitet und sich mit den Söhnen von Adam Opel angefreundet. Mit Heinrich ist er dann Rennen gefahren und war immer unter den ersten drei. Adam Opel wollte in die Monarchie, dann haben die zwei miteinander die Firma Opel & Beyschlag gegründet. Bis 1945 hat mein Urgroßvater das Unternehmen alleine geführt. Schon 1933 ist seine Tochter Sophie Beyschlag in das Unternehmen ein- getreten, was damals natürlich etwas Außerordentliches war. 1958 wurde dann das Fundament am heutigen Firmen- standort in der Muthgasse errichtet, das waren damals noch Felder. Als er 50 war, hat er mich das erste Mal gefragt, ob ich die Firma übernehmen will, ich war damals 15. Nach dem Militärdienst habe ich begonnen, alle Stationen durchlaufen und mit 22 dann den Betrieb übernommen. Was waren entscheidende Schritte für die Zu­kunfts­­sicherung? 2005 haben wir uns mit der AVAG aus Deutschland zusam- mengeschlossen, auch ein Familienunternehmen. Das war mir sehr wichtig, mit Konzernen hätte ich das nicht gemacht. Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, um ein Unternehmen für die Nachfolge von außen zu öffnen? Frau Hall: Es ist vor allem notwendig den Jungen vorzuleben und gut vorzuleben, was es heißt, ein Unternehmen zu führen, nämlich auch in seinen positiven Seiten. Wenn man jammert, macht man es nicht sehr schmackhaft. Auf der anderen Seite hat man von früh an andere Möglichkeiten,
  • 17. 17Zukunft – Sind wir fit? Mein Urgroßvater war ein fanatischer Radrennfahrer und hat als Mechaniker bei Opel gearbeitet … man hat visionäre Möglichkeiten, Entwicklungsmöglich- keiten, das ist alles sehr interessant und aufregend. Herr Hall: Unsere Tochter hat Wirtschaft studiert und sie sagt: Für mich kommt nur infrage, selbstständig zu sein. Noch etwas: Eigentlich müssten alle, die etwas erben, auch Ver- ständnis haben und Einblick bekommen, denn sie müssen ja auch Verantwortung übernehmen können. Und das ist ja eigentlich das Thema des Familienunternehmens, dass das Verantwortungtragen niemals aufhört. Wann ist aus Ihrer Sicht der richtige Zeitpunkt, um zu übergeben? Hall: Bei uns war es sicher der richtige Zeitpunkt. Ich habe das schon länger überlegt und in der AVAC den perfekten Partner gefunden. Als Präsident der österreichischen Opel- Händler hatte ich da den Vorteil, ein sehr gutes Netzwerk zu haben. Ich wollte an den größeren Einheiten, die entstehen werden, teilnehmen. Und das ist optimal gelungen. Wenn Sie zurückblicken, was waren Ihre besten Entscheidungen? Hall: Am meisten habe ich von den Amerikanern im Hin- blick auf den Autoverkauf gelernt und das auch im eigenen Betrieb umgesetzt. Ich habe beispielsweise nicht klassi- sche Autoverkäufer eingestellt, sondern nur Menschen aus anderen Bereichen, das hat herausragend funktioniert. Was stand für Sie im Vordergrund des Unternehmerdaseins? Hall: Ich war nie Gewinnmaximierer. Mein Vater hat einmal etwas Lustiges gesagt: Ich kann ja eigentlich nicht viel. Aber ich kann mir gute Mitarbeiter suchen. Wenn ich heute zu Ihnen kommen und sagen würde: Ich möchte ein Start­up­Unternehmen gründen. Welche Ratschläge würden Sie mir geben? Hall: Die meisten wissen ohnehin genau, was sie wollen. Gründer haben Leidenschaft, das braucht man ihnen nicht mehr zu sagen. Am ehesten ist es noch die Kapitalbasis, die manchmal fehlt. Was hat sich in den letzten 30, 40 Jahren aus Ihrer Sicht am meisten geändert? Hall: Es hat sich vieles verändert, vor allem wenn ich an den Vertrieb denke. Heute können Sie über das Internet ein Pro- dukt der Welt vorstellen. Das ganze Thema der Logistik ist unendlich einfacher geworden, man kann sich voll auf das Produkt konzentrieren. Das Leben ist aber andererseits auch viel komplexer und schneller geworden.
  • 18. 18 Zukunft – Sind wir fit? Laut einer Studie der NASA/GISS hat sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die bodennahe Luft im weltweiten Durchschnitt um knapp ein Grad erwärmt. Mit der Tempe- ratur steigt auch die Gesprächsintensität über das Thema Nachhaltigkeit und modernen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Der Media Intelligence Agent »OBSERVER« hat sich genau angesehen, wie das Thema Nachhaltigkeit von Medien und Unternehmen aufgegriffen wird. Dabei wird augenschein- lich, wie viele Personen das Thema motiviert und anspricht. Hierfür wurden Daten der letzten 13 Monate aus einer welt- weiten Webbeobachtung analysiert. Der grüne Megatrend wurde in dieser Zeit 34,3 Millionen Mal verbreitet. Diese beachtliche Anzahl an Artikel und Erwähnungen erzielte in dieser Zeit nicht einmal der Welt- konzern Coca-Cola (weltweit 8,1 Millionen Mal erwähnt). Diese Masse an Artikeln erzielen eine gigantische Reichweite – jeder Mensch liest durchschnittlich mehr als 100 Mal über Nach- haltigkeit und jede zehnte Person reagiert darauf, indem sie das Thema liket, kommentiert oder die Nachricht mit Freunden teilt. Phänomen – Wie die Medien das Thema pushen Nachhaltigkeit Autorin: Klara Spiegel (Observer)
  • 19. Für weitere Detailanalysen kontaktieren Sie »OBSERVER« GmbH Die Analyse der weltweiten demografischen Daten zeigt, dass 50 % der Aufmerksamkeit und besagter Interaktion von der Generation der Millennials kommt, die heute zwi- schen 20 und 39 Jahre alt sind. Ein Viertel der LeserInnen sind Gen Z, die Kaufkraft von morgen. Die Generationen- verteilung in Österreich entspricht nicht diesem Generation- Gap-Klischee. Auch ältere Generationen nehmen eine aktive Rolle in der Klimadiskussion ein. Beide Geschlechter sind in der Analyse ungefähr gleich stark vertreten, wobei die Männer mit 58 % des Leseranteils leicht dominieren. Das Interesse ist enorm. Es gibt kein Land, in dem Nachhal- tigkeit kein mediales Thema ist. Die Kommunikationsfüh- rung haben USA, Deutschland, Großbritannien und Spanien übernommen. Mit 270.000 Artikeln und Posts belegt Öster- reich den 18. Platz. Auffällig ist auch, dass Nachhaltigkeit mit einem höchst posi- tiven Sentiment versehen ist. Statt mit dem Zeigefinger auf Unternehmen zu zeigen, wird das Thema von den Autoren positiv und hoffend präsentiert. In Österreich ist das Senti- ment mit 28 % positiven und nur 3 % negativen Meldungen im Vergleich zum Weltmarkt äußerst positiv. Stichwort Unternehmen: Die nächste Grafik beschreibt, wie Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umzugehen wissen. Die 130.000 Ergebnisse zeigen, wie oft und wann im österreichischen Medienraum ein Unternehmen, ein Pro- dukt oder eine Dienstleistung mit dem Wert „Nachhaltig- keit“ verknüpft wird. Immer mehr Unternehmen kommu- nizieren nachhaltige Strategien oder Projekte bzw. werden von den Medien aufgrund unethischer Entscheidungen kri- tisiert. Hier lässt sich wiederum die steigende Präsenz des Themas gut erkennen. Lediglich zur Weihnachtszeit verliert das Thema an Präsenz. Der Peak im Oktober beruht auf den überdurchschnittlich warmen Temperaturen für die Jahres- zeit, der heißeste Tag war mit 27,2 °C der 21. Oktober. 18-24 25-34 35-44 45-54 55-64 65+ 22.3% 35.9% 29.8% 9.4% 2.6% 25.8% 48.2% 18% 6.3% Stichwort Unternehmen: Die nächste Grafik beschreibt, wie 5 K 830 K 4 K 664 K 2 K 332 K 3 K 498 K 1 K 116 K 8. OKT 2018 8. OKT 2018 3. DEZ 2018 3. DEZ 2018 28. JAN 2019 28. JAN 2019 25. MÄR 2019 25. MÄR 2019 20. MAI 2019 20. MAI 2019 9. SEPT 2019 9. SEPT 2019 15. JUL 2019 15. JUL 2019 4. NOV 2019 4. NOV 2019 Nachhaltigkeit in den Medien weltweit Erwähnungen im Verlauf der Jahre Österreich - Unternehmensbezogene Nachhaltigkeit Erwähnungen im Verlauf der Jahre Zukunft – Sind wir fit? 19
  • 20. Georg Gaugusch führt eines der traditionsreichsten Textilge- schäfte in Wien – Wilhelm Jungmann & Neffe. Credo des Er- folgs: Das Agieren als ordentlicher Kaufmann. Über Zombies und Innovationen Zukunft – Sind wir fit?20
  • 21. Zukunft – Sind wir fit? 21
  • 22. Zukunft – Sind wir fit?22 Wie fühlt sich das an, wenn man jeden Tag in ein Geschäft geht, das 150 Jahre alt ist? Gaugusch: Man nimmt das gar nicht mehr wirklich wahr. Leider. Das ist ein bisschen die Betriebsblindheit. Das ist die Natur des Menschen und gleichzeitig die größte Gefahr, nicht nur im Mode- business: Alles läuft rund, man fühlt sich sicher, und dann wird man von den Ereignissen überrollt. Diese eingefahrenen Struk- turen sind sicher ein Mitgrund, warum jedes Jahr rund drei Pro- zent der Händler zusperren müssen. Wenn das ein paar Jahre anhält und wenig nachkommt, ist schnell ein Drittel weg. Wenn man heute im Mode-Einzelhandel überleben will, muss man viel flexibler sein als früher. Was hat sich geändert? Gaugusch: Das frühere Konzept war: Ich kaufe eine Kollektion, irgendeine angesagte Marke, die wird zweimal in der Saison gelie- fert, im Frühling und im Herbst. Dann verkaufe ich das zu meiner Kalkulation. Das funktioniert aber aus vielerlei Gründen nicht mehr. Und bei Ihnen im Geschäft? Gaugusch: Im Moment geht die Entwicklung in Richtung Nach- haltigkeit. Im Grunde leben wir das schon immer – wir bieten ein verhältnismäßig hochpreisiges Produkt an, dieses hat aber dafür eine umso längere Nutzungsdauer. Vor zwanzig Jahren hat das niemanden interessiert, jetzt ist gerade wieder sehr modern. Wir haben dadurch auch sehr viele junge Kunden, die mit einem Anzug oder einem Sakko anfangen und sich dann peu à peu ihre Garderobe aufbauen. Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell? Gaugusch: Wir haben Kunden, die den Stoff kaufen und dann ver- arbeiten lassen, entweder beim eigenen Schneider irgendwo auf der Welt oder bei einem, mit dem wir zusammenarbeiten. Wir sind dann eigentlich nur Mittler. Wir bringen den Kunden und den Schneider zusammen und geben ihm auch noch den guten Stoff, damit was Ordentliches draus wird, das ist eigentlich unsere Funktion. Schlagwort Nachhaltigkeit. Was heißt das für Sie persönlich wirklich? Gaugusch: Nachhaltig heißt, dass jeder Stoff oder jedes Mate- rial so produziert wird, dass der Planet möglichst wenig beein- flusst wird. Am besten geht das, wenn die Produkte eine mög- lichst lange Nutzungsdauer haben. Es ist etwas völlig anderes, ein Sakko zu machen, das man zehn, fünfzehn Jahre trägt, als das Teil nach ein, höchstens zwei Saisonen wieder wegzuwerfen. Wir haben außerdem nur Stoffe am Lager, die aus europäischer Produktion stammen, fast ausschließlich aus England, Schottland und Italien. Die Bedingungen, unter denen sie produziert werden, sind ganz andere als bei Stoffen, die aus Fernost kommen.
  • 23. Komposition statt Routine Faulmann & Faulmann Küchen • Muthgasse 64 • A-1190 Wien • T +43 (0)1 3708195 • www.faulmann.at • office@faulmann.at BONDI-E – Zeitlos elegantes Weiss charakterisiert diese Küche. Fronten aus hochwertigem Mattlack mit Anti-Fingerprint-Eigenschaft. So großzügig die elegante BONDI im Ganzen wirkt, so perfekt präsentiert sie sich im Detail.
  • 24. Megatrends24 Inwiefern beeinflussen Modetrends auch Ihr Geschäft? Gaugusch: Dadurch, dass wir versuchen, immer alles am Lager zu haben, spielenTrends für uns keine so große Rolle. Zu uns können sie auch kommen, wenn Nadelstreif gerade nicht „modern“ ist. Außerdem, seien wir uns ehrlich, bei den Herren ist es doch so: Entweder das Kleidungsstück passt ihm oder eben nicht. Das hat mit„modisch“ wenig zu tun. Als Herr sollte man nicht jeder modi- schen Narretei nachlaufen, sondern seine eigene Linie haben. Und bei den Damen? Gaugusch: Auch hier hat sich in den letzten zwanzig Jahren viel geändert. Generell kann man sagen, dass die Stoffe in der Damen­oberbekleidung immer minderwertiger geworden sind. Heute als Dame zum Beispiel ein passendes Kostüm zu finden, bei dem keine Kunstfaser verarbeitet wurde, ist schon sehr schwierig geworden. Es ist oft so, dass entweder der Schnitt für die jeweilige Dame passt, dafür der Stoff schlecht ist, oder umge- kehrt. Viele Damen sind einfach verzweifelt bei der Suche nach zum Beispiel einem schönen blauen Hosenanzug fürs Büro – hier kommen die Damenschneiderinnen zum Zug. Thema Langlebigkeit: Wenn man vor 15 Jahren durch die Stadt gegangen ist, war das Stadtbild ein völlig anderes. Auch bei den Geschäftslokalen ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Woran liegt das? Gaugusch: Man muss schon sagen, der Österreicher neigt dazu, für alles immer einen externen Grund zu suchen, irgendein anderer muss schuld sein. Meiner Meinung nach liegt ein Grund, warum so viele zugesperrt haben, an der tendenziell skleroti- schen Struktur der österreichischen Wirtschaft. Das resultiert aus dieser langen Zeit, wo wir nicht EWG- und EG-Mitglied waren. Wien war damals das Ende der westlichen Welt am Rand des Ost- blocks. Und mit dem EG-Beitritt 1995 kam das plötzliche Erwa- chen. Die Häuser waren hässlich, weil kein Mensch in diese Zins- häuser investiert hat, durch die fixierten Mietpreise konnten sich die Hauseigentümer keine Renovierung leisten. Durch eine vollkommen verkämmerte Struktur und eine Gewerbeordnung aus dem 19. Jahrhundert hat sich nichts getan. Innovation war denkunmöglich, wer Änderungen wollte oder Visionen hatte, konnte sie in diesem abgeschotteten Habitat kaum verwirk- lichen. Es konnte ja nicht einmal die oberösterreichische Molkerei ihren besonders guten Bergkäse in Wien ver- kaufen, weil die Wiener Molkerei gesagt hat, dass sie das nicht dürfen. Es ist nichts nachge- kommen, aber es sind auch die, die eigent- lich nur noch Zombies waren, nicht gestorben. Es hat am Kohlmarkt Firmen gegeben, die meiner Mei- nung nach nirgendwo auf dem Pla- neten lebensfähig waren, sie konnten sich aber dank der niedrigen Mieten in bester Lage halten. Dann kam die Gesetzesänderung für Geschäftslokale, mit einem Mal konnten jetzt adäquate Mieten verlangt werden. Dazu kamen die internationalen Modeketten, die natürlich hochprofessionell geführt sind, innovativ und hart am Puls der Zeit. Was haben die„Überlebenden“ richtig gemacht? Gaugusch: Wir hatten auch eine sehr niedrige Miete bis 1994. Wir haben uns damals mit dem Hausherrn zusammengesetzt und haben an einem Nachmittag überlegt, wie wir für ihn und für uns auf einen lebbaren Zins kommen und haben uns getroffen.Wenn wir da nichts erreicht hätten, hätte ich meiner Mutter geraten, zuzusperren. Dann haben wir auf etwas gesetzt, was absolut gegen den Strom war. Meine Mutter hat sich geweigert, Konfektion zu verkaufen. Alle haben ihr erklärt, dass das nicht funktioniert, aber wir hatten die Nische gefunden, die sonst niemand mehr abdeckte. Viele haben damals auch versucht, ihren Deckungsbeitrag zu erhöhen, indem sie billigere Produkte eingekauft haben. Meine Mutter hat den gegenteiligen Schritt gemacht, nämlich auf noch hochwer- tigere und exklusivere Produkte zu setzen. Damit hatten wir am Markt ein Alleinstellungsmerkmal. Und dann haben wir ange- fangen, mit Schneidern zu kooperieren, das war die beste Idee, die sie hatte. Und letztlich: Im Internet ist alles verkaufbar, was genau defi- nierbar ist. Das heißt, wenn man als Einzelhändler bestehen will, dann muss man lauter Artikel haben, die nicht vergleichbar sind. Das heißt: entweder in sehr kleinen Serien produziert oder von speziellen Manufakturen gemacht. Man muss sich also auf die Tätigkeit des Kaufmanns besinnen, indem man sagt: Ich suche mir meine Lieferanten. Auch ich habe Ausschau gehalten nach neuen, kleinen Lieferanten, die besondere Dinge machen, die unverwechselbar sind. Die Welt ist uniform geworden und wird immer uniformer. Die Marken haben mittlerweile fast alles andere erdrückt und es gibt jetzt überall auf derWelt die gleichen Geschäfte mit den gleichen Auslagen und den gleichen Produkten. Eigentlich ist es uner- träglich langweilig und nichts ist in der Mode größeres Gift als Langeweile. Wenn ein junger Mensch vor Ihnen sitzt und sagt: Ich möchte mich selbstständig machen. Was würden Sie raten? Gaugusch: Es kommt darauf an, was man machen will. Primär würde ich das mit dem Lebenspartner besprechen. Es müssen alle damit leben können, dass es dann nur noch eines gibt: Arbeit, Arbeit, Arbeit, und wenn man fertig ist, gibt’s noch mehr Arbeit. Man muss also Freude an der Arbeit haben. Das ist das Erste. Ich persönlich halte noch etwas für sehr wichtig: Man muss eine gewisse Reflektionsfähigkeit haben über das eigene Tun. Außerdem sollte man rechnen können, schnell und überschlagsmäßig. Denn wenn man ein Geschäft den Buch- haltern und Controllern überlässt, ist es praktisch schon todgeweiht. Wann ist der richtige Zeitpunkt, über die Nachfolge nachzudenken? Gaugusch: Im Grunde dann, wenn man das Gefühl hat, dass alles gerade gut läuft. Dann ist man eigentlich schon bequem geworden. Ich glaube, dass viele Firmen auch deswegen zugrunde gehen, weil Sesselkleber am Werk sind. Da sitzen dann der neunzigjährige Chef und der sechzigjährige Juniorchef. Da wird nicht mehr sehr viel ­passieren an Innovationen.
  • 25. Dedicated Boost- Consulting für alle, die (noch) mehr erreichen wollen.
  • 26. Zukunft – Sind wir fit?26 Die SDGs der ÖGV &&Die SDGs &Die SDGs &der ÖGV &der ÖGVDie SDGsDie SDGs der ÖGV &Die SDGs &Die SDGs der ÖGV &der ÖGVSustainable Development Goals der UNO Auch wenn die SDGs – Sustainable Development Goals – oder Agenda 2030 (weil die Weltgemeinschaft sie bis 2030 errei- chen will) ein Programm für Regierungen sind, so können diese ehrgeizigen Ziele nur mit Unterstützung der Wirtschaft umgesetzt werden. Unternehmen aller Branchen und Größen kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Aus diesem Grund hat der ÖGV die SDGs bereits in seiner Strategie 2018 berücksichtigt. Welche Ziele für den ÖGV besonderes Gewicht haben, hat Vize- präsidentin Ursula Oberhollenzer für Sie zusammengefasst. Anmerkung zum besseren Verständnis: Die SDGs sind nicht jedes für sich alleine zu sehen, sondern nur gemeinsam zu erreichen, da es auch zahlreiche Interdependenzen gibt. Der Zusammenhang zwischen Bildung und Innovation ist evident, ebenso jener zwischen sauberer Energie und Klimaschutz. Die Erwähnung der ÖGV-Mitglieder ist eine zufällige Auswahl. Auch diese unterstützen fallweise mit ihren Aktivitäten mehrere SDGs, sind jedoch jeweils nur einem zugeordnet. Das übergeordnete Ziel ist SDG 17: „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ Der ÖGV als Ort der Vernetzung unterstützt mit sämtlichen Autor: Stephan Blahut
  • 27. Zukunft – Sind wir fit? 27 – wie unterstützen wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern die Umsetzung der sogenannten Agenda 2030? Aktivitäten dieses Ziel in besonderer Weise. Durch den Austausch unter den Mitgliedern und Gästen entsteht Ver- netzung, die Kooperationen und Partnerschaften forciert, um Wirtschaft, Gesellschaft und Politik positiv zu beein- flussen und zu einer enkeltauglichen Zukunft beizutragen. Unter den ÖGV-Mitgliedern findet sich u. a. Nina Wiesinger mit „Denk mal laut“, die an ihrem Chancentisch monat- liche Runden für UnternehmerInnen aus unterschied- lichen Branchen und Größen anbietet, um Netzwerken moderiert von der Gastgeberin zu erleben und Koopera­ tionen gezielt anzustoßen. Themenfeld 1: Bildung & Innovation SDG 4 „Hochwertige Bildung“ BereitsdieGeschichtedesÖGVistvonInitiativenbestimmt, die die Förderung hochwertiger Bildung be­inhalten. Der ÖGV war u. a. maßgeblich an der Gründung des TGM, des Technischen Museums und der Technischen Universität beteiligt. Seit vielen Jahren läuft unser „Schülersparring“, im Rahmen dessen der ÖGV jährlich ca. 1.500 Schülerinnen Foto©7mShGfAHsw/unsplash
  • 28. Zukunft – Sind wir fit?28 und Schüler im Alter von 14 bzw. 15 Jahren zu Bewer- bungstrainings einlädt, um sie besser auf Berufswahl und Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Zusätzlich werden über den jährlichen Chancentag auch Lehrlinge aus diesen Trainings über den ÖGV an Mitglieder und interessierte Unternehmen vermittelt. Seit 1921 ist der ÖGV mit der Verleihung der Wilhelm Exner Medaille ein fixer Bestandteil in der internationalen wis- senschaftlichen Szene. Seither wurden über 230 Wissen- schaftlerInnen für ihre Forschungen, die auch wirtschaft- lich umgesetzt werden (können), ausgezeichnet, darunter bisher 22 NobelpreisträgerInnen. Mehr zum Preisträger 2019, Joseph M. DeSimone, finden Sie in einem eigenen Artikel in dieser Ausgabe. Über die Kooperationen mit der Technischen Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien sowie der Technischen Universität Graz sind wir eng mit der akademischen Welt und ihren Entwicklungen verbunden. Die Rektorinnen der TU Wien und der WU Wien sind als Mitglieder des Verwaltungs- rates auch in laufendem Austausch mit dem ÖGV. Auch über die Betreuung von Master-Studierenden liefern Mitglieder des ÖGV einen wertvollen Beitrag für Zukunftsthemen. Foto©PaulaPrekopova/unsplash
  • 29. Zukunft – Sind wir fit? 29 SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ Als Unternehmervertretung ist uns dieses SDG natür- lich ein Anliegen. Informationsveranstaltungen und Best Practices helfen unseren Mitgliedern dabei, ein optimales Arbeitsumfeld zu schaffen, das auch nachhaltiges Wirt- schaftswachstum unterstützt. Ab 2020 ist eine zusätzliche Ehrung für Mitarbeitende unserer Mitgliedsunternehmen, die sich besonders um Innovation und Nachhaltigkeit bemüht haben, geplant. Da auch produktive Vollbeschäfti- gung für junge Menschen unter dieses Ziel fällt, ist unsere Lehrlingsinitiative auch an dieser Stelle erwähnenswert. ÖGV-Mitglieder, die in diesem Feld tätig sind, seien hier beispielhaft genannt: Christian Ess mit seinem Unter- nehmen „workcess Arbeitsschutz GmbH“ oder die Familie Blaha mit „FRANZ BLAHA SITZ- UND BÜROMÖBEL INDUS- TRIE GES.M.B.H.“, die sich auf hochwertige Büromöbel unter Verwendung natürlicher Materialien, wie z. B. Schaf- wolle und Hanf, spezialisiert hat. Bernd Kleemann leitet mit „Trendwerk“ eine gemeinnützige GmbH zur Förderung der Integration am Arbeitsmarkt in Kooperation mit dem AMS. Präsident Andreas Gnesda ist mit „Team Gnesda“ immer den neuesten Trends der „new world of work“ auf der Spur. SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ Aus diesem Themenfeld ist für den ÖGV die Innovation besonders spannend. Vizepräsident Dr. Stefan Radel ist Physiker und als Lektor an der TU Wien aktiv. Zusätz- lich ist er „serial entrepreneur“ und unterstützt Start- ups mit seiner Expertise. Einige der ÖGV-Mitglieder aus dem Forum Jungunternehmer waren auch schon in die Start-up-Show „2 Minuten, 2 Millionen“ eingeladen und konnten ihre Innovationen einem großen Publikum prä- sentieren. Und natürlich gehören die Preisträger der Wilhelm Exner Medaille zu den großen internationalen InnovatorInnen. Auch unter den ÖGV-Mitgliedern ist geballte Innovations- kraft vorhanden, hier zwei Beispiele: Die „ecoduna AG“, an der unser Mitglied Gebhard Augendopler als Investor beteiligt ist, hat sich z. B. auf die Kultivierung und indus- trielle Produktion von Mikroalgen spezialisiert. Thomas Schubert von „Schubert Stone“ hat mit seinen innovativen Techno-Steinen Produkte aus natürlichen Materialien ent- wickelt, die höchsten Ansprüchen genügen. Dazu kommt eine breite Auswahl an Natursteinen für innen und außen sowie fachliche Beratung auf höchstem Niveau. SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ Der ÖGV hat aus seiner Historie heraus ein Begutach- tungsrecht für Gesetzesvorlagen. Daraus ergibt sich ein Mitspracherecht hinsichtlich des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenspiels, das noch intensiver genutzt werden soll. Durch die zentrale Lage des Ver- einshauses können unsere Veranstaltungen mit öffentli- chen Verkehrsmitteln optimal erreicht werden, was einen positiven Beitrag zu einer lebenswerten Stadt leistet. Das denkmalgeschützte Palais Eschenbach zu erhalten ist ein positiver Beitrag zum Bestand unseres Kulturerbes. Auch in diesem Themenfeld sind ÖGV-Mitglieder aktiv: ÖGNI-Geschäftsführer Peter Engert steht beispielsweise einer Organisation vor, die nachhaltige Gebäude- und Stadtquartiere zertifiziert und ist in diesem Bereich auch beratend tätig. Nikolaus Czernohorski bietet mit „Czerno- horski elektrische Anlagen“ umfassende Expertise für elektrische Anlagen, u. a. modernste und energieeffiziente städtische Beleuchtungsinfrastruktur inkl. Wartung, an.
  • 30. Zukunft – Sind wir fit?30 Themenfeld 2: Nachhaltigkeit & Ethik SDG 5 „Geschlechtergleichstellung“ Das Forum Frau im ÖGV fördert das gezielte Netzwerken zwischen Unternehmerinnen unter dem Dach des öster- reichischen Gewerbevereins. Unternehmerinnen, unter- nehmerisch denkende Beraterinnen und Vertreterinnen aus freien Berufen beschäftigen sich aktiv mit Fragestel- lungen zum Unternehmertum, wie sie sich dazu im Ver- einsrahmen einbringen und austauschen möchten. Zusätzlich sind fallweise Kooperationen mit anderen Frau- ennetzwerken mit derselben unternehmerischen Ausrich- tung angedacht. Es geht um Sichtbarkeit nach außen und innerhalb des Netzwerks des ÖGV sowie den Austausch mit diversen Bereichen, u. a. Kunst & Kultur sowie zwi- schen den Expertinnen zu aktuellen Fragestellungen. Beispiele, was unsere Mitglieder zur Umsetzung von SDG 5 beitragen, sind u. a.: Verena Florian, Autorin des Buches „Mut zum Rollentausch“, in dem es um Mütter im Manage- ment und Männer in Väterkarenz geht – ein dringend not- wendiger Wechsel im Mindset unserer Gesellschaft, wenn wir nicht auf 50 % unseres Humankapitals verzichten möchten. Die „Dreikreis Consulting GmbH“ unserer ehe- maligen Jungunternehmerin Katharina van Zeller ist auf die Vermittlung von IT-Personal spezialisiert und schreibt Diversity sowohl im Unternehmen als auch in der Bera- tung groß, denn Frauen sind unter dem Diversity-Aspekt dringend in der Technik gesucht! SDG 7 „Bezahlbare und saubere Energie“ Der ÖGV bezieht selbstverständlich Strom aus erneuer- baren Energiequellen, denn Lieferant ist die Verbund AG, die hauptsächlich Strom aus Wasserkraft anbietet. Auch die Beleuchtung wurde auf energieeffiziente LED-Lampen umgestellt und bei allen Veranstaltungen sowie im Büro- betrieb wird auf Energieeffizienz geachtet. Zu ÖGV-Mitgliedern in diesem Bereich gehört z. B. Cor- nelia Daniel mit ihrem Unternehmen „Dachgold“ bzw. der Initiative „Tausendundein Dach“. Sie hat Photovoltaik mit ihrem Gestehungskostenrechner auf eine neue Ebene gehoben und erarbeitet mit jedem Unternehmenskunden individuelle Lösungen inkl. Förderberatung und Unterstüt- zung der Anträge bis zur schlüsselfertigen Anlage. Jürgen Saringer mit seinem „Ingenieurbüro Solarexpress“ ist ein führender Full-Service-Dienstleister für die Solarbranche und sorgt mit seinem Know-how für den reibungslosen Betrieb einer Photovoltaikanlage während des gesamten Lebenszyklus. SDG 12: „Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster“ Bereits in der Historie des ÖGV gab es anlässlich der Welt- ausstellung 1873 eine „Collectiv-Ausstellung“ zur Abfall- verwertung (z. B. Knochen, Zuckerreste, Seifenwasser, Petroleumabfälle, Holzmehl, Bleche und Metalle etc.), um Unternehmen auf Möglichkeiten der Verwertung auf- merksam zu machen. Hier ging es besonders darum, Abfälle während des kompletten Produktionszyklus und deren Verarbeitung zu weiteren Produkten aufzuzeigen. Aktuell wird bei den Events im Haus besonderes Augen- merk auf punktgenaue Planung zur Vermeidung von Abfällen – insbesondere Nahrungsmittel – gelegt. Generell wird beim Einkauf diverser Produkte Wert auf Nachhaltig- keit gelegt. ÖGV-Mitglied Doris Wallner-Bösmüller stellte im Familien- unternehmen „Bösmüller Print Management GmbH & Co KG“ als erste und einzige Druckerei Österreichs alle Pro- duktionen CO2 -neutral. Im Rahmen der „Bösmüller-for- Climate-Initiative“ wird der komplette CO2 -Ausstoß auto- matisch kompensiert und KundInnen können diesen Wettbewerbsvorteil nutzen. Claus Bretschneider bietet in seinem Unternehmen „Breddys“ ökofair produzierte Hosen für alle Gelegenheiten. Das Grundmaterial ist pflanzlich, die Farben sind umweltfreundlich, die Produk- tion erfolgt zu 100 % in Europa. Nachhaltige Produktion von A bis Z! SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“ Hier liegt der Schwerpunkt auf Informationen zum Thema und auf der Verbreitung der Angebote unserer Mitglieder. Auch Gesetzesbegutachtungen in diesem Bereich werden sehr ernst genommen. Unter den ÖGV-Mitgliedern finden sich zu diesem The- menbereich exemplarisch Philipp Halla, der mit „Insta- drive“ zu den Experten in der Elektromobilität gehört – ein zukunftsweisender Lösungsansatz für Mobilität v. a. im städtischen Bereich. Jungunternehmer Albert Vogl- Bader unterstützt Unternehmen mit „Carployee“, einer intelligenten Mitfahr-App für MitarbeiterInnen von Unter- nehmen und Businessparks, bei CO2 -Einsparungen – ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.
  • 31. Zukunft – Sind wir fit? 31 Foto©RadowanNakif/unsplash
  • 32. Benchmark32 Wenn zwei Brüder ein Unternehmen führen: Was ist gut und was ist schwierig? THOMAS FAULMANN: Wir haben keine schwierigen Zeiten. Wir haben unsere geteilten Aufgabenbereiche und unter- schiedliche Bereiche in den Abläufen. Es ist ja nicht nur so, dass nur wir beide in der Firma mitarbeiten. Mein Bruder und ich haben diese Firma zwar gegründet, aber wir waren nicht alleine – unsere Frauen waren von Anfang an dabei. Wir haben sie mit unseren Frauen gegründet diese Firma. WOLFGANG FAULMANN: Durch diese Trennung gibt es auch keine Reibungen im täglichen Geschäft. In der Strategie, ja, da gibt es manchmal verschiedene Meinungen, aber am Ende ziehen wir an einem Strang. THOMAS FAULMANN: Mittlerweile sind ja in unserem Betrieb auch die Kinder involviert, mein Sohn führt das Geschäft in Korneuburg, der Schwiegersohn meines Bruders führt das im 1. Bezirk. Wir haben ein erklärtes Ziel, dass das Wohler- gehen der Firma Substanz hat, dass es auch noch in nächsten 25 Jahren fit und etabliert ist. Aber: Wir haben unsere Kinder nie gedrängt, das weiterzumachen, das müssen sie selbst entscheiden. Wo sehen Sie den größten Unterschied zwischen einem großen Konzern und einem Familienbetrieb? THOMAS FAULMANN: Das ist das, was wir sind, eine große Familie, das ist ein gelebtes System. Wir agieren in unserem Haus wie eine große Familie, auch mit unseren Mitarbeitern. Wir haben deswegen auch keine Personalfluktuation, bei uns geht kaum jemand von sich aus weg. Wir arbeiten nicht so, dass wir permanent irgendwelchen Druck ausüben. Sondern wir wollen auch selbst Spaß haben beim Arbeiten. Wir haben das gleiche Ziel, dass unser Unter- nehmen Gewinn abwirft und wir davon leben können, damit wir auch für die Zukunft fit sind. WOLFGANG FAULMANN: Im Prinzip ist es schon so, dass unsere Mitarbeiter wissen, dass sie einen fixen Arbeitsplatz haben. Sie dürfen auch Fehler machen, ohne Angst zu haben. Wir investieren in Weiterbildung und bemühen uns sehr, ein gutes soziales Klima aufrechtzuerhalten. Das wird auch gelebt. Wie geht man damit um, wenn es in der Familie Konflikte oder unterschiedliche Meinungen gibt? THOMAS FAULMANN: Das ist bei meiner Frau und mir eine goldene Regel. Meine Frau und ich, wir reden seit 30 Jahren zu Hause nicht von der Firma. Wir haben noch nie irgend- welche Probleme aus der Firma oder Sonstiges aus der Firma mit nach Hause genommen. Und diese Regel gilt auch bei gemeinsamen großen Familienfeiern. WOLFGANG FAULMANN: Bei mir sprechen wir schon über die Firma, aber das ist immer harmlos und liegt daran, dass wir oft während des Tages nicht dazukommen, miteinander zu sprechen. Ich bin auch am Abend und Wochenende Unter- nehmer, hier sind mein Bruder und ich sicher anders. Und pri- vate Meinungsverschiedenheiten haben in der Firma nichts verloren. Das ist die umgekehrte goldene Regel. THOMAS FAULMANN: Wir sind eine eingeschworene, große Familie, auch mit einem Oberhaupt, das ist unsere Mutter. Wir sind beide schon Großväter, wir genießen dieses fami- liäre Klima extrem. WOLFGANG FAULMANN: Wir haben beide lange, große Tische zu Hause, wo wir 20 Personen, manchmal auch mehr, bewirten können, da sitzen dann schon vier Generationen. Es ist schön zu sehen, dass da dann der Name Faulmann weiter- besteht und die Werte gelebt werden. Was kann man richtig machen, damit die nächste Genera- tion einen Einstieg ins Unternehmen attraktiv findet? Was sind Kardinalfehler? THOMAS FAULMANN: Wir haben das in unserem Freun- deskreis gesehen. Man muss ohne Schulden übergeben. Wir übergeben eine Firma nur mit Substanz, damit das Unter- nehmen quasi fest im Sattel sitzt. Das ist die Grundvorausset- zung: Man kann ein Unternehmen nur weitergeben, wenn es auch die richtige Substanz hat. Und der zweite Punkt ist: Das Kind muss wollen. WOLFGANG FAULMANN: Zur Frage: Was kann man richtig machen? Das wissen wir nicht. Wie beim Dasein als Eltern tasten wir uns tagtäglich heran, aber eines ist sicher: Wer auch immer übernimmt, muss den Job auch lieben. Für den muss die Marke Faulmann Wert haben. Wenn das nicht gegeben ist, tun wir unseren Kindern nichts Gutes, wenn wir sie zu etwas zwingen. Dass es aber für Nachfolger sehr anstrengend sein kann, ist klar. BrotherS in arms Thomas und Wolfgang Faulmann führen seit vielen Jahren eines der er- folgreichsten Küchenstudios in Öster- reich. Ihre Frauen und Kinder arbeiten schon mit, die nächste Generation steht auch schon in den Startlöchern.
  • 33. Benchmark 33 Wenn Sie nochmals anfangen würden, gibt es etwas, das Sie anders machen würden? THOMAS FAULMANN: Nein, ich glaube nicht. Wir würden wieder klein anfangen und langsam wachsen. Das Wachstum muss aus der Substanz des Unternehmens kommen. Ich glaube schon, dass wir vieles richtig machen. Mittlerweile hat das Haupthaus fast 800 Quadratmeter, dazu unsere drei anderen Geschäfte. Wir haben immer mit wenig Fremdfinan- zierung gearbeitet. WOLFGANG FAULMANN: Konkret haben wir immer Gewinne stehen lassen, damit das Eigenkapital anwächst, und wir haben eine sehr hohe Eigenkapitalquote. Im Augenblick über 60 Prozent und damit liegen wir schon branchenunüblich gut. Unsere Idee war immer, dass wir auch ein sehr schlechtes Jahr ohne Probleme überstehen können und unser wert- vollstes Potenzial, unsere Mitarbeiter, halten können. THOMAS FAULMANN: Unsere Kunden schätzen das. Nachdem unser Haupthaus mittlerweile 21 Jahre alt, passiert es, dass Kunden etwas in ihrer Küche austauschen wollen, und sie freuen sich, wenn sie mit der gleichen Person wieder sprechen können. Das ist unglaublich viel wert. Diese Bestän- digkeit ist unser höchstes Gut. Wie sehr ist der Faktor „Vertrauen“ verantwortlich für den Erfolg von Familienunternehmen? THOMAS FAULMANN: Ja. In der Familie kann Vertrauen nur schwer zerstört werden. Das ist der Unterschied zu einer anderen Partnerschaft. Fehler passieren, aber das Vertrauen ineinander wird nicht zerstört. WOLFGANG FAULMANN: Das Vertrauen ist die beste Basis und ist auch notwendig. Das gilt auch für unsere Mitarbeiter. Wir sind nicht immer da. Ich glaube auch, dass der Einsatz in Familienunternehmen höher ist. Man will einfach nicht nach- stehen und womöglich das Gefühl vermitteln, dass man vom anderen lebt. Welche Ratschläge würden Sie jungen Menschen geben, die sich selbstständig machen wollen? THOMAS FAULMANN: Selbstständigkeit erfordert echten Enthusiasmus. Das Bewusstsein, dass man viel Arbeit vor sich hat und dass man eigentlich mehr arbeitet als jeder Angestellte und trotzdem vielleicht in den ersten Jahren mit weniger Geld auskommen muss. Wichtig ist, der Firma die Substanz zu geben. WOLFGANG FAULMANN: Jeder, der sich selbstständig macht, sollte das gründlich mit dem Partner besprechen. Die Freizeit ist wesentlich geringer als in einem „normalen“ Job. Was ist gut am Wirtschaftsstandort Österreich? Was könnte viel besser werden? WOLFGANG FAULMANN: Ich glaube, dass wir sehr hohe rechtliche und wirtschaftliche Sicherheit haben, da bietet der Standort Österreich den Unternehmen sehr viel. Man kann seine Strategie umsetzen, es ist überschaubar und planbar. Die Österreicher als Kunden legen sehr viel Wert auf Qualität. Was könnte besser werden? WOLFGANG FAULMANN: Niedrigere Steuern und bessere Ausbildungschancen. Ausbildung bis 18 ist absolut sinnvoll, Hilfsarbeiter werden nicht mehr gebraucht.
  • 34. Mehr Grün für die Stadt! Das Wiener Unternehmen Lite-Soil hat für „BlueLite-Net“, ein unterirdisches Bewässerungssystem, das durch aktive Unterflurbewässerung ca. 70 % Wasser spart und in beliebi- gen Tiefen einsetzbar ist, den Umweltpreis der Stadt Wien 2019 gewonnen. Das System ist sowohl für den Obst- und Gemüseanbau, Rasenflächen, Bäume sowie für Dach- und Fassadenbegrünungen geeignet. Möglich ist dies durch ein Drainagevlies rund um ein flexibles Tröpfchenbewässerungs- system, das zielgerichtet im Wurzelbereich für Feuchtigkeit sorgt. Im urbanen Bereich kann damit eine „kühlende und CO2 -bindende“ Begrünung effizienter forciert werden. Mehr unter: www.lite-soil.com Österreichische Unternehmen sind in vielen Bereichen Vorreiter und sorgen laufend für Innovationen. Einige dieser „Hidden Eco-Champions“ leisten herausragende Arbeit. Aber auch international stehen Unternehmen am Prüfstand des nachhaltigen Gewissens. Seine Vision: „Ich arbeite dafür, dass es keine unkontrollier- ten Tankanlagen mehr gibt. Es frustriert mich, wenn ich sehe, wie viele Anlagen undicht sind, wie Erdreich und Wasser verschmutzt werden. Ein weiteres Leck spielt oft keine Rolle mehr. Bei Großkonzernen haben Umweltprobleme offiziell nicht oberste Priorität, oder sie bleiben unbemerkt, weil unter der Erde.“ Wolftank zeigt auf, dass die Tank- und Bodensanierung auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Man sieht sich in der Rolle des Ver- meiders und verfügt über das notwendige technische und vertriebliche Know-how. Die Sanierung von Tankanlagen ist nach wie vor das wichtigste Standbein der Tiroler, doch mit wachsendem Umweltbewusstsein und immer mehr gesetzli- chen Umweltvorschriften gewinnen die Bereiche Boden- und Wassersanierung und Investitionen in neue Werkstoffe wie Flüssigmethan an Bedeutung. Mehr unter: www.wolftank-adisa.com Bei Großkonzernen haben Umweltprobleme offiziell nicht oberste Priorität, oder sie bleiben unbemerkt, weil unter der Erde.“ Schlagwort: Umwelt Foto©Lite-Soil Benchmark34 Autor: David Pesantes
  • 35. Benchmark 35 Umweltbewusste Hygiene Sehr vorbildhaft agiert das Tiroler Hygieneunternehmen hollu, wenn es um die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitszie- le geht. Weswegen man auch den Trigos 19 einheimste, der von resPACT, der Unternehmensplattform für Wirtschaften mit Verantwortung, vergeben wird. Auch mit dem Österrei- chischen Umweltzeichen und dem EU-Ecolabel wurde das Unternehmen erst kürzlich wieder zertifiziert. Die ökologi- sche Produktlinie hollueco ermöglicht nachhaltige Reinigung im gesamten Objekt – für jede Anwendung und jede Reini- gungsanforderung. Das Wichtigste: Die Rezepturen werden in der hauseigenen Forschung & Entwicklung laufend ver- bessert, um in Sachen Nachhaltigkeit und Reinigungsleistung stets auf dem neuesten Stand zu sein. Mehr unter: www.hollu.com Und noch ein Ranking Rank-a-brand nimmt große Marken unter die Lupe. So werden beispielsweise Elektronikunternehmen bewertet. Nachhaltigkeit bei Elektronik (z. B. Handy, Computer und TV) umfasst Umweltaspekte wie die Vermeidung giftiger Chemi- kalien, das Recycling alter Geräte und die Verringerung von CO2 -Emissionen. Genauso wichtig sind zudem faire Arbeits- bedingungen in den Fabriken der Hersteller und beim Abbau von Mineralien. Bemerkenswert: Keines der Unternehmen schafft ein „A“! Vom Kaffeehaus zum Dünger Ein österreichisches Start-up nützt Kaffesud für eine bessere Umwelt: Sud&Satz. In Wien werden jeden Tag neun Millionen Tasse Kaffee getrunken! Cosimo Lippe und Fridtjof Sobanski, zwei Bioressourcenmanager, nützen den anfallenden Kaf- feesud für ihr Produkt Coffe2Grow. Die nützlichen Pflanzen- nährstoffe werden zur Verlängerung des Lebenszyklus dieser Ressource genützt – das ist lebendige Kreislaufwirtschaft! Mehr unter: www.sudundsatz.at Nachhaltigkeit ≠ Nachhaltigkeit Jeder versteht etwas anderes darunter. Und insofern sind Rankings nicht unumstritten, auch jenes des kanadischen Marktforschungsunternehmens Corporate Knights. Man misst dort die Wirkung der Produkte des Unternehmens auf nachhaltige Entwicklungen, Innovationen und dergleichen. Der Haken: Die meisten Infos kommen von den Firmen selbst. Drum prüfe sorgfältig, wer der nachfolgenden Rei- hung folgt: Foto©Fairphone Foto©NathanDumlao/unsplash Foto © Hollueco 1. Dassault Systemes Frankreich, Software 2. Neste Finnland Öl, Gasindustrie 3. Valeo Frankreich, Autoteile-Zulieferer 4. Ucb Belgien, Pharmazie 5. Outotec Finnland, Bau-u. Ingenieurswesen 6. Amundi Frankreich, Kapitalmärkte 7. Cisco Systems USA, Kommunikation 8. Autodesk USA, Software 9. Siemens Deutschland, Industriekonglom. 10. Samsung SDI Südkorea, Elektronische Geräte 1. Fairphone 2. Apple 3. HP 4. ASUS 5. Dell 6. BlackBerry 7. Sony 8. Acer 9. Lenovo 10. Motorola Mehr unter: www.corporateknights.com
  • 36. Benchmark36 Was ist die größte Herausforderung für ein Unter­ nehmen, um sich nachhaltig und langfristig erfolgreich aufzustellen? Kubicki: Zunächst einmal muss das, was das Unternehmen anbietet, dem Kunden einen Nutzen versprechen. Das Pro- dukt ist das Wesentliche. Ohne ein Produkt, das gekauft wird, ist man chancenlos. Und man muss immer wieder nachjus- tieren, immer am Markt bleiben, Änderungen im Verhalten und bei den Bedürfnissen der Kunden analysieren und auch den Wettbewerb im Auge behalten. Dann muss natürlich ver- kauft werden. Sie brauchen also eine starke Vertriebsorgani- sation. Und dann natürlich das Risiko­management, und hier insbesondere das Kreditrisikomanagement. Dazu gehört, eine Analyse durchzuführen, welche spezifischen Kredit­ risiken vorhanden sind, wie man sich dagegen wappnet und wie hoch die persönliche Risikobereitschaft ist. Zum Thema Verhältnis Eigenkapital zu Fremdkapital: Gibt es eine Faustregel, wie das gestaltet sein soll? Kubicki: Eigenkapital macht das Unternehmen unabhängig von Fremdkapitalgebern und macht es dadurch krisenresistenter. Insofern gilt: je mehr Eigenkapital, desto besser. Die Ausstat- tung mit Eigenkapital im Verhältnis zu Fremdkapital ist in den letzten Jahren bei den österreichischen Unternehmen erfreu- licherweise deutlich gestiegen. Rund die Hälfte aller Unter- nehmen verfügen über einen Eigenkapitalanteil von 30 % und mehr. Jedes Unternehmen sollte wenigstens die Zahl 30 als Wert für das Verhältnis Eigen- zu Fremdkapital anstreben. Worauf müssen Gründer in den ersten drei Jahren­beson­ ders achten? Kubicki: Als Erstes ist sicher ein Businessplan notwendig, um die eigenen Gedanken zu sortieren. Es muss ein Konzept sein, hinter dem die Gründer stehen und das für sie auch nachhaltig umsetzbar ist. In der Gründungsphase muss ausreichend Kapital zur Verfügung stehen. Und man muss auch darauf achten, dass man nicht zu schnell wächst, damit das damit zusammenhängende Nachziehen der internen Organisation, das mit entsprechenden Kosten belastet ist, zeitgleich erfolgen kann. Gerade im Personalbereich sind Lieferantenkredite sind nach wie vor ein Eckpfeiler der Wirtschaft, aber­ ­immer mit Risiko behaftet. Der Schutz vor diesem Risiko ist für Unternehmen ­überlebenswichtig. Das Gespräch führte „WertVoll“ mit dem Geschäftsführer von Creditreform in Österreich, Rainer Kubicki. Die Risikominimierer GeschäftsführerRainerKubicki
  • 37. Benchmark 37 Vorlaufzeiten zu beachten, bis das nötige Personal gefunden, ausgebildet und einsetzbar ist. Wichtig ist auch eine gewisse Bildung, vor allem bei finanziellen Themen. Viele Insolvenzen bei Unternehmern und Privaten haben ihre Ursache in man- gelhaftem Wissen über Finanzen und Umgang mit Geld. Was kann Creditreform für Unternehmen tun, um den Erfolg nachhaltig sicherzustellen? Kubicki: Unsere Dienstleistungen richten sich insbeson- dere auf die Sicherung der Unternehmensliquidität durch das Vermeiden von Forderungsverlusten. Insofern sind sie nicht nur für Gründer interessant, sondern für jedes Unternehmen. Das Wirtschaftsleben basiert nach wie vor in hohem Maße auf der Vergabe von Lieferantenkrediten. Unternehmen geben also ihren Kunden Kredite, indem sie Leistungen erbringen und erst danach die Bezahlung erhalten. Schon unsere Marketing-Datenbanken nehmen darauf Bedacht und helfen bei der Suche nach prospektiven Kunden mit positiver Bonität. Lieferung vor Bezahlung bein- haltet ein hohes Risiko, das man als Lieferant durch die Nut- zung unserer Bonitätsauskünfte minimieren kann. Falls man schon geliefert hat, die Rechnung aber nicht bezahlt wird, übernehmen wir für unsere Kunden den gesamten Pro- zess des Forderungsmanagements mit hohem Experten- wissen. Und letztlich: Sollte ein Kunde tatsächlich insolvent geworden sein, vertreten wir die Interessen im Insolvenzver- fahren. Für alle unsere Services gilt, dass wir sie sowohl nati- onal als auch international erbringen. Es ist ja nicht leichter geworden, Fremdfinanzierung zu organisieren. Welche Quellen sind da am meisten nachgefragt? Kubicki: Nach unseren Erkenntnissen ist der Bankkredit klare Nummer eins: Leasing ist für 38,1 Prozent und Fac- toring für nur 2,9 Prozent der befragten Unternehmen ein Thema, während 47,1 Prozent nach wie vor auf die Bankkre- ditfinanzierung angewiesen sind. Wie sehen die Rahmenbedingungen für Unternehmen in Bezug auf die Finanzierung aus, was hat sich in den letzten Jahren geändert? Kubicki: Aus unseren erwähnten Umfragen unter heimischen Unternehmen geht hervor, dass 39 Prozent von verschärften Kreditbedingungen sprechen und nur 4 Prozent von locke- reren. Trotz der Niedrigzinsphase sagen 94 Prozent, dass Kre- ditgeber mehr Sicherheiten verlangen. Jeder Fünfte berichtet https://www.creditreform.de/loe- sungen/inkasso-aussenstaende/inkasso/ forderungsausfallrechner Beispiel: Ein Unternehmen macht 1 Mio. Euro Umsatz bei einer Umsatzrendite von 12 %. Bei einem Ausfall von nur 0,3 % muss der Umsatz bereits um 3 % steigen, um die gleiche Rendite zu erwirtschaften. Quelle:MittelstandsstudiederCreditreform2019 sogar, dass man die Kredite nicht in der gewünschten Höhe bekommen habe oder gar abgelehnt wurde. Und die Wirtschaftslage generell? Kubicki: Creditreform befragt seit 1996 zweimal jährlich an die 1.700 heimische Unternehmen nach ihrer aktuellen und zukünftigen Wirtschaftslage. Das aktuelle Ergebnis zeigt, dass auch der österreichische Mittelstand die konjunkturelle Groß- wetterlage spürt. Die Lage der österreichischen KMU und ihre Erwartungen für die kommenden Monate sind nach wie vor positiv, aber etwas weniger optimistisch als noch vor einem Jahr. Einige Unsicherheiten trüben den Blick in die Zukunft: der nahende BREXIT, die Handelskonflikte der USA mit China und der EU und die damit einhergehende Gefährdung des welt- weiten Wachstums sowie die wirtschaftspolitischen Unsicher- heiten in Italien mit einer Ansteckungsgefahr für die Eurozone. Ist es schwieriger geworden, Unternehmer zu sein? Kubicki: Es war schon immer herausfordernd und anspruchs- voll, als eigenverantwortlicher Unternehmer tätig zu sein. Erforderlich ist aber stets ein Grundverständnis für kauf- männische Vorgänge und ein unternehmerisches Denken, das geprägt sein muss einerseits von Risikoabwägungen und andererseits vom Mut zu Entscheidungen. Die Mög- lichkeiten der Digitalisierung eröffnen ungeheure Chancen, aber auch zum Teil unvorhersehbare Risiken. Hier Chancen zu erkennen, Mut und Ideen für Innovationen, Risiken wahr- zunehmen und gleichzeitig zu managen macht letztlich einen erfolgreichen Unternehmer aus. Sie sind ja doch ein Gradmesser, ob sich die Wirtschafts­ lage eintrübt oder nicht. Kubicki: Wir haben im Herbst 2019 zusammen mit Univ.-Prof. Walter Schwaiger von der TU Wien eine Studie über die Aus- fallswahrscheinlichkeit der österreichischen Unternehmen veröffentlicht und damit die derzeitige Risikosituation öster- reichischer Unternehmen beleuchtet. Zur Messung von Unter- nehmensausfällen wurden dabei nicht nur die Insolvenzen, sondern darüber hinaus auch die Ausfallsereignisse nach der Definition von „Basel III“, des Baseler Ausschusses für Banken- aufsicht, herangezogen. Demnach gilt ein Unternehmen als ausgefallen, wenn es über 90 Tage im Zahlungsverzug ist bzw. wenn es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit seinen Zahlungs- verpflichtungen nicht nachkommen wird können. Die Ausfall- rate im vergangenen Jahr war konjunkturbedingt mit 1,2 % auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Für 2019 rechnen wir mit einem leichten Anstieg der Ausfallsrate auf 1,23 %, da die Hochkonjunkturphase ihren Zenit überschritten haben dürfte. Der Forderungsausfallsrechner auf der Website der Creditreform: ditgeber mehr Sicherheiten verlangen. Jeder Fünfte berichtet Erwartungen an die Auftragslage im Mittelstand 0 -10 10 -30 30 -20 20 -40 40 2010 2011 2012 2013 2014 2016 20192015 20182017 13,5 30,2 15,6 14,5 6,2 -3,1 3,4 21,1 33,6 18,9
  • 38. Erfolgsstorys VIDEOSTREAMING Stefan Lederer und Christopher Müller freuen sich über die weitere Expansion des Kärntner IT-Unternehmens Bitmovin. Die EIB gewährt ein Darlehen von 20 Millionen Euro, die das weitere Wachstum der Firma sicherstellen sollen. Die Firma löst kom- plexe Videoprobleme, die durch die stark wachsende Online-Videonutzung ent- stehen. Mit der Technologie des Unterneh- mens können Videos in höherer Qualität mit deutlich weniger Bandbreite gestreamt werden, gleichzeitig würden Pufferung und lange Startverzögerungen verhindert und die Streamingkosten deutlich gesenkt. Zu den Kunden von Bitmovin zählen unter anderem Sling, Periscope, die New York Times, ProSiebenSat.1 und das Red Bull Media House. ÖSTERREICHISCHER SPA IN DÄNEMARK Mit dem Alsik Hotel & Spa in Sonderborg ist das größte Hotel der deutsch-dänischen Grenzregion rund um Flensburg entstanden. Im Rahmen des Projektes wurde von der österreichischen Spa4 (Florian Jaud und Markus Strasser) auch der größte Spa Däne- marks mit 4.500 m2 Wellness- und Gesundheitsfläche geschaffen. Das Nordic SPA Kon- zept baut auf die Symbiose zwischen kalt und warm, übersetzt in„Fire & Ice“. Mit allen Sinnen den Aufenthalt zu erleben und zu genießen war dabei eine wichtige Prämisse. MEDICAL SPIN-OFF Qualizyme Diagnostics setzt Meilensteine in der Früh­ erkennung von Infektionen. Dr. Eva Sigl, Dr. Andrea Heinzle und Dr. Michael Burnet nützen die Tatsache, dass zu Beginn einer Infektion ganz spezifische Kombinationen von Enzymen vom Körper freigesetzt werden für die Ent- wicklung von Testkits und Geräten, welche diese Enzyme qualitativ und quantitativ nachweisen können. Durch früh- zeitiges und sicheres Erkennen von Infektionen können Antibiotikaresistenzen reduziert werden, dies verbessert das Krankheitsmanagement und die Patientenversorgung. Vor Kurzem erhielt das steirische Start-up den begehrten PHOENIX verliehen. (Foto: BMBWF/Lusser) BODY POSITIVITY Kontrovers waren sie immer, die Werbesujets von Palmers. Die Erotik als wichtigstes Thema ist in der Zwischenzeit Body Positivity und Diversity gewichen. Tino Wieser als Eigentümer und Vorstand der Palmers AG freut sich, mit dieser Strategie auch den wirtschaftlichen Turnaround geschafft zu haben. Die Palmers AG erwirtschaftete einen Umsatz von 64 Mio. Euro und ein EGT von 3,5 Mio. Euro. (Foto: Palmers/Gavrich) Benchmark38
  • 39. Benchmark 39 INVESTITION IN DIE ZUKUNFT Der Geschäftsführer der Egger Gruppe Martin Forster gab vor Kurzem bekannt, dass man auf Mehrwegglas als wichtige Gebinde für Getränke setzt. Die Sprecherin der Familie, Kathrin Golger:„Unsere Familie möchte einen Beitrag für ein breiteres Angebot an Getränkegebinden leisten. Bis 2025 planen wir, 30 Prozent unserer eigenen alkoholfreien Marken in Glas-Mehr- weggebinden zu verkaufen.“ Die Investition von 30 Millionen Euro in eine neue Glasanlage ist damit auch eine Investition in die Zukunft. ERFOLGSTRACHTENPÄRCHEN Wenn unser Unternehmer der Woche sieht, dass die da kann Almdudler ham, dann wissen die meisten Österreicher, was zu tun ist: nach Hause gehen. Heribert Thomas Klein führt das österreichische Familienunternehmen mit seiner Schwester Michaela nach wie vor erfolgreich – was ihm nun auch erneut das market-Institut bestätigte. Almdudler ist nach dem Sieg 2018 auch 2019 wieder Limonaden-Gesamtsieger und wurde mit dem „Market Quality Award“ als stärkste Limonadenmarke Österreichs ausgezeichnet. Grund genug also für das Trachtenpärchen zu jubeln und zu feiern. Mit Kräutersprudel selbstverständlich. (Foto: Almdudler/Lipiarski) HARTL INVESTIERT Peter und Roland Suter haben Hartl Haus zu einer renommierten Marke im Fertig- teilbau gemacht – und sind einer der wich- tigsten Arbeitgeber im Waldviertel. Rund 5,7 Millionen Euro investiert HARTL HAUS jetzt in den Neubau der Bautischlerei. Mit dem Spa- tenstich startet nun offiziell der Neubau des rund 5.300 m² großen Produktionsbereichs. In diesem Jahr setzt HARTL HAUS die Vergrö- ßerung des Werkgeländes im Waldviertler Echsenbach um. Mit einer zusätzlichen Pro- duktionsfläche von 5.300 m² erstreckt sich das gesamte Werksareal nun über eine Fläche von insgesamt rund 130.000 m². Zu Beginn des Jahres wurde die Geschäftsführung um Yves Suter erweitert, das Unternehmen bleibt also in Familienhand. SÜSSES JUBILÄUM Walter und Andreas Heindl feiern 65 Jahre Confiserie Heindl, was alleine schon ein Grund für eine Auszeichnung wäre. Aber dem nicht genug, blickt man doch auch auf äußerst erfolg- reiche Jahre zurück. Die süßen Spezialitäten erwirtschafteten in 31 eigenen Fachgeschäften und 2.000 Lebensmittel-­ Einzelhandelsoutlets einen Um­­ satz von 26,5 Mio. Euro – eine Steigerung von 1,5 Mio. gegen- über dem Vorjahr. (Foto: Confiserie Heindl/APA-Fotoservice/Rastegar) KAFFEEHAUSKULTUR PAR EXCELLENCE Die Kämpfer für Wiener Kaffeehaus- kultur schaffen es, mit allem, was in Angriff genommen wird, ein Vorzeigebeispiel für Wiener Gastlichkeit zu kreieren. Neben dem Flagschiff der Unternehmerfamilie, dem Café Landtmann, betreibt man auch das Café Mozart am Albertinaplatz, das Café Resi- denz in Schönbrunn, das Café Landtmann’s Parkcafé und die Hausen Station im Schloss- park Schönbrunn und das Café Museum. Was allen Etablissements gemeinsam ist: Eine Toplocation, die nicht nur die eingesessenen – und bekannt kritischen - Wiener anzieht, sondern auch Besucher aus aller Welt. Und mit dem Bootshaus an der alten Donau hat man nun 2019 den nächsten Coup gelandet.
  • 40. Benchmark40 Wissen, Wertschätzung & Wandel Mehr als 150 Jahre ist Kwizda bereits am Markt. Mittlerweile lenken die vierte und fünfte Generation das Unternehmen in die Zukunft. Über die Herausforderungen sprach „WertVoll“ mit Dr. Johann Kwizda.
  • 41. Benchmark 41 Welche drei „Zutaten“ sind die wichtigsten im Erfolgs­ rezept von Kwizda? 1. Wissen 2. Wertschätzung 3. Wandel Ich bin sicher, dass Sie dazu noch weiterführende Fragen an mich richten werden. Was hat sich in den mehr als 150 Jahren des Bestehens am meisten verändert? Was ist gleich geblieben? Mehr als 150 Jahre – exakt sind es heuer 165 Jahre. Der Gründer des Unternehmens war mein Urgroßvater, ich bin somit der Vierte, mein Sohn Johannes der Fünfte in der Gene- rationsfolge. Nach drei Pharmazeuten und aktuell zwei Kauf- leuten, die ihr Studium in Wien – ich selbst an der Hochschule für Welthandel und mein Sohn Johannes an der Wirtschafts- universität Wien und am IMD – International Institute for Management Development in Lausanne – abgeschlossen haben. Vor 150 Jahren wäre das das Ende meiner Ausführung gewesen. Heute ist das erst der Anfang. Meine beiden Töchter haben die Tradition der Vorfahren aufgenommen und an der Universität Wien ihr Studium der Pharmazie abgeschlossen. Vor 150 Jahren wäre ihnen diese akademische Ausbildung nicht möglich gewesen, die ihnen heute ein großes Spektrum an Betätigungen eröffnet. Verändert hat sich auch das Wissen in dem Bereich der Life Sciences, die vor allem die Pharmazie und die Agro Scien­ce umfassen, unsere Arbeitsgebiete, deren Wissen sich im letzten Jahrhundert exponentiell vervielfacht hat. Es verdop- pelt sich heute noch in der Zeitspanne eines universitären Studiums. Was ist gleich geblieben? Das Wissen ist das eine, aber noch viel wichtiger ist die Umset- zung dieses Wissens. Die Wertschätzung, die wir unseren Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Wissen und ihre Leis- tung entgegenbringen, für den Mehrwert, den sie innerhalb und außerhalb des Unternehmens erzielen, ist gleich hoch geblieben. Welchen Stellenwert hat das Schlagwort „Nachhaltig­ keit“ im Unternehmen? Wie äußert sich der Stellenwert, welche Maßnahmen werden gesetzt? Schlagwort „Nachhaltigkeit“: Das Wort verwenden wir heute im Zusammenhang mit Klima – Umwelt – Lebensraum – Lebensstil. Diese Gedanken sind nicht „brandneu“, jedoch weiterhin „brandaktuell“. Vor einem halben Jahrhundert hat sich bereits der „Club of Rome“ vielfach mit diesem Thema beschäftigt, welches ich selbst in meiner Diplomarbeit bzw. Dissertation „Technischer Fortschritt und seine Auswirkungen auf die Umwelt“ aufgegriffen habe. Dazu Überlegungen, die schon damals, aber speziell heute Gültigkeit haben: Das Wachstum des Wissens habe ich bereits angesprochen, das Wachstum der Bevölkerung ist eine weitere Tatsache. Im Jahr 1900 von 1 Mrd. Menschen ausgehend werden es im Jahr 2050 über 10 Mrd. Menschen sein und der Anteil der Bevölke- rung Europas von gerundet 25 % wird auf 5 % sinken. Entsprechend wächst die Bevölkerung vor allem in Amerika, Afrika und Asien. Die Rodungen der Urwälder des Amazonas, des Kongos und der Inseln Neuguinea und Java schaffen Ersatzflächen für den Anbau von Nahrungsmitteln, haben aber auch heute noch nicht absehbare Folgen für das Weltklima – Stichwort Klimawandel. Die Hälfte der Waldfläche der Erde liegt in den äquatorialen tropischen Regenwäldern. 146.000 km² dieser Tropenwälder werden jährlich zerstört und tragen zu den 15 bis 30 % der von Menschen verursachten jährlichen CO2 -Emission bei und belasten das Klima. Aber auch die Niederschlagsmengen und der Wasserkreislauf werden lokal verändert. Scheinbar lang- same Veränderungen können sich mit gegenseitigen Wech- selwirkungen aufschaukeln und zu galoppierenden Treib- hauseffekten führen. Wir sprechen hier von einem Tipping Point, der zum Auftauen der Permafrostböden durch den anthropogenen Treibhauseffekt führen kann. Klimaveränderungen hat es in den vergangenen Jahrtau- senden in Form von Eiszeiten und jahrhundertelangen Kühl- perioden immer wieder gegeben. So wurde die Völkerwande- rung, die zum Ende des Römischen Reiches (4. Jahrhundert nach Christus) maßgeblich beigetragen hat, durch eine Klima- veränderung – in diesem Fall eine Klimaabkühlung – ausgelöst. In Bezug auf Nachhaltigkeit sind wir alle als Individuen – ganz persönlich und individuell – sowie als Unternehmen ange- sprochen. Der achtsame Umgang mit allen Ressourcen for- dert uns alle. Energieeffizienz, Wiederverwertbarkeit und eine Optimierung – besser Minimierung – des CO2 -Footprints sind unser Zugang hierzu. Unter der Leitlinie „Der Gesundheit ver- bunden und der Natur verpflichtet“ stehen wir für gesunde Menschen (Pharma/Pharmahandel), gesunde Ernährung (Agro Science) und gesundes Wohnen (Abdichtungssysteme). Ich gehe davon aus, dass Sie auch an konkreten Beispielen Interesse haben. Kwizda Pharma: Ein wichtiges OTC-Präparat gegen Halsschmerzen, Husten, Heiserkeit und Entzündungen des Hals- und Rachenraumes Foto©AndrejLisakov/unsplash
  • 42. stellen wir aus Extrakten des Thymians, Salbei und Pfeffer- minzblättern her. Diese nachwachsenden Naturrohstoffe aus sorgfältig kontrolliertem Anbau werden im Wiener Pharma- werk zu Pharmazeutischen Spezialitäten für den weltweiten Vertrieb verarbeitet. Kwizda Pharmahandel mit den Divisionen Pharmadistribu- tion und Pharmagroßhandel: Durch die Vernetzung und Zusammenarbeit im Bereich Pharma Transport erfolgt die Belieferung der Apotheken mit Unterstützung von IT-SAP-Systemen mit dem Ziel, bei maxi- maler Auslastung der Liefer-Lkws auch eine optimale Routen- führung zu erreichen. Die gefahrenen Kilometer und damit auch der CO2 -Footprint werden so minimiert. Kwizda Agro: Wir entwickeln und vermarkten neue biologische Präparate für die Land- und Forstwirtschaft. Die Wirkstoffe sind einer- seits 100-prozentig recycelbare Rohstoffe bzw. extrahierte Naturfette. Bereits seit vielen Jahren wird der Vertrieb von Präparaten für den integrierten Pflanzenschutz gebündelt, durch ein gemeinsames Logistiklager und Transportunternehmen mit den maßgeblichen Handelspartnern abgewickelt. Auch hier ein Beitrag für die Minimierung des CO2 -Footprints durch optimierte Auslastung der Lkw-Zustellungen. Büsscher & Hoffmann Dichtungssysteme: Vision war das „Grüne Dach“. Produkte, die diese Idee ver- wirklicht haben, kommen weltweit auf vielen Millionen Qua- dratmetern Dachfläche zum Einsatz und leisten für den Was- serrückhalt und somit für den regionalen Wasserkreislauf einen wichtigen Beitrag. Die bereits angesprochene Minimierung des Energie- verbrauchs wird durch höhere Investitionen in der Energie- versorgung – Solartechnik – und Minimierung des Energiever- brauchs in den Produktionsprozessen erzielt. Erfolge messen wir im double-digit-Bereich. Branchen wie Pflanzenschutz und Pharma stehen oft besonders am Prüfstand. Ernährung und Gesundheit haben große Bedeutung für die Menschen, wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um? Pflanzenschutz und Pharma – Aus dem ursprünglichen Geschäftsfeld Pharmazie hat mein Vater im Jahre 1926 das Geschäftsfeld Pflanzenschutz, das sich der Gesundheit der Pflanzen widmet, weiterentwickelt. Von Beginn an sind wir der Idee des integrierten Pflanzenschutzes in tief verwur- zelter Überzeugung verpflichtet und sehen uns hier zukunfts- weisend ausgerichtet. Für die Zukunft heißt es, ausreichend gesunde Nahrungsmittel für die Bevölkerung zu produzieren und dies unter Beachtung aller Maßgaben für ein stabiles Klima, wie ich dies exemplarisch ausgeführt habe. Dazu ist es notwendig, Ackerflächen mit größter Sorgfalt im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes zu bestellen. Die Pharmaaktivitäten der Gründerapotheke „Zum Schwarzen Adler“ in Korneuburg sind heute in Kwizda Pharma (für die Produktion) und Kwizda Pharmahandel (für die Handelsakti- vitäten) gegliedert. Für die Regierung ist aktuell die Frage der Produkt- und Ver- sorgungsicherheit ein vorrangiges Thema. Wir können mit unseren Distributions- und Großhandelszentren in Nieder- österreich, Wien, Oberösterreich, Steiermark, Salzburg und Tirol als österreichischer Marktführer einen wertvollen Bei- trag leisten. Benchmark42 Foto©LouisReed/unsplash
  • 43. Benchmark 43 Sie sind mit über 1.000 Mitarbeitern ein wichtiger öster­ reichischer Arbeitgeber. Wo sehen Sie den größten gelebten Unterschied im Verhältnis Unternehmer und Arbeitnehmer, wenn man Familienunternehmen mit z. B. internationalen Konzernen vergleicht? Exakt sind es 1.255 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich glaube nicht, dass es den Unterschied Familienunternehmen zu Konzernunternehmen gibt, sondern dass es vor allem von der Ausrichtung in den jeweiligen Unternehmen abhängt und in weiterer Folge von den Führungspersönlichkeiten. Hier gilt es, die richtigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu gewinnen und zu begeistern. Die lange Zugehörigkeit vieler unserer Beschäftigten zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen uns aber noch weiter verbessern, wofür wir eine Reihe von Programmen im Einsatz haben. Aus der überschaubaren Größe unserer Betriebseinheiten ist es möglich, die persönlichen Kontakte dank flacher und effizi- enter Strukturen zu gestalten. So war es uns möglich, in allen Bereichen – Kwizda Pharma und Kwizda Pharmahandel, Kwizda Agro und Chemie – füh- rende Marktpositionen zu erarbeiten, europaweit Nieder- lassungen zu gründen und weltweit Geschäftspartner zu gewinnen. Kwizda ist seit mehreren Generationen in Familienhand. Worauf muss man besonders „aufpassen“, damit so ein Familienunternehmen funktioniert? In 165 Jahren hat ein steter Wandel stattgefunden. Ich hoffe, dass ich das für Sie entsprechend ausführen konnte. Jede Generation war durch die Ereignisse der Zeit – die zweite durch den Ersten Weltkrieg, die dritte Generation durch den Zweiten Weltkrieg und seine Nachwirkungen extrem gefor- dert. In der vierten – also meiner – Generation haben wir seit 1945 ein stetes „Aufwärts“, ein Wachstum erzielt. Die Grenze für ein Wachstum, wie wir es bisher kannten, zeichnet sich aus der Tatsache der begrenzten Ressourcen ab. Wachstum ist neu zu definieren und die Nachhaltigkeit in allen Lebensbe- reichen neu zu gestalten. Sowohl in philosophischer, sozialer, volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht wird dies für nach- folgende Generationen eine Herausforderung sein, die neue ganzheitliche Lösungen erfordern wird. Welche drei Ratschläge würden Sie einem jungen Men­ schen geben, der sich selbstständig machen will? In der Businessliteratur ist ja alles nachzulesen, worauf es ankommt. Meine Kurzantwort dazu: 1. Inspiration, 2. Transpiration, 3. Kooperation. Neues schaffen mit Freude, hart arbeiten und dies mit Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern, Partnern und Partnerinnen, die du von deiner Idee begeistern kannst, in deiner Straße, deiner Stadt, deinem Land, deinem Kontinent oder der ganzen Welt umsetzen. Aus welchen Fehlern haben Sie in Ihrem Unternehmer­ dasein am meisten gelernt? Aus allen Fehlern habe ich gelernt und mich bemüht, sie nicht ein zweites Mal zu machen. Wer nicht agiert, macht keine Fehler, gestaltet aber auch nichts Neues. Aber auch nicht alles, was heute ein Fehler zu sein, scheint ist falsch, sondern kann schlussendlich „goldrichtig“, kann also ein Mehrwert und WERTVOLL für uns alle sein. Foto©DavidBruyndonckx/unsplash
  • 44. Benchmark44 Viele Immobilien gibt es nicht mehr zu erwerben an einem der schönsten Orte der Donaumetropole. Die Gartenresidenz 11.33 in Ober St. Veit im Nobelbezirk Hietzing ist eine davon. Der charmante dörfliche Charakter des Bezirks hat es seit jeher vielen begüterten Wienern und internationalen Gästen angetan. Ausgehend von Schönbrunn erstreckt sich Hiet- zing bis zum Lainzer Wald, eines der ausgedehntesten und schönsten Erholungsgebiete der Stadt. Und dort, am Rand dieser grünen Oase, errichtet der Wiener Bauträger DaVinci ein Neubauprojekt, das kaum Wünsche offenlässt. 31 Wohnungen in allen Größen wurden von den renommierten Architekten Huss Hawlik in höchster Qualität gestaltet. Hier hört man in der Früh noch die Vögel zwitschern und genießt am Abend die Freizeit im Garten oder auf dem Balkon, wenn die Sonne die Stadt in leuchtendes Rot taucht. Man weiß, es fehlt nichts, wenn man bei geöffnetem Fenster noch dem Rauschen der Blätter im Wind lauschen kann und trotzdem alles, was man zum täglichen Leben braucht, leicht erreichbar ist. Jedes einzelne Apartment bietet Gärten, Terrassen oder Balkone, sodass das umliegende Ambiente in vollen Zügen genossen werden kann. Die Nachbarschaft kann sich ohnehin sehen lassen, die international bekannte Hermes- villa ist beispielsweise mit einem kurzen halbstündigen idyl- lischen Spaziergang erreichbar. Egon Schiele, Johann Strauss oder Sir Karl Popper wählten Ober St. Veit und Hietzing als Orte des Schaffens, man befindet sich auch heute noch in bester Gesellschaft. Die Apartments selbst wurden mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Langlebige, exklusive Holzböden schaffen die Grundlage für das wohlige, hochwertige Ambiente der ein- zelnen Wohnungen. „Edel“ beschreibt den ersten Eindruck der neuen Wohnung in der Gartenresidenz am besten. Fein- steinzeug in Bad und Toiletten, energiesparende Fenster, Smart-Home-Installationen – hier sollen keine Wünsche offenbleiben. „Viele Käufer im Premiumsegment haben natürlich auch ihre eigenen Vorstellungen. Dem tragen wir selbstverständlich so lange wie möglich auch gerne Rech- nung!“, meint Erwin Spiel, Gründer und Geschäftsführer des seit vielen Jahren erfolgreichen Bauträgerunterneh- mens DaVinci. „Mehr als 30 Jahre Erfahrung sind in dieses Projekt integriert, wir haben damit ein wirkliches Zuckerl für die Liebhaber von Immobilien in ganz besonderen Lagen geschaffen!“ Exklusiv. Ruhig. Grün.
  • 45. Benchmark 45 Informationen: www.gartenresidenz1133.at Da Vinci Group.eu Schönbrunner Schloßstraße 37A, 1120 Wien Tel.: +43 1 962 10 Fax: +43 1 962 10-99 E-Mail: office@davincigroup.eu
  • 46. Innovation46 Von Mitfahrbörsen sowie von privaten Paketsendungen, im Fachjargon Person to Person, kurz: P2P, genannt, kennt man das System bereits: Wer eine Strecke ohnehin fährt, dabei Platz im Auto hat und sich etwas dazuverdienen möchte, bietet den freien Platz auf entsprechenden Platt- formen im Internet an, sei es ein Sitzplatz für eine Person oder Platz im Kofferraum für ein Paket. So werden bereits jetzt unnötig gefahrene Kilometer eingespart. Allerdings funktioniert dieses sogenannte Crowdsourcing-System, in dem eine große Menge an Personen – die „Crowd“ – ihre Ressourcen zur Verfügung stellt, bisher nur im privaten Rahmen, also P2P. Forscher bei Fraunhofer Austria wollen es jetzt durch das von der FFG geförderte Forschungspro- jekt „StandPI“ auf den Gütertransport der Industrie, also auf den Business-to-Customer (kurz: B2C)-Bereich, erweitern. So sollen Zeit, Kosten und CO2 eingespart und der Gütertrans- port nachhaltiger gemacht werden. „Wenn ein Industrieunternehmen seine Lieferungen zu einem gewissen Teil langfristig auf die Crowd verlagern soll, dann muss zuerst klar sein, dass eine ausreichend große und stabile Transportkapazität vorhanden ist. Das heißt, dass einerseits genug Pkw auf der benötigten Strecke unter- wegs sind, dass das Paketvolumen mit dem zur Verfügung stehenden Transportvolumen des Pkw korreliert und dass die nötige Bereitschaft zum Mitmachen gegeben ist“, erklärt Alexander Gruber, Projektleiter bei Fraunhofer Austria. Aus diesem Grund starten die Forscher in der ersten Phase mit Der Lkw-Verkehr stellt bereits jetzt einen der größten CO2 -Verursacher dar. Durch den Anstieg des Onlinehandels und die große Nachfrage nach Lieferung noch am selben Tag wird sich das Problem laut Prognosen in den nächsten Jahren weiter dramatisch verschärfen. Forscher arbeiten nun an möglichen Alternativen. Eine davon ist die Einbindung von privaten Pkw in den Transport von Industriesendungen, umgesetzt durch einen Algorithmus auf der Basis von künstlicher Intelligenz. Foto©GuillaumeBolduc,unsplash Vom LKW in die Crowd
  • 47. Innovation 47 einer empirischen Studie in Form einer Umfrage, in der die wichtigsten Parameter erhoben werden: Welche Strecken werden derzeit routinemäßig befahren? Zu welcher Uhrzeit sind die Menschen am ehesten bereit, ein Paket zu trans- portieren? Welche Faktoren, wie zum Beispiel Umweltbe- wusstsein, monetäre Anreize oder gesetzliche Rahmenbe- dingungen, haben darüber hinaus einen Einfluss? Sind die Kapazität und die wichtigsten Parameter ermit- telt, steht die Entwicklung des nötigen Algorithmus am Pro- gramm. Die Forscher verwenden dafür eine künstliche Intel- ligenz, die aus vergangenen Erfahrungen, wie zum Beispiel einem Rückgang der Transporte an Feiertagen oder einer Variation bei besonderen Wettervorkommnissen, lernt. Dieser Algorithmus kann zukünftig dann in Crowdsourcing- Plattformen eingebettet werden und dafür sorgen, dass in Abhängigkeit von den aktuellen äußeren Gegebenheiten die entsprechende Menge an B2C-Transporten ohne poten- zielles Risiko stabil auf die Crowd verlagert wird. Der größte Unterschied zu bisherigen Crowdsourcing-Pro- jekten ist die Langfristigkeit. „Privatkunden im P2P-Bereich brauchen eher spontan eine Transportmöglichkeit. Wir wollen das Konzept Crowdsourcing aber in der langfristigen Planung für Unternehmern umsetzen. Dafür muss eine sta- bile Basis gegeben sein,“ erklärt Patrick Taschner, StandPI- Projektmitarbeiter bei Fraunhofer Austria. Dass diese theo- retisch vorhanden ist, sieht man in den Daten: etwa 160.000 Pkw fahren laut Studien täglich über die Tangente nach Wien. Rechnet man ihre ungenutzte Kofferraumkapazität zusammen, ergibt das das Volumen von 430 Lkw pro Tag. Allerdings muss auch die Bereitschaft zur Nutzung dieser Kapazität gegeben sein. Der finanzielle Anreiz wird als Motivation für die teilneh- menden Privatpersonen am B2C-Transport vermutlich nicht ausreichen, befürchten die Forscher. Um Nachhaltigkeit wirklich zu ermöglichen, muss die Politik Anreize setzen, sei es ein Umweltkonto, auf dem man Punkte gutgeschrieben bekommt, wenn man sich an innovativen Mobilitätskon- zepten des Güter- bzw. Personentransports beteiligt, oder sei es eine City-Maut, die nur effizient ausgenutzten Fahr- zeugen überhaupt die Einfahrt in die Stadt erlaubt. „Ohne die entsprechende Gesetzgebung ist es illusorisch, auf umweltfreundliches Verhalten zu hoffen,“ meint Projekt- leiter Alexander Gruber. „Wir stellen das Know-how und die Technik bereit, aber die Politik muss das ihre tun, wenn es zu einer realen flächendeckenden Anwendung kommen soll.“ Projektleiter Alexander Gruber Foto © Nigel Tadyanehondo, unsplash Projektleiter Alexander Gruber „Ohne die entsprechende Gesetzgebung ist es illusorisch, auf umweltfreundliches Verhalten zu hoffen.“ FRAUNHOFER AUSTRIA RESEARCH GMBH Die Fraunhofer Austria Research GmbH ist eine 100-Pro- zent-Tochter der Fraunhofer Gesellschaft und beschäftigt sich im Geschäftsbereich Produktions- und Logistikma- nagement in Wien unter dem Leitthema „Ganzheitliche Lösungen in Produktion und Logistik“ mit der Entwick- lung innovativer Lösungen für Industrieunternehmen zur Erreichung von Exzellenz in der Wertschöpfungskette. WWW.FRAUNHOFER.AT https://mobillab.wien/standpi-umfrage